GRÜNE TECHNOLOGIEN MADE IN HAMBURG: WACHSTUMSMOTOR FÜR EINE NACHHALTIGE STADT - ANALYSEN
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GRÜNE TECHNOLOGIEN MADE IN HAMBURG: WACHSTUMSMOTOR FÜR EINE NACHHALTIGE STADT
Herausgeber: Handelskammer Hamburg | Adolphsplatz 1 | 20457 Hamburg Postfach 11 14 49 | 20414 Hamburg | Telefon 040 36138-138 Fax 040 36138-401 | service@hk24.de | www.hk24.de Bearbeitung: Geschäftsbereich Innovation & Umwelt Tobias Knahl, Simone Ruschmann Titelbilder: Grafiken: Michael Holfelder Alle Grafiken © Handelskammer Hamburg Herstellung: Wertdruck GmbH & Co. KG, Hamburg Juni 2016
Vorwort Hamburg zählt zu den grünsten und gleichzeitig wirt- Im Herbst 2015 haben wir nun erneut eine Umfrage schaftlich erfolgreichsten Metropolen in Europa. Nicht durchgeführt, um die Entwicklung der GreenTech- zuletzt die Auszeichnung als Umwelthauptstadt Eu- Branche seitdem aufzuzeigen. Die Ergebnisse sind die ropas 2011 durch die Europäische Kommission hat die- Grundlage des vorliegenden Analysepapiers. Besonders sen Ruf bestätigt. Es gibt verschiedenste Projekte und erfreulich ist, dass die Anzahl der Unternehmen laut Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, unsere Stadt Umfrage seit 2012 um über 20 Prozent gestiegen ist nachhaltiger zu machen. Angefangen von den großen und demnach hochgerechnet nun bei etwa 2 500 liegt. und langfristig angelegten Vorhaben wie dem Umbau Die Zahl der Beschäftigten ist sogar um 60 Prozent auf unseres Energiesystems hin zu erneuerbaren Energien hochgerechnet insgesamt über 53 000 gestiegen. Bei bis hin zu kleineren innovativen Projekten in den Berei- der aktuellen Umfrage standen auch die Rahmen- chen Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen, nachhaltige bedingungen in Hamburg sowie mögliche Unterstüt- Mobilität oder Kreislaufwirtschaft: Die Hamburger zungsangebote der Handelskammer für die GreenTech- Betriebe sind bei vielen Projekten weit vorne mit dabei Branche im Fokus. Mit dem Standort Hamburg sind die und haben in den letzten Jahren eine Reihe von Maß- befragten GreenTech-Unternehmen überwiegend zu- nahmen durchgeführt, um zur Verringerung von frieden, Verbesserungspotenzial besteht aber beispiels- Umweltbelastungen und zur Erhöhung der Ressourcen- weise noch bei der Unterstützung durch die Politik. Die effizienz in unserer Stadt beizutragen, beispielsweise weiteren Ergebnisse finden Sie in dem vorliegenden im Rahmen der UmweltPartnerschaft Hamburg, bei der Analysepapier. Sie liefern wichtige Anhaltspunkte, um die mittlerweile über 1 000 Partner aus der Wirtschaft Potenziale und Hilfestellungen für die Branche in seit 2002 jährlich über 300 000 Tonnen CO2 einsparen, Hamburg auszuloten. oder der Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität mit derzeit über 200 Mitgliedern. Die grünen Technologien und Dienstleistungen spielen zudem für die ökologisch nachhaltige Entwicklung Die Bestrebungen von Politik, Wirtschaft und Bevöl- Hamburgs eine wichtige Rolle. Das Analysepapier kerung für eine ökologisch nachhaltige Lebens- und bietet daher im zweiten Teil einen Überblick darüber, Wirtschaftsweise haben den sogenannten grünen wo Hamburg bei dem Einsatz grüner Technologien in Technologien in den letzten Jahren ein deutliches den fünf wichtigsten Teilmärkten Energieversorgung, Wachstum beschert. Diese Produkte, Technologien und Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen, nachhaltige Dienstleistungen leisten einen entscheidenden Beitrag Mobilität sowie Abfall-, Kreislauf- und Wasserwirt- zum Umweltschutz und zur Verringerung des Ressour- schaft steht, welches Potenzial existiert und welche cenverbrauchs. Hamburg als Stadt mit ambitionierten Projekte und Initiativen derzeit verfolgt werden, um Zielen im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes und die Stadt weiter voranzubringen. einer gut vernetzten Wirtschaftsgemeinschaft ist für die Branche der grünen Technologien ein attraktiver Standort. Mit unserem Branchenporträt „Grüne Tech- Handelskammer Hamburg nologien“ aus dem Jahr 2012 hat die Handelskammer auf Basis einer Unternehmensbefragung erstmals Daten zu der Branche vorgelegt. Damals wurden im Rahmen einer Hochrechnung bereits knapp 2 000 Fritz Horst Melsheimer Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz GreenTech-Unternehmen mit über 33 000 Beschäftig- Präses Hauptgeschäftsführer ten in Hamburg ausgemacht.
5 Inhaltsverzeichnis 1 Die Ergebnisse im Überblick 7 2 Einleitung 8 3 Ergebnisse der Unternehmensbefragung 12 3.1 Teilmärkte der grünen Technologien und Tätigkeitsbereich 14 3.2 Gründungen und Anzahl der Unternehmen in Hamburg 16 3.3 Beschäftigungstrend und Umsatzprognose 17 3.4 Wichtigkeit und Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen 18 3.5 Gewünschte Unterstützungsangebote durch die Handelskammer 20 4 Einsatz grüner Technologien in Hamburg 21 4.1 Energieversorgung 21 4.1.1 Politische Rahmenbedingungen 21 4.1.2 Ausgangssituation und Entwicklungspotenziale 22 4.1.3 Projekte, Netzwerke und Initiativen 24 4.2 Energieeffizienz 25 4.2.1 Politische Rahmenbedingungen 25 4.2.2 Ausgangssituation und Entwicklungspotenziale 26 4.2.3 Projekte, Netzwerke und Initiativen 28 4.3 Nachhaltiges Bauen 28 4.3.1 Politische Rahmenbedingungen 28 4.3.2 Ausgangssituation und Entwicklungspotenziale 29 4.3.3 Projekte, Netzwerke und Initiativen 31 4.4 Nachhaltige Mobilität 31 4.4.1 Politische Rahmenbedingungen 31 4.4.2 Ausgangssituation und Entwicklungspotenziale 32 4.4.3 Projekte, Netzwerke und Initiativen 34 4.5 Abfall-, Kreislauf- und Wasserwirtschaft 35 4.5.1 Politische Rahmenbedingungen 35 4.5.2 Ausgangssituation und Entwicklungspotenziale 36 4.5.3 Projekte, Netzwerke und Initiativen 38 5 Zusammenfassung und Fazit 40 6 Weiterführende Informationen 41 7 Quellen 41 Anhang: Fragebogen, Übersicht der angeschriebenen Branchen und Berechnung der Anzahl 42 der GreenTech-Unternehmen und Anzahl der Beschäftigten Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
7 1 Die Ergebnisse im Überblick 1. Energieversorgung ist wichtigster abgeschwächt. Basierend auf den Wachstumszahlen Teilmarkt der grünen Technologien der letzten Jahre gibt es in Hamburg hochgerechnet derzeit knapp 2 500 GreenTech-Unternehmen und 50 Prozent der befragten Hamburger Unternehmen rund 53 000 Beschäftigte im GreenTech-Bereich. sind im Bereich der Energieversorgung aktiv, zu dem insbesondere die erneuerbaren Energien zählen. An zweiter Stelle steht der Teilmarkt Energieeffizienz 5. Die Unternehmen sind mit (36 Prozent). Weitere Teilmärkte sind nachhaltiges den Rahmenbedingungen Bauen, nachhaltige Mobilität sowie Abfall-, Kreislauf- in Hamburg überwiegend zufrieden und Wasserwirtschaft. Besonders positiv bewerteten die befragten Unter- nehmen die Kundennähe (61 Prozent zufrieden), die 2. Die grünen Technologien sind verkehrsinfrastrukturelle Anbindung (47 Prozent) so- dienstleistungsgeprägt wie die in Hamburg vorhandenen Netzwerke (42 Pro- zent). Am schlechtesten bewerteten die Unternehmen Knapp 80 Prozent der befragten GreenTech-Unter- die Unterstützung durch die Politik, mit dieser sind nehmen sind als Dienstleister tätig. Die wichtigsten 46 Prozent unzufrieden oder eher unzufrieden. Dienstleistungsbereiche sind Beratung sowie Projekt- entwicklung/Instandhaltung/Wartung. Im produzie- renden Gewerbe sind 24 Prozent der Unternehmen 6. Unternehmen wünschen tätig, wobei einige in beiden Sektoren aktiv sind. sich Information und Austausch von der Handelskammer 3. Die Branche blickt optimistisch Als wichtigstes Unterstützungsangebot der Handels- in die Zukunft kammer sehen die Unternehmen Informationsveranstal- tungen (60 Prozent) sowie Netzwerktreffen (59 Prozent). Sowohl bei der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen als auch bei der Umsatzentwicklung gehen die befrag- ten Unternehmen von einer positiven Entwicklung aus. 7. Verschiedenste städtische und 73 Prozent erwarten bis 2020 einen Beschäftigungs- wirtschaftsgetriebene Projekte zuwachs in ihrem grünen Geschäftszweig, 25 Prozent geben der Branche weiter Auftrieb der Unternehmen erwarten dann einen Gesamtumsatz von jeweils über 10 Millionen Euro. In den fünf großen Teilmärkten Energieversorgung, Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen, nachhaltige Mo- bilität sowie Abfall-, Kreislauf- und Wasserwirtschaft 4. Gründungsdynamik schwächt sich gibt es eine Reihe von Projekten, die zu einer nachhal- seit 2012 leicht ab tigen Entwicklung Hamburgs beitragen. Hierzu zählen beispielsweise das Energie-Großprojekt „Norddeutsche Zwischen 2007 und 2012 ist bislang die höchste Energiewende 4.0“, die UmweltPartnerschaft, die Initia- Gründungsrate im GreenTech-Bereich zu verzeichnen. tive Unternehmen für Ressourcenschutz oder die Part- Seit 2012 hat sich das Gründungsgeschehen leicht nerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität. Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
8 2 Einleitung Der Klimaschutz, die Energiewende und die Ressour- haben damit Kohle und Gas als wichtigste Energie- ceneffizienz stehen seit einigen Jahren im Fokus der träger im Strombereich abgelöst. Die Energieeffizienz Politik. Deutschland hat sich bei diesen Themen ehr- ist neben den erneuerbaren Energien die zweite Säule geizige Ziele gesetzt: Bis 2020 sollen die Treibhausgas- der Energiewende: Bis 2020 soll sich der Verbrauch emissionen gegenüber 1990 um 40 Prozent reduziert gegenüber 2008 um 20 Prozent verringern. Große werden, bis 2050 sogar um 80 bis 95 Prozent. Um Potenziale sind dabei vor allem noch im Gebäudesektor dieses Klimaschutzziel zu erreichen, setzt die Bundes- und im Verkehrsbereich vorhanden. regierung auf ein breites Spektrum an Instrumenten wie den internationalen Emissionshandel, Gesetze und Eng verbunden mit dem Ziel einer Verringerung der Verordnungen sowie Förderprogramme. CO2-Emissionen ist das Thema Ressourceneffizienz. So gehen etwa 50 Prozent der industriellen CO2-Emissio- Mit der Energiewende soll nicht nur bis 2022 der Aus- nen auf die Produktion und Verarbeitung von fünf stieg aus der Atomenergie vollzogen werden, sondern Grundstoffen zurück, nämlich Stahl, Zement, Papier, es sollen auch die CO2-Emissionen durch eine gerin- Plastik und Aluminium. Die Zunahme des weltweiten gere Nutzung fossiler Energieträger gesenkt werden. Rohstoffverbrauchs in den letzten Jahren wirft zudem Dafür werden erneuerbare Energien kontinuierlich die Frage nach einem nachhaltigeren Umgang mit Res- ausgebaut, 2020 soll ihr Anteil am gesamten Energie- sourcen auf. In Deutschland ist die Rohstoffproduk- verbrauch bei 18 Prozent liegen. Derzeit sind es knapp tivität zwischen 1994 und 2013 um 47,8 Prozent 14 Prozent. Im Stromsektor liegt der Anteil der Erneu- gestiegen, bis 2020 soll sie sich gegenüber 1994 ver- erbaren bereits bei über 30 Prozent, die Erneuerbaren doppeln. Abbildung 1: Ziele der deutschen Energie- und Klimapolitik Themenbereich Ziel Aktueller Stand Ausstieg aus der Kernenergie Komplette Stilllegung aller Atomkraft- Noch 8 AKW in Betrieb werke (AKW) bis 2022 Ausbau der erneuerbaren Energien Anteil am Bruttoendenergieverbrauch 13,7 Prozent Anteil der Erneuerbaren 2020: 18 Prozent, 60 Prozent bis 2050 am Bruttoendenergieverbrauch (Strom: 80 Prozent) (Strom: 27 Prozent) Erhöhung der Energieeffizienz Bis 2020 Senkung des Primärenergie- Senkung des Primärenergieverbrauchs verbrauchs gegenüber 2008 um um 9 Prozent gegenüber 2008 20 Prozent und bis 2050 um 50 Prozent Verringerung der CO2-Emissionen 40 Prozent weniger CO2-Emissionen Verringerung der CO2-Emissionen um im Jahr 2020 gegenüber 1990, 27 Prozent gegenüber 1990 bis 2050 minus 80 Prozent Quelle: Energiekonzept der Bundesregierung, Umweltbundesamt (Zahlen für 2014/2015) Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
9 Die Bundesregierung strebt insgesamt eine möglichst ronment Industry“ umfasst daher einen breiten Tätig- weitgehende Entkopplung des Wirtschaftswachstums keitskatalog: „The environmental goods and services vom Ressourceneinsatz sowie die Senkung der damit industry consists of activities which produce goods verbundenen Umweltbelastungen an und hat hierzu and services to measure, prevent, limit, minimise or 2012 das Ressourceneffizienzprogramm ProgRess correct environmental damage to water, air and soil, ins Leben gerufen, im März 2016 wurde die Fort- as well as problems related to waste, noise and eco- schreibung ProgRess II von der Bundesregierung systems. This includes cleaner technologies, products beschlossen. and services that reduce environmental risk and mini- mize pollution and resource use.” 1 Was sind grüne Technologien? Marktvolumen der grünen Technologien Vor dem Hintergrund dieser politischen Zielsetzungen haben die sogenannten grünen Technologien in den Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau letzten Jahren ein gewaltiges Wachstum erfahren. Sie und Reaktorsicherheit (BMUB) veröffentlicht seit eini- umfassen Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, gen Jahren einen Umwelttechnologie-Atlas, in dem die dem Schutz der Umwelt und der Minimierung des wichtige Leitmärkte und Marktpotenziale der grünen Ressourcenverbrauchs dienen. Es handelt sich also um Technologien untersucht werden. Im aktuellen Atlas eine Querschnittsbranche, die auch unter dem Begriff aus dem Jahr 2014 wird das Marktvolumen in Umwelttechnologien, CleanTech, GreenTech oder Deutschland auf 344 Milliarden Euro geschätzt, bis Umweltwirtschaft zusammengefasst wird. 2025 soll das Volumen auf 740 Milliarden Euro anstei- gen. Den grünen Technologien wird damit ein Wachs- Die Abgrenzung grüner Technologien ist schwierig, da tum von über sechs Prozent pro Jahr vorausgesagt. diese in verschiedensten Wirtschaftszweigen zu finden sind, beispielsweise im Bereich Maschinen- und An- Die GreenTech-Branche hat bundesweit etwa 1,5 Mil- lagenbau, Elektrotechnik, aber auch in den Dienstleis- lionen Beschäftigte, auch hier beträgt die erwartete tungsbranchen wie Beratung sowie Installation und Wachstumsrate über 6 Prozent bis 2018. Insgesamt lag Wartung. Die Palette von Umweltschutzgütern reicht der GreenTech-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren im Jahr 2013 bereits bei 13 Prozent, was einer Stei- Energiequellen und intelligenten Stromzählern über gerung von zwei Prozentpunkten gegenüber 2011 ent- Pumpen, Luftfilter bis hin zu Sammelbehältern für Alt- spricht. Auch weltweit wächst der Bedarf an Umwelt- stoffe. Auch bei den Dienstleistungen ist ein breites und Klimaschutztechniken sowie an Produkten, die Tätigkeitsspektrum vertreten, zum Beispiel Energie- umweltfreundlich und ressourcenschonend sind: Das beratungen, Wartung und Servicearbeiten oder der globale Marktvolumen der Umwelttechnik und Res- Handel mit umweltfreundlichen Produkten. Eine ein- sourceneffizienz beläuft sich nach Angaben des BMUB heitliche Definition wird erschwert durch die Tatsache, auf 2 536 Milliarden Euro. Mit einem Welthandelsanteil dass einerseits Güter zu den grünen Technologien von 14,8 Prozent war Deutschland im Jahr 2013 erneut zählen, die ausschließlich zu Umweltschutzzwecken größter Exporteur von Umweltschutzgütern. entwickelt wurden, andererseits auch solche, die nur potenziell dem Umweltschutz dienen und auch andere Funktionen erfüllen können. 1 Organisation for Economic Cooperation and Development: Die Definition der Organisation für wirtschaftliche The environmental goods and services industry. Manual for data Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) der „Envi- collection and analysis 1999 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
10 Abbildung 2: Weltweites Marktvolumen der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz 2013 Leitmarkt Marktvolumen weltweit und Weltmarktanteil Deutschlands Energieeffizienz 100 Milliarden Euro (Weltmarktanteil: 12 Prozent) Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energien 73 Milliarden Euro (Weltmarktanteil: 17 Prozent) Nachhaltige Mobilität 53 Milliarden Euro (Weltmarktanteil: 17 Prozent) Nachhaltige Wasserwirtschaft 53 Milliarden Euro (Weltmarktanteil: 11 Prozent) Rohstoff- und Materialeffizienz 48 Milliarden Euro (Weltmarktanteil: 13 Prozent) Kreislaufwirtschaft 17 Milliarden Euro (Weltmarktanteil: 17 Prozent) Quelle: GreenTech made in Germany 4.0. – Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Grüne Technologien und beispielsweise in traditionellen Wirtschaftsbereichen Green Economy durch Ressourcenschonung und Energieeffizienz zur Modernisierung bei und setzen Impulse für technische Die grünen Technologien spielen nicht nur aufgrund Innovationen sowie den Erhalt von Wettbewerbsfähig- ihres wachsenden Marktvolumens eine wichtige Rolle. keit und Arbeitsplätzen. Durch die Förderung des Aufgrund ihres breiten Einsatzes in verschiedensten Umwelt- und Klimaschutzes vor Ort verbessern grüne Branchen werden sie auch als Wegbereiter einer Technologien die Umwelt- und Lebensqualität von „Green Economy“ gesehen. Die Green Economy orien- Wirtschaftsstandorten und unterstützen damit eine tiert sich an einer mit Natur und Umwelt in Einklang nachhaltige Entwicklung. stehenden, innovationsorientierten Volkswirtschaft, die ökologische Risiken begrenzt und wirtschaftliche Chancen nutzt. Ziel ist die zunehmende Entkoppelung Grüne Technologien in Hamburg von Wirtschaftswachstum und steigendem Ressour- cenverbrauch. Sie steht in einem engen Zusammen- Hamburg hat sich spätestens mit mit der Auszeich- hang mit dem internationalen Leitbild der nachhal- nung als Umwelthauptstadt Europas im Jahr 2011 als tigen Entwicklung. In einer Green Economy geht es grüne Metropole positioniert. In allen Bewertungs- insbesondere darum, Emissionen zu vermeiden, den kategorien der EU-Kommission wie Klimaschutz, Mobi- Einsatz nicht erneuerbarer Ressourcen zu senken, eine lität, Luftqualität, Wasserverbrauch und Flächennut- noch effizientere Nutzung von Energie, Rohstoffen zung lag Hamburg im oberen Bewertungsbereich. Die und anderen natürlichen Ressourcen zu erreichen, Stadt hat sich im Bereich Klimaschutz zudem eigene, nicht erneuerbare Ressourcen durch nachhaltig an die europäischen und bundesdeutschen Vorgaben erzeugte erneuerbare Ressourcen kontinuierlich zu angelehnte Ziele gesetzt. Laut Hamburger Klimaplan ersetzen sowie eine stärker auf erneuerbaren Energien aus dem Jahr 2015 sollen bis 2020 rund zwei Millionen basierende Energieversorgung anzustreben. Die grünen Tonnen CO2-Emissionen im Vergleich zu 2012 ein- Technologien leisten mit ihren Produkten, Verfahren gespart werden Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen in und Dienstleistungen einen Beitrag zur Lösung ökolo- Hamburg halbiert werden. Die Pro-Kopf-Emissionen gischer Herausforderungen, ohne dabei Wirtschaft- von derzeit 10,2 Tonnen sollen hierzu bis 2020 auf lichkeitsaspekte aus den Augen zu verlieren. Sie tragen neun Tonnen reduziert werden, bis 2030 auf sechs Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
11 Tonnen. Um diese Ziele zu erreichen, werden in ver- diesen fünf Themenbereichen derzeit steht und welche schiedenen Sektoren Maßnahmen durchgeführt, bei- Projekte und Initiativen in der Hansestadt derzeit spielsweise im Gebäudebereich, bei der Energieversor- durchgeführt werden, um durch grüne Technologien gung und bei der Mobilität. Das Thema Green Economy eine nachhaltige Entwicklung voranzubringen. spielt bei diesen Zielsetzungen eine besondere Rolle. Die Wirtschaft soll sich zukünftig noch stärker daran orientieren, wie „betriebswirtschaftliche Abläufe, Strukturen und Produkte so innovativ gestaltet wer- den, dass einerseits Umwelt und Ressourcen geschont werden, andererseits zukunftsfähiges wirtschaftliches Wachstum erreicht wird“.2 Bereits im Jahr 2012 hat die Handelskammer eine erste Erhebung zum Stand der grünen Technologien in Hamburg durchgeführt und daraus ein „Branchen- porträt grüne Technologien“ entwickelt. Im Rahmen einer Unternehmensumfrage wurden Entwicklungen und Trends der Branche ermittelt. Eine Hochrechung auf Basis der Unternehmensumfrage ergab damals knapp 2 000 Unternehmen, die der GreenTech-Branche zuzuordnen waren. Die befragten Unternehmen waren bezüglich ihrer zukünftigen Entwicklung sehr positiv eingestellt. So erwarteten sie bis 2016 einen durch- schnittlichen Beschäftigtenzuwachs um 40 Prozent.3 Ein Viertel der Befragten prognostizierte ein Umsatz- volumen von insgesamt über 10 Millionen Euro in 2016. Aufgrund der großen Dynamik bei den grünen Tech- nologien haben wir nun im Herbst 2015 erneut eine Umfrage bei unseren Mitgliedsunternehmen durchge- führt. Bei dieser standen nicht nur die Entwicklungen und Trends der Branche selbst, sondern auch die Ein- schätzung der Rahmenbedingungen in Hamburg im Mittelpunkt. Im Folgenden werden die Ergebnisse die- ser Umfrage vorgestellt und daraus Handlungsemp- fehlungen für die Politik abgeleitet. Dabei werden die fünf Teilmärkte Energieversorgung, Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen, nachhaltige Mobilität sowie die Abfall-, Kreislauf- und Wasserwirtschaft betrachtet. In einem zweiten Teil wird aufgezeigt, wo Hamburg bei 2 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg: Hamburger Klimaplan, Drucksache 21/2521 S. 14 3 Vgl. Handelskammer Hamburg: Branchenporträt grüne Technologien 2012 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
12 3 Ergebnisse der Unternehmensbefragung Methodik der Befragung nologien befasst sein können (potenzielle GreenTech- Branchen wie zum Beispiel Maschinen- und Anlagen- Unsere Handelskammer hat im September und Oktober bau, technische Dienstleistungen), insbesondere durch 2015 eine Onlinebefragung von Hamburger Unter- Aufruf zur Teilnahme an der Umfrage per Mail sowie nehmen durchgeführt. Um möglichst viele GreenTech- durch einen Hinweis auf unserer Webseite. Zur Ab- Unternehmen zu erreichen, wurden einerseits Unter- grenzung von definitiven und potenziellen GreenTech- nehmen angeschrieben, deren Tätigkeitsschwerpunkt Branche siehe Abbildung 3. Angeschrieben wurden eine Befassung mit grünen Technologien nahe legt ausschließlich ins Handelsregister eingetragene Un- (definitive GreenTech-Branchen wie zum Beispiel ternehmen dieser Branchen. Die angeschriebenen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien). An- Wirtschaftszweige decken sich mit denjenigen der dererseits haben wir weitere Branchen zur Teilnahme Umfrage 2012. eingeladen, die potenziell mit dem Thema grüne Tech- Abbildung 3: Definitive und potenzielle GreenTech-Branchen Potenzielle GreenTech-Branchen: Abfallbeseitigung Handel Baubranche Beispiele für definitive GreenTech-Branchen: Forschung und Im Bereich Energieversorgung, z.B. Industrie- und Entwicklung Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, Produktdesign Information und Herstellung und Installation von Solarzellen und Hochschulen Kommunikation -modulen, Windrädern, Windkraftanlagen Im Bereich Energieeffizienz, z.B. Energieberatung Verkehr und Architektur- und Im Bereich nachhaltiges Bauen, z.B. Logistik Ingenieurbüros Dämmung gegen Kälte und Wärme Im Bereich nachhaltige Mobilität z.B. Herstellung von und Handel Unternehmens- Finanz- und Kreditinstitute, mit Elektro-, Gas- und Hybridfahrzeugen beratungen Finanzdienstleister Im Bereich Abfall-, Kreislauf- und Wasserwirtschaft z.B. Wasserversorgung Maschinen- und Abfallbehandlung, Recycling, Ingenieurbüros Anlagenbau für Abfalltechnik und Entsorgung, Abwasserentsorgung sonstige Energieversorgung Verarbeitendes Gewerbe Quelle: eigene Darstellung © Handelskammer Hamb rg 201 Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
13 Es wurden insgesamt 10 576 Unternehmen ange- aber nicht zwangsläufig auch tatsächlich im Bereich schrieben. Insgesamt haben sich 325 an der Umfrage grüne Technologien tätig sind. Im Vergleich zur Um- beteiligt (Rücklaufquote 3,1 Prozent). Die niedrige frage für das Branchenporträt grüne Technologien aus Rücklaufquote erklärt sich insbesondere damit, dass dem Jahr 2012 haben sich 20 Prozent mehr Unterneh- zwei Drittel der angeschriebenen Unternehmen zwar men an der Umfrage beteiligt (2012: 280). in potenziellen GreenTech-Branchen zu finden sind, Abbildung 4: Branchenverteilung der angeschriebenen Unternehmen Angabe in Prozent Gew Produzierendes Gewerbe (inklusive Energieversorgung Energ und Bau) 15,0 % 4,0 % sonstige Dienstleistungen 24,0 Verkeh Lagerei, Handel, Instandhaltung Verkehr, und Reparatur von Kraftfahrzeugen 2,0 % Information und Kommunikation 19,0 % Unternehmensberatungen 28,0 % Architektur- und Ingenieurbüros, technische, chemische Untersuchung 12,0 % physikalische und che Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015; n=10 576, vollständige Branchenliste siehe Anhang 2 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
14 3.1 Teilmärkte der grünen stark vertreten. An dritter und vierter Stelle folgen die Technologien und Tätigkeitsbereich Bioenergie mit 15 Prozent sowie der Bereich Energie- speicherung mit zwölf Prozent. Bei der Einordnung der Umfrageteilnehmer in die fünf Teilmärkte war eine Mehrfachnennung möglich. Der Befragt nach ihrer Tätigkeit im Bereich der grünen größte Teilmarkt ist mit 50 Prozent der Befragten die Technologien (bei Mehrfachnennung), ordnet sich der Energieversorgung. Das zweithäufigste Tätigkeitsfeld überwiegende Teil der Umfrageteilnehmer im Dienst- ist der Bereich Energieeffizienz (36 Prozent der Um- leistungssektor ein (77 Prozent), 24 Prozent sind in frageteilnehmer). Etwa ein Fünftel der Unternehmen der Produktion tätig. Die am häufigsten vertretenen befasst sich mit den Themen nachhaltiges Bauen Dienstleistungsbereiche (bei Mehrfachnennung) sind beziehungsweise nachhaltige Mobilität (22 bzw. 21 Beratung (47 Prozent der Befragten) sowie Projekt- Prozent), 18 Prozent mit der Abfall-, Kreislauf- und entwicklung/Instandhaltung/Wartung (31 Prozent). Wasserwirtschaft. 16 Prozent sind in der Forschung und Entwicklung tätig, 15 Prozent im Bereich IT-Dienstleistungen. Ein Im größten Teilmarkt Energieversorgung war eine gleich hoher Anteil hat keine Spezifizierung angegeben weitere Ausdifferenzierung möglich. Am stärksten in beziehungsweise anderweitige Dienstleistungen wie diesem Teilmarkt vertreten sind die erneuerbaren Ener- zum Beispiel Marketing oder Personal. 13 Prozent sind gien, angeführt von der Windenergie mit 21 Prozent im Bereich Investments/Finanzierung/Versicherungen der in der Energieversorgung tätigen Umfrageteil- aktiv. nehmer. Auch die Sonnenenergie ist mit 19 Prozent Abbildung 5: Auf welchem der folgenden Gebiete im Bereich grüne Technologien ist Ihr Unternehmen aktiv? Angabe in Prozent (Mehrfachnennung möglich) Energieversorgung 49,5 4 % Energieeffizienz 35,7 % nachhaltiges Bauen 21,8 % nachhaltige Mobilität 21,2 % Abfall-, Kreislauf- und Wasserwirtschaft 18,2 8 % keine Angabe 10,2 % 0 10 20 30 40 50 Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015; n= 325 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
15 Abbildung 6: Aktivitätsbereiche im Teilmarkt Energieversorgung Angabe in Prozent (Mehrfachnennung möglich) Windenergie 21,1 % Sonnenenergie 19,3 1 % Bioenergie 15,0 % Energiespeicherung 11,6 % Energieverteilung/-handel 9,5 % Wasserkraft 6,4 % Geoenergie 4,0 % 0 5 10 15 20 25 Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015; n= 161 © Handelskammer Hamburg 2016 Abbildung 7: Welche Tätigkeiten übt Ihr Unternehmen im Bereich der grünen Technologien aus? Angabe in Prozent (Mehrfachnennung möglich) Produktion 23,7 % Dienstleistungen allgemein 77,2 % Beratung 47,1 4 % Projektentwicklung/Installation/Wartung 30,5 % Spezifizierung Forschung und Entwicklung 16,0 , % der IT-Dienstleistungen 14,5 % Dienstleistungen Sonstiges/keine Spezifizierung 14,5 % Investments/Finanzierung/ Versicherung 12,6 % keine Angabe 117,5 % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015; n= 325 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
16 3.2 Gründungen und Anzahl Bereich grüne Technologien beantwortet. Bei diesen der Unternehmen in Hamburg Unternehmen wurde auf Basis ihres Anteils grüner Technologien am Gesamtumsatz eine Unterscheidung Anhand der Beschäftigten- und der Umsatzzahlen in drei Kategorien vorgenommen (Unternehmen mit lässt sich feststellen, ob die Unternehmen grüne Tech- grünem Kerngeschäft, Unternehmen mit grünem nologien als Kerngeschäft haben (100 Prozent Anteil Geschäftsanteil, keine Angabe zur Umsatzverteilung). der grünen Technologien am Umsatz bzw. an den Anhand dieser Daten ergibt sich eine Übersicht der Beschäftigten) oder ob die grünen Technologien ledig- Gründungen/Aktivitätsstarts im Bereich grüne Tech- lich ein Geschäftszweig des Unternehmens sind: nologien für diese drei Kategorien. 34 Prozent der befragten Unternehmen haben dem- nach, gemessen am Umsatz, ein grünes Kerngeschäft, Demnach hat über die Hälfte der 186 Umfrageteilneh- 40 Prozent haben grüne Geschäftszweige. Bei diesen mer ihre Aktivtäten im Bereich grüne Technologien Unternehmen liegt der Anteil der grünen Technologien nach 2007 begonnen. Zwischen 2007 und 2012 ist der am gesamten Umsatz durchschnittlich bei 16 Prozent. höchste Anstieg an Unternehmensgründungen zu ver- Nach eigener Einschätzung der Unternehmen wird sich zeichnen (Anstieg um 86 Prozent) Seitdem hat sich die dieser Anteil bis 2020 im Durchschnitt auf über 27 Pro- Gründungsdynamik etwas abgeschwächt. 23 Prozent zent erhöhen. 26 Prozent machten keine Angabe zu der Unternehmen sind erst seit dem Jahr 2012 aktiv. ihrer Geschäftsaufteilung. Der Anteil der Unternehmen mit grünem Kerngeschäft und derjenigen mit grünem Geschäftszweig halten Die grünen Technologien sind eine noch junge Branche sich dabei fast die Waage, grüne Geschäftszweige sind mit einer hohen Gründungsdynamik. 186 Unterneh- etwas öfter vorhanden. men haben die Frage nach ihrem Aktivitätsstart im Abbildung 8: Aktivitätsstart der Unternehmen im Bereich grüne Technologien Anzahl kumuliert 200 Unternehmen mit grünem Kerngeschäft 63 150 Unternehmen mit grünem Geschäftszweig keine Angabe zur Umsatzverteilung 47 100 75 63 25 50 18 36 24 48 11 41 8 10 7 15 20 6 0 3 bis 1992 1997 2002 2007 2012 2015 Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015; n= 186 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
17 Die Hochrechnung auf Basis der Unternehmensbefra- 3.3 Beschäftigungstrend und gung aus dem Jahr 2012 ergab damals knapp 2 000 Umsatzprognose GreenTech-Unternehmen in Hamburg. Geht man von dieser Grundlage und von der oben genannten Wachs- Die Beschäftigtenentwicklung lässt auf eine positive tumsrate 2012 bis 2015 von 23 Prozent aus, so sind Entwicklung der grünen Technologien schließen: Ins- in Hamburg derzeit knapp 2 500 Unternehmen im gesamt ist die Mitarbeiterzahl der befragten Unterneh- Bereich grüne Technologien tätig (Berechnung siehe men bei den grünen Technologien von 2012 bis 2015 Anhang 3). Aufgrund der vielfältigen Tätigkeitsbereiche um 60 Prozent gestiegen. Die Umfrageteilnehmer und der unterschiedlichen Geschäftsausrichtung – also hatten im Jahr 2012 zusammengerechnet knapp 2 200 grünes Kerngeschäft versus nur einzelne grüne Ge- Beschäftigte im GreenTech-Bereich, 2015 knapp 3 500. schäftszweige sowie Herstellung definitiver versus nur potenzieller Umweltschutzgüter – ist eine abschlie- In der Umfrage aus dem Jahr 2012 wurde bis 2016 ßende Anzahl jedoch schwer zu ermitteln. Hinzu lediglich von einem Beschäftigtenzuwachs von 40 Pro- kommt die Frage nach dem „Zugehörigkeitsgefühl“ zent ausgegangen; das heißt dass die Branchen laut zu der GreenTech-Branche, insbesondere wenn das aktueller Umfrage in den letzten Jahren in Bezug auf Haupttätigkeitsfeld in einer anderen Branche liegt. die Beschäftigten deutlich stärker gewachsen ist als angenommen. Bis 2020 rechnen zudem 73 Prozent mit steigenden Beschäftigungszahlen, nur drei Unterneh- men erwarten sinkende Mitarbeiterzahlen. Insgesamt prognostizieren die Unternehmen bis 2020 ein weite- res Beschäftigungsplus von 40 Prozent. Abbildung 9: Wie viele Beschäftigte hat Ihr Unternehmen in Hamburg im Bereich grüne Technologien? Rückblick 2012 – Stand 2015 – Ausblick 2020 Angabe in Prozent nach Beschäftigtengrößenklassen 100 3,7 % 5,2 % über 50 Mitarbeiter 9,6 % 9,1 % 14,1 % 10 bis 49 Mitarbeiter 80 0 bis 9 Mitarbeiter 27,0 % 60 87,2 % 40 80,7 % 63,5 % 20 0 2012 2015 2020 (n = 164) (n = 192) (n = 178) Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
18 Abbildung 10: Wie hoch ist der Umsatz Ihres Unternehmens? Rückblick 2012 – Stand 2015 – Ausblick 2020 Angabe in Prozent nach Umsatzgrößenklassen 100 1,4 % über 50 Millionen Euro 8,0 % 8,0 % 8,6 % 5,1 % 10 Millionen bis 50 Millionen Euro 16,8 % 80 21,4 % 500 000 bis 10 Millionen Euro bis 500 000 Euro 43,8 % 60 55,8 % 40 68,6 % 43,2 % 20 19,5 % 0 2012 2015 2020 (n = 70) (n = 176) (n = 113) Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015 © Handelskammer Hamburg 2016 Das Wachstum zeigt sich auch bei der Einteilung in Auch beim Gesamtumsatz zeigt sich ein positiver Beschäftigtengrößenklassen: Im Jahr 2012 hatten nur Trend: 2012 lag der Umsatz von 69 Prozent der Unter- 12,8 Prozent der Befragten über neun Mitarbeiter im nehmen bei unter 500 000 Euro, 2015 waren nur noch Bereich der grünen Technologien, 2015 sind es bereits 43 Prozent unter dieser Marke. Vier von fünf Unter- über 19 Prozent. Über 36 Prozent der Unternehmen nehmen (80 Prozent der Umfrageteilnehmer) gehen gehen davon aus, 2020 mehr als neun Mitarbeiter im davon aus, 2020 über eine halbe Million Euro Umsatz Bereich grüne Technologien zu beschäftigen. zu haben. Ein Großteil der Unternehmen (56 Prozent) rechnet in fünf Jahren mit einem Umsatz zwischen Im Branchenporträt „Grüne Technologien“ aus dem 500 000 Euro und 10 Millionen, knapp 25 Prozent mit Jahr 2012 wurden nach einer Hochrechnung 33 400 einem Umsatz von über 10 Millionen (jeweils Gesamt- Beschäftigte im GreenTech-Bereich ermittelt. Nimmt umsatz für alle Geschäftszweige). man diese Zahl sowie die sich aus der aktuellen Umfrage ergebende Wachstumsrate von 60 Prozent Von denjenigen Unternehmen, die nur einen grünen als Basis für die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen Geschäftszweig haben (also keine 100 Prozent Umsatz von 2012 bis 2015, so sind heute in Hamburg etwa im Bereich grüne Technologien), rechnen 57 Prozent 53 000 Menschen im GreenTech-Bereich tätig (Berech- mit einem höheren Anteil der grünen Technologien am nung siehe Anhang 3). Aufgrund der Schwierigkeit, Umsatz im Jahr 2020 gegenüber 2015, 14 Prozent GreenTech-Unternehmen und grüne Geschäftstätig- rechnen mit weniger Umsatz. keiten insgesamt zu erfassen, ist jedoch auch hier – wie bei der Anzahl der GreenTech-Unternehmen – eine abschließende Aussage schwierig. Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
19 3.4 Wichtigkeit von und Zufriedenheit Eher eine untergeordnete Rolle spielen für die grünen mit den Rahmenbedingungen in Technologien in Hamburg das Angebot an Gewerbe- Hamburg und Büroflächen (56 Prozent halten diese Rahmen- bedingung für unwichtig oder eher unwichtig). Bei der Die wichtigsten Rahmenbedingungen für Hamburger verkehrsinfrastrukturellen Anbindung halten sich die Unternehmen im Bereich grüne Technologien sind das Einschätzungen die Waage: 38 Prozent bewerten diese Nachfragevolumen (80 Prozent der befragten Unter- als sehr wichtig oder wichtig, 40 Prozent als eher nehmen halten dies für sehr wichtig oder wichtig), die unwichtig oder unwichtig. Unterstützung durch die Politik sowie die Fachkräfte- verfügbarkeit (jeweils 67 Prozent sehr wichtig bzw. Am zufriedensten sind die befragten Unternehmen mit wichtig). Rund die Hälfte der Unternehmen schätzt der Nähe zu Kunden (61 Prozent sehr zufrieden oder Netzwerke, Cluster, Verbände und Kooperationen als zufrieden) sowie mit der verkehrsinfrastrukturellen wichtig ein (56 Prozent), 52 Prozent die Nähe zu Kun- Anbindung (47 Prozent). Auch bei dem Kontakt zu den sowie Finanzierungsmöglichkeiten. Die Unterstüt- Hochschulen/Forschungseinrichtungen, Netzwerken, zung der Handelskammer halten 45 Prozent für sehr Clustern, Verbänden und Kooperationen, dem Nach- wichtig oder wichtig. fragevolumen, den Finanzierungsmöglichkeiten sowie Abbildung 11: Wichtigkeit von und Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen in Hamburg Durchschnittswerte in Schulnoten von 1 bis 5 ausgedrückt 5 Nachfragevolumen Fachkräfteverfügbarkeit Netzwerke/Cluster/Verbände/ Kooperationen verkehrsinfrastrukturelle Anbindung 4 Angebot an Gewerbe-/Büroflächen Nähe zu Kunden Finanzierungsmöglichkeiten Kontakt zu Hochschulen/ Forschungseinrichtungen Zufriedenheit Unterstützung durch die Politik 3 Unterstützung durch die Handelskammer Zufriedenheit 1 = sehr zufrieden 5 = unzufrieden 2 Wichtigkeit 1 = sehr wichtig 5 = unwichtig 1 1 2 3 4 5 Wichtigkeit Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015; n = 264 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
20 dem Angebot an Büro- und Gewerbeflächen überwie- In Schulnoten von eins bis fünf umgerechnet ergibt gen die positiven Bewertungen. Bei der Unterstützung sich für die Rahmenbedingungen eine Bewertungsma- durch die Handelskammer und der Fachkräftever- trix (siehe Abbildung 11). fügbarkeit halten sich die Bewertungen die Waage: 26 Prozent empfinden die Unterstützung der Handels- kammer als zufriedenstellend, 29 Prozent als „teils, 3.5 Gewünschte Unterstützungs- teils“. 22 Prozent sind eher unzufrieden beziehungs- angebote durch die Handelskammer weise unzufrieden. Auch die Fachkräfteverfügbarkeit schätzen 33 Prozent als zufriedenstellend ein, genauso Als wichtigstes Unterstützungsangebot der Handels- viele gaben „teils, teils“ an. kammer sehen die Unternehmen im Bereich grüne Technologien Informationsveranstaltungen (60 Pro- Die negativste Bewertung ergibt sich für die Unter- zent) sowie Netzwerktreffen (59 Prozent). Jeweils über stützung durch die Politik: 46 Prozent der Befragten 40 Prozent der Befragten halten Seminare und Work- sind mit dieser Rahmenbedingung eher unzufrieden shops sowie einen jährlichen Branchentreff für sinnvoll. beziehungsweise unzufrieden. Als zufriedenstellend Knapp einem Drittel der Unternehmen helfen Informa- bewerten sie nur 34 Prozent. Bezüglich der Zufrieden- tionen auf der Handelskammer-Webseite, 19 Prozent heit mit den Rahmenbedingungen gibt es in den fünf Flyer zur Branche. Unter „Sonstiges“ nannten einzelne Teilmärkten kaum Unterschiede. Unternehmen Wünsche wie beispielsweise die Ausrich- tung einer Messe in der Handelskammer sowie eine Publikation mit guten Beispielen aus der Branche. Abbildung 12: Welche Unterstützungsangebote im Bereich grüne Technologien wünschen Sie sich von der Handelskammer? Angabe in Prozent (Mehrfachnennung möglich) Informationsveranstaltungen 60,0 % Netzwerktreffen 58,7 % 58 Seminare und Workshops 44,9 % jährlicher Branchentreff 42,2 % Informationen auf der Handelskammer-Homepage 27,1 7 % Flyer zur Branche 18,7 % Sonstiges 10,2 % 0 10 20 30 40 50 60 70 Quelle: Umfrage Handelskammer Hamburg 2015; n= 225 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
21 4 Einsatz grüner Technologien in Hamburg Mit der Umfrage ergibt sich ein Bild, wo die Unter- 4.1.1 Politische Rahmenbedingungen nehmen aus der Branche der grünen Technologien in Hamburg derzeit stehen und wie sie die Rahmen- Die Hamburger Energiepolitik wird wesentlich von den bedingungen einschätzen. Darüber hinaus spielen die Zielvorgaben der Europäischen Union und der Bundes- grünen Technologien auch für die Weiterentwicklung politik zum Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Hamburgs eine wichtige Rolle. Denn je ausgeprägter den zu diesem Zwecke eingeführten Instrumenten wie sie eingesetzt werden, desto nachhaltiger wird die das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bestimmt. Stadt. Vor diesem Hintergrund wird im nächsten Kapi- Auch im Wärmebereich gibt es seit einiger Zeit Vorga- tel für die in der Umfrage abgefragten Teilmärkte ein ben, um den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen, Überblick gegeben, wo Hamburg heute steht, durch insbesondere durch das Erneuerbare-Energien-Wär- welche Vorgaben und Instrumente die Politik hierbei megesetz (EEWärmeG). Darüber hinaus hat Hamburg geprägt wird und welche Projekte und Initiativen in seit einigen Jahren eigene Ansätze entwickelt, um den Teilmärkten derzeit realisiert werden. Klimaschutz und Energiewende voranzubringen: Das Klimaschutzgesetz aus dem Jahr 1997 legt die Leit- planken für die weitere Entwicklung der Energiever- 4.1 Energieversorgung sorgung fest. Das Gesetz sieht vor, dass Energie mit einem möglichst geringen Verbrauch an nicht erneu- Der erste Teilmarkt umfasst die Bereiche Energiever- erbarer Energie oder durch erneuerbare Energie unter sorgung, -speicherung, -verteilung und -handel. Bei der weitgehender Vermeidung von Emissionen erbracht Energieversorgung spielen insbesondere die erneuer- wird. Die Wärmeversorgung soll vorrangig aus Kraft- baren Energien eine zentrale Rolle, aber auch der um- Wärme-Kopplung, aus Abwärmenutzung oder aus weltschonende Einsatz fossiler Energien, zum Beispiel erneuerbaren Energien erfolgen. Zudem wurden Maß- in Blockheizkraftwerken, Gas- und Dampfturbinen- nahmen zum sparsamen Einsatz von Energie definiert. kraftwerken oder im Rahmen der Abwärmenutzung aus Industriebetrieben. Durch die schwankende Einspeisung Seit 2007 hat die Stadt mehrere Konzepte zum Thema erneuerbarer Energien entsteht ein höherer Bedarf nach Klimaschutz erstellt (2007-2012: Klimaschutzkonzept, Speichern, um die zeitlichen und räumlichen Unter- 2013 bis 2015: Masterplan Klimaschutz). Seit Ende schiede von Angebot und Nachfrage auszugleichen. 2015 gilt der Hamburger Klimaplan, der erstmals Maß- Durch den Ausbau erneuerbarer Energien wird zudem nahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den die Energieverteilung vor neue Herausforderungen ge- Klimawandel (Mitigation und Adaptation) umfasst. Der stellt: Die Stromnetzbetreiber müssen Spannung und Ausbau der erneuerbaren Energien ist hierbei ein zen- Frequenz auch bei hoher Volatilität stabil halten. Dies traler Aspekt zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Ziel macht eine zunehmende Netz- beziehungsweise Sys- ist es, den Strombedarf Hamburgs bis im Jahr 2050 temsteuerung notwendig. Durch einen reibungslosen maßgeblich durch erneuerbare Energien zu decken, Netzbetrieb lassen sich schließlich Effizienzverluste bei wobei es bislang kein gesamtstädtisches Ausbaukon- der Übertragung vermindern. Netzbetreiber setzen hier- zept gibt. zu Informations- und Kommunikationstechnologien, Regelungstechnologien für Netz und Anlagen sowie zunehmend auch Mess- und Verbrauchsysteme ein, um eine intelligente Netzsteuerung zu erreichen. Zum Bereich Energiehandel zählen insbesondere Ökostromanbieter. Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
22 Im Jahr 2013 wurde im Rahmen eines Volksentscheids 4.1.2 Ausgangssituation in Hamburg der Rückkauf der Energienetze durch die Stadt be- und Entwicklungspotenziale schlossen. Seit 2014 befindet sich das Stromnetz voll- ständig in städtischer Hand und wird von der Strom- Bei der Stromerzeugung setzt Hamburg bislang vor- netz Hamburg GmbH betrieben. 2018 soll das Gasnetz wiegend auf fossile Energieträger. Über zwei Drittel und 2019 das größte Fernwärmesystem rekommuna- des Stroms wurden 2014 durch Kohle erzeugt, knapp lisiert werden. Durch den Rückkauf soll die Stadt aus 15 Prozent durch Gas. Der Anteil erneuerbarer Ener- Sicht der Volksentscheid-Initiatoren energiepolitischen gien an der Stromerzeugung lag bei zwölf Prozent, Einfluss zurückgewinnen und einen größeren Gestal- Hamburg liegt damit unter dem bundesdeutschen tungsspielraum bei der Umsetzung der Hamburger Durchschnitt von 30 Prozent. Wichtigster regenerati- Energiewende erhalten. Während das Strom- und das ver Energieträger ist Biomasse (4 Prozent), gefolgt von Gasnetz über das Energiewirtschaftsgesetz einer strengen Wind (2,1 Prozent) und biogenen Abfällen (2,1 Pro- technischen und finanziellen Regulierung durch die zent). Während Deutschland seit Jahren mehr Strom Bundesnetzagentur unterliegen, gibt es im Bereich der exportiert als importiert, ist der Stromaustauschsaldo Fernwärme einen größeren Gestaltungsspielraum. in Hamburg positiv. Aufgrund des Status als Stadtstaat Wenngleich die Fernwärmeversorgung nur rund ein steht Hamburg aber auch nur ein begrenztes Flächen- Fünftel der gesamten Wärmeversorgung ausmacht, so potenzial für die Energieerzeugung zur Verfügung. steht sie daher aktuell im Fokus der politischen Diskussion. Von vielen Experten wird jedoch eher eine gesamtstädtische Wärmestrategie oder ein Wärme- konzept gefordert. Abbildung 13: Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Hamburg 2014 Angabe in Prozent Mineralöle 0,4 % Gase 14,9 % Abfälle (nicht biogen) 2,1 % sonstige Energieträger 1,7 % Biogas 1,7 % Klärgas 1,6 % erneuerbare Biomasse 4,0 % Energien 12,2 % Abfälle (biogen) 2,1 % Kohle 68,8 % Photovoltaik 0,7 % Windenergie 2,1 % Quelle: Statistikamt Nord © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
23 Abbildung 14: Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung in Hamburg Angabe in Prozent 25 20 17,9 % 17,1 % 16,1 % 16,5 % 15,3 % 15 13,8 % 13,6 % 12,8 % 12,2 % 9,4% 10 8,6 % 7,7 % 5 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quellen: Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder, Band 1, Ausgabe 2015 sowie destatis © Handelskammer Hamburg 2016 Abbildung 15: Anteile der Energieträger an der Wärmeversorgung in Hamburg 2011 Angabe in Prozent erneuerbare Energien 4,2 % Müll (fossiler Anteil) 3,2 % Kohle 10,6 % Mineralöle 12,7 % Erdgas 69,2 % Quelle: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, Drucksache 20/11772, 2014 © Handelskammer Hamburg 2016 Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
24 Im Bereich der Wärmeversorgung liegt der Anteil der Auf dem Hamburger Stadtgebiet sind die Möglichkei- erneuerbaren Energien derzeit bei 4,2 Prozent. Wich- ten des Ausbaus erneuerbarer Energien aufgrund der tigste Energieträger sind Erdgas, Mineralöle und Kohle. hohen Flächenkonkurrenz nur gering. Begrenzte Po- Insbesondere die Fernwärmeversorgung in Hamburg tenziale gibt es noch bei Biomasse, Windkraft und ist seit einigen Jahren Gegenstand der öffentlichen Solarenergie. Bei der Windkraft hat sich der Senat Diskussion. Kritisiert wird die bislang stark kohle- beispielsweise zum Ziel gesetzt, die derzeit installierte basierte Erzeugung in den Heizkraftwerken Tiefstack Gesamtleistung von 50 Megawatt zu verdoppeln. und Wedel. Neben einem Ersatz des Kraftwerks Wedel Erreicht werden kann dies durch weitere Flächenaus- bieten alternative Konzepte Ansatzpunkte für eine weisungen, den Ersatz bestehender durch leistungs- umwelt- und klimafreundliche Wärmeversorgung in stärkere Anlagen (Repowering) und durch neue Einzel- Hamburg, wie beispielsweise eine Kombination aus anlagen im Hafen sowie auf Industrie- und Gewerbe- dezentralen Blockheizkraftwerken, der Abwärme- anlagen. Für eine höhere Versorgung mit erneuerbarer nutzung aus Industriebetrieben und Wärmespeichern. Energie setzt Hamburg jedoch vorwiegend auf in den anderen norddeutschen Bundesländern erzeugte Wind- energie, beispielsweise im Rahmen des Projekts Nord- UNTERNEHMENSBEISPIELE deutsche Energiewende 4.0 (siehe Kap. 4.1.3). Auch im Bereich Biomasse ist in Planung, die Erzeugungskapa- Traditionelle Energieversorger wie die Vattenfall zitäten für Strom und Wärme mit dem von der Stadt- Europe AG oder HanseWerk (ehemals E.ON Hanse) reinigung Hamburg geplanten neuen Zentrum für Res- engagieren sich seit Jahren zunehmend in der sourcen und Energie deutlich auszubauen. Erzeugung und im Vertrieb von erneuerbaren Energien, zum Beispiel im Bereich der Offshore- Windenergie, bei dem Betrieb von Blockheiz- 4.1.3 Projekte, Netzwerke und Initiativen kraftwerken oder der Verstromung von Biogas. Die Lichtblick AG und die Rewe-Tochter Energie- Ein wesentlicher Aspekt der künftigen Energieversor- Handels-Gesellschaft (EHA) gehören zu den gung ist eine optimale Integration erneuerbarer Ener- größten Ökostrom-Anbietern Deutschlands, auch gien in das bestehende Energiesystem. Hierzu müssen die Greenpeace Energy eG ist auf diesem Gebiet Erneuerbare-Energien-Anlagen und konventionelle bundesweit aktiv. Als grüner Energieversorger Kraftwerke, Energienetze und Speicher sowie Haus- auf städtischer Seite ist Hamburg Energie aktiv. halte und Unternehmen intelligent vernetzt werden, Hamburg ist zudem ein wichtiger Standort für um einen effizienten Energieeinsatz zu gewährleisten. Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien- Diese Gesamtsystemoptimierung wird derzeit in Ham- Branche. So haben beispielsweise die Windener- burg im Rahmen verschiedener Projekte erprobt: gie-Unternehmen Senvion GmbH, Siemens Wind Power, Notus Energy, Nordex SE und Dong Energy Das von Hamburg und Schleswig-Holstein initiierte Deutschland ihren Hauptsitz oder zentrale Ver- Großprojekt „Norddeutsche Energiewende (NEW) 4.0“ waltungs- und auch Entwicklungseinheiten in soll die Energiewende mit finanzieller Förderung der Hamburg. Bei der Nutzung von Biomasse ist ins- Bundesregierung im Rahmen des Programms „Schau- besondere die Stadtreinigung Hamburg mit ihren fenster Intelligente Energie“ modellhaft im Norden Biogasanlagen aktiv.4 umsetzen. Dies beinhaltet die weitgehende Integration von erneuerbaren Energien in das Energiesystem. Wichtige Komponenten sind hierbei zudem die flexible 4 Hinweis: Die genannten Unternehmen sind bespielhaft. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Dies gilt auch für die in den folgenden und intelligente Vernetzung von Erzeugung, Verteilung, Kapiteln genannten Unternehmen. Speicherung und Verbrauch in der Praxis. Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
25 Für das Projekt hat sich ein Konsortium aus über 50 gieeffizienter Geräte. Dies betrifft beispielsweise eine Unternehmen und Institutionen in der Region gebildet. energieeffiziente Beleuchtung und Unterhaltungs- Ergänzt wird NEW 4.0 durch das Programm „Energie- elektronik, aber auch „Green IT“ und energieeffiziente wende in Unternehmen“, in dem die Hamburger Haushaltsgeräte. Darüber hinaus spielen branchenüber- Behörde für Umwelt und Energie mit finanziellen greifende Komponenten wie die Mess-, Steuer- und Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Regelungstechnik, elektrische Antriebe, Pumpensys- Entwicklung (EFRE) Maßnahmen zur Flexibilisierung teme, Ventilatoren, Kompressoren sowie Prozessleit- des Energieverbrauchs unterstützt. technik eine Rolle. Im Bereich Dienstleistungen ist ins- besondere die Energieberatung ein wachsender Markt. „Smart Power Hamburg“ ist ein Forschungsprojekt, in dem ein virtuelles Kraftwerk in der Stadt Hamburg entwickelt und demonstriert wird. Energieerzeuger, Ver- 4.2.1 Politische Rahmenbedingungen braucher und Speicher sollen so intelligent aufeinander abgestimmt werden. Projektpartner sind der städtische Energieeffizienz ist ein wesentlicher Baustein des Ener- Energieversorger Hamburg Energie, die Hochschule für giekonzepts der Bundesregierung aus dem Jahr 2010. Angewandte Wissenschaften Hamburg und die Rhei- Ziel ist es, pro Jahr eine Steigerung der Energieproduk- nisch-Westfälisch Technische Hochschule Aachen. tivität um durchschnittlich 2,1 Prozent bezogen auf den Endenergieverbrauch zu erreichen. Bis 2020 soll Im Jahr 2015 ist mit der Power-to-Gas-Anlage in sich der Energieverbrauch gegenüber 2008 um 20 Pro- Reitbrook ein Pilotprojekt für den Einsatz moderner zent verringern. Auch auf europäischer Ebene ist das Speichertechnologien gestartet. Energie aus regene- Thema Energieeffizienz in den letzten Jahren immer rativ erzeugtem Strom wird dabei in Wasserstoff stärker in den Fokus gerückt. Das Ende 2014 verab- umgewandelt und ins Erdgasnetz eingespeist. Das Gas schiedete Klimapaket der Europäischen Union sieht bis kann von dort entweder weitertransportiert oder 2030 Einsparungen von 27 Prozent beim Energie- zwischengespeichert werden. verbrauch vor. Um diese Einsparverpflichtungen zu erreichen, hat die Bundesregierung im Dezember 2014 In Hamburg hat sich zudem ein breites Netzwerk an einen Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz be- Unternehmen aus der Erneuerbaren-Energien-Branche schlossen. Energieeffizienz betrifft als Querschnitts- etabliert. Als Windenergiehauptstadt des Nordens pro- thema verschiedenste Branchen und Bereiche. Von fitiert Hamburg insbesondere von der Ansiedelung von besonderer Bedeutung ist neben dem Gebäude- und Unternehmen aus der Windenergiebranche. Netzwerk- dem Verkehrsbereich die Wirtschaft, insbesondere möglichkeiten bietet beispielsweise die Clusteragentur Industrie und Gewerbe. Erneuerbare Energien Hamburg GmbH, der Bundes- verband WindEnergie e. V., Regionalverband Hamburg Das Hamburgische Klimaschutzgesetz und der Ham- oder die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie, burger Klimaplan (siehe Kap. 4.1.1) definieren eine Landesverband Hamburg/Schleswig-Holstein. breite Palette von Maßnahmen, mit denen ein sparsa- mer Einsatz von Energie erreicht werden soll. Die Stadt Hamburg setzt beim Thema Energieeffizienz zudem auf 4.2 Energieeffizienz die Kooperation mit der Wirtschaft und hat eine Reihe von Förderprogrammen ins Leben gerufen, die das Der Teilmarkt Energieeffizienz umfasst alle Produkte, Angebot der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Verfahren und Dienstleistungen, die der Einsparung von des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle Energie dienen. Hierzu zählen insbesondere energieef- (BAFA) ergänzen. So können Unternehmen beispiels- fiziente Produktionsverfahren und die Nutzung ener- weise über das Programm „Unternehmen für Ressour- Grüne Technologien made in Hamburg: Wachstumsmotor für eine nachhaltige Stadt © Handelskammer Hamburg 2016
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