NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
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1. Nachhaltigkeits- bericht Kreis Unna I abschlussdokumentation zur fördermassnahme „zukunftsWerkStadt“ im kreis unna Nachhaltige Entwicklung im Kreis Unna
Impressum Herausgeber Kreis Unna – Der Landrat Fachbereich Natur und Umwelt Friedrich-Ebert-Straße 17 59425 Unna Projektverantwortlicher Ludwig Holzbeck Fon 02303 27-1069 | Fax 02303 27-1297 ludwig.holzbeck@kreis-unna.de AutorInnen Ludwig Holzbeck, Kreis Unna Andrea Dittrich-Wesbuer, ILS Dr. Klaus Reuter, LAG 21 NRW Sabine Leiße, Kreis Unna Isabel Ramos Lobato, ILS Louisa Kistemaker, LAG 21 NRW Gert Kozik, Kreis Unna Daniel Hördemann, ILS Moritz Schmidt, LAG 21 NRW Gestaltung Druck Gestaltmanufaktur GmbH Druckerei Schmidt GmbH und Co. KG Projektpartner Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung | Brüderweg 22–24 | 44135 Dortmund Projektverantwortliche: Andrea Dittrich-Wesbuer | Fon 0231 9051-272 | Fax 0231 9051-280 | andrea.dittrich-wesbuer@ils-forschung.de Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW | Deutsche Str. 10 | 44339 Dortmund Projektverantwortlicher: Dr. Klaus Reuter | Fon 0231 936960-11 | Fax 0231 936960-13 | k.reuter@lag21.de Projektpartner gefördert von 2
1. Nachhaltigkeits- bericht KREIS UNNA I abschlussdokumentation zur fördermassnahme „zukunftsWerkStadt“ im kreis unna 3
Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort 5 2 Einleitung 6 3 Der Weg zur regionalen Nachhaltigkeitsstrategie 7 3.1. Lokale Agenda 21 im Kreis Unna 8 3.2. Zukunftsdialog Kreis Unna 9 4 Die Entwicklung der integrierten Nachhaltigkeitsstrategie 10 4.1. Hintergründe 10 4.2. Methodik 11 4.3. Partizipationsverfahren 14 5 Die Nachhaltigkeitsstrategie Kreis Unna 16 5.1. Themenfeld Bildung 20 5.2. Themenfeld Wirtschaft 32 5.3. Themenfeld Beschäftigung 38 5.4. Themenfeld Fläche 46 5.5. Themenfeld Klima 54 5.6. Themenfeld Mobilität 62 6 Fazit und Ausblick 70 Literaturverzeichnis 72 Internetquellenverzeichnis 74 4
Vorwort 1 Liebe Leserin, lieber Leser, Abbildung 1 und 2 der Kreis Unna und seine zehn Städte und Michael Makiolla (l.), Dr. Detlef Timpe (r.) Gemeinden haben in vielen Handlungsfel- dern der Nachhaltigkeit schon in der Vergan- © Kreis Unna © Kreis Unna genheit beachtenswerte Erfolge aufzuwei- sen. Dennoch ist es bisher nicht gelungen, eine nachhaltige Entwicklung als integriertes Leitbild des politischen und zivilgesellschaft- allen gesellschaftlichen Organisationen und lichen Handelns im Kreis fest zu verankern. Gruppen in den nächsten Jahren beschreiten Im Wissen, dass die anstehenden großen wollen. Dabei ist es uns wichtig, die begon- gesellschaftlichen Veränderungen, wie nenen Veränderungsprozesse transparent die Energiewende oder der demografische und nachvollziehbar zu gestalten. Deshalb Wandel, neue und innovative Zielsetzungen haben wir zu den Zielen Indikatoren aufge- und Lösungsstrategien erfordern, haben wir stellt, die uns anzeigen werden, ob wir diese uns auf den Weg gemacht, um eine um- auch erreichen werden. fassende Nachhaltigkeitsstrategie für den Mit unserer bundesweit einmaligen regi- Kreis Unna zu entwickeln. Bewusst haben onalen Nachhaltigkeitsstrategie wollen wir wir für den Titel dieser Strategie den Begriff zudem einen Beitrag zur vertikalen Integra- „LebensWerte“ ausgewählt, weil wir unsere tion der seit 2002 bestehenden nationalen Zielsetzungen nah an den Problemlagen Nachhaltigkeitsstrategie leisten und die und Bedürfnissen der Menschen im Kreis geplante Neuaufstellung der landesweiten Unna entwickeln wollten. So haben sich über NRW-Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen. ein Jahr Bürgerinnen und Bürger unseres Ein besonderer Dank gilt dem Bundesmi- Kreises, Experten aus Wirtschaft, Verbänden, nisterium für Bildung und Forschung, für die Kirchen, Mitarbeiter der Verwaltung und die zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel, Politik mit sechs zentralen Handlungsfeldern ohne die dieser Prozess nicht hätte stattfin- der Nachhaltigkeit beschäftigt und Ziele für den können, sowie dem Institut für Landes- eine nachhaltige Kreisentwicklung entwi- und Stadtentwicklungsforschung und der ckelt. Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW Der nun vorliegende I. Nachhaltigkeits- für die professionelle Prozessbegleitung und bericht des Kreises Unna beschreibt zu den wissenschaftlichen Input. den Handlungsfeldern Bildung, Wirtschaft, Wir hoffen, dass die Nachhaltigkeitsstra- Beschäftigung, Fläche, Klima und Mobili- tegie allen Akteuren Grundlage und Motiva- tät in über 40 ambitionierten Zielen einen tion ist, die eigenen Bemühungen für einen Pfad, den wir gemeinsam mit den Städten lebenswerten und zukunftsfähigen Kreis und Gemeinden unseres Kreises sowie mit Unna zu verstärken. Landrat Michael Makiolla Dr. Detlef Timpe 5
2 einleitung Dieser Nachhaltigkeitsbericht ist das Ergeb- was mit der Aufstellung der Nachhaltig- nis eines einjährigen Prozesses in welchem keitsstrategie vor dem Hintergrund der der Kreis Unna in Kooperation mit seinen sehr kurzen Projektlaufzeit geleistet wurde. wissenschaftlichen Partnern, dem Institut für Weiterhin gibt es einen Ausblick auf die Landes- und Stadtentwicklungsforschung weiteren notwendigen Schritte zur nach- und der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda haltigen Verankerung der Strategie im Kreis 21 NRW und mit Förderung des Bundesmi- Unna und seinen kreisangehörigen Städten nisteriums für Bildung und Forschung, eine und Gemeinden. kreisweite Nachhaltigkeitsstrategie auf den Weg gebracht hat. Dieser Bericht beschreibt den Prozess zur Formulierung der Nachhaltigkeitsstrategie sowie die konkret erzielten Ergebnisse in Form eines umfassenden Ziel- und Indikato- rensystems. Im folgenden Kapitel 3 werden unter- schiedlichen Initiativen und Maßnahmen des Kreises Unna beschrieben, mit denen bereits seit dem Jahr 1997 integrierte Anstrengun- gen für eine nachhaltige Entwicklung im Kreisgebiet forciert werden. Im vierten Kapitel werden die formalen Hintergründe des Projektes erläutert. Ergänzt wird dies durch eine dezidierte Darstel- lung der Ablaufplanung, der verwendeten Methoden sowie der Verfahren zur Bürger- beteiligung. Das fünfte Kapitel bildet den eigentli- chen Kern dieses Berichtes. Darin werden die Themenfelder der Nachhaltigkeitsstrategie benannt und die dazu formulierten Ziele beschrieben. Weiterhin wird im Sinne einer kontinuierlichen Evaluierung dieser Strate- gie jedem der Ziele ein konkreter Indikator zugeordnet, mit dessen Hilfe der Grad der Zielerreichung bei folgenden Berichten ein- geschätzt werden kann. Dieser Bericht schließt mit einem zusam- menfassenden Fazit ab, welches aufzeigt, 6
der weg zur regionalen nachhaltigkeitsstrategie 3 Die mit der Fördermaßnahme „Zukunfts- die im Juni 2007 Eingang in ein Handlungs- WerkStadt“ begonnene Entwicklung einer in- programm fanden, welches einstimmig vom tegrierten regionalen Nachhaltigkeitsstrate- Kreistag beschlossen wurde. gie im Kreis Unna konnte auf umfangreiche Diese beiden Prozesse setzten richtungs- Vorarbeiten des Kreises und der kreisange- weisende Akzente für die Themen einer hörigen Städte und Gemeinden aufbauen. Es nachhaltigen Entwicklung und etablierten wurden seit der UN-Konferenz für Umwelt Netzwerkstrukturen zwischen Akteuren mit und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro in unterschiedlichen fachlichen Hintergründen. zahlreichen Handlungsfeldern Beiträge zur Neben diesen beiden herausragenden Stärkung einer nachhaltigen Kreisentwick- Prozessen gibt es weitere sektorale Initia- lung geleistet, um sich neuen Herausfor- tiven und Maßnahmen seitens des Kreises derungen wie etwa dem wirtschaftlichen mit Bezug zur nachhaltigen Entwicklung. Strukturwandel, einer hohen Arbeitslosigkeit Dazu zählt z.B. die Förderung der Nahmo- und dem Fachkräftemangel sowie gesell- bilität und des Radverkehrs ebenso wie die schaftlichen Transformationsprozessen wie zunehmend gemeinsame Betrachtung der der Energiewende oder dem demografischen Verkehrsträger Schienenpersonennahver- Wandel zu stellen. kehr, Busverkehr sowie Radverkehr. Ebenfalls Hierbei sind insbesondere zwei Prozesse erwähnenswert ist die Klimaschutzinitiative hervorzuheben, die mit dem Anspruch einer des Kreises Unna, in deren Rahmen bereits umfassenden Beteiligung unterschiedlicher drei Klimakonferenzen abgehalten wurden. Akteure sowie der Integration unterschied- Mit diesem „Startkapital“ konnte der licher Handlungserfordernisse und Themen- Kreis Unna die Erarbeitung einer kreisweiten komplexe begonnen wurden. integrierten Nachhaltigkeitsstrategie und die Angeregt durch die Politik wurde nach erstmalige Erstellung eines Nachhaltigkeits- Diskussionen um die kommunale Verant- berichts mit evaluierbaren Indikatoren unter wortung im Sinne des Gipfeltreffens von Rio wissenschaftlichen Begleitung des Instituts de Janeiro im Jahr 1997 ein Beschluss zur für Landes- und Stadtentwicklungsfor- Lokalen Agenda 21 und damit zusammen- schung sowie der Landesarbeitsgemeinschaft hängenden Aktionsbausteinen durch den Agenda 21 NRW realisieren. Kreistag gefasst. In den folgenden beiden Unterkapiteln Um das Profil des Kreises Unna zu schär- wird der Weg des Kreises Unna, von der fen, die Wirtschaft und Beschäftigung im Lokalen Agenda 21 bis zum Zukunftsdialog Kreis zu stärken, die Lebensqualität zu ver- beschrieben. bessern sowie ein gemeinsames Leitbild zu erarbeiten, initiierte der Kreis Unna in einem rund einjährigen Prozess den „Zukunfts- dialog Kreis Unna – Gemeinsam sind wir stark“. Im Rahmen dieses Prozesses wurden konkrete Strategien und Projekte entwickelt, 7
3 3.1 gruppen auf der Akteursebene im Besonde- ren vorgestellt. Beispielsweise wurden dabei Lokale Agenda 21 Themen zur umweltbewussten Mobilität, zum im Kreis Unna zukunftsweisenden Bauen, die Eigenverant- wortung von Betrieben für eine nachhaltige Ausgangspunkt der Agenda-Arbeit war die Entwicklung oder die praktische Vermittlung bereits zuvor erwähnte UN-Konferenz für der Agenda 21 in den Schulen behandelt. Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Die Arbeitsphase in den Fachforen ist mit Rio de Janeiro. Hier wurde das Ziel festge- der Erstellung der Handlungsempfehlungen legt, weltweit eine nachhaltige, zukunfts- abgeschlossen worden. In einem im Novem- beständige Entwicklung in Gang zu setzen. ber 2001 tagenden Gesamtforum wurde die In diesem Rahmen bezieht sich die „Lokale Lokale Agenda 21 bilanziert und anschlie- Agenda 21“ konkret auf den Handlungsbe- ßend dem Kreistag als Beschlussvorlage darf in Städten und Gemeinden sowie den vorgelegt. Die Umsetzung sollte dabei auf Kreisen. Denn entscheidend für die Umset- kommunaler Ebene von einem Arbeitskreis zung der Agenda-Ziele ist die Arbeit vor Ort der Agenda-Beauftragten der Städte und in realen Projekten, ohne welche die Agenda Gemeinden begleitet werden. 21 nur „graue Theorie“ wäre. Damit wurde die zweite, projektorientier- Im Dezember 1997 beschloss der Kreistag te Phase eingeleitet, bei der anhand verschie- die Einleitung der Lokalen Agenda 21. Mit dener Projekte beispielhaft Wege aufgezeigt der Auftaktveranstaltung im September werden sollten, wie die Ziele der Lokalen 1998 wurden Bürgerinnen und Bürger, Agenda 21 im Kreis Unna umgesetzt werden Städte und Gemeinden sowie Vertreter von können. Institutionen, Organisationen und Unterneh- Dabei haben sich aus den unterschiedli- men aufgerufen, sich am Prozess der Lokalen chen Fachforen weitere Arbeitskreise gebil- Agenda 21 zu beteiligen. det, die eine Vielzahl von praxisbezogenen Um nachhaltige Prozesse im Sinne der Projekten initiierten. Besonders hervorzuhe- Agenda 21 anzuregen, haben sich im Jahr ben sind dabei Projekte zum Themenkom- 1998, parallel zu den Agenda-Prozessen in plex der energetischen Gebäudesanierung, den Städten und Gemeinden, sechs Fach- Konzeptionen von Schulen zur Steigerung foren (Auto/ Verkehr, Bildung, Landwirt- ihrer Umweltverträglichkeit und Bildung zur schaft, privater Konsum, Wirtschaft sowie Nachhaltigkeit oder die Ressourceneffizienz Wohnungsbau) auf Kreisebene gebildet. von Gewerbebetrieben. Diese Fachforen setzten sich zur Aufgabe, Handlungsempfehlungen im Konsens zu entwickeln und die damit verbundenen Ziele einer nachhaltigen Entwicklung anhand von Projekten beispielhaft und öffentlichkeits- wirksam darzustellen. Ein wichtiges Kennzeichen des Agenda- Prozesses auf Kreisebene ist die Praxisori- entierung. Mit unterschiedlichen Projekten, getragen von den Teilnehmenden der Fach- foren und Kooperationspartnern, wurden „Bausteine“ einer nachhaltigen Entwicklung der Öffentlichkeit im Allgemeinen und Ziel- 8
3.2 die feine grüne Mitte, die Region der kurzen Wege, Zukunftsdialog der gesunde Kreis, Kreis Unna der schlaue Kreis und die Region profilierter Zukunfts- Der Kreis Unna steht ebenso wie andere Kom- branchen munen und Regionen vor den zentralen Her- Von den Initiativen des Zukunftsdialoges ausforderungen, zu denen neben der Bewälti- Kreis Unna sind weitere Netzwerkstrukturen gung des wirtschaftlichen Strukturwandels und ausgegangen, die sich mit den Themenkom- der hohen Arbeitslosigkeit auch der demogra- plexen Gesundheit, Bildung, Arbeitsmarkt fische Wandel gehört. Zudem fehlte dem Kreis und der Zukunft des Wohnens vor dem Unna bislang nach innen und außen ein klares Hintergrund des demografischen Wandels Profil: Es fehlte an einheitlichen Botschaften auseinandersetzen. über ihn ebenso wie an einem gemeinsamen Leitbild, auf das sich alle gesellschaftlich rele- Parallel dazu war ein weiterer Schwerpunkt vanten Gruppen verständigt hätten. die Klimaschutzinitiative des Kreises Unna. Vor diesem Hintergrund hat der Landrat Ausgangspunkt war ein Beschluss des im Mai 2006 unter dem Motto „Gemeinsam Kreistages im Juni 2007, mit dem ein Hand- sind wir stark“ die Auftaktveranstaltung zum lungsprogramm beschlossen wurde. Neben Zukunftsdialog Kreis Unna eröffnet. Diesen zahlreichen Maßnahmen im eigenen Haus, Zukunftsdialog hat er gemeinsam mit den wie z.B. einem Energiesparprogramm für Bürgermeistern der zehn kreisangehörigen die kreiseigenen Gebäude sollte die Zusam- Städte und Gemeinden initiiert und wur- menarbeit mit möglichst vielen relevanten de in diesem Rahmen u.a. von der IHK zu Partnern gesucht werden, um eine kreis- Dortmund und der TU Dortmund sowie von weite Wende einzuleiten. Auftakt war die 1. weiteren wichtigen Akteuren unterstützt. Klimakonferenz Kreis Unna im April 2009. In Im Rahmen des rund einjährigen Prozes- diesem Rahmen wurde eine CO2-Bilanz für ses wurden in den Arbeitsgruppen Wirtschaft den Kreis Unna vorgelegt, die aufzeigte, dass | Arbeit, Wissen | Bildung sowie Wohnen die Energieverbräuche der Industrie – nach konkrete Strategien und Projekte erarbeitet, den Kraftwerken – die wesentliche Quelle die im Juni 2007 innerhalb einer Ergebnis- für den CO2-Ausstoß sind. Gleichzeitig ist präsentation vorgestellt und in ein Hand- der Energieverbrauch für viele Unternehmen lungsprogramm Eingang genommen haben, des Kreises ein wesentlicher und wachsender welches vom Kreistag des Kreises Unna im Kostenfaktor. Daher wurde der Energiecheck September 2007 einstimmig beschlossen als Beratungsinitiative für die Unternehmen wurde. im Kreis Unna initiiert. Der Zukunftsdialog Kreis Unna hat sich Um weitere Impulse für den Klimaschutz zu dabei vornehmlich mit Zielen zur Schaffung geben, wurde im September 2010 die 2. Kli- und dem Erhalt von Arbeitsplätzen sowie makonferenz des Kreises Unna durchgeführt. der Verbesserung der Lebensqualität im Kreis Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf Unna auseinandergesetzt und die dafür der Fragestellung, wie mit Anpassungsstra- notwendigen Rahmenbedingungen skizziert. tegien dem Klimawandel vor Ort begegnet Weiterhin wurde innerhalb der Arbeits- werden kann. Es folgte im März 2012 die gruppen die Profilierung des Kreises Unna 3. Klimakonferenz mit dem Schwerpunkt vorangetrieben, deren Merkmale wie folgt Klimaschutz im gewerblichen Bereich. beschrieben werden: 9
4 die entwicklung der integrierten nach haltigkeitsstrategie Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln vereint. So sind im Rahmen dieser Förder- der Agendaprozess des Kreises sowie der maßnahme ganz unterschiedliche Projekte Zukunftsdialog Kreis Unna und die Klima- gefördert worden, welche die Sektoren Mo- schutzinitiative mit ihren verschiedenen bilität, Energie, Bildung oder auch Gover- thematischen Schwerpunkten als Weg hin nance abdeckten. Das verbindende Element zu einer regionalen integrierten Nachhal- der Fördermaßnahme ist die starke Fokus- tigkeitsstrategie dargestellt wurde, sollen sierung auf die Bürgerbeteiligung. Die Ent- nun die Hintergründe sowie der Ablauf und wicklung und Umsetzung von Maßnahmen die Methodik zur Erstellung der Nachhal- und Projekten soll unter aktiver Einbindung tigkeitsstrategie erläutert werden. Dabei der Bürgerschaft und mit Unterstützung wird zunächst auf den Zusammenhang seitens wissenschaftlicher Partner erfolgen, der Nachhaltigkeitsstrategie Unna mit der welche einerseits den Partizipationsprozess Fördermaßnahme „ZukunftsWerkStadt“ moderierend lenken und andererseits auch des Bundesministeriums für Bildung und die Umsetzbarkeit der unterschiedlichen Forschung (BMBF) eingegangen und die Beiträge prüfen. grundsätzliche Ausrichtung des Projektes In einer Initialphase zu der Fördermaß- erläutert. Anschließend soll der Prozess zur nahme wurden insgesamt mehr als 50 Städte Aufstellung der Nachhaltigkeitsstrategie und und Kreise deutschlandweit zur Teilnahme an die eingesetzten Methoden genau dargestellt der „ZukunftsWerkStadt“ eingeladen. Von den werden. Dabei wird in einem eigenen Unter- 27 Bewerbungen hat eine Expertenjury 13 kapitel dezidiert auf die unterschiedlichen Städte und 3 Kreise für die Fördermaßnahme Formen der Bürgerbeteiligung eingegangen. ausgewählt. Die vorgeschlagenen Projek- te wurden in einem einjährigen Zeitraum in den jeweiligen Kommunen und Kreisen umgesetzt. Dabei wurden sowohl innovative 4.1 Ansätze einer nachhaltigen Stadt- und Re- gionalentwicklung erprobt oder auch bereits Hintergründe bestehende Prozesse fortgesetzt bzw. auf ein höheres Niveau gehoben. Das Projekt zur Entwicklung einer Nach- In diesem Zusammenhang hat das vom haltigkeitsstrategie für den Kreis Unna ist Kreis Unna mit seinen wissenschaftlichen Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Zukunfts- Partnern vorgeschlagene Konzept zur Ent- WerkStadt“ und dabei in das „Wissen- wicklung einer regionalen Nachhaltigkeits- schaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde“ strategie die Jury von einer Projektförderung eingebettet. Das BMBF verfolgt mit der För- überzeugt. Das Projekt-Konzept sieht dabei dermaßnahme einen integrativen Ansatz, vor, die im Kreis Unna und seinen zehn der innovationspolitische Themen im Feld kreisangehörigen Städten und Gemeinden der nachhaltigen Stadtentwicklung über geleisteten Beiträge der vergangenen Jahre die Ressorts der Bundesregierung hinweg zu Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung 10
in einer übergeordneten Nachhaltigkeitsstra- 21 NRW 2012). Die Nachhaltigkeitsstrategie tegie zusammenzufassen. Die damals erstell- des Kreises Unna soll hierbei einen Beitrag ten Analysen und durchgeführten Projekte zur vertikalen Integration leisten. Dies ist vor und Kampagnen betrafen dabei unterschied- dem Hintergrund der momentanen Planun- liche singuläre Aspekte einer nachhaltigen gen zur Wiederaufnahme eines landesweiten Entwicklung. Dennoch ist es trotz zahlreicher Nachhaltigkeitsprozesses in NRW umso Erfolge in den einzelnen Handlungsfeldern interessanter, da hier die Erfahrungen des bisher nicht gelungen, eine nachhaltige Kreises Unna direkt in den landesweiten Auf- Entwicklung als integriertes Leitbild politi- stellungsprozess eingespeist werden können. schen und zivilgesellschaftlichen Handelns Neben diesen inhaltlichen und orga- im Kreis zu verankern. Da es aber zwischen nisatorischen Aspekten der regionalen den verschiedenen sektoralen Handlungs- Nachhaltigkeitsstrategie haben auch die feldern vielfältige Wechselbeziehungen und konzeptionellen Überlegungen zur Bürger- Abhängigkeiten gibt und die anstehenden beteiligung einen Ausschlag bei der erfolg- gesellschaftlichen Transformationsprozes- reichen Bewerbung um die Projektmittel des se wie Energiewende und Demografischer BMBF gespielt. Da der Faktor der „Instituti- Wandel neue und innovative Zielsetzungen onellen Nachhaltigkeit“ in jeder Nachhaltig- und Lösungswege erfordern, erscheint die keitsstrategie eine besondere Rolle spielen Entwicklung und Umsetzung einer integrier- sollte, wurden zu Beginn des Projektes ten und kreisweiten Nachhaltigkeitsstrategie verschiedene Strukturen und Instrumente ein geeignetes Instrument zur Vorbereitung der Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung in auf künftige Herausforderungen zu sein. den Projektfahrplan integriert. Die genauen Der Kreis Unna und seine wissenschaft- Hintergründe und Erläuterungen dazu finden lichen Partner haben mit dem Projekt zur sich in den folgenden Kapiteln. Entwicklung einer regionalen Nachhaltig- keitsstrategie weiterhin das Ziel verfolgt, einen Beitrag zur nationalen Nachhaltig- keitsstrategie zu leisten, indem die Ziele 4.2 und Indikatoren der Bundesebene auf ihre Handhabbarkeit für die regionalen Erfor- Methodik dernisse überprüft und angepasst werden. Im Fortschrittsbericht der Nationalen Die im vorherigen Kapitel dargestellten Pro- Nachhaltigkeitsstrategie wird weiterhin ihre jekthintergründe und -ziele des Forschungs- fehlende vertikale Integration zwischen den projekts mündeten in einem methodisch breit politisch-administrativen Ebenen bemängelt aufgestellten Strategiebildungsprozess, der (vgl. Stigson et al. 2009: 59f., 78ff.). Dies es allen involvierten Akteuren ermöglichen wurde auch in der Länderstudie „Rio+20 sollte, Sichtweisen und Argumentationen, NRW“ zur Lokalen Agenda und zu Nachhal- die bei der Entwicklung einer integrierten tigkeitsprozessen in NRW bestätigt (vgl. LAG regionalen Nachhaltigkeitsstrategie berück- 11
4 sichtigt werden müssen, einzubringen. Um Da die Strategieformulierung auf der einen detaillierten Eindruck über die für die bestehenden lokalen und regionalen Expertise erfolgreiche Strategieentwicklung angewand- aufbauen sollte und um einen von verschie- ten Prozesselemente zu vermitteln, werden im denen institutionellen Akteuren getragenen Folgenden die wesentlichen Prozesselemente Prozess zu initiieren, wurden verschiedene des Forschungsprojekts kurz dargestellt. Experten in eine projektbegleitende Steue- Um zu gewährleisten, dass die Strategie- rungsgruppe eingeladen. Es konnte für jeden entwicklung von Projektstart bis Projektende thematischen Bereich der Nachhaltigkeits- ein stark partizipativ geprägter Prozess ist, strategie mindestens ein Experte für die wurden klare, wiederkehrende Strukturen und Steuerungsgruppe gewonnen werden, eine Elemente implementiert (vgl. Abbildung 3). wichtige Grundvoraussetzung um im weiteren Zunächst wurde ein Kernteam, bestehend Verlauf eine ausgewogene Strategiebildung zu aus Vertretern der Projektpartner aus Wis- ermöglichen (vgl. Abbildung 4). Die Steue- senschaft und Praxis, gebildet. Innerhalb des rungsgruppe diente im Strategieformulie- Kernteams wurden im Rahmen von sieben rungsprozess als eigentliches Arbeitsgremium bedarfsbezogen einberufenen Sitzungen (vgl. Abbildung 5). vorwiegend Zwischenergebnisse vorgestellt, Während der vier durchgeführten neue konkrete Arbeitsaufträge formuliert und Sitzungen der Steuerungsgruppe wurden die für die Steuerung des Prozesses notwendige handlungsleitenden Ziele der Nachhaltigkeits- organisatorische Absprachen getroffen, bei- strategie ebenso abgestimmt wie die konkre- spielsweise der genaue Inhalt und Ablauf von tisierenden Teilziele und die zur Überprüfung Veranstaltungen. angedachten Indikatoren. Abbildung 3 Ablaufplanung der Nachhaltig- keitsstrategie Kreis Unna Sitzungen des Kernteams 1. + 2. 3. + 4. Öffent- Formu- Sitzung Auftakt- Sitzung Zwischen- lichkeits- Analysen lierung Steuerungs- konferenz Steuerungs- bilanzierung arbeit Strategie gruppe gruppe Bürgerbeteiligung (Online-Befragungen, Umfragen) Juni 2012 Juni 2013 12
Abbildung 4 Akteure des Kernteams und der Steuerungs- gruppe Ein weiteres wichtiges Element innerhalb der Strategie informieren und in anschlie- des Strategieentwicklungsprozesses waren ßenden thematischen Workshops ihre die nach den Strategieinhalten ausgewählten eigenen Ideen in die Strategieformulierung Experteninterviews zu Beginn des Prozesses. einbringen können. Dabei waren die ausgewählten Gesprächs- Zum Ende dieser Projektphase wurde eine partner durchweg Mitglieder der Steue- weitere öffentliche Konferenz zur Zwischen- rungsgruppe. Die Gespräche vermittelten bilanzierung der Nachhaltigkeitsstrategie einen differenzierten Blick auf die rahmenge- einberufen. Über 80 Teilnehmende konnten benden Strukturen und bereits angelaufene im Juni 2013 auf der Ökologiestation des Initiativen im Kreis Unna und dienten zu Kreises Unna in Bergkamen die Ergebnisse Beginn des Projektes einer in Ansätzen abge- des Strategiebildungsprozess nachvollziehen stimmten Grundausrichtung der Strategie. und im Anschluss ihre konkreten Ideen für die Nachdem die Konturen der Nachhaltig- Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie auf keitsstrategie mit Hilfe der institutionellen lokaler Ebene einbringen. Akteure zu Beginn des Projekts ausreichend Neben diesen beiden öffentlichen Konfe- klar umrissen wurden, ist in einem nächsten renzen hatten die Bürgerinnen und Bürger des Schritt die Strategieformulierung für die Kreises weitere Möglichkeiten, ihre Meinungen breite Öffentlichkeit geöffnet worden. Dazu und Ideen zur Strategieformulierung einflie- fand im November 2012 eine öffentliche ßen zu lassen. Die verschiedenen, während des Auftaktkonferenz im Kreishaus in Unna statt. gesamten Prozesses angewandten Methoden Ungefähr 100 Teilnehmende haben sich dort für die Beteiligung der Öffentlichkeit werden über die Hintergründe und Grundausrichtung im nächsten Kapitel detailliert dargestellt. 13
4 Abbildung 5 Steuerungsgruppe der Nachhaltigkeitsstra- tegie Kreis Unna © Kreis Unna Neben diesen im Projektzeitplan von Pluralität von Interessen und Bedürfnissen Anfang an vorgesehenen methodischen nicht mehr auf die frühzeitige Berücksichti- Bausteinen, wurden aufgrund des explizi- gung der Interessen der direkt betroffenen ten Wunsches unterschiedlicher Akteure Akteure verzichten können. Partizipation muss ergänzende Prozesselemente in den Strate- in diesem Zusammenhang als Ressource ver- gieformulierungsprozess integriert. So wurde standen werden, um Prozesse effektiver und beispielsweise während der Diskussionen adressatengerechter zu gestalten und zu einer auf der Auftaktkonferenz deutlich, dass lebendigen Zivilgesellschaft beizutragen (vgl. ein weiterer thematischer Workshop zum Danielzyk et al. 2003; Fürst & Scholles 2008). Themenfeld Bildung einberufen werden sollte In der Entwicklung der Nachhaltigkeits- um eine konsensfähige Strukturierung und strategie wurde die Öffentlichkeit unter Zielformulierung für dieses Themenfeld zu Verwendung unterschiedlicher Formen der entwickeln. Beteiligung einbezogen (vgl. Abbildung 6-9). Die beschriebenen Kernelemente des Zum einen wurden die Bürger des Kreises Prozesses und die resultierenden Ergebnisse regelmäßig über den Fortschritt des Projekt- waren letztlich unverzichtbar für die Auswahl verlaufes informiert. Neben Stellwänden im und genaue Ausgestaltung der Inhalte der Kreishaus Unna und Informationsbroschüren Strategie für den Kreis Unna und somit auch sowie Zeitungsberichten kommt dabei der unverzichtbar für die erfolgreiche Aufstel- eigens eingerichteten Website eine wichtige lung einer integrierten Nachhaltigkeitsstrate- Rolle zu. Unter dem Slogan „LebensWerte gie generell. – Nachhaltige Entwicklung im Kreis Unna“ wurden die Inhalte der Nachhaltigkeitsstra- tegie ansprechend aufbereitet präsentiert und Hintergrundinformationen zur Verfü- 4.3 gung gestellt. Die Projektwebsite ist an den Internetauftritt des Kreises Unna angegliedert Partizipationsverfahren und soll als Informations- und Diskussions- plattform weiter fortgeführt und gepflegt Die Nachhaltigkeitsstrategie für den werden (www.lebenswerte.kreis-unna.de). Der Kreis Unna sollte von einem breiten Bündnis Slogan „LebensWerte“ spielt dabei bewusst mit aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft unterschiedlichen Deutungsebenen. Auf der aufgestellt werden. Dieses Projektziel folgt einen Seite geht es darum, das was den Kreis der Einsicht, dass Planungs- und Entschei- Unna für seine Bewohnerinnen und Bewohner dungsprozesse aufgrund der zunehmenden lebenswert macht, in den Fokus zu rücken und 14
nachhaltig zu gestalten und zu erhalten. Auf einer Postkarte mit konkreten Verbesserungs- der anderen Seite impliziert der Slogan auch vorschlägen bekamen die Passanten zudem den wissenschaftlichen Anspruch der Nach- die Chance, auch individuelle Anliegen an das haltigkeitsstrategie, nämlich die Messbarma- Projektteam zu übermitteln. chung der Lebenswerte durch Indikatoren. Im Laufe des Projektes wurden zudem Neben der kontinuierlichen Information auf der Interseite fünf Online-Fragebögen zu wurden direkte Beteiligungsmöglichkeiten den Themen Mobilität, Fläche, Klima, Bildung angeboten. So hatten auf der öffentlichen sowie Beschäftigung und Wirtschaft einge- Auftaktkonferenz alle Interessierten die stellt und beworben. Mehr als 260 Personen Möglichkeit, ihre Anliegen und Vorschläge nutzten die Möglichkeit, Fragen zu ihren per- direkt an das Projektteam und die anwesen- sönlichen Eindrücken über die Situation und den Vertreter der Kreisverwaltung heranzu- den Handlungsbedarf in den Themenfeldern tragen. In vier themenorientierten Workshops zu beantworten. (Wirtschaft/Beschäftigung/Bildung, Mobilität, Eine detaillierte Auswertung der Be- Flächen, Energie/Klima) konnten die Anregun- teiligungsverfahren und insbesondere der gen anschließend intensiver diskutiert werden. Befragungen wurde vom ILS im Sommer 2013 Darüber hinaus wurden insgesamt drei angefertigt. Sie soll auch in den folgen- Bürgerbefragungen in den kreisangehörigen den Schritten der Nachhaltigkeitsstrategie, Städten Unna (Kreisstadt), Werne und Schwer- insbesondere in den nach der Projektlaufzeit te durchgeführt, bei denen die Passanten in zu erstellenden Maßnahmenplan, einbezogen den Fußgängerzonen der Städte von Mitar- werden. Dazu diente auch die öffentliche beiterinnen und Mitarbeitern des Projektes Konferenz zur Zwischenbilanzierung der angesprochen und mittels eines vorgefertig- Nachhaltigkeitsstrategie im Juni 2013 in ten Leitfadens interviewt wurden. Auf diese Bergkamen, auf der die bisherigen Ergebnisse Weise konnten von über 100 Bürgerinnen und vorgestellt und in sechs thematischen Ar- Bürgern wichtige Anregungen zur zukünfti- beitsgruppen konkrete Handlungserfordernis- gen Entwicklung des Kreises gesammelt und se für die Umsetzung der Strategie diskutiert ausgewertet werden. Durch das Ausfüllen wurden. Abbildung 6–9 Internetseite, Online-Fragebogen, öffentliche Konferenz, Bürgerbefragung (von links oben nach rechts unten) © Barajas © ILS 15
5 die nachhaltigkeits- strategie kreis unna Wie in den vorangegangenen Kapiteln wurden für jedes der Themenfelder zunächst detailliert erläutert, wurde im Rahmen eines handlungsleitende strategische Ziele einer umfassenden Partizipationsprozesses für nachhaltigen Entwicklung im Kreis Unna sechs Themenfelder ein Zielsystem entwi- formuliert. Bei den insgesamt 13 handlungs- ckelt, welches eine mittelfristige Perspektive leitenden Zielen wurde insbesondere auf die für eine nachhaltige Entwicklung im Kreis Anschlussfähigkeit an bereits existierende Unna aufzeichnet. Die sechs Themenfelder Initiativen und Pflichtaufgaben im Kreis wurden zu Beginn der Strategieformulierung geachtet und auch die vertikale Integration von Vertretern des Kreises Unna mit wissen- zu bestehenden Nachhaltigkeitsstrategien schaftlicher Beratung festgesetzt. Dies sollte auf anderen administrativen Ebenen berück- insbesondere in Hinblick auf die sehr kurze sichtigt. Projektlaufzeit einen thematisch fokussierten In einem nächsten Schritt wurden den 13 Ablauf des Entwicklungsprozesses ermög- handlungsleitenden Zielen insgesamt 47 kon- lichen. Dabei wurden zunächst nur solche kretisierende Teilziele zugeordnet. Diese Teil- Themenfelder einer nachhaltigen Entwicklung ziele dienen einer genaueren Operationalisie- behandelt, bei denen es im Kreis Unna schon rung der allgemeiner gefassten strategischen explizite Vorerfahrungen aufgrund durchge- Ziele. Dazu beinhaltet ein Großteil der Teilziele führter Projekte oder kreiseigener Initiativen qualitative Zielwerte für das Jahr 2020 oder gibt. Die Nachhaltigkeitsstrategie sollte von einen anderen, für das entsprechende Ziel daher am Anfang keine neuen Themen in den besser passenden, mittelfristigen Zeitraum. gesellschaftlichen Diskurs im Kreis einbringen, Um eine erfolgreiche Umsetzung der sondern die bestehenden singulären Strate- Nachhaltigkeitsstrategie zu garantieren, ist es gien unter einem Dach vereinigen und auf notwendig, auch nach Ende der Projektlaufzeit den konkreten Handlungsmöglichkeiten des die Erreichung der verschiedenen aufgestellten Kreises aufbauen. Es ist dabei aber durchaus Ziele mittels eines Monitorings zu überprüfen. möglich und bei der Entwicklung der Strate- Monitoring meint dabei die kontinuierliche und gie implizit vorgesehen, die Nachhaltigkeits- systematische Sammlung und Bereitstellung strategie sukzessive um neue thematische von Informationen für eine langfristige Beob- Aspekte erweitern zu können. Denkbar wären achtung der in der Nachhaltigkeitsstrategie de- in diesem Zusammenhang beispielsweise finierten Handlungsfelder. Dadurch können die übergeordnete Themenfelder zu den Berei- zur Umsetzung getroffenen Entscheidungen chen Soziales, Umwelt oder Kultur. regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst Ausgehend von den sechs Themenfeldern werden, was wiederum einen flexiblen Umgang Bildung mit planerischen Unsicherheiten ermöglicht. Wirtschaft Das Monitoring baut dabei auf einem Indikato- Beschäftigung rensystem auf, jedes Ziel der Nachhaltigkeits- Fläche strategie wird mittels eines Indikators messbar Klima gemacht (vgl. Abbildung 10). Indikatoren sind Mobilität dabei definiert als Anzeiger oder Kennzahlen, 16
Abbildung 10 Schematische Dar- stellung des Ziel- und Indikatorensystems Nachhaltig- keitsstrategie Themenfeld 1 Themenfeld 2 etc Indikatoren zur Messung Leitziel 1.1 Leitziel 1.2 Leitziel 2.1 der Zielerreichung etc Indikatoren zur Messung Teilziel 1.1.1 Teilziel 1.1.2 Teilziel 1.2.1 Teilziel 2.1.1 der Zielerreichung etc die Aussagen über bestimmte Sachverhalte lie- verwendet und nur in Ausnahmen neue fern, auch wenn diese Sachverhalte nicht direkt Erhebungen angestoßen messbar sind . An die Indikatoren der Nachhal- Regelmäßigkeit: Die den Indikatoren tigkeitsstrategie Kreis Unna sind zu Beginn der zugrunde liegenden Daten können in Entwicklung folgende Anforderungen gestellt regelmäßigen zeitlichen Intervallen zur worden, die ein kontinuierliches Monitoring Fortschreibung der Strategie erhoben und sowie die Evaluationen der Strategie vereinfa- in das kontinuierliche Handeln des Kreises chen sollen: eingespeist werden Schlüssigkeit: Es besteht ein schlüssiger Transparenz: Die zugrundeliegende Daten- Erklärungsansatz zwischen Indikator und basis ist für einen breiten Adressatenkreis Indikandum (dem, was der Indikator mes- nachvollziehbar und weitestgehend nach- sen bzw. anzeigen soll) prüfbar Einfachheit: Zur Minimierung des Arbeits- aufwandes künftiger Evaluationen werden In den nun folgenden Unterkapiteln werden in erster Linie vorhandene Datensätze die sechs Themenfelder mit ihren jeweiligen 17
5 handlungsleitenden Zielen im Detail vorge- des Nachhaltigkeitsberichtes direkt im Text stellt. Diese „Zielsteckbriefe“ sind einheitlich auf die entsprechenden Hyperlinks klicken. aufgebaut und bestehen aus den Komponen- Liegt dieser Bericht in einer Print-Fassung vor, ten Zielsetzung, Sektorale Ansätze im Kreis so finden Sie die genauen Quellenangaben Unna, Definition des Indikators, Entwicklung im Internetquellenverzeichnis am Ende des und Bewertung, Validität des Indikators so- Berichtes. wie Quelle. Was es mit diesen Komponenten der Zielsteckbriefe auf sich hat, soll nun kurz Definition des Indikators erläutert werden: Der zur Messung der Zielerreichung vorge- sehene Indikator wird an dieser Stelle exakt Zielsetzung benannt. Der Punkt Zielsetzung beschreibt das jeweili- ge der 13 handlungsleitenden strategischen Entwicklung und Bewertung Ziele. Die Erläuterung geht darauf ein, welche Falls es die vorhandene Datenbasis ermög- Relevanz das jeweilige Ziel für eine nach- licht, wird die Entwicklung des gewählten haltige Entwicklung im Kreis Unna entfaltet. Indikators anhand von unterschiedlich Weiterhin wird an dieser Stelle auch auf die langen Zeitreihen dargestellt. Dies geschieht flankierenden Zielsetzungen der im Rahmen einerseits in schriftlicher Form sowie mithilfe des Strategieprozesses entwickelten Teilziele entsprechender Diagramme zur Visualisie- eingegangen. Eine detaillierte Übersicht aller rung der Daten. Die reine Beschreibung der Teilziele erfolgt nach der Abhandlung eines Daten wird dabei um kurze Ausführungen Handlungsfeldes am Ende des jeweiligen zur Bedeutung dieser Entwicklungen ergänzt. Unterkapitels in tabellarischer Form. Validität des Indikators Sektorale Ansätze im Kreis Unna Wie bereits erläutert, ist ein Indikator ein Wie bereits in den einleitenden Kapiteln Ansatz, einen nicht direkt messbaren Sach- erwähnt wurde, erhebt die Nachhaltigkeits- verhalt darzustellen. Mit diesem Versuch strategie Kreis Unna nicht den Anspruch, für gehen in vielen Fällen mehr oder weniger alle Themen einer nachhaltigen Entwicklung starke Genauigkeitsverluste einher, insbeson- neue strategische Konzepte zu formulieren. Es dere bei Zielen, die sich mit relativ abstrakten geht vielmehr darum, die bereits bestehenden Themenkomplexen befassen (z.B. Anpassung und guten singulären Ansätze nachhaltiger an den Klimawandel). Mit der Validität des Entwicklungsprozesse im Kreis Unna innerhalb Indikators wird an dieser Stelle seine Aussa- eines übergeordneten Diskurses zu bündeln, gekraft zur Messung des aufgestellten Ziels um somit auch die vielfältigen Wechselbe- kritisch reflektiert und eventuelle Ungenau- ziehungen und Synergieeffekte zwischen igkeiten erläutert. Diese Faktoren sollen bei den unterschiedlichen Themen aufzeigen zu der Evaluierung des jeweiligen Ziels in die können. Entsprechend verweist dieser Punkt Abwägungsprozesse eingehen können. auf die bereits bestehenden Initiativen, Insti- tutionen, Planwerke, Konzepte oder ähnliche Quelle Dokumente, die mit dem jeweils aufgestellten Um die Transparenz der gewählten Indika- Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie Kreis Unna toren zu gewährleisten, werden die Quellen korrespondieren. Zum schnellen Aufsuchen genannt, bei denen die verwendeten Daten- der jeweiligen Internet-Präsenzen der so grundlagen erhoben bzw. abgefragt wurden. vorgestellten Ansätze im Kreis Unna, können die Leserinnen und Leser der digitalen Version 18
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5 5.1 THEMENFELD BILDUNG 5.1 bildung, einschliesslich formaler Bildung, öffentlicher Bewusstseinsbildung und Aus- und Fortbildung, ist als ein Prozess zu sehen, mit dessen Hilfe Menschen wie Gesell- schaften ihr volles Potenzial verwirklichen können. Bildung ist eine unerlässliche Voraus- setzung für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung und die bessere Befähigung der Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungs- fragen auseinanderzusetzen. (Agenda 21) B ildung ist innerhalb der letzten Jahre et al. 2006, Kuhlmann 2008). Das Thema zu einem bedeutenden Thema auf der Chancengleichheit wird somit zu einer politischen Agenda vieler westlicher zentralen bildungspolitischen Herausforde- Länder avanciert. Verbunden ist dies mit rung der nächsten Jahre, die bereits mit der Prozessen der Deindustrialisierung und dem Förderung frühkindlicher Bildung, wie der Wandel zur Wissensgesellschaft, in der öko- Sprachförderung oder dem bedarfsgerechten nomischer Erfolg und langfristiges Wachs- Angebot an Betreuungsplätzen beginnt. tum von der Verfügbarkeit hochqualifizierter Aufgrund veränderter Arbeitsmarktstruk- Arbeitskräfte abhängt. Bildung ist somit turen hängt der Zugang zu gut bezahlten eine wesentliche Voraussetzung für eine und relativ stabilen Jobs mehr und mehr von zukunftsorientierte und nachhaltige Entwick- formellen Abschlüssen im Ausbildungssys- lung. Zahlreiche nationale und internationale tem ab – eine erfolgreich abgeschlossene Studien belegen jedoch für Deutschland Ausbildung ist somit eine zentrale Voraus- einen engen Zusammenhang zwischen setzung für den Eintritt in den Arbeitsmarkt schulischem Bildungserfolg junger Menschen sowie gleichzeitig für Aufstiegsmobilität und ihrem sozioökonomischen Hintergrund und Teilhabe. Gleichzeitig ist die Zahl an – Bildungs- und damit auch Aufstiegs- und Personen ohne Schul- und Berufsabschluss Teilhabechancen innerhalb der deutschen trotz der drastischen Senkung im Rahmen Gesellschaft sind somit deutlich ungleich der Bildungsexpansion der letzten Jahrzehn- verteilt sind (vgl. Maaz et al. 2005, Baumert te immer noch relativ hoch (BMBF 2012). 20
Angesichts der gestiegenen Anforderungen Bildungsbiographie aufgebaut: frühkindliche auf dem Arbeitsmarkt, des wachsenden Bildung, Schule, Übergang Schule-Studium/ Fachkräftebedarfs sowie demografischer Beruf sowie Weiterbildung. Demzufolge Veränderungen gilt es deshalb aus sozialen beinhaltet das Themenfeld insgesamt vier sowie ökonomischen Gründen, die Anzahl an Ziele. Der Fokus liegt dabei auf den spezifi- Personen ohne Schul- und Berufsabschluss schen Herausforderungen des Kreises Unna. zu verringern und Jugendlichen mit spe- Ziel 1 zielt auf die Verbesserung der Sprach- ziellem Förderbedarf angemessene Ausbil- bildung der Kinder im Vorschulbereich sowie dungschancen zu verschaffen. Dabei sollten den Übergang zwischen Kindertagesstätte insbesondere die Bildungsübergänge in den und Grundschule. Ziel 2 widmet sich der Fokus rücken. Die zunehmende Flexibilisie- Förderung der Chancengleichheit im Kreis rung der Bildungswege erfordert mehr und Unna mit Hilfe der Umsetzung von Förder- mehr ein gezieltes Übergangsmanagement maßnahmen für benachteiligte Kinder und sowohl innerhalb der schulischen Laufbahn, Jugendliche sowie der Reduktion des Anteils als auch an der Schnittstelle zu Studium bzw. der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Beruf. Abschluss. Ziel 3 bildet die nächste Bildungs- Auch der Kreis Unna ist von den oben station ab, den Übergang von der Schule ins genannten bildungspolitischen Herausfor- Berufsleben, der mit Hilfe der Umsetzung derungen betroffen. Der Anteil der Schü- des landesweit eingesetzten „Neuen Über- lerinnen und Schüler, die die Schule ohne gangssystems“ verbessert werden soll. Das Abschluss verlassen, liegt trotz der positiven letzte Ziel des Themenfelds greift den Bereich Entwicklung der letzten Jahre noch immer der Weiterbildung und des lebenslangen über dem landesweiten Durchschnitt und Lernens auf. Das Ziel verfolgt dabei prioritär der Übergang zwischen Schule und Beruf die verstärkte Teilhabe von Personen ohne verläuft auch im Kreis Unna nicht reibungs- oder mit niedrigen Bildungsabschlüssen an los (Kreis Unna 2007). Zudem zeigt sich seit den Angeboten beruflicher und allgemeiner einigen Jahren ein Mangel an Ausbildungs- Weiterbildung. plätzen: im Jahr 2011/2012 gab es insgesamt 3.191 gemeldete Bewerber bei lediglich 2.272 gemeldeten Stellen. Unter dem Motto „Der schlaue Kreis“ strebt der Kreis Unna im Zukunftsdialog an, sich verstärkt als Bil- dungsregion zu etablieren. Der Fokus richtet sich dabei insbesondere auf die Stärkung von Übergangsfunktionen des Bildungssystems sowie auf die Vermittlung von Wissen- schaftskompetenz. Das Themenfeld Bildung der Nachhal- tigkeitsstrategie Kreis Unna ist gemäß der einzelnen Stationen einer individuellen 21
5 Ziel 1 Die Sprachbildung von Kindern im Vorschulbereich wird verbessert. 5.1 Zielsetzung der individuellen Bildungs- des Kommunalen Integrati- biographie insbesondere die onszentrums, wie bspw. das Gute Sprachkenntnisse sind Übergänge eine große Rolle. Programm „Rucksack“ (KITA eine Grundvoraussetzung Der Übergang vom Elemen- und Grundschule), „Mutter für den schulischen sowie tar- in den Primarbereich hilft mit!“ oder „Griffbereit“. späteren beruflichen Erfolg soll deshalb mit Hilfe von Zusätzlich haben sich einige von Kindern. Gleichzeitig Übergabeprotokollen für Facharbeitskreise zum Thema zeigen Untersuchungen, dass jedes einzelne Kind deutlich Sprachförderung gebildet, nicht die Familiensprache verbessert werden. Bis zum die den Erfahrungsaustausch allein Grund für die man- Jahr 2020 werden deshalb zwischen den beteiligten gelnde Sprachkompetenz von alle Grundschulen im Kreis Akteuren im Kreis und damit Kindern ist, sondern vielmehr Unna einheitliche Übergabe- die fachliche Weiterentwick- die sozialen Verhältnisse eine protokolle Kita-Primarstufe lung des Themenbereichs wesentliche Rolle spielen. anfertigen. ermöglichen. Sprache wird somit zum Schlüssel für gleichwertige Bildungschancen sowie für Sektorale Ansätze Definition des Integration. im Kreis Unna Indikators Um allen Kindern im Kreis Unna unabhängig von ihrer Sprachförderung wird im Anteil der Kinder mit Sprach- Herkunft gleiche Startbedin- Kreis Unna als eine Quer- förderbedarf im Rahmen der gungen und Bildungschancen schnittsaufgabe verstan- Sprachstandsfeststellung der zu ermöglichen, setzt sich der den, die durchgängig vom Vierjährigen. Kreis das Ziel, die Sprach- Elementarbereich bis zum bildung von Kindern im Abitur unterstützt werden Vorschulbereich zu verbes- soll. Neben den Maßnahmen Entwicklung und sern. Der Anteil der Kinder zur Sprachförderung inner- Bewertung mit Sprachförderbedarf im halb der Kindertagesstätten, Rahmen der Sprachstands- legen zahlreiche Projekte Der Anteil der Kinder mit feststellung der 4-Jährigen ihren Schwerpunkt auf die Sprachförderbedarf ist in den soll deshalb bis zum Jahr durchgängige Sprachför- letzten Jahren leicht gesun- 2020 von 22% in 2012 auf derung von Kindern. Zu ken, liegt aber immer noch 11% halbiert werden. nennen sind an dieser Stelle über dem Ausgangswert von Neben der Bedeutung von insbesondere Programme 2007. Für eine Halbierung Sprache spielen innerhalb der RAA Kreis Unna bzw. des Anteils von 22% (2012) 22
© Yantra - Fotolia.com (NRW 24%) auf 11% bis zum jährlich durchgeführt wird. Jahr 2020 müssen deshalb Die Prüfung findet anhand noch größere Anstrengungen des Testverfahrens Delfin 4 unternommen werden. statt. Gemäß dem nordrhein- westfälischen Schulgesetz ist die Sprachstandsfeststel- Validität des lungsprüfung in Kindertages- Indikators einrichtungen nach DELFIN 4 seit 2007 verpflichtend. Die Daten stammen aus dem Demzufolge besteht kein Sprachstandsfeststellungs- zusätzlicher Erhebungsauf- verfahren, das seit 2007 wand. Abbildung 11 Anteil der Kinder % mit Sprachförderbe- darf im Rahmen der 30 Sprachstandsfeststel- 25 lung der Vierjährigen 20 15 10 5 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle Daten der Sprach- Kreis Unna Zielvorgaben standserhebung, Schulamt für den Kreis Unna 23
5 Ziel 2 Der Zusammenhang von schulischem Bildungserfolg und sozialer Herkunft wird reduziert. 5.1 Zielsetzung blere Gruppen wie Kinder mit rung teil, das auf die Aspekte Migrationshintergrund und Früherkennung, Bildung von Zahlreiche nationale und in- Kinder aus sozial prekären Verantwortlichkeiten sowie ternationale Studien belegen Verhältnissen besser fördern die Nutzung von Schnittmen- den in Deutschland engen zu können. gen zwischen verschiedenen Zusammenhang zwischen Die gleichberechtigte Teilhabe Akteuren setzt. Dabei baut schulischem Bildungser- an Bildung ist ein wesent- das Projekt auf zahlreichen folg von Schülerinnen und licher Bestandteil einer bereits bestehenden Koope- Schülern und dem sozio- generationenübergreifenden rationen und Programmen ökonomischen Hintergrund Nachhaltigkeitsstrategie. auf, wie etwa dem „Regio- ihrer Familien. Bildungs- und Auch angesichts der derzeiti- nalen Bildungsnetzwerk Kreis damit gleichzeitig auch gen demografischen Verän- Unna“, in dessen Rahmen alle Aufstiegschancen sind somit derungen, die auch den Kreis Bildungs-, Erziehungs- und ungleich verteilt. Unna betreffen, sollten die Beratungssysteme im Kreis Damit alle Kinder im Kreis Potenziale künftiger Genera- zusammengeführt werden. Unna gleiche Bildungs- und tionen genutzt und Bildungs- Aufstiegschancen haben, ungleichheiten abgebaut soll der Zusammenhang von werden. Definition des schulischem Bildungser- Indikators folg und sozialer Herkunft reduziert werden. Um die Sektorale Ansätze Anteil Schulabgängerinnen Chancen auf dem Arbeits- im Kreis Unna und Schulabgänger ohne und Ausbildungsmarkt und Schulabschluss. damit die Aussichten auf Um Chancengerechtigkeit, eine dauerhafte berufliche Chancengleichheit sowie die Integration Jugendlicher zu Teilhabe an Bildungsangebo- Entwicklung und erhöhen, setzt sich der Kreis ten zu erhöhen, sollen Eltern Bewertung Unna das Ziel, den Anteil und Kindern in belasteten der Schulabgängerinnen Sozialstrukturen mit Hilfe so- Der Anteil der Schulabgän- und Schulabgänger ohne genannter Präventionsketten gerinnen und Schulabgänger Schulabschluss bis zum Jahr gestärkt werden. Der Kreis ohne Hauptschulabschluss ist 2020 von 6,5% auf 3% zu Unna nimmt deshalb am Mo- in den letzten Jahren deutlich reduzieren. Zusätzlich sollen dellprojekt „Kein Kind zurück- gesunken, liegt jedoch immer angepasste Maßnahmen ent- lassen - Kommunen in NRW noch geringfügig höher als wickelt werden, um vulnera- beugen vor“ der Landesregie- der NRW- (5,06%) sowie 24
© Rido - Fotolia.com bundesweite Durchschnitt Familien sowie Jugendliche (5,6%) (2012). Die Reduzie- Validität des mit Migrationshintergrund rung des Anteils auf 3% ist Indikators überproportional häufig insbesondere aufgrund der die Schule ohne Abschluss deutlich verringerten Chan- Der Anteil der Schulabgän- verlassen, kann der Indikator cen von Schulabgängerinnen gerinnen und Schulabgänger zumindest als Näherungswert und Schulabgängern ohne ohne Abschluss ist kein direk- genutzt werden. Die jährlich Abschluss auf dem Arbeits- ter Indikator für die Messung veröffentlichten Daten sind und Ausbildungsmarkt von Chancengleichheit im bei IT.NRW frei zugänglich dringend notwendig. Bildungsbereich. Da jedoch – der Erhebungsaufwand ist Schüler aus sozial schwachen demzufolge gering. Abbildung 12 Anteil Schulab- % gängerinnen und 10 Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss 8 6 4 2 0 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16/17 17/18 18/19 19/20 Kreis Unna Zielvorgaben NRW 25
5 Ziel 3 Der Übergang von der Schule ins Berufsleben wird durch die Umsetzung des „Neuen Übergangssystems“ verbessert. 5.1 Zielsetzung Voraussetzungen geschaffen Schule, Beruf, Studium“ eines werden. Dazu gehören auch der vier Handlungsfelder des Nicht nur im Kreis Unna ist die Schulausbildung der Ju- Regionalen Bildungsnetzwer- die Integration junger Men- gendlichen sowie die Qualität kes des Kreises Unna dar. Im schen in den Arbeitsmarkt ein ihrer Abschlüsse. So setzt sich Rahmen dieses Handlungs- wesentliches Ziel von Bildung der Kreis Unna das Ziel, die felds werden unterschiedliche und Erziehung. Da die klassi- Zahl der höheren Abschlüsse Projekte gefördert, wie z.B. schen Wege des Übergangs (alle bis auf Hauptschulab- das Projekt „Startklar – Mit ins Berufsleben jedoch weit- schluss) bis 2020 von 78,8% Praxis fit für die Ausbildung“, aus komplexer geworden sind (NRW 78,4%) (2012) auf 85% das Schülerinnen und Schüler und die Ausbildungs- und zu erhöhen. Angesichts de- beim Übergang in die duale Arbeitsmarktlage durchaus mografischer Veränderungen Ausbildung unterstützt und angespannt, ist der Übergang und des wachsenden Fach- begleitet. vieler Jugendlicher durch kräftebedarfs einerseits sowie Brüche und Instabilitäten andauernder Bildungs- und gekennzeichnet. Insbesondere Ausbildungsbenachteiligung Definition Jugendliche mit Zuwande- bestimmter Bevölkerungs- des Indikators rungsgeschichte sind davon gruppen andererseits, muss überproportional häufig im Sinne einer nachhaltigen Anteil Schulabgängerinnen betroffen. Deshalb soll auch Entwicklung des Kreises Unna und Schulabgänger an allge- im Kreis Unna auf Initiative gegengesteuert werden. Mit meinbildenden Schulen nach der NRW Landesregierung Hilfe des Übergangsma- Abschlussart (ohne Haupt- mit Hilfe eines verbesser- nagements kann die Integ- schulabschluss) ten Übergangssystems der ration der Jugendlichen in systematische Übergang ins den Arbeitsmarkt so gezielt Berufsleben gefördert wer- unterstützt und gesteuert Entwicklung den. Damit verbunden sind werden. und Bewertung die frühzeitige Orientierung der Schülerinnen und Schüler Der Anteil der Schulabgän- sowie die Eröffnung realisti- Sektorale Ansätze gerinnen und Schulabgänger scher Anschlussperspektiven im Kreis Unna mit höheren Abschlüssen für Berufsausbildung und (alles exklusive Hauptschul- Studium. Um den Einstieg ins Neben der Teilnahme am abschluss) ist in den letzten Berufsleben zu erleichtern, Landesprojekt stellt das Jahren deutlich gestiegen. müssen jedoch bestimmte „Übergangsmanagement Angesichts der stetig stei- 26
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