NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW

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NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
1. Nachhaltigkeits-
   bericht Kreis Unna

 I
     abschlussdokumentation zur
     fördermassnahme „zukunftsWerkStadt“
     im kreis unna

     Nachhaltige Entwicklung
     im Kreis Unna
NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
Impressum

    Herausgeber
    Kreis Unna – Der Landrat
    Fachbereich Natur und Umwelt
    Friedrich-Ebert-Straße 17
    59425 Unna
    Projektverantwortlicher
    Ludwig Holzbeck
    Fon 02303 27-1069 | Fax 02303 27-1297
    ludwig.holzbeck@kreis-unna.de

    AutorInnen
    Ludwig Holzbeck, Kreis Unna    Andrea Dittrich-Wesbuer, ILS     Dr. Klaus Reuter, LAG 21 NRW
    Sabine Leiße, Kreis Unna       Isabel Ramos Lobato, ILS         Louisa Kistemaker, LAG 21 NRW
    Gert Kozik, Kreis Unna         Daniel Hördemann, ILS            Moritz Schmidt, LAG 21 NRW

    Gestaltung                    Druck
    Gestaltmanufaktur GmbH        Druckerei Schmidt GmbH und Co. KG

    Projektpartner
    Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung | Brüderweg 22–24 | 44135 Dortmund
    Projektverantwortliche: Andrea Dittrich-Wesbuer | Fon 0231 9051-272 | Fax 0231 9051-280 |
    andrea.dittrich-wesbuer@ils-forschung.de

    Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW | Deutsche Str. 10 | 44339 Dortmund
    Projektverantwortlicher: Dr. Klaus Reuter | Fon 0231 936960-11 | Fax 0231 936960-13 |
    k.reuter@lag21.de

    Projektpartner

    gefördert von

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NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
1. Nachhaltigkeits-
   bericht KREIS UNNA

I
    abschlussdokumentation zur
    fördermassnahme „zukunftsWerkStadt“
    im kreis unna

                                          3
NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
Inhaltsverzeichnis

    1 Vorwort       5

    2 Einleitung        6

    3 Der Weg zur regionalen Nachhaltigkeitsstrategie   7
       3.1. Lokale Agenda 21 im Kreis Unna 8
       3.2. Zukunftsdialog Kreis Unna 9

    4 Die Entwicklung der integrierten Nachhaltigkeitsstrategie   10
       4.1. Hintergründe 10
       4.2. Methodik 11
       4.3. Partizipationsverfahren 14

    5 Die Nachhaltigkeitsstrategie Kreis Unna   16
       5.1. Themenfeld Bildung 20
       5.2. Themenfeld Wirtschaft 32
       5.3. Themenfeld Beschäftigung 38
       5.4. Themenfeld Fläche 46
       5.5. Themenfeld Klima 54
       5.6. Themenfeld Mobilität 62

    6 Fazit und Ausblick           70

       Literaturverzeichnis         72

       Internetquellenverzeichnis         74

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NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
Vorwort

                                                                                        1
Liebe Leserin, lieber Leser,                                                                                Abbildung 1
                                                                                                            und 2
der Kreis Unna und seine zehn Städte und                                                                    Michael Makiolla (l.),
                                                                                                            Dr. Detlef Timpe (r.)
Gemeinden haben in vielen Handlungsfel-
dern der Nachhaltigkeit schon in der Vergan-

                                                                         © Kreis Unna

                                                                                             © Kreis Unna
genheit beachtenswerte Erfolge aufzuwei-
sen. Dennoch ist es bisher nicht gelungen,
eine nachhaltige Entwicklung als integriertes
Leitbild des politischen und zivilgesellschaft-   allen gesellschaftlichen Organisationen und
lichen Handelns im Kreis fest zu verankern.       Gruppen in den nächsten Jahren beschreiten
    Im Wissen, dass die anstehenden großen        wollen. Dabei ist es uns wichtig, die begon-
gesellschaftlichen Veränderungen, wie             nenen Veränderungsprozesse transparent
die Energiewende oder der demografische           und nachvollziehbar zu gestalten. Deshalb
Wandel, neue und innovative Zielsetzungen         haben wir zu den Zielen Indikatoren aufge-
und Lösungsstrategien erfordern, haben wir        stellt, die uns anzeigen werden, ob wir diese
uns auf den Weg gemacht, um eine um-              auch erreichen werden.
fassende Nachhaltigkeitsstrategie für den             Mit unserer bundesweit einmaligen regi-
Kreis Unna zu entwickeln. Bewusst haben           onalen Nachhaltigkeitsstrategie wollen wir
wir für den Titel dieser Strategie den Begriff    zudem einen Beitrag zur vertikalen Integra-
„LebensWerte“ ausgewählt, weil wir unsere         tion der seit 2002 bestehenden nationalen
Zielsetzungen nah an den Problemlagen             Nachhaltigkeitsstrategie leisten und die
und Bedürfnissen der Menschen im Kreis            geplante Neuaufstellung der landesweiten
Unna entwickeln wollten. So haben sich über       NRW-Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen.
ein Jahr Bürgerinnen und Bürger unseres               Ein besonderer Dank gilt dem Bundesmi-
Kreises, Experten aus Wirtschaft, Verbänden,      nisterium für Bildung und Forschung, für die
Kirchen, Mitarbeiter der Verwaltung und die       zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel,
Politik mit sechs zentralen Handlungsfeldern      ohne die dieser Prozess nicht hätte stattfin-
der Nachhaltigkeit beschäftigt und Ziele für      den können, sowie dem Institut für Landes-
eine nachhaltige Kreisentwicklung entwi-          und Stadtentwicklungsforschung und der
ckelt.                                            Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW
    Der nun vorliegende I. Nachhaltigkeits-       für die professionelle Prozessbegleitung und
bericht des Kreises Unna beschreibt zu            den wissenschaftlichen Input.
den Handlungsfeldern Bildung, Wirtschaft,             Wir hoffen, dass die Nachhaltigkeitsstra-
Beschäftigung, Fläche, Klima und Mobili-          tegie allen Akteuren Grundlage und Motiva-
tät in über 40 ambitionierten Zielen einen        tion ist, die eigenen Bemühungen für einen
Pfad, den wir gemeinsam mit den Städten           lebenswerten und zukunftsfähigen Kreis
und Gemeinden unseres Kreises sowie mit           Unna zu verstärken.

Landrat
Michael Makiolla                                      Dr. Detlef Timpe

                                                                                                            5
NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
2                     einleitung

    Dieser Nachhaltigkeitsbericht ist das Ergeb-    was mit der Aufstellung der Nachhaltig-
    nis eines einjährigen Prozesses in welchem      keitsstrategie vor dem Hintergrund der
    der Kreis Unna in Kooperation mit seinen        sehr kurzen Projektlaufzeit geleistet wurde.
    wissenschaftlichen Partnern, dem Institut für   Weiterhin gibt es einen Ausblick auf die
    Landes- und Stadtentwicklungsforschung          weiteren notwendigen Schritte zur nach-
    und der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda        haltigen Verankerung der Strategie im Kreis
    21 NRW und mit Förderung des Bundesmi-          Unna und seinen kreisangehörigen Städten
    nisteriums für Bildung und Forschung, eine      und Gemeinden.
    kreisweite Nachhaltigkeitsstrategie auf den
    Weg gebracht hat.
        Dieser Bericht beschreibt den Prozess zur
    Formulierung der Nachhaltigkeitsstrategie
    sowie die konkret erzielten Ergebnisse in
    Form eines umfassenden Ziel- und Indikato-
    rensystems.
        Im folgenden Kapitel 3 werden unter-
    schiedlichen Initiativen und Maßnahmen des
    Kreises Unna beschrieben, mit denen bereits
    seit dem Jahr 1997 integrierte Anstrengun-
    gen für eine nachhaltige Entwicklung im
    Kreisgebiet forciert werden.
        Im vierten Kapitel werden die formalen
    Hintergründe des Projektes erläutert. Ergänzt
    wird dies durch eine dezidierte Darstel-
    lung der Ablaufplanung, der verwendeten
    Methoden sowie der Verfahren zur Bürger-
    beteiligung.
        Das fünfte Kapitel bildet den eigentli-
    chen Kern dieses Berichtes. Darin werden die
    Themenfelder der Nachhaltigkeitsstrategie
    benannt und die dazu formulierten Ziele
    beschrieben. Weiterhin wird im Sinne einer
    kontinuierlichen Evaluierung dieser Strate-
    gie jedem der Ziele ein konkreter Indikator
    zugeordnet, mit dessen Hilfe der Grad der
    Zielerreichung bei folgenden Berichten ein-
    geschätzt werden kann.
        Dieser Bericht schließt mit einem zusam-
    menfassenden Fazit ab, welches aufzeigt,

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NACHHALTIGKEITS-BERICHT KREIS UNNA - I ABSCHLUSSDOKUMENTATION ZUR - LAG 21 NRW
der weg zur regionalen
               nachhaltigkeitsstrategie

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Die mit der Fördermaßnahme „Zukunfts-            die im Juni 2007 Eingang in ein Handlungs-
WerkStadt“ begonnene Entwicklung einer in-       programm fanden, welches einstimmig vom
tegrierten regionalen Nachhaltigkeitsstrate-     Kreistag beschlossen wurde.
gie im Kreis Unna konnte auf umfangreiche             Diese beiden Prozesse setzten richtungs-
Vorarbeiten des Kreises und der kreisange-       weisende Akzente für die Themen einer
hörigen Städte und Gemeinden aufbauen. Es        nachhaltigen Entwicklung und etablierten
wurden seit der UN-Konferenz für Umwelt          Netzwerkstrukturen zwischen Akteuren mit
und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro in        unterschiedlichen fachlichen Hintergründen.
zahlreichen Handlungsfeldern Beiträge zur             Neben diesen beiden herausragenden
Stärkung einer nachhaltigen Kreisentwick-        Prozessen gibt es weitere sektorale Initia-
lung geleistet, um sich neuen Herausfor-         tiven und Maßnahmen seitens des Kreises
derungen wie etwa dem wirtschaftlichen           mit Bezug zur nachhaltigen Entwicklung.
Strukturwandel, einer hohen Arbeitslosigkeit     Dazu zählt z.B. die Förderung der Nahmo-
und dem Fachkräftemangel sowie gesell-           bilität und des Radverkehrs ebenso wie die
schaftlichen Transformationsprozessen wie        zunehmend gemeinsame Betrachtung der
der Energiewende oder dem demografischen         Verkehrsträger Schienenpersonennahver-
Wandel zu stellen.                               kehr, Busverkehr sowie Radverkehr. Ebenfalls
    Hierbei sind insbesondere zwei Prozesse      erwähnenswert ist die Klimaschutzinitiative
hervorzuheben, die mit dem Anspruch einer        des Kreises Unna, in deren Rahmen bereits
umfassenden Beteiligung unterschiedlicher        drei Klimakonferenzen abgehalten wurden.
Akteure sowie der Integration unterschied-            Mit diesem „Startkapital“ konnte der
licher Handlungserfordernisse und Themen-        Kreis Unna die Erarbeitung einer kreisweiten
komplexe begonnen wurden.                        integrierten Nachhaltigkeitsstrategie und die
    Angeregt durch die Politik wurde nach        erstmalige Erstellung eines Nachhaltigkeits-
Diskussionen um die kommunale Verant-            berichts mit evaluierbaren Indikatoren unter
wortung im Sinne des Gipfeltreffens von Rio      wissenschaftlichen Begleitung des Instituts
de Janeiro im Jahr 1997 ein Beschluss zur        für Landes- und Stadtentwicklungsfor-
Lokalen Agenda 21 und damit zusammen-            schung sowie der Landesarbeitsgemeinschaft
hängenden Aktionsbausteinen durch den            Agenda 21 NRW realisieren.
Kreistag gefasst.                                     In den folgenden beiden Unterkapiteln
    Um das Profil des Kreises Unna zu schär-     wird der Weg des Kreises Unna, von der
fen, die Wirtschaft und Beschäftigung im         Lokalen Agenda 21 bis zum Zukunftsdialog
Kreis zu stärken, die Lebensqualität zu ver-     beschrieben.
bessern sowie ein gemeinsames Leitbild zu
erarbeiten, initiierte der Kreis Unna in einem
rund einjährigen Prozess den „Zukunfts-
dialog Kreis Unna – Gemeinsam sind wir
stark“. Im Rahmen dieses Prozesses wurden
konkrete Strategien und Projekte entwickelt,

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    3.1                                            gruppen auf der Akteursebene im Besonde-
                                                   ren vorgestellt. Beispielsweise wurden dabei
    Lokale Agenda 21                               Themen zur umweltbewussten Mobilität, zum
    im Kreis Unna                                  zukunftsweisenden Bauen, die Eigenverant-
                                                   wortung von Betrieben für eine nachhaltige
    Ausgangspunkt der Agenda-Arbeit war die        Entwicklung oder die praktische Vermittlung
    bereits zuvor erwähnte UN-Konferenz für        der Agenda 21 in den Schulen behandelt.
    Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in             Die Arbeitsphase in den Fachforen ist mit
    Rio de Janeiro. Hier wurde das Ziel festge-    der Erstellung der Handlungsempfehlungen
    legt, weltweit eine nachhaltige, zukunfts-     abgeschlossen worden. In einem im Novem-
    beständige Entwicklung in Gang zu setzen.      ber 2001 tagenden Gesamtforum wurde die
    In diesem Rahmen bezieht sich die „Lokale      Lokale Agenda 21 bilanziert und anschlie-
    Agenda 21“ konkret auf den Handlungsbe-        ßend dem Kreistag als Beschlussvorlage
    darf in Städten und Gemeinden sowie den        vorgelegt. Die Umsetzung sollte dabei auf
    Kreisen. Denn entscheidend für die Umset-      kommunaler Ebene von einem Arbeitskreis
    zung der Agenda-Ziele ist die Arbeit vor Ort   der Agenda-Beauftragten der Städte und
    in realen Projekten, ohne welche die Agenda    Gemeinden begleitet werden.
    21 nur „graue Theorie“ wäre.                       Damit wurde die zweite, projektorientier-
        Im Dezember 1997 beschloss der Kreistag    te Phase eingeleitet, bei der anhand verschie-
    die Einleitung der Lokalen Agenda 21. Mit      dener Projekte beispielhaft Wege aufgezeigt
    der Auftaktveranstaltung im September          werden sollten, wie die Ziele der Lokalen
    1998 wurden Bürgerinnen und Bürger,            Agenda 21 im Kreis Unna umgesetzt werden
    Städte und Gemeinden sowie Vertreter von       können.
    Institutionen, Organisationen und Unterneh-        Dabei haben sich aus den unterschiedli-
    men aufgerufen, sich am Prozess der Lokalen    chen Fachforen weitere Arbeitskreise gebil-
    Agenda 21 zu beteiligen.                       det, die eine Vielzahl von praxisbezogenen
        Um nachhaltige Prozesse im Sinne der       Projekten initiierten. Besonders hervorzuhe-
    Agenda 21 anzuregen, haben sich im Jahr        ben sind dabei Projekte zum Themenkom-
    1998, parallel zu den Agenda-Prozessen in      plex der energetischen Gebäudesanierung,
    den Städten und Gemeinden, sechs Fach-         Konzeptionen von Schulen zur Steigerung
    foren (Auto/ Verkehr, Bildung, Landwirt-       ihrer Umweltverträglichkeit und Bildung zur
    schaft, privater Konsum, Wirtschaft sowie      Nachhaltigkeit oder die Ressourceneffizienz
    Wohnungsbau) auf Kreisebene gebildet.          von Gewerbebetrieben.
    Diese Fachforen setzten sich zur Aufgabe,
    Handlungsempfehlungen im Konsens zu
    entwickeln und die damit verbundenen Ziele
    einer nachhaltigen Entwicklung anhand von
    Projekten beispielhaft und öffentlichkeits-
    wirksam darzustellen.
        Ein wichtiges Kennzeichen des Agenda-
    Prozesses auf Kreisebene ist die Praxisori-
    entierung. Mit unterschiedlichen Projekten,
    getragen von den Teilnehmenden der Fach-
    foren und Kooperationspartnern, wurden
    „Bausteine“ einer nachhaltigen Entwicklung
    der Öffentlichkeit im Allgemeinen und Ziel-

8
3.2                                                    die feine grüne Mitte,
                                                       die Region der kurzen Wege,
Zukunftsdialog                                         der gesunde Kreis,
Kreis Unna                                             der schlaue Kreis und
                                                       die Region profilierter Zukunfts-
Der Kreis Unna steht ebenso wie andere Kom-            branchen
munen und Regionen vor den zentralen Her-            Von den Initiativen des Zukunftsdialoges
ausforderungen, zu denen neben der Bewälti-          Kreis Unna sind weitere Netzwerkstrukturen
gung des wirtschaftlichen Strukturwandels und        ausgegangen, die sich mit den Themenkom-
der hohen Arbeitslosigkeit auch der demogra-         plexen Gesundheit, Bildung, Arbeitsmarkt
fische Wandel gehört. Zudem fehlte dem Kreis         und der Zukunft des Wohnens vor dem
Unna bislang nach innen und außen ein klares         Hintergrund des demografischen Wandels
Profil: Es fehlte an einheitlichen Botschaften       auseinandersetzen.
über ihn ebenso wie an einem gemeinsamen
Leitbild, auf das sich alle gesellschaftlich rele-   Parallel dazu war ein weiterer Schwerpunkt
vanten Gruppen verständigt hätten.                   die Klimaschutzinitiative des Kreises Unna.
    Vor diesem Hintergrund hat der Landrat           Ausgangspunkt war ein Beschluss des
im Mai 2006 unter dem Motto „Gemeinsam               Kreistages im Juni 2007, mit dem ein Hand-
sind wir stark“ die Auftaktveranstaltung zum         lungsprogramm beschlossen wurde. Neben
Zukunftsdialog Kreis Unna eröffnet. Diesen           zahlreichen Maßnahmen im eigenen Haus,
Zukunftsdialog hat er gemeinsam mit den              wie z.B. einem Energiesparprogramm für
Bürgermeistern der zehn kreisangehörigen             die kreiseigenen Gebäude sollte die Zusam-
Städte und Gemeinden initiiert und wur-              menarbeit mit möglichst vielen relevanten
de in diesem Rahmen u.a. von der IHK zu              Partnern gesucht werden, um eine kreis-
Dortmund und der TU Dortmund sowie von               weite Wende einzuleiten. Auftakt war die 1.
weiteren wichtigen Akteuren unterstützt.             Klimakonferenz Kreis Unna im April 2009. In
    Im Rahmen des rund einjährigen Prozes-           diesem Rahmen wurde eine CO2-Bilanz für
ses wurden in den Arbeitsgruppen Wirtschaft          den Kreis Unna vorgelegt, die aufzeigte, dass
| Arbeit, Wissen | Bildung sowie Wohnen              die Energieverbräuche der Industrie – nach
konkrete Strategien und Projekte erarbeitet,         den Kraftwerken – die wesentliche Quelle
die im Juni 2007 innerhalb einer Ergebnis-           für den CO2-Ausstoß sind. Gleichzeitig ist
präsentation vorgestellt und in ein Hand-            der Energieverbrauch für viele Unternehmen
lungsprogramm Eingang genommen haben,                des Kreises ein wesentlicher und wachsender
welches vom Kreistag des Kreises Unna im             Kostenfaktor. Daher wurde der Energiecheck
September 2007 einstimmig beschlossen                als Beratungsinitiative für die Unternehmen
wurde.                                               im Kreis Unna initiiert.
    Der Zukunftsdialog Kreis Unna hat sich           Um weitere Impulse für den Klimaschutz zu
dabei vornehmlich mit Zielen zur Schaffung           geben, wurde im September 2010 die 2. Kli-
und dem Erhalt von Arbeitsplätzen sowie              makonferenz des Kreises Unna durchgeführt.
der Verbesserung der Lebensqualität im Kreis         Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf
Unna auseinandergesetzt und die dafür                der Fragestellung, wie mit Anpassungsstra-
notwendigen Rahmenbedingungen skizziert.             tegien dem Klimawandel vor Ort begegnet
Weiterhin wurde innerhalb der Arbeits-               werden kann. Es folgte im März 2012 die
gruppen die Profilierung des Kreises Unna            3. Klimakonferenz mit dem Schwerpunkt
vorangetrieben, deren Merkmale wie folgt             Klimaschutz im gewerblichen Bereich.
beschrieben werden:

                                                                                                     9
4                         die entwicklung der
                          integrierten nach­
                          haltigkeitsstrategie

     Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln        vereint. So sind im Rahmen dieser Förder-
     der Agendaprozess des Kreises sowie der        maßnahme ganz unterschiedliche Projekte
     Zukunftsdialog Kreis Unna und die Klima-       gefördert worden, welche die Sektoren Mo-
     schutzinitiative mit ihren verschiedenen       bilität, Energie, Bildung oder auch Gover-
     thematischen Schwerpunkten als Weg hin         nance abdeckten. Das verbindende Element
     zu einer regionalen integrierten Nachhal-      der Fördermaßnahme ist die starke Fokus-
     tigkeitsstrategie dargestellt wurde, sollen    sierung auf die Bürgerbeteiligung. Die Ent-
     nun die Hintergründe sowie der Ablauf und      wicklung und Umsetzung von Maßnahmen
     die Methodik zur Erstellung der Nachhal-       und Projekten soll unter aktiver Einbindung
     tigkeitsstrategie erläutert werden. Dabei      der Bürgerschaft und mit Unterstützung
     wird zunächst auf den Zusammenhang             seitens wissenschaftlicher Partner erfolgen,
     der Nachhaltigkeitsstrategie Unna mit der      welche einerseits den Partizipationsprozess
     Fördermaßnahme „ZukunftsWerkStadt“             moderierend lenken und andererseits auch
     des Bundesministeriums für Bildung und         die Umsetzbarkeit der unterschiedlichen
     Forschung (BMBF) eingegangen und die           Beiträge prüfen.
     grundsätzliche Ausrichtung des Projektes            In einer Initialphase zu der Fördermaß-
     erläutert. Anschließend soll der Prozess zur   nahme wurden insgesamt mehr als 50 Städte
     Aufstellung der Nachhaltigkeitsstrategie und   und Kreise deutschlandweit zur Teilnahme an
     die eingesetzten Methoden genau dargestellt    der „ZukunftsWerkStadt“ eingeladen. Von den
     werden. Dabei wird in einem eigenen Unter-     27 Bewerbungen hat eine Expertenjury 13
     kapitel dezidiert auf die unterschiedlichen    Städte und 3 Kreise für die Fördermaßnahme
     Formen der Bürgerbeteiligung eingegangen.      ausgewählt. Die vorgeschlagenen Projek-
                                                    te wurden in einem einjährigen Zeitraum
                                                    in den jeweiligen Kommunen und Kreisen
                                                    umgesetzt. Dabei wurden sowohl innovative
     4.1                                            Ansätze einer nachhaltigen Stadt- und Re-
                                                    gionalentwicklung erprobt oder auch bereits
     Hintergründe                                   bestehende Prozesse fortgesetzt bzw. auf ein
                                                    höheres Niveau gehoben.
     Das Projekt zur Entwicklung einer Nach-             In diesem Zusammenhang hat das vom
     haltigkeitsstrategie für den Kreis Unna ist    Kreis Unna mit seinen wissenschaftlichen
     Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Zukunfts-        Partnern vorgeschlagene Konzept zur Ent-
     WerkStadt“ und dabei in das „Wissen-           wicklung einer regionalen Nachhaltigkeits-
     schaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde“       strategie die Jury von einer Projektförderung
     eingebettet. Das BMBF verfolgt mit der För-    überzeugt. Das Projekt-Konzept sieht dabei
     dermaßnahme einen integrativen Ansatz,         vor, die im Kreis Unna und seinen zehn
     der innovationspolitische Themen im Feld       kreisangehörigen Städten und Gemeinden
     der nachhaltigen Stadtentwicklung über         geleisteten Beiträge der vergangenen Jahre
     die Ressorts der Bundesregierung hinweg        zu Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung

10
in einer übergeordneten Nachhaltigkeitsstra-    21 NRW 2012). Die Nachhaltigkeitsstrategie
tegie zusammenzufassen. Die damals erstell-     des Kreises Unna soll hierbei einen Beitrag
ten Analysen und durchgeführten Projekte        zur vertikalen Integration leisten. Dies ist vor
und Kampagnen betrafen dabei unterschied-       dem Hintergrund der momentanen Planun-
liche singuläre Aspekte einer nachhaltigen      gen zur Wiederaufnahme eines landesweiten
Entwicklung. Dennoch ist es trotz zahlreicher   Nachhaltigkeitsprozesses in NRW umso
Erfolge in den einzelnen Handlungsfeldern       interessanter, da hier die Erfahrungen des
bisher nicht gelungen, eine nachhaltige         Kreises Unna direkt in den landesweiten Auf-
Entwicklung als integriertes Leitbild politi-   stellungsprozess eingespeist werden können.
schen und zivilgesellschaftlichen Handelns          Neben diesen inhaltlichen und orga-
im Kreis zu verankern. Da es aber zwischen      nisatorischen Aspekten der regionalen
den verschiedenen sektoralen Handlungs-         Nachhaltigkeitsstrategie haben auch die
feldern vielfältige Wechselbeziehungen und      konzeptionellen Überlegungen zur Bürger-
Abhängigkeiten gibt und die anstehenden         beteiligung einen Ausschlag bei der erfolg-
gesellschaftlichen Transformationsprozes-       reichen Bewerbung um die Projektmittel des
se wie Energiewende und Demografischer          BMBF gespielt. Da der Faktor der „Instituti-
Wandel neue und innovative Zielsetzungen        onellen Nachhaltigkeit“ in jeder Nachhaltig-
und Lösungswege erfordern, erscheint die        keitsstrategie eine besondere Rolle spielen
Entwicklung und Umsetzung einer integrier-      sollte, wurden zu Beginn des Projektes
ten und kreisweiten Nachhaltigkeitsstrategie    verschiedene Strukturen und Instrumente
ein geeignetes Instrument zur Vorbereitung      der Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung in
auf künftige Herausforderungen zu sein.         den Projektfahrplan integriert. Die genauen
    Der Kreis Unna und seine wissenschaft-      Hintergründe und Erläuterungen dazu finden
lichen Partner haben mit dem Projekt zur        sich in den folgenden Kapiteln.
Entwicklung einer regionalen Nachhaltig-
keitsstrategie weiterhin das Ziel verfolgt,
einen Beitrag zur nationalen Nachhaltig-
keitsstrategie zu leisten, indem die Ziele      4.2
und Indikatoren der Bundesebene auf ihre
Handhabbarkeit für die regionalen Erfor-        Methodik
dernisse überprüft und angepasst werden.
Im Fortschrittsbericht der Nationalen           Die im vorherigen Kapitel dargestellten Pro-
Nachhaltigkeitsstrategie wird weiterhin ihre    jekthintergründe und -ziele des Forschungs-
fehlende vertikale Integration zwischen den     projekts mündeten in einem methodisch breit
politisch-administrativen Ebenen bemängelt      aufgestellten Strategiebildungsprozess, der
(vgl. Stigson et al. 2009: 59f., 78ff.). Dies   es allen involvierten Akteuren ermöglichen
wurde auch in der Länderstudie „Rio+20          sollte, Sichtweisen und Argumentationen,
NRW“ zur Lokalen Agenda und zu Nachhal-         die bei der Entwicklung einer integrierten
tigkeitsprozessen in NRW bestätigt (vgl. LAG    regionalen Nachhaltigkeitsstrategie berück-

                                                                                                   11
4
               sichtigt werden müssen, einzubringen. Um              Da die Strategieformulierung auf der
               einen detaillierten Eindruck über die für die    bestehenden lokalen und regionalen Expertise
               erfolgreiche Strategieentwicklung angewand-      aufbauen sollte und um einen von verschie-
               ten Prozesselemente zu vermitteln, werden im     denen institutionellen Akteuren getragenen
               Folgenden die wesentlichen Prozesselemente       Prozess zu initiieren, wurden verschiedene
               des Forschungsprojekts kurz dargestellt.         Experten in eine projektbegleitende Steue-
                   Um zu gewährleisten, dass die Strategie-     rungsgruppe eingeladen. Es konnte für jeden
               entwicklung von Projektstart bis Projektende     thematischen Bereich der Nachhaltigkeits-
               ein stark partizipativ geprägter Prozess ist,    strategie mindestens ein Experte für die
               wurden klare, wiederkehrende Strukturen und      Steuerungsgruppe gewonnen werden, eine
               Elemente implementiert (vgl. Ab­bildung 3).      wichtige Grundvoraussetzung um im weiteren
                   Zunächst wurde ein Kernteam, bestehend       Verlauf eine ausgewogene Strategiebildung zu
               aus Vertretern der Projektpartner aus Wis-       ermöglichen (vgl. Abbildung 4). Die Steue-
               senschaft und Praxis, gebildet. Innerhalb des    rungsgruppe diente im Strategieformulie-
               Kernteams wurden im Rahmen von sieben            rungsprozess als eigentliches Arbeitsgremium
               bedarfsbezogen einberufenen Sitzungen            (vgl. Abbildung 5).
               vorwiegend Zwischenergebnisse vorgestellt,            Während der vier durchgeführten
               neue konkrete Arbeitsaufträge formuliert und     Sitzungen der Steuerungsgruppe wurden die
               für die Steuerung des Prozesses notwendige       handlungsleitenden Ziele der Nachhaltigkeits-
               organisatorische Absprachen getroffen, bei-      strategie ebenso abgestimmt wie die konkre-
               spielsweise der genaue Inhalt und Ablauf von     tisierenden Teilziele und die zur Überprüfung
               Veranstaltungen.                                 angedachten Indikatoren.

Abbildung 3
Ablaufplanung der Nachhaltig-
keitsstrategie Kreis Unna

                                            Sitzungen des Kernteams

                                    1. + 2.                        3. + 4.
   Öffent-                                                                          Formu-
                                   Sitzung        Auftakt-        Sitzung                       Zwischen-
  lichkeits-     Analysen                                                           lierung
                                 Steuerungs-      konferenz     Steuerungs-                    bilanzierung
     arbeit                                                                        Strategie
                                    gruppe                         gruppe

                                Bürgerbeteiligung (Online-Befragungen, Umfragen)

Juni 2012                                                                                          Juni 2013

12
Abbildung 4
                                                                                            Akteure des Kernteams
                                                                                            und der Steuerungs-
                                                                                            gruppe

     Ein weiteres wichtiges Element innerhalb   der Strategie informieren und in anschlie-
des Strategieentwicklungsprozesses waren        ßenden thematischen Workshops ihre
die nach den Strategieinhalten ausgewählten     eigenen Ideen in die Strategieformulierung
Experteninterviews zu Beginn des Prozesses.     einbringen können.
Dabei waren die ausgewählten Gesprächs-             Zum Ende dieser Projektphase wurde eine
partner durchweg Mitglieder der Steue-          weitere öffentliche Konferenz zur Zwischen-
rungsgruppe. Die Gespräche vermittelten         bilanzierung der Nachhaltigkeitsstrategie
einen differenzierten Blick auf die rahmenge-   einberufen. Über 80 Teilnehmende konnten
benden Strukturen und bereits angelaufene       im Juni 2013 auf der Ökologiestation des
Initiativen im Kreis Unna und dienten zu        Kreises Unna in Bergkamen die Ergebnisse
Beginn des Projektes einer in Ansätzen abge-    des Strategiebildungsprozess nachvollziehen
stimmten Grundausrichtung der Strategie.        und im Anschluss ihre konkreten Ideen für die
    Nachdem die Konturen der Nachhaltig-        Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie auf
keitsstrategie mit Hilfe der institutionellen   lokaler Ebene einbringen.
Akteure zu Beginn des Projekts ausreichend          Neben diesen beiden öffentlichen Konfe-
klar umrissen wurden, ist in einem nächsten     renzen hatten die Bürgerinnen und Bürger des
Schritt die Strategieformulierung für die       Kreises weitere Möglichkeiten, ihre Meinungen
breite Öffentlichkeit geöffnet worden. Dazu     und Ideen zur Strategieformulierung einflie-
fand im November 2012 eine öffentliche          ßen zu lassen. Die verschiedenen, während des
Auftaktkonferenz im Kreishaus in Unna statt.    gesamten Prozesses angewandten Methoden
Ungefähr 100 Teilnehmende haben sich dort       für die Beteiligung der Öffentlichkeit werden
über die Hintergründe und Grundausrichtung      im nächsten Kapitel detailliert dargestellt.

                                                                                                     13
4
Abbildung 5
Steuerungsgruppe der
Nachhaltigkeitsstra-
tegie Kreis Unna

                                                                                                                         © Kreis Unna
                           Neben diesen im Projektzeitplan von          Pluralität von Interessen und Bedürfnissen
                       Anfang an vorgesehenen methodischen              nicht mehr auf die frühzeitige Berücksichti-
                       Bausteinen, wurden aufgrund des explizi-         gung der Interessen der direkt betroffenen
                       ten Wunsches unterschiedlicher Akteure           Akteure verzichten können. Partizipation muss
                       ergänzende Prozesselemente in den Strate-        in diesem Zusammenhang als Ressource ver-
                       gieformulierungsprozess integriert. So wurde     standen werden, um Prozesse effektiver und
                       beispielsweise während der Diskussionen          adressatengerechter zu gestalten und zu einer
                       auf der Auftaktkonferenz deutlich, dass          lebendigen Zivilgesellschaft beizutragen (vgl.
                       ein weiterer thematischer Workshop zum           Danielzyk et al. 2003; Fürst & Scholles 2008).
                       Themenfeld Bildung einberufen werden sollte          In der Entwicklung der Nachhaltigkeits-
                       um eine konsensfähige Strukturierung und         strategie wurde die Öffentlichkeit unter
                       Zielformulierung für dieses Themenfeld zu        Verwendung unterschiedlicher Formen der
                       entwickeln.                                      Beteiligung einbezogen (vgl. Abbildung 6-9).
                           Die beschriebenen Kernelemente des               Zum einen wurden die Bürger des Kreises
                       Prozesses und die resultierenden Ergebnisse      regelmäßig über den Fortschritt des Projekt-
                       waren letztlich unverzichtbar für die Auswahl    verlaufes informiert. Neben Stellwänden im
                       und genaue Ausgestaltung der Inhalte der         Kreishaus Unna und Informationsbroschüren
                       Strategie für den Kreis Unna und somit auch      sowie Zeitungsberichten kommt dabei der
                       unverzichtbar für die erfolgreiche Aufstel-      eigens eingerichteten Website eine wichtige
                       lung einer integrierten Nachhaltigkeitsstrate-   Rolle zu. Unter dem Slogan „LebensWerte
                       gie generell.                                    – Nachhaltige Entwicklung im Kreis Unna“
                                                                        wurden die Inhalte der Nachhaltigkeitsstra-
                                                                        tegie ansprechend aufbereitet präsentiert
                                                                        und Hintergrundinformationen zur Verfü-
                       4.3                                              gung gestellt. Die Projektwebsite ist an den
                                                                        Internetauftritt des Kreises Unna angegliedert
                       Partizipationsverfahren                          und soll als Informations- und Diskussions-
                                                                        plattform weiter fortgeführt und gepflegt
                           Die Nachhaltigkeitsstrategie für den         werden (www.lebenswerte.kreis-unna.de). Der
                       Kreis Unna sollte von einem breiten Bündnis      Slogan „LebensWerte“ spielt dabei bewusst mit
                       aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft    unterschiedlichen Deutungsebenen. Auf der
                       aufgestellt werden. Dieses Projektziel folgt     einen Seite geht es darum, das was den Kreis
                       der Einsicht, dass Planungs- und Entschei-       Unna für seine Bewohnerinnen und Bewohner
                       dungsprozesse aufgrund der zunehmenden           lebenswert macht, in den Fokus zu rücken und

               14
nachhaltig zu gestalten und zu erhalten. Auf     einer Postkarte mit konkreten Verbesserungs-
            der anderen Seite impliziert der Slogan auch     vorschlägen bekamen die Passanten zudem
            den wissenschaftlichen Anspruch der Nach-        die Chance, auch individuelle Anliegen an das
            haltigkeitsstrategie, nämlich die Messbarma-     Projektteam zu übermitteln.
            chung der Lebenswerte durch Indikatoren.              Im Laufe des Projektes wurden zudem
                Neben der kontinuierlichen Information       auf der Interseite fünf Online-Fragebögen zu
            wurden direkte Beteiligungsmöglichkeiten         den Themen Mobilität, Fläche, Klima, Bildung
            angeboten. So hatten auf der öffentlichen        sowie Beschäftigung und Wirtschaft einge-
            Auftaktkonferenz alle Interessierten die         stellt und beworben. Mehr als 260 Personen
            Möglichkeit, ihre Anliegen und Vorschläge        nutzten die Möglichkeit, Fragen zu ihren per-
            direkt an das Projektteam und die anwesen-       sönlichen Eindrücken über die Situation und
            den Vertreter der Kreisverwaltung heranzu-       den Handlungsbedarf in den Themenfeldern
            tragen. In vier themenorientierten Workshops     zu beantworten.
            (Wirtschaft/Beschäftigung/Bildung, Mobilität,         Eine detaillierte Auswertung der Be-
            Flächen, Energie/Klima) konnten die Anregun-     teiligungsverfahren und insbesondere der
            gen anschließend intensiver diskutiert werden.   Befragungen wurde vom ILS im Sommer 2013
                Darüber hinaus wurden insgesamt drei         angefertigt. Sie soll auch in den folgen-
            Bürgerbefragungen in den kreisangehörigen        den Schritten der Nachhaltigkeitsstrategie,
            Städten Unna (Kreisstadt), Werne und Schwer-     insbesondere in den nach der Projektlaufzeit
            te durchgeführt, bei denen die Passanten in      zu erstellenden Maßnahmenplan, einbezogen
            den Fußgängerzonen der Städte von Mitar-         werden. Dazu diente auch die öffentliche
            beiterinnen und Mitarbeitern des Projektes       Konferenz zur Zwischenbilanzierung der
            angesprochen und mittels eines vorgefertig-      Nachhaltigkeitsstrategie im Juni 2013 in
            ten Leitfadens interviewt wurden. Auf diese      Bergkamen, auf der die bisherigen Ergebnisse
            Weise konnten von über 100 Bürgerinnen und       vorgestellt und in sechs thematischen Ar-
            Bürgern wichtige Anregungen zur zukünfti-        beitsgruppen konkrete Handlungserfordernis-
            gen Entwicklung des Kreises gesammelt und        se für die Umsetzung der Strategie diskutiert
            ausgewertet werden. Durch das Ausfüllen          wurden.

                                                                                                                     Abbildung 6–9
                                                                                                                     Internetseite,
                                                                                                                     Online-Fragebogen,
                                                                                                                     öffentliche Konferenz,
                                                                                                                     Bürgerbefragung
                                                                                                                     (von links oben nach
                                                                                                                     rechts unten)
© Barajas

                                                                                                             © ILS

                                                                                                                     15
5                      die nachhaltigkeits-
                            strategie kreis unna

     Wie in den vorangegangenen Kapiteln               wurden für jedes der Themenfelder zunächst
     detailliert erläutert, wurde im Rahmen eines      handlungsleitende strategische Ziele einer
     umfassenden Partizipationsprozesses für           nachhaltigen Entwicklung im Kreis Unna
     sechs Themenfelder ein Zielsystem entwi-          formuliert. Bei den insgesamt 13 handlungs-
     ckelt, welches eine mittelfristige Perspektive    leitenden Zielen wurde insbesondere auf die
     für eine nachhaltige Entwicklung im Kreis         Anschlussfähigkeit an bereits existierende
     Unna aufzeichnet. Die sechs Themenfelder          Initiativen und Pflichtaufgaben im Kreis
     wurden zu Beginn der Strategieformulierung        geachtet und auch die vertikale Integration
     von Vertretern des Kreises Unna mit wissen-       zu bestehenden Nachhaltigkeitsstrategien
     schaftlicher Beratung festgesetzt. Dies sollte    auf anderen administrativen Ebenen berück-
     insbesondere in Hinblick auf die sehr kurze       sichtigt.
     Projektlaufzeit einen thematisch fokussierten         In einem nächsten Schritt wurden den 13
     Ablauf des Entwicklungsprozesses ermög-           handlungsleitenden Zielen insgesamt 47 kon-
     lichen. Dabei wurden zunächst nur solche          kretisierende Teilziele zugeordnet. Diese Teil-
     Themenfelder einer nachhaltigen Entwicklung       ziele dienen einer genaueren Operationalisie-
     behandelt, bei denen es im Kreis Unna schon       rung der allgemeiner gefassten strategischen
     explizite Vorerfahrungen aufgrund durchge-        Ziele. Dazu beinhaltet ein Großteil der Teilziele
     führter Projekte oder kreiseigener Initiativen    qualitative Zielwerte für das Jahr 2020 oder
     gibt. Die Nachhaltigkeitsstrategie sollte von     einen anderen, für das entsprechende Ziel
     daher am Anfang keine neuen Themen in den         besser passenden, mittelfristigen Zeitraum.
     gesellschaftlichen Diskurs im Kreis einbringen,       Um eine erfolgreiche Umsetzung der
     sondern die bestehenden singulären Strate-        Nachhaltigkeitsstrategie zu garantieren, ist es
     gien unter einem Dach vereinigen und auf          notwendig, auch nach Ende der Projektlaufzeit
     den konkreten Handlungsmöglichkeiten des          die Erreichung der verschiedenen aufgestellten
     Kreises aufbauen. Es ist dabei aber durchaus      Ziele mittels eines Monitorings zu überprüfen.
     möglich und bei der Entwicklung der Strate-       Monitoring meint dabei die kontinuierliche und
     gie implizit vorgesehen, die Nachhaltigkeits-     systematische Sammlung und Bereitstellung
     strategie sukzessive um neue thematische          von Informationen für eine langfristige Beob-
     Aspekte erweitern zu können. Denkbar wären        achtung der in der Nachhaltigkeitsstrategie de-
     in diesem Zusammenhang beispielsweise             finierten Handlungsfelder. Dadurch können die
     übergeordnete Themenfelder zu den Berei-          zur Umsetzung getroffenen Entscheidungen
     chen Soziales, Umwelt oder Kultur.                regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst
     Ausgehend von den sechs Themenfeldern             werden, was wiederum einen flexiblen Umgang
        Bildung                                        mit planerischen Unsicherheiten ermöglicht.
        Wirtschaft                                     Das Monitoring baut dabei auf einem Indikato-
        Beschäftigung                                  rensystem auf, jedes Ziel der Nachhaltigkeits-
        Fläche                                         strategie wird mittels eines Indikators messbar
        Klima                                          gemacht (vgl. Abbildung 10). Indikatoren sind
        Mobilität                                      dabei definiert als Anzeiger oder Kennzahlen,

16
Abbildung 10
       Schematische Dar-
       stellung des Ziel- und
       Indikatorensystems

                                                                                       Nachhaltig-
                                                                                      keitsstrategie

                                                                     Themenfeld 1                      Themenfeld 2
                                                                                                           etc

         Indikatoren zur Messung                    Leitziel 1.1                    Leitziel 1.2        Leitziel 2.1
         der Zielerreichung                                                                                 etc

         Indikatoren zur Messung        Teilziel 1.1.1          Teilziel 1.1.2      Teilziel 1.2.1     Teilziel 2.1.1
         der Zielerreichung                                                                                 etc

die Aussagen über bestimmte Sachverhalte lie-            verwendet und nur in Ausnahmen neue
fern, auch wenn diese Sachverhalte nicht direkt          Erhebungen angestoßen
messbar sind . An die Indikatoren der Nachhal-           Regelmäßigkeit: Die den Indikatoren
tigkeitsstrategie Kreis Unna sind zu Beginn der          zugrunde liegenden Daten können in
Entwicklung folgende Anforderungen gestellt              regelmäßigen zeitlichen Intervallen zur
worden, die ein kontinuierliches Monitoring              Fortschreibung der Strategie erhoben und
sowie die Evaluationen der Strategie vereinfa-           in das kontinuierliche Handeln des Kreises
chen sollen:                                             eingespeist werden
   Schlüssigkeit: Es besteht ein schlüssiger             Transparenz: Die zugrundeliegende Daten-
   Erklärungsansatz zwischen Indikator und               basis ist für einen breiten Adressatenkreis
   Indikandum (dem, was der Indikator mes-               nachvollziehbar und weitestgehend nach-
   sen bzw. anzeigen soll)                               prüfbar
   Einfachheit: Zur Minimierung des Arbeits-
   aufwandes künftiger Evaluationen werden           In den nun folgenden Unterkapiteln werden
   in erster Linie vorhandene Datensätze             die sechs Themenfelder mit ihren jeweiligen

                                                                                                               17
5
     handlungsleitenden Zielen im Detail vorge-         des Nachhaltigkeitsberichtes direkt im Text
     stellt. Diese „Zielsteckbriefe“ sind einheitlich   auf die entsprechenden Hyperlinks klicken.
     aufgebaut und bestehen aus den Komponen-           Liegt dieser Bericht in einer Print-Fassung vor,
     ten Zielsetzung, Sektorale Ansätze im Kreis        so finden Sie die genauen Quellenangaben
     Unna, Definition des Indikators, Entwicklung       im Internetquellenverzeichnis am Ende des
     und Bewertung, Validität des Indikators so-        Berichtes.
     wie Quelle. Was es mit diesen Komponenten
     der Zielsteckbriefe auf sich hat, soll nun kurz    Definition des Indikators
     erläutert werden:                                  Der zur Messung der Zielerreichung vorge-
                                                        sehene Indikator wird an dieser Stelle exakt
     Zielsetzung                                        benannt.
     Der Punkt Zielsetzung beschreibt das jeweili-
     ge der 13 handlungsleitenden strategischen         Entwicklung und Bewertung
     Ziele. Die Erläuterung geht darauf ein, welche     Falls es die vorhandene Datenbasis ermög-
     Relevanz das jeweilige Ziel für eine nach-         licht, wird die Entwicklung des gewählten
     haltige Entwicklung im Kreis Unna entfaltet.       Indikators anhand von unterschiedlich
     Weiterhin wird an dieser Stelle auch auf die       langen Zeitreihen dargestellt. Dies geschieht
     flankierenden Zielsetzungen der im Rahmen          einerseits in schriftlicher Form sowie mithilfe
     des Strategieprozesses entwickelten Teilziele      entsprechender Diagramme zur Visualisie-
     eingegangen. Eine detaillierte Übersicht aller     rung der Daten. Die reine Beschreibung der
     Teilziele erfolgt nach der Abhandlung eines        Daten wird dabei um kurze Ausführungen
     Handlungsfeldes am Ende des jeweiligen             zur Bedeutung dieser Entwicklungen ergänzt.
     Unterkapitels in tabellarischer Form.
                                                        Validität des Indikators
     Sektorale Ansätze im Kreis Unna                    Wie bereits erläutert, ist ein Indikator ein
     Wie bereits in den einleitenden Kapiteln           Ansatz, einen nicht direkt messbaren Sach-
     erwähnt wurde, erhebt die Nachhaltigkeits-         verhalt darzustellen. Mit diesem Versuch
     strategie Kreis Unna nicht den Anspruch, für       gehen in vielen Fällen mehr oder weniger
     alle Themen einer nachhaltigen Entwicklung         starke Genauigkeitsverluste einher, insbeson-
     neue strategische Konzepte zu formulieren. Es      dere bei Zielen, die sich mit relativ abstrakten
     geht vielmehr darum, die bereits bestehenden       Themenkomplexen befassen (z.B. Anpassung
     und guten singulären Ansätze nachhaltiger          an den Klimawandel). Mit der Validität des
     Entwicklungsprozesse im Kreis Unna innerhalb       Indikators wird an dieser Stelle seine Aussa-
     eines übergeordneten Diskurses zu bündeln,         gekraft zur Messung des aufgestellten Ziels
     um somit auch die vielfältigen Wechselbe-          kritisch reflektiert und eventuelle Ungenau-
     ziehungen und Synergieeffekte zwischen             igkeiten erläutert. Diese Faktoren sollen bei
     den unterschiedlichen Themen aufzeigen zu          der Evaluierung des jeweiligen Ziels in die
     können. Entsprechend verweist dieser Punkt         Abwägungsprozesse eingehen können.
     auf die bereits bestehenden Initiativen, Insti-
     tutionen, Planwerke, Konzepte oder ähnliche        Quelle
     Dokumente, die mit dem jeweils aufgestellten       Um die Transparenz der gewählten Indika-
     Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie Kreis Unna       toren zu gewährleisten, werden die Quellen
     korrespondieren. Zum schnellen Aufsuchen           genannt, bei denen die verwendeten Daten-
     der jeweiligen Internet-Präsenzen der so           grundlagen erhoben bzw. abgefragt wurden.
     vorgestellten Ansätze im Kreis Unna, können
     die Leserinnen und Leser der digitalen Version

18
19
5                     5.1 THEMENFELD BILDUNG

     5.1  bildung, einschliesslich formaler Bildung,
          öffent­licher Bewusstseinsbildung und
     Aus- und Fortbildung, ist als ein Prozess zu
     sehen, mit dessen Hilfe Menschen wie Gesell-
     schaften ihr volles Potenzial verwirk­lichen
     können. Bildung ist eine un­erlässliche Voraus-
     setzung für die Förderung der nachhaltigen
     Entwicklung und die bessere Befähigung der
     Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungs-
     fragen ausein­anderzusetzen. (Agenda 21)

     B
            ildung ist innerhalb der letzten Jahre   et al. 2006, Kuhlmann 2008). Das Thema
            zu einem bedeutenden Thema auf der       Chancengleichheit wird somit zu einer
            politischen Agenda vieler westlicher     zentralen bildungspolitischen Herausforde-
     Länder avanciert. Verbunden ist dies mit        rung der nächsten Jahre, die bereits mit der
     Prozessen der Deindustrialisierung und dem      Förderung frühkindlicher Bildung, wie der
     Wandel zur Wissensgesellschaft, in der öko-     Sprachförderung oder dem bedarfsgerechten
     nomischer Erfolg und langfristiges Wachs-       Angebot an Betreuungsplätzen beginnt.
     tum von der Verfügbarkeit hochqualifizierter        Aufgrund veränderter Arbeitsmarktstruk-
     Arbeitskräfte abhängt. Bildung ist somit        turen hängt der Zugang zu gut bezahlten
     eine wesentliche Voraussetzung für eine         und relativ stabilen Jobs mehr und mehr von
     zukunftsorientierte und nachhaltige Entwick-    formellen Abschlüssen im Ausbildungssys-
     lung. Zahlreiche nationale und internationale   tem ab – eine erfolgreich abgeschlossene
     Studien belegen jedoch für Deutschland          Ausbildung ist somit eine zentrale Voraus-
     einen engen Zusammenhang zwischen               setzung für den Eintritt in den Arbeitsmarkt
     schulischem Bildungserfolg junger Menschen      sowie gleichzeitig für Aufstiegsmobilität
     und ihrem sozioökonomischen Hintergrund         und Teilhabe. Gleichzeitig ist die Zahl an
     – Bildungs- und damit auch Aufstiegs- und       Personen ohne Schul- und Berufsabschluss
     Teilhabechancen innerhalb der deutschen         trotz der drastischen Senkung im Rahmen
     Gesellschaft sind somit deutlich ungleich       der Bildungsexpansion der letzten Jahrzehn-
     verteilt sind (vgl. Maaz et al. 2005, Baumert   te immer noch relativ hoch (BMBF 2012).

20
Angesichts der gestiegenen Anforderungen         Bildungsbiographie aufgebaut: frühkindliche
auf dem Arbeitsmarkt, des wachsenden             Bildung, Schule, Übergang Schule-Studium/
Fachkräftebedarfs sowie demografischer           Beruf sowie Weiterbildung. Demzufolge
Veränderungen gilt es deshalb aus sozialen       beinhaltet das Themenfeld insgesamt vier
sowie ökonomischen Gründen, die Anzahl an        Ziele. Der Fokus liegt dabei auf den spezifi-
Personen ohne Schul- und Berufsabschluss         schen Herausforderungen des Kreises Unna.
zu verringern und Jugendlichen mit spe-          Ziel 1 zielt auf die Verbesserung der Sprach-
ziellem Förderbedarf angemessene Ausbil-         bildung der Kinder im Vorschulbereich sowie
dungschancen zu verschaffen. Dabei sollten       den Übergang zwischen Kindertagesstätte
insbesondere die Bildungsübergänge in den        und Grundschule. Ziel 2 widmet sich der
Fokus rücken. Die zunehmende Flexibilisie-       Förderung der Chancengleichheit im Kreis
rung der Bildungswege erfordert mehr und         Unna mit Hilfe der Umsetzung von Förder-
mehr ein gezieltes Übergangsmanagement           maßnahmen für benachteiligte Kinder und
sowohl innerhalb der schulischen Laufbahn,       Jugendliche sowie der Reduktion des Anteils
als auch an der Schnittstelle zu Studium bzw.    der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne
Beruf.                                           Abschluss. Ziel 3 bildet die nächste Bildungs-
     Auch der Kreis Unna ist von den oben        station ab, den Übergang von der Schule ins
genannten bildungspolitischen Herausfor-         Berufsleben, der mit Hilfe der Umsetzung
derungen betroffen. Der Anteil der Schü-         des landesweit eingesetzten „Neuen Über-
lerinnen und Schüler, die die Schule ohne        gangssystems“ verbessert werden soll. Das
Abschluss verlassen, liegt trotz der positiven   letzte Ziel des Themenfelds greift den Bereich
Entwicklung der letzten Jahre noch immer         der Weiterbildung und des lebenslangen
über dem landesweiten Durchschnitt und           Lernens auf. Das Ziel verfolgt dabei prioritär
der Übergang zwischen Schule und Beruf           die verstärkte Teilhabe von Personen ohne
verläuft auch im Kreis Unna nicht reibungs-      oder mit niedrigen Bildungsabschlüssen an
los (Kreis Unna 2007). Zudem zeigt sich seit     den Angeboten beruflicher und allgemeiner
einigen Jahren ein Mangel an Ausbildungs-        Weiterbildung.
plätzen: im Jahr 2011/2012 gab es insgesamt
3.191 gemeldete Bewerber bei lediglich
2.272 gemeldeten Stellen. Unter dem Motto
„Der schlaue Kreis“ strebt der Kreis Unna im
Zukunftsdialog an, sich verstärkt als Bil-
dungsregion zu etablieren. Der Fokus richtet
sich dabei insbesondere auf die Stärkung von
Übergangsfunktionen des Bildungssystems
sowie auf die Vermittlung von Wissen-
schaftskompetenz.
     Das Themenfeld Bildung der Nachhal-
tigkeitsstrategie Kreis Unna ist gemäß der
einzelnen Stationen einer individuellen

                                                                                                  21
5
     Ziel 1
     Die Sprachbildung von Kindern
     im Vorschulbereich wird verbessert.

      5.1

     Zielsetzung                      der individuellen Bildungs-    des Kommunalen Integrati-
                                      biographie insbesondere die    onszentrums, wie bspw. das
     Gute Sprachkenntnisse sind       Übergänge eine große Rolle.    Programm „Rucksack“ (KITA
     eine Grundvoraussetzung          Der Übergang vom Elemen-       und Grundschule), „Mutter
     für den schulischen sowie        tar- in den Primarbereich      hilft mit!“ oder „Griffbereit“.
     späteren beruflichen Erfolg      soll deshalb mit Hilfe von     Zusätzlich haben sich einige
     von Kindern. Gleichzeitig        Übergabeprotokollen für        Facharbeitskreise zum Thema
     zeigen Untersuchungen, dass      jedes einzelne Kind deutlich   Sprachförderung gebildet,
     nicht die Familiensprache        verbessert werden. Bis zum     die den Erfahrungsaustausch
     allein Grund für die man-        Jahr 2020 werden deshalb       zwischen den beteiligten
     gelnde Sprachkompetenz von       alle Grundschulen im Kreis     Akteuren im Kreis und damit
     Kindern ist, sondern vielmehr    Unna einheitliche Übergabe-    die fachliche Weiterentwick-
     die sozialen Verhältnisse eine   protokolle Kita-Primarstufe    lung des Themenbereichs
     wesentliche Rolle spielen.       anfertigen.                    ermöglichen.
     Sprache wird somit zum
     Schlüssel für gleichwertige
     Bildungschancen sowie für        Sektorale Ansätze              Definition des
     Integration.                     im Kreis Unna                  ­Indikators
     Um allen Kindern im Kreis
     Unna unabhängig von ihrer        Sprachförderung wird im        Anteil der Kinder mit Sprach-
     Herkunft gleiche Startbedin-     Kreis Unna als eine Quer-      förderbedarf im Rahmen der
     gungen und Bildungschancen       schnittsaufgabe verstan-       Sprachstandsfeststellung der
     zu ermöglichen, setzt sich der   den, die durchgängig vom       Vierjährigen.
     Kreis das Ziel, die Sprach-      Elementarbereich bis zum
     bildung von Kindern im           Abitur unterstützt werden
     Vorschulbereich zu verbes-       soll. Neben den Maßnahmen      Entwicklung und
     sern. Der Anteil der Kinder      zur Sprachförderung inner-     Bewertung
     mit Sprachförderbedarf im        halb der Kindertagesstätten,
     Rahmen der Sprachstands-         legen zahlreiche Projekte      Der Anteil der Kinder mit
     feststellung der 4-Jährigen      ihren Schwerpunkt auf die      Sprachförderbedarf ist in den
     soll deshalb bis zum Jahr        durchgängige Sprachför-        letzten Jahren leicht gesun-
     2020 von 22% in 2012 auf         derung von Kindern. Zu         ken, liegt aber immer noch
     11% halbiert werden.             nennen sind an dieser Stelle   über dem Ausgangswert von
     Neben der Bedeutung von          insbesondere Programme         2007. Für eine Halbierung
     Sprache spielen innerhalb        der RAA Kreis Unna bzw.        des Anteils von 22% (2012)

22
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(NRW 24%) auf 11% bis zum             jährlich durchgeführt wird.
Jahr 2020 müssen deshalb              Die Prüfung findet anhand
noch größere Anstrengungen            des Testverfahrens Delfin 4
unternommen werden.                   statt. Gemäß dem nordrhein-
                                      westfälischen Schulgesetz
                                      ist die Sprachstandsfeststel-
Validität des                         lungsprüfung in Kindertages-
Indikators                            einrichtungen nach DELFIN
                                      4 seit 2007 verpflichtend.
Die Daten stammen aus dem             Demzufolge besteht kein
Sprachstandsfeststellungs-            zusätzlicher Erhebungsauf-
verfahren, das seit 2007              wand.

                                                                                                                                    Abbildung 11
                                                                                                                                    Anteil der Kinder
  %                                                                                                                                 mit Sprachförderbe-
                                                                                                                                    darf im Rahmen der
 30                                                                                                                                 Sprachstandsfeststel-
 25                                                                                                                                 lung der Vierjährigen
 20

 15

 10

  5

  0
      2007   2008    2009    2010    2011   2012   2013   2014   2015   2016   2017   2018   2019   2020                            Quelle
                                                                                                                                    Daten der Sprach-
        Kreis Unna          Zielvorgaben                                                                                            standserhebung,
                                                                                                                                    Schulamt für den
                                                                                                                                    Kreis Unna

                                                                                                                                    23
5
     Ziel 2
     Der Zusammenhang von schulischem
     Bildungserfolg und sozialer Herkunft wird reduziert.

      5.1

     Zielsetzung                     blere Gruppen wie Kinder mit     rung teil, das auf die Aspekte
                                     Migrationshintergrund und        Früherkennung, Bildung von
     Zahlreiche nationale und in-    Kinder aus sozial prekären       Verantwortlichkeiten sowie
     ternationale Studien belegen    Verhältnissen besser fördern     die Nutzung von Schnittmen-
     den in Deutschland engen        zu können.                       gen zwischen verschiedenen
     Zusammenhang zwischen           Die gleichberechtigte Teilhabe   Akteuren setzt. Dabei baut
     schulischem Bildungser-         an Bildung ist ein wesent-       das Projekt auf zahlreichen
     folg von Schülerinnen und       licher Bestandteil einer         bereits bestehenden Koope-
     Schülern und dem sozio-         generationenübergreifenden       rationen und Programmen
     ökonomischen Hintergrund        Nachhaltigkeitsstrategie.        auf, wie etwa dem „Regio-
     ihrer Familien. Bildungs- und   Auch angesichts der derzeiti-    nalen Bildungsnetzwerk Kreis
     damit gleichzeitig auch         gen demografischen Verän-        Unna“, in dessen Rahmen alle
     Aufstiegschancen sind somit     derungen, die auch den Kreis     Bildungs-, Erziehungs- und
     ungleich verteilt.              Unna betreffen, sollten die      Beratungssysteme im Kreis
     Damit alle Kinder im Kreis      Potenziale künftiger Genera-     zusammengeführt werden.
     Unna gleiche Bildungs- und      tionen genutzt und Bildungs-
     Aufstiegschancen haben,         ungleichheiten abgebaut
     soll der Zusammenhang von       werden.                          Definition des
     schulischem Bildungser-                                          ­Indikators
     folg und sozialer Herkunft
     reduziert werden. Um die        Sektorale Ansätze                Anteil Schulabgängerinnen
     Chancen auf dem Arbeits-        im Kreis Unna                    und Schulabgänger ohne
     und Ausbildungsmarkt und                                         Schulabschluss.
     damit die Aussichten auf        Um Chancengerechtigkeit,
     eine dauerhafte berufliche      Chancengleichheit sowie die
     Integration Jugendlicher zu     Teilhabe an Bildungsangebo-      Entwicklung und
     erhöhen, setzt sich der Kreis   ten zu erhöhen, sollen Eltern    Bewertung
     Unna das Ziel, den Anteil       und Kindern in belasteten
     der Schulabgängerinnen          Sozialstrukturen mit Hilfe so-   Der Anteil der Schulabgän-
     und Schulabgänger ohne          genannter Präventionsketten      gerinnen und Schulabgänger
     Schulabschluss bis zum Jahr     gestärkt werden. Der Kreis       ohne Hauptschulabschluss ist
     2020 von 6,5% auf 3% zu         Unna nimmt deshalb am Mo-        in den letzten Jahren deutlich
     reduzieren. Zusätzlich sollen   dellprojekt „Kein Kind zurück-   gesunken, liegt jedoch immer
     angepasste Maßnahmen ent-       lassen - Kommunen in NRW         noch geringfügig höher als
     wickelt werden, um vulnera-     beugen vor“ der Landesregie-     der NRW- (5,06%) sowie

24
© Rido - Fotolia.com
bundesweite Durchschnitt                                                              Familien sowie Jugendliche
(5,6%) (2012). Die Reduzie-              Validität des                                mit Migrationshintergrund
rung des Anteils auf 3% ist              Indikators                                   überproportional häufig
insbesondere aufgrund der                                                             die Schule ohne Abschluss
deutlich verringerten Chan-              Der Anteil der Schulabgän-                   verlassen, kann der Indikator
cen von Schulabgängerinnen               gerinnen und Schulabgänger                   zumindest als Näherungswert
und Schulabgängern ohne                  ohne Abschluss ist kein direk-               genutzt werden. Die jährlich
Abschluss auf dem Arbeits-               ter Indikator für die Messung                veröffentlichten Daten sind
und Ausbildungsmarkt                     von Chancengleichheit im                     bei IT.NRW frei zugänglich
dringend notwendig.                      Bildungsbereich. Da jedoch                   – der Erhebungsaufwand ist
                                         Schüler aus sozial schwachen                 demzufolge gering.

                                                                                                                                             Abbildung 12
                                                                                                                                             Anteil Schulab-
        %                                                                                                                                    gängerinnen und
        10
                                                                                                                                             Schulabgänger ohne
                                                                                                                                             Hauptschulabschluss
         8

         6

         4

         2

         0
             04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16/17 17/18 18/19 19/20

                 Kreis Unna
                 Zielvorgaben
                 NRW

                                                                                                                                             25
5
     Ziel 3
     Der Übergang von der Schule ins Berufsleben wird durch
     die Umsetzung des „Neuen Übergangssystems“ verbessert.

      5.1

     Zielsetzung                     Voraussetzungen geschaffen        Schule, Beruf, Studium“ eines
                                     werden. Dazu gehören auch         der vier Handlungsfelder des
     Nicht nur im Kreis Unna ist     die Schulausbildung der Ju-       Regionalen Bildungsnetzwer-
     die Integration junger Men-     gendlichen sowie die Qualität     kes des Kreises Unna dar. Im
     schen in den Arbeitsmarkt ein   ihrer Abschlüsse. So setzt sich   Rahmen dieses Handlungs-
     wesentliches Ziel von Bildung   der Kreis Unna das Ziel, die      felds werden unterschiedliche
     und Erziehung. Da die klassi-   Zahl der höheren Abschlüsse       Projekte gefördert, wie z.B.
     schen Wege des Übergangs        (alle bis auf Hauptschulab-       das Projekt „Startklar – Mit
     ins Berufsleben jedoch weit-    schluss) bis 2020 von 78,8%       Praxis fit für die Ausbildung“,
     aus komplexer geworden sind     (NRW 78,4%) (2012) auf 85%        das Schülerinnen und Schüler
     und die Ausbildungs- und        zu erhöhen. Angesichts de-        beim Übergang in die duale
     Arbeitsmarktlage durchaus       mografischer Veränderungen        Ausbildung unterstützt und
     angespannt, ist der Übergang    und des wachsenden Fach-          begleitet.
     vieler Jugendlicher durch       kräftebedarfs einerseits sowie
     Brüche und Instabilitäten       andauernder Bildungs- und
     gekennzeichnet. Insbesondere    Ausbildungsbenachteiligung        Definition
     Jugendliche mit Zuwande-        bestimmter Bevölkerungs-          des Indikators
     rungsgeschichte sind davon      gruppen andererseits, muss
     überproportional häufig         im Sinne einer nachhaltigen       Anteil Schulabgängerinnen
     betroffen. Deshalb soll auch    Entwicklung des Kreises Unna      und Schulabgänger an allge-
     im Kreis Unna auf Initiative    gegengesteuert werden. Mit        meinbildenden Schulen nach
     der NRW Landesregierung         Hilfe des Übergangsma-            Abschlussart (ohne Haupt-
     mit Hilfe eines verbesser-      nagements kann die Integ-         schulabschluss)
     ten Übergangssystems der        ration der Jugendlichen in
     systematische Übergang ins      den Arbeitsmarkt so gezielt
     Berufsleben gefördert wer-      unterstützt und gesteuert         Entwicklung
     den. Damit verbunden sind       werden.                           und Bewertung
     die frühzeitige Orientierung
     der Schülerinnen und Schüler                                      Der Anteil der Schulabgän-
     sowie die Eröffnung realisti-   Sektorale Ansätze                 gerinnen und Schulabgänger
     scher Anschlussperspektiven     im Kreis Unna                     mit höheren Abschlüssen
     für Berufsausbildung und                                          (alles exklusive Hauptschul-
     Studium. Um den Einstieg ins    Neben der Teilnahme am            abschluss) ist in den letzten
     Berufsleben zu erleichtern,     Landesprojekt stellt das          Jahren deutlich gestiegen.
     müssen jedoch bestimmte         „Übergangsmanagement              Angesichts der stetig stei-

26
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