NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at

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NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014
DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
PROFIL 01

                                                                           VORWORT
                                                                           LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER!               im Kärntner Görtschitztal rund um die
                                                                           Zement bildet eine zentrale Grundlage        Thematik HCB haben uns vor Augen
                                                                           für die Errichtung und den Erhalt der        geführt, dass trotz strenger Vorgaben und
                                                                           baulichen Infrastruktur eines Staates.       Kontrollen Fehler passieren können. Die

                           PROFIL                                          Rund 500 Kilogramm dieses wichtigen
                                                                           Bindemittels werden pro Jahr und Kopf
                                                                           in Österreich verbraucht. Gemeinsam mit
                                                                                                                        derzeit laufende Ursachenforschung durch
                                                                                                                        die zuständigen Behörden ist uns äußerst
                                                                                                                        wichtig, wird aber wohl noch einige Zeit
                      VORWORT     01                                       Kies, Sand und ein wenig Wasser entsteht     in Anspruch nehmen. Die österreichische
                                                                           daraus die ca. 10fache Masse an Beton,       Zementindustrie hat sich daher, unab-
                                  02   ZUM BERICHT
                                                                           der in unterschiedlichsten Bauwerken eine    hängig davon, bereits im Jänner 2015 auf
               ZUR BRANCHE UND    03                                       im wahrsten Sinn des Wortes tragende         ein 3-Punkte-Programm – im Sinne einer
              IHRER VERTRETUNG
                                                                           Rolle spielt. Zement trägt also Verantwor-   transparenten und verantwortungsvollen
                                                                           tung – und mit ihm die Zementindustrie.      Vorgangsweise – geeinigt. Es umfasst die
                                  04   VOM BAUSTOFF ZUM BAUWERK -
                                                                                                                        Fortsetzung des Umwelt-Investitionspro-
                                       ZEMENT IM LEBENSZYKLUS
                                                                           Die Herstellung von Zementen höchster        gramms, die intensive Zusammenarbeit
                                                                           Qualität ist unsere primäre Aufgabe.         mit den Behörden und die Beauftragung
               EXPERTENDISKUSSION                                          4,4 Mio. Tonnen davon hat die heimi-
                                                                           sche Branche 2014 produziert und einen
                                                                                                                        eines wissenschaftlich fundierten Leit-
                                                                                                                        fadens zum Einsatz zukünftiger Er-
                                                                                                                                                                                              DI Sebastian Spaun
                                                                                                                                                                                             Geschäftsführer VÖZ

               KRISE UND CHANCE   07                                       Umsatz von 372 Mio. Euro erwirtschaftet.     satzrohstoffe in der Zementindustrie.
                                                                           Zementmenge und Umsatz sind damit im
                                                                           Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen.      Den Blick in die Zukunft richten wir auch    überschüssige Energie aus Sonnen- und

               HANDLUNGSBEREICHE
                                                                           1.197 Menschen, darunter 111 Lehrlinge,      in Bezug auf die Ansprüche an unser          Windkraftwerken in Betondecken ein-
                                                                           waren per Jahresende in der österrei-        Produkt und dessen innovative Anwen-         zulagern und zwischenzuspeichern, ist
                                                                           chischen Zementindustrie tätig. Erfreu-      dungsmöglichkeiten. Nachdem große            damit zusammenhängend eine span-
                                                                           lich ist, dass die Maßnahmen der Werke       Stadtentwicklungsgebiete wie beispiels-      nende Überlegung, die wir weiter ver-
              INVESTITIONEN AM    13                                       im Bereich Gesundheit und Sicherheit         weise der Wiener Hauptbahnhof und            folgen wollen. Aktuell starten von der
        STANDORT UND REGIONAL-                                             nachweislich Wirkung zeigen. Anzahl,         Aspern von der Idee bis zur Realisierung     Zementindustrie koordinierte Projekte,
      WIRTSCHAFTLICHE LEISTUNG
                                                                           Häufigkeit und Schwere der Unfälle sind      mehrere Jahrzehnte lang dauern, sollten      die das Potenzial dieser zukunftsreichen
                                  14   ENERGIEVERBRAUCH UND –EFFIZIENZ
                                                                           im Berichtszeitraum allesamt auf einen       wir uns schon heute überlegen, wie wir       Option für Smart Cities ausloten sollen.
ROHSTOFFEINSATZ UND KLIMASCHUTZ   16                                       historischen Tiefstwert gesunken.            unser Zusammenleben 2050 organisieren
                                  18   PRODUKTENTWICKLUNG UND INNOVATION                                                wollen. Welche Lösungen sind im Sinne        Sie sehen, die Zementindustrie bewegt
                                                                           Energieeffizienz und Klimaschutz sind        der Bedürfnisse der Menschen zu entwi-       etwas in diesem Land und möchte das
                                                                           in der ressourcen- und energieintensiven     ckeln, welche Innovationen anzuregen?        auch künftig tun. Voraussetzung dafür

                         LEISTUNG
                                                                           Zementindustrie eine beständige Heraus-                                                   ist eine Wirtschafts- und Standortpolitik,
                                                                           forderung. Aus diesem Grund ist das          In diesem Zusammenhang möchte ich            die Innovationen fördert und Umwelt-
                                                                           Ersetzen fossiler Primärenergieträger        unsere Fortschritte in der Erforschung       schutz, Wettbewerbsfähigkeit und soziale
                                                                           durch alternative Brennstoffe eine Strate-   und Entwicklung der Technologie „Ener-       Sicherheit nicht gegeneinander ausspielt.
                    WIRTSCHAFT    21                                       gie, die unsere Mitgliedsunternehmen seit    giespeicher Beton“ hervorheben. Dabei        Wir brauchen entlang der gesamten
                                  22   GESELLSCHAFT                        fast dreißig Jahren konsequent verfolgen.    werden die Betondecken eines Hauses          Wertschöpfungskette attraktive Rah-
                                                                           Mittlerweile decken sie im Schnitt rund      thermisch aktiviert und zum Heizen bzw.      menbedingungen, um im internationalen
                       UMWELT     24
                                                                           75% ihres thermischen Energiebedarfs mit     Kühlen verwendet. In den vergangenen         Wettbewerb bestehen zu können. Dafür
                                  26   KENNZAHLEN                          Alternativbrennstoffen aus der Region.       fünf Jahren haben wir in Zusammenar-         setze ich mich gemeinsam mit den verant-
                                                                                                                        beit mit Universitäten, Fachhochschu-        wortlichen Vorständen und Mitarbeitern
                                                                           Die Branche hat sich dadurch zu einem        len und Bauakademien den Stand der           unserer Mitgliedsunternehmen ein.

                         STANDARD                                          wichtigen Partner der heimischen Abfall-
                                                                           und Recyclingwirtschaft entwickelt. Das
                                                                                                                        Technik erfolgreich erhoben, weiterent-
                                                                                                                        wickelt und erprobt. 2015 werden wir         Ihr
                                                                           ist nicht verwunderlich, denn die Hoch-      einen konkreten Leitfaden für Baumeis-
           EXTERNE BESTÄTIGUNG    29                                       leistungsöfen der Zementindustrie eigenen    ter, Planer und Architekten erstellen.
                                                                           sich grundsätzlich hervorragend für die
                                  30   GRI-CONTENT INDEX                   thermische und stoffliche Verwertung         Wir sind überzeugt, dass dieser Techno-
      NACHHALTIGKEITSPROGRAMM     32                                       von Abfallbrennstoffen. Die Ereignisse       logie die Zukunft gehört. Die Möglichkeit,   Sebastian Spaun
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
02 PROFIL                                                                                                                                                                                                                                                                            PROFIL 03

                                                                                                      CZ
STANDORTE DER ÖSTERREICHISCHEN
ZEMENTINDUSTRIE (ABB. 1)                                                                                                                          SK   ZUR BRANCHE UND                                                                                 » Architekten
                                                                                                                                                                                                                                                       » Planer

                                                                                            GMUNDEN
                                                                                                                                  WIEN
                                                                                                                                                       IHRER VERTRETUNG                                                                                » Wissenschaft, Schulen & Experten
                                                                                                                                                                                                                                                       » Politik
                                                                                                                                                                                                                                                       » Verwaltung
                                                                                                                                         MANNERSDORF
  HOLCIM                                              DE                         GARTENAU                                                                                                                                                              » Zivilgesellschaft/NGOs
                                                                                               KIRCHDORF                     WOPFING
  KIRCHDORFER ZEMENTWERK
                                               VILS
                                                                        EIBERG                                                                         STANDORTE DER ZEMENTINDUSTRIE                   tindustrie und nimmt die Vertretung der         » Medien
  LAFARGE ZEMENTWERKE
                                                                                                                                                 HU    Die österreichische Zementindustrie ist         Branche nach außen wahr. Bei der Erfüllung      » Sozialpartner und andere Interes-
  SCHRETTER & CIE                                          KIRCHBICHL
                                                                                                                                                       dezentral über Österreich verteilt. Die         ihrer Aufgaben in den Bereichen Dialog und        sensgruppen (WKO, IV, AUVA u. a.)
  SPZ ZEMENTWERK EIBERG                                                                                                  PEGGAU
  WIETERSDORFER &                                                                                                                                      Standortwahl orientiert sich traditionell am    Koordinationsarbeit, Schulung und Weiter-
  PEGGAUER ZEMENTWERKE                                                                                                                                 Rohstoffvorkommen. Da für die Zement-           bildung, Wahrnehmung der Normen- und            Durch unsere Leistungen im Bereich For-
  WOPFINGER BAUSTOFFINDUSTRIE                                                                                                                          produktion vor allem Kalkstein und Ton          Richtlinienarbeit, Netzwerkmanagement           schung und Innovation (VÖZfi) stellen wir
  ZEMENTWERK HATSCHEK                                      IT                                         WIETERSDORF                                      oder Mergel benötigt werden, sind die elf       sowie Interessensvertretung und Lobbying        sicher, dass die heimische Zementindustrie
  ZEMENTWERK LEUBE
                                                                                                                        RETZNEI
                                CH                                                                                                                     Werksstandorte vorwiegend im Bereich            wird die VÖZ von der Z+B unterstützt.           und auch die Baubranche auf Basis des
                                                                                                                 SLO                                   der Kalkalpen angesiedelt. An neun dieser                                                       neuesten Wissensstandes betreut werden.
                                                                                                                                                       Standorte wird Zementklinker gebrannt.          Die wichtige Aufgabe der Z+B besteht
                                                                                                                                                                                                       darin, die Verbandsarbeit zur richtigen Zeit,   Die Aufgabenstellung von VÖZ-ZERT
                                                                                                                                                       UNTERNEHMENSGRÖSSEN                             am richtigen Ort und in entsprechender          umfasst Konformitätsbewertungen im
                                                                                                                                                       UND EIGENTÜMERSTRUKTUREN                        Form zu kommunizieren und die Stakehol-         Baubereich mit Schwerpunkt Zement,

ZUM BERICHT                                       keitsberichts durchgeführt. Die Methodik
                                                  und Ergebnisse der Befragung sind im
                                                  Nachhaltigkeitsbericht 2012 ausführlich
                                                                                                  zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                                  im Haus, und der Forschungseinrich-
                                                                                                  tung Smart Minerals GmbH, einer je
                                                                                                                                                       Von den sieben Unternehmen, die in
                                                                                                                                                       Österreich Zement herstellen, sind fünf
                                                                                                                                                       dem Mittelstand zuzuordnen. Einige der
                                                                                                                                                                                                       der über die neuesten Entwicklungen zu
                                                                                                                                                                                                       informieren. Die beiden Organisationen
                                                                                                                                                                                                       stehen insbesondere mit jenen Stakehol-
                                                                                                                                                                                                                                                       Beton sowie Betonausgangsstoffe.

                                                                                                                                                                                                                                                       Um den steigenden Ansprüchen an For-
                                                  dokumentiert und werden daher in diesem         50%-Tochter von VÖZ und TU Wien.                     Zementunternehmen stehen im Eigentum in-        dergruppen in Kontakt, die im Rahmen            schungs-, Entwicklungs-, Prüf- und
BERICHTSPROFIL                                    Bericht nicht noch einmal dargestellt.                                                               ternationaler Wirtschaftsunternehmungen,        von Gesetzwerdungsprozessen, Interes-           Beratungsleistung gerecht zu werden und
Der Bericht enthält Informationen und                                                             Darüber hinaus bietet der Bericht eine               die Mehrzahl weist jedoch eine mehrheitlich     sensvertretung und öffentlicher Meinungs-       um das Entwicklungspotenzial von Zement
Daten zur Darstellung der wesentlichen            Warum wir für diesen Bericht unsere Sta-        konsolidierte Zusammenschau der                      österreichische Eigentümerstruktur auf.         bildung aktiv sind, sowie mit Akteuren          und Beton voll ausschöpfen zu können,
Aktivitäten und Leistungen der österreichi-       keholder nicht erneut befragt haben? Weil       Leistungen und Kennzahlen der österrei-                                                              der Wissenschaft und Bauwirtschaft.             wurde Ende 2012 die Smart Minerals GmbH
schen Zementindustrie im Nachhaltigkeits-         eine derartig umfassende und systemati-         chischen Zementwerke in den Bereichen                VEREINIGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN                                                                gegründet. Diese Gesellschaft steht zu je
kontext. Der Berichtszeitraum umfasst das         sche Befragung zeitaufwendig und kost-          Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt                  ZEMENTINDUSTRIE                                 Zu den zentralen Stakeholdern                   50 Prozent im Eigentum der TU Wien und
Kalenderjahr 2014. Vereinzelt wird auch auf       spielig ist und wir aufgrund der täglichen      (siehe S. 20-27). Die qualitativen Infor-            Die heimischen Zementunternehmen haben          der VÖZ zählen:                                 der VÖZ und operiert an der Schnittstelle
aktuelle Entwicklungen des Jahres 2015            Kommunikation mit unseren Stakeholdern          mationen und Kennzahlen im Bericht                   sich in der Vereinigung der Österreichischen    » Gesellschafter/Unternehmer                    zwischen universitärer Grundlagenfor-
eingegangen. Die Kennzahlen der Branche           wissen, dass sich deren Einschätzung zur        beziehen sich für jene Werke, die inter-             Zementindustrie organisiert. Die VÖZ dient      » Unternehmen der Bauwirtschaft                 schung und praxisnahen Problemstel-
(siehe S. 26-27) werden zurückreichend bis        Wesentlichkeit der Themen innerhalb von         national agierenden Baustoffunterneh-                der Förderung aller Interessen der Zemen-       » Auftraggeber                                  lungen und Produktentwicklungen.
2010 berichtet, um die Leistungsentwick-          zwei Jahren nicht signifikant verändert hat.    men zugehören, ausschließlich auf deren
lung im Zeitverlauf transparent zu machen.                                                        Geschäftstätigkeit am Standort Österreich.
                                                  Allerdings hat der verantwortungsvolle
Der letzte umfassende Nachhaltigkeits-            Umgang mit Rohstoffen und damit zusam-          Die VÖZ hat aus wettbewerbsrechtlichen               ORGANISATIONSSTRUKTUR DER VÖZ (ABB. 2)
bericht der österreichischen Zementin-            menhängend die Rolle der Zementindustrie        Gründen keinen Zugang zu Daten auf Ein-
dustrie wurde im Mai 2013 unter dem               in der Abfallverwertung und –entsorgung         zelunternehmensebene, sondern erhält die
Titel „Zement im Bild“ veröffentlicht. Das        aufgrund des HCB-Ereignisses im Kärntner        jährlichen Branchendaten in aggregierter
Nachhaltigkeits-Update „Zement bildet +           Görtschitztal an Aufmerksamkeit gewon-          Form von unabhängigen dritten Stellen. Die
bindet“ wurde 2014 herausgegeben. Alle            nen. Wir haben daher den inhaltlichen           Umweltkennzahlen werden seit 1988 jähr-
bisherigen Nachhaltigkeitsberichte und            Schwerpunkt des Nachhaltigkeitsberichts         lich von Professoren der TU Wien erstellt
Nachhaltigkeits-Updates sowie weitere             auf diesen Themenkomplex gelegt. In der         und kommentiert (siehe S. 29), alle weiteren
Informationen über die Branche sind auf           Zusammenfassung des Expertengesprächs           Branchenkennzahlen werden treuhände-
der Website der Vereinigung der Österrei-         mit dem Titel „Krise und Chance: Beitrag        risch von einer Rechtsanwaltskanzlei er-
chischen Zementindustrie (VÖZ) zu finden1.        und Verantwortung der Zementindustrie in        hoben und aggregiert an die VÖZ gesendet.
                                                  einer Recycling- und Kreislaufwirtschaft“
BERICHTSINHALT, -UMFANG UND -GRENZEN              finden sich zu diesem Thema ausführ-            Der Bericht entspricht nach Selbsteinschät-                BEIRAT FÜR                   MARKETING-
                                                                                                                                                                                                                            VORSTAND                   VÖZ-ZERT
Der Inhalt dieses Berichts basiert großteils      liche Informationen, ebenso im Kapitel          zung der VÖZ der Anwendungsebene C+                     UMWELT & TECHNIK                  BEIRAT
auf jenen Themen und Handlungsfeldern             „Rohstoffeinsatz und Klimaschutz“.              des GRI-Leitfadens für Nachhaltigkeitsbe-
(siehe S. 12-19), die von unseren Stake-                                                          richterstattung (Version 3.0). Die Einhal-
holdern im Rahmen einer umfassenden               Der Bericht dokumentiert die Leistungen         tung der damit verbundenen formalen
                                                                                                                                                           ARBEITSGRUPPEN               ARBEITSGRUPPEN              GESCHÄFTSFÜHRUNG
Onlinebefragung als besonders wesent-             und Aktivitäten der VÖZ als Branchen-           Kriterien wurde von unabhängiger dritter
lich identifiziert wurden. Diese Befragung        vertretung sowie der Zement + Beton             Stelle geprüft und bestätigt (siehe S. 29).
wurde im Vorfeld des letzten Nachhaltig-          Handels- und Werbeges.m.b.H. (Z+B),
                                                                                                  1
                                                                                                      www.zement.at unter Service>                                                                       FORSCHUNG &                   TECHNOLOGIE
                                                                                                      Publikationen>Nachhaltigkeitsberichte                                                            INNOVATION (VÖZfi)               & UMWELT
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
04 PROFIL                                                                                                                                                                                                                                                 PROFIL 05

                                                                                                                                   ANWENDUNG UND NUTZUNG
                                                                                                                                   Zement ist ein hydraulisches Bindemittel
                                                                                                                                   zur Herstellung von Beton und Mörtel und
                                                                                                                                   damit ein essentieller Grundstoff einer
                                                                                                                                   modernen Baukultur. Kaum ein Bau-
                                                                                                                                   vorhaben, sei es im Hoch- oder Tiefbau,
                                                                                                                                   kommt ohne Zement und Beton aus.

                                                                                                                                   Doch Zement ist nicht gleich Zement.
                                                                                                                                   Je nach mechanischen Anforderun-
                                                                                                                                   gen wie Brand- und Frostbestän-
                                                                                                                                   digkeit, Festigkeitsentwicklungen,
                                                                                                                                   Wärmeleiteigenschaften usw. kom-
                                                                                                                                   men verschiedenste Hightechzemen-
                                                                                                                                   te und Spezialbetone zum Einsatz.

                                                                                                                                   Durch eine intelligente Anwendung von

VOM BAUSTOFF ZUM BAUWERK -                                                           tive Brennstoffe ein. Durch die Erhitzung
                                                                                     bis zum Schmelzpunkt (Sinterung) entsteht
                                                                                                                                   Zement und Beton können die ökologi-
                                                                                                                                   schen Auswirkungen und wirtschaftli-
                                                                                                                                                                               Tonnen die größte Fraktion und wird zu
                                                                                                                                                                               rund 99% wiederverwertet. In speziellen
                                                                                                                                                                                                                            und Umwelt gefährden können, die aber
                                                                                                                                                                                                                            zur Gewährleistung von gewünschten

ZEMENT IM LEBENSZYKLUS                                                               aus dem Rohmehl eine zähflüssige Masse.
                                                                                     Im Zuge der anschließend raschen Ab-
                                                                                     kühlung im Klinkerkühler werden daraus
                                                                                                                                   chen Kosten in der Nutzungsphase eines
                                                                                                                                   Bauwerks erheblich gesenkt werden. So
                                                                                                                                   kann man sich etwa die Eigenschaft des
                                                                                                                                                                               Aufbereitungsanlagen wird daraus ein
                                                                                                                                                                               wertvoller Sekundärrohstoff gewonnen,
                                                                                                                                                                               der im Unterbau für den Straßenbau
                                                                                                                                                                                                                            Eigenschaften wie z.B. Dauerhaftigkeit
                                                                                                                                                                                                                            oder Brandbeständigkeit notwendig sind.
                                                                                                                                                                                                                            Es können auch Stoffe enthalten sein, die
                                                                                     Körner mit einem maximalen Durchmesser        Betons, Wärme zu speichern und zu leiten,   Verwendung findet oder als Zuschlag-         die Verwertung aus technischen Gründen
ROHSTOFFGEWINNUNG UND PRODUKTION         därrohstoffen und Korrekturstoffen          von drei Zentimetern – der Zementklinker.     sowohl für die Heizung von Gebäuden als     stoff für die Produktion von Baumateri-      behindern bzw. wichtige Eigenschaften
Rohstoffe gewinnen, zerkleinern          (z.B. Eisenerz) gemischt, homogenisiert     Die erhitzte Kühlluft wird in der Rohmehl-    auch für deren Kühlung zunutze machen.      alien, z.B. als Kiesersatz für die erneute   des neuen Produktes negativ beeinflussen.
und mahlen: Die Herstellung von Zement   und nach der mehlfeinen Mahlung und         mühle als Trockenluft oder im Ofen als                                                    Erzeugung von Beton, eingesetzt wird.
beginnt mit der Gewinnung der natürli-   Trocknung in den Rohmehlsilos gelagert.     vorgewärmte Verbrennungsluft eingesetzt,      Ein weiterer entscheidender Aspekt                                                       Pauschale und rein quantitative Recy-
chen Rohstoffe. Kalkstein und Ton bzw.                                               die Wärme wird somit rückgewonnen.            bei der Nachhaltigkeitsbewertung von        Als eher schwerer zu verwerten gilt der      clingquoten, wie von der EU verordnet,
deren natürlich vorkommendes Gemisch     Klinker brennen: Das Rohmehl wird                                                         Bauwerken ist deren tatsächliche Le-        gemischte Bauschutt, der mit 2,2 Mio.        ignorieren diese Tatsache und dienen
Kalksteinmergel werden in Steinbrüchen   vorgewärmt und schließlich bei Flammen-     Zement mahlen und verladen: In Zement-        bensdauer. Nur wenn ein Gebäude den         Tonnen die zweitgrößte Fraktion ist.         der Sache nicht. Wir müssten vielmehr
durch Sprengen abgebaut. Das Material    temperaturen von bis zu 2.000 °C und bei    mühlen werden der Klinker und weitere         modernen Ansprüchen an Sicherheit,          In den Zementwerken kann gemisch-            darauf achten, welche Stoffe sinnvoller-
wird in Brechanlagen grob zerkleinert    Materialtemperaturen von ca. 1.450 °C       Hauptbestandteile wie Hüttensand und          Funktionalität, Ästhetik und Komfort        ter Bauschutt aufgrund des teilweise         weise im Kreislauf zu führen sind und
und meist mit Förderbändern ins na-      in Drehrohröfen gebrannt. Die österrei-     Flugasche unter Zusatz von Gips zu Zement     entspricht, besteht die Chance, dass es     hohen Ziegelanteils als Tonersatz ein-       welche Problemstoffe wir konsequent
hegelegene Zementwerk transportiert.     chischen Zementunternehmen setzen zur       gemahlen. Der fertige Zement wird in Säcke    lange genutzt und erhalten wird. Beton      gesetzt werden. Die Zementindustrie          dem Recycling- und Verwertungspro-
In so genannten Mischbetten wird das     Bereitstellung der benötigten thermischen   abgefüllt oder lose in Silofahrzeuge verla-   ist ein langlebiger Baustoff, der auf-      verwertet als größter Abnehmer dieser        zess fernhalten. Dafür braucht es eine
Rohmaterial gemeinsam mit Sekun-         Energie mittlerweile überwiegend alterna-   den und per LKW oder Bahn ausgeliefert.       grund seiner vielfältigen Eigenschaf-       Fraktion jährlich etwa 0,4 Mio. Tonnen.      intensive Auseinandersetzung mit den
                                                                                                                                   ten und flexiblen Einsatzmöglichkeiten                                                   Stoffen und klare qualitative Kriterien.
                                                                                                                                   diesen Ansprüchen voll gerecht wird.        Trotz dieser hohen Verwertungsraten darf
                                                                                                                                                                               nicht übersehen werden, dass Kreislauf-      Eine Herausforderung für die Kreislauf-
                                                                                                                                   END OF LIFE UND RECYCLING                   wirtschaft Grenzen hat. In wachsenden        wirtschaft stellen schwer zu trennende
                                                                                                                                   Recycling schützt die Umwelt und macht      Volkswirtschaften ist die Menge an           Materialverbünde dar. Im Prozess der
                                                                                                                                   auch wirtschaftlich Sinn, da Sekundär-      Abfällen viel zu gering, um den Bedarf       Zementerzeugung können diese einer
                                                                                                                                   rohstoffe in der Regel mit wesentlich       an Primärrohstoffen zu decken. Selbst        simultanen thermischen und stofflichen
                                                                                                                                   geringerem Verbrauch an Rohstoffen,         in einer entwickelten Volkswirtschaft        Verwertung zugeführt werden. Letz-
                                                                                                                                   Energie, Landschaft und Natur gewonnen      wie Österreich beträgt der Output an         tere sollte im Zuge der Überarbeitung
                                                                                                                                   werden können als Primärrohstoffe.          mineralischen Baurestmassen nur gut          der EU-Abfallrahmenrichtlinie auch als
                                                                                                                                                                               5% des jährlichen mineralischen Roh-         Recyclingmaßnahme anerkannt werden.
                                                                                                                                   Dem österreichischen Bundesabfallwirt-      stoffbedarfs von rund 120 Mio. Tonnen.
                                                                                                                                   schaftsplan ist zu entnehmen, dass im                                                    Und schließlich müssen für Schadstoffe,
                                                                                                                                   Bezugsjahr 2012 rund 6,6 Mio. Tonnen        Auch in stofflicher Sicht gibt es Gren-      die weder thermisch noch anderwär-
                                                                                                                                   Abfälle aus dem Bauwesen angefal-           zen. Unsere Ge- und Verbrauchsgüter          tig zerstört werden können, sichere
                                                                                                                                   len sind. Etwa 5,8 Mio. Tonnen davon        sind sehr komplex zusammengesetzt            Endlager als letzte Senken geschaffen
                                                                                                                                   werden aufbereitet und wieder verwer-       und bestehen aus vielen Stoffen. Oft         werden, um sie dauerhaft und nachsor-
                                                                                                                                   tet. Betonabbruch ist mit rund 2,4 Mio.     enthalten sie Substanzen, die Mensch         gefrei der Umwelt fernzuhalten.
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
EXPERTENDISKUSSION 07

                                           DI Dr. Alfred Strigl   Dr. Karl Kienzl        O.Univ.-Prof.         DI Thomas Spannagl       Dr. Angela Köppl     KR Hans Roth            DI Sebastian Spaun
                                           Managing Partner der   Geschäftsführer Stv.   Dr. Paul H. Brunner   Vorstandsvors.-Stellv.   Österreichisches     Unternehmensgründer     Geschäftsführer VÖZ
                                           plenum GmbH            Umweltbundesamt        TU Wien IWR           VÖZ, GF, Lafarge         Institut für Wirt-   und Aufsichtsrats-
                                                                                                               Cement CE Holding        schaftsforschung     vors. Saubermacher AG
                                                                                                               GmbH

                                           A. Strigl: Herr Spannagl, Herr Spaun,              A. Köppl: In den letzten Jahrzehnten                   Vorgaben, beispielsweise im Zusammen-
                                           vielleicht fassen Sie zu Beginn für alle           war die Steigerung der Arbeitspro-                     hang mit dem Emissionshandel, wenn
                                           Teilnehmer kurz zusammen, warum                    duktivität im Fokus der industriellen                  überhaupt nur zu inkrementellen Inno-
                                           die österreichische Zementindustrie zu             Produktion. Jetzt zeichnet sich ab,                    vationen geführt. Zur Erreichung der
                                           diesem Expertendialog eingeladen hat?              dass künftig die Ressourcenprodukti-                   Klimaziele brauchen wir aber technolo-
                                                                                              vität und die Energieproduktivität eine                gische Sprünge, die zu einer Transforma-
                                           T. Spannagl: Die Zementindustrie ist               deutlich größere Rolle spielen werden.                 tion der Produktionsprozesse führen.
                                           in den letzten zwanzig Jahren zu ei-
                                           nem sehr wichtigen Partner der Ab-                 A. Strigl: Ist also die Produktivität                  A. Strigl: Wo zeichnen sich
                                           fall- und Recyclingwirtschaft geworden.            von Arbeit bisher stärker gestiegen als                solche Sprünge ab?
                                           Ich bin wirklich stolz auf das, was wir            die von Ressourcen und Energie?
                                           im Bereich der Ersatzbrennstoffe und                                                                      A. Köppl: Natürlich haben wir die tech-
                                           Ersatzrohstoffe geschafft haben. Das ist           A. Köppl: Das ist so. Das hängt damit                  nologischen Lösungen nicht fix und fertig
                                           eine Erfolgsgeschichte, die allerdings             zusammen, dass in einem Großteil der                   vor der Haustür liegen. Aber wir verges-
                                           in der Öffentlichkeit kaum wahrgenom-              Industrie die Energiekosten im Vergleich               sen oft, dass wir schon früher in relativ
                                           men wurde. Durch die HCB-Emissionen                zu den Arbeitskosten einen wesentlich ge-              kurzer Zeit Dinge erreicht haben, an die
                                           im Kärntner Görtschitztal hat sich das             ringeren Anteil haben. Natürlich trifft das            wir vorher nicht geglaubt hätten. Ich kann
                                           geändert – allerdings ist die öffentliche          in der Zementindustrie nicht in dem Maße               mich noch erinnern, wie ich nach dem
                                           Wahrnehmung dazu nun eine negative.                zu. Aber im Durchschnitt der Industrie                 Studium mit meinem ersten PC konfron-
                                                                                              haben wir eine Energiekostenbelastung                  tiert war. Aber auch im Bereich Mobilte-
                                           S. Spaun: Uns geht es darum, in dieser             von ungefähr 4%. Darum lag der Fokus                   lefonie gab es in kurzer Zeit große, nicht
                                           Situation offen und auch kritisch darü-            viel stärker auf der Arbeitsproduktivität.             vorhersehbare Entwicklungssprünge.
                                           ber zu diskutieren, welchen vernünftigen
                                           Beitrag die Zementindustrie zu einer               Das ändert sich, unter anderem auch                    Also selbst wenn ich heute nicht im Detail
                                           modernen Abfall- und Recyclingwirt-                deshalb, weil sich die Industrievertreter              weiß, wie die technologischen Lösungen
                                           schaft leisten kann, welche Möglichkei-            sehr wohl bewusst sind, dass bis Mit-                  von morgen aussehen, ist es trotzdem
                                           ten und Chancen sie diesbezüglich hat,             te des Jahrhunderts eine dramatische                   wichtig, eine Zielvorgabe zu haben. Wenn
                                           aber auch dazu, wo ihre Grenzen liegen.            Reduktion der Treibhausgasemissionen zu                ich also weiß, ich muss bis Mitte des Jahr-
                                                                                              erreichen ist und dass es dazu von allen               hunderts die Treibhausgase dramatisch
                                           A. Strigl: Lassen Sie uns diese Diskussi-          Industrien großer Anstrengungen bedarf.                reduzieren, dann ist das gerade der An-
                                           on von einem größeren Bild aus starten.                                                                   sporn für technologische Veränderungen.
                                           Beginnen wir mit dem Thema der indus-              A Strigl: Inwieweit spielen hier ge-

KRISE UND CHANCE                           triellen Transformation. Frau Köppl, Sie
                                           beschäftigen sich mit Umwelttechnologie,
                                                                                              setzliche Vorgaben eine Rolle?                         K. Kienzl: Grundsätzlich haben wir in
                                                                                                                                                     Europa großes Know-how. Wir müssen es
Expertendiskussion zum Beitrag und zur     was bedeutet die industrielle Trans-               A. Köppl: Die spielen eine sehr wichtige               schaffen, das zu nutzen und mit unserer
                                           formation für die Zementindustrie?                 Rolle, allerdings haben die bisherigen                 Innovationskraft neue Technologien zu
Verantwortung der Zementindustrie in
einer Recycling- und Kreislaufwirtschaft
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08 EXPERTENDISKUSSION                                                                                                                                                                                                                                EXPERTENDISKUSSION 09

entwickeln. Diese Technologien würden         uns auch unseren Stakeholdern wirklich         wirtschaftlich wichtig, auch aus Sicht        Kreisläufe können wir mit diesen Res-           Daraus entstand dann 2003 im steirischen        A. Strigl: Herr Roth, wo wird es da in
uns nicht nur helfen, die eigenen Umwelt-     näher. Parallel dazu haben wir damals          der Ressourcen und der Ökologie. Wenn         sourcen durchführen und wo enden sie            Grenzgebiet, in Retznei, die erste Aufberei-    Zukunft hingehen?
ziele zu erreichen, wir könnten sie auch      begonnen, unsere Anlagen für den Einsatz       ich primäre Ressourcen gewinne, habe          am Schluss? Es hilft nicht, in gewis-           tungsanlage für Ersatzbrennstoffe, als Joint
weltweit vermarkten. Der Vorstand eines       von Ersatzbrennstoffen umzurüsten.             ich viel größere Umweltbelastungen, als       sen Bereichen eine Recyclingquote von           Venture mit einem Zementunternehmen.            H. Roth: Für die Zukunft denke ich, dass
großen österreichischen Stahlunterneh-                                                       wenn ich aus sekundären Ressourcen            90% oder noch mehr zu verlangen. Das            Mir ist es von Anfang an darum gegangen,        vieles von dem, was ich heute noch an
mens hat berichtet, dass ihn Kollegen aus     A. Strigl: Als Ersatzbrennstoffe kommen        wieder Gebrauchsgüter herstelle. Und          ist zum Teil sogar kontraproduktiv.             wiederverwertbare Rohstoffe aus dem Rest-       Retznei und andere liefere, qualitativ viel zu
China auf die Lösungen ansprechen, die in     in der Zementindustrie verschiedenste          zwar fast um den Faktor 10. Kreislauf-                                                        müll fernzuhalten, die sich wirtschaftlich      hochwertig ist, um es einfach zu verheizen.
Europa entwickelt wurden. Denn die Chi-       Abfallfraktionen zum Einsatz. Herr Roth,       wirtschaft kann also unsere Umwelt            A. Strigl: Würde es helfen, Ressourcen          und ökologisch sinnvoll verwerten lassen        Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass
nesen haben bekanntlich viel größere Pro-     Sie haben die Entwicklung dieses Wirt-         global gesehen gewaltig entlasten.            höher zu besteuern?                             und in der Entsorgung auf der Deponie           es ein Fehler wäre, nur PET-Flaschen zu
bleme mit der Umwelt als wir. Das heißt,      schaftszweigs miterlebt und mitgestaltet.                                                                                                    nur hohe Kosten verursacht hätten.              sammeln und Folien und andere stoff-
für den chinesischen Markt wird die euro-     Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?          Aber ich bin kein Anhänger der Ressour-       P. Brunner: Nein. Wenn wir eine Festplat-                                                       lich und thermisch verwertbare Dinge im
päische Umwelttechnologie interessant.                                                       cenverknappungstheorie. Wenn heute ge-        te nehmen, liegt der stoffliche Wert dieser     Wir stellen in Retznei jetzt jedes Jahr         Restmüll zu lassen. Wenn der Ölpreis nicht
                                              H. Roth: Wenn mich junge Menschen              jammert wird, dass uns bald das Lithium       Festplatte bei einem Prozent des Verkaufs-      90 bis 100.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe         langfristig bei 40 Dollar bleibt, sondern
T. Spannagl: Ich stimme Ihnen zu, wir         fragen, warum sich die Saubermacher AG         ausgeht und die Autoindustrie daher bald      preises. Wenn also sämtliche Ressourcen um      für die Zementindustrie bereit. Davor hat       wieder auf 80 bis 100 Dollar steigt, dann ist
brauchen technologische Sprünge, wir brau-    in Österreich so toll entwickelt hat, dann     keine Batterien mehr für E-Autos bekom-       100% teurer würden, dann wäre die Festplatte    man dafür Kohle aus Südafrika mit dem           es wirtschaftlich und ökologisch sinnvoller,
chen aber auch Continuous Improvements.       antworte ich demütig: ich habe auch das        men wird, finde ich das absolut lächerlich.   ein Prozent teurer. Dann zahlen wir nicht       Schiff nach Koper und von dort 350 Kilo-        diese Dinge stofflich und als Ersatzbrenn-
                                              nötige Glück gehabt. Jedes Gesetz, ob          Die nächsten Technologien, wie etwa Bat-      mehr 150 Euro dafür, sondern 151,50 Euro.       meter per Bahn in die Steiermark gebracht.      stoff wiederzuverwerten. Mein großes
A Strigl: Was meinen Sie damit?               Deponieverordnung, Verpackungsverord-          terien, die Energie nicht mehr chemisch       Das relativiert für viele Bereiche die Bedeu-                                                   Ziel ist, dass die stoffliche Verwertung
                                              nung, Elektronikschrott-Verordnung, hat        speichern, sondern physikalisch, wer-         tung von Stoffen. Um dann auch noch einen       S. Spaun: Die österreichische Zementindus-      der Abfälle zunimmt. Daher kämpfe ich
T. Spannagl: Wir müssen neue Technologi-      uns zweistellige Zuwachsraten gebracht.        den bereits entwickelt. Sie werden dazu       Steuerungseffekt zu erzielen, müsste man die    trie hat mittlerweile eine durchschnittliche    auch für „Zero Waste“ in Zentraleuropa.
en entwickeln aber gleichzeitig die beste-    Natürlich mussten wir auch innovativ,          führen, dass wir Lithium gar nicht mehr       Ressourcenpreise so stark erhöhen, dass es      Ersatzbrennstoffrate von über 75% erreicht,     Das müssen wir konkret umsetzen.
henden laufend verbessern. Ein Beispiel:      kunden- und mitarbeiterorientiert sein,        brauchen. Deshalb bin ich überzeugt: Ver-     wirtschaftlich nicht mehr verkraftbar wäre.     manche Werke schon über 90%. Auch aus
Als ich Anfang der 2000er das Zementwerk      aber letztlich hat sich die Abfallwirtschaft   knappungen sind meist nur geografisch lo-                                                     betriebswirtschaftlicher Sicht ist ein Zurück   K. Kienzl: Wenn man in Richtung Kreislauf-
in Retznei geleitet habe, haben wir uns       und damit auch unser Geschäft sehr stark       kalisierte oder temporäre Verknappungen.      Wir müssen uns vielmehr die Stoffe und die      zur Kohle gar nicht mehr möglich. Nachdem       wirtschaft denkt, dann ist die Wiederver-
damit beschäftigt, wie wir die Energie, die   vom Gesetzgeber getrieben entwickelt.                                                        Kreisläufe kritisch ansehen und die Res-        die Ersatzbrennstoffe und Ersatzrohstoffe       wertung von Stoffen natürlich grundsätzlich
wir nun einmal in den Produktionspro-                                                        A. Strigl: Wo liegt also das Problem?         sourcenfrage von der Senkenseite her lösen.     regional bezogen werden, hätte das auch         der Entnahme aus der Natur vorzuziehen.
zess stecken müssen, zusätzlich nutzen        A. Strigl: Ein Merkmal einer moder-                                                                                                          regionalwirtschaftlich negative Auswir-         Und gewisse Abfallfraktionen - etwa Kalk
können. Wir haben damit begonnen, die         nen Abfallwirtschaft ist, dass Stoffe          P. Brunner: Aus meiner Sicht ist nicht die    A. Strigl: Herr Roth, welche Rolle              kungen. Und da spreche ich noch gar nicht       - werden in der Zementindustrie nicht
Abwärme über einen Wärmetauscher              wiederverwertet, also im Kreislauf             Menge der Ressourcen, die wir einsetzen,      spielt die Zementindustrie aus Ihrer            von der lokalen Verwertungs- und Entsor-        thermisch, sondern stofflich verwertet.
zu schicken und haben erst einmal das         geführt werden. Herr Brunner, wie              das Problem. Es liegt auf der Outputseite.    Sicht in der Abfallwirtschaft?                  gungsfunktion, die wir dadurch ausüben.
eigene Werk damit beheizt. Dann ha-           stehen Sie zur Kreislaufwirtschaft?            Wir haben die Senken nicht, um bestimm-                                                                                                       A. Strigl: Womit Sie das Thema HCB
ben wir gesehen, das kann man auch im                                                        te Stoffe wie zum Beispiel das CO2 auf        H. Roth: Ich bin sehr früh auf die Zement-      Wir sind überzeugt das Richtige zu tun          ansprechen.
größeren Maßstab machen, und haben die        P. Brunner: Für mich ist die Diskussion        unschädliche Weise wieder loszuwerden.        industrie zugegangen, weil ich gesehen          und wollen uns definitiv weiter in der
Abwärme in ein Nahwärmenetz gespeist.         über Kreislaufwirtschaft stark ideologisch     Wir müssen uns bei der Kreislauf-             habe, wie viel Energie im Abfall steckt,        Recyclingwirtschaft engagieren. Es ist für      K. Kienzl: Der Ansatz, einen Abfall-
Jetzt wärmt die Abwärme dieses Werks          geprägt. Das heißt jetzt nicht, dass ich       wirtschaft sehr gut überlegen: welche         bzw. wie wichtig es für die Industrie ist,      uns daher eine zentrale Frage, wie sich         stoff sinnvoll zu verwerten, bleibt ja
die Wohnzimmer der Anrainer. Das bringt       Kreisläufe für unwichtig halte: Sie sind       Ressourcen sollen wir nutzen, wie viele       günstige Alternativbrennstoffe zu erhalten.     die Abfallwirtschaft entwickeln wird.           weiterhin richtig: Wenn ich weiß, in
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10 EXPERTENDISKUSSION                                                                                                                                                                                                                             EXPERTENDISKUSSION 11

dem Kalk, den ich als Ersatzrohstoff           A. Strigl: Wie hat die Branche auf die       und kritischen Dialog darüber führen, wel-    H. Roth: Für mich hat dieser Fall auch         A. Strigl: Also strenge qualitative            dass die Mitarbeiter in der Industrie
verwerte, ist ein Schadstoff enthalten,        HCB-Freisetzung reagiert und wel-            che Stoffe wir verwerten können und sollen    eine menschliche oder ethische Dimensi-        Vorgaben seitens der Politik?                  und in den lokalen Behörden angesichts
und diesen Schadstoff kann ich bei der         che Konsequenzen wurden gezogen?             und welche nicht. Wir wissen, dass unser      on. Die technische hat Herr Spaun gerade                                                      der immer weiter wachsenden Vorga-
richtigen Temperatur „cracken“, also in                                                     Prozess über ein großes thermisches und       angesprochen. Aber letztlich sind immer        A. Köppl: Das würde ich mir wünschen, ja.      ben und Berichtspflichten knapp vor
unschädliche Stoffe verwandeln, dann           S. Spaun: Zunächst gehe ich davon aus,       simultan stoffliches Verwertungspotenzial     auch Menschen beteiligt. Ich beobachte                                                        einem kollektiven Burnout stehen.
ist das für die Umwelt doch hervor-            dass es sich um einen Einzelfall handelt,    verfügt. Die zum Zementbrennen notwen-        immer wieder, in der gesamten Wirtschaft       P. Brunner: In Österreich messen Politik
ragend. Mit der richtigen Technologie          bei dem mir aus Mangel an gesicherten        digen hohen Temperaturen gewährleisten        wohlgemerkt, dass oft nur gerade so viel       und Verwaltung ihren Erfolg zum Teil           Die Schlussfolgerung aus der HCB-Frei-
nach dem Stand der Technik ist diese           Informationen noch keine Bewertung           darüber hinaus die sichere Vernichtung or-    getan wird, damit man die gesetzlichen         daran, wie viele Seiten Gesetze und Ver-       setzung in Kärnten oder aus ähnlichen
Verwertung eine dreifache Win-Situati-         möglich ist. Das ist Sache der Behör-        ganischer Schadstoffe. In erster Linie sind   Vorgaben erfüllt, aber nicht mehr. Es ist      ordnungen sie produziert haben. Dadurch        Fällen in anderen Branchen kann nicht
on: für die Entlastung von Altdeponien,        den. Sie können aber davon ausgehen,         wir aber Erzeuger eines wichtigen Grund-      aber doch immer die Frage, wie genau           haben wir aber Gesetze geschaffen, die         sein, dass wir jetzt noch längere und noch
für das Werk und für die Umwelt.               dass wir als Branche ganz besonders          produkts, das hohen Qualitätsansprüchen       schaue ich mir zum Beispiel einen Begleit-     innovationsfeindlich geworden sind. Einer-     detailliertere Bescheide bekommen. Da bin
                                               daran interessiert sind, dass im Zuge der    genügen muss. Ich möchte das betonen,         schein an, wie viele Proben nehme ich? Wir     seits weil jedes Detail festgeschrieben ist,   ich viel mehr für strengere Kontrolle von
A. Strigl: Die Bevölkerung im Gört-            behördlichen Aufarbeitung alle Vorgänge,     weil wir immer wieder, auch von Behörden-     schimpfen immer, dass der Gesetzgeber          andererseits haben sie auch den Unterneh-      wenigen, wirklich wichtigen Vorgaben.
schitztal ist da sicher kritisch.              die letztlich zu der Freisetzung geführt     seite, gefragt werden, ob wir nicht einen     eh schon so viel vorgibt. Soll er jetzt noch   men die Verantwortung weggenommen.
                                               haben, rückhaltlos aufgeklärt werden.        noch stärkeren Beitrag bei der Behandlung     genauer vorschreiben, was zu tun ist? Da       Ich stimme daher zu: ja, wir brauchen klare    T. Spannagl: Dem schließe ich mich an.
K. Kienzl: Was mir wirklich leid tut - un-     Denn wir wollen und müssen als Bran-         bestimmter Rohstoffe leisten können?          hat‘s seine Grenzen. Und daher ist meine       Richtlinien, wir brauchen einen strengen       Und damit schließt sich für mich ein
abhängig von der Frage, was man früher         che daraus lernen, um zukünftige Risi-                                                     Forderung - und noch einmal: ich meine         Vollzug, aber wir müssen die Innovation        wenig der Kreis zum eingangs diskutierten
hätte wissen können und wie es zu der          ken auf ein Minimum zu reduzieren.           Und drittens haben wir, auch als Basis für    da nicht nur die Abfallwirtschaft -, dass      fördern und wir müssen die Verantwor-          Thema technologische Sprünge: Um diese
Freisetzung von HCB tatsächlich gekommen       Wir haben uns als Branche aber be-           den gerade genannten Punkt, beim VDZ,         es einfach viel mehr Qualitätsbewusst-         tung des Unternehmertums fördern.              hervorzubringen, bräuchten wir Rah-
ist - ist, dass es zu wirklichen Ängsten ge-   reits im Jänner darüber verständigt,         dem international renommierten deut-          sein und -verantwortung geben muss.                                                           menbedingungen, die Innovationen und
kommen ist, und immer noch kommt. Dabei        was wir unverzüglich tun können und          schen Zement-Forschungsinstitut, eine                                                        K. Kienzl: Wenn wir den Schutz der             kreative Prozesse fördern und nicht solche,
habe ich in meinem Blut sicher mehr HCB        uns auf einen 3-Punkteplan geeinigt.         Handlungsanleitung über den Einsatz von       A. Strigl: Somit sind wir beim The-            Umwelt und der Gesundheit stärker an           die uns die Luft zum Atmen nehmen.
als die meisten Bürger im Görtschitztal.                                                    Ersatzrohstoffen, heutigen und künfti-        ma Regulierung. Brauchen wir mehr              nachgeordnete Behörden vor Ort verla-
Ich werde heuer 60 und bin somit zu einer      Das erste ist, weiter zu investieren. Die    gen, in Auftrag gegeben. Die Experten und     staatliche Regulierung oder kön-               gern, dann brauche ich dort auch das           Ich möchte ein Beispiel geben, wie so ein
Zeit aufgewachsen, wo HCB als Pestizid flä-    Branche hat über die Jahre parallel zum      Wissenschaftler werden in diesem Hand-        nen wir auf den Markt und die Ethik            Know-how, um fallspezifisch die ent-           technologischer Sprung aussehen kann.
chendeckend eingesetzt wurde. Man findet       Ausbau des Einsatzes von Ersatzbrenn-        lungsleitfaden genau beschreiben, welche      der Marktteilnehmer vertrauen?                 sprechenden Bescheide zu erlassen. Und         Wir stehen da zwar erst ganz am Anfang
Spuren davon daher auf der ganzen Welt.        stoffen und Ersatzrohstoffen massiv in       Temperatur, welche Aufenthaltszeit, welche                                                   ich muss das dann auch kontrollieren!          der Entwicklung, aber die Zementin-
Ich habe aber keinen Grund, mir über diese     den Umweltschutz investiert. Wir haben       weiteren Parameter (Stückigkeit, Mahlfein-    A. Köppl: Ich bin der Meinung, dass                                                           dustrie arbeitet an ersten Betonen, die
geringe HCB-Belastung Sorgen zu machen.        bei einem durchschnittlichen jährlichen      heit usw.) an den verschiedensten Aufga-      gerade bei so einem heiklen Thema die          S. Spaun: Ich beobachte, dass Gesetze          nicht durch Zugabe von Wasser, sondern
                                               Umsatz von 375 Mio. Euro in den letzten      bepunkten im Zementerzeugungsprozess          Rahmenbedingungen von der Politik              und Bescheide Jahr für Jahr dicker und         durch Zugabe von CO2 erhärten. Wenn
Tatsache ist aber, dass die Bevölkerung        10 Jahren 500 Mio. Euro in unsere Anlagen    vorherrschen. Damit soll ganz transparent     vorgegeben werden müssen. Dann werden          die Vorgaben mehr werden. Von Deregu-          sich das verwirklichen lässt, dann haben
verunsichert ist und Angst hat. Aus meiner     investiert und wollen das auch weiter tun.   und für alle sicht- und verwendbar klar-      sich Lösungen am Markt etablieren,             lierung ist nichts zu sehen. Es ist dabei      wir eine Senke im ganz großen Maßstab
Sicht ist es auch aus gesundheitspoliti-                                                    gestellt werden, welche Ersatzrohstoffe       von denen beide, Politik und Wirtschaft,       egal, ob ich das Emissionshandelsregime        für das Treibhausgas CO2 gefunden.
schen Gründen notwendig, den Leuten            Das zweite ist: Transparenz und Koopera-     bzw. enthaltenen Schadstoffe ohne jede        etwas haben. Ich halte es also für ganz        nehme, oder das Energieeffizienzgesetz,
diese Angst zu nehmen. Das können wir          tion mit den Behörden und den beteiligten    Gefährdung von Umwelt und Menschen            kritisch zu sagen, wir lassen die Poli-        das wie ein bürokratischer Tsunami auf         Vielen Dank für diese spannende Dis-
nur durch Transparenz erreichen.               Stakeholdern. Wir wollen einen offenen       eingesetzt werden können und welche nicht.    tik oder den Staat ganz außen vor.             uns zurast. Ich konstatiere schlichtweg,       kussion, an alle Diskussionsteilnehmer.
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
12 REPLIK                                                                                                                                                                         HANDLUNGSBEREICHE 13

                                                    INVESTITIONEN AM STANDORT UND                                                                                   Unternehmerschaft noch schlechter ist, als
                                                                                                                                                                    die tatsächliche wirtschaftliche Lage. Der

                                                    REGIONALWIRTSCHAFTLICHE LEISTUNG                                                                                politische Reformstau etwa in den Berei-
                                                                                                                                                                    chen Bildung, Pensionen und Verwaltung
                                                                                                                                                                    und das Fehlen einer vorausschauenden
                                                                                                                                                                    Standortpolitik tragen das ihre dazu bei.
                                                    Das Investitionsvolumen der Zementunternehmen am Standort Österreich
                                                    ist – entgegen der bisherigen Entwicklung – im Berichtszeitraum deutlich                                        So führen in der österreichischen Zement-
                                                    zurückgegangen. Was hält die Unternehmen derzeit zurück, größere,                                               industrie die politisch vorgegebenen
                                                    langfristige Investitionen zu tätigen?                                                                          Rahmenbedingungen etwa in den Bereichen
                                                                                                                                                                    Emissionshandel, Energieeffizienz und
                                                    Die österreichische Zementindustrie ist                      der österreichischen Zementstandorte bei-          -besteuerung zu Wettbewerbsverzerr-
                                                    ein wichtiger Impulsgeber für die regi-                      getragen haben. Beispielhaft sei hier nur die      ungen und fehlender Planungssicherheit.
                                                    onale Wirtschaft, insbesondere im länd-                      12 Mio. Euro teure Investition in eine Kata-
                                                    lichen Raum. Sie verursacht bedeutende                       lysatoranlage zur Reduktion der NOX-Emis-          Die Kunst einer guten Standortpolitik
                                                    Umsätze in anderen Wirtschaftszweigen,                       sionen am Standort Mannersdorf genannt,            besteht darin, die drei Säulen der Nachhal-
                                                    indem sie Betriebsmittel zukauft und                         die 2012 in Betrieb genommen wurde.                tigkeit in Einklang zu bringen und unter
                                                    Investitionen tätigt. Davon profitieren                                                                         Einbindung der Akteure faire Rahmen-
                                                    in erster Linie regionale Zulieferer. Eine                   In den Jahren 2013 (23,8 Mio. Euro) und            bedingungen zu schaffen. Hier orten wir
                                                    systematische Erhebung dieser indirekten                     2014 (25,7 Mio. Euro) sind die Anlageinves-        Verbesserungspotenzial. Wir laden daher
                                                    wirtschaftlichen Effekte wurde zuletzt                       titionen allerdings deutlich zurückgegangen        die europäische und insbesondere auch
                                                    2009 durchgeführt2 und wird im Jahr                          (siehe Abb. 3). Selbst die als innovations-        die österreichische Politik und die Minis-
                                                    2015 mit aktuellen Daten wiederholt.                         freudig geltenden Zementunternehmen                terien dazu ein, eine aktive, vorausschau-
                                                                                                                 haben im Berichtszeitraum keine größe-             ende und nachhaltige Standortpolitik zu
                                                    Das jährliche Investitionsvolumen der                        ren Investitionen in Angriff genommen.             betreiben und die Betroffenen zu Beteilig-
                                                    Branche wird insbesondere durch bauliche                     Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die           ten zu machen. Von der Zementindustrie
                                                    Großprojekte der Zementunternehmen, wie                      heimischen Werke dank vergangener                  kann man sich dafür volle Transparenz
                                                    etwa den Neu- oder Umbau von Ofenanla-                       Großinvestitionen technologisch bereits            und Kooperationsbereitschaft erwarten.
                                                    gen, beeinflusst. So wurden seit dem Jahr                    auf einem sehr modernen Stand sind.
                                                    2000 zahlreiche Großprojekte realisiert                                                                         2
                                                                                                                                                                        Die Studie „Österreichische Zementstand-
                                                    (siehe Abb. 4), die insbesondere zur Verrin-                 Ein generelles Hemmnis ist aber auch die               orte – Impulsgeber für die Region“ steht auf
                                                    gerung von Emissionen, zur Steigerung der                    nach wie vor stagnierende Konjunktur,                  www.zement.at unter Service>Publikatio-
                                                    Energieeffizienz und damit zur Absicherung                   wobei die Stimmung in der österreichischen             nen>Studien zum Download zur Verfügung.

                                                    INVESTITIONSVOLUMEN (ABB. 3)                                                            MASSGEBLICHE GROSSINVESTITIONEN SEIT
                                                                                                                                            DEM JAHR 2000 (ABB. 4)

                                                    MIO. EURO                                                                               ANZAHL DER INVESTITIONEN

                                                        60                                                                                  NEUBAU OFENANLAGEN                        2
                                                                                                   53,5

                                                        50                    48,4                                                          NEUBAU MAHLANLAGEN                        2
                                                                43,7
                                                                                     40,1
                                                        40                                                38,2                              NEUBAU KLINKERKÜHLER                           3
                                                                                            34,9
                                                                                                                  32,1
                                                        30             28,2                                                                 UMBAU OFENANLAGEN                              3
                                                                                                                                25,7
                                                                                                                         23,8

                                                                                                                                            MODERNISIERUNG FILTER                                                  8

            HANDLUNGSBEREICHE
                                                        20

                                                                                                                                            INSTALLATION KATALYSATOR,
                                                                                                                                            NACHVERBRENNUNG                           2
                                                        10
            Wir stellen uns den Herausforderungen                                                                                                                                                                  8
                                                                                                                                            INSTALLATION BYPASS
            einer nachhaltigen Entwicklung und          0
                                                                       2006

                                                                                     2008
                                                                2005

                                                                                            2009
                                                                              2007

                                                                                                          2011
                                                                                                   2010

                                                                                                                         2013

                                                                                                                                2014
                                                                                                                  2012
            konzentrieren uns dabei auf die                                                                                                 AUSBINDUNG VON FERNWÄRME                       3

            wesentlichen Bereiche.
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
14 HANDLUNGSBEREICHE                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 HANDLUNGSBEREICHE 15

ENERGIEVERBRAUCH                                                                                                                          Energiebedarfs mit Abfallbrennstoffen
                                                                                                                                          aus der Region (siehe Abb. 6). Sie leistet
                                                                                                                                                                                        KATALYSATORANLAGE MANNERSDORF
                                                                                                                                                                                        Die österreichische Zementindustrie führt
                                                                                                                                                                                                                                                                              Katalysators zu reduzieren. Die Verfüg-
                                                                                                                                                                                                                                                                              barkeit der Katalysatoranlage konnte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             der Bewältigung technischer Herausfor-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             derungen auch wirtschaftliche Über-

UND -EFFIZIENZ                                                                                                                            damit einen wichtigen Beitrag zur Ent-
                                                                                                                                          sorgungssicherheit und macht sich und
                                                                                                                                          Österreich unabhängiger von Importen
                                                                                                                                                                                        derzeit ein umfassendes Forschungsprojekt
                                                                                                                                                                                        zur Reduktion der Stickstoffoxidemissionen
                                                                                                                                                                                        auf Basis der Selective Catalytic Reduction
                                                                                                                                                                                                                                                                              im Probebetrieb auf über 90% gesteigert
                                                                                                                                                                                                                                                                              werden und die bisherigen Erfahrun-
                                                                                                                                                                                                                                                                              gen lassen längerfristig eine Anlagen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             legungen eine Rolle spielen müssen.

                                                                                                                                          fossiler Energieträger. Dazu kommt, dass      (SCR)-Technologie durch. Nach mehreren                                                verfügbarkeit von ca. 95% erwarten.
Die Zementproduktion ist ein sehr energieintensiver Prozess. 30–40%                                                                       die Alternativbrennstoffe aufgrund ihres      Pilotanlagenversuchen in österreichischen
der gesamten Produktionskosten sind Energiekosten. Die Verringerung                                                                       biogenen Anteils und geringeren Kohlen-       Zementwerken startete im April 2012                                                   Nach zahlreichen Optimierungsmaßnah-
des Energieverbrauchs und die Steigerung der Energieeffizienz haben                                                                       stoffgehalts zur Minderung von klima-         der Probebetrieb einer großtechnischen                                                men konnten die Stickstoffoxidemissionen
in der Zementindustrie daher traditionell einen hohen Stellenwert.                                                                        relevanten CO2-Emissionen beitragen.          SCR-Anlage in „Semi-Dust-Rohgas-                                                      mit zwei installierten Katalysatorlagen
                                                                                                                                                                                        schaltung“ am Standort Mannersdorf.                                                   erwartungsgemäß auf ein Niveau von
Zement aus Österreich besteht im Durch-                             thermischen Energie, lag bei umge-                                    Diesen Vorteilen steht bei manchen                                                                                                  unter 200 mg/Nm3 abgesenkt werden.
schnitt zu etwa 70% aus Zementklinker.                              rechnet 13.931 TJ (siehe Abb. 5). Pro                                 alternativen Brennstoffen der Nach-           Inzwischen liegen Erfahrungen aus den                                                 Die kurzen Betriebszeiten der untersuch-
Zur Herstellung dieses Hauptbestandteils                            Tonne Zement mussten 2014 rund                                        teil einer geringeren Energiedichte           ersten beiden Betriebsjahren vor. Anfangs                                             ten Katalysatormaterialproben lassen
von Zement wird eine Materialtempera-                               2,74 GJ thermische und 112 kWh elek-                                  gegenüber. Der thermische Energie-            stellte der Staub im Abgasstrom eine He-                                              derzeit allerdings noch keinen fundierten
tur von rund 1.450 °C benötigt, um die                              trische Energie aufgewendet werden.                                   bedarf pro Tonne Klinker ist daher in         rausforderung dar. Immerhin müssen zur                                                Rückschluss auf die Haltbarkeitszeit der
erforderliche mineralogische Umwand-                                Der Anteil des thermischen Energie-                                   den letzten Jahren leicht gestiegen.          Nutzung der für die Entstickung mit die-                                              eingesetzten Katalysatorelemente zu.                                                                ECKDATEN ZUM KATALYSATOR:
lung der Rohmaterialien einleiten zu                                einsatzes am gesamten Energieein-                                                                                   ser Technologie passenden Betriebstem-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  PROJEKTKOSTEN: 12 Mio. €
können. Im Jahr 2014 hat die österreichi-                           satz betrug somit rund 87,1 Prozent,                                  Der Stromverbrauch je Tonne Zement            peratur von 290-350 °C pro Stunde bis zu                                              Diesen positiven Entwicklungen hin-                                                                 INBETRIEBNAHME: April 2012
sche Zementindustrie insgesamt 12.139                               der Stromanteil rund 12,9 Prozent.                                    zeigt eine leicht steigende Tendenz.          40 Tonnen Staub abgeschieden werden.                                                  sichtlich des technischen Einsatzes der                                                             ZUSÄTZLICHER STROMBEDARF:
Terajoule (TJ) an thermischer Energie                                                                                                     Paradoxerweise ist das – ähnlich wie          Immer wieder kam es zu unerwünschten                                                  SCR-Technologie in der Zementindustrie                                                              7,5 kWh pro Tonne Zementklinker
zur Produktion von Zement eingesetzt.                               Nachdem Energieeinsparpotenziale                                      beim thermischen Energiebedarf für            Staubanhäufungen im Anstrombereich                                                    stehen sehr hohe Investitionskosten sowie                                                           ZUSÄTZLICHER DRUCKVERLUST:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  1,5 bis 2 mbar pro Katalysatorlage
                                                                    schon frühzeitig gehoben wurden, steht                                die Klinkererzeugung – auch auf Um-           der Katalysatoranlage und damit zu                                                    ein signifikanter Anstieg der Betriebs-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ERFORDERLICHE STAUBABSCHEIDUNG:
Elektrischer Strom wird beispielsweise für                          seit Anfang der 1990er Jahre der Ersatz                               weltschutzmaßnahmen zurückzufüh-              hohen Druckverlusten, die letztlich eine                                              und Instandhaltungskosten gegenüber.                                                                40 Tonnen pro Stunde
die Rohmehl- und Zementmahlung benö-                                fossiler Energieträger durch Alternativ-                              ren. Beispielsweise erhöht der Betrieb        Abschaltung der SCR-Anlage erforderten.                                               Dafür verantwortlich ist unter anderem                                                              KATALYSATORMATERIAL: Divanadiumpentoxid/
tigt. 2014 haben die heimischen Zement-                             brennstoffe im Mittelpunkt bei der Op-                                der neuen SCR-Anlage zur Reduktion                                                                                                  der zusätzliche Strombedarf von rund                                                                Wolframtrioxid/Titaniumdioxid
werke 497.923 MWh Strom verwendet.                                  timierung des thermischen Energieein-                                 der Stickstoffoxid-Emissionen den             Durch intensive Bemühungen der Tech-                                                  7,5 kWh pro Tonne Zementklinker.                                                                    KATALYSATORVOLUMEN: ca. 43 m3
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  GEOMETRISCHE KATALYSATOROBERFLÄCHE:
                                                                    satzes. Heute deckt die österreichische                               Strombedarf zur Klinkererzeugung              niker ist es schließlich gelungen, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ca. 12.700 m2
Der Gesamtenergiebedarf, als Sum-                                   Zementindustrie bereits den größten An-                               im Zementwerk Mannersdorf um bis              Abreinigungseffizienz zu steigern und                                                 Bei der Entscheidung über den Einsatz                                                               KATALYSATORHÖHE: 25 Meter
me der eingesetzten elektrischen und                                teil (ca. 75,5 Prozent) ihres thermischen                             zu zehn Prozent (siehe Fallbeispiel           damit die Anzahl der Abschaltungen des                                                der SCR-Technologie werden somit neben
                                                                                                                                          „Katalysatoranlage Mannersdorf“).

                                                                                                                                          Steigende Anforderungen an die Leis-
GESAMTENERGIEBEDARF (ABB. 5)                                                                                                              tungsfähigkeit von Zementen machen             ERSATZBRENNSTOFFRATE IN DER ZEMENTINDUSTRIE 2012 (ABB. 6)
                                                                                                                                          eine feinere Aufmahlung der Bestandteile
TERAJOULE                                                                                                                                 notwendig und erhöhen damit ebenfalls
                                                                                                                                          den Stromverbrauch. Im Durchschnitt ist
                           ERSATZBRENNSTOFFE
                                                                                                                                          der spezifische Stromverbrauch seit 2000                                        80%                                                                                                                                                                                                           75,5 %
                           KONVENTIONELLE BRENNSTOFFE
                                                                                                                                          um rund 0,15 Prozent p.a. gestiegen.                                                                                                                                                                                                                                             72,4%
                           ELEKTRISCHER ENERGIEBEDARF                                                                                                                                                                     70%                                                                                                                                                                                 69%
  18.000                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        62%
                                                                                                                                          In absehbarer Zukunft sind weder beim
                                                                                                                                                                                                                          60%

                                                                                                                                                                                       ANTEIL VON ERSATZBRENNSTOFFEN AM
  16.000                                                                                                                                  thermischen noch beim elektrischen                                                                                                                                                                                                      54%

                                                                                                                                                                                          THERMISCHEN ENERGIEBEDARF
                                                                                                                                          Energiebedarf Effizienzsteigerungen zu                                          50%
  14.000
                                                                                                                                          erwarten. Einerseits, weil die Anlagen                                                                                                                                                                                     44%

  12.000                                                                                                                                  augenscheinlich weitestgehend opti-                                             40%
                                                                                                                                                                                                                                EU28: 34%
                                                                                                                                          miert sind, und andererseits, weil es
  10.000                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     28%       30%
                                                                                                                                          nachweisbare Zielkonflikte zwischen                                             30%

   8.000                                                                                                                                  Klima- bzw. Umweltschutz und Ener-
                                                                                                                                          gieeffizienzzielen gibt. Von den politi-                                        20%                                                                                                    18%
                                                                                                                                                                                                                                GLOBAL: 13%                                                                         16%
   6.000                                                                                                                                                                                                                                                             11%       12%        12%       13%
                                                                                                                                          schen Entscheidungsträgern erwarten
                                                                                                                                                                                                                          10%                              8%
   4.000                                                                                                                                  wir uns, dass sie diesem Umstand
                                                                                                                                                                                                                                1%      1%       3%
                                                                                                                                          bei der Gestaltung von Richtlinien
                                                                                                                                                                                                                           0%
   2.000
                                                                                                                                          und Gesetzen Rechnung tragen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                DEUTSCHLAND
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  PUERTO RICO)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    VEREINIGTES
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       FRANKREICH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    PHILIPPINEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ÖSTERREICH

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ÖSTERREICH

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ÖSTERREICH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   TSCHECHIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    KÖNIGREICH
      0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  USA (EXCL.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 BRASILIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                               THAILAND
                                                                                                                                                                                                                                                           MAROKKO
                                                                                                                                                                                                                                                 ÄGYPTEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             SPANIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                     KANADA

                                                                                                                                                                                                                                                                                          ITALIEN
                                                                                                                                                                                                                                        INDIEN
                                                                                                                                                                                                                                CHINA

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           2013

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        2014
                                 2000

                                                                           2006

                                                                                         2008
                                                             2004

                                                                    2005

                                                                                                2009
                                               2002

                                                      2003

                                                                                  2007
                   1998

                          1999

                                        2001
            1997

                                                                                                              2011
                                                                                                       2010

                                                                                                                            2013

                                                                                                                                   2014
                                                                                                                     2012
NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
16 HANDLUNGSBEREICHE                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        HANDLUNGSBEREICHE 17

 ROHSTOFFEINSATZ UND                                                                                                                                                                             Mit Erfolg – der Anteil solcher alternati-
                                                                                                                                                                                                 ver Brennstoffe am thermischen Gesamt-
                                                                                                                                                                                                                                                      Selbstverständlich müssen die verwen-
                                                                                                                                                                                                                                                      deten Sekundärbrennstoffe sorgfäl-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Hauptbestandteilen (als Klinkerersatz).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Dabei werden Portlandzementklinker und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Eine weitere Reduktion der durchschnitt-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  lichen Klinkergehalte wird dadurch

 KLIMASCHUTZ                                                                                                                                                                                     energieeinsatz konnte 2014 auf 75,5% ge-
                                                                                                                                                                                                 steigert werden (siehe Abb. 6 auf Seite 15).
                                                                                                                                                                                                                                                      tig ausgewählt werden. In Österreich
                                                                                                                                                                                                                                                      unterliegen diese zudem den strengen
                                                                                                                                                                                                                                                      Anforderungen der Abfallverbrennungs-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Gips mit anderen Hauptbestandteilen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  (z.B. Hüttensand, Flugasche, Kalkstein)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  kombiniert. Diese entsprechend den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  erschwert, dass die Bauwirtschaft zuneh-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  mend nach Zementen mit hoher Festigkeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  verlangt. Zudem verwendet die heimi-
                                                                                                                                                                                                 Trotz dieser im internationalen Ver-                 verordnung des Umweltministeriums.          gewünschten Eigenschaften chemisch-                             sche Zementindustrie schon jetzt große
Der Schutz natürlicher Ressourcen und die Eindämmung des Klima-                                                                                                                                  gleich bereits außergewöhnlich hohen                                                             mineralisch optimierten Zemente weisen                          Mengen der in Österreich zur Verfügung
wandels sind drängende Herausforderungen, denen wir uns auf po-                                                                                                                                  Substitutionsrate sucht die heimi-                   SUBSTITUTION VON PRIMÄRROHSTOFFEN           einen geringeren Klinkeranteil auf.                             stehenden latent hydraulischen Zumahl-
litischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene stellen müssen.                                                                                                                         sche Zementindustrie weiterhin nach                  FÜR DIE KLINKERHERSTELLUNG                  Derzeit haben österreichische Zemente                           stoffe. Dazu zählen Hüttensande und
Die österreichische Zementindustrie leistet ihren Beitrag zur Reduk-                                                                                                                             Möglichkeiten, den Anteil alternativer               Um die Rohstoffentnahmen aus der            einen durchschnittlichen Klinkeranteil                          Flugaschen, die in der Stahlindustrie und
tion der CO2-Emissionen, indem sie Investitionen in effiziente Anla-                                                                                                                             Brennstoffe zu erhöhen. Dieses Vorhaben              Natur möglichst gering zu halten,           von rund 69,8 Prozent (siehe Abb. 10).                          in kohlebefeuerten Kraftwerken anfallen.
gen konsequent vorantreibt und fossile Energieträger sowie natür-                                                                                                                                wird jedoch durch die eingeschränkte                 forciert die Zementindustrie den Er-        Das ist einer der niedrigsten Klinkerge-
liche Rohstoffe durch alternative Brenn- und Rohstoffe ersetzt.                                                                                                                                  Verfügbarkeit von qualitativ hochwer-                satz der Primär- durch sogenannte           halte in Europa und schon jetzt unter den
                                                                                                                                                                                                 tigen Ersatzbrennstoffen erschwert.                  Sekundärrohstoffe: Verschiedenste           von der Internationalen Energieagentur
Durch große Anstrengungen und Inves-                                                                 geeigneten Ersatzstoffen. Dabei handelt es                                                                                                       industrielle Nebenprodukte (z.B. Gieße-     (IEA) für 2030 und 2050 prognostizierten
titionen ist es der Zementbranche in                                                                 sich um Abfälle bzw. um Nebenprodukte                                                       Die Substitution von fossilen Energie-               reialtsande, Kiesabbrand, Walzzunder)       global erzielbaren Durchschnittswerten.
Österreich gelungen, die CO2-Emissionen                                                              und Reststoffe anderer Industriezweige,                                                     trägern macht aus mehreren Gründen                   und Produkte aus dem Baustoffrecy-
je Tonne Zement innerhalb der letzten 15                                                             die, je nach geplanter Verwendung im                                                        Sinn. Der brennstoffbedingt anfallende               cling (Ziegelsplitt und Betonbrechsan-
Jahre um rund 13% zu senken. Im Durch-                                                               Produktionsprozess, bestimmten Quali-                                                       CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung                de) ersetzen primäre kalk-, silizium-,
schnitt liegen die österreichischen Anla-                                                            tätsanforderungen entsprechen müssen.                                                       kann aufgrund des biogenen Anteils                   eisen- und aluminiumhältige Rohstoffe.
gen damit nur 2,2% über dem Benchmark                                                                                                                                                            und niedrigeren Kohlenstoffgehalts der
von 766 kg CO2 pro Tonne Zementklinker                                                               Somit sind die Erfolge der Zementindus-                                                     Sekundärbrennstoffe gesenkt werden.                  2014 gelangten in den österreichischen      EMISSIONSFAKTOREN DER BRENNSTOFFE (ABB. 9)
(siehe Abb. 8). Dieser Wert wurde aus dem                                                            trie in den Bereichen Rohstoffeinsatz und                                                   Der spezifische CO2-Emissionsfaktor für              Zementunternehmen zusammen mit
Durchschnitt der besten zehn Prozent                                                                 Klimaschutz auch auf die gute Zusammen-                                                     den eingesetzten Ersatzbrennstoffmix                 den sekundären Zumahlstoffen und den        CO2 EMISSIONSFAKTOR [kg/GJ]
aller Werke in Europa gebildet und ist                                                               arbeit mit anderen Industriebranchen,                                                       konnte damit zeitweise bereits unter                 alternativen Brennstoffen ca. 2,15 Mio. t
die Grundlage für die Zuteilung von                                                                  mit den Akteuren der österreichischen                                                       den Emissionsfaktor von Erdgas, das als              zur Verwertung. Sofern diese Sekundär-              Steinkohle: 96 kg CO2/GJ
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  100
CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäi-                                                              Abfall- und Recyclingwirtschaft und                                                         „klimafreundlichster“ fossiler Brennstoff            rohstoffe gebrannten Kalkstein (CaO)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  90
schen Emissionshandels (siehe Seite 25).                                                             mit den Behörden zurückzuführen.                                                            gilt, abgesenkt werden (siehe Abb. 9).               enthalten, können dadurch in geringem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  80                                                                              Gesamter Brennstoffmix
                                                                                                                                                                                                                                                      Umfang auch die sogenannten Prozess-                                                                                        2014: 68 kg CO2/GJ
Die Strategie der Zementindustrie zum                                                                SUBSTITUTION VON FOSSILEN PRIMÄR-                                                           Die Verwendung von Sekundärbrenn-                    emissionen reduziert werden. Diese           70
Schutz der natürlichen Rohstoffe und des                                                             ENERGIETRÄGERN                                                                              stoffen reduziert die Abhängigkeit von               entstehen durch chemische Reaktio-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  60
Klimas besteht darin, fossile Energieträ-                                                            Die österreichischen Zementunterneh-                                                        fossilen Brennstoffen und hilft den                  nen bei der Dekarbonatisierung der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  50      Erdgas: 56 kg CO2/GJ
ger und Primärrohstoffe zu ersetzen und                                                              men ersetzen fossile Primärenergieträger                                                    Unternehmen darüber hinaus, Brenn-                   eingesetzten Rohmaterialien und                                                Alternativer Brennstoffmix
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  40                                 2014: 59 kg CO2/GJ
den Anteil des Zementklinkers zu minimie-                                                            (Kohle, Heizöl, Petrolkoks und Erdgas)                                                      stoffkosten zu sparen. Schließlich                   zeichnen für etwa zwei Drittel der
ren – selbstverständlich unter Gewährleis-                                                           durch Sekundärbrennstoffe wie z.B.                                                          ermöglicht die Zementindustrie damit                 gesamten CO2-Emissionen verantwort-         30
tung höchster Produktqualität. Voraus-                                                               Kunststoffabfälle, Altreifen und Tiermehl                                                   eine sichere und höchst effiziente ab-               lich, die bei der Erzeugung von Ze-               1997   1998    1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009         2010   2011    2012   2013   2014

setzung dafür ist die Verfügbarkeit von                                                              (siehe Abb. 7).                                                                             fallwirtschaftliche Verwertungsoption.               mentklinker entstehen (siehe Abb. 8).

                                                                                                                                                                                                                                                      Einem noch breiteren Einsatz von
ERSATZBRENNSTOFFE (ABB. 7)                                                                                                                                                                       SPEZIFISCHE CO2-EMISSIONEN                           Sekundärrohstoffen steht entgegen,
                                                                                                                                                                                                 2014 (ABB. 8)                                        dass nur die wenigsten Materialien den      KLINKERANTEIL IM ZEMENT (ABB. 10)
THERMISCHER
ENERGIEEINSATZ                                 weitere Ersatzbrennstoffe                                   Papierfaserstoff                                         Lösungsmittel                                                                     chemisch-mineralischen Anforderungen
[TJ/a]                                         Tierfett                                                    landwirtschaftliche Rückstände                           Altöl
                                               Tiermehl                                                    Kunststoffabfälle                                        Altreifen                                                                         entsprechen, die für die Klinkerher-        80% 78,6%
                                                                                                                                                                                                 CO2-EMISSIONEN [kg/t KLINKER]                                                                                                                                                                                 IEA
                                               Sägemehl                                                    Klärschlamm                                                                                                                                                                                                                                                                                      PROGNOSE
10.000
                                                                                                                                                                                                                                                      stellung notwendig sind. Dazu kommt,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             GLOBAL
                                                                                                                                                                                                                                                      dass der Transport aufgrund der damit       75%
9.000                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        73%
                                                                                                                                                                                                                                                      verbundenen Kosten und Emissionen                                                                                                                            71%
 8.000                                                                                                                                                                                           900
                                                                                                                                                                                                                                       EU-BENCHMARK   nur bis zu einer bestimmten Distanz         70%                                                                                               69,8%
 7.000                                                                                                                                                                                           800                                        766
                                                                                                                                                                                                                                                      zu rechtfertigen ist. Daher werden an
6.000                                                                                                                                                                                            700
                                                                                                                                                                                                                  BRENNSTOFFEMISSION                  den einzelnen Standorten unterschied-       65%
5.000                                                                                                                                                                                            600                     262
                                                                                                                                                                                                                                                      liche, den lokalen Rahmenbedingun-
 4.000                                                                                                                                                                                           500                                                  gen angepasste Lösungen verfolgt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  60%
3.000                                                                                                                                                                                            400                PROZESSEMISSION
                                                                                                                                                                                                                          521
2.000                                                                                                                                                                                            300                                                  SUBSTITUTION VON ZEMENTKLINKER
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  55%
 1.000                                                                                                                                                                                           200                                                  Die österreichische Zementindustrie hat
    0                                                                                                                                                                                            100                                                  eine lange Tradition und Erfahrung in der
                                                                                                                                 2006

                                                                                                                                               2008
                                                                                                                   2004
                                                                                                                          2005

                                                                                                                                                      2009
                                                                                                    2002
                                                                                                            2003
                                                                 1996

                                                                                                                                        2007
                                                                               1998
                                                                                      1999
                                                                                             2001
                                                   1994
                                                          1995
                       1990
         1988
                1989

                                     1992
                                            1993

                                                                        1997
                              1991

                                                                                                                                                                     2011
                                                                                                                                                             2010

                                                                                                                                                                                   2013
                                                                                                                                                                                          2014
                                                                                                                                                                            2012

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  50%
                                                                                                                                                                                                   0                                                  Herstellung von Zementen mit mehreren             1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014            2030 2050
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