NACHHALTIGKEITSBERICHT 2014 DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE - Zement.at
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PROFIL 01 VORWORT LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER! im Kärntner Görtschitztal rund um die Zement bildet eine zentrale Grundlage Thematik HCB haben uns vor Augen für die Errichtung und den Erhalt der geführt, dass trotz strenger Vorgaben und baulichen Infrastruktur eines Staates. Kontrollen Fehler passieren können. Die PROFIL Rund 500 Kilogramm dieses wichtigen Bindemittels werden pro Jahr und Kopf in Österreich verbraucht. Gemeinsam mit derzeit laufende Ursachenforschung durch die zuständigen Behörden ist uns äußerst wichtig, wird aber wohl noch einige Zeit VORWORT 01 Kies, Sand und ein wenig Wasser entsteht in Anspruch nehmen. Die österreichische daraus die ca. 10fache Masse an Beton, Zementindustrie hat sich daher, unab- 02 ZUM BERICHT der in unterschiedlichsten Bauwerken eine hängig davon, bereits im Jänner 2015 auf ZUR BRANCHE UND 03 im wahrsten Sinn des Wortes tragende ein 3-Punkte-Programm – im Sinne einer IHRER VERTRETUNG Rolle spielt. Zement trägt also Verantwor- transparenten und verantwortungsvollen tung – und mit ihm die Zementindustrie. Vorgangsweise – geeinigt. Es umfasst die 04 VOM BAUSTOFF ZUM BAUWERK - Fortsetzung des Umwelt-Investitionspro- ZEMENT IM LEBENSZYKLUS Die Herstellung von Zementen höchster gramms, die intensive Zusammenarbeit Qualität ist unsere primäre Aufgabe. mit den Behörden und die Beauftragung EXPERTENDISKUSSION 4,4 Mio. Tonnen davon hat die heimi- sche Branche 2014 produziert und einen eines wissenschaftlich fundierten Leit- fadens zum Einsatz zukünftiger Er- DI Sebastian Spaun Geschäftsführer VÖZ KRISE UND CHANCE 07 Umsatz von 372 Mio. Euro erwirtschaftet. satzrohstoffe in der Zementindustrie. Zementmenge und Umsatz sind damit im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Den Blick in die Zukunft richten wir auch überschüssige Energie aus Sonnen- und HANDLUNGSBEREICHE 1.197 Menschen, darunter 111 Lehrlinge, in Bezug auf die Ansprüche an unser Windkraftwerken in Betondecken ein- waren per Jahresende in der österrei- Produkt und dessen innovative Anwen- zulagern und zwischenzuspeichern, ist chischen Zementindustrie tätig. Erfreu- dungsmöglichkeiten. Nachdem große damit zusammenhängend eine span- lich ist, dass die Maßnahmen der Werke Stadtentwicklungsgebiete wie beispiels- nende Überlegung, die wir weiter ver- INVESTITIONEN AM 13 im Bereich Gesundheit und Sicherheit weise der Wiener Hauptbahnhof und folgen wollen. Aktuell starten von der STANDORT UND REGIONAL- nachweislich Wirkung zeigen. Anzahl, Aspern von der Idee bis zur Realisierung Zementindustrie koordinierte Projekte, WIRTSCHAFTLICHE LEISTUNG Häufigkeit und Schwere der Unfälle sind mehrere Jahrzehnte lang dauern, sollten die das Potenzial dieser zukunftsreichen 14 ENERGIEVERBRAUCH UND –EFFIZIENZ im Berichtszeitraum allesamt auf einen wir uns schon heute überlegen, wie wir Option für Smart Cities ausloten sollen. ROHSTOFFEINSATZ UND KLIMASCHUTZ 16 historischen Tiefstwert gesunken. unser Zusammenleben 2050 organisieren 18 PRODUKTENTWICKLUNG UND INNOVATION wollen. Welche Lösungen sind im Sinne Sie sehen, die Zementindustrie bewegt Energieeffizienz und Klimaschutz sind der Bedürfnisse der Menschen zu entwi- etwas in diesem Land und möchte das in der ressourcen- und energieintensiven ckeln, welche Innovationen anzuregen? auch künftig tun. Voraussetzung dafür LEISTUNG Zementindustrie eine beständige Heraus- ist eine Wirtschafts- und Standortpolitik, forderung. Aus diesem Grund ist das In diesem Zusammenhang möchte ich die Innovationen fördert und Umwelt- Ersetzen fossiler Primärenergieträger unsere Fortschritte in der Erforschung schutz, Wettbewerbsfähigkeit und soziale durch alternative Brennstoffe eine Strate- und Entwicklung der Technologie „Ener- Sicherheit nicht gegeneinander ausspielt. WIRTSCHAFT 21 gie, die unsere Mitgliedsunternehmen seit giespeicher Beton“ hervorheben. Dabei Wir brauchen entlang der gesamten 22 GESELLSCHAFT fast dreißig Jahren konsequent verfolgen. werden die Betondecken eines Hauses Wertschöpfungskette attraktive Rah- Mittlerweile decken sie im Schnitt rund thermisch aktiviert und zum Heizen bzw. menbedingungen, um im internationalen UMWELT 24 75% ihres thermischen Energiebedarfs mit Kühlen verwendet. In den vergangenen Wettbewerb bestehen zu können. Dafür 26 KENNZAHLEN Alternativbrennstoffen aus der Region. fünf Jahren haben wir in Zusammenar- setze ich mich gemeinsam mit den verant- beit mit Universitäten, Fachhochschu- wortlichen Vorständen und Mitarbeitern Die Branche hat sich dadurch zu einem len und Bauakademien den Stand der unserer Mitgliedsunternehmen ein. STANDARD wichtigen Partner der heimischen Abfall- und Recyclingwirtschaft entwickelt. Das Technik erfolgreich erhoben, weiterent- wickelt und erprobt. 2015 werden wir Ihr ist nicht verwunderlich, denn die Hoch- einen konkreten Leitfaden für Baumeis- EXTERNE BESTÄTIGUNG 29 leistungsöfen der Zementindustrie eigenen ter, Planer und Architekten erstellen. sich grundsätzlich hervorragend für die 30 GRI-CONTENT INDEX thermische und stoffliche Verwertung Wir sind überzeugt, dass dieser Techno- NACHHALTIGKEITSPROGRAMM 32 von Abfallbrennstoffen. Die Ereignisse logie die Zukunft gehört. Die Möglichkeit, Sebastian Spaun
02 PROFIL PROFIL 03 CZ STANDORTE DER ÖSTERREICHISCHEN ZEMENTINDUSTRIE (ABB. 1) SK ZUR BRANCHE UND » Architekten » Planer GMUNDEN WIEN IHRER VERTRETUNG » Wissenschaft, Schulen & Experten » Politik » Verwaltung MANNERSDORF HOLCIM DE GARTENAU » Zivilgesellschaft/NGOs KIRCHDORF WOPFING KIRCHDORFER ZEMENTWERK VILS EIBERG STANDORTE DER ZEMENTINDUSTRIE tindustrie und nimmt die Vertretung der » Medien LAFARGE ZEMENTWERKE HU Die österreichische Zementindustrie ist Branche nach außen wahr. Bei der Erfüllung » Sozialpartner und andere Interes- SCHRETTER & CIE KIRCHBICHL dezentral über Österreich verteilt. Die ihrer Aufgaben in den Bereichen Dialog und sensgruppen (WKO, IV, AUVA u. a.) SPZ ZEMENTWERK EIBERG PEGGAU WIETERSDORFER & Standortwahl orientiert sich traditionell am Koordinationsarbeit, Schulung und Weiter- PEGGAUER ZEMENTWERKE Rohstoffvorkommen. Da für die Zement- bildung, Wahrnehmung der Normen- und Durch unsere Leistungen im Bereich For- WOPFINGER BAUSTOFFINDUSTRIE produktion vor allem Kalkstein und Ton Richtlinienarbeit, Netzwerkmanagement schung und Innovation (VÖZfi) stellen wir ZEMENTWERK HATSCHEK IT WIETERSDORF oder Mergel benötigt werden, sind die elf sowie Interessensvertretung und Lobbying sicher, dass die heimische Zementindustrie ZEMENTWERK LEUBE RETZNEI CH Werksstandorte vorwiegend im Bereich wird die VÖZ von der Z+B unterstützt. und auch die Baubranche auf Basis des SLO der Kalkalpen angesiedelt. An neun dieser neuesten Wissensstandes betreut werden. Standorte wird Zementklinker gebrannt. Die wichtige Aufgabe der Z+B besteht darin, die Verbandsarbeit zur richtigen Zeit, Die Aufgabenstellung von VÖZ-ZERT UNTERNEHMENSGRÖSSEN am richtigen Ort und in entsprechender umfasst Konformitätsbewertungen im UND EIGENTÜMERSTRUKTUREN Form zu kommunizieren und die Stakehol- Baubereich mit Schwerpunkt Zement, ZUM BERICHT keitsberichts durchgeführt. Die Methodik und Ergebnisse der Befragung sind im Nachhaltigkeitsbericht 2012 ausführlich zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Haus, und der Forschungseinrich- tung Smart Minerals GmbH, einer je Von den sieben Unternehmen, die in Österreich Zement herstellen, sind fünf dem Mittelstand zuzuordnen. Einige der der über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Die beiden Organisationen stehen insbesondere mit jenen Stakehol- Beton sowie Betonausgangsstoffe. Um den steigenden Ansprüchen an For- dokumentiert und werden daher in diesem 50%-Tochter von VÖZ und TU Wien. Zementunternehmen stehen im Eigentum in- dergruppen in Kontakt, die im Rahmen schungs-, Entwicklungs-, Prüf- und BERICHTSPROFIL Bericht nicht noch einmal dargestellt. ternationaler Wirtschaftsunternehmungen, von Gesetzwerdungsprozessen, Interes- Beratungsleistung gerecht zu werden und Der Bericht enthält Informationen und Darüber hinaus bietet der Bericht eine die Mehrzahl weist jedoch eine mehrheitlich sensvertretung und öffentlicher Meinungs- um das Entwicklungspotenzial von Zement Daten zur Darstellung der wesentlichen Warum wir für diesen Bericht unsere Sta- konsolidierte Zusammenschau der österreichische Eigentümerstruktur auf. bildung aktiv sind, sowie mit Akteuren und Beton voll ausschöpfen zu können, Aktivitäten und Leistungen der österreichi- keholder nicht erneut befragt haben? Weil Leistungen und Kennzahlen der österrei- der Wissenschaft und Bauwirtschaft. wurde Ende 2012 die Smart Minerals GmbH schen Zementindustrie im Nachhaltigkeits- eine derartig umfassende und systemati- chischen Zementwerke in den Bereichen VEREINIGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN gegründet. Diese Gesellschaft steht zu je kontext. Der Berichtszeitraum umfasst das sche Befragung zeitaufwendig und kost- Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt ZEMENTINDUSTRIE Zu den zentralen Stakeholdern 50 Prozent im Eigentum der TU Wien und Kalenderjahr 2014. Vereinzelt wird auch auf spielig ist und wir aufgrund der täglichen (siehe S. 20-27). Die qualitativen Infor- Die heimischen Zementunternehmen haben der VÖZ zählen: der VÖZ und operiert an der Schnittstelle aktuelle Entwicklungen des Jahres 2015 Kommunikation mit unseren Stakeholdern mationen und Kennzahlen im Bericht sich in der Vereinigung der Österreichischen » Gesellschafter/Unternehmer zwischen universitärer Grundlagenfor- eingegangen. Die Kennzahlen der Branche wissen, dass sich deren Einschätzung zur beziehen sich für jene Werke, die inter- Zementindustrie organisiert. Die VÖZ dient » Unternehmen der Bauwirtschaft schung und praxisnahen Problemstel- (siehe S. 26-27) werden zurückreichend bis Wesentlichkeit der Themen innerhalb von national agierenden Baustoffunterneh- der Förderung aller Interessen der Zemen- » Auftraggeber lungen und Produktentwicklungen. 2010 berichtet, um die Leistungsentwick- zwei Jahren nicht signifikant verändert hat. men zugehören, ausschließlich auf deren lung im Zeitverlauf transparent zu machen. Geschäftstätigkeit am Standort Österreich. Allerdings hat der verantwortungsvolle Der letzte umfassende Nachhaltigkeits- Umgang mit Rohstoffen und damit zusam- Die VÖZ hat aus wettbewerbsrechtlichen ORGANISATIONSSTRUKTUR DER VÖZ (ABB. 2) bericht der österreichischen Zementin- menhängend die Rolle der Zementindustrie Gründen keinen Zugang zu Daten auf Ein- dustrie wurde im Mai 2013 unter dem in der Abfallverwertung und –entsorgung zelunternehmensebene, sondern erhält die Titel „Zement im Bild“ veröffentlicht. Das aufgrund des HCB-Ereignisses im Kärntner jährlichen Branchendaten in aggregierter Nachhaltigkeits-Update „Zement bildet + Görtschitztal an Aufmerksamkeit gewon- Form von unabhängigen dritten Stellen. Die bindet“ wurde 2014 herausgegeben. Alle nen. Wir haben daher den inhaltlichen Umweltkennzahlen werden seit 1988 jähr- bisherigen Nachhaltigkeitsberichte und Schwerpunkt des Nachhaltigkeitsberichts lich von Professoren der TU Wien erstellt Nachhaltigkeits-Updates sowie weitere auf diesen Themenkomplex gelegt. In der und kommentiert (siehe S. 29), alle weiteren Informationen über die Branche sind auf Zusammenfassung des Expertengesprächs Branchenkennzahlen werden treuhände- der Website der Vereinigung der Österrei- mit dem Titel „Krise und Chance: Beitrag risch von einer Rechtsanwaltskanzlei er- chischen Zementindustrie (VÖZ) zu finden1. und Verantwortung der Zementindustrie in hoben und aggregiert an die VÖZ gesendet. einer Recycling- und Kreislaufwirtschaft“ BERICHTSINHALT, -UMFANG UND -GRENZEN finden sich zu diesem Thema ausführ- Der Bericht entspricht nach Selbsteinschät- BEIRAT FÜR MARKETING- VORSTAND VÖZ-ZERT Der Inhalt dieses Berichts basiert großteils liche Informationen, ebenso im Kapitel zung der VÖZ der Anwendungsebene C+ UMWELT & TECHNIK BEIRAT auf jenen Themen und Handlungsfeldern „Rohstoffeinsatz und Klimaschutz“. des GRI-Leitfadens für Nachhaltigkeitsbe- (siehe S. 12-19), die von unseren Stake- richterstattung (Version 3.0). Die Einhal- holdern im Rahmen einer umfassenden Der Bericht dokumentiert die Leistungen tung der damit verbundenen formalen ARBEITSGRUPPEN ARBEITSGRUPPEN GESCHÄFTSFÜHRUNG Onlinebefragung als besonders wesent- und Aktivitäten der VÖZ als Branchen- Kriterien wurde von unabhängiger dritter lich identifiziert wurden. Diese Befragung vertretung sowie der Zement + Beton Stelle geprüft und bestätigt (siehe S. 29). wurde im Vorfeld des letzten Nachhaltig- Handels- und Werbeges.m.b.H. (Z+B), 1 www.zement.at unter Service> FORSCHUNG & TECHNOLOGIE Publikationen>Nachhaltigkeitsberichte INNOVATION (VÖZfi) & UMWELT
04 PROFIL PROFIL 05 ANWENDUNG UND NUTZUNG Zement ist ein hydraulisches Bindemittel zur Herstellung von Beton und Mörtel und damit ein essentieller Grundstoff einer modernen Baukultur. Kaum ein Bau- vorhaben, sei es im Hoch- oder Tiefbau, kommt ohne Zement und Beton aus. Doch Zement ist nicht gleich Zement. Je nach mechanischen Anforderun- gen wie Brand- und Frostbestän- digkeit, Festigkeitsentwicklungen, Wärmeleiteigenschaften usw. kom- men verschiedenste Hightechzemen- te und Spezialbetone zum Einsatz. Durch eine intelligente Anwendung von VOM BAUSTOFF ZUM BAUWERK - tive Brennstoffe ein. Durch die Erhitzung bis zum Schmelzpunkt (Sinterung) entsteht Zement und Beton können die ökologi- schen Auswirkungen und wirtschaftli- Tonnen die größte Fraktion und wird zu rund 99% wiederverwertet. In speziellen und Umwelt gefährden können, die aber zur Gewährleistung von gewünschten ZEMENT IM LEBENSZYKLUS aus dem Rohmehl eine zähflüssige Masse. Im Zuge der anschließend raschen Ab- kühlung im Klinkerkühler werden daraus chen Kosten in der Nutzungsphase eines Bauwerks erheblich gesenkt werden. So kann man sich etwa die Eigenschaft des Aufbereitungsanlagen wird daraus ein wertvoller Sekundärrohstoff gewonnen, der im Unterbau für den Straßenbau Eigenschaften wie z.B. Dauerhaftigkeit oder Brandbeständigkeit notwendig sind. Es können auch Stoffe enthalten sein, die Körner mit einem maximalen Durchmesser Betons, Wärme zu speichern und zu leiten, Verwendung findet oder als Zuschlag- die Verwertung aus technischen Gründen ROHSTOFFGEWINNUNG UND PRODUKTION därrohstoffen und Korrekturstoffen von drei Zentimetern – der Zementklinker. sowohl für die Heizung von Gebäuden als stoff für die Produktion von Baumateri- behindern bzw. wichtige Eigenschaften Rohstoffe gewinnen, zerkleinern (z.B. Eisenerz) gemischt, homogenisiert Die erhitzte Kühlluft wird in der Rohmehl- auch für deren Kühlung zunutze machen. alien, z.B. als Kiesersatz für die erneute des neuen Produktes negativ beeinflussen. und mahlen: Die Herstellung von Zement und nach der mehlfeinen Mahlung und mühle als Trockenluft oder im Ofen als Erzeugung von Beton, eingesetzt wird. beginnt mit der Gewinnung der natürli- Trocknung in den Rohmehlsilos gelagert. vorgewärmte Verbrennungsluft eingesetzt, Ein weiterer entscheidender Aspekt Pauschale und rein quantitative Recy- chen Rohstoffe. Kalkstein und Ton bzw. die Wärme wird somit rückgewonnen. bei der Nachhaltigkeitsbewertung von Als eher schwerer zu verwerten gilt der clingquoten, wie von der EU verordnet, deren natürlich vorkommendes Gemisch Klinker brennen: Das Rohmehl wird Bauwerken ist deren tatsächliche Le- gemischte Bauschutt, der mit 2,2 Mio. ignorieren diese Tatsache und dienen Kalksteinmergel werden in Steinbrüchen vorgewärmt und schließlich bei Flammen- Zement mahlen und verladen: In Zement- bensdauer. Nur wenn ein Gebäude den Tonnen die zweitgrößte Fraktion ist. der Sache nicht. Wir müssten vielmehr durch Sprengen abgebaut. Das Material temperaturen von bis zu 2.000 °C und bei mühlen werden der Klinker und weitere modernen Ansprüchen an Sicherheit, In den Zementwerken kann gemisch- darauf achten, welche Stoffe sinnvoller- wird in Brechanlagen grob zerkleinert Materialtemperaturen von ca. 1.450 °C Hauptbestandteile wie Hüttensand und Funktionalität, Ästhetik und Komfort ter Bauschutt aufgrund des teilweise weise im Kreislauf zu führen sind und und meist mit Förderbändern ins na- in Drehrohröfen gebrannt. Die österrei- Flugasche unter Zusatz von Gips zu Zement entspricht, besteht die Chance, dass es hohen Ziegelanteils als Tonersatz ein- welche Problemstoffe wir konsequent hegelegene Zementwerk transportiert. chischen Zementunternehmen setzen zur gemahlen. Der fertige Zement wird in Säcke lange genutzt und erhalten wird. Beton gesetzt werden. Die Zementindustrie dem Recycling- und Verwertungspro- In so genannten Mischbetten wird das Bereitstellung der benötigten thermischen abgefüllt oder lose in Silofahrzeuge verla- ist ein langlebiger Baustoff, der auf- verwertet als größter Abnehmer dieser zess fernhalten. Dafür braucht es eine Rohmaterial gemeinsam mit Sekun- Energie mittlerweile überwiegend alterna- den und per LKW oder Bahn ausgeliefert. grund seiner vielfältigen Eigenschaf- Fraktion jährlich etwa 0,4 Mio. Tonnen. intensive Auseinandersetzung mit den ten und flexiblen Einsatzmöglichkeiten Stoffen und klare qualitative Kriterien. diesen Ansprüchen voll gerecht wird. Trotz dieser hohen Verwertungsraten darf nicht übersehen werden, dass Kreislauf- Eine Herausforderung für die Kreislauf- END OF LIFE UND RECYCLING wirtschaft Grenzen hat. In wachsenden wirtschaft stellen schwer zu trennende Recycling schützt die Umwelt und macht Volkswirtschaften ist die Menge an Materialverbünde dar. Im Prozess der auch wirtschaftlich Sinn, da Sekundär- Abfällen viel zu gering, um den Bedarf Zementerzeugung können diese einer rohstoffe in der Regel mit wesentlich an Primärrohstoffen zu decken. Selbst simultanen thermischen und stofflichen geringerem Verbrauch an Rohstoffen, in einer entwickelten Volkswirtschaft Verwertung zugeführt werden. Letz- Energie, Landschaft und Natur gewonnen wie Österreich beträgt der Output an tere sollte im Zuge der Überarbeitung werden können als Primärrohstoffe. mineralischen Baurestmassen nur gut der EU-Abfallrahmenrichtlinie auch als 5% des jährlichen mineralischen Roh- Recyclingmaßnahme anerkannt werden. Dem österreichischen Bundesabfallwirt- stoffbedarfs von rund 120 Mio. Tonnen. schaftsplan ist zu entnehmen, dass im Und schließlich müssen für Schadstoffe, Bezugsjahr 2012 rund 6,6 Mio. Tonnen Auch in stofflicher Sicht gibt es Gren- die weder thermisch noch anderwär- Abfälle aus dem Bauwesen angefal- zen. Unsere Ge- und Verbrauchsgüter tig zerstört werden können, sichere len sind. Etwa 5,8 Mio. Tonnen davon sind sehr komplex zusammengesetzt Endlager als letzte Senken geschaffen werden aufbereitet und wieder verwer- und bestehen aus vielen Stoffen. Oft werden, um sie dauerhaft und nachsor- tet. Betonabbruch ist mit rund 2,4 Mio. enthalten sie Substanzen, die Mensch gefrei der Umwelt fernzuhalten.
EXPERTENDISKUSSION 07 DI Dr. Alfred Strigl Dr. Karl Kienzl O.Univ.-Prof. DI Thomas Spannagl Dr. Angela Köppl KR Hans Roth DI Sebastian Spaun Managing Partner der Geschäftsführer Stv. Dr. Paul H. Brunner Vorstandsvors.-Stellv. Österreichisches Unternehmensgründer Geschäftsführer VÖZ plenum GmbH Umweltbundesamt TU Wien IWR VÖZ, GF, Lafarge Institut für Wirt- und Aufsichtsrats- Cement CE Holding schaftsforschung vors. Saubermacher AG GmbH A. Strigl: Herr Spannagl, Herr Spaun, A. Köppl: In den letzten Jahrzehnten Vorgaben, beispielsweise im Zusammen- vielleicht fassen Sie zu Beginn für alle war die Steigerung der Arbeitspro- hang mit dem Emissionshandel, wenn Teilnehmer kurz zusammen, warum duktivität im Fokus der industriellen überhaupt nur zu inkrementellen Inno- die österreichische Zementindustrie zu Produktion. Jetzt zeichnet sich ab, vationen geführt. Zur Erreichung der diesem Expertendialog eingeladen hat? dass künftig die Ressourcenprodukti- Klimaziele brauchen wir aber technolo- vität und die Energieproduktivität eine gische Sprünge, die zu einer Transforma- T. Spannagl: Die Zementindustrie ist deutlich größere Rolle spielen werden. tion der Produktionsprozesse führen. in den letzten zwanzig Jahren zu ei- nem sehr wichtigen Partner der Ab- A. Strigl: Ist also die Produktivität A. Strigl: Wo zeichnen sich fall- und Recyclingwirtschaft geworden. von Arbeit bisher stärker gestiegen als solche Sprünge ab? Ich bin wirklich stolz auf das, was wir die von Ressourcen und Energie? im Bereich der Ersatzbrennstoffe und A. Köppl: Natürlich haben wir die tech- Ersatzrohstoffe geschafft haben. Das ist A. Köppl: Das ist so. Das hängt damit nologischen Lösungen nicht fix und fertig eine Erfolgsgeschichte, die allerdings zusammen, dass in einem Großteil der vor der Haustür liegen. Aber wir verges- in der Öffentlichkeit kaum wahrgenom- Industrie die Energiekosten im Vergleich sen oft, dass wir schon früher in relativ men wurde. Durch die HCB-Emissionen zu den Arbeitskosten einen wesentlich ge- kurzer Zeit Dinge erreicht haben, an die im Kärntner Görtschitztal hat sich das ringeren Anteil haben. Natürlich trifft das wir vorher nicht geglaubt hätten. Ich kann geändert – allerdings ist die öffentliche in der Zementindustrie nicht in dem Maße mich noch erinnern, wie ich nach dem Wahrnehmung dazu nun eine negative. zu. Aber im Durchschnitt der Industrie Studium mit meinem ersten PC konfron- haben wir eine Energiekostenbelastung tiert war. Aber auch im Bereich Mobilte- S. Spaun: Uns geht es darum, in dieser von ungefähr 4%. Darum lag der Fokus lefonie gab es in kurzer Zeit große, nicht Situation offen und auch kritisch darü- viel stärker auf der Arbeitsproduktivität. vorhersehbare Entwicklungssprünge. ber zu diskutieren, welchen vernünftigen Beitrag die Zementindustrie zu einer Das ändert sich, unter anderem auch Also selbst wenn ich heute nicht im Detail modernen Abfall- und Recyclingwirt- deshalb, weil sich die Industrievertreter weiß, wie die technologischen Lösungen schaft leisten kann, welche Möglichkei- sehr wohl bewusst sind, dass bis Mit- von morgen aussehen, ist es trotzdem ten und Chancen sie diesbezüglich hat, te des Jahrhunderts eine dramatische wichtig, eine Zielvorgabe zu haben. Wenn aber auch dazu, wo ihre Grenzen liegen. Reduktion der Treibhausgasemissionen zu ich also weiß, ich muss bis Mitte des Jahr- erreichen ist und dass es dazu von allen hunderts die Treibhausgase dramatisch A. Strigl: Lassen Sie uns diese Diskussi- Industrien großer Anstrengungen bedarf. reduzieren, dann ist das gerade der An- on von einem größeren Bild aus starten. sporn für technologische Veränderungen. Beginnen wir mit dem Thema der indus- A Strigl: Inwieweit spielen hier ge- KRISE UND CHANCE triellen Transformation. Frau Köppl, Sie beschäftigen sich mit Umwelttechnologie, setzliche Vorgaben eine Rolle? K. Kienzl: Grundsätzlich haben wir in Europa großes Know-how. Wir müssen es Expertendiskussion zum Beitrag und zur was bedeutet die industrielle Trans- A. Köppl: Die spielen eine sehr wichtige schaffen, das zu nutzen und mit unserer formation für die Zementindustrie? Rolle, allerdings haben die bisherigen Innovationskraft neue Technologien zu Verantwortung der Zementindustrie in einer Recycling- und Kreislaufwirtschaft
08 EXPERTENDISKUSSION EXPERTENDISKUSSION 09 entwickeln. Diese Technologien würden uns auch unseren Stakeholdern wirklich wirtschaftlich wichtig, auch aus Sicht Kreisläufe können wir mit diesen Res- Daraus entstand dann 2003 im steirischen A. Strigl: Herr Roth, wo wird es da in uns nicht nur helfen, die eigenen Umwelt- näher. Parallel dazu haben wir damals der Ressourcen und der Ökologie. Wenn sourcen durchführen und wo enden sie Grenzgebiet, in Retznei, die erste Aufberei- Zukunft hingehen? ziele zu erreichen, wir könnten sie auch begonnen, unsere Anlagen für den Einsatz ich primäre Ressourcen gewinne, habe am Schluss? Es hilft nicht, in gewis- tungsanlage für Ersatzbrennstoffe, als Joint weltweit vermarkten. Der Vorstand eines von Ersatzbrennstoffen umzurüsten. ich viel größere Umweltbelastungen, als sen Bereichen eine Recyclingquote von Venture mit einem Zementunternehmen. H. Roth: Für die Zukunft denke ich, dass großen österreichischen Stahlunterneh- wenn ich aus sekundären Ressourcen 90% oder noch mehr zu verlangen. Das Mir ist es von Anfang an darum gegangen, vieles von dem, was ich heute noch an mens hat berichtet, dass ihn Kollegen aus A. Strigl: Als Ersatzbrennstoffe kommen wieder Gebrauchsgüter herstelle. Und ist zum Teil sogar kontraproduktiv. wiederverwertbare Rohstoffe aus dem Rest- Retznei und andere liefere, qualitativ viel zu China auf die Lösungen ansprechen, die in in der Zementindustrie verschiedenste zwar fast um den Faktor 10. Kreislauf- müll fernzuhalten, die sich wirtschaftlich hochwertig ist, um es einfach zu verheizen. Europa entwickelt wurden. Denn die Chi- Abfallfraktionen zum Einsatz. Herr Roth, wirtschaft kann also unsere Umwelt A. Strigl: Würde es helfen, Ressourcen und ökologisch sinnvoll verwerten lassen Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass nesen haben bekanntlich viel größere Pro- Sie haben die Entwicklung dieses Wirt- global gesehen gewaltig entlasten. höher zu besteuern? und in der Entsorgung auf der Deponie es ein Fehler wäre, nur PET-Flaschen zu bleme mit der Umwelt als wir. Das heißt, schaftszweigs miterlebt und mitgestaltet. nur hohe Kosten verursacht hätten. sammeln und Folien und andere stoff- für den chinesischen Markt wird die euro- Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Aber ich bin kein Anhänger der Ressour- P. Brunner: Nein. Wenn wir eine Festplat- lich und thermisch verwertbare Dinge im päische Umwelttechnologie interessant. cenverknappungstheorie. Wenn heute ge- te nehmen, liegt der stoffliche Wert dieser Wir stellen in Retznei jetzt jedes Jahr Restmüll zu lassen. Wenn der Ölpreis nicht H. Roth: Wenn mich junge Menschen jammert wird, dass uns bald das Lithium Festplatte bei einem Prozent des Verkaufs- 90 bis 100.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe langfristig bei 40 Dollar bleibt, sondern T. Spannagl: Ich stimme Ihnen zu, wir fragen, warum sich die Saubermacher AG ausgeht und die Autoindustrie daher bald preises. Wenn also sämtliche Ressourcen um für die Zementindustrie bereit. Davor hat wieder auf 80 bis 100 Dollar steigt, dann ist brauchen technologische Sprünge, wir brau- in Österreich so toll entwickelt hat, dann keine Batterien mehr für E-Autos bekom- 100% teurer würden, dann wäre die Festplatte man dafür Kohle aus Südafrika mit dem es wirtschaftlich und ökologisch sinnvoller, chen aber auch Continuous Improvements. antworte ich demütig: ich habe auch das men wird, finde ich das absolut lächerlich. ein Prozent teurer. Dann zahlen wir nicht Schiff nach Koper und von dort 350 Kilo- diese Dinge stofflich und als Ersatzbrenn- nötige Glück gehabt. Jedes Gesetz, ob Die nächsten Technologien, wie etwa Bat- mehr 150 Euro dafür, sondern 151,50 Euro. meter per Bahn in die Steiermark gebracht. stoff wiederzuverwerten. Mein großes A Strigl: Was meinen Sie damit? Deponieverordnung, Verpackungsverord- terien, die Energie nicht mehr chemisch Das relativiert für viele Bereiche die Bedeu- Ziel ist, dass die stoffliche Verwertung nung, Elektronikschrott-Verordnung, hat speichern, sondern physikalisch, wer- tung von Stoffen. Um dann auch noch einen S. Spaun: Die österreichische Zementindus- der Abfälle zunimmt. Daher kämpfe ich T. Spannagl: Wir müssen neue Technologi- uns zweistellige Zuwachsraten gebracht. den bereits entwickelt. Sie werden dazu Steuerungseffekt zu erzielen, müsste man die trie hat mittlerweile eine durchschnittliche auch für „Zero Waste“ in Zentraleuropa. en entwickeln aber gleichzeitig die beste- Natürlich mussten wir auch innovativ, führen, dass wir Lithium gar nicht mehr Ressourcenpreise so stark erhöhen, dass es Ersatzbrennstoffrate von über 75% erreicht, Das müssen wir konkret umsetzen. henden laufend verbessern. Ein Beispiel: kunden- und mitarbeiterorientiert sein, brauchen. Deshalb bin ich überzeugt: Ver- wirtschaftlich nicht mehr verkraftbar wäre. manche Werke schon über 90%. Auch aus Als ich Anfang der 2000er das Zementwerk aber letztlich hat sich die Abfallwirtschaft knappungen sind meist nur geografisch lo- betriebswirtschaftlicher Sicht ist ein Zurück K. Kienzl: Wenn man in Richtung Kreislauf- in Retznei geleitet habe, haben wir uns und damit auch unser Geschäft sehr stark kalisierte oder temporäre Verknappungen. Wir müssen uns vielmehr die Stoffe und die zur Kohle gar nicht mehr möglich. Nachdem wirtschaft denkt, dann ist die Wiederver- damit beschäftigt, wie wir die Energie, die vom Gesetzgeber getrieben entwickelt. Kreisläufe kritisch ansehen und die Res- die Ersatzbrennstoffe und Ersatzrohstoffe wertung von Stoffen natürlich grundsätzlich wir nun einmal in den Produktionspro- A. Strigl: Wo liegt also das Problem? sourcenfrage von der Senkenseite her lösen. regional bezogen werden, hätte das auch der Entnahme aus der Natur vorzuziehen. zess stecken müssen, zusätzlich nutzen A. Strigl: Ein Merkmal einer moder- regionalwirtschaftlich negative Auswir- Und gewisse Abfallfraktionen - etwa Kalk können. Wir haben damit begonnen, die nen Abfallwirtschaft ist, dass Stoffe P. Brunner: Aus meiner Sicht ist nicht die A. Strigl: Herr Roth, welche Rolle kungen. Und da spreche ich noch gar nicht - werden in der Zementindustrie nicht Abwärme über einen Wärmetauscher wiederverwertet, also im Kreislauf Menge der Ressourcen, die wir einsetzen, spielt die Zementindustrie aus Ihrer von der lokalen Verwertungs- und Entsor- thermisch, sondern stofflich verwertet. zu schicken und haben erst einmal das geführt werden. Herr Brunner, wie das Problem. Es liegt auf der Outputseite. Sicht in der Abfallwirtschaft? gungsfunktion, die wir dadurch ausüben. eigene Werk damit beheizt. Dann ha- stehen Sie zur Kreislaufwirtschaft? Wir haben die Senken nicht, um bestimm- A. Strigl: Womit Sie das Thema HCB ben wir gesehen, das kann man auch im te Stoffe wie zum Beispiel das CO2 auf H. Roth: Ich bin sehr früh auf die Zement- Wir sind überzeugt das Richtige zu tun ansprechen. größeren Maßstab machen, und haben die P. Brunner: Für mich ist die Diskussion unschädliche Weise wieder loszuwerden. industrie zugegangen, weil ich gesehen und wollen uns definitiv weiter in der Abwärme in ein Nahwärmenetz gespeist. über Kreislaufwirtschaft stark ideologisch Wir müssen uns bei der Kreislauf- habe, wie viel Energie im Abfall steckt, Recyclingwirtschaft engagieren. Es ist für K. Kienzl: Der Ansatz, einen Abfall- Jetzt wärmt die Abwärme dieses Werks geprägt. Das heißt jetzt nicht, dass ich wirtschaft sehr gut überlegen: welche bzw. wie wichtig es für die Industrie ist, uns daher eine zentrale Frage, wie sich stoff sinnvoll zu verwerten, bleibt ja die Wohnzimmer der Anrainer. Das bringt Kreisläufe für unwichtig halte: Sie sind Ressourcen sollen wir nutzen, wie viele günstige Alternativbrennstoffe zu erhalten. die Abfallwirtschaft entwickeln wird. weiterhin richtig: Wenn ich weiß, in
10 EXPERTENDISKUSSION EXPERTENDISKUSSION 11 dem Kalk, den ich als Ersatzrohstoff A. Strigl: Wie hat die Branche auf die und kritischen Dialog darüber führen, wel- H. Roth: Für mich hat dieser Fall auch A. Strigl: Also strenge qualitative dass die Mitarbeiter in der Industrie verwerte, ist ein Schadstoff enthalten, HCB-Freisetzung reagiert und wel- che Stoffe wir verwerten können und sollen eine menschliche oder ethische Dimensi- Vorgaben seitens der Politik? und in den lokalen Behörden angesichts und diesen Schadstoff kann ich bei der che Konsequenzen wurden gezogen? und welche nicht. Wir wissen, dass unser on. Die technische hat Herr Spaun gerade der immer weiter wachsenden Vorga- richtigen Temperatur „cracken“, also in Prozess über ein großes thermisches und angesprochen. Aber letztlich sind immer A. Köppl: Das würde ich mir wünschen, ja. ben und Berichtspflichten knapp vor unschädliche Stoffe verwandeln, dann S. Spaun: Zunächst gehe ich davon aus, simultan stoffliches Verwertungspotenzial auch Menschen beteiligt. Ich beobachte einem kollektiven Burnout stehen. ist das für die Umwelt doch hervor- dass es sich um einen Einzelfall handelt, verfügt. Die zum Zementbrennen notwen- immer wieder, in der gesamten Wirtschaft P. Brunner: In Österreich messen Politik ragend. Mit der richtigen Technologie bei dem mir aus Mangel an gesicherten digen hohen Temperaturen gewährleisten wohlgemerkt, dass oft nur gerade so viel und Verwaltung ihren Erfolg zum Teil Die Schlussfolgerung aus der HCB-Frei- nach dem Stand der Technik ist diese Informationen noch keine Bewertung darüber hinaus die sichere Vernichtung or- getan wird, damit man die gesetzlichen daran, wie viele Seiten Gesetze und Ver- setzung in Kärnten oder aus ähnlichen Verwertung eine dreifache Win-Situati- möglich ist. Das ist Sache der Behör- ganischer Schadstoffe. In erster Linie sind Vorgaben erfüllt, aber nicht mehr. Es ist ordnungen sie produziert haben. Dadurch Fällen in anderen Branchen kann nicht on: für die Entlastung von Altdeponien, den. Sie können aber davon ausgehen, wir aber Erzeuger eines wichtigen Grund- aber doch immer die Frage, wie genau haben wir aber Gesetze geschaffen, die sein, dass wir jetzt noch längere und noch für das Werk und für die Umwelt. dass wir als Branche ganz besonders produkts, das hohen Qualitätsansprüchen schaue ich mir zum Beispiel einen Begleit- innovationsfeindlich geworden sind. Einer- detailliertere Bescheide bekommen. Da bin daran interessiert sind, dass im Zuge der genügen muss. Ich möchte das betonen, schein an, wie viele Proben nehme ich? Wir seits weil jedes Detail festgeschrieben ist, ich viel mehr für strengere Kontrolle von A. Strigl: Die Bevölkerung im Gört- behördlichen Aufarbeitung alle Vorgänge, weil wir immer wieder, auch von Behörden- schimpfen immer, dass der Gesetzgeber andererseits haben sie auch den Unterneh- wenigen, wirklich wichtigen Vorgaben. schitztal ist da sicher kritisch. die letztlich zu der Freisetzung geführt seite, gefragt werden, ob wir nicht einen eh schon so viel vorgibt. Soll er jetzt noch men die Verantwortung weggenommen. haben, rückhaltlos aufgeklärt werden. noch stärkeren Beitrag bei der Behandlung genauer vorschreiben, was zu tun ist? Da Ich stimme daher zu: ja, wir brauchen klare T. Spannagl: Dem schließe ich mich an. K. Kienzl: Was mir wirklich leid tut - un- Denn wir wollen und müssen als Bran- bestimmter Rohstoffe leisten können? hat‘s seine Grenzen. Und daher ist meine Richtlinien, wir brauchen einen strengen Und damit schließt sich für mich ein abhängig von der Frage, was man früher che daraus lernen, um zukünftige Risi- Forderung - und noch einmal: ich meine Vollzug, aber wir müssen die Innovation wenig der Kreis zum eingangs diskutierten hätte wissen können und wie es zu der ken auf ein Minimum zu reduzieren. Und drittens haben wir, auch als Basis für da nicht nur die Abfallwirtschaft -, dass fördern und wir müssen die Verantwor- Thema technologische Sprünge: Um diese Freisetzung von HCB tatsächlich gekommen Wir haben uns als Branche aber be- den gerade genannten Punkt, beim VDZ, es einfach viel mehr Qualitätsbewusst- tung des Unternehmertums fördern. hervorzubringen, bräuchten wir Rah- ist - ist, dass es zu wirklichen Ängsten ge- reits im Jänner darüber verständigt, dem international renommierten deut- sein und -verantwortung geben muss. menbedingungen, die Innovationen und kommen ist, und immer noch kommt. Dabei was wir unverzüglich tun können und schen Zement-Forschungsinstitut, eine K. Kienzl: Wenn wir den Schutz der kreative Prozesse fördern und nicht solche, habe ich in meinem Blut sicher mehr HCB uns auf einen 3-Punkteplan geeinigt. Handlungsanleitung über den Einsatz von A. Strigl: Somit sind wir beim The- Umwelt und der Gesundheit stärker an die uns die Luft zum Atmen nehmen. als die meisten Bürger im Görtschitztal. Ersatzrohstoffen, heutigen und künfti- ma Regulierung. Brauchen wir mehr nachgeordnete Behörden vor Ort verla- Ich werde heuer 60 und bin somit zu einer Das erste ist, weiter zu investieren. Die gen, in Auftrag gegeben. Die Experten und staatliche Regulierung oder kön- gern, dann brauche ich dort auch das Ich möchte ein Beispiel geben, wie so ein Zeit aufgewachsen, wo HCB als Pestizid flä- Branche hat über die Jahre parallel zum Wissenschaftler werden in diesem Hand- nen wir auf den Markt und die Ethik Know-how, um fallspezifisch die ent- technologischer Sprung aussehen kann. chendeckend eingesetzt wurde. Man findet Ausbau des Einsatzes von Ersatzbrenn- lungsleitfaden genau beschreiben, welche der Marktteilnehmer vertrauen? sprechenden Bescheide zu erlassen. Und Wir stehen da zwar erst ganz am Anfang Spuren davon daher auf der ganzen Welt. stoffen und Ersatzrohstoffen massiv in Temperatur, welche Aufenthaltszeit, welche ich muss das dann auch kontrollieren! der Entwicklung, aber die Zementin- Ich habe aber keinen Grund, mir über diese den Umweltschutz investiert. Wir haben weiteren Parameter (Stückigkeit, Mahlfein- A. Köppl: Ich bin der Meinung, dass dustrie arbeitet an ersten Betonen, die geringe HCB-Belastung Sorgen zu machen. bei einem durchschnittlichen jährlichen heit usw.) an den verschiedensten Aufga- gerade bei so einem heiklen Thema die S. Spaun: Ich beobachte, dass Gesetze nicht durch Zugabe von Wasser, sondern Umsatz von 375 Mio. Euro in den letzten bepunkten im Zementerzeugungsprozess Rahmenbedingungen von der Politik und Bescheide Jahr für Jahr dicker und durch Zugabe von CO2 erhärten. Wenn Tatsache ist aber, dass die Bevölkerung 10 Jahren 500 Mio. Euro in unsere Anlagen vorherrschen. Damit soll ganz transparent vorgegeben werden müssen. Dann werden die Vorgaben mehr werden. Von Deregu- sich das verwirklichen lässt, dann haben verunsichert ist und Angst hat. Aus meiner investiert und wollen das auch weiter tun. und für alle sicht- und verwendbar klar- sich Lösungen am Markt etablieren, lierung ist nichts zu sehen. Es ist dabei wir eine Senke im ganz großen Maßstab Sicht ist es auch aus gesundheitspoliti- gestellt werden, welche Ersatzrohstoffe von denen beide, Politik und Wirtschaft, egal, ob ich das Emissionshandelsregime für das Treibhausgas CO2 gefunden. schen Gründen notwendig, den Leuten Das zweite ist: Transparenz und Koopera- bzw. enthaltenen Schadstoffe ohne jede etwas haben. Ich halte es also für ganz nehme, oder das Energieeffizienzgesetz, diese Angst zu nehmen. Das können wir tion mit den Behörden und den beteiligten Gefährdung von Umwelt und Menschen kritisch zu sagen, wir lassen die Poli- das wie ein bürokratischer Tsunami auf Vielen Dank für diese spannende Dis- nur durch Transparenz erreichen. Stakeholdern. Wir wollen einen offenen eingesetzt werden können und welche nicht. tik oder den Staat ganz außen vor. uns zurast. Ich konstatiere schlichtweg, kussion, an alle Diskussionsteilnehmer.
12 REPLIK HANDLUNGSBEREICHE 13 INVESTITIONEN AM STANDORT UND Unternehmerschaft noch schlechter ist, als die tatsächliche wirtschaftliche Lage. Der REGIONALWIRTSCHAFTLICHE LEISTUNG politische Reformstau etwa in den Berei- chen Bildung, Pensionen und Verwaltung und das Fehlen einer vorausschauenden Standortpolitik tragen das ihre dazu bei. Das Investitionsvolumen der Zementunternehmen am Standort Österreich ist – entgegen der bisherigen Entwicklung – im Berichtszeitraum deutlich So führen in der österreichischen Zement- zurückgegangen. Was hält die Unternehmen derzeit zurück, größere, industrie die politisch vorgegebenen langfristige Investitionen zu tätigen? Rahmenbedingungen etwa in den Bereichen Emissionshandel, Energieeffizienz und Die österreichische Zementindustrie ist der österreichischen Zementstandorte bei- -besteuerung zu Wettbewerbsverzerr- ein wichtiger Impulsgeber für die regi- getragen haben. Beispielhaft sei hier nur die ungen und fehlender Planungssicherheit. onale Wirtschaft, insbesondere im länd- 12 Mio. Euro teure Investition in eine Kata- lichen Raum. Sie verursacht bedeutende lysatoranlage zur Reduktion der NOX-Emis- Die Kunst einer guten Standortpolitik Umsätze in anderen Wirtschaftszweigen, sionen am Standort Mannersdorf genannt, besteht darin, die drei Säulen der Nachhal- indem sie Betriebsmittel zukauft und die 2012 in Betrieb genommen wurde. tigkeit in Einklang zu bringen und unter Investitionen tätigt. Davon profitieren Einbindung der Akteure faire Rahmen- in erster Linie regionale Zulieferer. Eine In den Jahren 2013 (23,8 Mio. Euro) und bedingungen zu schaffen. Hier orten wir systematische Erhebung dieser indirekten 2014 (25,7 Mio. Euro) sind die Anlageinves- Verbesserungspotenzial. Wir laden daher wirtschaftlichen Effekte wurde zuletzt titionen allerdings deutlich zurückgegangen die europäische und insbesondere auch 2009 durchgeführt2 und wird im Jahr (siehe Abb. 3). Selbst die als innovations- die österreichische Politik und die Minis- 2015 mit aktuellen Daten wiederholt. freudig geltenden Zementunternehmen terien dazu ein, eine aktive, vorausschau- haben im Berichtszeitraum keine größe- ende und nachhaltige Standortpolitik zu Das jährliche Investitionsvolumen der ren Investitionen in Angriff genommen. betreiben und die Betroffenen zu Beteilig- Branche wird insbesondere durch bauliche Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die ten zu machen. Von der Zementindustrie Großprojekte der Zementunternehmen, wie heimischen Werke dank vergangener kann man sich dafür volle Transparenz etwa den Neu- oder Umbau von Ofenanla- Großinvestitionen technologisch bereits und Kooperationsbereitschaft erwarten. gen, beeinflusst. So wurden seit dem Jahr auf einem sehr modernen Stand sind. 2000 zahlreiche Großprojekte realisiert 2 Die Studie „Österreichische Zementstand- (siehe Abb. 4), die insbesondere zur Verrin- Ein generelles Hemmnis ist aber auch die orte – Impulsgeber für die Region“ steht auf gerung von Emissionen, zur Steigerung der nach wie vor stagnierende Konjunktur, www.zement.at unter Service>Publikatio- Energieeffizienz und damit zur Absicherung wobei die Stimmung in der österreichischen nen>Studien zum Download zur Verfügung. INVESTITIONSVOLUMEN (ABB. 3) MASSGEBLICHE GROSSINVESTITIONEN SEIT DEM JAHR 2000 (ABB. 4) MIO. EURO ANZAHL DER INVESTITIONEN 60 NEUBAU OFENANLAGEN 2 53,5 50 48,4 NEUBAU MAHLANLAGEN 2 43,7 40,1 40 38,2 NEUBAU KLINKERKÜHLER 3 34,9 32,1 30 28,2 UMBAU OFENANLAGEN 3 25,7 23,8 MODERNISIERUNG FILTER 8 HANDLUNGSBEREICHE 20 INSTALLATION KATALYSATOR, NACHVERBRENNUNG 2 10 Wir stellen uns den Herausforderungen 8 INSTALLATION BYPASS einer nachhaltigen Entwicklung und 0 2006 2008 2005 2009 2007 2011 2010 2013 2014 2012 konzentrieren uns dabei auf die AUSBINDUNG VON FERNWÄRME 3 wesentlichen Bereiche.
14 HANDLUNGSBEREICHE HANDLUNGSBEREICHE 15 ENERGIEVERBRAUCH Energiebedarfs mit Abfallbrennstoffen aus der Region (siehe Abb. 6). Sie leistet KATALYSATORANLAGE MANNERSDORF Die österreichische Zementindustrie führt Katalysators zu reduzieren. Die Verfüg- barkeit der Katalysatoranlage konnte der Bewältigung technischer Herausfor- derungen auch wirtschaftliche Über- UND -EFFIZIENZ damit einen wichtigen Beitrag zur Ent- sorgungssicherheit und macht sich und Österreich unabhängiger von Importen derzeit ein umfassendes Forschungsprojekt zur Reduktion der Stickstoffoxidemissionen auf Basis der Selective Catalytic Reduction im Probebetrieb auf über 90% gesteigert werden und die bisherigen Erfahrun- gen lassen längerfristig eine Anlagen- legungen eine Rolle spielen müssen. fossiler Energieträger. Dazu kommt, dass (SCR)-Technologie durch. Nach mehreren verfügbarkeit von ca. 95% erwarten. Die Zementproduktion ist ein sehr energieintensiver Prozess. 30–40% die Alternativbrennstoffe aufgrund ihres Pilotanlagenversuchen in österreichischen der gesamten Produktionskosten sind Energiekosten. Die Verringerung biogenen Anteils und geringeren Kohlen- Zementwerken startete im April 2012 Nach zahlreichen Optimierungsmaßnah- des Energieverbrauchs und die Steigerung der Energieeffizienz haben stoffgehalts zur Minderung von klima- der Probebetrieb einer großtechnischen men konnten die Stickstoffoxidemissionen in der Zementindustrie daher traditionell einen hohen Stellenwert. relevanten CO2-Emissionen beitragen. SCR-Anlage in „Semi-Dust-Rohgas- mit zwei installierten Katalysatorlagen schaltung“ am Standort Mannersdorf. erwartungsgemäß auf ein Niveau von Zement aus Österreich besteht im Durch- thermischen Energie, lag bei umge- Diesen Vorteilen steht bei manchen unter 200 mg/Nm3 abgesenkt werden. schnitt zu etwa 70% aus Zementklinker. rechnet 13.931 TJ (siehe Abb. 5). Pro alternativen Brennstoffen der Nach- Inzwischen liegen Erfahrungen aus den Die kurzen Betriebszeiten der untersuch- Zur Herstellung dieses Hauptbestandteils Tonne Zement mussten 2014 rund teil einer geringeren Energiedichte ersten beiden Betriebsjahren vor. Anfangs ten Katalysatormaterialproben lassen von Zement wird eine Materialtempera- 2,74 GJ thermische und 112 kWh elek- gegenüber. Der thermische Energie- stellte der Staub im Abgasstrom eine He- derzeit allerdings noch keinen fundierten tur von rund 1.450 °C benötigt, um die trische Energie aufgewendet werden. bedarf pro Tonne Klinker ist daher in rausforderung dar. Immerhin müssen zur Rückschluss auf die Haltbarkeitszeit der erforderliche mineralogische Umwand- Der Anteil des thermischen Energie- den letzten Jahren leicht gestiegen. Nutzung der für die Entstickung mit die- eingesetzten Katalysatorelemente zu. ECKDATEN ZUM KATALYSATOR: lung der Rohmaterialien einleiten zu einsatzes am gesamten Energieein- ser Technologie passenden Betriebstem- PROJEKTKOSTEN: 12 Mio. € können. Im Jahr 2014 hat die österreichi- satz betrug somit rund 87,1 Prozent, Der Stromverbrauch je Tonne Zement peratur von 290-350 °C pro Stunde bis zu Diesen positiven Entwicklungen hin- INBETRIEBNAHME: April 2012 sche Zementindustrie insgesamt 12.139 der Stromanteil rund 12,9 Prozent. zeigt eine leicht steigende Tendenz. 40 Tonnen Staub abgeschieden werden. sichtlich des technischen Einsatzes der ZUSÄTZLICHER STROMBEDARF: Terajoule (TJ) an thermischer Energie Paradoxerweise ist das – ähnlich wie Immer wieder kam es zu unerwünschten SCR-Technologie in der Zementindustrie 7,5 kWh pro Tonne Zementklinker zur Produktion von Zement eingesetzt. Nachdem Energieeinsparpotenziale beim thermischen Energiebedarf für Staubanhäufungen im Anstrombereich stehen sehr hohe Investitionskosten sowie ZUSÄTZLICHER DRUCKVERLUST: 1,5 bis 2 mbar pro Katalysatorlage schon frühzeitig gehoben wurden, steht die Klinkererzeugung – auch auf Um- der Katalysatoranlage und damit zu ein signifikanter Anstieg der Betriebs- ERFORDERLICHE STAUBABSCHEIDUNG: Elektrischer Strom wird beispielsweise für seit Anfang der 1990er Jahre der Ersatz weltschutzmaßnahmen zurückzufüh- hohen Druckverlusten, die letztlich eine und Instandhaltungskosten gegenüber. 40 Tonnen pro Stunde die Rohmehl- und Zementmahlung benö- fossiler Energieträger durch Alternativ- ren. Beispielsweise erhöht der Betrieb Abschaltung der SCR-Anlage erforderten. Dafür verantwortlich ist unter anderem KATALYSATORMATERIAL: Divanadiumpentoxid/ tigt. 2014 haben die heimischen Zement- brennstoffe im Mittelpunkt bei der Op- der neuen SCR-Anlage zur Reduktion der zusätzliche Strombedarf von rund Wolframtrioxid/Titaniumdioxid werke 497.923 MWh Strom verwendet. timierung des thermischen Energieein- der Stickstoffoxid-Emissionen den Durch intensive Bemühungen der Tech- 7,5 kWh pro Tonne Zementklinker. KATALYSATORVOLUMEN: ca. 43 m3 GEOMETRISCHE KATALYSATOROBERFLÄCHE: satzes. Heute deckt die österreichische Strombedarf zur Klinkererzeugung niker ist es schließlich gelungen, die ca. 12.700 m2 Der Gesamtenergiebedarf, als Sum- Zementindustrie bereits den größten An- im Zementwerk Mannersdorf um bis Abreinigungseffizienz zu steigern und Bei der Entscheidung über den Einsatz KATALYSATORHÖHE: 25 Meter me der eingesetzten elektrischen und teil (ca. 75,5 Prozent) ihres thermischen zu zehn Prozent (siehe Fallbeispiel damit die Anzahl der Abschaltungen des der SCR-Technologie werden somit neben „Katalysatoranlage Mannersdorf“). Steigende Anforderungen an die Leis- GESAMTENERGIEBEDARF (ABB. 5) tungsfähigkeit von Zementen machen ERSATZBRENNSTOFFRATE IN DER ZEMENTINDUSTRIE 2012 (ABB. 6) eine feinere Aufmahlung der Bestandteile TERAJOULE notwendig und erhöhen damit ebenfalls den Stromverbrauch. Im Durchschnitt ist ERSATZBRENNSTOFFE der spezifische Stromverbrauch seit 2000 80% 75,5 % KONVENTIONELLE BRENNSTOFFE um rund 0,15 Prozent p.a. gestiegen. 72,4% ELEKTRISCHER ENERGIEBEDARF 70% 69% 18.000 62% In absehbarer Zukunft sind weder beim 60% ANTEIL VON ERSATZBRENNSTOFFEN AM 16.000 thermischen noch beim elektrischen 54% THERMISCHEN ENERGIEBEDARF Energiebedarf Effizienzsteigerungen zu 50% 14.000 erwarten. Einerseits, weil die Anlagen 44% 12.000 augenscheinlich weitestgehend opti- 40% EU28: 34% miert sind, und andererseits, weil es 10.000 28% 30% nachweisbare Zielkonflikte zwischen 30% 8.000 Klima- bzw. Umweltschutz und Ener- gieeffizienzzielen gibt. Von den politi- 20% 18% GLOBAL: 13% 16% 6.000 11% 12% 12% 13% schen Entscheidungsträgern erwarten 10% 8% 4.000 wir uns, dass sie diesem Umstand 1% 1% 3% bei der Gestaltung von Richtlinien 0% 2.000 und Gesetzen Rechnung tragen. DEUTSCHLAND PUERTO RICO) VEREINIGTES FRANKREICH PHILIPPINEN ÖSTERREICH ÖSTERREICH ÖSTERREICH TSCHECHIEN KÖNIGREICH 0 USA (EXCL. BRASILIEN THAILAND MAROKKO ÄGYPTEN SPANIEN KANADA ITALIEN INDIEN CHINA 2013 2014 2000 2006 2008 2004 2005 2009 2002 2003 2007 1998 1999 2001 1997 2011 2010 2013 2014 2012
16 HANDLUNGSBEREICHE HANDLUNGSBEREICHE 17 ROHSTOFFEINSATZ UND Mit Erfolg – der Anteil solcher alternati- ver Brennstoffe am thermischen Gesamt- Selbstverständlich müssen die verwen- deten Sekundärbrennstoffe sorgfäl- Hauptbestandteilen (als Klinkerersatz). Dabei werden Portlandzementklinker und Eine weitere Reduktion der durchschnitt- lichen Klinkergehalte wird dadurch KLIMASCHUTZ energieeinsatz konnte 2014 auf 75,5% ge- steigert werden (siehe Abb. 6 auf Seite 15). tig ausgewählt werden. In Österreich unterliegen diese zudem den strengen Anforderungen der Abfallverbrennungs- Gips mit anderen Hauptbestandteilen (z.B. Hüttensand, Flugasche, Kalkstein) kombiniert. Diese entsprechend den erschwert, dass die Bauwirtschaft zuneh- mend nach Zementen mit hoher Festigkeit verlangt. Zudem verwendet die heimi- Trotz dieser im internationalen Ver- verordnung des Umweltministeriums. gewünschten Eigenschaften chemisch- sche Zementindustrie schon jetzt große Der Schutz natürlicher Ressourcen und die Eindämmung des Klima- gleich bereits außergewöhnlich hohen mineralisch optimierten Zemente weisen Mengen der in Österreich zur Verfügung wandels sind drängende Herausforderungen, denen wir uns auf po- Substitutionsrate sucht die heimi- SUBSTITUTION VON PRIMÄRROHSTOFFEN einen geringeren Klinkeranteil auf. stehenden latent hydraulischen Zumahl- litischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene stellen müssen. sche Zementindustrie weiterhin nach FÜR DIE KLINKERHERSTELLUNG Derzeit haben österreichische Zemente stoffe. Dazu zählen Hüttensande und Die österreichische Zementindustrie leistet ihren Beitrag zur Reduk- Möglichkeiten, den Anteil alternativer Um die Rohstoffentnahmen aus der einen durchschnittlichen Klinkeranteil Flugaschen, die in der Stahlindustrie und tion der CO2-Emissionen, indem sie Investitionen in effiziente Anla- Brennstoffe zu erhöhen. Dieses Vorhaben Natur möglichst gering zu halten, von rund 69,8 Prozent (siehe Abb. 10). in kohlebefeuerten Kraftwerken anfallen. gen konsequent vorantreibt und fossile Energieträger sowie natür- wird jedoch durch die eingeschränkte forciert die Zementindustrie den Er- Das ist einer der niedrigsten Klinkerge- liche Rohstoffe durch alternative Brenn- und Rohstoffe ersetzt. Verfügbarkeit von qualitativ hochwer- satz der Primär- durch sogenannte halte in Europa und schon jetzt unter den tigen Ersatzbrennstoffen erschwert. Sekundärrohstoffe: Verschiedenste von der Internationalen Energieagentur Durch große Anstrengungen und Inves- geeigneten Ersatzstoffen. Dabei handelt es industrielle Nebenprodukte (z.B. Gieße- (IEA) für 2030 und 2050 prognostizierten titionen ist es der Zementbranche in sich um Abfälle bzw. um Nebenprodukte Die Substitution von fossilen Energie- reialtsande, Kiesabbrand, Walzzunder) global erzielbaren Durchschnittswerten. Österreich gelungen, die CO2-Emissionen und Reststoffe anderer Industriezweige, trägern macht aus mehreren Gründen und Produkte aus dem Baustoffrecy- je Tonne Zement innerhalb der letzten 15 die, je nach geplanter Verwendung im Sinn. Der brennstoffbedingt anfallende cling (Ziegelsplitt und Betonbrechsan- Jahre um rund 13% zu senken. Im Durch- Produktionsprozess, bestimmten Quali- CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung de) ersetzen primäre kalk-, silizium-, schnitt liegen die österreichischen Anla- tätsanforderungen entsprechen müssen. kann aufgrund des biogenen Anteils eisen- und aluminiumhältige Rohstoffe. gen damit nur 2,2% über dem Benchmark und niedrigeren Kohlenstoffgehalts der von 766 kg CO2 pro Tonne Zementklinker Somit sind die Erfolge der Zementindus- Sekundärbrennstoffe gesenkt werden. 2014 gelangten in den österreichischen EMISSIONSFAKTOREN DER BRENNSTOFFE (ABB. 9) (siehe Abb. 8). Dieser Wert wurde aus dem trie in den Bereichen Rohstoffeinsatz und Der spezifische CO2-Emissionsfaktor für Zementunternehmen zusammen mit Durchschnitt der besten zehn Prozent Klimaschutz auch auf die gute Zusammen- den eingesetzten Ersatzbrennstoffmix den sekundären Zumahlstoffen und den CO2 EMISSIONSFAKTOR [kg/GJ] aller Werke in Europa gebildet und ist arbeit mit anderen Industriebranchen, konnte damit zeitweise bereits unter alternativen Brennstoffen ca. 2,15 Mio. t die Grundlage für die Zuteilung von mit den Akteuren der österreichischen den Emissionsfaktor von Erdgas, das als zur Verwertung. Sofern diese Sekundär- Steinkohle: 96 kg CO2/GJ 100 CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäi- Abfall- und Recyclingwirtschaft und „klimafreundlichster“ fossiler Brennstoff rohstoffe gebrannten Kalkstein (CaO) 90 schen Emissionshandels (siehe Seite 25). mit den Behörden zurückzuführen. gilt, abgesenkt werden (siehe Abb. 9). enthalten, können dadurch in geringem 80 Gesamter Brennstoffmix Umfang auch die sogenannten Prozess- 2014: 68 kg CO2/GJ Die Strategie der Zementindustrie zum SUBSTITUTION VON FOSSILEN PRIMÄR- Die Verwendung von Sekundärbrenn- emissionen reduziert werden. Diese 70 Schutz der natürlichen Rohstoffe und des ENERGIETRÄGERN stoffen reduziert die Abhängigkeit von entstehen durch chemische Reaktio- 60 Klimas besteht darin, fossile Energieträ- Die österreichischen Zementunterneh- fossilen Brennstoffen und hilft den nen bei der Dekarbonatisierung der 50 Erdgas: 56 kg CO2/GJ ger und Primärrohstoffe zu ersetzen und men ersetzen fossile Primärenergieträger Unternehmen darüber hinaus, Brenn- eingesetzten Rohmaterialien und Alternativer Brennstoffmix 40 2014: 59 kg CO2/GJ den Anteil des Zementklinkers zu minimie- (Kohle, Heizöl, Petrolkoks und Erdgas) stoffkosten zu sparen. Schließlich zeichnen für etwa zwei Drittel der ren – selbstverständlich unter Gewährleis- durch Sekundärbrennstoffe wie z.B. ermöglicht die Zementindustrie damit gesamten CO2-Emissionen verantwort- 30 tung höchster Produktqualität. Voraus- Kunststoffabfälle, Altreifen und Tiermehl eine sichere und höchst effiziente ab- lich, die bei der Erzeugung von Ze- 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 setzung dafür ist die Verfügbarkeit von (siehe Abb. 7). fallwirtschaftliche Verwertungsoption. mentklinker entstehen (siehe Abb. 8). Einem noch breiteren Einsatz von ERSATZBRENNSTOFFE (ABB. 7) SPEZIFISCHE CO2-EMISSIONEN Sekundärrohstoffen steht entgegen, 2014 (ABB. 8) dass nur die wenigsten Materialien den KLINKERANTEIL IM ZEMENT (ABB. 10) THERMISCHER ENERGIEEINSATZ weitere Ersatzbrennstoffe Papierfaserstoff Lösungsmittel chemisch-mineralischen Anforderungen [TJ/a] Tierfett landwirtschaftliche Rückstände Altöl Tiermehl Kunststoffabfälle Altreifen entsprechen, die für die Klinkerher- 80% 78,6% CO2-EMISSIONEN [kg/t KLINKER] IEA Sägemehl Klärschlamm PROGNOSE 10.000 stellung notwendig sind. Dazu kommt, GLOBAL dass der Transport aufgrund der damit 75% 9.000 73% verbundenen Kosten und Emissionen 71% 8.000 900 EU-BENCHMARK nur bis zu einer bestimmten Distanz 70% 69,8% 7.000 800 766 zu rechtfertigen ist. Daher werden an 6.000 700 BRENNSTOFFEMISSION den einzelnen Standorten unterschied- 65% 5.000 600 262 liche, den lokalen Rahmenbedingun- 4.000 500 gen angepasste Lösungen verfolgt. 60% 3.000 400 PROZESSEMISSION 521 2.000 300 SUBSTITUTION VON ZEMENTKLINKER 55% 1.000 200 Die österreichische Zementindustrie hat 0 100 eine lange Tradition und Erfahrung in der 2006 2008 2004 2005 2009 2002 2003 1996 2007 1998 1999 2001 1994 1995 1990 1988 1989 1992 1993 1997 1991 2011 2010 2013 2014 2012 50% 0 Herstellung von Zementen mit mehreren 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2030 2050
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