Natura 2000: Was kommt auf die Bauern zu? - top Journal

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     Natura 2000: Was kommt auf
     die Bauern zu?
     Über Zielsetzung,
     Verlauf, aktuellen
     Stand und mögliche
     Auswirkungen des
     Natura 2000 Projekts                                                                           Aktionsgemeinschaft
     berichtet Dr. Helmut                                                                           Niedere Tauern
     Haimböck, Wien.*)                                                                              „Jetzt muss uns
                                                                                                    der Naturschutz
     N     atura 2000, das große Natur-
schutzprojekt der EU, ist für viele Land-
                                                                                                    ernst nehmen!“
wirte ein Reizthema. Denn vom Beginn
der Flächenmeldungen an (s. top Journal
7/98) haben die zuständigen Naturschutz-
abteilungen der Länder über die Köpfe der
Betroffenen hinweg die Gebietsauswei-
sungen entschieden. Grundeigentümer
und Landwirte empfinden die Natura
2000-Pläne deshalb mehrheitlich als Be-
drohung. Obwohl sich viele Landwirte in-
zwischen gemeinschaftlich organisiert und
die Mitsprache erkämpft haben, leidet das
Natura 2000-Verfahren nach wie vor unter
gravierenden Mängeln und Unsicherhei-
ten:
■ Die Länder haben ihre Gebietsmel-
dungen kaum aufeinander abgestimmt
und betroffene Landwirte bis zuletzt nur
mangelhaft über die nominierten Flächen
informiert;
■ es ist nach wie vor unklar, ob und in
welcher Höhe die einzelnen Länder all-
fällige vermögensrechtliche Nachteile an-
erkennen und entschädigen;
■ unklar ist auch, welche Nutzungsbe-
schränkungen und Bewirtschaftungsauf-
lagen Natura 2000 bewirken wird.
   In diesem Beitrag geht es zunächst um
grundlegende Informationen zum Natura
2000-Projekt und um den aktuellen Stand
bei der Flächennominierung.
   In Österreich fällt der Naturschutz in

*)
  Univ.Prof. Dr. Helmut Haimböck ist
Experte für Bewertungsfragen in den Be-     Die Forstwirte Karl Jäger (l.) und Robert Faustmann konnten mit der Aktionsge-
reichen Landwirtschaft und Umwelt am        meinschaft Natura 2000-Niedere Tauern die Gebietsmeldung auf das für die Land-
Institut für Agrarökonomik der Univer-      und Forstwirtschaft erträgliche Maß eingrenzen.                        Foto: –ma–
sität für Bodenkultur, Wien.

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den Kompetenzbereich der einzelnen                Verkompliziert wird dieser Sachver-    bietsausweisungen werden nach Brüssel
Bundesländer. Die zuständigen Natur-          halt noch dadurch, dass Vogelschutz- und   gemeldet und dort zur Kenntnis genom-
schutzabteilungen haben ihre Vorgangs-        FFH-Richtlinie unterschiedliche Verfah-    men. Die Ausweisung von Vogelschutz-
weise bei der Nominierung der Schutzge-       rensabläufe bei der Ausweisung von         gebieten ist daher in Österreich eine aus-
biete kaum koordiniert. Dadurch ist es        Schutzgebieten vorsehen.                   schließlich innerstaatliche Angelegenheit
länderweise zu extrem unterschiedlichen           Nach der VSCH-Richtlinie ist die       auf Länderebene. Bereits ab dem Zeit-
Flächenmeldungen gekommen. Niederös-          Schutzgebietsausweisung primär dem je-     punkt der Rechtskraft der jeweiligen Ver-
terreich beispielsweise hat über 30 % der     weiligen Mitgliedsstaat überlassen. Auf-   ordnung haben die betroffenen Grundei-
Landesfläche als Natura 2000-Gebiet no-       grund des österreichischen Föderalismus    gentümer die ihnen auferlegten Be-
miniert. Oberösterreich, Kärnten und          weisen die einzelnen Landesregierungen     schränkungen einzuhalten.
Vorarlberg beschränken sich dagegen mit       in ihrem Wirkungsbereich Vogelschutzge-       Die Schutzgebietsausweisung nach der
6 bis 8 % (siehe Übersicht 1).                biete am Verordnungsweg aus. Diese Ge-     FFH-Richtlinie verläuft hingegen in ei-
                                                                                         nem zumindest dreistufigen Verfahren.
                                                                                         Im ersten Schritt schlagen die Mitglied-
                                                                                         staaten Gebiete vor, die entsprechend den
Wie sich steirische Landwirte im Natura 2000-                                            Schutzbestimmungen in Natura 2000 auf-
                                                                                         genommen werden sollen („nationale Ge-
Verfahren Gehör verschafften.                                                            bietsliste“). Im zweiten Schritt ermittelt
                                                                                         die Europäische Kommission in Zusam-

        Weil sie im Natura-Flächen-
        meldungsverfahren  zunächst
                                              schutzgebiete in Österreich“, ergänzt
                                              Dipl.-Ing. Karl Jäger von der Forstver-
                                              waltung Trieben des Benediktinerstif-
                                                                                         menarbeit mit den Mitgliedstaaten jene
                                                                                         Gebiete, die auf europäischer Ebene das
                                                                                         Schutzgebietsnetz von Natura 2000 bilden
         nicht gehört wurden, haben steiri-   tes Admont. Jäger ist mit seinem Be-       sollen (sogenannte „Gebiete von gemein-
         sche Landwirte im Mai des Vor-       trieb ebenfalls Mitglied der Aktionsge-    schaftlicher Bedeutung“). Nach dieser
         jahres die „Aktionsgemeinschaft      meinschaft. Dem beabsichtigten Schutz      Ausweisung folgt im dritten Schritt die so-
         Natura 2000 - Niedere Tauern“        von Steinadler, Birkhuhn, Wanderfalke      genannte Schlussphase. In dieser sind die
         gegründet. „Es geht uns nicht ums    und Dreizehenspecht sei die Gebietsre-     Mitgliedstaaten verpflichtet, innerhalb
         Verhindern, aber wir wollen als      duktion auf die höheren Lagen keines-      von sechs Jahren die auf ihrem Staatsge-
         Grundbesitzer und Bewirtschaf-       falls abträglich. Andererseits könnten     biet befindlichen Gebiete von gemein-
         ter zumindest gehört und in das      aber Forstwirte und Bergbauern ihre        schaftlicher Bedeutung als besondere
Verfahren einbezogen werden“, erläutert       gewohnte Bewirtschaftung aufrecht er-      Schutzgebiete auszuweisen und zu schüt-
der Geschäftsführer der Aktionsgemein-        halten, begründet Jäger den Standpunkt     zen. Dieser Zeitraum von sechs Jahren ist
schaft Dipl.-Ing. Helmut Faustmann.           der Aktionsgemeinschaft.                   auch zur Erstellung von Managementplä-
Faustmann ist Forstreferent der Bezirks-                                                 nen bzw. für Pläne zur Wiederherstellung
kammer für Land- und Forstwirtschaft          Langwierige Verfahren mit                  zu nützen.
Leoben und auch selbst Waldbesitzer.
   Derzeit hat der Verein 127 Mitglieder,
                                              unsicherem Ausgang
                                                                                         Flächenmeldungen sind
die in den Bezirken Leoben, Knittelfeld,          Den wichtigsten Grund für den Zu-
Murau und Liezen eine land- und forst-        sammenschluss zu einer Aktionsge-
                                                                                         großteils abgeschlossen
wirtschaftlich bewirtschaftete Fläche von     meinschaft sehen beide Forstwirte in           Nach derzeitigem Stand hält das Natu-
insgesamt 102 000 ha einbringen. Zwar         der gegebenen Rechtsunsicherheit. Nie-     ra 2000-Verfahren in Österreich derzeit
fallen nicht alle Flächen in das Natura-Ge-   mand könne derzeit sagen, welche Aus-      bei Schritt zwei. Das heißt, die Länder ha-
biet, aber die Aktionsgemeinschaft ist mit    wirkungen auf Natura 2000-Flächen zu       ben die vorgesehenen FFH-Gebiete und
Sicherheit repräsentativ für sämtliche Be-    erwarten seien, geschweige denn, wie       großteils auch die VSCH-Gebiete der
wirtschafter. Besonderes Gewicht gewon-       allfällige Bewirtschaftungserschwernis-    EU-Kommission gemeldet. In Niederös-
nen hat der Verein auch durch die Mit-        se bewertet und entschädigt würden.        terreich soll die endgültige Gestalt der
gliedschaft von Gemeinden und anderen         Voraussichtlich seien für jeden einzel-    VSCH-Gebiete in den kommenden Wo-
regionalen Verbänden. „Damit musste           nen Betrieb und für jedes einzelne Pro-    chen festgelegt werden. Stellungnahmen
uns die Naturschutzabteilung des Landes       jekt Sachverständigengutachten erfor-      und Einwände von Betroffenen nimmt die
in das Natura-Verfahren einbinden und         derlich. Das stelle die Land- und Forst-   Naturschutzabteilung beim Amt der Nö.
über die geplanten Maßnahmen informie-        wirtschaft vor langwierige Verfahren       Landesregierung derzeit noch entgegen.
ren“, so Faustmann.                           mit unbestimmten Ausgang.                      Welche nationalen Flächen in der Rea-
                                                  Derzeit warten die Mitglieder der      lität tatsächlich in das Schutzgebietsnetz
Gebietsausweisung konnte                      Aktionsgemeinschaft auf den Beschluss      Natura 2000 einbezogen werden, das legt
                                              der Brüsseler Umweltdirektion (Kom-        im nächsten Verfahrensschritt die EU-
reduziert werden                              missarin Margot Wallström). Sobald         Kommission fest. Bisher gibt es aber noch
   Ein erster Erfolg der Aktionsgemein-       entschieden ist, ob das nominierte Ge-     keine Nachricht, welche Gebiete dies sein
schaft war, dass die ursprünglich geplante    biet auch tatsächlich zu einer Natura      sollen. Aus diesem Grund sind von ein-
Nominierung des bestehenden Land-             2000-Fläche wird, geht es an die Ausar-    zelnen Ländern aufgrund der FFH-RL er-
schaftsschutzgebietes Niedere Tauern im       beitung der Managementpläne. Hier          lassene Schutzgebietsausweisungen (z.B.
Rahmen der EU-Vogelschutzrichtlinie           wird die Aktionsgemeinschaft wieder        Verordnungen über Europaschutzgebiete
zurückgenommen wurde auf die Flächen          ihren Standpunkt einbringen. Und           in der Steiermark und in Salzburg) nach
oberhalb 1 500 m Seehöhe. Von rund            schließlich wird sieihren Mitgliedern      Auskunft Rechtskundiger derzeit un-
137 000 ha blieben damit „nur“ noch etwa      auch bei den Verhandlungen über Be-        zulässig. Denn zum gegenwärtigen Zeit-
87 000 ha als EU-Vogelschutzgebiet übrig.     wirtschaftungsverträge und Entschädi-      punkt steht ja noch nicht fest, ob das Ge-
   „Das Gebiet ist aber immer noch eines      gungen zur Seite stehen.                   biet von europäischem Interesse ist und
der größten zusammenhängenden Vogel-                                            –ma–     ob es die EU-Kommission überhaupt in
                                                                                         die Liste der Gebiete von gemeinsamer

                                                                                                       top Journal 8/2003       11
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 Vogelschutz- und FFH-Flächen bilden unter der Bezeichnung „Natura 2000“ ein
 EU-weites Netz von Schutzgebieten.                              Foto: Begsteiger

 Natura 2000: Zwei EU-Richtlinien sind maßgeblich

    Seit dem Beitritt zur Europäi-
 schen Union am 1. Jänner 1995 sind
                                            zu nominieren und entsprechend zu schüt-
                                            zen. Die wesentlichen Schutzbestimmun-
                                            gen umfassen
                                                                                        übermitteln hätten sollen. Die Kom-
                                                                                        mission hätte in der Folge gemeinsam
                                                                                        mit den Mitgliedstaaten bis Anfang Ju-
 Land- und Forstwirte verstärkt mit For-    ■ die Wahrung des günstigen Erhal-          ni des Jahres 1998 die Listen der Ge-
 derungen des Natur- und Landschafts-       tungszustandes,                             biete von gemeinschaftlicher Bedeu-
 schutzes konfrontiert. Ausschlagge-        ■ das Verschlechterungsverbot und           tung zu erstellen gehabt. Anschließend,
 bend dafür sind zwei EU-Regelwerke,        ■ Verträglichkeitsprüfungen für Maß-        also bis Anfang Juni 2004, hätten die
 die es gilt, auf nationaler Ebene umzu-    nahmen („Pläne und Projekte“), welche       Mitgliedstaaten die entsprechenden
 setzen. Es sind dies:                      erhebliche Auswirkungen auf ein Natura      Schutzgebietsausweisungen in nationa-
 ■ die Vogelschutz-Richtlinie (VSCH-        2000-Gebiet haben könnten.                  les Recht umzusetzen gehabt. Dieser in
 RL) vom 2. April 1979, die den Schutz         Die Frage, ob diese Schutzbestimmun-     der FFH-Richtlinie vorgegebene Zeit-
 und die Nutzung (einschließlich „Be-       gen bereits ab dem Zeitpunkt der Über-      plan ist in der Zwischenzeit völlig aus
 wirtschaftung“ und „Wiederansied-          mittlung der nationalen Gebietsliste nach   den Fugen geraten. Wichtige Mitglied-
 lung“) aller einheimischen Vogelarten      Brüssel für die einzelnen Grundeigentü-     staaten sind bei den Gebietsmeldungen
 regelt, und                                mer Gültigkeit haben, ist in Österreich     im Rückstand (z.B. Frankreich).
 ■ die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie       rechtlich noch nicht geklärt.                  Auch beim Umfang der gemeldeten
 (FFH-RL) vom 21. Mai 1992, welche                                                      Flächen gibt es sehr große Unterschie-
 auf die Erhaltung der wildlebenden         Zeitplan ist aus den Fugen                  de zwischen den Mitgliedstaaten. Laut
 Tiere und Pflanzen und ihrer natürli-                                                  aktueller EU-Statistik weist Frankreich
 chen Lebensräume abzielt.
                                            geraten                                     1,6 % des Staatsgebietes als Vogel-
    Die im Rahmen der beiden Richtli-          Den Mitgliedstaaten überlassen bleibt,   schutz- und 7,4 % als FFH-Gebiete aus.
 nien gemeldeten Flächen bilden             die Art und Weise der Ausweisung der        Demgegenüber weist Österreich im
 schließlich unter der Bezeichnung „Na-     Schutzgebiete. Beispielsweise kann der      Durchschnitt 14,7 % des nationalen
 tura 2000“ ein die EU umspannendes         Gesetzgeber auf rechtlichem Weg (durch      Territoriums als Vogelschutzgebiet aus
 Netz von Schutzgebieten. Ziel ist die      Gesetz oder Verordnungen) Naturschutz-      und 10,6 % als FFH-Gebiet (Flächenü-
 Erhaltung bzw. Wiederherstellung der       gebiete einrichten, es können aber auch     berschneidungen möglich). Laut Schät-
 biologischen Vielfalt durch den Schutz     privatwirtschaftliche      Vertragsnatur-   zungen aus dem Jahre 1999 sind rund
 bestimmter Lebensraumtypen und be-         schutzgebiete eingerichtet werden.          48 % der österreichischen Natura 2000-
 stimmter Tier- und Pflanzenarten.             Der zeitliche Ablauf sah vor, dass die   Gebietsflächen Wald, rund 15 % der
    Jeder Mitgliedstaat ist verpflichtet,   Mitgliedstaaten bis Anfang Juni 1995 ihre   Natura 2000 Gebietsflächen werden
 Gebiete gemäß den beiden Richtlinien       nationalen Listen der EU-Kommission         landwirtschaftlich genutzt.

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Bedeutung aufnehmen wird.                      mission melden. Andererseits will auch        te Formen der Bodenbearbeitung und Be-
   Als Gebiete von gemeinschaftlichem          die Kommission selbst den Prozess der         wirtschaftung vorgeschrieben werden
Interesse wird die Kommission vor allem        Schutzgebietsausweisungen dynamisch           (Ackerrandstreifen,          Schnitttermine,
Lebensräume und Arten einstufen, die           weiterführen. Es ist daher sehr wahr-         Schnittanzahl, ...), es kann der Einsatz von
unmittelbar vom Verschwinden oder Aus-         scheinlich, dass – wie es bereits bei der     Produktionsmitteln mengenmäßig oder
sterben bedroht sind („prioritäre Lebens-      VSCH-Richtlinie der Fall ist – auch wei-      zeitlich begrenzt werden, es kann das
raumtypen“). Andere in den nationalen          terhin Gebiete fortlaufend zum Natura         Jagdrecht eingeschränkt werden u.a.m.
Listen enthaltene Gebiete wird sie einem       2000 Netzwerk hinzugefügt werden.             Detailliert ausformuliert sind diese Vor-
Auswahlprozess unterziehen. Zumindest                                                        gaben in sog. Managementplänen, denen
theoretisch ist demnach noch möglich,          Auflagen auch in nicht ge-                    sich ein eigener Folgebeitrag widmen soll.
dass national nominierte Flächen nicht in                                                       Weiters ausführlich zu analysieren sind
Natura 2000-Gebiete einbezogen werden.
                                               meldeten Gebieten möglich                     auch die ertrags- und vermögensrechtli-
   Aufgrund des gegenwärtigen Bearbei-            Weiters ist mit Nachdruck darauf zu        chen Folgewirkungen von Natura 2000-
tungsstandes ist davon auszugehen, dass        verweisen, dass sich die Maßnahmen zum        Widmungen. Auftreten können beispiels-
die EU-Kommission in der nächsten Zeit         Schutz und zur Erhaltung der Gebiete von      weise
die Liste der Gebiete von gemeinschaftli-      gemeinsamer Bedeutung auch auf an-            ■ Veränderungen am Pachtmarkt in an-
cher Bedeutung für die „Alpine Region“         grenzende Regionen erstrecken können.         grenzenden Gebieten (Verknappung
verabschiedet. Dies betrifft auch wesent-      Und zwar dann, wenn in Nachbarregionen        nicht belasteter Pachtflächen);
liche Flächen in Österreich. Für weitere       geplante Maßnahmen („Pläne und Pro-           ■ generelle vermögensrechtliche Nach-
österreichische Flächen, die der „Konti-       jekte“) ein ausgewiesenes Schutzgebiet        teile der verbleibenden Betriebseinheit,
nentalen Region“ zugeordnet sind, könn-        erheblich beeinträchtigen könnten (Art.       also Wertminderungen des Anlagevermö-
te sich der Brüsseler Auswahlprozess           6, Abs. 3 FFH-RL). Bereits bei einer theo-    gens des Gesamtbetriebes;
aber noch über längere Zeit hinziehen.         retisch möglichen Beeinträchtigung ist ein    ■ Verlängerung der Umtriebszeiten im
                                               Prüfungsverfahren („Naturverträglich-         Forst;
Auch Vogelschutzgebiete                        keitsprüfung“) in Gang zu setzen, welches     ■ Veränderungen in der Organisations-
                                               laut Vorstellungen der Generaldirektion       struktur;
sind Teil von Natura 2000                      Umwelt der EU-Kommission in den               ■ Mehraufwendungen im Zusammen-
    Trotz des sehr unterschiedlichen No-       Grundzügen einer Umweltverträglich-           hang mit der Aufsicht und Verwaltung der
minierungs- und Ausweisungsverfahrens          keitsprüfung entspricht. Es ist daher ein     unter Schutz gestellten Flächen und
ist darauf hinzuweisen, dass das Netz Na-      Irrglaube zu hoffen, dass außerhalb von       ■ Mehrkosten,         falls    ausgewiesene
tura 2000 nicht nur die laut FFH-RL aus-       Natura 2000-Gebieten keinerlei Auflagen       Flächen auch bei einer Nichtbewirtschaf-
gewiesenen Gebiete umfasst, sondern            oder Beschränkungen wirksam werden            tung frei gehalten werden müssen.
auch die aufgrund der VSCH-RL ausge-           können.                                          Aus fachlicher Sicht sind diese Ein-
wiesenen Schutzgebiete (Art.3/Abs.1               Welche Auflagen zum Schutz der Ge-         flussgrößen betriebsindividuell zu ermit-
FFH-RL). Die in den letzten Jahren – spe-      biete von gemeinsamer Bedeutung               teln und abzugelten. Ob überhaupt und
ziell in Niederösterreich – vielfach gepflo-   schließlich zu setzen sind, das haben die     wie hoch zu entschädigen ist, ist allerdings
gene Argumentation der Reduktion von           Mitgliedstaaten innerhalb von sechs Jah-      in Österreich nicht bundesweit einheitlich
FFH-Gebieten durch ihre Ausweisung als         ren nach Verlautbarung der Liste festzu-      geregelt, sondern in den jeweiligen Lan-
Vogelschutzgebiete ist aus diesem Ge-          setzen. Für Österreich bedeutet dies, dass    des-Naturschutzgesetzen verankert.
sichtspunkt irreführend und falsch.            die jeweiligen Landesregierungen im
    Es wäre weiters ein Irrglaube, davon       Rahmen ihrer Kompetenzen Maßnahmen            Ausblick
auszugehen, dass mit der Ausweisung von        zum Schutz und zur Erhaltung der Le-
Schutzgebieten der Prozess Natura 2000         bensräume und Habitate zu treffen haben.         Nach Abschluss der nationalen Nomi-
abgeschlossen sei. Einerseits existieren          Welcher Art diese Schutzgebietsaufla-      nierung ist nun die EU-Kommission in
auch in Österreich sogenannte „Schatten-       gen sein können, das lässt sich aus bereits   Brüssel am Zug, die Gebiete von „ge-
listen“ von Naturschutzorganisationen          erteilten Auflagen z.B. für Wasser- und       meinschaftlichem Interesse“ festzulegen
wie WWF oder ÖGNU, die diese Verei-            Naturschutzgebiete oder Nationalparks         und den Mitgliedstaaten bekanntzugeben.
nigungen von sich aus an die EU-Kom-           ableiten. Beispielsweise können bestimm-         Für die Erstellung von Maßnahmenka-

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                                                                                                           top Journal 8/2003        13
top Journal

                                                             Vorgeschlagene Natura 2000
                                                             Gebiete Österreichs

                                              Natura 2000-Gebiete enden oftmals an der Landesgrenze. Das zeigt, wie wenig die Bun-
talogen und Managementplänen sind in          desländer ihre Gebietsmeldungen koordiniert haben.
der Folge sechs Jahre Zeit. Allerdings ha-
ben einzelne Bundesländer schon parallel      schaft angewiesen. Spannend wird die Si-                  typen und Arten haben können. Denn
zum Nominierungsverfahren auch Zivil-         tuation in jenen Natura 2000-Gebieten, in                 hier ist anhand von Naturverträglichkeits-
techniker mit der Erstellung von Manage-      denen in bestehende Bewirtschaftungen                     prüfungen die Zulässigkeit der vorgese-
mentplänen beauftragt.                        bzw. Bewirtschaftungsmöglichkeiten ein-                   henen Maßnahmen zu prüfen.
   Große Konflikte sind in einzelnen          gegriffen wird. Spannend wird die Situati-                   In zwei weiteren Beiträgen soll darge-
Bundesländern vor allem deshalb ent-          on aber auch in Grenzregionen zu Natura                   stellt werden, welche Bewirtschaftungs-
standen, weil betroffene Landwirte und        2000-Flächen, in denen Maßnahmen                          auflagen in Schutzgebieten zu erwarten
Grundeigentümer nicht oder zuwenig in         („Pläne und Projekte“) vorgesehen sind,                   sind und nach welchen Entschädigungs-
das Nominierungsverfahren einbezogen          die Auswirkungen auf die in den Natura                    grundsätzen in den einzelnen Bundeslän-
wurden. Aufgrund der möglichen gravie-        2000-Gebieten befindlichen Lebensraum-                    dern zu rechnen ist.
renden Eingriffe von Natura 2000 in die
Land- und Forstwirtschaft mag dies auch
verständlich sein.                                Übersicht 1: Diese Flächen haben die Bundeslän-
   Allerdings muss die Ausweisung von             der für Natura 2000 gemeldet1)
Natura 2000-Gebieten nicht automatisch
zu Einschränkungen in der Bewirtschaf-                                              Meldung gem. Richtlinie
tung führen. Denn zahlreiche zu schüt-                                       nur FFH nur VSCH FFH+VSCH                       Natura 2000 gesamt
zende Lebensraumtypen und Arten sind                                           (ha)      (ha)           (ha)                 (ha)        (%)2)
auf Aktivitäten der Land- und Forstwirt-          Burgenland                  39234      10 337        48 229                  97 800      25
                                                  Kärnten                     46 059     30 044         3 753                  79 856       8
       Die österreichischen Bundesländer ha-      Niederösterreich                 0    333 409      279 834                  613 243      32
           ben durchschnittlich rund 17 % des     Oberösterreich              30 492      2 988        38 652                  72 132       6
            Bundesgebiets im Rahmen des eu-       Salzburg                    25 783           2 402         80 990          109 175         15
       ropäischen Schutzprogrammes Natura         Steiermark                  39 089         135 973          63 158          238 220        15
                  2000 nominiert. Im Einzelfall
       schwankt die nominierte Landesfläche       Tirol                          140               0         182 956          183 097        14
          allerdings zwischen über 30 % (Nie-     Vorarlberg                   3 459          14 805           2 487           20 751         8
         derösterreich) und etwa 6 % (Oberö-      Wien                             0               0           5 313            5 313        13
               sterreich). Die Nominierung der    Gesamt                     184 256         529 958         705 373        1 419 587        17
           Flächen ist großteils abgeschlossen.
         Einzig Niederösterreich arbeitet der-
                                                  1)
                                                       Stand Oktober 2002
                                                  2)
                                                       Prozentanteil an der Landesfläche
         zeit noch an der Abgrenzung der ge-
                                                                                           Quelle: Nationale Liste, Amt der Tiroler Landesregierung
                  meldeten Vogelschutzgebiete.

14 top Journal 8/2003
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