NEAT 2017 Infrastrukturen für die Verkehrsverlagerung - UIRR

Die Seite wird erstellt Rosa Knoll
 
WEITER LESEN
NEAT 2017 Infrastrukturen für die Verkehrsverlagerung - UIRR
NEAT 2017
Infrastrukturen für die
Verkehrsverlagerung

Geht die NEAT an den                              Eine gigantische Herausforderung, zumal der
Marktbedürfnissen vorbei?                         Güterverkehr auf der Nord-Süd-Achse weiter
                                                  wachsen wird. Klamme Haushaltskassen ver­
In 2008 durchquerten 900.000 Strassensendun­      zögern den notwendigen Ausbau der Bahn­
gen die Schweizer Alpen sicher und umwelt­        infrastrukturen. Und der ebenfalls wachsende
freundlich auf der Schiene. In zehn Jahren        Personenverkehr macht dem Güterverkehr die
sollen es doppelt so viele sein. Denn erklärtes   knappen Kapazitäten streitig.
Ziel der schweizerischen Verkehrspolitik ist
es, den ständig wachsenden Güterverkehr auf       In absehbarer Zeit wird der Gotthard-Basistun­
die Schiene zu verlagern und die Anzahl der       nel Realität. Damit dieses Jahrhundertbauwerk
Lkw-Sendungen im Strassentransit von heute        tatsächlich die erhoffte Verlagerungswirkung
1.200.000 auf 650.000 Einheiten nach Eröff­       entfaltet, sind wichtige Weichenstellungen
nung des Gotthard-Basistunnels zu senken.         notwendig. Wir können es uns nicht leisten,
                                                  dass diese Infrastruktur der Superlative an den
                                                  Marktbedürfnissen vorbeigeht.
Kein ausreichendes Trassenangebot
für das grösste Güterverkehrssegment
im Alpentransit durch die Schweiz!

Verlagerungsziel                                            Fahrzeuge. Im internationalen Strassentransit
Zwei Jahre nach Eröffnung des Gotthard-                     dürfte der Anteil bei mindestens 80% liegen.
Basistunnels, also voraussichtlich 2019, soll das           Sattelauflieger sind flexibel im Einsatz und mit
Verlagerungsziel erreicht sein. Dieses sieht eine           ihren 4 Metern Eckhöhe besonders geeignet
Senkung des alpenquerenden Strassengüter­                   für den Transport von Volumengütern. Die
verkehrs auf 650.000 Lkw pro Jahr vor. Bei der              Bahninfrastruktur via Gotthard lässt jedoch
prognostizierten Steigerung des Verkehrsauf­                nur den Transport von Aufliegern bis 3,80
kommens um 2 bis 3% jährlich muss die trans­                Meter Eckhöhe zu.
alpine Bahninfrastruktur im Jahr 2019 etwa
1.200.000 Strassensendungen zusätzlich zu den               4-Meter-Korridor via Lötschberg
900.000 Kombi-Sendungen des Vorkrisenjahres                 Auf der Lötschberg-Achse besteht zwar ein
2008 bewältigen.                                            4-Meter-Korridor zwischen Deutschland und
                                                            Italien. Wegen Engpässen im Süden ist die
Korridorkonzept                                             Kapazität jedoch zu über 90% ausgelastet, wie
Dafür sind die neuen Basistunnel Lötschberg,                die unabhängige Trassenvergabestelle Trasse
Gotthard und Ceneri allein nicht ausreichend.               Schweiz bestätigt. Für das grösste und expo­
Die gesamte Nord-Süd-Achse muss in der                      nentiell wachsende Güterverkehrssegment
Schweiz ebenso wie in den Nachbarländern ge­                im Alpentransit besteht somit kein adäquates
mäss eines Korridorkonzepts angepasst werden.               schienenseitiges Angebot.
Denn das schwächste Glied der Kette bestimmt
die Leistungsfähigkeit der gesamten Achse.                  Tiefgelegtes Rollmaterial
                                                            Bei den Bahnwagen für den kombinierten
Marktsegment 4-Meter-Sattelzüge                             Verkehr lassen sich keine zusätzlichen Höhen­
In den letzten zwanzig Jahren hat sich der                  zentimeter gewinnen. Die neuesten Modelle
Anteil der Sattelschlepper im alpenqueren­                  sind bis auf 27 cm über Schienenoberkante
den Strassengüterverkehr durch die Schweiz                  abgesenkt und schöpfen damit alle behördlich
verdoppelt und beträgt heute 60% aller                      zugelassenen Möglichkeiten aus.

 Verlagerungsziel 2019: Kapazitäten schaffen für 1,2 Millionen Kombi-Sendungen zusätzlich!

 Mio. Lkw-Fahrten bzw. Kombi-Sendungen im Alpentransit durch die Schweiz

                                                             Marktwachstum
     3.5                                                     Szenario 1: + 2,6% p.a. ab 2011
                  Strasse
                  Kombi-Verkehr                              Szenario 2: + 3,5% p.a. ab 2011
      3                                                                                     2,9
                                                                                 2,7
     2.5
                  Marktwachstum         2,2    Krisenjahr     2,2
                  + 4,5% p.a.
      2                        2,0                 1,7

                     1,5       0,57     0,92      0,80        0,92              2,03       2,22
     1.5

            1,0
      1

     0.5
                              1,40      1,28      1,18        1,28               0,65      0,65

      0
           1990      1995     2000      2008      2009       2011      2015     2019       2019
                                                                              Szenario 1 Szenario 2
Bundesamt für Verkehr; Hochrechnung Hupac
Verhindertes Wachstum                                       heutige Infrastruktur punktuell ausgebaut
Im unbegleiteten kombinierten Verkehr durch                 werden, beispielsweise durch die rasche Um­
die Schweiz beträgt der Anteil der Sattelauf­               setzung der Piattaforma Luino I und II.
lieger gegenwärtig nur 13%. Auf der Bren­
nerachse hingegen, welche im Jahr 2000 auf                  Gotthard-Sanierung
das 4-Meter-Profil umgerüstet wurde, sind                   Die für 2020 vorgesehenen Sanierungsarbeiten
heute 28% der beförderten Kombi-Sendungen                   im Gotthard-Strassentunnel werden sich auf
Sattelauflieger. Auch die Rollende Autobahn                 den Verkehr in ganz Europa auswirken. Um so
kann nicht wachsen: weder auf der Lötsch­                   wichtiger ist ein adäquates Trassenangebot für
bergstrecke (aus Kapazitätsgründen), noch auf               den Transport von 4-Meter-Sattelaufliegern
der Gotthardstrecke (aus Profilgründen).                    auf der Schiene.

Südanschlüsse                                               Fazit
Für die Südanschlüsse zum Gotthard-Basistun­                Der kombinierte Verkehr auf langen interna­
nel wird in zwei Richtungen geplant: Südan­                 tionalen Strecken ist ein Wachstumsmarkt.
schluss “Ost” über die Strecke Chiasso/Como                 Ohne korridorweites, durchgängiges 4-Meter
und Südanschluss “West” über die Luino-Ach­                 Profil auf der Nord-Süd-Achse kann jedoch das
se. Für beide Projekte stehen verschiedene Va­              dynamisch wachsende Segment der Sattelzüge
rianten zur Diskussion. Die neuen Bahnlinien,               nicht auf die Schiene verlagert werden. Das
welche in Abstimmung zwischen der Schweiz                   4-Meter Profil ist zwingend notwendig, um die
und Italien entstehen werden, sind wegen des                Güterverkehrskapazität nach Eröffnung des Ba­
bergigen Geländes sehr anspruchsvoll und er­                sistunnels auszulasten, denn das konventionelle
fordern hohe Investitionen. Gemäss heutigem                 Trassenangebot (maximal 3,80 Meter Eckhöhe)
Stand ist mit einer Umsetzung im Zeitraum                   geht faktisch an den Marktbedürfnissen vorbei.
2040-2050 zu rechnen, also weit jenseits des                Dies schmälert die Wirtschaftlichkeit der NEAT.
Zeithorizonts, welcher für das Verlagerungs­                Um ein Scheitern der Verlagerungspolitik zu
ziel relevant ist. Damit zeitnah leistungsfähige            verhindern, ist daher die Einrichtung eines
Bahnlinien zur Verfügung stehen, muss die                   4-Meter-Korridors via Gotthard erforderlich.

 Sattelzüge als grösstes Verlagerungspotenzial: Fahrzeugkategorien im Strassengüterverkehr
 durch die Schweizer Alpen 1981-2009

       Fahrzeuge/Jahr
      1000

                           Sattelzüge
                           Lastenzüge
       750                 Lastwagen

       500

       250

         0
             81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06 ‘07 ‘08 ‘09

Bundesamt für Verkehr
Forderung: 4-Meter-Profil und punktueller
Ausbau der Zulaufstrecken zeitgerecht
bis zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels!

Profil P400 via Gotthard                          Zeitrahmen
Die gesamte Gotthardachse muss für die Verla­     Die Planungs- und Bauzeiten für Bahninfra­
gerung der modernen, 4 Meter hohen Sattel­        strukturen sind ausgesprochen lang. Es muss
anhänger ausgebaut werden. Während die            sofort gehandelt werden, damit die erforderli­
neuen Basistunnel dann über das erforderliche     chen Anlagen rechtzeitig zur Verfügung stehen.
Profil P400 verfügen werden, muss an rund
hundert bestehenden Tunneln und Brücken des       Fazit
Gotthardkorridors ein Höhengewinn von 20          Der Ausbau der Gotthardachse für 4-Meter-
cm zwischen Schienenoberkante und oberem          Transporte ist ein wichtiger Zwischenschritt und
Tunnelbereich erzielt werden. Die Höhe der        muss bereits 2017 zur Eröffnung des Gotthard-
erforderlichen Investitionen wird zur Zeit vom    Basistunnels umgesetzt sein. Das zur Zeit disku­
Bundesamt für Verkehr überprüft und dürfte        tierte Infrastrukturpaket “Bahn 2030” sieht in
bei wenigen hundert Millionen Franken liegen.     der Variante für 12 Milliarden Franken einige
                                                  Investitionen für den Binnengüterverkehr vor,
Ausbau der Achsen Luino und Chiasso               jedoch keinerlei Massnahmen für den Alpen­
In Erwartung des Südanschlusses “West” muss       transit, obwohl hier das grösste Verkehrsvolu­
die heutige Achse (Bellinzona)-Luino-Gallarate    men mit dem höchsten Wachstumspotenzial
ausgebaut werden, wie dies auch mit den           vorliegt. In der Variante für 21 Milliarden ist die
Projekten Piattaforma Luino vorgesehen ist:       4-Meter-Profilerweiterung der Gotthardachse
geringe Investitionen mit sofort spürbarer        zwar enthalten - die Massnahme käme jedoch
Wirkung. Die Projektphase I muss unverzüglich     viel zu spät, um etwas für das auf 2019 termi­
abgeschlossen und die Phase II termingerecht      nierte Verlagerungsziel zu bewirken.
in Angriff genommen werden. Die Achse via
Chiasso dagegen spielt eine wichtige Rolle für
den Verkehr östlich von Mailand.

650 Meter lange Züge
Die gesamte Nord-Süd-Achse muss für Züge
mit einer Länge von 750 bzw. von 650 Metern
ausgebaut werden. Im Verkehr von und nach
Busto Arsizio beispielsweise beträgt die maxi­     Hürden für 4-Meter-Sattelauflieger:
                                                   Profile auf den Hauptkorridoren
male Zuglänge heute nur 600 Meter.

Terminals
Die Kapazität der Umschlagterminals reicht                   P400
für die Bewältigung des künftigen Verkehrs­                  P390
aufkommens nicht aus. Bereits heute muss der                 P384
                                                             P380
Bau weiterer Terminals nördlich und südlich der
Alpen in Angriff genommen werden.

Züge bis 2.000 t
Gegenwärtig beträgt das Höchstgewicht der
Züge 1.600 Tonnen. Mit der NEAT-Flachbahn
sollten wesentlich schwerere Züge einge­
setzt werden, um die Trassenkapazität besser
auszunutzen. Auf diese Weise lassen sich die
Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des
Güterverkehrs verbessern - ein wichtiger As­
pekt angesichts der ständigen Fortschritte im
Strassengüterverkehr.
Von der Strasse auf die Schiene

Als Unternehmen und Verbände haben wir ein            Dagegen ist es Aufgabe der Unternehmen, die
vitales Interesse an einer marktnahen Ausge­          Verkehrsverlagerung unter der Prämisse der
staltung der verkehrspolitischen Rahmenbe­            wirtschaftlichen Nachhaltigkeit umzusetzen.
dingungen auf dem wichtigsten Korridor für            Als Unternehmen investieren wir hohe Summen
den kombinierten Verkehr in Europa. Wir               in den Schienengüterverkehr: in Lokomotiven,
befassen uns strategisch mit den künftigen            Bahnwagen, Umschlagterminals und in spezi­
Herausforderungen aus der Sicht des Marktes:          elle, für den kombinierten Verkehr geeignete
Wie können wir erreichen, dass das Verlage­           Fahrzeuge, welche per Kran auf die Bahnwagen
rungsziel im vorgesehenen Zeitraum weitest­           verladen werden können.
gehend erreicht wird?
                                                      Die Vorlaufzeit für Investitionen in Strassen­
Es ist Aufgabe der Politik, die richtigen verkehrs­   fahrzeuge für den kombinierten Verkehr liegt
politischen Weichenstellungen vorzunehmen.            bei fünf bis acht Jahren. Umso wichtiger ist
Die noch erforderliche Anschlussfinanzierung          es, dass der Markt in Hinblick auf die NEAT
zur Ertüchtigung des Gotthard-Korridors ist nur       frühzeitig sensibilisiert wird und auf stabile
in kleiner Schritt im Vergleich zu den bereits er­    Rahmenbedingungen zählen kann, damit
folgten Investitionen in den 57 Kilometer langen      Investitions­entscheide beizeiten und mit der
Basistunnel.                                          notwendigen Sicherheit getroffen werden
                                                      können.
Von grosser Bedeutung ist auch die Koordinie­
rung mit den Nachbarländern. Je länger der
Entscheidungsprozess für die internationalen
Anschlussstrecken auf institutioneller Ebene
dauert, desto später wird die Verkehrsverlage­
rung umsetzbar sein.

 Die Nord-Süd-Achse dominiert: Netzbelastung 2015 im unbegleiteten kombinierten Verkehr

    Bruttotonnen
                20000
               100000
               200000
               400000

               600000

GTC Groupe Transport Combiné
Weitere Informationen:

VAP - Verband der verladenden
                                Frank Furrer
Wirtschaft
                                Tel. +41 44 491 15 95
Ringlikerstrasse 70
                                furrer.vap@bluewin.ch
CH-8142 Uitikon

Verband Öffentlicher Verkehr    Hans-Kaspar Schiesser
Dählhölzliweg 12                Tel. +41 31 359 23 44
CH-3000 Bern 6                  hanskaspar.schiesser@voev.ch

Hupac Intermodal                Irmtraut Tonndorf
Viale Manzoni 6                 Tel. +41 91 6952936
CH-6830 Chiasso                 itonndorf@hupac.ch
Sie können auch lesen