NEUE ZÜGE BRAUCHT DAS LAND! - NEUE BUSSE AUCH! - FORDERUNGSKATALOG DES BUND RHEINLAND-PFALZ ZUM ÖFFENTLICHEN PERSONENNAHVERKEHR IN RHEINLAND-PFALZ ...

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Neue Züge braucht das Land!
         Neue Busse auch!

        Forderungskatalog
      des BUND Rheinland-Pfalz
zum Öffentlichen Personennahverkehr
         in Rheinland-Pfalz
NEUE ZÜGE BRAUCHT DAS LAND! - NEUE BUSSE AUCH! - FORDERUNGSKATALOG DES BUND RHEINLAND-PFALZ ZUM ÖFFENTLICHEN PERSONENNAHVERKEHR IN RHEINLAND-PFALZ ...
Impressum                                                          Inhalt

Herausgeber                                              03        Vorwort
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Rheinland-Pfalz e. V.
                                                         04        Die Verkehrswende ist unabdingbar
Hindenburgplatz 3
55118 Mainz
                                                         05        Forderungen und Prioritäten
Tel.: 06131-62706-0
Fax: 06131-62706-66
info@bund-rlp.de                                         07        Notwendige, grundsätzliche
Redaktion und Texte                                                Ände­rungen im Land
Michael Carl
                                                         09        Das rollende Material
Gestaltung
Heidi Weibel | grafik-design-weibel.de
                                                         10        Weitere Vorschläge
Druck
Druckerei Lokay in Reinheim                              10        Situation in Großstädten

Titelseite
                                                         11        Fazit
Elektrischer Triebwagen mit Akku für nicht-elektri­
fi­zierte Teilstrecken (Herstellerfoto Alstom)           12        Karte zu den Forderungen

Bild unten                                               14        Tabelle zu den Forderungen
Foto: S. Yacoub, BUND

Mainz: BUND, 2020                                        18        Erläuterungen zur Tabelle

2                                               BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist für uns selbstverständlich mobil zu sein. Viele
von uns pendeln zur Arbeit oder nehmen beruf-
lich an nationalen oder internationalen Treffen teil.
Urlaubs­reisen – zum Teil mehrere im Jahr – sind für
viele die Regel. Doch die Mobilität hat ihren Preis:
Etwa 20 Prozent der Klimagas-Emissionen Deutsch-
lands stammen vom Verkehr; Verbrennungs­motoren
tragen zur Luftverschmutzung bei; fruchtbarer
Boden­und wertvolle Naturflächen werden für
den Bau von Straßen und Flughäfen versiegelt.

Wenn wir unsere Gesellschaft zukunftsfähig ge­­­
stalten wollen, dann brauchen wir eine sozial-öko­­
lo­­­­­gische Transformation. Unser Leben und Wirt-      Parkplätze könnten für Grünstreifen, kleine Parks,      Sabine Yacoub

schaften muss sich an den Grenzen des Planeten           blühende Wiesen und Bäume genutzt werden. Das           Landesvorsitzende BUND Rhein-

ausrichten und auch ärmere Menschen weltweit             Stadtklima wäre gleich ein ganz anderes!                land-Pfalz

müssen teilhaben können. Zu diesem Wandel muss
auch der Verkehr seinen Beitrag leisten.                 Rheinland-Pfalz ist ein Flächenland mit nur wenigen
                                                         großen Städten und vielen ländlichen Strukturen.
Bevor wir uns fragen, mit welchen Verkehrsmitteln        Das stellt uns beim Ausbau des Öffentlichen Verkehrs
wir zukünftig unterwegs sein sollten, müssen wir         vor Herausforderungen. Es kann nicht jeder Ort im
überlegen, welche Fahrten überhaupt erforderlich         Land ans Schienennetz angebunden werden. Bus-
sind. Dass wir auch auf die ein oder andere berufliche   verbindungen und Anrufsammeltaxis sind wichtige
Reise verzichten können, haben wir notgedrungen          Ergänzungen. Doch die vorliegende Broschüre zeigt,
während der Corona-Pandemie gelernt: Mit Tele-           dass das Schienennetz in Rheinland-Pfalz noch deut-
fon- und Videokonferenzen lassen sich persönliche        lich verbessert werden kann. So finden Sie zahlreiche
Besprechungen durchaus ersetzen. Dies sollten wir        konkrete Forderungen, was getan werden sollte,
in Zukunft nutzen, um weite Anreisen zu vermeiden.       um die Verkehrswende bei uns voranzubringen.

Im Alltag brauchen wir für eine nachhaltige Mobili-      Ich danke allen BUND-Aktiven und Experten, die
tät eine Stadt der kurzen Wege. Dort wo wir leben,       sich bei der Sammlung der erforderlichen Maß-
sollten die Arbeitsplätze und Einkaufmöglichkeiten       nahmen beteiligt haben. Mein besonderer Dank gilt
sein. Dann können wir die umweltfreundlichsten und       Michael Carl, stellvertretender Landesvorsitzender
gesündesten Fortbewegungsmittel nutzen: unsere­          und langjähriger Sprecher des BUND-Arbeitskreis‘
Füße. Oder mit dem Fahrrad fahren. Bei etwas an-         Energie. Er hat mit großem Sachverstand im gan-
strengenderen oder weiteren Strecken kann uns            zen Land Gespräche geführt, alles zusammenge-
das Elektro-Fahrrad helfen. Alle anderen Fahrten         tragen und zu Papier gebracht.
sollten­zum großen Teil mit dem öffentlichen Ver-
kehr möglich sein. Unterstützt durch Car-Sharing         Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wünsche ich eine
(am besten mit Elektroautos) sollten wir es schaffen,    interessante Lektüre und hoffe, dass die Broschüre
den PKW-Bestand deutlich zu reduzieren.                  Sie bei der Weiterentwicklung der Mobilität in
                                                         Ihrer Region unterstützt!
Ich wünsche mir weniger Autos nicht nur, um
das Klima zu schützen und eine sauberere Luft zu         Ihre Sabine Yacoub
haben­. Autofreie Stadtteile und Gemeinden bieten­
immense Chancen für unsere Lebensqualität.               Landesvorsitzende BUND Rheinland-Pfalz

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                        3
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Die Verkehrswende ist unabdingbar

    Es gibt eine Reihe von Gründen, weswegen eine          Der Verkehr erzeugt Unmen-
    Verkehrswende mit deutlicher Reduzierung des           gen an Schadstoffen
    Verkehrsaufkommens zu den obersten politischen
                                                           Der Dieselskandal hat aufgezeigt, dass vor allem
    Zielen unserer Gesellschaft gehören muss. Für ein
                                                           der motorisierte Individualverkehr sowie LKWs und
    nur scheinbar besseres Leben wurden in den ver-
                                                           Busse zur Belastung unserer Innenstädte führen. Seit
    gangenen Jahrzehnten viele politische Weichen
                                                           vielen Jahren verbindliche Grenzwerte werden nicht
    im Verkehrsbereich falsch gestellt. Dies beginnt
                                                           eingehalten. Erst Gerichtsurteile brachten unsere
    mit Streckenstilllegungen im Bereich der Bahn
                                                           Politiker*innen zur Einsicht, dass dringend Maßnah-
    und endet noch lange nicht beim ungezügelten
                                                           men zur Luftreinhaltung zu ergreifen sind. Stickoxide
    Ausbau der Straßeninfrastruktur.
                                                           und Feinstaub verursachen jährlich viele zusätzliche
                                                           Todesfälle. Kreuzfahrtschiffe auf den Weltmeeren
    Der Verkehr verbraucht große                           erzeugen zudem Unmengen von Schadstoffen durch
    Mengen fossiler Energie                                Verbrennung von Schweröl. Flugzeuge verlagern ihre
                                                           Schadstoffe in die oberen Schichten der Atmosphäre,
    Alle Verkehrsträger zusammen verbrauchen in
                                                           wo sie besonders klimaschädlich sind.
    Deutschland pro Jahr etwa 770 Terawattstunden
    an Energie (2017, Umweltbundesamt). Dies sind
    rund 30 % des Gesamtbedarfs. Während in anderen        Der Verkehr fordert immer­noch
    Sektoren, wie der Industrie oder den privaten Haus-    viel zu viele Men­­­schen­­leben
    halten der Energieverbrauch leicht rückläufig ist,
                                                           2019 kamen auf Deutschlands Straßen 3.080 Men-
    steigt er im Verkehrsbereich weiter an. Der Trend
                                                           schen ums Leben, etwa 383.000 wurden verletzt.
    zu spritfressenden SUVs und immer größeren­und
                                                           Jede andere Technologie wäre bei solchen Opfer-
    schwereren Fahrzeugen ist ungebrochen. Hinzu
                                                           zahlen obsolet. Aber auch Tiere, vor allem Vögel
    kommt die Zunahme von Flugbewegungen (+ 5 %
                                                           lassen im Straßen- und Bahnverkehr ihr Leben.
    pro Jahr) und Kreuzfahrten.
                                                           Schätzungen gehen von etwa 70 Millionen toten
                                                           Vögeln pro Jahr aus. Hinzu kommen noch etwa
    Der Verkehr produziert einen                           220.000 Wildtiere, wobei die Statistik nur Wild-
    Großteil des CO2                                       schweine, Rehe, Rot- und Damwild erfasst und
                                                           eine nicht abschätzbare Zahl an Insekten. Diese
    Der motorisierte Individualverkehr fußt zu fast
                                                           Aufzählung ist bei Weitem nicht abschließend. So
    100 % auf der Verbrennung von Kohlenwasser-
                                                           ist beispielsweise auch die Wildkatze, für deren
    stoffen, die aus Erdöl hergestellt werden. Dabei
                                                           Erhalt wir eine besondere Verantwortung tragen,
    entsteht unweigerlich CO2. Der Verkehr ist einer der
                                                           ein häufiges Verkehrsopfer.
    Hauptproduzenten dieses wichtigsten Klimagases
    (ca. 20 %). Während im Wärmebereich (Wärme-
    pumpen, Pellets) oder beim Strom (Windräder, PV-       Der Verkehr zerstört Land-
    Anlagen) klimafreundliche Technologien eingeführt      schaften und Innenstädte
    sind, hinkt der Verkehrsbereich deutlich hinterher.
                                                           Durch den exzessiven Straßenbau in unserem
    Erst mit der Verbreitung von Elektroautos kann
                                                           Land gehen jährlich Unmengen an Naturfläche
    der Klimagasausstoß merklich reduziert werden.
                                                           verloren. Der Flächenverbrauch für den Straßenbau
                                                           ist mit rund 20 ha pro Tag (etwa ein Drittel des
    Darüber hinaus ist der Verkehr die Lärmquelle
                                                           Gesamtbedarfs) viel zu hoch. Flughäfen sind im
    Nr. 1. Anwohner an Flughäfen, Schnellstraßen
                                                           Ausbau bereits weit über ein vernünftiges Ausbau-
    und Bahnlinien sind die Leidtragenden.
                                                           ziel hinausgeschossen, was an der zunehmenden
                                                           Bedeutungslosigkeit des Flughafens Hahn immer
                                                           deutlicher wird. Im Bereich der Bahn werden eher
                                                           selten zusätzliche Flächen gebraucht.

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Forderungen und Prioritäten

Ein Großteil der Forderungen des BUND ist all-        erreichen. Dann muss sie aber auch bereit sein,
gemeiner Art. Sie betreffen die Verkehrspolitik       ähnliche Summen pro Bürger*in zur Verfügung zu
der Bundesregierung und nur mittelbar das Land        stellen. Aktuell investiert die Schweiz fast fünfmal
Rheinland-Pfalz. Sie werden daher an dieser Stelle    so viel Geld pro Kopf der Bevölkerung in die Bahn
nur kurz und in grundsätzlicher Form dargestellt.     wie unser Land (Tabelle 1), wobei die Zahlen in
                                                      früheren Jahren noch deutlich schlechter waren.
                                                      Selbst die bis 2030 unter dem Stichwort „Klima-
Weniger Autos und Flugzeuge,                          paket“ geplanten Mittel in Höhe von 86 Mrd. Euro
mehr Busse und Bahnen                                 erreichen nicht die Investitionen bahnfreundlicher
Über Jahrzehnte hinweg wurde der Individual-          Länder. Daneben ist auch eine deutliche Senkung
verkehr auf der Straße als allererste Priorität be-   der Trassenpreise nötig.
handelt. Auch der Flugverkehr erfuhr deutliche
Förderung. Die Bahn wurde hingegen sträflich          Umgekehrt müssen die Investitionen in den Stra-
vernachlässigt. Diese Verkehrspolitik muss einen      ßen- und Flugverkehr deutlich sinken. Das Flugzeug
grundsätzlichen Wandel erfahren.                      ist das umweltschädlichste Verkehrsmittel – und
                                                      das sollten die Preise auch zeigen. Kurzstrecken-
Wenn die Bundesregierung bis 2030 doppelt so          flüge, vor allem Inlandsflüge müssen der Vergan-
viele Benutzer*innen der Bahn haben will, muss        genheit angehören. Der BUND fordert zudem die
sie auch die entsprechenden finanziellen Mittel       rigorose Begrenzung weiteren Straßenausbaus.
zur Verfügung stellen. Dabei geht es nicht um         Finanzielle Mittel für den Straßenverkehr darf es
Prestigeobjekte wie Stuttgart 21, sondern um          fast ausschließlich nur noch zur Instandhaltung
die Instandsetzung und den Erhalt der Schienen­       geben. Bei Sanierungen sollte der Verkehrsraum
infrastruktur und des rollenden Materials. Die        zugunsten von Fahrrädern, Fußgängern und Bus-
Bundesregierung liebäugelt mit dem Bahnnetz der       spuren neu verteilt werden.                            Tabelle 1
Schweiz und will mit dem auch von uns gefor-                                                                 So wenig Geld zahlt Deutschland
derten Deutschland-Takt ähnlich gute Angebote                                                                für seine Bahn

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                     5
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Öffentlicher Verkehr hat viele­ Neue Prioritäten setzen
                              Vorteile
                                                                                               Die Priorisierung von öffentlichen Verkehrsmitteln
                              Hintergrund dieser Forderungen ist der klare Umwelt­             erfordert konsequenterweise auch die Abschaffung
                              vorteil der Bahn gegenüber anderen Verkehrs­                     der Pendlerpauschale für den Individualverkehr, des
                              mitteln. So sind die Treibhausgasemissionen im                   Diesel- und Dienstwagenprivilegs sowie die Erhö-
                              Fernverkehr nach Angaben des Umwelt­bundes­                      hung der Parkgebühren. Die öffentliche Hand ist als
                              amtes (2018) beim Pkw etwa 4,5-mal und im                        Vorbild bei der Gestaltung von Dienstreisen gefragt.
                              Flugverkehr 7-mal so hoch wie bei der Bahn. Bei
                              Schadstoffen wie Kohlenmonoxid oder Stickoxiden                  Ein zukünftiger Mobilitätsverbund setzt auf öffent­
                              ist der Umweltvorteil der Bahn noch erheblich                    liche Verkehrsmittel, Rad- und Fußwege, Car-
                              größer. Für die Verkehrssicherheit gilt Ähnliches:               Sharing und Anruf-Sammeltaxis. Dazu bedarf es
                              Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist beim Auto                 im Nahverkehr der dauerhaften Sicherung und
                              mehr als 50-mal so hoch wie bei der Bahn.                        Steigerung der Regionalisierungsmittel. Es ist
                                                                                               zu empfehlen, den Nahverkehr in entsprechen-
                              Auch der Bus hat gegenüber dem Pkw klare Vor-                    den Gesetzen als Pflichtaufgabe festzulegen. Die
                              teile, wenn auch nicht ganz so deutliche wie die                 logische­Folge ist auch, dass die Preise für die um-
                              Bahn. Im Fernverkehr stoßen Busse ähnlich viele                  weltfreundlicheren Verkehrsmittel sinken müssen­,
                              Schadstoffe und Treibhausgase aus wie die Bahn.                  während die Subventionen für Auto und Flug-
                              Im Nahverkehr emittieren Busse etwa die Hälfte                   zeug (Kerosin­steuer, Mehrwertsteuer) mittel­fristig
                              mehr als die Bahn. Die flächendeckende Einführung                entfallen müssen. Dies lässt sich durch eine­CO2-
                              von E-Bussen würde diesen Nachteil kompensieren.                 Abgabe mit deutlicher Lenkungswirkung (50 Euro
                                                                                               aufwärts) erreichen.
                              Zu nennen ist in diesem Bereich auch die not-
                              wendige politische Unterstützung der Bahn. Eine                  Zudem ist eine Vereinfachung und Vereinheitlichung
                              positivere Darstellung ist dringend erforderlich.                der oft komplizierten Tarifsysteme ebenso angesagt
                              Die unwidersprochene Fehlinformation vieler Me-                  wie eine intensivere Werbung für den öffentlichen
                              dien, dass die Bahn das verspätungs­anfälligste Ver-             Verkehr. Diese grundsätzlichen Änderungen schlie-
                              kehrsmittel sei, ist ein klassisches Beispiel: Sowohl            ßen natürlich weitere Streckenstilllegungen und
                              das Flugzeug, als auch Fernbus und PKW weisen                    erst recht den Abbau von Schienenstrecken aus.
                              deutlich höhere Verspätungszeiten auf – was die
                              Verspätungen bei der Bahn allerdings nicht ent-                  Letztlich sollte klar sein, dass die umweltverträg-
                 Tabelle 2    schuldigen soll.                                                 lichsten Möglichkeiten der Fortbewegung das Fahr-
Emissionen von Verkehrs-                                                                       rad und das Zu-Fuß-Gehen sind.
mitteln im Personenverkehr

 Vergleich der durchschnittlichen Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Personenverkehr in Deutschland – Bezugsjahr 2018
 (Quelle: Umweltbundesamt)
 in g/km                   Pkw       Flugzeug, Eisenbahn, Fernlinien- sonstige Eisenbahn, Linienbus Straßen-,
                                       Inland Fernverkehr       bus          Reise-   Nahverkehr                 Stadt-,
                                                                             busse 6
                                                                                                                U-Bahn
 Treibhausgase  1
                        147          230  3
                                                   32 2
                                                               29            31         58           80          58
 Kohlenmonoxid             1            0,48        0,02        0,02          0,04        0,04        0,06        0,04
 Flüchtige4                0,14         0,13        0           0,01          0,01        0,01        0,03        0
 Kohlenwasserstoffe
 Stickoxide                0,43         1,01        0,04        0,06          0,11        0,2         0,32        0,05
 Feinstaub 5
                           0,004        0,011       0           0,001         0,002       0,002       0,003       0
 Auslastung                1,5 Pers.    0,71        0,56        0,55          0,64        0,28        0,19        0,19
 g/km = Gramm pro Personenkilometer inkl. der Emissionen aus der Bereitstellung und Umwandlung der Energieträger in Strom, Benzin und Kersosin
 1
   CO2, CH4 und N2O angegeben in CO2-Äqivalenten
 2
   Die in der Tabelle ausgewiesenen Emissionsfaktoren für die Bahn basieren auf Angaben zu durchschnittlichen Strom-Mix in Deutschland.
   Emissionsfaktoren, die auf unternehmens- oder sektorbezogenen Strombezügen basieren
 3
   inkl. Nicht-CO2-Effekte; 4 ohne Methan; 5 ohne Abrieb von Reifen, Straßenbelag, Bremsen, Oberleitung; 6 Gruppenfahrten, Tagesfahrten

6                                                        BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
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Bild 2
                                                                                                            Fahrradboxen Gau-Algesheim
                                                                                                            (Foto: M. Ullrich)

Notwendige, grundsätzliche Änderungen
im Land

Die seit längerem angekündigte Novelle des Nah­       Viele Schienenstrecken müssen zudem auf Reise­
verkehrsgesetzes in Rheinland-Pfalz sollte unbe-      geschwindigkeiten von mindestens 80 km/h be-
dingt den Nahverkehr als kommunale Pflichtauf-        schleunigt werden, um mit dem Auto konkurrie-
gabe festlegen – mit deutlicher finanzieller Unter-   ren zu können. Dazu sind bauliche Maßnahmen
stützung durch das Land. Ob zwei Zweckverbände        zur Reduzierung von Langsamfahrstellen und im
Schienenpersonennahverkehr und gleich fünf Ver-       Einzel­fall zur Begradigung zu enger Kurvenverläufe
kehrsverbünde in Rheinland-Pfalz notwendig sind,      erforderlich.
sollte zumindest hinterfragt werden.
                                                      Zudem sind noch vorhandene, aber ungenutzte
In diesen Zusammenhang gehört auch, dass bei          Schienenstrecken kurz- bis mittelfristig zu sanie-
Neuausschreibungen Reserven sowohl bei den            ren und wieder in Betrieb zu nehmen. Sind Bahn-
Fahrzeugen als auch beim Personal gefordert wer-      dämme noch vorhanden, aber etwa zu Radwegen
den. Beides kann auch vom Land selbst geschaffen      umgebaut, ist ebenfalls über eine Wiedernutzung
werden. Gleiches gilt für einen kurzfristig mach­     als Bahnstrecke nachzudenken. Der BUND wird sich
baren Schienenersatzverkehr in Notsituationen. An     ganz sicher nicht gegen Radwege positionieren,
eine grundsätzliche Bezuschussung des rollenden       aber ungenutzte Schienenstrecken sind zu wertvoll,
Materials durch das Land ist ebenfalls zu denken.     um sie Radfahrer*innen zur Verfügung zu stellen.
Bei Neuausschreibungen sollte immer an Klima-         Für Radwege können in großer Zahl vorhandene          Bild 3
forderungen und soziale Aspekte gedacht werden.       Nebenstraßen und Wirtschaftswege in einen guten       Mindestausstattung Halte-
                                                      Zustand versetzt und genutzt werden.                  punkt (Foto: M. Ullrich)
Im infrastrukturellen Bereich sind Park & Ride-
Parkplätze an Bahnhöfen und im Außenbereich
von Städten zu schaffen (inkl. Shuttle-Bussen und
Möglichkeit zur Gepäckdeponierung). Alle Bus-
haltestellen müssen Überdachungen er­halten. An
Bahnhöfen sollten Toiletten, überdachte und ab-
schließbare Fahrradständer bzw. –boxen, Treppen
mit Fahrradspur, witterungsgeschützte Sitzmög-
lichkeiten, gute Beleuchtung und regelmäßige Rei-
nigung, häufige Ansagen, Lademöglichkeiten für
Elektromobile mit Solarzellen und Barrierefreiheit
selbstverständlich sein.

An größeren Stationen sind Fahrstühle und Radver-
leihdienste einzurichten. Ein Car-Sharing-Angebot
ergänzt den ÖPNV. So werden größere Stationen
und Knotenbahnhöfe zu Mobilitätsdrehscheiben.

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                     7
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Bild 4
Elektrifizierung der Strecke
     Schifferstadt – Wörth
  (Foto: www.foto-lenz.de)

                               Schienenstrecken, die mehr als stündlich von Bahnen       An dieser Stelle sei noch die wenig bahnfreundliche
                               genutzt werden, sollten grundsätzlich elektrifiziert      Rolle des Landesrechnungshofs bei der Wieder­
                               werden. Während Rheinland-Pfalz im Bereich der            inbetrieb­nahme im Aartal und der Modernisierung
                               Schienenverkehrsdichte vor allem im Süden innerhalb       im Zellertal erwähnt. Im Zellertal ist zusätzlich die
                               Deutschlands einen Mittelfeldplatz belegt, besteht bei    zögerliche Haltung des Landeswirtschafts­ministe­
                               der Elektrifizierung deutlicher Nachholbedarf. Schließ-   riums ein Hemmschuh, steht doch die Strecke im
                               lich ist ein elektrifizierter Schienenverkehr energe-     Koalitionsvertrag.
                               tisch günstig, umweltfreundlich und leistungsfähig.
                                                                                         Eine Ausweitung der Fahrpläne ist unabdingbar,
                               Im Fahrkartenbereich ist mit dem Rheinland-Pfalz-
                                                                                         wenn mehr Fahrgäste in Busse und Bahnen geholt
                               Ticket ein gutes Angebot vorhanden. Es sollte (evtl.
                                                                                         werden sollen. Gute Ansätze bietet der Rheinland-
                               gegen einen Aufschlag) auch vor 9 Uhr gültig sein.
                                                                                         Pfalz-Takt, er muss aber deutlich ausgebaut werden.
                               Außerdem ist eine Gültigkeit in allen Verkehrsver-
                                                                                         Dies schließt gut vertaktete regionale und lokale
                               bünden unabdingbar. Der aktuelle Konflikt mit dem
                                                                                         Buslinien ein. Dazu gehören die flächendeckende
                               Verkehrsverbund Rhein-Neckar muss kurzfristig
                                                                                         Einführung der ÖPNV-Konzepte Nord und Nahe, die
                               gelöst werden und das RLP-Ticket wieder in allen
                                                                                         eine deutliche Verstärkung und bessere Vernetzung
                               seinen Verkehrsmitteln Gültigkeit erlangen.
                                                                                         vorsehen. Hierzu zählt auch der vermehrte Einsatz
                                                                                         von Wanderbussen (Nationalpark!) und Nachtbussen
                               Flächendeckend sind ein Seniorenticket und ein            (Jugendliche, Discobus), im Einzelfall als Kleinbus
                               Sozialticket einzuführen. Für Azubis, Schüler*innen       oder Anruf-Sammel-Taxi (in Zukunft evtl. als auto-
                               und den Freiwilligendienst sollte es ein (kosten­         nomes Fahrzeug). Letzteres verhindert, dass große
                               loses) Regioticket, für Studierende ein Semester­         Busse unnötigerweise bis spät in die Nacht fahren.
                               ticket und für Arbeitnehmer*innen auch in klei-
                               neren Betrieben ein Jobticket geben.                      Grundsätzlich ist bei Bussen werktags mindestens­
                                                                                         ein Stundentakt, sonntags und feiertags wenigstens­
                               Über eine Änderung der Wabensysteme hin zu dem            ein 2-Stundentakt anzustreben. Leider ist in vielen­
                               „Freiburger System“ mit wenigen Zonen ist zumindest       Fällen eine realistischere Fahrplan­gestaltung für
                               nachzudenken. Die im Schwarzwald gültige Konus-           Busse anzumahnen, um Anschlüsse sicher zu
                               karte, die von Hotels und Gasthöfen ausgestellt wird      gewähr­leisten. In Einzelfällen, wo Bahn­linien fehlen­,
                               und eine kostenlose Nutzung des öffentlichen Nah-         sollte auch über die Einführung von Schnellbussen
                               verkehrs ermöglicht, ist in Rheinland-Pfalz noch zu       nachgedacht werden.
                               selten erhältlich. Sie würde vor allem auch eine Bahn-
                               anreise attraktiver machen. In diesem Zusammenhang
                               ist auch über ein „365-Euro-Ticket“ nachzudenken.

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Das rollende Material

Ähnlich wie im Straßenverkehr ist auch im Schie-      Busse müssen in Zukunft ohne Dieselmotoren aus-
nenverkehr eine Änderung der Antriebssysteme          kommen. Auch hier ist an Wasserstoff als Treibstoff
zu erwarten. Bei der Bahn ist die Elektrifizierung    zu denken. Als Alternative steht der Elektroantrieb
schon weit fortgeschritten. Hier hat Rheinland-       heute bereits zur Verfügung. Busse mit Gasmotoren
Pfalz allerdings einen erheblichen Nachholbedarf.     sind wegen der Methan freisetzenden Leckagen
Nur die großen Bahnstrecken an Rhein und Mosel        keine Alternative. Zudem behindern sie den zügigen
sowie die Maximiliansbahn von Mannheim nach           Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Zu befür-
Saarbrücken und die Strecke Schifferstadt – Wörth     worten sind Erweiterungen im Straßenbahnnetz
(seit 2010) sind elektrifiziert. Hier muss deutlich   und der Einsatz von Oberleitungsbussen (evtl. nur
nachgebessert werden. Kleinere Strecken, für die      an Steigungsstrecken).
eine Elektrifizierung nicht lohnt, sollen von Zwei-
System-Fahrzeugen (Stromabnehmer + Akku) be-          Im Inneren der Fahrzeuge ist an Klimaanlagen,         Bild 5
dient werden (siehe Titelfoto). Im Einzelfall kann    WLan, Info-Monitore, sinnvolle Fahrrad- und           Nostalgischer Schienenbus
auch ein erneuerbares, wasserstoffbetriebenes         Kinderwagen-/Rollstuhlplätze und ausreichende         auf der Eifelquerbahn bei Pelm
System (siehe Bild 6) zum Einsatz kommen.             Gepäckablagen zu denken.                              (Foto: G. Lochner)

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                     9
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Bild 6
Brennstoffzellen-Triebwagen
     (Herstellerfoto Alstom)

                               Weitere Vorschläge

                               Eine Reihe weiterer Vorschläge wurden an uns         Fahrgäste sollen bei Fahrplanänderungen bereits
                               herangetragen. Dazu gehört der Wunsch nach           im Vorfeld gehört werden. Insofern ist eine Stär-
                               einheitlichen Regeln zur Fahrrad- und Hunde­         kung der Fahrgastbeiräte erwünscht. Letztlich ist
                               mitnahme. Ebenso einheitlich sollen Fahr­karten­     auch bei der geplanten Buga im Mittelrheintal
                               automaten sein. Das Vorhandensein von bis zu         eine Versorgung mit einem leistungsfähigen ÖPNV
                               sechs verschiedenen Automaten ist unsinnig.          vorzusehen.

                               An Bahnhöfen sollten immer Bushaltestellen vor-      Positiv erwähnt wurden in diesem Zusammenhang
                               zufinden sein. Radwege zum Bahnhof sind prioritär    auch die Projekte unter anderem im Hunsrück, wo
                               anzulegen. Bei Planung von Neubaugebieten soll       Kommunen Elektrofahrzeuge anschaffen und diese
                               auch an die Erschließung mittels einer Buslinie      an ihre Bürger (kostenlos) verleihen.
                               gedacht werden.

                               Situation in Großstädten

                               Koblenz

                               Koblenz ist seit Jahrzehnten eine vom Autoverkehr    Öffentlicher Nahverkehr ist durchaus vorhanden,
                               deutlich geprägte Stadt. Den reichlich vorhandenen   aber nicht in ausreichendem Maße, oft schlecht
                               Staus hat man durch verkehrliche Maßnahmen           koordiniert und zu teuer. Die Stadt Koblenz hat
                               versucht Abhilfe zu schaffen – mit eher geringem­    den Busverkehr erworben (Koveb) und möchte ihn
                               Erfolg. Die Straßen- und Parkinfrastruktur wurde     verstärken und preiswerter machen. Dabei würde
                               weiter ausgebaut und zusätzlicher Individual-        der von außerhalb nach Koblenz einfließende Ver-
                               verkehr angelockt. Leider führte der ständig stei-   kehr aber wohl außen vor bleiben und das Problem
                               gende Verkehr aber auch zum Überschreiten der        damit nicht wirklich gelöst.
                               Schadstoffgrenzwerte.

   10                                                BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
Ein Hauptproblem ist die in der Vergangenheit       Mainz
zum Auto hin geprägte Bevölkerung, die selbst
bei größeren Verkehrsproblemen (wie drei Rhein-     Auch in Mainz werden die Schadstoffgrenzwerte
brücken mit Baustellen) den öffentlichen Verkehr    seit Jahren überschritten. Man hat den Eindruck,
nicht deutlich stärker nutzt. Lieber stellen sich   dass nicht alle in der Stadtpolitik die Brisanz der
die Autofahrer*innen morgens und abends in den      Lage erkannt haben. Auch die Bevölkerung ist noch
Stau. Eine positivere Darstellung des ÖPNV und      nicht wirklich überzeugt.
eine preiswertere Gestaltung der Tarife im Ver-
                                                    Es gibt gute Ansätze in der Mainzer Verkehrspolitik:
kehrsverbund sind dringend nötig.
                                                    ■■ Bau der Mainzelbahn (eine Straßenbahn)
                                                    ■■ Verbesserungen am Busverkehr
Ludwigshafen                                        ■■ Ausweisung von mehr Tempo-30-Zonen
                                                    ■■ Reduktion von Parkplätzen und Fahrspuren bei
Wohin eine (zu) starke Orientierung zum Auto-
                                                        Neugestaltung von Straßenzügen
verkehr führen kann, sieht man überdeutlich beim
                                                    ■■ Verlagerung des Radverkehrs auf Straßen
Problem der Hochstraßen in Ludwigshafen. Die
                                                    ■■ Freigabe von Einbahnstraßen in beiden Rich-
zweitgrößte rheinland-pfälzische Stadt hat den
                                                        tungen und von Fußgängerzonen
Verkehr in die Höhe verlagert und durch verloren
                                                    ■■ Aufstellflächen für Fahrräder
gegangene Stabilität der Bauwerke Schiffbruch
                                                    ■■ Leihfahrradsystem MeinRad
erlitten. Eine Planung für deutlich verstärkten
                                                    ■■ Radfahrbeauftragte
öffentlichen Verkehr beim irgendwann zu erwar­
                                                    ■■ Teilweise Dieselfahrverbot
ten­den Hochstraßen-Problem ist offenbar nicht
erfolgt.                                            Der Autoverkehr in der Stadt ist dennoch ziem-
                                                    lich ungebremst. Die Schadstoffbelastung hat
Statt nun aber alternativlos die Erneuerung der     sich teilweise an andere Stellen verlagert und
Hochstraßen zu planen, wäre es sinnvoller, die      nur unwesent­lich verbessert.
Planungskapazitäten in den öffentlichen Verkehr
zu stecken, der – optimal ausgebaut – die Hoch-     Lösungen
straßen zum großen Teil ersetzen könnte. Damit
                                                    Wer sich den (äußerst preiswerten) Nahverkehr in
würde­nicht nur Geld gespart, sondern auch die
                                                    der Millionenstadt Wien angesehen hat und den
Verkehrswende in Ludwigshafen vorangebracht.
                                                    deutlich reduzierten Individualverkehr, der erkennt,
Die Stadt hätte zudem die Chance­, die Innenstadt
                                                    dass mit gut vernetzten, komfortablen und preiswer-
neu zu gestalten und die Lebensqualität deutlich
                                                    ten Angeboten der Autoverkehr sehr wohl reduziert
zu erhöhen.
                                                    werden kann. Dies ist natürlich nicht umsonst zu haben.

                                                    Schließt man aber die Kosten ein, die durch einen
                                                    verstärkten Straßenbau und Gesundheitsschädi-
                                                    gungen durch Luftschadstoffe entstehen, wird man
                                                    zu einem positiven Ergebnis für den öffentlichen
                                                    Verkehr kommen.

 Fazit
 Mobilität muss stärker zusammen mit Stadt- und Landes­          Dazu ist die Einführung eines Deutschland-Taktes prioritär.
 entwicklung gedacht werden. Verkehrsträger müssen modern        Damit würde der Fernverkehr optimal mit dem Nahverkehr
 verknüpft und entbürokratisiert werden. Nutzungsbarrieren       verknüpft. Genaue Planungen müssen noch mit beschleuni­
 können so gesenkt und die Share-Economy könnte die An­          genden Baumaßnahmen ergänzt werden, was naturgemäß
 schaffung vieler individueller Fahrzeuge überflüssig machen.    noch einige Jahre dauern wird. Dennoch muss die Bundes­
 Verkehrsvermeidung und Klimaschutz müssen in Stadt und          regierung hier schleunigst aktiver werden und finanzielle
 Land höchste Priorität bekommen. Die Pendler­problematik        Mittel zügig zur Verfügung stellen.
 kann nur durch ein intensiveres Zusammenwirken der urbanen­­
 Zentren mit dem Umland entschärft werden.

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                            11
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                                                                                Zeichenerklärung                    Forderungen des BUND                 Verkehrsverbünde
                                                                                                                                                             Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS)
                                                                                    Halt
                                                                                                                        Elektrifizierungen                   Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM)
                                                                                    Regional-Express/Regionalbahn                                            Verkehrsverbund Region Trier (VRT)
                                                                                                                        Wiederinbetriebnahmen
                                                                                                                                                             Rhein-Main Verkehrsverbund (RMV)
                                                                                    S-Bahn Rhein-Neckar                 (inkl. zwei Teilstücke Neubau)
                                                                                                                                                             Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund (RNN)
                                                                                    Anschlussverkehr                    Zweigleisiger Ausbau                 Saarländischer Verkehrsverbund (saarVV)
                                                                                                                        (bzw 3- oder 4-gleisig)              Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN)
                                                                                    Landesgrenze
                                                                                                                        Nummer der Kursbuchstrecke           Karlsruher Verkehrsverbund (KVV)
                                                                                                                        (KBS)                                Verkehrsgemeinschaft Westfalen Süd (VGWS)

                                                                                                                                                             Verkehrsgebiet, in dem auch die Tarife angrenzender Verkehrsverbünde gelten

                                                                                                                                                             Verkehrsgebiet, in dem die Tarife mehrerer Verkehrsverbünde gelten

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
13
     Karte: DB Regio AG Region Mitte; verändert durch BUND RLP   | Stand: 1. Januar 2020
Die BUND-Forderungen im Einzelnen

KBS-Nr.    Streckenverlauf                                                kurzfristig (bis 5 J.)
194 j      Scheuerfeld – Weitefeld (– Emmerzhausen)                       Wiederinbetriebnahme bis Weitefeld

263 h      Bitburg-Erdorf – Bitburg – (Igel)                              Wiederinbetriebnahme bis Bitburg

274 c      Osthofen – Guntersblum (Altrheinbahn)

274 f      Grünstadt – Offstein – (Worms)                                 Wiederinbetriebnahme bis Offstein

421, 423   Neuwied-Engers – Siershahn (Brexbachtalbahn) – Alten-          Wiederinbetriebnahme Brexbachtalbahn
           kirchen (Holzbachtalbahn)
425        Herborn – Rennerod – Westerburg – Montabaur

434        Gerolstein – Prüm
           (Westeifelbahn)
460        Köln – Au – Betzdorf – Siegen                                  Neuer Halt: Fürthen

461        Siegen – Au (Sieg) – Altenkirchen – Limburg                    Stundentakt durchgängig bis Siegen (auch am Wochenende);
                                                                          dringende Beschleunigungsmaßnahmen
465        Koblenz – Neuwied – Mönchengladbach (rechte Rheinstrecke)      Neue Halte: Koblenz-Pfaffendorf, Urbar, Bendorf, Neuwied-
                                                                          Feldkirchen
466        Frankfurt – Wiesbaden – Rüdesheim – Koblenz – Neuwied          neuer Halt Koblenz-Horchheim, RE 9 bis Koblenz verlängern
           (rechte Rheinstrecke)                                          (mind. zweistündlich)
470        Köln – Bonn – Remagen – Koblenz (linke Rheinstrecke)           Neuer Halt: Koblenz-Industriegebiet

471        Koblenz – Mainz – Frankfurt (linke Rheinstrecke)               Gau-Algesheim – Mainz dreispurig, neue Halte Brey, Bingen-
                                                                          Kempten, Mainz-Schott
474        Köln – Euskirchen – Gerolstein – Trier                         (echter) RE mind. zweistündlich; neuer Halt: Pelm

477        Ahrbrück – Remagen – Bonn (Ahrtalbahn)                         RE mind. zweistündlich

478        (Gerolstein -) Kaisersesch – Mayen – Andernach                 Gerolstein-Kaisersesch: Wiederinbetriebnahme

479        Boppard – Emmelshausen – Simmern

548        Diez – Bad Schwalbach – Wiesbaden (Aartalbahn)                 Wiederinbetriebnahme, Anschluss Citybahn in Bad Schwal­bach
                                                                          nach Wiesbaden, auch durchgehende Züge (Drei­­schienenbahn)
603        Koblenz-Lützel – Mayen-Ost                                     Wiederinbetriebnahme Lützel-Bassenheim

607        Langenlonsheim – Simmern – Hermeskeil (Hunsrückquerbahn)       Wiederinbetriebnahme bis Flughafen Hahn; Bau der „Gensinger­
                                                                          Spange“
625        Koblenz Hbf – Limburg (Lahn) – Wetzlar – Gießen                neue Halte Koblenz-Oberwerth, KO-Horchheim, Lahnstein-
                                                                          Mitte, Lahnstein-Friedland, Miellen, RE stündlich
625 alt,   Trier – Hermeskeil – (Türkismühle); (Hochwaldbahn)             S-Bahn bis Ruwer
(264)
627        Trier-Ehrang – Igel (Trierer Weststrecke)                      Wiederinbetriebnahme, (alte) Halte: Biewer, Pallien, TR-
                                                                          West, TR-Euren, TR-Zewen
629        Limburg – Montabaur – Siershahn                                Neuer Halt: Siershahn-Ort

641        (Homburg) – Altenglan – Lauterecken – Staudernheim
           (Glantalbahn)
652        Lampertsmühle-Otterbach – Reichenbach                          Lampertsmühle-Otterbach – Weilerbach reaktivieren

14                                             BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
mittelfristig (5 – 15 J.)                                          langfristig (über 15 J.)

Wiederinbetriebnahme

Engerser Kurve (Durchfahrt nach Koblenz), Elektrifizierung Holz-   Wiederinbetriebnahme Gesamtstrecke bis Altenkirchen; Elektri­
bachtalbahn (Güterverkehr)                                         fizierung Brexbachtalbahn
Elektrifizierung Montabaur – Wallmerod; Wiederinbetriebnahme       Wiederinbetriebnahme Rennerod – Westerburg; Wiederaufbau
Personenverkehr                                                    Westerburg – Wallmerod
                                                                   Wiederinbetriebnahme

durchgehend zweispurig (NRW)

Neue Halte: Pracht-Wickhausen (verlegen), Michelbach

3. Gleis bei Osterspai

3. Gleis Koblenz-Andernach, Bad Breisig-Sinzig

Gau-Algesheim – Mainz vierspurig

durchgehend zweigleisig ausbauen, beschleunigende Maß­­­­nahmen    S-Bahn Trier – Gerolstein

Elektrifizierung, neue Halte: Bad Neuenahr Mitte, Remagen Süd,     (wieder) bis Adenau verlängern und elektrifizieren
Lohrsdorf
Neuer Halt: Andernach-Süd                                          Neuer Halt: Mayen-Mitte

                                                                   Wiederaufbau Emmelshausen – Simmern

                                                                   Wiederaufbau, Wiederinbetriebnahme Gesamtstrecke

Wiederinbetriebnahme Gesamtstrecke

Elektrifizierung (Tunnel abteufen)

Wiederaufbau

Verbindungskurve Trier – Trier-West (bei Pfalzel)

Beschleunigende Maßnahmen, Elektrifizierung

Wiederinbetriebnahme Lauterecken – Staudernheim                    Wiederinbetriebnahme Altenglan – Lauterecken

      BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                15
Die BUND-Forderungen im Einzelnen (Fortsetzung)

KBS-Nr.     Streckenverlauf                                              kurzfristig (bis 5 J.)
653         Worms – Bensheim                                             S7 (Frankfurt – Riedstadt-Goddelau) bis Worms verlängern
660         Mainz – Ludwigshafen – Mannheim                              Neuer Halt: Mainz-Weisenau
661         Mainz – Alzey – Kirchheimbolanden (– Marnheim)               Gonsenheim-Marienborn zweispurig

662         Bingen (Rhein) Stadt – Alzey – Worms                         Neuer Halt: Worms-West
662.1       Monsheim – Kaiserslautern                                    ertüchtigen, regelmäßiger Betrieb
            (Zellertalbahn)
666         Enkenbach – Grünstadt – Frankenthal
667         Monsheim – Grünstadt – Bad Dürkheim – Neustadt               Kreuzungsbahnhof Kirchheim
670         Saarbrücken – Kaiserslautern – Mannheim                      weitere beschleunigende Maßnahmen
672         Pirmasens Hbf – Pirmasens Nord                               komplette Neuordnung
672.1       Kaiserslautern – Pirmasens                                   Kreuzungsbahnhof Steinalben
672.2       Bingen – Bad Kreuznach – Kaiserslautern                      Strecke beschleunigen; neuer Halt: Bad Kreuznach-Pfingst-
                                                                         wiese
673         Kaiserslautern – Lauterecken-Grumbach
674         Saarbrücken – Pirmasens                                      Neuer Halt: ZW-Rosengarten
675         Pirmasens – Landau                                           Regionalexpress Karlsruhe – Landau – Saarbrücken; Verbin-
                                                                         dungskurve nach Pirmasens Hbf mit Bahnsteiganschluss in
                                                                         Pirmasens Nord; Landau – Annweiler zweispurig ausbauen
675.1       Bundenthal-Rumbach – Hinterweidenthal Ost                    ertüchtigen, regelmäßiger Betrieb
676         Neustadt – Landau – Karlsruhe                                RE-Halt in Edenkoben; neue Halte: Landau-Nord, Landau-
                                                                         Queichheim / Gewerbegebiet, Kandel-West;
                                                                         Winden-Wörth zweispurig ausbauen
677         Wörth – Lauterbourg                                          weiterer Kreuzungsbahnhof
679         Neustadt – Wissembourg                                       verlängern bis Strasbourg
680         Saarbrücken – Türkismühle – Bad Kreuznach – Mainz            Verschlechterungen beim RE 3 zurücknehmen; Elektrifizie-
                                                                         rung Neubrücke – Gau-Algesheim
681         Landau – Germersheim                                         Wiederinbetriebnahme, Halt in Landau-Hornbach statt
                                                                         Dreihof
682         Landau – Herxheim                                            Wiederinbetriebnahme
685         Saarbrücken – Karthaus (– Trier), (Saarstrecke)              Halbstundentakt Saarburg – Trier
                                                                         (– Wittlich)
686         Homburg – Zweibrücken                                        Wiederinbetriebnahme, Elektrifizierung (Verlängerung
                                                                         S-Bahn)
690         Trier – Koblenz­(Moselstrecke)                               Neue Halte: Trier-Nord, Altrich, Koblenz-Rauental (Verwaltungs-
                                                                         zentrum)
692         Trier – Perl (– Metz Ville)                                  Neue Halte: Trier-Kaiserthermen, Trier-Feyen; RE Trier-Metz;

693         Luxembourg – Wasserbillig – Trier                            2. Gleis auf Moselbrücke (ist Radweg)
710.51      Germersheim – Karlsruhe – Pforzheim                          mind. Halbstundentakt durchgehend

16                                           BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
mittelfristig (5 – 15 J.)                                            langfristig (über 15 J.)

weitere Abschnitte zweispurig ausbauen, neue Halte: Niederolm-       KIB – Marnheim wieder herstellen, Mainz – Alzey elektrifizieren
Nord, Obersaulheim
                                                                     zweispurig ausbauen

Enkenbach – Eiswoog reaktivieren
weitere Kreuzungsbahnhöfe
weitere beschleunigende Maßnahmen

elektrifizieren, alte Halte neu: Ebernburg, Mannweiler, Bayerfeld-
Cölln, Dielkirchen, Eselsfürth, KL-Nord
Neuer Halt: Kaiserslautern-Pariser Straße
(wieder) zweispurig ausbauen
Reststrecke (wieder) zweispurig ausbauen, elektrifizieren, neuer
Halt: Rodalben-Neuhof

Gesamtstrecke elektrifizieren

elektrifizieren (Güterverkehr)                                       zweispurig ausbauen

Neue Halte: Nahbollenbach, Weierbach-Süd, Niederhausen, Bad
Kreuznach-Planig, KH-Rheingrafenstraße
zweispurig ausbauen, elektrifizieren, S-Bahn von Bruchsal nach
Landau
Verlängerung bis Rülzheim (Stadtbahn)
Neue Halte: Konz-Filzen / Könen,
Ockfen (zusätzl. zu Schoden-Ockfen)

Strecke beschleunigen, 3 Gleise in Wittlicher Senke

Nitteler Tunnel (wieder) zweispurig ausbauen, neuer Halt:
TR-St. Medard
                                                                     oder 2. Moselbrücke (wie früher)
zwei weitere Halte in Jockgrim

     BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                 17
Erläuterungen zur Tabelle

                           Die einzelnen Forderungen sind nach Kursbuch-            Bei Engers ist eine Gleisanbindung zur Rheinbrücke
                           strecken (KBS) geordnet. Teilweise mussten alte          bei Urmitz sinnvoll, um eine direkte Anbindung
                           KBS-Nummern verwendet werden, da stillgelegte            nach Koblenz zu schaffen. Diese existierte schon
                           Strecken nicht mehr gelistet sind.                       einmal. Der entsprechende Bahndamm ist noch
                                                                                    vorhanden. Die Verlängerung über Siershahn hinaus
                                                                                    nach Altenkirchen (Holzbachtalbahn) ist ebenfalls
                           Im weiteren Text erfolgen einige Erläuterungen
                                                                                    sinnvoll, wobei hier noch Güterverkehr stattfindet.
                           zur vorstehenden Tabelle.
                                                                                    Große Teile des Westerwaldes würden wieder eine
                                                                                    Bahnanbindung erhalten und durch die in Betrieb
                           KBS 274c Osthofen – Gunters-                             befindliche Weiterführung der Strecke von Alten-
                           blum                                                     kirchen nach Au (Sieg) wäre ein Anschluss ins
                                                                                    Siegtal geschaffen.
                           Große Teile dieser Strecke sind noch vorhanden
                           und könnten mittelfristig wieder in Betrieb gehen­.
                           Damit wären die Ortschaften Gimbsheim, Eich,             Durch eine Elektrifizierung der Holzbachtalbahn
                           Hamm, Worms-Ibersheim und Worms-Rheindürk-               würde der Güterverkehr erleichtert. Mit einer Elektri­
                           heim wieder an die Rheinschiene angebunden.              fizierung der Brexbachtalbahn und weiter nach
                                                                                    Montabaur käme eine verkehrsmäßig erwünschte
                                                                                    schnelle Verbindung Montabaur – Koblenz zustande.
                           KBS 421, 423 Engers – Alten-
                           kirchen
                                                                                    Überlegenswert ist auch eine Wiederanbindung
                           Es gibt nur wenige Verbindungen vom Rhein in             von Höhr-Grenzhausen (9.300 Einwohner) über den
                 Bild 7    den Westerwald. Daher ist die Brexbachtalbahn            Bahnhof Grenzau, was auch für den Güterverkehr
      Brexbachtalbahn      wichtig. Seit 2007 kümmert sich ein Verein um die        interessant ist, da Höhr-Grenzhausen über größere
     Engers – Siershahn    Wiederinbetriebnahme. Die Genehmigung liegt in           Industriebetriebe (u. a. Glasindustrie) verfügt.
     (Foto: G. Kallweit)   Teilen vor. Ein regelmäßiger Betrieb ist anzu­streben.

18                                                 BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
KBS 425 Herborn – Monta-
baur
Von der ursprünglich sehr langen Westerwald-
Querverbindung sind die Gleise noch teilweise
erhalten. Über eine Wiederinbetriebnahme ab
Rennerod sollte langfristig nachgedacht werden,
um das sehr reduzierte Netz in diesem Bereich
wieder zu verstärken. Das im Güterverkehr noch
betriebene Teilstück Montabaur – Wallmerod sollte
elektrifiziert und für den Personenverkehr genutzt
werden.

KBS 461 Siegen – Au – Lim-
burg
Die Attraktivität dieser Strecke wird durch niedri­
ges Fahrtempo reduziert. Trotz Verbesserungen
muss, vor allem am Wochenende, immer noch
teilweise in Altenkirchen umgestiegen werden,
da notwendige Beschleunigungsmaßnahmen
noch nicht umgesetzt wurden. Sie sind dringend
einzufordern, da nur so höhere Besetzungszahlen
bei den Zügen zu erreichen sind.

                                                      sinnvoll, ausreichend Platz vorausgesetzt. Dies ist    Bild 8
KBS 465 Koblenz – Mönchen-
                                                      etwa bei Osterspai möglich. Starken Lärmbelästi-       Aktuell geht nur Draisine an der
gladbach
                                                      gungen durch den Güterverkehr könnte außer mit         Aar (Foto: S. John,
Es erscheint unglaublich, dass eine Stadt wie Ben-    den versprochenen „Flüsterbremsen“ durch Umfah-        Eisenbahnfreunde Wetterau,
dorf (17.000 Einwohner) zwar über einen Bahnhof       rungstunnel entgegengewirkt werden. Dies würde         Bad Nauheim)
verfügt, dort aber keine Züge halten. Angeblich       den Anliegern deutlich früher helfen, als eine große
gibt es im Stadtrat Planungen, diese Situation in     Tunnel-Lösung quer durch den Taunus.
absehbarer Zeit zu ändern. Auch Koblenz-Pfaffen-
dorf und Urbar (3.300 Einwohner) sollten einen
                                                      KBS 470 Köln – Koblenz
Haltepunkt erhalten, ebenso wie Feldkirchen, ein
nördlicher Stadtteil von Neuwied, der vom Haupt-      Auch die linke Rheinseite ist bahntechnisch stark
bahnhof (zu) weit entfernt liegt.                     befahren. Um Verspätungen zu vermeiden sind
                                                      dreigleisige Abschnitte sinnvoll. Diese könnten
                                                      zwischen­Koblenz und Andernach sowie Bad Breisig
KBS 466 Frankfurt – Neu-
                                                      und Sinzig angelegt werden.
wied
In früheren Jahren gab es einen Regional­express,
                                                      KBS 471 Koblenz – Frankfurt
der von Koblenz bis Wiesbaden fuhr. Heute existiert
nur noch eine Verbindung in den Stoß­zeiten meist     Die Weiterführung der Strecke aus Köln über
ab Eltville. Diese sollte regelmäßig bis Koblenz­/    Koblenz nach Mainz und Frankfurt ist vor allem
Neuwied weitergeführt werden, um auch der             zwischen Gau-Algesheim und Mainz hoch belastet,
rechten­Rheinseite ein zügiges Reisen im Regional­    da der von der Nahe kommende bzw. ins Nahetal
verkehr zu ermöglichen.                               führende Verkehr zusätzlich aufgenommen werden
                                                      muss. Ein durchgehender Ausbau auf drei, später
Wegen des starken Güterverkehrs sind Konflikte        vier Gleise ist sinnvoll. Ein Haltepunkt MZ-Schott
der unterschiedlichen Züge manchmal nicht zu          würde die Verbindung nach Wiesbaden fahrplan-
vermeiden. Daher sind dreigleisige Abschnitte         mäßig entlasten.

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                      19
Bild 9    KBS 548 Diez – Wiesbaden                                  Früher war die KBS 603 die Verbindung von
       Zukunftsperspektive mit
                                                                                            Koblenz­nach Mayen und hatte dort Anschluss
        Nostalgie­vom Bündnis     Die Rolle des rheinland-pfälzischen Rechnungshofs
                                                                                            an die Eifelquerbahn. Im Sinne der Verkehrs­wende
     Verkehrswende nördliches     prägt die Debatte um eine Wiederinbetriebnahme der
                                                                                            sollte langfristig über einen Wiederaufbau der
Rheinland-Pfalz für die Strecke   Strecke. Obwohl von vielen Seiten gewollt, findet nach
                                                                                            Strecke nachgedacht werden. Aktuell befindet
 Koblenz-Lützel – Bassenheim      wie vor nur Draisinen-Betrieb statt, da der Rechnungs-
                                                                                            sich ein Radweg auf der Trasse.
          (Grafik: G. Kallweit)   hof die Rentabilitätsberechnung anzweifelt. Inwieweit
                                  dieser dabei seine Kompetenzen überschreitet, mag
                                  der Beurteilung des Lesers/der Leserin überlassen sein.   KBS 607 Langenlonsheim
                                                                                            – Hermeskeil
                                  Eine Wiederinbetriebnahme ist dringend geboten,
                                                                                            Seit vielen Jahren läuft die Diskussion um eine
                                  da es ansonsten keine Regionalverbindung vom
                                                                                            Wiederinbetriebnahme der Strecke bis an den
                                  Taunus an den Rhein gibt. Hessische Absichten,
                                                                                            Flughafen Hahn. Ein stündlicher Regionalexpress
                                  eine Straßenbahn bis zur Grenze nach Rheinland-
                                                                                            soll Frankfurt mit dem Hahn verbinden.
                                  Pfalz (Bad Schwalbach) fahren zu lassen, stärken
                                  die Argumente der Befürworter. Sie erfordern
                                                                                            Auch wenn die Bedeutung dieses Flughafens offen­
                                  aber eine dritte Schiene, da Straßenbahnen über
                                                                                            sichtlich in jüngster Zeit deutlich nachlässt, ist eine
                                  eine Meterspur verfügen und nicht den Schienen­
                                                                                            solche Strecke sinnvoll, wobei ein Fahrtrichtungs-
                                  abstand der Normalspur (143,5 cm) aufweisen. An-
                                                                                            wechsel in Bingen vermieden werden sollte. Dazu
                                  sonsten ist ein durchgehender Betrieb der Strecke
                                                                                            ist der Bau der „Gensinger Spange“ erforderlich,
                                  nicht möglich und die Fahrgäste müssten in Bad
                                                                                            mit der von der Strecke Gau-Algesheim – Bad
                                  Schwalbach regelmäßig umsteigen.
                                                                                            Kreuznach direkt auf die Hunsrückquerbahn ge-
                                                                                            kreuzt werden könnte.
                                  KBS 603 Koblenz – Mayen
                                                                                            Eine Weiterführung der Strecke ab dem Flughafen
                                  Die Strecke, die eigentlich erst in Koblenz-Lützel
                                                                                            Hahn nach Hermeskeil würde den Hunsrück wieder
                                  beginnt und ab Bassenheim abgebaut ist, wurde
                                                                                            bahnmäßig erschließen. Aktuell gibt es mit Aus-
                                  durch Baumaßnahmen innerhalb des Stadtgebietes
                                                                                            nahme der 15 km von Boppard nach Emmelshausen
                                  an mehreren Stellen unterbrochen. Auch wenn
                                                                                            in dem gesamten Mittelgebirge keine befahrene
                                  rechtlich dies bei einer Wiederinbetriebnahme
                                                                                            Bahnlinie mehr.
                                  wieder geändert werden muss, hemmt eine solche
                                  Politik natürlich die Chancen auf eine Wieder-
                                  inbetriebnahme. Dies umso mehr, als die Stadt
                                  Koblenz Eigentümerin der Bahnlinie ist. Der häufig
                                  zu Staus neigende Koblenzer Stadtverkehr könnte­
                                  bereits mit dem kurzen Stück ab Bassenheim fühl-
                                  bar entlastet werden.

     20                                                   BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
KBS 641 Altenglan – Staudern-                              KBS 662.1 Monsheim – Kaisers-                         Bild 10

heim                                                       lautern                                               Häufige Situation in Pirmasens
                                                                                                                 Nord: Wartende Regionalbahnen
Im Glantal existiert nur noch die Verbindung Land-         Aktuell läuft auf dieser Strecke wegen Mängeln am     (Foto: S. Heise, Langenhagen)
stuhl – Altenglan (– Kusel). Die ursprüng­liche Strecke­   Gleiskörper noch nicht einmal mehr der bewährte
von Altenglan über Lauterecken nach Staudern­              Freizeitbetrieb. Dabei hätte diese Strecke bei ent-
heim wird als Draisinenstrecke genutzt. Sie ist aber       sprechendem Ausbau das Potenzial die überlastete
vor allem als Verlängerung der Lauter­tal­bahn von         Linie von Neustadt/Weinstraße nach Kaiserslautern
Lauterecken nach Staudernheim interessant, weil            zu entlasten. Ein Zug könnte problemlos von Mainz
dadurch eine Verbindung ins Nahetal ge­schaffen            über Worms nach Kaiserslautern fahren und wäre
wird. Später sollte auch die Reaktivierung der rest-       sogar schneller.
lichen Strecke von Altenglan nach Lauterecken in
Betracht gezogen werden.
                                                           KBS 672 Pirmasens – Pirma-
                                                           sens Nord
KBS 652 Lampertsmühle – Wei-
                                                           Der gesamte Bereich sollte einer Neuordnung
lerbach
                                                           unter­worfen werden. Stündlich fahren drei Trieb­
Diese Strecke könnte sich hervorragend in die              wagen nach Pirmasens Hbf und wieder zurück.
Strecken zum Kaiserslauterner Hauptbahnhof                 Eine sehr komfortable Anbindung – aber nur für
einreihen. Sie war sogar einmal als Zubringer-             die Pirmasenser. In Pirmasens Nord kann relativ
S-Bahn in die Innenstadt gedacht. Die sinnvolle            gut umgestiegen werden, aber auf Kosten von
Wiederinbetriebnahme schließt allerdings den               Wartezeiten, speziell für die Reisenden aus Rich-
geplanten Radweg auf der Trasse aus.                       tung Landau.

                                                           Eine Alternative wäre die Regionalbahn von Landau
KBS 661 Mainz – Kirchheim-
                                                           über Pirmasens Nord hinaus bis nach Saarbrücken
bolanden
                                                           zu führen und die Regionalbahn aus Kaisers­lautern
Neben Verbesserungen im Begegnungsverkehr                  als Umsteigeverbindung nach Pirmasens Hbf zu
der einspurigen Strecke (zweigleisige Abschnitte)          nutzen. Eine zusätzliche Shuttle-Verbindung von
könnte langfristig darüber nachgedacht werden,             Pirmasens Nord nach Pirmasens Hbf würde gute­
die Strecke wieder über Kirchheimbolanden hinaus           Umsteigezeiten ergeben. Der vorgeschlagene
bis Marnheim zu verlängern. Die Trasse ist noch            Regionalexpress aus Karlsruhe über Landau und
zum großen Teil vorhanden. Somit wäre eine Ver-            Zweibrücken nach Saarbrücken müsste ebenfalls
bindung zur Zellertalbahn geschaffen.                      noch eingepasst werden.

Wegen der häufigen Nutzung bietet sich die Strecke­
Alzey-Mainz für eine Elektrifizierung an.

BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz                                                        21
KBS 672.2 Bingen – Kaisers-                            In diesem Zusammenhang ist eine Rücknahme
                                 lautern                                                der Fahrzeitverlängerungen beim RE 3 (Frankfurt
                                                                                        – Saarbrücken) zu fordern, die durch die Inbe-
                                 Die früher großteils als Schnellzugverbindung ge-      triebnahme der Bahnstation Frankfurt-Gateway
                                 nutzte Strecke sollte wieder aufgewertet werden,       Gardens erfolgten.
                                 bietet sie doch eine Alternative zur viel befahrenen
                                 Rheintrasse. Eine Elektrifizierung und weitere be-
                                                                                        KBS 681 Landau – Germersheim
                                 schleunigende Maßnahmen würde Regionalbahnen
                                 ermöglichen an früheren Stationen wieder zu halten.    Eine wichtige Querverbindung in der südlichen
                                                                                        Pfalz ist seit Jahren stillgelegt. Ein Draisinenbetrieb
                                                                                        hält die Trasse befahrbar. Ursprünglich liefen über
                                 KBS 676 Neustadt/W. – Karls-
                                                                                        die damals zweigleisige Strecke Fernverbindungen
                                 ruhe
                                                                                        von München nach Saarbrücken und Oostende.
                                 Die stark befahrene Strecke weist zwischen Win-
                                 den und Wörth nur ein Gleis auf, was regelmäßig        Mittelgroße Dörfer wie Zeiskam (2.300 Ein­wohner)
                                 zu Verspätungen führt. Außerdem ist die Frei-          und Lustadt (3.300 Einwohner) bekämen bei einer­
                                 heit in der Fahrplangestaltung dadurch deutlich        Wiederinbetriebnahme erneut einen Bahn­anschluss,
                                 eingeschränkt.                                         ebenso wie ein großes Gewerbegebiet bei Bornheim.
                                                                                        Die Bedeutung der Strecke ist so groß, dass auch
                                 Die Gesamtstrecke steht in erster Reihe bei Elektri­   über einen Wiederaufbau des zweiten­Gleises­und
                                 fizierungen, da zwischen Neustadt und Winden           eine Elektrifizierung nachgedacht werden muss.
                                 drei Züge pro Stunde fahren.                           Eine Zugführung von Bruchsal über Germers­heim
                                                                                        und Landau hinaus bis nach Pirmasens oder Saar-
                                                                                        brücken ist denkbar.
                                 KBS 680 Saarbrücken – Mainz
                                 Die Strecke ist im saarländischen Teil zwischen
                                                                                        KBS 682 Landau – Herxheim
                                 Saarbrücken und Neubrücke und zwischen Gau-
                                 Algesheim und Mainz elektrifiziert. Schon aus die-     Auch diese relativ kurze Strecke ist schon recht
                                 sem Grund ist eine Elektrifizierung des fehlenden,     lange stillgelegt. Mit Offenbach/Queich (6.400 Ein-
                                 mittleren Teils von Neubrücke nach Gau-Algesheim       wohner) und Herxheim (10.500 Einwohner) würden
                                 sinnvoll, um die Gesamtstrecke mit dem umwelt-         bei einer Reaktivierung allerdings relativ große
                                 freundlicheren Elektroantrieb befahren zu können.      Orte angebunden. Eine denkbare Verlängerung
                                 Auch wegen der Verspätungsanfälligkeit ist eine        bis Rülzheim würde nicht nur eine Verbindung an
                                 Elektrifizierung sinnvoll, da elektrische Fahrzeuge    die Strecke Schifferstadt – Wörth und somit nach
                                 besser beschleunigen. Zudem wären zusätzliche          Ludwigshafen, Mannheim und Karlsruhe schaffen,
                                 Halte an der Nahe und in Bad Kreuznach möglich.        sondern könnte auch mittels eines zweiten Halte­
                                                                                        punktes in Herxheim die dort ungünstige Lage des
                      Bild 11
                                                                                        alten Bahnhofes kompensieren.
Bahnlinie Landau – Herxheim:
       Es ist noch viel zu tun
            – nicht nur hier!                                                           KBS 693 Trier – Luxembourg
        (Foto: O. Fuhrmann)
                                                                                        Die Strecke von Trier nach Luxembourg führt süd-
                                                                                        lich Trier bei Konz über die Mosel. In früheren
                                                                                        Zeiten gab es zwei Bahnbrücken mit vier Gleisen.
                                                                                        Die „Hindenburgbrücke“ wurde im 2. Weltkrieg
                                                                                        zerstört und nicht wieder aufgebaut, die andere­
                                                                                        ist durch einen Radweg nur noch eingleisig. Wenn
                                                                                        in absehbarer Zeit die Trierer Weststrecke wieder
                                                                                        in Betrieb geht und weitere Verbesserungen hinzu-
                                                                                        kommen, stellt diese Eingleisigkeit ein Nadelöhr dar.
                                                                                        Das zweite Gleis müsste wieder in Betrieb gehen
                                                                                        und eine Lösung für den Radweg gefunden werden.

    22                                                  BUND-Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz
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