Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie

 
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Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Neues Gelenk –
neue Lebensfreude
Ein Ratgeber für Patienten

Das Knie
Symptome und Behandlung
des Verschleißes am Kniegelenk

Diakoniekrankenhaus Annastift gGmbH
Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Neues Gelenk − neue Lebensfreude: Das Knie

                                                     Kontaktadresse
                                                     Orthopädische Klinik der
                                                     Medizinischen Hochschule Hannover
                                                     (MHH) im Annastift
                                                     Frau Plöger
                                                     Anna-von-Borries-Straße 1–7
                                                     30625 Hannover-Kleefeld
                                                     Telefon: 0511 5354-822

                                                     Impressum
                                                     Text Orthopädie: Dr. med. Lars Hagemann, Dr. med.
                Prof. Dr. med. Henning Windhagen,    Matthias Schloz, Prof. Christina Stukenborg-Colsman
                Direktor der Orthopädischen Klinik   Text Anästhesie: Priv.-Doz. Dr. med. Michael Przemeck
                der MHH im Annastift
                                                     Text Physiotherapie: Christine Spiegel und Team
                                                     Diakoniekrankenhaus Annastift gGmbH, Hannover
                                                     Redaktionelle Bearbeitung: Tanja Schulz, Hannover
                                                     Thomas Klein, Öffentlichkeitsarbeit DDH
                                                     Zeichnungen: Roswitha Löhmer-Eigener, Hannover
                                                     Abb. Seite 6 (oben), 7 (links), 10: © Stryker GmbH & Co. KG
                                                     Dr.-Homer-Stryker-Platz 1, 47228 Duisburg. www.stryker.de
                                                     Produktion: Dipl.-Des. Katja Golditz
                                                     Druck: Buchdruckerei P. Dobler GmbH & Co.KG, Alfeld
                                                     Alle Beiträge sowie Abbildungen dieser Broschur sind
                                                     urheberrechtlich geschützt. Jegliche Verwertung jedweder
                                                     Art bedarf der schriftlichen Zustimmung des Herausgebers.
                                                     © August 2012 Diakoniekrankenhaus Annastift gGmbH,
                                                     Hannover


Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Patientengespräch und Schulung
      Die Implantation eines Kunstgelenkes ist ein lebensverändernder Eingriff.
      Sie als Patient sollten sorgfältig auf diesen neuen Lebensabschnitt vorbe-
      reitet werden. Es geht dabei nicht nur um Operationstechniken und -risiken,
      sondern auch darum, „wie weit Sie mit Ihrem neuen Gelenk gehen können“,
      und welche Möglichkeiten und welche Grenzen Ihnen gesetzt sind. Bei allen
      täglichen Beschäftigungen und Bewegungsabläufen sind unterschiedliche
      Aspekte zu berücksichtigen. Abgesehen von einem ausführlichen Gespräch
      mit Ihrem behandelnden Arzt empfehlen wir Ihnen unsere Endoprothesen-
      schulung vor der geplanten Operation. Bisherige Erfahrungen haben gezeigt,
      dass Patienten nicht nur mit dem gesam­ten Krankenhausaufenthalt besser
      zurechtkommen, sondern auch die anschließende Zeit der Heilbehandlung
      und Rehabilitation intensiver nutzen können.

Inhalt
Das Knie..........................................................................................................................2
Arthrose: Verschleiß des Kniegelenkes...........................................................................2
Was ist Arthrose? ...........................................................................................................2
Ursachen der Arthrose ...................................................................................................2
Symptome der Arthrose...................................................................................................3
Behandlungsmöglichkeiten bei dem Verschleiß des Kniegelenkes................................3
Behandlung ohne Operation – „konservative Therapie“..................................................3
Symptome, auf die Sie achten sollten.............................................................................3
Gelenkerhaltende operative Behandlungsmöglichkeiten................................................4
Das künstliche Kniegelenk..............................................................................................5
Wann ist der richtige Operationszeitpunkt?.....................................................................5
Welche Prothese ist die Richtige?...................................................................................5
Die Schlittenprothese .....................................................................................................6
Die Total-Endoprothese (TEP) – vollständiger Oberflächenersatz:.................................7
Die Verankerung im Knochen..........................................................................................8
Was kann ich vor der Operation tun?..............................................................................8
Die Betreuung durch den Narkosearzt vor, während und nach Ihrer Knieoperation.......8
Tipps von unseren Physio- und Ergotherapeuten...........................................................9
Wie läuft die Operation ab?...........................................................................................10
Operieren in Schlüssellochtechnik – „minimalinvasiv“?................................................10
Navigationshilfen?.........................................................................................................10
Komplikationen – kann auch etwas schief gehen?.......................................................10
Die ersten Tage und Wochen nach der Operation........................................................10
Leben mit dem Kunstgelenk.......................................................................................... 11
Was kann ich bereits, wenn ich nach Hause komme?.................................................. 11
Sport – was ist erlaubt?................................................................................................. 11
Wie lange hält das Gelenk?.......................................................................................... 11
Tipps und Tricks............................................................................................................12
Adressen.......................................................................................................................12
Vor der Operation: Ihr persönliches Trainingsprogramm für Zuhause..........................13

                                                                                                                                      
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Neues Gelenk − neue Lebensfreude: Das Knie

                                Das Knie
                                Wandern und Schwimmen, der tägliche Einkauf oder Aktivitäten in Haus und Garten
                                sind Selbstverständlichkeiten im Leben – es sei denn, unsere Gelenke sind angegriffen
                                oder abgenutzt. Jede Bewegung kann dann zu einer schmerzhaften Tortur werden. Der
                                Verschleiß – die so genannte Arthrose – kann je nach Beanspruchung der Gelenke in
                                jedem Alter vorkommen. Betroffen sind neben Fingern, Schultern und Hüften im
                                zunehmenden Maße die Kniegelenke.

                                Arthrose: Verschleiß des Kniegelenkes
                                Was ist Arthrose?
                                Bei unseren Gelenken handelt es sich um ein komplexes Gefüge aus Knochen, Knorpel
       Bei einem gesunden       und Bändern. Umgeben werden sie von Muskeln und Sehnen. Der elastische Knorpel
    Kniegelenk mit intaktem     hat die Aufgabe, Druck und Stöße wie ein Stoßdämpfer abzufangen und die Belastung
       Knorpel­überzug wirkt    über die Fläche gleichmäßig zu verteilen. Damit schützt er die gelenknahen Knochen-
     die elastische Knorpel­
                                flächen vor Belastungsspitzen.
           substanz bei den
     ständigen körperlichen     Die Gelenkflüssigkeit (Gelenkschmiere oder so genannte Synovialflüssigkeit) sorgt für
        Belastungen wie ein     die Ernährung des Knorpels und ein reibungsloses Gleiten der Gelenkflächen. Mit dem
               Stoßdämpfer.
                                Alter lässt deren Versorgungsfunktion nach, der Knorpel wird brüchiger.
                                Durch die ständige starke Belastungen des Gelenkes kann es zu oberflächlichen Rissen
                                im Knorpel kommen. Hält die Belastung an, vergrößern sich die Risse und der Knorpel
                                beginnt sich abzureiben. Die Abriebteile können zu einer Reizung der Gelenkschleim-
                                haut und einer mehrstufigen Entzündungsreaktion führen, welche den Knorpel weiter
                                schädigt. Da zerstörtes hochelastisches Knorpelgewebe vom Körper nicht nachgebildet
                                werden kann, besteht bei fortschreitender Arthrose die Gefahr des völligen Verlustes
                                von diesem Knorpelgewebe. Der Patient läuft sozusagen auf der Felge. Im weiteren
                                Verlauf der Arthrose verändern sich auch die Gewebestrukturen in der Umgebung des
                                Gelenkes, die an dessen Funktion beteiligt sind. Der Patient beginnt, seine Bewegungs-
                                abläufe anzupassen und entsprechend einzuschränken, um Schmerzen zu vermeiden.
                                Im Fall eines betroffenen Kniegelenks kann ein Schonhinken die Folge sein.
                                Es handelt sich bei der Arthrose demnach um eine umfassende Verschleißerkrankung
                                (Degeneration) eines Gelenkes. Eine Arthrose durchläuft nicht immer alle Stadien,
                                sie kann in unterschiedlichen Phasen zum Stillstand kommen, ist aber grundsätzlich
                                nicht heilbar. Der Verschleiß (Arthrose) des Kniegelenkes wird auch als Gonarthrose
                                bezeichnet.
      Im Alter lässt die Ver­
      sorgung des Knorpel­
   gewebes nach, es bilden
sich Risse und die Knorpel­     Ursachen der Arthrose
 substanz wird abgerieben.      Jeder von uns muss einen normalen altersbedingten Gelenkverschleiß in Kauf nehmen.
     Es kommt zu Arthrose.      Einige Aspekte beschleunigen jedoch diese Entwicklung. Ein erhöhtes Arthrose-Risiko
 Zerstörtes Knorpel­gewebe
                                besteht unter anderem durch:
      wird vom Körper nicht
              nachgebildet.       Übergewicht
                                mit Überlastung insbesondere der Knie- und Hüftgelenke.

                                  Sportliche oder berufliche Belastung
                                Falsche oder übermäßige Belastung bei sportlichen oder beruflichen Aktivitäten z.B.
                                Stoßbelastungen. Die ständige Tätigkeit am Presslufthammer fördert z.B. eine Arthrose
                                des Ellenbogens.


Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Gelenkfehlstellungen, Stoffwechselstörungen
Anlagebedingte oder erworbene Veränderungen wie Gelenkfehlstel-
lungen, Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes, Gicht), entzündliche Er-
krankungen („Rheuma“).

  Einblutungen
Einblutungen in die Gelenke. Bluter erleiden auf Grund dieser Einblutungen
eine sehr frühe und schnell verlaufende Arthrose aller großen Gelenke.

  Verletzungen
Verletzungsfolgen mit verbleibenden Fehlstellungen oder Knorpelschä-
digungen, sie werden als präarthrotische Deformität bezeichnet.

Symptome der Arthrose
Die Symptome einer Arthrose machen sich meist schleichend oder schub-
weise bemerkbar. Plötzlich fällt das Aufstehen wegen morgendlicher An-
laufschmerzen schwer, Taschen lassen sich nicht ohne Schmerzen he-
ben oder der tägliche Spaziergang ist nur noch eingeschränkt möglich.
Bezeichnend für eine Arthrose im früheren Stadium sind Schmerzen,
die nach längerer Beanspruchung der Gelenke auftreten. Dauerhafte
Beschwerden bei Entlastung, auch „Ruheschmerz“ genannt, treten erst
in späteren Stadien und bei begleitenden entzündlichen Veränderungen
auf. Das Gelenk kann dann auch geschwollen und warm sein.

                                                                             Das Erfolgsrezept: Viel Bewegung, wenig
                                                                             Belastung. Sportarten mit plötzlichen
Behandlungsmöglichkeiten                                                     Bewegungen, Richtungswechseln, extre­
                                                                             men Stoßbela­­stungen, Stopps und Sprün­
bei dem Verschleiß des Kniegelenkes                                          gen sollten Sie vermeiden.

Behandlung ohne Operation – „konservative Therapie“
Entsprechend der o.g. Ursachen für einen Gelenkverschleiß, sollte                  Sie sollten auf folgende
zunächst versucht werden, diese ursächlich zu behandeln.                           Symptome achten:
Eine kontrollierte Gewichtsabnahme bei Übergewichtigen, entzündungs-
                                                                               ● Morgensteifigkeit/Anlaufschmerz
hemmende Medikamente bei „Rheumapatienten“ und die Behandlung
                                                                                 (bei beginnender Bewegung)
z.B. von Stoffwechselerkrankungen seien beispielhaft genannt.
                                                                               ● Schmerz bei Belastung bis hin
  Bewegung                                                                       zum Ruheschmerz, Nachtschmerz
Auch das verschlissene Gelenk braucht Bewegung. Dabei sollte eine              ● Einschränkung der Bewegungs-
Überlastung vermieden werden. Schwimmen und Fahrrad fahren sind                  möglichkeit
sehr gut geeignet, da hier eine Entlastung des Kniegelenkes vom
                                                                               ● Gelenkschwellung
Körpergewicht erfolgt.
                                                                               ● Überwärmung des Gelenkes
  Physiotherapeutische Behandlung                                              ● Veränderung der Beinstellung
Begleitend kann eine physiotherapeutische Behandlung Reizzustände                (z.B. O- oder X-Bein)
verringern, Schmerzen reduzieren und verkürzte Bänder und Muskeln
dehnen.

  Orthopädische Hilfsmittel
Orthopädietechnische Maßnahmen wie weiche Sohlen, Pufferabsätze und
das Benutzen von Unterarmgehstützen können die Schmerzen lindern.

                                                                                                                   
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                                   Medikamente, Spritzen
                                 Auch Spritzen in das Gelenk können helfen. Dabei muss zwischen der Verabreichung
                                 verschiedener Medikamente unterschieden werden.
                                 Kortison kann helfen, einen schmerzhaften Reizzustand in den Griff zu bekommen.
                                 Es werden auch Spritzen mit z.B. Hyaluronsäure und Interleukin 2 angeboten. Diese
                                 sollen zu einer teilweisen Verbesserung des Zustandes des Knorpels führen und müs-
                                 sen meist selbst bezahlt werden. Bitte informieren Sie sich ggf. bei entsprechenden An-
                                 bietern. Wir führen dieses Spritzen nicht durch. Die in den Medien häufig beschriebene
                                 „Knorpelaufbauspritze“ existiert bisher aus unserer Sicht leider nicht.

                                   Akupunktur
                                 Die Kosten werden bei Verschleißerkrankungen des Kniegelenkes von den Kranken-
                                 kassen übernommen.
                physiologisch
                                   Homöopathische Mittel, naturheilkundliche Mittel, Hausmittel
                                 Naturheilkundliche oder homöopathische entzündungshemmende Mittel wie Teufels-
                                 kralle und die körpereigene Aminosäure Glutamin haben in medizinischen Studien eine
                                 Wirksamkeit im Hinblick auf Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualität
                                 gezeigt. Die häufig ebenfalls beworbenen Muschelextrakte sind bisher nicht in einer
                                 belastbaren Studie getestet worden.
                                 Gelatinepräparate sind ein beliebtes Thema in Zeitschriften und Wochenmagazinen.
                                 Angeblich soll die Gelatine über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und über das
                                 Blut in die Gelenkflüssigkeit gelangen. Aus medizinischer Sicht ist das allerdings nicht
                                 möglich, da Magensäure und Verdauungsenzyme jegliche Gelatineprodukte zersetzen
                                 und eine Wirksamkeit daher nicht gewährleistet ist.
                                 Im Internet und in der Presse finden sich weitere Therapieangebote wie z.B. Extrakte
                                 aus der Hagebutte (Hundsrose). Die Wirksamkeit dieser Offerten ist jedoch medizi-
                       X-Bein    nisch-wissenschaftlich nicht belegt, daher möchten wir an dieser Stelle derartige Maß-
                                 nahmen nicht weiter erläutern.
                                 Es gibt eine Reihe von im Volksmund überlieferten Maßnahmen, die Sie Zuhause
                                 durchführen können, dies sind unter anderem regelmäßige Quarkpackungen oder die
                                 Auflage von Kohlblättern. Saure Wirkstoffe können die Arthroseschmerzen lindern. Je
                                 nach Stadium der Arthrose führen Kälte (aktivierte Arthrose) oder Wärme (inaktive Ar-
                                 throse) zur Schmerzlinderung. Hier können Sie als Patient die wirkungsvollste Therapie
                                 am besten selbst austesten.

                                 Gelenkerhaltende operative Behandlungsmöglichkeiten
                                 In manchen Fällen kann durch eine Gelenkspiegelung, auch „Arthroskopie“ genannt,
                                 eine Linderung herbeigeführt werden. Dabei werden in der Schlüssellochtechnik
                                 z.B. störende freie Gelenkkörper, Meniskus- und Knorpelreste und die entzündlich
                      O-Bein     veränderte Gelenkschleimhaut entfernt. Gleichzeitig werden viele Abfallstoffe und
                                 Entzündungsstoffe aus dem Gelenk gespült.
    Fehlstellungen der Beine     Insbesondere bei jungen Patienten besteht die Möglichkeit, die Biomechanik einer Fehl-
    können Gelenke vorzeitig     stellung, beispielsweise einer O- oder X-Bein-Fehlstellung, durch eine korrigierende,
    schädigen. Insbesondere
                                 umstellende Operation zu verbessern. Diese Operationen haben vorbeugenden Cha-
        jüngere Patienten mit
    intaktem Knorpel werden      rakter und sind jüngeren Patienten mit weitestgehend intaktem Knorpel vorbehalten.
    deshalb im Einzelfall vor­   Bei Fehlstellungen oder Schmerzen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter sollten
           beugend operiert.     Sie hierzu einen Facharzt konsultieren.


Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Das künstliche Kniegelenk
Bei Versagen der o.g. Behandlungsmethoden bleibt immer noch die Ope-
ration eines künstlichen Kniegelenkes (Endoprothese). Sie ist eine der
großen Innovationen und Erfolgsgeschichten des letzten Jahrhunderts.
Pro Jahr gibt es mittlerweile mehr als 100 000 Operationen dieser Art in
Deutschland. Ziel der Operation ist das schmerzfreie Gehen mit entspre-
chender Verbesserung von Selbstständigkeit und Lebensqualität.
Vor einer Kunstgelenkoperation stellen sich eine ganze Reihe von
Fragen, die wir nachfolgend beantworten wollen.
●   Wann ist der richtige Operationszeitpunkt?
●   Welche Prothese ist die Richtige?
●   Wie ist das mit den modernen Implantaten?
●   Was kann ich vor der Operation tun?
●   Die Betreuung durch den Narkosearzt vor, während und nach
    Ihrer Knieoperation?
●   Wie läuft die Operation ab?
●   Operieren in Schlüssellochtechnik?
●   Navigationshilfen?
●   Komplikationen – kann auch etwas schief gehen?
●   Die ersten Tage und Wochen nach der Operation?
●   Leben mit dem Kunstgelenk?
                                                                                          Wenn lieb gewonnene
Wann ist der richtige Operationszeitpunkt?                                                Tätigkeiten zur Qual wer­
                                                                                          den, ist die Zeit reif für die
Entscheidend für den richtigen Operationszeitpunkt ist der individuelle Leidensdruck      Operations-Entscheidung.
des Patienten. Schmerz, eingeschränkte Lebensqualität oder auch das schlechter wer-       Arthrose und die damit
dende Handicap beim Golf, können eine Rolle spielen. Die früher bestehenden Beden-        verbundenen Schmerzen
ken bezüglich des Alters der Patienten, sowohl im Hinblick auf „zu jung“, aber auch „zu   schränken die Bewegungs­
                                                                                          freiheit stark ein. Inaktivi­
alt“ sind bei der modernen Kunstgelenkchirurgie in den Hintergrund getreten.
                                                                                          tät und Isolation sind die
Die Muskulatur hat nach neueren Erkenntnissen eine zentrale Bedeutung für den Erfolg      Folgen. Wenn die traditio­
der Operation. Ein langes Hinausschieben der Operation führt auf Grund von Schon-         nellen Behandlungsmetho­
                                                                                          den keinen Erfolg bringen,
haltung und Bewegungsmangel bereits vor der Operation zu einer erheblichen Mitschä-
                                                                                          ist ein neues Kniegelenk
digung der Muskulatur. Auch der Knochen im Gelenkbereich wird in seiner Qualität          die einzige Möglichkeit, die
schlechter und kann bei manchen Patienten sogar teilweise einbrechen. Dadurch kann        Lebensqualität zurück zu
die Verankerung des Kunstgelenkes erschwert werden. Die so genannten reinen Ober-         gewinnen.
flächenersatz-Implantate können dann häufig keine Anwendung mehr finden.

Welche Prothese ist die Richtige?
Dank moderner Implantate werden nur die zerstörten oberflächlichen Knorpel- und
Knochenschichten der korrespondierenden Gelenkflächen (Oberschenkelrolle und
Schienbeinkopf) abgetragen. Im Anschluss können die Prothesenkomponenten für
Oberschenkel- und Schienbeinkopf im Knochen sicher verankert werden (Ober­flächen­
ersatz). Unter Umständen kann dabei auch ein Ersatz der Kniescheibenrückenfläche
notwendig sein. In der Regel bestehen sowohl Oberschenkelanteil (Femur­komponente)
als auch Schienbeinanteil (Tibiakomponente) aus einer Cobalt-Chrom-Nickel-
Legierung – besser bekannt als medizinischer Edelstahl. Zur Verbesserung der Gleit-
fähigkeit dieser beiden Metallkomponenten liegt der Tibiakomponente ein Onlay (Gleit-
fläche) auf. Dieses Onlay und auch der gegebenenfalls verwendete Kniescheibenanteil
bestehen aus einem harten Polyethylen-Kunststoff.

                                                                                                                      
Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Neues Gelenk − neue Lebensfreude: Das Knie

                                 Ihr Arzt sollte mit Ihnen die Auswahl des Prothesenmodells und das Operationsverfah-
                                 ren ausführlich besprechen. Abhängig von Alter, Knochenqualität und Anatomie des
                                 Patienten existieren unterschiedliche Ausfertigungen der Knieprothese:

       Modulares Knietotal-
    endoprothesensystem.
       Welches Modell und
welche Operationsmethode
speziell für Sie geeignet ist,
  kann Ihnen der Arzt aus­
           führlich erläutern.
   Der Pfeil zeigt: je ausge-
  dehnter der Schaden des
Kniegelenkes, desto stabiler
    muss die Prothese sein.

                                 Die Schlittenprothese
                                 Eine O-Bein-Fehlstellung kann zum isolierten Verschleiß des inneren Gelenkbereiches
                                 (Gelenkkompartimentes) führen (mediale Gonarthrose). In diesem Fall ist zu prüfen,
                                 ob der gezielte Ersatz des geschädigten Gelenkbereiches im Sinne einer Schlittenpro-
                                 these (unikompartimentalen Knieprothese), also ein Teilersatz zu empfehlen ist. Dabei
                                 werden nur die oberflächlichen Knorpel- und Knochenschichten des zerstörten inneren
                                 Gelenkbereiches abgetragen. Wie der umgangssprachliche Name bereits beschreibt,
                                 funktioniert diese Prothese dabei wie ein Schlitten; der Oberschenkelanteil der Prothe-
                                 se gleitet auf dem Schienbeinanteil. Auch hier kommt eine aus Polyethylen-Kunststoff
                                 bestehende Gleitfläche zum Einsatz.
                                 Zielgruppe sind hier Patienten mittleren Alters, und das Kniegelenk sollte voll streck­
                                 fähig sein. Eine bestehende Achsfehlstellung wie eine O- oder X-Bein-Fehlstellung
                                 kann durch diese Operation nicht korrigiert werden.

           Röntgenbild einer
          medialen Arthrose
     (Abb. A). Eine O-Bein-
  Fehlstellung kann diesen
Gelenkverschleiß () verur­
    sachen. In diesem Fall
  werden nur die oberfläch­
                                        

       lichen Schichten des
          zerstörten Gelenk­
 bereiches abgetragen und
durch einen Teilersatz, eine
 mediale Schlittenprothese
           (Abb. B), ersetzt.

                                  A                                            B


Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Die Total-Endoprothese (TEP) –
vollständiger Oberflächenersatz
Bei Verschleiß des inneren und des äußeren Gelenkkompartimentes
(Vollbild einer Gonarthrose) besteht die Notwendigkeit eines vollstän-
digen Oberflächenersatzes.
  Die ungekoppelte Total-Endoprothese
Dieses Modell kommt als Standard-Prothese zum Einsatz, da es eine
dem gesunden Knie sehr ähnliche Biomechanik aufweist. Voraussetzung
für die Implantation dieser Prothese sind ein intaktes hinteres Kreuzband
sowie funktionsfähige Seitenbänder. Das vordere Kreuzband wird wäh-
rend der Prothesenimplantation operativ entfernt.

  Die teilgekoppelte Total-Endoprothese
Diese Form des Kunstgelenks kommt vor allem bei Patienten mit
schwachem oder geschädigtem Bandapparat zum Einsatz. Hierbei wird
zusätzlich zum vorderen auch das hintere Kreuzband entfernt.

                                                                                 

                                                                                                       
                                                                            Röntgenbild einer vollständigen
                                                                            Kniearthrose.
                                                                            Sind, wie hier () zu sehen, die inne­
     Ungekoppelte Knie-TEP                Teilgekoppelte Knie-TEP           ren und äußeren Gelenkteile generell
                                                                            abgenutzt, wird ein vollständiger Gelenk-
                                                                            ersatz durch eine Total-Endoprothese
                                                                            (TEP) erforderlich.
  Die vollgekoppelte Total-Endoprothese
Dabei sind die Komponenten durch eine starre Achse miteinander ver-
bunden. Auf diesem Weg werden, ähnlich einem Scharniergelenk, zwar
die Beugung sowie die Streckung des Knies gewährleistet, eine Dreh-
bewegung im Knie ist dann allerdings nicht mehr möglich. Die Veranke-
rung in den Knochen ist deutlich aufwändiger und erfolgt zusätzlich durch
Metallstiele, die in den Ober- und Unterschenkel eingebracht werden.
Patienten mit ausgeprägten Achsfehlstellungen, Bandinstabilitäten und
Knochenzerstörungen kommen für dieses Modell in Frage.

                                                                                                                   
Neues Gelenk - neue Lebensfreude - Ein Ratgeber für Patienten Das Knie
Neues Gelenk − neue Lebensfreude: Das Knie

                                Die Verankerung im Knochen
                                Die Verankerung aller genannter Prothesenarten kann zementfrei, zementiert bzw.
                                teilzementiert erfolgen. Der so genannte Knochenzement ist ein schnell härtender
                                Kunststoff, der die Prothesenkomponenten zusätzlich mit dem Knochen verbindet.
                                Jede Verankerungsmöglichkeit hat verschiedene Vor- und Nachteile in Bezug auf un-
                                mittelbare Festigkeit und Belastbarkeit des Kunstgelenkes, Erhalt der Knochenqualität,
                                Schwierigkeiten bei einer möglichen Wechseloperation usw. Sollten Sie hierzu detail-
                                lierte Fragen haben, wenden Sie sich bitte an unsere Experten.
                                Die Vielzahl der uns zur Verfügung stehenden Prothesengruppen und Verankerungs-
                                möglichkeiten erlaubt es, je nach Alter des Patienten, Form und Qualität des Knochens
                                usw. das bestmögliche Kunstgelenk zu implantieren. Vor dem Eingriff werden Sie über
                                die bei Ihnen geplante Vorgehensweise informiert. Eine endgültige Entscheidung für ein
                                Kunstgelenk wird jedoch häufig erst während der Operation möglich sein. Wichtig für
                                Sie als Patient ist daher, dass am Krankenhaus eine große Auswahl an Kunstgelenk-
                                modellen, die alle wesentlichen oben genannten Optionen abdecken, zur Verfügung
                                steht und das Implantieren dieser Spezialmodelle vom Operateur beherrscht wird.

                                Was kann ich vor der Operation tun?
                                Soweit möglich sollte die Muskulatur bereits vor der Operation trainiert werden. Dabei
                                können Schmerzmittel helfen. Auch das Üben des Gehens mit Unterarmgehstützen
                                und das damit verbundene Training der Armkraft erleichtern die ersten Tage nach der
                                Operation.
                                Eine umfassende Information über den Ablauf und die Operation reduziert Unsicher-
                                heiten und Ängste während des Krankenhausaufenthaltes. Dies trägt erheblich zum
                                Heilungsprozess bei. Unsere Endoprothesenschulung soll hierzu einen wichtigen
                                Beitrag leisten.
                                Um das Narkoserisiko weitgehend zu reduzieren, sollten Sie mit Ihrem Hausarzt über-
                                prüfen, ob eventuelle andere Erkrankungen zum Zeitpunkt des operativen Eingriffs
                                bestmöglich behandelt sind.
           Röntgenbild einer
  teilgekoppelten Knie-TEP
   mit Verankerungsstielen.
Bei diesem Modell werden
                                Die Betreuung durch den Narkosearzt
zusätzliche Verankerungs­       vor, während und nach Ihrer Knieoperation
     stiele aus Metall in den
                                Unser Anliegen ist es, Sie sicher und schonend durch die Zeit Ihrer Operation zu be-
  Ober- und Unterschenkel
    eingeführt. Achsfehlstel­   gleiten. Daher wird man für Sie etwa vier Wochen vor der geplanten Operation einen
 lungen können so optimal       Termin in unserer Anästhesieambulanz vereinbaren.
          behandelt werden.
                                   Gesundheitszustand besprechen
                                Hier haben Sie die Gelegenheit, alle gesundheitlichen Probleme, die neben Ihrem
                                Knieleiden bestehen, mit einem ärztlichen Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie und
                                Intensivmedizin zu besprechen. Bitte bringen Sie dazu die Untersuchungsbefunde,
                                Berichte, Medikamentenlisten und weitere Unterlagen Ihres Hausarztes, Internisten
                                oder eines anderen Facharztes mit.

                                   Eigenblutspende abstimmen
                                Gegebenenfalls wird man mit Ihnen auch die Möglichkeit einer Eigenblutspende bespre-
                                chen, die wir im Haus durchführen lassen. Entscheidend ist, dass wir alle Ihre gesundheit-
                                lichen Begleitumstände gut kennen und so in der Lage sind, Sie optimal zu betreuen.


Vollnarkose oder rückenmarknahe Betäubung
Am Tag vor der Operation findet, meist im Rahmen der Aufnahme, das
abschließende Aufklärungsgespräch mit Ihrem Narkosearzt statt. Eine
Knieendoprothese kann grundsätzlich in Allgemeinanästhesie (Vollnarko-
se) oder rückenmarknaher Betäubung (Spinal- oder Lumbalanästhesie)
durchgeführt werden. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfah-
ren werden Ihnen bei diesem Gespräch ausführlich erklärt. Dabei gehen
wir gerne auch auf Ihre Fragen, Wünsche und Vorstellungen ein.

   Wundblutaufbereitung
In der Regel muss kein Fremdblut übertragen werden, da wir anfallendes   Wer operiert wird, sollte
Wundblut auffangen, reinigen und Ihnen dann wieder zurückgeben           informiert sein:
können.
                                                                         Durch die Teilnahme an der
  Betreuung auf der Intensivstation                                      Endoprothesenschulung leisten
Nach dem Eingriff werden Sie von uns noch mehrere Stunden in unserem     Sie einen eigenen wichtigen
Aufwachraum betreut. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf eine       Beitrag für einen optimalen
umfassende Schmerzbehandlung. In besonderen Fällen empfiehlt sich
                                                                         Heilungsprozess.
über Nacht eine Überwachung auf unserer Intensivstation.
   Schmerzkatheter
Bei größeren Eingriffen am Kniegelenk empfehlen wir grundsätz-
lich die gleichzeitige Anlage eines Schmerzkatheters (Katheter: dün-
ner, weicher Schlauch) Dieser Katheter wird während der Narkose-
vorbereitungen unter örtlicher Betäubung im Lenden­wirbelbereich
(Periduralkatheter) oder in der Nähe der Oberschenkelnerven (Nervus
femoralis, Nervus ischiadicus) angelegt. Mit Hilfe einer Medikamenten-
pumpe oder durch Einspritzungen erhalten Sie über den Katheter meh-
rere Tage lang regelmäßig schmerzstillende Medikamente. Er ist daher
ein wesentliches Element der Schmerzbehandlung und kann auch die
anschließende physiotherapeutische Behandlung deutlich erleichtern.

      Tipps von unseren Physio- und Ergotherapeuten

 ● Die Streckfähigkeit des Gelenkes ist besonders wichtig. Lagern
   Sie Ihr Bein ab sofort so gestreckt wie möglich. Legen Sie sich
   häufiger auf den Bauch, ggf. mit einem Kissen unter dem Bauch
   zur Erleichterung.
 ● Führen Sie regelmäßig das „Trainingsprogramm für Zuhause“
   durch (siehe Anhang Seite 13).
 ● Für die Zeit im Krankenhaus nach der Operation sollten Sie
   zur Aufnahme folgende wichtige Dinge mitbringen:
    ➤ ein Paar ausreichend weite Hausschuhe mit stabiler
      rutschfester Sohle
    ➤ ein Paar flache Schuhe in ausreichender Weite ohne
      Beinlängenausgleich (keine MBT-Schuhe)
    ➤ bereits vorhandene Hilfsmittel (z.B. langer Schuhlöffel,
      helfende Hand, Strumpfanziehhilfe, Gehstützen, Rollator)
    ➤ ein Paar Hosenträger als Anziehhilfe

                                                                                                     
Neues Gelenk − neue Lebensfreude: Das Knie

                             Wie läuft die Operation ab?
                             Bei der Operation wird das verschlissene Gelenk möglichst muskelschonend frei-
                             gelegt. Die Situation wird im Hinblick auf den Verschleiß und die Kniegelenksbänder
                             beurteilt. Das individuell optimale Kunstgelenk wird ausgewählt und implantiert. Es
                             folgt die Funktionsprüfung des Kunstgelenkes und Optimierungen im Detail. Die Wunde
                             wird schonend verschlossen.

                             Operieren in Schlüssellochtechnik – „minimalinvasiv“?
                             In der Presse finden sich zahllose Berichte mit Bildern von 5 cm langen Operationsnar-
                             ben nach der Operation eines Kunstgelenkes. Entscheidend für den Erfolg der Opera-
                             tion ist jedoch nicht die Länge der Narbe, sondern die Schonung der Weichteile in der
                             Tiefe, insbesondere der Muskeln, bei der Operation. Eine gut ausgebildete Muskulatur
                             ist notwendig, um das Kunstgelenk zu stabilisieren und zu bewegen. Vorrangiges Ziel
                             sollte daher eine gewebeschonende und nicht eine oberflächlich kosmetisch schöne
                             Technik sein. Dabei dürfen auch die Nachteile der Schlüssellochtechnik nicht außer
                             acht gelassen werden. Durch die schlechtere Übersicht kann es zu einem nicht optima-
                             len Sitz der Komponenten des Kunstgelenkes und somit zu weiteren Komplikationen
                             kommen.

                                                     Navigationshilfen?
                                                     Die Navigation im Operationssaal funktioniert ähnlich wie
                                                     in einem Auto. Die Daten der Landkarte des Kniegelenkes
                                                     werden erfasst. Der Monitor zeigt dem Operateur ob er sich
                                                     am gewünschten Ort befindet. Ziel ist eine noch exaktere
                                                     Platzierung des Kunstgelenkes als bisher. Noch gehört die
                                                     Technik nicht zum Standard im Operationssaal. Bei besonde-
                                                     ren anatomischen Verhältnissen kann der Einbau einer Totalen-
                                                     doprothese schwierig werden. Durch ein computergestütztes
                                                     Navigationsystem kann auch unter erschwerten Bedingungen
                                                     die Endoprothese exakt eingesetzt werden.

   Das Navigationssystem     Komplikationen – kann auch etwas schief gehen?
  zeigt dem Operateur am
 Monitor immer die exakte    Bei der Operation kann es zu Rissen oder Brüchen im Knochen kommen. Diese werden
   Position an. Besonders    dann stabilisiert. Bis zur Knochenheilung sollten Sie das Bein dann häufig entlasten.
         unter erschwerten   Frühzeitig nach einer Operation auftretende Komplikationen sind beispielsweise eine
     Bedingungen können      Infektion durch Bakterien oder eine Instabilität der Prothese. Diese Komplikationen sind
Prothesen so noch exakter    jedoch selten und treten nur in etwa 1% der Fälle auf.
        eingesetzt werden.
                             Spätkomplikationen sind z.B. eine Lockerung der Prothese im Knochen, bedingt durch
                             Fehlbelastungen, Infektionen, Unfälle oder auch einen Materialverschleiß. Dann muss
                             gegebenenfalls ein Wechsel des Kunstgelenkes erfolgen. Detaillierte Informationen
                             erhalten Sie vor der Operation. Lassen Sie sich durch diese vielen, jedoch seltenen
                             Probleme nicht davon abhalten, die Chance auf einen deutlichen Gewinn an Lebens-
                             qualität durch die Operation zu nutzen.

                             Die ersten Tage und Wochen nach der Operation
                             Nach der Operation werden Sie durchgehend von unserem Behandlungs-
                             team betreut. Die Mobilisation wird individuell auf Sie abgestimmt und erfolgt
                             unter Anleitung eines Physiotherapeuten. In manchen Kliniken dürfen die Patienten zur
                             Sicherheit nach der Operation das Bein nicht voll belasten.

10
Wir halten diese Einschränkung auf Grund unserer sehr guten Erfahrungen mit der
vollen Belastung im Normalfall nicht für notwendig.
Bei komplikationslosem Verlauf werden Sie nach ca. 11 Tagen entlassen. Zuvor wird
über unseren Sozialdienst mit Ihnen die Möglichkeit einer weiteren stationären oder
ambulanten Rehabilitation besprochen (AHB = Anschlussheilbehandlung).
Wenn Sie bestimmten Krankenkassen angehören, können Sie in unser Programm der
„integrierten Versorgung (IV)“ aufgenommen werden. Hier besteht eine Gewährleistung
auf die Behandlung. Die Rehabilitation in der Klinik Niedersachsen in Bad Nenndorf, mit
der wir einen Kooperationsvertrag geschlossen haben, ist für Sie organisiert. Genauere
Informationen hierzu erhalten Sie bei unseren MitarbeiterInnen
Die sich an unsere Behandlung anschließende Reha-Maßnahme wird etwa drei weitere
Wochen dauern, um den Operationserfolg zu festigen und Sie auf den Alltag vorzube-
reiten.

Leben mit dem Kunstgelenk
Was kann ich bereits, wenn ich nach Hause komme?
Nach der Reha-Maßnahme sind Sie schon ganz gut mobil. In der ersten Zeit brauchen
Sie sicher noch Hilfe im Haushalt und beim Einkaufen. Die Stützen sind meist 6 bis
8 Wochen nach der Operation hilfreich.
Die Zeit bis zum selbstständigen Autofahren ist individuell sehr unterschiedlich. Ein
Patient mit Automatikfahrzeug und einer Operation des linken Beines wird dieses
früher können als andere. Wichtig sind eine vollständige Beinkontrolle, das normale
Bewegungsgefühl und die weitgehende Schmerzfreiheit.
Hilfsmittel wie eine Strumpf-Anziehhilfe können nützlich sein.

Sport – was ist erlaubt?
Die Wiederherstellung der muskulären Kraft und Koordination ist ein wichtiges Ziel
nach der Operation. Dies wird anfangs durch eine moderne Physiotherapie unterstützt.
Später folgt dann die sportliche Beanspruchung nach dem Prinzip: Eine langsame
Steigerung der Belastung ohne Überlastung.
Beginnen Sie Ihr Sportprogramm langsam und dosiert. Streben Sie ein regelmäßiges
Training an. Lassen Sie sich nicht von werbeorientierten Berichten von Hochleistungs-
sportlern mit künstlichen Kniegelenken beeinflussen. Sportarten mit plötzlichen Bewe-
gungen, Richtungswechseln, extremen Bewegungsausschlägen, Stoßbelastungen,                 Es gibt verschiedene
                                                                                           Möglichkeiten, sich sport­
Stopps und Sprüngen können die Haltbarkeit ungünstig beeinflussen.
                                                                                           lich zu betätigen.
Schmerzen sind ein wichtiges Alarmzeichen und sollten zur Belastungsreduktion
                                                                                           Beginnen Sie Ihr
führen. Listen mit „guten“ und „schlechten“ Sportarten sind leider nie umfassend zu        Bewegungsprogramm
gestalten. Sollten Sie Fragen bezüglich einer bestimmten Sportart haben, wenden            vorsichtig und dosiert, eine
Sie sich gerne an uns.                                                                     langsame Steigerung ist
                                                                                           wichtig, damit sich Muskeln
Wie lange hält das Gelenk?                                                                 und Bänder unterstützend
                                                                                           aufbauen können.
Die Haltbarkeit ist von vielen individuellen Faktoren abhängig. Im Durchschnitt ist eine
Überlebensdauer von 15 Jahren realistisch. Bei einer Lockerung ist normalerweise
eine Wechseloperation auf ein neues Kunstgelenk möglich. Mit jeder Wechseloperation
tritt jedoch meistens ein gewisser Knochenverlust und eine Verschlechterung der
Weichteilsituation ein.

                                                                                                                    11
Neues Gelenk − neue Lebensfreude: Das Knie

                               Wir hoffen, mit diesen Informationen die Grundlage für die erfolgreiche Umset-
                               zung unseres Mottos „Neues Knie – neue Lebensfreude“ bei Ihnen geschaffen zu
                               haben.

                                      Noch einige Tipps und Tricks
                                ● Tragen Sie Lasten am besten in einem Rucksack
                               Adressen:
                                ● AchtenArthrose
                               Deutsche  Sie auf ein gutes Schuhwerk
                                                  Selbsthilfe         mit festem
                                                              e.V., Postfach     Halt und
                                                                             1105521,     weichen
                                                                                       60040      Sohlen
                                                                                             Frankfurt am Main
                                ● Achten Sie auf Ihr Körpergewicht
                               www.deutsches-arthrose-forum.de
                                ● Jede bakterielle Infektion bedeutet eine Gefahr für Ihr Kunstgelenk, bei Zahn-
                               www.kuenstliches-gelenk-forum.de
                                  behandlungen sollte eine Begleitbehandlung mit Antibiotika erfolgen
                                ● Führen Sie bei Flugreisen einen Implantatträgerausweis mit sich
                                ● Bei zunehmenden Schmerzen, Fieber oder Veränderungen an der Narbe
                                  sollten Sie zügig Ihren Arzt konsultieren
                                ● Vermeiden Sie Stürze durch Entfernen von Stolperfallen aus Ihrer häuslichen
                                  Umgebung. Beachten Sie besonders glatte rutschige Stellen, stützen Sie sich
                                  in Zweifelsfällen in diesen sturzgefährdenden Bereichen zusätzlich ab

                               Adressen:
                               Deutsche Arthrose Selbsthilfe e.V., Postfach 1105521, 60040 Frankfurt am Main
                               www.deutsches-arthrose-forum.de
                               www.kuenstliches-gelenk-forum.de

   Regelmäßiges Training
        ist äußerst wichtig.
           Dosieren Sie die
   Bewegungen schonend
  und beginnen Sie in klei­
nen Schritten. Schmerzen
sind dabei wichtige Alarm­
   zeichen, auf die Sie mit
Rücknahme der Belastung
          reagieren sollten.

12
Vor der Operation:
Ihr persönliches Trainingsprogramm für Zuhause
Hinweise zu den Übungen:
● Die Übungen sind so ausgewählt, dass Sie diese bedenkenlos beliebig oft am Tag
  durchführen können.
● Wir empfehlen Ihnen, alle Übungen mindestens zweimal täglich durchzuführen.
● Atmen Sie bei jeder Übung ruhig und gleichmäßig weiter.

                                           Übung 1 :
                                     1
                                           ➊ Legen Sie sich auf den Rücken, so
                                             dicht an eine Wand, dass Sie mühe-
                                             los die Beine gestreckt an die Wand
                                             lehnen können. Ihre Fersen berühren
                                             nun die Wand.
                                           ➋ Bewegen Sie die Füße in dieser
                                             Position kräftig auf und ab, indem
                                             Sie die Zehenspitzen zum Körper
                                             ziehen und danach wieder in
                                             Richtung Wand strecken.
                                           ➌ Wiederholen Sie die Übung 30-mal.

                                           Übung 2:
                                     2
                                           ➊ Legen Sie sich auf den Rücken.
                                           ➋ Lagern Sie Ihre Unterschenkel erhöht
                                             rechtwinkelig, z.B. auf einem Hocker
                                             oder Stuhl.
                                           ➌ Bewegen Sie die Zehen in dieser
                                             Position kräftig auf und ab.
                                           ➍ Wiederholen Sie die Übung 30-mal.

                                           Übung 3:
                                     3
                                           ➊ Legen Sie sich auf den Rücken.
                                           ➋ Lagern Sie Ihre Unterschenkel erhöht
                                             im rechten Winkel, z.B. auf einem
                                             Hocker oder Stuhl wie in Übung 2.
                                           ➌ Ziehen Sie die Fußspitzen in Richtung
                                             Nase.
                                           ➍ Spannen Sie Ihr Gesäß und die
                                             Schließmuskeln an und heben Sie Ihr
                                             Gesäß von der Unterlage ab.
                                           ➎ Bleiben Sie für drei Atemzüge in dieser
                                             Position.
                                           ➏ Wiederholen Sie die Übung 5- bis 10-mal.

                                                                                        13
Neues Gelenk − neue Lebensfreude: Das Knie

                                        Übung 4:
                 4
                                        ➊ Legen Sie sich flach auf den Rücken.
                                        ➋ Unterlagern Sie Ihr Knie mit einer
                                          Knierolle oder einem zusammenge-
                                          rollten Handtuch.
                                        ➌ Ziehen Sie die Fußspitze des einen
                                          Beines hoch und heben Sie die Ferse
                                          möglichst weit vom Boden ab. Achten
                                          Sie darauf, dass Sie Ihr Knie dabei
                                          nicht von der Rolle abheben.
                                        ➍ Wiederholen Sie die Übung 5- bis
                                          10-mal, zunächst mit der einen, dann
                 5                        mit der anderen Seite.

                                        Übung 5:
                                        ➊ Positionieren Sie zwei Tennisbälle
                                          rechts und links neben Ihre Lenden-
                                          wirbelsäule in Höhe des Beckens und
                                          lehnen Sie sich damit an eine Wand.
                                        ➋ Achten Sie auf einen ausreichenden
                                          Abstand der Füße zu der Wand.
                                        ➌ Ihre Füße stehen ungefähr hüftbreit
                                          auseinander und Ihre Fußspitzen
                                          zeigen leicht nach außen. Die Arme
                                          dabei locker hängen lassen.
                                        ➍ Bewegen Sie sich mit Druck gegen
                                          die Tennisbälle in eine leichte Hock-
                                          stellung und wieder zurück.
                                        ➎ Wiederholen Sie die Übung 5- bis
                                          10-mal.

                 6

                                        Übung 6:
                                        ➊ Für diese Übung benötigen Sie einen
                                          glatten Boden (Fliesen, PVC, Parkett)
                                          und ein weiches Tuch.
                                        ➋ Setzen Sie sich auf einen Stuhl.
                                        ➌ Stellen Sie Ihren Fuß auf das Tuch
                                          und ziehen Sie Ihren Fuß möglichst
                                          weit unter den Stuhl.
                                        ➍ Bleiben Sie aufrecht sitzen und
                                          belasten Sie das Gesäß gleichmäßig.
                                        ➎ Wiederholen Sie die Übung 5- bis
                                          10-mal.

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Übung 7:
                                           7
➊ Stellen Sie sich vor eine Wand und
  stützen Sie sich mit beiden Händen
  auf Schulter­höhe ab.
➋ Setzen Sie Ihr Bein einen Schritt
  zurück.
➌ Strecken Sie das hintere Knie durch.
➍ Verlagern Sie Ihren Körperschwer-
  punkt nach vorn, indem Sie das
  vordere Bein im Knie leicht anwinkeln.
➎ Behalten Sie beide Fersen fest am
  Boden.
➏ Halten Sie die Dehnung ca. 10 bis 15
  Sekunden.
➐ Wiederholen Sie die Übung 5- bis
  10-mal, zunächst mit dem einen, dann
  mit dem anderen Bein.
                                                   Weitere
                                                   Empfehlungen

Übung 8:                                       Erhalten bzw. verbessern
                                           8   Sie Ihren Aktivitätsradius
➊ Setzen Sie sich auf einen Tisch und
  stützen Sie sich mit beiden Händen           durch geeignete Sportar-
  hinter Ihrem Oberkörper ab.                  ten wie zum Beispiel:
➋ Ziehen Sie nun ein Knie entlang der          ● Flottes Spazieren
  Tischkante in Richtung Zimmerdecke.
                                                 gehen
➌ Wiederholen Sie die Übung 10-mal
                                               ● Walking oder
  zunächst mit dem einen, dann mit
  dem anderen Bein.                            ● Nordic Walking
                                               ● Rad fahren im
                                                 niedrigen Gang
                                               ● Heimtrainer
                                               ● Brust-/Rücken-
                                                 schwimmen im
                                                 Wechsel

Übung 9:
                                           9
➊ Setzen Sie sich auf einen Tisch und
  stützen Sie sich mit beiden Händen
  hinter Ihrem Körper ab.
➋ In der gleichen Position wie bei Übung
  8 befestigen Sie eine Gewichtsman-
  schette an einem Ihrer Knöchel.
➌ Lassen Sie dieses Bein locker
  5 Minuten baumeln.
➍ Wiederholen Sie die Übung auch auf
  der anderen Seite.

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