Nordwind - Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow

 
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Nordwind - Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow
Nordwind
Nachrichten der Evangelischen Kirchengemeinden
Alt-Pankow | Martin-Luther | Niederschönhausen | Nordend

Dezember 2021 | Januar | Februar 2022

                                                               nste und
                                                Neu: Gottesdie
                                                               erausnehmen
                                                Termine zum H
Es wird erzählt ...
Es begab sich aber Pfarrer Eike Thies | Vom Ende her Claus Knapheide
Erzählen ist Erinnern Juliane Ostrop
Nordwind - Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow
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                             Editorial

                             Der Wind bläst, wo er will,                                   Darum muss es gehen, wo
                             und du hörst sein Sausen                                      Christen miteinander Ge-
                             wohl (Johannes 3) – Sie als     Manches Neue ist schwierig    meinschaft finden.
                                                             anzunehmen, dann ringen          Der Nordwind weht im Nor-
     Inhalt                  Glieder der vier beteiligten
                                                             wir miteinander und über-     den Pankows, wir wünschen            die fragenden, kritischen
                             Gemeinden hören das Sau-
                             sen, wir Redakteure hören       sehen diejenigen nicht, die   Ihnen allen, dass Sie sich           – und wären froh, wenn
                             es, es ist etwas in Bewegung,   sich Sorgen machen, die       hier genauso wieder­finden,          sich noch die eine oder
 4   Angedacht
                             das macht sich bemerkbar.       sich unsicher fühlen; oder    wie in den früheren Ge-              der andere findet, die in
                                Nicht immer sind die Bot-    suchen das Gespräch mit       meindebriefen, hoffen, dass          der Redaktion mitarbeiten
 6   Thema ›Erzählen‹
                             schaften eindeutig – daher      den Lauten und Selbstge-      Sie beim Stöbern Neues               möchten, bitte melden Sie
                             müssen wir miteinander re-      wissen, die ihre Macht un-    entdecken, bitten um Rück-           sich!
14 Weihnachten                                               terschätzen.                  meldungen, gerade auch                            Ihre Redaktion
                             den und unsere Eindrücke
                             zusammentragen.                    Das erste Heft des ge-
18   Berichte aus den GKRs                                   meinsamen Gemeindebrie-
                                                             fes trägt das Erzählen im
23   Kooperation                                             Titel, das soll unser Pro-
                                                             gramm sein über die Erst-
26 Vom Ende her                                              ausgabe hinaus. Erzählun-
                                                             gen hören wir in jedem Got-
28 Austausch                                                 tesdienst, fast immer gehen
                                                             sie von persönlichen ge-
29 Abkündigungen                                             meinschaftlichen Erlebnis-
                                                             sen aus und suchen den Wi-
                                                             derhall im biblischen Wort.
30 Mein Lieblingslied

32   Musik

                                                                                           Die Nordwind-Redaktion: Pfarrerin Kathrin Hermann, Anna Peters,
36 Bericht
                                                                                           Pfarrer Eike Thies, Claus Knapheide und Mareike Frühauf (v.l.n.r.)

38 Amt & Ehrenamt

40 Plan / Impressum
Nordwind - Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow
Gott
4                                                                                                                                                                                              5

                                     Kind
Angedacht

                            Geschichten                                                                                               Erzählen
                                 Weihnacht
                                                                                                  Vertrauen
                                                          Mensch
Es begab sich aber…
Wenn in den Tassen auf dem Früh­stücks­­tisch                                                         Die Weihnachtsgeschichte erzählt davon,
der Kaffee kalt wird, dann erzählen wir uns                                                       wie Gott die Menschen kennenlernen möchte.
gerade Geschichten von früher. Immer häufi-       eines Begriffs mehr Vertrauen als einer Er-     Wie Gott den Menschen nahe kommt. Sie er-
ger mache ich die Entdeckung, dass ich mehr       zählung. Wir sind auf Wahrheit aus und ver-     zählt von der Idee, dass Versöhnung mög-
und mehr selbst Teil dieser Geschichten wer-      gessen dabei, dass das Leben nicht in ein-      lich ist, mit Gott und untereinander. Deswe-
de. Das gehört zum Älterwerden wohl dazu,         deutigen Erklärungen aufgeht, sondern seine     gen erzählt die Geschichte auch nicht von ir-
bis man selbst ganz und gar Erzählung ist. Ich    Wahrheit darin trägt, dass es mehrdeutig ist    gendwelchen Menschen. Gott geht bei seiner                                      Eike Thies,
                                                                                                                                                                                  Pfarrer der
finde das tröstlich. Mir gefällt der Gedanke,     wie eine gute Geschichte. In diesem Sinne       Menschwerdung sehr parteiisch vor. Es sind
                                                                                                                                                                                  Kirchengemeinde
Teil einer Geschichte zu sein, die innerhalb      wahr. Am Küchentisch erzählen wir uns, viel-    Frauen und es ist das Kind und es sind die                                      Martin-Luther
einer Familie weitererzählt wird.                 mehr vergewissern wir uns, wie wir zu denen     Hirten, denen Gott die ganze Aufmerksam-
   Ich merke dabei, wie sich das, was ich         geworden sind, die wir heute sind.              keit schenkt. Fürchte dich nicht. Die Benach-
selbst erlebt habe, in der Art und Weise, wie         Jedes Jahr zu Weihnachten wird uns die-     teiligten der Gesellschaft sind gerufen, sich   finden. Sie sozusagen ausbuchstabieren, in-
es erzählt wird, fortlaufend weiterentwickelt,    selbe Geschichte erzählt. Sie beginnt mit den   aufzumachen und im Schein des Kindes zu         dem wir uns gesagt sein lassen, was sie er-
je häufiger es erzählt wird. Der Inhalt fließt.   immer gleichen Worten: »Es begab sich aber      erkennen, dass sie genauso wertvoll sind wie    zählen will. Dass es möglich ist: Frieden auf
Mit jedem Mal werden die Geschichten varian-      zu der Zeit …« Der Wortlaut dieser Geschichte   der privilegierte Rest der Menschheit.          Erden.
tenreich ausgeschmückt, sozusagen als Ne-         ist schon lange festgeschrieben. Damit un-          Die Weihnachtsgeschichte ist deswegen          Jedes Mal, wenn wir sie erzählen, tragen
benprodukt der kollektiven Verinnerlichung        terscheidet sie sich von den Geschichten, die   anstößig. Vergleichbare Geschichten wür-        wir etwas von uns selbst in diese Geschichte
im Gedächtnis meiner Familie. Die Erzählung       wir uns am Küchentisch erzählen.                den wir uns nur hinter vorgehaltener Hand       ein. Eine Sehnsucht vielleicht, dass auch wir
verlässt damit den Tatsachenbericht. Ob sie           Dabei verdunkelt nicht dieser Unterschied   erzählen – »Hast du schon gehört, es wird er-   mit ihr gemeint sein könnten. Ein Teil sind des
wahr ist, spielt dabei längst keine Rolle mehr.   die Brisanz der Weihnachtsgeschichte, son-      zählt …« – da sie uns ansonsten die Schames­    Erzählzusammenhangs Gottes mit den Men-
Denn es wird erzählt …                            dern der Umstand, dass sie Teil unseres         röte ins Gesicht treiben würden.                schen. Fürchte dich nicht.
   Eine Erzählung ist etwas anderes als ein       Weihnachtserlebnisses geworden ist. Und             Ich wünsche mir, dass wir das Erzählen
                                                                                                                                                                           Ihr Pfarrer Eike Thies
Tatsachenbericht oder eine Begriffsbestim-        das ist eben oft ganz anders als es die Weih-   der Weihnachtsgeschichte wieder neu lernen.
mung. In der Regel schenken wir der Erklärung     nachtsgeschichte erzählt.                       Dass wir eigene Worte für diese Geschichte
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6                                                                                                                                                                                                    7

Thema

Erzählen im Advent                                                                                 Erzählen ist Erinnern
»Es begab sich aber zu der Zeit …« so beginnt die Geschichte von der Geburt                        Kein Klassentreffen ohne
Jesu, und wer sie am Heiligen Abend in der Kirche oder unter dem Weihnachts-                       »Weißt Du noch?«, kein Fami-
baum hört, dem läuft vielleicht ein wohliger Schauer über den Rücken.                              lienfest ohne »Hab‘ ich Euch
Wenn wir diese Worte hören, dann ist wirklich der Weihnachtstag gekommen.                          mal erzählt …«, keine Trau-
                                                                                                   erfeier ohne »Erinnerst Du
                                                                                                   Dich?«. Es gibt Erinnerungsbü-
Und es heißt eben nicht »Es war einmal …«, so   römischen Kaisers Augustus und ums schnö-          cher, wie ›Oma, erzähl mal!‹,
wie Märchen beginnen. Was Lukas erzählen        de Steuernzahlen, für das der Kaiser gern die      ›Papa, erzähl mal!‹ und nun
will, ist ein Bericht von den Begebenheiten,    genaue Anzahl seiner zahlungspflichtigen Un-       auch noch Spiele: ›Erzähl mal!
unter denen Jesus, der Messias des jüdischen    tertanen wissen will.                              Das Familienquiz‹ oder ›Erzähl
Volkes, geboren wird. Das sind wahrhaft kei-       Dennoch beginnt gerade da etwas, das            mal! Das Freundequiz‹. Das
ne märchenhaften Umstände, und was dann         der Traum der ganzen Menschheit ist: die Ge-       Geschichtenerzählen kommt
folgt, sind zunächst bürokratische Mühen:       burt und Herrschaft des Friedefürsten, der         nicht aus der Mode, trotz Net-
»…dass alle Welt geschätzt würde.« Nicht        Gerechtigkeit bringt für die, »die im Finstern     flix und Co. Und das ist schön,
zuletzt geht es da um die Herrschaft des        wandeln«, denen endlich »ein großes Licht«         finde ich. Auch, wenn ich auf
                                                (Jesaja, 9,1) scheint. Jesus kommt zu denen,       die eine oder andere mir pein-
                                                die keinen Frieden haben und macht sie ge-         liche Geschichte gut und ger-         Welche ist Ihre Lieblings-      haben in der Hoffnung, dass
                                                sund, teilt Brot, zeigt Ungerechtigkeit auf. Die   ne verzichten könnte.              geschichte? Wenn es denn           der Nikolaus sie alle befüllt.
                                                Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit               Mit Geschichten wird an        überhaupt DIE EINE Lieb-              Darunter auch DIE EINE.
                                                gibt es immer noch, sie ist noch nicht für al-     Menschen erinnert, an Orte,        lingsgeschichte gibt. Wurde        Sie wissen sicher, auf wel-
                                                le erfüllt.                                        an vergangene Zeiten. Sie          sie aufgeschrieben, verfilmt,      che ich hinauswill. Die, deren
                                                   Und so ist Weihnachten, ist das Erzählen        können kurz sein oder lang,        vertont oder einfach oft er-       Anfangsworte uns so vertraut
                                                dieser Geschichte für uns Christen und für         schön, traurig, zäh, lustig,       zählt? Warum gefällt sie Ih-       sind: »Es begab sich aber zu
                                                viele Friedenssuchende bleibend unentbehr-         dramatisch oder gruselig. Und      nen so besonders gut?              der Zeit …«. Keine Geschich-
                                                lich. Erzählen wir einander im Advent Frie-        ich meine nicht nur die Ge-           Die nächsten Wochen ge-         te habe ich so oft und in den
                                                densgeschichten aus unseren Tagen! Nut-            schichten, die Bücherregale        ben in vielerlei Hinsicht An-      unterschiedlichsten Versio-
                                                zen wir die Gelegenheit: in den Kreisen der        füllen, sondern die vielen, die    lässe für Geschichten. Ich er-     nen gelesen, gespielt, um-
                                                Kleinsten im Kindergarten, in den Literatur-       nicht aufgeschrieben wurden.       ahne schon, welche ich mei-        geschrieben und gesungen.
                                                kreisen, bei der Frauenhilfe, mit Fremden.         Die man sich erzählt, in der Fa-   nen Kindern erzählen soll.         Sie begleitet mich von Kin-
                                                Was wir tagtäglich in unseren Gemeinden            milie oder unter Freunden. Die     Zum Beispiel die von meinem        desbeinen an. Es würde mir
                                                tun, hat einmal mit einer Friedensgeschich-        Kinder immer wieder erbitten,      ersten Besuch in West-Berlin       etwas fehlen, wenn ich sie
                                                te angefangen. Sie ist immer noch da und           um dann peinlich genau dar-        nach der Maueröffnung. Oder        zum Weihnachtsfest nicht
                                                immer noch wahr. Kein Märchen.                     auf zu achten, dass auch kein      wie wir als Kinder einmal          hören oder erzählen würde.
                                                                                                   Detail vergessen oder unge-        sämtliche Schuhe und Stiefel
                                                                                                                                                                                        Juliane Ostrop
                                                                  Pfarrerin Kathrin Herrmann       nau dargestellt wird.              der Familie vor die Tür gestellt
Nordwind - Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow
8                                                                                                                                                                                                                    9

Thema

Geschichtenerzählen
I. Das Erzählen ist die Urform
der Darstellung mit den Mit-                                                                                                                                                             tref­fen sie sich zur Vorsetz.
teln der Sprache, schon Kin-                                                                                                                                                             Schon in der nächsten Klein-
der tun es. Die Erzählung ist                       Handlungssituationen her-                                                                                                            stadt war bereits der Begriff
die Grundform der Prosa. Be-                        ausgeprägt, es sind Institu-                                                                                                         nicht mehr bekannt.
richte müssen wahrhaft sein,                        tionen. Die Erzählung ist es                                                                                                            Das Geschichtenerzählen
Erörterungen setzen das Ar-                         nicht, zu erzählen geht und                                                                                                          führt, ich behaupte: neuer-
gumentieren voraus, Schil-                          passt immer. Wenn wir ande-                                       wusst ausgewählt, also pas-                                        dings, ein Schattendasein,
derungen benötigen einen                            ren eine Erfahrung, etwas Er-                                     send gemacht werden, wenn                                          versunken wie die Hausmu-
lückenlosen Ablauf, Beschrei-                       lebtes schenken wollen, dann       des Begriffs Narrativ, der     das Narrativ die Erwartungen                                       sik, Hut und Kopftuch, das
bungen den Fokus eines Ge-                          erzählen wir eine Geschich-        zunehmend populärer wird.      eines Publikums zugleich be-                                       Verloben und andere Kultur-
genstandes, Briefe die An-                          te. Wer erzählt, steht auf ur-     Zunächst in der Produkt­       dient und erweitert – dann                                         praktiken, die noch vor Kur-
sprache. Sprachliche Formate                        sprüngliche Weise im Wort.         wer­bung, neuerdings auch      bleibt etwas hängen. Narra-                                        zem als unverzichtbar erlebt
verfolgen bestimmte Zwecke,                             Das Erzählen steckt auch       in der Politik. Wenn Person,   tive sind taktische Erzählun-                                      wurden.
sie haben sich für spezifische                      in der romanischen Wurzel          Geschichte und Aussage be-     gen; daher sind sie riskant.         Ähnlich unbekannt ist der        II. Die Bibel stellt uns In-
                                                                                                                      Ein, zwei Fakten, die nicht       Begriff Vorsetz. Anfang der      halte über – unzählige – Ge-
                                                                                                                      dazu passen, und das Nar-         1980er Jahre habe ich in Ho-     schichten vor. Im Alten Testa-
                                                                                                                      rativ fällt zusammen. Narra-      henlohe noch Berichte von        ment werden Schicksale, die
                                                                                                                      tive überrumpeln, indem sie       solchen Zusammenkünften          innere Bewegung der Akteu-
                                                                                                                      sich als das Erzählen einer       gehört, die vom dörflichen       re, ihre Motivation und Ge-
                                                                                                                      Geschichte verkleiden.            Geschichtenerzählen geprägt      stimmtheit, das, was wir heu-
                                                                                                                         Geschichten, die man sich      waren. Im Winter, wenn die       te als die psychologischen
                                                                                                                      einfach so erzählt, sind we-      Arbeit auf den Feldern ruhte,    Anteile einer Geschichte be-
                                                                                                                      nig greifbar und entziehen        nach Advent und Weihnachts-      zeichnen, über Handlungen
                                                                                                                      sich womöglich dem wissen-        tagen, kamen die Frauen des      erzählt. Große Emotionen
                                                                                                                      schaftlichen Zugriff. Oder ken-   Dorfes reihum drei- oder vier-   sind zu Naturgewalten oder
                                                                                                                      nen Sie den Begriff des ho-       mal in der Wohnstube eines       Gewalttaten verdichtet, und
                                                                                                                      mileischen Diskurses? Das         der größeren Höfe zusam-         das Hoffen wird zu unerreich-
                                                                                                                      altgriechische homilein –         men, um sich vom vergange-       baren Fantasien erweitert.
                                                                                                                      Umgang haben, sich unter-         nen Jahr oder aus dem ver-       Diese Geschichten schlagen
                                                                                                                      halten – wird Ihnen neu sein;     gehenden Leben zu erzäh-         uns in ihren Bann.
                                                                                                                      die Datenlage auf diesem Ge-      len. Meine Schwiegermutter          Aus den Evangelien ken-
                                                                                                                      biet der Sprachforschung ist      sagte dann, sie wolle was        nen wir das Gleichnis. Gleich-
Friedrich Wilhelm Schoen: Großmutter erzählt (Ausschnitt), 1845, © Wikimedia Commons                                  verblüffend dünn.                 backen, am Montagabend           nisse gibt es nur in der Bibel
Nordwind - Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow
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Geschichtenerzählen (Fortsetzung)                                                                     Thema

                                                                                                      Freies Erzählen im Kindergarten
                                                                   Wer seine Geschichte erzählt,      der Friedenskirche Niederschönhausen
                                                                   der lässt sie frei, auf dass die
und nur im Neuen Testament.                                        eigenen Erfahrungen, das           Meine Form der Erzählwerkstatt verknüpft das
Jesus erzählt mit jedem                                            selbst Erlebte sich mit den Er-    Erzählen mit bildnerischem Selbstausdruck.
Gleichnis eine Geschichte.                                         fahrungen der Zuhörerinnen         Dahinter steht die Idee des freien Ausdrucks,
Diese Geschichten sind al-                                         mischen können. Es führt das       die auf den Reformpädagogen Céléstin
lerdings nicht selbst erlebt,                                      eine zum anderen. Im Gegen-        Freinet (1896–1966) zurückgeht. Er sprach
sie sollen sich – irgendwann,                                      satz zu Institutionen, die im-     vom Prinzip der ›denkenden Hand‹ und for-
irgendwo – zugetragen ha-                                          mer mit Machtverhältnissen         derte, Kindern ›das Wort zu geben‹. In den
ben. Sie stehen in der Ewig-                                       zu tun haben, formen wir im        freien Ausdrucksformen von Kindern sah er
keit, vielleicht auch an der                                       Zuge der ständigen Rollen-         ein Kern­element demokratischer Teilhabe.
Schwelle vom Menschlichen                                          wechsel vom Zuhören zum                Gemeinsam mit Gleichaltrigen zeichnen
zum Göttlichen. Diese Ge-                                          Erzählen das Gruppengefü-          Kinder mit Buntstift, was und wie sie möch-
schichten sind thematisch                                          ge immer wieder neu.               ten, anschließend ›erzählen sie ihr Bild‹ – so
verblüffend, und sie bleiben                                          Das Erzählen ist als Kom-       nennen sie es, wenn sie spontan sagen, was
singulär – niemals antworten       der erzählten Geschichte.       munikationsform keinem be-         ihnen dazu in den Sinn kommt. Hier setzen
die Jüngerinnen oder Jünger        Dieselbe Kraft steckt in den    stimmten Zweck zuzuordnen,         Kinder die Agenda – ohne Vorgabe von The-                           N. Schwarz © GemeindebriefDruckerei.de

mit eigenen Erzählungen. Da-       Geschichten, die wir uns Tag    aber jede Erzählung hat ein        men, Korrektur oder Bewertung, ihre Pers-
mit handelt es sich hier eben-     für Tag erzählen.               Ziel, und sei es nur, sich und     pektiven stehen im Zentrum. Jeglicher Inhalt     -geschichten der Kinder zur Aufführung. Sie
falls um eine Institution: einer      III. Das Geschichtener-      andere zu unterhalten. Das         und jede Form ist erlaubt – außer über die       werden mit dem Beamer an die Wand gewor-
darf reden, die anderen sollen     zählen kennt nur sehr grund-    Erzählen ähnelt darin dem          Bilder und Texte der anderen zu meckern. Als     fen und von den Eltern vorgelesen.
zuhören.                           legende Konditionen: Zeit,      Spiel, dem Tanz, dem Singen,       Pädagogin höre ich aufmerksam zu, notiere           Freies Erzählen schafft Verbindung nach in-
    Manchmal spontan, oft          um die Geschichte ganz zu       vielleicht auch dem Sport.         Wort für Wort in den Computer und lese im        nen, zur eigenen Vorstellungswelt, und nach
aber dann, wenn die Zuhö-          erzählen; Teilhabe, also die       Freie Partizipation, echte      Anschluss die gesamte Geschichte erneut          außen, zu anderen Kindern und Erwachsenen;
renden nachfragen oder gar         Aufmerksamkeit der an der       Gemeinschaft, Emotionen,           vor. Im eigenen Erzählordner wächst für je-      es reicht in die Vergangenheit, zur vorange-
zweifeln, gibt Jesus eine Ver-     Sprechsituation Beteiligten;    die nicht überwältigen oder        des Kind ein eigener Geschichtenschatz. Die      gangenen Geschichte, und in die Zukunft, in
ständnishilfe. Uns Heutigen        Gleichberechtigung dieser       peinlich sind – im Geschich-       Ordner gehören den Kindern und verbleiben        der Kinder einmal selbst ihre Gedanken und
dient nun die gesamte Pas-         Beteiligten, denn das Ge-       tenerzählen ist dies alles         bis zum Schuleintritt im Kindergarten.           Erlebnisse aufschreiben werden. Statt zu nor-
sage wiederum als ein Gleich-      schichtenerzählen geht reih-    möglich, so sind homileische           Im Rahmen dieser ritualisierten Struktur,    mieren, zeigt und würdigt Freies Erzählen die
nis: Jesus, als er gefragt wur-    um, die Gesprächsgruppe         Diskurse. Beim Erzählen sind       die Halt und Vorhersehbarkeit gewährleistet,     Unterschiedlichkeit von Menschen, Sichtwei-
de, hat gesagt … Welcher           schält das Thema, die Tiefe,    wir Subjekt des Geschehens.        ist der Prozess des Erzählens ebenso wichtig     sen und Weltzugängen. Es macht Lust darauf,
Christ würde hier nicht auf-       das Register der Geschichten                                       wie die entstehenden Produkte. In einer zwei-    Sprache als Werkzeug kennenzulernen und
horchen. Die ungeheure Über-       immer wieder selbst heraus.                  Claus Knapheide       ten Phase treten die Zeichnungen und Texte       auszuprobieren.
zeugungskraft, die im Gleich-         Geschichten, die man sich                                       an die Öffentlichkeit: An Eltern-Kinder-Nach-
nis liegt, zieht es immer aus      erzählt, gehören damit allen.                                                                                             Katharina Nicolai, Kindheitspädagogin
                                                                                                      mittagen kommen die Lieblingsbilder und
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Thema

Neuer Erzählkreis
im ›Haus der Familie‹
Das Haus der Familie der Frie-   Und so wird immer wieder         Wie Katharina Nicolai in         erzählen, was Sie sich vor-    gänge zum Erzählen und Zu-
denskirchgemeinde Nieder-        einmal der Vorschlag an uns      diesem Gemeindebrief auf         genommen hatten oder wo-       gänge zueinander ausprobie-
                                                                                                                                                                     Geschichtenerzählen
schönhausen in der Martha-       herangetragen, dass doch         S. 11 berichtet, können die      zu Sie ein Foto, einen Ge-     ren und feststellen, was für die
straße 12 liegt nur wenige Mi-   die älteren Gemeindeglie-        Kinder das mit dem Ge-           genstand mitgebracht ha-       Gruppe funktioniert: Erzählen      Dienstag, 25.1.2022
nuten von der Kirche und dem     der im Kindergarten Mär-         schichtenerzählen schon          ben. Oder Sie erzählen eine    zu einem offenen Gesprächs-        18.00–19.30 Uhr
Gemeindehaus entfernt, am        chen vorlesen könnten –          recht gut. Sie nutzen die        ganz andere Geschichte, weil   stimulus, biografisches Er-        Haus der Familie
schönsten erreichbar über        beim zweiten Nachdenken          Erzählwerkstatt, um sich         die besser zur Stimmung im     zählen zu Fotos aus unserer        Dietzgenstraße 23,
einen kurzen Spaziergang         stellt sich dann schnell he-     zu erfahren und zu üben          Raum, zu einer vorigen Ge-     Lebensgeschichte oder zu           13156 Berlin
durch den Brosepark.             raus, dass dies nicht so ein-    – die Kinder brauchen die        schichte oder zu ihrer eige-   Gegenständen, die den Teil-        Claus Knapheide und
   Das Erdgeschoss und die       fach zu organisieren ist, wie    Gemeinde dort nicht. Unse-       nen Motivation passt.          nehmenden bedeutsam sind.          Katharina Nicolai
erste Etage im Haus der Fa-      man denken würde, denn ein       re Gemeinde aber, so den-           Über die Zeit möchten wir                                      T 0170 83 22 21 0
                                                                                                                                          Katharina Nicolai und
milie gehören unserem Kin-       Kindergartenalltag ist heu-      ken wir, könnte von den Er-      mit Ihnen verschiedene Ein-
                                                                                                                                              Claus Knapheide
dergarten, im Obergeschoss       te ziemlich durchgetaktet.       fahrungen im Kindergarten
finden einige unserer Begeg-     Und die Eltern sagen uns, dass   profitieren.
nungskreise statt.               bei ihnen zuhause durchaus           So stellen wir uns den Ab-
   Von Anfang an hatten          noch vorgelesen wird. Viel-      lauf vor: Wir nehmen uns 90
wir im Sinn, dass sich die       leicht muss man es vom           Minuten Zeit. Zunächst stellt
Arbeit mit Kindern und die       anderen Ende her denken.         sich jede und jeder kurz vor,
Begegnung in der Gemein-                                          und dann beginnen die Teil-
de wechsel­seitig befruchten                                      nehmer mit dem Erzählen.
sollten.                                                          Sie bekommen genug Zeit, in
                                                                  Rolle, Geschichte und Situa-
                                                                  tion hineinzufinden. Nach ca.
                                                                  10 Minuten kommen sie zum
                                                                  Ende. Vielleicht gibt es eine
                                                                  kurze Reaktion von anderen
                                                                  Teilnehmern, die damit signa-
                                                                  lisieren, dass diese Geschich-
                                                                  te angekommen ist.
                                                                      Dann beginnt die nächste
                                                                  Person aus der Runde. In die-
                                                                  sem Moment gibt es Flexi­
                                                                  bilität. Sie sind frei, das zu
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Wir schenken Weihnachten

Jahresmüde – spätestens ab Mitte November
werde ich jahresmüde. Der Garten ist noch im-
mer nicht winterfest, und während ich Blät-
ter zusammenharke, um damit die Rosenstö-
cke zu mulchen, fällt mir ein, was ich in die-
sem Jahr wieder alles nicht geschafft, wen ich
wieder zu wenig getroffen, wem ich nicht ge-
schrieben habe. Und tröste mich damit, dass
doch alles ganz gut aussieht und, richtig, hier
und da blühen auch noch letzte Rosen an den
kahlen Zweigen.                                                                                                                                     kommt tatsächlich Stimmung auf. Ich höre
   Jetzt Plätzchenbacken, Lichterketten, Ein-      Mein erstes Weihnachten in Malvern, Penn-                                                        Adventslieder auf Spotify, ein spontaner Be-
ladungen und, am schlimmsten: Geschenke?           sylvania, und vor mir steht Terry. Terry Ro-                                                     such beim Lucia-Markt an der Kulturbrauerei
Wir haben doch gerade erst den letzten Weih-       senberg, Abteilungsleiterin für kardiologische   Ehrenamtlichen der Region. Per Zoom. Eine       – und plötzlich ist da wieder das Gefühl von
nachtsbaum abgeputzt. Wie wäre es, wenn            Produkte. Ihre Großeltern waren Holocaust        Dame aus Wilhelmsruh erzählt, dass sie ein      50 Jahren Weihnachten.
ich mich in diesem Jahr mal ganz herausneh-        Survivors – und ich hatte keine Ahnung, wie      bisschen mehr Zeit mit ihrer Familie verbrin-       Vor ein paar Jahren habe ich einmal eine
me aus Advent und Weihnachtsstress? Die            ich mit Juden über Weihnachten reden kann.       gen konnte als sonst, sie macht den ganzen      türkische Familie auf der Straße gefragt, ob
vier Adventswochenenden könnte ich genie-          Ein paar Wochen vorher hatte eine jüngere        Heiligen Abend über Dienst in den Gottes-       es bei Ihnen auch Weihnachtsgeschenke ge-
ßen und herausfinden, was mein Herz jetzt          Kollegin beim Mittagessen gesagt, sie gin-       diensten. Als ihr Sohn noch klein war, nahm     be. Schlagartig fingen die Augen zu strah-
am dringendsten braucht. Die Lichterketten         gen am Weihnachtstag ein paar Mal ins Kino       er der Mutter den ungemütlichen Abend übel:     len an, und die Kinder wurden ganz unruhig.
am Balkon der Nachbarn scheinen für mich           – »Wir Juden unter uns!« Das hatte mir einen     alles für diese Weihnachtschristen! Ich ge-     Vielleicht ist Weihnachten selbst das Ge-
mit, und ich werde keinen einzigen Freund          kleinen Schreck eingejagt: unbekannte Di-        be es zu, auch mir geht die übervolle Kirche    schenk, das die Herzen der Menschen immer
verlieren, nur weil ich in diesem Jahr nicht ge-   mensionen des interreligiösen Dialogs? Oder      am Heiligen Abend ein wenig auf die Nerven.     wieder öffnet. Das sie an die Zukunft glauben
schrieben habe. Am allerbesten an der Idee:        nur ein Kulturschock?                               Aber dann dreht es sich. Irgendwann          lässt, das sagt: Fürchtet Euch nicht! Vielleicht
Gott wird es mir nicht übelnehmen, wenn nur            Terry rettete mich, indem sie stolz und      schreibe ich doch noch ein paar Karten. Fra-    ist an Weihnachten der Hoffnung keine Gren-
eine oder zwei Kerzen strahlen.                    warmherzig verkündete, sie hätten zuhau-         ge Freunde und Bekannte, wer zu Weihnach-       ze gesetzt. Es könnte doch sein, dass die
   Ende November sieht es nicht gut aus für        se sechs Weihnachtsbäume, einen im Ein-          ten zum Essen kommen würde. Suche das           Botschaft des Kindes im Stall von den Vielen
mein persönliches Weihnachten.                     gangsbereich, einen im Wohnzimmer, zwei im       Plätzchenrezept meiner Lengericher Oma he-      verstanden wird. Es könnte doch sein, dass
   »So, what are you doing for Christmas,          Garten und je einen in ihren Schlafzimmern:      raus und backe wenigstens eine kleine Men-      das gut ist. Für alle!
Claus, are you guys going home?« – oh je,          »I love Christmas, it’s my favorite!«            ge, von nur einem Pfund Mehl. Peu à peu wird
                                                                                                                                                                                 Claus Knapheide
daran hätte ich schon früher denken können!            Januar 2021 – Coronanachlese im Kreis der    ein wenig Adventsschmuck verteilt. Langsam
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Berichte

Aus den
Gemeindekirchenräten
In Alt-Pankow begann der Herbst mit dem
sehr gut besuchten und begeistert aufgenom-
menen 1. Pankower Orgelherbst an der neuen
                                                  Gemeide kirchenräte
Orgel. Es fanden insgesamt acht Konzerte mit
bedeutenden Organistinnen und Organisten
aus Deutschland und dem Ausland statt. Eine
Wiederholung im nächsten Jahr ist angedacht.
Weiterhin gab es mehrere besondere Gottes-
dienste und Andachten:
• drei Konfirmationsgottesdienste für 35
   Jugendliche aus Martin-Luther und Alt-
   Pankow                                                                                                                                        Am 25. September fand eine Klausurtagung
• Abschiedsgottesdienst für Pfarrerin Dr.                                                                                                        der Gemeindekirchenräte von Martin-Luther
   Stefanie Sippel mit Superintendent Martin                                                                                                     und Alt-Pankow statt, während derer folgen-
   Kirchner und einem sich anschließenden                                                                                                        de Projekte geplant wurden:
   Gemeindenachmittag, an dem sich viele            Der Betrieb geht weiter: Dazu gehört an                                                      • ein gemeinsamer Kinder- und Jugendaus-
   persönlich von ihr verabschieden konnten     wesentlicher Stelle ein funktionierendes Ge-                                                        schuss
• Erntedankgottesdienst, der u.a. zeigte, wie   meindebüro, das unsere neue Küsterin Ulrike                                                      • am 12. Februar 2022 eine gemeinsame
   engagiert und erfolgreich Renate Wagner-     Queißner mit jedem Tag souveräner im Griff hat.      So wie die Gartengruppe unseren Ge-            GKR-Sitzung
   Schill mit den Kindern in der Christenleh-   Damit ihr mehr Zeit für ungestörtes Arbeiten      meindegarten in regelmäßigen Einsätzen         • am 26. Juni 2022 ein gemeinsames Som-
   re arbeitet                                  im Büro bleibt, werden die Sprechzeiten am        selbst pflegt, haben wir uns Putzeinsätze –       merfest in Alt-Pankow
• Gottesdienst aus Anlass von 40 Jahren         Dienstag auf 10.00–13.00 Uhr und Donners-         Subbotniks – in der Kirche vorgenommen. Für    • im Advent 2022 eine gemeinsame Ad-
   Friedenskreis und zugleich dessen or-        tag auf 15.00–18.00 Uhr gekürzt.                  beide Einsätze freuen wir uns über eine rege      ventsfeier im Lutherhaus
   ganisatorischer Auflösung mit einem an-          Die vakante Stelle der Gemeindepädago-        Teilnahme der Gemeinde. Die Termine werden
   schließenden Gemeindetag zum Thema           gin soll zusammen mit der Pfarrstelle end-        zeitnah über Aushänge und im Gottesdienst          Am 6. November werden sich alle vier Ge-
   gesellschaftliches Engagement                gültig besetzt werden. Vorübergehend über-        bekanntgegeben.                                meindekirchenräte zu einer gemeinsamen Sit-
• Dialogandacht zum schwierigen Thema           nimmt Renate Wagner-Schill die Augabe ver-           Das Gemeindebüro gibt wieder einen          zung getroffen haben, um die weiteren Schrit-
   von »Sterbehilfe oder Tod auf Bestel-        tretungsweise. Die Stellenausschreibung für       Newsletter mit aktuellen Informationen her­    te für die gemeinsame Arbeit zu entwickeln.
   lung«, passend zum Jahreskreis am Buß-       die Pfarrstelle wurde im Oktober veröffent-       aus. Sie können ihn über www.alt-pankow.           Im Lutherhaus sorgen zur Zeit die vielen Ju-
   und Bettag                                   licht, Bewerbungsschluss ist Ende November.       de/newsletter bestellen.                       gendgruppen für Aufmerksamkeit. Seit Beginn
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                                                           Gemeide kirchenräte
des Herbstes findet die ›konfiZEIT‹ von Martin-
Luther und Alt-Pankow im Lutherhaus statt.
Die Räume im Haus zeigen einmal mehr, wie                                                                In Niederschönhausen ist die Stelle für
vielseitig sie genutzt werden können. Auch die                                                       Katechetik neu zu besetzen und ausgeschrie-
Pfadfinder*innen kehren in das Haus zurück.                                                          ben worden. In einer Übergangsphase unter-
Mehrmals die Woche finden nun wieder Grup-                                                           stützt der Kirchenkreis die Gemeinde finan­
penstunden im und um das Lutherhaus statt.            In der Kita wird in den Morgenkreisen nun      ziell bei der Vertretung. Für eine möglichst
   Der Lutherchor singt wieder. Die Chorlei-      auch gesungen. Rudite Livmane wird einmal          reibungslose Übergabe der Aufgaben wurden
terin Mechthild Merfeld musste die Leitung        im Monat mit den Kindern musizieren und            Lösungen gefunden.
des Chores aus gesundheitlichen Gründen           zum Kinderchor der Gemeinden Martin-Luther             Gemeinde und Kindergarten sind finanziell
vorübergehend abgeben. Der Lutherchor wird        und Alt-Pankow einladen.                           gut konsolidiert, die erforderlichen Rücklagen
vertretungsweise von Cornelia Wendt geleitet          Am 4. Advent feiern wir mit der Kita wie-      für den Kindergarten können problemlos zu-
und hatte im Gottesdienst am Reformations-        der einen Gottesdienst mit Krippenspiel der        geführt werden.                                        In seiner Oktober-Sitzung hat sich der GKR
tag seinen ersten Auftritt.                       Kita-Kinder. Im Anschluss laden Gemeinde               Sorgen macht die energetische Situation        gleichwohl darauf verständigt, verfügbare
   Im Anschluss an den Gottesdienst fand die      und Kita zur Adventsfeier ein.                     der Gebäude in der Dietzgenstraße. Alte Kir-       Mittel für kleinere Schönheitserneuerungen
zweite Gemeindeversammlung in diesem Jahr             An Heiligabend steht die Gemeinde vor ei-      chen lassen sich nicht so sanieren, wie wir es     im Gemeindehaus und in der Kirche einzuset-
statt. Der Gemeindekirchenrat hat die Ideen       ner völlig neuen Situation. Das erste Mal wird     von Wohngebäuden her gewöhnt sind, und             zen. Hierzu wird eine Themenliste erarbeitet.
der ›Räume im Lutherhaus‹ vorgestellt und         es vier verschiedene Gottesdienste im Luther-      auch das Gemeindehaus würde erhebliche                 Einige Veranstaltungen, auch in Zusam-
sich Wünsche und Ideen der Gemeindemit-           haus geben. Neu sind der Krabbelgottes­            Mittel benötigen, um den Energiebedarf sig-        menarbeit mit den Pankower Gemeinden und
glieder eingeholt.                                dienst für die Kleinsten und die Christmette       nifikant zu senken. Zugleich können wir uns        insbesondere mit Nordend, wurden geplant.
   Für die Gottesdienstgestaltung hat sich        mit Krippenspiel der Jugendlichen.                 den Herausforderungen des Klimawandels             So findet am 4. Advent ein Weihnachtslie-
eine Gruppe gegründet, die thematische                Demnächst steht eine Sanierung der Elek­       nicht verschließen. Aus den laufenden Bud-         dersingen auf dem Sportplatz in der Schön-
Gottesdienste gemeinsam vorbereiten               trik in den Treppenhäusern an. Gleichzeitig soll   gets ist das nicht zu stemmen, also wird der       holzer Heide statt, das schon im letzten Jahr
möchte. Geplant ist eine Gottesdienstreihe        es für den Eingangsbereich vor dem Kirchsaal       GKR Fördermittel suchen und beantragen müs-        geplant war, aber wegen der Pandemie aus-
im kommenden Jahr zu namenlosen Frauen            ein neues Lichtkonzept geben, das vielleicht       sen; hierzu stellt die Evangelische Kirche eini-   fallen musste.
in der Bibel. Gottesdienstlich kreativ ist am     die Beleuchtung der bunten Bleiglasfenster be-     ges bereit, da kommt Arbeit auf die Ehrenamt-          Weiterhin fehlen Kirchdienste, inkl. Lekto-
10. Okto­ber gefeiert worden. Zum Thema           inhaltet. Eine neue Beleuchtung und vor allem      lichen und Pfarrpersonen zu. Der unmittelba-       rat und Kirchen-Café nach dem Gottesdienst.
»Knocking on Heavenʻs doors« sprachen wir         Gestaltung der Aushänge gehören ebenfalls          re Anlass ist zudem, dass die Heizungsanlage       Es wäre schön, wenn noch 2, 3 Menschen
im Gottesdienst über Türen und ihre Symbol-       zu den Ideen, die umgesetzt werden können,         dringend erneuert werden muss, was aller-          aus der Gemeinde sich immer mal beteili-
bedeutung für unser Leben.                        sobald die Finanzierung steht.                     dings den Energieverbrauch nicht senken wird.      gen könnten!
22                                                                                                                                                                                         23

                                                                                                Kooperation

                                                  Wer mittwochs nachmittags in Nordend
                                                                                                Die Steuerungsgruppe
                                               in den Gemeindegarten oder durchs Fenster
                                               der Sakristei schaut, kann dort die Konfirman-
                                                                                                zur regionalen
                                               den arbeiten sehen: Bibeln werden gestaltet,
                                               Plakate gesprüht, manchmal die Glocken ge-
                                                                                                Zusammenarbeit
                                               läutet, als Übung für das Läuten zum Gottes-
                                               dienst. Es ist schön zu sehen, dass eine der     Der Gemeindebrief, den Sie in den Händen halten,
                                               neuen regionalen Konfigruppen in Nordend         ist ein Ergebnis des Kooperationsprozesses der
                                               eingezogen ist.                                  Gemeinden Alt-Pankow, Martin-Luther, Nordend
                                                  Im kleinen Kirchsaal konnten derweil Re-      und Niederschönhausen.
                                               paraturarbeiten am Holzboden und den Tü-
                                               ren stattfinden.
    Die Gemeindekirchenräte von Nieder-           Für den Lektorendienst konnten zwei neue
schönhausen und Nordend haben im               Mitwirkende gewonnen werden.
September gemeinsam getagt. Gemeinsa-             Auf der Gemeindeversammlung im Okto-
me GKR-Sitzungen sollen nun regelmäßig,        ber wurde die Kooperation mit Niederschön-       Den Austausch in der Steue­
in einem vierteljährlichen Rhythmus, statt-    hausen diskutiert. Die überwiegende Mehr-        rungsgruppe, die den Pro-
finden, um die Kooperation zu festigen, The-   heit der aktiven Gemeindeglieder sieht die       zess begleitet, empfinde ich
men zu bearbeiten und Synergien zu nutzen,     Chancen einer starken Kooperation. Außer-        als bereichernde Öffnung
z. B. bei Gruppen und Veranstaltungen wie      dem wurde das Projekt Willkommen in Nord­        des Horizonts, sowohl nach-
der neu gegründeten AG Kirche und Klima        end vorgestellt, welches der GKR Nordend         barschaftlich als auch im
                                                                                                                                                                              Ein gemeinsames
(s. S. 25) und faire Gemeinde.                 gemeinsam mit dem Förderverein plant, um         gemeinsamen Nachdenken                                                        Bild der Kirche
    Hier wurden auch die aufeinander ab-       den Eingangsbereich von der Schönhauser          über die Zukunft. Die persön-                                                 von morgen
gestimmten Gottesdienstzeiten (sonntags        Straße aus attraktiver zu gestalten.             lichen Verbindungen machen                                                    entsteht beim
                                                                                                                                                                              GKR-Tag der
9.30 Uhr in Nordend und 11.00 Uhr in Nie-                                                       in Pankow nicht an den Ge-                                                    vier Gemeinden.
derschönhausen) noch einmal bewertet. Aus         Nach der Hochwasserkatastrophe im Som-        meindegrenzen halt, sei es
beiden Gemeinden kamen, neben einzelnen        mer starteten die Gemeindekirchenräte von        über die Evangelische Schu-
kritischen Stimmen, hauptsächlich positive     Nordend und Martin-Luther eine sponta-           le oder die Kindergärten, sei      Was die Bereiche und For-     ten und ›Haus der Familie‹
Rückmeldungen.                                 ne Spendenaktion zugunsten der Partnerge-        es über die Kirchenmusik (in    men der Kooperation angeht,      in Niederschönhausen, der
    Planungen wurden aufgenommen für einen     meinde in Altena (Nordrhein-Westfalen). Hier-    meinem Fall das ›collegium      gibt es keine vorab festgeleg-   Orgelneubau in Alt-Pankow,
feierlichen Ehrenamtsdank, den wir im Januar   bei konnten 5.372,30 € gesammelt werden.         instrumentale‹) oder andere     ten Ergebnisse. Anliegen und     die Trennung und Neuaufstel-
2021 wieder mit allen Menschen in Nieder-      Herzlichen Dank dafür!                           verbindende Interessen. Da      Tempo der Gemeinden sind         lung der Gemeinden Martin-
schönhausen und Nordend begehen wollen,                                                         ist es naheliegend, sich auch   verschieden. Der Gemein-         Luther und Nordend. Da kön-
die ihre Zeit, Arbeit und Hingabe einsetzen,                        Anna Peters (Redaktion)
                                                                                                als Nachbargemeinden kolle-     dealltag bindet überall viele    nen über dem Tagesgeschäft
um unsere Gemeinden lebendig und lebens-                                                        gial auszutauschen und zu-      Energien – sei es die Neu-       leicht die Nachbarn aus dem
wert zu erhalten.                                                                               sammenzuarbeiten.               gründung von Kindergar-          Blick geraten.
24                                                                                                                                                                                         25

                                                                                                   Einladung

                                                                                                   Arbeitsgemeinschaft Kirche und Klima
                                                                                                   Im Oktober hat es also geklappt: In einer
                                                                     Der neue Gemeindebrief        ersten Runde von fünf Personen aus Alt-
                                                                 ist eine weitere Frucht der       Pankow, Niederschönhausen und Nordend
                                                                 Kooperation, die in erstaun-      haben sich Gemeindeglieder und Interes-
                                                                 lich kurzer Zeit dank einer ge-   sierte getroffen, um über die Frage des ge-
                                                                 meindeübergreifenden Re-          meindlichen Engagements zum Klimaschutz
          Frühstück zum GKR-Tag                                  daktionsgruppe verwirklicht       zu beraten.
                                                                 wurde.                               Wir haben bereits wunderbare Ideen zu-
    Alle teilen wir gemeinsame                                       Die in Gründung befind-       sammengetragen, wollen aber alle Gemein-
Herausforderungen, wollen                                        liche AG ›Kirche und Klima‹       den aus der Region mit im Boot haben, um in
den langjährigen Gemein-                                         ist ebenfalls gemeindeüber­       Zeiten des Klimawandels eher ›Arche Noah‹        Kirche und Klima am 1. Dezember, 19.00 Uhr
demitgliedern Heimat bie-                                        greifend angelegt.                und nicht ›sinkendes Schiff‹ zu sein!            in der KG Niederschönhausen, danach orts-
ten, einladend für die vie-                                          Am 6. November werden            Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit und laden   wechselnd am ersten Mittwoch im Monat um
len jungen und zugezoge-                                         bei einem GKR-Frühstück al-       herzlich ein zum nächsten Treffen der AG         19.00 Uhr.
                                                                                                                                                                              Kathrin Herrmann
nen (oder bisher noch nicht       Ergänzung immer wieder in      ler vier Gemeinden weitere
bei uns beheimateten) Pan-        den Blick zu rücken und We-    gemeinsame Themen und
kowerinnen und Pankower           ge dahin zu suchen.            Zukunftsideen ausgelotet
sein. All das bei begrenzten         Inzwischen haben bereits    haben.
Kräften der Haupt- und Eh-        größere Veränderungen statt-       Dass ›das Ganze mehr
renamtlichen und bei länger-      gefunden. So gibt es die en-   als die Summe seiner Tei-
fristig sinkenden Mitglieder-     gere Zusammenarbeit von        le‹ sein kann und gerade in
zahlen und Einnahmen, was         Niederschönhausen und Nor-     der Begegnung mit den An-
eine gegenseitige Unterstüt-      dend im gemeinsamen Spren-     deren ein frischer Geist und
zung und auch Profilbildung       gel, und auch Martin-Luther    neue Ideen entstehen, ist für
(›nicht jede Gemeinde muss        und Alt-Pankow kooperieren     mich jedenfalls eine wieder-
alles anbieten‹) nahelegt.        in verschiedenen Arbeitsbe-    kehrende Erfahrung sowohl
    Die Steuerungsgruppe ver-     reichen.                       in der Kooperation von Nord­
sucht hier eine gute Balance         Alle vier Gemeinden ha-     end und Niederschönhausen
zu finden, um die einzelnen       ben – zusammen mit weite-      als auch im regionalen Pan-
Gemeinden nicht durch zu          ren – das regionale Konfir-    kower Rahmen.
viel ›Koopera­tionsdruck‹ in      mandenkonzept ›konfiZEIT‹          Ich bin gespannt, welche
ihrer Identität zu bedrohen       entwickelt, das im Sommer      weiteren Früchte die Zusam-
oder zu vereinnahmen, aber        in ein erstes, gelungenes      menarbeit noch tragen wird.
zugleich die Chancen von Ko-      ›Konficamp‹ am Werbellin-
                                                                    Cornelia Winter-Barnstedt
operation und gegenseitiger       see mündete.
26                                                                                                                                                                                            27

Vom Ende her

»Das habe ich Ihnen wohl schon
mal gesagt, ich werde
nicht älter als achtundsechzig.«                                                                                                                      Als der Kreis von Freunden, Bekannten
                                                                                                                                                   und oft Genannten zu Ihrer Beerdigung zu-
                                                                                                                                                   sammenkam, hörte ich immer wieder den-
                                                                                                                                                   selben Satz: Ich habe meine beste Freundin
                                                                                                                                                   verloren.
Dabei hatte ich sie doch gerade erst ein biss-                                                                                                        Irgendwann hat Sie mir anvertraut, dass
chen kennengelernt, einige Monate vor der                                                                                                          sie eigentlich abnehmen soll, weil eine nöti-
großen Feier zu ihrem 60. Geburtstag. Ich war      Nein, ich sage den Leuten nie, wann sie kom-                                                    ge Herzoperation sonst nicht durchgeführt
gerade 23, bekam einen kleinen Schreck und         men sollen. Die wissen schon, ich bin den                                                       wird. Dass sie noch immer nicht dazu ge-
näherte mich erstmal mathematisch: warum           ganzen Tag zuhause, und wer kommt, der                                                          kommen ist, ihr Testament zu schreiben, zu-
denn gerade achtundsechzig? – Naja, eigent-        kommt. Ich lade nie ein. Als ich noch voll ge-                                                  mal sie nichts zu vererben hätte außer ein
lich wollte ich schon mit 48. Wissen Sie, da       arbeitet habe, war es nur abends – ich feiere    sein. Wie sich die Christiane aufregen konn-   paar alten Möbeln. Aber sie will doch eigent-
war mein Leben gerade so bunt und wunder­          immer am Tag selber. Nach Lebensmüdigkeit        te über diese Vorwürfe! Sie hatte doch im-     lich jedem etwas von sich schenken und sie
bar, da dachte ich, es kann nicht schöner          sah das alles nicht aus.                         mer Zeit, für jede und jeden. Eine Freundin    allein weiß doch, wem was gefallen hat – in
sein.                                                 Nun ja, auf einen Schlag kannten wir nicht    war seit 1949 jeden Samstag Punkt 10 für       den langen Jahren. Aber sie kommt einfach
    Das war keine überzeugende Erklärung,          nur ihren gesamten Freundeskreis, sondern        genau eine Stunde zum Frühstück bei ihr,       nicht dazu, es ist immer so viel los. Aber bis
und auch die Feier zum 60. half mir nicht wei-     auch jeden und jede, die in Erlangen Rang        ich weiß sogar den Namen noch. Ich habe        zur OP ist es auch noch etwas hin …
ter, im Gegenteil. Diesen Tag haben wir in ihrer   und Namen hatten. Wer sind Sie denn, das         etliche Postkarten, auf denen sie schreibt,       An einem Tag im September musste ich
kleinen Wohnung gefeiert, und als er zuende        ist ja reizend, dass Sie unserer Christiane      dass sie sich einen freien Tag eingeplant      mich zum Bahnhof aufmachen, um nach
ging, standen mindestens fünfzig (Tatsache!)       so helfen; und Sie sollen wohl auch diese        hatte, aber dann kam unangekündigt die         Hamburg zurückzufahren. Ich sehe noch,
Blumensträuße herum, dabei hatten doch die         Suppe gemacht haben. Reizend!                    Christa Morris vorbei, da kann ich doch        wie sie mir vom Fenster aus nachwinkt, ich
meisten Leute beim Hereinkommen gesagt,               Erst jetzt, da ich selbst 60 bin, verstehe    nicht kneifen, ich habe doch einen freien      wusste, wir würden uns nicht wiedersehen.
sie hätten keine Blumen mitgebracht, weil so       ich ein wenig, was an mir so reizvoll war.       Abend. Und, habe ich Ihnen schon erzählt,         Mitte November ein Anruf, die Christel sei
viele Vasen hätte doch kein Mensch. Manfred        Jedenfalls hörte ich über die Jahre der Aus-     die neue Arzthelferin von Doktor …, so ein     auf der Post ohnmächtig geworden; das Paket
und ich hatten angeboten, vielleicht Gläser        flüge, Kinobesuche, immer wieder Essens­         junges Ding und so ein offenes Gesichtchen,    an mich würde man mir noch schicken. Am
einzuschenken, den Abwasch zu machen,              einladungen, dass sich die alten Freunde         sie kommt am Samstag mit ihrem Freund,         nächsten Tag war mein 30. Geburtstag.
die Mäntel ins Schlafzimmer zu bringen –           langsam darüber beschwerten, den Jungs           der studiert in Nürnberg Betriebswirtschaft,
                                                                                                                                                                               Claus Knapheide
was man halt so macht. Uhrzeit? Dauer? –           gegenüber etwas ins Hintertreffen geraten zu     zum Abendessen.
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Austausch                                                                                            Abkündigungen

Trauercafé
in der Alten Pfarrkirche Pankow
In unserer Gesellschaft gibt            Im Trauercafé können Sie       Unter der Leitung einer                   Aus datenschutzrechtlichen Gründen
es keine Vorbilder dafür, wie       sich aussprechen, Ihre Erfah-   kompetenten Trauerbegleite-                  wird der Inhalt dieser Rubrik nicht angezeigt.
›richtig‹ getrauert wird. Es gibt   rungen mitteilen und unbe-      rin können wir miteinander
viele Ängste zu den Themen          fangen trauern, ohne ande-      schweigen, uns in Gesprächen
Trauer und Tod. Manchmal            re zu belasten, zu bewerten     austauschen und gegenseitig
fühlen wir uns im endgültigen       oder selbst bewertet zu wer-    ermutigen, uns aufmachen, in-
Abschied allein gelassen und        den. Sie können über die Ver-   nere und äußere Ressourcen
unverstanden, dabei brau-           storbenen und die veränder-     zu entdecken, und gemein-
chen wir Mitgefühl und Be-          ten Lebensbedingungen spre-     sam klagen. Wir beschäftigen
gegnung. Der Austausch mit          chen, Kontakte knüpfen und      uns mit den Sie bewegenden
Menschen im Trauercafé kann         emotionale Unterstützung        Fragen und finden ganz indivi-
dabei hilfreich sein, bietet er     erhalten. Wie lebe ich meine    duelle Antworten, die den Be-
doch Gelegenheit, mit ande-         Trauer? Wo und wie darf und     dürfnissen des oder der Ein-
ren Menschen ins Gespräch           will ich meine Trauer zeigen?   zelnen entsprechen.
zu kommen, die einen ähnli-         Wie gehe ich mit den Reak-         Das Trauercafé findet je-
chen Verlust erfahren haben         tionen der Umwelt um? Was       den zweiten Dienstag im
und vor ähnlichen Herausfor-        hilft mir, wie komme ich bes-   Monat in der Alten Pfarrkir-
derungen zu bewältigen.             ser mit mir und dem Allein-     che Pankow, Breite Str. 38,
                                    sein zurecht? Was gibt mir      von 17.00 bis 18.30 Uhr statt.
                                    Halt und Sicherheit?            Sie sind herzlich eingela-
                                                                    den! Die nächsten Termine
                                                                    sind: 14. Dezember 2021,
                                                                    11. Ja­nuar, 8. Februar 2022.
                                                                       Weitere Informationen
                                                                    und telefonische Anmeldung:
                                                                    Ambulantes Caritas-Hospiz,
                                                                    Alt-Lietzow 31, Telefon: (030)
                                                                    666 340 360

                                                                                Angelika Maasch
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Mein Lieblingslied

Die Frage nach dem Lieblingslied ist sehr per-
sönlich, sehr individuell. Es gibt für mich viele
Lieblingslieder! An der Schwelle zum Advent
kommt mir aber zuallererst das Lied »Nun
komm der Heiden Heiland« in den Sinn. Im al-
ten Gesangbuch, im EKG, war es die Nr. 1, und
die ist es für mich als Adventslied geblieben.
   Martin Luther greift in diesem Choral auf
den Hymnus des Ambrosius von Mailand zu-
rück, »Veni Redemptor Gentium«. Ein Hym-            Matthias Wilke, Foto: privat

nus ist Bestandteil des Stundengebets der                                                                                                                 Auch zwei Kantaten hat J.S. Bach zu die-
alten Kirche. Die Hymnen sind frühe Formen          Die vierte Strophe gibt uns die Hoffnung                                                           sem wunderbaren Choral geschrieben, die
des Kirchenliedes, kurze Strophen mit meist         in der Nacht, in der Dunkelheit. »Die Krip-     Die Melodie »Nun komm der Heiden Heiland«          Kantaten BWV 61 und 62. In der Kantate 61
vier Versen beziehen sich in prägnanter Spra-       pe glänzt hell und klar«. Der Glaube und die    war bis in das 18. Jahrhundert hinein auch bei     erklingt die Melodie in einer französischen
che auf die Tageszeit, auf das Fest oder den        Hoffnung helfen uns aus dem Dunkel der          den Komponisten die Nr. 1. Es gibt unzähli-        Ouverture, um die Huldigung an das könig-
Tagesheiligen. Die letzte Strophe der Hym-          Nacht, »der Glaub bleibt immer im Schein«.      ge Bearbeitungen des Liedes als Chorsatz           liche Kind Jesus auszudrücken. (Mit den fran-
nen ist immer ein Lobpreis der Dreieinigkeit.          Das Lied mündet in den Lobpreis des Va-      (L. Osiander), Motette (A. Hammerschmidt)          zösischen Ouverturen wurde der König im
   »Veni Redemptor Gentium«: Schon die ers-         ters und des Sohnes und des Heiligen Geist.     und Choralvorspiel (u.a. D. Buxtehude, J. Pa-      Theater begrüßt). Die Kantate BWV 62 ist ei-
ten lateinischen Wörter nehmen uns mitten           Der Lobpreis soll aktiv sein, »Lob sei Gott …   chelbel). Johann Sebastian Bach stellt das         ne Choralkantate, die auf dem Luther’schen
hinein in den Advent. Die Ankunft des Erlö-         g’tan, … immer und in Ewigkeit«. Der lateini-   Choralvorspiel »Nun komm der Heiden Hei-           Choral basiert. Beschlossen wird die Kanta-
sers der Völker. Luther übersetzt die »gen-         sche Hymnus bekräftigt das Gesungene zum        land« an den Anfang seines »Orgelbüch-             te mit der Strophe »Lob sei Gott, dem Vater
tes« mit »Heiden«, gemeint sind alle Völ-           Beschluss mit einem »Amen«.                     leins«, komponiert in den Weimarer Jahren          g’tan«.
ker. In den weiteren Versen wird in knappen            Die Melodie der deutschen Fassung lehnt      1712–1717 (BWV 599). In den »Achtzehn Cho-            Die Kantate 61 ist die erste Bach-Kantate,
Worten die Heilsgeschichte vor uns aus-             sich an die gregorianische Melodie an, die      rälen von verschiedener Art«, den Leipziger        die ich gespielt habe, und zwar hier in Alt-
gebreitet: die Jungfrauengeburt als Wun-            aus dem 12. Jahrhundert aus Einsiedeln          Chorälen, gibt es drei Choralbearbeitungen         Pankow im Jahr 1967 unter der Leitung von
der vor aller Welt, der Heiland als Mensch          stammt. Der Umfang des Liedes umfasst nur       dieses Liedes; eine Version mit colorierter,       Kantor Klaus Grothe.
und Gott, er kommt vom Vater und kehrt              6 Töne, lässt sich daher leicht singen. Die     verzierter Melodie, eine zweite mit eben-
                                                                                                                                                                                     Matthias Wilke
wieder zu ihm zurück, er steigt in die Höl-         vier Melodiezeilen folgen der Form ABCA. Die    falls verzierter Melodie, begleitet von zwei (!)
le hinab und steigt wieder in den Him-              erste Zeile formt die Kernmelodie, die zweite   Bassstimmen (eine Seltenheit bei Bach) so-
mel auf. Ein Adventshymnus wird quasi               erzeugt eine gewisse melodische Spannung,       wie eine Bearbeitung für Organo pleno, für
zum dogmatischen Hymnus, zum adventlichen           Zeile drei entspannt wieder und führt zurück    das volle Werk mit der Melodie im Pedal
Glaubensbekenntnis, zum Adventscredo.               zur Wiederholung der ersten Zeile.              (BWV 659–616).
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Festschrift

Eine Pankower Orgel                                                                                 Sneibe und der junge Russe
                                                                                                    Vladimir Magashvili wählten
                                                                                                                                      große Bandbreite an Orgelli-
                                                                                                                                      teratur«, meinten unsere Or-
                                                                                                                                                                         Fröhlich, dankbar und spen-
                                                                                                                                                                         dabel zeigte sich auch das

schreibt Berlin-Geschichte                                                                          moderne Orgelliteratur und
                                                                                                    zeigten die enorme Klangfül-
                                                                                                                                      gelbauer rund um Kristian
                                                                                                                                      Wegscheider. Der Pankower
                                                                                                                                                                         Publikum bei den traditionell
                                                                                                                                                                         eintrittsfreien Konzerten. Die
                                                                                                    le der Orgel. Der Kreuzkantor     Orgelherbst mit Orgelmusik         Kirche war gut gefüllt, einige
Im August 2021, im Jahr der       preußischen Orgelbauers                                           Holger Gehring und der Ge-        aus fünf Jahrhunderten be-         Zuhörer ließen sich kein einzi-
Orgel, wurde die neue Orgel       Carl August Buchholz nach                                         wandhausorganist Michael          wies das eindrücklich.             ges Konzert entgehen. Andere
der Alten Pfarrkirche Pan-        Berlin – in die Alt-Pankower                                      Schönheit spielten frühro-           Die Interpreten wiederum        nahmen teils weite Anreisen
kow geweiht. Gebaut wurde         Pfarrkirche – zurückgekehrt                                       mantische Werke (v. a. Men-       waren einhellig begeistert         in Kauf, und es kamen auch
sie von der Werkstatt Kristian    sind.                                                             delssohn) aus der Schaffens-      vom Klang und der Baukunst         Menschen, die sonst keinen
Wegscheider im Stil von Carl         Mit dem Erwerb des Bu-                                         zeit Carl August Buchholz‘. Er-   des Instrumentes. Gewand-          Fuß in eine Kirche setzen. Be-
August Buchholz. Letzterer        ches unterstützen Sie den                                         staunliche Weisen und Klänge      hausorganist Michael Schön-        währt hat sich der Andacht-
schuf bereits 1859 eine Orgel     Bau und künftigen Erhalt der                                      ›zauberten‹ die beiden Impro-     heit sprach von »ein[em] Ge-       scharakter mit einem litur-
für die Pankower Kirche, die      Orgel in Alt-Pankow. Sie kön-                                     visationskünstler Anna Vavil-     schenk, an einer Orgel zu          gischen Rahmen. Nach den
jedoch verschollen ist.           nen es jederzeit im Buchlo-                                       kina, die einzige Kinoorganis-    spielen, die so konsequent         Konzerten gibt es die Mög-
   In der Festschrift erzäh-      kal in der Ossietzkystraße 10,                                    tin Deutschlands, und Martin      bis ins letzte Detail historisch   lichkeit, bei einem Glas Wein
len Autorinnen und Autoren,       13187 Berlin, erwerben.                                           Sturm, der jüngste Orgelpro-      gebaut ist.«                       miteinander oder mit den
wie das Instrument in traditi-       Bestellung und Leseprobe                                       fessor Deutschlands, aus der         Das Interesse an der Orgel      Künstlern ins Gespräch zu
oneller Bauweise mit größter      online: s. QR-Code. Weitere                                       Orgel und bewiesen, dass Or-      und ihre Strahlkraft sind groß.    kommen – eine lieb gewon-
Handwerkskunst entstand,          Informationen zur Orgel und                                       gelmusik durchaus heiter sein     Uns erreichen Anfragen von         nene Tradition in Alt-Pankow.
und warum mit der Orgel die       Konzerten unter: www.orgel.                                       kann. Mit dem Ehepaar Rei-        Organisten aus ganz Europa,            Wir sind dankbar und
Klänge des fast vergessenen       alt-pankow.de.                                                    nis aus Riga wurde die Orgel      die das Instrument spielen         glücklich, mit diesem wun-
                                                                                                    sogar vierhändig und -füßig       möchten. Derzeit planen wir        derbaren Instrument so vie-
                                                                                                    gespielt.                         weitere Konzertformate und         le Menschen zu erreichen

Rückblick: Der 1. Pankower Orgelherbst
                                                                                                        »Buchholz-Orgeln sind ro-     möglicherweise eine Orgel-         und zu berühren. Mögen sei-
                                                                                                    mantisch gedacht und ange-        akademie für Studenten und         ne Klänge weiter in die Nähe
                                                                                                    legt, in ihrer Ausführung aber    Nachwuchskünstler.                 und Ferne strahlen!
Der 1. Pankower Orgelherbst       serer neuen Wegscheider-Or-          Acht renommierte Orga-       noch barock intoniert. Dieser                                               Ulrike Queißner für die
ist verklungen. Und um es         gel, gebaut im Stil von Carl     nistinnen und Organisten         Umstand öffnet sie für eine                                           Orgelkommission Alt-Pankow
gleich vorweg zu nehmen: Es       August Buchholz, an. Be-         aus Deutschland und Euro-
wird auch 2022 einen Panko-       geistert meinte der Schwede      pa konnten wir dank unserer
wer Orgelherbst in der Alt-Pan-   Hans-Ola Ericsson, einer der     bestens vernetzten Kirchen-
kower Kirche geben – so groß      besten Organisten der Welt,      musikerin Rudite Livmane
war die Resonanz beim Pub-        nach seinem Konzert, dass        für den Orgelherbst gewin-
likum und bei den Künstlern.      schon allein »der zauberhaf-     nen. Acht Konzerte auf der-
    Der Orgelherbst schloss       te Klang des Registers Spitz-    selbem Instrument, acht völ-
sich unmittelbar an die Ein-      flöte eine Reise nach Alt-Pan-   lig verschiedene Ansätze des
weihung und Festwoche un-         kow wert ist.«                   Orgelspiels. Die Lettin Ligita
34                                                                                                   35

Jubiläum

10 Jahre Lutherchor
Tatsächlich, es sind schon 10 Jahre, die wir         Nun zum 10. Jahrestag unseres Chores,
in unserem kleinen, aber feinen Lutherchor        sagen wir Mechthild für unermüdliches Wir-
zusammen singen!                                  ken und gleichbleibende Freundlichkeit Dank
   Mir ist es wie gestern, als Mechthild Mer-     und freuen uns, dass sich in Cornelia Wendt
feld aus Moabit zu uns kam, frischgebackene       eine chorerfahrene Vertretung fand. Sie hat
Chorleiterin und voll Tatendrang. Mit Kanons      nicht nur ebenfalls den Eignungsschein für
aus dem Gesangbuch ging es los, die kann-         Chorleiter der EKBO, sondern ist auch vie-
ten wir meist schon und mochten sie. Und wir      len im Lutherhaus schon durch ihr Orgel-
merkten, dass es gut klingen konnte! Bald         spiel bekannt. Erst kürzlich führte die stu-
hatte jeder seine eigene Chormappe – und          dierte Stadtplanerin eine Gruppe unserer
die wurde immer umfangreicher.                    Nordost-Gemeinden durch ihren Arbeitsort
   Wir sangen ab und zu im Gottesdienst im        Bernau. Die gebürtige Thüringerin verriet mir,
Lutherhaus und Nordend und denken gern            dass sie sich von Kindesbeinen an der Musik
an die fröhlichen Sommerfeste. Unter Mecht-       verschrieben hat, aber in ihrer Freizeit auch
hilds zielstrebiger Leitung trauten wir uns ge-   zeichnet.
rade an ein anspruchvolles Stück von Prae-           So geht unser kleiner Chor frohgemut in
torius heran, als wir zweifach gestoppt wur-      sein elftes Jahr, und alle hoffen, dass wir auch
den. Einmal durch Corona und zum zweiten          unsere alte Gewohnheit, nach dem Chor zu-
durch eine Erkrankung unserer Chorleiterin.       sammenzusitzen, wieder aufnehmen können.
Das Internet half uns, die Verbindung zwi-                                        Lore Wilkening
schen allen zu halten. Auch trafen wir uns zu
Geburtstagsständchen im Freien.
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