NUN 2022 Algorithmen - DRK-Rettungsschule ...
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Anlage 2 in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Rettungsdienstschulen (LAG-RD) NUN Algorithmen 2022 veröffentlicht als Empfehlung des Landesausschusses Rettungsdienst Niedersachsen (LARD)
„NUN - Algorithmen“ zur Aus- und Fortbildung und als Grundlage zur Tätigkeit von Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern in Niedersachsen Jahrgang 2022* (NUN = Niedersächsische Umsetzung Notfallsanitätergesetz) • Die nachfolgenden Algorithmen stellen eine einheitliche niedersächsische Schulungs- grundlage für Notfallsanitäter(innen) dar und werden vom Landesverband ÄLRD (Ärztliche Leitung Rettungsdienst) Niedersachsen/Bremen in Zusammenarbeit mit der Landesarbeits- gemeinschaft Rettungsdienstschulen regelmäßig jährlich aktualisiert. Die Veröffentlichung erfolgt über das Kultusministerium, Landesschulbehörde und den Landesausschuss Rettungsdienst. • Die vorliegenden Algorithmen stellen somit den grundsätzlichen Befähigungsrahmen in der Aus- und Fortbildung (Ausbildungsziel) und für die Anwendung im Rettungsdienst dar. Durch fachspezifische Aus- und regelmäßige Fortbildung muss durch die Anwendenden der erforderliche grundlegende Wissensstand gewährleistet und beachtet werden. • Die regionale Verantwortung (SOP) obliegt der zuständigen Ärztlichen Leitung Rettungsdienst. Daher sind bei der Anwendung von Medikationen und Maßnahmen (besonders invasive Maßnahmen) immer die regionalen Protokolle (SOP etc.) der zuständigen ÄLRD verbindlich. Hiervon ausgenommen sind Tätigkeiten nach § 2a NotSanG. • Alle Empfehlungen basieren auf dem Algorithmus „Ersteindruck/Erstuntersuchung (cABCDE- Schema)“. In diesem Bereich sind die Empfehlungen „symptomorientiert“. Ggf. werden zusätzliche spezielle Versorgungspfade, basierend auf Arbeitshypothesen, verknüpft. • Grundsätzlich sind Leitlinieninhalte, Empfehlungen etc. eingearbeitet und durch die ÄLRD des LV Niedersachsen/Bremen für die Anwendung/Delegation an Notfallsanitäter(innen) bewertet worden. • Alle gelben Felder enthalten Medikamentenbeispiele bzw. invasive (erweiterte) Techniken, welche regional definiert und beachtet werden müssen. Schraffierte gelbe Felder unterliegen hierbei weiteren Besonderheiten (z. B. BtM etc.) regionale Regelung! • Die Nachalarmierung eines Notarztes / einer Notärztin bei Notwendigkeit erweiterter Maßnahmen unterliegt regionalen Vorgaben sowie der aktuellen Verfügbarkeit im Einsatzfall. Dies erfordert somit bei Nichtdurchführung eine sinnvolle Begründung basierend auf einer kritischen Einzelfallabwägung. Bei vitaler Bedrohung ist die schnellstmögliche Übergabe in (not)ärztliche Behandlung anzustreben. AG NUN (Arbeitsgruppenleitung: Prof. Dr. A. Flemming) Vertreter und Vertreterinnen des LV ÄLRD Niedersachen/Bremen Landesarbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Rettungsdienstschulen (LAG-RD) Landesauschuss Rettungsdienst (LARD) Änderungen in blau © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 01
INHALTSVERZEICHNIS (Änderungen in blau) Seite Einleitung und wichtige Anmerkungen 01 Inhaltsverzeichnis 01a Grundstruktur der NUN-Algorithmen 02 Ersteindruck + standardisierte Untersuchung (cABCDE-Schema) 03 Versorgungspfad (1) • Lebensbedrohliche externe Blutung 04 A - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen 05 Versorgungspfad (2) • Fremdkörperentfernung 06 Versorgungspfad (3) • Erweiterte (invasive) Atemwegssicherung 07 B - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen 08 C - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen 09 D - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen 10 E - Problem • Situationsabhängiges Teammanagement und Prioritäten 11 Versorgungspfad (4) • Obstruktive Atemnot 12 Versorgungspfad (5) • CPR Erwachsene 13 Versorgungspfad (6) • Akutes Koronarsyndrom (ACS) 14 Versorgungspfad (7) • Kardiales Lungenödem 15 Versorgungspfad (8) • Hypertensiver Notfall 16 Versorgungspfad (9) • Lungenembolie (LAE) 17 Versorgungspfad (10) • Lebensbedrohliche Bradykardie kardialer Ursache 18 Versorgungspfad (11) • Lebensbedrohliche Tachykardie kardialer Ursache 19 Versorgungspfad (12) • Allergischer Schock (Grad 2 + 3) 20 Versorgungspfad (13) • Sepsis 21 Versorgungspfad (14) • Hypoglykämie 22 Versorgungspfad (15) • Status generalisierter tonisch-klonischer Anfall (SGTKA) 23 Versorgungspfad (16) • Schlaganfall 24 Versorgungspfad (17) • Thermischer Schaden 25 Versorgungspfad (18) • Intoxikation 26 NEU Versorgungspfad (20) • Analgesie - Stärkste Schmerzen 28 Versorgungspfad (21) • Akute respiratorische Insuffizienz (ARI) 29 Anhang NUN-Algorithmen: Empfehlung zur strukturierten Übergabe von Notfallpatienten in den Notaufnahmeeinrichtungen der Kliniken 30a Abkürzungsverzeichnis 30b © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 01a
Grundstruktur der NUN-Algorithmen Ersteindruck und standardisierte c A B C D E Untersuchung Leitsymptome Sofortmaßnahmen A - Problem Symptomorientierte Sofortmaßnahmen Zusätzliche B - Problem Versorgungspfade Symptomorientierte Sofortmaßnahmen C - Problem • Thesenfilter für Arbeitshypothese Symptomorientierte Sofortmaßnahmen • Medikation • Spezielle invasive Techniken D - Problem und ausgewählte Maßnahmen • Regionale Regelungen Symptomorientierte Sofortmaßnahmen E - Problem Symptomorientierte Sofortmaßnahmen Basis + Situationsabhängige Maßnahmenauswahl Versorgungsgrundsatz: Verschlechterung = ABCDE - Kontrolle + Therapie! Regelmäßige Verlaufskontrolle, Zielklinikauswahl, ggf. Voranmeldung, strukturierte Übergabe + Dokumentation Das Erkennen und die Therapie von cABCDE-Problemen erfolgt als standardisiertes Stufenkonzept mit grundsätzlich steigender Komplexität und Invasivität. Die Auswahl eines zusätzlichen Versorgungspfades erfolgt über eine Arbeitshypothese, welche mittels Thesenfilter gefestigt wird. Im begründeten Zweifelsfall ist von der Ein- leitung von speziellen (invasiven) Versorgungsmaßnahmen eines Versorgungspfades abzusehen. Bezüglich delegierter Medikamentenauswahl, Dosis und Applikationsart entscheidet die Ärztliche Leitung Rettungsdienst in einem regionalen Protokoll. © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 02
Ersteindruck + standardisierte Untersuchung (cABCDE-Schema) Sicherheit und Beurteilung der Einsatzstelle Persönliche Schutzausrüstung ausreichend? 4S Gefahren an der Einsatzstelle, z.B. Hinweis auf CO Vergiftung? - Gefährdungslage? Entspricht die Lage, Patientenanzahl dem Alarmierungsbild? Weitere Kräfte oder Ausrüstung erforderlich? Sofortige Nachforderung / Rückmeldung erforderlich? Ersteindruck / Ersteinschätzung Gesamteindruck - vitale Bedrohung sofort erkennbar? Altersgruppe / Besonderheiten / Umgebung? Lebensbedrohliche externe Blutung? Priorität sofortige Blutstillung (c = critical bleeding)! ggf. Versorgungspfad 1 Lebensbedrohliche externe Blutung! (S. 4) c S S timulation und ggf. Oberkörper entkleiden ( tripping) zur AB-Beurteilung Schnelleinschätzung Bewusstsein: z.B. WASB (Wach, Reaktion nur auf Ansprache, Reaktion nur auf Schmerzreiz, reaktionslose Bewusstlosigkeit) Soforttherapie nach Befund ABC - Problem? Soforttherapie, Teameinteilung, Atemweg frei - Atemweg freimachen A situationsgerechte Nachforderung NA!* N - Situationsabhängige Atemwegssicherung und sicher? - ggf. MILS: Manuelle Inline Stabilisierung J - Initial hochdosierte Sauerstoffgabe - Assistierte / kontrollierte Beatmung Belüftung B ausreichend? N - Medikamenteninhalation (s. Leitsymptomalgorithmus) - Thoraxentlastungspunktion (nur bei vitaler Indikation und erfüllten Entlastungskriterien) J - Blutstillung (lebensbedrohliche Blutung) s.o. - CPR bei Kreislaufstillstand C Kreislauffunktion ausreichend? N - Situationsabhängig: Volumen, ggf. Katecholamine - Suche nach Anzeichen für nicht stillbare (innere) lebensbedrohliche Blutung od. lebensbedrohliche Verletzung Ziel: Erkennen der Transport- Versorgungsprioritäten - Immer bei generalisiertem Traumamechanismus - z.B. STU = schnelle Traumauntersuchung ITLS®) Neurologie und D Bewusstseinslage? - Immer bei: < Wach in der Ersteinschätzung (WASB)! - GCS, Pupillen, BZ, DMS, Neurologie (G-FAST etc.) - Leitsymptom, Arbeitshypothese, + ggf. Versorgungspfad - Eigen- Fremdanamnese (SAMPLER♀S, VAS, HITS+Hs, G-FAST etc.) - Wärmeerhalt Situationsabhängig: E Erweiterte Untersuchung - Systematische / gezielte Untersuchung - bedarfsgerechte Entkleidung - Monitoring vervollständigen - Asservierung von Giftstoffen ÄBD = Ärztlicher Bereitschaftsdienst - Leitsymptom, Arbeitshypothese, Versorgungspfad - Analgesie HA = Hausarzt Versorgungsgrundsatz: Verschlechterung = Unverzügliche ABCDE-Kontrolle und Therapie! Leitsymptom(e) erheben, ggf. Arbeitshypothese eingrenzen und speziellen Versorgungspfad anwenden. Alle Probleme entsprechend Priorität und Zeitfaktor behandeln! Basis: ABCDE-Therapie, (spezielle) Lagerung, Ruhigstellung, z.B. MILS, psychologische Betreuung, zeitgerechter Transport, ggf. Vor- anmeldung. Regelmäßige Verlaufskontrolle, erneute Beurteilung (Re-Assessment), Dokumentation, strukturierte Übergabe Situationsabhängig: Notarztnachforderung, Monitoring, situationsangepasste Sauerstoff-Gabe, Gefäßzugang, Infusion und Medikation (ggf. Leitsymptom- oder Verdachtsdiagnosealgorithmus) Übergabe in ärztliche Behandlung (ÄBD, HA) Notarztindikation bei Notruf in der Leiitstelle: Beachte regionale Vorgabe, LARD Empfehlung NA -Katalog © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 03
Versorgungspfad 1 • Lebensbedrohliche externe Blutung Lebensbedrohliche externe Blutungen sollen Eintreffen und standardisierte frühzeitig erkannt werden (Ersteinschätzung) Erstuntersuchung - Die Blutstillung hat Priorität und wird als kleines c (critical c ABC - Situationsabhängig bleeding) vorgezogen – Prioritätenanpassung! Basismaßnahmen - Ggf. Delegation und ABC parallel fortführen • NA-Ruf: Regionale Vorgaben c Lebensbedrohliche - ggf. situationsabhängig „Hochlagern“ (z.B. externe Blutung venöse Blutung), „Abdrücken“ (z.B. direkte Kompression nicht möglich Wenn aus Gründen der Einsatzsituation nicht möglich: Schnellstmögliche direkte manuelle Kompression Situationsabhängig primäres (geeignete Kompresse!) ggf. (taktisches) Tourniquet erwägen - „zu wenig Hände“ - Mehrere aktive kritische zusätzliche blutstillende Kompresse(n) Wunden (an einem Pat.) - MANV - Schlechte Sicht - Nacht oder Tamponaden (z.B. Körperstamm- oder stammnahe oder eingeklemmte Person - Gefahr für Einsatzkräfte durch die Verletzung) Situationsabhängig (mehrfacher) Umgebung, ggf. Schnellrettung. Druckverband - Situationsabhängig Konversion (Druckverband etc.) erwägen, sobald taktische Situation bewältigt. NA anwesend. Erfolg? N J Beachte: Varizenblutungen und Extremitäten Analgesie Shuntblutungen sind Esketamin i.v. / i.o. regelhaft keine Indikation für Anlage Tourniquet 0,125 - 0,25 mg/ kgKG ein Tourniquet, da mit Beachte besonders Anlageort (mind. 5 cm Ggf. Sedierung: Midazolam i.v. / (Druck)Verband zu proximal) und ausreichende i.o. Erwachsene 1 - 2 mg (RDE) kontrollieren! Kompressionsstärke! Ein Tourniquet bei „offener Kinder 1 mg (RDK) Gefahr der Stauung mit Blutungsverstärkung. Fraktur“ ist eine Ultima Ratio Rescuemedikation (MAD) und somit ein zu begründen- Suffiziente Analgesie Esketamin 0,5-1mg i.n. (max. 50 mg) der Ausnahmefall. Prioritäten + Maßnahmen J Übergabe ABCDE fortführen Erfolg? (not)ärztliche Weiterversorgung N Transport in Klinik Übergabe mit Zeitpunkt der Anlage - Anlage korrekt? Tourniquet überprüfen / korrigieren: Sistieren der Blutung? Kein peripherer Puls (falls möglich)? Anhaltende Blutung: 2. Tourniquet anlegen © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 04
A - Problem A Symptomorientierte Sofortmaßnahmen Anzeichen für A-Problem im Ersteindruck: ► Zyanose ► Stridor, Nasenflügeln (Säugling), Husten ►Tachypnoe, Dyspnoe oder (Apnoe) Beurteilung Atemweg ► Inverse Atmung (Einziehungen) ► Bewusstseinsstörung ► Panik J Spricht ohne Keine A- Stridor Soforttherapie N J Inspiratorisch Versorgungspfad 2 Stridor oder Husten? Fremdkörperentfernung N J Anzeichen Manuelle / einfache für Verlegung? Atemwegstechniken N J Modifizierter ? Trauma Manuelle Fixation der Esmarch-Handgriff, Atemweg od. Mittelgesicht HWS einfache Atemwegstechniken N J Weichteilver- Manuelle / einfache legung obere Atemwegstechniken Atemwege N J Verlegung Seitenlage erwägen durch Absaugung Flüssigkeit? (Cave: Trauma) N Zusatz: Versorgungspfad Symptomatische 12 Teil- J Therapie Allergischer Schock verlegung Adrenalinvernebelung: (CAVE! Ggf. i.m.-Gabe dch. entzündl. z.B. 4 mg / 4 ml vorgezogen!) / allergischen Adrenalin J Prozess über O2- Atemweg N Verneblermaske frei? N Versorgungspfad Erweiterte Atemwegssicherung Keine Soforttherapie B © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 05
Versorgungspfad 2 A Fremdkörperentfernung Arbeitshypothese festigen (bspw.: Kehlkopfschwellung / -trauma; Epiglottitis Hinweise ermitteln, beachte besonders: • Situation / Ereignis / Dynamik • Fremdanamnese (Zeugenaussagen) • Altersgruppe / Vorerkrankungen / Fieber - Kann nicht sprechen - Weinen oder verbale Reaktion auf - Stilles oder leises Husten Effektives Ansprache - Kann nicht Atmen - Lautes Husten Husten? - Zyanose - Einatmen vor Hustenstoß möglich N J - Verschlechternde - Bewusstseinsklar Bewusstseinslage Bewusstlos J ? N BMV (noch ) möglich? Atemweg öffnen • 5 x Rückenschläge • Zum Husten ermutigen Kind 5 x Beatmen im Wechsel mit: • Beobachten CPR starten • Bewusstseinstrübung und • 5 x Kompressionen ineffektives Husten erkennen CPR Kind 15:2 Säugling: Thorax • Auf Abhusten des Fremdkörpers achten CPR Erwachsener 30:2 Kind / Erwachsener: Oberbauch (Heimlich) Ggf. Laryngoskopie Weiter mit: (und Magillzange) zur Fortlaufend FK- Entfernung Erfolgsbeobachtung (s.a. Erweiterte Atemwegssicherung) Weiter mit: Weiter mit: Versorgungspfad CPR B B Klinische Abklärung – auch Klinische Abklärung – auch nach entferntem Bolus nach entferntem Bolus © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 06
Versorgungspfad 3 A Erweiterte (invasive) Atemwegssicherung Manuelle / einfache Techniken: (modifizierter) Esmarch-Handgriff, Guedel-, Wendltubus, Absaugen von Flüssigkeiten, Apnoe / Hypoventilation: Sauerstoffbeatmung FiO2 1,0 (Beutelmaskenbeatmung (BMV), ggf. Zwei-Handtechnik) beginnen Bewusstseinslage: Bewusstlos ohne Schutzreflexe CPR: Beachte CPR-Protokoll Atemweg N frei, BMV möglich? J Laryngoskopie °zur Fremdkörperentfernung (Magillzange) / Absaugung unter Sicht EGA* (extraglottischer • ggf. situationsabhängige Rettungsintubation* Atemweg) zur (Lagekontrolle: Auskultation und Kapnometrie, -grafie) kontrollierten Beatmung Beachte: Bei maschineller Kontrollierte Beatmung Beatmung über EGA und J unsynchronisierten Technik (FiO2 1,0) ggf. CPR fortführen Thoraxkompressionen*: erfolgreich? Ggf. maschinelle Beatmung Gefahr der Mageninsufflation ** und ggf. Anpassung der FiO2 und / oder Hypoventilation N Beachte Kinder: prioritär BMV, ggf. EGA: LT erst ab EGA / ET-Tubus entfernen 125 cm Körpergröße. J BMV (FiO2 1,0) fortführen, BMV BMV (noch ) möglich? möglich? Situation optimieren, oxygenieren! *** N Keine Beatmung / Atmung möglich: Einmaliger Wiederholungsversuch Erwäge: Nasaler (kleiner) ET-Tubus - Situationsabhängig: EGA / Laryngoskopie mit Position im Rachen und Beatmungsversuch bei verschlossenem - ggf. Rettungsintubation entsprechend Mund/Nase: CAVE Säuglinge / Kinder Verfügbarkeit / Ausstattung / Indikation Erwäge: Nasaler (kleiner) ET-Tubus mit Position im Rachen Ultima ratio und Beatmungsversuch bei verschlossenem Mund/Nase (chirurgischer Luftweg) nach regionalem Protokoll Beatmung (Fi O2 1,0) fort- Technik führen; ggf. maschinelle erfolgreich? Beatmung und Anpassung der Fi O2 B BMV = Beutel-Masken-Beatmung EGA = Extraglottischer Atemweg N ** J ET = Endotrachealtubus Reg. Protokoll – weiter mit: °Ausstattungsabhängig primärer Einsatz der Videolaryngoskopie * Beachte Zeitfenster: Rettungsintubation bei CPR: max. 5 sec. Unterbrechung der Thoraxkompressionen Bei CPR: Falls Bolusgeschehen unwahrscheinlich ist, initialer EGA-Einsatz möglich; sonst initial BMV mit manuellen einfachen Techniken. Cuffdruckmessung besonders bei LT-Einsatz! ** Lagekontrolle: Auskultation und Kapnometrie / Kapnografie (immer bei invasiver Atemwegssicherung) *** Nach zweimaligem Versagen erweiterter Techniken zur Atemwegssicherung: BMV fortführen bis weitere qualifizierte Hilfe (NA) verfügbar. © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 07
B - Problem B Symptomorientierte Sofortmaßnahmen Atemfrequenzen (Af): Säugling 30 – 60/min Beurteilung Belüftung Kleinkind 24 – 45/min Sauerstoffgabe: Bei Schulkind 18 – 30/min kritischen Patienten Jugendl./Erwachsener 12 – 15/min J grundsätzlich Normo- frequente Atmung, Ǿ hochdosiert Stridor/Zyanose (Maske, Reservoir). Keine B - Vermeiden einer Soforttherapie N Hypoxämie < 90%, Anpassung im Verlauf. J Zusatz: Exspiratorischer Versorgungspfad 4 Stridor? „Obstruktive Atemnot“ N O2, ggf. Beatmung J J Feuchte Zusatz: Atemgeräusche / Aspiration? Versorgungspfad 3 Rasseln „Erweiterte Atemwegssicherung“ N N J Zusatz: Kardiale Versorgungspfad 7 Genese? „Lungenödem“ J Assistierte normo- Neubeurteilung der Bradypnoe? frequente Beatmung Belüftung mit hoher FiO2 N J Assistierte normo- Tachypnoe? frequente Beatmung (Beachte qSOFA- Kriterien) mit hoher FiO2; ggf. CPAP/NIV Protokoll N N J Spannungspneu? * Atemwegssicherung Kontrollierte In A durchgeführt? Beatmung mit hoher J FiO2 N Symptomatische Therapie J Apnoe oder Entlastungspunktion Versorgungspfad 5 Schnappatmung nur bei erfüllten „CPR“ ? Entlastungskriterien* N * Klinische Anzeichen für Spannungspneu: + erfüllte Entlastungskriterien • Dyspnoe / Tachypnoe / Zyanose / SpO2↓ (mind. 2 von 3): • Trachealverlagerung zur Gegenseite • Hautemphysem • Obere Einflussstauung • Tachykardie / Hypotension 1. Atemnot / Zyanose 2. Bewusstseinsstörungen durch Hypoxie 3. Fehlender Radialispuls (Kreislaufdepression) C • Fehlende Atemgeräusche / Hypersonorer Klopfschall © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 08
C - Problem C Symptomorientierte Sofortmaßnahmen Beurteilung der Zirkulation Zeichen für C-Problem im Ersteindruck: ► Blässe ► schnelle Atmung ► Verwirrtheit J ► Kaltschweißigkeit ► zunehmender Vigilanzabfall Relevante äußere Blutung? Blutstillung * # ggf. „Blood Sweep“ (Begriff aus der taktischen Ver- N wundetenversorgung) = bekleideten Patienten schnell komplett abtasten / absuchen n. Blutungen / Verlet- ** J zungen (Kopf, Bauch, Becken, Leisten, Beine, Arme) Gut tastbarer Keine C - normofrequenter Puls? # Soforttherapie N J Patient pulslos od. keine ausreichende Zusatz Zirkulation? Versorgungspfad 5 „CPR“ N J Zusatz Versorgungspfad 10 Schock(form)? Bradykradie? „Lebensbedrohliche Versorgungspfad(?) Bradykardie“ Septischer Schock: N Beachte qSOFA-Kriterien! Allergischer, Hinweis auf J J kardiogener Schock? Volumenmangel (z.B. Volumenbedingte Tachykardie? Exsikkose). Beginn Bedarfstachykardie einer Volumengabe ? Wenn noch nicht erfolgt: (***): 10 – 20 ml kgKG N Blutstillung**! N Beginn forcierte Volumengabe Bei Instabilität: Zusatz (***) Boli: 20 ml/kg KG Versorgungspfad 11 J „Lebensbdedrohliche Bei nicht Tachykardie“ kontrollierbarer Arterielle Blutung: schnelle Hypertonie? Zusatz Transporteinleitung / Versorgungspfad 8 situationsangepasste N „Hypertensiver Volumengabe (****) J Notfall“ Kardiale Zusätzliche Genese? Versorgungspfade: „ACS“(6) o. „LAE“ (9) Weitere Ursachensuche, N Fortdauer der Neubeurteilung d. Zirkulation Tachykardie? * Lebensbedrohliche Blutungen werden mit Priorität gestillt („c“ / Erkennen bei Ersteinschätzung!) ** Hinweise auf Dekompensationszeichen: Blässe, Schweißigkeit, Rekap(illarisierungs)-Zeit *** Infusionstherapie mittels balancierter kristalloider Lösungen (z.B. Ionosteril® od. Ringer Acetat®), bis Zeichen einer adäquaten Gewebeperfusion erkennbar; ggf. Kolloide / Katecholamingabe durch NA **** Ziel niedrig stabiles Niveau ~ 90 mmHg syst. MAD 60 mmHg; Bei SHT: Ziel Normotonie (MAD > 90 mmHg), Hypotonie (< 90 mmHg syst.) vermeiden D © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 09
D D - Problem Symptomorientierte Erstmaßnahmen Zeichen eines D-Problems im Ersteindruck: Beurteilung der Neurologie ► fehlende oder vegetativ gesteuerte Reaktionen (z.B. Krampfanfall) ► Motorische, sensible und / od. Sprach- / Sprech- N störungen, G-FAST-Schema; < W in WASB Hinweise neurolog. Keine D - Defizit*? Soforttherapie J J Symptomorientierte Hirndruckzeichen Therapie Milde ZNS-Trauma? Volumengabe mit Hyperventilation (2) Ziel Normotension (1) N J Zusatz Fieber: Generalisierter Versorgungspfad Symptomorientierte Therapie Krampfanfall? „Generalisierter Antipyrese mit z. B. Krampfanfall“ Paracetamol Supp. N J Zusatz Motorische Störung/ Versorgungspfad Aphasie? „Schlaganfall“ N J Zusatz BZ < 60 mg/dl? Versorgungspfad „Hypoglykämie“ N J Zusatz Fieber / Versorgungspfad Infekt? „Sepsis“ N J Zusatz Anzeichen für Versorgungspfad Intoxikation? „Intoxikation“ Klassifizierung der N Vigilanz (GCS) und Pupillen, Beurteilung der Neurologie, BZ • Vigilanzminderung, sichtbare motorische Störungen, Parese, Aphasie etc., auch anamnestische Hinweise bewerten (1) Ziel: Normotonie Zielwerte z.B. MAD: > 90 mmHg (vermeiden von < 90 mmHg syst.) beim Kind: Alter x 2 + 90 (sys). (2) Milde Hyperventilation bei Erwachsenen ~ 20/min, Kinder (altersabhängig) ~ 30/min Zur Mitbeurteilung Kapnografie und Interpretation: Normoventilation liegt im Bereich von ~ 35 - 40 mmHg, beachte zusätzliche Einflussfaktoren Kreislauf, Lungenperfusion, Temperatur etc.! E © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 10
E - Problem E Situationsabhängiges Teammanagement und Prioritäten (Anpassung Umfang / Reihenfolge; ggf. Delegation / paralleles Arbeiten) SAMPLER♀S - Anamnese Fakultativ Fakultativ S - Symptome (ggf. zusätzl. G-FAST*) A - Allergie Schmerzanamnese 4 „H“ und HITS M - Medikamente O - Onset (Beginn) H - Hypoxie P - Past med. history Vorerkrank. P - Palliation / Provocation H - Hypovolämie L - Letzte Mahlzeit / Wasserlassen / (Linderung / Auslöser) H - Hypothermie Eigen-, Fremdanamnese Stuhlgang Q - Quality (Schmerz-Art) H - Hypo-/Hyperkaliämie E - Ereignis / Umgebung R - Radition H - Herzbeuteltamponade R - Risikofaktoren (Ausstrahlung) I - Intoxikation ♀ S - Schwangerschaft S - Severity (Stärke; VAS) T - Thromboembolie T - Time (zeitl. Verlauf) S - Spannungspneumoth. * Gaze, Face, Arm, Speech, Time (Schlaganfall?) Situationsabhängige Fakultativ Zusatz Versorgungspfad Untersuchung Situationsabhängige „Medikamentöse Entkleidung Analgesie“(20) Wärmeerhalt, ggf. äußere Wiedererwärmung Hypothermie Immobilisation bei schwerer Hypothermie Körpertemperatur Normothermie Ggf. Wärmeerhalt Hyperthermie # Ggf. Kühlung Symptomatische Entsprechend Ursache, Therapie # Beachte: z. B. Wadenwickel ggf. Antipyrese Anzeichen für Sepsis qSOFA Kriterien! Hypothermien Zusatz Versorgungspfad Milde Hypothermie: 34-36°C Situationsabhängiges Sepsis 13 Moderate Hypothermie: 30-34°C Monitoring Schwere Hypothermie: < 30°C (vervollständigen) Unfallmechanismus, Verformung von Fahrzeug / Helm Zweite Beurteilung der Asservieren von Giftstoffen bei Umgebung und Intoxikationen Situation* Häusliches Umfeld, Lebens- * s.a. Eintreffen an der umstände, weitere Erkrankte Einsatzstelle (1) Wärmeerhalt erzielen durch Verhinderung einer weiteren Auskühlung, sowie durch Gabe vorgewärmter Infusionslösungen und – wenn möglich - durch Applikation von vorgewärmtem O2. (2) Die Behandlung von lebensbedrohlichen Verbrennungen oder Verbrühungen erfolgt entsprechend der jeweiligen Symptomatik in den Phasen ABC. Wärmeerhalt! Versorgungsgrundsatz: Verschlechterung = Unverzügliche ABCDE-Kontrolle und Therapie! Leitsymptom(e) erheben, ggf. Arbeitshypothese eingrenzen und speziellen Versorgungspfad anwenden. Alle Probleme entsprechend Priorität und Zeitfaktor behandeln! Basis: ABCDE - Therapie (spezielle) Lagerung, Ruhigstellung, z.B. MILS, psychologische Betreuung, zeitgerechter Transport, ggf. Voranmeldung regelmäßige Verlaufskontrolle - erneute Beurteilung (Re-Assessment), Dokumentation, strukturierte Übergabe Situationsabhängig: Notarztnachforderung, Monitoring, situationsangepasste Sauerstoff-Gabe, Gefäßzugang, Infusion u. Medikation (ggf. Leitsymptom- oder Verdachtsdiagnosealgorithmus), Übergabe in ärztliche Behandlung (Ärztlicher Bereitschaftsdienst, Hausarzt) © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 11
Versorgungspfad 4 • Obstruktive Atemnot Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter): Eintreffen und standardisierte Akute (Asthma, Allergie) / chronische Obstruktion Erstuntersuchung (COPD), Bolus, Allergie, Asthma kardiale • Ereignis, Situation, zeitlicher Verlauf • Anamnese, Vormedikation ABCDE - Prioritäten und • Auskultationsbefund Basismaßnahmen Beachte # Ggf. regionales NIV-Protokoll • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) Ggf. NIV # Angepasste O2-Gabe bei COPD 88 - 92% SpO2 Beachte Warnsignale • verlängertes Exspirium Versorgungspfad • Af > 25/ min, SpO2 < 92% Obstruktive Atemnot • Hf > 110/min • „Silent Lung Phänomen“ * SABA: Short-Acting-ß2-Agonist Betasympathomimetika = Beta 2 Mimetikum SABA*- Vernebelung • Beachte - Maximal-Dosis:Salbutamol 5 mg (z.B. Salbutamol 2,5 mg) Ggf. in Kombination mit SAMA z.B. Salbuhexal plus Steroid Steigerung auf 100 mg möglich parenteral / oral (z.B. Methylprednisolon 50 mg ) **SAMA= Kurzwirksamer Muskarinrezeptor-Antagonist Anticholinergika Steigerung auf 0,5 mg möglich Ggf. in Kombination mit SABA SAMA**- Vernebelung z.B. Salbuhexal plus (z.B. Ipratropiumbromid 0,25 mg) Besserung: •Verbesserung der Klinik •Abnahme der Atemfrequenz Übergabe (not)ärztliche •SpO2 > 92 % Weiterversorgung Verschlechterung: -Verschlechterung der Klinik Transport in Klinik -Ggf. Bewusstseinstrübung -SpO2 Abfall < 85% Beachte: • Frühzeitiger Transportbeginn unter Beachte regionale Inhalationstherapie Medikationsprotokolle • Regionale Zuweisungsstrategie • Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) • ggf. Übergabe in ärztliche Weiterversorgung © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 12
Versorgungspfad 5 • CPR Bewusstloser Patient Eintreffen und standardisierte ohne normale Atmung, ohne Lebenszeichen Erstuntersuchung • CPR starten 30:2 (Diagnosezeit: 10 sec) • Patchelektroden des Defibrillators anschließen, sofort wenn einsatzbereit: • Analyse und ggf. 1. Defibrillation • Während Ladezeit CPR fortführen ABC - Basismaßnahmen Besonderheiten Kinder (< 8 LJ): • Bei Feststellung Atemstillstand: 5 x initiale Beatmungen – ideal hochdosiert O2 • dann C - Kontrolle (+ Lebenszeichen?) Versorgungspfad • dann ggf. CPR Beginn 15:2 Drucktiefe Säugling 4 cm, Kind 5 cm CPR • Patchelektroden anschließen s. o. Beachte: NA-Ruf zeitnah (parallel) Defibrillierbarer Beachte: Pulskontrolle nur bei Verdacht Rhythmus? auf pulsatilen Rhythmus im EKG Sonderfall: J N Beobachtetes Kammerflimmern / pVT: Sofort bis zu 3 x Defibrillation Diese zählen als erste Defibrillation ROSC ? (s.a. Algorithmus Tachykardie) 1x Wiedereinsetzender Keine Beachte: Defibrillation Spontankreislauf Defibrillation • ggf. AED - Einsatz • Manueller Modus: Energiewahl • min. 150 – (200) J (biphasisch) Sofortige Weiterbehandlung • 360 Joule (monophasisch) CPR sofort • ABCDE-Methode anwenden CPR sofort • Kinder: 4 Joule / kgKG • Sauerstoffgabe + Beatmung für 2 min Monitoring vervollständigen: für 2 min fortführen Pulsoxymetrie und Kapnographie fortführen Therapeutische Hypothermie nach ROSC Anpassung Sauerstoffanteil und (Return Of Spontaneous Circulation), Verweis Beatmung, nur bei stabilem und auf TTM, Zielgerichtetes Temperaturmana- verlässlichem Monitoring gement im weiteren klinischen Verlauf • 12-Kanal-EKG (Erwachsene) °Einzelfallentscheidung: Zuführung HKL bei STEMI oder Transport unter laufender CPR, ggf. Einsatz mCPR (Thoraxkompressionsgerät) Kardialer Ursache - CPR Abbruch nur durch NA • Auslösende Faktoren behandeln Beachte: - Atemwegssicherung qualifikations- und Transport in Klinik situationsabhängig – Priorität: BLS / ggf. Defi Einzelfallentscheidung Transport unter CPR ° - Gefäßzugang qualifikations- und situationsabhängig – Priorität: BLS / ggf. Defi Während der CPR: - ROSC: Regionale Zuweisungsstrategie • Durchgehend CPR sicherstellen: Frequenz (100-120/min), Tiefe, gute Entlastung! - Cardiac Arrest Center? • CPR-Unterbrechung minimieren, Maßnahmen planen! - Ggf. HKL / PCI Voranmeldung / Ankunft • Hochdosiert Sauerstoff unter CPR • Atemwegssicherung (EGA / ggf. ET, ggf. erst nach ROSC) und Kapnographie • Herzdruckmassage ohne Unterbrechung, wenn Atemweg gesichert + keine Leckage Reversible Ursachen suchen und behandeln! • Gefäßzugang: intravenös, alternativ intraossär (im Kindesalter primär intraossär) (4 „H“ und HITS) • Hypoxie • Hypovolämie Adrenalin: 1 mg i.v./i.o. RDE alle 3-5 min, i.d. Praxis alle 4 min (0,01mg kgKG • Hypo-/ Hyperkalämie / metabolisch RDK) bei Asystolie / PEA schnellstmöglich, bei KF/pVT nach 3. Defibrillation • Hypothermie Amiodaron: 300 mg i.v./i.o. RDE (5 mg kgKG RDK) nach 3. erfolgloser Defi- • Herzbeuteltamponade brillation; ggf. einmalige Repetition mit 150 mg i.v./i.o. (RDE) nach der • Intoxikation 5. erfolglosen Defibrillation (bei Nichtverfügbarkeit: Xylocain 100mg; ERC 2021) • Thrombembolie (AMI, LAE) • Spannungspneumothorax • RDE / RDK = Richtdosis Erwachsene / Kinder © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 13
Versorgungspfad 6 • Akutes Koronarsyndrom (ACS) Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter): Eintreffen und standardisierte • ACS, Lungenembolie LAE, Aortendissektion, Pneumothorax, Trauma, Hohlorganperforation ... Erstuntersuchung • Anamnese, Vormedikation, Situation, Ereignis • Atypische Symptomatik möglich (Diabetes, Frauen) • Thoraxschmerzen differenzieren: ABCDE - Prioritäten und (Lungenembolie, Pneumothorax, Aortendissektion Perfusionsdefizit, SRR-Differenz: bds. RR-Messung!) Basismaßnahmen • Fortlaufendes EKG-Monitoring / Defibereitschaft • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) • Initialtherapie Sauerstoff „Kritischer Patient“, Versorgungspfad anschließend bei unkomplizierten + stabilen Akutes Patienten Sauerstoffanpassung auf SpO2 > 90%; Hyperoxämie (SpO2 > 96%) vermeiden Koronarsyndrom Beachte Warnsignale: - Herzrhythmusstörungen - Kardiogener Schock - Lungenödem 12-Kanal EKG = grundsätzlich bei nichttrauma- 12-Kanal EKG tischen thorakal-abdominellen Schmerzen: (innerhalb 10 min. nach Erstkontakt) EKG bezüglich STEMI qualifiziert auswerten, z.B.: Softwareunterstütze EKG-Auswertung; Telemetrie • Beachte regionale Möglichkeiten / Algorithmen Nitrat # Bei STEMI keine Routinegabe von Nitrat! 0,4 mg (RDE) / 1 Hub Keine Nitrat-Gabe bei Anzeichen einer Rechts- bei persistierenden thorakalen Schmerzen herzbelastung / -insuffizienz; Hf < 60 oder > 120/‘ ggf. Wiederholung nach 5 min Verhindere Unterschreiten des unteren Grenzwertes SRR < 90 mmHg (ERC 2015); Beachte Antithrombozytäre Therapie Regionales Protokoll > 90 mmHg (z.B. 120 mmHg) Sorgfältiges RR-Monitoring unter Nitratgabe! ASS, Acetylsalicylsäure # 250 mg i.v. oder 500 mg Aspirin direkt p.o. (RDE) Nitrat-Gabe nach i.v.-Zugang! (Weitere) KI Nitrat: 24 h n. Einnahme langwirksamer Vasodilatatoren, Antikoagulative Therapie STEMI Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®), Vardenafil (Levitra®) ggf. Rücksprache PCI-Labor (regionales Protokoll) ASS auch bei Vormedikation mit Phenprocoumon Heparin # (Marcumar®) oder “Marcumar-Ersatz“, wie Xarelto, 70 I.E./ kgKG, max. 5000 I.E. i.v. Pradaxa oder Eliquis (orale Antikoagulation); Verzicht bei Vormedikation mit ASS p.o. möglich. KI: Allergie oder Asthma auf Wirkstoff, akute nicht Ggf. Antiemese kontrollierte Blutung (z.B. Ulcus, obere GI-Blutung). - Regionales Protokoll beachten - Beachte beim STEMI (Regionale Vorgabe!): z. B. Dimenhydrinat 62 mg i. v. RDE • Transport in Klinik mit interventioneller Kardiologie und / oder initial Aromatherapie: Isopropyltupfer (PCI) 24/7-HKL (Herzkatheterlabor) • Telefonische STEMI-Voranmeldung mit Ggf. Analgesie (bei VAS ≥ 6) Ankunftsuhrzeit (Arzt/NFS-zu-Arzt-Gespräch) • Direkte Patientenübergabe im HKL. - Regionales Protokoll beachten - Beachte beim ACS (kein STEMI): - Voranmeldung in aufnahmebereiter / geeigneter Zielklinik je nach Zustand für ZNA oder Intensiv mit Ankunftsuhrzeit Ggf. Sedierung (besonders ängstlich) - ggf. Arzt / NFS-zu-Arzt-Gespräch falls Diagnose - Regionales Protokoll beachten - unklar (z.B. STEMI kann nicht ausgeschlossen werden) Übergabe (not)ärztliche # Beachte regionales Protokoll! Weiterversorgung KI = Kontraindikation RDE= Richtdosis Erwachsene Transport in Klinik © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 14
Versorgungspfad 7 • Kardiales Lungenödem Eintreffen und standardisierte Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter): Erstuntersuchung - Toxisches, Unterdruck-Lungenödem, Aspiration - Anamnese, Vormedikation, Situation, Ereignis ABCDE - Prioritäten und - Auskultationsbefund Basismaßnahmen Beachte Ggf. CPAP (+ ASB) # # Regionales CPAP / NIV-Protokoll • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) Infarktbedingte Herzinsuffizienz? Versorgungspfad + 12-Kanal-EKG auswerten! Kardiales Beachte Warnsignale: • fein- bzw. grobblasige RG Lungenödem • AF > 25/ min, SpO2 < 92% • HF > 110/ min bzw. hypoxische Bradykardie * Ausschluss von Kontraindikationen Keine Nitrat-Gabe bei Anzeichen einer Nitrat * Rechtsherzbelastung / -insuffizienz sublingual Grenzwerte: SRR < 120 mmHg; Hf < 60 oder > 120/ min 0,8 mg (RDE) / 2 Hübe • KI: 24 h nach Einnahme langwirksamer Vasodilatatoren, z.B.: Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®), Vardenafil (Levitra®). Besserung ? Besserung: • Verbesserung der Klinik N • Abnahme der Atemfrequenz • Vesikuläres Atemgeräusch • SpO2 > 92 % J Wiederholung Nitrat * RDE = Richtdosis Erwachsene sublingual 0,8 mg (RDE) / 2 Hübe ** Steigerung auf 40 mg möglich Den Einsatz von Furosemid genau abwägen (bestehende Hypovolämie bei akuter Furosemid i.v. ** Linksherzinsuffizienz)! z. B. 20 mg (RDE) Nicht Furosemid und Volumen zusammen verabreichen! Die erste Wahl ist Nitratgabe; Furosemidgabe nur bei länger dauernden Transporten. Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung Beachte: - Regionale Zuweisungsstrategie Transport in Klinik - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) - Ggf. Übergabe in Beachte regionale ärztliche Weiterversorgung Medikationsprotokolle © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 15
Versorgungspfad 8 • Hypertensiver Notfall Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter): Eintreffen und standardisierte - Asymptomatische Hypertonie Erstuntersuchung - „Hypertensive Krise“ - Cave: Stress, Schmerz Beachte • Anamnese, Vormedikation ABCDE - Prioritäten und • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) Basismaßnahmen Sorgfältiges RR-Monitoring - Immer beidseitige RR-Messung Klinische Symptome C: Leitsymptom Kardial: ACS, Herzinsuffizienz, Lungenödem, Herzrhythmusstörungen RR > 220 / 130 Cerebral: Enzephalopathie, intracranielle Blutungen, Schlaganfall, Kopfschmerz, Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit, Erbre- chen, Krampfanfälle, Somnolenz bis Koma, Parästhesien, Paresen Kardiale / Vaskulär: Aortenaneurysmadissektion, Epistaxis, Organschäden, GI-Blutungen cerebrale Gravidität: EPH-Gestose, Eklampsie, Somnolenz, Kopfschmerz, Ödeme, Symptomatik? Krampfanfälle N • Hypertensive Krise: Patienten mit hohen Blutdruckwerten (auch über 220/130 mmHg) ohne die oben aufge- J führten klinischen Symptome • Hypertensiver Notfall: Kritischer Blutdruckanstieg und klinische Symptome durch Organschäden mit akuter vitaler Gefährdung Nitrat bei ACS (Angina pectoris, Herzinfarkt) Hypertensive Hypertensiver und Linksherzinsuffizienz; bei kardialer „Krise“ Notfall Dekompensation (Lungenödem) zusätzlich Furosemid (s. Versorgungspfad ACS bzw. kardiales Lungenödem!) Achte besonders auf: - ACS (12-Kanal EKG) - Lungenödem - Schlaganfall RDE = - Schweres (nicht traumatisches) Richtdosis Erwachsene Nasenbluten (Epistaxis) Antihypertensivum * Urapidil: Wiederholung nach 5 min, vorsichtig in 5 mg Boli bis max. 50 mg titrieren; Urapidil 5 mg (Boli) i.v. (RDE) keine unkontrollierte RR- Senkung! Vorsichtig titrieren – messen * • Bei V.a. Schlaganfall RR nicht unter ~ 180/110 mmHg Regionale Zuweisungsstrategie Übergabe (not)ärztliche - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) - ggf. Übergabe in ärztl. Weiterversorgung Weiterversorgung Beachte regionale Transport in Klinik Medikationsprotokolle © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 16
Versorgungspfad 9 • Lungenembolie (LAE) Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter): Eintreffen und standardisierte - Thoraxschmerzen (ACS, Pneumothorax, Aneurysma dissecans d. Aorta, Trauma) Erstuntersuchung Beachte: - Anamnese; Immobiliserung, Risikofaktoren Beachte Symptomatik ABCDE - Prioritäten und - Keine RGs, keine Spastik - Begleitende Kreislaufproblematik (bis Basismaßnahmen Schock) - Hypotonie / Tachykardie ggf. Extrasystolie - Plötzliche Schmerzen? - Ggf. Hämoptysen - Fehlende spezifische Symptomatik Versorgungspfad • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) Lungenembolie - Grundsätzlich bei thorakalen Schmerzen EKG bezüglich LAE / STEMI qualifiziert auswerten, z.B.: Softwareunterstütze EKG- 12-Kanal EKG Auswertung, Telemetrie - Beachte regionale Möglichkeiten / Algorithmen ACS / N Versorgungspfad Linksherzinsuffizienz ACS, Lungenödem weiterhin oder nur unspezifische ausgeschlossen? ABCDE-Therapie J LAE und Beachte: - Instabiler Patient kardiogener - Lyse nur durch NA Schock? N - Zeitfenster eng setzen: Klinik vs. NA J Das Ziel ist eine schnellstmögliche Lyse! Volumengabe # z.B. Ringer-Acetat (500 ml RDE) # Beachte regionale Medikationsprotokolle Kreislauftherapie # (Katecholamingabe) Heparin 100 I.E./ kgKG, 5 000 - 10 000 I.E. (RDE) RDE = Richtdosis Erwachsene Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung - Regionale Zuweisungsstrategie Transport in Klinik - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 17
Versorgungspfad 10 • Lebensbedrohliche Bradykardie kardialer Ursache Arbeitshypothese eingrenzen Eintreffen und standardisierte (Thesenfilter): Erstuntersuchung - Hypoxische Bradykardie - Intoxikation - Hypothermie Beachte: • Ggf. aggressiver oder inadäquater Patient ABCDE - Basismaßnahmen • Anamnese, Vormedikation • Schrittmacherträger Beachte Instabilitätszeichen: Beachte: - Hypotonie Bewusstseinsstörung ursächlich durch kardiale Versorgungspfad - Schockanzeichen - Bewusstseinsstörung Instabilität, meist erst bei Bradykardie • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) Hf ≤ 40/ min • Hypothermie u. respiratorische Störungen als behebbare Ur- sache ausschließen. N Bei Kindern ist Hypoxie der häu- Hf < 40/ min und figste Grund für Bradykardien, Instabilitätszeichen? daher sollten die symptomorien- J tierten ABC-Sofortmaßnahmen und die O2-Gabe die Therapie erster Wahl sein. Atropin • CAVE Atropin: Paradoxe 0,5 mg i.v. (RDE) Bradykardie bei < 0,5 mg möglich RDE = Richtdosis Erwachsene N Hf < 40/ min und # Beachte regionale Instabilitätszeichen? Medikationsprotokolle J Atropin: Steigerung bis 3 mg möglich Atropin # 1,0 mg i.v. (RDE) Adrenalin: beachte regionales Protokoll (z.B. AV-Block III° oder erfolglose Vagolyse aber nicht N Bewusstlos) Hf ≤ 40/ min und Bei Überdosierung Tachykardie / Instabilitätszeichen? Extrasystolie bis Kammerflimmern möglich! Anwendererkompetenz! J Theophyllin s. regionale Protokolle * Transkutane, externe Schrittmachertherapie: Komplette Vagolyse: bis Beachte Verfügbarkeit und regionale Protokolle 3 mg Atropin # + bewusstlos: - GCS < 9 = Regionales Protokoll zur Transkutane Schrittmachertherapie * Schrittmachertherapie - Regionales Protokoll beachten - Demandmodus, EKG - und Kreislaufkontrolle Analgosedierung bei Schmerzen: s. regionales Protokoll Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung - Regionale Zuweisungsstrategie Transport in Klinik - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 18
Versorgungspfad 11 • Lebensbedrohliche Tachykardie kardialer Ursache Arbeitshypothese eingrenzen Eintreffen und standardisierte (Thesenfilter): Schockzustände nicht kardialer Erstuntersuchung Ursache; Bedarfstachykardie? - Schmerzen, Angst, Fieber Beachte: • Ggf. aggressiver oder ABCDE - Basismaßnahmen inadäquater Patient • Anamnese, Vormedikation Hinweis auf Bedarfstachykardie: Beachte: Regelmäßige Schmalkomplex- Behandlung ab Hf > 150/ min tachykardie! Ausschließen und + mit Instabilitätszeichen Versorgungspfad ursächliches Behandeln von: - Immer EKG und Pulsmessung Volumenmangel, Hypoxie etc. - Immer Pulsoxymetrie Tachykardie Beachte Instabilitätszeichen: • 12-Kanal-EKG auswerten! • Hypotonie / Synkope • Schockanzeichen J • Bewusstseinsstörung Ursachenbehandlung Ursache: - NA-Ruf (ggf. regionale z.B. Volumengabe / Bedarfstachykardie Vorgaben) Blutstillung ? Breitkomplextachykardie N wird schlecht toleriert und dekompensiert häufiger Ggf. # N Bewusstlos # Valsava-Manöver: Valsalva-Manöver Z. B.: “Spritzen-Manöver“ ggf. in Nur bei stabiler regelmäßiger (GCS < 9) ? Kombination mit Schmalkomplextachykardie Lagerungsmanöver J Regionale Protokolle beachten „EKG-beobachtetes“ Beachte: N Bewusstseinsstörung ursächlich KF, pVT: + zentraler Puls durch kardiale Instabilität, Breit- Defibrillation noch komplex-Tachykardie?! (Erfolglos: Bis zu 3x) tastbar? Wird der Patient bereits tief Ggf. Start CPR bewusstlos und ohne tastbaren J zentralen Puls aufgefunden CPR (PVT), Defibrillation! Bei beobachtetem Eintritt von + peripherer Bewusstlosigkeit und nicht mehr Puls noch tastbarem zentralem Puls tastbar? Defibrillation J N GCS < 9 = Regionales Protokoll Kardioversion zur elektr. Notfall-Kardioversion - Regionales Protokoll beachten - (Energiestufe, Wiederholung) Analgosedierung s. regionales Protokoll Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung - Regionale Zuweisungsstrategie - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) Transport in Klinik © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 19
Versorgungspfad 12 • Allergischer Schock (Grad 2 + 3) Eintreffen und standardisierte Erstuntersuchung Arbeitshypothese eingrenzen Lebensbedrohliche ABC-Probleme: (Thesenfilter): • A: Schwellung der Luftwege, Heiserkeit, Stridor - Andere Schockformen, (Fremd-) • B: Tachypnoe, Giemen, Zyanose, SpO2 < 92%, Anamnese, Situation, Ereignis Verwirrtheit, Müdigkeit • C: Blässe, Schwitzen, Hypotonie, Schwäche, - Allergen bekannt? Schläfrigkeit, Bewusstlosigkeit Beachte: - Allergen beseitigen - Grad 4 CPR beginnen • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) ABCDE - Basismaßnahmen i.m. Injektion: lateraler Oberschenkel Adrenalin i.m. 0,5 ml Adrenalin = 0,5 mg = 500 µg * Lj = Lebensjahr < 6 Lj * = 0,15 mg (0,15 ml) • Bei nicht ausreichendem 6-12 Lj * = 0,3 mg (0,3 ml) Ansprechen kann die i.m. Adrenalin- > 12 Lj * = 0,5 mg (0,5 ml) Injektion nach etwa 5 min wiederholt werden (gem. regionaler Protokolle) Führendes Leitsymptom Führendes Leitsymptom Stridor / Dyspnoe Kreislaufinstabilität (A/B #)? (C)? Beachte: Situationsabhängig Erwäge bei A-Problematik: Adrenalin-Vernebelung unverzüglichen Frühestmöglicher Transportbeginn 4 mg / 4 ml Adrenalin, Transportbeginn und NA-Rendezvous fortlaufend über O2-Verneblermaske Ggf. NA-Rendezvous (evtl. frühzeitige Notwendigkeit chirurgischer Atemwegssicherung) # Bei alleinigem exspirat. Stridor (Bronchospastik = B-Problem): Salbutamol-Vernebelung erwägen Zieldruck unter Volumen- und Katecholamingabe: Normotension Volumengabe Regelmäßige Kontrolle z.B. Ringer-Acetat; Boli 10 - 20 ml/ kgKG (RDE: 750 ml) Systemische Katecholamine grundsätzlich durch NA z.B. 5 µg Boli Adrenalin: 1 mg : 100 ml NaCl 0,9% = 10 µg/ml) Prednisolon i.v. < 6 Lj * = 50 mg 6-12 Lj * = 100 mg Beachte regionale > 12 Lj * = 250 mg Medikationsprotokolle - Regionale Zuweisungsstrategie - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung • Wegen biphasischer Reaktion Transport in Klinik (in 10-20%) auch bei Therapieerfolg 12 h Kliniküberwachung anstreben © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 20
Versorgungspfad 13 • Sepsis Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter): Eintreffen und standardisierte - Andere Schockzustände Erstuntersuchung - Anamnese Klinische Hinweise einer Infektion (Fokus?): Z.B.: Pneumonie, Harnwegsinfekt, Bauchraum- oder Weichteilinfekt, Meningitis, Immunschwä- che, kurzzeitig zurückliegender operativer Eingriff, invasive Maßnahme, Geburt etc.; Desorientiertheit, Unruhe, Delirium Beachte: ABCDE - Prioritäten und - Grundhygiene / Eigenschutz! Basismaßnahmen - Sepsis ist ein zeitsensitiver Notfall • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben) qSOFA-Kriterien (quick Sequential Organ Failure Assessment, Hinweis(e) auf vereinfachte Sepsis-Kriterien): - Atemfrequenz (Af) > 22/ min Infektion? - Systolischer Blutdruck (SRR) < 100 mmHg Kriterien positiv? und/oder Rekapillarisierungszeit > 2 sec - Verändertes Bewusstsein (Vigilanzminderung, GCS < 15) Beachte Hinweise auf: + Akute Enzephalopathie oder Akuter Sauerstoffmangel (Sättigung < 90%) Organfunktions- ohne anderwärtige Ursache (Lungenödem, störungen oder COPD etc.) oder N Schock? neu aufgetretene Hautveränderungen (Petechien) oder J Hypotonie: SRR < 90 mmHg RDE= Richtdosis Erwachsene Volumengabe • Ggf. Erhöhung Volumengabe • CAVE Volumengabe bei Boli 20 ml/ kgKG - Schwerer Herzinsuffizienz RDE 1500 - 2000 ml - Lungenödem-Zeichen (z. B. Ringer-Acetat-Lösung) - Dialysepflichtiger Niereninsuffizienz NA: Katecholamintherapie - Erwäge Antibiotikum bei V. a. Meningitis - Zügige Versorgung (< 20 min) Übergabe (not)ärztliche + Transport in geeignete Zielklinik - Regionale Zuweisungsstrategie Weiterversorgung - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) mit Transport in Klinik Verdachtsdiagnose Sepsis Zielort regional: - Sepsis ZNA - Septischer Schock SCHOCKRAUM Beachte regionale Medikationsprotokolle © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 21
Versorgungspfad 14 • Hypoglykämie Arbeitshypothese eingrenzen Eintreffen und standardisierte (Thesenfilter): Erstuntersuchung - Intoxikation, Schlaganfall, ICB, Krampfleiden, SHT • Bewusstseinstrübung / Bewusstlos • Neurologische Symptomatik - Anamnese (Diabetes mellitus) - Vormedikation Mittels BZ-Messung wird ABCDE - Prioritäten und Hypoglykämie Basismaßnahmen zusätzlich quantitativ gemessen und symptomatisch behandelt. Cave: Unterlassene BZ-Messung bei WASB < W oder neurologischer Symptomatik. Versorgungspfad Beachte: Hypoglykämie Ggf. aggressiver oder inadäquater Patient N Symptomatik? BZ < 60 mg/ dl ? Bewusstseinstrübung aller Grade Neurologische Symptomatik J Beachte: • Konzentrierte Glucoselösungen i.v. nur Glucosegabe verdünnt applizieren 8 - 16 g (0,2 g/ kgKG) # (# empfohlen Glucose 20%; Glucose 40% i. v. bei laufender Infusion darf nur zentralvenös gegeben werden) Orale Gabe nur bei wachem Patienten! - Beachte regionale Protokolle - Repetitionsdosis gemäß regionaler Protokolle • Ggf. weitere Ursachenfindung • NA-Ruf bei unklarer oder anhaltender Bewusstseinsstörung oder Therapie- resistenz (regionale Vorgaben) • Transportverweigerung n. RD-Behandlung: Beachte regionale Beachte regionales Protokoll Medikationsprotokolle • Patienten nach erfolgreicher Therapie vor Ort lassen: Regionales Protokoll - Ggf. Übergabe in ärztliche Weiterbehandlung Übergabe in (not)ärztliche Weiterversorgung Transport in Klinik © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 22
Versorgungspfad 15 Status generalisierter tonisch-klonischer Anfall (SGTKA)* * > 5 Minuten, bzw. Anfallsserie ohne vollständiges Erwachen Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter): • ZNS-Schäden, Intoxikation • Hypoxischer Krampfanfall • Hypoglykämischer Krampfanfall • Psychogener Anfall Eintreffen und standardisierte Beachte: Erstuntersuchung Anamnese, Vormedikation • NA Indikation regionale Vorgaben Beachte Warnsignale: ABCDE - Prioritäten und • Obere Atemwegsverlegung • Ggf. „oberes Atemwegsproblem“ in Basismaßnahmen der Nachschlafphase (postiktale Phase) • Ggf. fokale oder generalisierte Krämpfe Beachte: • Bei Bewusstseinsstörung: Versorgungspfad Ausschluss einer zugrundeliegenden Status Generalisierter Hypoglykämie Krampfanfall Zweitgabe nach Laientherapie: Wenn bereits Gabe durch z. B. Angehörige: Regionales Protokoll beachten! (Z. B.: Erstgabe durch RettD in ½ Dosierung!) Alternativ nach Verfügbarkeit bzw. nach regionalem Protokoll: • Lorazepam 0,05 mg/ kgKG i.v. oder • Lorazepam 2,5 mg buccal („off label“) oder • Midazolam buccal (Buccolam) bis zum 18. Lj., Lösung zur Anwendung in der Mundhöhle Antikonvulsiva Dosierung: 3 Mon. bis < 1. Lj.: 2,5 mg, 1. Lj. bis Benzodiazepine nach regionalem < 5. Lj.: 5 mg, 5. Lj. bis < 10. Lj.: 7,5 mg, 10. Lj. bis < 18. Lj.: 10 mg oder Protokoll • Diazepam Rectiole 0,3 - 0,5 mg/ kgKG; RDK: 5 mg < 15 kg (4 Monate bis etwa 3 Jahre) 10 mg, > 15 kg (ca. 3 Jahre bis ca. 6 Jahre) Midazolam i.m. (Desijekt ®) 5 mg/ml (RDE 10mg) # MAD-Einsatz = „off label“ Wiederholung Benzodiazepin: Beachte regionale Protokolle! Wenn Venenzugang vorhanden: - Midazolam-Gabe titriert 0,1 mg kgKG i.v. - Lorazepam 0,05 mg kgKG max. 0,1 mg kgKG - Andernfalls titriert die o.g. Dosis erhöhen Ggf. Antipyrese bei Fieber - Immer Wirkungseintritt abwarten Paracetamol Supp. 10 - 15 mg/ kgKG Beachte: Physikalische Maßnahmen: z. B. Wadenwickel • Ggf. weitere Ursachenfindung Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung • Ggf. NA-Rendezvous bei unklarer Bewusstseinsstörung oder Transport in Klinik persistierendem Krampfanfall - Regionale Zuweisungsstrategie Beachte regionale • Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) RDE / RDK = Richtdosis Erwachsene / Kinder Medikationsprotokolle • Ggf. Übergabe in ärztliche Weiterversorgung © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2022 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 1.11.2021 23
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