Nutzen-Risiko-Evaluation: Zunehmende Bedeutung für Therapieentscheidungen bei Patienten mit Multipler Sklerose - Krause und Pachernegg

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Nutzen-Risiko-Evaluation: Zunehmende Bedeutung für Therapieentscheidungen bei Patienten mit Multipler Sklerose - Krause und Pachernegg
Journal für

 Neurologie, Neurochirurgie
 und Psychiatrie
             www.kup.at/
 JNeurolNeurochirPsychiatr   Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Nutzen-Risiko-Evaluation:
                                                                               Homepage:
Zunehmende Bedeutung für
                                                                       www.kup.at/
Therapieentscheidungen bei                                       JNeurolNeurochirPsychiatr

Patienten mit Multipler Sklerose                                       Online-Datenbank
                                                                         mit Autoren-
Berger T
                                                                      und Stichwortsuche
Journal für Neurologie
Neurochirurgie und Psychiatrie
2010; 11 (4), 44-49

                                                                                            Indexed in
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 Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz
 P.b.b. 02Z031117M,            Verlagsor t : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A /21           Preis : EUR 10,–
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                     www.kup.at/JNeurolNeurochirPsychiatr
Nutzen-Risiko-Abwägung bei MS-Therapien

  Nutzen-Risiko-Evaluation: Zunehmende Bedeutung
    für Therapieentscheidungen bei Patienten mit
                 Multipler Sklerose
                                                                              T. Berger

 Kurzfassung: Mit der Zulassung von 3 Interfe-           zu einer erheblichen Erweiterung des Therapie-       first demyelinating event. Natalizumab suc-
 ron-β-Präparaten und Glatirameracetat hat Mit-          spektrums. Gleichzeitig wurde (vor allem im          ceeded to be the next milestone in MS therapy:
 te der 1990er-Jahre eine völlig neue Ära in der         Lichte spezifischerer Wirkmechanismen und hö-        apart from the fact that natalizumab is the first
 Therapie der (schubförmigen) Multiplen Sklero-          herer Effektivität) aber auch das Auftreten spezi-   approved therapeutic monoclonal antibody in
 se (MS) begonnen. Nach den ersten Jahren der            fischerer (und mitunter lebensbedrohlicher) Ne-      MS, it is impressingly efficient in comparison to
 Anwendung stellte sich die Erkenntnis ein, dass         benwirkungen und Risiken aufgezeigt. Die Ver-        any other disease-modifying therapy in MS.
 ein Therapiebeginn in der frühen Krankheits-            schreibung der bestmöglichen Therapie für indi-      Most recent advances in MS treatment are drugs
 phase, also zu einem Zeitpunkt, in dem die              viduelle Patienten, verbunden mit der „Qual der      with new modes of action and/or oral formula-
 inflammatorische Krankheitsaktivität deutlicher         Wahl“ des „richtigen“ Medikaments zum „richti-       tions. Among these, fingolimod and cladribine
 präsent ist, effektiver in Bezug auf die Reduktion      gen“ Zeitpunkt, erfordert eine zunehmende Aus-       have already been filed to the EMA for approval.
 der Schubfrequenz und Verzögerung der Krank-            einandersetzung und Abwägung von Nutzen und          These developments in MS therapy mirror the
 heitsprogression ist. Folglich wurden die ge-           Risiko der vorhandenen (und zukünftigen) Thera-      successful translation “from bench to bedside”,
 nannten Therapien auch zur Behandlung nach              pien bei MS. Davon handelt dieser Artikel.           have demonstrated increasing efficacy levels (and
 dem Erstschub einer MS zugelassen. Den nächs-                                                                therefore have established new benchmarks for
 ten Meilenstein zur Therapie der schubförmigen          Schlüsselwörter: Multiple Sklerose, krank-           efficacy) in respective clinical phase-III trials,
 MS setzte Natalizumab, einerseits, weil erst-           heitsmodifizierende Therapien, Nutzen-Risiko-        and have extended/will extend the spectrum of
 mals ein monoklonaler Antikörper zur MS-Be-             Abwägung                                             MS treatments enormously. However, especially
 handlung zugelassen wurde, andererseits, weil                                                                in light of new and more specific pharmacologi-
 Natalizumab praktisch doppelt so effektiv ge-           Abstract: Benefit-Risk Evaluation: Increas-          cal mechanisms as well as higher efficacy rates,
 genüber den bisherigen Therapien ist. Die aktu-         ingly Important For Treatment Decisions in           more specific (and even life-threatening) ad-
 ellste Entwicklung für die MS-Therapie sind             Patients With Multiple Sclerosis. The ap-            verse effects and risks have also been recog-
 Medikamente mit entweder völlig neuen Wirk-             proval of 3 interferon-β preparations and            nized. Prescription of the best possible therapy
 mechanismen und/oder oraler Applikation. Fin-           glatiramer acetate in the mid-1990s established      for an individual and the spoil of choice for the
 golimod und Cladribin sind jene, die bereits für        a new era in multiple sclerosis (MS) therapy.        right drug at the right timepoint increasingly re-
 eine Zulassung bei der EMA eingereicht sind.            Some years later, it was learned that treatment      quires evaluations of benefits and risks of cur-
 Die genannten Entwicklungen sprechen für eine           given earlier in the disease course, correspond-     rent (and future) MS therapies. The present re-
 erfolgreiche Translation „from bench to beside“,        ing to the most active inflammatory disease          view will focus on this issue. J Neurol
 haben in den entsprechenden Phase-III-Studien           phase, is more effective in the reduction of re-     Neurochir Psychiatr 2010; 11 (4): 44–9.
 eine zunehmende Effektivität in den frühen              lapse rates and delay of disease progression.
 Krankheitsphasen demonstriert (und als Erfolgs-         Thus, interferons and glatiramer acetate were Key words: multiple sclerosis, disease modify-
 latte etabliert) und führ(t)en im klinischen Alltag     subsequently also approved for patients with a ing therapies, benefit/risk evaluation

„ Hintergründe                                                                      immunsuppressives Medikament zur Behandlung des kli-
                                                                                    nisch isolierten Syndroms bzw. der schubförmigen MS (Inter-
Nach Jahrzehnten des therapeutischen Nihilismus haben end-                          feron-β- [IFN-β-] 1a i.m. [Avonex®], IFN-β-1a s.c. [Rebif®],
lich in den 1990er-Jahren randomisierte, doppelblinde und                           IFN-β-1b [Betaferon®] und Glatirameracetat [GLAT, Cop-
placebokontrollierte Phase-III-Therapiestudien erstmals                             axone®]) und der sekundär chronisch progredienten/
einen moderaten, aber (über die unterschiedlichen Studien                           progredient schubförmigen MS (Betaferon®, Mitoxantron
konstant) signifikanten Effekt hinsichtlich der Verminderung                        [Novantron®]) zugelassen worden. Die Anwendung von
der Schubfrequenz, der Krankheitsaktivität in der Magnet-                           Mitoxantron bzw. (des nicht in der Indikation MS zugelasse-
resonanztomographie (MRT) und teilweise der Krankheits-                             nen) Cyclophosphamid und die seit Jahren aktualisierten
progression bei Patienten mit schubförmiger Multipler Skle-                         Empfehlungen der MS-Therapie-Konsensusgruppe (zuletzt:
rose (MS) bewiesen [1–5]. Später kamen noch positive                                [12]) hat auch das Verständnis der (stufenweisen) MS-Be-
Studienergebnisse bei Patienten mit sekundär chronisch                              handlung um den Begriff der Therapieeskalation erweitert.
progredienter MS (und vermutlich mehrheitlich super-
ponierten Schüben) [6, 7] bzw. nach dem Erstschub (= kli-                           Einen weiteren Meilenstein für das MS-Therapiespektrum
nisch isoliertes Syndrom) einer MS [8–11] hinzu. Daher sind                         markiert im Juni 2006 die Zulassung des ersten monoklonalen
in den vergangenen 15 Jahren 4 immunmodulierende und ein                            Antikörpers, Natalizumab (NTZ, Tysabri®), zur Behandlung
                                                                                    von Patienten mit schubförmiger MS. Zwei große
                                                                                    randomisierte und kontrollierte Phase-III-Studien [13, 14]
Eingelangt am 18. August 2010; angenommen am 2. September 2010
                                                                                    und nachfolgend publizierte Subgruppenanalysen [15, 16]
Aus der Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck
                                                                                    haben gegenüber den bisherigen immunmodulierenden The-
Korrespondenzadresse: Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Berger, MSc, Univ.-Klinik für
Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck, A-6020 Innsbruck, Anichstraße 35;   rapien einen erheblich deutlicheren Behandlungseffekt von
E-Mail: thomas.berger@i-med.ac.at                                                   NTZ auf die Verminderung der klinischen (Schubrate,

44     J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2010; 11 (4)

         For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.
Nutzen-Risiko-Abwägung bei MS-Therapien

                                                                             im Gegensatz zu den langjährigen klinischen Erfahrungen
                                                                             bisheriger immunmodulierender Therapien (INF-β, GLAT) –
                                                                             inklusive deren sehr günstigen Langzeit-NW/Risiko-Profilen
                                                                             – jedes neue MS-Therapeutikum a priori (berechtigterweise)
                                                                             kritisch gesehen wird. Die „Skepsis“ gegenüber neuen Medi-
                                                                             kamenten begründet sich in all dem Obgenannten zur „Nut-
                                                                             zen-Risiko-Abwägung“, in neuen Wirkmechanismen und Ne-
                                                                             benwirkungen und im naturgemäß fehlenden Umgang mit
                                                                             solchen Medikamenten, vor allem in der (völlig unbekannten)
                                                                             sequenziellen (oder gar kombinierten) Anwendung. Kompli-
                                                                             zierend kommt dazu, dass nicht nur eine neue MS-Therapie in
                                                                             den nächsten Jahren zugelassen werden könnte, sondern dass
                                                                             eine Vielzahl solcher antizipiert wird: Cladribin [19],
                                                                             Fingolimod [20, 21], Teriflunomid [22], Fumarsäure [23],
                                                                             Laquinimod [24], Rituximab [25], Daclizumab [26],
Abbildung 1: Einflussgrößen und Zusammenhänge der Entscheidungsfindung für
eine Therapie. © T. Berger
                                                                             Alemtuzumab [27] etc.

                                                                             Man müsste annehmen, dass die „Nutzen-Risiko-Abwägung“
Krankheitsprogression) und neuroradiologischen (u. a.                        zu einem Medikament idealerweise in allen relevanten sach-
kontrastmittelaufnehmende MRT-Läsionen) Krankheits-                          lichen Aspekten ausschließlich evidenzbasiert und anhand
aktivität demonstriert.                                                      objektiver „Decision-analysis“-Programme erfolgt – außer
                                                                             Acht lassend, dass sowohl Patienten als auch behandelnde
Abgesehen von diesen erstmals so eindrucksvollen therapeu-                   Ärzte entsprechend ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten
tischen Effekten wurden MS-Patienten und behandelnde Ärz-                    unterschiedlichen Einflussgrößen (z. B. Vertrauen, Ängste,
te durch das mit NTZ assoziierte Risiko einer progressiven                   Risikobereitschaft, situative/kulturelle/religiöse/ökonomi-
multifokalen Leukenzephalopathie (PML) [17] plötzlich auch                   sche Kontexte) bei Entscheidungsfindungsprozessen unterlie-
erstmals mit der dezidierten „Nutzen-Risiko-Abwägung“ bei                    gen und immer unterliegen werden.
einer Therapieentscheidung konfrontiert. Obwohl eigentlich
kein Novum – die „Nutzen-Risiko-Abwägung“ steht ja                           Die „Nutzen-Risiko-Abwägung“ eines Medikaments ist da-
ohnehin am Anfang jeglicher Therapie (so musste bei-                         her letztendlich immer ein Konglomerat aus
spielsweise der Einsatz von Mitoxantron immer schon                          a) den über allem stehenden Dogmen der Heilung/Linderung/
aufgrund des Risikos einer toxischen Kardiomyopathie bzw.                       Vorbeugung und des primum non nocere
akuter Leukämien sehr sorgfältig abgewogen werden) – ge-                     b) evidenzbasierter Sachlichkeit zu Nutzen und NW/Risiken
winnt diese Anforderung an eine Therapieentscheidung zu-                     c) Berücksichtigung der Individualität von Patient und Arzt
nehmend an Bedeutung – letztlich aus einer Summe unter-                         (mit Selbstreflexion zu den Handlungsweisen aus [a] und
schiedlichster Gründe (Abb. 1).                                                 [b])

Eine „Nutzen-Risiko-Abwägung“ setzt primär das Wissen um                     „ Welche Überlegungen spielen bei
den Nutzen voraus. Das erscheint trivial, ist aber in Anbe-
tracht der Fülle zu lesender und (methodisch vergleichend) zu                  Therapieentscheidungen eine Rolle?
verstehender Publikationen, der (statistischen und nachfol-                  Die nachfolgenden Überlegungen sind bewusst exemplarisch
gend extrahierten) Präsentation der Studienergebnisse und                    und damit unvollständig, weil sie einerseits im Detail bücher-
deren klinischer Relevanz eine komplexe Anforderung an täg-                  füllend wären, andererseits weil auch viele Fakten und Zu-
lich zu treffende Therapieentscheidungen in der Praxis.                      sammenhänge noch unklar oder unbekannt sind. Die nachfol-
Ebenso verhält es sich mit den Nebenwirkungen/Risiken von                    genden Überlegungen sind daher für die „Nutzen-Risiko-Ab-
Medikamenten: Publikationen zu Therapiestudien rapportie-                    wägung“ im engeren Sinne als Denkanstöße und Diskussions-
ren die Häufigkeit von Nebenwirkungen (NW) unterschied-                      grundlagen gedacht (Abb. 1).
lich und zumeist nur in Fußnoten (z. B. Angaben zur Häufig-
keit bei ≥ 2 % oder ≥ 5% oder ≥ 10 % der Studienpatienten).                  Nutzen/Effektivität von Therapien bei
Außerdem sind möglicherweise Vergleiche von potenziell                       schubförmiger MS
therapieassoziierten Risiken bei MS-Studienpatienten gegen-                  Die randomisierten und kontrollierten Studien zu den INF-β-
über der Prävalenz derselben Risiken in der Gesamt-                          Präparaten und GLAT haben letztendlich eine vergleichbare
bevölkerung nicht zulässig, weil MS-Patienten vermutlich                     relative und absolute Effektivität („number needed to treat“
grundsätzlich ein beispielsweise niedrigeres Tumorrisiko ha-                 [NNT]) hinsichtlich der annualisierten Schubrate gegenüber
ben dürften. Schließlich führt die prinzipiell absolut notwen-               Placebo gezeigt (Tab. 1, 2). NTZ hat hingegen einen neuen
dige Transparenz im Berichtswesen von NW/Risiken in Stu-                     Maßstab zur Effektivität gesetzt. Es besteht natürlich (bei un-
dien und klinischem Alltag aber auch dazu, dass mitunter bei                 terschiedlichen Interessensgruppen) ein wogender Diskurs
fehlender Evidenz zur Kausalität zwischen berichtetem Ereig-                 über die Vergleichbarkeit dieser Studien, in erster Linie geht
nis und respektiver Therapie, siehe das Beispiel NTZ und                     es natürlich um die Vergleichbarkeit der verwendeten Medi-
Auftreten von Melanom [18], mehr Verwirrung als Er-                          kamente, aber auch um die prinzipielle Frage, ob bei Thera-
kenntnisgewinn gestiftet wird. Hinzu kommt zusätzlich, dass                  piestudien zur schubförmigen MS noch immer die (klinisch)

                                                                                                  J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2010; 11 (4)   45
Nutzen-Risiko-Abwägung bei MS-Therapien

 Tabelle 1: Relative Effektivität zugelassener immunmodu-
 lierender Therapien
                 IFN-ββ -1a   IFN-ββ -1a       β -1b
                                           IFN-β       GLAT   NTZ
                 i.m.         s.c.

 Annualisierte    –32 %        –32 %        –34 %      –29 % –68 %
 Schubrate

 GLAT: Glatirameracetat; NTZ: Natalizumab; IFN-β: Interferon-β

                                                                     Abbildung 2: Spezifische Risiken (mit zum Teil letalen Folgen) immunmodu-
                                                                     lierender/-suppressiver MS-Therapien. © T. Berger
 Tabelle 2: Absolute Effektivität (NNT) zugelassener immun-
 modulierender Therapien                                             Nebenwirkungen und Risiken von Therapien
                                                                     bei schubförmiger MS
                 IFN-ββ -1a   IFN-ββ -1a       β -1b
                                           IFN-β       GLAT   NTZ
                 i.m.         s.c.                                   Grundsätzlich sind natürlich die Therapien aufgrund ihrer un-
                                                                     terschiedlichen Wirkmechanismen zu ihren spezifischen NW
 Annualisierte       3            3           3         4      2     (und zum Teil Risiken) nicht direkt, sondern nur in der
 Schubrate
                                                                     Spezifität bzw. Summe ihrer NW vergleichbar (Abb. 2).
 NNT: „number needed to treat“; GLAT: Glatirameracetat; NTZ:
 Natalizumab; IFN-β: Interferon-β                                    Die NW zu den IFN-β-Präparaten und GLAT sind durch die
                                                                     jeweiligen Observationsstudien zur Langzeitanwendung
relevanten und somit richtigen Studienendpunkte definiert            [30–32], durch Patientenregister [33] und durch die langjähri-
sind. Diese letzte Diskussion entspringt der konstanten Beob-        gen klinischen Erfahrungen bestens dokumentiert. Im Grunde
achtung des so genannten klinisch-radiologischen Parado-             zeigen die Langzeitstudien keine Änderung des bekannten
xons, welches die Diskrepanz und geringe Korrelation zwi-            günstigen NW-Profils aus den Zulassungsstudien [1–5]. Ein
schen MRT (-Läsionstopographie/-Last/-Aktivität) und klini-          spezifisches Risiko des IFN-β stellt das Auftreten neutralisie-
scher Symptomatik beschreibt. In diesem Zusammenhang                 render Antikörper (NAB) gegen IFN-β dar, weil dieses die
zeigen klinische Studien stets deutliche Effekte im objektiven       biologische Wirksamkeit einer IFN-β-Therapie und somit den
Surrogatmarker MRT bei jedoch oft nur klinisch mäßig rele-           therapeutischen Nutzen hinsichtlich Verminderung der
vanten Ergebnissen. Dies hat sicher mit der unterschiedlich          Schubfrequenz bzw. Krankheitsprogression blockiert. NAB
zeitlichen Dynamik dieser Studienendpunkte zu tun, aber              treten in der Regel 7–12 Monate nach Therapiebeginn auf, die
auch mit der Veränderung der untersuchten Studienpopu-               Häufigkeit von permanenten hochtitrigen NAB variiert je
lationen in den vergangenen 10 Jahren. Zweifellos sind Pati-         nach IFN-β-Präparat zwischen 4 % (IFN-β-1a i.m.) und 20 %
enten, die an den zuletzt publizierten Phase-III-Studien teil-       (IFN-β-1b) [34]. Wenn Patienten persistierende (d. h. bei 2
nahmen, im Gegensatz zu früheren Studienteilnehmern jene,            zumindest 3–6 Monate voneinander getrennten Nachweisen)
die sich in einer früheren Krankheitsphase befinden, eine ge-        NAB haben, dann soll aufgrund der Ineffektivität der IFN-β-
ringere Krankheitsaktivität aufweisen und damit einen prinzi-        Therapie, verbunden mit dem Risiko weiterer Schübe bzw.
piell anderen (auch natürlichen) Krankheitsverlauf haben.            einer Krankheitsprogression, die IFN-β-Therapie beendet und
Der Vergleich von Phase-III-Studien zeigt einerseits, dass die       eine andere Therapiealternative gewählt werden [35].
annualisierten Schubraten der Verumgruppen in den früheren
Studien (bis 2001) zwischen 0,54 und 0,87 lagen, hingegen            NTZ hat im klinischen Alltag ein sehr günstiges NW-Profil.
bei den rezenten Studien (seit 2001) deutlich geringer zwi-          Die biologische Natur des monoklonalen Antikörpers kann
schen 0,09 und 0,35 [28]. Dies betraf auch jene Studien, die         allergische Reaktionen in einem geringen Prozentsatz von
dieselben Therapien zu unterschiedlichen Zeitpunkten unter-          1 % und persistierende NAB mit einer Häufigkeit von 6 % be-
suchten. Beispielsweise verringerte sich in 2 IFN-β-1b-Stu-          dingen [13, 14]. NTZ hat ein spezifisches Risiko für das Auf-
dien die annualisierte Schubrate von 0,84 [1] auf 0,35 [29],         treten einer JC-Virus-verursachten PML im Ausmaß von
bei 2 Studien mit GLAT von 0,59 [5] auf 0,34 [29]. Dement-           1 PML-Fall auf 1000 NTZ-behandelte Patienten innerhalb
sprechend verändert zeigt sich auch das Verhalten der                eines Therapiezeitraums von 18 Monaten [17]. Bislang sind
Placebogruppen, in den rezenten Studien zu Cladribin [19]            bei weltweit ca. 70.000 NTZ-behandelten Patienten (Stand
und Fingolimod [20] haben die Placebogruppen eine                    März 2010) 58 PML-Fälle (davon 12 Patienten [= 21 %] ver-
annualisierte Schubrate von 0,3–0,4, das bedeutet, dass diese        storben) aufgetreten (Stand Juli 2010) [36].
unbehandelten (bzw. mit Placebo behandelten?) Patienten
durchschnittlich nur alle 2,5–3 Jahre eine Krankheitsschub           Bei Mitoxantron, welches bei Patienten mit sekundär chronisch
erleiden. In beiden genannten Studien hatten die Patienten in        progredientem, aber auch progredient schubförmigem Verlauf
etwa eine Krankheitsdauer von 8–9 Jahren und nahezu 50 %             eingesetzt wird, ist es seit der Zulassung 2003 zu einer Revision
dieser Patienten einen EDSS von lediglich 0–2,0. In diesem           des ursprünglichen Risikoprofils gekommen: Rezente Studien
Zusammenhang ist vielleicht auch erklärbar, warum sich in            haben aufgezeigt, dass das Risiko für Kardiotoxizität und se-
diesen beiden Studien kein klinisch signifikanter Dosiseffekt        kundäre Leukämien (mit einer Mortalität von 23–33 %) in den
für Cladribin [19] und Fingolimod [20] zeigte: Mög-                  vergangenen Jahren deutlich um das 5- bzw. 8-Fache zugenom-
licherweise reflektiert dieses Phänomen bei über einen be-           men hat [37, 38]. Das Risiko einer durch Mitoxantron als
stimmten Zeitraum wenig krankheitsaktiven Patienten einen            Monotherapie induzierten akuten Leukämie betrifft derzeit
therapeutischen Plateaueffekt.                                       zumindest 1 von 123 behandelten Patienten [39].

46   J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2010; 11 (4)
Nutzen-Risiko-Abwägung bei MS-Therapien

Die potenziell neuen oralen bzw. parenteralen immun-
                                                                   Tabelle 3: Nebenwirkungen neuer bzw. potenziell neuer
modulierenden/-suppressiven Therapien konfrontieren Pati-          MS-Therapien
enten und behandelnde Ärzte mit einem „neuen“ NW-Spek-
trum: Auftreten/Reaktivierung opportunistischer, viraler/          Natalizumab  (Re-) Aktivierung latenter JC-Virusinfektion (PML)
bakterieller und latenter Infektionen, Neoplasien und so           Rituximab    (Re-) Aktivierung latenter JC-Virusinfektion (PML)
                                                                                Reaktivierung latenter Enteroviren (Enzephalitis)
genannte „Rekonstitutions-Autoimmunität“ (Tab. 3).
                                                                   Alemtuzumab „Rekonstitutions-Autoimmunität“ (ITP, Thyroiditis)
Cladribin und Fingolimod sind jene oralen Therapien, die                        Reaktivierung latenter Virusinfektionen (Masern, CMV)
sich bereits im Zulassungsprozess der EMA befinden.                             Opportunistische Infektionen (Toxoplasmose)
Cladribin bewirkt eine nach seinem immunsuppressiven                            Bakterielle (Listerien) und Pilzinfektionen
                                                                                Neoplasien?
Wirkmechanismus zu erwartende Dosis- und Behandlungs-
                                                                   Daclizumab   Reaktivierung latenter Virusinfektionen (CMV)
zyklus-abhängige Reduktion der Lymphozyten um 46–65 %                           Bakterielle und Pilzinfektionen (Hirnabszess)?
bzw. am Studienende nach 96 Wochen um noch 50 % [19].              Fingolimod   Lymphopenie
Cladribin hat somit einen über zumindest jeweils 12 Monate                      Reaktivierung latenter Virusinfektionen (VZV, HSV)
anhaltendenlymphopenischen Effekt, der offenbar durch                           Kardiologische Nebenwirkungen (Bradykardie,
                                                                                eventuell atrioventrikulärer Block)
die zweite Behandlungsphase akkumuliert bzw. eine zu-                           Makulaödem
nehmend verzögerte Regenerationsphase von Lymphozyten                           Neoplasien
bedingt. Die CLARITY-Studie [19] listet als infektiöse                          Erhöhung der Transaminasen
NW nur unter Cladribin aufgetretene 21 Herpes-zoster-              Cladribin    Lymphopenie
                                                                                Reaktivierung latenter Virusinfektionen (HSV)
Infektionen bei 20 Patienten und eine vermutlich durch                          Reaktivierung latenter Tuberkulose
Cladribin reaktivierte, letztlich letale Tuberkulose. Unter                     Neoplasien
bzw. (2–19 Monate) nach Cladribin-Behandlung wurden                Laquinimod   Reaktivierung latenter Virusinfektionen
5 benigne (Uterusleiomyom) und 5 maligne Neoplasien                Teriflunomid Teratogenität?
(Melanom, metastasierendes Pankreaskarzinom, Ovarial-              Fumarsäure   Lympho- und Leukopenie
karzinom, Zervixkarzinom in situ, Chorionkarzinom) doku-           JC-Virus: Humanes Polyomavirus 2; PML: progressive multifokale
mentiert.                                                          Leukenzephalopathie; ITP: idiopathische thrombozytopenische
                                                                   Purpura; CMV: Cytomegalie-Virus; VZV: Varizella-zoster-Virus; HSV:
                                                                   Herpes-simplex-Virus
Die FREEDOM- [20] und TRANSFORM- [21] Studien zeig-
ten nach 1 Monat eine durch Fingolimod zu erwartende Re-
duktion peripherer Lymphozyten um deutliche 73–77 %. In-
wieweit die insgesamt breite Wirkung von Fingolimod auf           Patientenperspektive des Nutzens bzw. Risikos
Immunzellen die Immunkompetenz von Patienten im Hin-              einer MS-Therapie
blick auf Infektionen mindert [40], ist derzeit noch ungeklärt.   Die ärztliche Sorge um NW/Risiken einer bestimmten Thera-
Jedenfalls ist es unter Fingolimod 1,25 mg zu 2 Todesfällen       pie und die resultierende „Nutzen-Risiko-Abwägung“ sind
bei disseminierter Varizella-zoster-Infektion und Herpes-         nicht immer kongruent der Sichtweise eines betroffenen Pati-
enzephalitis gekommen [21]. Dosisabhängig kam es bei bis zu       enten. Ausgehend von der bemerkenswerten und erfreulichen
3 % der Patienten zu einer Bradykardie innerhalb der ersten       Tatsache, dass Patienten genau wissen, dass die Verzögerung
Stunde nach Fingolimod-Einnahme, bei einigen Patienten            der Krankheitsprogression das entscheidende therapeutische
auch zu AV-Blöcken 1° und 2°. Ebenfalls dosisabhängig zeig-       Ziel darstellt [41], würden nach einer Umfrage 55 % der Pati-
ten 200 (12 %) Patienten 3-fach über dem oberen Normwert          enten für eine effektive Therapie ein selbst fatales Risiko im
erhöhte Transaminasen. Bei 1703 Fingolimod-behandelten            Ausmaß von 1:1000 akzeptieren, immerhin noch 18 % der
Patienten wurden 13 Makulaödeme und 20 Neoplasien                 Patienten ein entsprechendes Risiko von 1:100 [42]. Eine re-
(Basalzellkarzinom, Mammakarzinom, Melanom) diagnosti-            zente Publikation hat die Bereitschaft von Patienten gezeigt,
ziert. Sowohl für Cladribin als auch Fingolimod ist noch zu       selbst ein deutliches jährliches Risiko einer schwerwiegenden
klären, inwieweit kausale Zusammenhänge mit dem Auftre-           NW (inklusive PML und Tod) für einen deutlichen Therapie-
ten von Neoplasien bestehen.                                      effekt (Reduktion der Krankheitsschübe in den nächsten
                                                                  5 Jahren von 4 auf 1, Verzögerung der Krankheitsprogression
Eine wesentliche NW von Alemtuzumab [27] ist das Auftre-          um 3 Jahre) zu akzeptieren [41]. Diesbezügliche Entscheidun-
ten von Erkrankungen, die auf eine „Rekonstitutions-Auto-         gen wohlinformierter und daher auch mündiger Patienten for-
immunität“ zurückzuführen sind: Bei insgesamt 23 % der be-        dern ein höchst sorgfältiges, verantwortungsbewusstes und
handelten Patienten kam es zu einer Schilddrüsenerkrankung,       reflektierendes ärztliches Handeln in der „Nutzen-Risiko-Ab-
davon bei 9 zu einer Autoimmunthyreoiditis. Sechs Alem-           wägung“ einer Therapie, umso mehr, wenn es tatsächlich um
tuzumab-behandelte Patienten erkrankten an einer idiopathi-       eine höhere therapeutische Effektivität zulasten tatsächlich
schen thrombozytopenischen Purpura (ITP), von diesen ist          schwerwiegender NW und Risiken geht (Abb. 3).
ein Patient infolge einer intrazerebralen Blutung verstorben.
Infektionen traten unter Alemtuzumab dosisabhängig häufi-         „ Interessenkonflikt
ger gegenüber IFN-β-behandelten Patienten auf, erwähnens-
wert sind 2 Fälle von Listeriose. In den Alemtuzumab-             TB hat in den vergangenen Jahren Honorare für Vortrags- und
Behandlungsgruppen wurden 3 Neoplasien detektiert (Bur-           Beratungstätigkeiten sowie Reise- und Kongressunter-
kitt-Lymphom ohne EBV-Assoziation, Mammakarzinom,                 stützungen von Allergan, AOP Pharma, Astra, Bayer
Zervixkarzinom in situ).                                          Schering, Baxter, Biogen Idec, Biotest, CSL Behring, Ebewe,

                                                                                        J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2010; 11 (4)   47
Nutzen-Risiko-Abwägung bei MS-Therapien

                                                                                                     Goodkin DE, Granger CV, Simon JH, Alam JJ,         Panzara MA, Sandrock AW; SENTINEL Inves-
                                                                                                     Bartoszak DM, Bourdette DN, Braiman J,             tigators. Natalizumab plus interferon beta-1a
                                                                                                     Brownscheidle CM, Coats ME, Cohan SL,              for relapsing multiple sclerosis. N Engl J Med
                                                                                                     Dougherty DS, Kinkel RP, Mass MK,                  2006; 354: 911–23.
                                                                                                     Munschauer FE 3rd, Priore RL, Pullicino PM,
                                                                                                                                                        15. Havrdova E, Galetta S, Hutchinson M,
                                                                                                     Scherokman BJ, Whitham RH, et al. Intra-
                                                                                                                                                        Stefoski D, Bates D, Polman CH, O’Connor
                                                                                                     muscular interferon beta-1a for disease pro-
                                                                                                                                                        PW, Giovannoni G, Phillips JT, Lublin FD,
                                                                                                     gression in relapsing multiple sclerosis. The
                                                                                                                                                        Pace A, Kim R, Hyde R. Effect of natalizumab
                                                                                                     Multiple Sclerosis Collaborative Research
                                                                                                                                                        on clinical and radiological disease activity
                                                                                                     Group (MSCRG). Ann Neurol 1996; 39: 285–
                                                                                                                                                        in multiple sclerosis: a retrospective analysis
                                                                                                     94. Erratum in: Ann Neurol 1996; 40: 480.
                                                                                                                                                        of the Natalizumab Safety and Efficacy in
                                                                                                     4. PRISMS (Prevention of Relapses and Dis-         Relapsing-Remitting Multiple Sclerosis
                                                                                                     ability by Interferon beta-1a Subcutaneously       (AFFIRM) study. Lancet Neurol 2009; 8: 254–
                                                                                                     in Multiple Sclerosis) Study Group. Randomised     60.
                                                                                                     double-blind placebo-controlled study of in-
                                                                                                     terferon beta-1a in relapsing/remitting multi-     16. Hutchinson M, Kappos L, Calabresi PA,
                                                                                                     ple sclerosis. Lancet 1998; 352: 1498–504.         Confavreux C, Giovannoni G, Galetta SL,
                                                                                                                                                        Havrdova E, Lublin FD, Miller DH, O’Connor
                                                                                                     5. Johnson KP, Brooks BR, Cohen JA, Ford CC,
                                                                                                                                                        PW, Phillips JT, Polman CH, Radue EW,
                                                                                                     Goldstein J, Lisak RP, Myers LW, Panitch HS,
                                                                                                                                                        Rudick RA, Stuart WH, Wajgt A, Weinstock-
                                                                                                     Rose JW, Schiffer RB. Copolymer 1 reduces
                                                                                                                                                        Guttman B, Wynn DR, Lynn F, Panzara MA;
                                                                                                     relapse rate and improves disability in re-
                                                                                                                                                        AFFIRM and SENTINEL Investigators. The ef-
                                                                                                     lapsing-remitting multiple sclerosis: results
                                                                                                                                                        ficacy of natalizumab in patients with relaps-
                                                                                                     of a phase III multicenter, double-blind pla-
                                                                                                                                                        ing multiple sclerosis: subgroup analysis of
Abbildung 3: Nutzen-Risiko-Abwägung. © T. Berger                                                     cebo-controlled trial. The Copolymer 1 Multi-
                                                                                                                                                        AFFIRM and SENTINEL. J Neurol 2009; 256:
                                                                                                     ple Sclerosis Study Group. Neurology 1995;
                                                                                                                                                        405–15.
                                                                                                     45: 1268–76.
                                                                                                     6. Hartung HP, Gonsette R, König N, Kwie-          17. Clifford DB, De Luca A, Simpson DM,
KED Pharmaceuticals, Merck Serono, Novartis, Octapharma,                                             cinski H, Guseo A, Morrissey SP, Krapf H,          Arendt G, Giovannoni G, Nath A. Natalizumab-
                                                                                                                                                        associated progressive multifocal leukoence-
Sanofi Aventis und Teva erhalten. Seine Arbeitsgruppe wurde                                          Zwingers T; Mitoxantrone in Multiple Sclero-
                                                                                                                                                        phalopathy in patients with multiple sclerosis:
                                                                                                     sis Study Group (MIMS). Mitoxantrone in
von den meisten genannten Unternehmen in den vergangenen                                             progressive multiple sclerosis: a placebo-         lessons from 28 cases. Lancet Neurol 2010;
                                                                                                                                                        9: 438–46.
Jahren mit „unrestricted research grants“ unterstützt und hat                                        controlled, double-blind, randomised, multi-
                                                                                                     centre trial. Lancet 2002; 360: 2018–25.           18. Mullen JT, Vartanian TK, Atkins MB. Mela-
an klinischen Prüfungen von Bayer Schering, Biogen Idec,                                             7. Placebo-controlled multicentre randomised       noma complicating treatment with natali-
Merck Serono, Novartis, Octapharma, Sanofi Aventis und                                               trial of interferon beta-1b in treatment of        zumab for multiple sclerosis. New Engl J
                                                                                                     secondary progressive multiple sclerosis.          Med 2008; 358: 647–8.
Teva teilgenommen.                                                                                   European Study Group on interferon beta-1b         19. Giovannoni G, Comi G, Cook S, Rammohan
                                                                                                     in secondary progressive MS. Lancet 1998;          K, Rieckmann P, Soelberg Sørensen P,
                                                                                                     352: 1491–7.                                       Vermersch P, Chang P, Hamlett A, Musch B,
  „ Relevanz für die Praxis                                                                          8. Jacobs LD, Beck RW, Simon JH, Kinkel RP,        Greenberg SJ; CLARITY Study Group. A pla-
                                                                                                     Brownscheidle CM, Murray TJ, Simonian NA,          cebo-controlled trial of oral cladribine for re-
   – Innerhalb der vergangenen 15 Jahre wurden 5 immun-                                              Slasor PJ, Sandrock AW. Intramuscular inter-       lapsing multiple sclerosis. N Engl J Med
                                                                                                     feron beta-1a therapy initiated during a first     2010; 362: 416–26.
     modulierende und ein immunsuppressives Medikament                                               demyelinating event in multiple sclerosis.         20. Kappos L, Radue EW, O’Connor P, Polman
     zur Behandlung des klinisch isolierten Syndroms bzw.                                            CHAMPS Study Group. N Engl J Med 2000;             C, Hohlfeld R, Calabresi P, Selmaj K, Agoro-
                                                                                                     343: 898–904.                                      poulou C, Leyk M, Zhang-Auberson L, Burtin
     der schubförmigen MS (Interferon-β [IFN-β-] 1a i.m.                                             9. Comi G, Filippi M, Barkhof F, Durelli L,        P; FREEDOMS Study Group. A placebo-con-
     [Avonex®], IFN-β-1a s.c. [Rebif®], IFN-β-1b [Beta-                                              Edan G, Fernández O, Hartung H, Seeldrayers        trolled trial of oral fingolimod in relapsing
                                                                                                     P, Sørensen PS, Rovaris M, Martinelli V,           multiple sclerosis. New Engl J Med 2010;
     feron®], Glatirameracetat [Copaxon®], Natalizumab                                               Hommes OR; Early Treatment of Multiple             362: 387–401.
     [Tysabri®]) und der sekundär chronisch progredienten/                                           Sclerosis Study Group. Effect of early inter-
                                                                                                                                                        21. Cohen JA, Barkhof F, Comi G, Hartung HP,
                                                                                                     feron treatment on conversion to definite
     progredient schubförmigen MS (Betaferon®, Mi-                                                   multiple sclerosis: a randomised study.
                                                                                                                                                        Khatri BO, Montalban X, Pelletier J, Capra R,
                                                                                                                                                        Gallo P, Izquierdo G, Tiel-Wilck K, de Vera A,
     toxantron [Novantron®]) zugelassen.                                                             Lancet 2001; 357: 1576–82.
                                                                                                                                                        Jin J, Stites T, Wu S, Aradhye S, Kappos L;
   – Neue Medikamente sind gegenwärtig zur Zulassung bei                                             10. Kappos L, Freedman MS, Polman CH,              TRANSFORMS Study Group. Oral fingolimod
                                                                                                     Edan G, Hartung HP, Miller DH, Montalbán X,        or intramuscular interferon for relapsing mul-
     MS eingereicht (Cladribin, Fingolimod) bzw. stehen                                              Barkhof F, Radü EW, Bauer L, Dahms S,              tiple sclerosis. New Engl J Med 2010; 362:
     aufgrund ihrer (erwarteten) Phase-III-Studienergeb-                                             Lanius V, Pohl C, Sandbrink R; BENEFIT Study       402–15.
                                                                                                     Group. Effect of early versus delayed inter-
     nisse als weitere MS-krankheitsmodifizierende Thera-                                            feron beta-1b treatment on disability after a      22. O’Connor PW, Li D, Freedman MS, Bar-Or
                                                                                                     first clinical event suggestive of multiple        A, Rice GP, Confavreux C, Paty DW, Stewart
     pien ante portas (Alemtuzumab, Daclizumab, Fumar-                                                                                                  JA, Scheyer R; Teriflunomide Multiple Sclero-
                                                                                                     sclerosis: a 3-year follow-up analysis of the
     säure, Laquinimod, Rituximab, Teriflunomid, etc.).                                              BENEFIT study. Lancet 2007; 370: 389–97.           sis Trial Group; University of British Columbia
                                                                                                                                                        MS/MRI Research Group. A Phase II study of
   – Spezifische immunmodulierende bzw. -suppressive                                                 11. Comi G, Martinelli V, Rodegher M, Moiola
                                                                                                                                                        the safety and efficacy of teriflunomide in
                                                                                                     L, Bajenaru O, Carra A, Elovaara I, Fazekas F,
     Wirkmechanismen der neuen MS-Therapeutika erfor-                                                Hartung HP, Hillert J, King J, Komoly S,
                                                                                                                                                        multiple sclerosis with relapses. Neurology
                                                                                                                                                        2006; 66: 894–900.
     dern zunehmende Auseinandersetzungen mit deren the-                                             Lubetzki C, Montalban X, Myhr KM, Ravnborg
                                                                                                     M, Rieckmann P, Wynn D, Young C, Filippi M;        23. Kappos L, Gold R, Miller DH, Macmanus
     rapeutischen Effekten gegenüber deren spezifischen                                              PreCISe study group. Effect of glatiramer ac-      DG, Havrdova E, Limmroth V, Polman CH,
     Nebenwirkungen und Risiken.                                                                     etate on conversion to clinically definite mul-    Schmierer K, Yousry TA, Yang M, Eraksoy M,
                                                                                                     tiple sclerosis in patients with clinically iso-   Meluzinova E, Rektor I, Dawson KT, Sandrock
   – Bei sich erweiterndem Therapiespektrum werden Nut-                                              lated syndrome (PreCISe study): a randomised,      AW, O’Neill GN; BG-12 Phase IIb Study Inves-
     zen-Risiko-Evaluationen von krankheitsmodifizieren-                                             double-blind, placebo-controlled trial. Lancet     tigators. Efficacy and safety of oral fumarate
                                                                                                     2009; 374: 1503–11.                                in patients with relapsing-remitting multiple
     den Therapien für individuelle Therapieentschei-                                                12. Multiple Sclerosis Therapy Consensus           sclerosis: a multicentre, randomised, double-
     dungen in der täglichen klinischen Praxis zunehmend                                             Group (MSTCG). Basic and escalating im-            blind, placebo-controlled phase IIb study.
                                                                                                     munomodulatory treatments in multiple scle-        Lancet 2008; 372: 1463–72.
     bedeutsam.                                                                                      rosis: current therapeutic recommendations.        24. Comi G, Pulizzi A, Rovaris M, Abramsky O,
                                                                                                     J Neurol 2008; 255: 1449–63.                       Arbizu T, Boiko A, Gold R, Havrdova E, Komoly
                                                                                                     13. Polman CH, O’Connor PW, Havrdova E,            S, Selmaj K, Sharrack B, Filippi M; LAQ/5062
                                                                                                     Hutchinson M, Kappos L, Miller DH, Phillips        Study Group. Effect of laquinimod on MRI-
                                                                                                     JT, Lublin FD, Giovannoni G, Wajgt A, Toal M,      monitored disease activity in patients with
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                                                    Interferon beta-1b in the treatment of multi-    Investigators. A randomized, placebo-control-      multicentre, randomised, double-blind, pla-
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Interferon beta-1b is effective in relapsing-
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48       J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2010; 11 (4)
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                                                  32. Ford C, Goodman AD, Johnson K, Kachuck
phase 2, randomised, double-blind, placebo-                                                         ple sclerosis. Neurol Sci 2008; 29: 185–7.       risks versus treatment efficacy. J Neurol
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                                                                                                      Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Berger
Kappos L, Boateng F, Filippov V, Groth M,         34. Gneiss C, Tripp P, Reichartseder F, Egg R,
Knappertz V, Kraus C, Sandbrink R, Pohl C,        Ehling R, Lutterotti A, Khalil M, Kuenz B,          1991 Promotion an der Universität Wien.
Bogumil T; BEYOND Study Group, O’Connor P,        Mayringer I, Reindl M, Berger T, Deisen-            Univ.-Assistent an der Abt. für Experimentel-
Filippi M, Arnason B, Cook S, Goodin D,           hammer F. Differing immunogenic potentials          le Neuroimmunologie und Neuropathologie
Harung HP, Kappos L, Jeffery D, Comi G. 250       of interferon beta preparations in multiple
microg or 500 microg interferon beta-1b ver-                                                          und der Klinischen Abt. für Neurologische
                                                  sclerosis patients. Mult Scler 2006; 12:
sus 20 mg glatiramer acetate in relapsing-re-     731–7.
                                                                                                      Rehabilitation, Univ.-Klinik für Neurologie
mitting multiple sclerosis: a prospective,                                                            Wien. Seit 1995 an der Universitätsklinik für
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                                                  Hohlfeld R, Myhr KM, Palace J, Polman C,
                                                                                                      Neurologie Innsbruck. 1998 Facharzt für
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                                                  IFN-beta Antibodies in Multiple Sclerosis.          tion für das Fach Neurologie; 2005 Master-
                                                  Guidelines on use of anti-IFN-beta antibody         studium der Gesundheitswissenschaften.
Langdon D, Goodin DS, Wolf C, Beckmann K,
                                                  measurements in multiple sclerosis: report of
Konieczny A; Investigators of the 16-Year
                                                  an EFNS Task Force on IFN-beta antibodies in
                                                                                                      Leiter der „AG Neuroimmunologie und Multiple Sklerose“ an der Univ.-
Long-Term Follow-Up Study. Long-term fol-                                                             Klinik für Neurologie Innsbruck.
                                                  multiple sclerosis. Eur J Neurol 2005; 12:
low-up of the original interferon-β1b trial in
                                                  817–27.                                             Klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt: Neuroimmunologische
multiple sclerosis: design and lessons from a
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                                                                                                                                    J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2010; 11 (4)                   49
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