Occasional Paper Februar 2013 - Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifi schen Raum: BICC Bonn
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Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch- pazifischen Raum: Australien, Japan, Süd- korea und Vietnam im Fokus Occasional Paper Februar 2013
Occasional Paper VIII Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch- pazifischen Raum Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus Jan Grebe (BICC) Christoph Schwarz (RWTH Aachen) Februar 2013 The responsibility for contents and views expressed in this Occasional Paper lies entirely with the authors INTERNATIONALES KONVERSIONSZENTRUM BONN - Pfarrer-Byns-Straße 1 BONN INTERNATIONAL CENTER FOR CONVERSION (BICC) GMBH D - 53121 Bonn Tel.: 0228-911 96-0 Geschäftsführer: Michael Dedek Fax: 0228-911 96-22 Aufsichtsratsvorsitzender: Staatssekretär Helmut Dockter E-Mail: bicc@bicc.de Handelsregister: Bonn HRB 6717 Internet: http://www.bicc.de
Inhalt Zusammenfassung 2 Summary 3 Einleitung 4 1. Die maritime Aufrüstung in Südostasien und dem Pazifik 7 2. Chinas Aufrüstungskurs – Schwerpunkt Marine? 9 3. Regionale Anrainer im Fokus 12 3.1 Japan: Rüstungsbeschaffung 12 3.2 Japan: Strategische Analyse 13 3.3 Australien: Rüstungsbeschaffung 16 3.4 Australien: Strategische Analyse 18 3.5 Vietnam: Rüstungsbeschaffung 20 3.6 Vietnam: Strategische Analyse 21 3.7 Südkorea: Rüstungsbeschaffung 23 3.8 Südkorea: Strategische Analyse 25 Schlussfolgerung 28 Bibliographie 32
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus Zusammenfassung interessiert, wenn es sich als verantwortlicher und vertrauenswürdiger stakeholder der D er (Wieder-)Aufstieg Chinas gehört seit den internationalen Politik erweist. 1990er Jahren zu den zentralen Themen Trotzdem besteht angesichts zahlreicher der internationalen Politik. Diese Entwicklung ungelöster Territorialkonflikte, einer zunehmend bringt weit reichende regionale und globale selbstbewussten chinesischen Außen- und Folgen mit sich. Hierzu zählt nicht zuletzt eine Sicherheitspolitik sowie der wachsenden umfassende maritime Aufrüstung – nicht nur militärischen Fähigkeiten aller beteiligten durch China selbst, sondern auch durch Staaten generell das Risiko bewaffneter seine unmittelbaren Nachbarn und weitere Zwischenfälle bis hin zu Konflikten. Eine Reihe Staaten im asiatisch-pazifischen Raum. Da von Maßnahmen erscheint hier sinnvoll und sich ein Großteil der wissenschaftlichen notwendig, um die Eskalationsgefahr auf ein Beiträge nahezu ausschließlich auf China Minimum zu reduzieren und den Weg für konzentriert, will der vorliegende Aufsatz die vertrauensvolle, kooperative Beziehungen sicherheitspolitischen und strategischen zwischen den beteiligten Akteuren frei zu Konzepte Japans, Australiens, Vietnams und machen. Regionale Abrüstung könnte in Südkoreas analysieren und die damit langfristiger Perspektive die erfolgver- zusammenhängenden Beschaffungsprojekte sprechendste Handlungsalternative zur betrachten. Hiermit soll der Blick für die derzeitig dominierenden Aufrüstung regionale Dynamik maritimer Aufrüstung darstellen. Schritte hierzu wären ein gemein- geschärft werden. In allen hier betrachteten sames Vorgehen aller Akteure gegen Fallbeispielen ist der chinesische Aufstieg und Herausforderungen wie zum Beispiel die die ihn begleitende Modernisierung und Piraterie, eine Revitalisierung und gegebe- Aufrüstung der Seestreitkräfte Pekings ein nenfalls Anpassung der regionalen wichtiges Motiv für die jeweiligen eigenen Sicherheitsarchitektur sowie die Etablierung Beschaffungsprojekte. eines funktionsfähigen Rüstungskontroll- Auch wenn Australien und Japan der regimes, das langfristig in eine Abrüstungs- chinesischen Aufrüstung ob deren möglichen initiative überführt werden könnte. Insgesamt geostrategischen Konsequenzen deutlich ist die von allen Beteiligten aktiv betriebene ablehnend gegenüberstehen, begleiten Herstellung kooperativer, transparenter und diese Länder ihre eigene Rüstungspolitik nicht vertrauensvoller Beziehungen aussichtsreicher mit einer entsprechend robusten oder gar als jede Art von Wettrüsten, birgt sie doch drohenden Rhetorik, die eine unmittelbare geringere Risiken als das blinde Vertrauen auf bewaffnete Eskalation der zahlreichen die quasi natürliche Herausbildung eines Territorialkonflikte befürchten ließe. Vielmehr Gleichgewichts, das auf beträchtlichen vermittelt die Zusammenschau von militärischen Fähigkeiten aller Seiten beruht. Beschaffungs- und Modernisierungsprojekten sowie Strategiepapieren den Eindruck, dass die betrachteten Staaten eher für den (nicht auszuschließenden) Eventualfall einer bewaff- neten Konfrontation mit China gerüstet sein wollen. Primär sind diese Staaten jedoch ebenso an einer friedlichen und kooperativen Lösung bestehender Konflikte wie am friedlichen Aufstieg Chinas 2
Jan Grebe Christoph Schwarz Summary Still, in view of the numerous unresolved territorial conflicts, an increasingly self- T he (renewed) rise of China has been one confident Chinese foreign and security policy of the central topics in international combined with growing military capabilities politics since the 1990s. This development of all states concerned, there is the general brings along a number of far-reaching risk of armed incidents or even conflicts. A regional and global consequences. A number of measures seem to be in order and comprehensive maritime rearmament—not necessary to reduce the danger of only by China itself but also its immediate escalation to a minimum and to free the way neighbors and other states in the Asia–Pacific for a relationship of trust and cooperation region—is not least one of these amongst the actors involved. In the long- consequences. As most research reports term, regional disarmament could be the focus on China, this Occasional Paper goes most rewarding alternative to the currently beyond that and analyzes the security dominating arms race. Joint action of all policies and strategic concepts of Japan, actors against challenges such as pirates, a Australia, Vietnam and South Korea and view revitalization and, if necessary, adjustment of their arms procurement in this context. With the regional security architecture as well as this, it is intended to sharpen the perception the establishment of a functioning arms of regional dynamics for the naval build-up. control regime—which in the long term could The Chinese rise and the accompanying be translated into a disarmament initiative— modernization and rearmament of Peking’s would lead into the right direction. All in all, naval forces are important motives for the to actively enter into relationships of arms procurements of the respective cooperation, transparency and trust offers countries. more promise of success than any kind of arms race as the risks are lower than to Even though Australia and Japan are strongly blindly trust in the ‘natural’ establishment of opposed to Chinese rearmament due to the an equilibrium based on quite large military possible geostrategic consequences, they do abilities on all sides. not accompany their own armaments policies with robust or even threatening rhetoric which could lead to fears of an immediate armed escalation of the numerous territorial conflicts. The combination of procurement and modernization projects as well as strategy papers rather give the impression that the states in question would simply like to be prepared for any, not so unlikely, eventuality of an armed confrontation with China. Primarily, these states, however, are just as interested in a peaceful and cooperative solution of existing conflicts as they are in a peaceful rise of China should it prove to be a responsible and trustworthy stakeholder of international politics. 3
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus Wie bei der deutschen Reichseinigung auch zukünftig innerhalb der bestehenden im 19. Jahrhundert werden auch durch Ordnungsstrukturen des internationalen Systems Chinas Wiederaufstieg als starker, zu agieren, dem es seinen Aufstieg in nicht einiger Staat die Kalkulationen des Kräfteverhältnisses aller umliegenden unerheblichem Maße verdanke (Ikenberry, Staaten unweigerlich beeinflusst. 2008; Glaser, 2011). Historisch gesehen entwickelt ein solches Staatensystem ein Verschiedene Entwicklungen geben Anlass zur Kräftegleichgewicht, das auf dem Sorge, dass das Risiko eines Krieges zwischen Austarieren von Drohpotenzialen China und seinen unmittelbaren Nachbarn beruht.“ ebenso wie das einer bewaffneten Henry Kissinger (2011: 527) Konfrontation mit den USA nicht so gering ist, Einleitung wie verschiedentlich behauptet wird. Die aktuellen Vorkommnisse in Hinblick auf die D er (Wieder-)Aufstieg Chinas gehört seit Senkaku/ Diaoyu-Inseln verdeutlichen dieses den 1990er Jahren zu den wichtigsten Problem: China, Japan und Taiwan erheben Themen der internationalen Politik. Während Anspruch auf diese Inselgruppe. Besonders grundsätzliche Übereinstimmung dahingehend China und Japan untermauern diesen besteht, dass China bereits heute zu den Anspruch derzeit mit der Entsendung von zentralen Akteuren des internationalen Schiffen der zivilen maritimen Sicherheits- Systems gehört, deren Bedeutung in den behörden, die jedoch teilweise leicht kommenden Jahrzehnten tendenziell weiter bewaffnet sind, in die Gewässer um die Insel. In zunehmen wird, sind Beobachter uneins über der Vergangenheit war es diesen Staaten nicht die globalen und regionalen Implikationen an einer Eskalation gelegen. Ob dies auch dieses Prozesses. weiterhin Gültigkeit besitzt, ist gegenwärtig offen. Die angespannte Lage verdeutlicht Insbesondere die Frage, ob Chinas Aufstieg jedoch die Fragilität der Beziehungen, wenn es auch künftig anhalten wird, findet ein geteiltes um Macht- und Territorialfragen geht Echo. So prophezeien (neo-)realistische (Süddeutsche Zeitung, 2012). Im Frühjahr 2012 Autoren für den Fall eines weiter kam es bereits am Scarborough-Riff/ ungebrochenen Wachstumskurses Chinas Huangyan-Inseln zu einer maritimen eine starke sicherheitspolitische Konkurrenz Konfrontation zwischen China und den samt der Gefahr eines Krieges mit den USA Philippinen. Beide Länder beanspruchen (Mearsheimer, 2006: 160). Andere Kommenta- ebenso wie Indonesien Teile der Inseln. Die toren sehen zwar im Aufstieg des Reichs der Mitte Konfrontation im April 2012 entzündete sich „perhaps the most significant challenge to an der Festsetzung der Mannschaften von regional security and stability“ (Bitzinger & acht chinesischen Fischerbooten durch die Desker 2008: 106). Gleichzeitig gehen sie aber philippinische Marine. davon aus, dass die asiatisch-pazifische Region ungeachtet der aktuellen Heraus- Im Zuge der sich zuspitzenden Krise entsandte forderungen sowie dem nach wie vor die chinesische Regierung zwei Schiffe der bestehenden Sicherheitsdilemma zwischen ‚China Marine Surveillance’ Behörde in die Anrainerstaaten und externen Akteuren wie Region (International Business Times, 2012). den USA eine Zone strategischer Stabilität sei Auch wenn beide Staaten die diplomatische (Bitzinger & Desker, 2008: 105). Diese Stabilität und friedliche Lösung des Konflikts wird vielfach als Produkt der wachsenden anstrebten, verdeutlicht dieser Zwischenfall Interdependenz zwischen den Akteuren sowie ebenso wie die jüngsten Zusammenstöße bei dem unterstellten Interesse Chinas gesehen, den Senkaku/ Diaoyu-Inseln die offensichtlich 4
Jan Grebe Christoph Schwarz aggressivere Gangart der chinesischen Anschein eines kosmetischen Anstriches der Regierung. Darauf deuten auch hitzige eigenen Außen- und Sicherheitspolitik und Reaktionen aus Teilen der chinesischen dürfte die Erfolge der „Guten-Nachbarschafts- Medien sowie in entsprechenden Diskussions- Politik“ von vor 2008 zunichte gemacht haben. foren im Internet hin. Drittens sind aktuell unverkennbare Zeichen einer neuen regionalen Rüstungsdynamik Neben diesen aktuellen Konflikten bedürfen erkennbar, die gerade vor dem Hintergrund drei weitere Entwicklungen größerer Auf- des in Europa und sogar den USA merksamkeit: Erstens gibt es in Asien neben angebrochenen „age of austerity“ bemerkens- den oben genannten Auseinandersetzungen wert sind. Auch wenn diese wachsenden nach wie vor eine Vielzahl weiterer ungelöster Potenziale nicht an konkrete Kriegspläne Territorialkonflikte – und dies nicht nur zwischen gekoppelt sind – das Risiko einer weiter Peking und seinen unmittelbaren Nachbarn. zunehmenden Zahl bewaffneter Zwischenfälle Auch zwischen den anderen Akteuren im samt der möglichen Konsequenz eines Südchinesischen Meer ebenso wie in Ostasien „accidental war“ ist unverkennbar. Maritime bestehen zahlreiche ungelöste Konflikte fort.1 Zwischenfälle haben in den vergangenen Zweitens hat sich China zwischenzeitlich – Jahren deutlich an Zahl zugenommen, auch zumindest in der Wahrnehmung seiner als Folge des zunehmenden Potenzials der Nachbarn und auch der USA – deutlich vom chinesischen Marine und der maritimen Paradigma des „friedlichen Aufstiegs“ Sicherheitsbehörden sowie des politischen verabschiedet und zwischen 2008 und 2010 Willens, diese Faktoren auch zu demonstrieren eine nachdrücklichere, ja aggressivere (Le Mière, 2011). Gangart in der Außen- und Sicherheitspolitik an den Tag gelegt. Die anschließend von Während unstrittig sein dürfte, dass die durch Peking 2010 in Gang gesetzte Peking gezielt betriebene Aufrüstung der „Charmeoffensive“ dürfte wenig dazu Volksbefreiungsarmee, der chinesischen beigetragen haben die Zweifler in Tokio, Seoul Marine und Luftwaffe gepaart mit der oder Washington zu überzeugen, dass ein zunehmend selbstbewussten Politik der erstarkendes China auch zukünftig ein chinesischen Führung der wesentliche verantwortungsvoller stakeholder der inter- Antrieb der aktuellen Rüstungsspirale ist, so nationalen Gemeinschaft sein wird, der den wäre es irreführend und verkürzend, die Interessen Dritter Rechnung trägt und im Beschaffungsprojekte der übrigen Staaten Konfliktfall an friedlicher Streitbeilegung im der Region allein durch diese Entwicklung Konsens der beteiligten Parteien interessiert ist. erklären zu wollen. Wie der Blick in die Vielmehr hatte Chinas „Charmeoffensive“ den nationalen Strategiepapiere asiatisch- pazifischer Staaten zeigt, liegt der Aufrüstung zu Lande, zur See und in der Luft ein breites 1 Genannt seien hier beispielhaft die Konflikte um die Paracel Inseln (China, Taiwan, Spektrum an Motiven zu Grunde. Vietnam) und Spratly Inseln (China, Taiwan, Der vorliegende Artikel zielt darauf ab die Vietnam, Malaysia, den Philippinen, Brunei), Macclesfield-Bank und Scarborough-Riff Frage zu beantworten, auf welchen Motive (China, Phillipinen, Taiwan), Senkaku- die umfangreichen maritimen Rüstungs- /Diaoyou(tai)-Inseln (China, Japan, Taiwan) anstrengungen basieren. Darüber hinaus sowie Socotra-Fels (China, Südkorea, werden die regionalen sicherheitspolitischen Nordkorea). Siehe auch Bräuner 2011, S. 219. Auch die Philippinen sind in eine Reihe von Implikationen eines möglichen Rüstungs- Territorialkonflikten in der Region verwickelt; wettlaufs skizziert. Schließlich diskutiert er, ob aufgrund ihrer vergleichsweise geringen trotz oder gerade als Folge wechselseitiger maritimen Fähigkeiten werden sie in der Rüstungsanstrengungen eine nachhaltige vorliegenden Analyse jedoch nicht näher betrachtet. Stabilität erreicht werden kann. 5
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus Zur Beantwortung der Fragen wird zunächst Danksagung anhand maritimer Rüstungsbeschaffungen und Modernisierungspläne der Seestreitkräfte Ein besonderer Dank gilt den kritischen ausgewählter Staaten die regionale Rüstungs- Kommentaren der Kollegen am BICC sowie dynamik nachgezeichnet und veranschaulicht. am Institut für Politische Wissenschaft der Neben einer kurzen Darstellung des RWTH-Aachen. Aufrichtiger Dank gebührt chinesischen Modernisierung- und Aufrüstungs- ebenso den drei anonymen Gutachtern für kurses werden im Folgenden Japan, ihre konstruktiven Anregungen. Zu Dank sind Australien, Vietnam und Südkorea näher wir ebenso Susanne Heinke für das Lektorat betrachtet. Alle Länder spielen eine sowie Andra Schmidt und Heike Webb für das strategisch wichtige Rolle in der gesamten Layout verpflichtet. Region, pflegen jedoch unterschiedliche Beziehungen zu China und verfolgen teilweise unterschiedliche Strategien. In der Tat wäre es gerechtfertigt, eine Reihe weiterer Länder, wie etwa die Philippinen, Indonesien oder Singapur mit in die Analyse einzubeziehen, da sie teilweise ebenfalls in Territorialkonflikte involviert sind. Die Analyse beschränkt sich zunächst jedoch auf auf die Staaten mit den größten maritimen Kapazitäten. Aufbauend auf der empirischen Basis folgt eine Sichtung und Analyse der sicherheits- politischen Primärdokumente der einzelnen Staaten, um die Motive und Gründe der maritimen Aufrüstung zu identifizieren sowie die Bedrohungswahrnehmungen, die diesen Entwicklungen zu Grunde liegen, zu veranschaulichen. Abschließend können die Entwicklungen eingeordnet werden. 6
Jan Grebe Christoph Schwarz 1. Die maritime Aufrüstung und 2011 um 214 Prozent auf 129 Milliarden US-Dollar geradezu explodiert.3 Insgesamt ist in Südostasien und dem in den vergangenen fünf Jahren ein Pazifik deutlicher Anstieg der Militärausgaben in den meisten Ländern zu beobachten (siehe Insgesamt sind starke Aufrüstungstendenzen Tabelle 1). im asiatischen Raum zu beobachten. Von Zahlreiche Rüstungsgeschäfte der jüngsten Außen betrachtet steht insbesondere China Vergangenheit und eine neue sicherheits- mit der Erweiterung seiner Marine im Fokus. politische Linie verdeutlichen, dass der Marine Unbestreitbar ist, dass China den Aufbau in der strategischen Ausrichtung vieler Staaten einer hochseetauglichen Flotte seit Jahren der Region eine wachsende Bedeutung deutlich forciert – der Aufbau einer Blue zukommt. Längst ist nicht mehr nur der Water Navy soll bis 2020 abgeschlossen sein. unmittelbare Küstenschutz durch eine Brown Aber auch Australien, Japan, Südkorea und Water Navy das Ziel, sondern insbesondere Vietnam rüsten ihre Seestreitkräfte signifikant der Auf- und Ausbau einer Blue Water Navy auf und modernisieren sie. steht im Fokus, um den Zugriff auf die Tabelle 1: Militärausgaben ausgewählter asiatischer Staaten zwischen 2007 und 2011 Jahr 2007 2008 2009 20010 2011 %-Veränderung Australien 20591 21341 22938 23221 22955 +11 China 87730 96663 116666 121064 129272 +48 Indien 34374 38987 45903 46086 44282 +29 Japan 53885 53159 54339 54641 54529 +1,3 Südkorea 24689 26297 27708 27572 28280 +14 Singapur 7935 7998 8264 8323 8302 +5 Taiwan 8380 8932 9500 9067 8888 +6 Thailand 3908 4600 5485 4846 5114 +30 Vietnam 2215 2182 2397 2672 2487 +9 Quelle: SIPRI Military Expenditure Database, Angaben in Mio. konstanten (2010) US-Dollar, online: http://www.sipri.org/databases/milex Zwischen 1990 und 2000 wuchsen die Militär- Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) zu ausgaben in Ost- und Südostasien um 28 sichern und in möglichen Territorialkonflikten Prozent, von 128 auf 164 Milliarden US-Dollar.2 auch fernab der eigenen Gewässer operieren Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zu können. Jenseits des Versuchs der Staaten, stiegen die Militärausgaben in der Region um ihre maritime Sicherheit auch abseits der beinahe weitere 73 Prozent, von 175 auf 303 Küstengewässer zu gewährleisten, gibt es Milliarden US-Dollar. Allein China und Japan vereinzelt Bestrebungen, die Macht- waren im Jahr 2011 für etwa 60 Prozent der projektionsfähigkeiten auszubauen und sich regionalen Militärausgaben verantwortlich. Pekings Militärausgaben sind zwischen 2001 3 Grundlage für die Angaben zu den chine- sischen Militärausgaben sind die Daten des Stockholm International Peace Research 2 Angaben zu Militärausgaben basieren auf Institute (SIPRI) (vgl. FN 2). Insgesamt sind keine Zahlen des Stockholm International Peace gesicherten Ausgaben über die chinesischen Research Institute (SIPRI) und werden in der Militärausgaben möglich, da die Regierung in Regel in konstanten US-Dollar zu 2010 Peking keine umfassenden Zahlen dargestellt; veröffentlicht und so die tatsächlichen http://www.sipri.org/databases/milex. Ausgaben teilweise geschätzt werden. 7
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus gegen etwaige anti-access oder area-denial Südkorea, die dem Militär besonders viele Strategien zu wappnen. Auch wenn der Mittel zur Verfügung stellen. China und Japan Ausbau der globalen Machtprojektions- hingegen weisen nur durchschnittliche fähigkeiten allenfalls ein sekundäres Ziel ist, Militarisierungsgrade auf (siehe Tabelle 2). kann man doch davon ausgehen, dass Nichtsdestotrotz stellen China und Japan in China bestrebt ist, diese Fähigkeiten langfristig absoluten Zahlen dem Verteidigungssektor auszubauen. Umfangreiche Beschaffungs- enorme Summen zur Verfügung. Diese projekte von Nachbarstaaten, die vergleichsweise hohe Konzentration militä- wachsenden Fähigkeiten zur Machtprojektion rischer Ressourcen in der Region birgt in internationalen Gewässern und die insgesamt ein erhebliches Konfliktpotenzial. Verschärfung ungelöster Territorialfragen veranlassen viele Länder in der Region dazu, ihre maritimen Kapazitäten auszubauen. Die Tabelle 2: Militarisierungsgrad ausgewählter asiatischer Staaten zwischen 2007 und 2011 Jahr Wert und Rang 2007 2008 2009 2010 2011 Australien Wert 455 459 467 443 443 Rang 80 76 71 75 75 China Wert 456 434 428 406 415 Rang 79 82 83 87 82 Indien Wert 454 458 470 452 454 Rang 81 77 69 72 71 Japan Wert 346 336 335 336 340 Rang 115 115 117 112 112 Südkorea Wert 611 626 635 616 620 Rang 26 19 18 22 18 Singapur Wert 845 837 831 807 807 Rang 2 2 2 2 2 Thailand Wert 539 545 559 536 538 Rang 48 43 41 43 46 Vietnam Wert 632 612 617 622 614 Rang 21 22 22 19 22 Quelle: BICC Global Militarization Index (GMI), online: http://www.bicc.de/our-work/gmi.html unterschiedliche Verteilung der militärischen und gesellschaftlichen Ressourcen innerhalb dieser Staaten spiegelt sich in ihrem Militarisierungsgrad wider.4 Im Verhältnis zur Gesamtgesellschaft sind es Singapur und 4 Der Globale Militarisierungsindex (GMI) bildet das relative Gewicht und die Bedeutung des Militärapparats eines Staates im Verhältnis zur Gesellschaft als Ganzes ab. Siehe dazu auch: Grebe, Jan. 2011. Der Globale Mili- tarisierungsindex (GMI) – Der Nutzen des GMI zur Bewertung der Entwicklungsorientierung von Staaten und regionale Militarisierung. Occasional Paper VII, BICC: Bonn, 2011. 8
Jan Grebe Christoph Schwarz 2. Chinas Aufrüstungskurs – mit dem Regierungswechsel in Taiwan 2008 die Konflikte im Süd- und Ostchinesischen Schwerpunkt Marine? Meer verstärkt in den Fokus der chinesischen Sicherheitspolitik gerückt. A uch wenn die Volksrepublik nicht im Zentrum der vorliegenden Analyse steht, so kann sie keinesfalls außer Acht gelassen Dies kommt nicht von ungefähr, wickelt China doch inzwischen 95 Prozent seiner Im- und werden. Denn für die im Folgenden Exporte über den Seeweg ab (Li, 2009: 161). ausführlich betrachteten unmittelbaren Peking kann seinen ökonomischen Wachstums- Nachbarstaaten und regionalen Anrainer kurs nur dann erfolgreich fortsetzen, wenn eine bildet der Aufstieg Chinas und seine sichere Passage der vor allem für die begleitende maritime Aufrüstung einen wirtschaftliche Produktion zentralen Rohstoffe zentralen Faktor in den jeweiligen strate- und Energie gewährleistet ist. Die gischen Überlegungen. Daher muss zwangs- Verwundbarkeit dieser Transportrouten bietet läufig der gegenwärtige Aufrüstungsprozess umgekehrt auch potenziellen Gegnern wie des chinesischen Militärs und hier besonders den USA die Möglichkeit, den chinesischen der Marine schlaglichtartig erläutert werden. Es Außenhandel nachhaltig zu beeinträchtigen, geht hierbei nicht um eine erschöpfende wenn nicht gar vollständig zum Erliegen zu Darstellung geplanter und bereits laufender bringen. Gemäß der hier beschriebenen Beschaffungsvorhaben und des entsprechenden Logik müssen die Fähigkeiten der Marine in strategischen Kalküls, sondern lediglich darum, Richtung einer regionalen Blue Water Navy den Kontext für die anschließende ausführliche ausgebaut werden. Dazu hat China zwischen Beschreibung und Analyse der sicherheits- 2000 und 2009 die Ausgaben für Beschaffung politischen Konzepte und Rüstungsinitiativen sowie Forschung und Entwicklung von 7,3 Australiens, Japans, Südkoreas und schließlich Milliarden US-Dollar auf 25,8 Milliarden US- Vietnams zu schaffen. Dollar gesteigert. Dennoch ist der Anteil an den gesamten Militärausgaben mit etwa 30 Der seit der Jahrtausendwende zu Prozent über die letzten Jahre konstant beobachtende signifikante Anstieg des geblieben (CSIS, 2012: 9f). Verteidigungsbudgets Chinas wäre ohne das dynamische wirtschaftliche Wachstum der Gegenwärtig verfügt Chinas Marine über eine Volksrepublik undenkbar. Diese eindrucksvolle Vielzahl unterschiedlicher Typen von ökonomische Entwicklung hat die Aufrüstung Kriegsschiffen und hat in den vergangenen zur See jedoch nicht nur möglich, sondern aus Jahren eine umfassende Modernisierung der chinesischer Sicht auch notwendig gemacht. Seestreitkräfte vollzogen. Während vormals Zu den maritimen Kerninteressen chinesischer hauptsächlich Schiffe aus sowjetischer Sicherheitspolitik gehört die Verteidigung der Produktion im Dienste der chinesischen Marine territorialen Integrität. Auf welches Territorium standen, wurden seit den 1970er Jahren sich die chinesische Politik hier bezieht ist Schiffe aus eigener Herstellung in die unklar, da Gebietsansprüche etwa im Streitkräfte integriert. Die seit Beginn der südchinesischen Meer nie genau definiert 1990er Jahre betriebene Modernisierung worden sind (Bräuner, 2011: 219). Vor mehr als verfolgt das Ziel, technologisch veraltete einem Jahrzehnt waren der treibende Faktor Schiffe außer Dienst zu stellen und sukzessive für die Modernisierung der chinesischen moderne in die Streitkräfte zu integrieren Marine noch die Unabhängigkeitsbestre- (O’Rourke, 2011:141). Damit soll die Marine in bungen der taiwanesischen Regierung unter die Lage versetzt werden, auch Operationen der Führung der Demokratischen jenseits der eigenen Hoheitsgewässer über Fortschrittspartei. Auch wenn China unbeirrt einen längeren Zeitraum durchführen zu Anspruch auf Taiwan erhebt, sind spätestens können. Zusätzlich wurden umfangreiche Luft- 9
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus und Raketenabwehrkapazitäten aufgebaut. China Marine Surveillance wiederum verfügt Mit ihrer Vielzahl an U-Booten ist die über umfangreiche Handlungsautonomie zur chinesische Marine in der Lage, die eigenen Durchsetzung der chinesischen Souveränitäts- Küstengewässer zu schützen, Operationen in ansprüche auf hoher See. Derzeit beschäftigt weit entlegenen Gebieten durchzuführen die chinesische Marine 215.000 Soldaten. Die Regierung kann ebenfalls auf das 260.000 Tabelle 3: Chinas maritime Kapazitäten Mann starke Grenzverteidigungskorps Waffenkategorien Anzahl zurückgreifen. U-Boote 71 China ist bestrebt, durch Ausbau und Flugzeugträger Modernisierung der Marine auch vermehrt Patrouillenboote 211 Operationen fernab der eigenen Hoheits- Zerstörer 13 gewässer zum Schutz des internationalen Minenboote 73 Seehandels und zur Machtprojektion Fregatten 65 durchzuführen (Dördrechter et al., 2009: 2). Amphibienfahrzeuge 239 Im Zentrum steht der Ausbau der U-Boot- Logistik und Unterstützung (Schiffe) 205 Flotte, die zudem die nukleare Zweitschlag- fähigkeit Chinas sichern soll. Zwischen 1995 Quelle: IISS, 2012. sowie eine ernstzunehmende nukleare und 2007 hat China 38 neue U-Boote in Abschreckung aufzubauen (Li, 2011: 121f). Betrieb genommen (O’Rourke, 2008: 12). Umfangreiche Investitionen im Bereich Neben den acht nicht nuklearen U-Booten Forschung und Entwicklung (F&E) haben der russischen Kilo-Klasse, die seit 2006 in Navigation- und Kommunikationstechnologie Betrieb sind, ist das chinesische Militär sowie Luftraumüberwachungskapazitäten bestrebt, vier weitere U-Boot-Klassen zu erfolgreich vorangebracht. Letztere unterstützen bauen, darunter auch nuklearbetriebene beispielsweise die Zielerfassung der Einheiten. Die U-Boote der Jin-Klasse (SSBN 5), chinesischen Marine (ibid.: 128). die jeweils bis zu zwölf ballistische Raketen tragen können, würden die strategischen Neben der Marine hat China noch eine Viel- Handlungsoptionen Chinas deutlich erweitern. zahl weiterer Behörden, die Zuständigkeiten U-Boote dieses Typs, von denen bis zu fünf im maritimen Bereich besitzen und für die Stück gebaut werden sollen, würden Chinas Durchsetzung seiner Interessen im Süd- seegestützte nukleare Abschreckung deutlich chinesischen Meer von besonderer Be- verbessern (Eaglen/Rodeback, 2010: 9). deutung sind. Unter diesen Institutionen, die häufig als „nine dragons stirring up the sea“ Darüber hinaus zielt das Modernisierungs- bezeichnet (ICG, 2012) werden, befinden programm auf den Ausbau konventionell sich etwa das Bureau of Fisheries angetriebener U-Boote aus heimischer Administration, die China Marine Produktion ab (O’Rourke, 2008: 9-18). Surveillance, die lokalen Regierungen und Neben U-Booten nimmt der Bau von die chinesische Küstenwache (ibid.: 8ff). Die Flugzeugträgern eine zentrale Stellung in der Fischereibehörde dient dem Schutz der strategischen Ausrichtung Pekings ein. Dieser nationalen Fischereigründe und hat wurde bereits in den 1990er Jahren forciert umfangreiche Vollzugs- und Strafverfolgungs- (Wiegand, 2006: 45). Aktuelle Planungen kompetenzen, die sie mit einer Reihe eigener sehen vor, bis 2020 mehrere (wahrscheinlich Patrouillenboote neueren Typs sowie durch ältere Boote, die die Marine ausgemustert und überstellt hat, durchzusetzen sucht. Die 5 SSBN – Ship Submersible Ballistic Nuclear (U- Boot mit ballistischen Raketen) 10
Jan Grebe Christoph Schwarz drei) Flugzeugträger zu bauen, um sie als eingesetzt werden (O’Rourke, 2008: 26f). Kern eigenständiger Trägerverbände Durch amphibische Kampfschiffe ist es einzusetzen. Aus chinesischer Sicht ist die möglich, Marineinfanteristen in weit entlegene Anschaffung von drei Flugzeugträgern Operationsgebiete anzulanden sowie durch notwendig, um angesichts der indischen und Hubschrauber Luftunterstützung sicherzustellen. japanischen Beschaffungspläne von jeweils China ist dadurch in zunehmendem Maße in drei Flugzeugträgern bis 2014 die eigenen der Lage, immer weiter jenseits seiner Küste Interessen auch weiterhin mit Nachdruck zu operieren und strategische Ziele vertreten zu können. Bis dahin wird der durchzusetzen. Chinas Militär macht große chinesischen Marine der ukrainische Fortschritte bei der Entwicklung einer Flugzeugträger „Varyag“ für Trainingszwecke modernen Antischiffsrakete des Typs zur Verfügung stehen (Janes Defence „Dongfeng 21 D“, die eine ernsthafte Weekly, 5. Januar 2011, S. 5). Ende Juli 2011 Bedrohung für amerikanische Schiffe sowie wurde von offizieller Seite die General- Flugzeugträger darstellt (Stokes, 2009: 1f). überholung und Modernisierung des ehemals Mit der umfangreichen Aufrüstung seiner ukrainischen Flugzeugträgers für Trainings- Seestreitkräfte will China aber auch und Forschungszwecke bestätigt (People’s internationale Verantwortung bei multi- Republic of China. Ministry of National lateralen Marineoperationen übernehmen. Defense, 27. Juli 2011). Pekings Beteiligung an der Anti-Piraterie- Inzwischen hat Peking seinen ersten Flug- Mission am Horn von Afrika veranschaulicht zeugträger offiziell vorgestellt und der Marine diese Intention, auch wenn es den übergeben. Es ist jedoch davon auszugehen, chinesischen Militärs sicher ebenso um die dass dies ein symbolischer Akt war, da der Möglichkeit geht, bei solchen Missionen ihre Prototyp noch einige Jahre von der neu ausgebildeten maritimen Kräfte in den Einsatzbereitschaft entfernt sein dürfte (Wall Einsatz zu entsenden und den teilstreitkraft- Street Journal, 26. September 2012). Es darf und plattformübergreifenden Einsatz zu üben. jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass die Die derzeitige Beteiligung Chinas an der Anti- Beschaffung von Flugzeugträgern noch Piraterie-Mission am Horn vor Afrika mit zwei lange nicht mit der Fähigkeit zur operativen Zerstörern und einem Versorgungsschiff und und taktischen Führung bzw. Einsatzfähigkeit die ihr zugrundeliegenden Motive müssen von komplexen Trägerverbänden gleich- auch vor diesem Hintergrund bewertet zusetzen ist. Im Unterschied zu den USA oder werden (Li, 2009: 5). etwa Indien dürften die entsprechenden Kapazitäten mangels Erfahrung auf absehbare Zeit beschränkt bleiben und sich erst schrittweise entwickeln. Im Bereich der großen militärischen Überwasserschiffe, insbesondere bei Fregatten, kann „von einer Serienproduktion die Rede sein“ (Brune et al., 2009: 12–14). Besonders der Bau verschiedener Landungsschiffe belegt Chinas Ziel, auch jenseits der eigenen Gewässer operieren zu können. Das eigens entwickelte und produzierte amphibische Kampf- und Transportschiff der Klasse 071 (Yushao) kann bis zu 800 Soldaten anlanden und ebenfalls als Hubschrauberträger 11
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus 3. Regionale Anrainer im chinesische Aufrüstung und die dahinter stehende Strategie mit Sorge betrachtet. Fokus Tokios Ziele sind die Gewährleistung der territorialen Integrität und die Selbst- 3.1 Japan: verteidigungsfähigkeit sowie der Schutz des Rüstungsbeschaffung Landes vor maritimen Bedrohungen. Daher reagiert Japan auf den Ausbau der Japans Marine verfügt über Vielzahl chinesischen Marine seit einigen Jahren mit moderner Kriegsschiffe und ist besonders auf strategischen Anpassungsmaßnahmen und U-Boot-Bekämpfung sowie die Entminung von dem Ausbau der eigenen Marine, Gewässern spezialisiert. Die Teilnahme an insbesondere durch die Stärkung der U-Boot- verschiedenen internationalen Einsätzen hat Flotte. Der Küstenwache (JCG – Japanese verdeutlicht, dass die japanische Marine Coast Guard) weist Tokio traditionell eine umfangreiche Kapazitäten und Fähigkeiten entscheidende Rolle bei der Durchsetzung besitzt. Japan hat einige der modernsten japanischer Interessen in seiner maritimen diesel-elektrischen U-Boote und ist darüber Einflusszone6 zu. Die JCG ist in ihrer Struktur hinaus mit seinen Kapazitäten in der Lage und Funktion vergleichbar mit der US- auch jenseits der eigenen Hoheitsgewässer amerikanischen Küstenwache und wird umfangreiche Operationen durchzuführen. häufig, wie in den USA, als vierte Teilstreitkraft Derzeit leisten 45.518 Soldaten sowie 9.800 bezeichnet. Durch die JCG ist es der Marineflieger ihren Dienst in der japanischen japanischen Regierung möglich, auch Marine. Hinzu kommen noch 12.636 Zivilisten, die außerhalb des begrenzten Verteidigungs- gegenwärtig in der Küstenwache beschäftigt budgets maritime Verteidigungskapazitäten sind (IISS, 2012). Die beiden größten aufzubauen, da die Küstenwache dem Nachbarn Chinas im Pazifik sind Japan und Ministerium für Land, Infrastruktur, Verkehr Australien (abgesehen von den USA). Sowohl und Tourismus untersteht. Dies könnte indirekt in Japan als auch in Australien werden die zu einer Verbesserung der Fähigkeiten zur Machtprojektion führen, da Kapazitäten der Tabelle 4: Kapazitäten der japanischen Marine und Küstenwache JCG zum Schutz der Küstengewässer freigesetzt werden (Samuels, 2007: 84ff). Waffenkategorien Anzahl Ein weiterer Beleg für die aktive Rolle der U-Boote 18 japanischen Marine (MSDF – Maritime Self Flugzeugträger 2 Defence Force) ist der Anti-Piraterie-Einsatz Patrouillenboote 6 am Horn von Afrika, bei dem bis zu zwei Zerstörer 29 Zerstörer, zwei P-3C Aufklärungsflugzeuge Minenboote 33 und 3 C-130H Helikopter im Einsatz sind. Mit Fregatten 15 dem Aufbau eines eigenen Stützpunktes in Amphibienfahrzeuge 22 Logistik und Unterstützung 76 6 Die maritime Einflusszone geht deutlich über (Schiffe) die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ), die Patrouillenboote (Küstenwache) 386 sich über 200 Seemeilen (370km) erstreckt, hinaus und wird von jedem Staat selbst Logistik und Unterstützung 25 festgelegt. Die chinesische maritime Einfluss- (Küstenwache) zone zieht sich vom Japanischen über das Quelle: IISS, 2012. Südchinesische Meer bis zum Indischen Ozean und zum Eingang des Persischen Golfs (Neue Züricher Zeitung, „China drängt zu den Weltmeeren“, 18. Juni 2011). 12
Jan Grebe Christoph Schwarz Djibouti stärkt Japans Regierung ihre auf verschiedene Szenarien, die jenseits der Beteiligung an der multinationalen Mission klassischen, „statischen“ Verteidigungsaufgaben (Bloomberg, 8. Juli 2011). An die Seite der liegen (Berkofsky, 2011), in Zukunft an Vergrößerung der U-Bootflotte und der Bedeutung gewinnen. Modernisierung der Überwasserkapazitäten tritt die neue strategische Ausrichtung der 3.2 Japan: Strategische Analyse „dynamischen Verteidigung“, die insbesondere die Verwundbarkeit gegenüber der Das bilaterale Verhältnis zwischen Japan und chinesischen sea-denial Strategie verringern China wird nicht nur durch die jahrtausende- soll (Medcalf/ Heinrichs, 2011: 18). Dazu ist alte gemeinsame Geschichte geprägt und die Anschaffung von bis zu sechs neuen U- insbesondere durch die japanischen Kriegs- Booten geplant, so dass die MSDF in Zukunft verbrechen in den 1930er und 1940er Jahren über 22 U-Boote verfügen wird (Strait Times, belastet. Als Folge der unmittelbaren 21. Oktober 2010/ Government of Japan. geographischen Nachbarschaft existiert auch Ministry of Defense, 2010). Darüber hinaus ein nach wie vor ungelöster direkter sehen die im Dezember 2010 verab- territorialer Konflikt um die Senkaku-Inseln schiedeten nationalen Verteidigungsrichtlinien (Nass, 2010: 11). Doch nicht nur dies beeinflusst den Kauf von drei Zerstörern und zehn das bilaterale Verhältnis. Weitere mögliche Aufklärungs- und Überwachungsflugzeugen Bedrohungen und Konfliktursachen werden in (P-1) vor (Wall Street Journal, 12. Februar der Geschwindigkeit und Dynamik des 2011). Tokio plant ebenfalls den Erwerb eines chinesischen Aufstiegs sowie der nach wie Hubschrauberträgers (DDH), der die schnelle vor engen Sicherheitspartnerschaft zwischen Verlegbarkeit von Truppen garantieren soll, Japan und den USA gesehen (Smith, 2009)7. sowie 26 SH-60K Hubschrauber zur Neben diesen Faktoren, die unmittelbar das Aufklärung/Überwachung und U-Boot- bilaterale Verhältnis betreffen, spielen auch Bekämpfung (Government of Japan. Minstry systemische eine bedeutende Rolle. of Defense, 17. Dezember 2011). Für neue Insgesamt zeichnet sich die ostasiatische Beschaffungsvorhaben hat die japanische Region durch ein anhaltendes, komplexes Regierung in den Jahren 2000 bis 2011 im Sicherheitsdilemma (Hertz, 1957) aus: Schnitt etwa 8,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr The region is characterized by major shifts in bereitgestellt. Für Forschung und Entwicklung the balance of power, skewed distribution of standen im selben Zeitraum im Schnitt 1,3 economic and political power within and Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Insgesamt between countries, political and cultural beliefen sich die Ausgaben auf fast 15 heterogeneity, growing but still relatively low Milliarden US-Dollar für Forschung und levels of intraregional economic interdepen- Entwicklung sowie 91 Milliarden US-Dollar für dence, anemic security institutionalization, Beschaffungen (CSIS, 2012: 17). and widespread territorial disputes that Die Überarbeitung des Weißbuchs von 2011, combine natural resource issues with post- die wachsende Bedeutung von MSDF und colonial nationalism” (Christensen, 1999: 49). JCG in der sicherheitspolitischen und strategischen Ausrichtung sowie schließlich die aktuellen Beschaffungsvorhaben für die Marine weisen auf eine Neuausrichtung der 7 Trotz der fundamentalen Bedeutung, die die japanischen Verteidigungspolitik hin. Zwar USA und Japan ihrer Sicherheitspartnerschaft attestieren, ist auch diese nicht frei von wird auch weiterhin die Verteidigung des Friktionen. Gerade in Japan zeigt sich in der japanischen Territoriums die primäre Aufgabe Öffentlichkeit und auch unter politischen bleiben. Dennoch wird die schnelle Reaktion Entscheidungsträgern vielfach eine ambi- valente Haltung zu dieser Allianz. 13
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus Die Fragen, wie Japan einerseits auf den Diese explizite Kritik an der mangelnden Aufstieg Chinas reagieren sowie andererseits Transparenz des Modernisierungs- und Auf- seine Außen- und Sicherheitspolitik insgesamt rüstungsprozesses der chinesischen Streitkräfte neu ausrichten sollte, wird seit geraumer Zeit und der ebenfalls als unzureichend intensiv diskutiert. Einige Autoren eingestuften Aufklärung über die sicherheits- diagnostizieren einen schrittweisen „Normali- politischen Intentionen Pekings in einem sierungsprozess“, der allerdings eine offiziellen Dokument rechtfertigt die langfristige Remilitarisierung Japans (Hughes, Einschätzung, dass es sich hierbei um „a 2008: 16) mit einschließt. Alles in allem radical departure in Japanese defence zeichnet sich diese innenpolitische Debatte thinking vis-à-vis China“ (Khan, 2011: 391) durch einen hohen Grad an Pragmatismus handelt. Als zusätzlicher Beleg für die und Anpassungsfähigkeit an die sich wachsende Wahrnehmung des „China verändernden strategischen Rahmen- threat“ kann die veränderte Dislozierung der bedingungen aus (Samuels, 2008: 6). Konsens japanischen Streitkräfte gelten, bei der in im Pro und Contra in Bezug auf die zunehmendem Maße Truppenkontingente Neuvermessung der japanischen Außen- und sowie Luftwaffen- und Marineeinheiten von Sicherheitspolitik ist dabei, dass China eine Norden nach Süden verlegt werden, um der wesentlichen, wenn nicht gar die chinesischen Territorialansprüchen im Süd- zentrale Triebfeder hierfür ist. chinesischen Meer begegnen zu können. Auch der konzeptionelle Schwenk von einem Der Blick auf die „National Defense Program „Basic Defense Force Concept“ hin zu einer Guidelines (NDPG)“ Japans für das „Dynamic Defense Force“ (Government of Haushaltsjahr 2011 und darüber hinaus Japan. Ministry of Defense, 2010: 7), die sich bestätigt diesen Befund. Im entsprechenden unter anderem durch größere Mobilität, Vorgängerdokument aus dem Jahr 2004 Flexibilität und Durchhaltefähigkeit auszeichnen wurden erstmals Bedenken hinsichtlich der soll, wird in dieser Weise interpretiert. Auswirkungen des chinesischen Aufstiegs auf die regionale Sicherheit zum Ausdruck China nimmt unzweifelhaft einen zentralen gebracht (Hughes, 2009: 88f.). Die aktuellen Platz als potenzielle Bedrohung der NDPG gehen darüber deutlich hinaus, wenn japanischen Handlungsfreiheit ein. Gleich- es heißt: zeitig betont die japanischen Regierung in den NDPG neben den oben genannten China is widely and rapidly modernizing its Bedenken, dass sie nach wie vor an military force […] and is strengthening its vertrauensbildenden Maßnahmen mit China capability for extended-range power pro- arbeiten will. Diese sollen im Ergebnis eine jection. In addition, China has been konstruktive und kooperative Beziehung zu expanding and intensifying its maritime Peking hervorbringen. Die Grundlage hierfür activities in the surrounding waters. These bilden gemeinsame strategische Interessen. trends, together with the insufficient Allerdings zeigt ein genauerer Blick auf diese transparency over China’s military forces angestrebte „Mutually Beneficial Relationship and its security policy, are of concern for based on Common Strategic Interests“, dass the regional and global community8 etwaige gemeinsame strategische Interessen (Government of Japan. Ministry of Defense, bisher nur in Ansätzen ausformuliert sind (Gao, 2010: 4). 2008). Zur Reduzierung der Spannungen könnte z.B. die sogenannte „Gemeinsame Entwicklung“ (Joint Development) umstrit- tener Seegebiete mit Bodenschätzen dienen. 8 Hervorhebung durch die Verfasser. 14
Jan Grebe Christoph Schwarz Zwar hatten sich Japan und China im Jahr aufgegeben wurde (Hosoya, 2011). In den 2008 auf die gemeinsame Ausbeutung des aktuellen NDPG ist lediglich die Rede davon, umstrittenen Chunxiao-/ Schirakaba-Gasfeldes ergänzend zum nach wie vor zentralen geeinigt. Es kam jedoch zu gegenseitigen amerikanisch–japanischen Bündnis eine Vorwürfen und einer Eskalation des Konflikts „Multi-layered Security Cooperation with the durch die Entsendung von chinesischen International Community“ anzustreben. Diese Patrouillenbooten nach diplomatischen soll dazu beitragen, durch bi- und Verstimmungen (Bräuner, 2011). Um vertrauens- multilaterale sicherheitspolitische Kooperation vollere Beziehungen zwischen beiden Staaten mit Staaten in der Region und anderen zu entwickeln, müssten gemeinsame Ländern der internationalen Gemeinschaft Interessen in substanziellerer Form als bisher die regionale Stabilität weiter auszubauen artikuliert werden. (Government of Japan, Ministry of Defense, 2010: 8f.). Gegen eine grundsätzliche Positionierung Japans im Sinne einer konfrontativen Gegen- Die nach wie vor bestehende Bedrohung machtbildung (Link, 1996) spricht der durch Nordkorea, die als „unmittelbar“ und Umstand, dass das seinerzeit durch den „gravierend“ bezeichnet wird (ibid.: 4), und damaligen Außenminister Taro Aso vorge- die Bereitschaft Japans, sein internationales schlagene Projekt einer „Arc of Freedom and Engagement zur Verbesserung der Prosperity“ 9 für Asien mittlerweile offiziell internationalen Sicherheit auszubauen (ibid.: 2), erklären zusätzliche Beschaffungsprojekte im Bereich maritimer Rüstung. Allerdings 9 Vgl. zu deren geographischer Reichweite die überzeugt das Argument, sich gegen eine Ausführungen in Aso (2006): “Next I would like for you to take a look around the outer edge Bedrohung durch Nordkorea wappnen zu of Eurasia--just follow that line all the way müssen, in diesem Zusammenhang nicht around. This belt has seen great changes upon vollständig, reichen doch die bereits the end of the Cold War as the curtain was vorhandenen maritimen Fähigkeiten dazu being drawn on the confrontation between East and West. It is these countries in which we bereits aus. Zudem hält Japan explizit an den hope to help build "the arc of freedom and bestehenden drei Prinzipien gegen eine prosperity" of which I spoke, and I would like to nukleare Bewaffnung fest10, was ebenfalls address this issue from now. Why not Africa, gegen eine als unmittelbar und potenziell you might say. Or what about Latin America– clearly a very important region, you could überwältigend wahrgenommene Bedrohung argue, keeping an eye on other parts of the globe. I will be speaking about this in greater detail later in my remarks, but one sometimes referred to by the countries' initials consideration for Japan is that we are looking of "CLV." In addition, there is the example of to strengthen our cooperation with both the the countries of Central Asia, and the EU and NATO. What naturally comes to mind countries of the Caucasus region, such as upon me mentioning this fact is the band of Georgia and Azerbaijan, which are extremely countries I mentioned earlier forming this nice important with regard to the supply of natural arc. This region includes countries whose resources to the globe. Still further we have systems have been undergoing great changes Ukraine, which I visited this summer, and whose now that the confrontation between the East capital, Kyiv, and other major cities I felt share and the West has ended. My statement was the atmosphere of the cities of the world that we should make that into an "arc of powers, as might be expected.” freedom and prosperity. Now of course the 10 Die drei nuklearen Prinzipien umfassen, dass Middle Eastern region also lies within this arc. I Japan keine Nuklearwaffen besitzt, sie nicht believe that I need another speech to address produziert und sie nicht ins Land lässt. Darüber our policies concerning the Middle East, so I hinaus wird mit den drei Prinzipien auch häufig will not be discussing those issues in any detail eine Politik verbunden, die eine friedliche today. Concretely speaking, what I have in Nutzung der Kernenergie fördert, die globale mind right now is Cambodia, Laos, and nukleare Abrüstung anstrebt und auf die nukleare Vietnam, for example, which as a belt is Abschreckung der USA baut. 15
Sicherheitspolitische Implikationen maritimer Aufrüstung im asiatisch-pazifischen Raum – Australien, Japan, Südkorea und Vietnam im Fokus durch Pjöngjang spricht. Denkbar ist entspricht freilich nicht dieser abwartenden hingegen, dass Tokio den Faktor Nordkorea Position. Damit läuft die japanische Führung als legitimatorischen Deckmantel für eine im allerdings auch Gefahr, im Falle eines Kern gegen China gerichtete Aufrüstung Rückziehers gegenüber China einen hohen benutzt, wobei es gegenwärtig noch weit innenpolitischen Preis bezahlen zu müssen. davon entfernt ist, deshalb sein Credo nuklearer Nichtbewaffnung aufzugeben. 3.3 Australien: Hingegen erscheint die Beschaffung neuer Rüstungsbeschaffung maritimer Fähigkeiten mit Blick auf eine stärkere Partizipation an Maßnahmen, die der Die australische Marine verfügt über eine Sicherung der international und insbesondere begrenze Anzahl von U-Booten älteren Typs für Japan fundamental bedeutsamen sowie ein Dutzend Fregatten, die den Kern Handels- und Importrouten dienen, durchaus der maritimen Kapazitäten darstellen. Speziell plausibel. Die zunehmende Unterstützung zur U-Bootabwehr befinden sich zahlreiche internationaler Bemühungen um friedens- Hubschrauber im Dienst der Streitkräfte. stabilisierende bzw. –schaffende Maßnahmen Insgesamt sind die Kapazitäten und durch eine maritime Komponente ist vor Fähigkeiten zur U-Boot Bekämpfung nur diesem Hintergrund nachvollziehbar. Der in begrenzt, sollen jedoch im Rahmen von Japan bereits vor geraumer Zeit Beschaffungsprogrammen deutlich verbessert vorgenommene Schwenk vom Konzept der werden. Die U-Boote weisen erhebliche „nationalen Verteidigung“ hin zum weiter- technische Defizite auf und sind häufig nur gefassten und gleichzeitig diffuseren Konzept begrenzt einsatzfähig. Insgesamt ist die der „Sicherheit“ (Sato, 2010) unterstreicht australische Marine deutlich kleiner als die diesen Punkt. In der Tat dienen militärische Seestreitkräfte Chinas oder Japans. Mit Fähigkeiten entsprechend dieser Interpre- Beschaffungsvorhaben im Bereich der tation neben der klassischen Kriegsführung amphibischen Kapazitäten will die auch der Aufrechterhaltung internationaler australische Regierung eine zentrale Ordnungsstrukturen, bei der Kampfeinsätze Fähigkeitslücke schließen (Davies, 2010). nicht im Vordergrund stehen (ibid.: 25). Derzeit verfügt die australische Marine über 14.250 Soldaten (IISS, 2012). Australien Insgesamt ist zu konstatieren, dass der verfolgt eine ähnliche Aufrüstungsstrategie Aufstieg Chinas als Faktor in der japanischen Außen- und Sicherheitspolitik sukzessive an Tabelle 5: Kapazitäten der australischen Bedeutung gewinnt. Gleichzeitig hat sich Marine Tokio bisher nicht entschieden auf die Seite der Befürworter einer Politik der Waffenkategorien Anzahl konfrontativen Gegenmachtbildung gestellt, U-Boote 6 sondern verfolgt weiterhin eine „hedging“- Patrouillenboote 14 Strategie (Samuels, 2008). Ungeachtet der Minenboote 9 Betonung der potenziell destabilisierenden Fregatten 12 Wirkung der chinesischen Modernisierungs- Amphibienfahrzeuge 36 und Aufrüstungsbestrebungen vermitteln die NDPG den Eindruck: “Japan has a strong Logistik und Unterstützung (Schiffe) 24 tendency to prevent confrontation and to Hubschrauber (Marineflieger) 40 adopt a wait-and-see-pragmatism“ (Holslag, Quelle: IISS, 2012. 2010: 78). Die gegenwärtige Haltung im Streit um die Senkaku/ Diaoyu-Inselgruppe 16
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