Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER

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Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   1 /2019

DOSSIER

Open Data im
Tourismus S. 4

NACHGEFRAGT

Mobilität der Zukunft:
Ein Interview mit Nico
Gabriel von Sixt X zum
Thema Open Data S. 10

DA.BY

Benutzerfreundlich &
übersichtlich: das neue
Bildarchiv der by.TM S. 16

DA.BY

Auslandsmarketing:
Zielgruppen im Fokus     S. 20

DA.BY

Wasser marsch! Kommuni-
kationsbühne 2020 S. 27
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
INHALT

      IN
      HALT

      DOSSIER                           GASTBEITRAG                     NACHGEFRAGT                  PRAXIS
  4Daten für alle – eine            9 Gastbeitrag von Staats-     10   Ein Gespräch mit Nico   12   Content für alle –
		 für alle gute Lösung?                minister Hubert Aiwanger        Gabriel, Bereichsvor-        Urheberrechte,
		Digitalisierung                       „Bayern Digital“                stand „SIXT X“, zum          Nutzungslizenzen
		 und Open Data im                                                     Thema Open Data und          und Open Data
		 Tourismus 		                                                         Mobilität

  2   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
EDITORIAL

                                                 Sehr geehrte Partner
                                                 der by.TM, liebe Leser,
                                                                           Open Data – ein Schlag-        beitrag, wie wichtig es ist, ein einheitliches digitales
                                                                           wort, zu dem sich auch         System zu entwickeln, damit tourismusrelevante
                                                                           touristische Akteure immer     Daten verstanden und genutzt werden können.
                                                                           intensiver und gezielter       Außerdem freuen wir uns, Ihnen eine Zwischen-
                                                                           Gedanken machen. Denn          bilanz zum Kommunikationsschwerpunkt „Urlaub
                                                                           hinter diesem Begriff ver-     im Wald“ zu geben. Unsere Strategie, den Urlaubs-
                                                                           birgt sich die sinnvolle und   angeboten und Erlebnissen rund um den Wald
                                                                           logische Strukturierung        eine spezielle Bühne zu bieten, geht wie erwartet
                                                                           von Datenbanken, die für       auf. Der spitze Fokus auf einen markanten themati-
                                                                           jedermann zugänglich           schen Aufhänger erweist sich als erfolgreich. In die-
                                                                           sind – und ihre bessere        sem Sinne führen wir das Konzept auch 2020 fort –
                                                                           Anbindung an Google            erweitert um zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte,
                                                                           und andere Informations-       die saisonal gespielt werden. Einer davon wird auf
                                                 und Buchungsplattformen. Grundlegend geht es             dem Thema „Urlaub am Wasser“ liegen. Übergeord-
                                                 darum, relevanten Content zur richtigen Zielgruppe       netes Ziel ist es dabei, Gäste für einen längeren Auf-
                                                 zu transportieren. Aber wie kann es in der Praxis        enthalt in Bayern zu begeistern. Das Wasser sehen
                                                 gelingen, dass beispielsweise das Kapital einer          wir als hilfreiches Vehikel. Denn die Zahlen aus der
                                                 Destination, nämlich das spezielle „Insider-Wissen“,     Reiseanalyse 2019 zeigen, dass Strand- und Bade-
                                                 auch da ankommt, wo es ankommen soll? Wo liegen          urlaub für 63,6 Prozent aller Befragten an oberster
                                                 die Vorteile von Open Data, aber auch die Heraus-        Stelle steht, wenn es um die schönste Zeit des Jah-
                                                 forderungen? Und wie sieht es mit dem viel dis-          res geht. Wie gewohnt schicken wir weiterhin unse-
                                                 kutierten Datenschutz aus, wenn alle Daten für alle      re Botschafter ins Rennen, um unseren Inhalten
                                                 offen sind?                                              ein authentisches, traditionell anderes Gesicht zu
                                                 Wie gewohnt möchten wir Ihnen auch in dieser             verleihen – auch im Ausland. In Sachen Marketing-
                                                 Ausgabe des da.by-Magazins einen Einblick ermög-         und Kommunikationsarbeit werden wir uns hier in
                                                 lichen – und einen Ausblick geben. Schon im letzten      Zukunft auf sieben Quellmärkte fokussieren und
                                                 Heft ging es um die Einführung der Bayern-Cloud,         die Ansprache selektiver gestalten. Schließlich gilt
                                                 um Grundlagen für eine digitale touristische Vernet-     es, die Position von Bayern als Reiseziel Nummer 1
                                                 zung. Hiermit gehen wir nun mit Hilfe von Experten       in Deutschland auszubauen und zu stärken.
                                                 ins Detail und beleuchten das Thema Open Data.
                                                 Damit einhergehend setzen wir uns mit dem Ur-            In diesem Sinne, viel Spaß mit den Inhalten des
                                                 heberrecht in der digitalen Welt auseinander. Denn       druckfrischen da.by-Magazins.
                                                 nur mit einer geklärten Rechtslage funktioniert
                                                 der effiziente Umgang mit offenen Daten. Überdies
                                                 unterstreicht Hubert Aiwanger, bayerischer Wirt-
                                                 schafts- und Tourismusminister, in seinem Gast-                                   Barbara Radomski, Geschäftsführerin

                                         DA.BY                                                                                                       PANORAMA
                                    16    lles neu: Bildarchiv
                                         A                           20 Marktposition und                 27   Neues Jahresthema              31     ITB 2019 – Wild im Wald
                                         und Bildsprache                   Auslandsstrategie                   2020 – Meer

                                                                                                                                              34 World Media Festival /
                                                                                                               braucht’s ned
© www.bayern.by – Gert Krautbauer

                                    18   Reisen für Alle:            22    ADAC Tourismuspreis                                                       Retro Classics in Stuttgart
                                         Grenzenlose Outdoor-                                             30 Sehnsuchtsshop
                                         Erlebnisse
                                                                     24 Kommunikations-                        der by.TM – In Bayern
                                                                                                               kann man was erleben           35     Treffen der by.TM-
                                                                           bühne Wald –
                                                                                                                                                     Botschafter
                                                                           Im Rampenlicht

                                                                                                                              DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   3
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
DOSSIER

                  OPEN DATA IM TOURISMUS

                  DATEN FÜR ALLE – EINE
                  FÜR ALLE GUTE LÖSUNG?
                  Wenn jemand eine Reise tut … hat er sich dazu mit einiger Wahrscheinlichkeit im Internet inspirieren
                  lassen. Im World Wide Web wimmelt es nicht nur von Ideen, hier finden sich auch Informationen
                  zu Angeboten und Möglichkeiten. Was gibt es vor Ort zu erleben? Wie wird das Wetter und wann fährt der
                  Bus vom Bahnhof zum Hotel? Urlauber suchen sich sämtliche Informationen entweder von verschiedenen
                  Anbietern bzw. Webseiten zusammen – oder sie nutzen die großen Suchmaschinen und Plattformen wie
                  Google, Facebook, Tripadvisor oder Booking.com. Sinkende Zugriffszahlen auf vielen Destinationsweb-
                  seiten belegen, dass die Global Player meist die erste Wahl sind. Um sichtbar und konkurrenzfähig zu
                  bleiben, müssen sich touristische Akteure den neuen Spielregeln im Markt anpassen. Eine eigene Open
                  Data-Lösung, da sind sich einige Experten einig, ist ein längst überfälliger Schritt Richtung Zukunft.
                  Bayern hat sich mit dem Projekt „BayernCloud“ bereits auf den Weg gemacht.

                 W
                               erden touristische Daten durch viele      gepflegt werden müssen, bedeutet das einen enormen Aufwand –
                               verschiedene Quellen in unterschied-      und birgt aufgrund der kontinuierlich nötigen Synchronisierung
                               licher Qualität bereitgestellt, ist das   außerdem Fehlerquellen. Das zeigt auch ein Beispiel aus der „Bay-
                  unübersichtlich. „Gäste, die vor oder während          ernCloud“, einem der ersten touristischen Open Data-Projekte, das
                  ihres Urlaubs bei der Suche nach verlässlichen         die technischen Grundlagen für den Aufbau einer offenen digitalen
                  und relevanten Informationen über eine Vielzahl        Dateninfrastruktur liefern soll.
                  von Webseiten mit unterschiedlicher Daten-
                  lage stolpern, fühlen sich nicht gut aufgehoben.       So beobachtete Prof. Dr. Sommer, der das von verschiedenen
                  Sie werden leicht unzufrieden.“ Prof. Dr. Guido        Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Organisationen
                  Sommer von der Hochschule Kempten bringt die           getragene „Cloud“-Gemeinschaftsprojekt zusammen mit der
                  Lage im Urlaubsland Deutschland auf den Punkt.         fortiss GmbH leitet, im vergangenen Winter an Tagen mit La-
                  „Die Datenqualität und -konsistenz ist oft nicht       winengefahr, dass Wege beispielsweise auf der Webseite eines
                  ausreichend.“ Überdies seien die schlechten            Wintersportorts richtigerweise als gesperrt ausgewiesen wurden.
                  oder nicht vorhandenen Schnittstellen zwischen         „Viele andere, mitunter auch viel stärker genutzte, tourismus-
                  verschieden strukturierten Datenbanken oder            relevante Portale und Websites hatten diese Information aber
                  -verarbeitungssystemen eine Herausforderung.           offenbar nicht. Selbst Google zeigte keine Einschränkungen,
                  Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der         obwohl es sich hierbei um sicherheitsrelevante Informationen
                  Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), formu-         für Einheimische und Gäste handelte.“ Anhand dieses Beispiels
                  liert es so: „Heute liegen viele Daten dezentral in    lässt sich zeigen, wie eine offene digitale Dateninfrastruktur
                  Content-Silos bei einzelnen Destinationsmarke-         den Status Quo wirklich verändern könnte. „Würden die Infor-
                  tingorganisationen und sind nur eingeschränkt          mationen offen und zentral (z. B. über die BayernCloud) zur
                  zugänglich.“ Nicht nur für die Nutzer, auch für        Verfügung stehen, könnten auch andere Websites, Anbieter etc.
                  die Datenbereitsteller ist die Lage wenig zufrie-      relevante und aktuelle Daten ausspielen, so dass Gäste nicht die
                  denstellend. Denn wenn verschiedene Systeme            benötigten Informationen auf diversen Websites zusammensu-
                  mit Informationen beliefert und tagesaktuell           chen müssten“, bilanziert Prof. Dr. Sommer.

4   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
DOSSIER

Prozesse optimieren und Synergien fördern –
das Forschungsprojekt BayernCloud soll die
technischen Grundlagen für den Aufbau einer
offenen Dateninfrastruktur schaffen.

                                                                            BayernCloud

Aber wie sieht das in der Praxis aus, im Sinne   Communities, Online-Reisebüros, Blogger, soziale Netzwerke
von „Open Data“ offene, strukturierte digitale   oder über künstliche Intelligenz gesteuerte Dialogsysteme.
Daten zu generieren und für die Allgemeinheit    Denn nur so stärke man die Branche und vor allem kleinere
zur Verfügung zu stellen?                        Akteure. Wenn im Idealfall jedes auch noch so unscheinbare
                                                 Rädchen im Tourismusnetzwerk Zugriff auf sämtliche Daten
Offene Daten für mehr Sichtbarkeit               hätte, könnten Informationen wie ein Belegungskalender,
und Nutzen                                       tagesaktuelle Angebote oder Warnhinweise gezielt über die
Die globalen Player beherrschen den Markt        passenden Kanäle an die richtigen Stellen gelangen, ist sich
umfassend, an ihnen gibt es kein Vorbei-         Bauhuber sicher. Allein über Open Data werde das aber nicht
kommen. So stellen Destinationen und             möglich sein, warnt Rogl. Manuelle und exklusive Daten-Ag-
touristische Marketingorganisationen ihre        gregation spiele in vielen Wertschöpfungsketten des Touris-
Daten längst etwa „Google My Business“           mus eine zentrale Rolle und sei unbedingt mitzudenken. Jedoch
zur Verfügung, da es an vielen Stellen keine     würde die aktuell existierende Herausforderung, proprietäre
Alternative zu geben scheint. „Entweder man      Schnittstellen für den Datenaustausch zu programmieren,
spielt nach den Regeln der Global Player oder    die oftmals mit hohen Kosten und dem Risiko des Datenver-
man ist nicht existent,“ sagt Florian Bauhu-     lusts verbunden sind, wegfallen, fügt Prof. Dr. Sommer hinzu.
ber, Geschäftsführer des Experten-Netzwerks      Davon würden auch junge innovative Unternehmen profitieren,
„Tourismuszukunft“, und stellt schluss-          die Markteintrittsbarriere wäre deutlich reduziert. „Kaum ein
folgernd die logische Kernfrage: „Warum          Startup kann sich leisten, zu allen touristischen Datenbanken
schenken wir die Inhalte aber NUR den Glo-       Schnittstellen aufzubauen“, bestätigt Bauhuber. Außerdem
bal Playern und nicht auch allen anderen?“       könnten Gäste relevante Informationen und Tipps einfach und
Auch Dirk Rogl, Inhaber von Rogl Consult,        unmittelbar abrufen. Das könnte im Großen und Ganzen nicht
sieht neben Google weitere Alternativen wie      nur die Sichtbarkeit der Produkte und Angebote in der Touris- >

                                                                                  DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   5
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
DOSSIER

       BayernCloud

       Mit der BayernCloud
       können verschiedene
       Akteure ohne zusätzliche
       Schnittstellen auf aktuelle
       Informationen und Daten
       zugreifen. Davon profitie-
       ren nicht nur Gäste,
       sondern beispielsweise
       auch Start-ups.

                                                                     mus an vielen Stellen spezifische Details wichtig sind. Diese sind
                                                                     entweder gar nicht vorhanden, nicht transparent oder nicht flä-
                                                                     chendeckend verfügbar“, gibt Prof. Dr. Sommer zu bedenken. Für
                                                                     den Tourismusstandort Deutschland bedeutet das konkret, dass
                                                                     alle Daten für alle touristischen Akteure sämtlicher Branchen
                                                                     also strukturiert, aber eben auch möglichst an einem Ort zugäng-
                                                                     lich gemacht werden müssen. „Hierbei geht es insbesondere um
                                                                     die Entwicklung von Standards und den übergreifenden Aus-
                                                                     tausch“, bestätigt Hedorfer. Prof. Dr. Sommer unterstreicht, dass
              > muswirtschaft erhöhen, sondern auch die Qua-         es immer um die Anpassung an die Bedürfnisse Vieler und nicht
                  lität der verfügbaren Daten steigern und somit     nur Einzelner gehe: „Tourismus endet nicht an den Grenzen einer
                  das Reiseland Bayern attraktiver machen.           Kommune oder Region.“ Um einen zufriedenstellenden Service
                                                                     zu garantieren, sei man auf verschiedenste Daten aus mehreren
                  Open Data im Tourismus – erste und                 Regionen angewiesen. Auf dem Weg zu Open Data sind touristi-
                  nächste Schritte                                   sche Akteure also gefordert. Experten raten, nicht auf institutio-
                  Nun reicht es aber eben nicht, Daten in unter-     nelle Anleitungen zu warten, sondern die Ärmel hochzukrempeln
                  schiedlicher Qualität und Form in die digitale     und aktiv zu werden: Organisationen und Destinationen sollten
                  Welt zu schwemmen. Es muss gewährleistet           sich untereinander vernetzen und beispielsweise damit begin-
                  werden, dass das Kapital einer Destination, also   nen, im eigenen Bereich Daten zu sichten und nach Vollständig-
                  Informationen genau wie spezielles Insider-        keit ebenso wie nach Qualität zu bewerten. Außerdem müssen
                  wissen, dahin gelangt, wo es benötigt wird. Das    Lizenzen geklärt werden. Prof. Dr. Sommer weiß, dass „einzelne
                  funktioniert nur dann effizient, wenn sinnvoll     Destinationen bereits den wichtigen Schritt gegangen sind und
                  und logisch strukturierte Daten in entspre-        Datenmanager eingestellt bzw. die entsprechenden Stellen ge-
                  chenden Datenbanken vorliegen. „Es fehlt aber      schaffen haben“. Im Datenmanagement sieht übrigens auch Rogl
                  aktuell nicht nur an der Qualität, sondern auch    „eine wichtige Zukunftsaufgabe für Gastgeber und keinesfalls für
                  an der Quantität der Daten, da gerade im Touris-   eine Maschine.“

6   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
DOSSIER

                                                                  eines gemeinsamen touristischen Knowled-
                                                                  ge-Graphen, der in einem Folgeprojekt für den
                                                                  Tourismusstandort Deutschland entwickelt
                                                                  werden soll.“

                                                                  Praxis: Das Ziel ist ein touristischer
                                                                  Knowledge Graph
                                                                  Was aber ist ein Knowledge Graph? Unter
                                                                  dem englischen Begriff versteht man eine
                                                                  Wissensdatenbank mit semantischem Bezug.
                                                                  Mit dem Knowledge Graph können unter an-
                                                                  derem Suchen ausgeführt werden, die zu bes-
                                                                  seren und schnelleren Ergebnissen führen.
                                                                  Anders ausgedrückt, bezeichnet ein Know-
Große Aufgaben brauchen starke Leader                             ledge Graph aufbereitete und aus verschiede-
„Wir brauchen eine neue Kultur und Bereitschaft zur Zusam-        nen Quellen zusammengestellte Suchergeb-
menarbeit“, appelliert Prof. Dr. Sommer. „Es gibt noch kein ge-   nisse zu bestimmten Themengebieten und
meinsames Verantwortungsbewusstsein für Datenqualität und         Orten.² Bei Google beispielsweise werden die
auch noch kein Konzept für eine effiziente Zusammenarbeit.        Informationen in einer Box neben den Such-
Leadership ist gefragt“. Denn bei allem Aktivismus sind Stan-     ergebnissen angezeigt. Für Bauhuber wäre
dards natürlich sinnvoll, sogar notwendig. So hat die DZT den     ein speziell für den Tourismus entwickelter
Lead in einem bundesweiten Open Data-Projekt übernommen.          Knowledge Graph ein wahres Geschenk,
Die Marketingorganisation ist in Deutschland bestens vernetzt,    weil er das Problem der fehlenden Schnitt-
hat aber gleichzeitig den Blick ins Ausland und Kontakt zu        stellen lösen kann. „Schnittstellen zwischen
globalen Plattformen. In den ersten Runden zum Projekt 2018       technischen Insellösungen sind teuer in der
und Anfang 2019 wurden gemeinsam mit der für den deutsch-         Erstellung und im Unterhalt. Ohne Schnitt-
sprachigen Raum gegründeten Arbeitsgruppe DACH-KG – KG            stellen wird aber der Datenaustausch er-
steht für Knowledge Graph (Erklärung siehe nachfolgender Ab-      schwert“, gibt Bauhuber zu bedenken. Er
satz) – und den Landesmarketingorganisationen strategische        zeigt sich euphorisch, dass ein touristischer
Ziele und Anforderungen definiert. „Im nächsten Schritt wird      Knowledge Graph durch einen gemeinsamen
mittels eines Audits ein Überblick über die in Deutschland        Datenstandard eine nahezu nahtlose und
vorliegenden touristischen Datenstandards und -strukturen         somit effiziente Zusammenarbeit schaffen
erfasst“, erklärt Hedorfer. Anfang des Jahres haben daher im      würde. Außerdem profitierten die Kunden,
Zuge dessen die by.TM und die vier bayerischen Regionalver-       da sie an allen Touchpoints relevante Daten
bände Auskunft über die von ihnen genutzten technischen           konsumieren könnten, fügt Bauhuber hinzu.
Systeme wie CMS, Datenbanksysteme touristischer System-           Hedorfer sieht dringenden Handlungsbedarf:
anbieter oder auch individuell erstellter Datenbanken gege-       „Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz, in
ben. Darüber hinaus existiert ein umfangreicher fachlicher        dem große digitale Plattformen die Markt-
Austausch zwischen der DZT-Initiative und der BayernCloud.        macht haben und sich Gewohnheiten von
„Dieses Dateninventar ist dann die Grundlage für das Konzept      Nutzern schnell und grundlegend verändern, >

                                                                                   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   7
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
DOSSIER

               > muss die Tourismusbranche in Deutschland              Content“ in die Runde. Schließlich gehe es nach Rogl primär
                  Boden gut machen.“ Im europäischen Ver-              darum, einen Mehrwert für Urlaubsgäste zu schaffen – und dazu
                  gleich liegt Deutschland bei Open Data laut          gehört seiner Meinung nach eben auch personalisiertes Wissen
                  dem „Open Data Maturity in Europe“-Report            wie beispielsweise der Geheimtipp: „Ein Insider-Tipp etwa ist nur
                  (Capgemini, 2018) auf Platz 17.                      so lange ein Insider-Tipp, wie er nicht öffentlich geteilt wird.“
                                                                       Auch exklusive Angebote, sagt Rogl, seien nur deshalb exklusiv,
                  Wettbewerbsfähigkeit des                             weil sie nicht mit der Masse geteilt würden. Das gälte nicht nur für
                  Tourismusstandorts Deutschland                       die analoge, sondern auch für die digitale Welt des Reisens. Denn
                  „Mit Open Data wird die Voraussetzung für            „Unique Content wirke sich positiv auf die Platzierung in den Er-
                  den digitalen Wandel in Richtung Künstliche          gebnissen aus“, so Rogl. Seiner Meinung nach mache Open Data
                  Intelligenz geschaffen“, ist sich Hedorfer sicher.   absolut Sinn, aber eben nicht für alles. „Ohne Frage sind viele
                  Um den Tourismusstandort Deutschland zu              Destinationen dafür prädestiniert, einen guten Teil ihrer Informa-
                  sichern, gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit zu        tionen ohne Hemmnisse (sprich: open) den globalen Plattformen
                  fördern und die Markenpräsenz des Reiselan-          zur Verfügung zu stellen. Doch die Grenze zum kontrollierten
                  des im In- und Ausland zu steigern. Auch für         Datenvertrieb muss jeder Datenlieferant für sich klar definieren.“
                  Bauhuber ist die Arbeit an einer Open Data-
                  Lösung alternativlos: „Wer in Zukunft noch eine      Auch Datenschutz ist selbstredend ein Thema: Vollumfäng-
                  Daseinsberechtigung haben will, muss seine           liche Offenheit bedeutet auch, dass es keine rechtlichen, tech-
                  Daten und Inhalte zum Kunden bringen.“ Und           nischen oder sonstigen Kontrollmechanismen gibt. Wie lassen
                  der Weg dorthin führt über eine offene Daten-        sich also beispielsweise Datenmissbrauch wie Veränderungen
                  bank, die relevante Kanäle speisen kann. Das         in Produktbeschreibungen oder entfremdete Fotos verhindern?
                  Argument der initial höheren Kosten für die          Wie werden Urheberrechte geschützt? Hedorfer beruhigt: „Das
                  Dateninventur, die Rechteklärung und für das         geistige Eigentum von Daten wird von unterschiedlichen Ge-
                  Datenmanagement entkräftet er: „Aus unserer          setzen national unterschiedlich geregelt.“ Für die digitale Welt
                  Sicht sind die Kosten nicht höher, nicht mal         wurden eigens aussagekräftige Lizenzen entwickelt, die die
                  kurzfristig. Mittel- und langfristig sind offene     Nutzungsbedingungen von Daten klären. Eine gängige Form
                  Daten volkswirtschaftlich sogar kostengünsti-        sind z. B. die sogenannten Creative Commons (Anm. d. Red.:
                  ger für das System Tourismus.“                       Näheres dazu im Artikel zum Thema Bildrechte ab S. 12). Rogl
                                                                       empfiehlt einen Blick auf andere Segmente in der Touristik:
                  Bleiben Geheimtipps und Datenschutz                  „Die Reiseveranstalter etwa haben die Fragen des Urheber-
                  auf der Strecke?                                     rechts und der Produkthaftung vor zwei Jahrzehnten mit einem
                  Im Zuge der geplanten Offenlegung sämtlicher         sehr komplexen Datenbanksystem gelöst, das auch seman-
                  Daten, z. B. von Veranstaltungen, Öffnungszei-       tische Suchen ermöglicht.“ Natürlich sollte man seine Daten
                  ten, Wegsperrungen, Unterkünften, im großen          nur öffnen, wenn die entsprechenden Rechte vorliegen. Weil
                  Stil gibt es verständlicherweise kontroverse         Lizenzklärung einige Zeit erfordert bzw. durch wechselndes
                  Meinungen. Auch Rogl stellt kritische Fragen         Bildmaterial nie vollumfänglich und gleichzeitig alle Lizenzen
                  und plädiert generell dafür, bei aller digitaler     für alle Fotos und Texte vorliegen werden, wird man nie von al-
                  Initiative im Hype um Open Data und künstliche       len Daten sprechen. „Wir sind überzeugt, dass kein Akteur von
                  Intelligenz die Ruhe zu bewahren und den He-         Beginn an 100 % seiner Daten öffnen kann. Deshalb wird es
                  rausforderungen kritisch und wohlüberlegt zu         immer ein Teil der Daten sein – bei einem mehr, beim anderen
                  begegnen: „Es mag Zeit zum Handeln sein, aber        weniger.“ So beschreibt Bauhuber die Situation. Aber schon
                  bitte frei von Panik.“ Er bezieht sich dabei vor     einen kleinen Teil der Daten zugänglich zu machen, wäre ein
                  allem auf den Umgang mit den globalen Playern        großer Schritt für die Tourismusbranche.
                  wie Google oder Amazon und Sprachassisten-
                  ten. Künstliche Intelligenz sei längst im World      Weitere Informationen zum Projekt unter:
                  Wide Web und würde sich auch weiter etablie-         www.bayerncloud.digital
                  ren – unabhängig davon, welche Bemühungen
                  die Tourismusbranche anstellt. Deshalb mahnt
                  er bei aller Aktivität zur Besonnenheit – und        Quellen:

                  wirft in der großen Open Data-Diskussion den         * Jörn von Lucke, Christian Geiger: Open Government Data (Frei verfügbare Daten des öffentlichen
                                                                       Sektors). Hrsg.: zeppelin university. Friedrichshafen 3. Dezember 2010 (zu.de [PDF]).
                  im Eifer des Gefechts oft vergessenen „Unique        ² https://de.ryte.com/wiki/Knowledge_Graph

8   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
GASTBEITRAG

                                                                      DIGITALISIERUNG

              ÜBER DIE CHANCEN
                VON OPEN DATA
                 IM TOURISMUS
                                                                   Ein Gastbeitrag von
                                                       Staatsminister Hubert Aiwanger

          D
                 er Bayerntourismus        einer Reise im Blick haben, also die gesamte     Chancen überwiegen, dass die Nachteile
                 bricht einen Rekord       „Customer Journey“. In jedem Stadium eines       und Risiken in den Griff zu bekommen sind.
                 nach dem anderen.         Urlaubs finden bei allen betroffenen Akteu-      Es geht nicht um Daten mit Kundenbezug.
          Dennoch bin ich überzeugt,       ren – dazu zählen auch und nicht zuletzt         Niemand will Kundendaten öffnen. Open Data
          dass er noch weit mehr           die Kommunen – vielfältige Informations-,        im Tourismus fokussiert sich auf entpersona-
          Potenzial hat. Dieses aus-       Kommunikations- und Vertragsprozesse statt,      lisierte Marketing-Daten, das sind etwa Points
          zuschöpfen, ist und bleibt       die sich im Zuge der Digitalisierung teilweise   of Interest, Veranstaltungen und Tourendaten
          unser Ziel. Wir schaffen die     massiv verändert haben oder noch verän-          genau wie Bilder, Videos und beschreibende
          Rahmenbedingungen, damit         dern. Nur, wer diese Prozesse versteht, kann     Texte. Wäre es nicht schön, wenn bei der
          es auch zukünftig erfolg-        sie zu seinen Gunsten beeinflussen.              Buchung der Reise oder sogar schon davor, in
          reich weitergeht. Denn: Das                                                       der Inspirationsphase, alle interessanten und
          bayerische Gastgewerbe ist       Eines der zentralen Themen der neuen Tou-        relevanten Informationen zur Urlaubsregion,
          in Bayern mit rund 40.000        rismusabteilung in meinem Haus ist deshalb       ihren Angeboten und Einrichtungen an einem
          Betrieben und 10.000 Aus-        die Digitalisierung. Auf Basis der Strategie     Ort zur Verfügung stünden?
          zubildenden ein wichtiger        „Bayern Digital“ werden die touristischen
          Wirtschaftsfaktor – eine Leit-   Akteure im Bereich Digitalisierung unter-        Wir sollten sicherstellen, dass unsere touris-
          ökonomie.                        stützt. Wir bieten zahlreiche Aktivitäten und    musrelevanten Daten verstanden werden.
                                           Informationen. Eine davon ist die Bayern-        Wenn wir es gemeinsam schaffen, eine
          Der Megatrend der Digitali-      Cloud für digitale Tourismusdienste: Zusam-      einheitliche Sprache zu entwickeln, eine
          sierung wirkt sich auf eine      men mit der Allgäu GmbH, Unternehmen und         für alle gültige Logik zu erarbeiten, wie wir
          Vielzahl von Wirtschafts- und    der Hochschule Kempten wurde eine For-           Daten verknüpfen, erleichtern wir es anderen
          Lebensbereichen aus. Auch        schungs- und Entwicklungsinitiative für eine     Akteuren, Daten zu interpretieren – das wäre
          der Tourismussektor hat sich     BayernCloud im Tourismus gestartet, mit          das Ende der leidigen Schnittstellen-Thema-
          dadurch in den letzten Jah-      der Open-Data Konzepte für den Tourismus         tik! Dann fallen die technischen Barrieren
          ren tiefgreifend gewandelt:      zunächst entwickelt und erprobt werden, um       und der Wert der Daten steigt. Schlussend-
          Digitale Technologien sind       sie später bayernweit verfügbar zu machen.       lich werden mehr Gäste auf Bayerns erstklas-
          für Gäste, Mitarbeiter und       Dadurch werden innovative App-Lösungen           sige Angebote und Services aufmerksam.
          Unternehmen schon bei der        und Besucherlenkung möglich, beispielswei-
          Planung und Buchung der          se durch die Auswertung der momentanen           Bei Open Data geht es vor allem darum, zu-
          Reise, während des Urlaubs       Auslastung von Sehenswürdigkeiten, Ver-          nächst einmal den Kontakt herzustellen – die
          vor Ort, aber auch für die       anstaltungskalender, Schneeberichte oder         Kundenbindung muss dann aus dem persön-
          Rückreise und die Bewer-         lokalen Wetterdaten – in Echtzeit.               lichen Kontakt erfolgen. Das sollte dann mit
          tung des Urlaubs relevant.                                                        der schon sprichwörtlichen bayerischen Gast-
© StMWi

          Deshalb sollte ein strategi-     Open Data – also frei zugängliche Daten – ha-    freundschaft und dem persönlichen Engage-
          sches Vorgehen in Bezug auf      ben Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken.     ment unserer erfolgreichen Tourismusunter-
          den Tourismus alle Aspekte       Ich bin aber überzeugt, dass die Vorteile und    nehmen kein Problem mehr sein.

                                                                                             DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   9
Open Data im Tourismus S. 4 - DOSSIER
© Sixt

                                                       Nico Gabriel zeichnet seit
                                                       1. Juni 2018 für den Bereich
                                                       SIXT X verantwortlich und
                                                       steuert damit abteilungs-
                                                       übergreifend sämtliche
                                                       New Mobility-Themen im
                                                       Sixt-Konzern. Im Vorder-
                                                       grund steht dabei zunächst
                                                       vor allem die Digitalisierung
                                                       des Autovermietprozesses
                                                       als Voraussetzung für die
                                                       geplante integrierte Mobili-
                                                       tätsplattform, auf der die
                                                       Sixt-Produktwelt aus einer
                                                       Hand angeboten wird.

10   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
NACHGEFRAGT

                                              VERNETZT UND ZUKUNFTSFÄHIG –
                                              EIN GESPRÄCH ZUM THEMA OPEN DATA MIT
                                              NICO GABRIEL, BEREICHSVORSTAND SIXT X

K
        aum ein Thema wird          nymisiert in Zukunft genutzt      Datenpools von Städten              wird. Denn auch im reinen
        derzeit kontroverser dis-   werden können. Zudem nutzen       wären hilfreich, um das An-         Convenient-Bereich liefert
        kutiert als Open Data.      wir in verschiedenen Bereichen    gebot der Zukunft noch kun-         Open Data wichtige Antworten
Frei zugängliche Daten bergen       Open Data zur Anreicherung        denzentrierter und attrak-          auf zahlreiche Fragestellungen.
große Potenziale, bieten sie        unserer Datenpools, um so         tiver zu gestalten – welche         Wo befindet sich der nächste
doch in vielen Bereichen einen      unsere Angebote und Services      werden ggf. schon genutzt?          freie Parkplatz? Wo steht die
enormen Nutzen: in der Wis-         weiter zu verbessern.             Wir sind mit unserem integ-         nächste freie Ladestation für
senschaft zum Beispiel, für den                                       rierten Angebot bestehend aus       mein Elektrofahrzeug?
Journalismus, in unterschied-       Und mit Blick auf die Zu-         unseren Kernprodukten SIXT
lichen Wirtschaftszweigen wie       kunft? Wird sich die Mobili-      rent (Autovermietung), SIXT         Welchen Mehrwert könn-
dem Tourismus oder der Mo-          tät aufgrund von Open Data        share (Shared Mobilitätsdiens-      ten Open Data-Ansätze im
bilitätsbranche. Kein Wunder        verändern?                        te) und SIXT ride (Taxi- und        Tourismus (Veranstaltun-
also, dass in den letzten Jahren    Open Data wird eine entschei-     Fahrdienste) bereits in einigen     gen, Unterkünfte, POIs etc.)
zahlreiche Initiativen und          dende Rolle für die Mobilität     Metropolregionen und Bal-           für die Mobilitätsbranche
Kooperationen auf nationaler        der Zukunft spielen. Zum einen    lungszentren vertreten und          haben? Könnten touristische
wie europäischer Ebene auf          aus regulatorischer Sicht,        bieten unseren Kunden über          Daten das Ökosystem ihrer
den Weg gebracht wurden, mit        d.h. Städte erhalten Zugang       unsere SIXT App individuelle        Kunden zum Beispiel in ihrer
dem Ziel die unterschiedlichen      zu Daten, um Verkehrsströme       Mobilität aus einer Hand. Open      App bereichern? Wenn ja, in
Player möglichst gut mitein-        besser verstehen und steuern      Data kann uns unterstützen,         welcher Form?
ander zu vernetzen. Und um          zu können. Auf Basis dieser       unser Angebot noch attrak-          Wie gesagt, die Einbindung
eine einheitliche Datenbasis        Erkenntnisse könnten dann         tiver zu machen z. B. durch         öffentlich verfügbarer Daten in
zu generieren. Im Gespräch          beispielsweise finanzielle An-    die Nutzung von Daten über          Kombination mit den vorhan-
erklärt Nico Gabriel, Bereichs-     reizsysteme entwickelt werden,    freie verfügbare Parkplätze,        denen Daten wird in Zukunft
vorstand SIXT X, welche Rolle       um den Verkehrsfluss effizien-    Staus, aktuelle Abfahrts- und       ein entscheidendes Differen-
das Thema Open Data für das         ter zu gestalten. Zum anderen     Ankunftsinformationen des           zierungsmerkmal für Mobili-
Unternehmen spielt und in der       wird Open Data bestehenden        ÖPNV, Ampelschaltungen              tätsdienstleistungen werden.
Mobilität der Zukunft einneh-       Anbietern die Möglichkeit ge-     u.v.m. Aktuell gibt es allerdings   Gerade im Veranstaltungs-
men wird.                           ben, ihre Angebote noch besser    noch sehr wenige offene Daten-      bereich bieten offene Daten
                                    auf Kundenbedürfnisse abzu-       töpfe, die nutzbare Daten zur       einen sehr großen Mehrwert:
Herr Gabriel, in welchen            stimmen. Gleichzeitig eröffnet    Verfügung stellen.                  Beispielsweise könnten die
Bereichen spielt das Thema          es Chancen für neue Player, auf                                       Informationen helfen, be-
Open Data bei SIXT eine             Basis von Open Data inno-         Sind in diesem Zusammen-            stimmte Änderungen in den
Rolle?                              vative Geschäftsmodelle zu        hang fehlende oder unzurei-         Verkehrsströmen bei Großver-
Aktuell spielen Open Data bei       entwickeln. Mobilität muss in     chend erschlossene offene           anstaltungen festzustellen, die
SIXT noch keine große Rolle.        Zukunft integrativ organisiert    Datenpools ein Innovations-         wir dann beim Vorschlag der
Prinzipiell halten wir uns na-      sein. Das bedeutet, dass alle     hemmnis für SIXT?                   jeweiligen Mobilitätslösung
türlich im Rahmen der Daten-        Marktteilnehmer Daten zur         Mit der zunehmenden Digita-         für unsere Kunden berücksich-
schutzgrundverordnung an            Verfügung stellen müssen, um      lisierung von Verwaltungen          tigen können. Darüber wäre
den Grundsatz, nur relevante        sicherzustellen, dass Kunden      sowie Behörden wird sich das        es möglich, mit Hilfe offener
persönliche Daten vorwiegend        ohne Medienbrüche zwischen        Thema sicher verändern. Ein         Daten intermodale Angebote
verschlüsselt zu speichern und      den einzelnen Angeboten           Innovationshemmnis würde            zu generieren, indem man z. B.
sensibel zu verarbeiten. Mit der    wechseln können.                  ich die aktuelle Situation nicht    beim Routing Echtzeitdaten
zunehmenden Digitalisierung                                           nennen. Aber es kann mit gro-       des ÖPNV einbezieht.
unserer Angebote und Fahr-          SIXT ist digitaler Mobili-        ßer Wahrscheinlichkeit vorher-
zeugflotten erfassen wir jedoch     tätsdienstleister in den          gesagt werden, dass sich die        Vielen Dank, Nico Gabriel
auch nicht personenbezogene         Metropolregionen wie z.B.         Nutzung von Daten positiv auf
Daten, die aggregiert und ano-      München. Welche offenen           das Kundenerlebnis auswirken

                                                                                         DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   11
PRAXIS

                   CONTENT FÜR ALLE

                   URHEBERRECHTE,
                   NUTZUNGSLIZENZEN
                   UND OPEN DATA
                   Open Data lautet auch im Tourismus die Devise, wenn es um Zukunft und Digitalisierung
                   geht. Ziel ist es, sämtlichen touristischen Akteuren Zugang zu offenem, strukturierten Content
                   zu verschaffen. Relevante Informationen sollen Branchen übergreifend verfügbar werden, um
                   mittelfristig den digitalen Wandel Richtung künstliche Intelligenz zu vollziehen. Offene Daten
                   bedeuten aber auch, dass es kaum rechtliche, technische oder sonstige Kontrollmechanismen gibt.
                   Doch Bild- und Textmaterial ist sensible Ware, schließlich steht hinter jedem Werk ein Urheber mit
                   weitreichenden Rechten. Und auch die Rechte von abgebildeten Personen auf Fotos müssen
                   gewahrt werden. Ein Überblick, was es über das geistige Eigentum Bild und Text zu wissen und
                   beachten gilt.

                                      W
                                                 erden Fotos oder Texte über Open        machen, welche Daten er für welche Verwen-
                                                 Data jedem ohne weitere Einschrän-      dung zur Verfügung stellen möchte.
                                                 kungen zur Verfügung gestellt, sehen
                                      sich sämtliche Beteiligten mit Urheberrechts-      Nur, wenn Content mit klar geregelten Rechten
                                      fragen in einer neuen Dimension konfrontiert.      als Open Data vorliegt, funktioniert das digitale
                                      Nicht zuletzt, weil die als Open Data vorliegen-   offene System sinnvoll und bringt Synergien. In
                                      den Fotos oder Videos, Textausschnitte oder Zi-    der touristischen Praxis müssen also in einem
                                      tate in einem ganz anderen als dem ursprüng-       ersten Schritt vorhandene Bild- und Text-
                                      lichen Kontext genutzt werden können. Aus          archive auf die vorliegenden Nutzungsrechte
                                      diesem Grund müssen sich Destinationen und         überprüft werden. Im Rahmen dieser systema-
                                      Vermarktungsorganisationen (Lizenznehmer),         tischen und allumfassenden Dateninventur gilt
                                      aber auch Fotografen und Autoren (Lizenzge-        es zu klären, welche Art der Verwendung für
                                      ber) mit ihren Rechten und ihren Bedürfnissen,     bestehende Inhalte möglich ist. Je nach Bedarf
                                      aber auch mit denen von abgebildeten Perso-        müssen Verträge und Vereinbarungen mit Foto-
                                      nen konkret und stichhaltig auseinanderset-        grafen und Dienstleistern angepasst und für
                                      zen. Jeder Akteur muss sich im Vorfeld bewusst     die Zukunft neu ausgehandelt werden.

12   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
PRAXIS

                                                                                                                                    DAS RECHT
                                                                                                                               AM EIGENEN BILD:
                                                                                                                         Solange das Bild öffentliche
                                                                                                                         Gebäude oder Landschaften
                                                                                                                            zeigt oder es sich um ein
                                                                                                                         Bildnis aus dem Bereich der
                                                                                                                        Zeitgeschichte handelt, ist der
                                                                                                                         Nutzer des Bildmaterials auf
                                                                                                                                 der sicheren Seite.
                                                                                                                          Die Rechtslage ändert sich,
                                                                                                                          sobald die Aufnahme nicht
                                                                                                                         von allgemein zugänglichen
                                                                                                                         Orten angefertigt wurde oder
                                                                                                                             auf dem Foto Menschen
                                                                                                                          erkennbar abgebildet sind.
                                                                                                                        Das Recht am eigenen Bild ist
                                                                                                                        ein Grundrecht, da das eigene
                                                                                                                         Bild als Teil der eigenen Per-
                                                                                                                           sönlichkeit gewertet wird.
                                                                                                                                In Ausnahmefällen
                                                                                                                            tritt es zurück, wenn bei-
                                                                                                                         spielsweise die Person nicht
                                                                                                                            eindeutig identifizierbar
                                                                                                                              ist oder es sich um die
                      Aber wer hat eigentlich welche Rechte?          geboren wurde. Das gilt für Bilder ebenso wie      Abbildung von Versammlun-
                      Wer ein Motiv mit dem Handy oder Fotoappa-      für Texte. Dieses Urheberrecht besteht auf Le-    gen, Aufzügen und ähnlichen
                      rat für die Ewigkeit einfängt, wird im Moment   benszeit und innerhalb der EU sogar 70 Jahre              Vorgängen handelt.
                      des Auslösens zum Urheber und Eigentü-          darüber hinaus (§ 64 ff. UrhG) und kann nicht            Empfehlenswert für
                      mer eines Werkes. Es liegt in der Natur der     an Dritte übertragen werden – auch nicht,           Tourismus-Motive ist es in
                      Sache, dass Schöpfer und Werk – auch im         wenn der Urheber seinen Verzicht erklärt.           der Regel, Einheimische als
                      juristischen Sinne – von dieser Sekunde an      Aber er kann Nutzungsrechte an seinem Werk         Models zu fotografieren, die
                      untrennbar miteinander verbunden sind.          einräumen und dafür eine angemessene Ver-             mit einer offenen Lizenz
                      Das Urheberrecht zielt darauf ab, die Rechte    gütung beanspruchen. Die juristisch korrekte             einverstanden sind.
                      an dem Werk, also an der eigenen, persön-       Bezeichnung lautet übrigens „Nutzungs-              Es ist in jedem Fall ratsam,
                      lich-geistigen Schöpfung zu schützen. Dabei     rechtseinräumung“, die immer schriftlich          sich das (idealerweise) schrift-
                      geht es nicht um die Idee, sondern um das       in einem Vertrag festgehalten werden sollte.          liche Einverständnis der
                      tatsächlich entstandene Werk, das weder         Wichtig dabei ist, die geplanten Nutzungsar-         Abgebildeten einzuholen.
© fotolia – fotomek

                      durch eine Maschine oder einen Automatis-       ten eindeutig zu benennen, da im Zweifelsfall
                      mus, sondern durch die menschlichen Sinne       das Nutzungsrecht beim Urheber verbleibt. >
                      und den erkennbaren Willen des Schöpfers

                                                                                                       DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   13
PRAXIS

                                   > Orientierungshilfe im Bildrechte-Dschungel                             Musikstücke, Videos usw. einräumen und freie
     NAMENSNENNUNG:                   Unter vielen anderen ist „Creative Commons“                           Inhalte generieren. Die CC-Lizenzen decken mit
   Das Urheberrecht impli-            eine aus den USA stammende gemeinnützi-                               verschiedenen Modulen unterschiedlichste Be-
 ziert, dass der Fotograf oder        ge Organisation, die sich auf digitale Inhalte                        dürfnisse ab, haben aber auch viel gemeinsam:
   Autor einen gesetzlichen           spezialisiert hat. Die Organisation hat sich die                      So hilft jedes Modell dem Urheber, sein Recht
 Anspruch auf Angabe seines           Entwicklung von Standard-Lizenzverträgen auf                          zu schützen und erlaubt gleichzeitig, das Werk
 Namens zu seinem Foto hat.           die Fahnen geschrieben, die die Arbeit mit dem                        zu teilen, zu verbreiten oder zu kopieren.
   Er kann auf das Namens-            digitalen kreativen „Gemeingut“, wie der Name
 nennungsrecht verzichten,            impliziert, vereinfacht und im Rahmen des                             Wird neuer Content angeschafft, sollten Desti-
    das aber auch jederzeit           Urheberrechts Rechtssicherheit hinsichtlich                           nationen und Organisationen, also Lizenzneh-
  widerrufen. Deshalb muss            der Inhalte gewährt, die einer Creative-Com-                          mer, darauf achten, dass mindestens eine CC-
  der Nutzer des Fotos oder           mons-Lizenz (CC-Lizenz) unterliegen oder                              BY-, idealerweise eine CC-Zero-Lizenz vorliegt
 Texts immer eine ausdrück-           gemeinfrei sind. Mit einer standardisierten                           (siehe Grafik). Andernfalls fällt das Spektrum
   liche Erlaubnis für jeden          Methode können Lizenzgeber auf einfache                               der Nutzung der Bilder und Informationen für
      Einzelfall einholen.            Weise Nutzungsrechte für ihre Texte, Bilder,                          den Lizenznehmer deutlich geringer aus.

                       Rechte

                                            CC       – Zero                                    →   Verzicht auf alle urheberrechtlichen und verwandten
                                                                                                   Schutzrechte (Zero = kein Copyright)
          teilen,
        bearbeiten
         und kom-
         merzielle                                                                                 Diese Lizenz erlaubt Dritten, ein Werk zu verbreiten, zu
         Nutzung                            CC       – BY                                      →   remixen, zu verbessern und darauf aufzubauen, auch kom-
                                                                                                   merziell, solange der Urheber des Originals genannt wird.
          erlaubt                                                                                  (BY = Namensnennung/“attribution“)

                                                                                                   Diese Lizenz erlaubt es Dritten, ein Werk zu verbreiten,
                                                                                                   zu remixen, zu verbessern und darauf aufzubauen, auch
                                            CC       – BY            –      SA                 →   kommerziell, solange der Urheber des Originals genannt
                                                                                                   wird und die auf seinem Werk basierenden neuen Werke
                                                                                                   unter denselben Bedingungen veröffentlicht werden. (SA =
                                                                                                   Weitergabe unter gleichen Bedingungen/“share alike“)

             teilen und
             bearbeiten
                                            CC       – BY            –      NC                 →   wie CC – BY; zusätzlich mit der Einschränkung „nicht
                                                                                                   kommerziell“ (NC = “non commercial“)
               erlaubt

                                            CC       – BY            –      NC – SA            →   wie CC – BY – SA – zusätzlich mit der Einschränkung „nicht
                                                                                                   kommerziell“

                                                                                                   Diese Lizenz erlaubt Dritten die Weiterverbreitung des Wer-
                         nur
                        teilen
                                            CC       – BY            – ND                      →   kes, kommerziell wie nicht-kommerziell, solange dies ohne
                                                                                                   Veränderungen und vollständig geschieht und der Urheber
                                                                                                   genannt wird. (ND = keine Bearbeitung/“no derivates“)
                       erlaubt

                                            CC       – BY            –      NC – ND            →   wie CC – BY – ND; zusätzlich mit der Einschränkung „nicht
                                                                                                   kommerziell“

                                      DIE CREATIVE-COMMONS-LIZENZEN IM ÜBERBLICK
                                      Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons

14   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
PRAXIS

                                                     EXKURS:

                                                     DSGVO & BILDRECHTE
                                                     Die neue Datenschutz-Grundver-                                      dies nicht dem „journalistischen Be-
                                                     ordnung (DSGVO) der EU regelt seit                                  reich“ unterfällt? Bei solchen Abbil-
                                                     dem 25.05.2018 die automatisierte                                   dungen von Personen spricht vieles
Kaufen, ohne zu kaufen                               Verarbeitung personenbezogener                                      dafür, dass insoweit allein die Vor-
Es können aber auch Inhalte für Open Data            Daten durch natürliche Personen,                                    gaben der DSGVO zu beachten sind
geöffnet werden, die nicht standardmäßig nach        Unternehmen und Organisationen                                      und die Bildnisse daher nur dann
Creative Commons lizensiert sind. Auch in sol-       in der EU. Die Verordnung gilt nur,                                 veröffentlicht werden dürfen, wenn
chen Fällen ist es allerdings ratsam, sich genau     wenn die Datenverarbeitung einen                                    eine datenschutzrechtliche Grundla-
mit der gekauften Lizenz auseinanderzusetzen,        Bezug zu einer beruflichen oder                                     ge existiert. So ist eine Verbreitung
da die Weiterverwendung möglicherweise               wirtschaftlichen Tätigkeit aufweist.                                von digitalen Personenbildern bei-
nicht oder nur in bestimmtem Rahmen unter            Einerseits soll mit der DSGVO der                                   spielsweise zulässig, sofern dies zur
gewissen Bedingungen erlaubt ist. Bildagentu-        Schutz personenbezogener Daten                                      Erfüllung eines Vertrages mit einem
ren arbeiten in der Regel eigene, individuelle       sichergestellt, also Bürgern die Kont-                              Model erforderlich ist – wobei hier
Lizenzbedingungen für ihre Daten aus.                rolle über ihre Daten zurückgegeben                                 ratsam ist, anstelle der Einholung
                                                     werden – andererseits soll aber auch                                einer Einwilligung einen „Model-Re-
Ein klassisches Lizenzmodell ist die sogenann-       der freie Datenverkehr innerhalb des                                lease-Vertrag“ abzuschließen. Denn
te Rights-Managed-Lizenz (RM-Lizenz), deren          Europäischen Binnenmarktes ge-                                      ein solcher Vertrag ist anders als
Preis sich nach der Art der Verwendung, vor al-      regelt werden. Vor Inkrafttreten der                                die Einwilligungserklärung – nicht
lem aber nach dem Nutzungsumfang richtet. Je         DSGVO regelte der jeweilige natio-                                  jederzeit widerrufbar und eröffnet
größer der ausfällt, desto teurer ist die Lizenz.    nale Gesetzgeber sämtliche Fragen                                   somit die Möglichkeit, die Aufnah-
Die RM-Lizenz legt fest, wo, wann, wie lange         zur Zulässigkeit der Veröffentlichung                               men dauerhaft zu verbreiten.
und in welcher Form und Größe ein Foto ver-          und Verbreitung von Foto- oder
wendet werden darf. Vorteil dieser lizenzpflich-     Videoaufnahmen. Da solche Aufnah-                                   Alternativ kann bei der betroffenen
tigen Bilder ist, dass sie in der Regel professio-   men nunmehr dem Schutzbereich                                       Person eine datenschutzrechtliche
nell produziert wurden und eine entsprechend         der vorrangig anwendbaren DSGVO                                     Einwilligung in die Veröffentlichung
höhere Qualität haben. Außerdem sind die             unterfallen, stellt sich die Frage, ob                              ihrer Abbildung eingeholt werden,
Fotos besonders wertvoll für Unternehmen, die        die nationalen Regelungen weiter-                                   doch Vorsicht: diese kann von der
sich mit unverwechselbaren Motiven von der           hin Anwendung finden können. Das                                    einwilligenden Person jederzeit
Konkurrenz abheben möchten, da ein exklusi-          Kunsturhebergesetz (KUG) soll für                                   widerrufen werden. Im Einzelfall
ves Nutzungsrecht erworben werden kann.              Datenverarbeitungen zu „journalis-                                  kann die Veröffentlichung einer
                                                     tischen Zwecken“, die regelmäßig                                    Aufnahme auch auf ein überwie-
Ein weiteres gängiges Lizenzmodell nennt sich        von der institutionalisierten Presse                                gendes „berechtigtes Interesse“ des
Royalty Free (RF). Im Deutschen spricht man          und dem Rundfunk vorgenommen                                        Verantwortlichen gestützt werden.
von lizenzfreien Bildern – und führt damit           werden, nach derzeitiger Ansicht                                    Ob ein überwiegendes „berechtigtes
begrifflich leicht in die Irre. Denn die Kategorie   der deutschen Rechtsprechung                                        Interesse“ vorliegt, ist im Rahmen
bezeichnet nicht die freie Nutzung der Fotos         anwendbar bleiben. Solche Fotoauf-                                  einer Interessenabwägung zu ermit-
ohne Bezahlung und Beschränkung. Vielmehr            nahmen dürfen also im Sinne der                                     teln. Hierbei ist in besonderem Maße
bedeutet RF, dass Nutzer mit einer Einmalzah-        Meinungsäußerungs-, Informations-                                   zu berücksichtigen, ob die abgebil-
lung eine breitere Palette an Verwendungsmög-        und Pressefreiheit weiterhin unter                                  dete Person mit der konkreten Ver-
lichkeiten erwerben.                                 Beachtung der Rechte der Abgebil-                                   öffentlichung der Aufnahme rechnen
                                                     deten verbreitet werden.                                            konnte. Durch möglichst transparen-
Diese sogenannten lizenzfreien Fotos sind wie-                                                                           te und deutliche Informationen sollte
derum nicht zu verwechseln mit Fotos mit einer       Was ist aber, wenn ein Verein,                                      daher klar kommuniziert werden, wie
freien Lizenz, die nämlich tatsächlich kosten-       eine Organisation oder ein Unter-                                   die Aufnahmen verwendet werden.
frei zu haben sind. Aber auch Bildmaterial „for      nehmen beispielsweise Fotos von                                     Zudem müssen die datenschutz-
free“ unterliegt Nutzungsrechten und -regeln,        einer Veranstaltung oder werbliche                                  rechtlichen Informationspflichten
die sich meist im Kleingedruckten befinden           Bilder veröffentlichen möchte, und                                  erfüllt werden.
und nicht übersehen werden dürfen. Ebenso
                                                     Quellen: https://ec.europa.eu/info/law/law-topic/data-protection/reform/what-does-general-data-protection-regulation-gdpr-govern_de;
bedürfen Weiterlizensierungen der Zustim-            https://de.wikipedia.org/wiki/Datenschutz-Grundverordnung#Bereiche_der_Neuregelung; https://www.silicon.de/blog/big-da-
                                                     ta-und-dsgvo-so-setzen-sie-die-gesetzlichen-regelungen-mit-offenen-technologien-um; https://www.datenschutzbeauftragter-info.de/
mung des Urhebers.                                   veroeffentlichung-von-fotos-was-aendert-sich-mit-der-dsgvo/

                                                                                                            DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH                                 15
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                                                       NEUES BILDARCHIV

                           EFFIZIENT
                        UND FUNKTIONAL

                                                       Benutzerfreundlich und übersichtlich, visuell ansprechend und mit allen
                                                       Infos auf einen Blick – die neue Bilddatenbank ist online. Die by.TM bietet
                                                       ihren Partnern mit dem neuen Tool einen verbesserten Service, mit dem
                                                       die Suche nach geeignetem Material schneller von der Hand geht und
                                                       eigene Bilder beispielsweise für Marketingmaßnahmen umgehend und
                                                       zielgerichtet zur Verfügung gestellt werden können.

                                     B
                                             ilder sagen mehr als tausend Worte und   einflussen. Nicht nur deshalb ist eine benut-
                                             sind deshalb aus der täglichen Arbeit    zerfreundliche Bilddatenbank die halbe Miete
                                             der by.TM und ihrer Partner nicht mehr   im täglichen Workflow.
                                      wegzudenken. Dabei gilt: je ausdrucksstärker
                                      die visuellen Inhalte sind, umso mehr Auf-      Um die Arbeit mit der Online-Datenbank
                                      merksamkeit generieren sie nachweislich.        bilder.bayern.by noch effizienter zu gestal-
                                      Wer mit den richtigen Eyecatchern überzeugt,    ten, kommt das Archiv nach einem gründ-
                                      kann die Urlaubsentscheidung maßgeblich be-     lichen Facelift und in Anlehnung an den

16   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
DA.BY

gesamten Online-Auftritt jetzt noch moderner
daher. „Unser neues Bildarchiv ist intuitiv
zu bedienen. Eine klare Struktur und große
Vorschaubilder erleichtern die Übersicht
deutlich. Denn alle wichtigen Bildinforma-
tionen sind auf einen Blick klar ersichtlich“,   Mehrwert für die Partner der by.TM. Denn ab
erklärt Barbara Radomski, Geschäftsfüh-          sofort können diese eigenständig genau die
rerin der by.TM. Angaben wie Dateigröße,         Fotos ins Archiv stellen, die die by.TM generell
Format, Copyright, die Nutzung für Social        nutzen darf. So entfällt die Bildabfrage für
Media sowie die Erlaubnis zur Weitergabe         jede einzelne Marketingaktion. Vor allem bei
an Dritte finden sich im neuen Design direkt     kurzfristigen Maßnahmen wie der Social Me-
unter den Fotos. Farbige Rahmen geben die        dia- oder Pressearbeit ermöglicht der erleich-
richtige Orientierung, in welchem Kontext die    terte Prozess Partnern auch ad hoc eine Parti-
Bilder genutzt werden dürfen – entweder im       zipation. Alle Nutzer haben ständig Zugriff auf
gesamtbayerischen Kontext oder nur in Ver-       den bei der by.TM hinterlegten Bilderpool, der
bindung mit dem Bildeigner. Die Bildsuche        so jederzeit aktualisiert und optimiert werden
funktioniert selbsterklärend über Schlagwör-     kann. Sollen beispielsweise die Schlagwörter
ter oder vorgegebene Kategorien, die sich an     für eine effizientere Suche angepasst werden
den Urlaubsthemen orientieren.                   oder muss eine Angabe im Copyright ergänzt
                                                 werden – sämtliche Änderungen sind im Nu
Drei Bereiche für unterschiedliche               erledigt. Auch die Entscheidung, ob die Bilder
Bedürfnisse                                      nur durch die by.TM verwendet werden dürfen
Insgesamt stehen drei Archive zur Verfügung.     oder zusätzlich der Öffentlichkeit zur Ver-
Im öffentlich zugänglichen Bereich haben         fügung stehen sollen, liegt in der Hand derer,
User ohne Login die Möglichkeit, eine große      die die Bilder hochladen. Damit schafft die
Auswahl an Bildern zu sichten und diese          by.TM für alle Nutzer mehr Klarheit hinsicht-
herunterzuladen. Das Presse-Archiv mit Log-      lich Verwendung und rechtlicher Angaben für
in-Funktion ist auf den journalistischen Be-     jedes Bild.
darf ausgerichtet. Für die Partner der by.TM,
für Kommunen und ministerielle Institutio-       Eine gemeinsame (Bild-)Sprache sprechen
nen, Marketingorganisationen und alle weite-     Im Sinne des einheitlichen Bayern-Bildes
ren touristischen Leistungsträger gibt es ein    kuratiert die by.TM die Bilder, die die Partner
eigenes Archiv. Nach Eingabe des Passworts       der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, nach
öffnet sich dem Nutzer ein umfangreicher         den eigenen Gesichtspunkten der Bildsprache.
Bildbestand aus den Shootings der by.TM,         Dazu gehört auch die Botschaft, die das Foto
dem Portfolio ihrer Partner und touristi-        transportieren soll. Barbara Radomski führt
scher Branchenverbände, die für die eigene       aus: „Wichtig ist, dass die Bilder eine Ge-                  WEGWEISER:
Marketingarbeit genutzt werden können. So        schichte erzählen und Lust auf einen Urlaub            Anleitungen zur Nutzung
gewährleistet die by.TM eine umfassende          im Freistaat machen. Eine redaktionelle                des Bildarchivs und den
und (budget-)unabhängige Unterstützung für       und authentische Darstellung steht über der           Partner-Uploads sowie der
verschiedene Akteure und Bereiche. Gleich-       Inszenierung einer perfekten Werbewelt.“              Styleguide zur Bildsprache
zeitig garantiert die neue Online-Datenbank      Deshalb stehen spontane Schnappschüsse mit            der by.TM finden sich unter
als zentraler Content Hub ein einheitliches      echten Emotionen, die von landschaftlichen                dem Reiter Hilfe auf
Bayernbild nach außen.                           Highlights umrahmt werden, hoch im Kurs.                www.bilder.bayern.by
                                                 Um den modernen Charakter im Freistaat zu
Partner-Upload bringt mehr Flexibilität          vermitteln, sollte übrigens kein Bild älter als
Die neue Upload-Funktion bringt einen klaren     fünf Jahre sein.

                                                                                    DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   17
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                                                                 REISEN FÜR ALLE

                          GRENZENLOSE
                             OUTDOOR-
                            ERLEBNISSE
                  Das Campen erfreut sich immer größerer Beliebtheit und das
                  Thema Barrierefreiheit wird zunehmend zum Qualitätskrite-
                   rium. Damit auch aktivitäts- oder mobilitätseingeschränkte
                 Gäste den Urlaub in der Natur unbeschwert genießen können,
                    forciert die by.TM die Kennzeichnung von Campingplätzen
                              nach dem Zertifizierungssystem „Reisen für Alle“.

                                     C
                                            amping bedeutet vor allem eins: Nähe      Hitzler. Die Urlaubssuchenden finden somit
                                            zur Natur. Die kontinuierlich steigen-    nicht die für sie wichtigen Informationen und
                                            de Nachfrage zeigt, dass das Schlafen     die Betreiber von Campingplätzen verlieren
                                      unterm Himmelszelt immer mehr Anhänger          so potentielle Gäste.
                                      findet und sich in den vergangenen Jahren
                                      zu einem gesamtgesellschaftlichen Trend-        Um möglichst vielen Menschen einen Urlaub
                                      thema entwickelt hat: 2018 erreichten die 447   im Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil zu
                                      bayerischen Campingplätze mit 6,2 Millionen     ermöglichen und das ungenutzte Potenzial
                                      Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr         auszuschöpfen, ruft die by.TM in Zusammen-
                                      ein Plus von 9,9 Prozent.                       arbeit mit dem Landesverband der Camping-
                                                                                      wirtschaft in Bayern e. V. (LCB) die bayeri-
                                      „Auch viele Menschen mit Aktivitäts- oder       schen Campingbetriebe dazu auf, sich nach
                                      Mobilitätseinschränkungen schätzen die          den Kriterien von „Reisen für alle“ zertifizie-
                                      Urlaubsform des Campings. Sie bevorzugen        ren zu lassen. Im ersten Schritt übernimmt
                                      eine möglichst einfache Anreise und ge-         die by.TM für die ersten 15 Campingplätze
                                      nießen die Freiheit während des Camping-        sogar die Erhebungskosten in Höhe von rund
                                      urlaubs“, weiß Daniela Hitzler, Senior Markt-   400 Euro. Die Campingplatzbetreiber tragen
                                      und Themenmanagerin „Reisen für alle“.          lediglich die Kosten für die Zertifizierung von
                                      Doch stehen sie bei der Urlaubsrecherche        pauschal 330 Euro zzgl. MwSt.
                                      häufig vor Herausforderungen: „Viele Cam-
                                      pingplätze sind bereits gut zugänglich und      Urlaub „ohne Einschränkungen“ wird im
                                      nutzbar, aber die Betreiber kommunizieren       Tourismus zunehmend als Qualitätskriterium
                                      ihre Mehrwerte nicht klar“, erklärt Daniela     angesehen, denn Barrierefreiheit ist nicht

18   DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH
DA.BY

                                                                                                                                              INTERESSE GEWECKT?

                                                                                                                                               In wenigen Schritten
                                                                                                                                                 können Sie Ihren
                                                                                                                                                 Campingplatz von
                                                                                                                                                  „Reisen für Alle“
                                                                                                                                                zertifizieren lassen:

                                                                                                                                                         1.
                                                                                                                                                  Anmeldung bei
                                                                                                                                                  Daniela Hitzler,
                                  nur für rund zehn Millionen Deutsche mit            und Regionen haben sich dem Thema Barriere-              hitzler@bayern.info,
                                  staatlich anerkannter Behinderung wichtig.          freiheit intensiv gewidmet und bieten entspre-            Tel. 089 212397-96
                                  Auch Familien mit Kleinkindern, Menschen            chende zertifizierte Angebote zu verschiedenen
                                  mit vorübergehender Einschränkung oder              Urlaubsthemen wie Kultur, Natur und Aktivsein                     2.
                                  Senioren können von detaillierten Informa-          in ihrem touristischen Portfolio an.                      Erhebung der Daten
                                  tionen und Angeboten profitieren. Angesichts                                                                  durch einen Prüfer
                                  des demografischen Wandels ist eine steigen-         „Bei den zertifizierten Angeboten geht es
                                                                                                                                                         3.
                                  de Kundennachfrage zu erwarten.                     nicht darum, dass alle Bereiche vollständig
                                                                                                                                                 Online-Schulung
                                                                                      barrierefrei sind – viel wichtiger ist die ver-
                                                                                                                                                  für Mitarbeiter
                                  Die by.TM wurde bereits 2015 von der Baye-          lässliche Information über die tatsächlich vor-
                                                                                                                                                des Campingplatzes
                                  rischen Staatsregierung beauftragt, das Kenn-       handene Infrastruktur und die konkreten Vor-
                                  zeichnungssystem „Reisen für alle“ in Bayern        teile für Betroffene vor Ort“, erklärt Daniela                      4.
                                  einzuführen. Als Masterlizenznehmer bietet die      Hitzler. „Auf dieser Grundlage können Gäste,                 Zertifizierung
                                  by.TM bayerischen Betrieben die Erhebung und        die beispielsweise von einer Geh-, Hör- oder                 (3 Jahre gültig)
                                  Zertifizierung von Angeboten an, die für Men-       Sehbehinderung betroffen sind, ihre Entschei-
                                  schen mit Mobilitäts- oder Aktivitätseinschrän-     dung fällen, ob zum Beispiel der Camping-                          5.
                                  kungen geeignet sind. Gäste erhalten damit          platz für ihre Bedürfnisse geeignet ist.“               Zertifizierungskosten
                                  geprüfte, detaillierte und verlässliche Informa-                                                             pauschal 330 € zzgl.
© www.bayern.by – Tobias Gerber

                                  tionen über touristische Anbieter entlang der       Zertifizierte Partner werden auf www.bayern.           MwSt. (by.TM übernimmt
                                                                                                                                              die Erhebungskosten
                                  gesamten Servicekette. Eine wichtige Grundlage,     by sowie auf den Webseiten von „Reisen
                                                                                                                                                 für die ersten 15
                                  um Reiseentscheidungen zu treffen. Seither          für Alle“, des ADAC Routenplaners und der
                                                                                                                                                 Campingplätze)
                                  sind rund 600 Betriebe zertifiziert bzw. befinden   Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT)
                                  sich im Prozess. Mittlerweile 20 bayerische Orte    präsentiert.

                                                                                                                         DAS MAGAZIN DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH   19
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