PAN GENERALVERSAMMLUNG - ÖSTERREICH, EUROPA UND DIE WELT
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 65 Österreich, Europa und die Welt PaN Generalversammlung Am Abend des 8. November hielt der Dachverband aller österreichisch-ausländi- schen Gesellschaften – PaN seine Generalversammlung ab. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig nahm als Ehrengast teil, Prof. Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, hielt eine spannende Rede zu Europa.*) Foto: PaN / Florian Wieser v.l.: Magistratsdirektor Erich Hechtner, Botschafterin Petra Schneebauer, Lukas Marcel Vosicky, Prof. Theodor Kanitzer, PaN-Präsident Prof. Hermann Mückler, EU-Kommissinsvetreter Prof. Martin Selmayr, Alice Alsch-Harant, Bürgermeister Michael Ludwig, Pianistin Nini Funke, PaN-Generalsekretär Walter J. Gerbautz und PaN-Vizepräsident Oskar Wawra I nternationale Solidarität ist die Zärtlich- keit der Länder im Umgang und des Dia- logs“, sagte Wiens Bürgermeister Michael ros der Europäischen Kommission in Wien, Prof. Martin Selmayr. Für den musikalischen Rahmen sorgte Pianistin Nini Funke, die Stük- Europa und Internationales der Stadt Wien, Botschafter Martin Pammer und General- leutnant Franz Reißner, den Kommandeur Ludwig vor etwas mehr als einem Jahr an- ke von Johannes Brahms, Claude Debussy, des Streitkräftekommandos, der mit Mitar- läßlich des 60-Jahr-Jubiläums des Dachver- Robert Schumann und Franz Liszt vortrug. beitern aus Graz extra nach Wien gekommen bands aller österreichisch-ausländischen Ge- war. „Ich möchte auch Herrn Professor Dr. sellschaften – PaN und wünschte ihm auf Begrüßung, Rückblick und Vorschau Theodor Kanitzer erwähnen, er ist Präsident seiner weiteren „völkerverbindenden Reise „Es ist meine ganz große Freude, Sie wie- der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft alles Gute – möge der Dachverband weiter- der einmal im schönen Wappensaal des Wie- und vielen auch bekannt als Präsident der hin stiller Botschafter für den Frieden auf ner Rathauses begrüßen – und eine Veranstal- Internationalen Chopin Gesellschaft Wien. Ich dieser Welt aber auch zur Sicherung unseres tung des Dachverbands aller österreichisch- hebe ihn jetzt deshalb hervor, denn er hat mir Planeten und Beweis dafür sein, daß man aus ausländischen Gesellschaften – PaN eröff- heute so en passant gesagt, er sei 1946 das seiner Geschichte lernen kann“, so Ludwig. nen zu dürfen. Es ist so schön, viele Gesichter erste Mal hier im Haus gewesen – und er ist Am Abend des 8. November hatte PaN sozusagen live wiederzusehen nach diesen damit ein echter Zeitzeuge für uns, denn auch zur Generalversammlung 2021 in den Wap- fast zwei Jahren, die für uns alle nicht ganz bei der Gründung des Dachverbands 1959 pensaal des Wiener Rathauses geladen, den einfach waren“, so PaN-Präsident Hermann war er dabei und hat alles von Anfang an die Stadt wieder für diesen Anlaß zur Verfü- Mückler einleitend und hob einige der An- kontinuierlich mitverfolgt – wir sind ja mitt- gung gestellt hatte. Auf dem Programm stan- wesenden namentlich hervor, mit denen PaN lerweile im 62. Bestandsjahr. Lieber Theo, den – neben der Wahl des Vorstands – eine „in einer vieljährigen außerordentlich guten danke daß Du heute unter uns bist.“ Rede des Bürgermeisters und ein vielbeach- Zusammenarbeit verbunden ist“: Magistrats- „Sie alle, die hier heute versammelt sind, teter Vortrag vom Leiter des Verbindungsbü- direktor Erich Hechter, Landeshauptmann haben in den vergangenen Jahren – teilweise a.D. Hans Niessl aus dem Burgenland, Alena unter Belastungen, wie wir ja wissen – Groß- *) Zusammengefaßt von Michael Mössmer Sirka-Bred aus der Magistratsdirektion für artiges geleistet“, fuhr Mückler fort. „Das, PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 66 Österreich, Europa und die Welt was der Dachverband macht, ist eigentlich, dem auch ein bißchen Sichtbarkeit zu verlei- hen. Das ist ein Punkt. Der zweite ist, Ihnen mit den Veranstaltungen des Dachverbands die Möglichkeit zu geben, sich untereinander zu vernetzen. Und wenn wir jeden Tag die Nachrichten ansehen, zeigt sich die Wichtig- keit unserer Tätigkeit: Menschen einander nä- her zu bringen, Vorurteile abzubauen, Brük- ken zu bauen.“ Was in den einzelnen bilate- ralen Freundschaftsgesellschaften getan wer- de, sei zivilgesellschaftliches Engagement, Foto: PaN / Florian Wieser wofür „ich wirklich hier mit einem ganz gros- sen Dankeschön von uns allen im Dachver- band – und ich spreche das hier auch ganz ex- plizit für den Vizepräsidenten Dr. Oskar Wawra, für den Generalsekretär Senator h.c. Walter J. Gerbautz und für alle im Vorstand PaN-Präsident Hermann Mückler bei seinen Begrüßungsworten im Wappensaal im Rathaus aus. Also danke, daß Sie heute da sind und danke für das, was sie bisher getan haben arbeit herausstreichen, die es seit Jahren mit ganze Reihe hochkarätiger Konzerte in Zu- und tun werden“. dem Burgenland gibt – „danke, Herr Landes- sammenarbeit mit prima la musika Wien, die Dann nannte der PaN-Präsident beispiel- hauptmann Niessl“. auch für die Zukunft geplant sind. haft ein paar Veranstaltungen und hob vor Und Mückler berichtete über weitere Ver- Expliziten Dank richtete der Präsident an allem auch die gute Zusammenarbeit gerade anstaltungen, wie sie jährlich zum Weltfrau- Partner und Sponsoren von PaN, die diese mit der Stadt Wien hervor, die zum Beispiel entag um 8. März herum von Vorstandskolle- Veranstaltungen ermöglichen. „Zu diesen für die Vernetzung auch zwischen den ein- gin Marguerite Machek-Vos „immer sehr gut Partnern gehören natürlich auch die strategi- zelnen Gesellschaften einen so entspannten, organisiert werden“; es gab Führungen durch schen Partnerschaften. Eine habe ich schon wunderschönen Rahmen wie die Blumengär- Museen, vor allem zum Beispiel durchs Hee- genannt, die mit dem Kommando der Streit- ten Hirschstetten zur Verfügung stellt. „Bei resgeschichtliche und das Naturhistorischen kräfte in der Belgierkaserne in Graz, die aber all unseren Veranstaltungen geht es nicht nur Museum und eine Exklusiv-Führung durch für ganz Österreich von eminenter Bedeutung um Essen und Trinken – auch wenn wir wis- die Ausstellung „Sehnsucht Ferne – Auf- auch im Zusammenhang mit Corona ist. Wir sen, daß gerade dabei die tragfähigsten Kon- bruch in neue Welten“ auf der Schallaburg. haben auch strategische Partnerschaften mit takte entstehen können“, so Mückler über er- „Wir haben darüber hinaus auch Vorträge dem Senat der Wirtschaft und mit der Wiener gebnisreiche Anlässe. gehört, die sich auch Themen gewidmet ha- Polizei. Das erwähne ich deshalb, weil sie Es konnte auch ein Gartenfest auf der ben, die für uns alle und für Sie für die Ver- eben im Berichtszeitraum des Vorstandes, der „Garten Tulln“ in Niederösterreich durchge- einsarbeit wichtig sind, zum Beispiel von sich heute auch zur Wiederwahl stellt, zu- führt werden, das symbolhaft auch für die Georg Beham, der im Hotel Hansen Kem- standegekommen sind. Wir haben versucht, Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern pinski einen Vortrag über die Datenschutz- in den vergangenen Jahren den Dachverband steht. Weitere Veranstaltungen fanden zum verordnung gehalten hat. Das Hotel ist übri- ein wenig zu verbreitern in dem Sinne, auch Beispiel in der Villa Vita Pannonia im Bur- gens auch ein Partner des Dachverbandes“, unsere eigene Vernetzung in verschiedene genland statt, die auch die gute Zusammen- erinnerte Mückler. Dort gab es auch eine Gesellschaftsbereiche zu vertiefen. Schon allein deshalb, damit wir auch einen anderen Informationsstand bekommen und ein atmo- sphärisch dichteres Gesamtbild erhalten können über gesellschaftliche Vorgänge, auf die wir alle, wie wir hier sitzen, reagieren müssen.“ Dann gab Mückler einen kurzen Ausblick darauf, was sich der Vorstand für das Jahr 2022 überlegt hat. „Wir werden natürlich wie- der Veranstaltungen durchführen, auch wie- der eine völlig neue Kooperation in Form Foto: PaN / Florian Wieser eines Gartenfests haben, und zwar ,Im Gar- ten der Begegnung‘ in Traiskirchen. Es wird im Laufe des kommenden Jahres einer der PaN-Friedenstische, der zwischenzeitlich aufgrund von Renovierungsarbeiten entfernt wurde, auf der Burg Schlaining wieder auf- Ein Blick auf die TeilnehmerInnen an der Generalversammlung gestellt werden. Wir werden das mit einer PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 67 Österreich, Europa und die Welt der dankenswerterweise einen PaN-Preis des Landes Burgenland geben, und, so wie es derzeit aussieht, auch einen PaN- Preis des Landes Niederösterreich“, schloß Mückler seine Begrüßungsrede. Bericht des Finanzreferenten und des Rechnungsprüfers Dann ergriff PaN-Vizepräsident Oskar Wawra in seiner Funktion als Finanzreferent des Dachverbands das Wort und ging auf das Foto: PaN / Florian Wieser widmungs- und ordnungsgemäße Gebaren im Berichtszeitraum ein. Es habe große, aber auch erfolgreiche Bemühungen gegeben, den finanziellen Spielraum von PaN durch Bei- behalten bestehender und Finden zusätzlicher Sponsoren zu erweitern. Das würde auch zukünftig ganz wesentlich sein, nicht nur um War extra von Graz nach Wien angereist: Generalleutnant Franz Reißner, Kommandeur des Streitkräftekommandos (m.), im Bild mit (v.l.) PaN-Vizepräsident Oskar Wawra, Brigadier die laufenden Kosten decken, sondern auch Wolfgang Wagner, PaN-Präsident Hermann Mückler, PaN-Generalsekretär Walter J. Gerbautz gesteckte Ziele erreichen zu können. „Um und Oberst Kurt Rogan, Bakk.Komm. Kosten einzusparen, wurde das PaN-Büro in der Rathausstraße 14 Mitte 2020 gekündigt und es ist auch nicht beabsichtigt, in Zukunft laufend eine Sekretariatskraft für den Dach- verband einzustellen. Die notwendigen Ar- beiten sollen in Zukunft von den Vorstands- mitgliedern im Home-Office erledigt wer- den, wobei vor allem Generalsekretär Walter J, Gerbautz und und das Vorstandsmitglied Lukas Vosicky zusätzliche Aufgaben über- nehmen werden“, stellte Wawra fest und schloß mit den Worten, die Gebarung sei seit der letzten Entlastung des Vorstands den Sta- Foto: PaN / Florian Wieser tuten entsprechend dokumentiert. Das wurde von Rechtsanwalt Friedrich Schwank, dem PaN-Rechnungsprüfer, bestätigt. In seinem Prüfbericht stellte er Vollständigkeit, Richtig- keit und Ordnungsmäßigkeit der Buchfüh- rung fest: „Die Ausgaben bewegen sich im PaN-Vizepräsident Oskar Wawra berichtete als Finanzreferent des Dachverbands über des- Rahmen der in den Statuten festgelegten sen widmungs- und ordnungsgemäßes Gebaren im Berichtszeitraum. Zielsetzungen des Dachverbandes.“ Veranstaltung dort verbinden. Sie wissen, stützung. Einmal im Jahr gibt es für die bila- dort gibt es das Austrian Study Centre for teralen Gesellschfaften die Möglichkeit, Pro- Ein kurzer Ausflug die Peace and Conflict Resolution und die Euro- jekte, die sie im kulturellen, karitativen, so- Geschichte des Dachverbands pean Peace University. Wir werden uns dort zialen, sportlichen und/oder künstlerischen Prof. Theodor Kanitzer, der, von Hermann nicht nur informieren, sondern sind dort Bereich planen, einzureichen. „Eine Jury, der Mückler bereits als Zeitzeuge von PaN ange- auch gern gesehener Gast. Das wird eine auch Nicht-Mitglieder des Vorstands ange- sprochen, hatte dann die Aufgabe, den offi- Veranstaltung für Sie alle werden“, kündigte hören, wird jeweils drei Projekte auswählen, ziellen und statutenmäßigen Ablauf zu mo- Mückler ebenso an, wie die gewohnten Kon- die sowohl finanziell unterstützt werden, als derieren, also vorerst der Generalversamm- zerte im Hotel Hansen Kempinski mit „pri- auch dadurch, daß ihnen dadurch Sichtbar- lung Kenntnisnahme der Berichte und Entla- ma la musica wien“ und Musikern des Or- keit verliehen wird“, lud Mückler zu reger stung von Vorstand und Rechnungsprüfer zu chesters der Wiener Philharmoniker unter der Beteiligung ein und kündigte weitere PaN- Abstimmung zu stellen – was auch einstim- Leitung von Geschäfsführerin von Angelika Preise an: „Aus heutiger Sicht wird es drei mig angenommen wurde. Bevor Kanitzer Persterer-Ornig oder eines gemeinsam mit weitere geben: einen, so wie wir ihn erst vor mit dem Prozedere der Wahl des neuen Vor- der Österreichisch-San Marino-Freund- wenigen Wochen an die Österreichisch-Ver- stands begann, erinnerte er sich noch kurz zu- schaftsgesellschaft-PaN im Haydn-Konser- einigte Arabische Emirate Gesellschaft ver- rück: „Es gab damals schon eine ganze Rei- vatorium in Eisenstadt. leihen konnten, nämlich den PaN-Preis des he von hervorragenden zwischenstaatlichen Ebenso beschlossen hat der PaN-Vorstand Bundesministeriums für europäische und in- Gesellschaften, eine der ersten war die Ös- die Wiederbelebung der PaN-Projektunter- ternationale Angelegenheiten. Es wird wie- terreichisch-Polnische Gesellschaft, die kurz PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 68 Österreich, Europa und die Welt nach Ende des Zweiten Weltkriegs gegrün- in Wien geboren, die in der Wiener Messe det wurde und der ich sehr früh beigetreten bis heute besteht.“ bin.“ Österreich sei ein neutrales Land gewesen, und da habe es sich einfach ange- Die Wahl der Vorstands boten, diese völkerverbindenden Vereine ins Prof. Kanitzer stellte dann die Vorstands- Leben zu rufen, so Kanitzer. „Ich weiß nicht, mitglieder vor, die sich in unveränderter Wei- ob es auf der ganzen Welt etwas wie unseren se zur Wiederwahl stellten: Präsident Univ.- Dachverband gibt, er ist jedenfalls eine ganz Prof. Hermann Mückler, Vizepräsident und großartige Sache. Als er gegründet wurde, Finanzreferent Oskar Wawra, Generalsekre- hatte es bereits einige verschiedene Veran- tär Walter J. Gerbautz und weitere Vorstands- staltungen gegeben und ich möchte eine mitglieder: Alice Alsch-Harant (Vizedirekto- davon erwähnen: Es wurden Zelte aufge- rin des Österreichischen Bundesrats), Mar- stellt und die damaligen Gesellschaften guerite Machek-Vos (Ehrenpräsidentin der Foto: PaN / Florian Wieser konnten ihre Ländern mit Bildern und Folk- Österreichisch-Belgischen Gesellschaft), Bot- lore der Öffentlichkeit präsentieren, was sich schafterin Petra Schneebauer (Leiterin der als großer Erfolg erwies. Damit war auch die Sektion IV, Konsularsektion und Unterneh- Idee für die spätere ,Tourismusausstellung‘ mensservice im BMEIA) und Lukas M. Prof. Theodor Kanitzer, Präsident der Öster- reichisch-Polnischen Gesellschaft, hatte die Moderation des offiziellen Teils der General- versammlung übernommen. Vosicky (Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung in der Öster- reichischen Akademie der Wissenschaften). Als Nachfolger von Notar i.R. Edmund Rudolph als Rechnungsprüfer stand Haydar Sari zur Wahl, neben RA Friedrich Schwank. Vorstand und Rechnungsprüfer wurden ein- stimmig, mit einer Stimmenthaltung, für die Foto: PaN / Florian Wieser kommende Funktionsperiode gewählt. Präsident Mückler dankte Prof. Theodor Kanitzer anschließend für die Abwicklung des Wahlvorgangs und gratulierte ihm zu dessen neuerlichen Wahl zum Präsidenten der „International Chopin-Federation“ vor Der wiedergewählte PaN-Vorstand (v.l.): Botschafterin Petra Schneebauer, Vizepräsident wenigen Wochen in Warschau und bezeich- Oskar Wawra, Marguerite Machek-Vos, Präsident Prof. Hermann Mückler, Alice Alsch-Harant und Generalsekretär Walter J. Gerbautz. Lukas Marcel Vosicky, Generalsekretär der Öster- nete es als „außerordentlich bewunderns- reichisch-Rumänischen Gesellschaft, stieß aufgrund einer Verhinderung erst später hinzu. wert, wenn jemand so aktiv ist“. Foto: PaN / Florian Wieser Vorstand und Rechnungsprüfer wurden einstimmig, mit einer Stimmenthaltung, für die kommende Funktionsperiode gewählt. PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 69 Österreich, Europa und die Welt deren zuzuggehen, neugierig und offen zu sein und auf diese Art und Weise auch durch- aus sich die Chance zu holen, auch von an- deren etwas zu lernen. Ich glaube, daß das von Bürgermeister Michael Ludwig und sei- nem Team in vorbildlicher Weise umgesetzt wird – und das auch für uns im Dachverband eine Vorbildwirkung hat“, so Mückler, der dem Stadtoberhaupt gemeinsam mit Vize- präsident Oskar Wawra und Generalsekretär Walter J. Gerbautz den „PaN-Award 2021 für Völkerverständigung“ und Urkunde Foto: PaN / Florian Wieser überreichte. Bürgermeister Michael Ludwig „Ich darf Sie hier im Wappensaal des Wiener Rathauses ganz herzlich begrüßen. Er heißt deshalb so, weil die hier an den Wän- Überreichung des PaN-Awards (v.l.): PaN-Vizepräsident Oskar Wawra, PaN-Generalsekretär Walter J. Gerbautz, Bürgermeister Michael Ludwig und PaN-Präsident Hermann Mückler den angebrachten Wappen als Zeichen der Verbundenheit der Bundesländer mit der „Nun kommen wir zum Höhepunkt des Abends, Bürgermeister Michael Ludwig ist eingetroffen und ich bedanke mich, sehr ge- ehrter Herr Bürgermeister, im Namen des ge- samten Vorstands, im Namen des gesamten Netzwerkes bilateraler Freundschaftsgesell- schaften, daß wird bei ihnen Gast sein dür- fen“, begrüßte Präsident Hermann Mückler den Gastgeber im Wappensaal: „Es gibt einen PaN-Persönlichkeitspreis, den wir an ausge- wählte Persönlichkeiten vergeben, die zivil- gesellschaftliches Engagement entweder selbst zeigen oder unterstützen, und damit Foto: PaN / Florian Wieser einen Beitrag für ein gedeihliches, ein fried- liches Miteinander leisten. Ich freue mich, daß wir Ihnen diesen PaN-Persönlichkeits- preis überreichen dürfen.“ Es seien zwei Bürgermeister Michael Ludwig bei seiner Begrüßung im Wappensaal: „Ich freue mich ganz besonders über Ihre Würdigung und Auszeichnung.“ Punkte, die den Bürgermeister dafür präde- Bundeshauptstadt Wien stehen. Es soll aber stinierten diesen Preis zu bekommen. Der auch ein Zeichen dafür sein, daß wir uns als eine sei, „daß wir in der Stadt und in der Per- eine sehr weltoffene Stadt verstehen. Von da- son des Bürgermeisters einen sehr engen, gu- her freue ich mich ganz besonders über Ihre ten und verläßlichen Partner haben, gehabt Würdigung und Auszeichnung des Dach- haben und weiterhin haben werden. Es ist sehr verbands PaN, der mit seinen insgesamt 127 viel wert, zu wissen, daß man in seiner Stadt Freundschaftsgesellschaften – und ich höre, wertgeschätzt wird – und das wurde uns von zwei weitere sind bereits in Begutachtung – der Stadt Wien immer und ausnahmslos das Miteinander in unserer Stadt festigt“, so Foto: Foto: PaN / Florian Wieser vermittelt. Der zweite Punkt ist, daß viele Ini- das Wiener Stadtoberhaupt am Beginn seiner tiativen des Bürgermeisters deckungsgleich Rede. „Und ich möchte mich auch dafür be- sind mit Zielsetzungen des Dachverbands danken, daß Sie ehrenamtlich in vielen Stun- PaN: Werte und Normen, ein Miteinander, den mit vielen Kontakten dafür sorgen, daß ein nicht Ausgrenzen, ein aufeinander Zuge- Österreich mit der Welt verbunden bleibt. hen. Es braucht eine starke politische Schie- Das ist mir als Bürgermeister der Bundes- ne, so etwas zu tun können. Dingen aus dem hauptstadt besonders wichtig, denn die mei- Weg zu gehen, von anderen nichts wissen zu sten der Freundschaftsgesellschaften be- Der PaN-Award 2021 wollen, ist viel einfacher, als auf jemand an- finden sich in Wien, deren mehr als 10.000 PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 70 Österreich, Europa und die Welt die kann es nur gemeinsame Lösungen ge- ben. Und das ist der Grund, warum ich auch ein starker Verfechter des gemeinsamen Eu- ropa bin – ich brauche nicht extra zu beto- nen, daß ich den Vertreter der Europäischen Kommission in Österreich, Professor Martin Selmayr, sehr schätze – seine Vorträge sind immer Höhepunkt jeder Veranstaltung und vermitteln viele zusätzliche Informationen“, der auf den folgenden Vortrag von Selmayr Foto: PaN / Florian Wieser hinwies. Wien als sehr starker Teil Europas „Aber daß wir Teil eines sehr starken Eu- ropas sind, ist ein Zeichen, daß wir auf einem Kontinent leben, auf dem es jahrhundertelang Bürgermeister Michael Ludwig Kriege gegeben hat und andere Teile der Welt in diese mit verwickelt hat, daß wir uns ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitar- bunden und damit natürlich auch mit dem als eine Friedensgemeinschaft sehen, nicht beiter leben und arbeiten hier. Und das ist ein Dachverband PaN“, erinnerte Ludwig an die zuletzt hat die Europäische Union auch den wichtiger Mosaikstein. Und wir sind stolz enge Beziehung. Friedensnobelpreis bekommen – das ist für darauf, daß wir mehr als 40 internationale uns, wie ich meine, eine große gemeinsame Organisationen beheimaten dürfen, wie zum PaN in der Stadt Wien Herausforderung in Europa.“ Und deshalb Beispiel die UNO – wir sind der einzige Sitz Die Stadt habe das in vielfältiger Weise trete er nach wie vor dafür ein, daß wir die der Vereinten Nationen, der sich in der Euro- auch sichtbar zum Ausdruck gebracht und es österreichische Neutralität auch leben. Zwar päischen Union befindet; wir haben große gebe auch eine ganze Reihe von von sichba- würden sich seit Ende des Kalten Krieges internationale Organisationen in Wien wie ren Verbindungen mit PaN, wie etwa den diese unersöhnlichen Blöcke nicht mehr ge- die OPEC beispielsweise, die Internationale PaN-Platz am Flughafen Wien-Schwechat, genüber stehen, „aber ich bin überzeugt, daß Atomenergiebehörde und viele andere. Es den 2004 aus Anlaß des Beitritts von zehn die Neutralität Österreichs nach wie vor eine sind mehr als 130 multilaterale und bilatera- Ländern zur Europäischen Union installier- große Bedeutung hat, wenn wir sie auch po- le Vertretungen in Wien ansässig und es sind ten PaN-Tisch vor der Votivkirche am Sig- litisch auffüllen und die Chance nützen, als viele internationale Kontakte, die von Wien mund Freud Platz. „Und ich bin stolz, daß neutrales Land Begegnungsstätte zu sein für aus signalisieren, daß wird diese Internatio- ich noch als Wohnbaustadtrat die Initiative unterschiedliche Länder und deutlich zu ma- nalität auch leben wollen“, unterstrich Lud- gesetzt habe, am Grundstück des früheren chen, daß wir als Stadt Wien als Stadt des wig die Positionierung der Stadt. Nordbahnhofs einen Wohnpark nach PaN zu Friedens mitwirken, um auch Friedensmaß- benennen. Hintergrund dafür war, Interkul- nahmen zu setzen“, so Ludwig, der ergänzte, Tradition bei der Mitgliedschaft von turelles Wohnen zu forcieren, die Möglich- Europa sei nicht die ganze Welt, aber wir Freundschaftsgesellschaften keit zu schaffen, daß Menschen aus unter- würden uns als Teil der Welt sehen. Und es „Es gibt eine lange Tradition, der Herr schiedlichen Ländern zusammenkommen sei auch unsere Aufgabe, über den Tellerrand Präsident hat es zu Recht angesprochen: einer und nicht nebeneinander, sondern miteinan- zu blicken und gemeinsam mit anderen Tei- meiner Amtsvorgänger, Theodor Körner, der der leben. Das Projekt hat auch deshalb ge- len der Welt nicht nur Frieden zu kommuni- als Bürgermeister nach 1945 die Stadt we- wonnen, weil es sehr viele Gemeinschaftsräu- zieren, sondern auch Wirtschaftsbeziehungen sentlich geprägt hat, hat die Österreichisch- me hat, die einladen, sich zu begegnen. Von zu finden, die nicht geprägt seien „von soge- Sowjetische Gesellschaft mitbegründet, er daher bin ich sehr stolz, daß ich diesen Preis nannten Wirtschaftskriegen, sondern wo das war bis 1957 auch Ehrenpräsident dieser Ge- entgegennehmen darf, und ich verbinde das Miteinander gepflegt wird und wir in Europa sellschaft, er war aber auch Proponent der auch mit einer Ermunterung, in diesem Be- einem vielleicht einen Beitrag leisten können, Österreichisch-Britischen Gesellschaft und reich fortzusetzen. Es gibt in der Tat viele damit sich nicht neue Konfliktsituationen hat diese maßgeblich begleitet. Einer meiner gemeinsame Herausforderungen, die wir nur ergeben, sondern daß wir mithelfen, zu ent- Amtsvorgänger, Michael Häupl, ist immer über die internationalen Grenzen hinweg schärfen. Das kann die Rolle Europas sein, noch Präsident der Österreichisch-Tschechi- lösen können“, so der Bürgermeister. des gemeinsamen Europas sein.“ Wir stünden schen Gesellschaft; der frühere Vizebürger- Tags darauf wollte er Gespräche mit der vor großen Herausforderungen auch in ande- meister Josef Rieder ist Präsident der Öster- stellvertretenden Flüchtlingshochkommissa- ren Teilen der Welt, nicht nur friedlich zusam- reichisch-Israelischen Gesellschaft; der ver- rin über Flüchtlingsbewegungen im interna- menzuleben, sondern diese „unsere Möglich- storbene Finanzstadtrat und Bundesfinanzmi- tionalen Zusammenhang betrifft, eine Her- keiten einzusetzen, auch die wirtschaftliche nister Rudi Edlinger war lange Zeit Präsident ausforderung, die viele Länder betrifft – ent- Prosperität auf der Welt zu verteilen im Rah- der Österreichisch-Ukrainischen Gesellschaft. weder aktiv oder passiv –, aber seien auch men der Zusammenarbeit, aber auch im Rah- Sie sehen, die Stadt Wien und Ihre Amtsträ- mit Themen wie Klimaschutz und Klimawan- men von Frieden, Stabilität und Sicherheit.“ gerinnen und Amtsträger war immer ganz del große Herausforderungen, die nicht vor Schließlich dankte der Bürgermseiter noch eng mit den Freundschaftsgesellschaften ver- den nationalen Grenzen halt machten. „Für einmal für den PaN-Persönlichkeitspreis und PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 71 Österreich, Europa und die Welt verband diesen Dank mit dem Versprechen, „daß ich mich auch in Zukunft für PaN und die hoffentlich künftig 129 Freundschaftsge- sellschaften einsetzen werde. Und ich danke Ihnen noch einmal ganz herzlich für Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten in den Freund- schaftsgesellschaften – alles Gute für die Zukunft.“ Präsident Hermann Mückler dankte noch- mals Michael Ludwig für die Unterstützung, des Dachverbands durch die Stadt Wien und dankte dem „Hausherrn“ für dessen Zusiche- rung, diese auch künftig gewähren zu wollen. Foto: PaN / Florian Wieser Dann begrüßte Präsident Mückler den Ehrengast des Abends, Prof. Martin Sel- mayr, seit 1. November 2019 Leiter der Ver- tretung der Europäischen Kommission in Ös- terreich. Bevor dieser Wien kam, war er un- ter anderem auch 2018 und 2019 Generalse- kretär der Europäischen Kommission, er ist als Den Ehrengast des Abends: Prof. Martin Selmayr, seit 1. November 2019 Leiter der Vertre- tung der Europäischen Kommission in Österreich. gelernter Jurist ein Professor für Europäi- sches Wirtschafts- und Finanzrecht und auch de mich freuen, wenn wir es gemeinsam den. Es war ein Festkurs-System, das von Direktor des Zentrums für Europarecht in schaffen, vielleicht auch mit Bürgermeister 1944 bis 1971 Frieden, Wohlstand und inter- Passau. „Sehr geehrter Herr Professor Sel- Ludwig, diesen PaN-Tisch des Vereinten Eu- nationale wirtschaftliche Zusammenarbeit mayr, danke daß Sie heute für uns Zeit ha- ropas zu erweitern, zu aktualisieren, und ihn garantierte. Und nun begannen die Währun- ben. Bürgermeister Michael Ludwig hat vielleicht am Europatag des kommenden Jah- gen der Staaten voneinander abzuweichen – schon die Europäische Union und die Wich- res gemeinsam einweihen zu können. Die Eu- und das um plus/minus 30 Prozent pro Tag.“ tigkeit des Wechselspiels der einzelnen Staa- ropäische Kommission in Wien steht ihnen Das sei, so Selmayr, für uns Europäer beson- ten innerhalb dieser Europäischen Union an- dabei jedenfalls zur Seite“, leitete Martin ders schmerzlich gewesen, denn es war 1957 gesprochen und ich glaube, es gibt nieman- Selmayr seine Rede ein und erntete damit begonnen worden, eine europäische Wirt- den Berufeneren als Sie, Herr Professor, uns großen Applaus der PaN-Familie. schaftsgemeinschaft und einen gemeinsamen dazu einiges zu erzählen.“ „Meine Damen und Herren, ich soll hier Markt zu gründen und die Beziehungen un- einiges über die über die Rolle Europas auf tereinander hätten darauf basiert, daß es den Prof. Martin Selmayr dem internationalen Parkett sagen. Da muß Schutzschirm des US Dollars gab. Von einem „Ich freue mich außerordentlich, heute ich ganz bescheiden sein, sie wissen über das auf den anderen Tag sei dieser also entfallen, Abend bei Ihnen zu Gast sein zu dürfen. internationale Parkett durch ihre Tätigkeit viel was ein großes Problem für den gemeinsamen Wenn so viele ehrenamtlich für internationa- mehr als ich aus der kleinen Sicht unseres europäischen Markt Deutschland, Frankreich le Zusammenarbeit und Dialog arbeiten, dann kleinen Kontinents. Aber ich glaube schon, und Benelux-Staaten bedeutete, „denn ein ist es für den Vertreter der Europäischen Kom- daß man, wenn man ein paar Minuten dar- gemeinsamer Markt läßt sich nicht dauerhaft mission in Wien eine Freude, eine Ehre. Ich über nachdenkt, was diese Zusammenarbeit führen, wenn die Exporteure damit zu kämp- bin seit zwei Jahren in Wien postiert, ich ge- und Integration in Europa eigentlich bedeu- fen haben, daß auf der anderen Seite der he regelmäßig an der Votivkirche vorbei, und tet, bemerkt, daß die für den Zusammenhalt Grenze die eigene Währung um plus oder mi- wollte immer einmal diejenigen kennenler- in der ganzen Welt doch eine ganz große Be- nus 30 Prozent weniger wert ist, je nach Ta- nen, die hinter diesem Projekt des PaN-Ti- deutung haben kann.“ gesform der internationalen Märkte.“ Also sches aus dem Jahr 2004 stehen.*) führt zu Dann lud Selmayr seine Zuhörer auf eine mußten die plötzlichen Preisschwankungen einer Fußnote, die den PaN-Tisch erklärt. Es kurze Zeitreise ein, skizzierte die Entwick- ausgeglichen werden, Ausgleichszölle wur- ist ein sehr schönes Symbol für ein vereintes lung der Bedeutung der der EU und hob eine den zwischen den Ländern eingeführt und es Europa, das eine Erweiterung Europas nicht wesentliche im Zusammenhang mit der Wirt- habe sich herausgestellt, daß der europäische als Problem ansieht, sondern als etwas, was schaftsunion hervor: „Im August des Jahres Binnenmarkt, so wie er konzipiert gewesen es zu Feiern gilt. Erlauben Sie mir, einen klei- 1971 ging der amerikanische Präsident Ri- sei, so nicht funktionieren konnte. nen Wunsch an Sie zu richten: Wenn ich also chard Nixon ins Fernsehen und hielt eine „Die Presse schrieb damals vom Ende daran vorbei gehe, fällt mir auf, daß wir im Rede an die amerikanische Nation, die welt- Europas. Und wie oft haben wir das in den Jahr 2004 stehengeblieben sind. Es ist einiges weit Aufmerksamkeit erregte. Denn Herr letzten 70 Jahren schon gelesen – vor allem passiert seither. Das sage ich vor allem mei- Nixon kündigte damals einseitig die Lösung im angelsächsischen Raum“, erinnerte der nen bulgarischen, rumänischen, kroatischen der Bindung des US-Dollars vom Gold an. Vertreter der EU-Kommission in Wien. Also Kollegen, die, Gott sei Dank, heute alle zur Es war eine bemerkenswerte geopolitische wurde unter dem luxemburgischen Premier- Europäischen Union gehören. Und gerade in Entscheidung. Bis zu diesem Zeitpunkt wa- minister Pierre Werner ein Arbeitskreis ein- der letzten Pandemie haben wir gesehen, wie ren die Währungen aller Nationen der Welt gesetzt, um einen Plan zu erarbeiten, der nach sehr wir voneinander abhängig sind. Ich wür- an den Dollar, der Dollar ans Gold gebun- 30 Jahren mit einigen Zwischenschritten zur PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 72 Österreich, Europa und die Welt gemeinsamen europäischen Währung, dem in den letzten Monaten, sondern schon lange Euro geführt habe. „Den Euro haben wir also vorher. Und er zählt zu den erfolgreichsten nur deshalb einführen müssen, weil Richard der Welt.“ Es sei von der EU-Kommission Nixon damals eine Rede gehalten hat. Das nicht nur an die EuropäerInnen gedacht wor- muß man sich auf der Zunge zergehen las- den, sondern von Anfang an festgestellt wor- sen, daß Nixon eigentlich der Vater des Euro den, der Impfstoff müsse als globales Gut in ist! Der Euro ist heute die zweitwichtigste der ganzen Welt verteilt werden, denn das Vi- Währung der Welt. 21,2 Prozent der Fremd- rus könne erst dann ausgerottet werden, wenn währungsreserven dieses Planeten werden in es überall auf der Welt ausgerottet worden Euro gehalten, 38 Prozent aller globalen Zah- sei. „Es gibt keine ,Europa first‘-Politik. Des- lungen werden in Euro bewegt.“ halb hat die Europäische Kommission 500 Und Selmayr erklärte dann, warum Euro- Millionen Impfdosen ihrer eigenen Bevölke- pa selbstbewußt in eine Debatte über unsere rung und nochmal das Doppelte dieser An- Rolle auf dem internationalen Parkett gehen zahl, also eine Milliarde Impfdosen, für den könne. Europa sei eine Währungsmacht – und Rest der Welt produziert und exportiert. Man und es gäbe noch weitere Punkte, auf die nä- traut es sich fast nicht zu sagen, aber es her einzugehen, den Rahmen sprengen wür- stimmt: wir sind zum Apotheker der Welt de. Deshalb haben wir uns leider mit einer geworden.“ Foto: PaN / Florian Wieser Zusammenfassung begnügen müssen. Klimapolitik Der Binnenmarkt „Vorrangiges Thema dieser Tage war „Der Binnenmarkt ist auf 440 Millionen ,Glasgow ist gescheitert‘, ,es ist eine Katastro- sehr wohlhabende Verbraucherinnen und Ver- phe‘, ,da kommt überhaupt nichts dabei her- braucher angewachsen, wir sind auch wirt- aus‘, ,es lohnt sich gar nicht‘… hieß es in der Prof. Martin Selmayr: „In Amerika sagt man schaftlich eine Supermarkt. Das trauen wir jeden Tag, daß man eine Supermarkt ist – internationalen Presse. Und ich muß dazu Europäer uns aber nicht zu sagen, in Ameri- die Europäer reden immer als Erstes sagen: egal, wie ehrgeizig, wie ungeduldig ka sagt man jeden Tag, daß man eine Super- darüber, wie schlecht wir sind.“ man ist, internationale Begegnung lohnt sich markt ist – die Europäer reden immer als Er- immer. Daß man sich zusammensetzt, daß stes darüber, wie schlecht wir sind. Denn auf- der Importe und bei zirka 11 Prozent der Ex- sich fast 200 Nationen über zwei Wochen grund der Tatsache, daß wir 440 Millionen porte in die restliche Welt liegen. Wir sind lang auf Arbeitsebene, politischer Ebene, Bürgerinnen und Bürger auf unserem Konti- eine sehr offene, europäische Volkswirt- Minister-Ebene, höchster Ebene versammeln nent zählen und wir der reichste Kontinent schaft, wir sind keine Festung Europa, denn und darüber reden, wie sie gemeinsam an der der Welt sind, setzen wir – die Wirtschaft be- Partner sind uns immer willkommen. Wir Umsetzung des Pariser Klimaabkommens treffend –, internationale Standards. Also wollen mit anderen wirtschaftlich zusammen- arbeiten, das als solches ist schon ein riesen- wenn man nach Japan, nach China oder in arbeiten. Wir haben mehr als 70 Handelsab- großer Fortschritt“, konstatierte Selmayr. Daß die USA geht, kann man feststellen, daß es kommen mit der Welt abgeschlossen, und es nicht von einem Tag auf den anderen zu dort heißt, ,wir müssen uns diesen Regeln, wir sind der erste und wichtigste Handels- Durchbrüchen komme – und da könne er die aus Europa kommen – ob wir sie mögen partner für mehr als 80 Nationen der Welt. jeden verstehen, der ungeduldig sei, aber auf oder nicht –, anpassen, sonst können wir Die USA im Vergleich sind es nur für 20 der anderen Seite hält er es für ein Wunder, dorthin nicht mehr exportieren‘“, sprach Sel- Nationen. Die Experten, die in der Europäi- was da passiert sei. „Die Weltgemeinschaft mayr einen wesentlichen Punkt an, der wohl schen Kommission Handelspolitik machen, beruht darauf, daß wir freiwillig etwas ge- den meisten EuropäerInnen nicht bekannt die sind die Telefonnummer Nummer 1 in meinsam tun. Niemand ist gezwungen, nach sein dürfte. ganz vielen Wirtschaftsministerien auf der Glasgow zu fahren, und trotzdem sind sie, ganzen Welt. Mit unserem Kontinent kann wenn auch – bis auf die Ebene der Regie- Handelspolitik man gute Geschäfte machen, allerdings auf rungschefs –, alle, da. Was machen die dort Handelspolitik sei ein Instrument, mit der der Basis sehr hoher Standards in den Berei- eigentlich? Sie setzen das Pariser Klima- Welt zusammenzuarbeiten, auf europäischer chen Umweltschutz, Datenschutz, Soziales schutzabkommen durch, das maßgeblich auf Ebene getroffene Entscheidungen als unsere und anderen – und die sind in Europa einzig- Betreiben der Europäischen Kommission in Standards in die Welt zu exportieren. Was artig“, stellte Selmayr fest. einer wichtigen Hauptstadt eines europäi- nach langen demokratischen Auseinander- schen Mitgliedsstaates abgeschlossen wurde, setzungen als richtig befunden worden sei, Gesundheitspolitik wo wir eigentlich nur verabredet hatten, daß sollte auch weitergegeben und mit anderen „Die Europäische Union hat am Tag eins wir als Weltgemeinschaft alles tun wollen, geteilt werden. „Das können wir Europäer, sicher nicht 450 Millionen Impfdosen produ- was die Erwärmung unseres Planeten auf denn wir sind die Welthandelsmacht Num- ziert, aber wir haben in Europa die wichtig- 2 Grad, idealerweise auf 1,5 Grad Celsius zu mer 1. Und das ist, glaube ich, nicht jedem sten Impfstoffe, die es auf der Welt gibt, die begrenzen. Das ist eine Abmachung, für die klar: wir Europäer machen 16 Prozent der sogenannten mRNA-Impfstoffe, maßgeblich es aber kein Gericht gibt, es gibt niemanden, weltweiten Importe, sowie auch 16 Prozent mitentwickelt. Der Impfstoff von Biontec ist der das erzwingen kann.“ Das einzige, was der weltweiten Exporte aus. Da liegen wir mit Unterstützung Europäischer Forschungs- man tun könne, sich alle Jahre wieder zu- weit vor den USA, die bei etwa 14 Prozent mittel finanziert worden – und das nicht erst sammenzusetzen, und jeder berichtet, was er PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 73 Österreich, Europa und die Welt Foto: PaN / Florian Wieser Prof. Martin Selmay beendete seine Rede unter lange anhaltendem Beifall der VertreterInnen des Dachverbands der Partner aller Nationen – PaN gemacht habe. Es geht um freiwillige Zusa- tral zu sein, wenn es mitgestalten will“, ging Politik geworden sind, keine Selbstverständ- gen, die nur durch Gruppenzwang und viele Selmayr auf dieses nun so aktuelle Thema lichkeit. Denken Sie an die Krim, denken Sie finanzielle Anreize am Ende erledigt und ein. Europa könne nicht nur bei der Entwick- daran, was sich zur Zeit zwischen China und durchgesetzt werden könnten. Die Gesetzge- lungshilfe mitwirken, es müsse sich auch um Taiwan abspielt. Wir werden nicht unser bung finde nicht durch die Vereinten Natio- die Sicherheit, vor allem die in unserer un- Wertemodell als solches verteidigen können, nen statt, so Selmayr weiter, sondern in je- mittelbaren Nachbarschaft kümmern. Euro- wenn wir nicht bereit sind, uns weltweit an dem Staat. „In der Union sind wir wieder pa dürfe sich nicht darauf verlassen, „daß die friedensschaffenden Einsätzen zu beteiligen. einmal Vorreiter: wir sind der einzige Konti- Amerikaner die Schmutzarbeit für uns ma- Und Österreich macht es ja vor, wie man nent der Welt, der seit Juli diesen Jahres ein chen. Das machen sie nicht. Leider ist es so. sich auch als neutrales Land beteiligen kann. Europäisches Klimagesetz nicht nur verspro- Auch militärische Macht gehört dazu, wenn Österreich ist mit seinem Bundesheer vor- chen, sondern inkraft gesetzt hat mit dem man Frieden, Sicherheit, Wohlstand und Kli- bildlich an internationalen Einsätzen betei- Ziel, bis 2030 minus 55 Prozent, bis 2050 mapolitik in der Welt absichern will. Wir sind ligt, es ist also eine lebendige Neutralität, die klimaneutral zu sein – auf Vorschlag der Eu- ein Kontinent, der auch in dieser Frage lang- von Österreich gelebt wird, und andere Staa- ropäischen Kommission, von allen 27 Mit- sam erwachsen werden muß. Und vielleicht ten haben natürlich viel mehr andere Mög- gliedsstaaten und dem Europäischen Parla- ist das, was diesen Sommer passiert ist, der lichkeiten“, so Selmayr. „Lassen Sie uns ment in die Tat umgesetzt. Das zeigt, wie richtige Moment darüber nachzudenken.“ damit aufhören, naiv zu sein, denn unsere unser Kontinent funktioniert.“ Es gebe in unseren europäischen Verträ- Naivität wird immer dazu führen, daß sie gen eine Klausel über die ständige Zusam- ausgenutzt wird. Hier von Putin, dort von Xi, Sicherheitspolitik menarbeit in Verteidigungsfragen, bei der die und von allen anderen in dieser Welt, die „In diesem August, 30 Jahre nach dem Mitgliedssaaten, die das wollen oder opera- nicht das zeigen, was wir Europäer erhalten Nixon-Schock, kündigte der amerikanische tiv in der Lage sind, mitmachen könnten, wollen: Frieden, Wohlstand, Sicherheit und Präsident Joe Biden von einem Tag auf den erklärte der EU-Kommissionsvertreter in Freiheit für so viele Menschen auf diesem anderen an, bis zum Ende des Monats alle Wien weiter. „Diese ist vom damaligen Kom- Planeten wie möglich – und das am besten Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Dar- missionspräsidenten Jean Claude Juncker, auch noch klimafreundlich“, beendete Mar- aufhin waren alle schockiert, enttäuscht. Vor der Europäischen Union und 25 Mitglieds- tin Selmayr seine Rede unter lange anhalten- allem die Europäer, die Alliierte der NATO staaten eingeleitet worden – Österreich be- dem Beifall der VertreterInnen des Dach- sind, stellten fest, wenn die Amerikaner ab- teiligt sich an der Permanent Structured Co- verbands der Partner aller Nationen – PaN, ziehen, dann können wir ja nicht einmal den operation, kurz PESCO, also der Ständigen der anschließend gemeinsam mit der Stadt Flughafen von Kabul sichern, weil wir uns Strukturierten Zusammenarbeit. Europa hat Wien zu einem kleinen Buffet einlud und völlig auf die Amerikaner verlassen haben. das Potential, weltweit eine Rolle zu spielen. damit Gelegenheit gab, das eben Gehörte in Bürgermeister Michael Ludwig hat vorhin Wir sind ein Kontinent der Werte, der zufrie- vielen Gesprächen zu vertiefen. n die Neutralität Österreichs angesprochen – denen Menschen. Und Frieden ist in einer https://www.wien.gv.at und es ist ganz wichtig, daß Österreich neu- Welt, die nicht erst seit Donald Trump unsi- https://austria.representation.ec.europa.eu/ tral ist und Sie leben diese Neutralität auch – cherer geworden ist, in der leider militäri- https://www.kempinski.com/de/vienna/ aber Europa kann es sich nicht leisten, neu- sche Drohungen und Macht Instrumente der https://www.primalamusicawien.com/ PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 74 Österreich, Europa und die Welt Alle Fotos: PaN / Florian Wieser PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 201 / 20. 12. 2021 75 Österreich, Europa und die Welt Alle Fotos: PaN / Florian Wieser PaN – Partner aller Nationen – http://www.dachverband-pan.org/
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