Parasol Dokumentation Farbgestaltung GZ Bachwiesen Zürich - Diplomarbeit 2020 Kathrin Guntern
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parasol Dokumentation Farbgestaltung GZ Bachwiesen Zürich Diplomarbeit 2020 Kathrin Guntern FG04.201_FS 20
INHALT 03 Lage und Übersicht 04 Atmosphäre 05 Analyse 07 Fazit 08 Absicht Massnahmen 09 Ost- und Nordseite Gebäude B Kamin und Cafeteria Nordseite 10 Gebäude A 12 Gebäude B Südseite Hauptzugangsweg und Vordach 13 Cafeteria 02
Kanton Zürich GIS-Browser (https://maps.zh.ch) Orthofoto ZH 2014-2018 LAGE UND ÜBERSICHT GZ Bachwiesen Bachwiesenstrasse 40 8047 Zürich D © GIS-ZH, Kanton Zürich, 25.04.2020 13:34:10 Massstab 1:3000 Gebäudetrakte und Nutzung Diese Karte stellt einen Zusammenzug von amtlichen Daten verschiedener Stellen dar. Keine Garantie für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Rechtsverbindliche Auskünfte erteilen allein die zuständigen Behörden. A1 Zentrum: [2679124.02,1248298.61] EG: grosser Saal UG: kleiner Saal, Technik A2 EG: Hort A2 A1 UG: Gruppenraum C B EG: Werkstatt UG: Jugendraum, Büro, Lagerräume C EG: Cafeteria B UG: Technik D Stallungen 03
ATMOSPHÄRE Das GZ Bachwiesen liegt inmitten eines grossen Parks. Die Vögel zwitschern, Kinder plappern, Baulärm dröhnt, Erwachsene unterhalten sich und junge Mig- ranten treffen sich im Jugendtreff. Hier begegnet sich Jung und Alt, Mensch und Tier, Hobbyschreinerinnen und Kaffeebesucher. Über den Park nähere ich mich dem GZ. Ein Bächlein mäandert über eine leicht abfallende Wiese. Hie und da blitzt das Gelb des Hahnenfusses, ein Hauch von Flieder streift meine Nase. Wo sich das Wasser sammelt, schwimmen Enten. In den Stallungen bewegen sich langsam und gemächlich die Ponys. Eine grosse Schaukel lädt zum Schwingen ein und im Park, überall verteilt, Bänke und Sitz- gelegenheiten. Der Bachwiesenpark ist sinnlich und erlebnisreich. Zwischen den Bäumen entdecke ich die helle hintere Fassade des GZs. Das leicht vergraute Weiss mit dem dunklen Sockel wirkt etwas beliebig und un- beteiligt. Gleichzeitig fügt sich das Weiss wenig in die verschiedenen Grün- und Brauntöne des Parks ein. Ein Lachsorange betont die Fensterbänder. In der Mitte der beiden Gebäude steht präsent ein dunkelroter Kamin. Aber wo ist wohl der Eingang? Ich gehe am Gebäude vorbei und sehe die markante Zickzackform der Dachlandschaft des angrenzenden Trakts. Dort, wo sich die beiden Gebäude verschränken, ist auch der Haupteingang. Davor stehen prägnant zwei Bäume – Kuchenbäume - mit dunkelroten Blüten im Frühling und - im Herbst, mit allen Farben von Rot. Durch den Haupteingang betrete ich die Cafeteria. Mein Blick wandert über die grosse Fensterfront nach aussen und ich werde mit einem wunderbaren Aus- blick auf die Tierstallungen sowie auf den Bachwiesenpark beschenkt. Die bunt zusammengewürfelten Farben des Innenraumes, wie etwa die lachsorange Wand neben der kanariengelben Türe, nehme ich erst beim zweiten Hinschauen wahr. 04
ANALYSE Das GZ Bachwiesen mit dem Park steht inmitten des Quartiers Albisrieden. Es Häuser 50/60-er Jahre ist umgeben von Familiengärten, der neu erbauten, lebendigen Siedlung Freilager sowie den traditionellen, leicht verschlafenen 50/60-er Jahre Häusern. Albisrieden ist im Umbruch, so hat das Bevölkerungswachstum in den letzten fünf Jahren Siedlung Freilager von allen Stadtquartieren in diesem Quartier am meisten zugenommen. Familiengärten Neubau Alterszentrum Mathyseweg Eröffnung 2021 Neubau Schulanlage Freilager Eröffnung 2022 Bei den Farben der Umgebung zeigen sich verschiedene Backsteintöne in Kom- bination mit Grau oder Dunkelrot. Bei den Häusern aus den 50/60-er Jahren sind verschiedene Weisstöne vorherrschend, mit Braunrot als Akzentfarbe. Das GZ Bachwiesen wurde 1960 eröffnet. Ursprünglich gab es an diesem Ort einen Robinsonspielplatz. Da es der zunehmende Verkehr mehr und mehr verun- möglichte, dass Kinder auf der Strasse spielten, wurden ab 1954 mit einer Initiati- ve der Pro Juventute Freiluftspielräume geschaffen. Auf den Spielplätzen und den GZs gab es Spielelemente für alle Altersstufen, Sand und Wasser, Kriech- und Klettermöglichkeiten, Platz für Gruppenspiele mit Versteckgelegenheiten, Tier- gehege, in den Werkstätten Angebote zum Malen und Töpfern. Es herrschte das Motto «mehr Freiraum für Kinder». In Zürich gibt es mittlerweile 17 Gemeinschaftszentren. Viele der GZs befinden sich in Bauten, die im Laufe der letzten 60 Jahre speziell für diesen Zweck erstellt wurden. Diese sind im Besitz der Stadt Zürich und werden von der Stiftung Zür- cher Gemeinschaftszentren zur Verfügung gestellt. Das heutige Angebot unter- scheidet sich kaum von damals. Immer noch gibt es Werkstätten mit unzähligen Angeboten, einen Jugendraum, Säle zum Mieten, Tierstallungen mit Ponys und Hühnern. Es werden Sprach- und Yogakurse angeboten, es wird gesungen und musiziert. Und in der Mitte, im Café trifft sich Jung und Alt. 05
Lisbeth Reimmann war die Architektin des GZs Bachwiesen. Man findet nur wenige Informationen zu ihrer Person und zu ihrer Arbeit. Reimmann hatte jedoch bei der zweiten Saffa- Ausstellung, der schweizerischen Ausstellung für Frauen- arbeit im Jahre 1958 mitgewirkt. Dies kurz vor der Fertigstellung des GZs Bach- wiesen. Lisbeth Reimmann (1912 Berlin - k.A.) Bild_zaz bellerive_Fotostiftung Schweiz Ein Jahr nach dieser grossen Ausstellung reichte Lisbeth Reimmann die Pläne für das GZ Bachwiesen ein. Ursprünglich bestand der Bau aus zwei freistehenden, winkelförmig zueinander angeordneten, unterkellerten Gebäuden. Das eine um- fasste den Saal, den Clubraum, das Foyer und eine Kleinküche. Das andere zwei Werkstätten und eine Toilette. In der Mitte der beiden Bauten befand sich eine Feuerstelle, der Treff- und Mittelpunkt. Das eine Gebäude zeichnete sich durch ein markantes Pultdach aus. Beim Hauptgebäude wurden Sichtbacksteine verwendet, was ein lebendiges Spiel an der Fassade ergab. Der rechtwinklig zum Hauptgebäude angeordnete Pavillon- bau der Werkstätten mit den Stützsäulen des Vordaches, liess das Ensemble eigenständig, elegant, klar und leicht erscheinen. In den weiteren Jahren wurde das GZ mehrmals verändert und umgebaut. Um1970 wurde die Cafeteria eingebaut und damit die beiden Gebäude mit- einander verbunden. Mit einer Aufstockung des Clubraums erhielt der Saaltrakt anstelle eines Pultdaches ein flach geneigtes Satteldach. 1987 wurde das GZ mit dem Anbau eines Kinderhorts erweitert. Die Formensprache der Dachlandschaft wurde dabei aufgenommen und weitergeführt, so dass heute das Dach als lang- Aufnahme 1962_Quelle unbekannt gezogene Zickzackform erscheint. 06
2013 wurde das GZ energetisch saniert und die Fassaden mit einer 20 cm dicken EPS Schicht gedämmt. Heute überzieht eine einheitliche Farbgebung das ganze Ensemble mit einem leicht vergrauten Weiss und der Aktzentfarbe Lachsorange. Weitere Akzentfarben bilden die roten Stützsäulen des Vordachs, welche mit dem Rot des Kamins kommunizieren. An verschiedenen Orten trifft man im GZ auf Kunst. An der Ostfassade ist ein grosses Reliefbild von Lea Zanolli angebracht, vor dem Haupteingang ein Flachrelief von Idy Latscha. Im Park steht eine grösse- re Skulptur von Elsy Bloom. Sie ist so gestaltet, dass sie die Kinder zum Klettern einlädt. Die Parkanlage wurde ursprünglich von W. Frischknecht angelegt. Unterschied- liche Bäume, Sträucher, Stauden, Wasserläufe, Wege und Sitzgelegenheiten bilden ein harmonisches Ganzes. Die Parkanlage ist heute inventarisiert und denkmalpflegerisch geschützt. Ost- und Südseite FAZIT Das GZ Bachwiesen ist mit seinem grossen Angebot ein wichtiger Treff- und Mittelpunkt im Quartier. Es bietet Erholungs-, Begegnungs- und Erlebnisraum für viele AnwohnerInnen, Familien und Kinder. In der Silhouette passt sich das gross- zügige Gebäudeensemble gut in den leicht hügeligen und geschwungenen Park ein. Insgesamt wirkt das GZ aber etwas unentschlossen, unübersichtlich und nüchtern. Durch die einheitliche Farbgebung verschmilzt das Ensemble zu einem grossen Ganzen, wodurch der jeweils eigene Charakter der einzelnen Trakte und der Details verloren gegangen ist und somit auch die Lesbarkeit der Architektur. Die Eleganz, Preziosität, die Liebe zum Detail und zur Linie der 50/60-er Jahre ist wie mit einem Mantel überdeckt. Nordseite 07
ABSICHT Die Melodie des gesamten Gebäudeensembles wird neu getaktet, so dass sie lebendiger, anregender und differenzierter erscheint. Die einzelnen Gebäudetrak- te, Linien und Flächen werden über die Farbe herausgeabeitet und erhalten so einen eigenen Charakter. Trotzdem bilden sie in der Farbigkeit ein gemeinsames Ganzes. Das Aussen und Innen soll besser zusammenklingen, in einen Dialog treten und fliessend ineinander übergehen. So wird sich die Farbigkeit der Gebäude mehr mit dem Park verbinden. Ebenso wird eine Verbindung zwischen dem Aussenbe- reich und der Cafeteria als Zentrum und Mittelpunkt, geschaffen. Angezogen und neugierig gemacht, soll der Besuch des GZs für die vielen ver- schiedenen Besucher und Besucherinnen und Kinder zu einem freudigen und sinnlichen Erlebnis werden. MASSNAHMEN Die beiden Hauptvolumen erhalten eine eigene Farbigkeit und Charakter. Das Gebäude mit den Werkräumen wird gemäss seiner Nutzung aktiv und lebendig gestaltet. Das Gebäude mit dem markanten Zickzackdach ist bereits durch seine Form sehr prägnant. In der Farbigkeit soll es zurückhaltender und eleganter er- scheinen als sein Nachbar. Zwei Kuchenbäume stehen direkt vor dem Haupteingang. Das Rot, welches im Frühling und Herbst ihre Blätter ziert, wird aufgenommen und wie eine leichte Abstrahlung an die Südfassade projiziert. Leicht verschattet erscheint auch die Farbe. Die blasse Fliederfarbe zieht sich weiter und umfasst das Gebäudevolu- men mit den Werkräumen (Gebäude B). An der Ost- und Nordseite wechselt die Fliederfarbe zu einem Mauve. Die Farbe wird als Schlämme auf den Verputz aufgetragen. So wird die Textur egalisiert, sie wird feiner, aber auch belebter. Ebenfalls von den Blättern des Kuchenbaums wird ein dunkles Aubergine über- nommen. Mit dieser Farbe wird die Dachabschlusslinie akzentuiert. Mit dieser Linie werde alle Gebäude miteinander verbunden. 08
OST- UND NORDSEITE GEBÄUDE B Die Fenster wie auch die Türen werden in dunklem Nachtgrün gestrichen. An der Nordfassade werden die Zwischenbleche der Fensterbänder in der Vertikalen akzentuiert. Ein Zitronengelb leuchtet zwischen dem Dunkelgrün hervor. Zusam- men mit dem dunklen Mauve beginnen die Farben leicht zu vibrieren und ergeben ein anregendes Farbenspiel. Der Sockel erhält ein helles Grau, so dass der etwas zurückversetzte Bereich freundlicher wirkt als bis anhin. Trotzdem hält er sich farblich zurück und überlässt dem Hauptvolumen die Bühne. Die Sockelfarbe wird bei allen Gebäudetrakten gleich gestaltet. KAMIN UND CAFETERIA NORDSEITE Bei der Fassade der Cafeteria dominieren die Fenster. An der Nordseite wird der schmale Fassadenstreifen in einem gräulichen Weiss gestrichen. Dieses wird auch beim Vorbau des Horts aufgenommen. Um den Nordeingang der Cafeteria Nordseite zu betonen, werden die Stützsäulen des Vordachs in demselben Gelb gestrichen wie die Zwischenbleche von Gebäude B. Beim Kamin wird der Beton wieder freigelegt. Um ihn etwas dunkler erscheinen zu lassen, wird anschliessend eine schwarz pigmentierte Silikatlasur aufgetragen. 10
GEBÄUDE A Die Fassade von Gebäude A erhält ein dunkles Flechtengrün. Das leicht ver- graute und etwas kühle Grün gibt den Bäumen einen verbindenden Hintergrund und grenzt sich dennoch ab. Auch diese Farbe wird als Schlämme appliziert. Die grossen Fenster und Fensterrahmen werden wie bei Gebäude B und den übrigen Gebäuden in Nachtgrün gestrichen. Dies ermöglicht, dass die Bäume ihr Blätterspiel in den Fenstergläsern ungebremst reflektieren können. Die markanten Holzbalken, welche die grossen Fenster gliedern, werden in leicht gebrochenem Weiss gestrichen. Die helle Farbe rhythmisiert die Fassade in einer zurückhalten- den Eleganz. Ebenfalls weiss werden die kleineren Fenster im Erdgeschoss (so- wie eines im Obergeschoss). Mit der unterschiedlichen Fensterfarbe wird so mit einem diskreten Wink Bezug genommen auf die unterschiedlichen Bauetappen. Westseite 11
Referenzbilder zu Vordach Achtstöckiger „Wohnturm“ Saffa_1958 Pavillon Letzibad Max Frisch_1949 Bild_Keystone HAUPTZUGANGSWEG UND VORDACH Der Hauptzugangsweg von der Ostseite her, wird mit verschiedenen Mass- nahmen betont, attraktiv und lebendig gestaltet. Die weissen Stützsäulen des Vordachs begrenzen den Weg zur Wiese. Die Zementplatten werden durch einen vorvergrauten Lärchendielenboden ersetzt. Dieser wird an der Ostseite weiter- geführt. Ebenso wird der Lärchenboden in die Cafeteria weitergezogen, so dass bei geöffneten Schiebefenstern im Sommer ein grosser, weiterführender Raum entsteht. Beim lang gezogenen Vordach werden die Querstäbe in einem satten Wiesen- grün gestrichen. In der Weite des Blicks, trifft das in der Perspektive immer dichter werdende Grün des Vordachs auf das Grün der Fassade von Haus A und führt zum Haupteingang. Süd- und Ostseite 12
Der Farbklang ist ausbalanciert und gleichzeitig lebendig, überraschend und kontrastreich. Farbklang GZ Bachwiesen Zeltzimmer Schloss Charlottenhof, Potsdam Referenzbilder zu Cafeteria CAFETERIA Der Boden wie auch die gestreifte Decke werden in die Cafeteria hineingezogen. Somit verbindet sich das Aussen mit dem Innen. Das Streifenmuster der Decke wird an den Wänden in einem vertikalen Verlauf weitergeführt. Breite Streifen in Grün und Weiss fliessen von der Decke an den Wänden hinunter. Das Dunkel- grün der Fenster fügt sich in die Farbigkeit ein, lässt den ganzen Raum als Einheit erscheinen und verbindet auch zur Nordseite hin das Aussen mit dem Innen. «aux losanges» Bild Hélène Binet Zeltzimmer Schloss Charlottenhof Potsdam_Schinkel_BJ 1829 aux Losanges Tschiertschen_ Umbau 2017 Caruso St John Architects Bild Hélène Binet 13
Wie unter einem riesengrossen Sonnenschirm wird man in der Cafeteria des GZs sitzen, mit dem Blick ins Grüne, leicht und luftig. Cafeteria 14
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