PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz

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PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
Perspektiven für Jugendliche

PATENSCHAFTSBERICHTE 2021
PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
Gabriela Wichser
                                              Leiterin Programme terre des hommes schweiz

Rückblick auf ein turbulentes Jahr 2020
Das Jahr 2020 war durch und durch ein Ausnahme-                                    ge Menschen Familien dabei unter-
                                                                                   stützt, eigene Gemüsegärten anzule-
jahr und hat uns alle in vielfacher Hinsicht gefordert.                            gen, damit sie ihre Ernährung sichern
                                                                                   konnten. Die Beispiele, die Sie in die-
Wir blicken jedoch auch auf ein Jahr zurück, das                                   sem Patenschaftsbericht lesen können,
zeigte, wie stark die Solidarität und der Zusammen-                                zeigen auf, wie sich die Jugendlichen
                                                                                   in unseren Projekten nach wie vor mit
halt in schwierigen Zeiten sind.                                                   vereinten Kräften engagieren, um die-
                                                                                   se Krise zu bewältigen und wie dieser
                                                                                   Zusammenhalt dazu beiträgt, die Aus-
Liebe Patinnen und Paten                 Jugendliche zeigen grosse Solidarität     breitung des Coronavirus zu verlang-
                                         Dank der Flexibilität unserer Mitar-      samen.
Wie werden Sie das Jahr 2020 in Er-      beitenden in unseren Projektländern,
innerung behalten? Zweifellos war        der lokalen Partnerorganisationen und     Lateinamerika stark betroffen
das Coronavirus für viele Menschen       mit dem Ideenreichtum der Jugend-         So unterschiedlich unsere Projektlän-
das Hauptthema. Die meisten von uns      lichen fanden wir jedoch schnell Lö-      der sind, so unterschiedlich wurden
können sich an kein anderes Virus er-    sungen, wie wir den Menschen in die-      die Länder von der Corona-Pandemie
innern, welches das Leben der Men-       ser ausserordentlichen Situation bei-     getroffen. Anfänglich waren die Pro-
schen rund um den Globus dermas-         stehen und unkompliziert Nothilfe         gnosen für die meisten afrikanischen
sen auf den Kopf gestellt hat wie Cor-   leisten konnten. Dabei hat es sich als    Länder wegen Vorerkrankungen wie
ona. Auch wir bei terre des hommes       sehr nützlich erwiesen, dass wir seit     HIV/Aids und schlecht ausgestatteten
schweiz sahen uns mit einigen Her-       Jahren den Fokus auf Hilfe zur Selbst-    Gesundheitssystemen katastrophal.
ausforderungen konfrontiert. Bereits     hilfe und das Empowerment von Ju-         Knapp ein Jahr später zeigt sich, dass
vor dem Lockdown hatten wir die          gendlichen legen. Gerade Jugendliche      der afrikanische Kontinent bisher ins-
Möglichkeiten für das digitale Arbei-    spielen bei der Bewältigung dieser        gesamt weniger stark vom Virus betrof-
ten geschaffen, doch wir mussten im      Pandemie eine Schlüsselrolle. Da sie      fen ist als Expertinnen und Experten
Schnellzugstempo lernen, diese zu        nicht zur Risikogruppe gehören und        befürchteten. Gründe dafür könnten
nutzen. Denn es gab viel zu tun in un-   über grosse Innovationskraft verfü-       die jüngere Bevölkerung, das schnelle
seren zehn Projektländern: Wegen Co-     gen, haben sie einen wichtigen solida-    Einschreiten am Anfang der Pandemie
rona und deren massiven Auswirkun-       rischen Beitrag geleistet, um Corona-     oder das angepasste Immunsystem sein.
gen mussten wir schnell nach neuen       Präventionsmassnahmen umzusetzen          Wegen der schlechten Datenlage bleibt
Wegen suchen, um die Jugendlichen in     und existenzielle Bedürfnisse abzu-       aber unklar, ob die afrikanischen Län-
unseren Projekten weiterhin errei-       sichern. Sie konnten selbst in entlege-   der nur die Ruhe vor dem Sturm erle-
chen und unterstützen zu können. Die     nen Regionen Afrikas und Lateiname-       ben. Lateinamerika wurde hingegen
negativen Auswirkungen der Corona-       rikas mittels Radiosendungen, sozia-      stark getroffen. So zählen unsere Pro-
Krise hat die Not vieler Menschen noch   len Medien oder Hausbesuchen für die      jektländer Brasilien, Peru und Kolum-
vergrössert. Die schwächsten sozialen    Gefahren des Virus sensibilisieren. Sie   bien zu den Ländern mit den weltweit
Gruppen konnten aufgrund des Lock-       haben Plakate aufgehängt, Seifen und      höchsten Ansteckungs- und Todeszahlen.
downs nicht mehr ihren Gelegenheits-     Desinfektionsmittel abgegeben, Schutz-
jobs nachgehen, so dass sie von einem    masken genäht und kostenlos verteilt.     Verbunden trotz Social Distancing
Tag auf den anderen kein Einkommen       Jugendliche aus Kleinbauernfamilien       Auch die Massnahmen der einzelnen
mehr hatten. Teilweise versagten die     in Brasilien haben sich zusammenge-       Staaten zur Eindämmung des Virus
staatlichen Behörden und viele Men-      schlossen und Essenspakete und Mahl-      fielen sehr unterschiedlich aus. In El
schen wussten nicht, wie sie sich am     zeiten an bedürftige Familien abge-       Salvador zum Beispiel traf die auto-
besten vor dem Virus schützen können.    geben. Im südlichen Afrika haben jun-     ritäre Regierung rund um Präsident

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PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
Nayib Bukele drastische Massnahmen,
um das Virus einzudämmen. So wur-                       Inhalt
den «Quarantäne-Zentren» eröffnet.
Wer sich in El Salvador nicht an die           4–5       Eine Patenschaft – mehrere Projekte
strengen Ausgangsbeschränkungen                          Ein Überblick über unsere Patenschaften
hielt, wurde unter menschenunwür-
digen Lebensbedingungen bis zu zwei            6–7       Patenschaft Jugendliche
Monaten eingesperrt. Die Folge war ei-                   Simbabwe – Mehr als Sport: Mit Fussball gegen HIV/Aids
ne grosse Unsicherheit in der Bevöl-
kerung, Panik und Angst, aber auch             8–9       Patenschaft Mädchen und junge Frauen
Wut über die Verletzung der Bürger-                      Tansania – Zukunftsperspektiven für Mädchen und junge Frauen
rechte. Unsere lokale Partnerorganisa-
tion ACISAM startete eine Kampagne             10 – 11 Patenschaft Bildung und nachhaltiges Wirtschaften
zur psychischen Gesundheit. Sie ver-                   El Salvador – Einkommensinitiativen gegen die Armut
breitete via Dorfradios und soziale Me-
dien hilfreiche Informationen und po-          12 – 13 Patenschaft Kinder
sitive Botschaften, um die Menschen                    Nicaragua – Ein sicheres Umfeld für Kinder
anzuleiten, mit der Ausnahmesitua-
tion umzugehen. Auch verfassten wir            14 – 15 Patenschaft Freundeskreis
zusammen mit anderen Kinderrechts-                     Brasilien – Zukunftsperspektiven dank ökologischer Landwirtschaft
organisationen ein Positionspapier,
das den Schutz von Kindern und Ju-             16 –17 Wir stellen vor
gendlichen in solchen Zentren for-
derte.                                         18        Ihre Vorteile als Patin oder Pate

Zunahme der häuslichen Gewalt                  19        Fragebogen zu Ihrer Patenschaft
Die Corona-Krise hat vielerorts auch
die häusliche Gewalt verstärkt. Ge-
meinsam mit unseren Partnern vor
Ort haben wir deshalb unsere Aktivi-
täten gegen geschlechtsspezifische Ge-
walt intensiviert. Über die sozialen
Medien waren wir während des Lock-
downs mit Frauen, die Opfer von Ge-
walt geworden sind, stets in Kontakt
und haben unsere Hilfsangebote den
geltenden Massnahmen angepasst.

Ein grosses Dankeschön
Ja, wir blicken definitiv auf ein Aus-
nahmejahr zurück und ein Ende der
Corona-Pandemie ist noch nicht in
Sicht. Wir werden auch im Jahr 2021
unsere bestehenden Tätigkeiten un-
ter Einhaltung der Social Distancing-
Massnahmen fortsetzen und weitere          Impressum
                                           terre des hommes schweiz
Online-Aktivitäten planen. Dies um         Basel, Januar 2021
den Menschen, die Unterstützung wei-       terredeshommesschweiz.ch/patenschaftsbericht
terzugeben, die Sie mit Ihren Spenden      Redaktion: Loredana Engler
ermöglichen. In Ausnahmezeiten zeigt       Korrektorat: Jonas Wagner-Mörsdorf
sich, wie gross die Solidarität der Men-   Grafi : Michèle Minet
                                           Fotos: terre des hommes schweiz, Projekt CORDES: Enrique Alexander Alarcón
schen ist. Ich danke Ihnen von Her-        Marroquín (El Salvador)
zen, dass wir auf Sie zählen können.       Auflage: 4100 Ex
                                           Druck: Gremper AG, Basel/Pratteln
                                           Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier FSC

Patenschaftsbericht 2021                                                                                                3
PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
El Salvador                                       Nicaragua
                                                                            5 Projekte                                        5 Projekte

    Eine Patenschaft – mehrere Projekte
    Ein Überblick über unsere Patenschaften

    Patenschaft Jugendliche
    Jugendliche in Afrika und Lateinamerika haben einen schweren Stand. Sie sind nicht mehr Kind
    genug, um als schützenswert zu gelten. Gleichzeitig sind sie noch nicht erwachsen genug, um
    gesellschaftlich ernst genommen zu werden. Dabei brauchen junge Menschen Perspektiven, um
    ihr Potenzial zu nutzen.

    Patenschaft Mädchen und Frauen
    Mädchen und Frauen werden in weiten Teilen der Welt wegen ihres Geschlechts ausgebeutet und
    misshandelt. Gewalt ist für viele von ihnen trauriger Alltag. Benachteiligte Mädchen und Frauen
    brauchen Schutz und die Chance, ihre eigene Zukunft aktiv mitzugestalten.

    Patenschaft Bildung und nachhaltiges Wirtschaften
    Bildung und ausreichendes Einkommen sind wichtige Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes
    Leben und eine würdevolle Zukunft in der Heimat. Vielen Jugendlichen bleibt der Zugang zu Bil-
    dung verwehrt und damit auch der Weg aus der Armut. Wir bilden Jugendliche aus und unterstüt-
    zen ihre eigenen Einkommensinitiativen.

    Patenschaft Kinder
    Viele Kinder in Afrika und Lateinamerika leiden unter Armut und Ausbeutung. Sie kennen ihre
    Rechte nicht und erfahren keinen Schutz. Wir stärken die Rechte der Kinder und bieten ihnen
    Schutz und Räume, wo sie über ihre Nöte und Sorgen offen sprechen können.

    Patenschaft Freundeskreis
    Als Freundin oder Freund von terre des hommes schweiz stärken Sie verschiedene Projekte, die
    keinem spezifische Thema zugeordnet sind und alle Zielgruppen miteinschliessen. Diese Projekte
    brauchen dringend Unterstützung.

terre des hommes schweiz arbeitet zu drei Arbeitsschwerpunkten: Friedenskultur, Gesundheit sowie Bildung
und nachhaltiges Wirtschaften. Die Geschlechtergerechtigkeit spielt in allen drei Arbeitsschwerpunkten
eine zentrale Rolle.

4                                                                                                          Patenschaftsbericht 2021
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Schweiz
                                            6 Projekte

                               Westsahara
                               1 Projekt

 Kolumbien
 9 Projekte

                           Peru
                           7 Projekte
                                                Tansania
                                                5 Projekte

                                                Mosambik
                                                5 Projekte

                                                Simbabwe
                                                4 Projekte
                       Brasilien
                       4 Projekte

                                                Südafrika
                                                4 Projekte

                                                Total: 55 Projekte

Patenschaftsbericht 2021                                             5
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Patenschaft Jugendliche

                                                              «Das Leben bietet die Möglichkeit, sich für
                                                              oder gegen gewisse Dinge zu entscheiden.
                                                              Ich engagiere mich, damit Jugendliche die
                                                              richtige Wahl für sich selbst treffen.»
                                                              Ntabiso Dlodlo* (21) mit Future Dubo* (15) aus Simbabwe
                                                              *Namen geändert

 Mehr als Sport: Mit Fussball gegen HIV/Aids
Bittere Armut und Aids prägen das Leben in Simbabwe, praktisch                             Jugendlicher selbst von den Program-
                                                                                           men von GRSZ profitiert und es ist für
jede Familie ist davon betroffen. Über zwei Drittel der Bevölke-                           mich selbstverständlich, jetzt anderen
rung ist unter 25 Jahre alt und trotzdem haben die wenigsten                               Jugendlichen zu helfen.»
jungen Menschen ausreichendes Wissen zu HIV/Aids und wie sie                               Spielerisch aufklären
sich davor schützen können.                                                                Ntabiso vermittelt der Schulklasse von
                                                                                           Future wichtiges Wissen zu HIV/Aids.
Januar 2020: Es herrscht grosse Auf-         Ein Coach namens Ntabiso                      Es wird aber auch gespielt, denn da-
regung in der Klasse des 15-jährigen         Unsere Partner*innen arbeiten dafür           durch können ernste Themen interes-
Future. Statt dem herkömmlichen Un-          mit jungen Trainer*innen, sogenann-           sant und spannend gestaltet werden. Da-
terricht wird heute auf dem Schulhof         ten Coaches, zusammen. Sie wurden             mit das Wissen und auch das Bewusst-
gekickt. Für Future und seine Schulka-       ausgebildet, um Jugendliche in Bula-          sein der Jugendlichen nachhaltig ge-
merad*innen eine willkommene Ab-             wayo zu begleiten, damit sie sich vor         stärkt werden können, reichen einma-
wechslung. Mitarbeitende von Grass-          sexuell übertragbaren Krankheiten             lige Besuche jedoch nicht aus. Des-
root Soccer Zimbabwe (GRSZ), unserer         wie HIV, aber auch vor ungewollten            halb ist GRSZ strategische Partnerschaf-
Partnerorganisation in Bulawayo, sind        Schwangerschaften schützen lernen.            ten in mehreren Schulen Bulawayos
zu Besuch. Die Organisation nutzt            Ein solcher Coach ist Ntabiso. Er ist 21      eingegangen. HIV-Aufklärung ist in
unter anderem Fussball, um Jugend-           und engagiert sich seit zwei Jahren           simbabwischen Schulen Teil des Lehr-
liche zwischen 10 und 24 Jahren für          für unsere Partnerorganisation. «In den       plans, jedoch weiss auch die Klassen-
Themen der sexuellen Gesundheit              letzten Jahrzehnten haben hier alle           lehrerin, Frau Moyo, dass Themen rund
zu sensibilisieren.                          sehr unter Aids gelitten. Ich habe als        um HIV/Aids-Prävention häufig sehr

Die Kraft des Sports nutzen: Die Coaches von GRSZ tragen auffallend gelbe T-Shirts. Sie wissen, dass Fussball die Fähigkeit hat, junge
Menschen zu verbinden und wichtige Werte wie Respekt, Vertrauen und Fairness vermittelt werden können.

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PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
technisch bleiben: «Kinder und Jugend-
liche können mit herkömmlichen
Schulmitteln kaum erreicht werden.
Ein Coach schafft es viel besser, sie
spielerisch mit Wissen rund um sexu-
elle Gesundheit zu erreichen. Er bringt
ihnen auch die Fähigkeiten bei, Dienst-
leistungen wie Informationen, HIV-
Tests, Verhütung, Beratung, usw. recht-
zeitig einzufordern und nutzen zu
können. Schon vom Alter her, ist der
Coach näher dran an den Schüler*in-
nen als ich. Zudem sprechen sie die
gleiche Sprache.» Ntabiso wird den
Kurs nicht nur einmalig leiten, son-
dern während 10 Schulwochen regel-
mässig mit der Klasse arbeiten. Das ist
wichtig, um den Schüler*innen den
Raum zu geben, über Erlerntes nach-
zudenken und auch Fragen zu stellen.
Sie sollen Vertrauenspersonen identi-       Spielerische und interaktive Aktivitäten an Schulen: Die Coaches besuchen Schulen in
fizieren, die sie im Notfall ansprechen     Vierteln, die besonders stark von HIV/Aids betroffen sind.
können. Das kann ein Coach wie Ntabi-
so sein, aber auch eine Lehrperson wie      und -turniere sind wichtig, um Mäd-          Gesundheit: Investition für die Zukunft
Frau Moyo. Sie betont: «Wichtig ist, dass   chen und Jungen dazu zu motivieren,          Future hat viel Neues dazugelernt. «Es
meine Schüler*innen jederzeit mit           an Aktivitäten teilzunehmen, die ihnen       hat gutgetan, Vertrauensübungen zu
Fragen zu mir kommen können.» Auch          HIV-Themen näherbringen und sie per-         machen. Egal, ob wir positiv oder nega-
deswegen arbeitet GRSZ intensiv mit         sönlich, aber auch als Gruppe stärken.»      tiv sind: Wir sind nicht allein, wir sind
Lehrpersonen zusammen. Denn sie sind        Prävention ist wichtig. Doch für GRSZ        ein Team.» Durch den Teamsport erle-
es, welche täglich mit den Schüler*in-      ist auch die Begleitung von HIV-posi-        ben Jugendliche wie Future ein Ge-
nen zu tun haben und die Eltern und         tiven Jugendlichen zentral. «Jugend-         meinschaftsgefühl und entwickeln
Familien kennen. In Simbabwe gibt es        liche müssen ihren HIV-Status nicht          Teamgeist. Auch vorhandene patriar-
kaum eine Familie, die nicht von Aids       nur kennen, sie müssen auch damit le-        chale Geschlechterbilder werden
betroffen ist. HIV-positive Kinder und      ben lernen», sagt Happy Ncube. Die           durch gemischte Teams spielerisch kri-
Jugendliche leiden oft nicht nur unter      Schulbesuche, aber auch die Arbeit auf       tisch reflektiert und Respekt und Tole-
der eigentlichen Erkrankung, häufig         dem Trainingsgelände, ermöglichen es         ranz gefördert. Vor allem jedoch hat
werden sie von der Gesellschaft stigma-     unserer Partnerorganisation, die Ju-         Future verstanden, dass seine Gesund-
tisiert und ausgeschlossen. Es ist sehr     gendlichen zu identifizieren, die ver-       heit sein wichtigstes Gut ist. «Meine El-
wichtig, Betroffene früh zu erreichen       stärkt ihre Hilfe und Begleitung brau-       tern haben mich Future genannt, weil
und ihnen zu helfen, sich und andere        chen. «Gerade HIV-positive Jugendliche       sie mir eine gute Zukunft wünschten.
vor dem Virus zu schützen. Dabei spielt     benötigen besondere medizinische und         Das Leben in Simbabwe ist nicht ein-
Sport, insbesondere Fussball, eine ent-     psychosoziale Unterstützung, damit           fach und es gibt nicht viele Chancen.
scheidende Rolle.                           sie verstehen, dass sie trotz HIV/Aids ein   Aber wenn ich meine Chance in diesem
                                            ganz normales Leben führen können.»          Leben greifen möchte, dann wird es ein-
Fussball als Türöffner                      Dies braucht Zeit und viel Vertrauen,        facher sein, wenn ich gesund bleibe.»
Futures Begeisterung ist gross, als Nta-    das aufgebaut werden muss. Hier ha-
biso erklärt, dass es die Möglichkeit       ben sich die Coaches als junge Vorbilder     Hafid Derbal
gibt, montags und mittwochs, nach der       und Vertrauenspersonen sehr bewährt.         Programmkoordinator Simbabwe
Schule bei GSRZ zu trainieren. Future
und viele seiner Schulkolleg*innen ha-
ben sich sofort gemeldet, denn in Sim-        Wie Corona unsere Arbeit vor Ort beeinflusst hat
babwe gibt es kaum Freizeitmöglich-           Durch den monatelangen Lockdown in Simbabwe konnten viele Jugendli-
keiten für Jugendliche. Daher ist das         che mit HIV nicht mehr regelmässig an ihre Medikamente gelangen. Hier hat
Trainingsgelände unserer Partneror-           GRSZ Abhilfe geschaffen. Weil auch das Training und die Schulbesuche in
ganisation sehr beliebt. Das weiss auch
                                              dieser Zeit ausfielen, hat GRSZ viele Aktivitäten und Aktionen über Whats-
Happy Ncube, Projektleiterin bei GRSZ:
«Gerade Ballsportarten und Sportver-          App-Gruppen laufen lassen. Durch Befolgen der Hygienemassnahmen
anstaltungen sind ein sehr wirksames          waren auch Hausbesuche für besonders bedürftige Jugendliche möglich
Mittel, um Jugendliche in Risikositu-         und speziell wichtig.
ationen zu mobilisieren. Fussballspiele

Patenschaftsbericht 2021                                                                                                           7
PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
Patenschaft Mädchen und junge Frauen

                                                            «Ich bin in der Lage, meine Zukunft
                                                            selbst zu bestimmen und zu entscheiden,
                                                            ob, wann und mit wem ich ein zweites
                                                            Kind bekommen möchte.»
                                                            Grace Hamadi*, 20 Jahre, aus Tansania
                                                            *Name geändert

 Zukunftsperspektiven für Mädchen und junge Frauen
Im Nordwesten Tansanias gehen viele Mädchen aus Not oder Un-                             darüber noch in der Schule. So ist es
                                                                                         nicht verwunderlich, dass Tansania
wissen sexuelle Beziehungen mit älteren Männern ein. Von Ver-                            weltweit eine der höchsten Teenager-
hütung wissen sie nichts. Kaum sind sie schwanger, werden sie vom                        schwangerschaftsraten aufweist.
Schulsystem ausgeschlossen. So fehlt ihnen die Bildung und das Ein-                      Als nutzloses Mädchen bezeichnet
kommen für eine gesicherte Zukunft.                                                      Als Graces Freund von der Schwanger-
                                                                                         schaft erfuhr, zog er mit seiner Fami-
Grace Hamadi ist eine junge, aufge-         klar, dass Grace als älteste der Geschwis-   lie an einen anderen Ort, um sich vor
schlossene Frau, die weiss, was sie möch-   ter neben der Schule auch Geld verdie-       der Verantwortung zu drücken. Grace
te und was nicht. Das war nicht immer       nen musste. Mit 16 wurde Grace von           war mit der Schwangerschaft allein.
so. Sie wuchs in Mwanza auf, einer          ihrer ersten Liebe, einem Schulkolle-        «Als meine Eltern davon erfuhren, wa-
Stadt im Nordosten Tansanias. Ihre          gen, schwanger und von der Schule            ren sie enttäuscht von mir. Mein Vater
Familie ist sehr arm. Ihr Vater hat eine    ausgeschlossen. Sie mochte den Jungen        sprach während der ganzen Schwan-
körperliche Behinderung, ihre Mutter        sehr und wollte mit ihm Liebe ma-            gerschaft kein Wort mit mir. Es fühlte
musste stets allein für das Einkom-         chen. Aber beide wussten nichts von          sich so an, als hätte ich den Respekt
men für Grace und ihre drei Geschwis-       Verhütung und hatten ungeschützten           und die Liebe meiner Familie verlo-
ter sorgen. «Mein Vater lebt bei uns,       Geschlechtsverkehr. Das ist in Tansa-        ren», erzählt Grace nachdenklich. Sie
aber wegen seiner Behinderung konn-         nia nichts Ungewöhnliches. Sexuali-          wurde von sämtlichen Familienakti-
te er weder für uns Kinder sorgen noch      tät und Verhütung gelten als Tabu-           vitäten ausgeschlossen, sie durfte ledig-
meine Mutter unterstützen.» Früh war        themen. Man spricht weder zu Hause           lich weiterhin im Haushalt wohnen

Auf Pommes, Eier-Gerichte und Spiesse spezialisiert: Grace Hamadi vor ihrem eigenen Restaurant «Mama Careen».

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PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
und mithelfen. «Unsere ganze Ge-
meinde sah mich als useless girl (nutz-
loses Mädchen) an. Ich habe mich sehr
geschämt.»

Prävention und Unterstützung
Hochschwanger besuchte Grace eine
Infoveranstaltung in ihrer Gemeinde
und hat so von unserer Arbeit erfahren,
die wir in Tansania gemeinsam mit der
Organisation EBLI (Education for Better
Living Organisation) umsetzen. Dabei
stärken wir junge Frauen mit Wissen
zu sexuell übertragbaren Krankheiten,
Verhütung und Schwangerschaft. Zu-
dem begleiten wir junge Mütter mit
psychosozialer Unterstützung und för-
dern sie mit Ausbildungsprogrammen.
«Ich merkte schnell, dass das mein Weg     Neuland: Viele junge Frauen arbeiten zum ersten Mal in ihrem Leben mit einem Computer.
sein könnte, um aus dem Loch heraus-
zukommen, in das ich gefallen war. Ich     gelernt, Geld zu sparen und sinnvoll        themen sind. Nur so kann sie gesund
meldete mich deshalb bei der Organi-       zu investieren.» Grace konnte dadurch       aufwachsen und wissen, was sie vom
sation an», sagt Grace. Drei Monate nach   viel sparen, so dass sie sich ein kleines   Leben will.»
der Geburt ihrer Tochter wurde die         Haus leisten und ihr eigenes Restau-
junge Mutter in unser Ausbildungspro-      rant mit dem Namen «Mama Careen»            Schulabschluss und Familie
gramm aufgenommen. «Anfangs habe           eröffnen konnte.                            Grace hat klare Ziele vor Augen: Sie
ich Computerkurse besucht, die mir                                                     möchte ihr Restaurant selbstständig
viel Spass gemacht haben. Auch habe        Sexualität soll kein Tabuthema sein         führen und im Idealfall ausbauen. Sie
ich sehr viel in den Kursen zu sexuel-     Die junge Frau kocht und verkauft           überlegt sich sogar, ein paar Mitarbei-
ler Gesundheit und sexuellen Rechten       Pommes, verschiedene Eier-Gerichte          tende anzustellen. «Dann hätte ich Zeit,
gelernt, vor allem über Verhütung.»        und Spiesse. Durch diese Arbeit hat         um den Schulabschluss nachzuholen.
Neben diesen Kursen hat Grace das ge-      Grace ein regelmässiges Einkommen           Kaum sah man mir damals die Schwan-
samte Ausbildungsprogramm durch-           von rund 450 000 Tansania-Schilling         gerschaft an, wurde ich von der Schule
laufen und erfolgreich absolviert.         (250 USD) im Monat. Damit kann sie          ausgeschlossen, weil ich als ein schlech-
                                           sich selbst und ihre heute vierjährige      tes Vorbild galt», sagt die junge Frau.
Wir arbeiten zusammen mit Jugend-          Tochter gut durchbringen. Manchmal          «Einen weiteren Wunsch hätte ich noch:
klubs an Schulen, aber verstärkt auch      unterstützt sie sogar ihre Eltern und       eine richtige Familie. Dank meinem
mit Jugendlichen ausserhalb der Schu-      ihre Geschwister. Ihre Tochter geht in      Wissen und meinem Selbstvertrauen
len. Neben den Jugendlichen selbst wird    den Kindergarten und Grace ist froh,        kann ich selber entscheiden, ob, wann
auch ihr direktes Umfeld in die Arbeit     um das Wissen, das sie sich in unserem      und mit wem ich eine Familie gründen
miteinbezogen und gestärkt. Dies sind      Ausbildungsprogramm angeeignet hat.         möchte.» Eines steht dabei für Grace
die Familien, die Gemeinden und die        «Ich fühle mich selbstsicherer als frü-     fest: «Liebe, Respekt und Unterstützung
bestehenden Institutionen im Umfeld        her. Ich habe mir vorgenommen, mit          soll die Erziehung meiner Kinder prä-
der Jugendlichen. In den Ausbildungs-      meiner Tochter offen über alles zu          gen.»
programmen für junge Mütter werden         sprechen. Ich möchte, dass bei uns zu       Catherine Brunold-Hollinger
innerhalb eines Jahres vier Phasen ab-     Hause Sex und Sexualität keine Tabu-        Programmkoordinatorin Tansania
solviert. Beim Bestehen gibt es einen
offiziell zertifizierten Abschluss.
                                             Wie Corona unsere Arbeit vor Ort beeinflusst hat
Sparen und investieren                       Unsere lokale Partnerorganisation EBLI hat Handwaschstationen in abgele-
Nach dem erfolgreichen Abschluss des         genen Gemeinden aufgebaut und ihr Radioprogramm zur Sensibilisierung
Ausbildungsprogramms baute Grace             vor der Ansteckung von Corona genutzt. Zudem wurden in der hauseige-
ihr eigenes kleines Geschäft auf. Sie        nen Schneiderei Stoffmasken produziert und in den Gemeinden verteilt. Das
kochte kleine Snacks und verkaufte sie       Wichtigste war jedoch, den Kontakt zu den jungen Müttern aufrechtzuerhal-
an Busstationen. «Diesen Job machte
                                             ten. Deshalb wurden Online-Tools zur regelmässigen Kommunikation ein-
ich sechs Monate lang. Es war optimal,
weil ich meine kleine Tochter mit-           geführt. Nach den ersten Lockerungen trafen sich Mitarbeitende von EBLI
nehmen konnte. Dank der Unterstüt-           unter strenger Einhaltung von Hygienemassnahmen in Kleingruppen mit
zung von EBLI, die ich auch nach der         je drei jungen Müttern.
Ausbildung bekommen habe, habe ich

Patenschaftsbericht 2021                                                                                                       9
PATENSCHAFTSBERICHTE 2021 - Perspektiven für Jugendliche - terre des hommes schweiz
Patenschaft Bildung und nachhaltiges Wirtschaften

                                                            «Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen,
                                                            dass sich jede Anstrengung gelohnt hat.
                                                            Ich bin stolz auf die Person, die ich
                                                            geworden bin.»
                                                            Iris Sarai Orellana*, 25 Jahre, aus El Salvador
                                                            *Name geändert

Einkommensinitiativen gegen die Armut
Chalatenango gilt als eine der ärmsten Regionen El Salvadors. Für                       burt eine Pause einlegen zu können.»
junge Menschen gibt es nicht viel zu tun. Armut und Perspektivenlo-                     Ein neues Leben erträumen
sigkeit bestimmen ihr Leben. Mit eigenen Einkommensprojekten                            Nach der Geburt erfuhr die junge Mut-
                                                                                        ter von einem Bekannten, der mit der
bauen sich junge Frauen und Männer eine Zukunft in der Heimat auf.                      Hilfe unserer Partnerorganisation COR-
                                                                                        DES ein Kleinstunternehmen gegrün-
Iris Orellana ist eine beeindruckende       Dorf zu Dorf. In dieser Zeit plagte         det hatte. «Obwohl ich mir nicht vor-
junge Frau. Trotz aller Schwierigkeiten     mich oft der Hunger. Damals dachte          stellen konnte, dass man ohne Gegen-
liess sie sich nie unterkriegen. «Ich       ich, dass ich mein ganzes Leben damit       leistung Hilfe bekommt, meldete ich
wuchs mit meiner Mutter und vier            verbringen würde, Kleider zu verkau-        mich bei der Organisation. Ich wollte
Geschwistern auf. Wir hatten kaum           fen. Das war ein trostloser Gedanke.»       nicht mein Leben lang, Kleider verkau-
Geld, so dass ich schon als kleines Mäd-    Mit 17 Jahren wurde Iris von ihrem          fen. Aber ich hatte damals Mühe, mir
chen anfing, nach der Schule Zei-           Freund schwanger. «Während der gan-         ein anderes Leben vorzustellen. Die Ge-
tungen und Körperlotionen zu verkau-        zen Schwangerschaft bin ich jeden Tag       spräche mit der Psychologin der Orga-
fen. Später verkaufte ich zusammen mit      raus, um Kleider zu verkaufen. Da der       nisation, Alexandra, waren deshalb ei-
meiner Mutter Kleider auf der Strasse.      Vater meines Kindes seine Verantwor-        ne grosse persönliche Bereicherung für
Das war sehr schwierig, denn wir stan-      tung ablehnte, wusste ich, dass ich wäh-    mich. Luis, der fachliche Berater von
den den ganzen Tag in der prallen Son-      rend der Schwangerschaft doppelt so         CORDES, half mir zu verstehen, was ich
ne und liefen mit unseren Kleidern von      hart arbeiten muss, um nach der Ge-         im Leben erreichen wollte und wie ich

Iris in ihrem Coiffeursalon: «Mein 7-jähriger Sohn macht die Hausaufgaben hier, währenddem ich arbeite.»

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es schrittchenweise schaffen konnte.
Ich absolvierte daraufhin einen Coiffu-
re-Kurs, den CORDES finanzierte, und
lernte schnell einige Haarschnitte und
Frisuren. Dank den Workshops von COR-
DES zu unternehmerischen Fähigkei-
ten, dem Startkapital und der engen
Begleitung von Luis konnte ich sehr
schnell einen eigenen Salon aufma-
chen. Das war vor zwei Jahren. Darauf-
hin habe ich einige Kurse belegt, um
weitere Schnitttechniken und das Haa-
refärben zu lernen. So konnte ich mein
Angebot stetig ausbauen. Mit dem Sa-
lon habe ich bei Null angefangen. Nicht
mal die Wände waren gestrichen. Nach
und nach konnte ich mit einem Teil
des Einkommens in die nötige Ausstat-
tung investieren.»

Vielbeschäftigte junge Frau                Mitarbeitende von CORDES besuchen Iris regelmässig. «Ich fühle mich fachlich und emo-
Iris eignete sich auch viel Wissen über    tional gut betreut.»
Unternehmensgründung, Buchhaltung
und Administration an. «Das hat mir        und Ängsten erzählen. Ich verstehe ge-      gelernt, mir Ziele zu setzen, diese an-
die Augen geöffnet. Denn es ist funda-     nau, wovon sie reden. Meine Situation       zugehen und mit Schwierigkeiten um-
mental zu wissen, ob das Geschäft Ge-      fühlte sich lange ausweglos an. Meinen      zugehen. Heute weiss ich, dass es im-
winn oder Verlust macht. In der Buch-      Coiffeursalon will ich behalten und an-     mer wieder schwierige Momente geben
haltung sehe ich jeden Monat, wie          deren durch Anstellung die Chance           wird, aber dass es meistens auch eine
viel ich eingenommen habe, wie hoch        auf Arbeit geben.»                          Lösung dafür gibt. Die Jugendbeglei-
mein Gehalt ausfällt und welche Aus-                                                   ter*innen im Projekt haben von Anfang
gaben und Investitionen drinliegen. Ich    Ein anderer Mensch                          an an mich geglaubt. Durch ihre regel-
bin stolz darauf, auf meinen eigenen       «Wenn ich zurückblicke, bin ich heute       mässigen Besuche in meinem Coiffeur-
Beinen zu stehen und mit mindestens        eine komplett andere Person als frü-        salon, besonders nach der Gründung,
150 Dollar Einkommen pro Monat, den        her. Ich habe Workshops von CORDES          standen sie mir zur Seite. Das Allerwich-
Lebensunterhalt für mich und meinen        zu Themen wie Selbstmotivation und          tigste war für mich die moralische Un-
Sohn zu bestreiten. Ich bezahle die        emotionaler Entwicklung besucht. Ich        terstützung. Es ist gut zu wissen, dass
Miete, Strom- und Wasserrechnungen,        fühle mich gestärkt. Das hat sich auch      immer eine Ansprechperson da ist. So-
unser Essen und Kleider. Mein Wunsch       positiv auf meinen Sohn ausgewirkt.         gar während dem ganzen Lockdown
ist es, Sozialarbeiterin zu werden. Ich    Früher glaubte ich, dass alle und alles     haben sie mich kontaktiert und moti-
bin jetzt im zweiten Studienjahr. Es       gegen mich war, alles war ein Kampf         viert durchzuhalten. Und auch ich moti-
ist sehr anstrengend, meine Arbeit         und nichts funktionierte. Durch den         viere heute andere junge Menschen,
als Coiffeuse, den Haushalt, die Be-       Prozess im Projekt habe ich gelernt, an     an sich zu glauben, und an ihren Zie-
treuung meines Sohnes und das Stu-         mich zu glauben und Vertrauen zu ha-        len zu arbeiten.»
dium unter einen Hut zu bringen. Aber      ben, in mich und in das Leben. Nach und
irgendwie geht es immer. Wenn man          nach habe ich mein Selbstvertrauen          Daniela Weber
das, was man tut, gerne macht, kann        aufgebaut. In den Workshops habe ich        Programmkoordinatorin El Salvador
man es schaffen.»

Iris erklärt, was ihr jetziger Beruf mit
                                             Wie Corona unsere Arbeit vor Ort beeinflusst hat
ihrem künftigen gemeinsam hat. «Vie-         Während des Lockdowns in El Salvador hielt unsere Partnerorganisation
le meiner Kunden witzeln, dass es bei        konstant den Kontakt zu den Jugendlichen per Telefon, über WhatsApp
mir neben dem Haarschnitt auch eine          oder andere soziale Medien. So war es trotz allem möglich, sich mit den
Gratis-Therapie dazu gibt. Es ist meine      Jugendlichen über ihre Situation und Schwierigkeiten auszutauschen, sie
Leidenschaft, Menschen zu helfen. Ich        psychologisch und technisch zu coachen. Vor allem die psychosoziale
engagiere mich auch freiwillig in der
                                             Begleitung spielte eine zentrale Rolle. Mentale Stabilität und Zuversicht
Gemeinde. Nach meinem Studium will
ich als Sozialarbeiterin die Menschen        zu bewahren, war in Zeiten von grosser Unsicherheit, Angst und totaler
unterstützen, schwierige Lebenssitu-         Bewegungseinschränkung durch die Corona-Massnahmen eine Heraus-
ationen zu überwinden. Ich höre den          forderung für alle Beteiligten.
Leuten zu, wenn sie von ihren Sorgen

Patenschaftsbericht 2021                                                                                                     11
Patenschaft Kinder

                                                          «Ich fühle mich nicht mehr einsam.
                                                          Ich weiss, dass es Menschen gibt, die
                                                          immer für mich da sind.»
                                                          Damaris Valeria Martínez Araya*, 14 Jahre, aus Nicaragua
                                                          *Name geändert

Ein sicheres Umfeld für Kinder
Armut, Gewalt und Kriminalität sind in Estelí, im nördlichen Ni-                     hen. Ich fühlte mich oft einsam zu Hau-
                                                                                     se. Hier in Estelí gehen Kinder und Ju-
caragua, Alltag. Intakte Familien gibt es kaum, so dass Kinder oft                   gendliche, vor allem Mädchen, selten
auf sich allein gestellt sind. Umso wichtiger ist es für sie einen                   raus, weil es gefährlich ist. Meine Schwes-
                                                                                     ter sagte, dass ich zu jung sei, um mit-
Raum zu haben, wo sie Schutz und Zuspruch erfahren.                                  zugehen. Irgendwann gab sie aber nach
                                                                                     und nahm mich mit.»
«Ich lebe mit meiner Mutter und mei-       sen nach der Schule auch auf ihre
ner älteren Schwester Liliana zusam-       kleineren Geschwister aufpassen oder      Viele kämpfen ums Überleben
men. Mein Vater arbeitet in den USA und    arbeiten gehen, wie meine Freundin        Das Leben in Nicaragua ist hart für Kin-
schickt uns Geld. Ich würde ihn gerne      Lucilla, die am Nachmittag Tortillas      der und Jugendliche, sie haben wenig
wiedersehen, weil ich mich kaum an         und Tostones (frittierte Kochbananen,     Freizeitmöglichkeiten. Viele müssen
ihn erinnern kann, aber ich weiss, dass    Anm. d. Red.) verkauft. Meine Schwester   arbeiten, um das Familieneinkommen
wir darauf angewiesen sind, dass er dort   begann vor etwa zwei Jahren, an Treffen   aufzubessern. Es gibt kaum Räume, wo
arbeitet. Meine Mutter sehe ich auch       von FUNARTE (unsere Partnerorganisa-      Kinder angstfrei spielen können und
wenig, denn sie ist den ganzen Tag         tion, Anm. d. Red.) zu gehen. Wenn sie    Kind sein dürfen. Unsere Partnerorga-
unterwegs, um Geld zu verdienen. Nach      zurückkam, war sie gut aufgelegt und      nisation FUNARTE in Estelí bietet Kin-
der Schule mache ich wie die meisten       erzählte, dass sie viel Neues gelernt     dern und Jugendlichen eine Anlauf-
Mädchen hier den Haushalt und koche.       hatte. Das machte mich sehr neugierig     stelle, wo sie in geschütztem Rahmen
Einige Schulkolleginnen von mir müs-       und ich wollte unbedingt mal mitge-       über ihre Ängste oder Gewalterfahrun-

Kinder und Jugendliche können beim Malen Gefühle, die im Alltag unausgesprochen bleiben, über die Kunst gestalterisch abbil-
den. Zudem entwickeln die Kinder Vertrauen, Selbstbewusstsein und Teamgeist.

412                                                                                                    Patenschaftsbericht 2021
gen sprechen können. Wenn es ihnen
schwer fällt darüber zu sprechen, kön-
nen sie sich auch über das Malen und
Zeichnen ausdrücken. Im Projekt geht
es weit mehr als um Kunst: Die gemein-
samen Projekte stärken den Zusammen-
halt und das Gemeinschaftsgefühl der
Kinder und Jugendlichen. Zudem er-
fahren sie im Projekt Unterstützung
und Zuspruch. Die Betreuer*innen un-
serer Partnerorganisation haben ein
offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der
Kinder und vermitteln ihnen wichtige
Lebenskompetenzen und Wissen zu ih-
ren Rechten.

Das Quartier ist jetzt bunt
Damaris geht seit zwei Jahren regel-
mässig zu FUNARTE und nimmt an
den Workshops teil, in denen sie ge-
meinsam mit anderen Kindern und
Jugendlichen künstlerisch aktiv wird.
Mit anderen Kindern und Jugendli-         Zusammen stark: In Gruppenarbeiten lernen die Kinder, über ihr Leben nachzudenken.
chen gestaltet sie Wandgemälde. «Mir
gefällt unser Quartier jetzt viel bes-    ren Krankheiten schützen kann. Ich          Gewalt erlebt.» Die Arbeit mit Erzie-
ser. Es ist durch unsere Wandmalerei-     will einen Freund, der mich gerne hat       hungsberechtigten, aber auch mit Ent-
en viel bunter geworden. Früher wuss-     und respektiert. Als ich jünger war,        scheidungsträgern von Schulen, Ge-
te ich nicht mal, dass ich kreativ bin.   dachte ich, dass es ganz normal ist,        meinden und Kirchen ist wichtig, um
Überhaupt hatte ich kaum Selbstver-       wenn ein Mann eine Frau schlägt. Hier       gewaltbetroffene Kinder und Jugend-
trauen. Im Projekt habe ich Freunde       in Estelí ist es nicht ungewöhnlich, dass   liche zu unterstützen.
gefunden, lerne viel und kann über        eine Frau vergewaltigt oder umge-
alles offen sprechen.»                    bracht wird. Viele denken, dass die Frau    Fester Glaube an eine gute Zukunft
                                          daran schuld ist, weil sie den Mann         Damaris hat viel Selbstbewusstsein ge-
Mädchen sind keine Objekte                provoziert hat, einen zu kurzen Rock        wonnen und kümmert sich um an-
In Estelí sind Teenagerschwangerschaf-    oder ein zu tief ausgeschnittenes T-Shirt   dere Kinder bei FUNARTE. Darauf setzt
ten keine Seltenheit. Viele Mädchen       getragen hat. Auch ich dachte das frü-      unsere Partnerorganisation bewusst
werden ungewollt schwanger, entwe-        her, aber meine Einstellung hat sich        und bildet, Jugendliche aus, damit sie
der wegen mangelnder Aufklärung           verändert. Im Projekt habe ich verstan-     gewaltbetroffene Altersgenossen psy-
oder als Folge einer Vergewaltigung.      den, dass ein Mann kein Recht hat,          chosozial und juristisch beraten kön-
Die geschlechtsspezifische Gewalt fin-    einer Frau Gewalt anzutun oder ihr gar      nen. Damaris möchte Psychologin wer-
det in der Familie statt, Schule, in      das Leben zu nehmen. Wir Mädchen            den. Für ihren Berufswunsch ist Da-
der Gemeinde oder in der Kirche. Die      und Frauen sind keine Objekte, wir          maris bereit, alles zu geben, denn sie
Zahl der Misshandlungen nimmt zu          verdienen Respekt und haben Rechte.         weiss, dass es ein langer Weg ist bis
und die Opfer werden immer jünger.        Meine Schwester und ich sprechen jetzt      dorthin: «Ich glaube an mich und hof-
Die betroffenen Kinder und Jugendli-      auch zu Hause mit unserer Mutter da-        fe, dass die Zukunft viel Gutes für mich
chen wissen nicht, an wen sie sich nach   rüber. Sie war auch schon ein paar          bereithält.»
einer Gewalttat wenden können. Der        Mal bei FUNARTE und hat dort mit
Staat hat kein Angebot dafür. Des-        einer Psychologin gesprochen. Ich           Daniela Weber
halb legt unsere Partnerorganisation      glaube, meine Mutter hat selbst viel        Stv. Programmkoordinatorin Nicaragua
ein besonderes Augenmerk auf die
sexuelle Aufklärung von Teenager*in-
nen. Damaris weiss, «was ich tun kann,      Wie Corona unsere Arbeit vor Ort beeinflusst hat
wenn mich jemand gegen meinen               Ausgerechnet am Anfang der Coronakrise ist Nicaraguas Präsident Daniel
Willen anfassen will, wie man eine An-      Ortega wochenlang abgetaucht. Erst Wochen später wurden Massnahmen
zeige macht und wie ich Entschei-
                                            eingeleitet, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Unsere Partner-
dungen treffe, die gut für mich und
mein Leben sind. Ich habe noch kei-         organisationen boten den Menschen in den Projekten psychologische Un-
nen Freund, aber wenn ich mal einen         terstützung an. Drei Psycholog*innen von FUNARTE hielten ständigen tele-
habe, dann weiss ich, wie ich mich          fonischen Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen im Projekt.
vor einer Schwangerschaft und ande-

Patenschaftsbericht 2021                                                                                                       13
Patenschaft Freundeskreis

                                                           «Ein Kleinbauer zu sein, heisst nicht, dass
                                                           man rückständig ist und keine innovativen
                                                           Ideen hat. Gerade in der Corona-Krise hat
                                                           sich gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist.»
                                                           Davi Ribeiro*, 23 Jahre, aus Brasilien
                                                           *Name geändert

Zukunftsperspektiven dank ökologischer Landwirtschaft
Brasilien macht seit Längerem schwere Zeiten durch. Corona hat                         einer Fabrik, die Zuckerrohr zu Alko-
                                                                                       hol verarbeitet. Aber das war kein Leben
die Not der Menschen noch grösser gemacht. Jugendliche aus                             für mich. Ich bekam einen Hunger-
Kleinbauernfamilien sichern mit agroökologischer Landwirtschaft                        lohn und wurde schlecht behandelt.
                                                                                       Meine Würde wollte ich mir nicht neh-
die Lebensgrundlage ihrer Familien und nehmen bei der Bewälti-                         men lassen. Ausserdem vermisste ich
gung der Corona-Krise eine Schlüsselrolle ein.                                         die Natur. Also kehrte ich ohne Luis
                                                                                       nach Hause in den Sertão (im Bundes-
«Ich bin Landwirt mit Leib und Seele»,     leben wird für Kleinbauern, die nach        staat Pernambuco im Nordosten Brasi-
sagt Davi Ribeiro stolz, als wir ihn in-   alterlernter Methode landwirtschaften,      liens, Anm. d. Red.) zurück. Ich kenne
terviewen. Schon seine Grosseltern wa-     immer schwieriger. Dies treibt viele Ju-    nicht viele, die das so machen. Die meis-
ren Kleinbauern. Doch die Familie von      gendliche aus Kleinbauernfamilien auf       ten bleiben in der Stadt, obwohl sie
Davi konnte je länger je weniger von       der Suche nach einer Lebensgrundlage        nicht glücklich mit diesem Leben sind.
den Erträgen ihres Landes leben. So er-    vom Land in die Städte oder auf Gross-      Sie denken, ein Leben auf dem Land sei
geht es vielen Kleinbauern in Brasilien.   plantagen, wo sie oft in ausbeuterische     weniger wert und schämen sich für ihre
Das ist auf die verfehlte Land- und Um-    Arbeitsverhältnisse oder Kriminalität       kleinbäuerliche Herkunft», erzählt Davi.
weltpolitik der brasilianischen Regie-     geraten. Auch Davi und sein Cousin
rung zurückzuführen. Monokulturen          Luis wollten in São Paulo Geld verdie-      Alternative zum Leben in der Stadt
haben die Böden ausgelaugt und die         nen, weil sie auf dem Hof der Eltern        Kurz nachdem Davi der Stadt den Rü-
Abholzung der Regenwälder hat die          keine Perspektive für sich selbst sahen.    cken gekehrt hat, erfuhr er von einer
Trockenheit vorangetrieben. Das Über-      «Wir fanden ziemlich schnell Arbeit in      Informationsveranstaltung unserer

Junge Menschen aus Kleinbauernfamilien verteilen Essenspakete und warme Mahlzeiten an besonders bedürftige Familien. «Wir halten
nicht aus Pflicht und Profitgier zusammen, sondern aus Verbundenheit.»

414                                                                                                     Patenschaftsbericht 2021
Partnerorganisation Centro Sabiá. «Das
Thema Agroökologie sagte mir nicht
viel zu diesem Zeitpunkt, aber meine
Neugier war geweckt. Ich wurde nicht
enttäuscht. Die Diskussionen über die
eigenen Möglichkeiten in der Heimat
haben mir die Augen geöffnet.»

Gemeinsam mit unserer lokalen Part-
nerorganisation Centro Sabiá vermit-
teln wir innovative Agroforstmethoden
für die kleinbäuerliche Landwirtschaft.
Dadurch erschaffen sich Jugendliche
aus Kleinbauernfamilien eine umwelt-
gerechte und wirtschaftliche Alterna-
tive zur Abwanderung. Davi besuchte
nach der Informationsveranstaltung           Das Motto der Kleinbäuerinnen und -bauern: Wir lassen niemanden in Stich.
verschiedene Workshops des Centro
Sabiá. Er lernte Methoden der ökolo-         die Nachfrage nach ökologischen oh-          litische Teilhabe der Jugendlichen und
gischen Land- und Agroforstwirtschaft        ne Agrargifte erzeugten Produkten            ihre Netzwerke zu stärken, denn so ler-
wie beispielsweise die Permakultur           wächst. Wenn in Zukunft alle auf Agrar-      nen sie ihre Forderungen zu formulie-
kennen, eignete sich betriebswirt-           gifte verzichten müssten, dann spielen       ren. Auch ermutigen wir die Jugendli-
schaftliche Grundkenntnisse und Mar-         wir eine wichtige Rolle, denn wir wis-       chen, sich in Landarbeitergewerkschaf-
keting Know-how an, um seine Produk-         sen ja schon, wie man nachhaltig und         ten sowie in Kommissionen zur nach-
te zu vermarkten. Das erworbene Wis-         umweltschonend produziert. Wenn              haltigen ländlichen Entwicklung zu en-
sen geben junge Kleinbauern wie Davi         die Leute in unseren Exportländern zu-       gagieren. Davi hat sich einer Jugend-
weiter an die Menschen in ihren Ge-          dem für ihren eigenen Bedarf selbst          gruppe angeschlossen, mit der er für die
meinden, damit alle von ihrem Wissen         anbauen oder auf den regionalen An-          Rechte von Kleinbauern und die öko-
profitieren können.                          bau setzen würden, dann würden un-           logische Landwirtschaft kämpft.
                                             sere Exporte und damit die Grosspro-
Nicht nur eine Produktionsmethode            duktion für den Export sicher langsam        Corona hat alles auf den Kopf gestellt
Seine Begeisterung für die nachhalti-        zurückgehen. Diese Exporte wären             Corona und dessen massiven Auswir-
ge ökologische Landwirtschaft sprang         zwar trotzdem noch nötig, da nicht           kungen haben Brasilien stark getrof-
auch auf seine Eltern über, die bereit       alles lokal produziert werden kann.          fen. Millionen von Menschen konnten
waren, ihren Betrieb auf die ökologi-        Aber die Ausbeutung Brasiliens, wie          wegen der Lockdowns nicht ihrer Ar-
sche Landwirtschaft umzustellen. Die         wir sie heute kennen, würde aufhö-           beit als Tagelöhner*innen nachgehen
Familie wurde dabei von den landwirt-        ren.» Davi ist sich aber bewusst, dass       und ihre Familien kaum ernähren. Das
schaftlichen Expert*innen unserer Part-      er im Kampf für die Rechte von Klein-        war für Davi und seine Jugendgruppe
nerorganisation beraten und beglei-          bauern nicht auf die Unterstützung           Grund genug, um zu helfen. «Unser
tet. Seitdem benutzt Davis Familie we-       der aktuellen Regierung zählen kann,         Land gibt uns genug, um zu leben. Des-
der Agrargifte noch irgendwelche an-         ganz im Gegenteil: «Der Präsident hat        wegen haben wir Lebensmittel wie
deren chemischen Zusätze mehr. Sie           viele soziale Programme zusammen-            Früchte und Gemüse gesammelt und
produzieren im ökologischen Anbau,           gestrichen. Für ihn zählen neben sei-        kostenlos an bedürftige Familien abge-
biologisch mit ursprünglichem, tradi-        nen eigenen Interessen nur die Gross-        geben. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man
tionellem Saatgut. Davi und seine El-        grundbesitzer und die Agrarlobby.»           helfen kann.»
tern stehen voll hinter ihrer Entschei-
dung: «Die ökologische Landwirtschaft        Eine Stimme für die Jugendlichen             Fabiana Kuriki
ist für uns nicht nur eine Produktions-      Deswegen ist es umso wichtiger, die po-      Stv. Programmkoordinatorin Brasilien
methode. Sie ist eine Lebensweise, die
Früchte trägt und Befriedigung bringt.
Es gibt mehrere Vorteile: Wir ernähren         Wie Corona unsere Arbeit vor Ort beeinflusst hat
uns gut und gesund. Vor allem sichert          Corona bedeutete für viele Tagelöhner*innen, die von der Hand in den Mund
sie uns aber ein Einkommen, so dass            leben, dass sie nicht rausgehen konnten und nichts verdienten. Ihnen fehlte
wir in der Heimat bleiben können. Wir          das Geld, um Lebensmittel zu kaufen. Unsere Partnerorganisation Centro Sa-
arbeiten für den Umweltschutz und              biá hat gemeinsam mit den Jugendlichen aus dem Projekt Essenspakete und
zum Erhalt dessen, was wir haben.»
                                               warme Mahlzeiten an von Armut betroffene Familien verteilt. Zudem infor-
Zunahme der Nachfrage                          mierten die Jugendgruppen via sozialen Medien und Flyern über die Corona-
Davi ist sich sicher: «Die Bevölkerung be-     Präventionsmassnahmen, so dass sich die Menschen schützen konnten.
ginnt sich bewusster zu ernähren und

Patenschaftsbericht 2021                                                                                                         15
Wir stellen voren

                                 Catherine Brunold-Hollinger ist eine echte Powerfrau: Sie arbei-
                                 tet seit über 10 Jahren bei terre des hommes schweiz, engagiert
                                 sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich und ist bald zweifache Mut-
                                 ter. «Gerade in Zeiten wie diesen gibt mir meine Arbeit als Pro-
                                 jektkoordinatorin viel Energie. Es motiviert mich, dass wir uns
                                 gemeinsam mit der Organisation EBLI unbeirrt für das Wohl der
                                 jungen Mütter in Tansania einsetzen und sie sich mit unserer Un-
                                 terstützung ein würdevolles Leben für sich und ihre Kinder auf-
                                 bauen können.»
                                 Catherine Brunold-Hollinger, Programmkoordinatorin Tansania

Libanon, Nicaragua, Indien, DR-Kongo, Burundi: Das sind einige
Länder, in denen Daniela Weber gelebt und gearbeitet hat. Seit
zwei Jahren ist die Sozialanthropologin Programmkoordinatorin
bei terre des hommes schweiz in Basel und weiss, wie wichtig Bil-
dung und Einkommen für junge Menschen sind: «Jugendliche sind
der Schlüssel, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen und
Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie gesunde Ernährung,
Wohnraum und medizinische Versorgung für sich selber und die
nächste Generation zu erlangen.»
Daniela Weber, Programmkoordinatorin El Salvador

                                 Geboren während der Militärdiktatur in Brasilien, legt Fabiana Ku-
                                 riki grossen Wert auf Partizipation. In den letzten Jahren hat sie für
                                 verschiedene Organisationen gearbeitet und weiss um die Kraft der
                                 biologischen Landwirtschaft, um Gemeinschaften vor dem Hunger
                                 zu retten. «Kleinbauernfamilien produzieren rund 80 % aller Lebens-
                                 mittel, die auf den Tisch der Brasilianer*innen kommen. In den kri-
                                 tischsten Momenten der Corona-Pandemie in Brasilien hat ein gros-
                                 ses Solidaritätsnetzwerk von Kleinproduzent*innen armen Gemein-
                                 schaften Lebensmittel gespendet.»
                                 Fabiana Kuriki, Stv. Programmkoordinatorin Brasilien

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«Seit fast 10 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema
Gewalt gegen Frauen. Kein einfaches Thema, es geht sehr unter
die Haut. Die innovativen und kreativen Ansätze unserer Partner-
organisationen machen mir Mut, dass es möglich ist, die Gewalt-
spiralen zu durchbrechen. Gerade die kunsttherapeutischen Me-
thoden von FUNARTE sind besonders überzeugend. Über Malerei
können die Mädchen Unaussprechliches ausdrücken. Ein wichti-
ger Schritt, um das Schweigen zu brechen.»
Andrea Zellhuber, Themenverantwortliche Gewaltprävention

                                 Polyglott und Kosmopolit: Hafid Derbal, in Algerien aufgewach-
                                 sen und heute im Aargau zu Hause, beherrscht sechs Sprachen
                                 fliessend. Er war viele Jahre Jugend-Basketballtrainer und weiss
                                 aus eigener Erfahrung um die persönliche und gesellschaftliche
                                 Kraft des Sports: «Breitensport fördert nicht nur die geistige und
                                 körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Er hilft
                                 ihnen auch, ihren Platz in der Gruppe zu finden und stärkt oben-
                                 drein noch ihre kommunikativen Fähigkeiten.»
                                 Hafid Derbal, Programmkoordinator Simbabwe

Patenschaftsbericht 2021                                                                         17
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      rantiert einen verantwortungsvollen zweckbestimmten, wirtschaftlichen und wirksamen
      Einsatz der uns anvertrauten Spendengelder.

Um nachhaltige Unterstützung anzubieten, sind wir auf regelmässiges Enga-
gement angewiesen. Eine Patenschaft ist die persönlichste Art zu spenden.
Herzlichen Dank für Ihr Engagement!

                                      gemeinsam
                                        stark

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                                           Seitenumfang
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                                                           Envoi commercial-réponse
                                       terre des hommes schweiz
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