JUGENDSTUDIE MÜNSTERLAND, OSTWESTFALENLIPPE UND SÜDWESTFALEN 2020 - CHANCEN UND PERSPEKTIVEN
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INHALT Vorwort 4 DAS SIND WIR – 6 Münsterland e.V., OstWestfalenLippe GmbH und Südwestfalen Agentur GmbH UTOPiA Südwestfalen: Jugendkonferenz und Denkwerkstatt 9 ERGEBNISSE DER JUGENDSTUDIE MÜNSTERLAND, OSTWESTFALEN- 13 LIPPE UND SÜDWESTFALEN 2020 • Bindung an die Region 14 • Mobilität 16 • Zukunftswünsche 18 • Freizeitwünsche 22 • Bleiben oder Gehen 24 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE 26 JUGENDLICHE IN DEUTSCHLAND UND DEN WESTFÄLISCHEN REGIONEN – 27 Ein Kommentar von Prof. Dr. Mathias Albert WELCHE BEDEUTUNG HAT DIE JUGENDSTUDIE FÜR UNSERE REGIONEN? 30 UNSERE AKTIONSFELDER 31 AUSGEWÄHLTE ANGEBOTE IN UNSEREN AKTIONSFELDERN 32 FAZIT 34 DAS LIEGT UNS AM HERZEN 37 STATEMENTS AUS UNSEREN REGIONEN 38 2 3
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, „ Um die Stärken der drei Regionen weiterzuentwickeln, sind kraftvolle Partner sowohl inner- als auch außerhalb der Region von großem Wert. Die Regionen in Westfalen ähneln sich in wann haben Sie in der jüngeren Vergangenheit in Ihrer Arbeit 800 Mal ungefiltertes und gleichzeitig konstruktives Feedback erhalten? Wertvolle Rückmeldungen für Entscheidungs- vielerlei Hinsicht. Da liegt es nahe, Wissen und Ressourcen findungen in dieser Häufigkeit sind rar gesät. zu bündeln, um für vergleichbare Herausforderungen neue Auch wenn der Name Jugendstudie es vielleicht nicht unmittelbar impliziert, steckt genau Erkenntnisse und Lösungsansätze zu suchen und zu finden. das hinter der Begrifflichkeit: fundierte Fragen und Gespräche mit den Jugendlichen und jungen Menschen der drei Regionen Münsterland, OstWestfalenLippe und Südwestfalen; ihr unverstellter Blick auf ihre Heimat — mit allen Vor- und Nachteilen. Wir, die drei westfälischen Regionen, haben uns gemeinsam dieser Jugendstudie angenommen: Denn Probleme machen nicht Halt an Ortsschildern und Grenzmarkierungen. Gerade in ländlich Nicht zuletzt gewinnt unser gemeinsames Wort so auch an Gewicht gegenüber Dritten. „ strukturierten Räumen stehen wir vor der Herausforderung, jungen Menschen moderne Lebens- entwürfe zu ermöglichen und ihnen somit Alternativen zu den Metropolregionen zu bieten. Die Ergebnisse der Studie sprechen Probleme an, machen aber gleichsam Mut, dass uns Lösungen gelingen können. Die viel beschriebene Landflucht lässt sich beispielsweise nicht erkennen, dagegen werden die Defizite in der Mobilität von den jungen Menschen klar be- nannt — auch weil es für sie nicht nur bedeutet, von A nach B zu kommen: „Mobil zu sein“ ist für sie verbunden mit Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Ausgehend von den Erkenntnissen der Jugendstudie lassen sich wichtige Kernthemen be- nennen und so konkrete Angebote für die jungen Menschen in unseren Regionen ablei- ten. Ob die Coronakrise ihre Anspruchshaltung und Gewichtung verändert oder Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten nimmt, lässt sich noch nicht absehen. Unser Anspruch aber bleibt unverändert: Die Regionen gemeinsam mit den Menschen zu gestalten, bedeutet insbesondere die Einbindung jener, denen die Zukunft gehört. Das heißt, wir müssen ihre Klaus Ehling, Herbert Weber, Hubertus Winterberg, Bedürfnisse in der Regionalentwicklung wie auch in den Strukturprogrammen REGIONALE Vorstand Geschäftsführer Geschäftsführer 2022 und 2025 berücksichtigen. Münsterland e.V. OstWestfalenLippe GmbH Südwestfalen Agentur GmbH Wir wünschen gute Erkenntnisse! 4 5
DAS SIND WIR Das Münsterland ist grün und bunt, kultiviert, mo- Die OstWestfalenLippe GmbH – Gesellschaft zur dern, voller Gemeinschaft und Herz: Die Region, Förderung der Region – ist die Regionalentwicklungs- die die vier Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und und Regionalmarketinggesellschaft für OstWestfa- Warendorf sowie die Stadt Münster umfasst, ist eine lenLippe. Träger sind die Kreise Gütersloh, Herford, Region voller Potenzial für DAS GUTE LEBEN. Die Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke, Paderborn sowie © Münsterland e.V./Maren Kuiter rund 1,6 Millionen Münsterländerinnen und Müns- die kreisfreie Stadt Bielefeld und der „Wirtschaft und terländer bewegen sich auf gut 5940 Quadratkilo- Wissenschaft für OWL e.V.“, in dem Wirtschaft und metern in einem Spannungsfeld zwischen Stadt und Hochschulen aus OWL zusammengeschlossen sind. © Jonek Fotografie Land, Tradition und Moderne, Bodenständigkeit und Seit über 27 Jahren arbeitet die Gesellschaft daran, innovativer Kraft. Als Regionalmanagement-Organi- die Position der Region im Standortwettbewerb zu sation mit Markenführung initiiert und koordiniert der stärken und einen Beitrag zur Zukunftssicherung Münsterland e.V. Projekte für die und aus der Re- des Wirtschafts- und Kulturraums zu leisten. Zu gion und leistet Netzwerkarbeit in den Themenfel- den entsprechenden Handlungsfeldern gehören die dern Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Tou- wirtschaftsorientierte Regionalentwicklung, Touris- © Teutoburger Wald Tourismus, M. Schoberer rismus. Rund 50 Beschäftigte arbeiten mit viel Herz musmarketing, die Koordination regionaler Kultur- daran, die Region weiterzuentwickeln – denn genau förderung sowie die regionale Umsetzung arbeits- bei ihnen laufen die Fäden zur Umsetzung regionaler marktpolitischer Programme des Landes NRW. Unter Interessen zusammen: Mit dem Ziel, das Münster- der Überschrift „Wir gestalten das neue UrbanLand land als innovativen, attraktiven und leistungsfähi- OstWestfalenLippe“ richtet die Gesellschaft die RE- gen Stand- und Urlaubsort zu stärken, erreicht die GIONALE 2022 aus. Innovative Projekte sollen Stadt Organisation ein hohes Maß an Effektivität, Trans- und Land näher zusammenbringen und für gleich- © Münsterland e.V. parenz und regionalem Konsens. Weitere Informa- wertige Lebensverhältnisse in ganz OWL sorgen. tionen finden Sie unter www.muensterland.com. Weitere Informationen finden Sie unter #dasguteleben www.ostwestfalen-lippe.de. 6 7
Um mit klugen Ideen, Tatkraft und koordiniertem Han- © Frank Wipperfürth, Event: Ride Against Racism 2019 deln gemeinsam die Region Südwestfalen zu stär- ken, wurde die Südwestfalen Agentur GmbH 2008 gegründet. Getragen wird sie durch die fünf Kreise Südwestfalens: Olpe, Soest, Siegen-Wittgenstein, Hochsauerlandkreis und Märkischer Kreis sowie den Verein „Wirtschaft für Südwestfalen e.V.“. Die Agen- tur bündelt die Kräfte von Politik und Wirtschaft in der Region. Sie moderiert und forciert die Umsetzung mehrerer Förderprogramme. Bei der REGIONALE 2025 etwa entwickeln viele Partner mit ihr innovati- ve Projekte, um Antworten auf die sich verändernden Herausforderungen für Leben, Wohnen und Arbeiten © Klaus-Peter_Kappest, Kreis Siegen-Wittgenstein in der Region zu geben. Ergänzend koordiniert sie zu- sammen mit den Kommunen die Smart-City-Strate- gie Südwestfalens und bindet mit der Jugendkonfe- renz UTOPiA junge Leute in die Zukunftsgestaltung ein. Unter dem Dach der Regionalmarketing-Kampa- gne „Südwestfalen – Alles echt“ sorgt die Agentur da- Die demografischen Entwicklungen stellen besonders ländlich geprägte Räume, die für, das außergewöhnliche Profil der wirtschaftsstar- auch zukünftig attraktiv zum Leben und Arbeiten bleiben wollen, vor Herausforde- ken und grünen Region deutschlandweit bekannt zu rungen. Dabei hängt deren Zukunft stark mit den Wünschen und Perspektiven jun- machen und Schülern, Studierenden und Fachkräften ger Menschen zusammen. Doch wie beurteilen junge Menschen ihre Zukunft hier? ihre vielfältigen Perspektiven aufzuzeigen. Weitere In- Welche Veränderungen wünschen sie sich, die die Region dauerhaft attraktiv ma- formationen finden Sie unter www.suedwestfalen- chen? Was hält sie in ihren Dörfern und Städten? Was zieht sie hinaus, wie lassen agentur.de. sie sich nach der Ausbildung oder dem Studium zur Rückkehr bewegen? 8 9
In den Gremien der REGIONALE 2025 zählt unsere Mei- nung genauso wie die Stimmen aus Wirtschaft, Politik und gesellschaftlichen Organisationen. Wir beraten gemeinsam über Projekte und Ideen. Das ist cool, denn wir jungen Menschen brauchen mehr Möglich- keiten, mitreden zu können und uns einzubringen. Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die lich die Idee der UTOPiA erwachsen ist“, erläutert Dr. Mike Jugendkonferenz und Denkwerkstatt UTOPiA Süd- Stephanie Arens, Leiterin der REGIONALE 2025 und westfalen seit 2015 gemeinsam mit jungen Menschen Prokuristin der Südwestfalen Agentur GmbH. im Alter von 16 bis 26 Jahren. Organisiert von der Süd- westfalen Agentur GmbH erhalten sie in regelmäßigen Die dabei entstandenen Projekte sind ganz unter- Veranstaltungen den Raum, frei, quer und visionär zu schiedlich. Neben einem Jugendfilmprojekt zur Zu- denken – konkret zu der Zukunft ihrer Region. Dabei kunft der Dörfer gab es einen südwestfälischen Schü- bekommen sie spannende Einblicke in laufende Pro- ler*innenwettbewerb, in dem Schüler*innen aus der zesse der regionalen Entwicklung und die Möglichkeit, Region das Brettspiel „Vision Südwestfalen“ für den gemeinsam eigene Ideen zu verwirklichen. Einsatz im Unterricht entwickelt haben. Das Spiel wur- de an alle Schulen Südwestfalens verteilt und kann nun Die konstruktiven und zukunftsweisenden Ideen und im Unterricht eingesetzt werden. Auch das „Gap Year Blickwinkel der jungen Menschen werden Vertreterin- Südwestfalen“, ein Berufsorientierungsjahr für junge nen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie auf Menschen, fand in der UTOPiA seinen Ursprung. Die Fachvorträgen und Messen vorgestellt und fließen in Jugendkonferenz und Denkwerkstatt UTOPiA wurde die Prozesse der REGIONALE 2025 ein. Der monat- 2015 ins Leben gerufen und wird seit 2017 als Modell- lich tagende UTOPiA-Beirat, gewählt im Rahmen der vorhaben vom Bundesministerium für Ernährung und Denkwerkstätten, vertritt außerdem die Stimmen der Landwirtschaft gefördert. Auch darüber hinaus plant jungen Menschen in den Gremien der REGIONALE die Südwestfalen Agentur GmbH, die erfolgreichen Di- 2025. „Wir beschäftigen uns in Südwestfalen schon aloge mit der jungen Generation fortzuführen. Die Ju- lange mit dem Thema, junge Menschen stärker einzu- gendstudie bietet unseren Regionen dabei ein starkes binden. Wir haben über die Jahre immer wieder Projek- Fundament, um Dialogformate mit jungen Menschen te initiiert und durchgeführt, aus denen dann schließ- weiterzuentwickeln und auszubauen. Bei den UTOPiA-Veranstaltungen merke ich immer wieder, wie toll und wichtig der Aus- tausch mit anderen engagierten jungen Leuten ist. Auch wenn wir vielleicht 80 Kilometer von- einander entfernt wohnen, stehen wir vor den 10 11 gleichen Fragen und Herausforderungen. Rabea
MI ERGEBNISSE DER JUGENDSTUDIE MÜNSTERLAND, ST HF OSTWESTFALENLIPPE UND SÜDWESTFALEN 2020 Auswertung und Kommentierung von Iris Morgenstern / MS Institut für Bildungskooperation, Münster BI LIP BOR GT COE WAF PB HX Im Sommer 2019 wurden im Auftrag der drei westfälischen Re- SO gionen 779 junge Menschen aus OstWestfalenLippe, Südwest- falen und dem Münsterland mit Hilfe eines Onlinefragebogens HSK befragt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zwischen 16 und 26 Jahren alt. Sie gehen zu Schule, studieren oder sind be- reits berufstätig. Alle sprechen Deutsch und manche von ihnen MK zusätzlich Türkisch, Russisch, Niederländisch oder eine andere OE Sprache. SI Sie beantworteten Fragen dazu, wie es ihnen in der Region geht, was ihre Interessen sind und was sie sich für die Zukunft wün- schen. Aufbauend auf den Ergebnissen der standardisierten Befragung wurden zu Beginn des Jahres 2020 zusätzlich 18 Jungen und Mädchen persönlich befragt. Sie kommen im Folgenden auch zu Wort. 12 13
BINDUNG AN DIE REGION Alle jungen Menschen sehen gute berufliche Perspektiven kaufmännischen Beruf erlernen. Sie fühlen sich in der Region entschieden sind, wenn es darum geht, ihre Lebensziele in wortung dieser Frage noch zögerlicher. Fakt ist aber auch, für sich. Solange nicht ausgefallene Berufe gewählt werden, zu Hause und leben gerne hier. Ihr Verhältnis zu den Eltern der Region verwirklichen zu können. Zu ihren Lebenszielen dass sich Zukunftsvorstellungen über alternative Mobilitäts- sind sich Jungen wie Mädchen sicher, zukünftig gefragte ist gut und auch zur entfernteren Familie haben sie in der gehören in der Regel Partnerschaft und eine eigene Familie. konzepte im Moment noch nicht verwirklichen lassen. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sein. Das betrifft sowohl Regel ein gutes Verhältnis. Freundeskreise und Sportvereine Zum jetzigen Zeitpunkt ist für die jungen Menschen noch das kann einen Einfluss auf die Einschätzung haben, wie diejenigen, die einen Hochschulabschluss anstreben als tun ein Übriges, um die jungen Menschen in der Region zu nicht abzusehen, ob auch der oder die Partnerin in der Re- gut sich Lebensziele insgesamt in der Region verwirklichen auch Jungen und Mädchen, die einen handwerklichen oder halten. Auffällig ist, dass die jungen Menschen etwas weniger gion einen Job finden wird. Deshalb sind sie bei der Beant- lassen. WIE BIST DU AN DIE REGION GEBUNDEN? ZITATE Ich liebe das Leben auf dem Dorf. Selbst jetzt, wo ich in der WG in der Stadt wohne, Wir streben ja beide Berufe an, die im Mo- fahre ich oft zu meinen Eltern, weil mir das ment sehr gesucht sind. Ich gehe davon Dorfleben fehlt. aus, dass wir uns die Arbeitstellen wer- Ich habe in der (Mia, 17 Jahre) den aussuchen können. Region berufliche Perspektiven. (Celilia und Henry, 19 und 21 Jahre) Ich fühle mich in der Region zu Hause. Ich kann in der Re- gion meine Lebens- Ich muss zum Studieren erst einmal weg- Meine Schwester ist Maskenbildnerin. ziele verwirklichen. gehen. Aber ich will danach unbedingt wie- Die arbeitet natürlich nicht hier in der in die Region kommen, um in der Nähe der Gegend, sondern geht für ein- trifft nicht zu unentschieden trifft zu meiner Eltern zu sein, wenn diese einmal Hilfe zelne Filmprojekte jedes Mal woan- brauchen. Meine Familie steht mir sehr nahe. ders hin. Quelle: Onlinebefragung (Leander, 24 Jahre) (Sophie, 18 Jahre) 14 15
MOBILITÄT Mobilität ist DAS Thema unter jungen Menschen. Der fehlende, fach ausfallen. Selbst der vorgeschriebene Schulbesuch kann nehmen sie in ihr Erwachsenenleben mit. Der Nahverkehr ist Personen führt die Frustration auch dazu, dass ihr Interesse unzureichend organisierte und unzuverlässige Nahverkehr ver- im Extremfall nicht sichergestellt werden, wenn Haltestellen DIE Kontaktstelle der jungen Menschen mit der örtlichen In- an größeren Städten wächst. Vermutlich ist die negative Mo- hindert Freizeitaktivitäten, reduziert die Chancen bei Bewerbun- wegen ungünstiger Witterungsverhältnisse nicht angefahren frastruktur. Es wundert also nicht, dass sie die Region auch bilitätserfahrung auch ein Grund dafür, dass die jungen Men- gen, verlängert den Verbleib im Schul- und Übergangssystem werden. Die jungen Menschen sind auf ihre Eltern angewie- nach ihren Mobilitätsangeboten bewerten. Auch Jugendliche schen – obwohl sie sich heimisch fühlen und gute berufliche und führt zur Gefährdung der jungen Menschen, wenn letzte sen, solange sie noch nicht volljährig sind. Weniger privilegierte im ländlichen Raum sind umweltbewusst und wünschen sich Chancen sehen – glauben, ihre Zukunftspläne nur mit Ein- Anschlüsse nicht erreicht werden oder Busse und Züge ein- Jugendliche fühlen sich im Stich gelassen und dieses Gefühl Alternativen zum motorisierten Individualverkehr. Bei einigen schränkungen in der Region verwirklichen zu können. WELCHE FAHRZEITEN WÜRDEST DU ZITATE Ich wollte vor einem halben Jahr mal mit dem Zug nach Köln zu einem Konzert MAXIMAL AKZEPTIEREN? fahren. Ich hatte extra einen Zeitpuffer eingebaut. Aber dann ist der Zug ausgefallen und ich habe das Konzert verpasst. Das Geld für die Meine Freundin macht eine Ausbildung Konzertkarte gibt mir natürlich keiner wieder. in Kassel. Wenn ich hier mit der Schule fertig bin, werde ich da auf jeden Fall auch hingehen. Ich will (Lea, 19 Jahre) keinesfalls mein ganzes Leben lang auf das Auto angewiesen sein. (Hannes, 19 Jahre) in der Freizeit Vor zwei Jahren habe ich einmal den letzten Anschlusszug nach Hause zur Arbeit verpasst, weil mein Bus Verspätung hatte. zur Schule Wenn ich als Dann habe ich die Nacht auf dem Auszubildender nicht zur Schule, Bahnhof verbracht. 15 Min 30 MIn 45 Min 1h 1,5 h > 1,5 h sondern in den Betrieb fahren muss, (Nadja, 17 Jahre) schaffe ich es nur pünktlich, wenn mich Quelle: Onlinebefragung ein Kollege mit dem Auto bei mir zu Hause abholt. (Tarik, 17Jahre) Ich akzeptiere ja, dass auf dem Land nur einmal in der Stunde ein Bus kommt. Aber dass ich bei jedem Umsteigen auch nochmal eine Stunde warten muss, weil die Fahrpläne nicht aufeinander abge- stimmt sind, kann ich nicht verstehen. 16 17 (Katharina, 20 Jahre)
ZUKUNFTSWÜNSCHE Kleine und mittlere Städte sind für junge Menschen at- Leben: Führen dort Busse, Regionalbahnen oder andere bevorzugte Wohngröße ließe sich jedoch dort am ehes- für die Jugendlichen demnach von hohem Wert, was im traktiver als Dörfer oder Großstädte bzw. Metropolen. Verkehrsmittel häufiger und vor allem zuverlässiger, wür- ten verwirklichen: das Einfamilienhaus mit einem großen Kontrast zu einer möglichen Anonymität in großen Städ- Dörfer sind für die befragten jungen Menschen vor allem den sie es auch eher in Betracht ziehen, in einem Dorf Garten. Hier spiegelt sich der Wunsch wider nach eige- ten steht. deshalb weniger reizvoll, da dort die Versorgung mit dem zu leben. Zunächst bevorzugte „Starterwohnungen“, also ner Familie, Familienzusammenhalt mit Eltern, Großeltern, öffentlichen Personennahverkehr optimierungsbedürftig erste eigene kleine Wohnungen, sind auf dem Land je- Geschwistern und anderen Verwandten sowie die Bedeu- ist. Denn viele von ihnen mögen durchaus das ländliche doch rar gesäht. Die in einem späteren Lebensabschnitt tung von Freundschaften. Das gesamte soziale Umfeld ist WIE MÖCHTEST DU SPÄTER WOHNEN? WO WÜRDEST DU GERNE WOHNEN? In einem Dorf In einem (bis 2.000 EW) Einfamilienhaus In einer Mikrostadt Mit einem großem (bis 5.000 EW) Garten In einer Kleinstadt (bis 20.000 EW) Mit einem kleinem Garten In einer Mittelstadt (bis 100.000 EW) In einem Reihenhaus In einer Großstadt (bis 500.000 EW) In einer Wohnung In einer Metropole (ab 500.000 EW) unbeliebt unentschieden beliebt unbeliebt unentschieden beliebt Quelle: Onlinebefragung Quelle: Onlinebefragung 18 19
ZUKUNFTSWÜNSCHE Blicken junge Menschen in die Zukunft, sehen sie gute und Vertreter ihrer Generation und sind eher praktisch Karriere. Als Trends spielen hier Work-Life-Balance und jungen Menschen einen sicheren Arbeitsplatz und ein le- Chancen für sich in der Region. Sie wissen, dass sie beste veranlagt: Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, flexible Arbeitszeiten mit hinein. Für sie gelten große, in- benswertes Leben. Voraussetzungen auf dem Arbeitsmarkt haben und gehen mehr Zeit für Freunde, Hobbies und Ehrenamt, Zeitein- ternationale Unternehmen ebenso wie Mittelständler als davon aus, aus einem breiten Angebot an Arbeitsplätzen sparungen bei den Arbeitswegen, mehr Flexibilität und attraktive Arbeitgeber. Wichtig sind für diese Generation wählen zu können. Auf die Frage nach ihren Ansprüchen Eigenverantwortung. Diese Aspekte sind ihnen wichti- lediglich die Identifikation mit dem, was sie tut und eine an die Arbeit antworten sie wie typische Vertreterinnen ger als ein hohes Einkommen oder eine beeindruckende gewisse Sinnhaftigkeit. Unterm Strich wünschen sich die WO MÖCHTEST DU SPÄTER ARBEITEN? ZITATE Wenn ich später arbeite, will ich auf jeden Fall geregelte Arbeitszeiten haben. Familie und die Vereinsarbeit ist mir extrem wichtig. Dafür verzichte ich gern auf das Riesenge- halt. Zum Glück sind die Mieten in der Ge- gend auch nicht so hoch – da kommt man In einem großen interna- auch mit weniger Geld aus. Ich habe gerade einen Kurs in Holzbe- tionalen Unternehmen (Fabian, 23 Jahre) arbeitung angefangen, der mir total Spaß In einem kleinen oder mittel- macht. Im Grunde hätte ich diese Mög- ständischen Unternehmen lichkeit gern auch dann noch, wenn ich Im öffentlichen Dienst eine Stelle gefunden habe. (Leonie, 26 Jahre) In einem Startup Im Unternehmen der Familie Ich will als Ärztin meine eigene Praxis hier in unbeliebt unentschieden beliebt der Nähe haben. Da kann ich selbst entschei- Nach meinem Berufseinstieg in der Un- Quelle: Onlinebefragung den, wie viel ich arbeite und meine Arbeitszeit ternehmensberatung würde ich dann reduzieren, wenn ich Kinder habe. Da klappt gerne in ein ortsansässiges Unterneh- es dann auch, Familie und Beruf miteinander men wechseln. Wenn man Glück hat, zu verbinden. beträgt da die Regelsarbeitszeit nur 35 (Henrike, 21 Jahre) Stunden pro Woche. (Jochen, 26 Jahre) 20 21
von jungen Menschen nicht berücksichtigt. Das betrifft vor al- sen. Schwimmhallen kommt also eine besondere Bedeutung FREIZEITWÜNSCHE lem die weniger privilegierten jungen Menschen. In der Online- zu und Radfahren hat eine Doppelfunktion als zusätzliches Ver- befragung haben wir gefragt, welche Freizeitmöglichkeiten so kehrsmittel. Gute Voraussetzungen für Radfahrer zu schaffen, Die meisten jungen Menschen sind mit den Freizeitmöglich- Wünsche nach sehr speziellen oder teuren Freizeitbeschäfti- wichtig sind, dass man schlechte Laune bekommt, wenn sie ist deshalb für die Zufriedenheit der jungen Menschen sehr keiten in den Regionen zufrieden. Für sie gibt es in jedem Ort gungen, die sich nicht sofort erfüllen lassen. Teilweise fehlt den nicht vorhanden sind. Dahinter steht die Überlegung, dass das wichtig. Eine große Rolle für die Freizeitgestaltung spielt das einen Sportverein und wenn der nicht die passenden Angebo- jungen Menschen auch das Wissen über alle Angebote, wes- reine Vorhandensein von Angeboten die Lebenszufriedenheit Shoppen. Für junge Menschen sind vor allem Einkaufszent- te hat, dann hat sie bestimmt der Verein im Nachbarort. Auch halb sie es als verbesserungswürdig bezeichnen. Ein reales erhöht, selbst wenn sie nur hin und wieder genutzt werden. Mit ren wichtig, weil sie dort auch Bars und Restaurants besuchen kommerzielle Angebote wie Kletter- oder Trampolinhallen sind Problem ist die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV. Da manche An- Schwimmen, Radfahren und Joggen werden hier drei Indivi- können. Von Bedeutung ist hierbei insbesondere, ob und wie inzwischen an vielen Standorten vorhanden. Mitunter bestehen gebote gar nicht oder nur mit Mühe erreichbar sind, werden sie dualsportarten genannt, die sich zeitunabhängig ausüben las- sie zu den Zentren hin- und wieder wegkommen. WELCHE SPORTARTEN MÖCHTEST DU WO GEHST DU AM LIEBSTEN SHOPPEN? UNBEDINGT AUSÜBEN KÖNNEN? Im Einkaufszentrum 47% Schwimmen 31% Radfahren 27% In der Fußgängerzone 38% Im Outlet 31% Joggen 26% Ballsportarten 18% 0% 10% 20% 30% 40% 50% Quelle: Onlinebefragung Klettern 15% Wandern 12% Kampfsport 10% Yoga/Pilates 8% Ich würde mit meinem Freund gern einen Tanzkurs machen. Aber der kostet für Rückschlagsport 7% zehn Termine über hundert Euro pro Person, also 200 Euro für uns beide. Auch Reitstunden Eislaufen 6% Im Grunde kann man sich oder Gesangsunterricht kann ich mir nicht leisten. nicht beschweren. Es gibt in jedem Ort Wassersport 6% (Maike, 17 Jahre) mindestens einen Sportverein und wenn es da 0% 10% 20% 30% 40% 50% nicht die richtige Mannschaft für mich gibt, fahre ich halt in den nächsten Ort. Quelle: Onlinebefragung (Marius, 25 Jahre) 22 23
BLEIBEN ODER GEHEN Den meisten jungen Menschen gefällt ihre Region: Dort wol- gehen davon aus, dass sie sich die Arbeitsstelle werden Leben ohne Auto, aber mit verlässlichen Verkehrsmitteln werden somit auch in den aufnehmenden Regionen gute len sie gerne bleiben oder nach Abschluss ihrer Ausbil- aussuchen können – zumindest solange sie einen nicht all- wecken. Das stellt die Region vor ein Problem, wenn sie berufliche Chancen haben. dung zurückkehren, um auch bei ihrer Familien, Freunden zu exotischen Beruf wählen. Trotzdem gibt es für sie auch ihre jungen Menschen trotz der Partnerinnen oder Partner und Sportvereinen zu sein. Besonders die Nähe zu Eltern mögliche Gründe zum Gehen: vor allem ein Partner oder halten möchte und einen Braindrain – die Abwanderung von und Geschwistern ist vielen wichtig. Ihnen ist sehr bewusst, eine Partnerin in einer anderen Region. Dann können Wo- Talenten und Arbeitskräften – verhindern möchte: Denn gut dass sie in der Region gute berufliche Chancen haben. Sie chenendurlaube dorthin durchaus den Wunsch nach einem ausgebildete Jugendliche sind überall hoch willkommen und WELCHE GRÜNDE GIBT ES WEGZUGEHEN? ZITATE Ich bin sehr glücklich hier. Kann Die Eltern meines Freundes haben eine Tisch- gar nicht genau erklären, warum. lerei direkt im Nachbardorf. Da kann ich auf Ich bin eben hier aufgewachsen. jeden Fall anfangen. Und selbst, wenn das Das ist halt so. Dann ist man ein- nicht geht, ist direkt nebenan eine andere fach heimisch. Tischlerei. Ich mache mir um Arbeit keine (Jana, 17 Jahre) Sorgen. Deshalb mache ich ja die Ausbildung als Tischler. (Tim, 17 Jahre) Ich will so schnell wie möglich weg aus der Region. Ich glaube, dass ich mit mei- Für den Job würde ner technischen Ausbildung ich weggehen. Mein Freund kommt auch aus der Region und überall einen Job bekommen werde. (Lars, 19 Jahre) wird auch hier arbeiten können. Ich kann mir Für die Liebe würde eigentlich nur vorstellen, hier wegzugehen, ich weggehen. wenn ich einen anderen Partner hätte, der woanders leben und arbeiten will. Dann trifft nicht zu unentschieden trifft zu würde ich auch mitgehen. Quelle: Onlinebefragung Ich mag einfach das Dorfleben. (Sarah, 22 Jahre) Manchmal fahre ich nach der Uni nochmal zu meinen Eltern – einfach weil mir das Dorf fehlt. (Pia, 21 Jahre) 24 25
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE JUGENDLICHE IN DEUTSCHLAND UND DEN WESTFÄLISCHEN REGIONEN Junge Menschen fühlen sich in ihrer Heimatregion Wichtiger als Karriere und Gehalt ist jungen Menschen, Die Jugendstudie der westfälischen Regionen zeich- wohl und sind durch Familie, Freunde und Vereine neben der Arbeit noch Zeit für Familie und Hobbies zu net ein insgesamt positives Bild der jungen Men- stark mit ihr verbunden. haben. Junge Menschen sind sich sicher, dass sie schen in Ostwestfalen-Lippe, im Münsterland sowie in der Region die Auswahl zwischen verschiedenen in Südwestfalen. Sie zeigen sich als insgesamt stark Wenn irgendwie möglich, wollen sie bleiben und hier Arbeitsstellen haben werden. Allerdings wissen sie mit ihren Heimatregionen verbunden. Sie stellen ihr Leben als Erwachsene führen - zunächst in der ei- ebenfalls, dass sie auch in anderen Regionen gefragte hohe Erwartungen an ihren Beruf, der ihnen nicht genen kleinen „Starterwohnung“ und anschließend am Arbeitskräfte sein werden. Da jedoch der Weg in den nur als Selbstzweck dienen soll. Dabei lässt sich liebsten in einem Einfamilienhaus mit einem großen Beruf über die Ausbildung führt, müssen junge Men- keine Tendenz zu einer Art „regionaler Nestflucht“ Garten und in einer Stadt mittlerer Größe. schen unter Umständen ihre Region verlassen. Viele erkennen. Ganz im Gegenteil stehen die Heimatregi- von ihnen sehen das aber auch als Chance, um neue onen mit den dort vorhandenen vielfältigen sozialen Besonders beschäftigt die jungen Menschen das The- Eindrücke zu sammeln und danach umso zufriedener Bindungen bei den jungen Menschen hoch im Kurs. ma Mobilität. Für Freizeitaktivitäten nehmen sie auch in ihre Region zurückzukehren. Auch als Erwachsene So es denn im angestrebten Wunschberuf möglich längere Anfahrten in Kauf. Zur Arbeit wollen sie aller- ist ihnen intensiver Kontakt zu ihren Eltern und Ge- ist, stellt der Verbleib in der Region für die meisten dings nicht länger als 45 Minuten unterwegs sein und schwistern wichtig. Sie würden die Region nur dann jungen Menschen eine zumindest realistische Pers- schätzen hierbei kurze Wege. Als besonders unbefrie- verlassen, wenn ihr Partner oder ihre Partnerin woan- pektive, oftmals auch ein erstrebenswertes Ziel dar. digend empfinden die jungen Menschen in ihrer Re- ders zu Hause wäre. gion die Versorgung mit dem öffentlichen Personen- Die erstmals 2020 veröffentlichte westfälische Ju- nahverkehr. Hier wünschen sie sich verlässlichere und gendstudie legt einen dezidierten Schwerpunkt auf Das Institut für Bildungskooperation preiswertere Angebote. Prof. Dr. Mathias Albert ist seit 2001 berufliche Perspektiven Jugendlicher. Anders als GmbH & Co. KG (IfBk) mit Sitz in Müns- Professor für Politikwissenschaft an der die seit 1953 erscheinende bekannteste deutsch- ter hat sich innerhalb weniger Jahre mit Fakultät für Soziologie der Universität landweit angelegte Jugendstudie, die Shell Jugend- innovativen Konzepten im Bereich der Bielefeld. Er ist gegenwärtig Sprecher studie, fokussiert die westfälische Jugendstudie auf mehrphasigen Berufsorientierung auf des Graduiertenkollegs „World Politics“. einige in Bezug auf die Herkunftsregionen von jungen Planungs- und Umsetzungsebene in- Seit 2002 ist er für die wissenschaft- Menschen besonders interessierende Fragen. An- nerhalb des deutschen Bildungssystems liche Konzeption und Leitung der Shell ders als die Shell Jugendstudie zielt sie also nicht etabliert. Dabei werden neue Konzepte in Jugendstudie mit verantwortlich. Seine auf eine möglichst breite Vermessung jugendlicher ihrer Entwicklung und Auswirkung durch wichtigsten Forschungsgebiete sind Ju- Lebenswelten oder etwa die politischen Einstellungen das Zentrum für Berufsorientierung und gendforschung, Theorien der Weltgesell- Jugendlicher. Berufsverlaufsforschung (ZBB) der West- fälischen Wilhelms Universität Münster be- schaft sowie globale Konfliktformationen. gleitet und evaluiert. 26 27
Gerade deshalb lohnt es sich aber, beide Studien ne- Jugendliche „Sicherheit“ ganz allgemein immer auch beneinander zu legen. Entsprechen jungen Menschen eine lebensweltliche Geborgenheit. Hieraus erwächst in den westfälischen Regionen dem in der Shell Ju- die hohe Wertschätzung von Familie und Freundes- gendstudie gezeichneten Bild hinsichtlich der Berufs- kreis, welche naturgemäß im geographischen Nah- orientierung von jungen Menschen in Deutschland? raum angesiedelt sind. Zweitens besteht eine hohe Zunächst einmal lautet die Antwort hierauf eindeutig: Bereitschaft, auch die eigene berufliche Zukunft in die- Ja. Wie für ihre Altersgenossinnen und Altersgenos- sem Nahraum zu suchen. Natürlich wirken die klassi- sen überall in Deutschland stellen auch die jungen schen „Push“-Faktoren eines mangelnden Angebotes Menschen in den westfälischen Regionen hohe Er- sowohl an Studien- und Arbeitsplätzen als auch an wartungen an ihren (gegenwärtigen oder zukünftigen) geeigneter Infrastruktur auch hier – aber offensichtlich Beruf. Dieser soll hohe Flexibilität und Erfüllung bieten nicht mit einer besonders ausgeprägten Schubkraft. und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Arbeit gewährleisten. Bei all diesen Anforderungen an den So wenig besonders die jungen Menschen in den Beruf konnte die Shell Jugendstudie dabei zeigen, westfälischen Regionen im Vergleich zu anderen dass trotzdem die Sicherheit des Arbeitsplatzes ganz jungen Menschen in Deutschland auch sein mögen. oben auf der Präferenzliste Jugendlicher steht, wenn Sie widersprechen auf jeden Fall einem gängigen sie denn zwischen den verschiedenen Erwartungen Vorurteil, nachdem es sich hier um Regionen han- an den Beruf wählen müssten – eine Präferenz, die delt, die Jugendliche am liebsten verlassen würden. sich im Zuge des wirtschaftlichen Einbruchs im Jahre Politik und Wirtschaft sind gemeinsam gefordert, 2020 sicher noch verstärkt haben dürfte. dass hier vorhandene Bleibeabsichten auch reali- siert werden können. Die westfälische Jugendstudie ergänzt dieses Ergeb- nis, dass die Sicherheit des Arbeitsplatzes bei den jun- Prof. Dr. Mathias Albert gen Menschen hoch im Kurs steht, um zwei kaum zu Fakultät für Soziologie unterschätzende Beobachtungen. Erstens bedeutet für Universität Bielefeld 28 29
WELCHE BEDEUTUNG HAT DIE JUGEND- UNSERE STUDIE FÜR UNSERE REGIONEN? AKTIONSFELDER Die Jugendstudie macht deutlich, was die jungen Men- schen in den drei Regionen bewegt. Sie zeigt uns auf, wo der Schuh drückt und was wir in unseren Regionen besser machen können, um für diese Generation und folgende Generationen lebenswert zu bleiben. Gleich- ATTRAKTIVE LEBENDIGE MOBILITÄTS- zeitig rückt die Studie in den Fokus, was richtig gut bei uns ist und worauf wir aufbauen können. WOHN- UND Wir, Münsterland, OstWestfalenLippe und Südwest- falen, nehmen die Ergebnisse der Studie sehr ernst. ANGEBOTE FREIZEITMÖG- Wir haben auf ihrer Grundlage die vier Aktionsfelder LICHKEITEN Attraktive Mobilitätsangebote, Lebendige Wohn- und Freizeitmöglichkeiten, Berufliche Perspektiven und Zielgruppengerechte Ansprache eruiert und festge- stellt, dass wir in diesen Bereichen bereits sehr aktiv sind. In unseren aktuellen, aber auch in unseren zukünftig geplanten Maßnahmen und auf den folgenden Seiten finden diese Aktionsfelder bereits Berücksichtigung. Den jeweiligen Regionen entsprechend bilden sie in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet aktuelle BERUFLICHE ZIELGRUPPEN- Projekte ab, die gerne online erforscht werden dürfen. So viel möchten wir Ihnen aber versprechen: Ein Klick PERSPEKTIVEN GERECHTE ins Internet lohnt sich in jedem Fall. ANSPRACHE 30 31
AUSGEWÄHLTE ANGEBOTE IN UNSEREN AKTIONSFELDERN ATTRAKTIVE MOBILITÄTSANGEBOTE LEBENDIGE WOHN- UND FREIZEITMÖGLICHKEITEN Mobiles Münsterland Ostwestfälische SAM – Südwestfalen Autonom Dein Münsterland OWL.Kultur-Plattform Heimvorteil HSK Die Mobilität im ländlichen Raum soll Mobilitätsplattform & Mobil DAS GUTE LEBEN im Münsterland OstWestfalenLippe hat eine reiche Das Projekt Heimvorteil HSK unter- im Reallabor Mobiles Münsterland ver- Die Ostwestfälische Mobilitätsplatt- Der Elektrobus SAM liefert einen klei- bietet charmante Orte mit rotem Klinker Kulturszene – in den Städten und stützt Rückkehrer*innen und die, die bessert werden. Hier werden verschie- form (OMP) macht die Nutzung von öf- nen Vorgeschmack auf die Mobilität und elegantem Sandstein, historischen auch auf dem Land. Mit der OWL.Kul- es noch werden möchten, bei ihrer dene Verkehrsmittel, wie Bike- und fentlichen Verkehrsmitteln einfach und von morgen – für alle. Der voll automa- Ortskernen und gepflegten Gärten - tur-Plattform wird das Kulturangebot Rückkehr in die Heimat. Dabei hält Car-Sharing, On-Demand-Angebote attraktiv. Sämtliche Mobilitätsangebo- tisierte Elektrobus bewegt sich ohne aber auch viel Raum für innovatives der Region leicht zugänglich gemacht das Projekt die Rückkehrer*innen über und Express-Busse an verschiedenen te inklusive Sharing und Minimobilität Lenkrad – geführt durch Sensoren Arbeiten, frische Ideen, Wohnen und und Kulturschaffende vernetzt. Mithil- Freizeit- und Karrieremöglichkeiten Standorten im Münsterland getestet: werden in Kombination miteinander und Kameras – selbstständig durch Leben, für Ausflüge, Draußensein, Rad- fe von Cloud-Technologien bietet die im Hochsauerlandkreis auf dem Lau- www.muensterland.com/wirtschaft/ nutzbar gemacht. Die OMP bündelt den Straßenverkehr. Bis zu sechs Per- fahren, Picknick oder Ausritte: Plattform Kulturinteressierten nach fenden. Denn viele Gründe sprechen umwelt-und-verbraucher/mobilitaet/ zukünftig Information, Buchung und sonen können SAM kostenlos nutzen: www.muensterland.com/tourismus ihren individuellen Interessen ausge- für Südwestfalen bzw. das Sauerland Abrechnung auf Grundlage einer ein- www.sam-unterwegs.de richtete Angebote an: – Familienfreundliche Unternehmen, heitlichen Datenbasis in einer App: www.urbanland-owl.de/projekte/ optimale Work-Life-Balance, bezahl- www.urbanland-owl.de/projekte/ die-neuen-kommunen-ohne- barer Wohnraum: die-neue-mobilitaet/ostwestfaeli- grenzen/owlkultur-plattform/ www.heimvorteil-hsk.de sche-mobilitaetsplattform/ BERUFLICHE PERSPEKTIVEN ZIELGRUPPENGERECHTE ANSPRACHE Service Onboarding@Münsterland Start-up-Szene OWL Gap Year Südwestfalen MÜNSTERLAND. DAS GUTE UrbanLand OstWestfalenLippe Digital. Nachhaltig. Authentisch: Neulinge, Rückkehrerinnen und In den letzten Jahren hat sich in Ost- Das „Gap Year Südwestfalen“ bie- LEBEN. Unter der Überschrift „Wir gestalten Südwestfalen – Alles echt! Rückkehrer werden beim Ankommen, WestfalenLippe eine blühende Start- tet Schulabgänger*innen ab 18 Jah- Das Münsterland kann alles sein: dein das neue UrbanLand OstWestfa- Ob Instagram oder Online-Werbung: Wohlfühlen und Hierbleiben unter- up-Szene entwickelt. Eine ganze Reihe ren sowie Hochschulabsolvent*innen Urlaubsziel, dein Arbeitsplatz, dein Zu- lenLippe“ wird in OWL ein regiona- Die umfassende Dachmarketing-Kam- stützt sowie Arbeitgeber beim Employer von Start-up-Zentren wie die Foun- und jungen Menschen mit Berufsaus- hause. Deine Region. Das Münsterland les Strukturentwicklungsprogramm pagne „Südwestfalen - Alles echt!“ Branding. Mit einer persönlichen Be- ders Foundation, das Denkwerk und bildung vielseitige Einblicke in unter- macht glücklich! Denn im Münsterland mit Themen wie die Verbesserung spricht gerade junge Menschen be- ratung zu den Themen Wohnen, Leben die Garage33 unterstützen Gründer schiedliche Berufe, Unternehmen und erwartet dich DAS GUTE LEBEN in der Mobilität sowie Siedlungs- und sonders an und zeigt die besonderen und Arbeiten soll (neuen) Fachkräften und Gründerinnen beim Aufbau ihrer Arbeitsbereiche an - Mehr Praxiserfah- all seinen Facetten: in deiner Freizeit, Raumentwicklung umgesetzt. Die Stärken und Perspektiven der Region das Münsterlanden erleichtert werden. Start-ups. Beim jährlichen „Hinterland rung in neun Monaten geht kaum! Der beim Job, im Urlaub und Zuhause. Das Projekte sind in die Zukunft gerich- auf. Zudem werden u.a. im Rahmen Münsterlandweite Willkommensevents of Things“ Start-up-Event kommen einfache Gedanke: Ein Praxisjahr zur Münsterland ist ein Paradies für alle, die tet und berücksichtigen die Wünsche der REGIONALE 2025 spannende helfen dabei, soziale Kontakte zu knüp- über 1.000 junge Menschen nach Bie- Orientierung und den Berufseinstieg mit dem Fahrrad und Pferd unterwegs junger Menschen an Wohnen, Arbei- Projekte entwickelt, um das Wohnen, fen, denn die Wahl des Arbeitsplatzes ist lefeld und treffen auf Unternehmen, für junge Menschen in Südwestfalen. sind. Zwischen Schlössern und Burgen ten, Freizeitgestaltung, Fortbewe- Leben und Arbeiten systematisch auch immer eine Entscheidung für den Investoren, Forschungseinrichtungen Mit bis zu drei dreimonatigen Praktika findest du hier Traumjobs bei starken gung… beispielsweise auch Projekte weiterzuentwickeln - insbesondere zukünftigen Lebensraum: sowie Medien: in verschiedenen Unternehmen und Arbeitgebern und die schönsten Pick- zur beruflichen Weiterbildung: mit Blick auf die Bedürfnisse junger www.onboarding-muensterland.com www.hinterland-of-things.de einem Quartal zur freien Gestaltung nickplätze. Egal ob in der Stadt oder www.urbanland-owl.de Menschen. Die Jugendkonferenz und können sich junge Menschen ihr indi- auf dem Land, im Münsterland lässt es Denkwerkstatt UTOPIA bezieht dabei viduelles Praxisjahr gestalten: sich überall gut leben: junge Menschen mit ein: www.gapyear-suedwestfalen.com www.muensterland.com www.suedwestfalen.com 32 33
FAZIT „Junge Menschen sind unsere Zukunft“ – ein viel zitierter Satz. Doch wie schaffen wir eine Zukunft, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen junger Menschen orientiert? Wie motivieren wir sie, zu bleiben, zurückzu- kehren oder neu in unsere Regionen zu ziehen? Dank dieser erstmals in den Regionen durchgeführ- den Tellerrand“ von einer Region zur anderen und ten Jugendstudie schauen wir mit einem frischen umgekehrt. So profitieren wir von den gegenseitigen Blick auf die Herausforderungen und Wünsche Erfahrungen und können strategische Allianzen und junger Menschen hinsichtlich der regionalen Ent- Netzwerke in den Regionen und untereinander auf- wicklung. Gleichzeitig stellt die Studie den Auftakt und ausbauen. Dadurch erhoffen wir uns themen- für einen stetigen Dialog und Austausch mit jungen und projektbezogene Kooperationen in den drei Menschen dar. Denn eins machen die Ergebnisse Regionen zum Aufbau von Lernpartnerschaften und mehr als deutlich: Die Bedürfnisse junger Menschen zur Stärkung eigener Positionen und Zielsetzungen. unterliegen einem ständigen Wandel. So müssen auch wir Regionen unsere Herangehensweisen an Mit Blick auf die Themen Fachkräftesicherung, Mobi- ihre unterschiedlichen Lebensphasen anpassen. lität, Freizeit und Wohnen sowie die Einbindung und zielgruppengerechte Ansprache junger Menschen, Wir Regionen wollen diesen Wandel aufmerksam zählen wir, der Münsterland e.V., die OstWestfalen- verfolgen, die jungen Menschen ernst nehmen und Lippe GmbH und die Südwestfalen Agentur GmbH ihren Stimmen mehr Gehör und Gewicht verleihen. im Folgenden auf, was uns in unseren Regionen be- Umso wichtiger ist dabei der berühmte „Blick über sonders am Herzen liegt. 34
DAS LIEGT UNS AM HERZEN Unsere Regionen sind attraktive und lebendige Lebens- mittelpunkte für junge Menschen. Hier ist das Leben lebens- wert. Die Mitbestimmung und Teilhabe junger Menschen fin- det in stetigem intensivem Dialog mit ihnen über ihre Er- wartungen und Wünsche statt. Junge Menschen finden hier Spielräume, Strukturen und Unterstützung in der Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Regionalentwicklung vor. Junge Menschen fühlen sich hier wohl. Sie finden hier ei- nen Ausbildungs- bzw. Studienplatz. Die Regionen bie- ten ihnen attraktive berufliche Perspektiven. In den Bereichen Sport, Kultur, Freizeit und Tourismus treffen junge Menschen auf lebendige und abwechs- lungsreiche Angebote. 36 37
„ STATEMENTS AUS UNSEREN REGIONEN Um eine echte Mitbestimmung junger Menschen Wirklichkeit werden zu lassen, sollten wir IMPRESSUM Herausgeber: Südwestfalen Agentur GmbH Martinstraße 15 57462 Olpe „ jetzt damit anfangen, diesen „Expert*innen in eigener Sache“ Sitz und Stimme bei Zukunfts- prozessen zu geben. Das LWL-Landesjugendamt mit seiner Fachstelle „Jugendpartizipation“ Geschäftsführer: Hubertus Winterberg Münsterland e.V. wird dabei gerne an Ihrer Seite sein. Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) „ Airportallee 1 48268 Greven Vorstand: Klaus Ehling Kontakt: Telefon: +49 (0) 2761/83511-0 Telefax: +49 (0) 2761/83511-29 E-Mail: info@suedwestfalen.com Kontakt: Internet: www.suedwestfalen-agentur.com Wir sehen in der Jugendstudie, dass die jungen Menschen gerne in unserer Region leben, sie Telefon: +49 (0) 2571/94 9300 gleichzeitig aber konkrete Lösungen für ihre Probleme im Alltag einfordern. Mit der Jugend- Telefax: +49 (0) 2571/94 9394 Konzept / Koordination konferenz UTOPiA und unserem Ansatz, dass alle Projekte der REGIONALE 2025 auf die E-Mail: info@muensterland.com Ute Schmidt-Vöcks / Münsterland e.V. Bedürfnisse der jungen Menschen zugeschnitten sein sollen, sind wir in Südwestfalen auf Internet: www.muensterland.com Alica Mielke / Südwestfalen Agentur GmbH einem guten Weg. Allerdings müssen wir eine neue Selbstverständlichkeit etablieren, junge „ Menschen einzuladen, die Region aktiv mitzugestalten, damit sie auch in Zukunft weiterhin Ayse Acikel / OstWestfalenLippe GmbH gerne hier leben. Landrat des Hochsauerlandkreis und Aufsichtsratsvorsitzender der Südwestfalen Agentur GmbH „ Dr. Karl Schneider, OstWestfalenLippe GmbH Redaktion Mareike Meiring / Münsterland e.V. Stephan Müller / Südwestfalen Agentur GmbH Ayse Acikel / OstWestfalenLippe GmbH Ich freue mich sehr über die insgesamt positive Haltung der jungen Menschen zu unseren Turnerstraße 5 - 9 Regionen. Wir haben tolle Voraussetzungen, sie hier zu halten. Wir müssen es schaffen, ihnen 33602 Bielefeld Datenerhebung / Auswertung „ auch zukünftig eine hohe Lebensqualität durch attraktive Jobs, eine innovative Hochschul- Geschäftsführer: Herbert Weber Iris Morgenstern / Institut für Bildungskooperation und Bildungslandschaft, moderne Mobilitätsangebote sowie eine lebendige Event- und Kul- GmbH & Co. KG (IfBK) Kontakt: turszene bieten zu können. Manfred Müller, Landrat des Kreises Paderborn und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der OWL GmbH „ Telefon: +49 (0) 521/9 67 33-0 Telefax: +49 (0) 521/9 67 33 19 E-Mail: info@ostwestfalen-lippe.de Internet: www.ostwestfalen-lippe.de Gestaltung iDo. grafik & design, Sylvia Doliwa, www.ido-grafik.de Realisierung Junge Menschen fühlen sich im Münsterland zu Hause und wollen der Region auch in Zukunft Südwestfalen Agentur GmbH treu bleiben – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die Hinweise aus der Jugendstudie HINWEIS: Nachdruck von Beiträgen nur mit sind ein Ansporn für uns, die für unsere Region so prägende Zielgruppe der jungen Menschen Genehmigung der Herausgeber. Druck noch stärker in den Fokus zu nehmen. Denn mit Blick auf Themen wie Mobilität, Wohnen oder Zitate Seite 15-25: Die Namen wurden ano- Druckhaus Kay GmbH, www.kay.de berufliche Perspektiven haben wir noch einiges zu tun. Dabei sind wir in vielen wichtigen Le- nymisiert. Es handelt sich bei allen Beteilig- bensbereichen bereits auf dem richtigen Weg und werden unser Engagement zukünftig noch ten um fiktive Namen. 38 weiter ausbauen. „ Dr. Kai Zwicker, Landrat des Kreises Borken und Aufsichtsratsvorsitzender des Münsterland e.V. Stand: Juni 2020 39
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