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Mai 2021 Pemigatinib ArzneimittelPROFIL Onkologie
Pemigatinib, Mai 2021 ArzneimittelPROFIL Onkologie Ziel der Publikation Die Reihe ArzneimittelPROFIL fasst die aktuell verfügbare wissenschaftliche Evi- Scientific Editor denz zu einer Substanz objektiv und komprimiert, aber nicht selektiv, zusammen. Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Wien Pharmakologische Aspekte, Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil werden über- sichtlich und leicht verständlich dargestellt. Grundlage für die Erstellung ist die Managing Scientific Editor umfassende Sichtung der wissenschaftlichen Fachliteratur. Hierbei kann auch auf Univ.-Prof. Dr. Johannes Drach, Wien Datenmaterial der Hersteller zurückgegriffen werden. Große kontrollierte Studien werden bevorzugt behandelt, ergänzend ev. Abstracts und Kongressberichte. Die Editorial Board Einhaltung wissenschaftlicher Grundsätze wird durch einen Scientific Editor, ei- Univ.-Prof. Dr. Werner Aberer, Graz nen Managing Scientific Editor sowie ein Editorial Board gewährleistet, das bei der Priv.-Doz. Dr. Walter Albrecht, Mistelbach Auswahl von Substanzen, Autoren und Reviewer beratende Funktion hat. Die Bei- Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Marija Balic, Graz träge werden von Experten der jeweiligen Fachgebiete verfasst. Objektivität und Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer, Graz Korrektheit sind durch zwei unabhängige Reviewer gewährleistet. Die Meinung Univ.-Prof. Dr. Thomas Brodowicz, Wien der Autoren und Reviewer muss nicht immer mit der des Editorial Board und des Univ.-Prof. Dr. Martin Burian, Linz Verlags übereinstimmen. Die kritische Beurteilung der jeweiligen Substanz und Priv.-Doz. Dr. Maria De Santis, Berlin deren klinischer Wertigkeit beruht allein auf der Einschätzung der unabhängigen Univ.-Prof. Dr. Johannes Drach, Wien Experten. Bei Vorliegen neuer Daten wird eine Aktualisierung angestrebt. Univ.-Prof. Dr. Günther Alois Gastl, Innsbruck Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Wien Autoren dieser Ausgabe Univ.-Prof. Dr. Richard Greil, Salzburg Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Gerald Prager; Medizinische Universität Wien Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger, Wien Priv.-Doz. Dr. Holger Rumpold; Ordensklinikum Linz Univ.-Prof. Dr. Felix Keil, Wien Univ.-Prof. Dr. Gabriela-Verena Kornek, Wien Offenlegung von Interessenkonflikten Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Loidl, Linz Prager: Advisory Board Meetings/Symposiums: Merck Serono, Roche, Amgen, Univ.-Prof. Dr. Christine Marosi, Wien Sanofi, Lilly, Servier, Taiho, Bayer, Halozyme, BMS, Celgene, Shire Univ.-Prof. Dr. Christian Marth, Innsbruck Rumpold: keine Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Wien Univ.-Prof. Dr. Andreas Petzer, Linz Impressum: Verleger, Eigentümer und Herausgeber: Medizin Medien Austria Univ.-Prof. Dr. Robert Pirker, Wien GmbH, DVR-Nr: 4007613, Verlagsanschrift: Grünbergstraße 15, 1120 Wien, Tel.: Univ.-Prof. Dr. Matthias Preusser, Wien 01/546 00-0, Fax-DW: -730, Geschäftsführung: Mag. Jean-Lou Cloos, Prokuristen: Univ.-Prof. Dr. Karl Pummer, Graz Mag. Magdalena Paulnsteiner, Dr. Christine Zwinger, Malte Wagner; Mag. Anja Univ.-Prof. Dr. Markus Raderer, Wien Waldherr, Chefredaktion: Dr. Susanne Billich, billich@arzneimittelprofil.at, Koor- Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger, Wien dination: Dr. Susanne Billich, Leitung Verkauf: Fritz Tomaschek, Tel.: 01/54600-520, Univ.-Prof. Dr. Hellmut Samonigg, Graz E-Mail: f.tomaschek@medizin-medien.at, Art Direction: Karl J. Kuba, Layout und Univ.-Prof. Dr. Manuela Schmidinger, Wien DTP: Michael Köb, Lektorat: Katharina Hexel, Druck: Friedrich Druck & Medien Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Wien GmbH, A-4020 Linz, Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz siehe https://medizin- Univ.-Prof. Dr. Josef Smolle, Graz medien.at/impressum; Auflage: 1.500 Exemplare Univ.-Prof. Dr. Reinhard Stauder, Innsbruck Univ.-Prof. Dr. Günther Steger, Wien Die Autoren wurden bei der Manuskripterstellung unterstützt von Dr. Frank Kalthoff. Univ.-Prof. Dr. Susanne Taucher, Innsbruck Die Realisierung dieser Ausgabe ermöglichte Incyte: erstellt 5/2021; AT/PEMA/ Univ.-Prof. Dr. Peter Valent, Wien P/21/0003 Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke, Wien Eine inhaltliche Einflussnahme durch die Firma ist abgesehen von Datenkorrek- Univ.-Prof. Dr. Andreas Widschwendter, Innsbruck turen gemäß den Studienergebnissen nach Ermessen der Redaktion nicht erfolgt. Univ.-Prof. Dr. Martin Widschwendter, London Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager, Wien Copyright: Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbrei- Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Wien tung sowie der Übersetzung bleiben der Medizin Medien Austria GmbH vorbehal- Univ.-Prof. Dr. Heinz Zwierzina, Innsbruck ten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespei- chert, verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden. Hinweise: Autoren, Reviewer und Verlag verwenden höchste Sorgfalt darauf, alle Daten dem Wissensstand bei Fertigstellung entsprechend anzugeben. Der Verlag kann für etwaige Fehler jedoch keine Gewähr übernehmen. Jeder Anwender ist angehalten, die aktuelle Fachinformation zu beachten. Zugunsten der besseren Lesbarkeit wird auf das Verwenden weiblicher Endungen verzichtet. Die Bezeich- nung Patient ist geschlechtsneutral zu verstehen. ISSN 2220-3842 (Print) ISSN 2220-3850 (Online) www.arzneimittelprofil.at
Pemigatinib ▼ Gerald Prager, Holger Rumpold Abstract Inhalt Pemigatinib erhielt im April 2020 von der amerikanischen Food 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 and Drug Administration (FDA) und im März 2021 von der Eu- 2. Wirkmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 ropäischen Kommission die Zulassung für die Monotherapie 3. Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 von Erwachsenen mit vorbehandeltem, lokal fortgeschrittenem 4. Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 oder metastasiertem Cholangiokarzinom (CCA) mit einer Fi- 4.1. Präklinische Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . 6 broblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-2 (Fibroblast Growth 4.2. Klinische Pharmakodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Factor Receptor 2, FGFR2)-Fusion oder FGFR2-Rearrange- 5. Wirksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 ments, welche in einem diagnostischen Test nachgewiesen wer- 5.1. Phase-II-Studie FIGHT-202 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 den müssen. Das Wirkprinzip von Pemigatinib beruht auf der 5.2. Phase-III-Studie FIGHT-302 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 selektiven Inhibition der Tyrosinkinase von FGFR1, FGFR2 und 6. Verträglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 FGFR3. Beim Cholangiokarzinom mit intrahepatischer Lokali- 7. Dosierung und Verabreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 sation (iCCA) verursachen Mutationen des FGFR2 eine konsti- 8. Zulassungsstatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 tutive Aktivierung der Tyrosinkinase, was zu unkontrolliertem 9. Beurteilung und Aussichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Zellwachstum führt. Die Zulassung von Pemigatinib basierte auf 10. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 den Daten der Phase-II-Studie FIGHT-202, einer multizentri- 11. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 schen, offenen, einarmigen Studie zur Überprüfung der Wirk- samkeit und Verträglichkeit bei Erwachsenen mit iCCA. Pemi- gatinib wurde in einer einmal täglichen Dosis von 13,5mg für 14 aufeinanderfolgende Tage eingenommen, gefolgt von einer einwöchigen Therapiepause pro Zyklus. Bei Patienten, die FGFR2-Fusionen oder Umlagerungen aufwiesen, führte die Mo- notherapie mit Pemigatinib zu einer Gesamtansprechrate von 36% (95% Konfidenzintervall [95% CI] 27–45) und einem kom- pletten Ansprechen bei drei von 107 Patienten. Die mediane Ansprechdauer betrug 7,5 Monate (95% CI 5,7–14,5). Zu den Eigenschaften von Pemigatinib häufigsten Nebenwirkungen zählten moderat bis stark erhöhte Blutphosphatwerte, Alopezie, Diarrhoe, Nageltoxizität, Ermü- Dosierung dung, Übelkeit, Geschmacksstörung, Stomatitis, Obstipation, Die empfohlene orale Dosis von Pemigatinib beträgt Mundtrockenheit, trockenes Auge, Arthralgie, Hypophosphatä- 13,5mg einmal täglich, die unabhängig von den Mahlzei- mie, trockene Haut und palmar-plantares Erythrodysästhesie- ten an den Tagen 1 bis 14 eines 21-tägigen Behand- syndrom. Als zielgerichtete Therapie bietet Pemigatinib somit lungszyklus eingenommen wird. eine Erweiterung der Möglichkeiten in der personalisierten Be- Aufnahme und Verteilung handlung des iCCA. Cmax.................................. 236nM ( 115ng/ml) tmax.................................... 1 bis 2 Stunden im Median t½ (terminal)....................... 15,4 Stunden Steady State Plasma- konzentration.................... wird nach 4 Tagen erreicht AUC (Steady State) .......... 2.620nM·h ( 1277ng·h/ml) Verteilungsvolumen........... 235 Liter Clearance......................... 10,6 l/h Plasmaproteinbindung...... 90,6%, gemessen in vitro im Bereich von 1 bis 10µM Metabolisierung und Elimination Pemigatinib wird durch CYP3A4 des Cytochrom-P450- (CYP)-Enzymsystems metabolisiert. Das Abbauprodukt wird auf biliärem Weg mit dem Kot (82,4%, davon 1,4% unverändert) und in geringerem Ausmaß mit dem Urin (12,6%, davon 1% unverändert) ausgeschieden. ArzneimittelPROFIL Pemigatinib Mai 2021 3
1. Einleitung Pemigatinib inhibiert selektiv die Tyrosinkinase, die in der Das Cholangiokarzinom (CCA) repräsentiert etwa 15 Prozent aller zytoplasmatischen Domäne (siehe Abb. 2) der verschiedenen Tumore hepatischen Ursprungs und ist somit der zweithäufigste FGFRs lokalisiert ist. Bisher sind vier Rezeptorsubtypen bekannt, maligne Tumor nach dem hepatozellulärem Karzinom (Banales et FGFR1, FGFR2, FGFR3 und FGFR4. Unter physiologischen Be- al. 2020). Die Erkrankung verläuft oft längere Zeit asymptomatisch dingungen wird die Tyrosinkinase durch die Bindung des Ligan- und wird daher meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium dia- den an den Rezeptor aktiviert, was zur Phosphorylierung der gnostiziert, wenn die Prognose für die Patienten ungünstig ist. Tyrosinkinasedomäne (TKD) direkt benachbarter Rezeptoren Standardtherapie in der Erstlinie ist die Chemotherapie mit Gem- führt (Abb. 2). Die so ausgelöste Zelltyp-spezifische Signalkaska- citabin-Cisplatin. Nach Therapieversagen gibt es keine weitere de unter Beteiligung verschiedener Adapter-Proteine und Enzy- etablierte Standardtherapie und das Ansprechen auf verschiede- me der PI3K/mTOR-, JAK/STAT- oder RAS/MAPK-Signalwege ne Zweitlinien-Chemotherapien ist gering (Lamarca et al. 2014). führt letztlich zur Genaktivierung, was wiederum die Zellprolife- Das CCA wird hinsichtlich seines anatomischen Ursprungs ration induziert (Farrell & Breeze 2018). Der inaktive Grundzu- in drei Gruppen eingeteilt: das intrahepatische iCCA, das peri- stand der Rezeptoren (nicht mit FGF besetzt) wird intrazellulär hiliäre pCCA und das distale dCCA, wobei die beiden Letzteren durch Dephosphorylierung der TKD wiederhergestellt. auch als extrahepatische Formen (eCCA) zusammengefasst Verschiedene genetische Veränderungen können jedoch zu werden (Banales et al. 2020). Mit etwa 10–20% aller CCA gilt das einer deregulierten und hyperaktiven TKD führen, wie z.B. Gen- iCCA als seltenere Unterform. Global betrachtet liegt die Inzi- Amplifikationen von FGFRs oder Genfusionen und Gen-umla- denz von Cholangiokarzinomen zwischen 0,3 und >6 Erkran- gerung der FGFR-Gene (schematisch dargestellt in Abb.2). Die- kungen je 100.000 Einwohner. Je nach geografischer Lage kann se Genveränderungen sind „genetic drivers“, die das unkontrol- die Inzidenz jedoch stark variieren und Werte von > 6/100.000 lierte Wachstum betroffener Zellen und damit die Entstehung Einwohnern wie in Südostasien aufweisen (Banales et al. 2020). von Tumoren wie z.B. dem Cholangiokarzinom fördern (Gra- Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptoren (FGFR) spielen ham et al. 2014; Rizvi & Gores 2017, Personeni et al. 2020). Die eine wichtige Rolle bei der Proliferation, Apoptose-Hemmung spezifische Hemmung der verschiedenen FGFR-Subtypen und Migration von Zellen und bei der Angiogenese. Aktivieren- durch Pemigatinib ist mittels spezifischer zellfreier Kinase-As- de Fusionen, Umlagerungen, Translokationen und Genampli says bestimmt worden (Liu et al. 2020) und liegt für FGFR1, fikationen in den FGFR-Genen sind eng mit der Entwicklung FGFR2 und FGFR3 im niedrigen nanomolaren und subnano- diverser Krebsarten assoziiert (Dienstmann et al. 2014; Inokuchi molaren Bereich (IC50 0,4–1nM). Der IC50-Wert für die Hem- et al. 2015). FGFR2-Genfusionen oder -Umlagerungen gehören mung der Aktivität von FGFR4 liegt bei 30nM. Unter 56 verschie- zu den sogenannten Treibermutationen des iCCA und werden denen, in Kinase-Assays getesteten Tyrosin- und Serin/Threo- bei zehn bis 16 Prozent der Patienten beobachtet (Graham et al. ninkinasen wurden lediglich zwei weitere Kinasen bei submi- 2014; Ross et al. 2014, Personeni et al. 2020). kromolaren Konzentrationen von Pemigatinib gehemmt: Dies Pemigatinib ist ein selektiver, oral einzunehmender Hem- gilt für einen Vertreter der Gruppe der vaskulären endothelialen mer der FGFR1, 2 und 3, der in präklinischen Studien eine phar- Wachstumsfaktor-Rezeptoren, dem VEGFR2/KDR (Vascular makologische Aktivität gegen Krebszellen mit FGFR-Änderun- Endothelial Growth Factor Receptor 2/Kinase Insert Domain 2 gen gezeigt hat. Im April 2020 wurde Pemigatinib von der FDA Receptor) sowie für die Tyrosinkinase KIT (auch: CD117 oder der Status einer Durchbruchstherapie für die Behandlung von Stammzellfaktor-Rezeptor). Für diese Rezeptoren wurden IC50- Patienten mit vorbehandeltem, inoperablem und fortgeschrit- Werte von 182nM (VEGFR2/KDR) bzw. 266nM (c-KIT) ermittelt tenem/metastasierendem CCA mit FGFR2-Fusionen oder (Liu et al. 2020). Der prinzipielle Wirkmechanismus ist in Abbil- -Translokation zuerkannt (US FDA 2020). Im März 2021 erfolgte dung 2 schematisch dargestellt. eine bedingte ZUlassung der Europäischen Kommission. Für In weiterführenden präklinischen Studien konnte eine po- diese Patienten ist mit Pemigatinib nun eine neue, gezielte Be- tente anti-proliferative Wirkung von Pemigatinib für verschie- handlungsoption verfügbar, die die Prognose nach Erstlinien- dene Tumorzell-Linien festgestellt werden, deren Wachstum therapie und Operation deutlich verbessern kann. auf eine Amplifikation oder Mutation (z.B. Fusion) im FGFR- Gen zurückzuführen ist. Generell lag der Konzentrationsbereich 2. Wirkmechanismus für halbmaximale Inhibition, also dem IC50-Wert, bei 2,5µM. Diese Beobachtungen unter- streichen die selektive Wirkung von Pemigatinib auf Zellen mit Mutationen der Gene von FGFR1, FGFR2 oder FGFR3. Im Ein- Chemische Struktur von Pemigatinib Abb. 1 klang damit wurde das Wachstum primärer humaner T-Lym- phozyten durch Pemigatinib kaum gehemmt (IC50>1,5µM). O 3. Pharmakokinetik Die Daten zur klinischen Pharmakokinetik (PK) und Pharmako- F O dynamik (PD) wurden entweder der Fachinformation (2021) oder dem Poster und Abstract der AACR-NCI-EORTC-Konfe- O renz entnommen (Ji et al. 2019). O N N F Resorption und Verteilung N Die Daten zur klinischen PK/PD wurden in der FIM (First-in- Man) Phase-I-Studie (FIGHT-101) erhoben (Ji et al. 2019). 116 N N Patienten mit verschiedenen soliden Tumoren erhielten Pemi- H Quelle: Liu et al. 2020 gatinib als Monotherapie. Die maximale Plasmakonzentration 4 ArzneimittelPROFIL Pemigatinib Mai 2021
Wirkmechanismus von Pemigatinib Abb. 2 FGF FGF FGFR2-Mutation Amplifikation & FGFR2-Cluster Überexpression Fusion FGFR2-Fusionen P P Mut. TKD PP PP P P P P TKD Akt. TKD Zellmembran PP PP P P Pemigatinib YAP JAK PI3K RAS MCL-1 STAT AKT RAF MTOR MEK ERK/MAPK Kernmembran Zellkern Proliferation, Tumorgenese, Angiogenese, Überleben AKT=Proteinkinase B, ERK=Extracellular-Signal Regulated Kinases; FGF(R)=Fibroblast Growth Factor (Receptor); JAK=Janukinase; MAPK=Mitogen-Activated Protein Kinase, MCL-1=Myeloid Cell Leukemia 1 (Mcl-1), ein anti-apoptischer Regulator der Bcl-2 (B-cell Lym- phoma 2) Familie; MEK=MAPK/ERK-Kinase; MTOR=Mammalian Target of Rapamycin; P=phosphoryliert; PI3K=Phosphatidylinositol- 3-Kinase; RAF=Serin-Threonin-Kinase (Rapidly Accelerated Fibrosarcoma); RAS=G-Protein (Rat Sarcoma Virus Proto-oncogene); STAT=Signal Transducer and Activator of Transcription; TKD=Tyrosinkinase-Domäne; YAP=Yes-associated Protein Quelle: adaptiert nach Mahipal et al. 2019 (Cmax) von 236nM (= ^ 115ng/ml, Variationskoeffizient [CV] 56%) verringern, während moderate Inhibitoren von CYP3A diese da- wurde im nüchternen Zustand bereits nach etwa ein bis zwei gegen um bis zu 80% erhöhen. Untersucht wurde z.B. der Ein- Stunden (Schwankungsbreite 0,5–5,8 Stunden) erreicht. Die fluss des starken CYP3A-Aktivators Rifampicin auf die PK nach AUC0-24h-Werte betrugen nach einmal täglicher (QD) Dosierung einer Einzeldosis von Pemigatinib, dessen Cmax bzw. AUC0–24h um von 13,5mg Pemigatinib im Steady State 2.620nM·h (= ^ 1.277ng·h/ 62% bzw. 85% reduziert wurden. Entsprechende Untersuchun- ml, CV 54%), die terminale Halbwertszeit (t½) 15,4 Stunden. gen des CYP3A-Inhibitors Itraconazol ergaben bei gleicher Ein- Steady-State-Plasmakonzentrationen wurden innerhalb von zeldosis von Pemigatinib einen Anstieg der Cmax bzw. AUC0–24h vier Tagen bei einmal täglicher Gabe erreicht und erhöhten sich um 17% bzw. 88% (Ji et al. 2019). Diese Arzneimittelinteraktio- über den Dosisbereich von 1–20mg linear. Der Kumulationsfak- nen sollten hinsichtlich erwünschter Wirksamkeit und potenzi- tor von Pemigatinib beträgt 1,63, die Clearance 10,6l/h (Bereich eller Unverträglichkeiten stets berücksichtigt werden. 9,88–11,7l/h), das mittlere Gewebsverteilungsvolumen 235 Liter (CV 61%). Die PK-Werte wurden nur in einem geringen und kli- Spezielle Patientengruppen nisch nicht relevanten Ausmaß vom Zeitpunkt der Nahrungs- Bisherige Studien haben keine klinisch relevanten Besonder- aufnahme beeinflusst. Zu beachten ist eine dosisproportionale heiten hinsichtlich der PK von Pemigatinib im Zusammenhang Zunahme der Phosphatkonzentration im Serum, die Ausdruck mit dem Alter, Geschlecht, Körpergewicht, ethnischer Herkunft des Wirkmechanismus ist. Ein entsprechendes Monitoring ist oder auch einer milden bis moderaten Leber- oder Nierenfunk- im klinischen Alltag zu berücksichtigten. tionsstörung aufgezeigt (Fachinformation 2021). Metabolismus und Elimination Schwangerschaft und Stillzeit. Nach den Ergebnissen von To- Pemigatinib wird vom CYP3A4-Enzym der Cytochrom-P450- xizitätsstudien mit schwangeren Ratten besteht ein Risiko, dass Enzymfamilie metabolisiert und auf biliärem Weg hauptsäch- Pemigatinib auch Missbildungen des Foetus beim Menschen lich mit dem Kot und nur zum geringeren Teil mit dem Urin verursachen könnte. Frauen im gebärfähigen Alter sollten daher (1,2%, Varianz: 0,23–7,24%) ausgeschieden (Ji et al. 2019). während der Therapie und mindestens eine Woche nach der letzten Dosis eine sichere Empfängnisverhütung anwenden. Arzneimittelinteraktionen Wechselwirkungen von Pemigatinib mit oralen Kontrazeptiva Die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten, die als modera- wurden nicht untersucht. Es gibt keine Informationen darüber, te Aktivatoren des CYP3A-Enzymsystems bekannt sind, können ob Pemigatinib oder dessen Metaboliten in die Muttermilch die systemische Exposition von Pemigatinib um mehr als 50% übergehen. Dennoch sollte das Stillen während der Therapie ArzneimittelPROFIL Pemigatinib Mai 2021 5
und für mindestens eine Woche nach Beenden der Therapie siertem Cholangiokarzinom mit FGFR2-Genfusion oder Genum- unterbrochen werden (Fachinformation 2021). lagerung dokumentierte (Abou-Alfa et al. 2020). An dieser Studie nahmen 146 akademische und kommunale Klinikzentren in den 4. Pharmakodynamik USA, in Europa, dem Mittleren Osten und Asien teil. Als Basis für 4.1. Präklinische Pharmakodynamik eine Studienteilnahme wurden Gewebeproben von 1.206 Patien- Pemigatinib wurde in mehreren Xenograft-Transplantationsmo- ten hinsichtlich jedweder Mutationen der FGF- und FGFR-Gene dellen getestet (Liu et al. 2020). Hierzu wurden Tumorzell-Linien getestet, wobei ein kommerzieller und von der FDA für diese In- mit bekannten genetischen Veränderungen des FGFR-Gens, wie dikation zugelassener genomischer DNA-Sequenzierungstest z.B. FGFR1-Fusion (KG1-Linie, AML) oder FGFR2-Amplifikation (FoundationOne 2020) zur Anwendung kam (Frampton et al. (Kato-III-Linie, Magenkarzinom) oder Fusionen des FGFR3-Gens 2013). Von dieser Gruppe konnten 61 Patienten aufgrund positi- (RT-112-Linie, Blasenkarzinom) verwendet. Das Wachstum der ver Befunde der Mutationsanalyse und auf Basis weiterer Ein- transplantierten Xenografts wurde bereits bei Dosierungen von schlusskriterien in die Studie aufgenommen werden. Zusätzlich 0,03mg/kg signifikant gehemmt. Eine maximale Hemmung trat konnten 85 Patienten für die Teilnahme an der FIGHT-202-Studie bei Dosierungen ab 0,3mg/kg ein. Im Tumormodell mit einem auf Basis bereits vorhandener und zentral bestätigter FGF/FGFR- chemoresistenten Cholangiokarzinom (PDX-Zell-Linie), das eine Genmutationen rekrutiert werden. Weitere Kriterien für die Stu- charakteristische FGFR2-Translokation aufweist, wurde bei im- dienteilnahme waren das Alter (>18 Jahre), bestätigte Diagnose mundefizienten Nacktmäusen eine signifikante Inhibition eines metastasierten oder inoperablen Cholangiokarzinoms, das (p
zählten die ORR in Kohorte B, den Kohorten A plus B sowie Ko- FIGHT-202: Tab. 2 horte C. Weitere sekundäre Endpunkte waren die Ansprechdau- Therapiebedingte Nebenwirkungen er (DOR), Krankheitskontrollrate (DCR; CR, PR und Krankheits- stabilisierung [SD]), das progressionsfreie Überleben (PFS) und Sehr häufige Nebenwirkungen, alle Grade (%) das Gesamtüberleben (OS). Zum Zeitpunkt der Studienauswertung (Datenschnitt 22. Hyperphosphatämie 60,5 März 2019) mit einer medianen Beobachtungszeit von 15,4 Alopezie 49,7 Monaten und einer Behandlungsdauer von median 7,2 (3,9– Diarrhoe 46,9 10,9) Monaten zeigten 38 Patienten (35,5%) in Kohorte A ein objektives Ansprechen, wovon drei Patienten ein komplettes Nageltoxizität* 44,9 und 35 Patienten ein partielles Ansprechen aufwiesen (Abou- Fatigue 43,5 Alfa et al. 2020). Bei jeweils 2,8%, 32,7% und 46,7% der Patien- Übelkeit 41,5 ten in Kohorte A konnte eine CR, PR und SD erreicht werden. Ein Fortschreiten der Erkrankung wurde bei 14,9% beobachtet Geschmacksstörung (Dysgeusie) 40,8 (Tabelle 1). Die DCR war in Kohorte A mit 82% deutlich höher Stomatitis 37,4 als in den Kohorten B (40%) und C (22%). Als sekundäre End- Obstipation 36,7 punkte für Kohorte A wurden für das PFS im Median 6,9 Mona- te (95% CI: 6,2–9,6) und für das OS 21,1 Monate (95% CI 14,8– Mundtrockenheit 34,0 nicht berechenbar) ermittelt, wobei Letzteres zum Zeitpunkt Trockenes Auge 27,9 der Datenauswertung noch nicht abschließend beurteilt wer- Arthralgie 25,9 den konnte. Die Ansprechdauer betrug für diese Kohorte im Median 7,5 Monate (95% CI 5,7–14,5). In den Kohorten B bzw. Hypophosphatämie 23,1 C lagen die medianen Werte für das PFS bei 2,1 bzw. 1,7 Mona- trockene Haut 21,8 ten und für das OS bei 6,7 bzw. 4 Monaten. Hierbei sind aller- Palmar-plantares Erythrodysästhesiesyndrom 16,3 dings die wesentlich kürzeren medianen Behandlungszeiten von 1,4 bzw. 1,3 Monaten zu berücksichtigen. Die häufigsten Häufige schwerwiegende Nebenwirkungen (%) Gründe für das Beenden der Therapie waren Progressionen. Es Hyponatriämie 2,0 ist festzuhalten, dass im Gegensatz zur Kohorte A mit FGFR- Kreatininanstieg im Blut 1,4 Genfusion oder -Umlagerung kein Patient in den Kohorten B oder C ein objektives Ansprechen erreichte. Als bestes Ergeb- Schwerwiegende Augenveränderungen (%) nis bei den sekundären Endpunkten konnte eine Krankheits- Netzhautablösung 0,7 stabilisierung bei acht Patienten (40%) der Kohorte B und vier Nicht-arteriitische ischämische Optikusneuropathie 0,7 Patienten der Kohorte C (22,2%) beobachtet werden. Aufgrund dieser Daten wurde eine Zulassung für vorbe- Verschluss einer Netzhautarterie 0,7 handelte Patienten mit fortgeschrittenem Cholangiokarzi- *Beinhaltet Nageltoxizität, Nagelstörung, Nagelverfärbung, Nageldystrophie, Nagelhypertrophie, Nagelfurchung, Nagelinfektion, Onychalgie, Onychoklasie, nom und Nachweis einer FGFR2-Fusion oder -Aberration Onycholyse, Onychomadesis, Onychomykose und Paronychie entsprechend Kohorte A dieser Studie erteilt. Quelle: Fachinformation 2021 5.2. Phase-III-Studie FIGHT-302 Mit FIGHT-302 (NCT03656536) hat eine Phase-III-Studie zur tientengruppen in der Phase-I/II-Studie (FIGHT-101) und der Untersuchung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pemi- Phase-II-Studie (FIGHT-202) dokumentiert. Die mediane Zeit gatinib als Erstlinientherapie bei Patienten mit inoperablem bis zur Feststellung einer Hyperphosphatämie betrug in der oder metastasiertem Cholangiokarzinom begonnen, bei denen FIGHT-202-Studie 15 Tage (Abou-Alfa et al. 2020), konnte aber FGFR2-Genfusionen oder Genumlagerungen nachgewiesen durch entsprechende Diätmaßnahmen oder Serumphosphat- werden. Die Studie ist konzipiert als eine randomisierte, offene, spiegel senkende Medikamente unter Kontrolle gebracht wer- zweiarmige, multizentrische Studie, an der insgesamt 432 Pati- den. Zu den häufig beobachteten Nebenwirkungen (≥20%) enten teilnehmen sollen. Es erfolgt eine Stratifizierung nach zählten weiterhin Alopezie, Geschmacksveränderung, Müdig- geografischer Herkunft (Europa/Nordamerika vs. Asien-Pazi- keit, Diarrhö, Übelkeit, Stomatitis, Mundtrockenheit sowie fik-Region vs. andere Region der Welt) und Tumorstadium (lo- trockene Augen und Haut. Bei 62 Patienten (42%) wurden ver- kal fortgeschritten vs. fernmetastasiert). Die Probanden erhal- schiedene klinische Ausprägungen und Grade einer Nageltoxi- ten im Verhältnis 1:1 randomisiert entweder 13,5mg Pemigati- zität beobachtet, unter anderem Nagelverfärbung (8%), Nagel- nib QD an 14 Tagen eines dreiwöchigen Therapiezyklus oder brüchigkeit (6%) und Paronychie (6%), welche nach einer die als Goldstandard geltende Kombination von Gemcitabin medianen Therapiedauer von sechs Monaten auftraten. (100mg/m2) plus Cisplatin (25mg/m2) intravenös an den Tagen Nageltoxizitäten erforderten bei sechs Patienten eine Thera- eins und acht eines dreiwöchigen Zyklus (maximal acht Zy- pieunterbrechung und bei fünf Patienten eine Dosisreduktion. klen). Primärer Endpunkt der Studie ist das PFS, sekundäre Häufige therapiebedingte Nebenwirkungen aller Grade sowie Endpunkte sind ORR, OS, DOR, DCR, Verträglichkeit und die schwerwiegende Nebenwirkungen, die in einer aktualisierten von Patienten berichtete gesundheitsbezogene Lebensqualität Auswertung der FIGHT-202-Studie beobachtet wurden, sind in gemäß den E rhebungsbögen EORTC QLQ-C30 und EuroQol 5D Tabelle 2 zusammengefasst (Fachinformation 2021). sowie dem spezifischen Fragebogen EORTC QLQ-BIL21 (Be- kaii-Saab et al. 2020). 7. Dosierung und Dosisanpassungen Aufgrund der Ergebnisse zur Verträglichkeit und Wirksam- 6. Verträglichkeit keit sollte eine orale Dosis von täglich 13,5mg Pemigatinib an Hyperphosphatämie wurde als eine durch den Wirkmechanis- den Tagen 1–14, gefolgt von einer einwöchigen Therapiepau- mus von Pemigatinib verursachte Nebenwirkung bei allen Pa- se als ein kompletter dreiwöchiger Therapiezyklus verab- ArzneimittelPROFIL Pemigatinib Mai 2021 7
Übersicht über derzeit laufende Phase-II/III-Studien mit Pemigatinib (Patienten n ≥40) Tab. 3 NCT-Nummer; Malignität n Kohorten Therapielinie Endpunkte Acronym Phase-II-Studien Primär: ORR bei Patienten NCT02872714 mit FGFR3 Mutationen Urothelialkarzinom, fort- Aktiv, nicht Sekundär: ORR bei ver- geschritten oder metasta- 263 Pemigatinib Erstlinie rekrutierend schiedenen Mutationen sierend des FGFR3; FIGHT-201 PFS, DOR Primär: CR bei FGFR1 po- sitiven Neoplasien; Myeloische oder lympho- NCT03011372 ide Malignitäten mit 46 Pemigatinib Zweitlinie Sekundär: OR (CR oder FGFR1-Fusionen oder FIGHT-203 PR), PFS, OS, Partielles -Genumlagerungen oder komplettes zytoge- netisches Ansprechen Pemigatinib Kohorte A: Tumoren mit FGFR1–3 (in-frame) Fusio- Verschiedene solide Tu- nen; moren mit aktivierenden Primär: ORR (CR oder PR) NCT03822117 Genfusionen des Kohorte B: Tumoren mit FGFR1–3, oder mit akti- 170 Punktmutationen in den Zweitlinie Sekundär: PFS, DOR, FIGHT-207 vierenden oder nicht defi- Genen für FGFR1–3; nierten Punkt-Mutationen OS und Verträglichkeit in FGFR1–3 Kohorte C: Tumoren mit anderen funktionell nicht bekannten Mutationen bei FGFR1–3 Kohorte A: FGFR1–3 (in- frame) Fusionen oder FGFR2 Intron-17-Umlage- Primär: ORR (CR oder PR) NCT04003623 Verschiedene solide Tu- rung moren mit Mutationen in 50 Zweitlinie Sekundär: PFS, DOR, FIGHT-208 FGFR1–3 Kohorte B: aktivierende Punktmutationen außer- OS und Verträglichkeit halb der TKD in Genen für FGFR1–3 Phase-III-Studien Offene, randomisierte, Primär: PFS multizentrische und kon- Kohorte 1: Pemigatinib- trollierte Phase-III-Studie Sekundär: ORR, OS, DOR, NCT03656536 Monotherapie mit Pemigatinib versus DCR 432 Erstlinie Chemotherapie bei inope- FIGHT-302 Kohorte 2: Gemcitabin + rablem oder metastasier- Verträglichkeit Cisplatin tem CCA mit FGFR2 Ge- numlagerung QoL CCA=Cholangiokarzinom; DCR=Krankheitskontrollrate (CR+PR+SD); OS=Gesamtüberleben; PFS=progressionsfreies Überleben; QoL=gesundheitsbezogene Lebensqualität; TKD=Tyrosinkinase-Domäne Quelle: https://clinicaltrials.gov/ 8 ArzneimittelPROFIL Pemigatinib Mai 2021
reicht werden. Die Tagesdosis von 13,5mg sollte nicht über- CDKN2A/B-Gen signifikant verringert (CDKN2A/B: 6,4 vs. 9,0 schritten werden. Monate, p=0,03). Generell ergab sich eine hochsignifikante Ver- kürzung des medianen PFS bei Patienten im Vergleich zu jenen Dosisanpassungen. Falls einzelne Nebenwirkungen auf- ohne begleitende Mutationen in mehreren Tumor-Suppressor- grund ihres Schweregrades oder einer nicht akzeptablen Be- genen (6,8 vs. 11,7 Monate, p=0,0003) (Silverman et al. 2021). einträchtigung der Lebensqualität des Patienten eine Dosis- Das klinische Studienprogramm FIGHT (Fibroblast Growth reduktion erfordern, sollte die tägliche Dosis im ersten Schritt Factor Receptor in Oncology and Hematology Trials) umfasst auf 9mg und bei anhaltenden Beeinträchtigungen in einem laufende Phase-II- und -III-Studien, mit denen die Sicherheit zweiten Schritt auf 4,5mg bei gleicher Zykluslänge herabge- und Wirksamkeit einer Therapie mit Pemigatinib bei verschie- setzt werden. denen FGFR-getriebenen Malignomen untersucht werden. Zu Die Hyperphosphatämie ist als eine mit dem Wirkmecha- den Phase-II-Monotherapie-Studien gehört neben FIGHT-202 nismus assoziierte Nebenwirkung sehr häufig (>60,5%, Fach- auch die FIGHT-201-Studie, welche die Wirksamkeit von Pemi- information 2021). Daher sollten Serumphosphatspiegel wäh- gatinib bei Patienten mit metastasierendem oder inoperablem rend der Therapie engmaschig überprüft werden. Falls Werte Blasenkrebs und Vorliegen von aktivierenden FGFR3-Mutatio- von >7mg/dl gemessen werden, sollte eine phosphatsenkende nen oder -Fusionen/-Umlagerungen untersucht. FIGHT-203 Therapie eingeleitet werden. Eine Dosisreduktion auf 9mg widmet sich Patienten mit myeloproliferativen Neoplasien und wird empfohlen, falls der Spiegel nicht innerhalb von zwei Wo- aktivierenden Fusionen/Umlagerungen im FGFR1, -2 oder -3 chen nach Beginn einer phosphatsenkenden Therapie auf Gen. Bei FIGHT-207 handelt es sich um ein sogenanntes Basket- 10mg/dl lokal fortgeschrittenen/metastasierten oder inoperablen soli- bleibt. Nach erfolgreicher phosphatsenkender Therapie den Tumormalignomen mit aktivierenden FGFR-Mutationen (Phosphat
10. Abkürzungen AUC Area under the Curve CCA Cholangiokarzinom CI Konfidenzintervall CR Complete Response; vollständiges Ansprechen CV Coefficient of Variance; Variationskoeffizient DCR Disease Control Rate, Krankheitskontrollrate ECOG Eastern Cooperative Oncology Group FGF(R) Fibroblast Growth Factor (Receptor) ORR Objective Response Rate; Gesamtansprechrate OS Overall Survival; Gesamtüberleben PFS Progression Free Survival; progressionsfreies Überleben PR Partial Response; partielles Ansprechen QD einmal täglich QoL Quality of Life; Lebensqualität RECIST Response Criteria in Solid Tumors SD Stable Disease; Krankheitsstabilisierung TKD Tyrosinkinase-Domaine VEGF(R) Vascular Endothelial Growth Factor Receptor 10 ArzneimittelPROFIL Pemigatinib Mai 2021
11. Literatur In der Online-Version sind die Links zur PubMed-Datenbank und zu den Krook MA, Reeser JW, Ernst G, et al.: Fibroblast growth factor receptors in Kongress-Abstracts verfügbar: www.arzneimittelprofil.at cancer: genetic alterations, diagnostics, therapeutic targets and mechanisms of resistance; Br J Cancer 2021; 124(5):880-892 Abou-Alfa GK, Sahai V, Hollebecque A, et al.: Pemigatinib for previously https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33268819/ treated, locally advanced or metastatic cholangiocarcinoma: a multicentre, open-label, phase 2 study; Lancet Oncol 2020; 21(5): 671–684 Lamarca A, Hubner RA, David Ryder W et al.: Second-line chemotherapy in https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32203698/ advanced biliary cancer: a systematic review; Ann Oncol 2014; 25(12): 2328–2338 Banales JM, Cardinale V, Carpino G, et al.: Cholangiocarcinoma: current knowledge and future perspectives consensus statement from the European https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24769639/ Network for the Study of Cholangiocarcinoma (ENS-CCA); Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2016; 13(5): 261–280 Liu PCC, Koblish H, Wu L, et al.: INCB054828 (pemigatinib), a potent and https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27095655/ selective inhibitor of fibroblast growth factor receptors 1, 2, and 3, displays activity against genetically defined tumor models; PLoS ONE 2020; 15(4): Banales JM, Marin JJG, Lamarca A, et al.: Cholangiocarcinoma 2020: the e0231877 next horizon in mechanisms and management; Nat Rev Gastroenterol https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32315352/ Hepatol 2020; 17(9): 557–588 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32606456/ Mahipal A, Tella SH, Kommalapati A, et al.: FGFR2 genomic aberrations: Achilles heel in the management of advanced cholangiocarcinoma; Cancer Bekaii-Saab TS, Valle JW, Cutsem EV, et al.: FIGHT-302: first-line pemigati- Treat Rev 2019; 78: 1–7 nib vs gemcitabine plus cisplatin for advanced cholangiocarcinoma with https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31255945/ FGFR2 rearrangements; Future Oncol 2020; 16(30): 2385–2399 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32677452/ Pemazyre Prescribing Information https://www.pemazyre.com/pdf/prescribing-information.pdf Dienstmann R, Rodon J, Prat A, et al.: Genomic aberrations in the FGFR pathway: opportunities for targeted therapies in solid tumors; Ann Oncol Personeni N, Lleo A, Pressiani T, et al.: Biliary Tract Cancers: Molecular 2014; 25(3): 552–563 Heterogeneity and New Treatment Options; Clinical Practise Cancers https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24265351/ (Basel) 2020; 12(11): 3370 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33202975/ Farrell B & Breeze AL: Structure, activation and dysregulation of fibroblast growth factor receptor kinases: perspectives for clinical targeting; Biochem Rizvi S & Gores GJ: Emerging molecular therapeutic targets for cholangio- Soc Trans 2018; 46(6): 1753–1770 carcinoma; J Hepatol 2017; 67(3): 632–644 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30545934/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28389139/ FoundationOne 2020; Ross JS, Wang K, Gay L, et al.: New routes to targeted therapy of intrahepatic https://www.foundationmedicine.com/test/foundationone-cdx cholangiocarcinomas revealed by next-generation sequencing; Oncologist 2014; 19(3): 235–242 Frampton GM, Fichtenholtz A, Otto GA, et al.: Development and validation https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24563076/ of a clinical cancer genomic profiling test based on massively parallel DNA sequencing; Nat Biotechnol 2013; 31(11): 1023–1031 Silverman IM, Hollebecque A, Friboulet L, et al.: Clinicogenomic Analysis of https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24142049/ FGFR2-Rearranged Cholangiocarcinoma Identifies Correlates of Response and Mechanisms of Resistance to Pemigatinib; Cancer Discov 2021; Goyal L, Saha SK, Liu LY, et al.: Polyclonal Secondary FGFR2 Mutations 11:326–339 Drive Acquired Resistance to FGFR Inhibition in Patients with FGFR2 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33218975/ Fusion–Positive Cholangiocarcinoma; Cancer Discov 2017; 7(3): 252–263 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28034880/ Subbiah V, Barve M, Iannotti NO, et al.: FIGHT-101: A phase 1/2 study of pemigatinib, a highly selective fibroblast growth factor receptor (FGFR) Graham RP, Barr Fritcher EG, Pestova E, et al.: Fibroblast growth factor inhibitor, as monotherapy and as combination therapy in patients with receptor 2 translocations in intrahepatic cholangiocarcinoma; Hum Pathol advanced malignancies; Proceedings of the AACR-NCI-EORTC Internatio- 2014; 45(8): 1630–1638 nal Conference on Molecular Targets and Cancer Therapeutics; 2019 Oct https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24837095/ 26-30; Boston, MA. 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Philadelphia (PA): AACR; Mol Cancer Ther 2019; 18(12 Suppl): Abstract nr C071 https://mct.aacrjournals.org/content/18/12_Supplement/C071 Pemazyre 4,5 mg Tabletten / Pemazyre 9 mg Tabletten / Pemazyre 13,5 mg Tabletten Wirkstoff: Pemigatinib ▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8 der Fachinformation. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 4,5 mg bzw. 9 mg bzw. 13,5 mg Pemigatinib. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: Mikrokristalline Cellulose (E-460), Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), Magnesiumstearat (E-572). Anwendungsgebiete: Pemazyre wird als Monotherapie angewendet zur Behandlung von Erwachsenen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Cholangiokarzinom mit einer Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-2 (fibroblast growth factor receptor 2, FGFR2)-Fusion oder einem FGFR2- Rearrangement, das nach mindestens einer vorherigen systemischen Therapielinie fortgeschritten ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Gleichzeitige Anwendung mit Johanniskraut. Nebenwirkungen: Sehr häufige Nebenwirkungen (≥ 1/10): Hyponatriämie, Hyperphosphatämie, Hypophosphatämie, Geschmacksstörung (Dysgeusie), trockenes Auge, Übelkeit, Stomatitis, Diarrhoe, Obstipation, Mund- trockenheit, palmar-plantares Erythrodysästhesiesyndrom, Nageltoxizität, Alopezie, trockene Haut, Arthralgie, Ermüdung, Kreatinin im Blut erhöht. Häufige Nebenwirkungen (≥ 1/100, < 1/10): Seröse Netzhautablösung, Keratitis punctata, verschwommenes Sehen, Trichiasis, Haarwachstum anomal. Verkaufsabgrenzung: Deutschland: Verschreibungspflichtig. Österreich: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, Proteinkinase-Inhibitoren, ATC-Code: L01EX20. Inhaber der Zulassung: Incyte Biosciences Distribution B.V., Paasheuvelweg 25, 1105 BP Amsterdam, Niederlande. Weitere Informationen: Ausführliche Infor- mationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Dosierung und Art/Dauer der Anwendung entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels). Stand: 04/2021. ArzneimittelPROFIL Pemigatinib Mai 2021 11
ArzneimittelPROFIL Pemigatinib, Mai 2021
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