Person - GP Finest Solution

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52   WIKO I 02 I 2020
Person - GP Finest Solution
Vom Autotuning zum Allrounder für
                  Sicherheitstechnik – Peter Gräßl ist immer
                  auf der Suche nach der besten Lösung. Vor
                  20 Jahren verbindet er Leidenschaft mit
                  Beruf und gründete sein Unternehmen.

                  Peter Gräßl

Ständig in Bewegung

                  HANNO MEIER

                  D
                              ie Buchstabenkombination „GP“ markiert die Initialen von Peter
                              Gräßl. Finest solution steht für die Idee seiner Firma. Der Anfang
                              von allem parkt nebenan in der Garage. Eine Chevy Corvette, Bau-
                              jahr 1959. Bei Kennern blinkt sofort das Kürzel für die Modellbezeich-
                  nung „C1“ zwischen den Augenlidern. DER US-Oldtimer schlechthin. Schwarzer
                  Lack. Schwarzes Leder. Chromblitzende Stoßfänger. Stylisch ohne Ende. Eine Le-
                  gende auf vier Rädern mit einer Silhouette aus einer Zeit, als Designer ihren Na-
                  men noch verdienten und ihren Formen eine unverkennbare Linie verliehen.
                  Ein Relikt aus einer Zeit, als der Oberpfälzer mit seiner Firma GP Finest Solu-
                  tions alten Amischlitten, breiten BMWs und lauten Shelby Cobras den letzten
                  Schliff verlieh. Mit Soundanlagen und Chiptuning.

                  „Lang ist’s her“, lacht er. So wie er fast immer lacht. Wenn Gräßl von der Zeit er-
                  zählt, als er sich in seinen letzten Ausbildungsmonaten als Mechaniker „be-
                  urlauben“ ließ, „weil er schon immer sein eigenes Ding machen wollte“, dann
                  klingt das, als wäre es schon ein halbes Jahrhundert her. Dabei hat er selbst

 (Fotos: Meier)
                                                                                    WIKO I 02 I 2020   53
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Peter Gräßl ist Technikfan mit einer Vorliebe für extravagantes Design.

gerade erst die 40 überschritten. Mit kaum                                                           Peter Gräßl ist der Prototyp eines Netzwer-
20 gründete er seine Firma. 20-jähriges Fir-                                                         kers. Einer, der auf sein Gegenüber zugeht,
men-Jubiläum feierte er letztes Jahr mit ei-          „Wir haben dort                                der reden mag und das Kontakteknüpfen
ner Fete, die 12 Monate über anhielt. „Jeden
Monat ein neues Event“, für ihn, sein vier-
                                                       weitergemacht, wo                             als Paradedisziplin beherrscht. Zu Tuner-
                                                                                                     zeiten zählte er „40, wenn nicht 50 Werk-
köpfiges Team und seine ungezählten Kun-               andere aufhörten.“                            stätten“, zu seiner GP-Finest Solution-
den, für die er längst nicht mehr die Sub-                                                           Klientel. Mit vielen Kunden von damals ar-
woofer unter die Gepäckablage schraubt.                                                              beite er noch heute zusammen. Wenn auch
Gräßl konzipiert, liefert und installiert                                                            längst in einer ganz anderen Sparte.
heute hochwertige Sicherheitstechnolo-                bau-Mechaniker. Das brachte ihm „Weit-
gie für private Haushalte, für Unterneh-              blick“, nahm die Angst vorm Material, ob       Vorausgedacht
men, für Gastronomie und Freizeitein-                 Metall oder Glasfaser. Seine Lösungen sind     Neunburg vorm Wald, Heinz-Flessner-
richtungen wie die überdimensionale,                  alle „selbst gemacht“.                         Straße 13, Industrie- und Gewerbegebiet.
40 Meter hohe Holzkugel, die seit gut ei-                                                            Nebenan eine Werkstatt, eine Tierarztpra-
nem Jahr in Scharen Besucher an den                   Vor gut 20 Jahren war es der Beginn seiner     xis, ein Bestatter, Aldi. Nicht weit ANKA
Steinberger See lockt.                                Selbstständigkeit. Eigentlich habe er mit 16   Draht und The Lorenz Bahlsen Snack-
                                                      schon angefangen zuhause zu schrauben.         world GmbH. Der Sitz von GP Finest Solu-
In die Selbstständigkeit geschraubt                   1997. Im eigenen Jugendzimmer mit einem        tion ist modern gestaltet. Innen Alu, Holz
Der gebürtige Neunburger, übrigens ei-                Viertel der Garage als Werkstatt. Die ganze    und schwarzer Steinboden, silberfarbige
ner der letzten wirklich in dem kleinen               Garage? Er lacht: „Da hätte mir mein Va-       Sitzgelegenheiten. Gräßl springt auf. Ein
Oberpfälzer Städtchen geborenen, bevor                ter etwas erzählt.“ Der Sohn des TV-Techni-    paar schnelle Schritte zu einem brustho-
das Krankenhaus in der 8.000-Seelen-Ge-               kers schraubte an Mopeds, an alten Autos,      hen Board mit flachen Schüben, von der
meinde schloss, ist ein Multitalent. Wenn             „ohne anfangs davon viel Ahnung zu ha-         Art, wie ihn Architekten zum Verwahren
es das Wort Tausendsassa nicht schon                  ben“, wie er selbst gesteht. Das sollte sich   von Plänen nutzen. Er zieht archivierte,
gäbe, für ihn müsste man es erfinden.                 schneller ändern, als ein getunter Mustang     gerahmte Presseberichte hervor. In seinen
                                                      von null auf hundert beschleunigt.             Anfangsjahren habe er alles gebaut: Sound-
Der Vater. Radio- und Fernsehtechniker.                                                              anlagen für bis zu 30.000 Euro, Ortungs-
„Das war nicht das Meine“, erzählt der                Die erste Soundanlage baute er in einen        systeme für wertvolle Oldtimer, Alarm-
Sohn in einem Tempo, das an den guten                 VW Golf der dritten Baureihe ein. Dicke        anlagen und Fahrzeuginnenausbau mit
alten Plattenspieler erinnert. Und an große           Boxen in der Heckablage, bunte Plasma-         Glasfaser und Hochglanzlack. Mehrsei-
Vinyl-Scheiben, wenn sie statt mit 33 auf             kugeln im Innenraum. Die Freude daran          tige Reports von Autobild und diversen
45 Umdrehungen abspielten. Die Ideen                  strahlt ihm noch heute spitzbubenhaft aus      Szene-Magazinen zeugen vom rasanten
sprudeln so schnell aus ihm heraus wie                dem Gesicht, wenn er erzählt. 1999 dann        Tempo Anfang der 2000er, mit dem sich
er seine Geschäftsfelder veränderte. Gräßl            die erste Gewerbeanmeldung und ein Jahr        der junge Tausendsassa aus der Oberpfalz
faszinierte die Kombination aus Elektro-              später eigene Räume in der Neunburger          von null auf hundert in die erste Liga der
nik und Mechanik. Er lernte Maschinen-                Hauptstraße 55.                                deutschen Tuningszene katapultierte.

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Er importierte die ersten Ford Mustangs in    der Kirchturm herüber. Als er Haus- und        in Bestandsgebäuden einfach nachzurüs-
die Oberpfalz und arbeitete für jeden Kun-    Firmensitz baute, war er noch keine 26.        ten und dabei eine hocheffiziente Lösung
den sein individuelles Tuning- und Sound-     Alles stylisch und energieeffizient – von      für mehr Sicherheit. Gräßl perfektionierte
konzept aus. „Wir haben immer versucht        den Solarpanels auf dem Dach bis zur zen-      Standardkomponenten nach seinem eige-
Material zu bekommen, an das andere nicht     tralen Speichertherme in der Mitte des bis     nen Anspruch zur optimalen Lösung. Weit
rankamen und dort weitergemacht, wo an-       zum Dachstuhl offenen Wohnareals. De-          über 2.000 Anlagen des Neunburger Unter-
dere aufhörten“, beschreibt er seine wilden   ren Lichtkuppel ließ er selbstverständlich     nehmens melden seither via App, wenn an
Tuner-Jahre: Egal ob Dodge Charger oder       selbst fertigen und auch die Idee der dreh-    Haustür oder Fenster ungewöhnliche Be-
Rolls Royce, GP Finest Solution „machte       baren Bodenplatte auf dem die Sitzecke         wegungen im Gange sind.
vor nichts halt“. 2004/2005 heimste der       steht, stammt von ihm. Je nach Lust und
Oberpfälzer mit einem von ihm getunten        Laune blickt der Couchgast per Fernsteu-       Durch die Kooperationen mit Elektroin-
Fahrzeug den „European-Car-Award“ ein.        erung zum Fernseher, zum Kaminfeuer            stallateuren stieg parallel die Bekanntheit
Da werkelte er bereits im Gewerbegebiet       oder durch die Glasfront über die Felder       des Unternehmens. „Der Elektriker verka-
in der Heinz-Flessner-Straße 11. 2003 war     zur Stadtsilhouette. Immer die beste Lö-       belt, wir installieren komplette Anlagen
er hier eingezogen im Gebäude gleich ne-      sung, the finest solution.                     betriebsfertig“, sagt der Vater einer Tochter,
ben seinem heutigen Sitz, erzählt er und                                                     greift zum iPad und beobachtet Frau und
deutet auf die kleine Autowerkstatt ne-       Gräßl ist ständig in Bewegung, steht bereits   Tochter während die beiden den Einkaufs-
benan. Eine Übergangslösung, aber nicht       am nächsten Regal seines durchgestylten        korb in den Kofferraum hieven. Als Koope-
das, wo der Jungunternehmer hin wollte.       Firmen-Habitats. Decke mit hölzernen           rationspartner großer Elektro-Installati-
Zwei Jahre später war sein eigener Firmen-    Sichtbalken, Riffelbleche aus Aluminium        onsbetriebe installiert Gräßl inzwischen
sitz realisiert. Topschick und topmodern.     und glänzend schwarzer Steinboden. Alles       nicht nur Sicherheit in Einfamilienhäu-
Die Schrauberhalle dient heute nur noch       selbst gemacht, sagte er. Selbst die Zufahrt   ser, sondern auch in große Wohnanlagen
als Zwischenlager oder für die Zusammen-      zum Wohnhaus habe er selbst gepflastert.       und Unternehmen.
stellung der einzelnen Komponenten sei-       Sieht so schick aus wie das schwarze CI-
nes neuen Geschäftsfeldes. Ein Tor weiter     Hemd mit dem dezenten „GP-Finest Solu-         Continental, Siemens, Strunz Systembau
aber stehen die Relikte des einstigen Ge-     tion“-Logo, das er trägt.                      und viele andere zählen zu seinen Kunden.
schäftsfeldes, die 1959er Corvette und ein                                                   Im Stern Center von Mercedes in Regens-
1964 Käfer Cabriolet.                         Sichere Kooperationen                          burg überwacht Gräßls Sicherheitstechnik
                                              2008 leitete er den fließenden Branchen-       von der automatisierten Schranke über
Das Tuning-Geschäftsfeld fiel weg, weil       wechsel zur Beleuchtungs- und Alarm-           die Zutrittsberechtigung bis zur Video-
niemand in Leasing-Fahrzeuge investiert,      technik ein. „Findungszeit“, nennt er die      dokumentation das komplette Areal, in-
wenn er das Ganze nach drei Jahren wie-       Übergangsphase in diesem riesigen Ge-          klusive der Beschallung und notfalls den
der zurückbauen muss. Außerdem spran-         schäftsfeld. Er beleuchtete den Well-          Alarm. Seine Firma steht extrem schlank
gen immer mehr Hersteller selbst auf den      ness-Bereich und das Sterne-Restaurant         da. Die kleine Betriebsgröße mache ihn
lukrativen Zusatzausstatter-Zug auf. Gräßl    Eisvogel im Hotel Birkenhof in Hofen-          schnell und flexibel, außerdem sei Sicher-
erkannte die Trendwende frühzeitig und        stetten, beschallte und beleuchtete die le-    heitstechnik schließlich Vertrauenssache.
sprang ab – längst vor der Endstation.        gendäre Disco ‚Checkpoint’ in Regenstauf,
Heute ist es nur noch Hobby, sagt er, steht   baute beleuchtete Instrumententräger für       Dass sich sein eigener Wochenrhythmus
auf und ist schon beim nächsten Regal und     Siemens und begann sich in der Security-       dabei am besten mit der klassischen „24/7“
beim nächsten Thema.                          und Multimedia-Branche einen Namen zu          beschreiben lässt, scheint den leiden-
                                              machen. Der „Certified Partner“ der Firma      schaftlichen Autofahrer nur noch mehr zu
Sinn für Ambiente                             ABUS steht als markanter Meilenstein in        motivieren. Sieben Tage die Woche. 24
Mit Licht, Sound und lackierten Polyure-      der Firmen-Chronik.                            Stunden am Tag. Und Freizeit? „Hat irgend-
than-Kuben für TFT-Panels – damals der                                                       wie immer zu tun mit Arbeit“, kontert er,
letzte Schrei – in Friseurstudios implemen-   Wenn Gräßl vom Speckgürtel entlang der         mit seinem Unternehmen, mit seinem Le-
tierte er das „Immobilien-Geschäft“, wie      Autobahnen von Waidhaus Richtung Am-           ben. Er sei draußen, unterwegs bei Kunden,
er es selbst bezeichnet, in seine unterneh-   berg und Regensburg erzählt, erscheint die     treffe viele Leute – immer in Bewegung. Ein
merischen Umtriebe. Friseursalons: „Die       Neuausrichtung des Tätigkeitsfeldes nur        wenig Golfspielen, meist mit Kunden. 2012
wollten Technik, die wollten Ambiente,        logisch konsequent. Die Statistikkurve für     gründete er die Marke GP Lab, mit der er
die wollten Kunden begeistern!“ Genau die     Einbruchsdelikte schlägt plus-minus 15 Ki-     sein Hobby und die Regensburg Classic
richtige Klientel für das kreative Multita-   lometer entlang der Oberpfälzer Hauptver-      Oldtimer-Rallye betreut. Kein Zweifel,
lent aus dem Städtchen an der Schwarzach.     kehrsadern aus wie die Zugspitze im Land-      auch für sein Netzwerk gilt: immer die
Von seinem Wohnhaus, das gleich hinter        schaftsrelief von Garmisch. „Die Leute         finest solution.
dem Firmengebäude liegt, schaut er auf        merken immer mehr, dass es sich lohnt in
seine Heimat im Tal. Wenn er abends mit       Einbruchsicherheit zu investieren“, sagt               www.gp-finestsolution.de
Frau und Tochter im Jacuzzi sitzt, leuchtet   er. Alarmtechnik auf Funkbasis ist auch

                                                                                                                         WIKO I 02 I 2020   55
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