Pfingstwärts leben - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
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magnet Post CH AG Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell AZB 9100 Herisau Mai 2022 Nr. 5 109.Jahrgang » ft ist care «Wirtscha péro b a re t, R e ferat und A Ca i in Heiden am 22. Ma Pfingstwärts leben 11 meh r auf Seite
Biblische Betrachtung Pfingsten entgegen Nach Ostern hat die Angst, die Verzweiflung, die Ver- die Jünger plötzlich verwandelt worden in andere, bes- lorenheit der Jünger Jesu sich nach und nach zu wan- sere Menschen? Haben die Leute gesagt: «Schaut mal deln begonnen. Immer wieder hat der Auferstandene diese da, wie erlöst sie aussehen und wie freudevoll sie sich ihnen gezeigt. Hat mit ihnen gegessen und getrun- wirken!»? Nein. Der Heilige Geist ist keine unpersön- ken. Hat ihnen in den Heiligen Schriften Israels zu ver- liche Kraft, die uns «begeistert» und in gute Menschen stehen gegeben, dass Christus leiden musste und wes- verwandelt. Er ist keine anonyme Energie, die wir ir- halb dieses sein Leiden das Heil der Welt ist (Lk 24, gendwie kanalisieren und für unsere «guten» Vorha- 26f.). 40 Tage nach Ostern dann war es, als Jesus vor ben und Projekte umleiten und gebrauchen könnten. den Augen seiner Jünger in den Himmel emporgeho- Er ist keine Sache über die wir verfügen. Der Heilige ben wurde. Geist ist der Tröster, Beistand und Fürsprecher, den Wieder wurde ihr Meister ihnen genommen. Doch Christus uns gesandt hat. Sein Werk ist anders, als wir unter welch anderen Voraussetzungen als damals im es uns vorstellen, für den Augenschein weniger, in Garten Gethsemane! Jesus hatte ihnen ihre feige Flucht, Wahrheit unendlich mehr. Er hat die Propheten und wie all ihre Schuld, Kraft seines Todes vergeben. Und Apostel begabt und durch sie dafür gesorgt, dass wir, wenn er nun heim ging zu seinem Vater in den Him- und Menschen in tausend anderen Sprachen, die gros- meln, dann nicht, um dort für sich endlich die ver- sen Taten Gottes hören können in der Bibel (2. Tim 3, diente Belohnung zu geniessen, sondern um seine 16)! So lehrt und erinnert er uns an alles, was Christus Herrschaft zur Rechten des Vaters anzutreten und aus- gesagt und getan hat (Joh 14, 26) und führt uns in die zuüben: «Mir ist gegeben alle Macht, im Himmel und ganze Wahrheit (Joh 16, 13): Er zeigt uns auf, dass wir auf Erden. Geht hin in alle Welt und machet zu Jüngern Sünder sind und Gott gerecht (Joh 16, 8-11). Er nimmt alle Völker, indem ihr sie tauft auf den Namen des Va- sich unserer Schwachheit an und betet und seufzt für ters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie halten uns (Röm 8, 26). Anhand der Heiligen Schriften des lehrt, alles was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich Alten und Neuen Testaments lehrt er uns verstehen bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende!» und begabt uns mit dem Glauben an das Evangelium, (Mt 28, 18ff.). das kein Mensch von sich aus glauben und verstehen kann. Dass unser Herr durch seinen Tod am Kreuz nicht gescheitert ist, sondern gerade dadurch den Sieg Der Heilige Geist ist der über die widergöttlichen Mächte dieser Welt, über Sünde, Tod und Teufel errungen und uns mit unserem Tröster, Beistand und Schöpfer versöhnt hat (vgl. Apg 2, 14-36). Er ist es auch, der verantwortlich ist, dass wir Sonn- Fürsprecher, den Christus tag für Sonntag Gottesdienst feiern und 40 Tage nach Ostern Christi Himmelfahrt und wieder zehn Tage spä- uns gesandt hat. ter Pfingsten. So sorgt er dafür, dass wir nicht nur das hören, was Menschen sich ausdenken, was kirchliche und politische Gremien, Zeitungen, Radio und Fernse- Anders als alle Religionsstifter dieser Welt hat Jesus her sagen und tun, wovon das meiste morgen schon seine Jünger nicht allein zurückgelassen mit einer wieder vergessen ist, sondern führt uns zur Wahrheit, Lehre, die es zu befolgen gilt. Er hat ihnen den Bei- die frei macht (Joh 8, 32). Wir dürfen hören und hin- stand des Heiligen Geistes versprochen (Joh 14, 16). einwachsen in das, was Gott denkt, sagt und tut, was Zehn Tage nachdem Jesus von ihnen gegangen war, traf auch dann noch gelten und sein wird, wenn diese Welt ein, was er verheissen hatte. Pfingsten. Der Heilige längst nicht mehr ist! Gott durchbricht die Trennmauer zwischen sich und uns Sündern. Doch was ist da eigentlich passiert? Sind Pfr. David Mägli, Hundwil MAGNET Nr.5/2022 2
Editorial Impressum Liebe Leser:innen Kirchenblatt für die Evan- gelisch-reformierten Kirch- Erkennen, was nicht zu erkennen ist! Verstehen, was nicht zu gemeinden beider Appenzell verstehen ist! Eine Wunschvorstellung? Nein! Pfingsten! Und (erscheint monatlich) Herausgegeben im Auftrag wir bewegen uns kalendarisch wieder darauf zu, denn wir der Synode der Evangelisch- feiern Pfingsten jährlich und damit genau diesen einen reformierten Landeskirche beider Appenzell Zustand der absoluten Klarheit! Der Überbrückung von Redaktionskommission Sprachbarrieren. Des Verständnisses für unser Gegenüber. Judith Husistein, Stein (jh); Von Herz zu Herz! Der Heilige Geist von Pfingsten öffnet diese Isabelle Kürsteiner, Walzen- Isabelle Kürsteiner, Mitglied der hausen (iks); Heinz Mauch- andere, universelle Sprache. Ich fühle und weiss! Versuchen Sie Redaktionskommission Züger, Stein (hmz); Jonathan es! Diese Ebene der Kommunikation ist sehr bereichernd und Németh, St.Gallen (jn); Annette Spitzenberg, Präs., Reute- sie verhindert Missverständnisse infolge der verschiedenen Oberegg (as); Lars Syring, Sprachen, Religionen, Ethiken usw. Bühler (sy) Redaktion Das Gespräch von Herz zu Herz ist liebevoll. Eine Eigen- Karin Steffen (ks) schaft, die wir gerade in der heutigen Zeit weltweit benötigen. Oberer Rickenbach 3 9411 Schachen b. Reute Überall. In nächster Nähe, zwischen der Ukraine und Russland! Tel. 071 891 64 14 Täglich finden die schlimmsten Nachrichten den Weg zu uns. magnet@ref-arai.ch Ein Krieg in fast unmittelbarer Nachbarschaft, nicht wie bei- Magnet-Download www.ref-arai.ch spielsweise in Tibet, wo China einmarschierte oder in Israel, Produktion dessen Grund und Boden quasi von einer Monarchie dem einen Appenzeller Druckerei AG, Volk weggenommen und dem anderen verschenkt worden ist. 9100 Herisau Adressänderungen melden Ein Krieg, der nicht einfach vergessen oder weggeschoben Sie bitte direkt der örtlichen werden kann. Er betrifft uns direkt, denn die Hilfesuchenden Kirchgemeinde kommen in die Schweiz, ins Appenzellerland. Zudem über- WEMF Beglaubigte Auflage 3300 schwemmen uns Medien aller Art mit Fakten und Falschmel- Magnet online dungen. Schwer zu unterscheiden, was Wirklichkeit und was www.magnet.jetzt www.ref-arai.ch Propaganda ist. Immer deutlicher zeigt sich meiner Meinung nach jedoch, dass in politischen Gesprächen wohl das Gespro- chene korrekt übersetzt wird, jedoch das Übersetzte von der jeweiligen Gegenseite nicht verstanden werden kann oder will. Zu unterschiedlich sind die Ausgangspunkte. Hier wäre Pfingsten, das Verständnis von Mensch zu Mensch ohne jede Barriere, die heilige Geistkraft, das Wichtigste der Stunde. Pfingsten können wir immer und jederzeit ALLEN wünschen, von ganzem Herzen, ohne Unterlass. Denn wenn Pfingsten Barrieren fallen lässt, dann darf der Gedanke dazu nie verloren gehen. So kann JEDE und JEDER seinen Beitrag zu einem ganzjährigen, weltweiten Pfingsten leisten. Beginnen wir schon JETZT mit Pfingsten. Sind Sie auch dabei liebe Leser:innen? Titelbild: Pfingstwärts Bild: Jonathan Németh 3 MAGNET Nr.5/2022
Thema Die Heilige Geistkraft weht, wo sie will Offene Kirchen als Ermöglichungsräume In meinem Pfarrbüro klingelt das Telefon. Am Apparat heute Kirchgemeinden nicht generell offen? Oder ist es ein kirchenferner, freundlicher Herr, der sich nicht si- heute vielmehr an der Zeit, auf flexible Teams zu set- cher ist, ob er noch Mitglied unserer Kirchgemeinde zen, die lokale, zeitlich begrenzte und gemeindeüber- bleiben möchte. Im Verlaufe des Gesprächs finden wir greifende Projekte durchführen, die nicht an spezielle heraus, dass wir uns wohl schon begegnet sind, ohne Kirchenräume gebunden sind? Braucht es überhaupt voneinander zu wissen, nämlich in der Offenen Kirche Kirchengebäude dafür? Sollten kirchlich Engagierte St. Gallen beim Tanzen. Es ist kein Anlass, den sie nicht vielmehr an die Orte gehen, wo sich Menschen selbst organisiert hat, aber einer der offenen Räume, versammeln? So begründete die katholische Kirchge- die sie ermöglicht. Er ist Mitglied geblieben, u.a. we- meinde u.a. ihren Rückzug aus dem Verein und das gen der Erkenntnis, dass auch das Kirche ist. sind Argumente auch auf reformierter Seite. Die Tage der Offenen Kirche St. Gallen an der Böck- linstrasse sind allerdings gezählt. Sie wird dem Campus der Universität weichen müssen ungefähr im Jahr Die Tage der Offenen 2025. Ich wurde aufgescheucht, als ich vernahm, dass sich bei der ökumenisch getragenen Offenen Kirche Kirche St. Gallen an der St. Gallen die katholische Kirchgemeinde frühzeitig aus dem Trägerverein Wirkraum Kirche zurückzog und es Böcklinstrasse sind gezählt. daher fraglich war, ob diese bis dahin fortbestehen kann oder gar noch früher ihre Tore schliessen muss. Offene Kirchen sind Angebote von Städten. Die offene Kirche Stauffacher in Zürich, die offene Heiliggeistkir- che in Bern und die offene Kirche Elisabethen in Basel. Was sind ihre Profile? Können sie auch das Land inspi- rieren? Inwiefern sind sie offen für das Wirken der Hei- ligen Geistkraft? Offen für das Wehen der Ruach, des Atems der göttlichen Präsenz? Was geht uns dies im eher dörflich strukturierten Kanton beider Appenzell an? Ich begab mich auf Spurensuche und stellte ver- schiedenen Vertreterinnen und Vertretern der offenen Kirchen sowie unserer Kirchenratspräsidentin Martina Tapernoux einige der obigen Fragen. Wozu offene Kirchen? Andreas Nufer (Bern): «Jede Kirche braucht Orte der Innovation und Werkstätten der Erneuerung. Zu die- sen Orten zählen offene Kirchen. Natürlich ist es auch in anderen Räumen möglich. Aber sakrale Räume ha- ben nochmals eine andere Ausstrahlung.» Patrick Schwarzenbach (Zürich): «Eine offene Kirche ist ein offenes Experimentierfeld, das Menschen auch auf Zeit ansprechen kann.» Frank Lorenz (Basel): «Offene Offene Kirche Kirchen probieren Dinge aus, die später in anderen St. Gallen an der Böcklin- Kirchgemeinden implementiert werden.» Martina strasse. Tapernoux: «Eine offene Kirche kann Heimat werden Quelle: as für Menschen, die nicht so dörflich strukturiert sind und andere Frömmigkeitsstile suchen. Allerdings Mittlerweile ist dies geklärt, die reformierten Kirchge- glaube ich nicht daran, dass dies, was in Städten aus- meinden der Stadt St. Gallen sind bereit, ihr finanziel- probiert wird, irgendwann auch in die Dörfer kommt. les Engagement fortzusetzen bis zum Abbruch des Ge- Da gibt es Unterschiede, die bleiben werden.» Annina bäudes. Dies setzte eine vertiefte Diskussion in Gang. Policante (St. Gallen): «Keine Kirche ist so nieder- Braucht es offene Kirchen? Und wenn ja, wozu? Sind schwellig wie die offene Kirche.» MAGNET Nr.5/2022 4
Thema Zwei der vier offenen Kirchen sind gleichzeitig auch lokale Kirchen für ihre Kirchgemeinden (Bern und Zü- rich). In ihren Räumen finden auch Sonntagsgottes- dienste, Taufen, Trauungen, Beerdigungen statt. Das verhindert, dass sie als Konkurrenz zu lokalen Kirchge- meinden wahrgenommen werden. Drei von vier offe- nen Kirchen sind ökumenisch getragen (Ausnahme: Zürich). Alle haben sie ein bewusst interreligiöses Pro- fil: Interreligiöse Gebete finden statt, Arbeitskreise, treffen sich dort. In Bern ist die jüdische Gemeinde offiziell Mitträgerin. Alle Kirchen bieten ein Dach für diverse Migrationsgemeinden. Alle haben sie Ange- bote im diakonischen Bereich. Daneben gibt es unter- schiedliche Profile und Schwerpunkte. Basel hat einen Schwerpunkt in der Arbeit mit LGBTIQ- Gemeinschaft, Zürich ist bekannt für seine Lichtinstallationen, St. Gal- len für Kunst am Bau, Bern hat einen Schwerpunkt bei Menschenrechten und Randständigen. Alle sind sie spirituell offen unterwegs mit Angeboten, die traditio- nelle Gottesdienste erweitern wie Frauenrituale, Heil- rituale, Yoga, Tanz, Meditation, usw. Entsprechend bieten offene Kirchen Heimat für Menschen, die mit Kirche sonst nichts mehr am Hut haben. In Bern sind das z. B. auch die insgesamt ca 700 Freiwilligen. In Basel mit seinem hohen Anteil an Kon- fessionslosen von gegen 70 % ist es gegeben, dass dies auch für die Nutzenden ihres Angebots gilt. einzelne Besuchende. Jesus jedoch war als Wanderpre- Zum Glück Ungeplantes, Überraschendes, diger unterwegs, er hatte nichts, wohin er «sein Haupt sind nun auch die hinlege». Mit seinem Leben wies er darauf hin, dass Chaotisches ist Teil der offenen seine eigentliche Heimat diejenige ist, in tiefster Ver- allermeisten reformierten Kirche. bindung zu sein mit Gott. Doch natürlich brauchte auch er Räume und Häuser, war sehr oft zu Gast bei Kirchen tagsüber unterschiedlichsten Menschen. Diesem Konzept ent- geöffnet. Was hat die Heilige Geistkraft spricht die Kirche, die zu den Menschen hingeht, wo Quelle: as mit offenen Kirchen zu tun? sie sich befinden. Häuser, Gefängnisse, Spitäler, Fabri- Frank Lorenz: «Womit hat sie nicht zu tun?» Andreas ken, Universitäten, Schulen, etc. Dazu gehören Nufer: «Niemand kann die Heilige Geistkraft für sich Citypastorale mit ihren ortsungebundenen, zeitlich beanspruchen. Ungeplantes, Überraschendes, Chaoti- begrenzten und flexiblen Projekten. sches ist Teil der offenen Kirche, das ist wie ein Wink Es braucht beides und bedingt sich gegenseitig. Kir- der Heiligen Geistkraft, aus der Wunderbares, Leben- che als Räume, die Heimat bieten sowie die Bewegung diges entsteht.» Annina Policante: «Die Tatsache, dass hin zu den Menschen an die Orte, an denen sie sich in der offenen Kirche so viele Menschen ein und aus befinden. Im Moment freue ich mich, dass die Offene gehen, von allen Farben, Religionen und Geschlechter, Kirche St. Gallen weiterhin auch etlichen Appenzelle- allein dies ist für mich ein Zeichen des Wirkens der rinnen und Appenzellern eine Heimat bieten kann, die Heiligen Geistkraft. Das muss man erst erreichen, dass sie genau dort finden. Ich weiss, dass wir auch in der sich so viele Menschen willkommen fühlen. Der Raum Appenzeller Kirche etwas vom Geist von offenen Kir- füllte sich durch die Anwesenheit der Menschen und chen spüren. Auch bei uns wird meditiert, gibt es Ar- der Geistkraft.» beit mit Flüchtlingen, mit Menschen am Rand, Kultur, eine grosse Offenheit für unterschiedlichste Frömmig- Kirche in Bewegung keitsstile und das Wirken der Heiligen Geistkraft inmit- Offene Kirchen sind und bleiben Räume, die an einem ten dieser Vielfalt von Tradition und Innovation. Mar- festen Ort sind. Die Menschen gehen zu ihnen hin, su- tina Tapernoux bringt es mit folgendem biblischen chen sie auf. Dieses Konzept teilen sie mit so ziemlich Wort auf den Punkt: «Der Geist weht, wo er will.» jeder Kirche. Es sind alles Räume, in denen etwas mög- lich ist, und seien es nur einige Momente der Stille für Annette Spitzenberg 5 MAGNET Nr.5/2022
Thema Glauben ist wie Rock’n’Roll Der King des Rock’n’Roll besuchte Ende März 2022 wird. Gut ist, was einem schmeckt. Ist Glaube einfach die Ostschweiz. Zugegeben, es war nicht Elvis Presley Geschmacksache? Das scheint heute so zu sein. Kirche persönlich, er verstarb bekanntlich am 16. August und damit verbunden der christliche Glaube finden 1977, es war Grahame Patrick, der mit dem Musical nicht mehr einfach «den Geschmack» der Menschen. «Elvis» seit 2001 unterwegs ist und mit seiner täu- Geschichten über Verfehlungen von den Kreuzzügen schend echten «Elvisstimme» als der beste Elvis seit bis hin zu den Misshandlungsberichten der Gegenwart Elvis vermarktet wird. zeichnen ein düsteres Bild von dem, was in seinen Ursprüngen als Befreiung gedacht war und auch als Momente des Aufgehobenseins solche erlebt wurde. Elvis ist eine Figur, die schon zu Lebzeiten aufgeladen wurde mit Geschichten und seine Ausstrahlung hat bis Im Andersartigen steckt Bereicherung Wo macht heute bei vielen Menschen ihre Faszination beibehal- Die Tage nach Ostern laufen hin zu einem Ereignis, das sich bei mir ten. Haarschleifen, gepunktete Sommerröcke bei den wortwörtlich grenzüberschreitend den Raum öffnet Begeisterung Damen, glitzernde Jacketts, blaue Velourschuhe und und die eigene Begrenztheit ausweitet zu einer Hal- breit? Wie zeigt sich Gürtel mit auffälliger Schnalle bei den Herren – an den tung, die das Verstehen ermöglicht. Es ist eine Art Glo- das? Konzerten sind sie zu sehen. Sie gehen über Genera- balisierung, die nicht plattwalzt, was andersartig ist, Quelle: hmz tionen und Zugehörigkeiten hinaus und verbreiten das sondern wahrnimmt, dass im Andersartigen eine Be- reicherung steckt, die meine persönlichen Grenzen ausweitet. Der Handlungsspielraum wird grösser und ich selbst werde Teil dieses Raumes der Vielfalt. Wie bringe ich mich in diesen Raum ein? Sehe ich überall nur die Gefahren? Verunsichert mich die Vielfalt? Überfordert mich die Andersartigkeit? Das Herz geht auf Und was hat das mit Elvis zu tun? Ich war nie ein Elvis Fan. Rockabilly, naja, das war vielleicht etwas für meine älteren Schwestern. Und dieser Elvis gehörte für mich in diese Schublade. Es dauerte seine Zeit, bis mir däm- merte, dass Leute wie dieser Elvis einen entscheiden- den Beitrag leisteten zu der Musik, die damals nach meinem Geschmack war. Rolling Stones, Deep Purple, Led Zeppelin, Dire Straits undundund. Die Siebziger- jahre, das war Musik. Kreischende Gitarren, treibende Riffs, heulende Synthesizer und Hardrockstimmen – dagegen war Elvis ein Chorknabe. Und genau das war er. Er hat den Gospel in seine Konzerte eingebaut, ganz selbstverständlich. Mittler- Gefühl der Zusammengehörigkeit. Und wenn dann die weile hat er sich auch in mein Ohr geschlichen. Nicht Musik hinzukommt, macht sich Begeisterung breit. nur musikalisch, auch als Person, die sich eingesetzt Diese Momente des Aufgehobenseins in etwas, das hat gegen die Rassendiskriminierung und die zum Tod man grundlegend als positiv erfährt, kennt jede Gene- von Martin Luther King einen Song gemacht hat. Und ration mit je ihren Geschichten, Figuren und Musik. was hat das mit Glauben zu tun? Begeisterung ist eine Und natürlich gehören dazu auch die abfälligen Be- flüchtige Sache. Das Pfingstfest ist das Fest der Geist- merkungen über das Gehabe der Stars und über ihre kraft. Er/Sie weht, wo er/sie will. Und wo er/sie weht, Musik, die man gar nicht mag. Schnell ist dann die Be- gibt es Bewegung. Das Herz geht auf, das Hirn fährt geisterung eingegrenzt auf das, was einem selbst gefällt hoch und Verstehen macht sich breit. Glaube hat etwas und schnell verbindet sich diese Haltung mit Abwer- Rock’n’Rolliges – von aussen sieht’s besoffen aus – tung und Ausgrenzung. macht nichts, war schon vor 2000 Jahren so*. Ist Glaube Geschmacksache? Heinz Mauch-Züger Dieselben Geschichten finden sich auch im Bereich des Glaubens, der dann auch zur Geschmacksache *Pfingstgeschichte nachlesen: Apostelgeschichte 2, 1-21 MAGNET Nr.5/2022 6
Thema Wenn innere Türen sich öffnen «Hast du in deiner Zeit als Kirchenmesmerin Ekstase in der Kirche erlebt?» Diese Frage stellte mir ein Re- daktionsmitglied an unserer letzten Sitzung. Ekstase ist für mich ein zu grosses Wort, das eigenartige Vor- stellungen weckt. Doch ich erinnere mich an viele ergreifende Momente, in denen ein tiefes Gefühl der Zusammengehörigkeit spürbar war und sich un- erwartet eine verschlossen geglaubte Tür öffnete. Unvergesslich ist ein Konfirmationsgottesdienst: Am Vorabend brach im Elternhaus eines Konfirmanden ein Wenn sich Feuer aus, das grossen Schaden anrichtete. Die Vorbe- innere Türen reitung für das Familienfest und viel anderes wurde öffnen, offen- bart sich ein zerstört, doch zum Glück kamen keine Menschen zu Gefühl der Schaden. Am nächsten Tag wurde der junge Mann in Zusammen- fremden Kleidern konfirmiert und seine ganze Familie gehörigkeit. war dabei. Mit Worten der Dankbarkeit für die Bewah- Quelle: jh rung der Familie vor noch Schlimmerem, eröffnete un- ser Pfarrer den Gottesdienst. Man spürte die Emotio- waren melodiös und lebhaft, die Gebete inbrünstig und nen vieler Anwesenden und es wurde eine ganz beson- die Prediger wortgewandt. Doch mir schien es etwas dere Feier. zu viel Show und eine zu wortreiche Anbetung Jesu. Ich sah die Hingabe in den Gesichtern und fühlte mich Wortlos verbunden doch eher befremdet. Die Türen zu dieser Art den Auch Abschiedsgottesdienste haben mich oft tief be- Glauben zu leben, blieben für mich verschlossen. wegt. Tragische Todesfälle, erschütterte Angehörige, die Kirche voll mit Trauernden. Unser damalige Pfarrer, Gemeinsam feiern auch er voller Trauer, verzichtete auf umfangreiche Bi- Dafür erlebte ich in katholischen Gottesdiensten, bei de- belworte und billigen Trost, der doch nicht getröstet nen ich ebenfalls Mesmerdienst leistete, immer wieder schöne Momente. Als ein Priester im Seniorenalter das erste Mal bei uns im Einsatz war, verzichtete ich auf die Die Arbeit als Mesmerin und Einnahme der Kommunion – vergleichbar mit unserem Abendmahl. Rom verbietet bekanntlich Andersgläubigen Gastgeberin war beruflich eine die Teilnahme und ich wollte den Pfarrer nicht vor den der schönsten Zeiten für mich. Kopf stossen. Bei seinem nächsten Einsatz baute er die ganze Predigt auf dem Thema Ökumene auf. Er berich- tete mit Bewunderung von den vielen positiven Aspek- hätte. Er liess der Trauer Zeit und Raum und gestand: ten des reformierten Glaubens, die er sich für seine Kir- «Mir fehlen die Worte angesichts dessen, was gesche- che teilweise auch wünschen würde. Zum Schluss lud er hen ist.» Durch dieses Eingeständnis entstand eine be- mich ein, zusammen mit allen Anwesenden die Kommu- sonders tiefe Verbundenheit unter den Anwesenden. nion zu feiern. Es war ein besonderer Moment und Der geteilte Schmerz, die gemeinsame Hilflosigkeit schaffte eine Verbundenheit, die geblieben ist. und Trauer schenkten mehr Trost, als alle grossen Zi- tate und Worte es gekonnt hätten. Vielleicht doch der Heilige Geist Die Arbeit als Mesmerin und Gastgeberin in unserer Ekstase? Kirche war beruflich eine der schönsten Zeiten für Etwas wie Ekstase erlebte ich nur bei Hochzeitsfeiern, mich. Der Heilige Geist blieb mir zwar verborgen, ich wenn sowohl Brautpaar als auch Gäste einer der vor sah keine Engel durch die Kirche schweben. Doch ich allem junge Menschen ansprechenden Freikirchen an- erlebte in diesem schönen Raum so viele Emotionen, so gehörten. Dann kam es vor, dass die Kirche ein Kon- viele unvergessliche Begegnungen und Erfahrungen – zertsaal mit umfassender Technik war. Meist wurde vielleicht ja doch den Heiligen Geist, der die Sprache schon vor der Trauung ausgiebig musiziert und die von Herz zu Herz ermöglichte. Gäste sangen stehend, mit entrückten Gesichtern und hingebungsvollen Gesten mit. Zugegeben, die Lieder Judith Husistein 7 MAGNET Nr.5/2022
Thema Pfingsten Imagine – a world full of peace Du kannst nur nach dem Suchen, was Du Dir vorstel- In den meisten Kindern lebt anfangs noch das Gefühl: len kannst. Oder woran Du erinnert wirst. Stell Dir Mit der Erde stimmt was nicht! Hier läuft mächtig was vor, jemand erinnert Dich daran, dass es von Dir schief. Und meine Eltern stecken voller Probleme – selbst eine unvorstellbar tolle Variante gibt! ich muss ihnen dringend helfen, auf den richtigen Weg zu kommen. Das durchschnittliche Drama von Famili- Dein Problem ist vielleicht: Du glaubst dieser Person enstrukturen voller Zwänge wird von Volker Elis Pilg- nicht. Du glaubst mehr dem, was Deine Familie in Dir rim in seinem Buch «Dressur des Bösen» beschrieben. sah. Dein Ex. Deine Ausbilder. Und vielleicht glaubst Nicht die menschliche Natur ist Böse. Sondern Zwang Du selbst – gar nicht mehr an Dich? Oder Dich selbst und mangelnde Freiheit, fehlende Entwicklungsmög- am besten zu kennen? lichkeiten, erzeugen «böse» Menschen. Das Problem der westlichen Psychotherapie Es ist ein riesiges Problem der westlichen Psychothera- Klein gemacht werden pie, dass sie am Verschweigen dieser grossen Er-INNERung mitmacht. Die wunderbaren Ausnah- macht krank. men sind: Roberto Assagioli (ein Freimaurer, Psycho- analytiker und Zeitgenosse von Sigmund Freud), C. G. Jung und Abraham Maslow (vgl. sein Buch «Jeder Traumata wiederholen sich Mensch ist ein Mystiker»). Nur psychologische An- Religionen bieten dann – leider meist komplizierte – sätze, die wissen, was in dir steckt, können dich auf Erlösungswege an, die fast lebenslange Kundenbin- den Entwicklungsweg dorthin führen. Andere halten dung mit lebenslangem Abo bedeuten. Meist bringt es dich klein, und zwangsmässig klein gemacht werden nur eine Grundstabilisierung, aber kaum Durchbrüche. macht krank. Nehmen wir an, dass die Menschen in der Kulturlinie, wie Du sie erlebst, seit rund 8 000 Jahren von einem Herrscher auf den nächsten immer wieder traumati- siert sind. Und dass sich diese Traumageschichte mit fast jeder «Kultivierung» eines Kindes wiederholt – gut gemeint! – wie bei der «Kultivierung» von indige- nen Völkern. Es kann an dieser Stelle egal sein, ob es nun Dämonen sind oder politische Eliten oder andere humanoide Lebensformen, die vielleicht aus anderen Zivilisationen stammen und die Menschen als dumme Arbeitssklaven-Masse heranzüchten. Kannst Du Dir ein Leben ohne Befolgen von Weisun- gen «von oben» vorstellen? Also: ohne ein Ich, das sich über Dich stellt und Dich «verbessern» will? Kannst Du Dir vorstellen, dass Du evtl. gar keine Regierung brauchst? Und keine Experten? Und dass alles Wissen schon in Dir steckt? Technik, ein schaler Ersatz Pfingsten ist einer der vielen Wege, die Dich an Deine eigene, freie Natur erinnern. Die Story erzählt von dem, was wirklich ist: Du bist – in deiner voll entwi- Sabine Bobert ist Professorin für Praktische ckelten Natur – ein Mystiker, eine Mystikerin. Das Un- Theologie an der Uni Kiel (D). www.mystik-und- coaching.de. Einen Schritt-für-Schritt Übungsweg normale, Unwirkliche ist die massenhafte Dumpfheit mit der Liebesmystik findet sich im Webinar von und als normal geltende Kommunikationsstörung. Von Sabine Bobert «Mentales Heilen durch Liebes- Natur aus bist du mit telepathischen Fähigkeiten aus- mystik». gestattet. Die wörtliche Sprache ist nur ein technisches Zusatz-Mittel. Wäre dein Herz nicht in Schmerz, Angst MAGNET Nr.5/2022 8
Thema erstaunt, wer sie eigentlich sind und wie schön ihr Leben oberhalb der kulturellen Zwänge, Werte und Nor- men sein kann. Das Spirituelle ist also nicht das Über-Natürliche. Wärst Du nicht total de-naturiert, dann wärst Du einfach spirituell – ohne weiteres Üben. Eine gute Spi- ritualität zeigt dir den Weg deiner Re-Naturierung und Wieder-Auswil- derung. Den klaren Pfingstgeist ent- wickelst du in dir, indem du fast alle kulturellen «VOR-Stellungen», «STAND-Punkte» und Schlussfolge- rungen loslässt. Das meiste davon sind Phantasien – auch wenn die Mehrheit sie teilt und sogar liebt. Phantasien entfernen dich vom Fest des Lebens, zu dem Jesus einlädt. Wenn du mit dem Strom des Lebens verbunden bist, brauchst du nur we- Die Kirche. und Selbstzweifeln erstarrt, dann könntest du wortlos nig Phantasien. Die Schönheit direkt zu schauen, die Der Lack ist mit Tieren und anderen Menschen sprechen. Du wür- Tiefe des Verbundenseins mit allem zu spüren, egal ob ab. dest einfach nur dein Herzfeld ausdehnen und könn- es regnet oder schneit, ist gewaltig. Dir tun dann alle Quelle: sy test spüren, wie es einem Baum geht und wie sich ein leid, die Ablenkung vom Lebendigsein benötigen. entfernter Ort auf der Erde anfühlt. Du nimmst deinen Körper dann eher als ein Raumschiff wahr, in das du Jesusgebet bändigt Gedanken dich zurückziehen kannst. Das du aber auch jederzeit Dein grösster Feind am Eintauchen in den Strom des verlassen kannst. Du bist ein Körper-Raum-Zeit über- Lebens sind die Gedanken. Sie bändigst du durch die schreitendes Wesen. Auch ohne Internet und techni- alte christliche Methode des Jesusgebets bzw. Herzens- sche Kommunikations-Prothesen, die man dir verkauft, gebets. Jeder orthodoxe (ostkirchliche) Mönch und bist du göttlich. Du musst dann nicht die Technik ver- göttern. Sie ist nur ein schaler Ersatz für deine ur- sprüngliche Natur, die in dir verkümmert. Nimm Einheitserfahrungen und Pfingsten als eine wahre Geschichte. Sie er-INNERt dich an dein Sein. Sie kann Heimweh nach dir selbst Nahtoderfahrungen sind erzeugen. individuelle Pfingstfeste. Auch ohne Internet und jede orthodoxe Nonne geht diesen Weg noch heute. Nur die westlichen Klöster haben diesen ursprüng- technische Kommunikations- lichen mystischen Weg seit Jahrhunderten verlassen Prothesen bist du göttlich. (so dass z.B. Luther ihn nicht mehr kannte und darüber verzweifelte). Indem du schlicht – statt Gedanken nachzuhängen – immer wieder – halblaut oder inner- Spiritualität zeigt den Weg lich «Jesus Christus» sprichst, entwickelst du einen Die Pfingst-Story zeigt dir, dass tiefe Gemeinschaft erst Fokus auf das, was HIER UND JETZT ist. Du wirst geis- zwischen Menschen entsteht, die ihre Traumatisie- tig klar wie ein Zen-Buddhist, der dafür stundenlang in rung in Zwangs-Kleinheit überwunden haben. Und ge- seinem Meditationsraum sitzen muss. sunde Herzensqualitäten als Lebensgrundgefühl ha- Alle Gedanken, die negative Gefühle nach sich zie- ben: tiefen Frieden, Ruhe, Offenheit und Verbunden- hen, hängst du einfach in Kurzform an. Sorgen um sein, Freude an dem was ist. Diese Qualitäten brechen Beate? Mach «Jesus Christus für Beate» daraus und nicht nur in der Pfingst-Story durch, sondern auch in sprich das mehrmals innerlich. Geldsorgen? «Jesus jeder mystischen Einheitserfahrung, und ebenso in Christus für inneren und äusseren Reichtum». Sprich Nahtod-Erfahrungen. Einheitserfahrungen und Nahto- so lange, bis sich dein Geist wieder beruhigt. derfahrungen sind individuelle Pfingstfeste. Menschen brechen durch die Kulturkruste durch und entdecken Sabine Bobert 9 MAGNET Nr.5/2022
Thema Der Geist Gottes weht, wo er will … auch da, wo ich es nicht vermute, mir kaum vorstel- bist du?» Und die Antwort, die er bekommt, passt nicht len kann. Das macht es zuweilen schwierig mit dem zu dem, was er bisher getan hat. «Ich bin Christus, der, Geist. Und seit Karl Barth gestorben ist, ohne den den du verfolgst.» Hat er Christus verfolgt? Eigentlich Heiligen Geist in seiner Kirchlichen Dogmatik ab- doch seine Anhänger, die ersten Christenmenschen. schliessend bearbeitet zu haben, bleibt der Geist Genauer: Seine jüdischen Glaubensgeschwister, die in Gottes der Reformierten Kirche suspekt. Schade. Jesus den Messias erkannt haben. Ihm fällt es wie Und Gott kichert vor sich hin, wenigstens da ist sie Schuppen von den Augen, als ihm Hananias die Hände noch nicht domestiziert. auflegt. «Du sollst wieder sehen können und mit Hei- ligem Geist erfüllt werden.» Er sieht wie zum ersten Dabei würde es uns gut anstehen, wenn wir uns ein Mal und lässt sich taufen. bisschen verrückt machen liessen. Wenn unsere Gedan- Was hat Paulus in seiner Offenbarung vor Damaskus ken verrückt würden, um sich danach wieder neu zu erlebt? Wenn ich das gut verstehe, dann hat er gesehen, sortieren. Damit wir die ausgetretenen Denkwege ver- dass der Christus gemeinsam mit allen Menschen, die lassen können und frische Gedanken denken können. ihm hinterher vertrauen, den Leib Christi bilden. Er sieht zum ersten Mal das Verbindende, nicht das Tren- nende. So kann Paulus das alte Entweder-Oder-Denken überwinden und kommt zu einem Sowohl-als-auch- Denken. Interessanterweise ist das Entweder-oder- Denken sowohl bei den «entwickelnden» wie auch bei den «bewahrenden» Denkansätzen da. Sie unterschei- den sich lediglich in dem, was sie gut finden. Die Denk- struktur ist dieselbe. Paulus kommt zu einem neuen Denken. Und nicht nur das. Sein ganzes Leben verän- dert sich. Der Verfolger der Gemeinde bekommt einen neuen Auftrag. Und zwar einen radikal anderen. Er soll den Völkern das Evangelium eröffnen. Damit ist der Graben zwischen Juden und Heiden, zwischen «Du gehörst dazu» und «Du nicht» aufgehoben. Es geht um alle(s). Um das Verbindende. Paulus erkennt dieses «und»-Denken auch in sich selbst. Er bemerkt: Er ist zugleich (!) Sünder und Heiliger. Deshalb liebt Paulus das Paradox, das die Gegensätze vereint und überwin- Denken ohne det. Und: Im Gottvertrauen ist dieser Konflikt in uns Geländer. So kann sich selbst überwunden. Wir sind ein lebendes Paradox. Kirche bilden. Wir spalten das Negative nicht ab, sondern integrieren Quelle: sy es. Dieses Denken mag von aussen betrachtet unsinnig Manchmal habe ich (wie ich finde durchaus berech- tigte) Zweifel, ob das überhaupt gelingen kann. Zu sehr Er sieht zum ersten Mal habe ich mich eingerichtet im Status quo. Und ich kann auch nicht einfach neue Gedanken aus dem Ärmel das Verbindende, nicht schütteln. Ich bin bescheiden geworden im Alter. Auch wenn ich mich nicht zu früh zufriedengeben will. «Es das Trennende. kommen auch wieder bessere Zeiten», habe ich früher oft gehört. Sie sind nicht gekommen. Die Zeiten wur- erscheinen. Aber es ist ein Schritt zu maximaler Ver- den lediglich, naja, anders. Paulus macht vor Damaskus antwortlichkeit. Denn wer das einmal erkannt hat, eine ausserordentliche Gipfelerfahrung. Er sieht ein kann nicht mehr andere Menschen dafür verantwort- Licht und hört eine Stimme. Vor Schreck fällt er vom lich machen, dass das Leben / die Situation / die Kirche Pferd. Und dann wird der, der die ersten Christenmen- nicht perfekt ist. Er wird die Gründe dafür auch in sich schen mit Wüten und Schnauben verfolgt hat, mit ei- selbst finden. Und sie so überwinden und den nächs- ner Aussage konfrontiert, die sein weiteres Leben ten Schritt machen können. grundlegend verändert. Er fragt die Gestalt, die er – und nur er, seine Begleiter sehen nichts – sieht: «Wer Lars Syring MAGNET Nr.5/2022 10
Weitblick Synode stimmt neuer Kirchenverfassung zu Urnenabstimmung findet am 19. Juni statt Nach fast vier Jahren Vorarbeit steht sie aber nicht; die Zustimmung an der Worten vor den Synodalen: «Die Kirche sie nun, die neue Kirchenverfassung landeskirchlichen Abstimmung vom ist heute stärker gefordert denn je. Da- der Evangelisch-reformierten Landes- 19. Juni vorausgesetzt, würde die neue rum ist es wichtig, dass sie sich auch kirche beider Appenzell. Die Synode Verfassung erst am 1. Juli in Kraft treten. mit ihren Strukturen befasst.» hat sie am Montag, 28. März in zwei- Vier Jahre wurde an dem Entwurf, Alle stimmberechtigten Kirchenbür- ter Lesung verabschiedet. In Kraft tre- welcher der Synode bereits anhand der ger dürfen an der Urnenabstimmung ten soll sie bereits im kommenden Synopse Ende vergangenen Jahres zur vom 19. Juni über die neue Verfassung Juli. ersten Lesung vorgelegt wurde, gear- befinden. In allen Kirchgemeinden der beitet. Die Änderungen sind grundle- beiden Appenzeller Halbkantone wer- Die neue Kirchenverfassung der Evan- gend. Die bisherige Kirchenverfassung den an diesem Datum Urnen und Stim- gelisch-reformierten Landeskirche bei- stammt aus dem Jahr 2000. Die neue menzähler bereitstehen und für einmal der Appenzell wurde an der Synode im wird schlanker, übersichtlicher und er- schriftlich die Stimmen entgegenneh- Hotel zur Linde in Teufen in zweiter möglicht zum ersten Mal auch Fusio- men. Bei Annahme tritt die neue Kir- Lesung beraten. 40 Synodale waren an- nen zwischen den einzelnen Kirchge- chenverfassung bereits im Juli in Kraft. wesend. Diese hiessen die neue Verfas- meinden. Sibylle Blumer, Präsidentin Astrid Zysset/ks sung grossmehrheitlich gut. Noch gilt der Synode, in ihren einführenden «Draussen abtauchen» Lesung und Naturspiritualität «Konturen des Neuen» nennt Uwe Ha- Grünsüchtigen kaum widerstehen kön- benicht seine Erkundungen im Feld des nen? Und warum stellen sich Gotteser- Religiösen. In seinem neuesten Buch fahrungen besonders intensiv in der zieht es ihn in die Natur und dort fragt Natur ein? er nach den spirituellen Erfahrungen, Im Gespräch werden die beiden Ver- die sich zwischen Baum und Strauch antwortlichen des St. Galler «Wald- einstellen können. Was ist es genau, gwunders» diesen Fragen blätterrau- Ist dann Care – also Fürsorge – auch Wirtschaft? das Menschen so sehr in die Natur schend nachgehen. Es sind dies der ka- Heisst das, Betreuung von Kindern oder alten Eltern ist zieht? Worin besteht der Sog, dem die tholische Seelsorger Matthias Wenk Wirtschaft? Und Engagement für die Umwelt auch? Ist und der reformierte Pfarrer Uwe Habe- Tierschutz Wirtschaft? nicht. Wenige Tage später lädt das Duo zu- sammen mit dem Waldgwunder-Team dazu ein, eigene Erfahrungen zwischen Baum und Bach im Wald zu machen. Achtsamkeitsübungen und spirituelle Die evangelischen Kirchgemeinden im Vorderland laden Impulse führen Leib und Seele in die herzlich ein zu einem witzigen und anregenden Abend Tiefenschichten der Natur. mit folgendem Programm: Buchvorstellung und Lesung -Referat von Feline Tecklenburg, Ökonomin, Uwe Habe- im Dialog Politikwissenschafterin und Soziologin zum nichts neues Buch spürt Freitag, 6. Mai, 19.00 Uhr Thema «Wirtschaft ist Care» den spiri- Café St. Gall Bibliothek Hauptpost, - Cabaret «Prinzessinnen-Scheiss» mit den «CareBelles» tuellen 1. Stock, Gutenbergstrasse 2, St. Gallen Kathrin Bolt, Andrea Scherrer, Erfahrungen Eintritt frei Bernadette Mock, Philipp Kamm (Musik) und Beatrice nach, welche Mock (Regie) sich zwischen Naturspiritualität -Apéro Baum und im «Waldgwunder» erleben Strauch einstellen Samstag, 14. Mai, 9.00 Uhr können. Treffpunkt Haltestelle Gatterstrasse / Quelle: zVg. Universität 11 MAGNET Nr.5/2022
Weitblick Jugendliche loslassen statt fallenlassen Tiere Vortragsabend mit Heinz Etter Evangelische Frauenzeitschrift frauen forum Vertrauenspädagogische Wege, die du Eigentlich hätte sich in der Frühlings- an der Seite deiner älteren Kinder ge- ausgabe von «frauen forum» alles um hen kannst. Tiere und unsere Beziehung zu ihnen drehen sollen. Nun sind auch aktuelle Freitag, 6. Mai 2022, Beiträge zum Krieg in der Ukraine hin- 9.00 bis 21.00 Uhr zugekommen. Doch auch in diesen Tex- Evang.-ref. Kirchgemeinde Appenzell, ten tauchen vielerorts Tiere auf. Im Ber- Zielstrasse 16 ner Asylzentrum sorgt sich ein ukraini- Eintritt frei, Kollekte sches Mädchen um seinen Sittich. Und an der ungarischen Grenze zur Ukraine empfangen die Helferinnen und Helfer Die wichtigsten Dinge im müde Menschen fast ohne Gepäck, Leben kann man weder aber mit ihren Haustieren. Dann erfah- ren Sie u.a. etwas von biblischen Eseln, einfordern noch erzwingen: von der tierfreundlichen Kirche und Die Liebe, den Respekt, von einem Kirchenhund. frauen forum das Vertrauen – und letztlich wird vom «Verein Evangelische Zeit- schriften Frauen Forum» herausgege- auch nicht den Gehorsam. ben. Die Einzelnummer «Tiere» kostet 7 Franken, das Jahresabonnement (acht Jugendliche in der Adoleszenz haben Ausgaben) 38 Franken. Heinz Etter, Primar- und Sekundarlehrer, seit den Ruf, «schwierig» zu sein. Sie sind 2004 Heilpädagoge HfH, aus St. Peterzell im Tog- während dieser Zeit zwischen Kindheit Bezugsquelle: genburg, ist Vater von vier erwachsenen Kindern und Erwachsensein auf der Suche nach Geschäftsstelle frauen forum, und Grossvater von mittlerweile dreizehn Enkel- sich selbst. Weil unserer Gesellschaft Margrit Holstein, Hagenachstrasse 7, kindern. Von 1998 bis 2004 leitete er zusammen vorgegebene Initiationsrituale fehlen, 4052 Basel, Tel. 061 311 06 73, mit seiner Frau Hanni, Reitpädagogin, ein Son- weichen Teenager dieser Suche oft aus frauenforum@solnet.ch, derschulheim mit Reitbetrieb. Während dieser und betäuben ihre Gefühle von Verlust www.zeitschriften-frauenforum.ch Zeit haben sie das Joinup-Konzept bzw. die Ver- oder Einsamkeit mit Suchtverhalten, trauenspädagogik in den Grundzügen formuliert Aggression oder Langeweile. Nicht je- In der aktu- und seither laufend weiterentwickelt. Seit 2009 dem jungen Menschen gelingt es, sich ellen Ausgabe führt er vollamtlich die «Fachstelle für Vertrau- in die Gesellschaft einzufügen, ohne geht es nicht enspädagogik», berät Eltern, Lehrpersonen und sich dabei selbst zu verlieren. Unsere nur um Tiere Führungskräfte beim Umsetzen des Join-up-Kon- Aufgabe als Erwachsene ist es, unsere und unsere zeptes und betreut einen wachsenden Kreis von Kinder in der Adoleszenz los-, aber Beziehung zu nicht fallen zu lassen. Wie liebevolle ihnen. Denn VP-Trainerinnen und -Trainern in ihrer Aufgabe inzwischen ist als Multiplikator-Innen. Er hat mehrere Bücher Freiheit aussieht, in der Kinder zu wirk- Krieg in der über Vertrauenspädagogik geschrieben. Das be- lich reifen Erwachsenen wird das zent- Ukraine. kannteste, «Erziehen im Vertrauen», liegt in der rale Thema dieses Abends sein. Dane- Quelle: frauen gründlich überarbeiteten 7. Auflage 2020 vor. ben bleibt Zeit für Ihre Fragen und Er- forum fahrungsberichte. Energieverschwendung führt KlimaGerechtigkeit-jetzt.ch Jetzt spenden zu Überschwemmungen. PK 60-707707-2 RZ_Klima_OEK22_193x60_ZS_COATED_D.indd 1 16.12.21 10:43 MAGNET Nr.5/2022 12
Weitblick TUTTI SOLI Appenzeller Kammerorchster begleitet junge Talente Nach dem coronabedingten Unter- bruch knüpft das Appenzeller Kam- merorchester unter dem Titel TUTTI SOLI an die Tradition von Konzerten mit jungen Solistinnen und Solisten der Talentklasse Musik der Kantons- schule Trogen an. Samstag, 7. Mai 2022, 19.30 Uhr Ref. Kirche Rehetobel Sonntag, 8. Mai 2022, 17.00 Uhr Pfalzkeller St. Gallen Das Programm hat zwei Schwerpunkte, einerseits Werke aus Opern von Georg Friedrich Händel, andererseits sympho- Kammer- orchester nische Werke der Romantik. Der polni- musiziert sche Komponist Henryk Wieniawski mit Talent- war geprägt von der klassischen Traditi- schülern. on, verband diese aber mit geigerischer Quelle: Werner Virtuosität, wie dies beim Publikum in Meier den Salons und Konzertsälen des 19. Jahrhunderts beliebt war. Mit Ed- ein Instrument zu hören, das man stilis- tung des Textes. Leid, Schmerz und Tri- vard Griegs populärem Klavierkonzert tisch gewohnheitsmässig dem Jazz zu- umph liegen nahe beieinander, und setzt das Kammerorchester in der ordnet und das in klassischen Komposi- Händel gelingt es, dieses emotionale Hochblüte der Romantik einen nordi- tionen eher selten als Soloinstrument Spannungsfeld in differenzierten Klang- schen Schwerpunkt. Alexander Glasu- zu hören ist. Die Opernarien von Georg farben hörbar zu machen. Von der Ou- nows Werk vertritt mit erweiterter Har- Friedrich Händel bilden einen starken verture aus «Rinaldo» bis zum Schlus- monik und kühnen polyrhythmischen Gegensatz zu den schwelgerisch satten schor aus «Giulio Cesare» entsteht so Überlagerungen die Epoche der Spätro- romantischen Klängen. Die Ausdrucks- ein geraffter Gang durch Händels mantik. Dabei ist mit dem Saxophon kraft liegt in der musikalischen Deu- Opernwelt. Eintritt frei, Kollekte. Wann Samstag, 9. Juli bis Montag 11. Juli 2022 Wer Wanderfreudige, naturverbundene Menschen jeden Alters. Wo Auf dem Jakobsweg ab Sachseln bis Interlaken. Wie In einem angenehmen Durchschnittstempo. Leitung Pfarrerin Christine Scholer Information Treffen am Mittwoch, 11. Mai 2022, 19.30 Uhr, in der Kirche Schwellbrunn Eine Veranstaltung der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Schwellbrunn. Mitwanderer aus anderen Gemeinden sind herzlich willkommen. 13 MAGNET Nr.5/2022
Weitblick Nachruf Zum Tod von Rabbiner Tovia Ben Chorin (1936 Jerusalem – 2022 St. Gallen) Mit grosser Trauer haben wir heute vom Tod des Rabbiners der Jüdischen Gemeinde St. Gallen, Tovia Ben Chorin, erfahren. Tovia Ben Chorin war ein Freund der Offenen Kirche St. Gallen, für deren Aktivitäten er sich stets inte- Tovia Ben ressierte und engagierte. Auch im Statt- Chorin beim kloster St. Gallen war er ein steter und Singen von beliebter Gast, er besuchte uns immer «Schalom wieder anlässlich der Besuche seiner Chaverim» in Familie, die wir bei uns beherbergen der Offenen durften. Wir waren gerne mit Tovia Ben Kirche Chorin im Gespräch, dessen Humor, St. Gallen Geistesschärfe und Menschlichkeit uns anlässlich der immer wieder beeindruckt haben. Für 20-Jahr-Feier mich als Theologe war er ein echter der Offenen Kirche. Lehrer, weil er seinen Gesprächspart- Quelle: ner nicht nur unbedingt ernst nahm, André Brugger sondern mit ihm zusammen auf Entde- ckungsreise durch den Schatz des Le- ken, sein Kosmopolitismus, seine Liebe jedes Mal grosse Freude, tiefe Humani- bens ging, und sich dabei selbst als Ler- zum Dialog waren für mich persönlich tät! Danke Dir, lieber Tovia, für alles! nender verstand. Sein immenses Wis- eine wichtige Hilfe, sich immer wieder Sei nun aufgehoben bei dem Ewigen, sen und vielmehr noch seine Weisheit in der Fähigkeit zu üben, über die oft der Quelle und Mitte Deines Lebens! und Klugheit haben mich ermutigt, be- engen eigenen konfessionellen und re- Theodor Pindl reichert, inspiriert. Sein offenes Den- ligiösen Grenzen hinauszudenken. Und Intendant, Wirkraumkirche St. Gallen Herzliche Einladung zum Erlebnismorgen für Kinder Herzliche Einladung zum Erlebnismorgen für Kinder mit ihren Eltern, Grosseltern oder einer anderen erwachsenen Begleitperson! mit ihren Eltern, Grosseltern oder einer anderen erwachsenen Begleitperson! Wann: Samstag, Wann: 7. 7. Samstag, MaiMai2022 2022von von9.00 9.00 bis 11.00 bis 11.00 Wo:Wo: beibei derder reformierten reformiertenKirche KircheBühler Bühler Was:Was: MitMit demdem Blick Blick vomKirchturm vom Kirchturm neue neue Perspektiven Perspektivensehen. Von sehen. Vonderder Orgel lernen, Orgel was was lernen, Teamgeist Teamgeist ist.ist. DieDie Stärkevon Stärke vonMuskelkraft Muskelkraft erfahren. erfahren.Eine EineGeschichte Geschichtehören. Miteinander hören. Miteinander singen, singen, spielen spielen undund Spasshaben Spass haben Anmeldungen bis am 1. Mai an Regula Reich: kirche@ref-buehler.ch oder 079 284 98 83. Anmeldungen bis am 1. Mai an Regula Reich: kirche@ref-buehler.ch oder 079 284 98 83. Mit einem gemeinsamen Znüni lassen wir den frohen Morgen ausklingen. Mit einem gemeinsamen Znüni lassen wir den frohen Morgen ausklingen. MAGNET Nr.5/2022 14
Weitblick Einmal erleben, an den einfachsten Aufgaben zu scheitern Demenzsimulator zu mieten Im Demenzsimulator kann jede und aufwand von etwa zwei Stunden einzu- jeder in die Haut eines an Demenz planen. Vom Anziehen bis zum Abend- erkrankten Menschen schlüpfen. 13 essen können Personen, die nicht an alltägliche Situationen lassen die Teil- Demenz erkrankt sind, erleben, wie nehmenden plötzlich an den ein- sich die Symptome einer Demenz an- fachsten Dingen verzweifeln. Die fühlen, erklärt Hands on Dementia, die Evangelisch-reformierte Kirche St. Gal- Firma hinter dem Simulator. Die Teil- len bietet den Simulator zur Ausleihe nehmenden würden eigene Grenzen an. erfahren, Unbehagen empfinden und das eigene Unvermögen erleben. Wie fühlt sich Demenz an? Welchen Das führe zu negativen Gefühlen, so, Hindernissen begegnen an Demenz Er- wie bei Menschen mit Demenz an je- krankte tagtäglich? Alle, die sich als An- dem Tag. Durch das Erleben der eige- gehörige, Pflegende oder in der Freiwil- nen intensiven Emotionen entwickele ligenarbeit für Menschen mit Demenz sich ein besseres Verständnis für den engagieren, müssen sich immer wieder Erkrankten. Gerade in den schwierigen auf neue, manchmal recht schwierige Situationen des Alltags sei es enorm Betroffene und ihre Angehörigen. Wer Der Demenz- Situationen einstellen. Menschen mit hilfreich und entlastend, Menschen mit sich mit dem Thema befasst, kann dann simulator Demenz ändern ständig ihr Verhalten, Demenz mit mehr Empathie zu begeg- mit ungewöhnlichen und überraschen- lässt die das gehört zu ihrer schweren, fort- nen. Immer mehr Menschen erkranken den Situationen besser umgehen.» Seit Nutzerinnen Anfang 2020 ist Maya Hauri Thoma Lei- und Nutzer schreitenden Krankheit. Und obwohl an Demenz. Sie und ihre Angehörigen einen Tag am alles für sie einen Sinn hat, lässt es sich müssen lernen, mit den tiefgreifenden terin der Projektstelle Hochaltrigkeit Leben der für uns nicht immer nachvollziehen, so Veränderungen, die eine Demenzer- und Demenz. Dabei sei sie auf den De- demenz- die Kirche in einer Informationsbro- krankung nach sich zieht, fertig zu wer- menzsimulator aufmerksam geworden. kranken Erna schüre. den und ihr Leben entsprechend zu «Alle können erleben, was es bedeutet, Müller teil- Im Verlauf der Erkrankung nehmen gestalten, so die St. Galler Kirche. an einfachen Aufgaben zu scheitern haben. sie sich selbst und die Welt anders oder «All das wissen wir aus den Medien, und seinen Sinnen nicht mehr trauen Quelle: sogar als vollkommen fremd wahr. in denen das Thema Demenz sehr prä- zu können. Dazu gehört, dass man sich diakonie.ch Menschen mit Demenz zeigen mitun- sent ist. Doch wie präsent ist es in un- unbeholfen und unbehaglich fühlt, frus- ter heftige Gefühle und es fällt uns nicht seren Kirchgemeinden?», so die Inter- triert wird oder sich geniert, weil etwas, leicht, darauf angemessen zu reagieren. netseite der Kirche zum Thema weiter. was man doch immer konnte, nicht Das macht es so schwer, Menschen mit «Im Umgang mit Menschen mit De- mehr gelingen will.» Die ganze Gefühls- Demenz zu verstehen. Mit einem «De- menz und ihren Angehörigen, die gera- palette von Ärger oder Scham könne menzsimulator» sei es jetzt möglich, de jetzt Anteilnahme, Gemeinschaft, man nun nachempfinden. Aussagen nachempfinden zu können, wie es Unterstützung sowie seelsorgerliche von Teilnehmenden seien etwa: «Jetzt Menschen mit Demenz gehe. In 13 all- und geistliche Begleitung brauchen, verstehe ich, weshalb mein Mann statt täglichen Situationen könne mit dem sind unsere Kirchgemeinden oft unge- Besteck die Hände nimmt um zu essen» Demenzsimulator erlebt werden, wie nügend vorbereitet und eingerichtet.» oder «Ich hätte nicht gedacht, dass so sich die Symptome einer Demenz an- Ziel des Demenzsimulators ist es, viele einzelne Handlungsschritte nötig fühlten. «Sie werden Ihr Verständnis sich in Alltagssituationen von Men- sind, bis man frühstücken kann» oder für Menschen mit Demenz vertiefen», schen mit Demenz hineinversetzen zu «die Aufgabe, die Schürze zuzuknöpfen, stellt die Informationsbroschüre zum können und dadurch im Umgang sensi- war so schwierig, da ist es mir einfach Simulator in Aussicht. bilisiert zu werden. Über den Simulator verleidet und es wurde mir egal, wie Der Demenzsimulator lässt die Nut- hinaus bietet die Arbeitsstelle Diakonie das jetzt aussieht…». diakonie.ch zerinnen und Nutzer einen Tag am Le- den dreiteiligen Kurs «Menschen mit ben der demenzkranken Erna Müller Demenz begleiten» an und vermittelt Mehr Informationen zum teilhaben. «Lassen Sie sich in 13 alltäg- Fachpersonen aus dem Alzheimer Netz- Demenzsimulator: lichen Situationen verwirren und an ih- werk für begleitende Vorträge. www.ref-sg.ch/Material/ re Grenzen bringen», so die Broschüre. «Mir sind praxisnahe Erfahrungen demenzsimulator.html Der Simulator besteht aus dreizehn Sta- wichtig, weil ich glaube, dass wir dann tionen, die jeweils mit einer Geschichte ein grösseres Verständnis für Menschen Evang.-ref. Kirche St. Gallen von Erna Müller beginnen. Zum Ab- entwickeln, die an Demenz erkrankt Maya Hauri Thoma, Beauftragte für schluss einer Alltagssituation folgt eine sind, so Maya Hauri Thoma, Projektver- Diakonie, Stelle Hochaltrigkeit und kurze Information zur Einschätzung antwortliche der St. Galler Kirche. «Je Demenz, 071 227 05 61, maya.hauri@ und Symptomatik einer Demenz. Für mehr Menschen mehr über die Krank- ref-sg.ch den kompletten Durchlauf sei ein Zeit- heit wissen, desto einfacher wird es für 15 MAGNET Nr.5/2022
Agenda KAPELLE SCHWÄGALP www.ref-herisau.chHERISAU Gottesdienstbeginn jeweils um 9.30 Uhr Pfrn. Esther Furrer 071 354 70 62 esther.furrer@ref-herisau.ch Sonntag, 1. Mai Pfr. Jakob Bösch Stv. 071 354 70 61 jakob.boesch@ref-herisau.ch 9.30 Eva B. Keller, Uetliburg Pfrn. Anna Katharina Breuer krankheitshalber abwesend bis Ende Juli Sonntag, 8. Mai Pfrn. Johanna Spittler 071 354 70 63 johanna.spittler@ref-herisau.ch 9.30 Katalin Schröder, Ennetbühl Marcel Panzer 071 354 70 65 marcel.panzer@ref-herisau.ch Jugendarbeit Sonntag, 15. Mai Annalies Taverna 071 354 70 60 sekretariat@ref-herisau.ch 9.30 Klaus Stahlberger, St. Gallen Sekretariat Mo–Fr 9–11.30, 14–16 Uhr Beatrix und Daniel 071 351 26 15 mesmer@ref-herisau.ch Sonntag, 22. Mai Künzle Mesmerdienst 9.30 Ursula Fröhlich, Herisau Regelung Gottesdienste Donnerstag, 26. Mai, Auffahrt Alle Gottesdienste, welche in der Kirche stattfinden, 9.30 Irina Bossart, Stein können über Livestream am Computer mitverfolgt werden Sonntag, 29. Mai (www.ref-herisau.ch -> Link zum Gottesdienst anklicken) 9.30 Mark Hampton, Flawil Sonntag, 1. Mai 10.00 Gottesdienst Anders, Ursula Fröhlich mit Team, Kirche Dienstag, 3. Mai URNÄSCH www.ref-urnaesch.ch 9.00 Ökum. Frauezmorge. Dienstag, 3. Mai, Pfr. Markus Grieder 071 364 11 63 pfarramt-urnaesch@bluewin.ch 9.00 Uhr, im kath. Pfarreiheim. Gedanken von Norbert Hochreutener, kath. Pfarrei Herisau, Freitag, 29. April zum Thema: Die Kraft der Hoffnung. Musik: 15.00 Bibelstunde im WPZ Ernst-Markus Büchi, Klavier Sonntag, 1. Mai Ökum. Frauezmorge 9.30 Streichmusik-Gottesdienst mit Urnäscher Eine Vorbereitungsgruppe von Frauen der Kath. Pfarrei, der Streichmusik, Pfr. Markus Grieder, Evang.-method. Kirche und der Evang.-ref. Kirchgemeinde Orgel: Kathrin Messmer lädt zum Frauezmorge ein. Der Anlass schlägt eine Brücke 9.30 Sonntagschule zwischen Kirchen und Konfessionen, zwischen Jung und Alt. Sonntag, 8. Mai Norbert Hochreutener, kath. Seelsorger, spricht zum Thema 9.30 Gottesdienst Muttertag mit dem Jodelchörli, «Die Kraft der Hoffnung», Ernst-Markus Büchi umrahmt den Pfr. Markus Grieder, Orgel: Marianne Anderegg Zmorge musikalisch. Ein Kinderhort wird angeboten, so können auch Mütter den Zmorge geniessen. Der Unkosten- Sonntag, 15. Mai beitrag beträgt Fr. 8.–. 9.30 Gottesdienst in der Zürchersmühle (Kirchen- tausch), Pfr. Markus Grieder, Orgel: Tanja Sonntag, 8. Mai Rechsteiner 10.30 Gemeinsamer Gottesdienst zum Muttertag mit Herisau, Schönengrund, Schwellbrunn und Freitag, 20. Mai Waldstatt, Pfrn. Christine Scholer, Pfrn. Regula 15.00 Bibelstunde im WPZ Gamp und Pfr. Harald Greve.Musik: Alpstäächörli Samstag, 21. Mai und Heidi Meier#auf dem Bauernhof von Mägi 9.00 bis 11.00 Uhr; Kontemplation im Chor und Peter Tobler, Aedelswil/Horüti, Herisau/ der Kirche Waldstatt. Anschliessend an den Gottesdienst gibt’s Wurst, Brot und Getränke. Fahrdienst mit Sonntag, 22. Mai Ramsauer Car: Abfahrt 10.00 Uhr ref. Kirche 9.30 Gottesdienst, Pfr. Markus Grieder, und 10.05 Uhr Bushaltestelle Rest. Adler, Orgel: Kathrin Messmer Alpsteinstrasse. Rückfahrt: 13.00 Uhr. Eine Donnerstag, 26. Mai Anmeldung ist nicht nötig. 9.30 Gottesdienst Auffahrt, Ellen Schout, Oberuzwil, Samstag, 14. Mai Orgel: Mauro Rezzonico 9.30 Chinderfiir, Kirche Sonntag, 29. Mai Sonntag, 15. Mai 9.30 Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil, Orgel: 10.00 Gottesdienst mit Taufen, Pfr. Jakob Bösch, Marianne Anderegg Musik: Heidi Meier, Orgel, Kirche Friedensgebet für die Ukraine Freitag, 20. Mai In der evangelischen Kirchgemeinde Urnäsch wird jeweils 17.17 Jugendgottesdienst, Kirchgemeindehaus (KGH) am Freitag im Taizé-Abendgebet das Gebet um den Frieden in der Ukraine aufgenommen. Samstag, 21. Mai 19.30 Orgelkonzert mit Markus Kühnis, Organist aus www.magnet.jetzt Emmenbrücke, Martina Jucker, Querflöte in der reformierten Kirche. Konzert und Demonstra- tion der neu renovierten Orgel der reformierten Kirche Herisau Markus Kühnis studierte an der Glauben reflektieren Musikakademie in Zürich (heute Zürcher Hochschule der Künste) und schloss mit dem MAGNET Nr.5/2022 16
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