Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich

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Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
Auf und davon                 Advent, Advent                     Alles Klischee oder was?
Erlebnisse im Austauschjahr   Die Bahnhofstrasse wird poetisch   Wie Studieren wirklich ist

                                                                                              2017 / 2018 11. Dezember
                                                                                                                                    N° 4 Realität
                                                                                              Verband der Studierenden an der ETH
                                                                                                                                              Polykum
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
VSETH
                                                                                                                                                                       Präsikolumne 4
                                                                                                                                                                   In die Zukunft investieren

                                    Institute of Science, Technology and Policy
                                                                                                                                                           Alle unter einem Dach 5
                                                                                                                                                    Kommissionen & Fachvereine informieren

                                                                                                                                                            VSETH Pin-Up Board 6
                                                                                                                                                                   Was los war und sein wird

                                           Are you aiming at a career where policy analy-
                                           sis and policy management are important?

                                           We offer two Master programs:                                                                                                   education CAMPUS
                                                                                                                                                                         Hoch hinaus 9
                                           The MSc ETH & MAS ETH in Science, Technolo-
                                                                                                                                                              Der Akademische Aviatikverein

                                                                                                Editorial
                                           logy and Policy educate and give future decision
                                           makers in politics and business the ability to ac-
                                           tively shape political and social decision making
                                                                                                Wenn die Bahnhof-                                                        globe ETH-WELT
                                           processes.                                           strasse plötzlich                                                       Standpunkt 10

                                                                                                poetisch wird
                                                                                                                                                             Unser ökologischer Fussabdruck

                                    Applications for the Fall 2018 programme
                                      are now accepted on a rolling basis                       Da kann man nichts machen, das ist halt die                 typewriter DOSSIER: REALITÄT
                                                                                                Realität! Was ist das doch für ein abgenutz-
                                                                                                tes Wort mit inhaltlichen Falltüren? Wer will                           Realitäts-Check 12
                                                                                                                                                              Ob »Studieren« wie erwartet ist
                                                                                                sich anmassen, etwas wie die Realität zu um-
                                     www.istp.ethz.ch                   info@istp.ethz.ch       schreiben oder im bescheidenen Umfang von                   Weihnachtsgeschenk 16
                                                                                                32 Seiten zu erfassen? Die Autoren unserer                                    ULF als Poster
                                                                                                Weihnachtsausgabe haben sich trotzdem an
                                                                                                das Thema herangetraut ‒ und sie überra-                           Advent, Advent 18
                                                                                                                                                                   Ein lyrisches Foto-Projekt
                                                                                                schen uns mit vielfältigen Bezügen zur Realität.
                                                                                                So etwa Patrizia Widmer, die mit sechs jun-                        Kurzgeschichte 23
                                                                                                gen Kommilitonen dem Studium jenseits aller                             Schlaf, Winter, schlaf
                                                                                                Klischees auf den Grund geht (S. 12-15), oder
                                                                                                Hannes Hübner, dem es gelingt, uns mit ana-                      Quo vadis, ETH? 24
                                                                                                                                                                Amerikanisierung, nein danke
                                                                                                logen Fotografien in eine vorweihnachtliche
                                                                                                Dimension zu entführen: die Zürcher Bahnhof-

   Für eine                                                                                     strasse. Barbara Lussi, frisch gekürte Preis-
                                                                                                trägerin des taz-Publikumspreises, verliehen im
                                                                                                Rahmen des open mike, hat sich dazu lyrische

   Schweiz
                                                                                                Adventsgedanken gemacht (S. 18-22). Und in
                                                                                                unserer Weihnachtsausgabe darf natürlich
                                                                                                auch ein besonderer ULF nicht fehlen (S. 16-17)!
                                                                                                    Auch wenn es das Jahresende ist, gibt es

   ohne                                                                                         bei uns noch einen Neuanfang zu verkünden:
                                                                                                Lorena La Spada hat diese Weihnachtsaus-
                                                                                                gabe als Layouterin für uns gestaltet und löst
                                                                                                damit Tessy Ruppert ab, die das Polykum seit
                                                                                                                                                                            food12 EXTRAS
                                                                                                                                                                          Kulturtipp 26
                                                                                                                                                                       Vom Krieg in die Hölle

   Armut.                                                                                       2015 als Mediengestalterin begleitet hat.
                                                                                                    Ich wünsche euch viel Vergnügen mit dieser
                                                                                                Ausgabe und im Namen des gesamten Polykum-
                                                                                                                                                                          Musiktipp 27
                                                                                                                                                   My Last Sorrow: Perspectives of Perception

                                                                                                                                                                   Mobilitätsstelle 28
                                                                                                Teams frohe Weihnachten und ein glückliches                 Austausch über ein Austauschjahr
                                                                                                Jahr 2018.
                                                                                                                                                              Südkorea-Kolumne 29
                                                                                                                                                                    Viele kleine Unterschiede
                                                                                                Julia Ramseier, Redaktionsleitung Polykum
                                                                                                julia.ramseier@polykum.ethz.ch                                             Horoskop 30
                                                                                                                                                               Auf einen dunklen Dezember...

                                                                                                Das Polykum ist ein Magazin des                                              Kruxerei 31
                                                                                                                                                      Der neueste Fall der drei Sonderzeichen

www.winterhilfe.ch | PC 80-8955-1
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
–4–                                                                                                              –5–
Präsikolumne                                                                                                    FACHVEREINE &
In die Zukunft                                                                                                 ­K OMMISSIONEN
investieren
                                                                                                     Texte von Leif-Thore Deck, Dario Spilimbergo, Oliver Kramer, Dominik Brantschen & Amea Loeffer

                                     Liebe Studierende
                                     Kürzlich nahm ich an einer Round-Table-Veranstal-
                                     tung der Stadt Zürich über die Entwicklung des
                                     Hochschulquartiers Zürich teil: Wie ebendieses sich
                                     in den nächsten zwanzig Jahren baulich weiterent-
                                     wickeln wird, stand als Frage im Mittelpunkt der                    HÖNK                       KULTURSTELLE                                    UFO
                                     Diskussion. Dies ist tatsächlich ein gutes Beispiel
                                     für einen beträchtlichen Teil unserer Arbeit: Im           Auch Ende Semester gibt es              Die Kulturstelle geht am         Am 14. Dezember findet das
                                     VSETH arbeiten wir an Projekten, die teils weit            wieder viele Events auf dem            20. Dezember zu Brechts          Kerzenziehen des UFOs statt.
                                     über unsere eigene Zeit hinausgehen. Der Neubau            Hönggerberg! Schaut bei der         ›Dreigroschenoper‹ ins Schau-        Hier hast du die Gelegenheit,
                                     des Unispitals und der neue Studiengang Medizin          grossen Sushi-Night vorbei oder       spielhaus und tags darauf, am         über dem Duft von Bienen-
                                     werden neue Möglichkeiten der Forschung und               besucht die Mittwochsfilme im       21. Dezember, zu Puccinis Oper       wachs potenzielle Weihnachts-
                                     Zusammenarbeit eröffnen und der geplante Umbau            HIT und geniesst frisches Pop-      ›La fanciulla del West‹. Für fast       geschenke zu gestalten.
                                     des MM-Gebäudes inklusive Polymensa wird gerade          corn. Oder wollt ihr aktiv bei der       die Hälfte eines regulären       Wann? Am 14. Dezember zwi-
                                     den Studierenden einen grossen Mehrwert bieten.           HöNK mithelfen und ein neues         Kinoeintritts erhaltet ihr so die    schen 15.00 und 21.00 Uhr.
                                     Ich selbst werde dann vermutlich schon lange nicht        Event organisieren? Dann be-        Gelegenheit, ins Theater zu ge-         Wo? CHN, Grüner Boden.
                                     mehr als Student an der ETH sein – und wenn doch,          sucht uns am 13.12. bei der          hen. Neben Schauspiel bieten          Wir freuen uns auf dich!
                                                                                               Eisbahn oder meldet euch bei        wir aber auch musikalische Ver-

                                                                                                                                                                                                         VSETH
                                     dann mindestens im zweiten Doktorat.
                                                                                                praesi@hoenk.vseth.ethz.ch            anstaltungen in der Tonhalle
In den 60er-Jahren wurde in Stanford der sogenannte ›Marshmallow-Test‹ durchgeführt.           – die HöNK sucht immer neue           und im Moods an. Wir freuen
Das Experiment läuft wie folgt ab: Ein Kind wird mit einer Süssigkeit seiner Wahl (nicht                 Mitglieder!                         uns auf euch!
unbedingt mit einem Marshmallow, aber so wurde der Name etwas griffiger) in einem
sonst leeren Raum allein gelassen. Wenn das Kind eine gewisse Zeit warten und der
Süssigkeit widerstehen kann, bekommt es zur Belohnung eine zweite Süssigkeit.
Nun sind wir Studierenden wohl eines der besten Beispiele für Menschen, die lange auf
ihre Süssigkeit(en) warten müssen: Wir nehmen den Stress und die Arbeit eines Studi-
ums in Kauf – mit Aussicht auf die Belohnung am Ende, das Diplom und was auf dieses
folgt. Natürlich ist beim Studieren auch der Weg das Ziel, aber nur aus Spass haben wohl
noch die wenigsten Studierenden für die Basisprüfung gelernt.
Das Stanford-Experiment zeigte auch, dass verschiedene externe Faktoren die Durch-
haltefähigkeit der Kinder beeinflussten: So konnten sie sich viel länger zurückhalten, wenn
ihnen vorher vorgeschlagen wurde, sich bewusst abzulenken. Man kann hier einen Bogen                     SPOD                       TANZQUOTIENT
zur Arbeit des VSETH schlagen, die selbst zum Ziel hat, externe Faktoren für die Studie-
renden zu verändern: Wir setzen uns für gute Vorlesungen und faire Prüfungsbedingun-          Hast du gerne Pizza? Möchtest           Bevor es in die Winterpause
gen ein und bieten mit unseren Veranstaltungen auch mal Abwechslung und Ablenkung.              du in einem kleinen Team ar-       geht, hat der Tanzquotient noch
                                                                                              beiten? Oder wolltest du schon        zwei tolle Veranstaltungen für
Ein Faktor, der in diesem Kontext ziemlich aktuell ist, ist die Studiengebührenerhöhung.       immer mal eine Social Media-           euch: am Dienstag, 12. De-
Man kann darüber streiten, wie sehr dieser Faktor die Studierenden beeinflusst, klar              Kampagne gestalten und             zember, einen Tanzabend für
wird allerdings sein, dass es sich dabei kaum um einen positiven Einfluss handelt. Die          dein theoretisches Program-         alle Sozialkurse und am Mon-
Diskussion hierzu ist noch lange nicht vorbei und am 14. Dezember findet die nächste             mier-Wissen an einer Web-         tag, 18. Dezember, das beliebte
öffentliche Sitzung der Studiengebühren-Arbeitsgruppe statt – um 19.15 Uhr im HG D 3.2.          Applikation ausprobieren?            Advents-Tanzen. Mit weih-
Auch wenn viele von uns nicht mehr direkt von dieser Erhöhung betroffen sein werden,            Liebst du es, Menschen eine         nachtlichen Leckereien & Kos-
ist es unsere Pflicht, in die Zukunft zu investieren: So wie ich über zukünftige Baupläne         Freude zu machen? Dann             tümwettbewerb begleiten wir
im Hochschulquartier diskutiere, könnte sich jeder Studierende an der Diskussion über         melde dich bei uns unter: info@      euch froh und munter durch die
die Studiengebührenerhöhung beteiligen.                                                       spod.ethz.ch. Der SPOD sucht         letzte Semesterwoche. Weitere
                                                                                              immer freiwillige Mitarbeiter in     Infos auf unserer FB-Seite oder
Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2018!                              allen möglichen Bereichen.              www.tanzquotient.org
Liebe Grüsse,
Lukas

             Polykum
            2017 / 2018      N° 4          REALITÄT                                                                          Polykum
                                                                                                                            2017 / 2018      N° 4            REALITÄT
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
–6–                                                                                                               –7–

        DER VORSTAND AN
        DER EISBAHN
        Am 12. und 20. Dezember         Abend. Wir sind jederzeit für
                                                                                                                                                                                        WINAFE
        hostet der VSETH-Vorstand       Fragen, Anregungen oder Dis-                                                                                                                    Bereits in weniger als zwei Wochen ist
        für dich die Eisbahn auf dem    kussionen da und freuen uns,                                                                                                                    das Herbstsemester zu Ende! Komm am
        Hönggerberg. Gönn dir in win-   dich kennenzulernen. Wenn                                                                                                                       Donnerstag, 21. Dezember, zum WiNaFe,
        terlicher Atmosphäre einen      du an einem der beiden Nach-                                                                                                                    der traditionellen Semesterendparty im
        Glühwein, einen leckeren war-   mittage noch nichts vorhast,                                                                                                                    HXE, um das HS17 gebührend zu feiern.
        men Punsch oder iss mit uns     komm vorbei und geniesse die                                                                                                                    Feiere von 20.00‒03.00 Uhr mit deinen
        an einem der Foodtrucks zu      Adventszeit mit uns!                                                                                                                            Freunden und lass dich von einem der
                                                                                                                                                                                        Nachtbusse anschliessend wieder sicher

                                      H
                                                                                                                                                                                        nach Hause bringen.

                                    T
                                                                                                                                                                                        Stehst du lieber hinter der Bar und möch-

                                   E
                                                                                                                                                                                        test du gerne beim WiNaFe mithelfen?

                                VS
                                                                                                                                                                                        Dann melde dich bei info@winafe.ch.

                                  IN -U  P
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VSETH

                                         D

                                                                                                                                                                                                                                    VSETH
                                 BO A  R                 min Ca
                                                                  dalbert
                                                                                                                                 AUF EIN NEUES JAHR!
                                                                                                                                 Hast du deine Neujahrsvorsätze be-
                                                                                                                                 reits gefasst? Wir schon. Für 2018
                                                on Jas
                                        Texte v                                                                                  haben wir uns sehr viel vorgenommen!
                                                                                                                                 Wir möchten uns im neuen Jahr er-
                                                                                                                                 neut mit voller Motivation für alle Stu-
                                                                                                                                 dierenden einsetzen und viele tolle
                                                                                                                                 Events wie die Summerbar, den Ersti-
                                                                                                                                 tag und das Erstsemestrigenfest or-
                                                                      FROHE WEIHNACHTEN                                          ganisieren. Daneben erwarten dich im
                                                                                                                                 kommenden Jahr kleinere und grosse
                                                                                                                                 Überraschungen. Also sei auf der Hut
                                                                       Advent, Advent, ein Lichtlein brennt! Der VSETH           und lies fleissig unseren Newsletter,
                                                                       wünscht euch allen frohe Weihnachten, schöne Fest-        damit du nichts verpasst. All diese
                                                                       tage mit euren Lieben, gute Erholung in der vorlesungs-   Events können wir jedoch nicht alleine
                                                                       freien Zeit und einen guten Rutsch ins Jahr 2018. Möge    organisieren, darum ist deine Hilfe
                                                                       euch das neue Jahr viel Schönes bringen. Zugleich         gefragt! Möchtest du Teil eines tollen
                                                                       möchten wir uns bei euch auch für das tolle Jahr 2017     Teams sein oder uns als Helfer bei ei-
                                                                       bedanken. Und: Trotz der vorlesungsfreien Zeit sind wir   nem Event unterstützen? Dann melde
                                                                       bis auf die Feiertage weiterhin für euch im Dienst.       dich doch bei hallo@vseth.ethz.ch.
                                                                                                                                 Wir freuen uns auf dich und ein er-
                                                                                                                                 folgreiches neues Jahr!

                                             Polykum
                                            2017 / 2018             N° 4            REALITÄT                                                                            Polykum
                                                                                                                                                                       2017 / 2018   N° 4   REALITÄT
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
–9–
Leserbriefe
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter

                                                                                                                                                                                  Zwischen Vorlesungssaal
Form zu veröffentlichen.

                                                                                                                                                                                       und Cockpit
       Liebes Redaktionsteam des Polykum                                                   Hallo liebes Polykum-Team

       Seit ich an der ETH Zürich arbeite (und das ist                                     Ich danke euch für das Verfassen des Polykum und
       doch schon eine Weile), lese ich das Polykum mit                                    mag es, das Polykum zum Frühstück zu lesen. Dieses
       grossem Interesse, da ich es wichtig finde zu wis-                                  Mal allerdings war ich echt enttäuscht von der SBB-
       sen, was die Studierenden bewegt. Mir gefällt, wie                                  Werbung im Polykum. Es gibt in der aktuellen Aus-
                                                                                           gabe ein Interview mit zwei SBB-Mitarbeitern von der
       Themen aufgegriffen und – oft auch mit einem
       Augenzwinkern – kontrovers diskutiert werden.                                       ETH und mir scheint, dieses Interview ist eine Wer-                                    Der Akademische Aviatikverein Zürich entstand
       In der aktuellen Ausgabe des Polykum hätte ich
                                                                                           bung, aber nicht als solche markiert. Diese Vermu-
                                                                                           tung wird im Speziellen von der Spalte über die SBB                                 vor vier Jahren aus einer Gruppe Aviatik-begeisterter
       allerdings etwas mehr Fingerspitzengefühl erwar-
       tet. Angesichts der laufenden Respektkampagne
                                                                                           gestärkt, welche sogar aus der Perspektive der SBB
                                                                                           geschrieben ist und dazu aufruft, sich bei der SBB zu
                                                                                                                                                                                Maschinenbau-Studenten und zählt heute bereits
       der ETH Zürich (…) sowie der #metoo-Bewegung
       hat es mich etwas befremdet, dass im Jahr 2017
                                                                                           bewerben. (…)                                                                           über hundert Mitglieder. Cleared for Take-Off!
       die Betreiber des PapperlaPub weiterhin an einem                                    Liebe Grüsse,                                                                                                                                        von Curdin Bapst
       Motto festhalten, das – gelinde gesagt – dem                                        Samuel
       feuchten Traum eines Teenagers entsprungen zu
       sein scheint.
       (…) Dem Aufruf von Kanita Sabanovic folgend                                                                                                                 Ziel des Aviatikvereins ist es, eine Platt-                                                                     gründe, wobei die meisten aus den
       möchte ich deshalb darauf hinweisen, dass ich das                                                                                                           form für Aviatik-interessierte Studie-                                                                          Bereichen Maschinenbau, Elektro-
       Motto störend finde und es von mangelndem Res-                                                                                                              rende aller Fachrichtungen zu bilden,                                                                           technik, Physik, Aviatik, Betriebswirt-
       pekt zeugt, in dieser Form mit Prostituierten zu                                                                                                            um einerseits den wissenschaftlichen                                                                            schaftslehre, Geographie und Medi-
       werben – unabhängig davon, ob es sich dabei um                                                                                                              Austausch zu fördern und die Aviatik                                                                            zin stammen. Diese Mitglieder-
       ein falsches Versprechen oder irreführende Wer-                                                                                                             andererseits an verschiedenen Anläs-                                                                            vielfalt und das Netzwerk aus

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         education CAMPUS
       bung handelt. Es sind genau solche Aussagen, die                            Information zum Polykum-Versand                                                 sen hautnah erlebbar zu machen. Zu                                                                              angehenden Fachkräften der
       dazu führen, dass Frauen sich ausgegrenzt und auf                                                                                                           diesen zählen neben Betriebsbesichti-                                                                           Schweizer Wirtschaft zeichnen
       ihr Äusseres reduziert fühlen. Möchte das Papper-                           Zur Reduktion von Retouren und Versandkosten ent-                               gungen bei luftfahrtnahen Betrieben                                                                             den Verein als potenzielles Bin-
       laPub künftig vermehrt auch Studentinnen – und                              schied der VSETH-Vorstand, den Polykum-Auslandver-                              auch Exkursionen an Luftfahrtmessen,                                Curdin Bapst (27, Student MSc ME an         deglied zwischen Hochschule,
       nicht bloss Studenten – begrüssen (ob es das wirk-                          sand per FS18 einzustellen. Ab kommendem Jahr wird                              Airshows, Grillabende, Fly-Ins, Gleit-                              der ETH Zürich) ist im Bündner Oberland     Wissenschaft und Industrie aus.
       lich will, entzieht sich meiner Kenntnis), wäre es                                                                                                          schirm- und Segelflugschnuppertage.                                 aufgewachsen und wurde früh mit dem         Die Erweiterung und Pflege die-
                                                                                   das Polykum Studierenden nur noch an Inland-Adressen                                                                                                Fliegervirus infiziert. Neben dem Maschi-
       angebracht, sich einen anderen Werbeslogan oder                             zugestellt, welche auf www.adressen.ethz.ch hinterlegt                          Regelmässige wissenschaftliche Vor-                                                                             ses Netzwerkes spielen dabei
                                                                                                                                                                                                                                       nenbau-Studium unternimmt er regel-
       zumindest einen ebenso respektlosen und degra-                              sind. Studierende, die ein Austauschsemester oder -jahr                         träge bilden dabei einen Ausgleich zu                               mässig Rund- und Ausflüge ab seiner         eine zentrale Rolle für den jungen Ver-
       dierenden Spruch über Männer einfallen zu lassen.                           im Ausland verbringen, aber die Polykum-Lektüre nicht                           praxisnahen Aktivitäten und integrieren                             Homebase Bad Ragaz. Er ist Mitgründer       ein: Neben den Studierendenverbänden
                                                                                   missen wollen, können über www.polykum.ch auf das                               die akademische Komponente in das                                   und Präsident des Akademischen Avia-        der ETH Zürich (VSETH) und der UZH
       Freundliche Grüsse,                                                         PDF der jeweils aktuellen Ausgabe zugreifen.                                    Semesterprogramm.                                                   tikvereins Zürich.                          (VSUZH) tragen vor allem die Schweizer
       Kathrin Ringger                                                                                                                                                  Der Aviatikverein beschäftigt sich                                                                         Aviatikjournalisten (SAJ), das Center for
                                                                                                                                                                   mit einem breiten Spektrum von Luft-                                                                            Aviation Competence (CFAC) und die
                                                                                                                                                                   fahrt-Themen und verknüpft diese                                                                                Schweizerische Vereinigung für Flug-
                                                                                                                                                                   gleichzeitig mit wissenschaftlichen                                                                             wissenschaften (SVFW) zu Synergien
                                                                                                                                                                   Aspekten. So vielfältig wie das Semes-                                                                          bei. Darüber hinaus arbeitet der Aviatik-
                                                                                                                                                                   terprogramm ist auch der Mitglieder-                                                                            verein mit der RUAG Aviation und den
Impressum                                             Administration: Barbara Lussi, Telefon: 044 632 57 53,
                                                        Mail: info@polykum.ethz.ch
                                                                                                               Leserbriefe: Das Polykum-Team freut sich über
                                                                                                                 Anregungen, Kritik und Lob. Kürzere Leserbriefe
                                                                                                                                                                   stamm aufgestellt: Rund hundert Mit-                                                                            Pilatus Flugzeugwerken zusammen,
Herausgeber: VSETH, Verband der Studierenden          Wettbewerbe und Verlosungen: Die Gewinner                  haben eine grössere Chance veröffentlicht         glieder, grösstenteils von der ETHZ,                                                                            um den Kontakt zur Industrie sicherzu-
   an der ETH, Universitätstrasse 6, ETH Zentrum        werden per E-Mail benachrichtigt. Der                    zu werden. Die Redaktion behält sich vor,         UZH und der ZHAW, bilden den Aviatik-                                                                           stellen.
   CAB, 8092 Zürich, Telefon: 044 632 42 98,            Rechtsweg ist ausgeschlossen. Über den                   Kürzungen vorzunehmen.                            verein. Die Mitglieder haben ganz un-                                                                                Was als Idee im Vorlesungssaal be-
   Mail: vseth@vseth.ethz.ch, Link: vseth.ethz.ch                                                                Mail: redaktion@polykum.ethz.ch
                                                        Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.                                                               terschiedliche akademische Hinter-                                                                              gann, entwickelte sich rasch zu einem
Redaktion: Polykum, Zeitung des VSETH,                  Die Mitarbeiter und deren Partner sind von             Wanted: Schreibtalente für die Polykum-Redaktion
                                                        Wettbewerben und Verlosungen ausgeschlossen.             gesucht! Hast du bereits erste journalistische
                                                                                                                                                                                                                                                                                   wichtigen Brückenbauer zwischen Hoch-
   Universitätstrasse 6, ETH Zentrum CAB,
   8092 Zürich                                        Adressänderungen: Adressänderungen müssen                  Erfahrungen gesammelt und möchtest du dein                                                                                                                        schule, gelebter Aviatik und Industrie.
   Telefon: 044 632 56 94                               selbstständig unter www.adressen.ethz.ch                 Taschengeld mit Schreiben aufbessern? Dann                                                                                                                        Der Akademische Aviatikverein Zürich
   Mail: redaktion@polykum.ethz.ch                      vorgenommen werden. Sollte kein Postversand              fehlst genau du in unserem kreativen Team!                                                                                                                        steigt mit viel Schub und Auftrieb auf
   Link: www.polykum.ch                                 mehr erwünscht sein, kann dies ebenso unter              Bewerbungen an: julia.ramseier@polykum.ethz.ch
                                                                                                                                                                                                                                                                                   neue Flugflächen!
Redaktionsleitung: Julia Ramseier (jr)                  www.adressen.ethz.ch angegeben werden
                                                        (Versendungen > per Post an: keine

                                                                                                                                                                                                                 Bild: Florian Staub
Redaktion: Barbara Lussi (bl), Hannes Hübner (hh),
   Philipp Gautschi (pg), Shilpi Singh (si), Manuel     Postzustellung).
   Meier (mm), Matthias Tinzl (mt), Patrizia          Anzeigenmarketing: Haben Sie Interesse daran, im
   Widmer (pw), Ilsabe Wiebecke (iw), die drei          Polykum ein Inserat zu schalten? Kontaktieren                                                                                                                                                                              Haben wir dein Interesse geweckt?
   Sonderzeichen                                        Sie uns über info@polykum.ethz.ch – wir würden                                                                                                                                                                             Anmeldung mittels Anmeldeformular
                                                        uns freuen, Sie im Heft zu haben!
Titel: Bild: Shutterstock                                                                                                                                          Der Akademische Aviatikverein zu Besuch bei                                                                     unter folgendem Link: http://aviatikver-
                                                      Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen
Lektorat: Barbara Lussi                                                                                                                                            den Pilatus Flugzeugwerken in Stans.                                                                            ein.ch/index.php/membership.html
Comic: Thom Grüninger                                 Auflage: Druckauflage 20 759 Exemplare, Mitglieder­

                                                                                                                                                                                                                                                    N° 4
                                                        auflage 20 366 Exemplare (WEMF bestätigt 2017).
Layout & Gestaltung: Lorena La Spada                    Das Polykum erscheint 9-mal jährlich.
                                                                                                                                                                                                                              Polykum                                 REALITÄT
                                                                                                                                                                                                                             2017 / 2018
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
– 10 –                                                                                                                                        – 11 –

                   Warum wir über unsere
                                                                                                                                                                                                                                                   erneuerbarer Energien in den nächsten
                                                                                                                                                                                                                                                   Jahren und Jahrzehnten bereitgestellt
                                                                                                                                                                                                                                                   werden können.

                 Umwelt-Verhältnisse leben –                                                                                                                                                                                                       Das Problem mit den mineralischen
                                                                                                                                                                                                                                                   Rohstoffen
                                                                                                                                                                                                                                                   Ein grosses Problem mineralischer Roh-
                                                                                                                                                                                                                                                   stoffe liegt vor allem darin, dass viele

                 und wie sich das ändern lässt
                                                                                                                                                                                                                                                   Länder mit Rohstoffvorkommen, wie z.B.
                                                                                                                                                                                                                                                   Zimbabwe, Kongo und Burkina Faso,
                                                                                                                                                                                                                                                   politisch instabil und wirtschaftlich
                                                                                                                                                                                                                                                   schwach sind, was sowohl die Investitio-
                                                                                                                                                                                                                                                   nen wie auch die soziale und die Umwelt-
                                                                                                                                                                                                                                                   sicherheit beeinträchtigt. So kann die
                                                                                                                                                                                                                                                   Rohstoffgewinnung in Minen sehr grosse
                    Viele Produkte, die in der Schweiz konsumiert                                                                                                                                                                                  Umweltschäden bewirken, was starke

                  werden, verursachen übermässigen Ressourcenver-                                                                                                                                                                                  nationale und internationale Richtlinien
                                                                                                                                                                                                                                                   und deren Kontrolle nötig macht. Schwei-
                   brauch in anderen Ländern. Konsumieren wir auf                                                                                                                                                                                  zer Konsumenten solcher Rohstoffe be-
                                                                                                                                                                                                                                                   kommen vom »Umwelt-Footprint«, den
                   Kosten anderer? Mineralische Rohstoffe spielen                                                                                                                                                                                  der Abbau von mineralischen Rohstoffen
                                                                                                                                                                                                                                                   verursacht, zu Hause nur wenig mit. Des-
                             dabei eine besondere Rolle.                                                                                                                                                                                           halb stellt sich die Frage, was wir in der
                                                                                                                                                                                                                                                   Schweiz tun könnten und sollten, um
                                                von Stephan Pfister und Thomas Bernauer                                                                                                                                                            unsere Verantwortung gegenüber der
                                                                                                                                                                                                                                                   Welt etwas besser wahrzunehmen.
                                                                                                                                                                                                                                                        Dieser Frage gehen Forscher
globe ETH-WELT

                                                                                                                                                                                                                                                                                          globe ETH-WELT
                                                                                                                                                                                                                                                   des ISTP in Bezug auf minerali-
                                                                                                                                                                                                                                                   sche Rohstoffe nach. Sie konzent-
          Die Schweiz ist ein reiches Land                                                            ungewiss, da die momentanen politischen                                                                                                      rieren sich dabei vor allem auf Gold,
          und der damit verbundene Le-                                                                und wirtschaftlichen Verantwortungsträ-                                                                                                      Kupfer und Lithium und untersu-
          bensstandard führt zu einem                                                                 ger kostspielige Massnahmen auf zu-           Kakao: Dort angebaut, hier konsumiert.                                                         chen, welche Auswirkungen der
          grossen Ressourcenverbrauch.                                                                künftige Generationen abschieben kön-                                                                                                        Konsum solcher Rohstoffe in der
          Neben Wasser und Gestein weist                                                              nen. Aber zumindest existiert nun ein                                                                                                        Schweiz auf Umwelt und sozio-
   die Schweiz aber nur wenige Rohstoffe                                                              international verbindliches Rahmenwerk,       sehr artenreichen Gebieten angebaut                                                            ökonomische Verhältnisse in den Pro-
   im eigenen Land auf und ist daher stark                                                            um mit kleinen Schritten Richtung Nach-       werden. Da Nahrungsmittel in der Regel                                                         duktionsländern hat sowie Möglichkeiten,
   abhängig von Importen. Während die Um-                                                             haltigkeit zu gehen.                          Grundbedürfnisse der Menschen abde-                                                            den Umwelt-Fussabdruck der Schweiz
   weltstandards in der Schweiz im interna-                                                                                                         cken, kann die dadurch bewirkte Umwelt-                                                        im Ausland durch Substitution, Recycling
                                                    Thomas Bernauer ist Professor für Politik-
   tionalen Vergleich hoch sind, werden ge-         wissenschaft an der ETH Zürich. Seine For-
                                                                                                      Importieren auf Pump?                         belastung nur zum Teil reduziert werden                                                        sowie mehr Transparenz und Nachhaltig-
   rade beim Abbau von Rohstoffen grosse            schungsgruppe ist am Zentrum für Verglei-         Im Nahrungsmittelbereich fallen, global       – vor allem durch Verringerung von Nah-                                                        keit in der gesamten Produktionskette zu
   Umweltprobleme verursacht. Dies sind             chende und Internationale Studien der ETH         gesehen, vor allem Land- und Wasser-          rungsmittelabfällen, Verzicht auf über-                                                        reduzieren.
   aber mehrheitlich »externe Kosten«, wel-         und Universität Zürich und am Institute of        verbrauch sowie Dünger und Pestizide          mässigen Konsum tierischer Produkte                                                                 Dass wir in der Schweiz über unseren
   che wir als Konsumenten nicht mittragen.         Science, Technology and Policy der ETH            ins Gewicht. Daraus resultierende Biodi-      sowie einen reduzierten Konsum von                                                             eigenen Umwelt-Verhältnissen und auf
                                                    Zürich angesiedelt. Er arbeitete von 1988
   Dadurch und durch das tiefere Lohnni-                                                              versitätsverluste liegen um ein Vielfaches    Produkten aus Regenwäldern und Ge-            Stephan Pfister ist leitender wissenschaftli-    Kosten der Umwelt in anderen Ländern
                                                    bis 1992 am UNO-Institut für Abrüstungs-                                                                                                      cher Mitarbeiter in der Gruppe Ökologische
   veau vieler Rohstoffproduzenten können           forschung und promovierte 1992 an der             über dem Niveau, das nachhaltig wäre.         nussmitteln wie Kaffee und Kakao.                                                              leben, ist offensichtlich. Es stellt sich
                                                                                                                                                                                                  Systemanalyse der ETH Zürich und arbeitet
   wir sehr billig importierte Mineralien,          Universität Zürich mit einer Arbeit zum           In der Schweiz selbst haben wir nachhal-           Der wirtschaftliche und technologi-      dabei am Projekt ›Swiss Minerals Observa-
                                                                                                                                                                                                                                                   somit die Frage, wie lange wir uns das
   Treibstoffe und auch Nahrungsmittel              globalen Chemiewaffen-Verbot. 1992-94             tigere Produktionssysteme aufgebaut.          sche Fortschritt führt auch zu einem          tory‹ des Institute of Science, Technology and   noch leisten können oder sollten. Ziel der
   konsumieren, ohne die vollen Kosten zu           forschte er an der Harvard University. 1995       Aber gerade die verminderte Produktivität     stark wachsenden Verbrauch von mine-          Policy. Er schloss seine Doktorarbeit zur        Forschung zu diesem Thema am ISTP ist,
   tragen. Diese Kosten werden teilweise            wurde er Assistenzprofessor an der ETH            im Biolandbau führt auch zu mehr Impor-       ralischen Ressourcen. Kupfer und Li-          Bewertung von Wasserverbrauch in Ökobi-          politischen Entscheidungsträgern, Firmen
                                                    Zürich, 1999 ausserordentlicher Professor,                                                                                                    lanzen 2011 an der ETH Zürich ab und ver-
   auf zukünftige Generationen sowie auf            2004 Ordinarius. Thomas Bernauers For-
                                                                                                      ten und zu einem höheren Umwelt-Fuss-         thium zum Beispiel scheinen bereits in                                                         und der Zivilgesellschaft Mittel und Wege
                                                                                                                                                                                                  brachte danach ein Jahr als Post-Doc an
   die Bevölkerung in Produktionsländern            schung befasst sich v.a. mit Umwelt- und          abdruck. Der Artenverlust durch den Ver-      einigen Jahren relativ knapp zu werden,                                                        aufzuzeigen, wie der Konsum minerali-
                                                                                                                                                                                                  der UC Santa Barbara in den USA. Stephan
   von Rohstoffen verlagert und unser Kon-          Wirtschaftspolitik. Seinem Buch ›Genes,           brauch von Land- und Wasserressourcen,        da die Rohstoffproduktion kaum mehr           Pfister befasst sich mit verschiedenen As-       scher Rohstoffe in der Schweiz ein nach-
   sum bewegt sich somit ganz klar über             Trade and Regulation‹ (Princeton University       der durch den Konsum in der Schweiz           mit der Nachfrage mithalten kann. In          pekten der Ökobilanz und deren Anwendung         haltigeres Ausmass erreichen könnte.
   einem nachhaltigen Niveau. Zumindest in          Press, 2003) wurde von der American Poli-         verursacht wird, fällt zum grössten Teil im   dynamisch wachsenden Wirtschaftsräu-          für Umweltentscheidungen. Dabei hat er
                                                    tical Science Association 2005 der ›Don K.
   Bezug auf Treibstoffe lässt sich ein Licht       Price Award‹ für das beste Buch im Bereich
                                                                                                      Ausland an; gemäss aktuellen ETH-Stu-         men wie China sind extreme Wachstums-         insbesondere das Konzept des Wasserfuss-
   am Horizont ausmachen, da das Paris-                                                               dien zu über 95 Prozent (DOI: 10.1021/        raten in der Nachfrage nach solchen           abdruckes und die dazugehörige ISO-Norm
                                                    Wissenschafts-, Technologie- und Umwelt-                                                                                                      mitgeprägt und umfassende Analysen des
   Abkommen recht ambitionierte Ziele für           politik verliehen. 2012 erhielt er vom Euro-      acs.est.5b06153; DOI: 10.1021/acs.est.        Rohstoffen beobachtbar und es stellt          globalen Land- und Wasserverbrauchs
   die Treibhausgasemissionen setzt, um             pean Research Council einen ›ERC Advanced         6b00740). Luxusartikel wie Kaffee und         sich die Frage, wie die mineralischen         durchgeführt. Er ist Mitautor von über sech-     Weitere Informationen unter:
   extreme Klimaveränderungen zu verhin-            Grant‹. Seit 2015 ist er Direktor des Institute   Kakao gehören zu den Hauptursachen            Rohstoffe für die wachsende Bevölke-          zig Artikeln in Fachzeitschriften sowie elf      http://www.istp.ethz.ch/research/mine-
   dern. Ob dieses Ziel erreicht wird, ist          of Science, Technology and Policy, ISTP.          globaler Biodiversitätsverluste, da sie in    rung bei gleichzeitigem Vormarsch             Buchkapiteln.                                    rals.html

                                                 Polykum
                                                2017 / 2018        N° 4                REALITÄT                                                                                                 Polykum
                                                                                                                                                                                               2017 / 2018       N° 4               REALITÄT
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
– 12 –                                                                                                                – 13 –

                                Traum-Studium oder                                                                                                              Wie wohnt ihr derzeit als Studierende?

                                nüchterne Realität?
                                                                                                                                        JANA                        nichts aus, da ich        kommen, an dem man         SARINA                    scher so. Ich muss
                                                                                                                                        Ich wohne bei meinen        währenddessen Texte       sich gut mit den Leu-      Ich wohne mit einer       mich (oft) nicht ums
                                                                                                                                        Eltern und pendle nach      für die Uni lesen kann.   ten versteht. Das ist      Kollegin aus meinem       Essen kümmern und
                                                                                                                                        Luzern. Dabei bin ich                                 mir sehr wichtig, auch     Studiengang in einer      spare so viel Geld.
                                                                                                                                        eine Stunde unter-          JONAS                     wenn ich nicht viel in     WG. Eigentlich gefällt
                                                                                                                                        wegs. Im Moment mag         In einer WG zu viert.     der WG bin. Manchmal       mir das sehr gut.         ROSSELLA
                                                                                                                                        ich es, so zu wohnen.       Das gefällt mir sehr!     ist die Distanz ein Pro-                             In einer 11er-WG. Mitt-
                                                                                                                                        Ich verstehe mich gut                                 blem; dann, wenn ich       SIMON                     lerweile habe ich mich
                                Sechs Studierende erzählen, ob sich ihre                                                                mit meiner Familie! Es
                                                                                                                                        ist jeweils schön, in ein
                                                                                                                                                                    SARAH
                                                                                                                                                                    In einer WG mit einer
                                                                                                                                                                                              an der ETH bis spät
                                                                                                                                                                                              am Abend an Projek-
                                                                                                                                                                                                                         Bei meinen Eltern. Es
                                                                                                                                                                                                                         stört mich nicht son-
                                                                                                                                                                                                                                                   daran gewöhnt, so zu
                                                                                                                                                                                                                                                   wohnen. Ich habe tolle

                               Erwartungen an das Studium erfüllt haben ‒                                                               vertrautes Umfeld
                                                                                                                                        nach Hause zu kom-
                                                                                                                                                                    Kollegin und einem
                                                                                                                                                                    Kollegen in Olten. Es
                                                                                                                                                                                              ten arbeite und noch
                                                                                                                                                                                              mehr als eine Stunde
                                                                                                                                                                                                                         derlich, bei meinen
                                                                                                                                                                                                                         Eltern zu wohnen, und
                                                                                                                                                                                                                                                   Mitbewohner und fühle
                                                                                                                                                                                                                                                   mich wohl! Am Anfang

                                  oder ob alles doch ganz anders kam.                                                                   men. Auch die Zug-
                                                                                                                                        fahrten machen mir
                                                                                                                                                                    ist entspannend, am
                                                                                                                                                                    Abend an einen Ort zu
                                                                                                                                                                                              unterwegs bin, bis ich
                                                                                                                                                                                              zu Hause ankomme.
                                                                                                                                                                                                                         es ist meiner Ansicht
                                                                                                                                                                                                                         nach deutlich prakti-
                                                                                                                                                                                                                                                   war das aber schon
                                                                                                                                                                                                                                                   eine Umstellung.

                                                                        von Patrizia Widmer

                                                                                                                                                    Welche Erwartungen hattet ihr an das Studium?
                     Eine Gruppe junger Menschen schlendert aus dem               in Filmen und Büchern über das Studium nahe-
                     alten, prachtvollen Universitätsgebäude über einen           gelegt wird: die Idealvorstellung des Studieren-      JANA                        Freundeskreis vor         der Begegnungen mit        SARINA                    einteilen könne. So
                     Weg, der von Bäumen in herbstlichen Farben ge-               denalltags? So hat sich auch Patrizia Widmer das      Natürlich hat man           Augen, der die glei-      neuen Menschen.            Ich konnte mir nicht      war ich schon neugie-
                     säumt ist. Alles liegt in goldenem Licht. Die Kom-           Studium auf eine gewisse Weise vorgestellt. Doch      immer irgendwelche          chen Interessen hat                                  besonders gut vorstel-    rig auf das Studium.
                     militonen freuen sich auf ihre Lerngruppe, in der            wie sieht die Realität aus und gibt es davon am       Erwartungen. Das            wie ich. Und ich habe     SARAH                      len, wie das Studium
                                                                                                                                        Studentenleben ist          auch gedacht, dass        Ich muss ehrlich sa-       ablaufen würde. Ich       ROSSELLA
                     gleich eine hochinteressante Diskussion stattfin-            Ende vielleicht nicht nur eine, sondern viele Vari-   auch mit vielen Kli-        ich mich nun endlich      gen, dass ich mir nicht    vermutete, dass es        Mein Studienfach war
                     den wird. Den Kaffee in der Hand gönnen sie sich             ante(n)? Dazu hat sie sechs Studierende im Grund-     schees behaftet: viel       nur auf das konzen-       viele Gedanken über        wahrscheinlich an-        für mich ein ganz un-
typewriter DOSSIER

                                                                                                                                                                                                                                                                               typewriter DOSSIER
                     nicht etwa, weil sie müde wären, sondern nur, weil           studium befragt ‒ Studierende von verschiedenen       Freizeit, viele Partys,     trieren kann, was mich    das Studium gemacht        strengend sein würde.     bekanntes Gebiet und
                     er so fein schmeckt. Das Klischee lässt grüssen,             Schweizer Universitäten und aus verschiedenen         aber auf der anderen        wirklich interessiert,    habe und somit auch                                  deshalb wusste ich
                     doch ist nicht dieses Bild irgendwie das, was uns            Studienrichtungen:                                    Seite auch die seriöse      dass ich nun mehr         nicht viele Erwartun-      SIMON                     auch nicht genau, was
                                                                                                                                        und akademische             gefordert bin, selbst-    gen hatte, weder po-       Ich hatte nicht sonder-   auf mich zukommen
                                                                                                                                        Erwartung an eine           ständig zu denken,        sitive noch negative.      lich viele Erwartungen.   würde. Ich wusste,
                                                                                                                                        Universität. Ich habe       mehr als etwa im          Ab und zu haben Kol-       Viele haben gesagt, es    dass es streng sein
                                                                                                                                        erwartet, dass man          Gymnasium.                leginnen und Kollegen      gibt Schüler, die im      würde, da die ETH
                                                                                                                                        viel selbst bestimmen                                 Gerüchte über mein         Gymnasium zwar gut        diesen Ruf hat. Mit
                                                                                                                                        kann und muss. Das          JONAS                     zukünftiges Studium        sind, aber im Studium     dem Studieren war
                                                                                                                                        hat sich auch bestä-        Ich habe erwartet,        gestreut, jedoch habe      versagen, was mir ein     auch verbunden, von
                                                                                                                                        tigt. Davor hatte ich       dass das Studium          ich mir auch über die      wenig Angst machte.       zu Hause auszuziehen,
                                                                                                                                        etwas Respekt, da           sowohl mit sehr viel      nicht wirklich den Kopf    Daneben gab es je-        in die Stadt. Ich dachte,
                                                                                                                                        meine Selbstdiszi-          Stress als auch Aufre-    zerbrochen.                doch auch andere          dass es sicher cool
                                                                                                                                        plin nicht sehr aus-        gung verbunden sein                                  Meinungen, etwa die,      sein würde, neue Leute
                                                                                                                                        geprägt ist. Ich hatte      würde, schon allein                                  dass man während des      kennenzulernen und in
                                                                                                                                        auch immer das Bild         wegen der neuen Orte,                                Studiums sehr frei sei    einer völlig neuen
                                                                                                                                        von einem coolen            der neuen Fächer und                                 und sich viel selbst      Umgebung zu sein.

                                                                                                                                                            Habt ihr die Vorstellung vom Studieren
                                                                                                                                                           mit einem bestimmten Gefühl verbunden?
                                                                                                                                        JANA                        JONAS                     rhythmus finden.           während der Woche         ROSSELLA
                                                                                                                                        Das ist schwierig zu        Mit Nervosität und        Daher verband ich die      nicht mehr zu Hause       Mit Aufregung, Mo-
                                                                                                                                        sagen. Ich glaube, da       Vorfreude.                Vorstellung vom Stu-       wohnen und nieman-        tivation, Ehrgeiz und
                                                                                                                                        war eine Mischung aus                                 dium mit dem Gefühl        den von meinem Stu-       Nervosität.
                                                                                                                                        Vorfreude und Unsi-         SARAH                     von einem geordneten       diengang kennen

                                        Beschreibt »Studieren« mit einem Wort!                                                          cherheit. Am Anfang
                                                                                                                                        weiss man nicht ge-
                                                                                                                                                                    Kurz vor Beginn des
                                                                                                                                                                    Studiums kehrte ich
                                                                                                                                                                                              und aktiven Alltag.        würde.

                                                                                                                                        nau, was kommt, aber        von einer langen Reise    SARINA                     SIMON
                     JANA               JONAS                 SARAH               SARINA           SIMON                ROSSELLA        man freut sich darauf,      zurück und musste         Ich hatte Respekt vor      Mit Neugierde und
                     Abwechslungsreich. Kaffee.               Bücher.             Durchhalte-      Selbstständigkeit.   Disziplin.      dass man Teil der Uni-      erst wieder einen         dieser neuen Situation.    Ungewissheit.
                                        (Sehr viel Kaffee.)                       vermögen.                                             Welt sein kann.             geordneten Lebens-        Ich wusste, dass ich

                                                          Polykum
                                                         2017 / 2018        N° 4          REALITÄT                                                                               Polykum
                                                                                                                                                                                2017 / 2018        N° 4               REALITÄT
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
– 14 –                                                                                                                                – 15 –
                          Mit welchen Gefühlen verbindet ihr Studieren heute?                                                                                         Ist etwas schlechter am Studium als erwartet?
                     JANA                      schaftliche Arbeit         SARAH                      habe ich ziemliche        ROSSELLA                   JANA                       durch. Ich hoffe, dass     SARAH                       SARINA                     ROSSELLA
                     Auch wenn es sehr         geschrieben habe und       Ich kenne inzwischen       Probleme, mich zu         Meistens mit Stress        Freundschaften zu          ich den Nutzen dieser      Viele Studierende           Die Planung des            Der Anteil an Frei-
                     dramatisch klingt: mit    auch die ersten Prü-       viele nette Leute und      motivieren, da es auch    oder Panik. Wenn ich       schliessen empfinde        Veranstaltungen dann       haben mir vor dem           Stundenplans ist           zeit ist geringer, als
                     Freiheit. Ich meine       fungen erst noch auf       finde den Tag, so          Vorlesungen gibt, die     mit dem Stoff nicht        ich im Studium als         in späteren Seminaren      Beginn des Studiums         ziemlich anstrengend.      ich erwartet hatte.
                     damit nicht, dass ich     mich zukommen. Ich         geordnet und gleich-       mich nicht wirklich       nachkomme oder ge-         eher schwierig. Bei        erkennen werde.            oft Geschichten er-                                    Ausserdem wird man
                     in meinem Studium         weiss noch nicht           mässig er scheinen         interessieren. Das        rade nicht so viel für     manchen Einführungs-                                  zählt wie: »Du wirst        SIMON                      schnell mal unter Druck
                     persönlich total auf-     genau, wie das alles       mag, trotzdem sehr         Studentenleben im         die Uni mache, dann        veranstaltungen, die       JONAS                      die ganze Nacht mit         Persönlich finde ich       gesetzt; wie stark man
                     gehe und mich inner-      ablaufen wird und ob       abwechslungsreich;         Allgemeinen gefällt       habe ich immer ein         obligatorisch sind,        Es gibt nur wenige         Modellbau beschäf-          es schade, dass wir        sich selbst unter Druck
                     halb der Vorlesungen      ich genug leisten kann.    ich erlebe viele posi-     mir aber sehr gut.        schlechtes Gewissen.       frage ich mich manch-      Gelegenheiten, neue        tigt sein und auch am       relativ wenige Vorle-      setzt, hängt natürlich
                     frei fühle. Ich kann                                 tive und lustige Mo-                                 Oft verbinde ich das       mal wiederum, was          Kontakte zu knüpfen.       Wochenende auf den          sungen haben ‒ und         von jedem individuell
                     aber, weil ich in mei-    JONAS                      mente. Jedoch musste       SIMON                     Studium jedoch auch        diese bringen sollen,      In den Vorlesungen         Hönggerberg gehen           die, die wir haben,        ab, aber für mich ist es
                     nem Studiengang           Vor allem mit Freude.      ich auch lernen, dass      Vor allem mit grösserer   mit Freude, wenn ich       weil alles sehr abs-       muss man aufpassen         müssen.« Das sind           sind dafür mit viel        nicht immer einfach,
                     vieles selbst bestim-     Natürlich fehlt mir oft    ich durch das Studium      Selbstständigkeit. Man    eine spannende und         trakt betrachtet wird,     und in den Pausen          tatsächlich nicht nur       Stoff gefüllt. Ich hätte   damit umzugehen. Ich
                     men kann, meine           die Motivation, am         sehr wenig Zeit habe,      muss wirklich das         interessante Vorlesung     wodurch es schwierig       sind meistens schon        Witze! Vielleicht sollte    es lieber, wenn wir        habe eine Weile ge-
                     Freizeit so einteilen,    Morgen aufzustehen.        selbst nachzudenken        meiste selbst organi-     habe. Ausserdem habe       ist, Zusammenhänge         Gruppen gebildet.          ich aber anfügen, dass      weniger Zeit zum           braucht, bis ich ein
                     wie es mir gefällt. Ich   Dennoch freue ich          oder am Gelernten zu       sieren und hat keine      ich mit den neuen          zu anderen Themen-         Praktika sind die beste    das trotzdem eine über-     selbstständigen Ler-       Gleichgewicht zwi-
                     verbinde Studieren        mich jedes Mal, etwas      zweifeln.                  kleineren Zwischen-       Freunden, die ich          bereichen herzustel-       Möglichkeit, um sich       triebene Darstellung        nen, aber mehr Vor-        schen Freizeit und Stu-
                     jedoch immer noch mit     Neues lernen zu dürfen.                               prüfungen, die einen      gefunden habe, viel        len. Aber da muss man      vertieft mit Kommilito-    meines Studiums ist.        lesungen hätten.           dium finden konnte.
                     einer gewissen Unsi-                                 SARINA                     anspornen, ständig zu     Spass.                     wahrscheinlich einfach     nen auszutauschen.
                     cherheit, weil ich z.B.                              Ich habe gemischte         lernen.
                     noch nie eine wissen-                                Gefühle. Manchmal

                                          Was hat euch am Studieren überrascht?                                                                                    Ist es schwer, beim Studieren motiviert zu bleiben?
                     JANA                      ums ›Social Credits‹       Zwei Beispiele dazu:       wie ganz grundlegende     trägt, ob man nun lernt    JANA                       wenig begeisterter         SARAH                       SIMON                      ROSSELLA
typewriter DOSSIER

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    typewriter DOSSIER
                     Wie spezifisch die Se-    erwerben müssen, in-       Einige Assistenten         Dinge des Studiums        oder sich anders           Schwieriger als erwar-     wäre vom Studium.          Ich hatte gehofft, mei-     Ich dachte (oder hoffte    Einfacher als erwartet.
                     minare ausgerichtet       dem wir uns irgendwie      kamen ohne Vorberei-       organisiert sind. Das     beschäftigt.               tet. Den Grund, warum                                 ne Motivation und vor       zumindest), dass ich       Ich war selbst erstaunt
                     sind. Es geht immer       an der Uni engagieren.     tung ins Praktikum,        hat mich beruhigt.                                   ich studiere, habe ich     JONAS                      allem meinen Arbeits-       im Studium motivierter     darüber, wie viel ich für
                     um ein ganz spezielles                               weil sie lieber Fussball                             ROSSELLA                   im Studium selbst          Einfacher als erwartet.    willen zu allen Zeiten      sein würde, da mich        das Studium leisten
                     Thema, das vertieft       JONAS                      spielen gingen. Und ein    SARINA                    Ich war schon ein          noch nicht wirklich        Wenn man sein Stu-         aufrechterhalten zu         der Inhalt der Vorle-      konnte, ohne dass
                     wird. Die Zusammen-       Die Organisation ist       Dozent entliess uns        Am Anfang war noch        bisschen überrascht        bestätigt gefunden.        dium ernst nimmt,          können. Mit der Moti-       sungen interessieren       es mich nervte. Ich
                     hänge zwischen den        schlechter als erwar-      zehn Minuten früher in     alles neu, doch dann      oder erstaunt, wie viel    Ich habe Vorlesungen,      denke ich, dann bleibt     vation fährt man in der     sollte. Für mich ist es    möchte dieses Stu-
                     Themen der einzelnen      tet. Ich hatte immer die   die Pause, weil er den     habe ich mich relativ     Selbstverantwortung        die sehr interessant       einem keine andere         Realität jedoch Ach-        jedoch vor allem je-       dium wirklich machen,
                     Seminare muss man         Vorstellung, dass eine     Computer nicht ver-        schnell an den Studi-     man hat und wie viel       sind und auf die ich       Wahl, als am Ball zu       terbahn.                    weils zu Beginn des        weshalb ich auch be-
                     dann selbst herstellen.   Universität einer gut      stand.                     enalltag gewöhnt und      Arbeit man als Stu-        mich gerne vorbereite.     bleiben. Je länger ich                                 Semesters schwierig,       reit bin, viel zu leisten.
                     Was mich an der Uni       geölten Maschine                                      mich eingelebt. Das       dent erbringen muss.       Bei manchen Semina-        etwas aufschiebe,          SARINA                      nicht die Freizeit         Die Vorlesungen haben
                     Luzern speziell über-     gleicht. Jetzt habe ich    SARAH                      hat mich überrascht.      Ausserdem habe ich         ren frage ich mich         desto mehr muss ich        Momentan ist es et-         überhand nehmen zu         mich jeweils recht mo-
                     rascht hat, ist, dass     gemerkt, dass viele        Dass viele Kommilito-                                mich selbst über-          aber häufig, was mir       später machen. Da          was schwieriger als         lassen, sondern beim       tiviert. Ich war sehr
                     wir eine Anwesen-         Dozenten genauso           nen genau wie ich          SIMON                     rascht, da ich nicht       das Ganze bringen          mache ich lieber viele     erwartet, motiviert zu      Lernen am Ball zu          erstaunt über mich
                     heitspflicht von acht-    planlos und zum Teil       keinen Schimmer            Wie viel Freizeit man     erwartet hätte, dass       soll. Ich bin zwar nicht   kleinere Lerneinheiten     bleiben.                    bleiben.                   selbst, dass ich so
                     zig Prozent haben und     auch so unorganisiert      hatten, was auf sie        hat, in der man selbst    ich so diszipliniert       unmotiviert, habe aber     als eine sehr grosse.                                                             diszipliniert arbeiten
                     im Verlauf des Studi-     sind wie wir Studenten.    zukommen würde und         die Verantwortung         arbeiten kann.             gedacht, dass ich ein                                                                                        kann.

                                         Was ist besser am Studium als erwartet?                                                                         Habt ihr eine gute Balance zwischen Uni und Freizeit gefunden?
                     JANA                      JONAS                      SARAH                      SARINA                    SIMON                      JANA                       zudem, um zu Hause         sich z.B. mit seinen        macht mir bis jetzt am     diesen im Unisport
                     Das Mensa-Essen ist       Man hat mehr Freizeit      Die Nachtschichten         Es war sehr einfach,      Bisher fand ich die        Ich habe erwartet,         für die Uni zu arbeiten.   Mitbewohnern eine           meisten zu schaffen.       finden würde.
                     sehr gut! Ich finde es    als erwartet. Wenn         dauern zwar länger als     Leute kennenzulernen,     allermeisten Dozieren-     dass ich meinen Alltag     So habe ich am Wo-         Serie anzuschauen.
                     auch super, dass man      man die Woche hin-         erwartet, aber trotz-      da es für alle eine       den sehr angenehm.         überwiegend selbst         chenende dann auch         Ausserdem bietet die        SARINA                     ROSSELLA
                     in manchen Seminaren      durch immer wieder         dem (noch) nicht so        neue Situation war und                               organisieren kann und      genug Zeit, um mich        Uni selbst, etwa mit        Ich nehme mir manch-       Ich dachte, dass ich
                     von den älteren Stu-      lernt, kann man es sich    lange wie in den Er-       die meisten ähnliche      ROSSELLA                   so ist es auch. In die-    z.B. mit Freunden zu       dem ASVZ, viele Mög-        mal mehr Freizeit als      auch während des
                     dierenden profitieren     dennoch erlauben,          zählungen einiger          Interessen haben.         Die Programme neben        sem ersten Semester        treffen.                   lichkeiten, dem Uniall-     andere Kommilitonen.       Studiums in Zürich
                     kann, indem man beob-     auch einmal ein Wo-        Studenten.                                           dem Studium sind           habe ich mir die Zeit                                 tag für einige Stunden                                 meinen Hobbys in Bern
                     achtet, wie sie an das    chenende lang zu                                                                vielfältig! Man kann       so eingeteilt, dass ich    JONAS                      zu entkommen.               SIMON                      nachgehen könnte.
                     Thema herangehen.         entspannen.                                                                     viele neue Sachen          zwei Tage in der Wo-       Wenn man immer                                         Durch das grosse           Das wurde mit der Zeit
                                                                                                                               ausprobieren, was ich      che frei habe. So ar-      wieder ein bisschen        SARAH                       Unisport-Angebot           aber doch zu stressig.
                                                                                                                               sehr schätze!              beite ich an einem Tag,    lernt, bleibt dennoch      Ich hätte nie erwartet,     komme ich zu einem
                                                                                                                                                          was für mich ein super     genügend Zeit, um          so wenig Zeit für Frei-     guten Ausgleich. Ich
                                                                                                                                                          Ausgleich ist, und         auch einfach mal           zeit, Freunde und Fa-       hatte allerdings nicht
                                                                                                                                                          einen Tag habe ich         zurückzulehnen und         milie zu haben. Das         erwartet, dass ich

                                                            Polykum
                                                           2017 / 2018         N° 4                REALITÄT                                                                                       Polykum
                                                                                                                                                                                                 2017 / 2018         N° 4                 REALITÄT
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
Polykum             REALITÄT
2017 / 2018   N° 4
Polykum N 4 Realität - Dezember - ETH Zürich
– 19 –
                                               vorbeigefahrn am Erlöserstern
                                         zu Fuss von dannen von Verheissung
                                              Mensch Maschine einig einmal
                                                               es sei wie's war
                                                nicht die Zeit für neue Zeiten
                                            die Ordnung der Dinge ist geritzt

     Advent,
     Advent
Die Zürcher Bahnhofstrasse
  aus einer etwas anderen
Vorweihnachtsperspektive.
 Die Fotoreportage wurde

                                                                                                                                        typewriter DOSSIER
 analog durchgeführt, alle
 Aufnahmen erfolgten am
  23. November 2017 auf
   120er-Rollfilm im qua-
 dratischen 6x6 cm Format
    mit der Lichtschacht-                                                                               deine seine Kragenweite
                                                                                                        festgehalten Montagnacht
Sucherkamera ›Yashica A‹,                                                                               dass alle glauben wer du bist
       Baujahr 1965.              anders sehen hier nur hier                                            wenn alle wissen wer er ist
                                  wo die Welt hinterm Fenster steht
      Bilder von Hannes Hübner,   nicht: wo die Welt vorm Fenster liegt
       Texte von Barbara Lussi    hier: eingeladen reinzuschaun
                                  sonst gefordert: wegzusehn
                                  in die Ferne oder fort
                                  weil's scheinbar nichts zu sehen gibt

                                                                       Polykum
                                                                      2017 / 2018    N° 4    REALITÄT
– 20 –                                                                                              – 21 –
                                                                  gewünscht hierhin:                                                                                  dorthin wo
                                                                  einen Palazoo statt des Palazzos                                                                    es drinnen wächst wo's
                                                                  einerlei wie die Tiere sind                                                                         drinnen blüht von Farnen und
                                                                  wie sie heissen sie beschaun                                                                        Flechten Fichten Pilz dazwischen:
                                                                  die zu Hause sind im Palazoo ‒                                                                      das Sofa Baumwollpolster wo man
                                                                  vielleicht ein Palapinguin                                                                          reinwischt was über Schwellen drängt und
                                                                  vielleicht ein Palapandabär                                                                         Eicheln auf die Strasse trägt
                                                                  und ein Palapavian                                                                                  dorthin wo man
                                                                                                                                                                      rauskommt wenn man reinkommt
                                                                  daneben nur noch das gewünscht:                                                                     dorthin
                                                                  dass es mittelständische Tierchen sind                                                              würd ich gerne gehn
typewriter DOSSIER

                                                                                                                                                                                                                 typewriter DOSSIER
                     manchmal: nichts entsetzlicher
                     als fällt der Himmel auf den Kopf
                     heut den Scheitel gerettet
                     mit Polyamid
                     eine Kuppel unter der grossen gespannt
                     von oben droht nichts
                     bleibt: was von drinnen gegendrückt
                     dafür noch keinen Schirm entdeckt

                                                                            Kontrolle ist
                                                                            wenn signalfarbene Westen
                                                                            reichen kontrolliert zu sein
                                                                            fragt man sich                                 Eingeständnis:
                                                                            wie wenig es braucht             was ich den Sohlen abverlang
                                                                                                                      den Knien der Leber
                                                                                                                     den Lippen dem Kopf
                                                                                                                          das hängt daran
                                                                                                            was oben am Ende übermorgen
                                                                                                                            wartet auf sie
                                                                                                                               ich nenn's:
                                                                                                           ressourcenschonenden Umgang
                                                                                                                                   mit mir

                                          Polykum
                                         2017 / 2018    N° 4    REALITÄT                                                                      Polykum
                                                                                                                                             2017 / 2018    N° 4    REALITÄT
– 22 –                                                                                                            – 23 –
                                                                                                                                                                                 Kurzgeschichte
                     DU einen Schritt

                                                                                                                                           Schlaf, Winter, schlaf
                     siebenmeilengleich
                     ICH hinterher
                     Gehen war;
                                                                                                                                                                                VON BARBARA LUSSI
                     hinterhergelaufen
                     -hergerannt

                     Betrachtungsfrage:
                     was das heisst für U[N]S
                     DU voran
                     ICH ‒ zieht's nicht mit
                     oder vielfach mehr?
                     eilend ausser Atem allein

                                                                                                                                                                                                                                                      Bild: Viktor Hanacek
                                                                                                                                Du legst dich zur Ruh. Nur kurz, wähnst du, einen           Mal. Deine Füsse, wie du sie kennst. Tabellen an
typewriter DOSSIER

                                                                                                                                Augenblick, und bettest dich, die jungen Knochen,           Wänden, deine Wände sind voll. Das Laken, in dem
                                                                                                                                die müd sind, als wärn sie alt für zwei. Noch ist's         du zu dir kommst: nicht das, in dem du schlafen
                                                                                                                                draussen grau, noch bleibt es bleiern, an Birken            gingst. Du siehst: dein Zimmer, das ein andres ist.
                                                                                                                                friern die Vögel an; es sind drei Stunden, bis es           Einen Stuhl, zur Seite des Betts. Einen Herren,
                                                                                                                                dunkelt und fünf vorm Fenster wie acht ausschaut,           jung wie du. Du kennst ihn nicht, du ahnst es nicht:
                                                                                                                                an dem Himmel, der alle täuscht, sie schläfrig              was er bei dir sucht zwischen Monitoren, verbun-
                                                                                                                                macht, lang bevor sie's wirklich sind.                      den mit dir, und dass er wachte, neben andern,
                                                                                                                                     Du legst dich zur Ruh und weisst noch nicht:           über dich, deinen Schlaf, über das, was sank; was
                                                                                                                                aus zwanzig Minuten werden Wochen, zwölf, tiefer            blieb, wie's war; aufs Neue stieg. Deine Tempera-
                                                                        was was wert ist was was kostet                         hast du nie geschlafen und keiner tat es ausser dir.        tur, dein Atem, Puls.
                                                                                                                                     Wenn du erwachst, dann blüht bald März; auf                 Du legst dich zur Ruh und weisst noch nicht:
                                                                        nachts auf dem Prüfstand verbrauchten Gemüts            den Strassen trägt man nicht mehr Stiefel, man              Wenn du erwachst, dann sagt man dir, in dir brach's
                                                                                                                                friert nicht mehr, es grünt, es wächst ‒ an dir wird        durch, das Tier in dir. Du hast geschlafen, überwin-
                                                                                                                                es gewachsen sein, noch weisst du's nicht, dein             tert, mit dir sind die Vögel aufgetaut. Man heisst
                                                                        die guten Seiten zähl ich ab ich komm nicht weit;       Haar deckt dir die Augen zu. Zur Seite schiebst             dich willkommen, man heisst dich zurück, die jungen
                                                                        zweistellig wie Schafe Zweifel zähln                    du's, wenn du erwachst, befreist den Blick, schlägst        Knochen, mageren Glieder, leichter bist du als vor
                                                                                                                                dir schwere Lider auf und siehst, als sei's das erste       Wochen, doch fühlst dich, durchaus, ausgeruht.
                                                                        nachts wird's teuer nachts wird's teurer
                                                                        schwerer Mut ist teurer Mut ‒
                                                                        eins für drei zwischen zehn und zwölf
                                                                                                                            aktuell im
                                                                        muss man sich erst leisten können:                                   Lehmarchitektur heute                  Ein wichtiger Beitrag                                                                    25% Rabatt
                                                                                                                                                                                    zum ökologischen und gesellschaftlichen Wandel
                                                                        weiter- weiter- weitermachen                                         Erweiterte Ausgabe                                                                                                              für Studierende
                                                                                                                                                                                    Dank hunderter innovativer Gebäude von aussergewöhnlicher
                                                                        weitermachen jeden Tag                                                                                      ästhetischer und technischer Qualität erobert der Baustoff Lehm
                                                                                                                                             Dominique Gauzin-Müller
                                                                                                                                                                                    die zeitgenössische Architektur und weckt das Interesse der Me-
                                                                                                                                                                                                                                                                        vdf Hochschulverlag AG
                                                                        erst am Morgen ist's erschwinglich                                                                          dien und der Fachleute. Die 40 im Buch dargestellten Projekte                       an der ETH Zürich
                                                                                                                                                                                    (Wohnbauten, öffentliche Einrichtungen, Gewerbebauten u.a.)                         VOB D, Voltastrasse 24
                                                                        Zuversicht im Angebot oder entgegen-                                                                        wurden unter den 357 Bewerbern des TERRA Award, des ersten                          CH–8092 Zürich
                                                                        gewachsen: den Dingen im Schlaf                                                                             weltweiten Preises für zeitgenössische Lehmarchitektur, ausge-                      www.vdf.ch
                                                                                                                                             2018, 128 Seiten
                                                                                                                                             zahlr. Abbildungen und Fotos           wählt. Ob aus Lehmziegeln, Wellerbau, gepressten Lehmsteinen,
                                                                                                                                                                                                                                                                        Bestellungen unter:
                                                                                                                                             durchgehend farbig                     Stampflehm oder Strohlehm – diese Beispiele aus der ganzen Welt                     verlag@vdf.ethz.ch

                                                                N° 4
                                                                                                                                             Format 24 x 32.5 cm, broschiert        inspirieren dazu, ein häufig vorkommendes, kostengünstiges und
                                                  Polykum               REALITÄT
                                                                                                                                                                                                                                                                        Tel. 044 632 42 42
                                                                                                                                             CHF 34.–, ISBN 978-3-7281-3872-9       energiesparendes Baumaterial wiederzuentdecken.                                     Fax 044 632 12 32
                                                 2017 / 2018
– 24 –                                                                                                                       – 25 –
                                                                                                                                                                        durch ihre Gewichtung in diversen          Das Standardhochschulkonzept
                                                                                                                                                                        Rankings. So macht die Kategorie           Wenn für diese Rankings schon Frage-
                                                                                                                                                                        ›citation impact‹ 32.5 Prozent der         bogen herangezogen werden, warum
                                                                                                                                                                        Gesamtbeurteilung im Times Higher          werden dann nicht andere Fragen ge-
                                                                                                                                                                        Education Ranking aus und ist somit        stellt ‒ solche nämlich, die tatsächlich
                                                                                                                                                                        der am stärksten gewichtete Para-          für die Qualität einer Universität von
                                                                                                                                                                        meter in diesem Ranking.                   Bedeutung sein sollten? Warum fragt
                                                                                                                                                                                                                   man zum Beispiel nicht die Absolventen,
                                                                                                                                                                        Mehr Publikationen, mehr Professoren       wie zufrieden sie mit dem Studium an
                                                                                                                                                                        und weniger Geld                           ihrer Hochschule waren? Wie zugänglich
                                                                                                                                                                        Will man also als Hochschule im Ran-       das Studium für Studierende ist, deren
                                                                                                                                                                        king nach oben kommen, erhöht man          Eltern kein Studium absolviert haben?
                                                                                                                                                                        am besten seinen ›citation index‹. Um      Ob sich PhD-Studenten mit ihrem Lohn
                                                                                                                                                                        das zu erreichen, kann man eigentlich      ein Leben leisten können? All das sind
                                                                                                                                                                        nur zwei Strategien verfolgen: Entweder    Fragen, bei denen die ETH wesentlich
                                                                                                                                                                        man erhöht den Publikationsdruck auf       besser abschneiden würde als amerika-
                                                                                                                                                                        die Professoren oder man stellt mehr       nische Universitäten. Leider spielen
                                                                                                                                                                        Professoren ein.                           Faktoren wie Studentenzufriedenheit
                                                                                                                                                                             Viele der besten US-Universitäten     aber in keinem Ranking eine bedeu-
                                                                                                                                                                        machen beides. Sie stellen viele Pro-      tende Rolle.
                                                                                                                                                                        fessoren ein und lassen diese um eine          Man steht an einer Schwelle: Ak-
                                                                                                                                                                        limitierte Anzahl Vollprofessuren kon-     zeptiert man die Rankings als wichtigs-
                                                                                                                                                                        kurrieren. Mit dem derzeit diskutierten    ten Indikator für die Qualität der Hoch-

                                                                                                                                              Collage: Hannes Hübner
                                                                                                                                                                        Vorschlag der ETH, hundert neue Stellen    schule, führt dies zwangsläufig zu einer
                                                                                                                                                                        für Professoren zu schaffen und die        Vereinheitlichung der Hochschulsys-
                                                                                                                                                                        Zahl der Professoren damit von rund        teme, die ich hier als »Amerikanisie-
                                                                                                                                                                        500 auf 600 zu erhöhen, riskiert man,      rung« umschrieben habe, da führende
                                                                                                                                                                        die Professorenschaft vor den Kopf zu      US-Privatuniversitäten Hochschulran-
                                                                                                                                                                        stossen. Zwar will man den Grossteil der   kings dominieren. Neutraler könnte man

                                      Quo vadis, ETH?
                                                                                                                                                                        Kosten vorerst durch den Abbau ange-       die Vereinheitlichung auch als »Stan-
                                                                                                                                                                        häufter Reserven stemmen, doch der         dardhochschulkonzept« bezeichnen,
                                                                                                                                                                        Bund hatte schon in vergangenen Jah-       das durch hohe Studiengebühren, Kon-
                                                                                                                                                                        ren Budgetkürzungen für den ETH-Be-        kurrenz innerhalb der Professorenschaft
                                                                                                                                                                        reich vorgesehen, sodass langfristig       und Branding-Initiativen (zum Beispiel
                     Was wäre, wenn sich die Qualität der ETH nicht (nur) an                                                                                            nicht mit einer deutlichen Erhöhung der    durch Merchandising) charakterisiert ist.
                     Hochschulrankings ablesen liesse? Ideen zur Abwendung                                                                                              Bundesgelder gerechnet werden kann.        Das andere Extrem wäre, die Bedeutung
                                                                                                                          50 000 USD, hier an der ETH kommt             Daher wurden zehnprozentige Kürzun-        der Rankings unter den Teppich zu
                          »amerikanischer Verhältnisse« an der ETH.                                                       man mit 1 160 CHF durch. Während es           gen der Forschungsgelder bestehender       kehren ‒ was für die ETH sicher fatal
                                                    von Matthias Tinzl                                                    an US-Universitäten kaum jemanden             Professuren vorgeschlagen. Mehr Pro-       wäre. Am sinnvollsten erscheint mir ein
                                                                                                                          gibt, der durchfällt, schaffen es an der      fessoren, die jeweils weniger Geld er-     Mittelweg. Neben der Durchführung von
                                                                                                                          ETH über dreissig Prozent der Studien-        halten – das bedeutet eine deutliche       notwendigen und mehrheitsfähigen Än-
                                                                                                                          anfänger nicht ins zweite Jahr. Trotz         Annäherung an US-Verhältnisse.             derungen könnte man mit Stärken der
                                          Die Geschichte beginnt in meinem        Wo hört US-Uni auf und wo fängt         des fundamental unterschiedlichen                  Ein im Campusleben offensichtli-      ETH werben, die sich nicht in Rankings
                                          Sommerurlaub. Gerade geniesse ich       ETH an?                                 Ansatzes schafft es die ETH jedes Jahr        cher Punkt der schleichenden Amerika-      niederschlagen ‒ und somit zu einer
                                          den Ausblick vom Vesuv auf den Golf     Genau hier kommt die ETH ins Spiel.     bei diversen Hochschulrankings ins            nisierung unserer ETH sind Merchandi-      Reform dieser Rankings beitragen.
                                          von Neapel, als ich Gesprächsfetzen     Ich habe das Hochschulkonzept der       Spitzenfeld. Dies zeigt, dass das ETH-        se-Artikel. Als ich im Jahr 2011 an der    Vielleicht könnte man in Zusammenar-
                                          aus der vorbeigehenden Menschen-        ETH immer als ein Gegenmodell zum       Modell durchaus konkurrenzfähig ist.          ETH zu studieren begann, gab es so         beit mit anderen Hochschulen in Europa
                                          traube aufschnappe – man spricht        amerikanischen Modell gesehen. Die      Doch genau bei diesen Rankings be-            etwas gar noch nicht. Heute kann man       sogar ein Hochschulranking erstellen,
                                          Schweizerdeutsch. Jemand anderes        Unterschiede könnten in vielen Punk-    ginnt das Problem. Diese versuchen            vom Pullover bis zum Nuggi alles im        das andere Parameter einbezieht. Es
                                          hatte den gleichen Gedanken wie ich.    ten nicht eklatanter sein: In den USA   verschiedene Hochschulen anhand               ETH-Design erwerben. Man propagiert        wäre nicht das erste Hochschulranking,
                                          Dieses Phänomen, dass wir, bei all      durchläuft man einen langen und         möglichst objektiver Parameter zu             damit die Marke ETH und versucht           das von einer Universität konzipiert
                                          unseren Möglichkeiten, am Schluss       komplizierten Auswahlprozess, in        vergleichen. Ein Beispiel für solche          somit seine Reputation zu verbessern.      wurde ‒ das Shanghai Ranking entstand
                                          doch sehr ähnliche Entscheidungen       dem exzellente Ergebnisse in stan-      »objektiven« Parameter sind ›citation         Im Times Higher Education University       an der Shanghai Jiao Tong University.
                                          treffen, ist keineswegs beschränkt      dardisierten Tests und Sprachzertifi-   indices‹: Mehr Publikationen bzw. Publi-      Ranking machen die Kategorien ›re-
Matthias Tinzl (25) doktoriert derzeit
am D-CHAB. Maturierte nach einem          auf den Sommerurlaub: Wir essen         kate nachgewiesen werden müssen.        kationen in höher bewerteten Journalen        search reputation‹ bzw. ›teaching
US-Aufenthalt während seiner Schul-       dieselben Lebensmittel, tragen die-     An der ETH reicht meist ein Matura-     geben bessere Werte in diesen Katego-         reputation‹ 19.5 bzw. 15 Prozent der
                                                                                                                                                                                                                   Anm. der Red.: Dieser Artikel ist als persönliche
zeit in Innsbruck (Österreich) und stu-   selbe Kleidung und schlafen in den      zeugnis für die Zulassung zu einem      rien und führen zu besseren Plätzen in        Gesamtbeurteilung aus. Für die Aus-        Meinungsäusserung zu verstehen und bildet
dierte danach Interdisziplinäre Natur-    gleichen Betten von Ikea. Dem Indivi-   Studium. In den USA betragen die        Hochschulrankings. Die Wichtigkeit der        wertung dieser Kategorien werden Fra-      nicht die Meinung der Redaktion oder des
wissenschaften an der ETH Zürich.         duum mangelt es an Individualität.      jährlichen Studiengebühren bis zu       ›citation indices‹ wird unterstrichen         gebogen herangezogen.                      VSETH ab.

                                           Polykum
                                          2017 / 2018    N° 4         REALITÄT                                                                                          Polykum
                                                                                                                                                                       2017 / 2018    N° 4          REALITÄT
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