Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert

Die Seite wird erstellt Philipp Schindler
 
WEITER LESEN
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Ausgabe 1/2010

Porsche Engineering Magazin

Exklusive Einblicke            Gut gefedert
In die Technikhighlights des   Mit dem Luftfedersystem des
Boxster Spyder                 Panamera

Air-Geiz bei Porsche           Intelligentes Licht von Porsche
Aero-Dynamik im Fokus          Sorgt für weniger Unfälle
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Inhalt

                           Editorial                                   3

                           Über Porsche Engineering                    4

                           Fahrzeugleitsysteme                         5
                           Ermöglichen reproduzierbare Fahrversuche

                           Intelligentes Licht                         8
                           Sorgt für weniger Unfälle

                           Maximaler Wirkungsgrad                     11
                           Für eine geräuschoptimale Verzahnung

                           Autodieben auf den Fersen                  14
                           Mit dem Porsche Vehicle Tracking System

                           Air-Geiz bei Porsche                       16
                           Die Aero-Dynamik im Fokus

                           Hut ab!                                    19
                           Der Boxster Spyder

                           Gut gefedert                               23
                           Mit dem Luftfedersystem des Panamera

                           Für Schnellschalter                        26
                           Schaltkraft spürbar erleben

2        Porsche Engineering Magazin 1/2010
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

                    Innovation und Emotion bedeuten Bewegung und das
                    nicht nur auf der Teststrecke, sondern auch in den
                    Köpfen unserer Mitarbeiter. Wir sind kreativ und
                    verhelfen unseren Kunden mit innovativen Ideen zum
                    Erfolg.

                    In unseren Projekten gestalten unsere        Wir wahren stets die Geheimhaltung un-
                    Ingenieure jeden Tag ein Stück Zukunft.      serer externen Kundenprojekte. Um Ih-
                    Gehen Sie mit uns auf eine kleine Reise      nen dennoch einen Einblick in unsere
                    durch unsere Entwicklungsarbeit und erle-    Fahrzeugentwicklung geben zu können,
                    ben Sie unsere tägliche Faszination und      stellen wir Ihnen zum Thema Derivatent-
                    unser Leistungsverständnis hautnah.          wicklung heute ein internes Highlight
                                                                 vor: den neuen Boxster Spyder, der mit
                    Indem wir zum Beispiel Fahrzeugleit -        seiner Leichtigkeit einen neuen Bench-
                    systeme entwickeln, die reproduzierbare      mark setzt. Federleicht aber vor allem
                    Fahrversuche ermöglichen und somit           gut gefedert geht es dann direkt weiter
                    nicht nur verlässliche Ergebnisse, son-      mit einer Vorstellung des Luftfedersy-
                    dern vor allem Zeit und Kosten in der Ent-   stems des Panamera.
                    wicklung sparen.
                                                                 Genießen Sie diese und weitere High-
                    Zur Zukunftsgestaltung gehört ebenso         lights aus der Porsche Entwicklung.
                    das Thema Sicherheit. Im Lichtblick die-
                    ser Ausgabe stehen daher unsere intelli-     TIPP: Unter www.porsche-engineering.de/
                    genten Lichtsysteme. Erfahren Sie mehr       Kundenmagazin können Sie unser Maga-
                    darüber, wie Porsche Engineering damit       zin auch online lesen.
                    zur Reduzierung von Verkehrsunfällen
                    beiträgt. Wir wahren stets die Geheim-       Viel Spaß bei dieser Ausgabe wünschen
                    haltung unserer externen Kundenprojek-       Ihnen
                    te. Dazu leistet das Vehicle Tracking Sy-
                    stem von Porsche den entscheidenden          Ihr Malte Radmann und Dirk Lappe
                    Beitrag.                                     Geschäftsleitung Porsche Engineering

                                                                 Porsche Engineering Magazin 1/2010      3
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Impressum

Über Porsche Engineering                                                                           News

Bei Porsche Engineering tüfteln Ingeni-        bilentwickler? Oder ziehen Sie einen spe-           Wechsel in der Geschäftsfüh-
eure für Sie an neuen, ungewöhnlichen          zialisierten Systementwickler vor? Wir              rung bei Porsche Engineering
Ideen für Fahrzeuge und industrielle Pro-      bieten unseren Kunden beides – da
dukte. Im Auftrag von Automobilherstel-        Porsche Engineering an der Schnittstelle            Bei der Porsche Engineering Group
lern und Zulieferern entwickeln wir viel-      beider Bereiche arbeitet. Das Wissen von            GmbH und Porsche Engineering Ser-
fältige Lösungen – von der Konzeption          Porsche Engineering läuft gebündelt in              vices GmbH wurde Malte Radmann
einzelner Komponenten über die Ausle-          Weissach zusammen – und ist doch welt-              zum 1. Oktober 2009 zum Vorsit -
gung komplexer Module bis hin zur Pla-         weit verfügbar. Selbstverständlich auch             z en den der Geschäftsführung er-
nung und Durchführung von Gesamt-              bei Ihnen direkt vor Ort. Egal, wo wir ar-          nannt. In den beiden Tochtergesell-
fahrzeugentwicklungen, einschließlich          beiten, wir bringen stets ein Stück Porsche         schaften folgte er auf Dr. Peter
Serienanlaufmanagement. Das Beson-             Engineering mit. Wenn Sie mehr über uns             Schäfer, der zeitgleich zur Dr. Ing. h.
dere daran: All das geschieht mit dem          erfahren möchten, dann fordern Sie unsere           c. F. Porsche AG wechselte und dort
Know-how eines Serienherstellers. Sie          Imagebroschüre per E-Mail an:                       die Leitung der Hauptabteilung Ent-
benötigen für Ihr Projekt einen Automo-        info@porsche-engineering.com                        wicklung Fahrwerk übernommen hat.

                                                                                                   Malte Radmann war bereits bisher
                                                                                                   Mitglied der Geschäftsführung bei-
                                                                                                   der Tochtergesellschaften und Lei-
                                                                                                   ter der kaufmännischen Ressorts,
                                                                                                   die er auch weiterhin führen wird.

                                                                                                   Ergänzt wird die Geschäftsführung
                                                                                                   durch Dirk Lappe, der seit dem Jahr
                                                                                                   2002 bei Porsche Engineering für
                                                                                                   den Bereich Elektrik/Elektronik ver-
                                                                                                   antwortlich war und nun die Posi-
                                                                                                   tion des technischen Geschäftsfüh-
                                                                                                   rers erhalten hat.

Impressum • Porsche Engineering Magazin                                                            Porsche Engineering Magazin
                                                                                                   auch online
Herausgeber                                    Redaktionsleitung
Porsche Engineering Group GmbH                 Nicole Möller
                                                                                                   Unser Porsche Engineering Magazin
Anschrift                                      Gestaltung: Machart–Design, Stuttgart
Porsche Engineering Group GmbH                 Repro:       Piltz Reproduktionen, Stuttgart        können Sie auch bequem online le-
Porschestraße                                  Druck:       Leibfarth&Schwarz, Dettingen/Erms
D-71287 Weissach                               Übersetzung: TransMission Übersetzungen,            sen: www.porsche-engineering.de/
                                                            Stuttgart                              Kundenmagazin
Tel.    +49 711 911 - 8 88 88
Fax     +49 711 911 - 8 89 99                  Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugs-
                                               weise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für
E-Mail: info@porsche-engineering.de            die Rücksendung unverlangt eingegangener Fotos,
Internet: www.porsche-engineering.de           Dias, Filme oder Manuskripte kann keine Gewähr
                                               übernommen werden.

                                               Porsche Engineering ist eine 100%ige Tochterge-
                                               sellschaft der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

4         Porsche Engineering Magazin 1/2010
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Electrics & Electronics         Fahrzeugleitsysteme

Fahrzeugleitsystem zur Durchführung reproduzierbarer
Fahrversuche

Reale Fahrversuche sind bei der Entwicklung moderner Fahrzeuge nicht wegzudenken.
Eine Herausforderung bei Versuchsfahrten im Feld ist bis heute die Reproduzierbarkeit
der Versuche. Hier ist Porsche Engineering ein entscheidender Schritt gelungen.

 Komponenten des Fahrzeugleitsystems

                       DGPS-Modul             Steuereinheit     HMI-Modul

                                                                                                           Master
                                      Kommunikationsmodul

                                                                   Kommunikationsmodul

                       Slave

                                                      DGPS-Modul        Steuereinheit        HMI-Modul

Bei der Funktionsentwicklung und Er-              fahrer in diesem Zusammenhang zu un-         zentrale Modul und Herzstück ist die
probung verschiedener Systeme im Auto-            terstützen, hat Porsche Engineering ein      Steuereinheit, an der die weiteren Kom-
mobilbereich wie beispielsweise bei den           spezielles Fahrzeugleitsystem (FLS) ent-     ponenten wie das Differential Global Posi-
Fahrerassistenzsystemen kommt es dar-             wickelt. Die Basisversion des Fahrzeug-      tioning System (DGPS)- und das Kommu-
auf an, ein definiertes Testszenario repro-       leitsystems besteht aus mehreren mo-         nikations- und Human Machine Interface
duzierbar zu durchfahren. Um den Test-            dular aufgebauten Komponenten. Das           (HMI)-Modul angeschlossen sind.

                                                                                               Porsche Engineering Magazin 1/2010      5
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Electrics & Electronics            Fahrzeugleitsysteme

Der modulare Aufbau mit definierten             höhere Genauigkeiten zu erreichen, wird     ten wie GPS-Koordinaten ausgetauscht
Schnittstellen bietet dabei mehrere Vor-        ein sogenannter Differential GPS (DGPS)-    werden. Das Slave-Fahrzeug übermittelt
teile: Die Module können kundenspezi-           Empfänger eingesetzt. Diese Empfän-         zum Beispiel seine Ist-Daten an den Mas-
fisch beziehungsweise projektspezifisch         ger erreichen eine höhere Genauigkeit,      ter, der mithilfe seiner Ist-Daten den re-
angepasst werden. Zusätzlich kann das           indem sie das Standard-GPS-Signal kor-      lativen Abstand zwischen zwei Fahrzeu-
Basissystem mit weiteren Komponen-              rigieren oder besser auswerten. Es gibt     gen berechnet.
ten, wie die Anbindung an den Fahrzeug-         eine Vielzahl verschiedener Korrektur-
bus, einfach erweitert werden.                  und Auswertungssysteme, die sich in         Steuereinheit
                                                Genauigkeit, Preis, Verfügbarkeit und in
DGPS-Modul                                      ihren Eigenschaften unterscheiden.          Die Steuereinheit ist der Kern des Fahr-
                                                                                            zeugleitsystems, mit dem alle anderen
Das Fahrzeugleitsystem geht von einer           Für das Fahrzeugleitsystem wurde ein        Komponenten verbunden sind. Durch
Positionsbestimmung aus, welche die             mobiler submetergenauer DGPS-Empfän-        die vielfältigen Aufgabenstellungen und
aktuelle Position mit einer Referenzpo-         ger mit hoher Verfügbarkeit ausgewählt.     Schnittstellen ist die Steuereinheit die
sition vergleicht. Um eine Positionsbe-                                                     komplexeste Komponente. Die Haupt-
stimmung durchzuführen, können Diens-           Kommunikationsmodul                         aufgabe der Steuereinheit ist die zentrale
te wie die des Global Positioning Systems                                                   Ablaufsteuerung.
(GPS) genutzt werden. Jedoch sind die-          Sind in einem Testfall mehrere Fahr -
se Positionsbestimmungen für Anwen-             zeuge beteiligt, wird eine drahtlose Kom-   Die Aufgaben lassen sich
dungen in einem Fahrzeugleitsystem zu           munikation zwischen den Fahrzeugen in       unterteilen in:
ungenau, sie haben Abweichungen im              Form eines Ad-Hoc-Netzwerkes erfor-
Bereich größer zehn Meter. Das Fahr-            derlich. Über diese wird der Ablauf eines   ■   Testfallaufnahme durch Abfahren
zeugleitsystem benötigt eine Genauig-           Testfalles synchronisiert. Zwischen den         der Wegstrecke oder manuelles
keit kleiner 50 Zentimeter. Um diese            Fahrzeugen können zudem optional Da-            Markieren von Wegpunkten in einer
                                                                                                Karte
                                                                                            ■   Testfallbearbeitung durch Verändern
                                                                                                der Bahnverläufe oder Wegpunkte in
                                                                                                einer Karte
                                                                                            ■   Reproduktion des Testfalls durch
                                                                                                Erteilung von Anweisungen an den
                                                                                                Fahrer durch das HMI
                                                                                            ■   Auswertung des Testfalls

                                                                                            Human Machine Interface (HMI)

                                                                                            Das Fahrzeugleitsystem ermöglicht es,
                                                                                            gespeicherte Testszenarien unter defi-
                                                                                            nierten Bedingungen reproduzierbar und
                                                                                            damit vergleichbar zu durchfahren. Be-
                                                                                            sonderes Augenmerk wird dabei auf die
                                                                                            Verständlichkeit, Aufgabenangemessen-
                                                                                            heit und Effektivität des HMI gelegt. Mit-
Manuelles Erstellen einer Fahrstrecke                                                       hilfe des HMI soll der Testfahrer bei ei-

6         Porsche Engineering Magazin 1/2010
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Electrics & Electronics           Fahrzeugleitsysteme

ner realen Straßenfahrt als Regler über
das Leitgerät mit visueller, haptischer       Rückmeldestrategien im Fahrzeugleitsystem
und akustischer Rückkopplung in den
Fahrprozess eingebunden werden. Der                                                    Unimodal                          Bimodal
Fahrer erfüllt dabei vorrangig Fahrauf-
                                                Stabilisierungs-                      optisch                       optisch & haptisch
gaben auf der Stabilisierungsebene. Da          ebene                          (Stufe 1: Information)              (Stufe 2: Warnung mit
die Längs- und Querabweichungen beim                                                                              Handlungsaufforderung)
                                                                           Bsp. Spurverlassen innerhalb
Durchfahren der Soll-Bahn möglichst                                              Toleranzschlauch              Bsp. Spurverlassen außerhalb
gering sein dürfen, um den Anspruch                                                                                  Toleranzschlauch
auf Vergleichbarkeit zu gewährleisten,
bedarf es einer rechtzeitigen und ein-          Manöverebene                          optisch                      optisch & akustisch
deutigen Rückmeldung an den Fahrer.                                           (Stufe 1: Information zur             (Stufe 2: Handlungs-
                                                                                     Voranzeige)                       aufforderung)
Die Tabelle rechts gibt einen Überblick
zu den Rückmeldestrategien.                                                         Bsp. Symbolik zur           Bsp. Sprachausgabe zur Be-
                                                                                     Ereignisanzeige          schreibung zukünftiger Ereignisse

Für die visuelle Rückmeldung wird ein
8-Zoll-Display mit Touchfunktion ver-
wendet, sodass die Testfahrer jede          Steuereinheit verbunden wird. Die Vi-                  Komplexität handelt, ist eine unimodale
Fahrt selbstständig über das Interface      brationshandschuhe bieten eine weite-                  Rückmeldung für diese Fahraufgabe aus-
starten können. Das Display ermöglicht      re Rückmeldung über die Querführung                    reichend. Ein „Follow-me“-Balken quer
die Integration eines fahrzeugunabhän-      (vgl. Tabelle oben).                                   über die Straße gelegt, zeigt die einzuhal-
gigen Fahrzeugleitsystems bei minimaler                                                            tende Geschwindigkeit über eine Ab-
Installationszeit. Um den Kontakt zur       Zur Fahrzeuglängsregelung gehört das                   standsregelung an.
Straße zu gewährleisten, wird mittels ei-   Abstands- und Geschwindigkeitshalten
ner an der Windschutzscheibe installier-    eines Fahrzeugs. Für das entwickelte                   Die Fahrzeugquerführung im Fahrzeug-
ten Kamera das nach vorne gerichtete        Fahrzeugleitsystem spielt vor allem das                leitsystem ist derart gestaltet, dass
Bild angezeigt und die notwendigen          Einhalten vorgegebener Geschwindig-                    beim Verlassen der Fahrspur (bzw. des
Rückmeldungen überblendet.                  keiten eine entscheidende Rolle. Gene-                 hinterlegten „Fahrschlauches“ aus GPS-
                                            relle Anforderung ist, dass dynamisches                Koordinaten) eine zweistufige Rück -
Das Haptikmodul besteht aus zwei            Fahrverhalten (Beschleunigung/Verzö -                  meldestrategie entgegenwirkt. Die hap-
Handschuhen mit integrierten Vibra-         gerung/Kurve) vorausschauend ange-                     tische Rückmeldung wird zum besseren
tionselementen und einem Steuerge-          zeigt wird. Da es sich dabei um eine ein-              Verständnis mit einer optischen Anzeige
rät, welches per USB mit der zentralen      fache Regelungstätigkeit mit geringer                  kombiniert, welche die Richtung der zu
                                                                                                   erfolgenden Lenkkorrektur anzeigt.

                                                                                                   Diese Regelstrategie mit Toleranzkorri-
                                                                                                   dor und Lenkvibration am Hysterese-
                                                                                                   rand entspricht auch der Grundidee der
                                                                                                   hier vorgestellten Interaktionsmetapher.
                                                                                                   Der Fahrer kann sich dabei innerhalb
                                                                                                   objektiver Grenzen frei bewegen und
                                                                                                   erst beim Erreichen dieser erhält er eine
Keine Korrektur erforderlich                Längs- und Querkorrektur erforderlich                  spürbare Rückmeldung.

                                                                                                  Porsche Engineering Magazin 1/2010              7
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Electrics & Electronics            Intelligentes Licht

Intelligentes Licht hilft, Unfälle zu verhindern

Die Sicherheit im Straßenverkehr für alle Verkehrsteilnehmer steht ganz oben auf
der Prioritätenliste von Porsche Engineering. Ein neues intelligentes Licht sorgt für den
nötigen technischen Fortschritt.

"Markierendes Licht" kann den Fahrer künftig bei Nachtfahrten unterstützen.

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bun-              in den folgenden Jahren weiter unter-         Datenbanken wie die der GIDAS (German
desamtes (DESTATIS) zeigen auf, dass                stützen sollte. Andererseits sind die ab-     In-Deep Accident Study) auf. Gerade bei
die Anzahl der im Jahr 2008 verletzten              soluten Zahlen von 4.600 getöteten und        Fahrten in der Dämmerung und Dunkel-
respektive getöteten Personen im Stra-              407.000 verletzten Verkehrsteilnehmern        heit, wenn die Erkennbarkeit von Objek-
ßenverkehr weiter gesunken ist. Diese               noch lange kein Grund, im Gesamtgefüge        ten im Verkehrsraum für den Fahrer am
einerseits erfreuliche Tatsache lässt sich          aller verantwortlichen Institutionen (u. a.   schwierigsten ist, steigt die Wahrschein-
nicht nur auf die kontinuierliche Weiter-           Legislative, Wissenschaft, Industrie) nicht   lichkeit signifikant an, in einen Unfall mit
entwicklung von technischen Innovati-               nach weiteren Verbesserungen für ein          dritten Verkehrsteilnehmern involviert
onen im Kraftfahrzeug, wie zum Beispiel             unfallfreies Fahren zu suchen.                zu werden. Ursache für dieses erhöhte
einem verbesserten Seitenaufprallschutz,                                                          Unfallrisiko ist die relativ niedrige Umge-
zurückführen. Vielmehr finden mehr und              Ein genauer Blick lohnt sich                  bungshelligkeit zusammen mit spora-
mehr neben den passiven auch aktive                                                               disch auftretenden Blendungen durch
Sicherheitssysteme ihre Anwendung in                Wo genau noch Potenzial zur effektiven        entgegenkommende Fahrzeuge, die ein
allen Fahrzeugklassen, was die positive             Reduzierung der oben aufgeführten Zah-        rasches Adaptieren des menschlichen
Tendenz der Verkehrsunfallbilanz auch               len zu finden ist, zeigen unter anderem       Sehapparates bedingen. Weiterhin er-

8         Porsche Engineering Magazin 1/2010
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Electrics & Electronics              Intelligentes Licht

schwerend kommt hinzu, dass die Tiefen-       Als zentrale Recheneinheit für die Bildver-            Analyse der Bildsequenzen Informati -
schärfe sowie die Sehleistung bei Nacht       arbeitung respektive für nachgelagerte                 onen über potenziell gefährliche Objekte
signifikant reduziert sind.                   strategische Auswertungen steht ein Mul-               in seiner Umgebung bereitzustellen. Da-
                                              ti-Kern-Prozessorsystem mit ausreichend                bei kommt der Detektion und Lokalisie-
Auf dem Prüfstand                             dimensionierten Ressourcen bereit.                     rung von zum Beispiel Fußgängern, Fahr-
                                                                                                     radfahrern und Wild vor dem Fahrzeug
Porsche Engineering forscht deshalb in        In Lichtgeschwindigkeit                                eine zentrale Rolle zu. Das Detektieren
einer eng geführten Kooperation mit dem                                                              sowie Klassifizieren der genannten Ob-
Karlsruhe Institute of Technology (KIT)       Der komplexe interne Informationsfluss                 jekte in Bildsequenzen ist hochkomplex,
daran, wie der Fahrzeugführer bestmög-        aller beteiligten Instanzen (Peripherie und            weil das Erscheinungsbild oder die Pose
lich bei Nachtfahrten in seiner Fahrauf-      Rechenprozesse) wird über eine zentra-                 der zu detektierenden Objekte beliebig
gabe unterstützt werden kann. Hierzu          le Echtzeitdatenbank abgebildet. Diese                 variant sein kann. Deshalb wird der Pro-
werden verschiedene lichtbasierte Fah-        Datenbank synchronisiert nicht nur alle                zess unter anderem intensiv in den tech-
rerassistenzsysteme auf den Prüfstand         Sensor- und Aktorzustände pro Zeitein-                 nischen Disziplinen der Bildverarbeitung
gestellt. Auf einer vielversprechenden        heit, sondern speichert diese ebenfalls                sowie Mustererkennung untersucht. Eine
innovativen Lichtfunktion, welche die         zu einer komfortablen Auswertung, zum                  entwickelte effektive Bildsegmentierung
Bezeichnung „Markierendes Licht“ trägt,       Beispiel am Arbeitsplatz, ab.                          sowie Vorabklassifizierung auf Basis von
liegt dabei ein besonderes Augenmerk.                                                                Wärmebildsequenzen sieht einen dual-
Hier sollen in mittelfristiger Zukunft Kol-   Detektion von Fußgängern                               adaptiven Grenzwertfilter vor. Dieser Al-
lisionen mit Personen (oder auch Fahr-                                                               gorithmus vereint zwei veränderliche
radfahrern/Wild) durch eine gezielte          Die Wärmebildkamera, die als Sensor-                   Grenzwerte, die auf Basis der vorhande-
Ausleuchtung, einer lichtbasierten Mar-       system verwendet wird, dient dazu, dem                 nen Bildinformationen pixelweise erho-
kierung, vermieden werden.                    Fahrzeugführer durch eine technische                   ben werden. Die nachfolgende Vorab-

Im Rampenlicht
                                               Entwicklung der Zahl der im Straßenverkehr Getöteten 1953-2008
Um Untersuchungen zu lichtbasierten
Assistenzfunktionen durchführen zu kön-                                              ‘73: 0,8 Promille-Höchstgrenze
                                                              ‘72: Höchstge-
nen, wurde ein Prototypenaufbau reali-              in 1000
                                                              schwindigkeit
                                                   25
siert, welcher neben einem gier- und                          von 100 km/h
                                                                                             ‘74: Richtgeschwindigkeit auf Autobahnen
                                                              auf Landstraßen
nickfähigem Bi-Xenon-Modul ebenfalls
einen „Automotiven Spotstrahler“ (Au-              20                                          ‘80: Helmtragepflicht (Verwarnungsgeld)

tomotive Spotlight) auf LED-Basis inte-                                                               ‘84: Gurtanlegepflicht

griert. Die Kommunikation zu den Bi-                15

Xenon-Modulen ist CAN (Controller Area                                                                                    ‘98: 0,5 Promille-
Network)-Bus-basiert, die Aktoren und               10                                                                         Höchstgrenze

Sensoren des Automotive Spotstrahlers
werden über eine echtzeitfähige Proto-               5                                                                                       4467
typing-Einheit bedient. Als thermischer
Sensor kommt eine FI R (Far-Infrared,                0
Ï = 8–12µm)-Kamera zur Anwendung,                         1955      60   65     70      75      80      85     90    95      00     05 08*
welche eine Auflösung von 320 x 240
                                               * vorläufiges Ergebnis                                   © Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2009
Pixel bei einer Bildrate von 25 Hz bietet.

                                                                                                     Porsche Engineering Magazin 1/2010             9
Porsche Engineering Magazin - Exklusive Einblicke Gut gefedert
Electrics & Electronics           Intelligentes Licht

klassifizierung binarisiert das vorliegen-          Fußgänger, Fahrradfahrer, Wild) enthal-        Klassifikation von Fußgängern
de Graustufenbild nach einem ausgeklü-              ten. Die Klassifikation wird hierbei mittels
gelten Ansatz. Anbei sind Resultate des             einer lernfähigen Instanz durchgeführt,        Als Klassifikator wird eine sogenannte
dual-adaptiven Grenzwertfilters zu se-              welche technische Indikatoren eines            „Support Vector Machine (SVM)“ verwen-
hen, welche in einem nächsten Schritt               Bildausschnittes mit vorab trainiertem         det, welche basierend auf einer Menge
weiter segmentiert werden. Um den Re-               Wissen vergleicht. Hierbei haben diejeni-      von Trainingsobjekten mit bekannter Klas-
chenaufwand für die finale Klassifikation           gen Indikatoren für eine effiziente Klas-      senzugehörigkeit eine Entscheidungsfunk-
möglichst gering zu halten, reduziert die           sifikation großes Potenzial, welche auf        tion erlernt. Anhand dieses erlernten Wis-
bereits erwähnte Vorabklassifizierung               sogenannte „Histogram of Oriented Gran-        sens können im folgenden Bildausschnitte
durch heuristische Annahmen die Anzahl              dients (HOG)“ basieren. Hierbei wird die       aus alltäglichen Fahrsituationen erfolg-
der Bildausschnitte. Hierzu wird die Ob-            Gestalt und Form von Objekten mittels          reich und effizient klassifiziert werden.
jektgröße, die Objektposition in Bildkoor-          der zugehörigen Verteilung sowie Aus-
dinaten, das Verhältnis zwischen Breite             richtung der lokal berechneten Intensi-
und Höhe sowie das Verhältnis zwischen              tätsgradienten in einem Bildausschnitt
Objektfläche und Fläche des umschlie-               beschrieben. Im gewählten Ansatz wer-
ßenden Rahmens („Bounding-Box“) eva-                den die HOG-Deskriptoren in drei Stufen
luiert, um möglichst viele Quellen einer            bestimmt und anschließend dem finalen
Fehlklassifikation vorab auszuschließen.            Klassifikator zugeführt:
                                                                                                   Bestimmung des Intensitätsgradienten eines Fuß-
                                                                                                   gängers als Vorbereitung für die Klassifikation.
Vorbereitung zur Klassifikation                     ■   Berechnen der Gradienten über die
                                                        Intensität im Detektionsfenster,
Ein erfolgsversprechender Ansatz als                ■   Ermitteln des Histogramms über die         Positive Aussichten
Vorbereitung für die finale Klassifikation              Orientierung der Gradienten,
basiert auf der Extraktion von Merkmalen            ■   Normalisieren des Histogramms in           Die Aussichten für das beschriebene
aus Bildausschnitten, welche mutmaß-                    Relation zu einer übergeordneten           Gesamtsystem sind positiv, da erste Si-
lich zu klassifizierende Objekte (z. B.                 Flächeneinheit.                            mulationsergebnisse die erwarteten Re-
                                                                                                   sultate einer hohen Detektions- und
                                                                                                   Klassifikationsrate zu unterschiedlichen
                                                                                                   Verkehrssituationen bestätigt haben. In
                                                                                                   einem nächsten Schritt sind Probanden-
                                                                                                   studien geplant, um eine repräsentative
                                                                                                   Aussage hierüber zu bekommen, ob und
                                                                                                   in welchem Maße diese innovative licht-
                                                                                                   basierte Fahrerassistenzsysteme den
                                                                                                   Fahrer bei seiner Aufgabe bestmöglich
                                                                                                   un terstützen können. Die hieraus ge-
                                                                                                   wonnenen wissenschaftlich fundierten
                                                                                                   Erkenntnisse sorgen mittelfristig dafür,
                                                                                                   dass die aktive Assistenz unserer Fahr-
                                                                                                   zeuge weiter verbessert wird und somit
                                                                                                   für unsere Kunden einen Mehrwert an
Aktive Assistenz von Fahrzeugen sorgt für mehr Sicherheit und Komfort.                             Sicherheit und Komfort bieten.

10        Porsche Engineering Magazin 1/2010
Drivetrain      Verzahnung

WirkungsgRAD: damit die Zähne nicht mehr knirschen

Die Anforderungen an Verzahnungen in Motoren und Getrieben steigen stetig mit der
Komplexität der Aggregate. Zusätzlich tritt durch immer leiser werdende Motoren das
akustische Verhalten der Zahnräder weiter in den Vordergrund.

Nicht nur die komplexen Anforderungen         der Tragfähigkeit, die ohne spezielle       durch plastische Wellendeformationen
an die Verzahnung und deren akusti-           Modifikationen erreicht wird. Dadurch       während der Messung werden vermie-
schen Verhalten steigen stetig. Es gilt       wird der Grundstein für eine akustisch      den. Die Messflansche überstehen bei
gleichzeitig, das Leistungsgewicht der        gut optimierbare Verzahnung gelegt.         gleicher Messgenauigkeit einer Mess-
Bauteile zu optimieren – zwei Ziele, de-                                                  seitenwelle zehnmal höhere Spitzen-
ren Erreichung allzu oft im Widerspruch       Am richtigen Rad drehen                     drehmomente ohne Erhöhung des Mess-
zueinander stehen. Die genaue Kenntnis                                                    fehlers. Die vollständige Kapselung der
der zu erwartenden Belastungen ge-            Porsche Engineering unterstützt seine       Messtechnik ermöglicht deutlich ver -
winnt daher zunehmend an Bedeutung.           Kunden mit einer neuartigen Entwicklungs-   längerte Dauerlaufeinsätze ge genüber
Steigender Kostendruck erschwert zu-          methodik bei der effizienten Auslegung      konventionellen Systemen. Durch die
sätzlich die Umsetzung wirksamer Maß-         von Antriebsträngen unter Berücksichti-     patentierte Verfahrensweise der Flansch-
nahmen.                                       gung kundenspezifischer Anforderungen.      Applikation sind neben den gebräuch-
                                                                                          lichen Dauerläufen auch Missbrauchs-
Porsche Engineering begegnet dieser           Zur Definition realitätsnaher Lastkollek-   belastungen im gleichen Versuchsauf-
Herausforderung mit einer wirkungsvol-        tive erfolgt die Aufnahme der Betriebs-     bau durchführbar, was die Entwick -
len Strategie. Zunächst wird die Verzah-      lasten nicht in teuren Messnaben oder       lungskosten deutlich reduziert. Nur mit-
nung hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit aus-    an Messseitenwellen, sondern vielmehr       hilfe dieser exakten Signalgüte lässt
gelegt und optimiert. Die Basis hierfür       am Flansch des Getriebeausgangs (siehe      sich eine Simulationsumgebung zur Vor-
bilden simulierte, auf gemessenen Da-         Abbildung auf Seite 12). Der Einfluss       hersage von Triebstrangbelastungen im
ten basierende Lastkollektive, die eine       der Verdrehsteifigkeit zwischen An- und     Dauerlauf gesichert verifizieren. Kern
bedarfsgerechte Auslegung ermög-              Abtrieb kann so umgangen werden und         dieses Berechnungswerkzeuges ist ein
lichen. Besonderes Augenmerk liegt auf        schleichende oder dauerhafte Fehler         3-D-Streckenmodell für alle Porsche-

 Optimierung der Triebstrangbelastung durch Änderung der Betriebsstrategie

   Rad-/Ritzelbelastung                                      Änderung der Fahrstrategie

                                                             Funktionsmodell               Applikationsdatensätze
                  Strategie 1
                                Strategie X

                                                           Integration der
                                                           Steuergerätefunktionen

                                                                                          Porsche Engineering Magazin 1/2010    11
Drivetrain      Verzahnung

                                               Das auf den Anwendungsfall maßge-            Wechselwirkungen zwischen optimalem
                    Achsgetriebe               schneiderte Mechanikmodell des Fahr-         Wirkungsgrad und Triebstrangbelastung
                                               zeugs integriert zusätzlich die realen       im Rahmen von Variantenrechnungen
                                               Steuergerätefunktionen als Software-in-      über mehrere tausend Kilometer.
                                               the-Loop (SiL), sodass die neuesten Da-
                                               tenstände der Software-Entwicklung oh-       Verzahnungsauslegung
                                               ne den Zwang einer Prototypen-Verfüg-
                                               barkeit auf ihre Auswirkung hin getestet     Nachdem die neuen Lastkollektive fest-
                                               werden können. Es ist möglich, schnell       gelegt sind, beginnt eine Iterationsschlei-
                    Messflansch                und kostengünstig eine Aussage darü-         fe zur Festlegung der optimalen Verzah-
                                               ber zu liefern, wie die einzelnen Bauteile   nungsgeometrie unter Berücksichtigung
Messung der Betriebs- und Missbrauchslasten    des Antriebsstrangs durch die aktuellen      der Anforderungen bezüglich Lebens -
                                               Softwarestände belastet werden und           dauer und Geräuschanregungsverhalten
typischen Belastungsstrecken. Hierzu           wie man einer Überbelastung der ak-          (NVH). Durch langjährige Erfahrung ge-
wurden Renn-, Versuchs- und definierte         tuellen Konstruktion durch gezielte Ein-     lang es Porsche Engineering, den Kon-
Alltagsstrecken im Höhenverlauf detail-        griffe in die Funktionen des Steuergerä-     flikt zwischen Tragfähigkeits- und Ge-
liert vermessen und als Funktion des           tes entgegenwirken kann. Diese Vorge-        räuschoptimierung aufzulösen. Das ge-
Längen- und Breitengrades in einer             hensweise ermöglicht damit die syste-        fundene Design erfüllt die Lebensdauer-
Datenbank abgelegt (siehe Abbildung            matische Untersuchung der komplexen          erwartung und liefert gleichzeitig eine so-
rechts). Durch die Vorgehensweise der
Porsche Ingenieure ist gesichert, dass
der Steigungswiderstand am Fahrzeug              3-D Streckenmodell
mit hoher Genauigkeit in die Simulations-
umgebung eingegeben werden kann.

Realistisch ausgebremst durch
synthetisches Fahrermodell

Damit die Belastungsvorhersage unter
realistischen Bedingungen erfolgen kann,
wurde bei Porsche Engineering ein neu-
artiges synthetisches Fahrermodell mit
                                                                                                                                Höhe

menschlichen Eigenschaften entwickelt.
Dieses Modell ist in der Lage, die Fahr-
und Bremspedalpositionen nahezu iden-
                                                                                                        Längengrad
tisch wiederzugeben. Der virtuelle Fahrer
arbeitet mit einer Entscheidungs- und ei-
ner Handlungsebene, die die vor dem                          Fahrzeug- und
Fahrzeug liegenden Informationen verar-                      Fahrermodell
beiten und umsetzen. Die Kombination
beider Ebenen verhindert insbesondere
bei Kurvenfahrten unrealistische Beschleu-
nigungs- und Verzögerungsmanöver.

12        Porsche Engineering Magazin 1/2010
Drivetrain    Verzahnung

 Darstellung einer Toleranzwolke zur Bewertung von Stabilität und Qualität

  σTE

                                                                Qualität
                                                                                NQDs im Toleranzfeld (Extrakt)

         Verkippung                          Last

                                                                                           Stabilität

lide Basis für die anschließende Optimie-    Zur Optimierung des Geräuschanregungs-               Ranking auf einer Skala von 0 bis 10
rung des Verzahnungsheulens, welches         verhaltens werden Korrekturen auf der                und kann durch verschiedene Kombina-
durch Korrekturen auf den Zahnflanken        Zahnflanke variiert und deren Einfluss               tionen von Qualität und Stabilität er-
beeinflusst werden kann.                     auf die Anregung ermittelt. Dies führt zu            reicht werden.
                                             Millionen von Varianten, welche hinsicht-
Zusätzlich ist das Anregungsverhalten        lich ihrer akustischen Eignung und den               Toleranz will geübt sein
abhängig von der zu übertragenden Last       toleranzbedingten akustischen Schwan-
(M d ) und den Umgebungsein flüssen          kungen in der Fertigung ausgewertet                  Die gezeigte Methodik führt zu einer
auf den Zahneingriff. Wellenbiegung und      werden. Um diese Vielzahl an Informatio-             hinsichtlich Lebensdauer bedarfsge-
-neigung, Lagerspiele und Gehäusestei-       nen fassen zu können, wird das Ge-                   rechten und geräuschoptimalen Ver-
figkeiten wirken sich auf den Zahneingriff   räuschanregungsdiagramm auf nur noch                 zahnung. Zusätzlich lassen sich noch
aus und verschieben das Tragbild lastab-     einen Wert, die Noise Quality Dimension              Hinweise für die Fertigung generieren,
hängig auf der Flanke. Diese Effekte las-    (NQD) reduziert. Diese beschreibt die                welche Flankenkorrekturen einen be-
sen sich auf ein Klaffen im Zahneingriff     akustische Qualität.                                 sonders großen Einfluss auf die akusti-
umrechnen und werden in der Optimie-                                                              sche Stabilität der Verzahnung haben –
rung durch eine Flankenlinienwinkelab-       Anschließend wird die Varianz im Tole-               und dies schon während der Entwick -
weichung (ƒ Hβ) berücksichtigt. Als Maß      ranzfeld ermittelt, die gleichbedeutend              lung, bevor der erste Prototyp gebaut
für die Neigung, Verzahnungsheulen an-       für die Stabilität steht. Je kleiner die Ab-         wurde.
zuregen, dient die „Schwankungsbreite        weichung ist, desto stabiler funktioniert
des Summendrehfehlers“ (σTE), welche         der Herstellungsprozess. Die Kunst in                Im Umkehrschluss ist es auch möglich,
sich aus dem zahnsteifigkeitsbedingten       der Auswertung besteht nun darin, den                die für ein robustes Design notwendi-
Summendrehfehler ergibt.                     idealen Kompromiss zwischen Qualität                 gen Toleranzen zu ermitteln und gezielt
                                             und Stabilität zu finden (siehe Abbil-               einzelne Toleranzen zu öffnen. Hierdurch
Geräuschanregung                             dung oben). Sowohl die Qualitäts- als                lassen sich gegebenenfalls Herstellkosten
                                             auch die Stabilitätskenngröße finden                 senken, ohne die akustische Qualität zu
Die 3-dimensionale Abbildung oben zeigt      Eingang in einen komplexen Algorith-                 verlieren. Resultat ist ein bezüglich Ge-
ein ideales Geräuschanregungsdiagramm        mus, der das finale Bewertungskrite-                 räuschentwicklung und Lebensdauer
mit kleinen Werten für σTE und geringen      rium errechnet: die „Noise Resistance                optimales Design, welches auch der An-
Reaktionen auf Umgebungseinflüsse (Ver-      to Tolerances“ (NORTON). Diese be-                   forderung des steigenden Kostendrucks
kippung) und Änderungen der Last.            wegt sich korrespondierend zum ATZ-                  in der Produktion gerecht wird.

                                                                                                 Porsche Engineering Magazin 1/2010     13
Electrics & Electronics            Vehicle Tracking System

Das Porsche Vehicle Tracking System –
Autodieben auf der Spur

Mit dem Porsche Vehicle Tracking System ist es den Entwicklern bei Porsche gelungen,
nicht nur die Fernortung eines Fahrzeugs zu ermöglichen, sondern darüber hinaus
weitere hilfreiche Anwendungen zu nutzen. Durch die Vernetzung mit anderen Steuer-
geräten können so zum Beispiel aus der Ferne Alarme am Fahrzeug ausgelöst oder
die Wegfahrsperre aktiviert werden.

Das Porsche Vehicle Tracking System wird in weiten Teilen Europas eingesetzt und kann weit mehr als Fahrzeuge nur zu orten.

14        Porsche Engineering Magazin 1/2010
Electrics & Electronics        Vehicle Tracking System

Primäre Zielsetzung des Entwicklungs-         Und noch mehr haben sich die Ingenieure        gelöst. Oder nach Meldung durch den
projektes Vehicle Tracking System war         einfallen lassen: Je nach Land gibt es mitt-   Fahrzeugbesitzer.
es, die Auflagen der Versicherungsbehör-      lerweile die verschiedensten Ausdifferen-
den in den europäischen Ländern zu er-        zierungen des Vehicle Tracking Systems.        „Sicherstellung“
füllen. Diese verlangen je nach Land, zum     So kann in einigen Ländern beispielsweise
Beispiel ab einem gewissen Fahrzeug-          per „Fernsteuerung“ durch ein zentrales        Bei Diebstahl oder jeglichem Manipula-
wert, ein Ortungssystem für Fahrzeuge.        Service Center auf Wunsch der Polizei          tionsversuch des Fahrzeuges sendet das
Doch zur ursprünglichen Entwicklungslei-      die Alarmanlage des Fahrzeuges aktiviert       System im Fahrzeug einen Alarm an
stung kamen im Laufe des Entwicklungs-        werden. Auch das Starten des Wagens            das „Security Operation Center“, kurz
projektes zusätzlich einige Besonderhei-      kann mithilfe der Wiederstartverhinde-         SOC. Das SOC nimmt Kontakt mit dem
ten des Systems von Porsche hinzu. Si-        rung (Engine Lock) unterbunden werden.         Kunden auf, um den Diebstahl zu verifi-
cher ein Grund, warum das System mitt-                                                       zieren und meldet die Fahrzeugposi-
lerweile so erfolgreich ist und schon in 27   Einige Versicherungsverbände fordern           tion automatisch der Polizei.
europäischen Ländern sowie Rußland            daneben eine sogenannte „Driver Card“
und Südafrika eingesetzt wird.                zur zusätzlichen Authentifizierung des         Da sich auch bei einem Diebstahl des
                                              Kunden.                                        Fahrzeugs im Ausland immer das SOC
Gut vernetzt                                                                                 des Heimatlandes des Kunden meldet,
                                              Dem Sicherheitswunsch der Kunden, das          kann dieser immer in seiner Mutter-
Das System wurde von Porsche Ingeni-          Fahrzeug erst nach der Eingabe einer           sprache mit den Mitarbeitern der Zen-
euren in Weissach entwickelt, getestet        Zahlenkombination über einen Handsen-          trale sprechen. Durch die Vernetzung
und freigegeben – nach mehr als einer         der für die Fahrt freizugeben, wurde durch     der SOCs untereinander können Dieb-
Million Testkilometern und über 2.000         die Entwicklung des „Remote Keypad“            stahlsfälle im sogenannten „Roaming“
absolvierten Service-Tests. Hierzu wurden     Rechnung getragen. Wird der Zahlencode         bearbeitet werden. Das SOC im Aus-
vom Packaging über Vernetzungs- und           falsch, zu spät oder gar nicht eingege-        land übernimmt in diesem Fall die Kom-
Funktionstests sowie Ruhestrommes-            ben, wird eine entsprechende Meldung           munikation mit der örtlichen Polizei.
sungen nichts ausgelassen, um ein stö-        an ein Service Center gesendet.                Diese nimmt dann den Diebstahl auf und
rungsfreies System in Serie zu bringen.                                                      stellt das Fahrzeug sicher.
                                              Catch me if you can
Besonders stolz können die Ingenieure                                                        Um dabei gefährliche Situationen, wie sie
auf die integrierte LIN-Authentifizierung     Das Porsche Vehicle Tracking System            beispielsweise bei der Verfolgung eines
sein: Nur wenn das Fahrzeug-Netzwerk          arbeitet mit der neuesten GPS-Techno-          Fahrzeugs auftreten könnten, zu vermei-
das zugehörige System eindeutig er-           logie. Ein integriertes Telefonmodul ist       den, kann ein erneutes Anlassen des
kannt hat, kann zum Beispiel der Motor        für die Übertragung aller Meldungen            Fahrzeugs vom SOC aus unterbunden
des Fahrzeuges gestartet werden. Dies         und Befehle zwischen System und Ser-           werden. Stellt der Dieb also das Fahr-
ermöglicht den Schutz des Systems vor         vice Center zuständig. Im Fahrzeug wer-        zeug ab, wird ihm ein erneuter Start un-
einem Manipulations- oder Überbrück -         den zum einen eine GPS-Antenne, eine           möglich gemacht.
ungsversuch. So wird unter anderem bei        GSM-Antenne und das System-Steuer-
folgenden Situationen im Diebstahlfall        gerät verbaut. Die servergestützte Or-         Auch ein Untertauchen in der Menge –
ein Alarm ausgelöst: Abklemmen der            tung des Fahrzeugs erfolgt nicht perma-        zum Beispiel auf einem großen Park-
Batterie (Sabotagealarm), Abklemmen           nent, sondern nur genau dann, wenn es          platz – wird mit dem System unmög-
der Antenne, Überfahren eines Radius          darauf ankommt: im Ernstfall. Ein stiller      lich: Auf Wunsch der Polizeikräfte kön-
von 400 Meter ohne eingeschaltete Zün-        Alarm wird bei Diebstahl oder bei Mani-        nen aus der Ferne die Warnblinkanlage
dung (Bewegungsalarm).                        pulation am Fahrzeug automatisch aus-          sowie die Alarmsirene aktiviert werden.

                                                                                             Porsche Engineering Magazin 1/2010    15
Special      Aerodynamik

Air-Geiz bei Porsche

Aerodynamische Fahrzeuge sind keine Erfindung der Neuzeit. Weniger Luftwiderstand
macht Fahrzeuge immer schneller und sparsamer. Porsche kann auf jahrzehntelange
Erfahrung zurückblicken.

Der Windkanal in Weissach zeichnet sich bis heute durch hervorragende Strömungsqualität aus.

16        Porsche Engineering Magazin 1/2010
Special      Aerodynamik

Gesetzliche Regulierungen und ein welt-
weit wachsender Energiebedarf steigern
die Nachfrage nach verbrauchsarmen,
                                              „Der Luftwiderstand eines Porsches betrug schon
                                              damals, im Vergleich zu konkurrierenden Fahrzeugen,
effizienten Fahrzeugen mit einem niedri-
gen CO 2 -Ausstoß. Einen wesentlichen         nahezu die Hälfte.“
Beitrag zur Verbrauchsreduktion kann
die Aerodynamik leisten.
                                              Air-fahrung                                 dicke der Strömung kann durch eine
Bei niedrigen Geschwindigkeiten, wie im                                                   vollflächige Absaugung im Messstreck-
städtischen Verkehr, hat die Fahrzeug-        Der harte Kampf um Verbrauchsvorteile       enboden bedarfsgerecht beeinflusst
masse einen entscheidenden Einfluss auf       spielt nicht erst heute eine entscheiden-   werden. Neben Fahrzeugen haben hier
den Verbrauch. Der Luftwiderstand, der        de Rolle. An Lösungen gegen den Wind        schon viele spannende und herausfor-
mit dem Quadrat der Fahrgeschwindig-          kämpften die Entwickler bei Porsche be-     dernde Kundenprojekte ihre Windschnit-
keit ansteigt, übersteigt bereits ab ca. 80   reits im Jahr 1948. Bei der Entwicklung     tigkeit beweisen müssen.
km/h den Rollwiderstand und stellt spe-       des Porsche 356 in Gmünd zum Bei-
ziell bei Überland- und Autobahnfahrten       spiel wurde während der Vorbeifahrt die     Ob Züge, Radrennmannschaften, Schirm-
den dominierenden Anteil am gesamten          Güte der Fahrzeugumströmung noch            hersteller oder Produzenten von Zel-
äußeren Fahrwiderstand dar.                   beurteilt, indem man den Verlauf auf        ten, die Bandbreite an Projekten die
                                              der Karosserie aufgeklebter Wollfäden       Porsche Engineering begleitet ist vielfäl-
Dabei ist die Sicherstellung eines niedri-    dokumentierte. Der Luftwiderstand ei-       tig. Einige interne Highlights der Aero-
gen Produktes aus cw-Wert und Stirnflä-       nes Porsches betrug schon damals, im        dynamik wollen wir Ihnen im Folgenden
che (cw x A) eine wichtige, jedoch nicht      Vergleich zu konkurrierenden Fahrzeu-       vorstellen.
die einzige Aufgabe der Fahrzeugaero-         gen, nahezu die Hälfte.
dynamik.                                                                                  Stromaufwärts
                                              Wollfäden werden heute in Weissach
Für die Qualität eines Automobils arbei-      nicht mehr verwendet. Vielmehr hat          Der Trend zu höheren Fahrleistungen
ten die Porsche Entwickler ständig an         sich eine breite Zahl an Simulationsme-     sowie die Konformität mit steigenden
neuen Lösungen um den Geradeaus-              thoden, wie Windkanäle oder computer-       gesetzlichen Rahmenbedingungen for-
lauf, das Spurwechselverhalten, die Sei-      gestützte Berechnungsmethoden ent-          dert eine stetige Verbesserung der
tenwindstabilität und Kühlung von Mo-         wickelt. So nahm Porsche zum Beispiel       Aerodynamik. Nicht nur aus der histo-
toren zu verbessern.                          1986 einen eigenen Windkanal im For-        rischen Verpflichtung heraus bleibt die
                                              schungs- und Entwicklungszentrum in         engagierte, trendsetzende Aerodyna-
Sowohl die effiziente Kühlung von Ge-         Weissach in Betrieb und fing an, ver-       mikentwicklung unser Ziel für die Zu-
trieben, Bremsen und Einzelkomponen-          mehrt auch nicht automobilen Kunden         kunft.
ten als auch Komfortaspekte wie Wind-         sein Wissen im Bereich der Aerodyna-
geräusche, Heizung und Belüftung des          mik zugänglich zu machen.
Innenraums oder das Verschmutzungs-
verhalten, um nur einige der vielen           Die Anlage zeichnet sich bis heute          „Seit Generationen wird
Einflüsse zu nennen, hängen von der           durch hervorragende Strömungsqua-           bildlich gesprochen versucht,
Umströmung und Durchströmung des              lität aus und ermöglicht die Messung
                                                                                          möglichst wenig Widerstand
Fahrzeugs ab. Seit Generationen wird          der aerodynamischen Kräfte und Mo-
bildlich gesprochen versucht, möglichst       mente simultan zu den am Fahrzeug
                                                                                          zu leisten.“
wenig Widerstand zu leisten.                  wirkenden Drücken. Die Grenzschicht-

                                                                                          Porsche Engineering Magazin 1/2010      17
Special          Aerodynamik

                                                                                                                                   Aerodynamikentwicklung bei
                                                                                                                                   Porsche hat lange Tradition

     1948                                     1955                                    1971                                     1972

     Um die Güte der Fahrzeugumströ-          Der 550 Spyder erhielt für die          Bereits 1969 gab es den Porsche          Der Carrera RS 2,7 war der erste
     mung zu beurteilen, wurde beim 356       Hochgeschwindigkeitsstrecke             917 als Kurz- und Langheck. 1971 er-     911, der einen Front- und Heckspoil-
     die Karosserie mit Wollfäden beklebt.    Avus in Berlin eine Abdeckung           reichte der 917 LH auf der Mulsanne      er hatte. Mit dem Heckspoiler wurde
     Der 356/2 “Gmünd” erreichte einen        des Seitensitzes, der Räder und         in Le Mans eine Höchstgeschwindig-       der große Auftrieb an der Hinter-
     cw-Wert von 0,29 und hatte eine          eine kleine Frontscheibe.               keit von 386 km/h. Dies war bis          achse reduziert. Für die gewünschte
     Stirnfläche von 1,62 m². Daraus er-                                              dahin die höchste je gemessene Spit-     aerodynamische Balance zwischen
     gab sich der erstaunlich gute cw x A -                                           zengeschwindigkeit eines Porsche-        Vorder- und Hinterachse war auch
     Wert von 0,470 m².                                                               Rennwagens bei einem Rennen.             ein Frontspoiler erforderlich.

     1986                                     1987                                    1988                                     1997

     Durch die aerodynamisch überar-          Der Porsche 928 S4 hatte einen tief     wurde die neue 911-Baureihe 964          Der 911 Carrera (996) bewies mit cw
     beitete Karosserie mit glattflächi-      stehenden Bugspoiler, einen breiten     vorgestellt. Das besondere Entwick-      = 0,30 eine signifikante Verbesser-
     gem verkleideten Unterboden und          Heckflügel und eine den ganzen          lungsfeature war eine radikale Aero-     ung im Luftwiderstandsbeiwert der
     effektivem Flügel, erreichte der         Vorderwagen abdeckende Unterbo-         dynamikverbesserung um über 10%          911 Baureihe. Die erstmals wasser-
     959 eine Höchstgeschwindigkeit           denverkleidung sowie elektrisch         gegenüber dem Vorgängermodell.           gekühlte Version des 911 hatte eine
     von 317 km/h bei neutraler aero-         gesteuerte Kühlluftklappen. Der         Der geringe cw-Wert von 0,32 und         aerodynamisch sehr wirksame Kühl-
     dynamischer Auftriebkraft an der         cw-Wert von 0,34 stellte den Best-      die kleine Stirnfläche von 1,79 m² er-   luftführung mit Kühleranordnung vor
     Hinterachse.                             wert dieser Baureihe dar.               gab einen cw x A-Wert von 0,573 m².      den Vorderrädern.

     2000                                     2004                                    2006                                     2009

     Der Porsche 911 Turbo (996) setzte       Die cw-Werte des Porsche 911 Car-       Der Porsche 911 Turbo (997) hatte        Ein Highlight der Porsche Panamera
     mit einem cw-Wert von 0,31 neue          rera (997) lagen je nach Version zwi-   einen cw=0,31 sowie einen negativ-       Serie ist der aktive Vier-Wege-Heck-
     Maßstäbe. Mit diesem Beiwert wurde       schen 0,28 und 0,29. Trotz größerer     en Auftriebsbeiwert von ca=-0,01.        spoiler des Porsche Panamera
     eine Geschwindigkeit von 305 km/h        Stirnfläche und höherem Kühlluftbe-     Der Spaltflügel wurde größer dimen-      Turbo, der dank optimalem Manage-
     erzielt. Erstmalig erhielt ein Serien-   darf konnte der Luftwiderstandsindex    sioniert und dank seiner aerodyna-       ment von Anstellwinkel und Flächen-
     fahrzeug einen ausfahrbaren Spalt-       cw x A im Vergleich zum Vorgänger       mischen Gestaltung kommt er mit          geometrie höchste Aerodynamik
     flügel, aerodynamisch deutlich effi-     auf 0,56 m² reduziert werden. Der       einer geringeren Ausfahrhöhe aus.        und Performance bringt. Porsche
     zienter als der bisherige Heckspoiler.   beste der Porsche 911-Baureihe.         Neu: die Hinterachsbremsbelüftung.       Panamera S cw-Wert: 0,29.

18           Porsche Engineering Magazin 1/2010
Complete Vehicle         Boxster Spyder

Hut ab! Boxster Spyder als Derivatentwicklung

Was und für wen die Ingenieure von Porsche Engineering tätig sind, ist oft streng
geheim. Dass wir Porsche Derivate entwickeln können dagegen nicht. Hut ab für
den neuen Boxster Spyder!

                  Kompromisslose Offenheit

Gesucht wurden: Extreme Wendigkeit           mit schlanken Entwicklungsprozessen,       Porsche-Doppelkupplungsgetriebe
und die Fähigkeit, schnell aus der Kurve     zu einem Derivat führt, das seines Glei-   (PDK) und Sport Chrono Paket be-
heraus zu beschleunigen. Dabei sollte        chen sucht.                                schleunigt er in 4,8 Sekunden auf 100
das Fahrzeug leicht, stark, konsequent                                                  Stundenkilometer. Die Höchstgeschwin-
offen und dabei höchst effizient werden.     Wenn weniger mehr ist                      digkeit beträgt 267 Stundenkilometer –
Das Resultat kann sich sehen lassen.                                                    mit offenem Verdeck. Die Karosserie ist
Die einzelnen Fachbereiche von Porsche       Der Boxster Spyder ist mit seinen 1.275    um 20 Millimeter tiefergelegt, was zu-
Engineering haben mit dem Boxster            Kilogramm das leichteste Modell der        sammen mit den Gewichtsreduzierungs-
Spyder bewiesen, dass Gesamtfahrzeug-        gesamten Porsche-Palette. Dennoch          maßnahmen eine Absenkung des Schwer-
kompetenz in allen Fachbereichen und         leistet er ganze 320 PS – 10 PS mehr       punkts um 25 Millimeter bedeutet. Das
Modulkompetenz im Speziellen, gepaart        als im Boxster S. Ausgestattet mit dem     sehr sportliche Fahrwerk des Boxster

                                                                                        Porsche Engineering Magazin 1/2010    19
Complete Vehicle             Boxster Spyder

                                                                                                      Stylingphase mit ersten CAD-Flächen Be-
 Prozessschritte der Bezugsentwicklung                                                                rechnungsmodelle, sowohl für Umform-
                                                                                                      simulationen als auch für statische und
   Zuschnittsermittlung                                  Bewährungsprobe                              dynamische Festigkeitsuntersuchungen,
   ■   Befestigung von losen Verdeckteilen               ■   Prüfung auf Passgenauigkeit, Funktion
                                                                                                      aufgebaut. Die Ergebnisse dieser Unter-
       an den Anbauteilen am Fahrzeug                        und Optik                                suchungen wurden auf Leichtbaupoten-
   ■   Festlegung von Nähten und Konturen                ■   Bezug erfüllt alle technischen und       zial überprüft und mit den ersten Konzep-
       Anfertigen von Zuschnittschablonen                    optischen Anforderungen
   ■
                                                                                                      ten der Anschlussbauteile abgeglichen.
       (Pattern) in Handarbeit                           ■   Überprüfung der Verdeckkontur mithilfe
   ■   Abstimmung aller Zuschnittschablonen                  von Strakschablonen                      Entwickler und Designer stimmten not-
       hinsichtlich Nahtstrecken und -verläufe                                                        wendige Änderungen gemeinsam ab.

                                                                                                      Durch diese kompakten Iterationsschlei-
   Beschriftung und Digitalisierung der fertigen Zuschnittschablonen
                                                                                                      fen konnte ein schnelles Designrelease
   ■   Lagenbild für den Cutter                                                                       und eine mit nur einem Monat Abstand
   ■   Ermittlung der optimalen Stoffausnutzung und des Stoffverbrauchs                               folgende Werkzeugfreigabe realisiert wer-
   Am Anfang der Bezugentwicklung steht die Zuschnittsermittlung. Während der ersten Entwicklungs-    den. Erste Bauteilversuche und Modul-
   schleife (trim loop) werden lose Verdeckstoffteile an den Anbauteilen am Fahrzeug mittels Klebe-
                                                                                                      erprobungen waren schon zwölf Monate
   band und Clipsen befestigt, um danach Nähte und Konturen festzulegen. Die Stoffteile werden
   nacheinander abgenommen und auf Zuschnittschablonen (Pattern) per Handarbeit übertragen.           nach Start des Projekts möglich. Begon-
   Dann werden die Zuschnittschablonen hinsichtlich Nahtstrecken und Nahtverläufen aufeinander        nen wurde insbesondere mit den Schnitt-
   abgestimmt und durch Nahtzugaben, Zwicke und Markierungen ergänzt.                                 stellen zum Verdeck und der aufwändigen
                                                                                                      Optimierung von Class-A-Aluminiumau-
                                                                                                      ßenhautbauteilen.
Spyder zeichnet sich durch steife und                für das Entwicklungsteam von Porsche
kurze Federn, große Querstabilisatoren               Engineering eine besondere Herausfor-            Für alles offen
an Vorder- und Hinterachse und eine an-              derung dar. Einem verkürzten Produkt-
gepasste Abstimmung von Zug- und                     entstehungsprozess standen lange Werk-           Hinsichtlich der „Kopfbedeckung“ war
Druckstufe der vier Stoßdämpfer aus.                 zeuglaufzeiten entgegen. Die Abmaße              schnell klar: Ein offenes Fahrzeugkonzept
                                                     von 1,5 Meter auf 1,5 Meter erforderten          braucht – wie der Name schon sagt –
Heck sucht Deckel                                    Erfindungsreichtum speziell auch im              eigentlich überhaupt kein Dach. Und
                                                     Hinblick auf die Lackierung und Fahr-            schon gar nicht ein elektrisches. Wenn,
Ein für das Fahrzeug wesentliches Erken-             zeugendmontage. Durch Simultaneous               dann ein manuelles. Für dieses sehr
nungsmerkmal, der Heckdeckel, stellte                Engineering wurden schon während der             sportliche Fahrzeug wurde ein puristi-
Complete Vehicle       Boxster Spyder

                                                                                                                Heck mit Hutzen im
                                                                                                                Carrera GT-Look

sches Verdeck, ein sogenanntes „Not-         nen Spriegel am Überrollbügel bestimmt,    teile und Betriebsmittel beschaffen, sein
verdeck“ entwickelt. Der zweiteilige Auf-    was eine elegante Linienführung ergibt.    Lagenbild legen, Arbeits- und Montage-
bau ermöglicht es, das Verdeck als reines    Auch die Art der Materialien wie z. B.     anweisung erstellen sowie seine Ferti-
Sonnensegel zu verwenden, was ein völlig     Carbon und Aluminium wurden zur Ge-        gungslinie aufbauen. Ziel ist stets die
neuartiges Fahrgefühl vermittelt. Porsche    wichtsoptimierung gewählt.                 optimale Abstimmung zwischen Entwick-
Engineering hat dieses Notverdeck bis                                                   ler und Lieferanten.
zur Serienreife entwickelt, erprobt und      Das Wesentliche im Blick
freigegeben.                                                                            Der Boxster Spyder ist eine sehr sportli-
                                             Die Anforderungen an das Verdeck wur-      che Variante der Boxster Baureihe. Eine
Frei gemacht                                 den in der Entwicklung des Verdeckbe-      weitere Steigerung des Fahrspaßes und
                                             zuges konsequent verfolgt und umge-        der Fahrdynamik-Performance standen
Alle Ziele der Entwicklung wurden reali-     setzt. Auf entbehrliche und aufwändige     daher an oberster Stelle des Lastenhefts
siert. Resultat ist ein sehr leichtes und    Extras wie den Innenhimmel wurde ver-      der Fahrwerkentwickler von Porsche En-
in der Bedienung einfaches Softtop, wel-     zichtet und die Bauteilanzahl minimiert.   gineering. Zur Erreichung dieses Ziels
ches dem Fahrer Schutz vor Wind und
Regen bietet. Auch der Fahrspaß mit Ver-
deck kommt nicht zu kurz, es ermög-           Vergleich der Z-Radgewichte des Boxster Spyder zu Boxster S
licht mit montiertem Notverdeck eine
freigegebene Höchstgeschwindigkeit von                       19-Zoll Boxster Spyder Rad zu      19-Zoll Boxster Spyder Rad zu
                                                             18-Zoll Boxster S Rad              19-Zoll Boxster S Carrera Sport Rad
200 Stundenkilometer.
                                              Vorderachse    -3%                                -9%
Die technische Besonderheit des Ver-          Hinterachse    -2%                                -12%

decks ist die neuartige Konstruktion.
Sie ermöglicht es, das Verdeck optimal
zusammenzulegen und im Kofferraum            Als nächster Entwicklungsschritt folgte    wurde dennoch ein für den Kunden
zu verstauen, ohne das Kofferraumvolu-       die Übergabe des Projektes an den Se-      ganz wichtiges Merkmal, der Fahrkom-
men zu verringern. Die Handhabung des        rienlieferanten, dem neben einem elek-     fort, keineswegs außer Acht gelassen.
manuellen Verdecks ist aufgrund seiner       tronischen Schablonensatz ein Anschau-     Intensive Feinarbeit an Federung und
wenigen Anbindungspunkte am Fahrzeug         ungsmuster (Master Sample), die Stück-     Dämpfung ermöglichte einen sehr ge-
sehr benutzerfreundlich und in kurzer        liste und eine ausführliche Nähanleitung   lungen Kompromiss aus Fahrkomfort
Zeit realisierbar. Das Verdeck wird über     und Montageanleitung zur Verfügung         und Fahrdynamik. Gegenüber dem Basis-
den Dachrahmen am Windlauf, über ein         gestellt wurde. Mit diesen Informatio-     modell wurden beim Boxster Spyder eini-
Spannseil hinter dem Überroll-Bügel          nen konnte der Serienlieferant seine In-   ge wesentliche Fahrwerksveränderungen
und über die Finnen am Heckdeckel fi-        dustrialisierung beginnen und die für      vorgenommen, mit dem die Entwickler
xiert. Die Kontur wird zusätzlich über ei-   die Serienfertigung notwendigen Einzel-    genau richtig liegen. Zentrales Merkmal

                                                                                        Porsche Engineering Magazin 1/2010           21
Complete Vehicle       Boxster Spyder

                                                                                                                     Leicht, effizient
                                                                                                                     und offen

ist ein um 20 Millimeter tiefergelegtes      ten des Basismodells. Die Absenkung                hohe dynamische Wankabstützung, eine
Sportfahrwerk mit konventioneller Dämp-      der Trimmlage ergab weiteres Potenzial             möglichst geringe dynamische Radlast-
fung. Hinzu kommt eine serienmäßig           durch einen niedrigeren Schwerpunkt.               änderung für optimale Traktion an der
verbaute mechanische Hinterachsquer-         Aufgrund der 20 Millimeter Tieferstel-             getriebenen Achse und ein schnelles
sperre, die für die Basismodelle nur als     lung, der geänderten Fahrzeugmasse                 An sprechverhalten beider Achsen für
Option angeboten wird. Im Rahmen der         und den fahrdynamischen Anforderungen              ein spontanes Einlenkverhalten gelegt.
Leichtbauzielsetzung wurden Räder der        wurden die Tragfedern neu ausgelegt.               Durch das Applizieren eines sehr ausge-
Größen 8,5J x 19“ und 10J x 19“ in einem     Die Steifigkeiten ergeben in Konstruk-             glichenes Verhältnis von Zug- und Druck-
eigenständigen gewichtsoptimierten De-       tionslage eine steigende Aufbaueigen-              dämpfung wurden diese Anforderungen
sign entwickelt. Serienmäßig werden          frequenz von Vorder- zur Hinterachse.              umgesetzt. Die Stabilisatoren wurden
Sommerreifen der Dimension 235/40            Dies reduziert die Nickempfindlichkeit             gezielt für eine möglichst wanksteife und
R19 und 265/35 R19 verbaut.                  beim Überfahren von Wellen und ermög-              neutrale Wankratenverteilung ausgelegt.
                                             licht einen schnelleren Querbeschleuni-            Das Ergebnis dieser Fahrwerkabstim-
Easy going                                   gungsaufbau.                                       mung ist ein sehr agiles und präzises
                                                                                                Fahrverhalten mit einer ausgeprägten
Die Räder sind als Aluminium-Gussräder       Kern der Fahrdynamikauslegung ist die              Neutralität zur Ereichung maximaler
in Flow-Forming-Technologie ausgeführt.      Auslegung der Stoßdämpferkennungen.                Querbeschleunigung gepaart mit klas-
Porsche Engineering war verantwortlich       Spezielles Augenmerk wurde auf eine                senüblichem Fahrkomfort.
für die komplette Entwicklung der Bau-
teile. Im Weiteren wird eine Ge genprü-
fung und Bewertung der FE-Rechnung
vom Zulieferer vorgenommen sowie die
Koordination und Überwachung von des-
sen Entwicklungsablauf sowie sämtlicher
externer und interner Prüfungen, die zur
Bemusterung und Freigabe dienen. Das
Ergebnis dieser hervorragenden Detail-
optimierung ist ein reduziertes Rad- und
damit auch Z-Radgewicht.

Die Fahrdynamikauslegung des Boxster
Spyder profitiert von den hervorragen-
den dynamischen Fahrwerkseigenschaf-         Die Aluminium-Gussräder sind in Flow-Forming Technologie ausgeführt.

22      Porsche Engineering Magazin 1/2010
Sie können auch lesen