EINFACH MACHEN UNTERNEHMER SEIN IM UNTERNEHMEN - CHA NC EN - Porsche
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Ausgabe Sommersemester 2019 EINFACH MACHEN UNTERNEHMER SEIN IM UNTERNEHMEN EINSTIEG. CHA NC EN. KARRIERE.
08–29, SCHWERPUNKT Wer nicht wagt, der nicht gewinnt: Mehr Kunst von Chris Labrooy und Neues ausprobieren, kreativ sein, anderen im Porsche ungewöhnliche Wege einschlagen – Art Book aus der Anderssein führt nicht nur in der Christophorus Edition auf den Seiten 36–37 Kunst zum Erfolg C A M P U S 04 Thailand: Auch in Südostasien gibt es eine pulsierende Porsche-Community 08 y sW e b si t e Business: Am 07 Amy Wilkinson Neuanfang: Zuffenhausen statt vermittelt Strategien Emden – Frank Buss startet in der für erfolgreiches Endfertigung durch Wirtschaften 10 23 Digitaler Wandel: Im Sinne der Lifestyle: Die Porsche Digital GmbH eigenen Tradition arbeitet Porsche mit überträgt die Markenwerte in die innovativen Start-ups zusammen Welt der Bits und Bites 18 Ausrichtung: Dr. Jochen Breckner und sein Team 01/ 2019 planen die Zukunft des Unternehmens 2
I N H A LT 26 Geheimprojekt: So entstand der Nachfolger 04 Perspektiven des legendären 935 Der Film zum 935 im 06 Mitarbeiterzahlen Porsche Newsroom 07 Der erste Arbeitstag 28 Erfolgsrezept: Wie mymuesli zu dem wurde, was SCHWERPUNKTTHEMA es heute ist „UNTERNEHMER IM UNTERNEHMEN“ 08 Amy Wilkinson gibt die Business- Marschrichtung vor 10 Was Porsche von Start-ups lernen kann 16 Ideenmanagement: So fördert das Unternehmen gute Einfälle 18 Wie arbeitet eigentlich der 30 Chefstratege des Hauses? Fortschritt: Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant zur Schlüssel- 21 Ein Blick auf die Produktions- technologie methoden der Zukunft C A M 23 Wie lässt sich der Porsche-Lifestyle P 32 in die digitale Welt übertragen? U S IT-Nachwuchs: Womit sich Werk 26 Wenn man Motorsportentwicklern 29 studentin Desislava Belokonska im freie Hand lässt … Typentest: Porsche Digital Lab beschäftigt Finde heraus, ob 28 Mitgründer Max Wittrock erläutert du das Zeug zum das Erfolgsrezept von mymuesli Unternehmer hast 29 Kannst du Unternehmer? Der Test 30 Das steckt hinter der künstlichen Intelligenz 36 32 Reality Check: Werkstudentin Inspiration: im Porsche Digital Lab in Berlin Porsche auf Leinwand, Plakat 34 Modellbezeichnung: Dafür steht oder als Skulptur – der Name Taycan der Kunst-Check 36 Porsche in der Kunst 34 38 Porsche verstehen / Termine Namensfindung: Wie der künftige 39 Wissenswertes zum Einstieg ins 01/2019 Elektro-Porsche Taycan zu seiner Gerry Judah und seine Bezeichnung kam und was sie bedeutet Porsche-Skulptur im Unternehmen / Impressum Porsche Newsroom 3
C A M P U S PERSPEKTIVEN PORSCHE-FAHREN IN THAILAND Nicht nur in Amerika und Europa wird die Leidenschaft für Porsche zelebriert. Auch in Südostasien gibt es eine pulsierende Community. Sie versammelt sich jedes Jahr im thailändischen Bangkok zu einem klassischen Porsche-Treffen, wie man es aus Europa kennt. Initiiert hat es 2016 Sihabutr Xoomsai, Redakteur des Maga- zins GT Porsche Thailand. Für ihn eine Herzensangelegenheit, denn die Begeis- terung für Porsche teilt man am liebsten Foto: Stefan Bogner / Curves Magazin mit Gleichgesinnten. Der Fotograf und Herausgeber des Magazins Curves, Stefan Bogner, hat sich 2018 in Begleitung einer Gruppe Porsche-Fans auf einen Roadtrip durch Nordthailand begeben. Dabei ent- standen eine Reihe faszinierender Auf- 01/ 2019 nahmen wie diese. 4
2018 27.612 29.777 32.325 24.481 22.401 Erstmals mehr als 19.456 30.000 17.502 13.159 15.307 +8,6 % Mitarbeiter 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 16 Mehr als 12 2.500 M I TA R B E I T E R Z A H L +33 % neue Jobs JOB-MOTOR TAYCAN 2012 2018 Frauenanteil in % 0,7 % Auch mit zunehmender Elektrifizierung der Modellpalette steigt die Zahl der Beschäf- 21 % tigten bei Porsche weiter: Ende 2018 waren konzernweit 32.325 Mitarbeiter beschäf- Frauenanteil Fluktuationsquote bei Beförderungen tigt. Das sind 2.548 mehr als im Vorjahr. Und C das Wachstum setzt sich fort. Alleine für A M den Bau des Taycan und seines Derivats P Taycan Cross Turismo, die beiden ersten U Elektro-Sportwagen aus Zuffenhausen, stellt S das Unternehmen 1.500 Fachkräfte ein. Seit 160.000 2012 hat der Sportwagenhersteller seine Belegschaft nahezu verdoppelt. Inzwischen Frauenanteil bei Neueinstellungen Bewerbungen zählen mehr als 50 Prozent der Porscheaner zur Generation Y (geboren zwischen 1980 und 1995) oder zu noch jüngeren Jahrgän- 21 % 650 gen. Ein wesentliches strategisches Ziel war und ist es, den Frauenanteil zu steigern. Wa- ren es 2012 noch zwölf Prozent, so sind es heute rund 16 Prozent. Wie zufrieden die Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber sind, zeigt Arbeitsverträge das Stimmungsbarometer 2018: Demzufol- entfristet ge betrachten 94 Prozent den Sportwagen- hersteller als einen attraktiven Arbeitgeber. „Die gesamte Entwicklung zeigt, dass wir auch für Frauen ein sehr 80 % interessanter Arbeitgeber sind.“ Führungspositionen Andreas Haffner, seit 2015 Vorstand 1.500 intern besetzt für Personal- und Sozialwesen neue Arbeitsplätze für den Taycan und sein Derivat Taycan Cross Turismo
WORK 1. Frank Buss (32), gelernter Klima- und Kältetechniker, arbeitet seit Februar bei Porsche als Montierer in der Endfertigung oder in einem unbefriedigenden Job. In Ostfriesland gibt es nichts Vergleichbares. Was sagt deine Familie? Meine Freundin tut sich noch etwas schwer mit dem Umzug, sie hat eine große Familie. Meine Eltern haben mir zugeraten. Bei Porsche gibt es Aufstiegs- möglichkeiten, hier kann ich mich entwickeln. Ich bin zwar Einzelkind und habe engen Familienanschluss. Aber meine Eltern sind in Rente – sie kennen das Schwabenland noch nicht und wollen hier bald mal Urlaub machen. Foto: Sabina Paries Hast du schon eine Wohnung gefunden? Puh, heikles Thema! Der Süden ist schon eine andere Welt. Bei uns im Norden kostet ein Haus mit 180 Quadratmetern und Grundstück rund 250.000 Euro. In Stuttgart bekommt man dafür gerade einmal ERSTER ARBEITSTAG FÜR FRANK BUSS zwei Zimmer. Aber ich habe inzwischen außerhalb C etwas gefunden. Und pendeln bin ich gewohnt. A ALS MONTIERER IM BEREICH ENDFERTIGUNG M P Wie lief denn dein erster Arbeitstag? U Prima. Die Kollegen haben mich alle sehr nett S „DER ANSPRUCH IST HIER empfangen. Es gab ein paar sprachliche Schwierig- AUF EINEM HÖHEREN LEVEL!“ keiten. Aber die konnten durch Nachfragen schnell geklärt werden. Obwohl ich vom Fach bin, war ich etwas aufgeregt, weil Anspruch und Qualität sich hier auf einem höheren Level bewegen. Porsche ist ein Frank, bis vor Kurzem hast du noch bei Volkswagen in Arbeitgeber mit einem hohen Bewusstsein für das Emden gearbeitet. Jetzt bist du bei Porsche in Zuffen- Unternehmen und das Produkt. hausen. Dein erster Eindruck von den Schwaben? Oh, durchaus herzlich und offen. Bei uns nickt man Und wofür bist du zuständig? sich zu, sagt „Moin“, und das war dann eine schöne Bevor ich zum Taycan wechsle, arbeite ich zunächst Unterhaltung. Das Herzliche wird erst mal gut an der bisherigen Sportwagen-Linie. Dort kümmere versteckt. Mein erster Eindruck hier: Es geht etwas ich mich am Montageband um die Endnacharbeit. familiärer zu, gerade bei Porsche. Das heißt: Ich klopfe jedes einzelne Fahrzeug auf kleinste Fehler ab. Der letzte Feinschliff sozusagen. Das klingt gut. Dabei hast du den Job ja wegen des Stellenabbaus im Werk Emden gewechselt. Bist du froh, den Schritt gemacht zu haben? Richtig. Das hat mich anfangs auch ganz schön Absolut! Wenn jetzt noch meine Freundin nachkommt, getroffen. Doch dann bekam ich dieses überaus kann ich mit ruhigem Gewissen sagen: Es war richtig. reizvolle Angebot, am ersten Elektro-Porsche Bislang läuft alles wie am Schnürchen. Einen sicheren mitarbeiten zu können. Es anzunehmen Arbeitsplatz zu haben, gibt mir ein beruhigendes bedeutet zwar, 700 Kilometer weit weg Gefühl. Und dass ich dabei auch noch bei Porsche von zu Hause zu sein, Haus und gelandet bin, macht das Ganze umso besser. Garten mit Apfelbaum aufzugeben, 01/ 2019 aber sonst wäre ich jetzt arbeitslos Interview Jo Berlien 7
UNTERNEHMERTUM HÖRT AUF AMY! „Ich würde auch auf den Mars umziehen.“ Ein Satz, der alles über Amy Wilkinson sagt. Die Macherin geht forsch voran. Und zeigt, wie’s geht. A my Wilkinson hebt sich von der Masse der Business-Berater ab: geboren in Hongkong, in Spanien, Mexiko, Argentinien und Brasilien ge- lebt, Soziologie studiert und ein Sozialprojekt initiiert – eine Bilderbuchkarriere. Die US-Ameri- kanerin war Handelsberaterin im Weißen Haus unter George W. Bush, ist Dozentin an der Stanford Graduate School of Business und gründete die Unternehmensberatung Ingenuity. C Ja, sie hat auch ein Buch geschrieben. Aber sie betet darin A M nicht die bekannten Business-Strategien nach. Sie interview- P te 200 Gründer, kam auch an die dicken Fische ran, fragte die U Macher von Airbnb, PayPal, eBay, Dropbox, Tesla, Zipcar und S LinkedIn nach ihrer Strategie. In The Creator’s Code. Sechs wesentliche Fähigkeiten außergewöhnlicher Unternehmer verdichtet sie ihre Beobachtungen zu „six skills“: 1. F inde die Lücke Macher erkennen Chancen, die andere nicht sehen: Wo ist die Lücke, ein unerfülltes Bedürfnis, neues Potenzial? Sie verschmelzen unterschiedliche Konzepte, übernehmen Ideen aus komplett anderen Feldern, gehen neue Wege. 2. Blick nach vorn Ein Rennfahrer fokussiert sich auf die Straße. Schaut er nach links oder nach rechts, rauscht er in die Bande. Macher fo- kussieren sich auf die Zukunft. Bleiben in der Spur, scannen die Ränder, halten sich nicht mit Nostalgie auf, sondern das Amy Wilkinson Tempo hoch, um es im schnelllebigen Markt vorzugeben. Die US-amerikanische Dozentin an der Stanford Graduate School of Business, der Kaderschmiede 3. Fliege den OODA-Loop des Silicon Valley, wuchs in der Nähe von Seattle Macher aktualisieren kontinuierlich ihre Annahmen. In auf. Sie studierte Soziologie und Management, rascher Folge beobachten, orientieren, entscheiden und arbeitete unter anderem bei der Bank J. P. Morgan handeln sie. Nach der Idee des OODA-Loops (Observe, im Bereich Unternehmensfusionen und im Weißen Orient, Decide, Act) bewegen sich Macher flink von einer Haus. Amy Wilkinson lebt in San Francisco. Entscheidung zur nächsten. Sie beherrschen die schnelle 01/ 2019 www.amywilkinson.com Wiederholung und gewinnen in kurzer Zeit einen Vorsprung gegenüber weniger agilen Konkurrenten. 8
4. W eise scheitern Macher haben verstanden: Viele kleine Fehler sind nicht nur unvermeidlich, sie helfen katastrophale Fehler zu vermeiden. Wer sich im souveränen Umgang mit Fehlern übt, entwickelt die Fähigkeit, Rückschläge in Erfolge umzuwandeln. 5. Netzwerk-Kompetenz Professionelle On- und Offline-Foren bündeln das geballte intellektuelle Potenzial und die kognitive Vielfalt. Macher schaffen Räume, fördern Flash-Teams, veranstalten Wettbewerbe und Spiele und arbeiten mit Leuten zusammen, die sonst nie zusammenfänden. 6. S ei großzügig Macher sind großzügig, helfen anderen, tauschen Infos aus, eröffnen Kollegen neue Chancen. Freundlich sein ist die Basis, Beziehungen zu stärken. In einer globalisierten Welt gewinnt, wer kooperiert. „Suche nicht nach Geld, suche nach Kunden!“ Amy, wenn ich eine tolle Idee, aber keine Förderung, keinen Kredit, kein Geld von Papa habe: Wie komme ich an Kapital? C Indem du ein erstes Produkt – ein Testprodukt – hast, für A M das der Kunde bezahlen will. Suche nicht nach Geld, suche P nach Kunden! Crowdfunding ist eine Möglichkeit, an Geld U zu kommen. Tu dich mit einem Partner zusammen, dem du S vertraust und der schon mal gegründet hat. Wichtig sind eine gemeinsame Vision und komplementäre Stärken. Wie kriege ich die Angst zu scheitern in den Griff? In meinem Interview mit Elon Musk sagt er: Ich habe immer Angst. Aber ich glaube, dass meine Arbeit zu wichtig ist. Wenn du glaubst, dass deine Arbeit wichtig genug ist, dann machst du weiter, auch wenn du Angst hast. Hast du je davon geträumt, mit einer genialen Idee die Welt zu verbessern? Ja. Ich will dazu beitragen, dass Menschen unternehme- risch denken und handeln. Ich will helfen, sie effektiver zu machen, damit sie ihre Ziele erreichen. Dafür setze ich mein Talent ein: Anderen helfen, leistungsstark zu werden. Was löst die Marke Porsche bei dir aus? Porsche steht für mich für Schönheit und Leistung. Als Amerikanerin habe ich großen Respekt vor der deutschen Foto: Michael Wagner Automobilindustrie. Porsche sticht dabei als hochwertigs- tes Produkt hervor. Mit dem Sportwagenhersteller assoziiere ich hohe Integrität, hohe Qualität. Ein Porsche ist ein inspirierendes Produkt und eine Lifestyle-Marke. 01/ 2019 Text Jo Berlien 9
S TA R T- U P S BESCHLEUNIGENDE WIRKUNG Als innovatives Unternehmen investiert Porsche gezielt in Ideen und junge Gründer. Damit treibt der Sportwagenhersteller aktiv den digitalen Wandel voran. Z eit für Transformation. „Wenn wir auch zukünftig an un- Bereits 2016 startete der Sportwagenhersteller eine Kooperation mit seren Erfolg der vergangenen Jahre anknüpfen wollen, der HHL Leipzig Graduate School of Management. In einer Themen- müssen wir uns grundlegend verändern“, erklärt Porsche- partnerschaft mit dem SpinLab, dem Accelerator der Handelshoch- C Finanz- und IT-Vorstand Lutz Meschke. Daher arbeitet schule, ermöglichte Porsche jungen Wissenschaftlern, an eigenen A M das Unternehmen auf verschiedene Arten mit Start-ups Konzepten zu arbeiten und diese bis zur Geschäftsreife zu bringen. P zusammen. „Porsche zählt schon immer zu den Innovationstreibern U der Automobilindustrie. Die Innovationen waren bisher sehr stark Seit 2018 unterstützt der Accelerator APX, eine Zusammenarbeit S von Technik getrieben und nahe an unseren traditionellen Kernkom- von Axel Springer und Porsche Digital, Start-ups in der Frühphase petenzen. Die nun notwendigen Veränderungen sind teilweise weiter ihrer Unternehmensgründung und beschleunigt ihre Entwicklung. von den heutigen Kernkompetenzen entfernt. Deshalb müssen wir Dabei können auch Firmen außerhalb der Automotivebranche uns ein starkes Ökosystem mit kompetenten Partnern aufbauen“, entstehen, die den digitalen Lifestyle verschiedener Zielgruppen ergänzt Meschke. Mittlerweile hat Porsche ein breites Set an Formen widerspiegeln. der Zusammenarbeit mit Start-ups entwickelt, die dem jeweiligen Reifegrad der jungen Unternehmen Rechnung trägt. Zudem arbeitet der Sportwagenhersteller im Rahmen der Startup Autobahn in Stuttgart mit Daimler, Deutsche Post DHL, HP Enter- prise, DXC Technology, ZF, BASF und vielen anderen Partnern zu- sammen. Die Innovationsplattform begleitet reifere Start-ups mit PARTNERWAHL bestehenden Technologien und Produkten. Innerhalb von zwei Jahren Eine Auswahl an Start-ups, mit denen Porsche zusammenarbeitet: KÜNSTLICHE VORBILDLICHE ELEKTRO-ENTSORGUNG INTELLIGENZ Binee hat ein System zur Wiederverwertung von alten Künstliche Intelligenz im Mobilitätsbereich ist das Steckenpferd Elektrogeräten entwickelt. Das gezielt gesteuerte Recycling von Anagog. Die Firma programmiert Software, die Kundenverhalten soll dazu beitragen, den Abbau von Rohstoffen zu reduzieren. in bestimmten Positionen auswertet. So können zum Beispiel intel- Am Porsche-Standort Leipzig haben Mitarbeiter die Möglich- ligente Parkoptionen verbessert werden. Aktuell kommt die Techno- keit, ihre Mobiltelefone und Elektrokleingeräte zu entsorgen logie des Start-ups in mehr als 100 Apps weltweit zum Einsatz. Die und so einen Teil zum Umweltschutz beizutragen. Porsche Digital GmbH hält eine Minderheitsbeteiligung an Anagog. 01/ 2019 2010 Künstliche Intelligenz 2015 Recycling Tel Aviv, Israel www.anagog.com Leipzig, Deutschland www.binee.com 10
Foto: Dominik Tryba So sieht es aus, wenn Axel Springer und Porsche gemeinsame Sache machen: ein Blick in die Räume von APX in Berlin avancierte Startup Autobahn aus dem Nichts zur größten Innova zuzugeben und neue Wege zu gehen. Ganz nach dem Motto: „Manches tionsplattform Europas. ist so lange unmöglich, bis es einer gemacht hat.“ Rund 40 Projekte konnte Porsche seit Februar 2017 mit Start-ups Die Zusammenarbeit mit ihnen kann daher selbst auch beschleuni- C A aus aller Welt erfolgreich abschließen. Rund ein Drittel hiervon wird gende Wirkung haben. Zum Beispiel dann, wenn sich in den Fachab- M für die Serie weiterverfolgt. Hieraus entstanden unter anderem Tech- teilungen von Porsche erste Vorstellungen von gewünschten Ent- P nologien für den Taycan, den ersten rein elektrischen Porsche, sowie wicklungen etabliert haben. Hat ein Start-up hier schon die passende U S Unternehmensprozesse und Logistik. Technologie? Kann diese für die eigenen Bedürfnisse angepasst wer- den oder lässt sich damit der Weg zum innovativen Produkt abkürzen? Porsche Ventures investiert erfolgreich in Zukunftstechnolo- gien. Zum Beispiel in Elektroantriebe von Rimac, holografische Nicht nur in solchen Konstellationen sieht Christian Knörle, Innova AR-Head-up-Display-Technologien von WayRay und in künstliche tionsmanager aus dem ressortübergreifenden Innovationsteam, in Intelligenz von Anagog. Im Vordergrund steht nicht die Übernahme, den Start-ups eine positiv antreibende Kraft. Anderen Projekten sondern das strategische Investment in Zukunftstechnologien, kommt vielleicht der Spirit einer offensiven Fehlerkultur zugute. Oder neue Geschäftsmodelle und unternehmerische Teams. die fokussierte Kundenorientierung. „Einerseits interessieren uns neue Technologien und Geschäftsmodelle. Andererseits begeistern Start-ups treiben Zukunftsthemen mit viel Energie und Fachwissen, uns der Wille und die Geschwindigkeit von Start-ups entgegen aller aber wenig Bürokratie voran. Ihre Kultur lässt es bewusst zu, Irrwege Widrigkeiten“, betont er. HIGH MOBILITY SMART LIVING Die Hersteller haben eine klare Vorstellung vom Auto von Fahrzeuge mit dem Zuhause vernetzen – das ist das Metier des morgen: ein Computer auf Rädern. Das Berliner Start-up High Start-ups Home-iX. Das Unternehmen, an dem die Porsche Digital Mobility stellt Entwicklern eine Plattform und Werkzeuge GmbH zehn Prozent hält, haben zwei ehemalige Porsche-Mitarbeiter bereit, um ihnen die Softwareentwicklung für vernetzte gegründet. Mit der Expertise von Home-iX sollen konkrete Lösungen Fahrzeuge zu erleichtern. Porsche unterstützt die für ein Vernetzen von Zuhause, Fahrzeug, mobilem Endgerät und Entwicklung dieser Innovationsplattform. digitalem Assistenen entstehen. 01/ 2019 2013 Software 2016 Digitale Vernetzung Berlin, Deutschland www.company.high-mobility.com Stuttgart, Deutschland www.home-ix.com 11
AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, BUSINESS! Start-ups verändern die Welt. Aber was ist eigentlich ein Start-up? Und was unterscheidet es von anderen Unternehmen? W as braucht es für ein Erfolg sind vielfältig. Dass es vor etwas mehr erfolgreiches Start-up? als hundert Jahren gerade in Baden-Würt- Eine großartige Idee, ein temberg eine Gründungswelle gab, lag daran, großartiges Produkt, ein dass es hier im Gegensatz zum boomenden großartiges Team und Ruhrpott mit seinen Kohlebergwerken und eine großartige Umsetzung. Und fertig ist Eisenhütten an großen Unternehmen mit das neue Facebook? Nicht wirklich. Denn es spielt noch eine fünfte Variable mit: Glück, und zwar in beliebiger Größe. Diese Rech- nung stellte Sam Altman auf. Er ist Präsi- dent des kalifornischen Gründerzentrums C Y Combinator und einer der Vordenker des A M Silicon Valley. Seine Schlussfolgerung: „Es P gibt viel einfachere Wege, reich zu werden.“ U S Und dennoch: Start-ups boomen. Teilweise werden sie derart gefeiert, dass man sich überlegt, wie traditionelle Industrien über- haupt noch erfolgreich sein können. Face- book, Google, Amazon – alles ehemalige Ein Holzhaus im österrei- Start-ups. Genauso wie Apple oder Microsoft. chischen Gmünd: Hier hat Ferry Oder Porsche. Porsche? Genau, Porsche! Porsche 1947 seine Vision eines Gründungen kleiner Unternehmer gab es na- Sportwagens verwirklicht türlich schon lange, bevor der Begriff „Start- (Ferry Porsche, rechts, 1959 mit up“ populär wurde. Die Faktoren für ihren seinem Sohn Ferdinand Alexander) SMARTPHONE- WELT WEITE PANNENHILFE BASIERTE PRÄMIEN Porsche Ventures investiert in künstliche Intelligenz und beteiligt sich an Urgent.ly. Das US-Unternehmen unterstützt Als erstes Unternehmen weltweit hat Miles, an dem sich Porsche Pannenhilfe-Dienstleistungen in Nordamerika, Europa und Asien. Digital beteiligt, ein Prämienprogramm für Mobilität entwickelt. Über eine Plattform können mittels Geolokalisierung Autofahrer, Dabei ist die Form des Reisens – ob mit Auto, Zug oder zu Fuß – Dienstleister und Hersteller in Echtzeit während eines Pannenfalls egal. Mithilfe künstlicher Intelligenz ermöglicht die Miles-Plattform, koordiniert werden. In den USA sind bereits mehr als 50 Prozent Kundenbedürfnisse zu verstehen und zu antizipieren. der Pannenhilfe-Anbieter an die Plattform angeschlossen. 01/ 2019 2016 Prämienprogramm für Mobilität 2011 Pannenhilfe-Dienstleitung San José, USA www.getmiles.com Vienna, USA www.geturgently.com 12
Foto: turtix / shutterstock Foto: REUTERS/Kimberly White Crist Drive in Los Altos, Kalifornien: In dieser Garage haben Steve Jobs (rechts) und Steve Wozniak das Weltunternehmen Apple begründet sicheren Arbeitsplätzen fehlte. Da wollte mit nach seiner Uni-Zeit anfängt, interessiert Variable einberechnen: den Kunden. Um es sich mancher eben selbst helfen. die Professoren aber meist nur am Rande. wieder mit Sam Altman zu sagen: „Du kannst keinen Markt erschaffen, der gar nicht exis- Dabei sind Start-ups immer dort zu finden, In Stanford war und ist das anders. Hier gilt tieren will.“ Die Produktidee eines Start-ups wo es wenige Jobs, wenig Industrie, aber der Leitsatz: „Its object, to qualify its stu- müsse wenigstens einen Kunden überzeu- C A viele willige Unternehmer gibt. Dies erklärt, dents for personal success, and direct use- gen, zur Not einen selbst. So wie bei Ferry M warum man innovative Firmen generell eher in fulness in life“ (Stanford University, 1885). Porsche, der den Sportwagen, den er sich P Tel Aviv findet als in der Schweiz, wo sichere Augenscheinlich hat der Anspruch, die Stu- wünschte, nicht finden konnte und kurzer- U S und gut bezahlte Arbeitsplätze die Regel denten für den „persönlichen Erfolg“ und hand selbst gebaut hat. Ließe sich auch auf sind. Doch das ist nur die eine Seite. Die den „direkten Nutzen im Leben“ zu qualifi- Mark Zuckerberg übertragen, der die richtige Start-up-Szene moderner Prägung hat ihren zieren, den Weg in viele Köpfe gefunden. Plattform, um Frauen zu daten, nicht finden Ursprung in einem Landstrich, der seit jeher Ohne die Stanford University würde es das konnte, und so Facebook gründete. prosperiert: Kalifornien. Um genau zu sein, an Silicon Valley wohl nicht geben. Die sich seit der Universität von Stanford, 60 Kilometer rund fünf Jahrzehnten rasant entwickelnde In beiden Fällen war der Markt sehr über- südlich von San Francisco nahe Palo Alto Computertechnologie liefert darüber hinaus schaubar: Im Nachkriegsdeutschland der gelegen. Entscheidend hierfür ist das Mind- einen Nährboden für rasche Fortschritte. 1950er-Jahre dachten wohl die Wenigsten set. An vielen europäischen oder deutschen daran, Sportwagen zu fahren. Und Mark Hochschulen bekommt der Studierende Um damit aber wirklich erfolgreich zu sein, Zuckerberg hatte seine digital noch wenig zwar eine fundierte Ausbildung – was er da- muss man noch eine schwer zu kalkulierende vernetzten Kommilitonen von der Harvard- › BLOCKCHAIN-ANWENDUNGEN AUGMENTED REALITY Das Start-up Xain aus Berlin ist auf Cybersicher- Das Start-up WayRay entwickelt und produziert holografische heit und Blockchain spezialisiert. Gemeinsam mit dem Unter- Head-up-Displays und will mittels Augmented Reality virtuelle nehmen hat Porsche als erster Automobilhersteller das Verfahren Objekte in das Fahrerlebnis integrieren. Außerdem hat das im Fahrzeug erprobt. Damit lassen sich aus dem Auto heraus sicher Unternehmen eine Technik entwickelt, mit der digitale Dienste und schnell Transaktionen durchführen, die zeitgleich transparent direkt auf die Windschutzscheibe visualisiert werden. Porsche und fälschungssicher sind. Das Berliner Unternehmen hat 2017 beteiligt sich mit umgerechnet 69 Millionen Euro an dem den ersten Porsche Innovation Contest gewonnen. Unternehmen. 01/ 2019 2014 Blockchain-Anwendungen 2012 Augmented Reality Berlin, Deutschland www.xain.io Zürich, Schweiz www.wayray.com 13
gerne modifiziert sähe, wird mitunter über Nacht das Geschäftsmodell geändert. Yahoo, Google, Apple und Facebook waren eher Nebenprodukte ihrer jeweiligen Gründer. Wieder Los Altos: Bedeutsam dabei ist eine Unterscheidung: Mark Zuckerberg Die Idee ist das eine, noch viel wichtiger ist Foto links: Robert Durell / Los Angeles Times / Polaris deren Umsetzung oder zumindest der ge- im Januar 2005 Foto unten: Kim Kulish / Corbis via Getty Images naue Plan für den Weg dorthin. Dabei scha- bei der Arbeit am det Fachwissen gewiss nicht. „Ein Ziel muss Vorläufer von sein, Experte in deiner Branche zu werden“, Facebook erklärt Andora Cheung, Gründerin der Putz- kraftvermittlung Homejoy und mittlerweile auch bei Y Combinator aktiv. Sie warnt da- vor, ein Produkt zu bauen, das man nicht selbst benutzen wolle. Zur Abschreckung Universität im Visier. Was beide eint: die un- Auch das Team ist von zentraler Bedeutung. verweist sie auf den eigenen Werdegang: bändige Lust, etwas Neues zu schaffen und Facebook-Gründer Mark wollte nur Leute Andora scheiterte zunächst mit der Idee damit erfolgreich zu sein. Dass man dabei einstellen, mit denen er gern seine Freizeit einer Therapeutenvermittlung. Risiken eingeht, wird allerdings nicht immer in jeder Gesellschaft so gewürdigt wie im Silicon Valley. Wer freiwillig seinen sicheren Job verlässt, wird mancherorts nur bemitlei- C det. Und wenn der Aussteiger mit seiner Un- Start-up-Spirit pur: A M ternehmung scheitert, wird der Stab über ihn Larry Page und P vollends gebrochen. In solch einem Umfeld Sergey Brin (rechts) U S wird manches Start-up vorsichtshalber gar 1998 im Serverraum nicht erst gegründet. Gegenargumente gibt der Google-Zentrale es ja genug: keine Zeit, kein Geld, keine Un- in Mountain View, terstützung vom Chef. Von der Anerkennung der Kollegen ganz zu schweigen. Kalifornien Die Denkweise, die mit der Start-up-Kultur der Marke Kalifornien Einzug in die Weltwirt- schaft gefunden hat, ist genau andersherum: Nur wer den sicheren Hafen einer Firma ver- lässt oder dort gar nicht erst anfängt, kann erfolgreich sein. Wenn der Weg nicht zum Ziel führt, hat man es wenigstens versucht Zweifel gehören dabei genauso zum Geschäft. und zumindest etwas dabei gelernt. Schei- Die Google-Gründer Larry Page und Sergey tern gehört zum Geschäft. Mehr noch: Brin wollten ihre Suchmaschine während des Scheitern ist hilfreich – zumindest dann, verbringen würde. Gerade zu Beginn müsse Entwicklungsprozesses für eine Million Dollar wenn man bereit ist, die richtigen Schlüsse jedes Team turbulente Zeiten durchstehen veräußern. Ein Käufer fand sich nicht. Und so aus diesem Scheitern zu ziehen. und daher perfekt zusammenpassen, hebt hat das junge Team eben weitergemacht. auch Sam Altman hervor. An einem gestör- Heute hat Google andere Suchmaschinen ab- Genau diese Denkweise herrscht in den USA ten Binnenklima sind schon viele Start-ups gehängt, gehört zu den wertvollsten Marken vor, aber auch in China oder eben in Tel Aviv. gescheitert. der Welt und hat sein ursprüngliches Ge- Elon Musk hätte ohne diesen inneren schäftsmodell ausgeweitet. Schwung wohl nie einen Tesla auf den Markt Der klassische Satz vom Kunden als König gebracht. Es gibt nur einen Weg: nach vorne. hat auch bei Start-ups seine Berechtigung. Geschwindigkeit geht vor Exklusivität. Um 01/ 2019 Bei dieser Denkweise ist ein Gesichtsver- Wenn der Kunde wissen lässt, dass er zwar Patente kümmern sich Start-ups eher selten. lust nach einem Scheitern gar kein Thema. hinter dem Start-up steht, die Idee aber eben Es geht darum, ein Produkt möglichst früh 14
und nutzbar auf den Markt zu bringen. Viele gleichen: Wenn die neue Freundin anruft, Um mit einem Vorurteil aufzuräumen: Viele Investoren pochen nicht auf das alleinige lässt man sie nicht lange auf einen Rückruf Start-up-Unternehmer relaxen nicht bei Nutzungsrecht einer Anwendung. Wenn warten. Wer sich damit eine Woche Zeit Starbucks und warten auf Eingebungen. Ihr mehrere Kunden eine Entwicklung nutzen, lässt, hinterlässt nicht den besten Ein- Terminkalender ist meist dicht getaktet. erhöht dies schließlich den geschäftlichen Er- druck. Zumal beim Tempo von Start-ups Pünktlichkeit gehört zum Beginn eines folg und beschleunigt die Praxistauglichkeit. eine andere Zeitrechnung gilt als in einem Meetings wie zu dessen Ende. Sie liefern Industrieunternehmen. Ein Termin in drei Ideen und Produkte, als Lieferanten sehen In der modernen Welt leben traditionelle Un- Monaten? Das ruft beim Start-up im besten sie sich nicht. Eher als Partner eines Tradi ternehmen und Start-ups zunehmend mit Fall Verblüffung hervor. In dieser Zeitspan- tionsunternehmens. Auch wenn der Weg einander. Eine erfolgreiche Beziehung lässt ne kann das Produkt des Start-ups nämlich zur Ehe ein weiter ist. Wenn er denn über- sich dabei mit einem erfolgreichen Flirt ver- schon wieder ganz anders aussehen. haupt angestrebt wird. FÜHRUNGS-L ABS GUTE FÜHRUNG Start-ups liefern Porsche wichtige Impulse und Ideen bestimmung“ sowie „innovationsfördernde und agile C A für neue Geschäftsfelder. Beim Thema Führungskultur Führung und Vielfalt“. Neben dem intern entwickel- M geht es um die Verbindung von Start-up-Elementen ten Porsche Code werden bewusst externe Impulse P mit gewachsener Porsche-Kultur. Zum Beispiel, um aufgenommen – zum Beispiel von der Universität U S sich künftig noch besser an ein schnelllebiges, dyna- St. Gallen. Flankiert werden die Labs durch beglei- misches und digitalisierendes Umfeld mit neuen Wett- tende Impulsvorträge, Seminare und Programme. Zu- bewerbern anzupassen. dem können sich die Führungskräfte über digitale Plattformen austauschen. Porsche führt hierzu aktuell sogenannte Führungs-Labs durch – ein Workshop-Format für alle Führungskräfte. Diese unterstreichen, wie wichtig es ist, sich in Zeiten der Veränderung intensiv mit dem Thema Führung zu beschäftigen. So wichtig, dass Führung & Kultur bei Porsche ein Fokusthema in der Strategie 2025 ist. Basis für die Labs ist der „Porsche Code“ – das neue Führungsleitbild, entwickelt von Porscheanern für Porscheaner. Mehr als 1.500 Führungskräfte füllen in den einein- halbtägigen Workshops den Porsche Code mit Leben. Ziel ist es, dieses Führungsverständnis anschließend mit der Mannschaft weiter auszugestalten und gemein- sam zu leben. Agile Cooking: Schwerpunkte bilden die Aspekte „unternehmerische Lernen durch gemein- und zukunftsgerichtete Führung“, „Integrität und Mit- sames Kochen 01/ 2019 15
PORSCHE IDEENMANAGEMENT UNENTDECKTE POTENZIALE Für Geistesblitze am laufenden Band sind bei Porsche alle Mitarbeiter zuständig. 3.000 Ideen werden pro Jahr beim Porsche Ideenmanagement (PIDM) eingereicht, bewertet und im besten Fall prämiert. Kreativität ist ein unschätzbares Kapital und wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur. I deen kommen. Ungefragt. Ungeplant. bei Porsche. Als Springer in der Karosserie- ähnlicher Test mittels Fernbedienung durch- Plötzlich sind sie da. Gute Ideen sollte montage der Sportwagenproduktion in geführt wird, hat er die zündende Idee: „Mir man festhalten. Denn gute Ideen sind Stuttgart-Zuffenhausen ist er an Station 94 war sofort klar, dass wir auch den Lichthu- extrem wertvoll. Je ausgereifter, desto für die Funktionsprüfung der Lichthupe zu- pentest auf diese Art durchführen können“, besser. Meistens sind die besten Einfälle ständig. Keine Sichtprüfung, sondern ein erinnert sich Mustafa. Eine Standardfernbe- genial einfach, aber effektiv. So wie im Fall Systemtest. Spannend? Eher ein Arbeits- dienung war schnell beschafft, die Program- von Mustafa Kockaya. Seit 2011 arbeitet er schritt, der im Rahmen des obligatorischen mierung ist einfach, da für den Start nur ein Testlaufs an dieser Station ausgeführt wird. einziger Impuls nötig ist – und fertig war eine bewertbare Idee, die inzwischen auch Unzählige Male läuft Mustafa vom Hinterwa- durch das Ideenmanagement von Porsche C gen zur elektronischen Wagenbegleitkarte, prämiert wurde. A M die jeden Arbeitsschritt digital dokumen- P tiert. Fünf Meter hin, quittieren, fünf Meter Durch den Einsatz der Fernbedienung spa- U wieder zurück. Nächstes Fahrzeug. Als er ren Mustafa und seine Kollegen Wegstrecke S sieht, wie bei den Kollegen an Station 84 ein und dadurch letztendlich Fertigungszeit. Ein Knopfdruck genügt: Mustafa Kockaya traf mit der Idee, den Lichthupentest per Fernbedienung zu starten, ins Schwarze Collagen: Juliane Herrmann / campra 01/ 2019 16
Es gibt keine schlechten Ideen, jedoch objek- lösen kann, sondern wird auch in den Porsche- zahlreiche Vorteile: Lack wird eingespart, tive Kriterien, wie zum Beispiel eine Mach- Medien entsprechend gewürdigt. die Anlagen werden geschont und die Feh- barkeitsstudie, die den Wert eines Impulses ler im Lack deutlich minimiert. Bekir: „Und bewertet. Zusammen mit dem Fachbereich Wie wichtig das Kapital in den Köpfen der davon profitiert am Ende auch die Umwelt.“ übernimmt das PIDM deren Ausführung. Die- Mitarbeiter sein kann, zeigt auch das Bei- ses ist seit 1994 als Führungsinstrument spiel von Bekir Köse. Der Anlagenwart hat Die Lösung des Lackierproblems ist ein wei- fester Bestandteil der Unternehmenskultur. in der Lackiererei genau hingeschaut. Wenn teres Beispiel von vielen, das zeigt, welches Geistesblitze zahlen sich aus. 3.000 Ideen der Uni-Farbton Lizardgrün appliziert wird, kreative Potenzial die Ideen der Mitarbeiter pro Jahr erreichen das PIDM. Oft sind es entstehen immer wieder Probleme. Im Ge- haben. Erkennen, anpacken und dadurch kleine Veränderungen, die für weitreichende gensatz zu vielen anderen Farbtönen ohne praktisch unternehmerisch denken zahlt Verbesserungen sorgen. „Einzigartige und Effekt, bei denen die Karossen in einem sich nicht nur für die Einreicher aus. 1,49 Mil- innovative Ideen sind genauso ein wesentli- Vorgang lackiert werden, wird bei Lizard- liarden Euro betrug allein der Wert der Ein- cher Baustein für die Unternehmensent- grün mit zwei Durchgängen lackiert. „Es sparungen aus dem Ideenmanagement von wicklung wie effiziente und stimmig ver- war schwierig, bei zwei Lackiervorgängen 290 Unternehmen, die sich an der Umfrage netzte Prozesse, die wir gewährleisten“, die Farbdicke exakt zu treffen“, erzählt des Deutschen Instituts für Betriebswirt- sagt Dirk Wille, Leiter Prozessoptimierung Bekir. Die Folge: Wenn die zweite Schicht schaft im vergangenen Jahr beteiligt haben. und Ideenmanagement. zu dick ist, kann das Wasser aus dem Keine Frage: Ausgezeichnete Ideen der Mit- Hydro-Basislack nicht so entweichen, wie arbeiter sind gefragt wie nie! Um die positiven Auswirkungen einer Idee zu das beim Trocknen gewünscht ist. Dies beurteilen, werden anschließend alle zur Ver- führt vor allem zu sogenannten Pinholes, Text Michael Thiem fügung stehenden Informationen ausgewer- also kleinen Löchern im Lack. Bekir hat das tet und der Beitrag für Porsche entsprechend Problem keine Ruhe gelassen. Er hat getüf- von den PIDM-Gremien bestätigt. Wird ein telt, das Roboterprogramm angepasst, ge- Vorschlag zur „Idee des Monats“ gekürt – an- testet, dokumentiert und sich Schritt für hand der Kriterien Innovations- und Kreativi- Schritt dem Ziel genähert, die Lackierung tätsgrad, Aufwand-Nutzen-Verhältnis, Rolle ebenfalls in einem Arbeitsschritt zu ermög- C A und Aufwand des Einreichers, Außenwirk- lichen: „Immer wieder haben wir die Dicken M samkeit und Visualisierbarkeit –, erhält der gemessen und überprüft, ob sich die Idee P Einreicher als Wertschätzung nicht nur eine auf die Serie übertragen lässt“, erinnert U S Prämie, die er im Driver’s Selection Shop ein- sich Bekir. Es hat geklappt – und bringt Eine Schicht reicht aus: Bekir Köse hatte eine Idee, wie der Uni-Farbton Lizardgrün in einem Vorgang lackiert werden kann 01/ 2019 17 911 GT3 RS: Kraftstoffverbrauch innerorts: 19,2 l/100 km, außerorts: 9,0 l/100 km, kombiniert: 12,8 l/100 km; CO2-Emission (kombiniert): 291 g/km
S T R AT E G I E IMMER EINEN ZUG VORAUS Wie entwickelt eigentlich der Chefstratege von Porsche mit seinem Team die künftige Ausrichtung des Unternehmens? Dr. Jochen Breckner gibt Einblicke in seinen visionären Job. C A M P U S Jochen Breckner vertraut bei seinen Schachzügen auch auf Inspiration, Kreativität und Willensstärke 01/ 2019 18
I m Jahr 2039 wird China die USA als (Political, Economic, Sociological, Technical wicklung, also bei Breckner und seinen ins- Wirtschaftsmacht überholt haben. Das and Legal Change) bezieht Faktoren wie gesamt 42 Mitarbeitern. hat der Ökonom John Hawksworth Gesetzgebung, Steuerrichtlinien und Wett- 2006 vorausgesagt. 2039 dürfte auch bewerbsregelungen mit ein. Vor allem aber Strategie heißt nicht einfach nur, dass man C A Indien an den USA vorbeiziehen. Das braucht es Köpfe mit analytischem Denk- sich im Meeting auf ein Ziel einigt: „Gut, M ist schon in 20 Jahren! „Die Zeit verstreicht vermögen. Strategen, die aus Zahlen, Daten dass wir darüber gesprochen haben, jetzt P sehr schnell“, sagt Dr. Jochen Breckner. und Fakten Rückschlüsse ziehen. Es braucht aber zurück zum Tagesgeschäft!“ Vielmehr U S „Manche Weichen muss man früh stellen.“ Kreativität, um Chancen zu erkennen. Sowie steht am Anfang eine klare Vision: die Er steht mit einem Bein in der Zukunft, tas- Vorstellung, wie das Unternehmen sich in tet als zentraler Stratege von Porsche den „Wenn man immer nur nach einem bestimmten Zeitraum fortentwickelt Boden nach Tragfähigkeit ab. Natürlich Zahlen, Daten, Fakten ent- und wie es sich zu einem bestimmten weiß auch der 42-Jährige nicht, was 2039 zukünftigen Zeitpunkt am Markt behauptet. sein wird: „Aus der Historie kann man The- schieden hätte, würde Porsche Breckner: „Man definiert die zielbildende men ableiten, der Blick in die Zukunft ist heute nicht so dastehen und V ision und klärt dann: Wie kommen wir schwierig, auch in der Analytik.“ nicht so erfolgreich sein.“ dahin? Die intensivere Arbeit besteht darin, Meilensteine zu definieren.“ Zwischenziele Bei jedem Auto handelt es sich um ein für die Kompetenz, Leute miteinander zu ver- werden mit Zahlen, Daten und Fakten hin- die Zukunft geplantes Produkt. Fünf bis netzen, zwischen unterschiedlichen Interes- terlegt. Fortschritt wird so messbar. Würde sechs Jahre vergehen, bis das neue Modell sen auszugleichen – und am Ende standfest man auf diese Absicherung verzichten und steht. Dann wird es sechs, sieben Jahre auf eine Entscheidung durchzusetzen. freihändig das Ziel weiterverfolgen, drohten dem Markt sein. Also sollte man in etwa Fehlentscheidungen. wissen, wonach der Markt in fünf bis zwölf Strategen arbeiten bei P orsche Jahren verlangt. in den einzelnen Ressorts. „Es Ohnehin handelt es sich bei einer solchen wäre vermessen zu sagen, Strategie nicht um einen fest- Dafür muss man Trends und den Markt beob- Strategie entsteht nur bei gezurrten Fünfjahresplan. „Re- achten. Also Produktstrategie betreiben. In- uns in der Zentrale“, sagt gelmäßig prüft man: Stimmt das strumente der Unternehmensstrategie sind Breckner. Aber die Fäden Ziel noch? Muss man es adjustie- die SWOT-Analyse (Strengths, Weaknesses, laufen zusammen im Gene- ren? Muss man den Weg ändern? Opportunities, Threats) zur Positionsbestim- ralsekretariat und in der Welche neuen Erkenntnisse gibt es, mung und Strategieentwicklung; PESTLE Un t e r n e hm e n s e n t- die Anpassungen erfordern?“ › 01/ 2019 911 Carrera GTS: Kraftstoffverbrauch innerorts: 12,9–11,2 l/100 km, außerorts: 7,4–7,3 l/100 km, kombiniert: 9,4–8,8 l/100 km; CO2-Emission (kombiniert): 212–201 g/km 911 Carrera GTS Cabriolet: Kraftstoffverbrauch innerorts: 12,9–11,2 l/100 km, außerorts: 19 7,5–7,3 l/100 km, kombiniert: 9,4–8,8 l/100 km; CO2-Emission (kombiniert): 214–202 g/km
Breckner war noch Leiter Controlling, als er muliert: „Auf der Basis von Trends war er- Indes schläft der Stratege in Breckner nie- mit dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume kennbar, dass wir den wirtschaftlichen Erfolg mals. Hochautomatisiertes Fahren, Markt- und dem damaligen Chefstrategen Jürgen gefährden, wenn wir nicht agieren. Wir kön- entwicklung, die Dekarbonisierung (Redu- Rittersberger das Ergebnisprogramm 2025 nen dies aus einer Position der Stärke heraus.“ zierung der Kohlenstoffemissionen auf ein anschob, eine Ergänzung zur geltenden Minimum) treiben ihn um. Er meint dazu: Strategie 2025. Porsche investiert seitdem 2013 diskutierte Porsche eine Strategie zur „Was nicht passieren wird: dass Porsche viel Geld in die E-Mobilität, stellt zusätzliche E-Mobilität. Breckner war als Controller da- gar keine Fahrzeuge mehr für Individual- Leute ein, unter anderem entstehen 1.500 bei. Ende 2019 rollt mit dem Taycan der erste mobilität anbieten wird. Das halte ich für Arbeitsplätze für die Taycan-Fertigung. Auch E-Porsche vom Band. „Wir sind etwas später ausgeschlossen.“ sind die Materialkosten für E-Autos höher. dran, aber den Trend verschlafen haben wir nicht. Ob man Early Mover oder Fast Follower Damit zurück in die Zukunft: 2039 gehört Das Ziel lautet also: neue Geschäftsfelder er- ist, ist nicht entscheidend – beide Strategien die erste Taycan-Generation bereits zu den schließen, Synergien nutzen, Kosten senken. können aufgehen. Ich bin überzeugt, dass wir Youngtimern. Wir alle werden 20 Jahre älter Der Weg (unter anderem): unternehmerisches mit dem Taycan technisch, von der Produkt- sein und uns fragen: Ist unsere persönliche Handeln im Unternehmen fördern. Acht Hand- auslegung und vom Gesamtfahrzeugkonzept Strategie aufgegangen? Habe ich meine Ziele lungsfelder stehen fest, Arbeitsgruppen erar- her zum Zeitpunkt des Launches der Konkur- erreicht? beiten Vorschläge. Oder wie es Breckner for- renz überlegen sind.“ Text Jo Berlien Dr. Jochen Breckner 1977 geboren in Stuttgart C 1997 – 2002 A Universität Stuttgart M Diplom in technisch orientierter P Betriebswirtschaftslehre U S 2000 Praktikum im Porsche-Controlling 2002 – 2004 Doktorand, Einstieg bei Porsche ins Controlling 2008 – 2010 Assistent der Geschäftsleitung 2010 – 2012 Abteilungsleiter Controlling Tochtergesellschaften 2012 – 2017 Produkt-Controlling Porsche- Entwicklungszentrum Weissach 2017 – 2018 Leiter Controlling seit 9/2018 Leiter Generalsekretariat und Unternehmensentwicklung Fotos: Sabina Paries 01/ 2019 20
FABRIK DER ZUKUNF T LASER STATT FRÄSE Innovative Fertigungsmethoden werden große Vorteile bringen, von denen in erster Linie die Kunden profitieren. Ein Ausblick zeigt, was kommende Techniken möglich machen. W o gehobelt wird, fal- nen als ein einziges, zusammenhängen- len Späne. Und wo des Stück produziert werden. Und die Metalle geformt wer- Form spielt dann auch keine Rolle mehr. den, fliegen die Fun- Im Gegenteil. Der Natur entlehnte ken. Letzteres verän- Strukturen könnten den Weg weisen zu dert sich jedenfalls nicht, wenn neue einer effektiveren Gestaltung von Küh- Produktionsmethoden Einzug halten in die lern, die beispielsweise Batteriepacks Fabrikhallen der Welt. Nur der Maßstab, in oder Brennstoffzellen umgeben. Und die dem es funkt, wird etwas kleiner. Denn trotz eines viel kleineren Bauvolumens statt heißer Rohmasse oder gehärteten den doppelten Wirkungsgrad traditionell Werkstoffen führt der Laser Regie. Und gefertigter Komponenten bieten. der schichtet Ebene um Ebene, Mikrome- C A ter um Mikrometer an Metall- oder Kunst- Die Vorteile von additiv gefertigten M stoffpulver aufeinander und verschmilzt Werkzeugen: Dank exakt berechneter P diese – bis zum fertigen Produkt. und umgesetzter Anforderungen sind U Fotos: Matthias Haslauer, DMG MORI S sie dauerhaft belastbar und außerdem Das Additive Manufacturing etwa – um- sortenrein im Recycling am Ende ihres gangssprachlich gern als 3D-Druck be- Lebenszyklus. Darüber hinaus ermög- zeichnet – ist auf dem Weg, die Ideen lichen sie die im Fahrzeugbau ent- der digitalen Welt greifbar zu machen. scheidende Gewichtsersparnis. Das hilft So müssen additiv gefertigte, komplexe den Automobilherstellern, den Treib- Bauteile zum Beispiel nicht mehr aus stoffverbrauch zu reduzieren und den 80 Einzelteilen bestehen, sondern kön- CO₂-Ausstoß zu senken. PULVERDÜSE- UND PULVERBETT-VERFAHREN Beim Pulverdüse-Verfahren wird ausgebrachte Metallpulver Metallpulver über einen Gasstrom punktuell, wodurch das Bauteil einer Düse zugeführt. Die Düse in mehreren Schichten von und ein Laserstrahl fokussieren 20 bis 100 Mikrometern Stärke denselben Punkt, an dem das in die Höhe wächst. So lassen Metallpulver vom Laser geschmol- sich nahezu alle erdenklichen zen wird – dabei lässt sich der Formen produzieren. Beides sind Produktionskopf aus Düse und vielversprechende Technologien, Laser in bis zu fünf Achsen besonders für den Bau von 01/ 2019 steuern. Beim Pulverbett-Verfahren Werkzeugen und Montagehilfs- schmilzt ein Laser das flächig mitteln. › 21
Anwendungsbeispiele aus der FAHRZEUG-INFOS Porsche Produktion 4.0 FÜRS HANDGELENK Schnell, einfach, digital – all das MIT AR DIE QUALITÄT VISUALISIERT verspricht die Workerbase Smartwatch. Mit dieser digitalen Armbanduhr können Augmented-Reality-Technologien das Realbild gelegt. Mitarbeiter Mitarbeiter den Status eines Fahrzeugs der Porsche Produktion 4.0 un- können sich Berichte und Mess- abrufen. Wo befindet es sich auf dem terstützen bereits das Qualitäts- werte zum Fahrzeug ansehen Werksgelände? Welche Besonderheiten management. Mithilfe eines Tablets und Abweichungen direkt im sind zu beachten? Bisher werden diese werden Abweichungen zum vor- CAD-Modell erfassen. Die Einträge Informationen häufig noch auf einem gegebenen Perfektionsgrad werden unmittelbar in der zen- Handzettel ausgedruckt und mitgenom- schnell und zuverlässig sichtbar. tralen Datenbank gespeichert. men. Mit der digitalen Variante lassen sich Die App ermöglicht eine direkte Der Prüfprozess lässt sich so in viele Prozesse vereinfachen und durch Visualisierung von Bauteilinforma- Echtzeit zu jedem beliebigen Vernetzung optimieren. Deshalb sollen C A tionen unmittelbar am Fahrzeug. Partner streamen. Das spart Zeit, die Anwendungsfälle für die Smartwatch M Dabei wird das CAD-Bild über Kosten – und erhöht die Qualität. in der Produktion stetig erweitert werden. P Der Pilotbetrieb in der Produktion U Zuffenhausen wird zeitnah gestartet. S MAXIMALE FLEXIBILITÄT MIT FTS Für die Produktion des Taycan setzt Porsche auf eine sogenannte Flexi-Linie. Statt die Produktionslinie in einer DIGITALE PRODUKTABSICHERUNG mechanischen, starren Linie abzubilden, wird mit einem fahrerlosen Transport- Digitale Hilfsmittel spielen dazu nutzen, um Riss- und system (FTS) gearbeitet. Damit werden bei der Karosserieherstellung eine Faltenfreiheit, Rückfederung oder die Vorteile des klassischen Fließprinzips entscheidende Rolle. Dies ist Wärmeverzug zu simulieren. mit den Flexibilitätsvorteilen einer wichtig, weil die Blechumformung Werden Abweichungen festge- wandlungsfähigen Montage verbunden. in der Automobilindustrie immer stellt, wird Schritt für Schritt der Porsche ist der erste Fahrzeughersteller, komplexer wird. Die Abteilung Prozess so angepasst, dass am der FTS im kontinuierlichen Fluss „Planung Karosserie“ und die Ende standardisierte Bewertungs- einsetzt. Mit der gewonnenen Flexibilität Porsche Werkzeugbau GmbH als parameter erreicht werden. So kann zukünftig noch schneller auf Kompetenzzentrum für Blechteil- gelingt es, qualitativ hochwertige Marktschwankungen reagiert werden. und Karosserieherstellung können Bauteile mit robusten und effi- 01/ 2019 Auch dies ist ein Beleg für die Produk die neuen Absicherungsmethoden zienten Prozessen herzustellen. tionsphilosophie von Porsche. 22 Die Texte basieren auf einem im Carrera Magazin erschienenen Artikel.
LEBENSSTIL TRENDSETTER D Wie lässt sich der Porsche- ie Hände greifen das Lenkrad, Mitarbeiter zeigen lassen. Man kann auch der Blick wandert durch die gleich konkrete Verkaufsgespräche führen. Lifestyle in die digitale flachgestreckte Frontscheibe. Entstanden ist dieses Vertriebsformat in en- Welt übertragen? Darüber Jetzt den ersten Gang einlegen ger Zusammenarbeit von Porsche Digital, machen sich die Mitarbeiter und mit dem 911 aus den Porsche Kanada und dem englischen Start- der Porsche Digital GmbH Showrooms des Händlers einfach raus auf up Go Instore. Der Vorteil liegt auf der Hand: die Straße fahren. Wer würde das nicht Die Kombination von innovativer Technolo- ihre kreativen Gedanken. gerne? Wenn das aber zeitlich und räumlich gie mit persönlicher Interaktion schafft Er- nicht möglich ist, gibt es nichts Besseres, lebnisse, wie sie der Kunde von Porsche als sich bequem von zu Hause aus die achte kennt und erwartet. Die Porsche-Zentren Generation der Sportwagen-Ikone mittels weltweit sind nach wie vor zentrale Anlauf- einer Onlineberatung individuell vorführen stellen, die mit der neuen Anwendung auch zu lassen. virtuell zugänglich gemacht werden können. Das ergibt in einem weitläufigen Land wie Mehrere Porsche-Zentren in Kanada bieten Kanada besonders viel Sinn, da Kunden sich einen solchen Service bereits an. Interessier- bequem bei den Händlern umsehen könn- C A te können sich virtuell durch die Verkaufsräu- ten, ohne dafür eine lange Anfahrt in Kauf M me führen und einzelne Fahrzeuge von einem nehmen zu müssen. › P U S Porsche Digital mit Sitz in Ludwigsburg gibt es seit etwas mehr als zwei Jahren. Aus zwei Mitarbeitern ist mittlerweile ein Team von 80 Leuten geworden Porsche Digital 01/ 2019 23
Dieses digitale Vertriebsformat ist ein gutes gen drei neue Produkte von Porsche Digital: Services, die jener materiellen Welt heute Beispiel dafür, in welchen Dimensionen bei Porsche 360+, Porsche Road Trip, Porsche ganz neue Bedeutungsebenen abgewinnen. Porsche Digital gedacht wird: Es geht um Impact (siehe Infokasten rechts). Aber wie macht man digitale Services greif- den Porsche-Lifestyle. Der hat natürlich mit bar? Wie kann man virtuelle Erlebniswelten dem Auto zu tun, spielt aber auch jenseits Entsprungen sind die drei Apps der Porsche testen? Und wer ist eigentlich der Kunde? des Fahrersitzes eine entscheidende Rolle. Digital Experience Foundry, was wörtlich Was will er und wie denkt er? Während in der übersetzt so viel heißt wie „Erlebnis-Gieße- Automobilentwicklung reale Showcars und Porsche hat eine überragende Tradition und rei“. Was auf den ersten Blick wenig Sinn Prototypen gebaut werden, nutzt Porsche langlebige Produkte. Das muss sich auch zu ergeben scheint, entpuppt sich bei ge- Digital seine Experience Foundry: eine in der digital widerspiegeln. Denn was das Unter- nauerem Hinsehen aber als wörtliche Brü- Automobilbranche einzigartige Simulations- nehmen auf den Markt bringt, muss dem cke zwischen klassischer Industrie und mo- fläche für die Prototypenentwicklung. Kunden Mehrwert bringen. Es darf keinem derner Digitalwirtschaft. Hier die Gießerei, kurzlebigen Trend folgen, es muss Trends für in der die Ideen von Ingenieuren Gestalt Dabei handelt es sich um eine Halle, die von die Zukunft setzen. Wie diese aussehen, zei- annehmen, dort die digitalen Welten und einer 30 Quadratmeter großen Leinwand Kleine Werkstatt mit 3D-Drucker C A M P U S Die Porsche Digital Experience Foundry: eine in der Automobil- branche einzigartige Simulationsfläche für die Prototypen- 30-Quadratmeter- entwicklung Leinwand ramp.space GmbH & Co. KG Fotos: Matthias Mederer/ Raum für Innovationen 01/ 2019 24
dominiert wird. Darüber befindet sich eine Mit einem Klick sitzt man auf der Terrasse Galerie, gegenüber eine Tribüne, auf der einer Villa mit Blick auf ein Flusstal, im nächs- locker 50 Personen Platz finden, dahinter ten Moment kann man sich in ein Büro k licken eine kleine Werkstatt, ausgestattet unter oder auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Porsche Road Trip: der digitale Reiseführer anderem mit einem 3D-Drucker – und da- Die IT-Plattform im Hintergrund sorgt da- zwischen ganz viel Raum für Innovationen, für, dass alles miteinander vernetzt ist: das Die App unterstützt Autofans bei der Planung, Organisation und in den man auch ein komplettes Fahrzeug Porsche Communication Management mit Navigation von außergewöhnlichen stellen kann. Herzstück ist der Screen, der den Smart-Home-Funktionen, oder das Touren und bietet Vorschläge für gemeinsam mit dem Start-up und Koopera- Smartphone wiederum mit dem Fahrzeug. Ausfahrten unterschiedlicher Länge. tionspartner Home-iX nach den spezifischen So werden hier digitale Produkte und Ser- Anforderungen von Porsche Digital umge- vices bereits in der Frühphase ihrer Entwick- setzt wurde. Mit seiner Hilfe tauchen die lung deutlich spezifischer auf Kundenanfor- interdisziplinären Teams von Porsche Digital derungen entwickelt, getestet und optimiert, in die Welten ihrer potenziellen Kunden ein. als das nur am Rechner möglich wäre. Galerie Porsche 360+: der Lifestyle-Assistent Persönlicher Assistent als ständiger digitaler Begleiter: „Porsche 360+“ bietet Services, die dem Kunden den Alltag erleichtern und eröffnet Zugang zu exklusiven Erlebnissen. C A M P U S Porsche Impact: CO₂-Emissionen ausgleichen Der Kalkulator ermöglicht Kunden, den CO2 -Abdruck des eigenen Porsche zu ermitteln und auszuglei- chen, abhängig von Laufleistung, Modell und Fahrzeugeigenschaften. Tribüne, auf der 50 Personen Platz finden 01/ 2019 25
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