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PRESS REVIEW Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal Wednesday, August 18, 2021
PRESS REVIEW Wednesday, August 18, 2021 Frankfurter Allgemeine Zeitung Riccardo Muti dirigiert in Salzburg erstmals Beethovens „Missa solemnis“ Der Tagesspiegel Die Pläne des Rundfunkchors für 2021/22 Los Angeles Times Column: From bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall Berliner Morgenpost Ticketverkauf für Frankfurter Buchmesse gestartet Der Tagesspiegel Die Hüter der Kunstschätze in Afghanistan hoffen, dass die Taliban diesmal die Kulturgüter verschonen Süddeutsche Zeitung Ein afghanischer Schriftsteller über seine Heimat, die Taliban und Schuldgefühle
17.8.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467505/11 F.A.Z. - Feuilleton Mittwoch, 18.08.2021 Beethovens Landung in unserem Jahrhundert Überforderung ist in dieses Werk einkomponiert: Riccardo Muti dirigiert in Salzburg erstmals Beethovens „Missa solemnis“ Gäbe es keine Kriege, müsste man um Frieden nicht bitten. Das „Dona nobis pacem“ am Schluss der katholischen Messliturgie setzt die Erfahrung von Feind- schaft und Zerstörung voraus. Mit ihren Messvertonungen quer durch die Jahr- hunderte sind die Komponisten zu Wortführern dieser Friedenssehnsucht gewor- den. Aber auch im weltlichen Gegenpart haben sie eine unerschöpfliche musikali- sche Inspirationsquelle gefunden, im barocken Schlachtengetümmel über Sieges- feiern bis hin zur dezidierten Antikriegsmusik im zwanzigsten Jahrhundert. „Pax“ – Friede – hieß daher das Motto der „Ouverture spirituelle“ der diesjährigen Salz- burger Festspiele, beginnend mit Arnold Schönbergs noch vor dem Ersten Welt- krieg entstandenem Chorwerk „Friede auf Erden“ bis zu Klaus Hubers „Quod est Pax?“ von 2007. Die gewaltigste und zugleich geheimnisvollste Bitte um Frieden blieb allerdings dem Hauptprogramm vorbehalten: Ludwig van Beethovens „Missa solemnis“. Und dies gleich in zweierlei Hinsicht, denn die Aufführung mit den Wiener Philharmo- nikern, der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und den gut aufeinander abgestimmten Solisten Rosa Feola (Sopran), Alisa Kolosova (Alt), Dmitry Korchak (Tenor) und Ildar Abdrazakov (Bass) war auch ein Geburtstagsgeschenk für den Dirigenten Riccardo Muti. Im Juli wurde er achtzig Jahre alt, und seit fünfzig Jahren, also der Hälfte der hundertjährigen Festivalgeschichte, ist er ein Fixstern am Salzburger Musikhimmel. Warum er die „Missa solemnis“ nicht schon früher aufgeführt hat, resultiere aus seiner übergroßen Ehrfurcht, gesteht Muti im Programmheft. Für ihn gleicht Beethovens Messe der Sixtinischen Kapelle in Rom, bei der sich der Maler Michelangelo ebenso über alle Vorgaben seines Auftraggebers und techni- sche Bedingungen hinwegsetzte wie Beethoven mit einer Kirchenkomposition von annähernd neunzig Minuten Dauer für seinen Mäzen Erzherzog Rudolph von Österreich – fern jeder Überlegung zu ihrer liturgischen Verwendbarkeit. Ein Werk, das „Glaubenswahrheiten“ über jede Konvention hinaus in geistige Ekstase und Monumentalität überführt („Gloria“ und „Credo“) und andererseits die Rätsel christlicher Erlösungsmystik zu erkunden versucht: im „Benedictus“, bei dem man sich unwillkürlich fragte: Wo sind wir? Ein Sturz vom höchsten Chorsopran in die tiefen Streicher und Holzbläser des Orchesters markierte die Wandlung in eine andere Existenzform. Die Musik blieb suchend stehen, bis sich die Sologeige von Konzertmeister Rainer Honeck aus der leisen, dunklen Statik erhob und einen https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467505/11 1/2
17.8.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467505/11 überirdischen Gesang anstimmte, der wie der langsame Satz eines Violinkonzerts anmutete, begleitet von sanften Pizzikati, Tontropfen von Klarinette und Fagott sowie leisen Stimmen von Chor und Solisten: „hochgelobt sei, der da kommt“. Tanzend war er im „Credo“ auferstanden, mit weltumfassendem Posaunenschall zur Rechten Gottes aufgefahren und von dort einen Freudentaumel auslösend, der allmählich alle Mitwirkenden mit sich riss und noch ein Nachspiel für das letzte Amen brauchte. Überforderung ist der „Missa“ einkomponiert, und die hörbare vokale Strapaziertheit des hoch achtbaren Opernchors, der sonst ganz andere Aufgaben hat, gehört zur Expressivität des Stücks. Für die Vermittlung von Extremen ist Muti ein Meister, so, wie wir es auch aus seinen Aufführungen von Verdis „Requiem“ kennen: Monumentalität, wo es kompositorisch gewollt ist, und höchste Verinnerlichung lösen einander im dich- ten Wechsel ab. Dazu die kantable Auflichtung in kontrapunktischen Verschlin- gungen, wobei Sopran und Tenor belcantistischen Glanz verströmten. Für fast jede Textzeile findet Beethoven eine eigene musikalische Ausdeutung, ringt Orchester und Sängern gleichermaßen seine extreme Dynamik ab, wechselt ständig die Kombination von Orchester-, Chor- und Solistenstimmen, springt vom Drama ins Gebet, knallt kurze Einwürfe von Hörnern, Trompeten oder imperialen Pauken ins Geschehen, unterbricht immer wieder den Verlauf und lässt ihn im Nachhall anhalten, baut die verrücktesten Chorfugen und überzieht das Ganze noch mit einer Harmonik, die einem oft den Boden unter den Füßen wegzieht und bei Muti ein geistiges Eigenleben führte. Eine letzte Steigerung aller Mittel war das „Agnus Dei“. Hier landet Beethoven mitten im 21. Jahrhundert, wenn er seine Bitte um „innern und äußern Frieden“ mit Schreckensvisionen durchschießt, Krieg und Frieden also nicht mehr gattungs- mäßig trennt, sondern verdeutlicht, wie hart erkämpft „Pax“ ist. Hörner und Trom- peten signalisierten wie im „Fidelio“ die Ankunft eines Gewaltherrschers, das Tremolo der Streicher verbreitete Angst, während der Chor an seinem sanften „pacem, pacem“ festhielt. Jubel für Muti – und Beethoven. Lotte Thaler Salzburger Festspiele https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467505/11 2/2
17.8.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/20-21 Mittwoch, 18.08.2021, Tagesspiegel / Kultur Die Pläne des Rundfunkchors für 2021/22 Kaum ein Kulturbereich wurde von der Pandemie so getroffen wie der Chorge- sang. Der Rundfunkchor Berlin will daher nicht einfach zur Tagesordnung über- geben und veröffentlicht statt einer klassischen Saisonvorschau lieber das Ma- nifest „Aufbruch in neue Welten“. Es zeigt den Chor in den Weiten des Welt- raums und bietet digitalen Lese- und Hörstoff per QR-Code. Der öffnet auch beim irdischen Stadtspaziergang Klangpfade. Im Tiergarten und im Lichtenber- ger Fennpfuhlpark kann man mit dem Smartphone in der Hand Aufnahmen des Rundfunkchors hören, kostenlos und nach eigener Dramaturgie. Auch das neue szenische Projekt begibt sich auf eine Reise. In „Time Travellers“ blickt ein Mensch zurück auf sein Leben und die Umwege und Abzweigungen, die es ge- nommen hat. Die Produktion war bereits geprobt und konnte wegen der Pande- mie nicht gezeigt werden. Nun soll es im Juli 2022 soweit sein, in der Potsdamer Schinkelhalle. Mit dem Ende der kommenden Saison steht dem Chor ein Umbruch bevor: Hans-Hermann Rehberg, der dem Chor zuerst als Sänger angehört und ihn seit 1990 als Direktor geleitet hat, geht in den Ruhestand. Dass der Rundfunkchor neben der großen Chorsinfonik auch für neue Wege der Musikvermittlung und für inszenierte Konzerterlebnisse steht, ist im Kern sein Verdienst. Im August 2022 wird Rachel- Sophia Dries sein Amt übernehmen, die in der Vergangenheit bereits für den Chor gearbeitet und den Antritt von Chefdirigent Gijs Leenaars begleitet hat. Leenaars steht mit seinem Ensemble gerade im Aufnahmestudio und nimmt eine CD mit geistlichen Chorwerken rund um Verdis „Quattro pezzi sacri“ auf – in der Hoffnung, dass die geplanten 49 Konzerte der kommenden Saison wieder vor Publikum stattfinden können. (weitere Infos: www.rundfunkchor- berlin.de.) UA https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/20-21 1/1
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times ENTERTAINMENT & ARTS Column: From bank to Burger King to handsome Frank Gehry-designed concert hall Frank Gehry and his team have reimagined a 1960s bank building in Inglewood as a performance and rehearsal space for Gustavo Dudamel’s Youth Orchestra Los Angeles. (Myung J. Chun / Los Angeles Times) BY CAROLINA A. MIRANDA | COLUMNIST AUG. 12, 2021 5 AM PT If you’re tooling down South La Brea Avenue in Inglewood and get to Queen Street, it might seem that the old bank building on the corner is the same as it ever was. Completed in 1965 as a Security Pacific Bank branch, the building was designed by Austin, Field & Fry, a midcentury architectural office that also produced the U.S. Customs House at the Port of Los Angeles and the original Otis Art Institute in https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times MacArthur Park. The bank building is evocative of its era — a low-slung, flat-roofed structure supported by slender, steel columns — but not the sort of architecture that turns heads. Its biggest flourishes are the gently curving sand-colored brick walls on the north side of the structure, broken up by tasteful strips of mosaic tile — but even that is subtle. Drive by too fast and you’ll miss it. One of the more interesting architectural details in Austin, Field & Fry’s original design for building that is now the YOLA Center features strips of gold and black mosaic tile. (Myung J. Chun / Los Angeles Times) Over the decades as Inglewood’s fortunes changed, so have the building’s. For long periods, the bank branch sat empty. At other times, it has harbored businesses for which it was not designed. That has included a nonprofit academic learning center and a Burger King. Now the old bank has found new life as a rehearsal space and concert hall — though other than a cleaned-up facade and new signage it can be hard to deduce that from the street. And that’s exactly how it was intended. Welcome to the Judith and Thomas L. Beckmen YOLA Center in downtown Inglewood, where the outside is all 1960s branch bank but the inside is a dynamic, daylight-saturated community music center — the first permanent space for the Los Angeles Philharmonic’s Youth Orchestra Los Angeles. The low-key reconfiguration https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times comes courtesy of Frank Gehry and a team of designers at Gehry Partners in collaboration with the Los Angeles-based Chait & Company, which served as the executive architect firm on the project. “It’s not a precious building,” says Gehry via telephone. “But it’s precious in what it does.” YOLA, a program devised by L.A. Phil Music Director Gustavo Dudamel, trains budding musicians in under-resourced communities around Los Angeles. It serves more than 1,300 students, ages 5 to 18, with free instruments and intensive musical training. Since the orchestra’s 2007 inception, YOLA musicians have studied at improvised locations around the city. But Dudamel was intent on creating at least one site that could be more lasting. To make that happen, all the players involved moved with remarkable speed. In August of 2018, the L.A. Phil announced that it was acquiring the old bank from the city of Inglewood, a structure that though generally unremarkable, has a prominent place adjacent to the city’s civic center. At that time, Gehry unveiled his design proposal for the $14.5 million renovation. Now, just three short years after making the designs public — a blink of an eye in architecture time — the YOLA Center will officially open its doors to area students. The first classes are scheduled to take place in September with the start of the school year. (A community celebration, originally scheduled for Sunday, was postponed due to rising infections from the coronavirus Delta variant.) https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times LOG IN Gehry may seem an unlikely architect for what is essentially a low-key adaptive reuse project. His public profile is built on elaborate form-making — of the kind he and his firm have deployed on high-profile cultural institutions such as Spain’s Guggenheim Bilbao and L.A.'s Walt Disney Concert Hall. But Gehry has long been a designer who knows how to make the most of preexisting space. In the ’80s, he turned a police car warehouse in Little Tokyo into the so-called Temporary Contemporary galleries (now the Geffen Contemporary at MOCA) for the Museum of Contemporary Art Los Angeles. His recent renovation of the Philadelphia Museum of Art clarified a jumble of ground-level spaces and perforated them with light. (I saw the building on a recent trip to the East Coast. The effect is restrained and ethereal.) His design for YOLA was inspired by another of his works of adaptive reuse — one that happens to be for a music hall. The Pierre Boulez Saal in Berlin occupies a historic warehouse that was once used to store sets for the Berlin State Opera. Gehry remade that space by inserting a pair of gently undulating circular seating areas around a central stage within the boxy geometries of the old building — a pair of circles within a square. Times classical music critic Mark Swed has written that the design creates “a communal effect, along with providing a singular perspective visually and aurally. No one hears or sees quite the same thing, while at the same time, musicians and audience feel as though we are in it together.” Gehry has brought some of that adaptive magic to the YOLA Center, which should serve as a fine example of what can happen when a starchitect uses power for good instead of evil. https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times The old bank building on La Brea may look almost the same on the outside, but its insides now boast a nearly 4,500-square-foot performance space, the Edgerton Foundation Performance Hall, which features a resonant sprung floor that has been crafted from oak as well as 10 rows of wooden, stadium-style seating (no obstructed views!) that can accommodate up to 272 spectators. On days in which there are no public performances, the seats can be collapsed along one side of the room and a series of retractable plywood walls deployed to divide the hall into two. This creates additional rehearsal and teaching spaces — meaning that this is a performance hall that will never lay fallow. Flexibility is key to other aspects of the building too: The main performance hall is ringed by two stories of rooms of various dimensions that can be used as rehearsal spaces or as green rooms in advance of performances. Plus, the design doesn’t skimp on sound. The acoustics are by Nagata Acoustics International, the same designers who worked on Walt Disney Concert Hall. Gehry’s architectural team — which includes Craig Webb, Meaghan Lloyd, Thomas Kim and Richard Mandimika — was able to achieve all of this by essentially scooping out the building guts (which included a couple of concrete bank vaults) and reorganizing the place. They dropped the main floor to the basement level and added a skylight that protrudes above the roofline so that the performance hall could have an ideal acoustic height of 45 feet. Anyone entering from La Brea looks down into the performance hall. A mezzanine above provides additional seating. And the added skylight (the one change to the building’s profile) has the effect of bringing daylight to the far corners of the building. Though it was built with sturdiness and economy in mind, there are nonetheless delights in the details. https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times Seating is upholstered in a warm shade of burnt orange. Combined with the light shade of oak employed for the stage, it makes the main performance hall feel warm and unfussy. Tucked into the hallways are small seating nooks where a student’s family or friends can hang out while they rehearse. These are lined in simple plywood, but the ways in which they are joined make the most of the wood’s natural patterns. Near the building’s front door is a small kitchenette, which beckons like an informal gesture of welcome. This isn’t a stuffy opera palace, it’s a youthful place of learning and collaboration. Most significant, the building retains its connection to the street. Both the Edgerton Performance Hall and its sound booth are not hermetically sealed off from the rest of the world as they might be in a traditional performance hall. Instead, they are fully visible through the windows that face South La Brea. During rehearsals and performances, passersby will be able to see the components of a performance at play. Street sounds bleed into the space. (During a recent sound test in the performance hall in which students from YOLA practiced one of Bach’s Brandenburg Concertos for the benefit of Nagata’s acousticians, I could hear a siren wailing on La Brea.) But sounds from the space are also designed to bleed out into the world. Practice rooms are double-walled so that musicians can focus, but the doors are standard issue — so that anyone who pokes their head into the building is liable to hear the cacophony of sounds produced by young musicians at work. “I think the building wants to be part of the community, not created as a cultural object from the outside,” says Gehry. “It has a lot of porosity so people feel like they are a part of it.” That was part of the equation. In recent years, rising rents and other issues related to gentrification have rattled the residents of Inglewood, one of Southern California’s last Black enclaves. The construction of SoFi Stadium, home to the Rams and the Chargers, has likely helped fuel real estate speculation. Now there is another venue in the works: an 18,500-seat arena for the Clippers basketball team. https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood 10/17
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times Sometime this year, Metro’s new Crenshaw Line is scheduled to begin depositing passengers at the new downtown Inglewood stop at Florence Avenue, just east of La Brea. Nearby, a rising residential development called the Astra, designed by Withee Malcolm Architects, will bring 242 market-rate apartments to the neighborhood. In addition, there is nearby Market Street, a historic commercial strip with storefronts that date back to the 1920s, which Inglewood Mayor James T. Butts says could be redeveloped to be more “reminiscent of Old Town Pasadena” — a phrase that evokes heaps of old-world charm, but also pricey real estate. Butts says the city has made some moves to alleviate issues of gentrification. He points to a recently implemented rent cap of 3% on residential properties. But that cap offers shaky protection at best: It only covers properties of more than four units for which rent increases are regulated by the city. Moreover, additional rent increases are allowed if the property is being rented at less than 80% of fair market value — which at a moment of skyrocketing rents, could mean the 3% cap is more symbolic than practical. All of this comes at a time when art’s role in gentrification is increasingly under scrutiny. Butts says, however, that the YOLA Center is the opposite: a prominent building — one that quite literally fronts Inglewood City Hall — that will be employed exclusively for community use. “It could have been a WeWork,” he says. “It could have been a dozen things.” https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood 13/17
17.8.2021 Bank to Burger King to Frank Gehry-designed concert hall - Los Angeles Times LOG IN “There are going to be about 300 students that are mentored in this program,” Butts says of YOLA. “The commitment is that 160 of them will be Inglewood students. This is in no way a building that is in the community but apart from the community. It will become infused with the DNA of the community.” That was the case with its construction too. “We have a 35% local hire commitment for all development projects,” he says. Certainly, YOLA isn’t an art gallery selling high-value paintings. The institution, instead, offers free instruments, free musical training and free community concerts — a program that Dudamel based on El Sistema, the national musical program from his native Venezuela that fostered his own musical studies. At a time of relentless change in Inglewood, the YOLA Center will serve, instead, as an accessible cultural anchor. Part of that comes from the architecture. In preserving the building’s exterior, Gehry has maintained a familiar aspect to the neighborhood while finding a new use for an outmoded building. “It’s not necessary to build a bright, shiny object that everybody looks at,” he says. “The programming and the effect on the community — that is the issue.” One that will be played out one musician, one rehearsal and one performance at a time in YOLA’s handsome new space. https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2021-08-12/frank-gehry-designed-concert-hall-gustavo-dudamel-yola-inglewood 14/17
17.8.2021 Berliner Morgenpost KULTUR SEITE 9 | MITTWOCH 18. AUGUST 2021 Literatur Ticketverkauf für Frankfurter Buchmesse gestartet Sowohl das Fachpublikum als auch die Privatbesucher können seit Dienstag Tickets für die Frankfurter Buch- messe, die vom 20. bis 24. Oktober stattfinden soll, er- werben. Es gibt nur Online- Tageskarten sowie ein be- grenztes Tageskontingent, zudem gilt ein umfassendes Hygienekonzept, wie die Organisatoren mitteilten. So müssen alle nachweisen, dass sie vollständig geimpft, genesen oder negativ getestet sind. dpa Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/1021/articles/1428286/9/7 1/1
17.8.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 Mittwoch, 18.08.2021, Tagesspiegel / Kultur Das Trauma von Bamiyan Die Hüter der Kunstschätze in Afghanistan hoffen, dass die Taliban diesmal die Kulturgüter verschonen Von Ingrid Müller © imago Ikonoklasmus. 2001 ließen die Taliban die Buddhas von Bamiyan sprengen. Susanne Annen lässt die Situation in Afghanistan keine Ruhe. Die Aus- stellungsleiterin der Bundeskunsthalle in Bonn war insgesamt drei Jahre am Hindukusch – ihre früheren Mitarbeiter dort sind längst Freunde geworden. Jetzt ist sie bei all den atemraubenden Entwicklun- gen in der Region wenigstens ein bisschen erleichtert. Es gibt eine er- https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 1/5
17.8.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 freuliche Nachricht: Die Mitarbeiter sind zu erreichen, das Nationalmu- seum in Kabul und seine Ausstellungen stehen noch. Susanne Annen übt sich in Zuversicht: „Ich setze darauf, dass auch die Taliban sich wei- terentwickelt haben und die Kultur des Landes diesmal schützen wer- den.“ Sie hofft darauf, dass die neuen alten Herren von Kabul sehen, wie viel die Kultur für das Land bedeutet. Die Schätze könnten auch in Zu- kunft „ein positiver Botschafter“ sein. Das war bei der ersten Machtübernahme der Taliban in den neunziger Jahren anders. Die sogenannten Gotteskrieger zerstörten in blindem Aktionismus wertvolle Schätze des Landes – viele unwiederbringlich. Alle Welt kennt seither die majestätischen Buddha-Figuren, die einst im Felsmassiv von Bamiyan auf das fruchtbare Tal herunterschauten. Und die gähnenden Riesenlöcher, die seither kilometerweit zu sehen sind. Die Taliban hatten Anwohner dazu gezwungen, die Statuen zu spren- gen. Wissenschaftler haben jahrelang daran gearbeitet, die Überreste zu bergen, und die Felsnischen abzusichern. Selbst in dem abgeschirm- ten Tal, wo zwischendurch so etwas wie Frieden herrschte, war das nicht ohne Risiko. Rund um das Massiv lagen noch immer viele Spreng- körper verstreut. Manche wollten die Statuen wieder errichten. Südkorea hat ein Begeg- nungszentrum finanziert, das „Bamiyan Cultural Center“. Es gab Pläne, die Statuen als Illumination auferstehen zu lassen. In einer Region, in der viele nicht einmal Strom haben. Im Bamiyan-Tal gibt es auch ein Na- turdenkmal: die unwirklich blauen Band-e-mir-Seen, eine Kaskade von weißen Ufern aus Tavertin. Dort baute unter anderem die Agha-Khan- Stiftung den ersten Nationalpark des Landes auf. Das sagenhafte baktrische Gold, mit 21145 Stücken einer der größten Goldschätze der Welt, fiel den Taliban in ihrer ersten Herrschaftsphase nicht in die Hände. Umsichtige Menschen hatten den prachtvollen Schatz vorher versteckt. Kunsthallen-Leiterin Annen half dabei, die atemberaubende Ausstellung nach Deutschland zu bringen. Niemand traute der fragilen Sicherheit in Kabul und dem Nationalmuseum zu, dafür den richtigen Rahmen zu bieten. Das Gold reiste in der Folge um die Welt. In 29 Museen in 13 Ländern staunte man über die Pracht und Kunstfertigkeit. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 2/5
17.8.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 Die bittere Ironie der Geschichte: Vor nicht allzu langer Zeit ging die fantastische Sammlung doch – wie allerlei andere Kulturgüter – nach Afghanistan zurück. Im dortigen Parlament gab es eine Debatte, ob die als korrupt angesehene Regierung damit adäquat umgehen werde. Es wurde abermals ein „sicherer Ort“ gesucht. An einem solchen soll sich die Sammlung inzwischen befinden. Im Nationalmuseum haben sie in den vergangenen Monaten auch viele vorislamische Kunstwerke aus den Ausstellungen genommen. Denn niemand kann garantieren, dass die Islamisten nicht wieder auf die Idee kommen könnten, buddhistische Kunstwerke zu zerstören. Immerhin hatten die Taliban im Frühjahr überraschend ein Statement abgegeben, dass sie die Kulturgüter achten wollten. Alle sollten die kul- turellen Stätten schützen, keiner solle auf die Idee kommen, Stücke auf dem internationalen Kunstmarkt zu verscherbeln. Optimisten hoffen, dass die militanten Taliban sich an ihr Versprechen erinnern. Sei es, weil sie den Kulturgütern inzwischen historischen Wert beimessen; sei es, dass sie sich nicht wieder internationalen Groll zuziehen wollen; oder, dass sie gern die Einnahmen mitnehmen, die allein das baktrische Gold auf seiner Reise um den Globus einspielte. Bisher gingen auf die- sem Wege 4,5 Millionen Dollar nach Afghanistan. Pessimisten misstrauen nicht nur den neuen de-facto- Machthabern in Kabul. Sie befürchten, dass Chaos ausbricht. Dann könnten verzweifelte Menschen, wütende Erzkonservative, Gangs oder Warlords sich aus ver- schiedensten Motiven über die Kunstschätze hermachen. Die Wachen des Nationalmuseums – das eigentlich gerade einen Neubau bekommen sollte – sind in der Nacht auf Montag geflohen. Trotzdem ist Susanne Annen zuversichtlich, dass es für die Kunstschätze wie die Menschen, die sich um sie kümmern, eine Zukunft geben wird. Afghanistan verfügt über mannigfaltige Kulturstätten. So auch die Zita- delle von Herat, eine der größten in Zentralasien. Sie konnte durch in- ternationale Zusammenarbeit in neuem Glanz präsentiert werden. Diese Zitadelle für den Frieden gilt als nationales Symbol. Der sandfar- bene Bau mit seinen 18 stolzen Türmen überragt die Stadt, er soll bis in die Zeit Alexanders des Großen zurückgehen. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 3/5
17.8.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 Darin ist eine Ausstellung zu sehen, die Ute Franke, ehemalige stellver- tretende Leiterin des Museums für Islamische Kunst in Berlin, mit gro- ßer Hingabe zusammengestellt hat. Wiederholt hatte es Schwierigkei- ten gegeben, auch die afghanische Bürokratie kann entnervend sein. Frank arbeitete zehn Jahre dort und hält bis heute Verbindung mit ih- ren früheren Kolleg:innen. „Es war eine tolle und sehr intensive Zeit“, schwärmt sie. 2011 war die große Eröffnung des restaurierten Komplexes, auch Deutschland hatte viel Geld investiert. In einer imposanten Kolonne, be- gleitet von afghanischen Sicherheitskräften, fuhren Vertreter der Bun- desrepublik mit Blaulicht zur Zitadelle. Nach der Eröffnung, so erinnert sich Ute Franke, wurde auch das Museum übergeben – und direkt wie- der geschlossen. Später war das Prunkstück drei Tage in der Woche ge- öffnet. Schulklassen kamen zu Besuch, die Anlage wurde leidlich ge- pflegt – finanziert über ein nationales Budget aus der Hauptstadt. Die prachtvolle Zitadelle sollte Modell für weitere Museen sein, in Ghazni, Kandahar (dem „Geburtsort“ der Taliban) und in Balkh. Jetzt aber ist auch ihre Zukunft unklar. Mit der Übernahme der Stadt kontrollieren die Taliban die für diese Kulturstätte zuständige Behörde ebenfalls. Immerhin: Auch hier kam es zunächst zu keinen chaotischen Plünderungen . „Ich weiß, dass die Ausstellung in der Zitadelle in Herat noch steht“, sagt Franke dem Tagesspiegel. Auch wenn sie bangt: „Ich weiß nicht, ob die Taliban die vorislamischen Kulturgüter honorieren werden.“ Niemand kann derzeit sagen, ob der Ankündigung der neuen alten Herrscher wirklich zu trauen ist, dieses Mal die Kulturgüter schützen zu wollen. Und falls ja, gilt das für alle oder nur für bestimmte Schätze? Oder wollten die Taliban mit dem Statement nur sicherstellen, dass nicht andere die Schätze wegschaffen, bevor sie die Hand darauf haben? Nun haben sich auch die deutschen archäologischen Institute mit ei- nem Offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas gewandt. Sie appellieren, dringend Kollegen und deren Fa- milien zu retten, die jahrelang mit ihnen gearbeitet haben. „Im Jahr 2018 gab es bereits einen von den Taliban durchgeführten Anschlag auf https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 4/5
17.8.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 unsere Kollegen, der mit dem Tod von Abdul Wahab Ferozi endete“, schreiben sie über den 2018 ermordeten afghanischen Archäologen. „Bewahren Sie seine Kollegen vor einem ähnlichen Schicksal.“ Unter- zeichnet haben den Brief die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Deutsche Archäologen-Verband, die Deutsche Orient-Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, die Deutsche Gesell- schaft für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit sowie das Chartered Institute for Archaeologists Deutschland. Ute Franke hofft, dass die Optimisten Recht behalten werden. Denn ihr Herz ist voller Sympathie für Afghanistan, seine Menschen und deren vielfältige wie faszinierende Kultur. Ikonoklasmus. 2001 ließen die Taliban die Buddhas von Bamiyan sprengen. Foto: imago https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476859/18-19 5/5
17.8.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/812659/9 „Noch nicht verloren“ Ein afg han is cher Schrifts tell er über sein e Heim at, die Tal ib an und Schuldg ef ühl e. Von Taqi Akhlaqi Jed e Ges chicht e hat ein End e, das ist una usweichl ich, aber nie hätt e ich mir vorg es tellt, dass es ein so trag is ches, nied ers chmett ernd es, schoc kierend es End e geb en könnt e für die Isl am is che Rep ub lik Af- ghan is tan. Wäre das Ganz e nur ein e Erz ähl ung, würd e ich mir die Zeit nehm en, die ganz e Ges chicht e zu rez ens ieren, vom Anf ang bis zum Schluss, in hymn is cher Bew und er ung für den Verf ass er. Er sei, würd e ich sag en, offenk und ig bee inf lusst von Franz Kafk a, Edg ar All an Poe und Step hen King. Das Prob lem aber ist, dass es kein e Erz ähl ung ist. Es ist einf ach ein e surreal e Wirkl ichkeit, die sich direkt vor uns eren Aug en abs pielt. Und egal, wie fest wir uns die Aug en reib en, sob ald wir sie wied er öffn en, ist sie imm er noch da. Vor achtu ndz wanz ig Tag en, als ich mit mein er Fam il ie Kab ul verl ieß, um Neu Del hi zu bes uc hen, war all es noch norm al. Es gab kein e Anz eic hen, dass sich in nah er Zuk unft irg ende twas rasch verä nd ern könnt e. Wir ließ en als o all es hint er uns, in der Zuvers icht bald zur ückz ukehren. Jetzt aber bin ich mir über gar nichts mehr sic her. Wir stec ken hier fest, les en die letzt en Seit en ein er trist en Ges chicht e, ein er Ges chicht e, in der es zwis chend urch viel e glückl ic he, erreg end e, zaub erh aft e Mom ent e gab. Mit all dies en Auf und Abs ist es nun vorb ei. Ich schlafe jed en Tag nur wen ig e Stund en, verfolg e die ganz e Zeit die Nachr icht en, rufe mein e Elt ern, Brüd er, Schwest er, Freund e in Kab ul an. Ich akt ual is iere mein en Newsfeed und scroll e daue rnd dari n heru m, imm er auf der Suc he nach irg ende in er verh eißungsvoll en Nachr icht, aber die ist nicht leicht zu find en. Je läng er ich im Int ern et umh erd rift e, auf dest o mehr schlecht e Nachr icht en stoß e ich stattd ess en. All e sind verz weifelt, hilfl os, schoc kiert und wüt end. Ich bin in pan is cher Angst, ein er mein er Lieb en könnt e etwas schreckl ich Fals ches tun, zum Beis piel aufs Rollfeld ein es Flugp latz es renn en und auf ein Flugz eug klett ern. Die Pan ik paralys iert den Vers tand und vern eb elt das Urt eils- verm ög en. Desh alb muss ich reg elm äß ig in Kont akt mit ihn en bleib en, imm er neu die Sit uat io n mit ihn en disk ut ieren, sie bitt en, ruh ig zu bleib en. Ein Freund, er lehrt an der Univers it ät in Kab ul, post et e auf Faceb ook, ein e sein er Stud ent inn en hätt e ihm ein e brut al e Frag e ges tellt: „Wenn die Tal ib an uns aus uns eren Häus ern hol en, uns verg ewalt ig en oder als Sexs klav inn en nehm en, wäre Selbstm ord dann ein e Opt io n? Wird Gott das dann imm er noch als unverz eihl ic he Sünd e seh en?“ Ein and eres Mädc hen aus Herat im West en Afg han is tans ber icht et e auf ihrem Blog über Disk uss io- nen in ihrer Fam il ie: „Mein Vat er ist sehr kons ervat iv. Er ist bes orgt, die Tal ib an könnt en in uns er Haus komm en und mein e jung e Mutt er und mich hol en. Mein Vat er sagt, in dies em Fall würd e er uns selb er töt en, das sei das Best e für uns all e. Er hat seit ein ig er Zeit ein e Pist ol e in der Schubl ad e.“ Ähn- lic he Ges chicht en gab es auf vers chied en en Med ie np ort al en und soz ial en Int ern ets eit en. Ich hab e zwei Schwest ern im Teena ger-Alt er, 13 und 16 Jahre alt, die in Kab ul leb en. Sie müss en ein i- ge dies er Text e gel es en hab en, denn ein e der beid en schrieb mir: „Es gibt für uns kein e Zuk unft mehr. Gut, dass wen igst ens du drauß en bist.“ Das war in der Nacht, als die Tal ib an Kab ul einn ahm en. Wir hatt en ein lang es Ges präch mite ina nd er und ich tat mein Best es, um die winz ig e Flamm e der Hoffn ung in ihr leb end ig zu halt en. Mein e Elt ern und Brüd er sind mehr oder wen ig er in der gleic hen Sit uat io n. Sie schlafen nicht und fühl en sich am Bod en zers tört. Die Bild er, die die Afg han en mom en- tan zu seh en bekomm en, sind voll von den weiß en Flagg en der Tal ib an, von obd achl os en Fam il ie n, https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/812659/9 1/3
17.8.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/812659/9 die im Freie n camp en, leeren Straß en und ein em Sturm von Männ ern und Fraue n auf dem int ern at io- nal en Flugh afen. Während ich dies in mein er sic heren Ecke in Neu Del hi schreib e, frag e ich mich: „Was tust du da ei- gentl ich? Dein Land vers inkt in Schmerz und Leid, und du schreibst imm er noch?“ Ja, ich schreib e, und ich empf ind e Scham darü ber, dass ich mein en Leut en nicht helfen kann in dies em exist enz ie ll en Mom ent. Ich empf ind e Scham, dass ich an ein em sic heren Ort bin und sie nicht. Mir fällt die Szen e aus „Tit an ic“ ein, wenn das Schiff sinkt und Pass ag iere an Bord vers uc hen sich zu rett en, ind em sie ins Wass er spring en. In dies em Chao s beg innt der Geig er „Nearer my God to you“ zu spiel en. Ist das Schiff Afg han is tan ause ina nd erg eb roc hen, und ich spiel e hier einf ach nur mit Wort en? Aber was kann ich sonst tun? Wom ögl ich bin ich einf ach überwält igt vom Stress und von den schoc kierend en Bild ern und kann nicht mehr richt ig denken und die Lag e analys ieren. In den letzt en zwei Woc hen hab e ich ein Wort mehr als all e and eren geh ört, gel es en und selbst ver- wend et, und dab ei allm ähl ich sein en zers törer is chen Asp ekt mitb ekomm en, mit all mein en Sinn en: das Wort „fall en“. Hund ert e Bez irke und mehr als dreiß ig Prov inz en des Land es sind gef all en, ein e nach der and eren, und ich konnt e das Wort „fall en“ im Raum heru ms chwirren seh en. Irg endwann bett elt e ich gerad ez u, bitt e nicht mehr „fall en“, aber jed er und all es fiel so schnell, dass nichts es stopp en konnt e. Als die Journ al ist en ber icht et en, Kab ul sei gef all en, brach ich zus amm en, im wörtl i- chen Sinn, und konnt e mich ein ig e Min ut en lang nicht beweg en. Ger ücht e und Vers chwör ungst heor ie n hab en sich so weit ausg eb reit et, dass es fast unm ögl ich ist, zwis chen Wahrh eit und Lüg e zu unt ers cheid en. Es heißt, die Sold at en seie n aus dem Dienst davong e- laufen, sob ald sie hört en, ihr Bez irk oder ihre Prov inz sei gef all en. Ein ig e sag en, Aschraf Ghan i hätt e gep lant, die Macht friedl ich an die Tal ib an zu überg eb en. And ere sag en, sein e örtl ic hen Verb ünd et en hätt en ihn verrat en. Aber eins ist klar, mehr „fall en“ könn en wir uns nicht leist en. Und wir werd en wied er fall en, wenn wir glaub en, wir sollt en uns an die amer ik an is chen Flugz eug e klamm ern. Viell eicht gibt es Licht am End e des Tunn els, und wir müss en einf ach weit erg eh en, auch wenn all es des ol at wirkt. Das eri nn ert mich an die „Rückkehr des Kön igs“, den letzt en Teil der „Herr-der-Ring e- Tril og ie“, wenn Frod o Beutl in den Ring in letzt er Min ut e zers tört und die Welt rett et. Könn en wir den Ring noch in die Lava werfen und die geg enwärt ig e Trag öd ie zu ein em glückl ic hen End e bring en? Die Isl am is che Rep ub lik steckt e tief in der Sic kerg rub e der Korr upt io n, das führt e zu ein er unt ragb a- ren Sit uat io n, die nicht weit er anh alt en konnt e. Seit viel en Jahren wusst en wir über die nicht exist en- ten Geist erl ehrer in vers chied en en Prov inz en, aber dann entd eckt en wir Schritt für Schritt imm er mehr Geist ers chül er, Geist ers chul en, Geist erk rankenh äus er, Geist erä rzt e, Geist erp at ie nt en und – sehr gef ährl ich – Geist ers old at en. Man fragt sich jetzt, ob wir wirkl ich 350 000 Sic herh eitsk räft e hat- ten. Wie viel e von ihn en exist iert en, wie viel e gab es nur auf der Geh altsl ist e? Wer kass iert e die Ge- hält er und Bon i all dies er Geist ers old at en? Die korr upt en Bea mt en nutzt en jed e Gel eg enh eit, ihre Ta- schen zu füll en, und weit et en dies es Verh alt en sog ar auf den Sekt or der Sic herh eit aus. So nahm en sie das afg han is che Volk als Geis el und missb raucht en die Unt ers tütz ung der int ern at ion al en Gem ein- schaft – die waren sic her nicht blind, aber tol er iert en all es in der Hoffn ung auf ein ig e wirks am e Re- form en. Es war klar, dass uns das imm er tiefer in ein e Sackg ass e führt e. Die Ged uld ang es ichts der Korr upt io n war nicht grenz enl os, während die Gier kein e Grenz en kannt e und imm er noch mehr wollt e. Jetzt merken wir, was für ein ins tab il es Kart enh aus die Reg ier ung war. Es fiel beim erst en Winds toß zus amm en. Man kann dara us sehr viel e Lekt ion en lern en, aber jetzt hab en wir erst einm al ein e ext rem diff iz il e Aufg ab e zu lös en, während die Uhr aber tickt. Ein neue s Kap it el der Ges chicht e Afg han is tans beg innt, viell eicht könn en wir gem eins am die best en Wort e find en, um sie zu schreib en. Ich glaub e, Afg han i- stan ist noch nicht verl oren, uns ere Bem üh ung en waren nicht nutzl os, und uns ere Invest it ion en sind https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/812659/9 2/3
17.8.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/812659/9 nicht ums onst gewes en. Uns ere Inf ras trukt ur steht noch, sie wurd e diesm al nicht zers tört im Krieg, und bed eut end er als die Häus er, Brüc ken und Straß en ist, dass die Gen erat ion en, den en ihr geh olfen habt, in Freih eit hera nz uwachs en, fest eins teh en für ihre Recht e. Mehr als die Hälft e der Bevölker ung hat kein e Eri nn er ung en an das Tal ib an-Reg ime vor dem 11. Sep- temb er, sie hat Zug ang zum Int ern et und zu den soz ial en Med ie n. Ich, ein jung er afg han is cher Aut or, werd e imm er dankb ar bleib en. Viel e Jahre hatt e ich ein ruh ig es Plätzc hen in Kab ul, in das ich mich verk roch, zum Les en und Schreib en in ein er Atm os phäre, die ihr geh olfen habt zu schaffen. Wir wer- den das nicht verg ess en. Es gibt Anz eic hen daf ür, dass die Tal ib an kein isol iert es Land reg ieren woll en. Das ist ein e pos it ive Nachr icht. Die Tal ib an sag en offen, was für Bez ieh ung en sie mit and eren Länd ern hab en möcht en. Die int ern at ion al e Gem eins chaft kann und sollt e das als Köd er nutz en, und dam it daf ür sorg en, dass die Recht e der Fraue n, Mind erh eit en und all er Bürg er Afg han is tans ane rk annt werd en. Dip lom at i- scher Druck wird sehr wirks am sein, um ein neue s ink lus ives, transp arent es, funkt ion ierend es pol it i- sches Syst em zu form en, das Fried en und Wohls tand auf mittl ere und lang e Sicht sic hern kann für Afg han is tan und die Welt. Dies ist die ein e letzt e Hoffn ung, über die die Afg han en in ihren Chatg roups und im virt ue ll en Aus- tausch red en. Das ist die ents cheid end e Idee, über die ich mit mein en bes orgt en Fam il ie nm itg lied ern und Freund en in Kab ul sprec he. Und es ist die einz ig e Pers pekt ive, die die aug enb lickl ic he Pan ik ein wen ig red uz iert. Gem eins am könn en wir Frod o Beutl in helfen, den Ring zu zers tören und die gut e Seit e rett en. Oder? Taqi Akhlaqi , geb oren 1986, lebt eig entl ich in Kab ul. Zul etzt ers chien von ihm der Erz ählb and „Aus heit erem Himm el“ (Edit io n Thet ys 2018). Übers etz ung: Fritz Göttl er https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/812659/9 3/3
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