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GUL
                                                                          2 _ 2018

                GREEN

                                     URBAN
                                                        LABS

I    N      F       O     B     R      I     E     F

                                                     Privates
                                                 Engagement
                                                   aktivieren
Zweite Ausgabe Infobrief +++ ExWoSt-Forschungsfeld Green Urban Labs +++ Im Fokus:
Stadtgrün gemeinsam gestalten +++ Aus den Modellvorhaben: Netzwerke knüpfen +++
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INFOBRIEF 2 _ 2018

                                                                                                IM FOKUS
                                                                                                Fachverwaltungen denkt, denkt zu kurz.
                                                                                                Private Akteure wollen und sollen sich
                                                                                                aktiv für Grün in der Stadt engagieren.

                                                                                                Private Akteure – wer ist
                                                                                                gemeint?
                                                                                                Wer aber ist eigentlich gemeint, wenn
                                                                                                von den privaten Akteuren die Rede
                                                                                                ist? Schaut man genauer hin, dann
                                                                                                sind es sehr heterogene zivilgesell-
                                                                                                schaftliche Gruppen, Organisationen,
                                                                                                Unternehmen und Stiftungen sowie
                                                                                                einzelne Bürger, die sich für Gestaltung
                                                                                                und Erhalt des Grüns stark machen.
                                                                                                Was sie eint, ist das Engagement für
                                                                                                grüne Städte, in der Art und Weise
                                                                                                ihres Engagements aber unterschei-
                                                                                                den sie sich teilweise erheblich. Es gibt
                                                                                                zum Beispiel private Eigentümer, die
                                                                                                Flächen für Grün bereitstellen, Spon-
                                                                                                soren und Finanziers und nicht zuletzt
                                                                                                viele Bürger, die Lust auf verschiedene
                                                                                                Formen des Gärtnerns haben und das
                                                                                                Stadtgrün hegen und pflegen. Private
 Akteursnetzwerke – ein Thema beim Erfahrungsaustausch: Foto: Urbanizers                        Akteure nehmen also ganz unter-

  Stadtgrün
                                                                                                schiedliche Aufgaben wahr und brin-
                                                                                                gen unterschiedliche Interessen ein.

                                                                                                Neue Kultur der Mitwirkung

  gemeinsam gestalten                                                                           Ist man sich dieser Akteurs- und Inte-
                                                                                                ressenvielfalt bewusst, erschließt sich
                                                                                                auch die im Weißbuch geforderte Kul-
   Viele unterschiedliche Akteure engagieren sich für das Stadt-                                tur der Mitwirkung. Vor allem erfordert
                                                                                                sie eine offene Haltung und Arbeits-
   grün. Initiativen und Bürger übernehmen die Pflege von                                       weise der für Stadtgrün zuständigen
   Grünflächen, Unternehmen bringen sich als Sponsoren ein,                                     Verwaltungen. Mitwirkung beschränkt
   immer mehr Menschen sind bereit, sich aktiv an Planungen                                     sich nicht nur auf Information der
                                                                                                Bürger. Mitwirkung entfaltet ihre Kraft,
            zur Neu- oder Umgestaltung von Freiflächen zu                                       wenn Eigeninitiative und Verantwor-
            beteiligen. Stadtgrün ist ein Gemeinschaftswerk.                                    tungsbereitschaft auf Seiten der pri-
                                                                                                vaten Akteure ernst genommen und
                                                                                                gefördert werden.
                  Das vom Bund 2017 ver-              kommt es zukünftig verstärkt darauf an,
                  öffentlichte Weißbuch               Verfahren für eine neue Planungskultur    Eine Kultur der Mitwirkung heißt, dass
                  Stadtgrün wirbt für eine            zu erproben, die eine kooperative Frei-   Kommunen privates Engagement für
                  engere partnerschaft-               raumentwicklung fördert“. Eine Kultur     Stadtgrün aktivieren und fördern, dass
                  liche Zusammenarbeit                der Mitwirkung und eine aktive Teilhabe   Netzwerke geknüpft und Interessen
  Privates        zwischen Kommunen,                  von Bürgern an „ihren“ Freiräumen         ausgehandelt werden. Das ist manch-
Engagement        Privatwirtschaft und Zivil-         werden hier gefordert. Wer also bei der   mal ein arbeitsreicher Weg, aber einer,
 aktivieren
                  gesellschaft: „Bei der Ent-         Pflege und Gestaltung von Stadtgrün nur   der sich lohnt.
                  wicklung von Freiräumen             an die Kommune und entsprechende

     Welche Akteure auf welche Weise in die Entwicklung, in Pflege und Unterhalt urbanen Grüns einbezogen werden, ist ein Thema, das
     im ExWoSt-Forschungsfeld „Green Urban Labs“ eine zentrale Rolle spielt. So lautet eine Leitfrage: Welche Rolle können zivilgesell-
     schaftliches Engagement und das Wechselspiel privater und öffentlicher Verantwortung bei der Entwicklung und Unterhaltung von
     Grün- und Freiräumen spielen? Die zwölf Modellvorhaben erproben hierzu neue Ansätze. Auf der Werkstatt am 11./12. April 2018 in
     Ludwigsburg haben sie erste Erfahrungen und Erkenntnisse ausgetauscht und diskutiert. Mehr dazu in der Dokumentation, die unter
     www.bbsr.bund.de/green-urban-labs abrufbar ist.
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INFOBRIEF 2 _ 2018

AUS DEN MODELLVORHABEN
Netzwerke knüpfen
Neue Wege der Zusammenarbeit sind gefragt: Der Blick auf die zwölf Modellvorhaben zeigt,
welche Kooperationsansätze in den Green Urban Labs bestehen, wie private Akteure mit-
wirken, welche Ideen und Wünsche sie äußern und wie die Aufgaben rund um Entwicklung
und Pflege von Stadtgrün neu verteilt werden.

Die Zusammenarbeit mit privaten                                                                           Eigentümer
Akteuren zu suchen heißt zunächst                                                                          Die Grünflächen in der
einmal innerhalb der Verwaltung die                                                                        Stadt können im öffent-
Voraussetzungen dafür zu schaffen.                                                                         lichen oder privaten
Der große Teil der Modellvorhaben                                                                          Besitz sein. So liegt es auf
erprobt neue Wege in der ämter-                                                                            der Hand, dass Eigentü-
übergreifenden Zusammenarbeit.                                                                             mer einbezogen werden
Es wurden Lenkungs- und Steue-                                                                             müssen. Bei den Stadt-
rungsgruppen eingerichtet, die vor                                                                         grüninseln im Hallen-
allem dafür sorgen, dass alle Betei-                                                                       ser Stadtteil Freiimfelde
ligten den gleichen Informations-                                                                          gibt es einen Eigentü-
stand haben und ihre Kompetenzen                                                                           mer neuen Typs. Hier
einspeisen können. Hilfreich ist es,       Grün entdecken in Ludwigsburg; Foto: Stadt Ludwigsburg          hat eine von zivilgesell-
wenn dies nicht vom „Goodwill“ ein-                                                                        schaftlichen Gruppen
zelner Mitarbeiter abhängt, sondern                                                                        getragene gGmbH mit
sich dafür Strukturen etablieren. Das      Zivilgesellschaftliche                             Stiftungsmitteln  eine Brache gekauft
Leipziger Modellvorhaben Masterplan        Organisationen                                     und entwickelt nun einen Bürgerpark.
Grün Leipzig 2030 hat gute Erfahrung       Stadt selber machen – nach diesem                  Bürger sind hier nicht nur Nutzende,
mit einem offiziell benannten The-         Motto sind zivilgesellschaftliche Ini-             sondern besitzen und unterhalten
menkoordinator gemacht. Für das            tiativen in vielen Städten aktiv. Das              ihren Park selbst. Dieser ist durch
Hamburger Modellvorhaben Bau nie           betrifft auch das Thema „Grün“, beson-             einen neuen Bebauungsplan dau-
ohne! wurde von der politischen Lei-       ders wenn es um die Gestaltung und                 erhaft gesichert. Der Mitmachpark
tung eine behördenübergreifende            Nutzung konkreter Flächen geht. Beim               in Weinstadt zeichnet sich durch ein
Projektgruppe eingesetzt. Rückende-        Hausacker in Bochum wird ein Sport-                Eigentümer-Patchwork aus. Hier gibt
ckung von vorgesetzten Stellen und         platz zum grünen Treffpunkt und                    es Flächen, die der Stadt gehören, die
durch die Politik ist also wichtig. Klar   Bewegungsraum. Schon jetzt wirken                  von ihr gepachtet und die von priva-
ist aber auch: Nur die verwaltungs-        viele Gruppen an der Entwicklung des               ten Eigentümern landwirtschaftlich
interne Abstimmung zu verbessern           Konzepts mit. Später einmal soll ein               genutzt werden. Planungsrechtlich ist
reicht noch nicht, um Stadtgrün zu         sozialer Träger für den Betrieb verant-            das durchaus eine Herausforderung,
stärken. Daher gehen die Modellvor-        wortlich sein und die Angebote sowie               doch konzeptionell und von der Nut-
haben vielfältige Kooperationen mit        Nutzer aus dem Stadtteil koordinieren.             zungsseite passt alles gut zusammen.
privaten Partnern ein.                     Im Berliner Modellvorhaben zeigt sich,
                                           dass Nutzungskonkurrenzen unter zivil-             Bürger
Unternehmen                                gesellschaftlichen Initiativen nicht aus-          Die Qualität von Grünräumen hat
Die Wirtschaft kann ein wichtiger          geschlossen sind. Gleich zwei Gruppen              großen Einfluss auf die Lebensquali-
Partner für das Stadtgrün sein, der        erheben Anspruch auf eine Fläche: als              tät in unseren Städten. Nicht zuletzt
weit mehr leistet als traditionelles       Fußballplatz und als Gemeinschafts-                deshalb sind viele Bürger bereit, sich
Sponsoring. Das Ludwigsburger Lab          garten. Da kommt es auf das besondere              für Grün zu engagieren. Im Cottbusser
Urban Agenda – Green City möchte           Geschick der Verwaltung an, verschie-              Stadtteil Neu-Schmellwitz entstehen
eine Grünstrategie für ein stark ver-      dene Interessen auszuhandeln. Die                  durch Rückbau der Großwohnsiedlung
siegeltes Gewerbegebiet erarbeiten.        Labs Grüne Welle in Rostock und Grüner             immer mehr Freiflächen. Das schafft
Mit dabei sind die ansässigen Unter-       Bremer Westen in Bremen arbeiten aktiv             auch Raum für neue Ideen. Das dortige
nehmen. Sie haben erkannt, dass            mit den Kleingartenvereinen zusam-                 Modellvorhaben testet aus, wie diese
Grün ein Standortfaktor ist. So soll       men. Hier gilt es, gemeinsam neu zu                Ideen umgesetzt werden und welchen
beispielsweise ein Parkhaus umge-          denken und das Engagement der Klein-               aktiven Part die Bewohner – beispiels-
staltet werden: Seitlich entsteht          gartenvereine mit neuen Formen des                 weise  bei der Bewirtschaftung eines
eine Kletterwand, auf dem Dach ein         städtischen Gärtnerns, neuen Nutzun-               Sozialgartens – übernehmen können.
Gemeinschaftsgarten.                       gen und neuen Akteuren zu verbinden.
INFOBRIEF 2 _ 2018

AUS DEN MODELLVORHABEN
Das Lab Klimaoasen in Jena geht von
einer zunehmenden Überhitzung der
Stadt durch den Klimawandel aus
und untersucht, wie durch eine Stär-
kung der grünen Infrastruktur die-
ses Problem gemildert werden kann.
Das ist nicht nur von ökologischem
Belang, sondern hat auch etwas mit
sozialen Faktoren und Umweltge-
rechtigkeit zu tun. Die Sicht der Bür-
ger ist dabei entscheidend. Sie wer-
den daher zur Hitzebelastung und
zur individuellen Wahrnehmung der           Jugendliche bauen Möbel für den Mitmach­park; Foto: Lola Meyer, A24
Situation von Grün- und Freiflächen
in der Stadt befragt.                                Flyer, Broschüren und Newsletter,              Neue Aufgaben
                                                     die unterschiedlichste Zielgruppen             Neue Ideen und die Bereitschaft,
Stadtgrün braucht                                    adressieren. Viele schaffen aber               die Ärmel hochzukrempeln – wie die
öffentliche Aufmerksamkeit                           auch noch auf anderen Wegen Auf-               Schlaglichter aus den Modellvorhaben
Zwar spaziert jeder von uns gerne                    merksamkeit. In Würzburg, eine                 zeigen, ist privates Engagement auch
durch den Stadtpark, doch welche                     Stadt mit wenig öffentlichen Grün-             in den Green Urban Labs ein zentraler
wichtigen Funktionen Stadtgrün hat                   räumen, gehören Wanderbäume                    Faktor für die Stärkung des Stadtgrüns.
und was Pflege und Unterhaltung                      und Infostände auf Stadtfesten zum             Aber die Zusammenarbeit zwischen pri-
bedeuten, wissen nur die wenigs-                     Werkzeugkasten. Mit Living Walls               vaten Akteuren und den kommunalen
ten. Es braucht also mehr öffentli-                  werden temporäre, begrünte Sitzge-             Verwaltungen ist kein Zufallsprodukt,
ches Bewusstsein als Voraussetzung                   legenheiten im Stadtraum geschaf-              das nebenbei entsteht. Aktivieren, ini-
für stärkeres privates Engagement.                   fen. In Halle steigt im September              tiieren, moderieren, koordinieren und
Fast alle Modellvorhaben machen                      2018 das „AllYouCanPlant“-Festival,            nicht zuletzt auch steuern – das sind ver-
sich daher intensiv Gedanken um                      bei dem begrünte Fassadenkunst-                antwortungsvolle Aufgaben. Sich ihrer
die Öffentlichkeitsarbeit, erarbeiten                werke entstehen.                               anzunehmen tut dem Stadtgrün gut.

Termine
08.-15. September 2018, Halle: Festival AllYouCanPlant
Mit UrbanGreenArt-Projekten „vergessene“ Flächen ins öffentliche Bewusstsein holen – wie das geht, kann man auf dem Festival des
Green Urban Lab Stadtgrüninseln im Stadtteil Freiimfelde erleben.
www.nachbarschaft-freiimfelde.de/termin/aycp-all-you-can-plant-festival-2018/

25. September 2018, Hamburg: Symposium zur Fassadenbegrünung, öffentliche Fachveranstaltung für Planer, Verwaltung und Verbände
www.hamburg.de/gruendach-veranstaltungen/10989234/2018-09-25-vortragsreihe/

bis 7. Oktober 2018, Würzburg: Landesgartenschau in Würzburg
Das Green Urban Lab stadt.grün.würzburg ist mit seinen Wanderbäumen und verschiedenen Living Walls dabei.
www.lgs2018-wuerzburg.de

                      Impressum:
                       Herausgeber                                                                Forschungsassistenz
                       Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)                   Urbanizers Büro für städtische Konzepte
                       im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)                            gruppe F Landschaftsarchitekten
                                                                                                  E-Mail: post@urbanizers.de
                       Wissenschaftliche Begleitung
                       S. Haury (BBSR)                                                            Gestaltung
                                                                                                  re.do graphic and design
                       Begleitung im BMI
                       Prof. Dr. H. Eyink, B. Heck                                                Titelbild:
                                                                                                  Stadt Würzburg

                      Mehr Informationen zu den Modellvorhaben finden Sie auf den Seiten des BBSR: www.bbsr.bund.de/green-urban-labs
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