Projektbeschreibung Hydroélectricité Idjwi - Demokratische Republik Kongo Engineers Without Borders - EWB Karlsruhe
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Engineers Without Borders KARLSRUHE INSTITUTE OF TECHNOLOGY Projektbeschreibung Hydroélectricité Idjwi Demokratische Republik Kongo
chancen durch wasserkraft DR kongo UNSERE VISION Unser Handeln und dessen weltweite Auswirkungen sind in der globalisierten Welt so prägend wie nie zuvor. Um ein friedliches Zusammenleben zu ermögli- chen, sehen wir die Notwendigkeit einer solidarischen Weltgemeinschaft, die auf gegenseitigem Respekt, Verantwortung und Verständnis beruht. UNSER ZIEL Durch die Zusammenarbeit mit unseren internationalen Projektpartnern wollen wir einen interkulturellen Austausch auf Augenhöhe erreichen. Wir arbeiten gemein- sam mit den Menschen vor Ort, mit dem Ziel ihnen mehr Handlungsspielraum für ihre persönliche Entwicklung und Lebensgestaltung zu ermöglichen. In Deutsch- land sensibilisieren wir unsere Mitglieder für die ungleiche Verteilung von Chancen und gegenseitigen Abhängigkeiten auf der Welt. UNSER WEG Im Norden der Insel Idjwi im Ostkongo planen wir mit unseren Projektpartnern den Ausbau eines Wasserkraftwerks, um die lokale Stromversorgung zu erweitern. Durch einen bezahlbaren, nachhaltigen Stromzugang soll die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region gestärkt werden. 2
INHALT 5 WAS ist EWB? 5 Projekt Hydroélectricité Idjwi 9 Die Kaffeekooperative SCPNCK 12 Unsere Projektpartner 15 Technisches Gesamtkonzept 17 Die Projektphasen 21 Soziokulturelle Arbeit 23 Nachhaltigkeitskonzept 24 CO2-Bilanz 25 Kostenkalkulation der Projektphase 2 Kanalabschnitt des Wasserkraftwerks am Projektstandort auf der Insel Idjwi
Zugang zu Strom 88,9 % der Weltbevölkerung 19,1 % DR Kongo Quelle: Worldbank, Stand 2017 Gruppenfoto des Bauteams vor dem Maschinenhaus
WAS ist EWB? eurprojekten neue Perspektiven zu schaffen. Die unter- schiedlichen Projekte werden von ehrenamtlichen Mit- gliedern zusammen mit den lokalen Akteuren geplant, organisiert und vor Ort umgesetzt. So entstehen Bezie- hungen, die durch interkulturellen Austausch und Zu- sammenarbeit auf Augenhöhe geprägt sind. Durch ihre Mitarbeit lernen die Mitglieder Verantwortung zu über- nehmen, werden für Problematiken in unserer Gesell- schaft sensibilisiert und können ihre Ausbildung über die Theorie hinaus erweitern. Die Projektgruppe „Hydroélectricité Idjwi“ wurde Ende 2015 gegründet und besteht mittlerweile aus ca. 30 Hinter dem Namen „Engineers Without Borders – Kar- aktiven Mitgliedern unterschiedlicher Fachrichtungen. lsruhe Institute of Technology e.V.“ (EWB) steht nicht Vor allem vertreten sind die Studiengänge Elektro-, nur das Projekt im Osten der Demokratischen Republik Maschinenbau-, Wirtschafts-, und Bauingenieurswe- Kongo, sondern ein seit Dezember 2004 aktiver Verein sen. Außerdem finden sich bei uns auch Mitglieder aus mit insgesamt circa 300 Mitgliedern, die derzeit in 10 den Bereichen der Pädagogik, Informatik, Physik sowie Ländern an unterschiedlichen Projekten arbeiten. dem Gesundheitswesen. Die Vielfalt unserer Hinter- Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, in wirtschaftlich, gründe, Kompetenzen und Denkweisen nutzen wir in sozial oder politisch benachteiligten Regionen mit unserer Arbeit, um über den eigenen Tellerrand hinaus Menschen vor Ort durch die Realisierung von Ingeni- zu schauen. Der Verein Engineers Without Borders Karlsruhe Projekt Hydroélectricité Idjwi geschlossen. Laut Aussagen lokaler Akteure ist dies mangels Pläne und finanzieller Mittel auch in den kom- menden Jahren nicht vorgesehen. Durch die fehlende Stromversorgung ist die wirtschaftliche Entwicklung stark eingeschränkt. Besonders betroffen sind dabei das weiterverarbeitende Gewerbe sowie die Gesund- heits- und Bildungseinrichtungen. Dies begrenzt den Handlungsspielraum der Menschen stark. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat die lo- kale NGO (Nichtregierungsorganisation) PROLASA be- gonnen, in der Nähe des Dorfes Bugarula im nördlichen Teil von Idjwi ein Kleinwasserkraftwerk zu errichten, dessen Strom unter anderem für organisationseige- Die Bewohner von Bugarula auf der Insel Idjwi im Ost- ne Einrichtungen genutzt wird. In Kooperation mit der kongo sind mit steigender Ressourcenknappheit und umliegenden Bevölkerung ist dort ein Industriecampus schlechtem Zugang zu Versorgungsleistungen kon- entstanden, auf dem schon jetzt Säfte, Seifen, Kaffee frontiert. Aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage ist die und Maismehl produziert werden. Zusätzlich gibt es Insel, trotz einer Gesamtbevölkerung von rund 300.000 eine Holz- und Nähwerkstatt. Einwohnern, nicht an das staatliche Stromnetz an- Die Leistung des Kraftwerks reichte jedoch bisher nicht 5
Sudan Kamerun Demokratische Uganda Rep. Republik Kongo Kongo Goma Ruanda Burundi Dem. Rep. Kongo Bugarula Idjwi Tansania Ruanda Angola Bukavu Sambia Unser Projektstandort befindet sich auf der Insel Idjwi im Kivusee im Osten der DR Kongo aus, um die Maschinen zu versorgen, die mangels Al- Der zuverlässige und bezahlbare Stromzugang soll ternativen mit Dieselgeneratoren angetrieben wurden. Unternehmergeist in Handwerksbereichen fördern, die aus, um die Maschinen zu versorgen, die mangels ohne Elektrizität eingeschränkt sind. So wird die loka- Alternativen mit Dieselgeneratoren angetrieben wurden. le wirtschaftliche Entwicklung unterstützt. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern ist es unser langfristiges Durch eine erste Projektphase im Herbst 2018 konnten Ziel, eine nachhaltige Energieversorgung für den Indus- wir die Leistung des Wasserkraftwerks auf bis zu 24 kW triecampus und für die benachbarte Gemeinschaft zu steigern. Dadurch ist der Strom zwar industriell nutz- ermöglichen. In der näheren Umgebung können mit ge- bar, reicht aber noch nicht für stromintensive Anwen- ringen Investitionen weitere öffentliche Verbraucher, wie dungen, wie den Betrieb der Kaffee- oder Maismühle, zum Beispiel Schulen und Krankenstationen versorgt aus. Dies wollen wir durch eine weitere Projektphase werden. Dadurch kann das Bildungsangebot erweitert ändern: Durch einen Ausbau des Zulaufkanals und des und die gesundheitliche Versorgung verbessert werden. Fallrohrs kann die nutzbare Fallhöhe des Wasserkraft- werks verdoppelt werden. Die Erzeugungsleistung er- höht sich dadurch auf bis zu 85 kW. Die Mitglieder des Projekts Hydroélectricité Idjwi - 2019 6
Der Industrie-Campus von PROLASA wächst. Die energieintensiveren Betriebe arbeiten derzeit noch mit Dieselgeneratoren 4 3 13 5 2 1 6 7 15 16 10 9 11 12 17 PROLASA 8 Industrie-Campus 14 1 Fischzucht 2 Gästehaus 3 Seifenfabrik 4 Ölverarbeitung 5 Fortbildungszentrum 6 Pharmazie (im Aufbau) 7 Trinkwasser- & Saftproduktion 8 Maismühle 9 Näherei 10 Hühnerfarm 11 Hühnerinkubator 12 Metallwerkstatt (im Aufbau) 13 Holzwerkstatt 14 Kaffeeproduktion der SCPNCK 15 Dieselgenerator 16 Anlegestelle 17 Verteilstation
Die SCPNCK fördert den Frieden in der Region durch die Resozialisierung von Ex- Rebellen als Kaffeebauern Die Kooperative in Zahlen 58 t Rohkaffee werden jedes Jahr im Einzugsgebiet der SCPNCK geerntet und in deren Kaffeefabrik weiterverarbeitet 2388 Angestellte arbeiten bei der SCPNCK an Kaffeean- bau und Verarbeitung 278 Ex-Rebellen haben bereits durch ihre Ausbildung als Kaffeebauern eine neue Perspekti- ve auf Idjwi erhalten
Die Kaffeekooperative SCPNCK Eines der auf dem Industriecampus von PROLASA angesiedelten Unternehmen ist die lokale Kooperati- ve SCPNCK (The Kivu Cooperative Society of Coffee Planters and Innovators), die seit 2012 auf der Insel Kaffeeanbau betreibt. Ihr Gründer Gilbert Makelele absolvierte eine Agrarausbildung in Deutschland und kehrte 2003 in seine Heimat, die Demokratische Repu- blik Kongo, zurück. Dort herrschte damals Bürgerkrieg und Gilbert wollte einen Beitrag zum Friedensprozess leisten. In seinen Gesprächen mit Rebellenkämpfern im Nord-Kivu wurde ihm vermittelt, dass man durch- aus bereit sei die Waffen niederzulegen. Immer wieder wurden ihm fehlende Arbeitsperspektiven als Grund für das Fortführen der Kriegshandlungen genannt. Die Be- reitschaft vieler Rebellen, eine Ausbildung als Kaffee- bauern zu machen, war jedoch da. Gilbert Makelele hat 2012 auf Idjwi die Kaffee-Kooperative SCPNCK gegründet Nach einer erfolgreichen Testphase in Walikali (Nord-Ki- vu) fand Gilbert nationale und internationale Unterstüt- zung und konnte damit seine Idee in größerem Maß- stab verwirklichen. So entstand die SCPNCK auf Idjwi und hat bis heute erfolgreich mehr als 200 Ex-Rebellen wieder in die Gesellschaft eingegliedert. Durch ihre Ar- beit gibt die Kooperative vielen Menschen eine sichere Einnahmequelle. Sie schult die ehemaligen Kämpfer im Kaffeeanbau und kauft ihnen ihre Kaffeekirschen zu fai- ren Preisen ab. Damit haben sie die Möglichkeit auf ein normales Leben, ohne Krieg und Armut. In der Zukunft plant die SCPNCK ihre Aktivitäten auf weitere Gebiete im Nord- und Süd-Kivu auszuweiten. Die Höhenlage von über 1500 m und das Seeklima bieten ideale Anbaubedingungen für den Kaffee 9
Nach dem Trocknen des Rohkaffees auf dem Trocknungs- Durch die Direktkooperation mit der Rösterei Tostino erhält die bett werden die Bohnen maschinell sortiert und geschält SCPNCK einen erhöhten Verkaufspreis für ihren Kaffee Kaffeeanbau auf der Insel Idjwi Direktkooperation mit der Rösterei Tostino Die Höhenlage von über 1500m, das Kivusee geprägte Neben der bezahlbaren Stromversorgung möchten wir Klima und der fruchtbare Vulkanboden schaffen ideale die SCPNCK auch darin unterstützen, ihren hochwer- Bedingungen für den Anbau von hochwertigem Spe- tigen Kaffee zu angemessenen Preisen verkaufen zu zialitätenkaffee. Aufgrund der politischen Situation im können. So entstand im Laufe unserer Projektarbeit Kongo wird die Region international jedoch nicht als eine Direktkooperation der SCPNCK mit der Rösterei Kaffeeanbaugebiet wahrgenommen. Durch die hohen Tostino in Karlsruhe, welche der SCPNCK die Möglich- Abgaben beim Export des Kaffees, die im Kongo mit keit bietet, aktiv an der Preisgestaltung teilzunehmen. 11% deutlich über dem Niveau der Nachbarländer liegt, Durch die möglichst direkte Zusammenarbeit zwischen wird es der SCPNCK zusätzlich erschwert den Kaffee der Rösterei und den Kaffeebauern der SCPNCK kön- zu attraktiven Preisen auf den Markt zu bringen. Au- nen unnötige Elemente in der Wertschöpfungskette ver- ßerdem verhindert die schlechte Infrastruktur auf der ringert werden. Viele Bewohner Idjwis sind Selbstver- Insel – unbefestigte Straßen, fehlende Häfen und Anle- sorger und bauen teilweise auch Kaffee an. Durch die gestellen – oft ein wirtschaftliches Arbeiten. Wie etliche Vereinigung der Kaffeebauern als Kooperative können andere Betriebe auf dem Industriecampus leidet auch die Bewohner vom Kaffeeverkauf profitieren und sich die SCPNCK unter der fehlenden Stromversorgung. ein angemessenes Einkommen erwirtschaften. Alle Be- Zur Aufbereitung ihres Rohkaffees betreibt die Koope- teiligten erhalten somit einen zufriedenstellenden und rative eine Sortier- und Schälanlage auf dem Gelände. gerechten Anteil am Endpreis. Momentan wird der Strom für das Unternehmen unter hohen Kosten von Dieselgeneratoren bereitgestellt. So- mit profitiert die Kaffee-Kooperative vom Ausbau des Wasserkraftwerks und kann mit nachhaltigem Strom leistungsintensive Geräte betreiben. 2,43€ pro Kilo Kaffee 5,70€ pro Kilo Kaffee Kooperative Verarbeitung Kaffeebauer CPNCK Industriecampus Logistik Tostino Konsument Strom 3€ pro Kilo Kaffee Planung & Ausbau Wasserkraftwerk Engineers Icons made by TheNounProject Without Borders Value Chain des Idwi Arabica Kaffees 10
Durch Entschlossenheit und mit sorgfältiger Handarbeit schafft es die SCPNCK, trotz erschwerter Bedingungen im Ostkongo einen außergewöhnlich hochwertigen Spezialitätenkaffee herzustellen
Unsere Projektpartner Zur Realisierung des Projektes arbeiten wir eng mit drei lage benötigen. Des Weiteren ist PROLASA eine zuver- Organisationen in der kongolesischen Provinz Süd-Kivu lässige und lokal etablierte Organisation, die den lang- zusammen: fristigen Betrieb der Anlage sicherstellt. Unser Projektpartner ist die Organisation „Programme Ein weiterer Partner ist die „Coordination Provinciale de Laïcs pour la Santé“ (PROLASA), welche direkt am des Ecoles Conventionnées Protestantes au Sud-Ki- Projektstandort Idjwi tätig ist. PROLASA, ursprünglich vu“ (ECP), eine Koordinierungsstelle des landesweiten ein medizinisches Hilfsprogramm mit einer mobilen Verbandes Evangelischer Gemeinden in der DR Kongo Klinik und einem Waisenhaus, hat inzwischen ihr Pro- mit Sitz in Bukavu. ECP ist dabei verantwortlich für alle jektportfolio ausgeweitet und engagiert sich für eine protestantischen Schulen in der Region Süd-Kivu. Ge- Diversifizierung des stark von der Landwirtschaft domi- meinsam haben ECP und EWB Ende 2015 die Zusam- nierten Arbeitsmarktes. menarbeit unter dem Motto „Strom durch Wasserkraft“ Mit der Errichtung einer Wasserkraftanlage zur Strom- initiiert. Die Koordinierungsstelle begleitet das Projekt versorgung des vor Ort entstehenden Industriecampus auf administrativer und rechtlicher Seite. Außerdem un- betreibt PROLASA Pionierarbeit, die den Grundstein für terstützt uns ECP auf gesellschaftlicher Ebene bei der die Energieversorgung in der Region bildet. Diese wert- Sensibilisierung (Information und Partizipation) der Be- volle Arbeit möchten wir unterstützen. völkerung vor Ort. Wir können dabei auf die bereits gesammelten tech- nischen und logistischen Erfahrungen von PROLASA Das „Centre de Promotion Rurale“ (CPR) – eine NGO, zurückgreifen: PROLASA unterstützt uns beim Einkauf die von der evangelischen Gemeinde „Communauté und Transport von Material sowie bei der Einbindung Baptiste au Centre de l’Afrique“ (CBCA) gegründet wur- lokaler Handwerker und Fachkräfte in das Projekt. Die de ist ein anderer Partner auf Idjwi. Das Ziel der CPR technischen Mitarbeiter des Industriecampus sind in ist es, die Lebensbedingungen der Menschen auf Idjwi Planung und Umsetzung des Projektes stark involviert zu verbessern. Dies geschieht beispielsweise mithilfe und übernehmen Aufgaben in der Koordination, als von Krankenstationen und Landwirtschaftsprojekten, Vorarbeiter und in der baulichen und technischen Um- die der Nahrungsmittelsicherheit und der Wiederauffor- setzung. So erfolgt ein Wissenstransfer in beide Rich- stung dienen sollen. So wurde auch der Erosionsschutz tungen: Wir profitieren von der lokalen Erfahrung und durch Aufforstung in der ersten Projektphase durch der Unterstützung der Mitarbeiter, gleichzeitig können CPR übernommen. wir das nötige technisches Detailwissen vermitteln, welches diese für Wartung und Instandhaltung der An- Gemeinsames Planungstreffen der Projektpartner auf Idjwi 12
Das Bauteam nach dem Aufstellen eines Mastes der Stromtrasse
Stromkosten im Süd-Kivu 0,55 $/kWh betragen die Stromkosten bei der Nutzung von Dieselgeneratoren* auf Idjwi (exklusive Investitions- und Reparaturkosten) 0,09 $/kWh kostet der Strom in Goma und Bukavu beim staatlichen Stromanbieter SNEL** *nach eigenen Berechnungen/Messungen 2018, Annahme: 1,1 $/l Diesel **Preisangabe von 2017 Entladung des Freileitungskabels für die Stromtrasse
Technisches Gesamtkonzept Unser Projektpartner PROLASA hat aus eigener Initia- Die erste, 2018 umgesetzte Projektphase verfolgte das tive heraus das Wasserkraftprojekt auf Idjwi begonnen Ziel, die vorhandene Anlage industriell nutzbar zu ma- und bereits ein Maschinenhaus sowie einen Zulaufka- chen und durch den Aufbau eines neuen Stromnetzes nal mit 350 Metern Länge gebaut. den Grundstein für die weiteren Schritte zu legen. In der zweiten Projektphase planen wir, durch den Aus- Der Standort besitzt ein großes Potenzial für die Ener- bau des Wasserkraftwerks die Erzeugungsleistung zu gieerzeugung aus Wasserkraft. Weil der Anlage ein erhöhen. Langfristig soll die Reichweite des Netzes ver- Gesamtkonzept fehlte, kam es häufig zu technischen größert und somit für mehr Menschen ein Stromzugang Problemen wie Spannungsschwankungen, Stromaus- geschaffen werden. fällen und Defekten. Somit war die industrielle Nut- zung des Stromes stark eingeschränkt und es konn- te nur ein Bruchteil der geplanten Leistung erzeugt werden. Unser Ziel ist es, durch Verbesserungen und Kanal Ausbau der bestehenden Anlage eine zuverlässi- ge und leistungsstarke Stromversorgung aufzubau- en. In Zukunft können somit auch größere industriel- le Verbraucher versorgt werden. Des Weiteren ist der 115 m Industriecampus Maschinen- Anschluss von öffentlichen Einrichtungen geplant. Alte Anlage haus 53 m Die geographischen Gegebenheiten bieten die Mög- lichkeit, eine Fallhöhe von 115 Meter zu nutzen. Bei ei- nem Durchfluss von 100 l/s kann eine Leistung von ca. Verteilnetz 85 kW erzeugt werden. In der drei-monatigen Trocken- zeit ist bei einem Durchfluss von 40 l/s eine Leistung von rund 30 kW nutzbar. Mit Hilfe des neuen Kanals und Fallrohrs wird die Fallhöhe in Um die Situation vor Ort, in Kooperation mit unserem Projektphase 2 auf 115 m ausgebaut. Projektpartner PROLASA, Schritt für Schritt zu verbes- sern, wurde das Projekt in mehrere Phasen unterteilt. Die in Projektphase 1 aufgebaute Stromtrasse zwischen Wasserkraftwerk und Industriecmapus. 15
Das Fallrohr des vorhandenen Wasserkraftwerkes wurde instand gesetzt und auf neuen Fundamenten gelagert. Projektphase 1 (2018 umgesetzt) 24 kW verfügbare Erzeugungsleistung in der Regenzeit (9 Monate im Jahr) 10 kW verfügbare Erzeugungsleistung in der Trockenzeit (3 Monate im Jahr) 11 versorgte Betriebe 230 V / 50 Hz industriell nutzbarer Strom rund um die Uhr
Die Projektphasen In Projektphase 1 (2018 umgesetzt) wurde der be- reits von PROLASA gebaute Zulaufkanal ausgebessert und renoviert. Außerdem wurde das Fallrohr am Steil- hang auf stabilen Fundamenten gelagert und der Hang durch bauliche Maßnahmen und Bepflanzung gegen Erosion geschützt. Das von PROLASA errichtete Maschinenhaus wurde instandgesetzt und aktiviert. Dabei wurden ein Gene- rator und eine Turbine aus lokaler Produktion integriert, die vor Ort bereits im Einsatz waren. Ein besonderer Fokus lag in der ersten Projektphase auf dem Neubau der elektrischen Anlagenteile. Diese wurden auf die ge- plante Leistungserhöhung in der folgenden Projektpha- se ausgelegt und macht so als langfristige Investition einen Großteil der Kosten der ersten Projektphase aus. Im Maschinenhaus wurden Elektrik und Lastregelung installiert, um eine stabile Netzfrequenz und Spannung zu gewährleisten. Zur verlustarmen Übertragung der erzeugten Leistung wurde zwischen Wasserkraftwerk und Industriecampus eine 700 Meter lange Nieder- spannungsfreileitung aufgebaut. Die Verteilstation auf dem Industriecampus bildet das Zentrum des Strom- netzes. Sicherungen, Überspannungs- und Blitzschutz gewährleisten einen zuverlässigen Betrieb der Anlage. Bei der Umsetzung haben wir besonders viel Wert auf die enge Zusammenarbeit mit den Arbeitskräften un- seres Projektpartners gelegt. So wurden zum Beispiel sämtliche Schaltschränke gemeinsam mit den lokalen Fachkräften vor Ort gebaut. Der so erfolgte Wissen- stransfer ist Grundlage für die eigenständige Wartung und Instandhaltung der Anlage durch den Projektpart- ner. Mastaufstellung auf der neuen Stromtrasse 17
Projektphase 2 vergrößert die Fallhöhe, indem ober- halb des bestehenden Kanals Wasser vom Bach Tama abgezweigt wird. Mit Hilfe eines neuen Fallrohrs kön- nen so 115 Meter Fallhöhe genutzt werden. Zusätzlich schützt ein Sandbecken die Turbine vor Sedimenten im Wasser. Im Maschinenhaus wird auf einem neuen Fundament neben der vorhandenen Anlage eine neue Turbinen-Ge- nerator-Gruppe installiert. Die Anlage aus Projektpha- se 1 wird dabei parallel bestehen bleiben und kann als Back-Up genutzt werden, wenn zum Beispiel War- tungsarbeiten ein Abschalten der neuen Turbine erfor- derlich machen. Aufgrund der großen Fallhöhe wird eine Pelton-Turbi- ne zum Einsatz kommen. Diese arbeitet durch ihr gutes Teillastverhalten auch in der Trockenzeit bei geringem Durchfluss mit einem guten Wirkungsgrad. Nach Ab- schluss der zweiten Phase lassen sich in der neun Mo- nate langen Regenzeit 85 kW nutzen. In der Trockenzeit sind immer noch ca. 30 kW nutzbar, was eine gute elek- trische Grundversorgung darstellt. Im Maschinenhaus wird die Frequenzregelung mit Last- widerständen für die neue Leistung ausgebaut. Die in Projektphase 1 installierten Schaltschränke und Freilei- tungen können mit minimalen Anpassungen weiterver- wendet werden. Projektphase 2 85 kW verfügbare Erzeugungsleistung in der Regenzeit (9 Monate im Jahr) Projektphase 3 Nach Abschluss und Evaluation von Projektphase 1 und 2 ist es unser Ziel, in Kooperation mit den Partnern vor Ort eine Lösung für die Stromversorgung weiterer Ver- 30 kW braucher im Umkreis des Wasserkraftwerks zu erarbei- verfügbare Erzeugungsleistung in der ten. Mehrere öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Trockenzeit (3 Monate im Jahr) Gesundheitseinrichtungen in der näheren Umgebung können mit einer Stromleitung an das vorhandene In- selnetz des Wasserkraftwerks angeschlossen werden. 14 Somit wird neben der Förderung der wirtschaftlichen versorgte Betriebe Entwicklung ein weiterer Mehrwert für die Bewohner geschaffen. Für weiter entfernte Verbraucher zeigen wir Möglichkeiten zur unabhängigen Stromversorgung mit 230 V / 50 Hz Hilfe von Solarenergie auf. industriell nutzbarer Strom rund um die Uhr 18
So könnte das geplante verlägerte Fallrohr mit Sandbecken und Zulaufkanal aussehen.
Durch visuelle Methoden haben wir im Frühjahr 2017 den Strombedarf am Projektstandort ermittelt.
Soziokulturelle Arbeit Es ist uns wichtig, uns nicht nur auf technische Aspekte zu konzentrieren, sondern alle Dimensionen des Projektes, so- wie seine langfristige Wirkung im Blick zu behalten. Im Rahmen der Projektarbeit möchten wir uns persönlich weiterentwickeln. Wir beschäftigen uns in Form von Work- shops und Diskussionsrunden mit Themen wie globalen Strukturen, nachhaltiger Entwicklung, Vorurteilen und Ras- sismus. Dadurch reflektieren wir unsere Rolle und die Fol- gen unseres Handelns im globalen Kontext. Gleichzeitig üben wir uns im Umgang mit Denkweisen und Strukturen anderer Kulturen. Wir erhoffen uns auf diese Weise, die Si- tuation und Bedürfnisse vor Ort besser verstehen und ein- schätzen zu können. Um bei Projektreisen Informationen gemeinsam mit unse- ren Projektpartnern zu erheben, setzen wir statt üblicher Frage-Antwort-Interviews auf visuelle Methoden wie bei- spielsweise soziale Karten, Problembäume und Bewer- tungsmatrizen. Dies hilft uns die Strukturen vor Ort besser nachzuvollziehen. Unserer Erfahrung nach können damit deutlich mehr wichtige Informationen aus dem Subtext gelesen werden, da die kulturelle und sprachliche Barrie- re im Gespräch durch visuelle Kommunikation umgangen werden kann. Insgesamt bauen wir auf einen offenen Infor- mationsaustausch und Diskussionen, die eine gemeinsame Lösungsfindung ermöglichen – schließlich kennen die Pro- jektpartner und die Bewohner vor Ort ihre Probleme und Arbeitsweisen am besten. Essenzieller Bestandteil unserer Arbeit ist die Zusammen- arbeit mit der lokalen Bevölkerung. Sie wird durch unsere Partner von Anfang an eingebunden und für das Projekt sensibilisiert. Dabei wird neben dem technischen Aus- tausch auch der Dialog auf sozialer und kultureller Ebene gefördert. Neben der gemeinsamen Arbeit auf der Baustelle zählen hierzu zusätzliche Aktionen, beispielsweise Feste, ein Fußballspiel und gemeinsames Singen. Solche Begeg- nungen außerhalb von formellen Gegebenheiten schaffen persönlichere Kontakte und gegenseitiges Verständnis. Um die Wirkung des Projektes im Fokus zu behalten, orien- tieren wir uns an den Inhalten des „Kursbuch Wirkung“ von Phineo. Dabei bilden die drei Schritte „Wirkung planen“, „Wirkung analysieren“ und „Wirkung verbessern“ einen Kreislauf, der während unseres Projektes mehrmals durch- laufen wird. Als Grundlage dient uns dabei eine mehrstufige Wirkungslogik, welche die gewünschten Auswirkungen des Projektes auf Idjwi (hellblau) und in Deutschland (dunkelblau) berücksichtigt (siehe S.22). Die erste Stufe der Projektum- setzung auf Idjwi besteht aus dem Ausbau der Wasserkraft- anlage und des Stromnetzes – die finale Stufe ist erreicht, wenn die Zielgruppe auf Idjwi über neue Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und Lebensgestaltung verfügt. In Bezug auf unsere Vereinsarbeit in Deutschland stehen zu Beginn Workshops und Diskussionen zu gesellschaftlichen Fragestellungen im Vordergrund. Als Wirkung erhoffen wir uns neben persönlicher Entwicklung, Input zur Neubewer- tung eigener Wertmaßstäbe und Lebensgestaltung. Aufbauend auf der Wirkungslogik wurde ein Datenerhe- bungsplan entwickelt, der uns anhand von konkreten Indi- katoren eine Messung und kontinuierliche Bewertung des Projektfortschritts ermöglicht. 21
Ab dieser Stufe spricht man von Wirkung 7 6 5 4 3 2 1 Inputs Outputs Outcomes Impact Ressourcen Leistungen Wirksamkeit auf Ebene der Zielgruppe Wirkungen auf gesellschaftlicher Ebene „Das, was wir „Das, was wir in unserem „Das, was wir bei unserer „Das, wozu wir auf gesellschaft- in das Projekt Projekt tun bzw. anbieten und Zielgruppe durch unser Projekt licher Ebene mit unserem Projekt investieren“ wen wir damit erreichen“ bewirken wollen“ beitragen wollen“ 1. Erbrachte Leistungen 4. Wissen und Fertigkeiten 7. Globale Veränderung Ehrenamtliche Ein Wasserkraftwerk und Die Verbraucher wissen den Arbeit der ein Verteilnetz werden Strom gewinnbringend Projekt- gebaut, Maßnahmen zur und effektiv einzusetzen und Das Projekt trägt mitglieder (10- Einbindung der Bevölkerung kennen die Gefahren von Strom dazu bei, 20h/Woche) werden durchgeführt gleichwertige Lebensverhältnisse Ein Bewusstsein für auf der Welt zu ermöglichen. Ehrenamtliche globale Probleme und Die Möglichkeiten zur Workshops, Diskussionen Projektleitung Zusammenhänge entsteht, persönlichen Entwicklung und Infomaterial zu ge- (20h/Woche) sellschaftlichen und kultu- persönliche Eindrücke tragen zu und Lebensgestaltung einem vielfältigen Weltbild bei und die Chancen im Umgang rellen Themen werden angeboten Mehrjährige mit lokalen Herausforderungen Projektarbeit gleichen sich an. 2. Nutzung der Leistungen 5. Veränderungen im Handeln Persönliche Einzelne Gesellschaften und Arbeit vor Ort Kulturen verstehen sich Der Strom wird für ge- Die Menschen vor Ort zunehmend als Weltgemeinschaft. Externe und werbliche Einrichtungen finden neue Tätigkeiten Menschen setzten sich interne genutzt, es werden Rücklagen und Berufe, der Strom wird aktiv und verantwortungsvoll Seminare gebildet, um laufende Kosten zu zum Nutzen der lokalen für die Vorstellung einer decken Gesellschaft eingesetzt gerechten Welt ein. Projektmitglieder tragen zu Die Mitglieder bringen sich einem verantwortungs- aktiv in die Projektarbeit vollen, kultursensiblen und ein und nehmen gegen- gerechten Umgang mit anderen seitige Angebote wie Workshops Kulturen bei und machen auf wahr. Persönliche Auseinander- Konsequenzen des persönlichen setzung mit gesellschaftlichen Handelns im globalen Kontext Themen und eigenen Werten, aufmerksam sowie ein kultureller Austausch im Projektland finden statt. 6. Veränderungen der Lebenslage 3. Zufriedenheit Die Diversität von Tätig- keiten und der Wohlstand Die Nutzer des Stroms auf Idjwi haben sich erhöht, sind mit der Menge, die Ausbildungssituation und die Zuverlässigkeit und Qualität Beschäftigung haben sich des Stroms zufrieden verbessert Legende: Lebensgestaltung und Die Projektmitglieder DR Kongo Werte werden hinter- erkennen ihren persön- fragt, der Umgang z.B. mit lichen Lernfortschritt und Ressourcen trägt zum globalen sind mit der Zusammenarbeit und Deutschland Gemeinwohl bei. Der Eine-Welt- dem Projekt als Ganzem zufrieden Gedanke gewinnt an Bedeutung „Was wir tun“ „Was wir bewirken wollen“ Wirkungslogik des Projekts Hydroélectricité Idjwi 22
Nachhaltigkeitskonzept Der Gedanke eines nachhaltigen und langfristigen Ener- Die Energieversorgung durch das Wasserkraftwerk gieprojektes, mit dem sich die lokale Bevölkerung iden- wird von den Betrieben vor Ort wertschöpfend genutzt. tifizieren kann, bildet die Basis unserer Projektplanung. Bisher betriebene Dieselgeneratoren werden ersetzt. Dafür ist es notwendig, dass lokale Initiativen aufge- Durch die wirtschaftliche Nutzung und die Einsparung griffen werden und nicht vermeintliche Lösungsansätze der Dieselkosten können Rücklagen für Wartung und aus Deutschland „importiert“ werden. Hinzu kommt, Instandhaltung gebildet werden. dass wir als EWB-Team nur für eine begrenzte Zeit im Kongo aktiv sind. Deshalb ist ein verlässlicher Partner Der Strom wird nicht kostenlos, aber zu erschwing- vor Ort, der das Projekt auch nach unserer Abreise be- lichen, an die einzelnen Verbraucher angepassten gleitet, umso wichtiger. Wir arbeiten mit Organisatio- Stromtarifen zur Verfügung stehen. Für die Verwaltung nen zusammen, die Eigeninitiative zeigen und bereits der Einnahmen und die Festlegung der Stromtarife wird bewiesen haben, dass sie in der Lage sind ein Projekt das Komitee zuständig sein. Hierbei wird ein Geldkreis- dieser Größenordnung eigenständig zu verwalten. lauf geschaffen, der einen langfristigen und nachhalti- gen Betrieb des Energienetzes sicherstellt. Grundlegend für das langfristige Gelingen des Projekts ist die Einbeziehung aller lokalen Akteure während der Letztendlich muss auch das technische System auf gesamten Projektdauer. Nur durch transparente und of- eine Weise geplant und umgesetzt werden, dass ein fene Planung wird eine Identifikation aller Akteure mit langfristiger Betrieb möglich ist. Darum sind die loka- dem Projekt ermöglicht. Bei allen Planungsschritten len Fachkräfte bei Planung und Bau stark involviert, werden unsere Projektpartner sowie die lokale Bevöl- sodass Wartungen und Reparaturen selbstständig kerung einbezogen und gemeinsame Entscheidungen durchgeführt werden können. Wir greifen auf Bauteile getroffen. Während unseres Aufenthalts vor Ort wurde zurück, die im Ostkongo oder den Nachbarländern zur ein gemeinsamer Projektvertrag erarbeitet, in dem die Verfügung stehen und dort repariert oder ersetzt wer- Absichten und Zielsetzungen aller beteiligten Organisa- den können. Soweit wie möglich verzichten wir auf den tionen festgehalten sind. Einsatz von Komponenten aus Deutschland. Routinemäßigen Wartungsarbeiten und Reparaturen Dadurch werden Abhängigkeiten vermieden und eine werden zunächst von PROLASA und EWB gemeinsam schnelle Beschaffung von Ersatzteilen ermöglicht. Au- getragen. Um die langfristige Finanzierung sicherzu- ßerdem wird durch den technischen Austausch und stellen, soll nach Abschluss der zweiten Projektphase das Einbinden lokaler Händler die eigenständige Erwei- ein Komitee aus Vertretern aller kongolesischer Projekt- terung des Stromnetzes vereinfacht. beteiligten gebildet werden, das sich um Betrieb und Instandhaltung der Anlage kümmert. Gemeinsames Planungstreffen der Projektpartner auf Idjwi 23
CO2-Bilanz Zu den drei Säulen der Nachhaltigkeit gehört, neben diesen Effekt verstärken und die hohen Emissionen dem sozialen und ökonomischen, auch der ökologi- einer Flugreise rechtfertigen. Vor Ort können die Ver- sche Aspekt. wendung CO₂-günstiger Materialien und die möglichst Der Ressourcenverbrauch der Bewohner Idjwis ist auch lokale Beschaffung die Emissionen reduzieren. aufgrund der eingeschränkten Infrastruktur und wirt- schaftlichen Möglichkeiten sehr niedrig. Die Bekämp- fung des globalen Klimawandels, zu dessen Ursache die Menschen am Projektstandort einen vernachlässig- baren Beitrag liefern, hat für sie deshalb eine niedrigere Relevanz als lokale wirtschaftliche, soziale, und ökolo- gische Herausforderungen. Dennoch erscheint es uns wichtig, für das Projekt eine CO₂ Bilanz zu erstellen, um auch diesen globalen öko- logischen Aspekt messbar zu machen. Es fließen die emittierten CO₂ Mengen für Personen- transport, Materialherstellung und Materialtransport aus Projektphase 1, sowie prognostizierte Werte für Projektphase 2 ein. Beide Phasen zusammen verur- Dieselgenerator auf dem Industriecampus von PROLASA sachen 324 Tonnen CO₂-Emissionen. Über drei Viertel davon machen die Flüge ins Projektland aus. Ein knap- Den Emissionen stehen Einsparungen gegenüber, die pes Viertel entfällt auf die Herstellung und den Trans- durch den Ersatz des Dieselgenerators entstehen. Die- port der Baumaterialien sowie den Personentransport ser würde zur Bereitstellung der genutzten Energie- im Projektland. menge des Wasserkraftwerks 120 Tonnen CO₂ pro Jahr ausstoßen. Die Bilanz gibt uns die Möglichkeit, CO₂-Einsparpo- Die CO₂-Emissionen für die Projektumsetzung sind so- tential zu identifizieren. Emissionseinsparung stehen mit nach knapp 3 Jahren kompensiert. Über die 30-jäh- besonders bei den Flügen der Projektmitglieder im Wi- rige Lebensdauer der Anlage ergeben sich jährliche derspruch zu dem Ziel des interkulturellen Austausches Einsparungen von ca. 110 Tonnen CO₂ und Lernens, bei dem die Reise an den Projektort eine wichtige Rolle spielt. Längere Aufenthalte vor Ort und * In unserer Kalkulation gehen wir davon aus, dass im Mittel 20% der eine intensive Vorbereitung unserer Mitglieder sollen erzeugten Energie des Wasserkraftwerks genutzt werden. Transport des Kraftwerks-Generators zum Maschinenhaus während der Bauarbeiten in Projektphase 1 24
Kostenkalkulation der Projektphase 2 In der ersten gemeinsamen Projektphase wurde die von den, wird der Differenzbetrag zurück an die Förderer unserem Projektpartner PROLASA erbaute Anlage mit überwiesen. Sollten die Projektkosten überschritten Investitionen von rund 100.000 € instandgesetzt und werden, wird EWB - soweit möglich - aus eigenen Mit- ein neues Stromnetz aufgebaut. teln den Differenzbetrag tragen, sodass die Qualität des In Projektphase 2 wird die Leistung der Anlage auf bis Projektes nicht gefährdet wird. zu 85 kW erweitert. Dazu wird im Maschinenhaus eine neue Turbine-Generatorgruppe installiert. Im Bereich Bei der Kostenaufstellung bleibt hinzuzufügen, dass Wasserbau sind die größten Investitionen das neue, seitens EWB keine Personalkosten für die Planung, Ver- verlängerte Fallrohr sowie der Neubau des Zulaufka- waltung und Durchführung des Projektes entstehen, da nals. Insgesamt fallen in der zweiten Projektphase Kos- diese Arbeiten von ehrenamtlichen Mitgliedern unseres ten von ca. 155.000 € an. Teams durchgeführt werden. Personalkosten entstehen Die Kostenkalkulation basiert auf Preisangaben lokaler nur in Form von Löhnen für lokale Arbeitskräfte. Händler, Angeboten von Herstellern und Lieferanten, Sämtliche Ausgaben für den Aufenthalt vor Ort (wie Kostenschätzungen unseres Projektpartners PROLASA beispielsweise Impfungen, Unterkunft, Verpflegung) sowie Erfahrungen aus der abgeschlossenen Projekt- werden von den jeweiligen Teammitgliedern selbst ge- phase. Unsicherheiten und Währungsschwankungen tragen. wurden durch einen Risikoanteil berücksichtigt. Sollten die geplanten Projektkosten unterschritten wer- Kosten Projektphase 2 Wasserbau Zulaufkanal, Sandbecken und Fallrohr 63.200 € Maschinenhaus Neue Turbine-Generatorgruppe und Fundament 59.200 € Stromnetz Lastregler, Blitzschutz und Schaltschränke 8.400 € Sonstige Baukosten Werkzeuge und Materialtransport 9.400 € Teamlogistik Flugkosten, Visa und Administration 12.300 € Soziokulturelle Arbeit Evaluation und Wirkungsarbeit und (interne) Workshops 1.200 € Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising PR-Material, Besuche bei Stiftungen und Vereinen 1.300 € Investitionsbedarf Projektphase 2 155.000 € Bisherige Einnahmen Bisherige Ausgaben Förderung durch Stiftungen Bisherige Ausgaben für Projekt- 14.100 € und Vereine verwirklichung und Wartung der 915 € Anlage Spenden 7.766 € Marketingkosten und Fahrten zu Übertrag aus Projektphase 1 5.262 € 967 € Stiftungen Summe bisheriger Einnahmen 27.128 € Summe bisheriger Ausgaben 1.882 € Aktueller Finanzierungsbedarf (Stand: 04.02.2020) Investitionsbedarf Projektphase 2 zzgl. bisheriger Ausgaben abzgl. bisheriger Einnahmen 129.754 € 25
chancen durch wasserkraft Seit 2015 arbeiten EWB und die lokalen Part- ner ECP, PROLASA und CPR an unserem ge- meinsamen Ziel. “Hydroélectricité Idjwi“ ent- springt der Initiative und Vision der Menschen vor Ort, mit Hilfe der nachhaltigen Stromver- sorgung durch ein Wasserkraftwerk wirtschaft- liche und persönliche Chancen zu schaffen. Die erste Projektphase wurde 2018 gemein- sam mit den Partnern erfolgreich umgesetzt. Dabei wurde ein Stromnetz aufgebaut und das vorhandene Wasserkraftwerk instandge- setzt. So konnte der Nutzen für die Betriebe und Werkstätten vor Ort sichergestellt werden. Seitdem kümmern sich unsere Partner selbst- ständig um Betrieb und Instandhaltung der An- lage. Deren großes Engagement hat gezeigt, wie stark der Rückhalt für das Projekt vor Ort ist. Durch die enge Zusammenarbeit sind gegenseitiges Verständnis, Vertrauen und Freundschaften gewachsen. Diese Erfahrun- gen der vergangenen Jahre bestärken unse- re Überzeugung, dass die geplante zweite Projektphase der richtige nächste Schritt ist. Der Ausbau des Kleinwasserkraftwerks in Projektphase 2 ermöglicht die Versorgung weite- rer Betriebe und schafft so eine verlässliche, zu- kunftsfähige und nachhaltige Stromversorgung. Gleichzeitig wollen wir den interkulturellen Aus- tausch im Rahmen des Projektes weiter fördern. Wir freuen uns darauf, diesen Weg mit unseren Partnern weiterzugehen und auf das gemeinsame Lernen und Arbeiten in den kommenden Jahren.
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