"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital

 
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"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
16. St. Galler
Festspiele
25. Juni
bis 9. Juli 2021

«Projektionen»
Die Begleitpublikation zu den
16. St.Galler Festspielen 2021
"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
helvetia.ch/sponsoring

Maske auf.
Licht aus.
     Geniessen.
Helvetia unterstützt die St. Galler Festspiele seit 2006.
"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
Strahlende Schönheit

                                          Geschätzte Festspielfreunde

                                          Franz Schmidt (1874–1939) war ein musi­                             Die Oper unter freiem Himmel, das
                                          kalisches Wunderkind. Mit 22 Jahren                                 Herzstück der St.Galler Festspiele, wird
                                          als Cellist bereits Mitglied der Wiener                             ergänzt durch das Tanzstück «Echo»,
                                          Philharmoniker, Musikpädagoge, Direk­                               in dem sich Kinsun Chan und seine Tanz­
                                          tor der «Gegenwärtigen Universität für                              kompanie mit der sakralen Architektur
                                          Musik», Solist, Kammermusiker, Dirigent,                            der Kathedrale auseinandersetzen, und
                                          Komponist. Die Uraufführung seiner                                  ein vielseitiges Konzertprogramm in ver­
                                          Oper Notre Dame in Wien war 1914 ein                                schiedenen Räumlichkeiten des Stifts­
                                          grosser Erfolg. Doch dann kamen der Erste                           bezirks unter dem Motto «Kathedralen­
                                          Weltkrieg, die Neue Wiener Schule, der                              musik».
                                          Zweite Weltkrieg… Schmidts Werk geriet
                                          zunehmend in Vergessenheit, nur das In­                             Nach der schmerzlichen Absage im ver­
                                          termezzo aus dem ersten Akt konnte sich                             gangenen Jahr freuen wir uns nun doppelt
                                          als Wunschkonzert-Dauerbrenner halten.                              darauf, wieder die einmalige Atmosphäre
                                                                                                              der St.Galler Festspiele in der Unesco-
                                           Das ist ebenso schade wie unverständlich,                          Weltkulturerbestätte Stiftsbezirk erleben
                                           denn Notre Dame ist ein zauberhaftes                               zu dürfen. Dank der weiteren Lockerun­
                                           Werk voll opulenter Musik. Spätromanti­                            gen der Corona-Massnahmen werden die
                                           sche Chromatik trifft auf ein veristisches                         Festspiele auch zum Symbol für die
                                           Drama mit gesanglicher Melodik, eine                               Rückkehr in eine Normalität, zu der auch
                                           sehr spannende und faszinierende Kombi­                            die Unmittelbarkeit und Einzigartigkeit
                                           nation. Da ist ein Werk zu entdecken                               ­gemeinsamer Kulturerlebnisse gehören.
                                           mit einer weltberühmten, mitreissenden
                                           Geschichte von der schönen Tänzerin                                Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind.
                                          ­Esmeralda, deren Charisma gleich vier
                                           Männern den Kopf verdreht. Das Genre                               Werner Signer,
                                           Oper in Höchstform – und wie geschaffen                            Geschäftsführender Direktor
                                           für die ein­zigartige Aura des St.Galler                           Konzert und Theater St.Gallen
                                           Stiftsbezirks.

    16. St. Galler
    Festspiele
    25. Juni
    bis 9. Juli 2021

                                          Impressum «Projektionen» presented by LEADER

                                          Magazin LEADER, MetroComm AG, Bahnhofstrasse 8, 9000 St.Gallen, Tel. 071 272 80 50, Fax 071 272 80 51, leader@metrocomm.ch,
                                          www.leaderdigital.ch; Verleger: Natal Schnetzer; Redaktion: Stephan Ziegler (Leitung), sziegler@metrocomm.ch; Texte: Stephan
                                          Ziegler, Tanja Millius Fotografie: Marlies Thurnheer, Pavel Korbut, Shirley Suarez, Max Zerrahn, zVg; Heraus­geberin, Redaktion und
                                          Verlag: MetroComm AG; Bahnhofstras­se 8, CH-9000 St.Gallen, Tel. 071 272 80 50, Fax 071 272 80 51, www.leaderdigital.ch,
                                          www.metrocomm.ch, leader@metrocomm.ch; Geschäftsleitung: Natal Schnetzer, nschnetzer@metrocomm.ch; Anzeigenleitung: Oliver
                                          Iten, oiten@metrocomm.ch; Marketing­service/Aboverwaltung: Fabienne Schnetzer, info@metrocomm.ch; Abopreis: Fr. 60.– für 18 Aus­
                                          gaben; Erscheinung: Der LEADER e­ rscheint 9× jährlich mit Ausgaben Januar/Februar, März, April, Mai, Juni, August, September, Okto­
                                          ber, November/Dezember, z­ usätzlich 9 Special-Ausgaben; Gestaltung/Satz: Doris Hollenstein Schwarz, dhollenstein@metrocomm.ch;
                                          Produktion: Ostschweiz Druck AG, Wittenbach. LEADER ist ein beim Institut für geistiges Eigentum ein­ge­­tragenes Markenzeichen.
        «Projektione n»                   Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftli­cher Genehmigung des Verlages. Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt
                                 zu den
        Die Begleitpublikation

                                          der Verlag keine H
                                                           ­ af­tung. ISSN 1660-2757
                                  2021
        16. St.Galler Festspielen

                                                                                                                                                                            3
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Das kulturelle Erbe unserer
Gesellschaft pflegen.
www.kirchensteuern-sei-dank.ch

                                 Soziales.
                                 Bildung.
                                 Kulturpflege.

                                 www.sg.kath.ch
"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
Programm                                                          Inhalt

                              Samstag, 3. Juli                    06 «Uns geht es um Nachhal-
                              Oper Notre Dame                     tigkeit und darum, etwas
16. St. Galler                20.30–22.30 Uhr, Klosterhof         ­Einzigartiges zu ermöglichen»
Festspiele                                                         Ein Gespräch mit Reto Müller,
25. Juni                      Sonntag, 4. Juli                     Credit Suisse
bis 9. Juli 2021              Rosenkranzsonaten
                              von Heinrich Ignaz Franz Biber      08 «Vertrauen, Dynamik und
                              19.30–20.45 Uhr,                    ­Begeisterung widerspiegeln
                              Schutzengelkapelle                   sich in unserem Engagement bei
                                                                   den Festspielen»
Freitag, 25. Juni             Montag, 5. Juli                      Ein Gespräch mit Martin Jara,
Oper Notre Dame               Echo                                 ­Helvetia
(Premiere)                    Tanzstück von Kinsun Chan
20.30–22.30 Uhr, Klosterhof   21.00–22.15 Uhr, Kathedrale         10 «Meistens gewinnt das Herz»
                                                                  Ein Treffen mit Markus Schwingel
Samstag, 26. Juni             Dienstag, 6. Juli                   und Daniel Engelberger, Alpina
Oper Notre Dame               Spicy                               Group AG
20.30–22.30 Uhr, Klosterhof   Biber, Schmelzer, Fux mit
                              Les Passions de l’Ame               12 Ohr und Herz öffnen
Sonntag, 27. Juni             19.30–20.15 Uhr, Stiftsbibliothek   Thomas Kirchhofer, Direktor
Festgottesdienst                                                  St.Gallen-Bodensee­Tourismus
zu den ­Festspielen           Mittwoch, 7. Juli
10.30–11.30 Uhr, Kathedrale   Oper Notre Dame                     13 Am Anfang steht ein Knall
                              20.30–22.30 Uhr, Klosterhof         Cornel Dora, Stiftsbibliothekar
Sonntag, 27. Juni                                                 St.Gallen
L’Orgue de Notre-Dame         Donnerstag, 8. Juli
Kathedralenmusik I            Ars Nova                            14 Worin liegt die kulturelle
17.00–18.15 Uhr, Kathedrale   Kathedralenmusik III                ­Identität eines Bauwerks?
                              19.00–20.15 Uhr, Kirche              Michael Niedermann, Kantonaler
Dienstag, 29. Juni            St.Laurenzen                         Denkmalpfleger
Oper Notre Dame
20.30–22.30 Uhr, Klosterhof   Donnerstag, 8. Juli                 15 Brautradition seit über
                              Echo                                1200 Jahren
Mittwoch, 30. Juni            Tanzstück von Kinsun Chan           Lorenz Hollenstein, alt Stiftsarchivar
Echo                          21.00–22.15 Uhr, Kathedrale
Tanzstück von Kinsun Chan                                         16 «Das beste Licht ist das,
(Uraufführung)                Freitag, 9. Juli                    das man nicht sieht»
21.00–22.15 Uhr, Kathedrale   Oper Notre Dame                     Guido Petzold, Lichtgestaltung
                              20.30–22.30 Uhr, Klosterhof
Donnerstag, 1. Juli                                               18 Interpretieren statt bebildern
Festkonzert                                                       Rifail Ajdarpasic, Bühnenbildner
Biblische Lieder
20.30–21.45 Uhr, Kathedrale                                       20 Die Kathedrale klanglich
                                                                  neu erfahren
Freitag, 2. Juli                                                  Fritz Hauser, musikalische Leitung
Notre-Dame
Kathedralen­musik II                                              22 Hochkarätige Besetzung
19.00–20.15 Uhr, Kathedrale                                       auf dem Klosterhof
                                                                  Wer sind die drei internationalen
Freitag, 2. Juli                                                  Opernstars Anna Gabler,
Oper Notre Dame                                                   David Steffens und Clay Hilley?
20.30–22.30 Uhr, Klosterhof
"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
«Uns geht es um Nachhaltigkeit
und darum, etwas Einzigartiges zu
­ermöglichen»
                         Seit 2006 unterstützt die Credit
                         Suisse als eine der Hauptspon-
                         soren die St.Galler Festspiele. Im
                         Gespräch erklärt Reto Müller,
                         ­Leiter Region Ostschweiz bei Credit
                          Suisse, was die Festspiele so be-
                          sonders macht und welchen Stel-
                          lenwert Gefühle im Bankenalltag
                          haben.

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"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
Reto Müller: «Mich fasziniert, mit welcher
­Leidenschaft und Hingabe sich Künstle­rinnen
 und Künstler sowie Mitarbeitende und die
 Leitung des St.Galler Theaters an den Festspielen                                                Gewisse standardisierte Produkte und
 engagieren.»
                                                                                                  Dienstleistungen sind sicher austausch­
                                                                                                  bar. Viele Kundinnen und Kunden haben
                                                                                                  aber individuelle Bedürfnisse. Hier wol­
                                                                                                  len wir uns mit exzellentem Service und
                                                                                                  innovativen Produkten differenzieren.
                                                                                                  ­Besonders wichtig sind dabei unsere Bera­
Reto Müller, Credit Suisse ist seit Beginn           entscheidende Rolle. Gerade jetzt mit den     terinnen und Berater sowie die grosse
der Festspiele als Hauptsponsor dabei.               Covid-bedingten Einschränkungen ist es        Expertengruppe, die bei speziellen Frage­
Weshalb unterstützen Sie als Bank gerade             besonders wichtig, für unsere Kundschaft      stellungen mit Fachwissen und Erfah-
diese Veranstaltung?                                 und die Mitarbeitenden persönlich da          rung zur Verfügung steht. Ich bin deshalb
Bei ihrem Sponsoring setzt die Credit                zu sein. Es gilt noch mehr, auf Emotionen     überzeugt, dass die persönliche Expertise
­Suisse auf Qualität, Nachhaltigkeit und             zu achten und mit Fingerspitzengefühl         auch künftig den Unterschied im Bank­
 eine partnerschaftliche Beziehung. All              darauf zu reagieren.                          geschäft ausmachen wird.
 diese Faktoren sind bei der Partnerschaft
 mit den St.Galler Festspielen garantiert.           Apropos Gefühle: Wie entscheiden Sie         Die Digitalisierung schreitet überall
 Qualität bedeutet für uns, exzellent zu             als Bankier, wenn Ihr Herz einem             ­rasant voran. Trotzdem sehnen sich die
 sein und Herausragendes zu leisten. Genau           ­Kunden Kredit geben will, der Verstand       Menschen – Corona hat es einmal mehr
 das ist den St.Galler Festspielen immer              aber davon abrät?                            gezeigt – nach persönlichen Kontakten.
 wieder eindrücklich gelungen. Mich faszi­            Zu diesem Konflikt sollte es gar nicht       Ist da der eingeschlagene Weg zahlrei-
 niert, mit welcher Leidenschaft und                  kommen. Ich mag Menschen, deshalb            cher Banken, möglichst viele Vorgänge
 ­Hingabe sich Künstlerinnen und Künstler             höre ich ihnen genau zu. Dadurch kann        zu digitalisieren, wirklich der richtige
  sowie Mitarbeitende und die Leitung                 ich optimal auf ihre Bedürfnisse einge­      und wo steht da die Credit Suisse?
  des St.Galler Theaters an den Festspielen           hen und sie auch vor zu grossen Risiken      Die Digitalisierung vereinfacht die stan­
  engagieren. Ich bin überzeugt: Mit Franz            schützen, etwa wenn eine Hypothek            dardisierten Prozesse enorm. Die sich
  Schmids Oper Notre Dame wird auch 2021              oder ein Kredit in der gewünschten Form      ­ändernden Gewohnheiten erleben wir auch
  im Klosterbezirk wieder Einzigartiges zu            und Höhe nicht tragbar ist. Was es dann       konkret in unseren Geschäftsstellen, wo
  erleben sein.                                       braucht, ist Einfühlungsvermögen und          die Kundenfrequenz für Standarddienst­
                                                      die Fähigkeit, die Botschaft verständlich     leistungen seit einiger Zeit rückläufig ist.
  Hat die Corona-Pandemie das Engage-                 zu übermitteln.                               Um unsere Kundschaft auch in Zukunft
ment der Credit Suisse für die Festspiele                                                           optimal zu betreuen, bauen wir deshalb
auf die Probe gestellt?                              Kommen wir zurück zur Oper: Die                unseren Regionensitz im Herbst um.
Im Gegenteil: Uns geht es bei der Unter­             ­Notre-Dame in Paris fiel im Jahr 2019         Rechtzeitig zu unserem 140-jährigen Jubi­
stützung der Festspiele um Nachhaltigkeit             teilweise den Flammen zum Opfer.              läum im November dieses Jahres wird
und darum, etwas Einzigartiges zu ermög­              Kam Ihnen beim Anblick der brennen­           die Credit Suisse St.Gallen in neuem Glanz
lichen. Im letzten Jahr fand der Anlass gar           den Kathedrale auch diejenige in              erstrahlen und einige innovative Kon­
nicht statt, darum haben wir den Vertrag              St.Gallen in den Sinn?                        zepte in der Kundenzone einführen. Mehr
mit den St.Galler Festspielen um ein zu­              Nicht unmittelbar. Ich kenne Paris und      will ich hier noch nicht verraten. Aber
sätzliches Jahr bis 2023 verlängert. Dies             die Notre-Dame gut, weil ich einige Zeit      so viel soll gesagt sein: Auf die Öffentlich­
zeigt unser Bekenntnis zu den Festspielen             für die Credit Suisse in Paris gearbeitet     keit wartet ein spannendes Jubiläums-
und ist Ausdruck unserer langjährigen                 habe. Auch deshalb hat mich der Brand         programm.
­lokalen Verbundenheit mit dem Standort               emotional sehr berührt. Ich hoffe, dass
 St.Gallen. Dieses Jahr feiert die Credit             die notwendigen Lehren daraus gezogen       Worauf freuen Sie sich persönlich
 ­Suisse übrigens ein Jubiläum: Wir sind seit         werden und die Vorkehrungen unsere          ­besonders in diesem Jahr bei den Fest-
  140 Jahren in der Gallusstadt präsent.              Kathedrale in St.Gallen auch bei einem       spielen?
                                                      Feuer wirksam schützen. An ein ähnlich       Auf alles, was die Festspiele zu bieten
Notre Dame ist eine tragische Oper, es                schreckliches Ereignis hier bei uns will     ­haben. Und einfach darauf, wieder einmal
geht um unerfüllte Liebe, aber auch um                ich gar nicht denken.                         live einen Kulturanlass mit vielen persön­
Hass und Rache – um starke Gefühle.                                                                 lichen Begegnungen zu erleben. Beson­
Welchen Stellenwert haben Gefühle bei                Bankprodukte sind vielfach austausch-          ders gespannt bin ich aber natürlich auf
Ihnen im Bankiersalltag?                             bar, den Unterschied macht wie so              die Inszenierung der Oper Notre Dame.
Das Bankgeschäft an sich ist eher sach­              oft der Mensch. Wie stark können Mit-
orientiert. Aber natürlich spielen auch im           arbeitende der Credit Suisse in ihrem
Bankalltag Gefühle und Emotionen in                  Arbeitsalltag die eigene Persönlichkeit
der Diskussion mit Kundinnen und Kun­                einbringen?
den sowie untereinander im Team eine

                                                                                                                                               7
"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
«Vertrauen, Dynamik und
­Begeisterung widerspiegeln sich
 auch in unserem Engagement
 bei den St.Galler Festspielen»

             Helvetia zählt auch 2021 zu den              Brand viele Erinnerungen zurück. In den
             Hauptsponsorinnen der St.Galler              Medien verfolgte ich die Entwicklungen
             Festspielen. Martin Jara, CEO                und hoffte, dass das Feuer nicht auf das
             von Helvetia Schweiz, verrät im              gesamte Gebäude übergreift und dass
             Gespräch, was der Brand der Notre-           niemand verletzt wird. Es ging ja nicht
             Dame in Paris bei ihm persönlich             nur um die Kathedrale selbst, sondern
             auslöste und wie versicherbar die            auch um die vielen Kunstschätze. Ein
             St.Galler Kathedrale, ebenfalls              Totalschaden wäre kulturell ein riesiger
             ein UNESCO-Weltkulturerbe, über-             Verlust gewesen. Solche Zeugen der
             haupt ist.                                   Zeitgeschichte sind eigentlich unbe­
                                                          zahlbar.
             Martin Jara, das diesjährige Highlight
             der St.Galler Festspiele ist die Oper          Wäre oder ist die St.Galler Kathedrale
             Notre Dame von Franz Schmidt. Kennen         gegen solche Schäden überhaupt ver­
             Sie sie oder den Komponisten und             sicherbar?
             werden Sie die Aufführung besuchen?          Wie Notre-Dame ist auch die St.Galler
             Ich werde Notre Dame von Franz Schmidt       Kathedrale ein UNESCO-Weltkulturerbe
             bei den St.Galler Festspielen gerne be­      und damit besonders schützenswert.
             suchen – und mich dabei auf neue Hori­       ­Prävention hat daher höchste Priorität.
             zonte einlassen. Denn bisher kannte ich       Wie in den meisten Kantonen üblich, ist
             weder den Komponisten noch sein Werk –        das Gebäude bei der Kantonalen Gebäu­
             aber natürlich ist mir Victor Hugos Roman     deversicherung versichert. Herausforde­
             «Notre-Dame de Paris», die literarische       rungen sind der Denkmalschutz und der
             Vorlage zur Oper bekannt. Ich bin – nach­     Umgang mit Kunst am Bau. Kommt es an
             dem ich mich jetzt in die Rezeption etwas     historisch derart bedeutsamen Gebäu­
             eingelesen habe – gespannt auf diese          den zu Schäden, ist die grosse Diskussion
             neue Erfahrung.                               ­jeweils: Originalzustand wiederherstel­
                                                            len oder etwas Neues wagen? So sehr ich
             Die Notre-Dame in Paris hat vor gut            den Verlust von kulturellen Zeugnissen
             zwei Jahren Schlagzeilen gemacht, als          bedaure, so kann in solch dramatischen
             der Dachstock fast komplett ausbrann-          Momenten aber auch der Mut zu Neuem
             te. Welche Gedanken gingen Ihnen als           fantastische Ergebnisse bringen und an
             Versicherungsspezialist bei der Nach-          das Vergangene erinnern. In jedem Fall
             richt durch den Kopf ?                         ist der Wiederaufbau aber eine Sisyphus­
             Als die Kathedrale Notre-Dame brannte,         arbeit. Im Fall der Kathedrale von Notre-
             habe ich nicht als Versicherungsspezialist     Dame lag glücklicherweise schon kurz
             reagiert, sondern als jemand, der gerne        nach dem Brand eine Vielzahl von Spen­
             nach Paris reist. Ich habe Notre-Dame          denzusagen vor.
             schon mehrmals besucht und am Tag
             des Brandes waren meine Frau und meine       Helvetia unterstützt die St.Galler Fest-
             Schwiegermutter zufällig gerade in Paris.    spiele seit Beginn. Weshalb arbeiten Sie
             Dementsprechend kehrten mit dem              mit dem Theater St.Gallen ­zusammen?

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"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
Martin Jara: «Als die Kathedrale
                          Notre-Dame brannte, habe ich
                          nicht als Versicherungs­spezialist
                          ­reagiert, sondern als jemand,
                           der gerne nach Paris reist.»

Helvetia ist von Beginn weg eine der              ständlich, umso mehr freut es uns, ein Teil   Krankenkasse häufig. Wie überzeugen
vier Hauptsponsorinnen der St.Galler              davon zu sein. Und zu guter Letzt Begeis­     Sie jemanden, zu Helvetia zu wechseln?
Festspiele. Die Idee der Initianten war es,       terung: Die St.Galler Festspiele haben eine   Über Menschen. Eine Oper wie Notre
ein unvergleichliches Kulturfestival ins          Strahlkraft weit über die Kantonsgrenzen      Dame kann ohne die Menschen wie
Leben zu rufen im Dreieck Politik, Wirt­          hinaus, das Bühnenbild überrascht jedes       ­Musiker, Schauspieler, Bühnenbildner,
schaft und Kirche. Die St.Galler Festspiele       Jahr aufs Neue und der Klosterplatz sorgt      Statisten usw., die dem Werk Leben
haben sich sowohl künstlerisch als auch           für ein magisches Ambiente. Diesen Zau­        ­einhauchen, keine Zuschauerinnen und
ökonomisch sehr positiv für die Stadt             ber wollen wir auch gegenüber unseren           Zuschauer begeistern. Das gleiche gilt
St.Gallen etabliert. Fokussiert auf Lieb­         Kundinnen und Kunden vermitteln.                für Helvetia: Unsere Mitarbeitenden sind
haber von Oper, Tanz und klassischer                                                              unsere Botschafter. Gemeinsam mit ih­
Musik setzen die Festspiele nicht auf die         Jetzt konnten die Festspiele 2020 nicht         nen entwickeln wir unser Unternehmen
Masse, sondern auf Inhalt und Qualität.           und können 2021 nur in reduziertem              weiter, wachsen in neuen Feldern und
Helvetia nutzt mehrere Opernabende, um            Umfang durchgeführt werden. Welchen             packen die Zukunft gemeinsam an. Sie
Kundinnen und Kunden einzuladen.                  Einfluss hat dies auf das Engagement            geben tagtäglich ihr Bestes und viele von
                                                  von Helvetia?                                   unseren Beraterinnen und Beratern be­
Und welche Werte teilt Helvetia mit               Keinen. Gerade in Zeiten wie diesen ist         gleiten ihre Kundinnen und Kunden ein
dem Theater?                                      Kontinuität wichtig, und dass man sich          Leben lang. Lösungsorientierung und
Helvetia lebt die drei Werte Vertrauen,           auf seine Partner verlassen kann. Auf uns       persönliche Nähe – damit überzeugen wir.
Dynamik und Begeisterung – diese wider­           und unsere Engagements können sich
spiegeln sich auch in unserem Engage­             ­unsere Partner verlassen. Wir sind da,
ment bei den St.Galler Festspielen. Wir            wenn es drauf ankommt. Das gehört zu
unterstützen den kulturellen Fixpunkt              unserem Selbstverständnis.
in St.Gallen bereits im 16. Jahr, das setzt
Vertrauen auf beiden Seiten voraus. Eine          Der Schweizer ist versicherungstech-
so lange Partnerschaft ist in der dynami­         nisch gesehen eine «treue Seele», man
schen Welt von heute nicht selbstver­             wechselt weder Versicherung noch

                                                                                                                                          9
"Projektionen" - St. Galler Festspiele 25. Juni bis 9. Juli 2021 - Die Begleitpublikation zu den 16. St.Galler Festspielen 2021 - LEADER Digital
«Meistens
                                                           Was gehört konkret zu Ihrem Enga­
                                                          gement als Autopartner und welche

gewinnt das Herz»
                                                          Fahrzeuge werden eingesetzt?
                                                          Engelberger: Nebst gemeinsamen
                                                          ­Aktivitäten werden wir auch mit Gästen
                                                           die Festspiele besuchen. Ab diesem Jahr
                                                           setzten wir auf elektrifizierte Fahrzeuge.
                                                           Zum Beispiel ist der vollelektrische BMW
                                                           iX3 für die Festspiele im Einsatz, und zum
                                                           ersten Mal wird auch ein MINI Country­
                                                           man Plug-In-Hybrid für nachhaltige Fahr­
                                                           dienste sorgen.
           Die Festspiele-Sponsoren Markus
           Schwingel und Daniel Engelberger,              Und wo sehen Sie dadurch Chancen für
           Geschäftsführer und Inhaber der                Ihr Unternehmen? Geht es in erster Linie
           ­Alpina Group AG, sehen ihr Engage-            um den Gewinn von Aufmerksamkeit?
            ment als nachhaltiges Investment,             Schwingel: Nicht nur! Unser Sponsoring
            von dem beide Seiten profitieren.             sehen wir als unseren kulturellen Beitrag

           Markus Schwingel und Daniel Engel-
           berger, wie kam es zur Partnerschaft
           zwischen Ihnen und den Festspielen
           St.Gallen?
           Markus Schwingel: Ein Automobilgross­
           importeur entschied sich – glücklicher­
           weise –, die St.Galler Festspiel-Aktivitäten
           ab 2017 nicht mehr zu berücksichtigen.
           Dies auch zum Unverständnis eines Ent­
           scheidungsträgers, der uns dann bei der
           Veranstalterin empfohlen hat. Der Rest ist
           Geschichte …

           Haben sich Ihre Erwartungen an die
           ­Zusammenarbeit erfüllt?
            Daniel Engelberger: Absolut! Die Alpina
            Group AG geniesst mit dieser Partner­
            schaft viel überregionale Visibilität – und
            das Team von Werner Signer ist äusserst
            engagiert.

           Als die Zusammenarbeit 2017 gestartet
           wurde, firmierte Ihr Unternehmen
           noch als Christian Jakob AG. Heute tritt
           es als Alpina Group auf. Warum der
           ­Namenswechsel?
            Schwingel: In Zukunft wird die individu­
            elle Mobilität facettenreicher. Wir wollen
            häufiger verschiedene Kommunikations­
            kanäle nutzen und innovativer für alle
            Blickwinkel sichtbar sein. Nun können wir
            hierzu mit einem einzigen Namen smar­
            ter wirken und die gebündelten Kräfte
            un­serer drei Betriebe in St.Gallen, Widnau
            und Chur betonter darstellen.

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für unsere Herkunftsregion. Dass uns           zutauschen, damit alle individuelle Be­
­dabei das Publikum in einer anderen Form      dürfnisse berücksichtigt werden.
 wahrnimmt, sehen wir als grosse Chance.
 Wir betrachten die Festspiele als nach­       Soll ich dabei eher mit dem Kopf oder
 haltige Investition, nicht als kurzfristige   mit dem Herz entscheiden?
 Effekthascherei.                              Schwingel: Mit Kopf und Herz, wobei
                                               meistens das Herz gewinnt – wie in der
In Notre Dame geht es wie in fast ­jeder       Oper.
Oper darum, dass mehrere Männer
in die gleiche Frau verliebt sind, was         Und für welchen Antrieb soll ich mich
­immer tragisch endet. Damit ein Auto­         entscheiden?
 kauf nicht tragisch endet: Wie ent­           Engelberger: In Europa gehört die An­
 scheide ich mich für das richtige Modell?     triebszukunft klar der Elektromobili-
 Engelberger: Es geht nicht nur nach der       tät. Die CO2-Vorgaben des Gesetzgebers
 Modell- und Antriebswahl – zahlreiche         ­steuern die Automobilhersteller dazu.
 ­Finanzierungs- und Versicherungsvarian­       Trotzdem wird uns der Verbrennungs­
  ten ermöglichen massgeschneiderte             motor noch einige Jahre begleiten.
  Mobilitätslösungen. Wir empfehlen, sich                                                Daniel ­Engelberger (links) und ­
                                                                                         Markus Schwingel (rechts) mit Werner
  stets mit einem Mobilitätsberater aus­
                                                                                         Signer: «Unser Sponsoring sehen
                                                                                         wir als unseren kulturellen Beitrag
                                                                                         für unsere Herkunftsregion.»
Ohr und Herz öffnen                                                   entsteht ein lebendiger Raum mit viel­
                                                                      fältigen Nutzungen, welche die ursprüng­
                                                                     liche Funktion des Orts als klösterlicher
                                                                     Lebensraum der Mönche immer wieder
                                                                     mit neuem Leben füllt.
                      Was hat es mit der Faszination                     Das Unesco-Welterbe Stiftsbezirk ist
                      des Sakralen in einer Welt des                 nicht nur der Bauten wegen interessant,
                      Konsums, dem stetigen Streben                  sondern steht für ein ganzes Wertesystem
                      nach Erlebnissen und der Suche                 und für ein vielfältiges Menschenbild.
                      nach dem eigenen Platz im Werte-               Meine diesbezügliche Meinung ist ganz
                      system des Lebens auf sich?                    klar: Unsere Gesellschaft funktioniert
                                                                     zu wesentlichen Teilen wegen diesem Sys­
                      Das Benediktinerkloster St.Gallen war          tem. Pflegen und kultivieren wir es, auch
                      vom 8. Jahrhundert bis um 1800 eines           mit den St.Galler Festspielen!
                      der wichtigsten Klöster in Europa. Anstel­         Events wie dieser sind einer der Grund­
                      le der karolingischen Klosteranlagen           pfeiler für eine wirkungsvolle touristische
                      ­entstand in den Jahren 1755 bis 1768 ein      Destinationsprofilierung und daher auch
                       barockes architektonisches Ensemble           für Stadt und Region St.Gallen äusserst
                       von Weltruf. Die Klosterkirche, das Stifts­   wichtig. Dabei sind – gerade bei den Fest-
                       archiv und insbesondere die Stifts-           spielen – neben der hohen regionalöko­
                       bibliothek sind Teil des St.Galler Selbst­    nomischen Relevanz der imagebildende
                       verständnisses und zeugen von zwölf           Faktor sowie die Medienwirkung beson­
                       Jahrhunderten geistigen Wirkens.              ders hervorzuheben. Die St.Galler Fest­
                         All das ist eine Bühne, die gerade dazu     spiele sind für die regionale, nationale
Thomas Kirchhofer,
Direktor St.Gallen-    einlädt, kulturelle Impulse zu setzen. So     sowie internationale Kommunikation
Bodensee-Tourismus                                                   von St.Gallen-Bodensee Tourismus von
                                                                     grösstem Wert.
                                                                         Bereits zum 16. Mal dürfen die Organi­
                                                                     satoren von Konzert und Theater St.Gallen
                                                                     diese Bühne bespielen. Absichten kriti­
                                                                     scher Zeitgenossen, mit dieser Tradition
                                                                     zu brechen, könnten zukünftig ganz
                                                                     schmerzlich verdeutlichen, dass wir
                                                                     auf ein gemeinsames Miteinander ange­
                                                                     wiesen sind. Koexistenzen in diesem –
                                                                     wohlverstanden sensiblen – Raum inspi­
                                                                     rieren, fordern heraus und bringen einen
                                                                     Mehrwert für die ganze Stadt. Davon bin
                                                                     ich überzeugt.
                                                                         Kulturelle Leuchtturmprojekte in einer
                                                                     authentisch historischen Stadt machen
                                                                     St.Gallen zu einem veritablen Juwel im
                                                                     Bodenseeraum. Verbunden mit dem
                                                                     ­starken Vermächtnis aus der Blütezeit der
                                                                      Textilindustrie bilden sie die Basis für ein
                                                                      höchst lebendiges Stadterlebnis.
                                                                         Wie sagt es doch die Regel des heiligen
                                                                      Benedikt, die vor Jahrhunderten am Ort
                                                                      des Geschehens an der Steinach besonders
                                                                      zelebriert wurden? «Ohr und Herz sollen
                                                                      geöffnet sein, um zu hören, was uns unsere
                                                                      Mitmenschen und die Gesellschaft sagen
                                                                      wollen.» Und in der Tat, die St.Galler Fest­
                                                                      spiele schaffen es immer wieder sehr ein­
                                                                      drücklich, Ohr und Herz zu öffnen.
Cornel Dora,
                                                                     Stiftsbibliothekar
                                                                              St.Gallen

Am Anfang
steht ein Knall

Das Drucken beginnt in St.Gallen
zwar erst gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts, dafür mit einem lauten
Knall: Leonhard Straub, aus ange-
sehener städtischer Familie – sein
Vater war Stadtammann gewesen –
druckte 1578 einen Kalender mit den            Straub wohl in deren Auftrag in Ror­            die sich seit dem 17. und 18. Jahrhundert
Wappen der eidgenössischen Stände.             schach zwei katholische Pamphlete               überall durchsetzten.
Es war der erste St.Galler Druck.              zur Frage der Kalenderreform her. Papst             Gefangen in fortdauernden konfessio­
Dabei fehlte dem Appenzeller Wap-              Gregor XIII. hatte 1582 den Kalender            nellen Auseinandersetzungen realisierten
penbären allerdings versehentlich              durch die Streichung von zehn Tagen wie­        die St.Galler Fürstäbte, dass es im Streit
das männliche Erkennungsmerkmal –              der besser mit dem Sonnenjahr in Ein­           der Meinungen wichtig war, selbst über
ein kleiner Balken zwischen den                klang gebracht.                                 eine Druckmaschine zu verfügen. Im
Beinen –, was in Appenzell sehr un-                Bei der Einführung kam es allerdings zu     März 1633 richtete Fürstabt Pius Reher
gnädig aufgenommen wurde.                      einem konfessionellen Bruch mit langer          (1630–1654) deshalb eine eigene Kloster­
                                               Wirkung. Während die katholischen Orte          druckerei ein. Das war mitten im Dreissig­
Das sei ein Hinweis darauf, dass sich          der Eidgenossenschaft 1584 den neuen            jährigen Krieg, der ganz Deutschland ver­
die Stadt St.Gallen das Land Appenzell         gregorianischen Kalender einführten, ver­       wüstete. Wohl aus Angst vor den damals
unterwerfen wolle, hiess es. Man zog           wendeten die reformierten Orte bis 1700         am Bodensee wütenden schwedischen
die Kriegsfahne hoch, und nur dank der         den julianischen Kalender. In diesen            Truppen wurde der Betrieb bis 1641 im ab­
­Vermittlung des Fürstabts konnte eine         117 Jahren war die Zeitrechnung der Fürst­      gelegenen Filialkloster in Neu St.Johann
 weitere Eskalation Konflikt vermieden         abtei derjenigen der Stadt um zehn Tage         untergebracht, siedelte dann aber nach
 werden – mit wirtschaftlichen Zugeständ­      voraus! Neben wichtigen christlichen            St.Gallen über.
 nissen der Stadt an die Appenzeller.          ­Festen betraf das auch alle terminlichen           In dieser fürstäbtischen Druckerei ent­
    Leonhard Straub stand auch in Bezie­        Fragen des täglichen Lebens. Briefe aus        standen bis zur Auflösung des Klosters
 hung zur täuferisch gesinnten Schwenk­         dieser Zeit tragen deshalb oft zwei Daten.     1805 etwa 600 Bücher, einige davon reich
 felder Sekte und war Pazifist. Deswegen        Heute wäre das unvorstellbar, denken           ausgestattet mit Kupferstichen. Dazu
 war er im Dauerclinch mit der städtischen      wir nur an die Diskussion um die Sommer­       ­kamen einige hundert amtliche Verlaut­
 Zensur. 1584 wurde er deshalb mit seiner       zeit in Europa, in der es nicht um zehn         barungen der Fürstäbte und mehrere
 Frau und den fünf Kindern kurzerhand           Tage, sondern nur um eine Stunde geht.          ­tausend Nachdrucke der Urkunden des
 aus der Stadt gewiesen.                           Etwas später erreichte Leonhard Straub        Klosters, die dadurch inhaltlich gesichert
    In Tübach, wo er seit 1582 bereits das      international bleibende Bedeutung, weil          wurden – auch das übrigens eine euro­
 für seine Drucke notwendige Papier selber      er 1597 in Rorschach die erste Zeitung           päische Pionierarbeit.
 produziert hatte, setzte er seine Tätigkeit    ­Europas druckte. Sie erschien ein Jahr lang       Ein Blick auf die Entwicklung des
 fort und trat zur katholischen Kirche über.     monatlich unter dem Namen «Annus                Druckgewerbes in St.Gallen führt farbig
 Bald gehörte auch die Fürstabtei St.Gallen      Christi», wurde von Augsburg aus redi­          vor Augen, wie wichtig die Schwarze
 zu seinen Auftraggebern. 1590 stellte           giert und enthielt Neuigkeiten über wirt­       Kunst auch hierzulande war – für die Ver­
                                                 schaftliche Entwicklungen, etwa Steuern,        waltung, die Politik und die kulturelle
                                                 Zölle und Teuerungen, sowie über Kriege         Entwicklung ebenso wie für die Unterhal­
                                                 und Boulevard-Stoff wie Verbrechen und          tung, aber auch, wie sie gelegentlich die
                                                 Hinrichtungen. Diese Pionierleistung            Menschen erregen kann.
                                                 bahnte den Weg hin zu den Wochen- und
                                                 Tageszeitungen und zu den Zeitschriften,

                                                                                                                                        13
Michael Niedermann
                                                                                             dipl. Architekt FH SWB
                                                                                             Kantonaler Denkmalpfleger

Worin liegt die ­                                                                            Im Fall Notre Dame müssen wir aber
                                                                                             von einer Reparatur reden: Beschädigte

kulturelle Identität
                                                                                             Teile des Bauwerkes werden mit präzisem
                                                                                             ­Wissen über das Original ersetzt. Dieses
                                                                                              Wissen ist in unserer gut dokumentierten

eines Bauwerks?
                                                                                              Zeit gross. Für Notre Dame wurde bei­
                                                                                              spielsweise anhand von alten und neuen
                                                                                              Aufnahmen ein exaktes digitales 3D-
                                                                                              Modell der ganzen Kirche erstellt.
                                                                                                 Ähnliche Methoden würden auch im
                                                                                              Falle eines Schadens an der St.Galler
                                                                                              Stiftskirche angewendet. Umfassende
Den St.Galler Festspielen bietet die        Berücksichtigung heutiger gesellschaft­           digitale Aufnahmedaten stehen auch uns
barocke Stiftskirche regelmässig            licher Bedürfnisse zu realisieren. Demge­         zur Verfügung, und wir können auf ein
eine grossartige Kulisse. In diesem         genüber stand der noch stärkere Wille,            solides Wissen zum traditionellen Hand­
Jahr wird mit der Oper «Notre               den Wiederaufbau als Rekonstruktion des           werk zurückgreifen.
Dame» zudem ein direkter Bezug              Bestandes mit traditionellen Materialien             Unser Augenmerk sollte aber primär
zur gleichnamigen gotischen Pariser         und Handwerkstechniken auszuführen.               auf der Prävention liegen. Wir können
Kathedrale geschaffen.                      Aktuell werden dazu rund zweitausend              dabei auf komplexe Überwachungsein­
                                            Eichen in der Umgebung von Paris ge­              richtungen zählen. Die wichtigste Basis
Wen holen dabei nicht die erschüttern-      schlagen und alte Steinbrüche zur Gewin­          für den ideellen und materiellen Schutz
den Bilder des Brandes vom 15. April 2019   nung des im 13. Jahrhundert verwendeten           des Stiftsbezirkes ist der Management­
ein? Und stellen wir uns nicht gleichzei­   Kalksteins reaktiviert.                           plan Unesco-Weltkulturerbe Stiftsbezirk
tig die Frage nach einem vergleichbaren         Interessant dabei ist, dass der Ent­          St.Gallen, der 2017 erlassen und heuer
Ereignis im Zusammenhang mit unserer        scheid zur Reparatur nach dem histori­            aktualisiert wurde. Der Katholische Kon­
Stiftskirche? In jedem Fall wird uns be­    schen Bestand nicht in erster Linie von           fessionsteil, der Kanton und die Stadt
wusst, wie materiell fragil solche solid    den obersten Denkmalpflegenden des                St.Gallen verpflichten sich darin zum voll­
wirkenden ideellen Werte sein können.       Landes geprägt wurde, sondern auf re­             ständigen Erhalt und zur sachgerechten
Nach dem ersten Schock wird rasch nach      präsentativen Befragungen der Pariser             Nutzung dieses einzigartigen und identi­
dem Versagen der präventiven Mass­          ­Bevölkerung fusst. Die soziokulturelle           tätsstiftenden Kulturerbes.
nahmen geforscht und über das Vorgehen       Identität einer Bevölkerung ist – so dürfen         Schliesslich sind es aber wir als Gesell­
nach der Zerstörung sinniert.                wir schliessen – eng mit ihrem baulichen         schaft, die unserem kulturellen Erbe mit
   Noch bevor der Umfang der Zerstörung      Erbe verbunden. Mit dem Erhalt und               Respekt gegenüberstehen und es den
an Notre Dame erfasst werden konnte,         der Reparatur prägender Bauwerke eines           nachfolgenden Generationen möglichst
kursierten die wildesten Spekulationen       Kulturkreises wird dessen Selbstverständ­        unbeschadet übergeben sollen.
über Schadenbehebung und Wiederauf­          nis nachhaltig gestärkt. Der minutiöse
bau. Da jede Kultur sich stark durch ihre    Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg
bauliche Tätigkeit manifestiert und dabei    komplett zerstörten Frauenkirche in Dres­
auch der Zeitgeschmack eifrig mitspielt,     den ist nur ein Beispiel dafür.
bestand in ernst zu nehmenden Kreisen           Die akademische Lehre der Denkmal­
Frankreichs das Bedürfnis, die Reparatur     pflege steht eher kritisch zur Rekonstruk­
in zeitgenössischer Gestaltung und unter     tion, da die historische Authentizität fehlt.

14
Brautradition seit über
                                                                                          tränk – die Asterix-Bücher fussen auf
                                                                                          einem seriösen Quellenstudium! Die

1200 Jahren
                                                                                          ­Benediktsregel sah für die Mönche un­
                                                                                           gefähr einen halben Liter Wein pro Tag
                                                                                            vor. Im Norden dagegen war selbst für die
                                                                                            Mönche der Wein nicht in genügender
                                                                                          Quantität vorhanden. So hielt als Ersatz
                                                                                          das Bier auch in den Klöstern Einzug.
                                                                                              Die früheste Erwähnung von Bier in
                                                                                          der mönchischen Welt kommt in der Bio­
                                                                                           grafie des heiligen Kolumban (543–615),
                                                                                           unter dessen Begleitern Gallus war, vor.
                                                                                           Ihr Verfasser, Jonas von Bobbio, berichtet,
                                                                                           die Mönche von Luxueil hätten Bier ge­
                                                                                           trunken.
                                                                                              Es waren zwar nicht die St.Galler, die
                                                                                           das Bier «erfunden» haben, die ersten
                                                                                           mittelalterlichen Zeugnisse zur Bierbrau­
                                                                                           erei nördlich der Alpen stammen aber
                                                                                           aus St.Gallen, aus dem quellenarmen
                                                                                           achten und aus dem ebenso kärglich
                                                                                           dokumentierten neunten Jahrhundert.
                                                                                           Was wir aus dieser Zeit wissen, ist in der
                                                                                           Stiftsbibliothek St.Gallen und im Stifts­
                                                                                           archiv St.Gallen aufbewahrt und archiviert.
                                                                                              Eine der hervorragendsten Kostbar­
                                                                                           keiten der Stiftsbibliothek ist der welt­
                                                                                           berühmte St.Galler Klosterplan von 819.
                                                                                           Der Plan zeigt, bis ins Detail gehend, einen
Lorenz Hollenstein, alt Stiftsarchivar                                                     Klosterkomplex, der ein sich selbst ver­
                                                                                           sorgendes geistiges und wirtschaftliches
                                                                                           Ganzes sein sollte. Er ist einmalig, nur in
                                         In Mesopotamien und Ägypten wurde                 St.Gallen ist etwas Derartiges überliefert.
                                         Bier seit Urzeiten gebraut. Doch die auf          Ob und inwieweit die St.Galler Mönche
St.Galler Bier hat Tradition – mit       die orientalischen Mächte folgenden               diesen Plan in Wirklichkeit umgesetzt ha­
dem «Schützengarten» residiert           ­neuen Herrscher des Mittelmeerraumes,            ben, wird wohl für immer ein Geheimnis
hier die älteste Brauerei der             die Griechen und Römer, konnten dem              bleiben.
Schweiz – und schmeckt köstlich,          Bier keinen Geschmack abgewinnen: Das               Auf dem St.Galler Klosterplan sind drei
doch waren es nicht die St.Galler,        Getränk der hellenistischen und römi­            Bierbrauereien eingezeichnet, eine für
die das Bier «erfunden» haben.            schen Welt, die über die Alpen in die heu­       die Mönche, eine für die vornehmen Gäste
­Allerdings stammen die ersten            tige Schweiz und ins südliche Deutsch­           des Klosters und eine für die Pilger und
 Zeugnisse zur Bierbrauerei nörd-         land reichte, war der Wein.                      die Armen. Die grösste ist diejenige für die
 lich der Alpen aus dem Kloster              Auch im Christentum, das sich in der          Mönche. Sie hatte einen eigenen Speicher
 St.Gallen.                               römischen Kaiserzeit und im Frühmittel­          für Getreide und andere beim Brauen
                                          alter ausbreitete, spielte der Wein eine         ­gebrauchten Zutaten. Darre (Dörr-Raum),
                                          zentrale Rolle. Die mittelalterliche Kloster­     Stampfe, Küferwerkstatt und Brauhaus
                                          kultur entstand im Süden, ihr Getränk             lagen in unmittelbarer Nähe.
                                          war der Wein. In der Ordensregel des                Die drei Brauereien auf dem St.Galler
                                          heiligen Benedikt, die auch im Kloster            Klosterplan sind nicht uniform. Die
                                          St.Gallen das Leben der Mönche bestimm­           Mönchsbrauerei war für die tägliche,
                                          te, kommt Bier nicht vor.                         grössere Bierproduktion vorgesehen, die
                                             Als sich aber das Christentum und              Produktion für die Pilger ebenfalls, doch
                                          die christlichen Klöster nach Norden und          für eine geringere Zahl von Konsumen­
                                          Westen ausbreiteten, änderte sich dies.           ten. Die Brauerei für die vornehmen Gäste
                                          In den neuen Gebieten der christlichen            musste nur von Zeit zu Zeit in Betrieb
                                          Mission, in der keltisch-germanischen             sein, für sie war daher ein kleinerer, aber
                                          Welt, war das Bier ein traditionelles Ge­         rasch aktivierbarer Brauofen vorgesehen.

                                                                                                                                    15
«Das beste Licht ist das,
                                                                «Ich verstehe meine Aufgabe als
                                                            ­ ichtdesigner so, dass ich die Zuschauer
                                                            L
                                                            emotional so berühre, dass sie nicht

das man nicht sieht»                                        ­wissen, wie ihnen geschieht, dass sie
                                                             dasitzen und atemlos werden», erklärt
                                                             Petzold. «Im Idealfall fühlt der Zuschauer
                                                             dann das Gleiche wie ich – und hat bei
                                                             Notre Dame das Gefühl, da brenne es jetzt
                                                             wirklich. Diese Eindrücke nimmt er mit
             Franz Schmidt schrieb eine Oper,                nach Hause.» Ein Leitsatz aus seiner Aus­
             die trotz ihrer opulenten Musik                 bildungszeit begleitet ihn bei der Licht­
             ­ausserhalb Wiens kaum aufgeführt               gestaltung immer: «Das beste Licht ist das,
              worden ist. Mit der Neuinszenie-               das man nicht sieht!». Die Technik ist das
              rung von «Notre Dame» wird die                 Hilfsmittel, die Wirkung die Emotion.
              St.Galler Festspieltradition der                  Um Emotionen zu kreieren, gibt Petzold
              Wiederentdeckung selten gespiel-               auch viel von sich Preis: «Wenn ich ­etwas
              ter Meisterwerke fortgesetzt. Für              an Gefühlen umsetzen will, muss ich
              die Lichtgestaltung zeichnet Guido             ­meine natürlich auch zeigen.» Da macht
              Petzold verantwortlich. Er weiss,               man sich verletzlich, aber das nehme er
              was Lichtdesign mit Emotionen zu                gerne in Kauf.
              tun hat.
                                                            Lichtprogrammierung auf die Note
             Man konnte das Feuer und den Rauch             ­genau
             förmlich riechen: Am 15. April 2019 zer­        Guido Petzold arbeitet bei der Produktion
             störte ein Brand Dachstock und -reiter          von Notre Dame eng mit Regisseur
             des Pariser Wahrzeichens Notre-Dame             Carlos Wagner und Bühnenbildner Rifail
             fast vollständig. Bilder, die sich auch bei     Ajdarpasic zusammen – nach mehreren
             Lichtdesigner Guido Petzold einbrann-           gemeinsamen Produktionen mittler­
             ten und ihn für die Lichtgestaltung der         weile ein eingespieltes Kreativteam mit
             Oper Notre Dame auf dem St.Galler               viel Vertrauen untereinander. «Wir sitzen
             K­ losterplatz inspirierten. «Bei Notre Dame    nächtelang auf dem Klosterplatz und
             geht es viel um Feuer und Rauch», sagt          leuchten das Stück komplett durch», be­
             Guido Petzold. Da war da so ein Grundbild       schreibt Petzold. Dabei habe er zwar ­
             vor seinem inneren Auge, das er gerne           seine eigenen Vorstellungen, aber er lasse
             ­realisieren wollte.                            sich gerne auch von anderen Ansichten

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Guido Petzold: «Wir sitzen
                                                                                           ­nächtelang auf dem
                                                                                            Klosterplatz und leuchten das
                                                                                            Stück komplett durch.»

überzeugen, «denn ich will immer wie-        geleuchtet», sagt Petzold. Mittlerweile
der lernen».                                 wohnt er wieder in St.Gallen und möchte
   Um die 150 Scheinwerfer werden vor­       nun die Gallusstadt mit seinem Licht­
programmiert – das sind Tausende von         design einmal mehr berühren.
Parametern, die möglich sind. Jeder
Moment werde im Licht festgehalten,
auch während der Proben. Die Program­        Zur Person
mierung der Lichtstimmungen erfolgt          Guido Petzold, geboren in der Nähe von
aufgrund der Noten – bei den Festspielen     Wuppertal/NRW, begann seine Bühnen­
sind es um die 200 Lichtstimmungen.          tätigkeit an der Deutschen Oper am Rhein
Vollautomatisiert ist es jedoch nicht:       in Düsseldorf und wechselte von dort zu
«Wenn während der Aufführung etwas           den Bühnen der Stadt Köln. Nach langjäh­
schief läuft, kann man immer spontan         riger Assistenz bei Manfred Voss zeichnet
­reagieren», erklärt Petzold.                er sich für die Lichtgestaltung zahlreicher
                                             Opern-, Ballett- und Schauspielproduktio­
Eine Art von Heimspiel                       nen verantwortlich. Petzold gestaltete das
Für Guido Petzold sind die St.Galler Fest­   Licht an zahlreichen Bühnen im In- und
spiele nicht nur wegen der Lichtverhält­     Ausland, so zum Beispiel am Nissai Thea­
nisse mit Tageslicht und Dunkelheit etwas    ter und am Bunka Kaikan in Tokio, Oper
Besonderes – für ihn ist St.Gallen mitt­     Köln, Schauspiel Köln, am Grand Theatre
lerweile ein Stück Heimat. «Ich kam vor      de Geneve, Theater St.Gallen und St.Galler
Jahren als Leiter der Beleuchtung hierher    Festspiele.
und habe hier auch die ersten Festspiele

                                                                                                                      17
Interpretieren
                                                                                                 Ein gutes Bühnenbild soll für Ajdarpasic
                                                                                              nicht bebildern, sondern interpretieren.

statt bebildern
                                                                                              «Dazu muss man als Bühnenbildner eine
                                                                                              sehr klare und persönliche Haltung zum
                                                                                              Werk einnehmen. Und das hat dann nicht
                                                                                              unbedingt etwas mit dem zu tun, was
                                                                                              allgemein als Schön gilt – häufig eher mit
                                                                                              dem Gegenteil.» Es brauche Mut, Position
                                                                                              zu beziehen, weil man sich exponiert und
Was auf der Bühne im Innenraum                 Partnerin gewinnen, damit das Bühnen­          damit angreifbar macht. «Das macht aber
eines Theaters wirkt, hat unter                bild mit der Kathedrale in einen ästheti­      jedes Bühnenbild zu etwas Besonderem,
freiem Himmel nicht zwingend den               schen Dialog tritt, sie auch mitinszeniert»,   weil es dann nicht austauschbar ist.»
gleichen Effekt. Einer, der sich               erklärt Ajdarpasic. Eine weitere Heraus­          Heuer sei der Brand der Notre Dame
mit Bühnen bestens auskennt, ist               forderung ist, wie er mit seinem Bühnen­       2019 in Paris mit ins Bühnenbild einge­
Bühnenbildner Rifail Ajdarpasic.               bild dem Werk und der Idee dahinter            flossen. «Das ist ja ein starkes Bild, nicht
Schon mehrmals zeichnete er für                gerecht werden kann, die man als künst­        schön, aber klar und prägend», erklärt
das Bühnenbild der St.Galler Fest-             lerisches Team beschlossen hat.                Ajdarpasic. Und so gestaltet die Aktuali-
spiele verantwortlich. Auch bei                                                               tät – wie meistens – die Idee des Bühnen­
«Notre Dame» spannt er mit Regis­              Grosse Gestaltungsfreiheit                     bildes mit.
seur Carlos Wagner und Licht­                  Bei der Gestaltung des Bühnenbildes hat
designer Guido Petzold zusammen.               Rifail Ajdarpasic ausser dem Budget ­keine
                                               Vorgaben, was er sehr schätzt: «Es geht        Zur Person
Der St.Galler Klosterhof mit Kathedrale        immer um eine kreative Vision, die man         Rifail Ajdarpasic, in Stuttgart geboren,
sind für Rifail Ajdarpasic schon fast ein      in einer Gemeinschaft Wirklichkeit wer­        Studium an der Hochschule für Gestal­
Heimspiel: Er kennt den besonderen Ort,        den lässt.» Wenn er heute ein Bühnenbild       tung in Karlsruhe und Diplom im Bereich
aber auch die Menschen persönlich, die         entwirft, ist es eine Mischung aus ana­        Szenografie und Bühnenbild. Seit 2001
hinter dem Projekt stehen. «Es entsteht        loger und digitaler Vorgehensweise. Zu­        freischaffender Bühnenbildner im interna­
eine Vertrautheit, auch wenn ich das letzte    nächst ist da ein Skizzenbuch mit Ideen,       tionalen Bereich. In St.Gallen entwarf er
Mal 2015 das Bühnenbild realisieren durf­      die in schnellen Strichen festgehalten         zuletzt 2015 das Bühnenbild für die Verdi-
te. Da gibts viele schöne Erinnerungen»,       werden, dann folgen Bildrecherchen im          Oper I Due Foscari.
sagt Ajdarpasic. Jedes Projekt sei eine neue   Internet, digitale Collagen und manch-
Herausforderung, davor habe er immer           mal Modelle aus Pappe.
wieder Respekt.                                  «Wenn die Idee dann gereifter ist, setze
                                               ich mich an den Computer und versuche,
Noch heute aktuell                             die Vision des Bühnenbildes an die Be­
«Ich finde die Wahl von Notre Dame sehr        dingungen vor Ort anzupassen – in dem
interessant, weil sie vom Ort der Hand­        Fall auf den Klosterplatz», so Ajdarpasic.
lung perfekt zur Kathedrale passt und das      Er erstellt dann ein 3D-Modell des ersten
in der Oper Erzählte unserer Zeit näher        Entwurfs. Bei der Gestaltung des Bühnen­
ist, als man denkt», so Rifail Ajdarpasic.     bilds sei die Zusammenarbeit zwischen
Sie spiele zwar im Paris des Mittelalters,     Bühnenbildner und Regisseur, aber auch
aber beschreibe eine Gesellschaft in           mit dem Lichtdesign der wichtige Aspekt.
­Dekadenz mit grossen Spaltungen in der        «Der Bühnenraum ist quasi die Skulptur,
 Bevölkerung, eine gewisse Willkür der         die es zu bearbeiten gilt.» Auch die Kos­
 Mächtigen. Die Oper beschreibe auch eine      tümgestaltung beeinflusse die Gestaltung
 Gesellschaft ohne Ethik, in der nur die       der Bühne direkt.
 Starken überleben. «Diese Themen sind
 leider noch heute aktuell. Und es ist aus     Bühnenbild als Interpretation
 meiner Sicht auch Aufgabe des Theaters,       «Die Energie, die Gefühle beim Zuschauer
 solche aufzugreifen.»                         auslöst, geht von den Darstellern aus»,
    Die grösste Herausforderung beim           sagt Rifail Ajdarpasic. Das Bühnenbild
 Bühnenbild ist, nicht in Konkurrenz zur       schafft dabei den Rahmen, damit sich die
 Kathedrale zu stehen. «Ich möchte sie als     Emotionen entfalten können. «Bei Notre
                                               Dame ist der Ausgangspunkt des Bühnen­
                                               bildes in einer uns allen bekannten Reali­
                                               tät verankert, die ich aber verändere. Das
                                               kann auch irritieren.»

18
Rifail Ajdarpasic: «Als Bühnenbildner
nimmt man eine sehr klare und
­persönliche Haltung zum Werk ein.»

                                    19
Fritz Hauser: «Schlagzeug und
                                                    Bewegung können sich
                                                    gerade an einem solchen Ritual­
                                                    ort wunderbar verbinden.»

Die Kathedrale
                                                          hat sich entschieden, den Raum der Kathe­
                                                          drale mit einem Schlagzeug-Ensemble des
                                                          Landeskonservatoriums Vorarlberg

klanglich neu erfahren                                    zu nutzen. «Das Publikum sitzt dabei
                                                          im Zentrum des Geschehens.» Im Dialog
                                                          mit dem Schlagzeugensemble und
                                                          dem Tanz­ensemble greift Hauser auch als
                                                          Schlagzeug-Solist ins Geschehen ein.
                                                              «Ich habe Instrumente gewählt, die das
            Zum ersten Mal choreografiert                 ganze Echo- und Hall-Verhalten bewusst
            Kinsun Chan für den Raum der                  provozieren, aber auch ein Klangfeld
            St.Galler Kathedrale. In der Pro-             ­erzeugen – und überraschen.» Das Publi­
            duktion «Echo» erforscht er ge-                kum kann so den Klangraum der Kathe­
            meinsam mit der Tanzkompanie                   drale neu erfahren. Bei der Komposition
            des Theaters St.Gallen die beson­              ist Hauser denn auch von Beginn weg
            dere Atmosphäre der spätbarocken               von einem grossen Raumklang, von einer ­
            Stiftskirche. Die musikalische Lei-            Umgebungsmusik ausgegangen. «Ich
            tung hat Fritz Hauser. Zusammen                möchte Grösse und Klangfarbigkeit dieses
            mit einem Schlagzeug-Ensemble                  Gebäudes für ein schillerndes Erlebnis
            erkundet er die aussergewöhnliche              nutzen », erklärt Hauser. Gleichzeitig soll
            Akustik des Raums.                             eine archaische Erfahrung stattfinden
                                                           können.
            «Man kann sich der Kirche nicht entzie­           «Schlagzeug und Bewegung sind ganz
            hen», sagt Fritz Hauser, musikalischer         ursprüngliche Ausdrucksformen und
            Leiter der Tanzproduktion Echo. Es stelle      ­können sich gerade an einem solchen Ritu­
            sich sofort eine grosse Feierlichkeit ein.      alort wunderbar verbinden», so Hauser.
            «Mein Ziel ist, die Energien spürbar zu         Hier sei es von grossem Vorteil, dass Cho­
            machen, die im Raum vorhanden sind.»            reograf Kinsun Chan und er bereits früher
            Das sei gerade in Kombination mit Tanz          erfolgreich zusammengearbeitet hätten.
            sehr spannend. Schlagzeuger Hauser              «Bei der vorhandenen Qualität entsteht
                                                            sofort Inspiration!», betont Hauser.

20
Balance mit Stoppuhr                          ­ nderen Projekten mit Raummusik.
                                              a
Auch wenn Fritz Hauser oft Räume be­          «Die Zeit ist unbestechlich, trotzdem muss
pielt hat, wo alles schon per se grösser      der Umgang mit ihr geübt sein. Nicht
und lauter ist, so setzt ein so gewaltiger    immer fühlen sich drei Minuten wie drei
Raum wie die St.Galler Kathedrale die         Minuten an!»
Messlatte nochmals höher. «Die Balance           Tanz und Schlagzeug in einer gewal­
zwischen Raum und Klang zu halten,            tigen Kathedrale – aufs Echo darf man
ist die grosse Herausforderung», weiss        gespannt sein!
Hauser. Hier gilt, sich aufs eigene Körper­
gefühl zu konzentrieren, weil es für den
einzelnen Musiker nicht hörbar ist, wie es    Zur Person
in der Mitte fürs Publikum klingt. «Das       Fritz Hauser, Basel, entwickelt Solopro­
muss ein Musiker können und sich auf die      gramme für Schlagzeug und Perkussion,
eigene Erfahrung verlassen», sagt Hauser.     die er weltweit zur Aufführung bringt.
Das verlange eine enorme Konzentration.       Kompositionen für Schlagzeug­ensembles
   Um Raum und Klang in Balance zu hal­-      und -solisten, Kammerorchester, Chor.
ten, spielen die Musiker mit einer Stopp­     Klanginstallationen (u.a. Therme Vals,
uhr. «Wir starten die Stoppuhr gemein-        ­Architekturmuseum Basel, Castel Burio
sam – sie ist der untrügliche Leitfaden»,      Italien, Kunsthaus Zug, Fondation van
erklärt Hauser. Jeder Musiker weiss            Gogh in Arles, Universität Zürich). Hauser
­genau, wann er was spielen muss. Die          ist Kulturpreisträger 2012 der Stadt
 Stoppuhr sei wie ein übergeordneter           Basel und Kulturpreisträger Musik Basel-
 Dirigent, der alle auf der gleichen Zeit­     Landschaft 1996. Im Sommer 2018 war
 achse halte. Die Idee mit der Zeitpartitur    Hauser Composer-in-Residence beim Lucerne
 stammt aus Hausers Erfahrungen mit            Festival.

                                                                                            Anzeige

       Die Zeit
       ist reif

                                          ostschweizdruck.ch

                                                                                                21
Hochkarätige Besetzung
auf dem Klosterhof
Anna Gabler verkörpert in
«Notre Dame» die Esmeralda,
David Steffens gibt den Quasi­                                           Sopranistin Anna Gabler gastiert
modus, und Clay Hilley spielt                                            mit ihrem weit gespannten
                                                                         ­Repertoire an den internationalen
den Phoebus. Wer sind die drei                                            Bühnen von München, Wien,
­internationalen Opernstars?                                              Salzburg, Paris, Dresden und in
                                                                          Übersee. Die Spielzeit 2020/21
                                                                          ­beginnt für sie als Chrysothemis
                                                                           in Elektra am Badischen Staats-
                                                                           theater Karlsruhe. Anschliessend
                                                                           widmet sich Gabler zwei span-
                                                                           nenden Rollendebüts: In Lortzings
                                                                           Oper Regina wird sie in Giessen
                                                                           die Titelpartie interpretieren
                                                                           und in St.Gallen als Esmeralda
                                                                           in Notre Dame auftreten.

Der amerikanische Heldentenor Clay Hilley
steht vor einer herausragenden internationalen
Karriere in den anspruchsvollsten Rollen des
Opernrepertoires. Von Bacchus über Siegfried und
Canio bis Samson hat die «New York Times» den
gebürtigen Georgier für sein «Stimmgewicht, seinen
klaren Klang und seine Ausdauer» ausgezeichnet.      David Steffens, Bass, studierte am Mozar-
                                                     teum in Salzburg. Zu seinem Diplom wurde
                                                     er 2011 mit der Lilli-Lehmann-Medaille
                                                     ausgezeichnet. 2010 gab er sein Debüt am
                                                     Salzburger Landestheater als Bartolo
                                                     in Le nozze di Figaro. Höhepunkte seiner
                                                     Konzerttätigkeit sind Auftritte im Maison
                                                     Symphonique de Montréal in Mahlers
                                                     8. Sinfonie im Gewandhaus Leipzig,
                                                     im Herkulessaal München, im Teatro Man-
                                                     zoni Bologna und bei der Schubertiade
                                                     Hohenems.

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Den Mond als
               Scheinwerfer nutzen?
               Warum nicht.
Opern unter freiem Himmel im Klosterhof aufzuführen, braucht Mut
und Visionskraft. Deshalb unterstützen wir die St.Galler Festspiele.
                                                                                                            Partner seit
credit-suisse.com/sponsoring
                                                                                                               2006

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