Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal

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Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
www.krankenhaus-it.de                                  				     ISSN 1619-0629   Preis: 12 Euro
Ausgabe 2 / 2021

                        Projektmanagement:
             Akteure, Aktionen und Ambitionen

                                                                                  Special: 68 Seiten
                                                                                 KHZG Marktübersicht

                            Bundesverband
                            der Krankenhaus
                            IT-Leiterinnen / Leiter   ENTSCHEIDERFABRIK
Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
Editorial

Zeit für Projekte, Investitionen und
Professionals
Geht es um die digitale Reife und Infrastruktur deutscher Gesundheitseinrichtungen, müssen wir eingestehen: Nicht
einmal die Hälfte von Krankenhäusern oder ambulanten Praxen tauschen medizinische Daten komplett digital aus.
Krankenhäuser, Arztpraxen und Sozialorganisationen in Deutschland schätzen ihre digitale Reife nur mittelmäßig
ein. Zwar glänzt der Datenschutz (zurecht), aber die Patientenzentrierung konvergiert gegen Null (zu unrecht).
    Krankenhäuser und Leistungserbringer müssen sich professionalisieren. Das Krankenhauszukunftsgesetz
(KHZG) bietet Chance und Basis, die Digitalisierung mit finanzieller Unterstützung voranzutreiben. Die Zeit für
                                                                                                                         Wolf-Dietrich Lorenz
Projekte und Investitionen für den künftigen IT-Betrieb ist gekommen. Erfolgreich Projekte umzusetzen, bedeutet
strategische, unternehmerische und praxisbezogene Kompetenzen.
    Immer noch scheitert etwa jedes fünfte IT-Projekt, und nur etwa ein Drittel ist erfolgreich. Was zeichnet ein
erfolgreiches Projektmanagement in komplexen Software-Implementierungsprojekten aus? Wie ist dem Spannungs-
feld des „magischen Projektmanagementdreiecks“ zu begegnen und wie ist es effektiv aufzulösen?
    Irrglauben und Mythen im Rahmen von komplexen Implementierungsprojekten in Einrichtungen des Gesund-
heitswesens sollten ad acta gelegt werden. Es geht um neue digitale Funktionen, jedoch nicht ausschließlich; andere
bewährte, traditionelle Ansätze sollten nicht vernachlässigt werden.
    Zusammen mit technischen Fragen stehen sinnvolle und sogar notwendige Aspekt an. Ist mit der Implemen-
tierung der KHZG-Fördertatbestände nicht auch die Strategie mit Blick auf geschäftsrelevante Anwendungen und
Systeme zu überdenken?
    Neben der Planung soll auch die Steuerung der Projekte so dynamisch und flexibel wie möglich erfolgen. Innova-
                                                                                                                         Dagmar Finlayson
tionskraft und -geschwindigkeit der Unternehmen und die Effizienz und Effektivität ihrer Projekte sollen ja steigen.
Kleines Beispiel am Rand: Wie lassen sich Verträge für umfangreiche IT-Projekte angemessen formulieren? Erst der
Mix aus interdisziplinären Maßnahmen ergibt eine Basis für erfolgreiche Projekte.
    Kernziele des KHZG und Digitalisierungslösungen gehören zusammen. Merke: Allerdings sind dies oft eher
Organisations- oder besser Re-Organisationsprojekte. Das Nachdenken über Projekte geht weiter. Welches Projekt
hat im Haus Vorrang? Wie kann man Anträge stellen, die dann auch Chancen auf Genehmigung und Umsetzung
haben? Wer setzt in kurzer Zeit alle diese Projekte erfolgreich um?
    Antworten finden Sie in dieser Ausgabe des Krankenhaus-IT Journals. Professionals geben hier Wissen und
Erfahrungen über wichtige Faktoren für Erfolg, aber auch Rezepte gegen Misserfolg weiter. Gutes Gelingen!

Herzlich
Ihr Krankenhaus-IT Journal – Team
                                                                                                                        Kim Wehrs

Impressum
                                                                                                                           Fotonachweis
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Gießener Straße 4, D - 63128 Dietzenbach                                                                                   Adobe Stock:
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Verlagsleitung und Herausgeber Kim Wehrs (kw),
stellvertr. Kai Wehrs (kaw). Tel.: 0 60 74 / 25 35 8, Fax: 0 60 74 / 2 47 86                                            Entscheiderfabrik
Redaktion, Chefredakteurin Dagmar Finlayson (df) (verantwortlich)                                                               65
Mitglied der Chefredaktion Wolf-Dietrich Lorenz, Freier Journalist Ralf Buchholz,
Redaktionelle Mitarbeit Kai Wehrs (Fotos und Onlineredaktion) (kaw)
Anzeigen + Verkauf Kim Wehrs, D - 63128 Dietzenbach, Tel.: 0 60 74 / 2 53 58 (kw)
Layout, Grafik, & Satz Nebil Abdulgadir
Lektorat Maike Buchholz
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Mörfelden-Walldorf
Erscheinungsweise 6 x jährlich Einzelpreis EUR 12,00 -zzgl. EUR 1,80 Versand
Abonnement: 60,00 zzgl. EUR 11,00 Versand jährlich.
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„Aus dem Markt“ abgedruckten Beiträgen handelt es sich um Industrieinformationen.

Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

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Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
6
     Titelstory
                                                                   Covid-19, Füllhörner und IT-Leiter: Der Bundesverband
     Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen 6         KH-IT als Helfer in schwierigen Zeiten		                  52

     Titelthema                                                    Goldgräber in medizinischen Daten –
                                                                   aussichtslos oder erfolgreich?				54
     Digitalisierung in Zeiten des KHZG erfolgreich gestalten 12
                                                                   KHZG: Projekte, Produkte, Geschäftsmodelle –
     Projektmanagement 4.0				16
                                                                   Anforderungen und Investitionen für den
     Professionelles IT-Projektmanagement in
                                                                   zukünftigen IT-Betrieb 				56
     zwei Großkliniken					18
                                                                   Das Service-Desk – Visitenkarte der IT		                  58
     OT-Systeme im Krankenhaus:
                                                                   KH-IT-Clubabend: Nachdenken über KHZG-Projekte            60
     Der blinde Fleck in puncto Sicherheit			                22
                                                                   KH-IT-Frühjahrstagung 2021:
     Projektmanagement in der Krankenhaus-IT		               24
                                                                   Projektmanagement im Krankenhaus			                       61
     Die digitale Transformation in deutschen Krankenhäusern 30
     Telemedizinische Projekte im Blick			                   34
     Leitfaden zur Vertragsgestaltung bei IT-Projekten       36    Entscheiderfabrik
                                                                   Studie seziert digitalen Reifegrad deutscher Kliniken     62
     IT-Management
                                                                   Die 5 Digitalisierungsthemen der
     Was bedeutet das MPDG für Krankenhäuser		               38
                                                                   Gesundheitswirtschaft 2021 sind gewählt		                 64
     CIO wollen Teams statt Silos 			                        40
                                                                   Kongress Krankenhausführung und
     Der große Unterschied bei Implementierungprojekten      41
                                                                   digitale Transformation - Zertifizierung zum CHCIO        65
     GAIA-X-Projekt für Smart Health-Anwender		              43
     RZ: Beratungsförderung für Blauen Engel 		              44    Veranstaltungen
     Backup-as-a-Service ersetzt die Hardware		              46    Health-IT-Talk: Für das KHZG brauchen
     Sicherheit und Effektivität: Corona verändert Homeoffice 47   IT-Manager Phantasie				66
                                                                   Health-IT-Talk: Mit MIOs der Interoperabilität näher      68
                                                                   "Die Säge wieder schärfen und Kraft schöpfen“ –
                                                                   mit dem Business-Retreat 2021 der NextHealth		            70
                                                                   Machen Sie keine Schulden!				                            71

                                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

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Aus dem Markt                                              IT Sicherheit im Krankenhaus
Herausforderung ‚DEMIS‘				72                              Die Gefahr der vernetzten Systeme			                   90
Krankenhäuser schützen sich mit cloudbasierten             IT-Sicherheit als Voraussetzung für
E-Mail-Security-Lösungen				73                             bestmögliche Gesundheitsversorgung			92
Position im Gesundheitsmarkt ausgebaut		             74    Cloud Security: Standards und Best Practices entwickeln 94
Die neue März Health Suite:                                SI Cloud Wolkige Gefahren inklusive			                 94
Sichere Datenautobahn zur digitalen Transformation   76    DSGVO-Bilanz irritiert: Fass ohne Boden?		             96
Schnellere Entwicklung von Covid 19-Antikörperpräparaten   Attacken auf Healthcare				98
durch den Plasma Management Accelerator		            78
Innovative Transportroboter sorgen für höhere
Hygienestandards in Kliniken 			                     80
synedra AIM als Health Content Management Plattform für
den Standort Gießen des Universitätsklinikums
Gießen und Marburg				82
Gemeinsam mit dem KHZG die
Digitalisierung vorantreiben				84
Gesundheitssektor im Visier von Cyberkriminellen:
IT-Hygiene ist das A und O				                       86
Cyberrisiken mit intelligenten Lösungen vorbeugen    88

                                                                                                               78
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Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
Titelstory

             Projektmanagement:
             Akteure, Aktionen
             und Ambitionen
                  Das Gesundheitswesen war wohl noch nie so vielseitig, intelligent und
                  dynamisch wie heute. Es stand auch noch nie unter größerem Druck, von
                  steigenden Kosten bis hin zur alternden Bevölkerung. Akut-Faktor ist das
                  KHZG. Kernziele sind Digitalisierungslösungen. Allerdings rangieren sie
                  eher unter Organisations- oder besser Re-Organisationsprojekten – in
                  einem ambitionierten Zeitrahmen. Das Nachdenken über IT-Projekte und
                  ihr Management kommt in Schwung. Experten skizzieren Aspekte und
                  geben Akteuren und Aktionen Profil. Von Wolf-Dietrich Lorenz

                                                               Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

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Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
I  nvestitionen in Digitalisierung und in
                                    eine moderne technische Ausstattung
                                 der Krankenhäuser sind in den letzten
                                 Jahren durch einen erheblichen Investi-
                                 tionsstau nicht in ausreichendem Maße
                                 erfolgt.
                                     Der Blick auf die digitale Reife und
                                 Infrastruktur deutscher Gesundheits-
                                 einrichtungen ernüchtert: Nur 44% von
                                 Krankenhäusern oder ambulante Praxen
                                 tauschen medizinische Daten digital aus.
                                 Krankenhäuser, Arztpraxen und Sozial-
                                 organisationen in Deutschland schätzen
                                 ihre digitale Reife mit 5,6 von 10 Punk-
                                 ten nur mittelmäßig ein. Mit Projektma-
                                 nagement können die Akteure nun einen
                                 wesentlichen Beitrag leisten.
                                     Die Zeit scheint dazu reif. Das Kran-
                                 kenhauszukunftsgesetz KHZG fördert
                                 notwendige Investitionen in Kranken-
                                 häusern. Durch gezielte Projekte soll das
                                 Digitalisierungsniveau angehoben und
                                 die technische Ausstattung der Kranken-
                                 häuser deutlich verbessert werden.
                                     Dabei sehen sich die IT-Verant-
                                 wortlichen einem neuen Paradigma
                                 gegenüber. Schluss mit der stereotypen
                                 Ansicht seitens der IT-Manager, dass die
                                 Investitionsmittel fehlen und deswegen
                                 eine zufriedenstellend funktionierende
                                 Infrastruktur nicht aufgebaut werden
                                 kann. Nun fließt unerwartet plötzlich
                                 Geld, aber es tauchen ganz neue Fragen
                                 und Kernziele auf. Digitalisierungslö-
                                 sungen sind erreichbar. Allerdings sind
                                 dies eher Organisations- oder besser
                                 Re-Organisationsprojekte. Frage: Wer
                                 macht was?

Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

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Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
Titelstory

             IT-Management
             Das IT-Management zeichnet für die
             – insbesondere technische – Umset-
             zung der Digitalisierungsvorhaben ver-
             antwortlich. „In Zeiten des digitalen
             Wandels ist die Einführung einer pro-
             zessorientierten und kundenzentrierten
             IT-Struktur als Vehikel zum besseren Ver-
             ständnis der Anwender essentiell,“ betont
             Dr. Uwe Günther, Sanovis GmbH. "In
             diesem Zuge werden die Unterschiede
             zwischen Fachbereich und IT zusehends
             verschwimmen.“ Dies führt dazu, dass
             IT- und Fachbereich-Profis gemeinsam
             an Planung, Entwicklung und Umset-
             zung von Digitalisierungslösungen wie
             z.B. Digitale Patientenakte, Intersekto-
             rale Vernetzung, Telehealth, Digitale
             Diagnose/Therapie oder Entscheidungs-
             unterstützung arbeiten. Zudem fungiert
             die IT zukünftig immer mehr als interne
             Beratung, als eine Art „Dolmetscher“
             zwischen Management, Fachbereichen,
             Entwicklern und Betreibern.

             Projektleiter
                                                         Katja von Bergen, Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner (K&P)
             In den Kliniken waren bisher Projektver-
              antwortliche, aber keine Projektmanager
             im Einsatz. Die Projektverantwortlichen
             haben sich häufig primär als technische     Ansprechpartner
             Implementierungsbeauftragte verstan-        Datensicherheit ist sorgenbehaftet.        PricewaterhouseCoopers PwC Deutsch-
              den. Der Projektmanager hingegen leitet    Durch zunehmende Cyberangriffe wird        land geben zu bedenken: „Oftmals gibt
             Projekte aus einer übergeordneten Rolle.    befürchtet, neue Einfallstore zu öffnen.   es keine klare Verantwortlichkeit für die-
             Er leitet bzw. führt das Projektteam, ist   Zudem nehmen die Unberechenbarkei-         ses Thema, da der Zuständigkeitsbereich
             für die Kommunikation innerhalb des         ten und Stolperfallen bei Betriebstech-    des Chief Information Security Officer
             Projektteams aber auch nach außen ver-      nologie (OT) zu. Es ist die Verwendung     (CISO) sich vielfach auf den IT-Bereich
              antwortlich. Dazu gehören auch die         von Hardware und Software zur Über-        beschränkt.“
             Auftragsklärung und das klassische Sta-     wachung und Steuerung von physischen
             keholder-Management. Darüber hinaus         Prozessen, Geräten und Infrastrukturen.    Partner und Lieferanten
             managt er Risiken und kümmert sich          In vielen Kliniken zählen OT-Cyberri-      In der KHZG-Ära gilt es, die Spreu vom
             um die Projektdokumentation sowie um        siken zum blinden Fleck, weil es bisher    Weizen zu trennen, besonders bei den
              das Projektcontrolling. Martin Knöpfle,    kaum Angriffe auf diese Art von Infra-     zahlreichen Angeboten von Technolo-
             Teamleitung Ser vicemanagement IT           struktur gegeben hat. Es ist aber davon    gieanbietern, von denen die IT-Verant-
             / Projektmanagement, Innovation &           auszugehen, dass Cyberkriminelle die       wortlichen überflutet werden. Immer
             Technologie Rhein-Neckar MA GmbH:           Steuerungssysteme von Krankenhäusern,      mehr Leistungen werden bei externen
             „Das bedeutet, dass der Projektleiter       die inzwischen hoch vernetzt arbeiten,     Organisationen eingekauft. Diese Leis-
             künftig deutlich mehr Managementauf-        künftig ins Visier nehmen – etwa für       tungen, sei es Konzeption, Entwicklung,
              gaben wahrnimmt bzw. dass seine Rolle      Lösegeldforderungen. Krankenhäuser         Lieferung, Unterstützung und/oder kon-
             um diese Aufgaben erweitert wird.“ In       stehen damit vor großen Herausfor-         tinuierliche Verbesserung, müssen in den
             kleineren Projekten ist es nach wie vor     derungen, denn der Schutz der Infor-       entsprechenden Verträgen zwischen der
             möglich, dass der Projektleiter in Perso-   mationssicherheit und sensibler Pati-      Organisation und ihren Partnern und
             nalunion auch in der Rolle eines techni-    entendaten bindet bereits viele Kräfte.    Lieferanten genau beschrieben und ver-
              schen Mitarbeiters tätig sein kann.        Experten der Unternehmensberatung          einbart sein.

                                                                                                              Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

  08
Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
Dörte Jaskotka, Jaskotka Consulting, listet auf: „Welche      Nutzen und Messung
Leistungen sollten selbst erstellt werden, da sie die Kernkom-    Projektmanagement ist nicht kostenlos. Mehrkosten für Pro-
petenzen der IT des Klinikums darstellen und für welche Leis-     jektmanagement müssen sich insgesamt für die Unternehmen
tungen ist es zweckmäßig unterstützende IT-Services durch         rechnen. Den Spruch kennt wohl jeder: „Projektmanagement
Lieferanten bereitstellen zu lassen, sollte definiert sein. Die   kostet Geld, kein Projektmanagement kostet mehr Geld.“
Vertragsgestaltung sollte abgesichert sein ebenso wie die Leis-       Bislang existieren wenige wissenschaftliche Untersuchun-
tungen in den Verträgen mit den Lieferanten.“ Und zur Über-       gen zum Thema “Nutzen” von Projektmanagement und diese
nahme der Verpflichtung: „Wer orchestriert die Leistungen         widersprechen sich teilweise in ihren Ergebnissen und Aussa-
unterschiedlicher Partner?“                                       gen.
    Experten der Unternehmens- und Strategieberatung                  In vielen Unternehmen bzw. deren Projekten werden über-
McKinsey empfehlen eine modulare Architektur, um die Fle-         haupt keine Zahlengrößen gemessen. Oft werden keine Daten
xibilität und den Wettbewerb der Anbieter zu erhöhen. Viele       bereitgestellt mit dem Hinweis auf Compliance. Bremse ist
Unternehmen setzen auf Architekturen wie Microservices.           auch Desinteresse der Unternehmen, also gibt es überhaupt
Dieser Schritt schafft nicht nur länger anhaltende, „zukunfts-    keine Nutzen-Antwort. Oft wäre es zu aufwendig, Zeit für
sicherere“ Anwendungen, sondern ermöglicht es Unternehmen         eine Befragung zu investieren oder Daten in diesem Umfang zu
auch, eine Sourcing-Strategie für mehrere Anbieter zu verwen-     ermitteln und zur Verfügung zu stellen.
den und so eine der langjährigsten Herausforderungen bei der          Studienergebnisse klingen optimistisch, denn 94% der
Bereitstellung großer Programme zu lösen: die Ausrichtung der     teilnehmenden Organisationen schätzen den Mehrwert eines
Anbieteranreize besitzen. Mit Lösungen von Einzelanbietern        Project Management Office (PMO) als „groß“ oder „sehr groß“
ist es nahezu unmöglich, einen konstanten Kostendruck aus-        ein. Konkreter Beitrag von PM ist die Vermeidung von Doppel-
zuüben, da häufig eine erhebliche Risikoprämie in einen Fest-     arbeit. Ein starker Hinweise auf den Nutzenaspekt von PM, er
preisvertrag eingearbeitet wird und Änderungsaufträge häufig      wird nicht monetär quantifiziert. Studien fanden heraus, dass
sind. Alternativ schaffen Zeit- und Materialverträge Anreize
für Anbieter, Programme zu erweitern und zu erweitern und                  • 70% der PMO messen ihren Erfolg weder
damit ihre Einnahmequellen zu vergrößern. Durch modulare                   quantitativ noch qualitativ.
Architekturen können Unternehmen mit mehreren Anbietern                    • 30% der PMO messen ihren Erfolg qualitativ
zusammenarbeiten, die bei Bedarf ausgetauscht werden können,               oder quantitativ.
was zu deutlich besseren Ergebnissen führt.                                • 14% der PMO messen ihren
                                                                           Erfolg quantitativ.

                                                                  Projektmanagement bedeutet, das Spannungsfeld des „Magi-
                                                                  schen Dreiecks“ zu managen. Immer wieder werden als Schlüs-
                                                                  selelemente für den Erfolg und Nutzen von Projekten genannt:
                                                                  Zeit, Kosten und Qualität. Ein anderer, zusammenfassender
                                                                  Ansatz ist der Aspekt „Satisfy your Customer”.
                                                                       Die internationale IT-Forschungsberatungsfirma Standish
                                                                  Group beschäftigt sich mit dem Paradigma der modernen Pro-
                                                                  jektmanagementsysteme. Mit ihrem legendären „Chaos-Report“
                                                                  ist sie Lieferant von brüchigen Unternehmensrealitäten aus der
                                                                  Projektmanagement-Welt. Demnach scheitern viele IT-Pro-
                                                                  jekte, nur etwa ein Drittel aller Projekte erfolgt ohne weitere
                                                                  Korrekturmaßnahmen. Das heißt ohne Abstriche in der gelie-
                                                                  ferten Funktionalität und dem Überschreiten von Termin- und
                                                                  Budgetplänen. Etwa die Hälfte aller IT- Projekte bedürfen einer
                                                                  Nachbesserung. Was tun? Komplexität verringern, Akzeptanz
                                                                  erhalten: frühe Präsentation bei den Usern, Feedback einholen
                                                                  und umsetzen, Kommunikation der Ergebnisse. Die Erfolgsfak-
                                                                  toren sind im Projektmanagement und -marketing zu suchen.
                                                                  Projekte, die von den Usern getragen und vom Management
                                                                  unterstützt werden, sind erfolgreicher. Das bedeutet, die
                                                                  Geschäftsführung muss die Unternehmensziele und die damit
                                                                  zu erstellende Unternehmensstrategie für jedes Unternehmen
Dr. Uwe Günther, Sanovis GmbH                                     erarbeitet haben oder ausarbeiten.

Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

                                                                                                                                    09
Projektmanagement: Akteure, Aktionen und Ambitionen - Special: 68 Seiten KHZG Marktübersicht - Krankenhaus-IT Journal
Titelstory

                                                                                                   umgehen können. Außerdem ist eine
                                                                                                   Unternehmenskultur erforderlich, die
                                                                                                   von wechselseitigem Vertrauen geprägt
                                                                                                   ist und Mitarbeitern die nötigen Ent-
                                                                                                   scheidungs- und Handlungsspielräume
                                                                                                   zugesteht, um die eigene Arbeit selbst zu
                                                                                                   organisieren.

                                                                                                   Ambitionierter Zeitrahmen
                                                                                                   Für Krankenhäuser und andere Träger im
                                                                                                   Gesundheitswesen kommt es darauf an,
                                                                                                   Projekte in der Kürze der Zeit sinnvoll zu
                                                                                                   planen, zu beantragen und umzusetzen.
                                                                                                   Denn die KHZG-Förderung muss bis
                                                                                                   Ende des Jahres beantragt werden und es
                                                                                                   ist daher Eile geboten, Projekte zu pla-
                                                                                                   nen, zu beantragen und umzusetzen. Wer
                                                                                                   sich mit den teilweise jahrelangen Pro-
                                                                                                   jekten in der IT auskennt, stellt fest, dass
                                                                                                   dies ein ambitionierter Zeitrahmen ist.
                                                                                                   Auch deshalb: Es mangelt an der Bereit-
                                                                                                   schaft zuzugeben - oder an der Unfähig-
                                                                                                   keit zu erkennen -, dass die Probleme
                                                                                                   komplexer sind und mehr Arbeit erfor-
                                                                                                   dern als erwartet. Was bedeutet, dass die
                                                                                                   Probleme weiterhin bestehen und sich
             Dörte Jaskotka, Jaskotka Consulting
                                                                                                   häufig verschlimmern.

                 Die Unternehmensleitung hat dafür zu sorgen, dass die
             Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Projektabwicklung
             geschaffen werden (z.B. klare IT Strategie, klare Rollen, aus-
             reichende Ressourcen, gemeinsame Spielregeln und Prinzi-
             pien einfordern). Denn wenn die Rahmenbedingungen nicht
             passen, können auch die besten und erfahrensten Projektleiter
             scheitern.

             Umdenken erforderlich
             Gerade große, komplexe Projekte sind kaum mehr seriös plan-
             bar. Agile, iterative und inkrementelle Verfahren und Metho-
             den nehmen an Bedeutung zu. Dies erfordert aber vielfach ein
             radikales Umdenken von Führungskräften, Kunden und den
             Mitgliedern der Projektteams: Selbstorganisation, denken und
             planen in Bandbreiten, permanente Auseinandersetzung mit
             Unsicherheiten und Widersprüchen etc
                „Inzwischen werden agile Prinzipien in einer Reihe von
             Unternehmen zumindest versuchsweise gelebt,“ stellt Katja
             von Bergen fest, Unternehmensberatung Dr. Kraus & Part-
             ner (K&P). „Hierbei zeigt sich immer wieder: Diese Form der
             Organisation setzt gewisse Kompetenzen bei den Mitarbeitern
             und Führungskräften voraus.“ Sie sollten zum Beispiel über eine   Martin Knöpfle, Teamleitung Servicemanagement IT / Projektmanagement,
             hohe Veränderungsbereitschaft verfügen und mit Unsicherheit       Innovation & Technologie Rhein-Neckar MA GmbH

                                                                                                             Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

 010
JETZT LESEN!

VIEW – DAS VISUS KUNDENMAGAZIN
Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der VIEW wie die medizinische
Versorgung in der Zukunft aussehen kann und weitere Themen wie:

• Ausgestaltung des Reifegradmodell im Rahmen des KHZG
• Auswirkungen der IsiK Schnittstelle in der Praxis
• Künstliche Intelligenz & PACS

www.visus.com/downloads/view
Titelthema

              Digitalisierung in Zeiten des
              KHZG erfolgreich gestalten
                        Die Krankenhäuser müssen sich professionalisieren, um die
                           Möglichkeiten der Digitalisierung voll auszuschöpfen
               Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) bietet eine vielleicht einmalige Chance und Basis für
              die deutschen Krankenhäuser, die Digitalisierung mit finanzieller Unterstützung voranzutreiben.
               Bei der erfolgreichen Umsetzung der Digitalisierung stellen erweiterte strategische, unterneh-
                merische und umsetzungsorientierte Kompetenzen ein zentrales Element dar. Inwieweit die
                 Krankenhäuser sich und ihre Organisation dahingehend zwingend professionalisieren müs-
              sen, beschreibt Dr. Uwe Günther, Partner Curacon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und
                                            Geschäftsführer Sanovis GmbH, in diesem Beitrag.

             KHZG als Treiber der
             Digitalisierung
             Der Stand der Digitalisierung in deut-
             schen Krankenhäusern ist bereits seit
             längerer Zeit Diskussionsthema. Mit
             Hilfe der Logik des „Electronic Medical
             Record Adoption Model“ (EMRAM)
             der Healthcare Information and
             Management Systems Society (HIMSS)
             kann der Digitalisierungsgrad in Kran-
             kenhäusern analysiert und verglichen
             werden. Hierbei reicht die Skala von
             Krankenhäusern ohne jegliche Digi-
             talisierung (Wert 0) bis zu vollständig
             papierlosen Krankenhäusern (Wert 7).
             Deutsche Krankenhäuser erreichten laut
             Krankenhaus-Report 2019 hierbei im
             Durchschnitt einen Wert von 2,3 und
                                                         Abbildung 1: EMRAM-Stufen – Anteil der Krankenhäuser in % in Deutschland (Klauber et al., 2019)
             sind damit im Vergleich zu anderen Län-
             dern nur unterdurchschnittlich digitali-
             siert (vgl. Abbildung 1).
             Gerade mit Blick auf den europäischen       Patienten, die Sicherstellung einer hohen   nen künftig leichter und schneller ausge-
             Durchschnitt von 3,6 wird somit der         Versorgungsqualität sowie die Schaffung     tauscht werden können (vgl. Abbildung
             Nachholbedarf deutscher Krankenhaus-        neuer Perspektiven für Mitarbeiter.         2). Hierbei können für verschiedene
             IT besonders deutlich.                          Mit der zwingenden Voraussetzung        Fragestellungen mehrere Lösungen vor-
                 An dieser Stelle setzt das Kranken-     der technischen, syntaktischen, semanti-    handen sein.
             hauszukunftsgesetz (KHZG) an und            schen aber auch organisatorischen Inte-         Für diese Ziele bietet das KHZG ein
             stellt ein Investitionsprogramm zur Digi-   roperabilität, insbesondere im Hinblick     Fördervolumen von bis zu 4,3 Mrd. Euro.
             talisierung der Krankenhäuser als zentra-   auf die 11 geförderten Fördertatbestände,   Davon trägt der Bund 70 % der förder-
             len Inhalt bereit. Ziele des KHZG sind      wird die Grundlage dafür geschaffen,        fähigen Kosten, das Land und/oder der
             die Verbesserung der medizinischen Ver-     dass die Digitalisierung Einzug in den      Krankenhausträger tragen die restlichen
             sorgung und der Selbstbestimmung der        Krankenhäusern hält sowie Informatio-       30 % eines Vorhabens.

                                                                                                               Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

 012
In einigen Unternehmen stehen Mitar-
                                                                                           beitende Veränderungen optimistisch
                                                                                           gegenüber, in anderen haben sie eher
                                                                                           Angst vor Veränderungen. Nur wenn die
                                                                                           Mitarbeitenden den Veränderungspro-
                                                                                           zessen offen gegenüberstehen und sich
                                                                                           damit identifizieren können, kann ein
                                                                                           strategischer Wendepunkt erfolgreich
                                                                                           sein. Das richtige Change-Management
                                                                                           (Veränderungsmanagement) entscheidet
                                                                                           über die Bereitschaft der Unternehmens-
                                                                                           kultur für Veränderungsprozesse. Nur so
                                                                                           lassen sich die Veränderungen auch wirk-
                                                                                           lich dauerhaft umsetzen.
                                                                                           Für eine nachhaltige digitale Transfor-
                                                                                           mation im Krankenhaus sind einige Fak-
                                                                                           toren besonders wichtig. Dazu zählen:
                                                                                           ■ Entwickeln einer digitalen Transfor-
                                                                                               mations-Strategie: Es muss eine klare
                                                                                               Zielsetzung für die Veränderungs-
Abbildung 2: Das KHZG mit seinen 11 Fördertatbeständen und Rahmenbedingungen                   prozesse geben, die von allen Mitar-
(Eigene Darstellung)                                                                           beitenden getragen wird.
                                                                                           ■ Identifizieren von Gleichgesinnten:
                                                                                               Durch die Involvierung von Inter-
   Digitalisierungsstrategie als               Sie bedeutet vielmehr einen grundle-             essierten und Betroffenen in die
   Voraussetzung                               genden Wandel der Art zu arbeiten, zu           Umsetzung, kann die digitale Trans-
   Die Herausforderung für Krankenhäu-         kommunizieren, zu wirtschaften und zu           formation am effizientesten vorange-
   ser besteht nun darin, die für sie erfor-   lernen. Die Ergreifung taktisch-operati-        trieben werden.
   derlichen Digitalisierungsmaßnahmen         ver Anpassungsmaßnahmen in der IT im        ■ Einbinden des gesamten Unterneh-
   zu identifizieren und zu definieren, um     Rahmen eines vordefinierten Status quo          mens: Es muss sichergestellt werden,
   das Fördergeld nutzenstiftend einzuset-     reicht demzufolge nicht aus. Es bedarf           einen ganzheitlichen Ansatz zu ver-
   zen. Das KHZG bietet hierfür nur einen      einer zukunftsweisenden, langfristigen          folgen, an dem Experten und Mitar-
   Rahmen, der inhaltlich und individu-        Sichtweise sowie eines zielgerichteten          beitende aus dem gesamten Unter-
   ell auf die Situation des Krankenhauses     Managements.                                    nehmen abteilungsübergreifend
   angepasst mit Leben gefüllt werden          Zu diesem Zweck ist die Erarbeitung             beteiligt sind.
   muss.                                       einer grundlegenden Digitalisierungs-       ■ In Trainings und Schulungen inves-
   Fragen, die es in diesem Zusammenhang       strategie, die als integraler Bestandteil       tieren: Eine digitale Transformation
   zu beantworten gilt, sind unter anderem:    in die IT-Strategie eingebettet sowie auf        erfordert von allen Mitarbeitenden
   ■ Was braucht das Krankenhaus im            die Unternehmensstrategie abgestellt ist,        das Erlernen neuer Fähigkeiten – sei
       Hinblick auf die Digitalisierung?       vonnöten. Die Basis dafür bildet eine            es bei datenbasierten Entscheidun-
   ■ Welche Investitionsprojekte sollen        digitale Reifegradmessung (vgl. Abbil-          gen, neuen Softwareplattformen
        begangen werden und wie hoch ist       dung 3).                                        oder modernen Kollaboration-Tools.
        das Gesamtinvestitionsvolumen?              Nur auf der Grundlage einer Digita-    ■ Die Organisation technisch vorbe-
   ■ Was sind die richtigen Digitalisie-       lisierungsstrategie können die Kranken-         reiten: Die gesamte Infrastruktur
        rungsmaßnahmen zur richtigen           häuser von den Fördermöglichkeiten des           des Krankenhauses muss technisch
       Zeit?                                   KHZG vollumfänglich profitieren.                auf die digitalen Technologien und
   ■ Welche Auswirkungen haben die                                                             Medien ausgerichtet sein.
       Digitalisierungsvorhaben auf die        Change-Management für                       ■ Durchgängige Management-Unter-
        bestehende IT sowie auf die Orga-      Digitalisierung und digitale                    stützung : Die Führung skräfte
        nisation im Hinblick auf die Systeme   Transformation                                  müssen die notwendigen Mittel
        und das Personal?                      Die Veränderungen einer digitalen               zur Verfügung stellen und die Ver-
   Dabei ist wesentlich zu erkennen, dass      Transformation wirken sich auch auf die         änderungsprozesse als Vorbild und
   die Digitalisierung kein IT-Projekt ist.    Mitarbeitenden im Krankenhaus aus.              Antreiber führen.

   Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

                                                                                                                                       013
Titelthema

                                                                                                                                                   Abbildung 3:
                                                                                                                                                   Digitalisierungs- und
                                                                                                                                                   IT-Strategie auf Basis
                                                                                                                                                   einer digitalen
                                                                                                                                                   Reifegradmessung
                                                                                                                                                   (Eigene Darstellung)

             Digitalisierung ist Chefsache                tungsfähigkeit der IT auf wirtschaftliche    Reihe von Inkrementallösungen diese
             Das KHZG stellt eine sehr große              Weise zu sichern und nicht von Dienst-       voranzutreiben versuchen. Gefragt sind
             Chance für sowohl die Krankenhäuser          leistern und Herstellern abhängig zu sein.   vielmehr ausgewogene, aber dennoch
             als auch die Industrie dar. Ein ähnliches    In diesem Zusammenhang ist das Kran-         effektive Führungsmodelle zur Steige-
             Förderprogramm dieser Dimension,             kenhaus-Management gefordert, als            rung der operativen und strategischen
             welches dazu noch in der Art zweckge-        Visionär und Treiber die Digitalisie-        Exzellenz – nicht nur im Hinblick auf
             bunden ist, dürfte einmalig sein. Durch      rung anzuführen sowie die finanziellen       das KHZG, sondern grundsätzlich auch
             das KHZG wird die Digitalisierung der        und organisatorischen Rahmenbedin-           über diese Zeit hinaus als sich am Markt
             Krankenhäuser eine enorme Dynamik            gungen zu schaffen. Spezielles Augen-        und im Wettbewerb befindliches Unter-
             bekommen.                                    merk ist dabei auf die Bereitstellung der    nehmen.
                  Man muss sich allerdings bewusst        benötigten personellen Ressourcen zu             Die Krankenhäuser müssen sich
             sein, dass es nicht allein mit dem Erhalt    lenken, was traditionell ein Problem         weiter professionalisieren, um die Mög-
             der Fördergelder sowie der Beauftragung      bei den Krankenhäusern darstellt. Das        lichkeiten der Digitalisierung voll auszu-
             von Herstellern und Dienstleistern getan     IT-Management zeichnet für die – ins-        schöpfen!
             ist. Es wird davon ausgegangen, dass         besondere technische – Umsetzung der          www.curacon.de, www.sanovis.com
             geförderte Vorhaben bis spätestens zum       Digitalisierungsvorhaben verantwort-
             31. Dezember 2024 abgeschlossen und          lich. In Zeiten des digitalen Wandels ist    Quellen:
                                                                                                       Klauber et al. (2019), Benchmarking der Krankenhaus-
             umgesetzt sind.                              die Einführung einer prozessorientier-       IT: Deutschland im internationalen Vergleich, in:
                  Zudem muss man sich auf ein an          ten und kundenzentrierten IT-Struktur        Krankenhaus-Report 2019 – Das digitale Krankenhaus,
                                                                                                       Springer-Verlag, Berlin
             das KHZG angepasstes Verhalten des           als Vehikel zum besseren Verständnis         Bundesamt für Soziale Sicherung (2020), Richtlinie
             Marktes einstellen. Die Industrie nutzt      der Anwender essentiell. In diesem           zur Förderung von Vorhaben zur Digitalisierung der
             die für sie günstige Situation bisweilen     Zuge werden die Unterschiede zwi-            Prozesse und Strukturen im Verlauf eines Krankenaus-
                                                                                                       aufenthaltes von Patientinnen und Patienten nach § 21
             aus, indem sie pauschalierte Angebote zu     schen Fachbereich und IT zusehends           Absatz 2 KHSFV, Version 02
             erhöhten Preisen an die Krankenhäuser        verschwimmen. Dies führt dazu, dass          Braun von Reinersdorff, A. (2002), Strategische Kran-
                                                                                                       kenhausführung – Vom Lean Management zum Balan-
             richtet. Dies oftmals mit dem Verspre-       IT- und Fachbereich-Profis gemeinsam
                                                                                                       ced Hospital Management, Verlag Hans Huber, Bern
             chen, die umfassende und allheilbrin-        an Planung, Entwicklung und Umset-
             gende Lösung herbeizuführen.                 zung von Digitalisierungslösungen wie
                  Um dafür gewappnet zu sein, ist eine    z.B. Digitale Patientenakte, Intersekto-
             vollständige Verantwortungsübernahme         rale Vernetzung, Telehealth, Digitale
             für das eigene Digitalisierungsgeschehen     Diagnose/Therapie oder Entscheidungs-
             erforderlich. Es sind erweiterte strate-     unterstützung arbeiten. Zudem fungiert
             gische, unternehmerische und umset-          die IT zukünftig immer mehr als interne
             zungsorientierte Kompetenzen sowie           Beratung, als eine Art „Dolmetscher“
             ein tieferes Verständnis für den kulturel-   zwischen Management, Fachbereichen,
                                                                                                       Dr. Uwe Günther, Partner Curacon GmbH
             len, organisatorischen und technischen       Entwicklern und Betreibern.
                                                                                                       Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Geschäftsführer
             Wandel vonnöten. Die Krankenhäuser                Krankenhäuser können die Digita-
                                                                                                       Sanovis GmbH: „Die Krankenhäuser müssen sich
             und das Management dort müssen diese         lisierung nur dann erfolgreich für sich      professionalisieren, um die Möglichkeiten der
             Kompetenzen entwickeln, um die Leis-         gestalten, wenn sie nicht nur über eine      Digitalisierung voll auszuschöpfen.“

                                                                                                                    Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

 014
IST GENUG
       CYBERKRIMINELLE ATTACKIEREN KRANKENHÄUSER IMMER HÄUFIGER MIT SCHÄDLICHEN E-MAILS

       EIN KOLLAPS DER PATIENTEN-VERSORGUNG DROHT

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Titelthema

             Projektmanagement 4.0
             I  n unserer Beratungspraxis erleben wir
                immer wieder, dass es Irrglauben und
             „Mythen“ im Rahmen von komplexen
                                                            Was zeichnet ein erfolgreiches Projektmanagement in komplexen
                                                            Software-Implementierungsprojekten aus? Wie kann dem Span-
             Implementierungsprojekten in Einrich-          nungsfeld des „magischen Projektmanagementdreiecks“ begeg-
             tungen des Gesundheitswesens gibt. Bli-        net werden? Dirk Kindiger und Dr. Meike Hillen, PRO-KLINIK
              cken wir auf das „magische Projektma-
                                                            Krankenhausberatung GmbH, skizzieren, wodurch Projekte im
             nagementdreieck“, zeigt sich hierüber
             sehr deutlich das Spannungsfeld zwi-           Gesundheitswesen erfolgreich werden können. Teil 1
             schen Zeit, Kosten und Qualität. Wie
             kann diesem Spannungsfeld begegnet
             werden? Folgende Projektansätze kön-
             nen helfen, die magische Trias aufzubre-
              chen und komplexe Projekte im Gesund-
             heitswesen erfolgreich werden zu lassen.

             An welcher Stelle liegen eigentlich die
             Hebel, um Projekte erfolgreich umsetzen
             zu können? Scheint es doch so, als ob die
             drei Seiten des Dreiecks von Anfang an
             feststehen. Denn …
             ■ Zeit ist sicherlich ein nicht zu
                 unterschätzender limitierender Fak-
                 tor, stehen doch die Produktivset-
                 zungstermine meistens von Anfang
                  an fest und man steht nun vor der
                 Herausforderung , ein komplexes
                 Projekt „rückwärts“ zu planen, um       Dr. Meike Hillen, Geschäftsführerin, PRO-KLINIK Krankenhausberatung GmbH
                 beginnend vom Produktivstart die
                 Vielzahl an Themen und Prozessen
                 in dem zur Verfügung stehenden          Wir möchten an dieser Stelle folgende       an die Funktion, die Kompetenzen und
                 Zeitraum zu terminieren                 Erfahrungen aus unserer Beratungs-          auch die organisatorische „Verortung“
             ■ Auch die Kosten sind oftmals von          praxis anführen:                            des Projektleiters neue Anforderungen
                 Beginn eines Projektes „festgeschrie-                                               gestellt. Ein Projektleiter für z.B. die
                 ben“; ein Anbieter sichert eine vorab   Ein Implementierungsprojekt                 Einführung eines Krankenhausinforma-
                 beschriebene Leistungserfüllung zu      ist kein IT-Projekt, sondern                tionssystems (kurz ‚KIS‘) muss nicht auf
                  einem vereinbarten Preis zu. Immer     ein Organisationsprojekt                    Bit und Byte-Ebene mit den Beratern des
                 wieder kommt es jedoch auch zu          Oftmals werden Einführungsprojekte zu       Dienstleisterns kommunizieren können.
                 Change-Requests im Sinne von Leis-      Softwarelösungen immer noch „quasi“         Dafür gibt es ein Teilprojekt IT (oder
                 tungserweiterungen im Projekt, die      automatisch in der IT-Abteilung des         auch Basis wie es oftmals heißt), indem
                 möglicherweise auch konditionell zu     Hauses verankert. Der IT-Leiter ist somit   man sich im Detail über diese Themen
                 Buche schlagen; wie kann sicherge-      per definitionem zugleich der Projekt-      austauscht, z.B. Aufsetzen der Hardware/
                 stellt sein, dass am Ende die Kosten    leiter und hat entsprechend die Einfüh-     Infrastruktur, um eine performante und
                 nicht aus dem „Ruder“ laufen?           rung als Projektleiter der Einrichtung      ausfallsichere Systemumgebung herzu-
             ■ Qualität – sehr häufig unterschätzt.      zu verantworten. Dies ist mitnichten so.    stellen. Der Projektleiter in unserem
                 Woran bemisst sich die Qualität         Jedes Projekt zur Einführung einer Soft-    Sinne stellt dagegen die Kommunikati-
                  eines Projektes?                       warelösung ist immer ein hochgradiges       onszentrale, das Herzstück der internen
                                                         Organisationsprojekt. Insofern werden       Projektorganisation dar. Er ist sehr gut

                                                                                                              Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

 016
vernetzt, kennt seine Stakeholder im Pro-    und negiert von Anfang an die Chancen,      führen. Und die Qualität eines Projek-
jekt und verfügt über kommunikative          die in jedem IT-Projekt = Organisati-       tes kann sich unter anderem sehr gut an
Kompetenzen, die es ihm ermöglichen,         onsprojekt liegen. Warum sollte der Pro-    der formulierten Zielerreichung messen
zielorientiert und ergebnisorientiert mit    zess der Dokumentation in einem „neu        lassen, notwendige Change Requests
den unterschiedlichen Berufsgruppen          eingeführten“ System schneller, besser      (CR), die es in allen komplexen Imple-
zu kommunizieren. In der Position des        oder auch erlössicherer funktionieren als   mentierungsprojekten gibt, müssen sich
Projektleiters laufen die „Projektfäden“     im Vorsystem? Möglichweise bietet das       grundsätzlich der Frage stellen, ob dieser
zusammen, die Teilprojektleiter berich-      neu einzuführende System ein „Mehr“         CR wichtig für die Zielerreichung (und
ten regelhaft und strukturiert an die Pro-   an Unterstützung oder auch Prozessop-       Ziele fungieren immer als „Leitplanken“
jektleitung über den aktuellen Stand des     timierung, diese Begriffe werden jedoch     eines Projektes) ist und ob hierüber ein
Projektes.                                   zu leeren Worthülsen, sofern man sie        maßvolles Kosten-/ Nutzenverhältnis
    Und nein – ein erfolgreiches Pro-        nicht mit konkreten Zielen unterlegt.       gewahrt ist.
jektmanagement zeichnet sich nicht nur       Wir empfehlen daher grundsätzlich eine          Abschließend bleibt die nicht neue,
durch die Benutzung von professionellen      klare und eindeutige Formulierung von       aber immer noch geltende Erkenntnis,
Projektmanagementtools aus, sondern          messbaren Projektzielen, an denen sich      dass Projekte von Menschen gemacht
vielmehr durch die bewusste Übernahme        am Ende der Projekterfolg auch belegen      werden. Wir wagen an dieser Stelle die
von Verantwortung im Projekt und die         lässt. In einer „idealen“ Welt werden       These, dass alleine die Nutzung von pro-
Fähigkeit zur Kommunikation. Neben           diese Ziele bereits im Vorfeld der Leis-    fessionellen PM-Tools ohne Einfluss auf
dem Projektleiter müssen sowohl Auf-         tungsabstimmung mit den Dienstleistern      die Sicherstellung von Qualität, Zeit
tragnehmer als auch Auftraggeber aus-        formuliert, dies geschieht aber – so muss   und Kosten ist. Hierzu bedarf es weiterer
reichende personelle Ressourcen für die      man realistischerweise anführen – in        Steuerungsmöglichkeiten und Projektor-
Projektorganisation bereitstellen, um        den wenigsten Projekten, trägt jedoch       ganisationsanforderungen wie beschrie-
die Implementierung in der vorgege-          erheblich zur Leistungsschärfung bei.       ben.
benen Zeit zu realisieren. Ein Oberarzt      Diese Projektziele dürfen jedoch nicht           Mit Blick auf die Anforderungen an
in einer Einrichtung, der über seinen        nur in der Projektorganisation verankert    ein Projektmanagement und eine Pro-
Chefarzt neben der Linientätigkeit in        sein, sondern müssen von der gesamten       jektumsetzung gemäß Krankenhauszu-
das Projekt als Teilprojektleiter „hinein-   Organisation getragen werden und sind       kunftsgetz KHZG ergeben sich weitere,
befohlen“ wurde, wird verständlicher-        somit in der Digitalisierungsstrategie      und bis dato sicherlich noch nicht in
weise nur wenig bis gar keine Motivation     verankert. Ansonsten greifen Partikula-     dieser Eindeutigkeit formulierten Her-
beibringen, um sich dem Projekt und den      rinteressen einzelner Fachabteilungen/      ausforderungen. Dazu mehr in einem
Aufgaben in seiner Freizeit zu widmen.       Mitarbeiter, die am Ende ein großes und     zweiten Teil.
Projektmitarbeiter auf Seiten des Auf-       gesamtheitliches Zielbild ad absurdum
traggebers benötigen den entsprechen-
den zeitlichen Raum zur Wahrnehmung
der Projektaufgaben; dies kann nur über
Freistellungen in einem angemessenen
Maße geschehen.

Zu jedem Projekt muss es
eine klare und eindeuti-
ge Formulierung von Zielen
geben
Wir erleben es immer wieder, dass die
Einführung von KIS-Systemen im Sinne
eines Erfolgsversprechen „jetzt wird
alles besser“ für die interne Kommuni-
kation genutzt wird. Dies ist jedoch der
falsche Ansatz. Wer meint, dass er auto-
matisch seine Prozesse optimiert, indem
er eine Lösung A gegen eine Lösung B
austauscht, greift entschieden zu kurz       Dirk Kindiger, Senior-Berater, PRO-KLINIK Krankenhausberatung GmbH

Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

                                                                                                                                      017
Titelthema

  Professionelles IT-Projektmanagement
           in zwei Großkliniken
              Verantwortliche im Krankenhaus rüsten sich für gewandelte Anforderungen auch beim Projekt-
             management. Im Interview mit dem Krankenhaus IT Journal erörtert Martin Knöpfle, Teamleitung
             Servicemanagement IT / Projektmanagement, Innovation & Technologie Rhein-Neckar MA GmbH,
             Mannheim, sein Vorgehen in zwei Großkliniken. Projektorganisation, Management-Unterstützung
              und auch Mitarbeitermotivation sind Richtpunkte. Auch die Rolle des Projektleiters selbst verän-
                               dert sich. Er nimmt künftig mehr Managementaufgaben wahr.

                                                                 Was ist für den Aufbau einer effizienten
                                                                 Projektorganisation nötig?
                                                                   Martin Knöpfle: Häufig herrscht die Meinung vor, dass für
                                                                   die Einführung einer wirksamen Projektorganisation vor
                                                                   allem die Vermittlung der Methodenkompetenz wichtig sei.
                                                                   Das ist jedoch nur ein Teil der der Wahrheit. Natürlich stellt
                                                                   das Wissen rund um Themen wie Projektplanung, Risiko-
                                                                   management und die anderen Techniken die Basis für ein
                                                                   erfolgreich gemanagtes Projekt dar. Aus meiner Sicht ist
                                                                   aber das Bewusstsein für die Bedeutung eines professionel-
                                                                   len Projektmanagements über alle hierarchischen Ebenen
                                                                   der Organisation von ebenso großer Bedeutung. Es hilft
                                                                   dem Projektleiter wenig, wenn er gut ausgebildet, aber ohne
                                                                   Unterstützung aus der Hierarchie gegen Windmühlen kämp-
  Martin Knöpfle, Teamleitung Servicemanagement IT /               fen muss. Zudem ist es außerordentlich hilfreich, wenn für
  Projektmanagement, Innovation & Technologie Rhein-Neckar MA      die Abarbeitung von Projekten auch passende Prozesse im
  GmbH, Mannheim: „Sollen Projekte gut gemanagt durchgeführt       Unternehmen etabliert werden. Getreu dem Motto „divide
  werden, ist die Unterstützung des Managements unerlässlich.“     et impera - teile und (be)herrsche“ haben wir ein Phasen-
                                                                   konzept etabliert, welches sich bereits in vielen IT-Projekten

                                                                                                 Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

 018
bewährt hat. Jeder Phase endet mit einem Meilenstein, des-         Dieses Dokument wird final zwischen dem Projektleiter
  sen Erreichen klar definierte Zwischenergebnisse erfordert.        sowie dem innerbetrieblichen Auftraggeber abgestimmt und
  Dieses Ergebnis stellt wiederum die Arbeitsgrundlage für           von beiden Seiten unterschrieben. Diesen formalen Schritt
  die jeweils folgende Phase dar. Auf diese Weise können wir         halte ich für wesentlich. Er ist auch unter Kollegen bzw. auch
  sicherstellen, dass die Projekte in einer strukturierten Weise     über hierarchische Ebenen hinweg ein wichtiges Symbol
  abgearbeitet werden.                                               dafür, dass man sich gegenseitig beim Wort nehmen lässt.
  Also: Eine solide Methodenkompetenz, passende Prozesse             Der Auftraggeber bestätigt, was geliefert werden soll, und
  und ein Klima, das die Bedeutung des Projektmanagements            damit auch, was nicht im Projektumfang enthalten ist. Der
  unterstreicht, bilden aus meiner Sicht die Grundlage für eine      Projektleiter verpflichtet sich, die Projektziele zum angege-
  effiziente Projektorganisation.                                    benen Budget sowie im geplanten Zeitrahmen zu liefern. Es
                                                                     ist allerdings nicht verwunderlich, wenn dieser Kulturwandel
Sie haben von einem Phasenkonzept gesprochen – wie                   eine gewisse Zeit benötigte, bis er tatsächlich von allen verin-
gehen Sie in ihren Projekten vor?                                    nerlicht wurde.
  Martin Knöpfle: Zunächst will ich darauf hinweisen, dass           Wenn in der ersten Phase auch noch das Kick-off Meeting
  unser Phasenmodell speziell auf die Einführung von Soft-           erfolgreich durchgeführt und das Projekt zumindest mit
  wareprodukten ausgelegt ist. Andere Projektarten wie               den bis dahin bekannten Rahmenbedingungen grob geplant
  beispielsweise Investitions- bzw. Bauprojekte oder Projekte        wurde, schließen wir diese erste Phase ab.
  zur Optimierung von betrieblichen Prozessen, lassen sich mit       Als nächstes kommt die Spezifikationsphase. Hier wird
  andersartigen Phasenmodellen oft besser abbilden. Unser            festgelegt, wie die Software im Detail zu konfigurieren ist.
  Phasenkonzept umfasst eine projektvorbereitende Übergabe-          Das Projektteam, legt dabei aber nicht nur die einzelnen
  phase plus sechs Projektphasen. Die Übergabephase ist noch         Anforderungen fest, sondern auch, wie diese nach der Imple-
  keine eigentliche Projektphase, da sie vor dem Projektstart        mentierung zu testen sind und welches Ergebnisse für eine
  stattfindet. In dieser Phase liegen u.a. die Übergabe der Ver-     erfolgreiche Abnahme erwartet werden. Diese Vorgehens-
  träge vom Team, das die Ausschreibung begleitet hat, an den        weise ist aufgrund praktischer Überlegungen sinnvoll, sie
  Projektleiter für das Implementierungsprojekt. Hierbei kann        folgt vor allem unserem Grundsatz, Vereinbarungen im Pro-
  und wird es zu personellen Überschneidungen kommen. Da             jekt möglichst frühzeitig zu treffen. Der Projektbeginn ist oft
  dies aber nicht in jedem Fall gewährleistet ist, macht es Sinn,    noch konfliktfreier und unbelasteter als spätere Abschnitte.
  für diesen wichtigen Schritt einen entsprechenden Raum zu          Insofern lassen sich anfangs Vereinbarungen leichter und
  schaffen.                                                          pragmatischer treffen als in Phasen, die nicht selten politisch
  Danach haben wir mit dem Projektstart für das Implemen-            aufgeladen oder konfliktbehaftet sind.
  tierungsprojekt den ersten Meilenstein erreicht, und damit         Ist die Spezifikationsbeschreibung vom Auftraggeber und
  auch den Eintritt in die erste Projektphase. Diese ist in unse-    von den Implementationsverantwortlichen abgesegnet,
  rem Modell mit „Initiierung“ überschrieben. In dieser Phase        starten wir die Implementierungsphase, in der das System
  erstellt der Projektleiter, je nach Größe des Projekts, das        konfiguriert wird und die mit einem Unit-Test, welcher vom
  Projekthandbuch bzw. den Projektsteckbrief. Ich bin davon          Implementierungsteam durchgeführt wird, abschließt.
  überzeugt, dass es nicht spezifisch für unsere Organisation ist,   In der Testphase führen wir zusätzlich einen Benutzer-
  dass das Projektmanagement so rudimentär ausgebildet war,          akzeptanztest durch, und zwar möglichst nahe an den
  dass selbst die Einführung eines solchen Werkzeugs eine Neu-       Realbedingungen. Je nach Ergebnis, kann das Projekt zurück
  erung dargestellt hat. Ich gehe davon aus, dass in den meisten     in die Implementierungsphase fallen, oder es folgt im Erfolgs-
  Krankenhäusern Projekte gestartet werden, ohne dass es eine        fall die GoLive-Phase und dann die Abschlussphase.
  wirklich eindeutige Auftragsklärung gibt, wie sie durch die
  Erstellung und Abstimmung eines Projektsteckbriefs not-
  wendig wird. Wir beschreiben hier das Projekt einschließlich
  angestrebten Nutzen, definieren das Projektteam und die
  Projektziele – natürlich nach der SMART-Regel. Außerdem
  erstellen wir einen Projektstrukturplan, der den Projekt-
  leitern später hilft, im Rahmen der Projektplanung an alle
  Arbeitspakete zu denken.

Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

                                                                                                                                        019
Titelthema

             Sie setzen mit einem phasenorientierten Wasserfallmo-                dies das Verständnis, lassen sich die notwendigen organisato-
             dell auf ein klassisches Vorgehensmodell. Warum nicht                rischen und kulturellen Änderungen nicht einführen.
             auf agile Projektmanagement-Ansätze?                                 Um die Geschäftsführung hiervon zu überzeugen, darf Pro-
               Martin Knöpfle: Bei der Art der Projekte, die wir in den           jektmanagement kein Selbstzweck sein. Am Ende müssen die
               Kliniken umsetzen, steht häufig der verfügbare Zeitrahmen          eingeführten Tools, Prozesse und Maßnahmen qualitative
               fest, zumindest in engen Grenzen. Auch die Leistungsziele          und oder monetäre Vorteile bringen. Aus diesem Grund sch-
               und das Budget sind feste Größen. In einem solchen Umfeld          reiben wir den Einsatz der unterschiedlichen PM-Elemente
               bietet sich meiner Meinung nach die klassische Projektma-          auch nicht fix vor. In Abhängigkeit der Projektgröße und der
               nagementmethode eher an als ein agiler Ansatz. Beim agilen         Projektart können unterschiedliche Werkzeuge zum Einsatz
               Projektmanagement wird hingegen in kurzen Zeitabschnit-            kommen. Das ist vergleichbar mit dem Werkzeugkoffer eines
               ten („Sprints“) gedacht. Die Lieferung möglichst optimierter       Handwerkers. Jedes einzelne Werkzeug muss beherrscht
               Zwischenergebnisse steht im Focus und nicht ein längerfris-        werden, aber nicht für jede Aufgabe ist der Einsatz aller
               tig planbares Ergebnis am Projektende.                             Werkzeuge notwendig oder hilfreich.
               Ich will aus heutiger Sicht aber nicht ausschließen, dass wir
               in einer späteren Phase unser Modell in Richtung hybrides        Wie sind die Mitarbeiter bei Projektauftrag und -ziel
               Projektmanagement weiterentwickeln. Dies setzt jedoch            sowie der Projektdurchführung ins Boot zu holen?
               voraus, dass die Mitarbeiter und die Organisation das Pro-         Martin Knöpfle: Im Rahmen der Kick-off Veranstaltung
               jektmanagement verinnerlicht und in das tägliche Arbeiten          wird der Projektsteckbrief mit allen darin enthaltenen Infor-
               integriert haben.                                                  mationen, also Projektbeschreibung, erwarteter Nutzen, dem
                                                                                  Projektteam und den Zielen aber auch mit den Risiken und
             Was umfasst die besondere Rolle des Projektleiters?                  dem Projektstrukturplan vorgestellt. Das machen wir in allen
               Martin Knöpfle: In den Kliniken waren bisher Projekt-              unseren Projekten. In der Regel reicht das aus, um das Team
               verantwortliche, aber keine Projektmanager im Einsatz.             komplett abzuholen.
               Die Projektverantwortlichen haben sich häufig primär als           Bei besonders großen oder wichtigen Projekten kann man
               technische Implementierungsbeauftragte verstanden. Der             darüber hinaus auch im Team das Projekt in einem gemein-
               Projektmanager hingegen leitet Projekte aus einer übergeord-       sam zu zeichnenden „Big Picture“ visualisieren. Diese
               neten Rolle. Er leitet bzw. führt das Projektteam, ist für die     Technik kann helfen, das Endergebnis sowie den Weg dorthin
               Kommunikation innerhalb des Projektteams, aber auch nach           für alle verständlich zu machen. Zudem entsteht so ein ers-
               außen verantwortlich. Dazu gehören auch die Auftragsklä-           tes Werk, welches gemeinsam geschaffen wurde und dadurch
               rung und das klassische Stakeholder-Management. Darüber            hilft, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
               hinaus managt er Risiken und kümmert sich um die Projekt-
               dokumentation sowie um das Projektcontrolling.                   Welches sind wichtige Methoden und Techniken des
               Das bedeutet, dass der Projektleiter künftig deutlich mehr       Projektmanagements?
               Managementaufgaben wahrnimmt bzw. dass seine Rolle um              Martin Knöpfle: Hier verweise ich gerne auf die IPMA
               diese Aufgaben erweitert wird. Selbstverständlich ist es in        Competence Baseline (PM3). Hier werden fast 50 PM-Ele-
               kleineren Projekten nach wie vor möglich, dass der Projekt-        mente auf die Kapitel technischen Kompetenzen, persönlich/
               leiter in Personalunion auch in der Rolle eines technischen        sozialen Kompetenzen und Kontext-Kompetenzen aufge-
               Mitarbeiters tätig sein kann.                                      teilt. Je nach Ausbildungsstand (Level D bis Level A) müssen
                                                                                  die Kompetenzelement unterschiedlich tief durchdrungen
             Wie weit ist die Management-Unterstützung für ein                    werden. Es wird dabei zwischen kennen, wissen, können und
             Projekt notwendig und wie ist sie zu erreichen?                      managen unterschieden. Diese Herangehensweise halte ich
               Martin Knöpfle: Sollen Projekte gut gemanagt durchgeführt          für sehr pragmatisch und praxistauglich. Zu den wichtigsten
               werden, ist die Unterstützung des Managements unerläss-            PM-Elementen, die von Projektmanagement-Einsteigern in
               lich. Gut gemanagte Projekte werden nach klar definierten          der Praxis anzuwenden sind, gehören u.a. die Dokumentation
               Spielregeln abgewickelt. Das beginnt mit der verbindlichen         der Projektanforderungen und der Ziele (Projektsteckbrief ),
               Auftragsklärung und setzt sich in der phasenorientierten           die eigentliche Projektplanung bestehend aus Projektphasen,
               Vorgehensweise fort. Zudem beinhaltet es ein geordnetes            Ablauf, Termine, Ressourcen- und Kostenplanung, das Risi-
               Change-Management und es erfordert ein Bewusstsein, dass           komanagement, die Dokumentation und natürlich auch die
               für einen professionellen Umgang mit Risiken auch finanzi-         Kommunikation.
               elle Mittel erforderlich sind. Fehlt beim Management für all

                                                                                                                Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

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Welche Erfahrungen und Erkenntnisse gibt es über
Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren?
  Martin Knöpfle: Erfolgreich ist, wer seine Ziele erreicht. Das
  setzt allerdings voraus, dass die Ziele klar definiert sind. Und
  damit haben wir schon den ersten und möglicherweise den
  wichtigsten Erfolgsfaktor. Um die gesteckten Ziele zu errei-
  chen, ist ein schlagkräftiges Projektteam notwendig, in dem
                                                                     Hans-Friedrich Günter, Geschäftsführer des Klinikums Ludwigshafen
  die Aufgaben klar, und ausgerichtet an den Kompetenzen,
  definiert sind. Das Team muss mit ausreichend Ressourcen           Effektives Projektmanagement für
  (personell u. zeitlich) ausgestattet sein. Wenn jetzt auch noch    besonderen Anforderungen
  die Kommunikation innerhalb aller am Projekt Beteiligten           Kliniken stehen heute vor einer Vielzahl von Herausforderun-
  stimmt, hat das Projekt gute Erfolgsaussichten.                    gen, denen wir nur mit Flexibilität, Innovationsfähigkeit und
  Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass uns            Innovationsbereitschaft begegnen können. Dem Projektma-
                                                                     nagement kommt dabei eine strategische Rolle zu, die aus mei-
  die Methodik auch helfen wird, die Herausforderungen im
                                                                     ner Sicht mittelfristig einen klaren Wettbewerbsvorteil brin-
  Bereich der Projektabwicklungen um das Krankenhauszu-              gen wird. Klassische Organisationsstrukturen können nicht
  kunftsgesetz zu meistern. Wir rechnen mit einer deutlichen         mit der notwendigen Geschwindigkeit Entscheidungsprozesse
  Zunahme an Projekten, und der damit verbundenen Not-               umsetzen – eine effiziente Abwicklung von Einzelprojekten
  wendigkeit, diese professionell zu managen.                        hingegen wirkt sich als Katalysator für die Unternehmensent-
                                                                     wicklung aus. Daher legen wir in unserem Haus großen Wert
                                                                     auf ein effektives Projektmanagement, das die besonderen
                                                                     Anforderungen eines Krankenhausbetriebes berücksichtigt.

Krankenhaus-IT Journal 2 /2021

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