PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND

Die Seite wird erstellt Dominik Winter
 
WEITER LESEN
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
WA H L K R E I S E I N D O R T M U N D

                   WAHL

                                            STEINE
                   PRUF
Kirche fragt –
Kandidat:innen antworten!

                                  Eine Initiative der
          Evangelischen Kirche in Dortmund - Lünen
                          zur Bundestagswahl 2021
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
INHALT | IMPRESSUM

INHALT
Impressum, Kontakt                      S. 2                   Die Kandidat:innen                      S. 5
Editorial                               S. 3                   Literaturhinweise                      S. 24
Plakat                                  S. 4

    1 . F RIEDENS- UND                            2 . F LUCHT UND                               3 . A RMUTS-
          VERTEIDIGUNGS-                                  MIGRATION                                       BEKÄMPFUNG
          POLITIK WIE                                     HUMANITÄR                                       ERNEUERN?
          GESTALTEN?                                      AUSRICHTEN?
                         SEITE 6/7                                       SEITE 8/9                            SEITE 10/11

    4. B EZAHLBAREN                                5 . K LIMAWANDEL                              6. M OBILITÄTS-
        WOHNRAUM                                          STOPPEN!?                                     WENDE
        SICHERN?                                                                                        ERMÖGLICHEN?

                     SEITE 12/13                                      SEITE 14/15                             SEITE 16/17

    7. D EMOKRATIE                                 8 . R ECHTS-                                  9. M IT DER
        VERTEIDIGEN,                                      POPULISMUS                                    EVANGELISCHEN
        ABER WIE?                                         ENTGEGENTRETEN?                               KIRCHE
                                                                                                        KOOPERIEREN?
                     SEITE 18/19                                     SEITE 20/21                              SEITE 22/23

REDAKTION
Das Konzept der Wahlprüfsteine wurde vom Ausschuss für Gesellschaftliche Verantwortung der
Ev. Kreissynode Dortmund im Mai 2021 beschlossen und von einer Dortmunder und einer Lüner
Projektgruppe ausgearbeitet. Mitgewirkt haben Pfr. Niels Back, Elke Elandt-Dahmann, Sabine Fleiter,
Eckhard Kneisel, Pfr. Udo Kytzia, stv. Sup. Michael Stache, Pfr. Friedrich Stiller (Schlussredaktion) und
Oliver Volmerich. Ein besonderer Dank für die fachliche Begleitung geht an Oliver Volmerich, Mitglied
im Ausschuss für Gesellschaftliche Verantwortung. Dank auch an Diane Spitz und Tim Burgemeister
für die Unterstützung.

Fotos: Adobe Stock (©Photobeps, ©ghoststone)
Porträtfotos/Parteienlogos: CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke
Gestaltung: text und design, Spieckermann

IMPRESSUM | KONTAKT
Evangelischer Kirchenkreis Dortmund, Referat für Gesellschaftliche Verantwortung,
Pfr. Friedrich Stiller (V.i.S.d.P.), Jägerstr. 5, 44145 Dortmund
rgv@ekkdo.de, 0231/8494-373

2
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
EDITORIAL

SPANNENDE EINSICHTEN

Im Kirchenkreis Dortmund ist es gute Tradition, sich im       liche Weltverantwortung in unseren Tagen konkretisiert.
Vorfeld von Wahlen zu engagieren. Zum einen wird damit        Im Kirchenkreis haben wir aufgrund unserer langjährigen
die demokratische Kultur in unseren Städten unterstützt,      Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rechtspo-
denn Bürger:innen und Kandidat:innen wird ein Forum zur       pulismus das Leitziel Demokratie ergänzt. Zu jedem der
Meinungsbildung und Diskussion geboten. Zum anderen           vier Bereiche wurden zwei Wahlprüfsteine entwickelt, ein
können so die Themen, die Kirche und Diakonie wichtig         weiterer fragt abschließend nach der Zusammenarbeit mit
sind, im Vorfeld der Wahl in die Diskussion gebracht wer-     Kirche und Diakonie. Alle Wahlprüfsteine sind gleich aufge-
den. In diesem Sinne hat der kreiskirchliche Ausschuss für    baut: Das Sachproblem; Kirchlich-diakonische Positionen;
Gesellschaftliche Verantwortung beschlossen, dass wir uns     Fragen an die Kandidat:innen.
auch im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 engagieren. Für
Lünen war die entsprechende Facharbeitsgruppe beteiligt.      Zur Beantwortung eingeladen wurden die Parteien, die den
Drei Beiträge wurden vorbereitet:                             aktuellen Umfragen zufolge Chancen auf den Einzug in den
                                                              Bundestag haben, wobei wir aus Kapazitätsgründen je-
   W
    ahlprüfsteine – Kandidat:innen für die Bundes-           weils eine:n Kandidat:in beteiligt haben, obwohl Dortmund
   tagswahl antworten schriftlich auf ausgewählte             zwei Wahlkreise hat. Die Reihenfolge der Antworten ent-
   Fragen der Kirche.                                         spricht der Fraktionsgröße im Bundestag. Nicht aufgenom-
                                                              men wurde die Partei AfD, denn der Kirchenkreis Dortmund
   K
    urzvideos – Die Kandidat:innen werden in einem           hält sie für eine rechtspopulistische Partei mit einem pro-
   Kurzinterview präsentiert, das auch den Menschen           blematischen Verhältnis zu Demokratie und Menschenwür-
   näher zeigt.                                               de (Vgl. dazu Literaturhinweise Nr. 8). Nicht ohne Grund
                                                              werden Teile der Partei vom Verfassungsschutz beobachtet.
   E in Plakat – es wirbt dafür, zur Wahl zu gehen.
    (liegt gedruckt in DIN A3 vor)                            Bleibt uns, Ihnen spannende Einsichten beim Lesen zu
                                                              wünschen, und den beteiligten Kandidat:innen für ihre
Zu Videos und Plakaten erhalten Sie auf                       Mitwirkung zu danken.
der folgenden Seite nähere Informationen.
                                                              Und dann noch eins: Gehen Sie am 26. September bitte
Es gibt im Vorfeld einer Wahl viele Themen, die diskutiert    wählen. Egal was, Hauptsache eine demokratische Partei.
werden können. Die folgenden neun Wahlprüfsteine orien-       Denken Sie daran, wie viele Menschen auf der Welt liebend
tieren sich an den kirchlichen Themen Frieden, Gerech-        gerne mit uns tauschen würden, damit sie auch in freien
tigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Mit dieser Trias         Wahlen über die Zukunft mitentscheiden dürfen.
haben die Kirchen der Ökumene einvernehmlich die christ-

Herzliche Grüße

Sup.in Heike Proske                Pfr. Christian Höfener-Wolf                     Pfr. Friedrich Stiller
                                   Vorsitzender Ausschuss		                        Leiter Referat Gesell. Verantwortung

                                                                                                                       3
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
PLAKAT

     Dieses Plakat kann gedruckt bei uns bestellt werden.

4
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
DIE KANDIDAT:INNEN

DIE KANIDATEN:INNEN
          Klaus Wegener | CDU
          Als überzeugter Demokrat, Europäer und stolzer Dortmunder bin ich
          seit 1994 in der CDU. Solidität und Solidarität sind meine Leitmotive.
          Ich trete für eine bürgernahe Politik ein und möchte Dortmund wieder
          eine konservative Stimme im Bundestag geben. So möchte ich den
          Interessen der Dortmunderinnen und Dortmunder auf Bundesebene
          Gehör verschaffen.

          Sabine Poschmann | MdB | SPD
          Ist seit 2013 für Dortmund im Deutschen Bundestag. Als Mitglied des
          Wirtschaftsausschusses ist sie zuständig für die Themen Mittelstand
          und Handwerk. In Dortmund setzt sie sich für gute Arbeitsplätze,
          gegen Armut, für starke Familien sowie für einen sozial gerechten
          Klimaschutz ein.

          Frieder Löhrer | FDP
          Hat Musik, Maschinenbau und Betriebswirtschaft studiert, Höhen
          und Tiefen erlebt, DAX Vorstand, persönlich haftender Unternehmer,
          Hartz-IV-Empfänger. Suchender auf dem Weg nach Jerusalem. Gelernt, mit
          wenig Geld auszukommen. Liebt das Leben und die Menschen. Daher will
          er für die Dortmunder in den Bundestag.

          Markus Kurth | Bündnis 90/ Die Grünen
          Diplom-Politologe, seit 1997 Mitglied bei Bündnis90/Die Grünen.
          Von 2000 bis 2003 Vorsitzender des Kreisverbandes Dortmund, seit Oktober
          2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Bis 2013 Sprecher für Sozial-
          politik und Behindertenpolitik, seit 2013 Sprecher für Rentenpolitik.
          Zudem ist er Obmann im Bundestagsausschuss Arbeit und Soziales.

          Ann-Christin Huber | Die Linke
          Diplom-Juristin, zuvor kaufmännische Ausbildung zur Wirtschaftsassistentin
          für Fremdsprachen und Korrespondenz. „Ich komme aus einer Arbeiterinnen-
          familie und nehme daraus auch meine Motivation, mich für Arbeiter:innen
          und Menschen in unserer Gesellschaft einzusetzen, die keine Stimme und
          Lobby haben. Meine Schwerpunkte sind Innenpolitik, Gleichstellung der
          Geschlechter und gute Arbeit.“

                                                                                       5
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
FRAGEN UND ANTWORTEN

1. F RIEDENS- UND VERTEIDIGUNGSPOLITIK
   WIE GESTALTEN?
Die Entspannungsphase in Europa nach 1989 scheint beendet, die Sicherheitslage hat sich verschärft. Die Ausweitung
der Atomwaffenarsenale – ein überwunden geglaubtes Problem – ist auf die Tagesordnung zurückgekehrt. Russland
und seine militärischen Verbündeten sowie die NATO führen neuerdings Großmanöver durch, wie man sie zuletzt aus
der Zeit des Kalten Krieges kannte. Seit 2014 ist die Ukraine Kriegsschauplatz: Im Osten des Landes wird gekämpft,
mit bisher 13.000 Toten, die Russische Föderation besetzte völkerrechtswidrig die Halbinsel Krim. Im selben Jahr hat
die NATO eine Verabredung von 2002 bekräftigt, der zufolge alle Mitglieder 2 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für
Rüstungsausgaben aufwenden sollen.
In Deutschland sind diese bereits von 1,2% auf derzeit 1,56% gestiegen. Zudem ist Deutschland weiter der viert-
größte Rüstungsexporteur der Welt. Die Evangelische Kirche in Deutschland fordert die Ächtung und das Verbot von
Atomwaffen die strikte Bindung von Militäreinsätzen an das Völkerrecht sowie ein Rüstungsexport-Kontrollgesetz.
Auch wenn sie eine angemessene Ausstattung der Bundeswehr bejaht, spricht sie sich vor allem für mehr
internationalen zivilen Friedensdienst aus.

                                                       Welche Richtung sollte die Friedens- und Verteidigungspolitik
                                                        der Bundesrepublik zukünftig einschlagen?
                                                       Wie stehen Sie zum 2% – Ziel für die Erhöhung der
                                                        Rüstungsausgaben?

                                                                             CDU | KLAUS WEGENER
                   Deutschland muss     strumente unserer Außen-, Verteidi-      Die NATO ist das Rückgrat der euro-
                 als stärkste Wirt-     gungs- und Entwicklungspolitik anzu-     atlantischen Sicherheit. Deutschland
               schaftsnation Europas    wenden – auch militärische. Es muss      wird seinen Beitrag zur Umsetzung
eine führende außen- und sicher-        Europas Anspruch sein, als gleichbe-     des Konzeptes „NATO 2030“ leisten.
heitspolitische Rolle einnehmen. Wir    rechtigter Partner gemeinsam mit den     Wir Europäer müssen stärker als bis-
müssen mehr als bisher bereit sein,     USA für Freiheit, Frieden und Demo-      her für Stabilität in unserer Nach-
zusammen mit unseren Verbündeten        kratie in der Welt einzustehen. Dazu     barschaft Sorge tragen und für eine
und Partnern unter Wahrung der völ-     gehört, mehr Verantwortung zu über-      faire Lastenverteilung eintreten. Ich
kerrechtlichen und unserer verfas-      nehmen, bei robusten Einsätzen und       unterstütze explizit das 2% - Ziel der
sungsrechtlichen Vorgaben, alle In-     bei Friedensmissionen.                   NATO.

                                                                     SPD | SABINE POSCHMANN
               Als Friedenspatei ma-    SPD durchgesetzten Rüstungsexpor-        Ausrüstung statt Aufrüstung!
               chen wir uns weltweit    trichtlinien sind hier eindeutig, müs-   Allerdings bin ich für eine Abkehr
              für Abrüstung und für     sen aber in Zukunft noch verschärft      vom 2% - Ziel der NATO. Nachhaltigen
eine Welt ohne Atomwaffen stark.        werden. Den Einsatz autonomer töd-       Frieden erreichen wir nur durch Dialog
Wir fordern, dass die in Europa und     licher Waffensysteme lehne ich ab.       und Diplomatie. Unser Außenminister
Deutschland stationierten Kern-         Unsere Soldatinnen und Soldaten ver-     Heiko Maas hat die „Allianz für Multi-
waffen endlich abgezogen werden.        dienen die bestmögliche Ausrüstung       lateralismus“ ins Leben gerufen, die
Waffenlieferungen in Kriegsgebiete      und Ausbildung. Deshalb haben wir        bereits wichtige Impulse gesetzt hat.
lehnen wir grundsätzlich ab. Das gilt   der Erhöhung des Verteidigungshaus-
auch für die Ostukraine. Die von der    haltes zugestimmt. Dabei gilt für uns:

6
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                                DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                 Wir setzen vorrangig    gemäß dem Grundsatz „Do-No-Harm“         wehr nötig, noch führt diese langfris-
                 auf die Eindämmung      alles unterlässt, was Krisen und ge-     tig zu mehr Sicherheit in Europa. Haus-
               der Konfliktursachen      waltsame Konflikte befördert. Zudem      haltspolitische Prioritäten müssen
sowie friedliche Streitbeilegung und     sind die finanziellen, personellen und   auf den Prüfstand. Krisenprävention,
Friedensförderung. Wo möglich sollen     strukturellen Voraussetzungen für zi-    die Umsetzung der UN-Nachhaltig-
zivile Maßnahmen der Konfliktbear-       vile Krisenprävention und Friedensför-   keitsziele und Zukunftsinvestitionen
beitung zum Einsatz kommen. Militär      derung zu stärken.                       sind wichtiger denn je. Vor diesem
kann dabei Gewalt verhindern oder        Eine weitere Erhöhung der Verteidi-      Hintergrund lehnen wir das 2% - Ziel
eindämmen, Konflikte jedoch nie          gungsausgaben auf jährlich 2% des        der NATO ab.
langfristig befrieden. Deswegen for-     Bruttoinlandsproduktes ist weder für
dern wir eine kohärente Politik, die     eine adäquate Ausstattung der Bundes-

                                                                              FDP | FRIEDER LÖHRER
                  Die FDP hat in ihrer   rücken. Insbesondere die baltischen      kens autoritärer Regime eine Stär-
                  Regierungszeit den     Staaten müssen sich der uneinge-         kung der Verteidigungsanstrengungen
                Umstieg auf eine Frei-   schränkten Solidarität der NATO sicher   für richtig. Entscheidend ist neben
willigenarmee durchgesetzt. Diese        sein können. Zugleich müssen die USA     den Rüstungsausgaben aber vor allem
Weichenstellung ist bis heute richtig.   ermutigt werden, mit der neuen Admi-     die Sicherstellung der Einsatzfähig-
Angesicht der zunehmenden Aggres-        nistration erneute Schritte zur Abrüs-   keit der Streitkräfte.
sion seitens der Russischen Föderation   tung mit Russland zu verhandeln.
muss wieder die Bündnisverteidigung      Die FDP hält angesichts der weltwei-
in den Mittelpunkt der Anstrengungen     ten Bedrohungslage und des Erstar-

                                                        DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER

                Weniger      Ausland-    rechten in anderen Staaten. Die Bun-     braucht. Ich bin gegen Aufrüstung
                seinsätze, auch keine    deswehr sollte nur zur Verteidigung      und gegen Waffenexporte. Man soll-
               mittelbare Beteiligung    dienen und nur humanitäre Einsätze       te schauen, dass das Geld, was in die
bei Kriegseinsätzen. Gute diplomati-     erfüllen.                                Bundeswehr bereits investiert wird,
sche Beziehungen zu problematischen      Ich bin gegen das 2% - Ziel der NATO.    auch effektiv genutzt wird und nicht
Staaten. Mehr Einsatz bei der Forde-     Geld wird dringender in Bildung, Ge-     für Honorare von auswärtigen Bera-
rung von Einhaltung von Menschen-        sundheit und im Sozialstaat ge-          terfirmen verschwendet wird.

                                                                                                                       7
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
FRAGEN UND ANTWORTEN

2. F LUCHT UND MIGRATION HUMANITÄR
    AUSRICHTEN?
Flucht und Migration nach Europa und nach Deutschland haben seit 2015 aufgrund der Konflikte in Syrien, Irak und
Afghanistan deutlich zugenommen. Eine zwischenzeitliche Beruhigung ist lediglich dem umstrittenen EU-Türkei-
Deal von 2016 zu verdanken. Aus vielen afrikanischen Ländern fliehen weiter Menschen vor Krieg, Armut und
Perspektivlosigkeit. Viele riskieren dabei ihr Leben auf dem Mittelmeer, Tausende sind dort mittlerweile ertrunken.
Aber die grundlegenden Fluchtursachen sind weiter ungelöst und ein gerechtes Verteilungssystem der Geflüchteten
innerhalb der Europäischen Union fehlt noch immer.
Die Evangelische Kirche und ihre Diakonie setzen sich konsequent und in ökumenischem Einvernehmen für Ge-
flüchtete ein. Sie orientieren sich dabei an den Menschenrechten und einem konsequenten Schutz des Grundrechts
auf Asyl. Kirchenasyl ist ein wichtiges Instrument, auch im Rechtsstaat. Aufgrund der humanitären Katastrophe im
Mittelmeer unterstützt die Evangelische Kirche – auch der Kirchenkreis Dortmund – zudem humanitäre Rettungsmis-
sionen im Mittelmeer wie beispielsweise United for Rescue / Sea Watch.

                                                         Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste nächste Schritt
                                                          in der europäischen Flüchtlingspolitik?
                                                         Wie stehen Sie zu humanitären Rettungsmissionen
                                                          im Mittelmeer wie Sea Watch?

                                                                            CDU | KLAUS WEGENER
               Die Versorgung von      reformiert werden. Wir sprechen uns     europaweite Harmonisierung der Auf-
               Schutzsuchenden ist     für die Einrichtung von europäisch      nahmebedingungen.
             eine gemeinsame eu-       verwalteten Entscheidungszentren an     Die humanitären Rettungsaktionen
ropäische Herausforderung. Die EU      den EU-Außengrenzen aus, in denen       finde ich richtig und aktuell unab-
muss mit den Hauptherkunftslän-        der Asylanspruch geprüft werden soll.   dingbar. Dennoch ist dies keine dau-
dern die Zusammenarbeit intensivie-    Daraus kann sich eine EU-Behörde        erhafte Lösung. Diese kann nur in der
ren und Fluchtursachen bekämpfen.      entwickeln, die die Mitgliedstaaten     Bekämpfung der Fluchtursachen und
Dazu ist eine Partnerschaft mit Af-    unterstützt und Koordinationsaufga-     der Schaffung von Lebensperspekti-
rika und eine Stabilisierungspolitik   ben übernimmt.                          ven in den Ursprungsländern liegen.
im Nahen und Mittleren Osten not-      Wir brauchen gemeinsame Standards
wendig. Das EU – Asylsystem muss       im europäischen Asylrecht und eine

                                                                     SPD | SABINE POSCHMANN
                Wir stehen für eine    Zurückschicken von Geflüchteten an      Zukunft sollte aber die EU gewähr-
                humanitäre und so-     den EU-Außengrenzen gestoppt wer-       leisten, dass niemand mehr im Mit-
              lidarische Asyl- und     den. Daneben werden wir das Engage-     telmeer ertrinkt. Wir machen uns für
Flüchtlingspolitik in der EU. Dafür    ment Deutschlands für humanitäre        legale Migrationswege stark, um Men-
brauchen wir ein funktionierendes      Hilfe ausbauen und Fluchtursachen       schenleben nicht unnötig zu gefähr-
Europäisches Asylsystem mit einem      bekämpfen. Zusammen mit Partner-        den. Dafür werden wir eine Brücke zu
solidarischen Verteilungsmechanis-     ländern werden wir uns deshalb dafür    lokalen Akteuren bauen und unsere
mus. Für uns als SPD ist klar, dass    einsetzen, dass der Globale Pakt für    Kommunen unterstützen, wenn sie
das Recht auf Asyl vollumfänglich      Migration umfassend umgesetzt wird.     Geflüchtete aufnehmen möchten.
gewährt werden muss. Daher muss        Private Seenotrettung ist wichtig und
zuallererst das völkerrechtswidrige    darf nicht kriminalisiert werden. In

8
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                                 DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                          Wir fordern     bei müssen Mindeststandards für die       ten derzeit nicht möglich erscheint,
                 einen Neuanfang in       sozialen und rechtstaatlichen Aufnah-     muss eine „Koalition der Willigen“ vo-
                der Fluchtursachenbe-     mebedingungen in den einzelnen Mit-       rangehen und einen eigenen Beitrag
kämpfung, mehr Mittel für Entwick-        gliedstaaten gewährleistet sein.          leisten. Wir stehen fest an der Seite
lungszusammenarbeit und Konflikt-         Wir setzen uns für eine zivile und flä-   zivilgesellschaftlicher Rettungsinitia-
prävention. Ein wichtiger Schritt da-     chendeckende, europäisch koordinier-      tiven und wollen, dass die Kriminali-
bei ist eine gerechte und solidarische,   te und finanzierte Seenotrettung und      sierung und behördliche Behinderung
an den Möglichkeiten der Aufnahme-        Unterstützung von Kommunen ein,           ihrer Arbeit beendet wird.
länder orientierte Teilung der Verant-    die aus Seenot Gerettete aufnehmen
wortung bei Aufnahme und Verteilung       wollen. Da ein gemeinsames Vorge-
von Schutzsuchenden in Europa. Da-        hen aller europäischen Mitgliedstaa-

                                                                                FDP | FRIEDER LÖHRER

                 Wir Freie Demokraten     Deutschland mit gleichgesinnten           meer zu beenden. Solange dies als
                fordern als Kern einer    Staaten vorangehen. Staaten, die sich     staatliche Aufgabe nicht gewährleis-
              Fortentwicklung der Ge-     an dieser „Koalition der Willigen“        tet ist, dürfen private Stellen nicht
meinsamen Europäischen Asylpolitik        nicht beteiligen, müssen mit ange-        behindert werden. Die unter Beteili-
eine verbindliche Verteilung der          messenen Kürzungen von Zuwendun-          gung von Frontex erfolgten „Push-
Schutzsuchenden unter den EU-Staa-        gen aus dem EU-Haushalt rechnen.          backs“ bedürfen der Aufklärung und
ten, es sei denn, sie haben erkennbar     Die Seenotrettung sollte von der Fron-    erfordern schärfere Mechanismen zur
keine Bleibeperspektive. Gelingt eine     tex übernommen werden, um endlich         Verhinderung von Menschenrechtsver-
Einigung auf EU-Ebene nicht, sollte       das grausame Sterben auf dem Mittel-      letzungen.

                                                         DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER

                                                                                    den und die Geflüchteten müssen so-
                Seenotrettung ent-        gungslos aus dem Meer gerettet wer-       lidarisch in Europa verteilt werden.
              kriminalisieren. Staat-     den. Fluchtursachen, wie Krieg und        Humanitären Rettungsmissionen wie
liche Seenotrettung muss im Mittel-       Klimawandel, bekämpfen und nicht          Sea Watch stehe ich positiv gegen-
meer betrieben werden. Frontex            die Geflüchteten. Die Elendslager in      über. Ich habe größten Respekt vor
abschaffen. Menschen müssen bedin-        Griechenland müssen aufgelöst wer-        dem Engagement der Aktivist:innen.

                                                                                                                         9
PRUF WAHL WAHLKREISE IN DORTMUND
FRAGEN UND ANTWORTEN

3. A RMUTSBEKÄMPFUNG ERNEUERN?

Der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung stellt fest, dass die soziale Ungleichheit in Deutsch-
land zunimmt. Die Daten zeigen, dass sich der seit 2005 eingeschlagene Weg eines sanktionsbewehrten „Förderns und
Forderns“ als Sackgasse herausgestellt hat. Denn er verbessert die Situation der Betroffenen nicht nachhaltig, wird
als System der Entmutigung erlebt und ermöglicht ein Leben mit sozialer Teilhabe nur unzureichend.
Kirche und Diakonie engagieren sich in vielfältiger Weise gegen Armut und soziale Ungleichheit. Sie sind Träger von
Projekten zur Arbeitsmarktintegration und Sozial- und Schuldnerberatung, organisieren Sozialkaufhäuser, Kleiderkam-
mern, Tafeln und Suppenküchen. Die Diakonie Deutschland schlägt jetzt vor, die Armutsbekämpfung in Deutschland
neu aufzustellen. Empfohlen wird eine sanktionsfreie und ausreichende Existenzsicherung, verbunden mit anreizorien-
tierten arbeitsmarktpolitischen Hilfen und besseren Angeboten zur Sozialberatung.

                                                       elche Maßnahmen halten Sie für wesentlich zur Überwindung
                                                      W
                                                      der Armut in Deutschland?
                                                      Wie stehen Sie zum Hartz-IV-System?

                                                                                CDU | KLAUS WEGENER
                    Wir haben mit       behalten können. Betriebliche Alters-       ren, z.B. die Generationenrente.
              der Grundrente dafür      vorsorge für alle ist unser Ziel. Bei der   Wir sind gegen das bedingungslose
gesorgt, dass kleine Renten nach lan-   privaten, staatlich geförderten Al-         Grundeinkommen. Berufliche Aus-
ger Erwerbstätigkeit bedarfsgerecht     tersvorsorge brauchen wir einen Neu-        und Weiterbildung in der Grundsiche-
aufgestockt werden, um ein Leben in     start. Zum Beispiel mit einem Stan-         rung ist das Mittel, um aus Hartz IV in
Würde ermöglichen. Wir wollen, dass     dardvorsorgeprodukt, welches ver-           ein eigenverantwortliches Leben zu-
Bezieher staatlicher Transferleistun-   pflichtend für alle Arbeitnehmer:in-        rückzukehren. Wir stehen zum Fördern
gen im Rentenalter grundsätzlich in     nen ist, (mit Widerspruchsoption).          und Fordern.
ihrem Wohneigentum bleiben und          Wir wollen eine neue Form der kapit-
eine angemessene Notlagenreserve        algedeckten Altersvorsorge etablie-

                                                                        SPD | SABINE POSCHMANN
               Der beste Schutz vor     garantie. Hartz IV werden wir durch         Das Hartz-IV-System ist seit längerem
               Armut ist gute Arbeit.   ein Bürgergeld ersetzen, bei dem die        überholt, weshalb nun ein Neuanfang
              Deswegen wollen wir       Regelsätze Teilhabe am sozialen Le-         her muss. Wir wollen einen Sozial-
den Mindestlohn auf 12 Euro anhe-       ben ermöglichen. Sinnwidrige und            staat, der Dienstleister für die Bür-
ben, die Tarifbindung stärken und       unwürdige Sanktionen schaffen wir           ger:innen ist. Das heißt Beratung und
sachgrundlose Befristung abschaf-       ab. Außerdem wird es mit uns eine           Hilfe auf Augenhöhe. Der Staat hat
fen. Außerdem brauchen wir ein          Kindergrundsicherung geben, die aus         eine Bringschuld – nicht andersher-
„Recht auf Arbeit“, also Weiterbil-     einer guten Infrastruktur sowie aus         um. Hier muss ein Umdenken stattfin-
dungs- und Qualifizierungsmaßnah-       einem armutsfesten, gestaffelten            den.
men für alle sowie eine Ausbildungs-    Kindergeld besteht.

10
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                               DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                 Zur Armutsbekämp-      Altersarmut einzudämmen wollen wir       Statt Selbstbestimmung zu fördern,
                 fung braucht es ein    die von der Großen Koalition im letz-    schränkt Hartz IV die Freiheit ein.
               Zukunftsprogramm:        ten Jahr beschlossene Grundrente zu      Deswegen wollen wir eine Garantie-
gute Löhne, einen höheren Mindest-      einer Grünen Garantierente weiterent-    sicherung einführen und damit Hartz
lohn, mehr Tarifbindung und Stärkung    wickeln. So bekämen Menschen mit         IV überwinden. Statt die Menschen
der Sozialversicherungen. Jedes fünf-   langjährigen Beitragszahlungen auf       zu sanktionieren, sollen sie ermutigt
te Kind lebt immer noch in Armut.       unterdurchschnittliche    Einkommen      werden, individuelle Hilfe und Wei-
Das heißt auch die derzeitigen Fami-    nach 30 Versicherungsjahren eine         terbildungsangebote in Anspruch zu
lienleistungen schützen nicht ausrei-   Mindestrente, die bei rund 1.000 Euro    nehmen. Zudem wollen wir die Regel-
chend. Wir fordern daher die Einfüh-    monatlich läge.                          sätze anheben.
rung einer Kindergrundsicherung. Um

                                                                             FDP | FRIEDER LÖHRER
                Bildung ist die ele-    terinnen und -begleiter den jungen       Dazu gehören: 1. Gerechte Hinzuver-
               mentare Voraussetz-      Menschen zur Seite stellen. Bin selbst   dienstregeln, 2. Für Jugendlichen aus
ung für individuelles Vorankommen,      Pate mit einem Aufstiegsscout in ei-     Familien, die ALG II beziehen, bis zur
ein selbstbestimmtes Leben und die      nem solchen Modell.                      Höhe eines Minijobs nichts anrech-
Chance zum sozialen Aufstieg. Wir       Wir Freie Demokraten wollen das Li-      nen. Wir Freie Demokraten wollen das
Freie Demokraten wollen, dass jeder     berale Bürgergeld. Wir wollen ver-       Schonvermögen in der Grundsiche-
Mensch sein volles Potential ein Le-    schiedene steuerfinanzierte Sozial-      rung ausweiten. Wir wollen, dass sich
ben lang ausschöpfen kann. Mein         leistungen – darunter auch das ALG       Eigenverantwortung und Anstrengung
wichtigstes Ziel: Viele sozialpädago-   II – in einer Leistung und an einer      auszahlen.
gisch geschulte Lernprozessbeglei-      staatlichen Stelle zusammenfassen.

                                                       DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER

Chancengleichheit! Alle Kinder müs-     tern abhängen, welchen Bildungs- sanktionsfreie solidarische Mindestsi-
sen in Bildung und Entwicklung die      standard sie erreichen und welchen cherung von 1200 Euro.
gleichen Chancen und Möglichkeiten      Beruf sie ergreifen.
haben. Es darf nicht, wie jetzt vor-    Weg mit Hartz IV! Hartz IV muss über-
herrschend, vom Einkommen der El-       wunden werden und wir brauchen eine

                                                                                                                    11
FRAGEN UND ANTWORTEN

4. B EZAHLBAREN WOHNRAUM SICHERN?

Wohnen ist in Deutschlands Großstädten zu einer zentralen Frage sozialer Gerechtigkeit geworden. Für viele
Menschen wird es immer schwieriger, angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zu finden. Besonders betrof-
fen sind die einkommensschwächsten 20% der Bevölkerung, die im Schnitt etwa 40% des Haushaltseinkom-
mens für Miete aufwenden müssen. Der Wohnungsmangel betrifft aber mittlerweile auch mittlere Einkommen.
Die Diakonie engagiert sich konkret für solche Menschen, die es am Wohnungsmarkt besonders schwer haben. Die
Evangelische Kirche in Deutschland hat jetzt aber auch grundsätzliche Überlegungen zur nachhaltigen und fairen
Gestaltung des Wohnungsmarktes unter der Überschrift „Bezahlbar wohnen“ vorgelegt. Sie fordert zum Beispiel
eine angemessene Ausgestaltung des Wohngeldes, aber auch eine gezielte kommunale Bodenpolitik zur Preis-
dämpfung für das Bauen. Vor allem setzt sie sich für die verstärkte Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus
ein. Dafür zu sorgen, dass jederzeit bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht, sei eine öffentliche Aufgabe.

                                                    ie müssen aus Ihrer Sicht die wohnungspolitischen Weichen
                                                   W
                                                   gestellt werden, um nicht nur für mehr, sondern für mehr
                                                   bezahlbaren Wohnraum zu sorgen?
                                                   Wie stehen Sie zum öffentlich geförderten Wohnungsbau?

                                                                             CDU | KLAUS WEGENER
                 Unser Ziel ist, dass   Wir werden den sozialen Wohnungs-         altersgerechten und barrierefreien
                bis 2025 mehr als 1,5   bau weiter fördern und das Wohngeld       Umbau von Wohnraum zum Beispiel
              Millionen neue Woh-       ab 2022 regelmäßig anpassen. Wohn-        über KfW-Programme unterstützen.
nungen entstehen. Wir führen un-        raum muss auch für Menschen mit           Wir wollen mehr Flächen für den Woh-
sere Wohnraumoffensive fort. Der        geringem Einkommen bezahlbar sein.        nungsbau mobilisieren. Dabei soll
beste Mieterschutz ist ausreichender    Beim sozialen Wohnungsbau werden          geprüft werden, ob z. B. landwirt-
Wohnraum. Wir lehnen den Mieten-        wir mit den Ländern erörtern, ob sie      schaftliche Flächen für Bauland zur
deckel ab, denn nur wenn das Woh-       auf jeden Bundes-Euro mindestens          Verfügung gestellt werden und die
nungsangebot steigt, können Mieten      einen Euro drauflegen und zweckge-        dabei erzielten Einnahmen steuer-
stabil bleiben.                         bunden einsetzen. Wir werden die          begünstigt in den Mietwohnungsbau
                                        erforderlichen Investitionen in den       reinvestiert werden können.

                                                                      SPD | SABINE POSCHMANN

                 Um Mieterinnen und     Wohnungsgemeinnützigkeit und so-          100.000 Sozialwohnungen sein müs-
              Mieter weiter zu ent-     mit ein nicht gewinnorientiertes Seg-     sen. Pro Jahr müssen mindestens eine
lasten, haben wir die Mietpreisbremse   ment auf dem Wohnungsmarkt ein-           Milliarde Euro für sozialen Wohnungs-
verlängert und verschärft. Zusätzlich   führen. Wer preisgünstigen Wohnraum       bau bereitgestellt werden, denn die
brauchen wir ein befristetes Mieten-    anbietet, soll z. B. steuerlich begüns-   Hälfte aller Haushalte in Deutschland
moratorium für angespannte Wohnla-      tigt werden.                              hat Anspruch auf einen Wohnberech-
gen. Das bedeutet, dass die Miete       Öffentlich geförderter Wohnungsbau        tigungsschein. Das muss unser Maß-
dort nur im Rahmen der Inflationsrate   ist unerlässlich. Unser Ziel sind         stab sein.
steigen kann. Zudem wollen wir eine     400.000 Wohnungen pro Jahr, wovon

12
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                               DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                 Mit    der    grünen     gramm Bauflächenoffensive, für ein     ihre wohngemeinnützigen Aktivitäten
                 Wohnraumoffensive        „Hunderttausend- Dächer- und- Häu-     entfallen zudem die Grunderwerbs-
               wollen wir bezahlba-       ser- Programm“ aufgelegt.              steuer, Körperschaftssteuer, Gewerbe-
re Wohnungen erhalten, eine Milli-        Mit unserem Bundesprogramm „Neue       steuer, Grundsteuer und Umsatzsteu-
on neue, günstige Mietwohnungen           Wohngemeinnützigkeit“ erhalten am      er. Im Gegenzug vermieten sie die
schaffen und auf Dauer sichern. Dazu      Gemeinwohl orientierte Investorin-     geförderten Wohnungen an Menschen
wollen wir ein Gesetz und ein Bundes-     nen und Investoren einen Investi-      mit kleinen und mittleren Einkommen
programm „Neue Wohngemeinnützig-          tionszuschuss bis zu 20 Prozent für    und zwar dauerhaft unterhalb der
keit“ in Höhe von 3 Milliarden Euro im    jede neue dauerhaft günstige Woh-      ortsüblichen Miete.
Jahr auflegen. Zudem haben wir zur        nung sowie für Modernisierungen und
Aktivierung von Bauflächen das Pro-       Ankäufe. Für diese Unternehmen und

                                                                             FDP | FRIEDER LÖHRER
                 Wer in eine teu-         Baugenehmigungsverfahren entwi-        ren. Wir wollen zahlungsschwachen
                 re Wohnung zieht,        ckeln. Die Bauordnungen aller Länder   Wohnungssuchenden den Zugang zum
                macht meist eine          müssen harmonisiert werden. Dann       freien Wohnungsmarkt mithilfe eines
günstige frei. Daher ist die erste Pri-   funktioniert auch wieder Angebot und   verbesserten Wohngeldes erleichtern.
orität, das Bauen generell attrakti-      Nachfrage.                             Der öffentliche Wohnungsbau sollte
ver zu machen. Wir Freie Demokraten       Wir Freie Demokraten wollen für        sich vor allem an Menschen richten,
wollen die Genehmigungsverfahren          Menschen mit niedrigem Einkom-         die neben den Finanzen auch andere
vor dem Bauen beschleunigen. Dazu         men Zugang zu günstigem Wohnraum       Hemmnisse auf dem Wohnungsmarkt
wollen wir die Chancen des seriellen      schaffen. Dazu muss sich die soziale   haben.
und modularen Bauens nutzen sowie         Wohnraumversorgung gezielt an der
ein digitales und teilautomatisiertes     Mieterin bzw. dem Mieter orientie-

                                                        DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER

Viel mehr staatliches Bauen von sozi-     ten, vergesellschaften als ultima ra- nungsbaugesellschaften zur Umschif-
alem Wohnraum. Einen bundesweiten         tio.                                  fung der Schuldenbremse und Schaf-
Mietendeckel gegen die wuchernden         Dem öffentlich geförderten Woh- fung von Sozialwohnungen.
Mietpreise. Großkonzerne, die horren-     nungsbau stehe ich positiv gegen-
de Rendite mit Wohnungen machen           über. Ich bin für eine Schaffung von
und somit das Allgemeinwohl belas-        kommunalen und landeseigenen Woh-

                                                                                                                   13
FRAGEN UND ANTWORTEN

5. K LIMAWANDEL STOPPEN!?

Die Hochwasserkatastrophe vor einigen Wochen hat noch einmal deutlich gemacht, dass die Auswirkungen des
Klimawandels schon spürbar sind. In einem bemerkenswerten Urteil vom März 2021 hat das Bundesverfassungsge-
richt festgestellt, dass der Klimaschutz nach Art. 20a GG eine wichtige Aufgabe des Staates ist und das geltende
Klimaschutzgesetz von 2019 als unzureichend kritisiert. Der Bundestag hat daraufhin mit den Stimmen der Regie-
rungskoalition Nachbesserungen beschlossen. Ein wichtiger Faktor der Energieversorgung ist der Ausbau der Win-
denergie. Die NRW-Landesregierung verfolgt das Ziel, das Abstandgebot für Windräder auf 1000 Meter festzulegen.
Die Ev. Kirche setzt sich seit Jahren für die Bewahrung der Schöpfung, für das Leitziel Nachhaltigkeit und eine
wirksame Bekämpfung des Klimawandels ein. Kirchliche Klimaschutzprogramme wurden entwickelt, zum Beispiel
in der Westfälischen Landeskirche. Kirchliche Umweltexperten fordern zudem eine CO2-Bepreisung, die sozialver-
träglich ist und alle Sektoren – Strom, Wärme und Verkehr – umfasst. Die CO2-Bepreisung wurde zuletzt auf
25 Euro/Tonne festgesetzt (bis 2025 auf 55 Euro/t ansteigend).

                                                  Welche Ziele verfolgen Sie hinsichtlich der CO2-Bepreisung?
                                                  Wie stehen Sie zur Debatte um das NRW-Abstandsgebot
                                                   für Windräder (neuerdings 1000 m)?

                                                                             CDU | KLAUS WEGENER
                      Auf dem Weg       dustrie wollen wir den europäischen      und Bürger und an die Betriebe durch
                   zur Klimaneutra-     Emissionshandel im Luftverkehr stär-     Stromverbilligung zurückgeben. Als
              lität setzen wir auf      ken und in Sektoren wie Mobilität,       erstes schaffen wir die EEG-Umlage
effiziente marktwirtschaftliche Inst-   Wärme und Schiffsverkehr so schnell      ab.
rumente als Leitinstrumente, wie den    wie möglich etablieren. Davon ausge-     Hinsichtlich des NRW-Abstandsgebots
Emissionshandel und kompensieren        hend streben wir einen umfassenden       für Windräder bin ich dafür, den Kom-
dadurch entstehende Mehrbelastun-       europäischen Emissionshandel mit         munen weitreichende Mitspracherech-
gen mit gezielten Entlastungen in       einheitlichem Preis und globaler An-     te einzuräumen. Die Entscheidungen
den Bereichen Wohnen und Mobili-        schlussfähigkeit an. Die Einnahmen       hierzu sollten vor Ort getroffen wer-
tät. Aufbauend auf dem europäischen     aus dem Emissionshandel werden wir       den.
Emissionshandel für Energie und In-     in vollem Umfang an die Bürgerinnen

                                                                     SPD | SABINE POSCHMANN

                Wir haben den Kohle-    schonendes Verhalten zu setzen.          wie inkonsequent die CDU beim Kli-
               ausstieg beschlossen     Damit möglichst schnell regenerative     maschutz ist. Wir hingegen wollen,
und mit dem Klimaschutzgesetz ehr-      und bezahlbare Alternativen zur Ver-     dass zwei Prozent der Landesfläche in
geizige Ziele vorgelegt: Deutschland    fügung stehen, brauchen wir mehr         allen Bundesländern für mehr Wind-
wird bis spätestens 2045 klimaneut-     Strom aus Wind- und Sonnenenergie.       kraft an Land ausgewiesen werden.
ral. Um das zu erreichen, müssen wir    Allein bis 2030 sind jährlich ungefähr   Um eine höhere Akzeptanz vor Ort zu
jetzt den Ausbau der Erneuerbaren       10 TWh Strom nötig – das entspricht      erreichen, werden wir die Kommunen
Energien     massiv     voranbringen.   dem Stromverbrauch von Hamburg.          und die Bürger:innen darin unterstüt-
Gleichzeitig muss der CO2-Preis mode-   Ein Abstandsgebot für Windräder ist      zen, die Energiewende zu ihrem Pro-
rat steigen, um Anreize für klima-      deshalb unverantwortlich und zeigt,      jekt, zu ihrem Gewinn zu machen.

14
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                                  DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                Damit Klimaschutz          falls, da das Energiegeld nicht auf die   nieren und dafür ein bundesweites
                sozial gerecht ist,        Grundsicherung angerechnet wird. Um       2-Prozent-Flächenziel verankern. Ab-
               wollen wir die Ein-         Pendler:innen mit niedrigen Einkom-       standsregelungen für Windräder leh-
nahmen aus dem CO2-Preis direkt an         men beim Umstieg auf Bus und Bahn         nen wir dagegen entschieden ab. Ins-
die Bürger:innen in Form eines Ener-       oder ein emissionsfreies Fahrzeug zu      gesamt muss der Ausbau im Einklang
giegeldes pro Kopf zurückgeben. So         unterstützen, legen wir einen Fonds       mit Natur- und Artenschutz erfolgen.
werden Geringverdiener:innen und           auf.                                      Wichtig ist zudem, dass die Kommu-
Familien entlastet, da diese meist ei-     Wir brauchen viel mehr Windräder.         nen von den Erlösen der Windenergie
nen kleinen CO2-Fußabdruck haben.          Wir wollen in einem ersten Schritt die    profitieren.
Bezieher:innen von Arbeitslosengeld        erneuerbaren Energien als zwingend
II oder Sozialhilfe profitieren eben-      für die Versorgungssicherheit defi-

                                                                                 FDP | FRIEDER LÖHRER
                  Die FDP will einen       setzung wollen wir den knappheitsge-      Biodiversität, dem Lärm- und Land-
                 harten CO2-Deckel für     rechten Preis durch den Markt ermit-      schaftsschutz und dem Gesundheits-
                alle Sektoren, plus        teln lassen. Das fördert die Anreize      schutz von Menschen Hand in Hand
freier Preisbildung durch einen Emis-      für technologische Innovation. Die        gehen. Die Abstandsregelung ist ein
sionshandel. Das bedeutet, dass der        zugelassene CO2-Menge soll jährlich       angemessener Kompromiss zwischen
komplette Wärme- und Verkehrsbe-           und planbar so sinken, dass die Zie-      den genannten Schutzzielen.
reich sowie zum Beispiel auch die          le des Pariser Klimaschutzabkommens
Landwirtschaft einbezogen werden           eingehalten werden können.
sollen. Statt staatlicher CO2-Preisfest-   Klimaschutz muss mit dem Schutz der

                                                          DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER
                 Die CO2- Steuer be-       ziele durch diese Einnahmen für die       nen hat Vorrang. Wenn Gesundheits-
                 lastet nur die Armen,     Politik nicht zwingend ist. Es muss       schutz auch durch 800 Meter (Ab-
               die auf das Benzin an-      Bürger:innen eine Alternative gebo-       stand) sichergestellt werden kann,
gewiesen sind, um zur Arbeit zu kom-       ten werden durch guten und kosten-        dann ist auch dies sinnvoll. Wir kom-
men. Reiche können sich immer noch         losen ÖPNV sowie Subventionierung         men jedoch nicht drumherum, alter-
den Sprit leisten und werden ihren         von alternativem Individualverkehr.       native Energiequellen zu schaffen,
Konsum daher nicht einschränken. Zu-       Positive Anreize schaffen, statt Gei-     um schnell klimaneutral zu werden.
dem sind Steuern nicht zweckgebun-         ßelung der Armen.
den, sodass eine Förderung der Klima-      Der Gesundheitsschutz der Bürger:in-

                                                                                                                       15
FRAGEN UND ANTWORTEN

6. M OBILITÄTSWENDE ERMÖGLICHEN?

Das Thema Mobilitätswende spielt eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und dem Bemühen
um Klimaneutralität. Diskutiert werden eine Neuausrichtung des Verkehrssektors und der Mobilitätswirtschaft und
die generellen Ziele und Wege einer solchen Umorientierung in Deutschland. Es geht um Senkung der schädlichen
CO2-Emissionen, des Energieverbrauchs sowie Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung des Verkehrs.
Auch die Evangelische Kirche beschäftigt sich schon länger mit Mobilitätsfragen. So hat vor einiger Zeit eine ost-
deutsche Landeskirche eine Petition für ein Tempolimit von 130 km/h auf den Autobahnen gestartet. Die Evan-
gelische Kirche in Deutschland hat in diesem Jahr mit anderen das „Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende“
gegründet. Dort tritt sie ein für eine sozial gerechte und ökologische Mobilitätswende.

                                                     Welches Instrument ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste für
                                                      eine Mobilitäts- und Verkehrswende?
                                                     Wie stehen Sie zu einem Tempolimit von 130 km/h auf
                                                      Autobahnen?

                                                                              CDU | KLAUS WEGENER
                 Eine starke Schiene     sche Kraftstoffe. Taxiunternehmen,       sowie die Anschlüsse vereinfacht und
                und ÖPNV sind ein        Fahr- und Lieferdienste wollen wir bei   standardisiert werden. Ein bedarfsge-
               bedeutender Faktor für    der Umstellung und bei Ladesäulen        rechtes Grundangebot im öffentlichen
die Dekarbonisierung des Verkehrs.       unterstützen. Ein Dieselfahrverbot       Verkehr ist ein Muss – auch auf dem
Dazu werden wir Lücken im Strecken-      lehnen wir ebenso ab, wie ein ge-        Land. Digitale Echtzeitinformationen
netz schließen und Strecken elekt-       nerelles Tempolimit auf Autobahnen       mit alternativen Empfehlungen für
rifizieren. Wir werden den Umstieg       und setzen auf innovative Verkehrs-      die Weiterfahrt sind selbstverständ-
in emissionsfreie Mobilität attrak-      steuerung. Schnellladesäulen müssen      lich. Mobilitätsservices, Sharing-,
tiv gestalten und setzen neben der       bundesweit innerhalb von zehn Mi-        Roller-, Rad- und Fußverkehr müssen
Elektromobilität auch auf syntheti-      nuten erreicht und das Bezahlsystem      integriert werden.

                                                                      SPD | SABINE POSCHMANN
                Egal ob auf dem Land     Fliegen. Dafür werden wir alle Groß-     Schienen elektrifizieren. Kommunen
                oder in der Stadt, je-   städte an das Fernverkehrsnetz anbin-    werden wir mit einem Austauschpro-
               der Mensch hat das        den und neue Zug- und Nachtzugver-       gramm unterstützen, damit bis 2030
Recht auf einen Anschluss an den öf-     bindungen in unsere Nachbarländer        alle Busse und Bahnen im Nahverkehr
fentlichen Verkehr. Deshalb wollen       einrichten. Die Deutsche Bahn muss       klimaneutral fahren.
wir eine Mobilitätsgarantie einfüh-      sich wieder auf ihr Kerngeschäft kon-    Ein Tempolimit von 130 km/h auf Au-
ren. Unser Schwerpunkt ist dabei der     zentrieren und sich am Gemeinwohl        tobahnen unterstütze ich, weil es
Schienenverkehr, den wir mit einem       ausrichten. Dazu gehört, alte Bahn-      nachweislich die Umwelt schützt und
Mobilitätsplan 2030 auf ein neues Ni-    strecken zu reaktivieren. Um den Kli-    Unfallzahlen senkt.
veau bringen wollen. Zugfahren muss      maschutz voranzubringen, wollen wir
attraktiver und günstiger sein als       bis 2030 mindestens 75 Prozent der

16
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                                DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                 Es braucht eine um-     freundliches Verkehrssystem. Verkehr-    enteren Verkehrsfluss und verringert
                 fassende Verkehrs-      spolitik muss jetzt einen neuen Stel-    Staus. Weiterhin unterstützt ein Tem-
               wende, durch die wir      lenwert bekommen für lebenswerte         polimit die Ausweitung von Elektro-
Mobi- lität neu gestalten können.        Städte und Klimaschutz.                  mobilität und Automatisierung sowie
Dazu haben wir Grüne im Bundestag        Wir setzen uns für die allgemeine        grundsätzlich eine Veränderung der
zahlreiche Initiativen eingebracht für   Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h       Verkehrskultur, die nicht länger auf
besseren Bahnverkehr, die Förderung      auf Autobahnen ein. Eine solche Re-      das mögliche Ausfahren von PS- und
von Elektroautos, den Ausbau von         gelung verhindert große Geschwin-        Geschwindigkeitspotenzialen abzielt.
Radwegen, den Abbau ökologisch           digkeitsunterschiede und dadurch
schädlicher Subventionen und für         verursachte gefährliche Verkehrssi-
gezielte Investitionen in ein umwelt-    tuationen. Sie sorgt für einen effizi-

                                                                             FDP | FRIEDER LÖHRER

Statt Mobilität zu verbieten, muss sie   steuerte Sammeltaxis. Beim Individu-     Die FDP lehnt ein generelles Tempoli-
klimafreundlicher werden. Die FDP        alverkehr müssen die politischen An-     mit auf Autobahnen ab. Es ist kein
spricht sich gerade in Dortmund für      reize offen für alle klimafreundlichen   verhältnismäßiges Mittel zum Klima-
den massiven Ausbau des öffentlichen     Technologien sein und neben Elektro-     schutz.
Personennahverkehrs aus, inklusive       mobilität auch Wasserstoff und alter-
On-Demand-Angebote für digital ge-       native Kraftstoffe einbeziehen.

                                                        DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER

                                                                                  Ich unterstütze ein Tempolimit von
Kostenloser und ausgebauter ÖPNV.        zum Individualverkehr. Ausbau von        130 km/h auf der Autobahn. Es
Starke Förderung von Alternativen        Ladestationen für Elektroautos.          schützt Menschen und die Umwelt.

                                                                                                                    17
FRAGEN UND ANTWORTEN

7. D EMOKRATIE VERTEIDIGEN, ABER WIE?

Die liberale Demokratie und der Rechtsstaat scheinen in Europa und den USA nicht so selbstverständlich wie lange
gedacht. Die Präsidentschaft Trumps und der Sturm auf das Capitol, die Untergrabung von Rechtsstaat und Presse-
freiheit in Polen und Ungarn sind dafür Beispiele, aber auch das Erstarken rechtspopulistischer Parteien in etlichen
europäischen Ländern, nicht zuletzt in Deutschland. Populismus und illiberale Haltungen bedrohen die Demokratie
von innen. Auch eine sinkende Wahlbeteiligung deutet auf eine wachsende Entfremdung von der Demokratie hin.
Die Evangelische Kirche hat aufgrund ihrer Verflechtung mit der Obrigkeit lange gebraucht, den Wert der Demokratie
anzuerkennen. Heute vertritt sie die Überzeugung, dass das christliche Menschenbild und die evangelische
Sozialethik ein klares Bekenntnis zur Demokratie nach dem Grundgesetz fordern. Mit Sorge sieht sie die aktuellen
Bedrohungen der Demokratie.

                                                    Demokratie braucht Demokrat:innen. Haben Sie Ideen, wie
                                                     den Bürger:innen der Wert der Demokratie wieder deutlicher
                                                     gemacht werden kann?
                                                    Sollte für eine bessere Wahlbeteiligung vielleicht eine
                                                     Wahlpflicht eingeführt werden?

                                                                              CDU | KLAUS WEGENER
                 Zur Demokratie ge-      re in Schulen, Vereinen und Sozialen     Grenze ist aber überschritten, wenn
                hört Meinungsfrei-       Netzwerken. Zur Extremismusbekämp-       Kommunalpolitiker und andere Re-
               heit. Wir wollen mit      fung sind alle notwendigen Instru-       präsentanten des Staates angegriffen
gezielter Bildungsarbeit und mit allen   mente zu nutzen: Verbote von verfas-     werden.
Mitteln, die dem wehrhaften Rechts-      sungsfeindlichen Organisationen und      Ich bin gegen eine Wahlpflicht, son-
staat und einer demokratischen Ge-       Vereinen, Verbote von Symbolen des       dern stattdessen für die Herausstel-
sellschaft zur Verfügung stehen,         Hasses und des Terrors, Einreise- und    lung der Vorzüge unseres demokra-
darauf hinwirken, dass jede proble-      Aufenthaltsverbote, Ausweisungen,        tischen Rechtsstaats und der damit
matische Entwicklung im persönli-        Abschiebungen und Grundrechtsver-        einhergehenden Bürgerrechte und
chen Umfeld frühzeitig erkannt und       wirkungen. Demokratie lebt von der       -pflichten.
begegnet werden kann, insbesonde-        Kontroverse, Kritik und Protest. Die

                                                                      SPD | SABINE POSCHMANN
                  Den Wert unserer De-   Vorschlag blockiert. Darüber hinaus      ger Grundpfeiler unserer Demokratie,
                  mokratie vermitteln    wollen wir das Bundesprogramm „De-       auch bei uns in Dortmund. Mit der
                vor allem engagierte     mokratie leben!“ ausbauen – eine tra-    Erhöhung der Ehrenamtspauschale
Menschen vor Ort. Um langfristige zi-    gende Säule der Präventionsarbeit.       haben wir diesen Einsatz gewürdigt.
vilgesellschaftliche Netzwerke zu ent-   Dortmund beteiligt sich an dem Pro-      In Zukunft werden wir das Ehrenamt
wickeln und damit den gesellschaftli-    gramm und zeigt, wie wichtig solche      weiter unterstützen.
chen Zusammenhalt in unserer Ge-         Maßnahmen sind. Außerdem werden          Ich bin davon überzeugt, dass wir die
sellschaft zu stärken, haben wir das     wir die politische Bildung stärken und   Menschen mit Konzepten und Ideen
Demokratiefördergesetz auf den Weg       den Zugang dazu erleichtern. Ehren-      für Politik begeistern können. Des-
gebracht. Leider hat die Union diesen    amtliches Engagement ist ein wichti-     halb lehne ich eine Wahlpflicht ab.

18
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                                DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                Eine lebendige Zivil-   Willensbildung. Deswegen wollen wir        len ist Kernstück unserer demokrati-
                gesellschaft ist ele-   Grüne, dass sie ihrer Arbeit in Zukunft    schen Grundordnung. Bündnis 90/Die
               mentar für die politi-   gut abgesichert, ohne Einschüchte-         Grünen werben dafür, dass möglichst
sche Auseinandersetzung in unserer      rung und Kriminalisierung nachgehen        viele Menschen, dieses grundlegen-
Demokratie. Engagierte Menschen,        können. Mit einem Demokratieförd-          de und in der deutschen Geschichte
vor allem Ehrenamtler:innen in In-      ergesetz in der nächsten Legislatur-       schwer errungene Recht auch wahr-
itiativen, Verbänden, Vereinen oder     periode wollen wir ihr Engagement          nehmen. Dies sollten die Menschen
NGOs, stärken den Zusammenhalt,         nachhaltig, projektunabhängig und          aber in freier Entscheidung tun.
tragen dazu bei, wichtige Anliegen      unbürokratisch finanziell absichern.
auf die öffentliche Tagesordnung zu     Das Recht auf allgemeine, unmittel-
setzen und leisten ihren Beitrag zur    bare, freie, gleiche und geheime Wah-

                                                                              FDP | FRIEDER LÖHRER
                  Die FDP sieht hier    sen sind. Im Sinne der Kirche, alle –      den jeweiligen Respekt der jeweili-
                zwei Hauptansatz-       unabhängig von Glaube und Religi-          gen, anderen Teilseite der Münze ver-
               punkte. Zum einen die    onszugehörigkeit – als Kinder Gottes.      dient.
Stärkung des Vertrauens in das Die-     Die FDP sieht neben der Freiheit das       Nein, eine Wahlpflicht sollte nicht
nen der Politiker am Bürger. Zum an-    Netz der Sozialen Marktwirtschaft als      eingeführt werden. Neben grundsätz-
deren das nüchterne, ehrliche Aufzei-   den Garanten für unsere Demokratie.        lichen Verfassungsbedenken, zeigen
gen der Zusammenhänge und des           Es heißt nicht Marktwirtschaft und         Länder mit Wahlpflicht keine bessere
damit verbundenen Netzes, in dem        nicht Sozialwirtschaft. Es ist der Aus-    Entwicklung im Blick auf demokrati-
wir gemeinsam aufeinander angewie-      gleich der Interessen, der aber auch       sche Teilhabe, als die Länder ohne
                                                                                   Wahlplicht.

                                                       DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER

Es braucht in der Schule ein eigenes    wir sie brauchen. Man sollte die Frei-     eigenen Positionen vertritt, muss man
Fach Demokratie, in dem gelehrt wird,   heit haben selbst zu entscheiden, ob       die Freiheit besitzen nicht zu wählen.
wie man debattiert und lernt wie        man wählen geht. Wenn man der Mei-
wertvoll Demokratie ist und warum       nung ist, dass es keine Partei gibt, die

                                                                                                                      19
FRAGEN UND ANTWORTEN

8. RECHTSPOPULISMUS ENTGEGENTRETEN?

In einem bisher nicht gekannten Ausmaß hat sich in Deutschland eine politische Kraft mit rechtspopulistischer,
teilweise sogar rechtsextremistischer Ausrichtung in den Parlamenten festgesetzt. Teile der AfD werden zwar
vom Verfassungsschutz beobachtet, trotzdem hat sie beachtliche Wahlerfolge erzielt – in manchen Bundesländern
konnte sie nahezu ein Drittel der Wählerschaft gewinnen. Diese Partei wird voraussichtlich für längere Zeit ein
relevanter Teil des politischen Systems bleiben.
Die Kirche in Dortmund und Lünen hat sich eingehend mit dem Parteiprogramm der AfD beschäftigt und diese
Analysen sogar veröffentlicht. Zudem hat die Dortmunder Kreissynode erklärt: Rechtspopulismus ist keine Option.
Denn die Grundüberzeugungen des Rechtspopulismus und des christlichen Glaubens passen nicht zueinander.
Das ergibt sich u.a. aus dem christlichen Menschenbild und dem biblischen Verständnis von Nächstenliebe.

                                           as ist Ihr Konzept gegen den politischen Rechtspopulismus?
                                          W
                                          Wie würden Sie sich verhalten, wenn Ihre Partei Absprachen mit
                                           der AfD im Bundestag eingehen möchte?

                                                                              CDU | KLAUS WEGENER
                Wir treten jeder Form    lich-demokratische     Grundordnung.     müssen Antisemitismus klar benen-
                von Extremismus und      Wir setzen uns dafür ein, Spezial-       nen und bekämpfen. Dem Deutschen
              Rassismus, jeder Form      einheiten der Polizei für sogenannte     Bundestag sollen künftig regelmäßig
von Gewalt und Terror, entschieden       „Cold Cases“ zu schaffen, um unge-       Extremismus-Berichte der Bundes-
entgegen – unabhängig davon, ob          klärte schwere Straftaten mit mögli-     regierung vorgelegt werden, die ge-
es sich um Rechts- oder Linksextre-      cherweise rechtsextremistischem Hin-     samtgesellschaftliche Entwicklungen
misten oder gewaltbereite Islamis-       tergrund auf neue Ermittlungsansätze     mit Blick auf Demokratiefeindlichkeit,
ten handelt. Der Rechtsextremismus       zu überprüfen. Es liegt in unser aller   Antisemitismus und Rassismus aus-
bleibt die größte Bedrohung für un-      Verantwortung, antisemitischem Hass      leuchten. Absprachen der CDU mit
sere offene Gesellschaft und freiheit-   entschlossen entgegenzutreten. Wir       AfD sind für mich nicht tolerierbar.

                                                                       SPD | SABINE POSCHMANN
                     Der wachsende       die Spaltung zwischen Stadt und          nehmen. Beim Klimawandel bedeutet
                 Rechtspopulismus        Land. Dafür müssen wir Vermögen          das konkret, den CO2-Preis moderat
               ist eine große Gefahr     endlich gerecht besteuern und die        zu erhöhen und Geringverdienende zu
für unsere Demokratie. Wir müssen        Mittelschicht entlasten. Durch mehr      entlasten.
daher versuchen, die Menschen wie-       Tarifverträge, Weiterbildungen und       Für mich und meine Partei ist klar,
der zurückzugewinnen, in dem wir         einen Mindestlohn von 12 Euro wer-       dass wir jede Art der Zusammenarbeit
Antworten geben, Ängste nehmen           den wir gute und sichere Arbeit schaf-   mit der AfD ausschließen. Die SPD war
und Lösungen anbieten. Das schaffen      fen. Wichtig ist, dass wir niemanden     immer standhaft gegen Rechts und
wir nur, wenn wir drängende Proble-      für einen bestimmten Lebensstil ver-     wird es auch in Zukunft bleiben.
me angehen: die wachsende soziale        urteilen, sondern die Menschen bei
Ungleichheit, den Klimawandel und        den kommenden Veränderungen mit-

20
FRAGEN UND ANTWORTEN

                                                                 DIE GRÜNEN | MARKUS KURTH
                 Wir stehen seit un-      Zeit – für eine ökologische, weltoffe-    einer schleichenden Normalisierung
                serer Gründung ge-        ne, demokratische und feministische       solcher Positionen entgegen und zei-
               gen Nationalismus und      Gesellschaft. Wir kommunizieren wer-      gen Widersprüche in Positionen und
Rechtsextremismus ein und setzen          tebasiert und halten an einer diskri-     Verhalten von rechtspopulistischen
uns mit rechtspopulistischer Politik      minierungsfreien Sprache fest. Hass       Akteuren klar auf.
auseinander. Dabei arbeiten wir uns       und Hetze lassen wir nicht unkom-         Unser Ziel ist es, die Demokratie zu
nicht an rechtsextremen und rechts-       mentiert. Demokratiefeindlichen, an-      schützen und zu stärken. Eine Abspra-
populistischen Positionen ab, sondern     timuslimischen, rassistischen, anti-      che mit der AfD im Bundestag wird es
streiten für unsere eigenen Ziele. Wir    semitischen oder menschenverach-          nie geben.
arbeiten an progressiven Antworten        tenden Aussagen widersprechen wir
auf die tatsächlichen Fragen unserer      klar und direkt. Wir wirken damit

                                                                                FDP | FRIEDER LÖHRER
                 Das beste Konzept        Form von Populismus nicht vereinbar.      Reichsacht belegt wurde, weil die hier
                 ist immer ein eige-      Das Menschenbild ist der Unterschied.     ansässigen Juden im Schutz dieser
               nes, also nicht das Ar-    Ich erlaube mir aber hier auch darauf     mutigen Stadt (!) ihren ‚Zahlungen‘
gumentieren und Palavern gegen,           hinzuweisen, dass es solche Verfeh-       nicht nachgekommen sind. Ein faszi-
sondern das Aufzeigen und Erläutern       lungen in unserem Land zur Genüge         nierendes Thema!
der eigenen Vision. Wir als FDP ste-      auch aus christlichem Bild in den         Der Bundesvorstand der FDP hat klar
hen für ein selbstbestimmtes Leben        letzten 1.000 Jahren gegenüber Ju-        beschlossen, dass es keine Form der
in Freiheit. Dies muss für alle Men-      den gegeben hat. In drei Jahren wird      Zusammenarbeit mit der AfD geben
schen in unserem Land gelten und          es 725 Jahre zurückliegen, dass die       wird. Die Frage stellt sich daher über-
möglich sein. Allein dies ist mit jeder   Freie Reichsstadt Dortmund mit der        haupt nicht.

                                                         DIE LINKE | ANN-CHRISTIN HUBER

Mehr staatliche Projekte zur Aufklä-      tisemischen Handlungen und Verbot         ren und im Zweifel aus der Partei aus-
rung gegen Rechtspopulismus und           von rechtsextremen Vereinigungen          treten.
Menschenfeindlichkeit. Konsequente        und Parteien.
soziale Ächtung. Konsequente Straf-       Ich würde gegen eine Absprache mei-
verfolgung von rassistischen und an-      ner Partei mit der AfD stark protestie-

                                                                                                                        21
Sie können auch lesen