EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST

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EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
Kirchengemeinde Übach‐Palenberg

                                                  EVANGELISCH
             Gemeindebrief der Evangelischen

                                                                  IN ÜBACH‐PALENBERG
                                                                                                     FEBRUAR / MÄRZ
Grafik: Juliette Pita

                                               „Worauf bauen wir?“ – Weltgebetstag am 5. März 2021

                       ANDACHTEN FÜR DIE                                                WELTGEBETSTAG    , S.
                       KOMMENDEN WOCHEN, S.                                              WOCHEN OHNE, S.
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
EDITORIAL

   Inhaltsverzeichnis                                          Editorial
   Wie lange noch? ..................................          Nun ist 2020 endlich rum – „Gott sei
   Weltgebetstag             ............................      Dank“, mag manch einer sich denken.
   Andachten ...........................................       Wohl wahr, sonderlich berauschend
   Amtshandlungen ...............................              war das vergangene Jahr nun wirklich
   Gottesdienst zum Valentinstag ........                      nicht. Das Corona‐Virus hat ja unser Le‐
    Wochen ohne ..................................             ben nicht wenig durcheinander ge‐
   KinderKirche ......................................         bracht und dafür gesorgt, dass – zur
   KinderBibelWoche .............................              Zeit immer noch! – fast nichts mehr
   Alte Zahnbürsten ..............................             „normal“ ist.
   Zum     . Todestag Luthers ..............                       Das neue Jahr macht nun aber lei‐
   Kinderseite .........................................       der nicht alles neu – zumindest macht
   Adressen und Telefonnummern .......                         es nicht alles besser. Wie lange wir mit
                                                               den Corona‐Beschränkungen klar zu
                                                               kommen haben, das ist noch immer
                                                               überhaupt nicht abzusehen. Doch ist
                                                               dies für uns kein Grund zur Resignati‐
                                                               on. Zumindest für unseren Gemeinde‐
                                                               brief bedeutet dies, dass wir ihn auch
                                                               in dieser Ausgabe so füllen, wie wir es
                                                               schon in den letzten Monaten getan
                                                               haben: nämlich mit Andachten für je‐
                                                               den Sonn‐ und Feiertag.
                                                                   Ansonsten müssen wir als Kirchen‐
                                                               gemeinde weiterhin „auf Sicht fah‐
                                                               ren“. Doch sollten wir uns ein Wort
   Jesus antwortete:                                           Selma Lagerlöfs zu Herzen nehmen:
   Ich sage euch:                                              Wir sollen nicht ängstlich fragen, was
   Wenn diese                                                  denn noch alles kommen wird. Son‐
   schweigen werden,                                           dern darauf gespannt sein, was Gott
   so werden                                                   mit uns noch alles vorhat.
   die Steine schreien.
   Lukas 19,40 – Monatsspruch März 2021

       Impressum
       Der Gemeindebrief „Evangelisch in Übach‐Palenberg“ wird herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen
       Kirchengemeinde Übach‐Palenberg, vertreten durch den Vorsitzenden, Pfarrer Christian Justen.
       Redaktion: Jana Eickvonder, Christian Justen (v. i. S. d. P.), Renate de Kleine, Angelika Krakau
       Anschrift der Redaktion: Maastrichter Straße 47, 52531 Übach‐Palenberg
       Gestaltung: Christian Justen. Druck: Gemeindebriefdruckerei Harms, Martin‐Luther‐Weg 1, 29393 Groß Oesingen
       Auflage: 3 300
       Bei der Gestaltung dieser Ausgabe kam ausschließlich Open‐Source‐Software zum Einsatz.
                                                                                   bruar 2021
                                                         nächst e Au sgabe: 15. Fe
                                               s für die
   2                       Reda   ktionsschlus
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
AKTUELLES

Wie lange noch? – Ein Jahr mit Corona
Wir waren wohl wieder einmal zu opti‐     merhin konnten wir in schon beinahe
mistisch, als wir im letzten Gemeinde‐    gewohnter Weise Online‐Gottesdiens‐
brief ankündigten, nun wieder mit Prä‐    te aufzeichnen, die auf recht große Re‐
senzgottesdiensten zu beginnen. Tat‐      sonanz stießen. (Die Zahl derer, die
sächlich haben wir auch zwei Got‐         den Gottesdienst zum Weihnachtstag
tesdienste in der Erlöserkirche ge‐       online mitgefeiert haben, übertraf die
feiert, nämlich am zweiten und dritten    „übliche“ Zahl der Gottesdienstbesu‐
Advent. Dann aber hat unser Presbyte‐     cher am Weihnachtsmorgen doch er‐
rium – notgedrungen – wieder die          heblich!)
„Reißleine“ gezogen.                          Aber nicht nur die Gottesdienste,
    Angesichts der Verschärfung der       sondern auch alle anderen Präsenzan‐
Corona‐Maßnahmen durch die Politik        gebote müssen derzeit ruhen. Die Kin‐
und vor allem auch angesichts der bun‐    der‐ und Jugendarbeit ist wieder mit
desweit extrem gestiegenen Infekti‐       Onlineangeboten aktiv – da haben un‐
onszahlen erschien es uns unverant‐       sere Mitarbeitenden im vergangenen
wortlich, dem Virus auch nur die aller‐   Jahr viele Erfahrungen gesammelt.
kleinste Gelegenheit zu bieten, sich      Mehr noch: Die digitalen Angebote der
weiter zu verbreiten. Natürlich, unsere   Kinder‐ und Jugendarbeit unserer Ge‐
Landeskirche hat ein umfassendes und      meinde gelten (nicht nur) im Kreis
für alle Kirchengemeinden im Rhein‐       Heinsberg als vorbildlich, wir gelten in
land verbindliches Schutzkonzept ent‐     dieser Hinsicht sozusagen als „Vorbild‐
wickelt, das auch bei uns Anwendung       gemeinde“.
findet. Und wir gehen auch davon aus,          Ende Februar jährt sich für uns der
dass infolgedessen es im Zusammen‐        Beginn der Coronakrise. Damals, am
hang mit unseren Gottesdiensten zu
keinen Infektionen gekommen ist. Nur:     Viel Beachtung fand der Online‐Familiengottes‐
                                          dienst zum Heiligen Abend, in dessen Mittelpunkt
Hundertprozentig sicher sein können       das musikalische Märchen „Abendstern und Frie‐
wir uns da ebenso wenig wie irgendei‐     densengel“ stand. Conny Vystrcil hat dazu dieses
ne andere Kirchengemeinde, denn auf‐      Bild gestaltet.
grund der extrem hohen Infektions‐
zahlen ist eine Nachverfolgbarkeit der
Infektionsketten letztlich längst nicht
mehr gewährleistet.
    Besonders ärgerlich war es für uns,
dass gerade die Weihnachtsgottes‐
dienste von der Entscheidung be‐
troffen waren. Zum ersten Mal seit
1944 konnten wir an Heiligabend und
an den Weihnachtstagen keine Gottes‐
dienste in unseren Kirchen feiern. Im‐
                                                                                         3
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
AKTUELLES

   Aschermittwoch 2020, dachte ich           lange der gegenwärtige Lockdown an‐
   noch, die Sache mit diesem Virus wür‐     halten wird. Unser Presbyterium wird
   de sich in zwei oder drei Wochen erle‐    erst Ende Januar darüber beraten kön‐
   digt haben. Niemals wäre ich auf den      nen, wie es weitergeht und was in na‐
   Gedanken gekommen, dass wir uns           her Zukunft wieder möglich sein wird.
   noch ein knappes Jahr später weiter       Das einzige, was zur Zeit sicher ist: Wir
   mit der Frage beschäftigen müssen, in     führen die bewährten Angebote, die
   wieweit wir uns durch das Coronavirus     wir in der Coronazeit entwickelt ha‐
   einschränken müssen. Fest steht nur,      ben, fort. Unser Gemeindebrief ist da‐
   dass noch immer gar nichts gewiss ist.    her wieder gefüllt mit Andachten für
      In der Zeit, zu der ich diese Zeilen   die Sonntage der kommenden Wo‐
   schreibe, ist noch nicht absehbar, wie    chen. Wir bereiten für die Sonn‐ und
                                                        Feiertage weiterhin You‐
                                                        Tube‐Gottesdienste vor. Wir
                                                        setzen auch weiterhin auf
                                                        digitale und Mitnehm‐Ange‐
                                                        bote. Und wir sind natürlich
                                                        auch weiterhin für Sie da:
                                                        Auch wenn wir die persönli‐
                                                        chen Kontakte („face to
                                                        face“) aus guten Gründen
                                                        einschränken müssen, so
                                                        sind (gottlob!) die Kontakte
                                                        auf den anderen Kommuni‐
                                                        kationswegen doch weiter‐
                                                        hin möglich: Rufen Sie uns
                                                        an, schreiben Sie uns – auch
                                                        per E‐Mail oder WhatsApp!
                                                           Und ich hoffe, dass wir
                                                        dann vielleicht doch im
                                                        nächsten      Gemeindebrief
                                                        endlich, endlich bessere
                                                        Nachrichten haben.
                                                                      Christian Justen

                                                              Freut euch darüber,
                                                                dass eure Namen
                                                                      im Himmel
                                                                verzeichnet sind!
                                                       Lukas 10,20 – Monatsspruch Februar 2021

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EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
WELTGEBETSTAG

Worauf bauen wir? – Weltgebetstag 2021 aus Vanuatu
Felsenfester Grund für alles Handeln           Temperaturen und veränderte Regen‐
sollten Jesu Worte sein. Dazu wollen           muster lassen Früchte nicht mehr so
die Frauen aus Vanuatu in ihrem Got‐           wachsen wie früher. Zudem steigt
tesdienst zum Weltgebetstag 2021 er‐           nicht nur der Meeresspiegel, sondern
mutigen. „Worauf bauen wir?“ heißt             auch die tropischen Wirbelstürme
das Motto des Weltgebetstags aus Va‐           werden stärker. So zerstörte zum
nuatu, in dessen Mittelpunkt der Bibel‐        Beispiel 2015 der Zyklon Pam einen
text aus Matthäus 7,24–27 stehen wird.         Großteil der Inseln. Um den Um‐
Denn nur das Haus, das auf festem              weltschutz zu stärken, gilt seit zwei
Grund stehe, würden Stürme nicht ein‐          Jahren in Vanuatu ein rigoroses Plastik‐
reißen, heißt es in der                                          verbot. Die Nutzung
Bibelstelle bei Matthä‐                                          von      Einwegplastik‐
us. „Wo wir Gottes                                               tüten,     Trinkhalmen
Wort hören und da‐                                               und Styropor ist ver‐
nach handeln, wird                                               boten. Wer dagegen
das Reich Gottes                                                 verstößt, muss mit
Wirklichkeit. Wo wir                                             einer Strafe von bis
uns daran orientieren,                                           zu 900 Dollar rech‐
haben wir ein festes                                             nen.
Fundament – wie der                                                  Doch nicht alles in
kluge Mensch im bibli‐                                           dem Land ist so
schen Text. Unser                                                vorbildlich. So sitzt im
Handeln ist entschei‐                                            vanuatuischen Parla‐
dend“, sagen die                                                 ment keine einzige
Frauen in ihrem Got‐                                             Frau. Auf sogenann‐
tesdienst.                                                       ten    Mammas‐Märk‐
    Ein Ansatz, der in                                           ten verkaufen viele
Vanuatu in Bezug auf                                             Frauen das, was sie
                        Grafik: Juliette Pita
den       Klimawandel                                            erwirtschaften kön‐
bereits verfolgt wird. Denn die 83             nen: Gemüse, Obst, gekochtes Essen
Inseln im Pazifischen Ozean sind vom            und einfache Näharbeiten. So tragen
Klimawandel betroffen wie kein                  sie einen Großteil zum Familien‐
anderes Land, und das, obwohl es               einkommen bei. Die Entscheidungen
keine Industrienation ist und auch             treffen die Männer, denen sich Frauen
sonst kaum CO2 ausstößt. Die                   traditionell unterordnen müssen.
steigenden Wassertemperaturen ge‐                               www.weltgebetstag.de
fährden Fische und Korallen. Durch
deren Absterben treffen die Wellen mit            Ob und wann wir einen Gottesdienst
voller Wucht auf die Inseln und tragen             zum Weltgebetstag feiern können,
sie Stück für Stück ab. Steigende                 steht bislang leider noch nicht fest!
                                                                                       5
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
SEXAGESIMAE – . FEBRUAR

   Andacht für den 7. Februar 2021
   Denn lebendig ist das Wort Gottes,         Gottes stärkt uns Menschen. Gibt uns
   wirksam und schärfer als jedes zwei‐       Kraft für unseren eigenen Lebensweg.
   schneidige Schwert; es dringt hin‐         Lässt uns darüber hinaus den Nächsten
   durch bis zur Scheidung von Seele und      nicht aus dem Blick verlieren. Das Wort
   Geist, von Mark und Bein und urteilt       Gottes, das lebendige, weckt unsere
   über Regungen und Gedanken des             Lebensgeister. Es ermutigt uns, den
   Herzens. Und kein Geschöpf ist ver‐        Weg durchs Leben unter die Füße zu
   borgen vor ihm, sondern alles ist          nehmen. Es macht uns Mut, Probleme
   nackt und bloß vor den Augen dessen,       in Angriff zu nehmen und Schwierigkei‐
   dem wir Red und Antwort zu stehen          ten zu bewältigen. Es schenkt uns Aus‐
   haben. (Hebräer 4,12f)                     dauer, wo schnelle Lösungen nicht in
                                              Sicht sind. Es schenkt uns Geduld, wo
   Was ist das Wort Gottes? Es begegnet       Mitmenschen uns auf die Nerven ge‐
   uns im Alten wie im Neuen Testament.       hen. Es schenkt uns den liebevollen
   Es begegnet uns in dem Bund, den           zweiten Blick, wo jemand uns auf den
   Gott mit seinem Volk Israel für alle ge‐   ersten Blick fremd und unsympathisch
   schlossen hat und in dem wir jetzt Mit‐    ist.
   erben der Verheißungen des Herrn                Und zweitens: Das Wort Gottes ist
   sind. Das Wort Gottes begegnet uns in      wirksam. Das Wort Gottes tut das, was
   den Erzählungen von Abraham und Sa‐        Gott will, es kommt nicht ohne Erfolg
   rah, von Isaak und Jakob, von Ruth         zu ihm zurück. Jesaja gebraucht das
   und Hannah. Es begegnet uns in der         Bild vom Regen und vom Schnee, der
   Botschaft der Propheten. Das Wort          die Erde befeuchtet mit allen guten
   Gottes begegnet uns im Bericht der         Folgen für Wachstum und Ernte. So ist
   Evangelien, in den Briefen des Apostel     Gottes Botschaft, sein Wort, seine gu‐
   Paulus. Das Wort Gottes begegnet uns       te Nachricht: Es kommt zu uns Men‐
   schließlich und vor allem in Jesus von     schen, und dort ist es überaus frucht‐
   Nazareth, dem Messias, dem Retter          bar und fruchtbringend an der Arbeit.
   der Menschen.                              Die Früchte heißen Glaube, Liebe und
       Der Hebräerbrief beschreibt das        Hoffnung. Dass wir überhaupt an Got‐
   Wort Gottes mit drei Eigenschaften.        tes Fürsorge und seine Kraft glauben
       Erstens: Das Wort Gottes ist leben‐    und damit unser Leben gestalten kön‐
   dig. Es ist keine tote Wahrheit, die in    nen, ist Frucht und Geschenk des Wor‐
   Büchern aufgeschrieben wird, um            tes Gottes.
   dann in Bibliotheken gut aufbewahrt             Und drittens: „Gottes Wort ist
   zu werden. Das Wort Gottes, die gute       schärfer als jedes zweischneidige
   Nachricht von der Liebe des himmli‐        Schwert; es dringt hindurch bis zur
   schen Vaters ist lebendig und damit        Scheidung von Seele und Geist, von
   wirksam. Sie bewirkt etwas, verändert,     Mark und Bein und urteilt über Regun‐
   treibt an, macht lebendig. Das Wort        gen und Gedanken des Herzens. Und

   6
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
SEXAGESIMAE – . FEBRUAR

kein Geschöpf ist verborgen vor ihm,

                                           Foto: j_nnesk_sser / pixabay.de
sondern alles ist nackt und bloß vor
den Augen dessen, dem wir Red und
Antwort zu stehen haben.“ Das ist uns
möglicherweise sehr unangenehm und
unbequem, was wir da hören müssen.
Gottes Wort sieht uns bis auf den
Grund unseres Herzens. Gott können
wir nichts vormachen. Die Bedingun‐
gen und Anweisungen für unser Leben
auf dieser Erde sind eindeutig und klar.
Ebenso klar ist: Wir werden es niemals
schaffen, Gottes Gebote auch nur an‐                                     Leben und im Sterben, auch im Leben
nähernd vollständig zu halten. Aber                                     der zukünftigen Welt.
das geben wir nicht gerne zu. Das ver‐
stecken wir gerne. Das Wort Gottes
aber deckt schonungslos auf, was                                        Liedvers
wirklich mit uns los ist. Und ich denke:
Gott sei Dank, wenn wir das begreifen,                                  Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht, /
dass wir vor ihm das zeigen dürfen,                                     es hat Hoffnung und Zukunft ge‐
was uns ausmacht. Was kostet das für                                    bracht; / es gibt Trost, es gibt Halt / in
eine Kraft, dieses Verbergen und Ver‐                                   Bedrängnis Not und Ängsten, / ist wie
heimlichen. Und Gott sagt: Lasst den                                    ein Stern in der Dunkelheit. (EG 591)
Quatsch! Vor Gott dürfen wir zu all
dem stehen, was dunkel ist in unserem
Leben. Und Gottes Wort sagt zweier‐                                     Gebet
lei: Es sieht scharf und unbestechlich,
was mit uns los ist. Und es vermittelt                                  Alle unsere Sorgen und Ängste, alles,
uns die befreiende Botschaft, dass                                      was uns bewegt an schönen und an
Gott uns liebt und annimmt, auch mit                                    schweren Dingen bringen wir vor Gott,
unseren dunklen Seiten.                                                 indem wir beten: Unser Vater im Him‐
    Das ist der Sinn der Passion, des                                   mel. Geheiligt werde dein Name. Dein
Leidens und Sterbens Jesu von Naza‐                                     Reich komme. Dein Wille geschehe,
reth, der Sinn und das Ziel der Aufer‐                                  wie im Himmel, so auf Erden. Unser
weckung des Gekreuzigten. Gottes                                        tägliches Brot gib uns heute. Und ver‐
Wort ist lebendig, wirksam und scharf‐                                  gib uns unsere Schuld, wie auch wir
sichtig. Und alle drei Eigenschaften                                    vergeben unsern Schuldigern. Und
kommen uns zugute, uns Menschen im                                      führe uns nicht in Versuchung, sondern
Alltag dieser Welt. Gestärkt durch die                                  erlöse uns von dem Bösen. Denn dein
Botschaft von der Liebe Gottes gehen                                    ist das Reich und die Kraft und die
wir unseren Weg weiter, im Vertrauen                                    Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
auf den, der unser einziger Trost ist im                                                      Johannes de Kleine
                                                                                                                7
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
ESTOMIHI –   . FEBRUAR

   Andacht für den 14. Februar 2021
   Als sie aber weiterzogen, kam er in ein                                 de voll zu tun. Und was tut ihre Schwe‐
   Dorf. Da war eine Frau mit Namen                                        ster Maria? Sie tut so, als ginge all die
   Marta, die nahm ihn auf. Und sie hatte                                  nötige Arbeit sie überhaupt nichts an;
   eine Schwester, die hieß Maria; die                                     sie sitzt da seelenruhig Jesus zu Füßen
   setzte sich dem Herrn zu Füßen und                                      und lauscht seinem Reden, sie nutzt
   hörte seiner Rede zu. Marta aber                                        die Geschäftigkeit und den Fleiß der
   machte sich viel zu schaffen, ihm zu                                     Marta, um es sich dort bei den Gästen
   dienen. Und sie trat hinzu und sprach:                                  bequem zu machen und es sich gut ge‐
   Herr, fragst du nicht danach, dass                                      hen zu lassen. „Der Fleißige ist sowieso
   mich meine Schwester lässt allein die‐                                  immer der Dumme“, so sagen wir oft
   nen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen                                 und können es so eigentlich nur allzu
   soll! Der Herr aber antwortete und                                      gut verstehen, dass die Marta über ih‐
   sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast                                    re Schwester ungehalten ist und sich
   viel Sorge und Mühe. Eins aber ist Not.                                 beklagt.
   Maria hat das gute Teil erwählt; das                                        Worum es Lukas aber eigentlich
   soll nicht von ihr genommen werden.                                     geht, das zeigt sich daran, dass er die
   (Lukas 10,38–42)                                                        Erzählung von Maria und Marta mit ei‐
                                                                           ner anderen bekannten Erzählung ver‐
   Ich glaube, die meisten von uns kön‐                                    bunden hat, nämlich mit der Erzählung
   nen die Empörung der Marta nur zu                                       vom barmherzigen Samariter. In bei‐
   gut verstehen. Da hat sie einen beson‐                                  den Erzählungen wird – unter einem je
   deren Gast zu Besuch, jenen Jesus von                                   eigenen Blickwinkel – danach gefragt,
   Nazareth, der durchs Land zieht und                                     was es bedeutet, Gott zu dienen. Bei‐
   mit seinen Predigten und seinen Wun‐                                    den Erzählungen gemeinsam ist die
   dertaten von sich Reden macht; und                                      Fragestellung: „Was ist Gottesliebe?
   da gilt es dann ja auch, diesen hohen                                   Und was ist Nächstenliebe?“
   Gast angemessen zu versorgen und zu                                         Die Erzählung vom Samaritaner
   bewirten. Marta hat sicherlich alle Hän‐                                macht deutlich: Es nützt nichts, fromm
                                                                           zu sein, es nützt nichts, die Bibel stu‐
                                                                           diert zu haben, es nützt nichts, alle Ge‐
                                                                           bote und den gesamten Katechismus
                                                                           aufsagen zu können, es nützt nichts,
                                                                           Theologe oder eifriger Kirchgänger zu
                                                                           sein, es nützt nichts, Sonntag für Sonn‐
                                          Foto: fancycrave1 / pixabay.de

                                                                           tag Gottesdienst zu feiern, wenn das
                                                                           alles nicht auch ganz praktische Konse‐
                                                                           quenzen nach sich zieht. Ein Gottes‐
                                                                           dienst, der nicht zugleich auch tätige
                                                                           Nächstenliebe wäre, der taugt nichts,
                                                                           der ist letztlich nichts anderes als ein

   8
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
ESTOMIHI –     . FEBRUAR

Götzendienst, nichts anderes als ein        werden. Allem Hören des Wortes hat
frommer Selbstbetrug.                       auch ein Tun des Wortes zu folgen,
    Die Erzählung von Maria und Marta       und wo dies nicht der Fall ist, das wird
macht hingegen deutlich: Dies alles gilt    das Wort verachtet und ist das Hören
auch andersherum. Ein jeglicher             nutzlos. Ein Glaube, der nicht auch im
Dienst, der nicht aus dem Hören des         Handeln sichtbar würde, wäre ein
Wortes erwachsen ist, ist ein zielloser     lahmer Glaube. Aber es gilt eben auch:
Dienst und verfehlt damit letztlich sei‐    Ein Glaube, der meint, Aktivsein sei das
nen Sinn. Es geht hier nun beim besten      Ein und Alles und alles andere sei nur
Willen nicht um Fragen der „Haushalts‐      zweitrangig, ein Glaube, der sich nicht
führung“. Sondern es geht hier um die       immer wieder Zeit nimmt, sich auf das
entscheidende Frage christlicher Le‐        eigentliche zu besinnen, ein solcher
bensführung. Wenn man mit einer Kon‐        Glaube wäre ein blinder Glaube. Als
kordanz das Wort „Diakonie“ – grie‐         Christenmenschen sollen wir „Täter
chisch διακονία – in der Bibel sucht, so    des Wortes“ sein, aber eben auch und
ist die erste Stelle, die man findet, hier   vor allen Dingen: „Hörer des Wortes“.
in unserem Text. Das Tun der Marta          Dann gilt auch uns die Zusage Christi:
wird als „Diakonie“ bezeichnet! Gewiss      „Du hast den guten Teil erwählt.“
kein Zufall, sondern dies ist wohl schon
von Anfang an auch auf das dia‐             Liedverse
konische, das liebende Handeln der
christlichen Gemeinde zu beziehen. Es       Herr, öffne mir die Herzenstür, / zieh
geht damit um die Frage: „Worauf            mein Herz durch dein Wort zu dir, / lass
gründest Du, lieber Christenmensch, all     mich dein Wort bewahren rein, / lass
Dein Tun? Hat Dein Tun seinen Grund         mich dein Kind und Erbe sein.
darin, dass Du Gottes Gebot und
Gottes Willen befolgst? Oder hat es         Dein Wort bewegt des Herzens
vielleicht doch eher seinen Grund           Grund, / dein Wort macht Leib und Seel
darin, dass Du Deinen eigenen Willen        gesund, / dein Wort ist’s, das mein
durchsetzen möchtest, darin dass Du         Herz erfreut, / dein Wort gibt Trost und
vor den anderen gut dastehen                Seligkeit. (EG 197,1+2)
möchtest, darin dass Du etwas gelten
möchtest, darin dass Du Deine               Gebet
Frömmigkeit unter Beweis zu stellen
versuchst?“                                 Herr, unser Gott, du hast Glauben,
    Nun soll das nicht meinen, wir          Hoffnung und Liebe in uns entzündet:
erhielten hier einen Freibrief zum          Belebe in uns diese Gaben, dass wir
frommen Nichtstun. Wer das Wort             wachsam bleiben und tun, was du von
Gottes hört und annimmt, für den            uns erwartest. Amen.
kann es kein Stillhalten und keine                               Christian Justen
Passivität geben, denn Gottes Wort
fordert uns gerade heraus, tätig zu
                                                                                  9
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - TRUST
INVOKAVIT –   . FEBRUAR

   Andacht für den 21. Februar 2021
   Manchmal frage ich mich, warum er          könne, dass einer von ihnen ihn verra‐
   sich nicht gewehrt hat. Manchmal fra‐      ten und den Römern ausliefern würde.
   ge ich mich, warum er alles erduldet       Vielmehr fürchten sie sich voreinander,
   hat. Manchmal frage ich mich, warum        trauen sich gegenseitig nicht mehr
   er die anderen nicht in ihre Schranken     über den Weg. Niemand
   zurückgewiesen hat. Manchmal frage         ahnt, wer es sein kann, und
   ich mich, warum er sie sogar aufgefor‐     gleichzeitig denkt wohl je‐
   dert hat, das zu tun, was sie tun wol‐     der von jedem, dass es der
   len.                                       andere sein könnte. Dann
       Es gibt Menschen, die wehren sich      gibt Petrus dem Jünger, der
   nicht. Sie nehmen keine Waffe in die        direkt neben Jesus am Tisch
   Hand, um zurückzuschlagen. Sie ertra‐      liegt, einen Wink, den Herrn
   gen – nicht aus Furcht oder weil sei       doch zu fragen. Der tut es
   denken, dass sie keine Chance haben,       und bekommt zur Antwort,
   sondern weil sie stark sind, weil sie      dass der Jünger ihn verra‐
   das, was nicht abzuwenden ist, anneh‐      ten wird, dem er ein Stück
   men. Und darin zeigen sie nicht Schwä‐     Brot eintaucht und anrei‐
   che, sondern Stärke. Darin zeigen sie      chen wird. Nachdem er es
   nicht Feigheit, sondern Mut. Es gibt       getan und den Bissen Judas
   Menschen, die mit solch einem Tun ei‐      gibt, fordert er ihn auch
   ne viel größere Gefahr verhindern, die     noch auf: „Was du tust, das
   damit einen Streit nicht eskalieren las‐   tue bald!“ (Johannes 13,27)
                                                                             Foto: falco / pixabay.de
   sen, sondern vielmehr im Keim ersti‐       Und dabei scheint er weder
   cken.                                      aufgeregt, nervös oder wütend zu
       Und trotzdem frage ich mich, war‐      sein. Davon, ob er enttäuscht ist über
   um Jesus sich nicht gewehrt hat bzw.       Judas oder auch die anderen elf Jün‐
   denjenigen, der ihn verraten wird, von     ger, erfahren wir ebenfalls nichts. Alles
   seinem Tun abgehalten hat, sondern         geht ruhig vonstatten, und auch die
   sogar noch angetrieben hat, sein Vor‐      Jünger halten Judas nicht auf, als er
   haben möglichst rasch in die Tat umzu‐     mit dem Geldbeutel aufbricht, um Je‐
   setzen. So nämlich in dem für diesen       sus zu verraten. Sie scheinen immer
   Sonntag Invokavit ausgewählten Pre‐        noch nicht verstanden zu haben, was
   digttext aus dem Johannesevangelium        Jesus mit der Antwort „Der ist’s, dem
   (Johannes 13,21–30).                       ich den Bissen eintauche und gebe“,
       Jesus teilt seinen Jüngern mit, dass   gemeint hat. Wollen sie es nicht ver‐
   ihn einer unter ihnen verraten wird.       stehen, so wie wir manchmal nicht ver‐
   Anstatt außer sich zu sein über diese      stehen wollen, was vor unseren Augen
   Nachricht, sind alle erstaunt und er‐      ist, weil das Verstehen zu schmerzhaft
   schreckt. Keiner weist entrüstet zu‐       wäre? Oder verstehen sie es nicht, weil
   rück, wie Jesus nur darauf kommen          sie noch so sehr damit beschäftigt
   10
INVOKAVIT –     . FEBRUAR

sind, dass es jeder von ihnen sein         Liedverse
könnte, der Jesus verraten würde?
    Was würden wir tun, wenn jemand        Jesu, hilf siegen, du Fürste des Le‐
uns den richtigen Preis nennen würde,      bens; / sieh, wie die Finsternis dringet
um jemanden zu verraten, auszuliefern      herein, / wie sie ihr höllisches Heer
oder ihn an den Pranger zu stellen? Auf    nicht vergebens / mächtig aufführet,
           welche Stimme in uns oder       mir schädlich zu sein. / Satan, der sin‐
           außerhalb unserer selbst        net auf allerhand Ränke, / wie er mich
           würden wir mehr gehorchen       sichte, verstöre und kränke.
           als Gottes Willen? Sind nicht
           fast alle Menschen letztend‐    Jesu, hilf siegen und lass mich nicht
           lich korrumpierbar?             sinken; / wenn sich die Kräfte der Lü‐
               Aber ich frage mich an‐     gen aufblähn / und mit dem Scheine
           dererseits auch: Kann man       der Wahrheit sich schminken, / lass
           seinem Schicksal – wir Chris‐   doch viel heller dann deine Kraft
           ten nennen es unseren von       sehn. / Steh mir zur Rechten, o König
           Gott vorherbestimmten Le‐       und Meister, / lehre mich kämpfen und
           bensweg – aus dem Weg ge‐       prüfen die Geister. (EG 373,1+3)
           hen? Passiert nicht vielmehr
           das, was passieren muss?        Gebet
           Oder fordern wir nicht man‐
           ches noch heraus, so wie        Guter Gott, immer wieder bitten wir
           Kriege,      Umweltkatastro‐    dich, das du uns von dem Bösen erlöst
           phen oder einen ganz einfa‐     und nicht in Versuchung geraten lässt.
           chen Streit, weil wir provo‐    Doch immer wieder erliegen wir der
zieren, bis unser Gegenüber keine an‐      Stimme des Versuchers in uns selbst.
dere Möglichkeit mehr sieht? Immer         Wir bitten dich: Lehre uns, die Stimme
wieder stelle ich fest, dass das Böse in   des Bösen zu erkennen und ihren Ver‐
uns selber steckt. Wir wissen so viel      lockungen zu widerstehen. Wir bitten
von dem, was gut ist für uns selbst, die   dich: Lass uns aufstehen, wo die Macht
anderen, ja die ganze Welt. Aber wir       des Bösen Menschen gefangen nimmt.
tun uns schwer, das Gute anzunehmen        Wir bitten dich für alle, die den Verlo‐
und zu beherzigen. Weil es Arbeit          ckungen der Macht erlegen sind, die
macht, weil es Konsequenzen hat für        ihren eigenen Vorteil suchen, dass sie
mich und mein Leben. Diese Konse‐          lernen, ihre Möglichkeiten zum Wohl
quenzen sind nicht einfach. Ich muss       der Menschen einzusetzen und ihre
bereit sein, notfalls meinen Wohlstand,    Macht nicht mehr zu missbrauchen.
meine Bequemlichkeit, ja sogar mein        Lass uns keine faulen Kompromisse
Leben dafür einzusetzen – so wie Je‐       mit dem Bösen schließen, sondern ihm
sus Christus es getan hat. Er hat sein     schon in seinen Anfängen entgegen‐
Leben gegeben, damit er das Böse für       treten. Amen.
uns alle überwindet. Amen.                                         Angelika Krakau
                                                                                11
REMINISZERE –     . FEBRUAR

   Andacht für den 28. Februar 2021
   Wohlan, ich will meinem lieben Freun‐      sein Unterfangen, den Weinberg zu
   de singen, ein Lied von meinem             pflegen und zu hegen, gesteckt, damit
   Freund und seinem Weinberg. Mein           er dann im Herbst viele saftige Trauben
   Freund hatte einen Weinberg auf ei‐        ernten und zu Wein verarbeiten kann.
   ner fetten Höhe. Und er grub ihn um        Aber alle Arbeit war umsonst. Nichts
   und entsteinte ihn und pflanzte darin       ist aus der fetten Ernte geworden. Nur
   edle Reben. Er baute auch einen Turm       schlechte Trauben hingen an den
   darin und grub eine Kelter und warte‐      Weinstöcken, als die Lese begann. Das
   te darauf, dass er gute Trauben bräch‐     ist nicht nur zum Haare‐Ausraufen,
   te; aber er brachte schlechte. Nun         sondern das bringt seine Existenz in
   richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und       Gefahr. Nichts zu verkaufen heißt kei‐
   ihr Männer Judas, zwischen mir und         ne Einnahmen, heißt Hunger, heißt
   meinem Weinberg! Was sollte man            Schulden, heißt, wenn gar nichts mehr
   noch mehr tun an meinem Weinberg,          geht, Insolvenz und damit verbunden
   das ich nicht getan habe an ihm? War‐      sozialer Abstieg.
   um hat er denn schlechte Trauben ge‐           Irgendwie sehr aktuell, dieser alte
   bracht, während ich darauf wartete,        Text aus dem achten vorchristlichen
   dass er gute brächte? Wohlan, ich will     Jahrhundert. Da hat man sich bemüht,
   euch zeigen, was ich mit meinem            ein Geschäft gegründet, viel Geld in‐
   Weinberg tun will! Sein Zaun soll weg‐     vestiert und einen Kredit abgeschlos‐
   genommen werden, dass er verwüstet         sen, Personal eingestellt. Das Geschäft
   werde, und seine Mauer soll eingeris‐      läuft gut an, die Kunden sind zufrieden
   sen werden, dass er zertreten werde.
   Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er
   nicht beschnitten noch gehackt wer‐
   de, sondern Disteln und Dornen dar‐
   auf wachsen, und will den Wolken ge‐
   bieten, dass sie nicht darauf regnen.
   Des H        Zebaoth Weinberg aber ist
   das Haus Israel und die Männer Judas
   seine Pflanzung, an der sein Herz hing.
   Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da
   war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit,
   siehe, da war Geschrei über Schlech‐
   tigkeit. (Jesaja 5,1–7)

   Da ist ganz schön was los, im und mit
   dem Weinberg. Der Besitzer ist wü‐
   tend und enttäuscht zugleich. Wie viel
   Arbeit, Energie und Schweiß hat er in
                                              Foto: felix_w / pixabay.de

   12
REMINISZERE –       . FEBRUAR

und dann der erste Lockdown. Mit viel        mert sich nicht mehr um seine Pflan‐
Enthusiasmus, Engagement, Ideen‐             zungen. Gott lässt seine geliebten Kin‐
reichtum und einem ausgetüftelten            der ins Unglück rennen. Sie kennen die
Hygienekonzept hat es geklappt, das          Gebote, sie kennen Gottes Willen und
Geschäft überlebt. Im Sommer bis in          seine Gerechtigkeit. Aber er lässt sie
den Herbst hinein entspannt sich die         nicht endgültig untergehen. Seine Lie‐
Lage, und eine leichte Erholung ist zu       be ist größer und stärker als alles ande‐
verzeichnen. Aber dann – pünktlich           re, auch als seine Enttäuschung und
zum Weihnachtsgeschäft – der zweite          sein Zorn. Denn er schenkt uns seinen
Lockdown, der dann bis mindestens            Sohn Jesus Christus. Ehe er uns an den
Ende Januar verlängert wird – Ende           Tod ausliefert, weil wir immer wieder
offen! Wie soll das gehen? Die Miete,         gegen seine Gebote handeln, lässt er
die Gehälter, die Raten ... Alles geht       ihn am Kreuz sterben. Der Weg zu Gott
den Bach runter, Verzweiflung und            ist wieder frei von Dornen, Disteln und
Wut steigen, steigen auf die, die wei‐       Unkraut. Nichts kann uns scheiden von
termachen dürfen, auf die, die sich an       der Liebe Gottes, schreibt der Apostel
keine Regeln halten und das Infekti‐         Paulus, die in Christus Jesus ist, unse‐
onsgeschehen in die Höhe treiben. Da         rem Herrn. (Römer 8,39) Diese Liebe
könnte man schon einen Stock oder            Gottes möge gerade denen unter uns
sonst etwas nehmen und alles kurz            Kraft geben, die besonders von der Co‐
und klein schlagen. Aber es hilft ja         ronapandemie betroffen sind, und uns
nichts. Die Schulden werden nicht we‐        die Augen öffnen für diejenigen, die
niger, die Miete drückt weiterhin, nur       unsere Hilfe brauchen. Amen.
die vielleicht noch nicht abbezahlte
Einrichtung bzw. Ware würde zerstört         Liedvers
und könnte nicht einmal unter Wert
veräußert werden.                            Lass uns den Weg der Gerechtigkeit
    Aber der Weinbergbesitzer, von           gehen, / dein Reich komme, Herr, dein
dem der Prophet vor über 2.700 Jah‐          Reich komme. / Dein Reich in Klarheit
ren berichtet, ist kein Mensch. Es ist       und Frieden, / Leben in Wahrheit und
Gott, der unendlich wütend und ent‐          Recht. / Dein Reich komme, Herr, dein
täuscht über sein Volk ist. Die Israeliten   Reich komme. (EG 675,1)
tun, was sie wollen, aber die Gebote
Gottes, der sie aus der Knechtschaft in      Gebet
Ägypten geführt hat, interessieren sie
nicht. Trotz der Fürsorge Gottes – des       Gott, du siehst, wie wir deine Gebote
Weinbergbesitzers für seine Weinstö‐         missachten. Aber du überwindest un‐
cke – sein Volk, bringen sie nur saure       ser Versagen mit deiner Liebe. Bitte gib
Früchte hervor. Alle Mühe, alle Fürsor‐      uns mehr Geduld mit uns selbst und
ge, alle Liebe umsonst?! Aber er zer‐        anderen. Lass uns anderen vergeben,
stört seinen Weinberg nicht, sondern         wie du uns vergeben hast. Amen.
lässt ihn sozusagen links liegen, küm‐                              Angelika Krakau
                                                                                   13
OKULI – . MÄRZ

   Andacht für den 7. März 2021
   So folgt nun Gottes Beispiel als die ge‐   ist, dass wir so handeln sollen wie Gott.
   liebten Kinder und lebt in der Liebe,      Nur oberflächlich mag das wie reine
   wie auch Christus uns geliebt hat und      Wortklauberei klingen. Gerade christ‐
   hat sich selbst für uns gegeben als Ga‐    licher Glaube weiß ja nur allzu gut
   be und Opfer, Gott zu einem lieblichen     darum, dass bei Gott Sein und Handeln
   Geruch. Von Unzucht aber und jeder         nicht zusammenfallen – und vielleicht
   Art Unreinheit oder Habsucht soll bei      gehört das gerade mit zu den Beson‐
   euch nicht einmal die Rede sein, wie       derheiten unseres Glaubens. Zu Gottes
   es sich für die Heiligen gehört. Auch      Sein gehört es, dass Gott ewig ist. Zu
   schandbare und närrische oder lose         seinem Handeln gehört es, dass er sich
   Reden stehen euch nicht an, sondern        in die Zeit hineinbegeben hat, als er in
   vielmehr Danksagung. Denn das sollt        seinem Sohn Jesus Christus Mensch
   ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder     wurde. Zu Gottes Sein gehört es, dass
   Unreiner oder Habsüchtiger – das sind      er der allmächtige König über das All
   Götzendiener – ein Erbteil hat im          ist. Doch zu seinem Handeln gehört es,
   Reich Christi und Gottes. Lasst euch       dass er zu einem Menschen wurde, der
   von niemandem verführen mit leeren         sich seinen Feinden schutzlos in die
   Worten; denn um dieser Dinge willen        Hände ausgeliefert sah, dass er
   kommt der Zorn Gottes über die             menschliche Schwachheit angenom‐
   Kinder des Ungehorsams. Darum seid         men und schließlich Leiden, Kreuz und
   nicht ihre Mitgenossen. Denn ihr wart      Tod auf sich genommen hat. Zu Gottes
   früher Finsternis; nun aber seid ihr       Sein gehört es, dass er der gerechte
   Licht in dem Herrn. (Epheser 5,1–8)        Richter über die Welt ist. Zu seinem
                                              Handeln gehört es, dass er uns nicht
   Dort, wo in unserer deutschen Über‐        nur als Richter entgegentritt, sondern
   setzung davon die Rede ist, dass wir       zugleich auch als unser Verteidiger an
   dem Beispiel Gottes folgen sollten,        unserer Seite steht und uns aus Gnade
   steht im griechischen Original wörtlich:   und Güte freispricht. Zu Gottes Sein
   „Seid Nachahmer Gottes“. Nicht:            gehört es, dass er der Schöpfer der
   Nehmt euch Gottes Handeln zum              Welt und des Universums ist. Zu
   Vorbild. Sondern: Handelt wie Gott.        seinem Handeln wiederum, dass er uns
       Dass sich an diese erste Auf‐          dennoch nicht fern bleibt, sondern an
   forderung gleich ein Katalog von           unserer Seite mit uns geht als ein guter
   Dingen anschließt, die man als             Freund und Begleiter. Zu Gottes Sein
   Christenmensch nicht tun sollte, weist     gehört es, dass er der allmächtige
   uns aber darauf hin, was damit             Herrscher der Welt ist. Zu seinem
   eigentlich gemeint ist. Schlimm endet      Handeln gehört es, dass Gott uns
   es immer dann, wenn wir Menschen so        Menschen und seiner ganzen Schöp‐
   sein wollen wie Gott. Worum es dem         fung in Liebe begegnet, dass sein Tun
   Verfasser der Epheserbriefes aber geht     ganz und gar von seiner Liebe be‐
   14
OKULI – . MÄRZ

stimmt ist.
    Das bedeutet für uns aber auch,
dass der Maßstab, den Christen‐
menschen an ihr ganzes Tun und
Lassen anzulegen haben, die Frage ist,
ob wir aus der Liebe heraus handeln
oder ob wir der Liebe entgegenstehen.
Die Versuchung ist freilich oft groß,
statt zu handeln, wie Gott handelt,
lieber so sein zu wollen, wie Gott ist.
Wie gerne nehmen wir doch die
Position dessen ein, der alles
                                          Foto: z0man / pixabay.de
beurteilen und über alles richten kann.
Wie gerne fällen wir über unsere          denen es auf Prinzipien ankommt. Für
Mitmenschen ein Urteil, meinen zu         das meiste genügt ein wenig Barm‐
wissen, wer ein guter Mensch ist und      herzigkeit.“
wer nicht. Wie gerne möchten wir
doch besser sein als die anderen. Und     Liedvers
wie selten stellen wir uns dabei selbst
in Frage. Wie selten überprüfen wir       Lass uns den Weg der Gerechtigkeit
unser Handeln darauf hin, ob es           gehn, / dein Reich komme, Herr, dein
wirklich der Liebe dient – und zwar der   Reich komme. / Dein Reich in Klarheit
Nächstenliebe, nicht nur unserer          und Frieden, / Leben in Wahrheit und
Selbstliebe.                              Recht. / Dein Reich komme, Herr, dein
    Das sind gewiss hohe Anfor‐           Reich komme. (EG 675,1)
derungen, die da an uns gestellt sind.
Und oft genug werden wir auch             Gebet
erleben, wie wir daran scheitern, wie
wir dem Anspruch Gottes nach einem        Wenn du uns die Augen öffnest, Gott,
Handeln aus Liebe nicht gerecht           sehen wir unsere Schuld: Die Schöp‐
werden können. Und doch kann es für       fung seufzt, doch wir reden uns her‐
Christenmenschen keinen anderen           aus. Die Kreatur harrt, doch wir krei‐
Weg geben als diesen Weg, den auch        sen um uns selbst. Wenn du uns die
Gott für uns gegangen ist, als diesen     Augen öffnest, Gott, sehen wir dein
Weg, der am Ende zum wahren Leben         Erbarmen. Erneure uns, dass wir dei‐
führt. Von Albert Camus stammt ein        nen Willen erkennen und tun. Amen.
Satz, der uns gleichsam als Wegweiser                            Christian Justen
dienen kann und der es meines Er‐
achtens wert ist, dass man ihn zu
einem seiner Lebensprinzipien macht:
„Hebt euch eure Prinzipien für die
wenigen Augenblicke im Leben auf, in
                                                                                 15
LÄTARE –   . MÄRZ

   Andacht für den 14. März 2021
   Ich habe dich einen kleinen Augen‐         um denn nur? Was habe ich getan, dass
   blick verlassen, aber mit großer Barm‐     ich so etwas erdulden muss?“ Und wel‐
   herzigkeit will ich dich sammeln. Ich      che Antwort kann man dann geben?
   habe mein Angesicht im Augenblick          Kann man da überhaupt versuchen, ei‐
   des Zorns ein wenig vor dir verbor‐        nen Sinn zu finden?
   gen, aber mit ewiger Gnade will ich            Wie oft spüren Menschen gerade in
   mich deiner erbarmen, spricht der          dem Moment, wenn es am nötigsten
   H , dein Erlöser. Ich halte es wie zur     wäre, eben nichts von Gottes Nähe.
   Zeit Noahs, als ich schwor, dass die       Wie oft stehen Menschen ganz alleine,
   Wasser Noahs nicht mehr über die Er‐       niemand ist da, der sie anhören und ih‐
   de gehen sollten. So habe ich ge‐          nen helfen könnte, und auch Gott
   schworen, dass ich nicht mehr über         scheint nicht dazusein, auch Gott
   dich zürnen und dich nicht mehr schel‐     scheint sie nicht zu hören. Wie oft su‐
   ten will. Denn es sollen wohl Berge        chen Menschen, aber Gott lässt sie al‐
   weichen und Hügel hinfallen, aber          len Verheißungen zum Trotz nichts fin‐
   meine Gnade soll nicht von dir wei‐        den; wie oft klopfen Menschen an,
   chen, und der Bund meines Friedens         aber Gott tut keine Türe auf!
   soll nicht hinfallen, spricht der H ,          Es hat keinen Zweck, das leugnen
   dein Erbarmer. (Jesaja 54,7–10)            zu wollen, dass Gott auch ein ferner,
                                              auch ein fremder Gott sein kann, dass
   Es ist vielleicht besonders das Ende       Gott sich auch von Menschen abwen‐
   dieses Bibeltexte, der letzte Vers, der    den kann, dass Menschen sich in Got‐
   am ehesten in den Mittelpunkt rückt.       tesfinsternis gestürzt sehen. Doch was
   Das kommt nicht von ungefähr, denn         mich immer wieder erstaunt, was mir
   diese Gnadenzusage ist ja wirklich ein     auch immer wieder Mut und Hoffnung
   beeindruckendes Wort, ein Wort, das        gibt, ist, zu sehen, wie die Menschen,
   vielen Menschen über Jahrhunderte          die in unserer Bibel ihre zum Teil so
   hinweg Mut gemacht und Trost zuge‐         schrecklichen Erfahrungen mit Gott
   sprochen hat. Und doch fängt der Ab‐       schildern, doch nicht von Gott ablas‐
   schnitt eigentlich mit einem völlig kon‐   sen. Sie klagen, und sie klagen sogar so
   trären Satz an: „Ich habe dich einen       hart, wie wir das vielleicht nicht einmal
   kleinen Augenblick verlassen“, spricht     wagen würden, doch bei aller Klage,
   Gott durch den Mund des Propheten.         bei aller Anklage gegen Gott wenden
   Von Gott verlassen zu sein – ein           sie sich eben doch ‐ an Gott. Das gehört
   schrecklicher Gedanke! Und doch ma‐        vielleicht mit zum Paradoxesten, was
   chen Menschen gar nicht einmal so sel‐     unsere Bibel zu bezeugen hat, dass
   ten diese Erfahrung, von Gott verlas‐      Menschen gerade in ihrer Gottverlas‐
   sen zu sein. „Wie kann Gott so etwas       senheit sich an den Gott wenden, dass
   nur zulassen?“ ist dann oft die Frage,     Menschen von diesem Gott wegfliehen
   die voll Bitterkeit gestellt wird. „War‐   zu eben diesem Gott hin. Dass Men‐

   16
LÄTARE –   . MÄRZ

schen gerade auf den Gott ihre Hoff‐           kraft seiner Schwachheit, seines Lei‐
nung setzen, von dem sie nach allem           dens. [...] Die Bibel weist den Men‐
menschlichen Ermessen eigentlich              schen an die Ohnmacht und das Leiden
nichts mehr zu erwarten hätten. An‐           Gottes; nur der leidende Gott kann hel‐
ders als manche Theologen des                 fen.“ – Gerade von diesem Gott dürfen
20. Jahrhunderts rufen die biblischen         wir uns auch zugesagt sein lassen: „Es
Zeugen nicht: „Gott ist tot!“, sondern        sollen wohl Berge weichen und Hügel
sie bekennen allem zum Trotz, was da‐         hinfallen, aber meine Gnade soll nicht
gegen sprechen mag, den lebendigen            von dir weichen, und der Bund meines
Gott, den Gott, der in aller Verborgen‐       Friedens soll nicht hinfallen, spricht der
heit doch auch und vor allem der ge‐          H , dein Erbarmer.“
genwärtige Gott ist.
     Denn sowenig recht wir von Gott          Liedvers
reden würden, wenn wir ihn nur zu ei‐
nem lieben und harmlosen Wesen                Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, /
machten, das gar nicht anders kann,           verricht das Deine nur getreu / und
als nur unser Bestes zu wollen, so we‐        trau des Himmels reichem Segen, / so
nig recht würden wir auch von Gott re‐        wird er bei dir werden neu. / Denn wel‐
den, wenn wir ausschließlich seine            cher seine Zuversicht / auf Gott setzt,
dunkle und düstere Seite betonten.            den verlässt er nicht. (EG 369,7)
Gott bekennt dem Menschen gegen‐
über: „Ich habe dich verlassen für ei‐        Gebet
nen Moment, ich habe mich eine Zeit‐
lang von dir abgewendet“, aber zu‐            Lieber Vater im Himmel, lass dies alle‐
gleich spricht er uns doch auch die           zeit mein Trost und meine Hoffnung
Verheißung zu: „Ich will mich deiner          sein: Weiß ich den Weg auch nicht – du
mit ewiger Gnade erbarmen. Meine              weißt ihn wohl! Amen.
Gnade soll nicht von dir weichen, der                                Christian Justen
Bund meines Friedens mit dir soll nicht
hinfallen.“ Und gerade daran haben wir
immer festzuhalten: Gott ist treu, Gott
hält, was er uns versprochen hat.
     Leicht ist das wirklich nicht, nicht
leicht zu glauben und nicht leicht zu
verstehen. Aber vielleicht hilft es, sich
ein bekanntes Wort von Dietrich Bon‐
hoeffer immer wieder vor Augen zu
halten: „Gott ist ohnmächtig und
schwach in der Welt und gerade und
nur so ist er bei uns und hilft uns. Es ist
[...] ganz deutlich, dass Christus nicht
hilft kraft seiner Allmacht, sondern
                                              Foto: MichaelGaida / pixabay.de

                                                                                           17
JUDIKA –   . MÄRZ

   Andacht zum 21. März 2021
   Am fünften Sonntag der Passionszeit            heißt es in der Bibel von ihm. Also gläu‐
   geht es um Rechtssuche und Rechts‐             big, wie wir sagen würden. Er hatte
   durchsetzung in Verfolgung und Be‐             sein Auskommen und war – so könn‐
   drängnis. Davon handelt auch der               ten wir guten Gewissens sagen – glü‐
   Psalm 43, dessen erstes Wort der latei‐        cklich. Doch dann nahm das Unheil sei‐
   nischen Fassung unserem Sonntag sei‐           nen Lauf. Der Satan – so lesen wir im
   nen Namen gegeben hat: „Judica me              Buch Hiob – will mit Gott wetten, dass
   Deus – Schaffe mir Recht, Gott“.                Hiobs Glaube sich in Wohlgefallen auf‐
       Darum geht es auch in dem Predigt‐         lösen wird, sobald er sein Hab und Gut
   text aus dem Buch Hiob, dem Predigt‐           verliert und seine Familie stirbt. Gott
   text für diesen Sonntag. Hiob bittet           geht auf diesen Handel ein, verlangt
   Gott, ihm endlich Recht zu schaffen,            aber, dass Hiob selbst nicht sterben
   ihm, der zu Unrecht leidet. Laut ruft er:      soll. Und dann geschieht es: Zunächst
   „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“            verliert er seinen gesamten Besitz,
       Diese Worte Hiobs, dem Sinnbild            dann kamen seine Kinder ums Leben.
   von Leid und Gottvertrauen im Alten            Er verlor alles, was ihm lieb und wert
   Testament, schmücken die Wand im               war, aber nie seinen Glauben. Selbst
   Chorraum der Erlöserkirche. „Ich weiß,         als seine Freunde ihm immer wieder
   dass mein Erlöser lebt.“ Das gilt für          vorhielten, dass Gott ihn doch verlas‐
   Taufen, Trauungen, Konfirmationen               sen habe, weil er ihm alles genommen
   und Beerdigungen. Das gilt, wenn wir           hat. Hiob saß in Sack und Asche, war
   Trost suchen und wenn wir Gott dan‐            krank und ausgestoßen von der Gesell‐
   ken, wenn es uns gut geht und wenn             schaft. Denn wem Gott so mitspielte
   es uns schlecht geht. Hiob ging es gut.        im Leben, der musste doch etwas
   Er hatte alles, was man sich wünschen          falsch gemacht haben. Aber Hiob bete‐
   konnte, Frau, Kinder, Besitz. Er war ein       te weiter zu Gott. Er hat an ihm festge‐
   frommer Mensch und rechtschaffend,              halten, und seinen Freunden sagte er:
   gottesfürchtig und mied das Böse – so          „Alle meine Getreuen verabscheuen
                                                  mich, und die ich lieb hatte, haben sich
                                                  gegen mich gewandt. Mein Gebein
                                                  hängt nur noch an Haut und Fleisch,
                                                  und nur das nackte Leben brachte ich
                                                  davon. Erbarmt euch über mich, er‐
                                                  barmt euch, ihr meine Freunde; denn
                                                  die Hand Gottes hat mich getroffen!
                                                  Warum verfolgt ihr mich wie Gott und
                                                  könnt nicht satt werden von meinem
                                                  Fleisch? Ach dass meine Reden aufge‐
                                                  schrieben würden! Ach dass sie aufge‐
                                                  zeichnet würden als Inschrift, mit ei‐
                                   Foto: Krakau

   18
JUDIKA –     . MÄRZ

nem eisernen Griffel und mit Blei für         mag, sondern uns an Gott halten.
immer in einen Felsen gehauen! Aber          Amen.
ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und
als der Letzte wird er über dem Staub        Liedverse
sich erheben. Nachdem meine Haut
noch so zerschlagen ist, werde ich           Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, / das
doch ohne mein Fleisch Gott sehen.           soll mir niemand nehmen. / Er lebt, und
Ich selbst werde ihn sehen, meine Au‐        was ihm widerstrebt, / das muss sich
gen werden ihn schauen und kein              endlich schämen. / Er lebt fürwahr, der
Fremder. Danach sehnt sich mein Herz         starke Held, / sein Arm, der alle Feinde
in meiner Brust.“ (Hiob 19,19–27)            fällt, / hat auch den Tod bezwungen.
    Ein tiefes und unerschütterliches
Gottvertrauen spricht aus diesen Wor‐        Ich selber werd in seinem Licht, / ihn
ten. Auch in tiefster Verzweiflung hat       sehn und mich erquicken, / Mein Auge
Hiob seinen Glauben nicht verloren,          wird sein Angesicht / mit großer Lust
sondern daran festgehalten, dass sein        erblicken, / ich werd ihn mir sehn, mir
Erlöser lebt. Gewiss hat er mit ihm ge‐      zur Freud / und werd ihm dienen ohne
hadert. Hat sich gefragt, warum Gott         Zeit, / ich selber und kein Fremder.
ihm das alles zumutet, wo er doch            (Melodie: EG 399)
nach bestem Wissen und Gewissen so
gelebt hat, wie der Gott Israels es er‐      Gebet
wartete. Er hat die Zehn Gebote gehal‐
ten und niemandem wissentlich Scha‐          Guter Gott, manchmal mutest du uns
den zugefügt. Er war ein angesehener         viel zu, wie dem Hiob. Wir begreifen
Mann. Und nun diese schweren Schick‐         nicht, dass du es bist, der diese Zumu‐
salsschläge, als wenn nicht eins schon       tung mit uns aushält. Manchmal muten
gereicht hätte. Nein, ihm wird alles ge‐     wir dir viel zu, aber du bleibst bei uns.
nommen, was ihm wichtig war, was er          Du gibst uns nicht auf und du verrätst
geliebt hat, wofür er gelebt hat. Kann       uns auch nicht. Danke, dass du uns in
man da nicht verzweifeln? Ich glaube,        unseren schweren Stunden nicht allei‐
gezweifelt hat Hiob sicher. Aber daran,      ne lässt, dass du unseren Weg mit uns
was er falsch gemacht hat, wo er ge‐         gehst, egal wie steinig er auch ist. Du
fehlt haben mag. Aber er hat an Gott         hast uns durch den Tod deines Sohnes
festgehalten, mit ihm gerungen, und          Jesus Christus freigekauft und errettet.
schließlich wurde er für seine Treue         Dafür danken wir dir. Amen.
belohnt, denn er bekam alles wieder:                                 Angelika Krakau
seine Familie und seinen Besitz. Der Sa‐
tan hat seine Wette verloren. Er konn‐
te die Seele Hiobs nicht gewinnen. Und
das ist es, was allein zählt. Dass wir un‐
sere Seele nicht an den Satan verkau‐
fen – wie immer er auch aussehen
                                                                                   19
PALMARUM –      . MÄRZ

   Andacht für den 28. März 2021
   Darum auch wir: Weil wir eine solche       fes auf: „Lasst uns laufen mit Geduld in
   Wolke von Zeugen um uns haben,             dem Kampf, der uns bestimmt ist“. Vor
   lasst uns ablegen alles, was uns be‐       Augen hat er dabei das Bild vom
   schwert, und die Sünde, die uns stän‐      Leichtathleten, welcher beim Wett‐
   dig umstrickt, und lasst uns laufen mit    kampf mitläuft, um den Siegespreis zu
   Geduld in dem Kampf, der uns be‐           gewinnen. Der Glaube – ein Kampf. An
   stimmt ist, und aufsehen zu Jesus,         sich dürfte uns dieser Gedanke gar
   dem Anfänger und Vollender des Glau‐       nicht einmal so fremd sein. Ich denke,
   bens, der, obwohl er hätte Freude ha‐      wir alle haben schon die Erfahrung ge‐
   ben können, das Kreuz erduldete und        macht, dass es nicht wirklich einfach
   die Schande gering achtete und sich        ist, am Glauben festzuhalten, im Glau‐
   gesetzt hat zur Rechten des Thrones        ben zu bestehen. Es gibt da so unzähli‐
   Gottes. Gedenkt an den, der so viel        ges, was uns vom Glauben fernhalten
   Widerspruch gegen sich von den Sün‐        möchte, was uns am Glauben hindert.
   dern erduldet hat, damit ihr nicht         Glaube ist ein mühsames Geschäft!
   matt werdet und den Mut nicht sinken       Und oft genug denken wir uns: „Ach,
   lasst. (Hebräer 12,1–3)                    was soll denn die ganze Mühe!“ Dabei
                                              geht es hier aber eigentlich um unsere
   Wir sind umgeben von einer Wolke von       Existenz, es geht um unser Dasein. Der
   Zeugen. All jene Personen der Vergan‐      Kampf des Glaubens ist ein Kampf dar‐
   genheit, von deren Glauben der Schrei‐     um, dass wir unser Leben zu einem gu‐
   ber des Hebräerbriefes berichtet, ste‐     ten Ziel bringen, ist ein Kampf darum,
   hen nämlich nicht für sich alleine. Son‐   dass wir das wahre Leben gewinnen!
   dern so wie alle Wassertropfen ge‐             Wie aber können wir diesen Kampf
   meinsam erst eine Wolke ergeben, so        des Glaubens bestehen? Was uns hel‐
   bilden all diese Personen gemeinsam        fen kann, das ist der Blick auf Jesus
   das ab, was den Glauben ausmacht.          Christus, auf den „Anfänger und Voll‐
   Der Glaube des einzelnen Menschen          ender des Glaubens“. Denn zum einen
   steht immer im größeren Zusammen‐          dürfen wir im Weg Jesu erkennen, wie
   hang der Menschen, die sich im Glau‐       der Weg eines Christenmenschen in
   ben verbunden wissen. Das Christsein       der Welt oftmals aussieht. Als Jesus in
   ist nichts, was ich für mich im stillen    Jerusalem einzog, wurde er zunächst
   Kämmerlein betreiben könnte, son‐          als der verheißene König Israels beju‐
   dern das Christsein stellt mich stets in   belt. Bald aber schon schlug der Jubel
   eine Gemeinschaft hinein. Niemand          um in Hass und Gewalt. Dieselben, die
   von uns kann für sich ganz allein glau‐    gerufen hatten: „Hosianna dem Sohn
   ben.                                       Davids“, dieselben haben nur wenige
       Weil wir in einer solchen Gemein‐      Tage später geschrien: „Kreuzige ihn!“
   schaft des Glaubens stehen, darum          Wer Jesus wirklich nachfolgen will,
   fordert der Schreiber des Hebräerbrie‐     auch der muss sich darauf einstellen,
   20
PALMARUM –        . MÄRZ

                                                     Wir leben damit gleichsam zwi‐
                                                 schen den Zeiten. Wir laufen und wir
                                                 kämpfen noch – aber der Siegespreis
                                                 ist schon für uns bereit. Wir mühen uns
                                                 noch ab, wir leiden noch, wir leben
                                                 noch in Kummer und Bedrückung, und
                                                 doch leben wir schon in der Freiheit
                                                 des Reiches Gottes, das unter uns
                                                 schon angebrochen ist. Wir gehen
                                                 noch unseren oft ungewissen Weg,
                                                 aber das Ziel unseres Weges steht fest:
                                                 Es ist kein anderes als das ewige Leben
                                                 in der großen und unermesslichen Lie‐
                                                 be Gottes.
Foto: Sebastian Sigler / commons.wikimedia.org

                                                 Liedvers
dass ihn niemand bejubelt, auch der
muss damit rechnen, dass die Welt ihm            Komm, o mein Heiland Jesu Christ, /
übel will.                                       meins Herzens Tür dir offen ist. / Ach
    „Seht auf zu Jesus, dem Anfänger             zieh mit deiner Gnade ein; / dein
und Vollender des Glaubens, der sich             Freundlichkeit auch uns erschein. /
gesetzt hat zur Rechten des Thrones              Dein Heilger Geist uns führ und leit /
Gottes.“ Der Briefschreiber benennt              den Weg zur ewgen Seligkeit. / Dem
auch, was es ermöglichen kann, an un‐            Namen dein, o Herr, / sei ewig Preis
serem Glauben festzuhalten, ohne                 und Ehr. (EG 1,5)
matt zu werden, ohne den Mut sinken
zu lassen. Denn auch jetzt, mitten in            Gebet
der Passionszeit, sind wir aufgerufen,
über Jesu Leiden und Tod, über das Ge‐           Jesus Christus, Menschen haben dir zu‐
schehnis des Karfreitages hinauszubli‐           gejubelt und dich dann doch allein ge‐
cken auf jenen Tag, welcher der Welt             lassen. Du wurdest gefoltert und getö‐
endgültig die Erlösung gebracht hat,             tet. Wir erschrecken über die dunklen
nämlich auf den Ostertag, auf die Auf‐           Möglichkeiten, die in uns sind. Schenke
erstehung Christi von den Toten. Jesu            uns Klarheit über uns selbst, über un‐
Weg ist nicht im Tod geendet, sondern            sere Zuneigungen und unsere Aggres‐
im Leben. Und auch für uns ist dieses            sionen. Hilf uns um deiner Liebe willen,
Ziel bereitet. Wer den guten Kampf               der du mit dem Vater und dem Heiligen
des Glaubens läuft, der darf sich ganz           Geist lebst und regierst von Ewigkeit
und gar sicher sein, dass er am Ende,            zu Ewigkeit. Amen.
am Ziel des Laufes angelangt, aus der                                    Christian Justen
Hand Christi die Krone des Lebens
empfangen wird.
                                                                                      21
AMTSHANDLUNGEN / GOTTESDIENSTE

                                 Die Amtshandlungen werden
                                   nur in der Print‐Ausgabe
                                         veröffentlicht.

   Gottesdienste in der kommenden Zeit
   Bislang ist noch völlig unklar, ab wann   auch weiterhin Online‐Gottesdienste
   wir wieder damit beginnen können,         aufzeichnen und diese auf unserem
   Präsenzgottesdienste zu feiern. Bitte     YouTube‐Kanal veröffentli‐
   achten Sie daher auf entsprechende        chen. Die Links auf die Got‐
   Mitteilungen in der Tagespresse und       tesdienste finden Sie unter:
   den sozialen Netzwerken. Wir werden       www.gottesdienst‐uep.de

   22
GOTTESDIENSTE /       WOCHEN OHNE

Gottesdienst am                            be und zum Valentin zu hören, sehen
Valentinstag                               und singen gibt.
                                                                Angelika Krakau

Der 14. Februar fällt in diesem Jahr auf
den Karnevalssonntag. Da in diesem
                                           7 Wochen ohne
Jahr auch Karneval anders gefeiert
wird als sonst, können wir uns ja mal      Gemeinschaften brauchen Regeln.
auf Valentin von Rom bzw. Valentin         Doch zu den Regeln gehört Spielraum.
von Terni konzentrieren. Beide lebten      Und dessen Auslotung ist eine Kunst.
im 3. Jahrhundert nach Christus und        Eine totale Blockade jeglichen Wider‐
waren Bischöfe. Vielleicht sind sie auch   spruchs lässt sich mit der Botschaft der
ein und dieselbe Person. Jedenfalls
wird Valentin von Terni nachgesagt,
dass er als Bischof in Rom durch eine
Krankenheilung viele Menschen für
den christlichen Glauben gewinnen
konnte. Valentin von Rom soll als Pries‐
ter viele Liebespaare trotz eines Verbo‐
tes christlich getraut haben und des‐
wegen hingerichtet worden sein.
    Was läge also näher, als sich im

                                                                                       Grafik: GEP
Gottesdienst am Valentinstag mit der
Liebe zu beschäftigen? Denn egal, ob
es zwei oder ein Valentin damals war
bzw. waren, das Handeln war ein Han‐       Liebe Jesu Christi nicht vereinbaren.
deln aus Nächstenliebe. Egal, ob als       Liebe und Gnade eröffnen keine gren‐
Präsenz‐ oder als Videogottesdienst,       zenlosen Wüsten, sondern machen Re‐
wir sehen uns. Ich bin gespannt, und       geln im Alltag anwendbar.
ich freue mich drauf, was es da zur Lie‐       Großzügigkeit heißt nicht: „Es ist
                                           mir egal, wie du darüber denkst. Hier
                                           gilt nur, was ich für richtig halte!“ Son‐
                                           dern: „Lass uns mal darüber reden, wie
                                           wir das hinkriegen, obwohl wir ver‐
                                           schiedener Meinung sind.“
                                               Ich werde meinen persönlichen
                                           Umgang mit Regeln im Sinne des Fas‐
                                           tenmottos 2021 erkunden. Wie kann
                                           ich innerhalb von akzeptierten Gren‐
                                           zen großzügig und vertrauensvoll le‐
                                           ben?
                                                                      Arnd Brummer
Foto: kaboompics / pixabay.de

                                                                                  23
KIRCHE MIT KINDERN

   KinderKirche im Februar und März 2021
   Liebe KinderKirchen‐Kinder,                dass sie im Internet auf unseren Seiten
      das ist ein Hin und Her mit unseren     (Adressen siehe Rückseite des Gemein‐
   Gottesdiensten. Die Rita ist schon ganz    debriefes) nachschauen, ob die Kinder‐
   durcheinander, weil sie dauernd vor        Kirche in der Erlöserkirche stattfindet.
                           die verschlos‐     Oder Ihr schreibt mir rechtzeitig eine E‐
                           sene Kirchen‐      Mail. Dann habe ich Eure Adressen und
                           tür fliegt. Euch    schreibe alle rechtzeitig zur nächsten
                           geht das be‐       KinderKirche an. Es gibt auch ein paar
                           stimmt auch        kleine gefilmte Geschichten mit Rita
                           so. Das mit Co‐    und mir im Internet zu sehen.
                           rona ist halt          Aber für den Fall, dass wir uns im
                           blöd, aber nie‐    Februar und im März in der Erlöserkir‐
                           mand von uns       che treffen können, hier schon mal ei‐
                           will ja wirklich   ne Ankündigung zu dem, was Rita und
                           krank werden.      ich mit Euch dann machen wollen.
                           Darum bittet           Also am 13. Februar von 14.30 bis
                           Eure     Eltern,   16.30 Uhr geht es darum, zu wissen

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