Die Kunst zu helfen und Hilfe anzunehmen - Themenschwerpunkt | Teil 2 - Zeitschrift für Betreuung und Pfl ege daheim - Land Vorarlberg
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Zeitschrift für Betreuung und Pflege daheim Themenschwerpunkt | Teil 2 Die Kunst zu helfen und Hilfe anzunehmen 1 | 2018 19. Jahrgang
Inhaltsverzeichnis Editorial | 3 Hilfe, die ankommt | 4 Pflege. Ein zentrales Anliegen der Sozialpolitik | 5 Von der Wahrung der Würde und der Kunst, sich helfen zu lassen – Teil 2 | 6 Und manchmal ist es einfach zu viel ... | 10 Veranstaltungen | 12 Erholungsurlaub für pflegende Angehörige | 15 Ich nehme Hilfe in Anspruch | 16 Vom gewollten oder gesollten Leben | 18 Mehr Lebensfreude! | 19 Wenn ich mich verstecken möchte, ... | 20 „Bewusst gemacht“ | 22 Impressum und Vorschau | 23
Liebe Leserin, lieber Leser, in dieser Ausgabe widmen wir uns noch einmal dem vielschichtigen Thema „Helfen und Hilfe annehmen“. Wenn Menschen, die Angehörige betreuen und pflegen, von ihren Erfahrungen und Erlebnissen erzählen, berührt uns das und wir bekommen eine leise Ahnung davon, welche Belastungen damit verbunden sind. Für Men- schen, die Betreuungs- und Pflegeaufgaben erbringen, ist es hilfreich und entlastend immer wieder einmal innezuhalten, um die Situation zu reflektieren. Dies kann durchaus auch ein Gespräch mit Bekannten oder Freunden sein. Wie geht es allen Beteiligten? Sind Veränderungen notwendig? Braucht es mehr Unterstützung oder gibt es etwas, das sich überholt hat? Wie geht es mir selbst? Zugegeben, das „Hilfethema“ ist komplex und schwierig und grundlegende Änderungen (wenn notwendig) sind oft mit viel Einsatz und Arbeit verbunden. Allzu oft sagen wir: „Es got scho“, auf Dauer ist das möglicherweise keine tragende Basis. Betreuungs- und Pflegesituationen sind meist zeitlich nicht abschätzbar und deshalb sind Vorgangsweisen gefragt, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen. Wir hoffen, dass die Beiträge dieser Ausgabe für Sie viele hilfreiche Informationen enthalten. Falls Sie den 1. Teil des Beitrags „Von der Wahrung der Würde und der Kunst, sich helfen zu lassen“ von Prof.in Dr.in Ursula Immenschuh nachlesen wollen, können Sie diesen auf der connexia Homepage herunterlan- den oder die Ausgabe 4/2017 unter T +43 (0)5574 48787-0 oder E info@connexia.at bestellen. Herzlichst, Ihr „daSein“ Redaktionsteam 3
Hilfe, die ankommt Pflegende Angehörige übernehmen gemäß Mitgliedsbeitrag. Die Hilfe des Krankenpflege- diverser internationaler Studien rund vereins in Anspruch zu nehmen, ist jedoch für 80 Prozent der Pflegeaufgaben an älteren die meisten eine große Hürde. Menschen. Sie gelten als der „weltgrößte Pflegedienst“, der den Hauptteil der Pflege Eigenständigkeit bewahren zu Hause übernimmt. Die Hauskrankenpflege und der Mobile Hilfs- dienst arbeiten mit der Klientin, dem Klienten zu Wenn eine Betreuungs- und Pflegesituation auf- Hause in der vertrauten Umgebung. Durch das tritt oder sich verändert, sind die Angehörigen „Eindringen“ der ambulanten Dienste in das per- und die Betroffenen selbst meist mit großen sönliche Umfeld scheint die Privatsphäre gestört. Herausforderungen konfrontiert. Die Pflege und Es bestehen oft Ängste bezüglich des Verlustes Betreuung muss organisiert werden, Pflegehilfs- der Selbstständigkeit. Dementgegen steht der mittel und finanzielle Unterstützungsangebote zentrale Leitgedanke und die Wirkungsweise der sind zu beantragen und oft muss ein Umbau zur Krankenpflegevereine: „So viel Unterstützung wie Barrierefreiheit angedacht werden. Die Familie ist nötig und so viel Eigenständigkeit wie möglich.“ gefordert, sich intern neu zu organisieren. Erwartungshaltungen unterstützen Die Krankenpflegevereine helfen Vielerorts ist es ganz selbstverständlich, dass die In Vorarlberg bieten 66 örtliche Krankenpflege- Kinder die Pflege ihrer Eltern übernehmen. Einer- vereine ihre Unterstützung an. In der Organisa- seits wollen sie den Eltern „etwas zurückgeben“ tion der Pflege und Betreuung zu Hause, bei der und andererseits werden pflegende Angehörige Körperpflege und in medizinischen Belangen. in diese Rolle gedrängt, „weil es sich so gehört“. Betreuungs- und pflegebedürftige Menschen kön- Die Aufgabe zu pflegen und betreuen ist sehr nen oft dank der Hilfe der ambulanten Dienste anspruchsvoll, zeitintensiv und führt leicht an wie Hauskrankenpflege, Mobiler Hilfsdienst und Belastungsgrenzen heran. Eine frühzeitige In- auch Tagesbetreuung in ihrem vertrauten Umfeld anspruchnahme der Hilfe durch Pflegeleistun- wohnen bleiben. Das Case Management begleitet gen der ambulanten Dienste ist zielführend und und berät Betroffene und Angehörige und schafft vermeidet Überforderung und Hilflosigkeit. Die so eine individuelle, lückenlose Versorgung. Im Hauskrankenpflege sieht sich auch als Beratung Rahmen der sogenannten „Vorsorgehausbesuche“ und Unterstützung für pflegende Angehörige. erhalten Seniorinnen und Senioren ab dem 75. Lebensjahr kostenlos Tipps und Hilfe, wie sie Finanzielle Beratung möglichst lange unabhängig, sicher und gut Die Hauskrankenpflege informiert in Zusammen- betreut zu Hause leben können. arbeit mit dem Case Management über die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten wie Die Kunst, Hilfe anzunehmen z.B. das Pflegegeld, den Zuschuss zum Pflege- Die meisten zu Pflegenden sind seit Jahren Mit- geld, die Förderung der 24 Stunden Hilfe etc. Sie glied im örtlichen Krankenpflegeverein, sie besu- schaffen so die nötige Transparenz und die Basis chen Jahreshauptversammlungen, bezahlen den für eine befriedigende Betreuungssituation. Eleonora Dür, DGKPin, akademische Pflegemanagerin, Pflegeleitung 4 Hauskrankenpflege, Sozialsprengel Vorderwald
Pflege. Ein zentrales Anliegen der Sozialpolitik Die Menschen möchten in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Land und Gemeinden beschließen Angehörigen. In vielen Vorarlberger Regionen Maßnahmenpaket nach Abschaffung gibt es das Angebot bereits. Ab 2018 folgt die des Pflegeregresses Erweiterung. Anfang 2018 wird der sogenannte Pflege- • Vier Einrichtungen erproben eine „geronto- regress österreichweit abgeschafft. Das psychiatrische Tagesbetreuung“. Hier werden bedeutet: Das Ersparte, aber auch Vermö- Menschen mit Demenz oder Depressionen gen wie eine zweite Wohnung oder ein tagsüber speziell betreut – eine große Ent- Grundstück werden nicht mehr angetastet, lastung für die Angehörigen. wenn eine pflegebedürftige Person ins Heim • Die Qualitätssicherung der 24-Stunden-Betreu- kommt. Was für die einzelne Person und ung bleibt Thema. Sie wird besser an das deren Erben ein großer Vorteil ist, verursacht Case Management, die Hauskrankenpflege dem Land Vorarlberg und den Gemeinden und andere ambulante Angebote angebunden. hohe Kosten: Millionen Euro an Einnahmen Ein Gütesiegel für die Vermittlungsagenturen fallen weg, gleichzeitig werden mehr ist geplant. Menschen einen Heimplatz beanspruchen. Mit zwei Maßnahmen reagieren wir auch im Für Vorarlberg bedeutet die Abschaffung des vorgelagerten und stationären Bereich auf die Pflegeregresses also eine große Herausforderung. Abschaffung des Pflegeregresses Wir – Land und Gemeinden – begegnen dieser • Der verstärkte Ausbau betreuten Wohnens und Verantwortung aktiv mit einem 7-Punkte-Plan. betreuter Wohngemeinschaften soll zusätzlich Er soll vor allem die Pflege zuhause unterstützen. Platz für Seniorinnen und Senioren bieten, die Ältere Menschen wollen ja möglichst lange in zwar ein geringes Maß an Unterstützung brau- ihrer gewohnten Umgebung bei ihrer Familie chen, jedoch ansonsten im Alltag alleine zu- bleiben. Das wollen wir ihnen und ihren Ange- rechtkommen. Diese Wohnformen ermöglichen hörigen mit zusätzlichen Angeboten ermöglichen. selbständiges Wohnen mit einem individuellen Angebot an Betreuung und Pflege. Unser Maßnahmenpaket für den • Bei Bedarf können wir in mehreren Pflegehei- ambulanten Bereich men insgesamt 60 Pflegebetten aktivieren, die • Das Case Management bekommt mehr Personal. derzeit als „stille Reserve“ bereitstehen. Parallel Damit können Pflegebedürftige und ihre Ange- investieren wir in die Ausbildung zusätzlichen hörigen besser begleitet werden, um die opti- Pflegepersonals. Eine Imagekampagne soll das male Lösung in jedem Einzelfall zu finden. Vertrauen in die Langzeitpflege stärken und • Der ambulante Bereich wird mit einer Million für eine Mitarbeit im Pflegebereich werben. Euro zusätzlich unterstützt. • Die „ambulante gerontopsychiatrische Pflege“ Betreuung und Pflege haben in Vorarlberg eine wird verstärkt. Sie bietet Hilfe vor Ort für hohe Qualität. Ich bin überzeugt: Mit diesen ältere Menschen mit Erkrankungen wie Maßnahmen wird es uns gelingen, diese Qualität Demenz oder Depressionen sowie für ihre auch in Zukunft sicherzustellen. Landesrätin Katharina Wiesflecker 5
Von der Wahrung der Würde und der Kunst, sich helfen zu lassen Teil 2 Würdevoller Umgang miteinander befürworten, aber die Person, die ja nicht nur aus Die Scham der anderen erkennen bedeu- dieser Tat besteht, sondern auch andere Anteile tet, zuerst einmal die eigene Scham zu hat, bekommt die Anerkennung nicht entzogen. erkennen und an-zu-erkennen. Die eigene Das kann in der Helferinnen- und Helferbeziehung Schambiografie anschauen und sich dessen ganz schwierig werden, wenn beispielsweise die bewusst werden, welche Situationen für Scham, sich helfen lassen zu müssen in Aggres- mich schambesetzt sind, welche roten sion und Gewalt umschlägt, in Beschimpfungen Knöpfe ich habe, wo bei mir die Scham an- und Schlagen. Dann wird diese Trennung schwie- springt. Ist es etwa mehr, wenn ich dabei rig umzusetzen. Es geht dann darum, auch die ei- ertappt werde, dass ich einen Fehler ge- gene Person, die des Helfenden anzuerkennen und macht habe, wenn ich nackt gesehen werde Grenzen zu setzen, etwa indem man sagt: „Ich oder wenn eine Schwäche von mir publik helfe dir gern, denn du bist mir wichtig. Aber so wird? Oder sind es nochmal ganz andere kannst du mit mir nicht umgehen. Ich werde dich Situationen? Mir selber die Scham zuzuge- nicht mehr versorgen können, wenn du mich so stehen, sie zu fühlen ist die Voraussetzung demütigst.“ Damit kommen wir zum zweiten Be- dafür, sie auch bei anderen wahrnehmen zu dürfnis: dem Schutz. können und sie ihnen zu lassen. Schutz Während die Anerkennung quasi sagt „Sieh men? Stephan Marks (z.B. 2010, 2013) gibt uns mich!“, sagt der Schutz „Sieh aber nicht alles von dafür ganz einfache Kriterien an die Hand. Wir mir und nicht immer“. Wir brauchen auch Pri- können würdevoll mit der Scham umgehen, vatheit, Schutz vor Blicken, vor Eindringen, vor indem wir die vier Grundbedürfnisse wahren: Intimitätsverlust, sonst werden unsere Grenzen Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Inte- verletzt. Grenzverletzungen können aktiv gesche- grität. Und das bei allen Beteiligten. hen, indem jemand die Grenze des anderen über- schreitet, z.B. ein Geheimnis in der Öffentlichkeit Anerkennung preisgibt, Intimitäten nach außen trägt. In der Wir Menschen sind auf Anerkennung angewie- Pflege von Menschen gehören Grenzüberschrei- sen. Nicht eine narzisstisch orientierte Nahrung tungen dazu. Manchmal muss jemand nackt von für unser Ego, sondern die Anerkennung des anderen gesehen werden, es müssen Schmerzen Menschen, der Person, die ich bin. Hier kommt zugefügt werden z.B. durch Spritzen, es müssen der Würde-Begriff wieder ins Spiel: Wir alle ha- auch manchmal Fremde in die Pflege einbezogen ben eine Würde, die wir uns nicht erst verdienen werden, oder intime Details den Mitarbeitenden müssen. Würde ist nicht an Leistung, Schönheit der jeweiligen Pflegedienste mitgeteilt werden. oder Funktion gebunden. Nicht nur „Würdenträ- Grenzüberschreitungen können auch passiv pas- ger“ haben eine Würde, sondern alle Lebewesen sieren. Das berühmte Fettnäpfchen, in das man haben eine Würde. Dafür gebührt uns unein- treten kann, wenn man etwas an die Öffentlich- geschränkte Anerkennung, egal ob wir gesund, keit bringt, das da nicht hingehört. Schon wenn pflegebedürftig, unabhängig oder körperlich die Nachbarin mitfühlend fragt: „Und, wie geht beeinträchtigt usw. sind. Die Anerkennung der es Ihrer Mutter heute Morgen?“, kann die Gefahr Person ist gegebenenfalls von der Tat zu trennen: bestehen, dass etwas von ihr preisgegeben wird, Auch wenn wir Fehler machen, sogar wenn wir das ihren Schutz verletzt. Das bedeutet zum ei- jemanden umgebracht haben, gebührt uns die nen, dass man sich darum bemühen muss, die Anerkennung als Person. Die Tat muss niemand Grenzen des anderen zu erfragen. Es bedeutet 6
auch, dass man seine eigenen Grenzen kennen lierbare und Ungeplante. Also sehr vieles, was und wahren muss. Und drittens, dass man mit das Leben auch zu bieten hat: Krankheit, Armut, den unvermeidbaren Grenzverletzungen gut um- Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Tod. Trotzdem die geht. Wenn jemand auf Hilfe angewiesen ist, und Ideale zu verfolgen hat den Preis, dass wir alle wacht beispielsweise nachts auf mit dem Bedürf- die Diskrepanz fürchten zwischen dem, was wir nis auf die Toilette zu gehen, muss er oder sie die sein wollen und dem, was wir sind. „Das sollst Grenze der Person überschreiten, die eine unge- du von mir nicht sehen“, ist der Satz, der dazu störte Nachtruhe braucht. Es kommt dann sehr gehört. In unserer Gesellschaft werden selbst darauf an, wie der- oder diejenige es macht. Hier körperliche Bedürfnisse, wie Blähungen ablassen kommt die Regulierung der Scham ins Spiel, von oder Magengrummeln aufgrund von Hunger, der ich weiter oben bereits sprach: in der Inter- versucht zu unterdrücken. Nagelpilz, Mund- aktion wird ausgetragen, wie das geht. Z.B. wenn geruch oder Schwitzen können in bestimmten so etwas immer wieder vorkommt kann es helfen, gesellschaftlich wichtigen Situationen sehr wenn Absprachen getroffen werden, dass sich die schambesetzt sein. Wie ist es da erst mit Hilfs- helfende Person einen Wecker stellt, damit die bedürftigkeit, in der man mehr oder weniger auf Hilfe angewiesene Person nicht immer unsi- ausgeliefert ist und andere alles sehen können? cher sein muss, ob sie sie stören darf oder nicht. Oder dass ausgesprochen wird zwischen beiden, Normalerweise wird versucht, nach außen ein welche Gefühle das jeweils hervorruft usw. Man Bild zu vermitteln, mit dem man in bestimmten sieht daran, wir können uns nicht nur selber Gruppen dazugehört. Das ist bei der Gruppe der schützen, sondern auch gegenseitig. Das gelingt punkig aussehenden Jugendlichen nicht anders vor allem, wenn die Zugehörigkeit außer Frage als im Kegelclub. Die eigenen Schwächen ver- steht, unser drittes Grundbedürfnis. stecken, die Arbeitslosigkeit verschweigen, die Armut versuchen zu vertuschen, all das sind Be- Zugehörigkeit mühungen, nicht die Zugehörigkeit zu verlieren. Dass es unglaublich schmerzhaft sein kann, Alter, Gebrechen, Hilflosigkeit können das Ge- nicht dazuzugehören wissen alle, die schon fühl der Zugehörigkeit verletzen, wie wir bei Frau einmal Ausgrenzung erfahren haben. Dieses Fink (4. Ausgabe 2017 / Teil 1) vermuten können. Grundbedürfnis ist bei vielen Menschen verletzt, Lieber sterben als mit diesem Gefühl zu leben, die auf Hilfe angewiesen sind, die am Rand kann die Folge sein. Es ist für unsere Gesellschaft der Gesellschaft stehen. Hilge Landweer (1999, und für alle auf Hilfe angewiesenen Menschen 2013) sagt, dass man immer dann Ausgrenzung sehr wichtig, dass wir einander ein Gefühl der erfahren kann, wenn man etwas gemacht hat Zugehörigkeit vermitteln. „Du gehörst zu uns“, oder so ist, dass es die Normen der Mitmen- das wäre die Zusage, die auch nicht entzogen schen, der Gesellschaft, verletzt. In unserer wird, wenn jemand aus der Leistungsgesellschaft Gesellschaft gilt das Ideal, leistungsfähig und herausfällt. Wenn das für uns alle gilt, ist das kontrolliert zu sein, gesund, schön und aktiv. So Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit gewahrt. sind wir Menschen aber nur zum Teil. Ausge- Und wir schützen damit auch das letzte der vier grenzt wird mit diesen Idealen alles Unkontrol- Grundbedürfnisse: die Integrität. Prof. in Dr.in Ursula Immenschuh, Katholische Hochschule Freiburg 7
Integrität Zusammenfassung Eigentlich wissen wir nämlich alle, dass wir das Vielleicht wurde es bereits deutlich, aber ich Leben nicht kontrollieren können, dass Krankheit, möchte gerne nochmals betonen: Ob sich jemand Alter und Sterben zum Leben dazugehören und seiner Hilfsbedürftigkeit schämen muss, liegt wir nicht wissen können, ob und wann sie auch auch an uns allen. An den gesellschaftlichen uns erreichen. Wenn wir nach den eigenen Werten Normen, die wir vertreten und an den Bedingun- leben, wenn wir uns morgens noch im Spiegel gen, die wir schaffen, damit alle, die der Hilfe anschauen können, dann haben wir unsere Inte- bedürfen, gut versorgt sind. Damit schaffen wir grität gewahrt. Anders gesagt: Immer, wenn wir den Kontext, der mit entscheidend ist, ob sich gegen unser Gewissen und unsere Werte gehandelt diejenigen von uns, die der Hilfe bedürfen, schä- haben, verletzen wir unsere Integrität. Das kann men. Ob sich dann aber jemand der Hilfsbedürf- beispielsweise sein, wenn ein Sohn in der Überfor- tigkeit schämt, ist individuell. Die Scham ist ein derung seine demenziell erkrankte Mutter schlägt universelles Gefühl, wir alle kennen sie. Sie ist oder wenn wir jemanden mit Worten gedemütigt gleichzeitig individuell, auch abhängig von unse- und damit unwürdig behandelt haben. Es ist die rer Prägung und von unseren Werten. Die Scham Scham der Täterinnen und Täter. Wie schmerzhaft ist eines der schmerzhaftesten Gefühle, die wir diese sein kann, hat der Vietnam-Krieg gezeigt. kennen. Sie ist aber damit auch ein wirkungs- Es haben nach dem Krieg mehr US-Veteranen ihr voller Schutz, denn sie zeigt uns an, wenn unser Leben durch Suizid verloren, als im Krieg gestor- Innerstes verletzt wird. Die Scham zu fühlen be- ben sind. Gegen die eigenen Überzeugungen zu deutet, dass wir die Chance erhöhen, die Würde handeln kann einen so peinigen, dass man damit zu wahren – unsere eigene und die der anderen. nicht leben kann. Man ist sich „etwas schuldig geblieben“. Es ist aber auch die Scham der Zeu- Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Scham gen von Unrecht. Wenn wir mitbekommen, wie oft in Verkleidungen daherkommt: Aggression, jemand beschämt, verhöhnt, ungerecht behandelt Gleichgültigkeit oder gar Schamlosigkeit, Erstar- wird, und nichts unternehmen dagegen, schämen rung und anderes. Die Sensibilität zu entwickeln, wir uns. Wir können also die Würde wahren, hinter diese Masken zu schauen macht erst mög- wenn wir unseren eigenen Werten treu bleiben lich, die Scham als Hüterin der Würde wahr- und die Werte anderer achten. zunehmen. Wie dann würdevoll mit der Scham 8
umgegangen werden kann, können wir anhand Aus diesen Ausführungen wird deutlich: Die der vier Grundbedürfnisse beschreiben: indem Scham derer, die Hilfe annehmen müssen, kann wir uns selber und den anderen Anerkennung durch den Umgang anderer mit dieser Scham entgegenbringen, ihre Grenzen wahren so gut es beeinflusst werden. Dass aber auch diejenigen möglich ist, ihnen Zugehörigkeit vermitteln und Scham empfinden können, die die Hilfe leisten, ihre Werte achten. wäre einen eigenen Artikel wert. Ich verweise als erweiternde und vertiefende Literatur hierzu Das alles übertragen auf die Situation von Frau auf das Buch „Scham und Würde in der Pflege“ Fink bedeutet, dass wir wissen, wir müssen und (Immenschuh & Marks, 2014), das als Ratgeber, können ihr die Scham nicht ausreden, die sie auch für pflegende Angehörige, verfasst ist. Was bezüglich ihrer Hilfsbedürftigkeit empfindet. Wir aber nicht zu oft betont werden kann ist, dass können aber viel tun, indem wir uns an den wir die Würde wahren, wenn wir einen Raum zur vier Grundbedürfnissen orientieren. Ein paar Verfügung stellen, in dem Scham sein darf und Ideen hierzu sind: Es geht darum, sie als Person die Menschen so angenommen sind, wie sie sind. anzuerkennen, wie sie ist. Mit allem, was sie ge- Dann kann die Scham als Hüterin der Würde leistet hat, mit ihrer Trauer über die Hilflosigkeit ihre Kraft entfalten und die Kunst, sich helfen zu und mit der Art, wie sie diese ausdrückt. Wir lassen, hat bessere Chancen zu gelingen. können ihr die Anerkennung vermitteln, indem wir ihr Leben würdigen und auch würdigen, wie schwer es ihr fällt mit dieser Situation zu leben. Ihre Grenzen können wir achten, indem wir sie Literatur in Pflegeentscheidungen mit einbeziehen, indem • Immenschuh, Ursula & Marks, Stephan (2014): Scham wir ihr die Trauer lassen und sensibel damit um- und Würde in der Pflege. Mabuse Verlag, Frankfurt. gehen. Wenn wir das Gefühl haben, dass sich • Marks, Stephan (2011). Warum folgten sie Hitler? Die ein Mensch akut schämt, ist es manchmal besser, Psychologie des Nationalsozialismus. Ostfildern: Patmos diesen eine Weile alleine zu lassen und später (2. Aufl.). wieder zu kommen. Beim Reden über die Scham • Marks, Stephan (2013): Scham - die tabuisierte Emotion. ist Sensibilität für die Grenzen sehr wichtig. Ostfildern: Patmos (4. Aufl.). • Landweer, Hilge (1999). Scham und Macht. Phänome- Die Zugehörigkeit kann man auf vielerlei Arten nologische Untersuchungen zur Sozialität eines Gefühls. vermitteln. „Du gehörst zu uns und bist wert- Tübingen: Mohr Siebeck. voll, so wie du bist“ könnte ein Satz sein, der • Landweer, Hilge (2013). Scham – die Macht eines Ge- Zugehörigkeit und Anerkennung vermittelt. Man fühls. Vortrag im Rahmen der Tagung „Scham“ an der kann auch dafür sorgen, dass Besuch kommt Katholischen Stiftungsfachhochschule München am oder dass sinnvolle Beschäftigungen möglich 22.11.2013. http://www.ksfh.de/files/Landweer_Scham_ sind. Gerade für Menschen, die viel geleistet München%2022%2011%202013.pdf (17.01.2014) haben, kann Teilhabe an der Gesellschaft wich- • Nietzsche, Friedrich (1965). Die fröhliche Wissenschaft. tig sein. Integrität zu wahren kann bedeuten, Sämtliche Werke Bd. 5. Stuttgart: Alfred Kröner. dass man den Wert, der dahintersteckt dass sich • Stoecker, Ralf (2017): Das höchste Gut? Menschenwürde jemand unnütz fühlt, anerkennt. „Du hast im- aus moralphilosophischer Sicht. In: Dr. med. Mabuse mer so viel geleistet und das war dir auch sehr 227, Mai/Juni 2017, S. 22-25. wichtig. Dass du das jetzt nicht mehr kannst, ist • Wurmser, Leon (1997). Die Maske der Scham. Zur Psy- für dich schlimm“ könnte ein Satz sein, der den choanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. Wert dahinter herausstellt. Berlin: Springer-Verlag (3. Aufl.). 9
Und manchmal ist es einfach zu viel ... Wenn die Seele Entlastung braucht „Wenn du Ja zu anderen sagst, sorge dafür, dass du nicht Nein zu dir selbst sagst.“ Paulo Coelho Einmal Zeit für mich „Was würdest du als Erstes tun, wenn du einmal Zeit für dich hättest?“, frage ich Frau S. Lächelnd meint sie: „Dann würde ich schreiben. Ich hätte so viele Gedanken, die ich gern aufschreiben würde. Ich habe immer schon gern geschrieben!“ Wäh- rend sie noch lächelt, laufen ihr Tränen über die Wangen. „Was bedeuten deine Tränen?“, frage ich sie. „Ich weiß nicht, es hat schon so lange nie- mand mehr gefragt, was ich möchte ...“ Seit vielen Jahren pflegt Frau S. ihren Ehemann. und Zuneigung ist nach dem verwandtschaftli- Er wurde bei einem Unfall schwer verletzt und ist chen Verhältnis, der Selbstverständlichkeit und seither pflegebedürftig. Dieser Unfall hat ihrem dem Versprechen erst das vierthäufigste Motiv Familienleben ein jähes Ende gesetzt und die Ehe für das Übernehmen der Pflege. Dies erklärt auch sprachlos gemacht. Frau S. zieht ihre beiden Kin- die Ambivalenz, die nicht selten in den Herzen der alleine groß und pflegt nebenbei ihren Mann. der pflegenden Angehörigen herrscht. Manchmal Vorbei die Familienurlaube, vorbei die Zeit allein war es eine Herzensangelegenheit, manchmal eine mit Freundinnen, vorbei die Gespräche darüber, Vernunftentscheidung, eine ethisch-moralische was am besten für die Kinder sei. Freunde haben Verpflichtung, und meist war es einfach keine sich abgewandt, für Einladungen hat sie praktisch Frage, sondern Selbstverständlichkeit. Doch die keine Zeit. In ihrer Gefühlswelt mischen sich Trau- Beziehung, die wir zur gepflegten Person vorher er über den Verlust, Ärger, dass alles so gekom- hatten, prägt auch das Pflegeverhältnis. Gerade in men ist, Liebe, wenn ihr Mann einen guten Tag der Pflege der Eltern oder Schwiegereltern schwin- hat und wacher ist als sonst, Dankbarkeit ob der gen Emotionen mit, die oft eine lange Geschichte Erinnerung - und manchmal Verzweiflung, ob das haben. Alte Kränkungen unserer Lebensgeschich- alles je wieder anders werden wird. te, mangelnde Anerkennung, der man jahrelang nachgelaufen ist, Schuldgefühle, unausgesproche- Motive und Emotionen ne Erwartungen und Wut mischen sich in die Be- So wie Frau S. geht es vielen pflegenden Angehö- reitschaft, Zeit, Energie und Herzblut in die Pflege rigen. Viele haben wie sie völlig selbstverständlich des nahestehenden Menschen zu investieren. die Pflege für einen Menschen übernommen, der ihnen nahesteht. Manchmal aus Nächstenliebe Was die Belastung für Folgen hat ... oder Mitleid. Bei der Betreuung der eigenen Eltern Das Belastende in der Betreuungs- und Pflegesi- ist es oft eine Form der Wiedergutmachung, ein tuation ist oft die Tatsache, dass 24 Stunden Prä- Versuch, den Eltern „etwas zurückzugeben“. Liebe senz und Verantwortung gefordert sind, kaum Zeit Mag.a Beate Huter, DGKPin, (Kinder- und Jugendlichenpflege) Klinische und Gesundheitspsychologin, Supervisorin und Coach 10
für Freizeit und Ausgleich bleibt, die eigenen Manchmal auch aus dem Glauben, psychologische Bedürfnisse hintanstehen müssen, soziale Isola- oder therapeutische Hilfe brauche man nur, wenn tion droht und Lob und Anerkennung sehr rar man „eine Macke habe“. Doch wer die Schwellen- sind. In mancher Hinsicht ist diese Situation mit angst überwunden hat, stellt fest, dass jede Form jener von Müttern mit Kleinkindern zu verglei- der seelischen Entlastung gut tut und wie eine Art chen. Auch das oft herausfordernde Verhalten Qualitätsmanagement wirkt. Es tut uns gut, wenn der zu betreuenden Person, die psychische und wir uns selbst einmal in den Mittelpunkt stellen. emotionale, aber auch die soziale und finanzielle Wir werden wieder kraftvoller, sehen klarer, spü- Belastung zehren an den Nerven. Hinzu kommt, ren uns selbst wieder, kennen unsere Grenzen dass unterbrochene Nächte, Heben und Tragen besser und sind somit wieder gestärkt, den Pfle- zu Kreuz- und Kopfschmerzen, Verspannungen, geprozess weiterzuführen, ohne uns selbst zu ver- Magenschmerzen und Schlafstörungen führen. lieren. Manchmal können wir die Lebenssituation Häufig leiden pflegende Angehörige unter Angst verändern, manchmal nicht – immer aber können und Depression. Schuldgefühle bezüglich eigener wir unseren Umgang mit der Lebenssituation ver- Aggressionen und Ungeduld, gefolgt von Scham bessern. „Bringen Sie doch mal Ihre Tochter mit“, für die eigenen Gedanken kommen dazu. sage ich zu Frau S. „Nein“, sagt sie und strahlt, „sicher nicht. Die Stunde gehört mir ganz allein.“ Unterstützungsangebote Und für eine Schreibwerkstatt für Frauen meldet Manche Unternehmen haben, was die Lebensorga- sie sich auch gleich an. Wochen später, unser nisation betrifft, diese Ähnlichkeit der Belastung Beratungsprozess ist bereits beendet, erreicht zu jener von Eltern kleiner Kinder erkannt und mich eine Nachricht von Frau S.: „Ich wollte nur, räumen pflegenden Angehörigen dieselben Rech- dass Sie wissen, dass es mir sehr gut geht. Die te ein wie Eltern in Karenz. Überhaupt rückt die Herausforderung ist gleich, aber mir ist jetzt klar, Situation pflegender Angehöriger immer mehr in dass meine Bedürfnisse auch eine Daseinsberech- den Fokus. Das Land Vorarlberg bietet einwöchige tigung haben. Ich spüre mich selbst wieder und Erholungsurlaube für pflegende Angehörige an, es tue mir gut. Das fühlt sich sehr gut an.“ gibt Schulungen und Beratungsdienste, Essen auf Rädern, Putzhilfen, Tagespflege, Besuchsdienste, Literatur ärztliche und finanziell-rechtliche Unterstützung. • Entlastung für die Seele, Broschüre für Angehörige: http:// Die am meisten vernachlässigte Unterstützung ist www.bagso.de/fileadmin/Aktuell/Publikationen/2013/Ent- jedoch die seelische Entlastung der Angehörigen. lastung_fuer_die_Seele_5._Auflage_Mai_2013.pdf Nicht, dass es keine Angebote gäbe – die Band- • Lamura, G. et al (2006). Erfahrungen von pflegenden breite zwischen psychologisch-therapeutischer Angehörigen älterer Menschen in Europa bei der Inan- Beratung, Angehörigengruppen, Krisentelefonen spruchnahme von Unterstützungsleistungen. Zeitschrift und Gruppen für Angehörige von Menschen mit für Gerontologie und Geriatrie 39, 429-442. Demenz oder kranken Kindern ist in Vorarlberg • Gensluckner, C. und Holzer, J. (2005). Pflege aus Sicht institutionsübergreifend groß. Studien zeigen, dass der pflegenden Angehörigen. Empirische Untersuchung diese Hilfe die Belastungssymptome der Angehöri- bezüglich Belastungen pflegender Angehöriger und der gen deutlich reduzieren können. Entlastungsmöglichkeiten. Fachbereichsarbeit, Kranken- pflegeschule Kufstein. Doch wenngleich der Bedarf hoch ist, werden sie • Hilfe für die Helfer: Wenn Pflege die Angehörigen nicht immer gleich angenommen – aus finanziellen erschöpft. (2013). http://www.spiegel.de/gesundheit/ Gründen, mangels Betreuung für die zu betreu- diagnose/hilfe-fuer-pflegende-wenn-pflege-von- ende Person oder aus mangelnder Information. angehoerigen-erschoepft-a-879270.html 11
Veranstaltungen Do 18. Jänner 2018 Mo 29. Jänner 2018 Ernährung und Krebs – Ernährung, die uns gesund macht Seminar in Palliative Care und gesund erhält Univ.-Prof. Dr. Gebhard Mathis, Claudia Brug- Mag. Rudolf Pfeiffer | 19 Uhr | Seniorenheim ger, Mag.a Birgit Kubelka | 14 bis 17.30 Uhr | Wolfurt, Gartenstraße 1 | Eintritt: freiwillige Anmeldung und Ort: Bildungshaus Batschuns | Spenden | Veranstalter: connexia Veranstalter: Bildungshaus Batschuns Mi 14. Februar 2018 und Sa 20. Jänner 2018, Di 30. Jänner, Di 27. Februar 2018 Di 6. Februar und Di 27. Februar 2018 „Manchester by the Sea“ Atem − Bewegung − Stimme Drama | 19.30 Uhr, Spielboden Dornbirn | Dr.in Lisa Malin | Samstag 9 bis 17 Uhr | jeweils Anmeldung und Veranstalter: pro mente dienstags 17.45 bis 19.45 Uhr | Anmeldung und Vorarlberg Ort: Bildungshaus Batschuns | Veranstalter: Bildungshaus Batschuns Do 15. Februar 2018 und Di 13. März 2018 Mi 24. Jänner 2018 „Mängelexemplar“ Schlaganfall und dann wieder daheim Tragikomödie | 19.30 Uhr, Spielboden Dornbirn | Doris Hauser | 18.30 Uhr | Im Schützengarten, Anmeldung und Veranstalter: pro mente Lustenaus Treffpunkt für Gesundheit und Vorarlberg Soziales, Schützengartenstr. 8, Lustenau | Eintritt: € 5 | Veranstalter: connexia Mo 19. Februar 2018 Finanzierung häuslicher Pflege Mi 24. Jänner 2018 und Heimaufenthalt Leichter leben – mehr Energie Manfred Lackner | 19 Uhr, Pfarrsaal St. Karl und Wohlbefinden Hohenems, Marktstraße 1a | Eintritt: € 5 | Sabine Klimmer, MBA | 19.30 Uhr, Haus der Veranstalter: connexia Generationen Götzis, Mehrzwecksaal, Schulg. 5 | Freier Eintritt | Veranstalter: connexia Di 20. Februar 2018 und Do 15. März 2018 Do 25. Jänner 2018 „Ich wollte nicht mehr aufstehen“ Sinnlichkeit im Alter Dokumentation | 19.30 Uhr, Spielboden Dr. Klaus Zitt | 19.45 Uhr | Pfarrsaal Thüringen, Dornbirn | Anmeldung und Veranstalter: Sägawinkl 14 | Eintritt: 5 € | Veranstalter: pro mente Vorarlberg connexia Di 27. Februar 2018 Sa 27. bis So 28. Jänner 2018 „Was steht mir zu?“ - Finanzielle Das Enneagramm Unterstützungs- und Entlastungsangebote Die neun Gesichter der Seele für Betroffene und pflegende Angehörige Norbert Schnetzer | Sa 9 bis So 16 Uhr | Edith Ploss | 18.30 Uhr, Sozialzentrum Bürs, Anmeldung und Ort: Bildungshaus Batschuns | Judavollastraße 3 | Freier Eintritt | Veranstalter: Bildungshaus Batschuns Veranstalter: connexia 12
Do 1. März 2018 Di 13. März 2018 Depressionen im Alter Richtig und rechtzeitig im Alter vorsorgen Dr. Albert Lingg | 19 Uhr | Anmeldung und Ort: Mag. Günter Nägele | 18 Uhr | Anmeldung und Bildungshaus Batschuns | Veranstalter: Bildungs- Ort: Bildungshaus Batschuns | Veranstalter: haus Batschuns Bildungshaus Batschuns Do 1. März 2018 und Mo 19. März 2018 Mi 21. März 2018 Medikamente richtig einnehmen „4 Könige“ Mag. Klaus Michler | 19.30 Uhr, Pfarrsaal Langen Drama | 19.30 Uhr, Spielboden Dornbirn | b. Bregenz | Eintritt: € 5 | Veranstalter: connexia Anmeldung und Veranstalter: pro mente Vorarlberg Di 20. März 2018 Mit Heilpflanzen durch das Jahr Di 6. März 2018 Ingeborg Sponsel | 18.30 Uhr, Stadtvertretungs- Sturzprävention saal, Rathaus Bludenz, Werdenbergerstraße 42 | Manuel Müller-Graber, Andrea Gross | 18 Uhr | Freier Eintritt | Veranstalter: connexia Information und Ort: Lebensraum Bregenz, Clemens-Holzmeister-Gasse 2 | T +43 (0)5574 Fr 6. April, 13. April, 20. April, 52700 | Veranstalter: Bildungshaus Batschuns 27. April und 4. Mai 2018 Innehalten – Kraft auftanken Do 8. März 2018 Andrea Moosbrugger, Mag.a Maria Stadler | Depressionen im Alter 9 bis 10.30 Uhr | Anmeldung und Ort: Krebshilfe Dr. Albert Lingg | 19 Uhr | Ort: Rathaus Dornbirn | Vorarlberg, Dornbirn | Veranstalter: Krebshilfe Anmeldung: Amt der Stadt Dornbirn, Soziales, Vorarlberg Pflege und Senioren | T +43 (0)5572 306-3305 | Veranstalter: Bildungshaus Batschuns 13
Mo 9. April 2018 Demenz | Information: Dr.in Esther Schnetzer, Prävention für den Bewegungsapparat M +43 (0)664 3813047 | Veranstalter: Bildungs- Judith Gómez-Miranda Rakebrand | 19 Uhr haus Batschuns Seniorenheim Wolfurt, Gartenstraße 1 | freiwillige Spenden | Veranstalter: connexia Karinos – Sport nach Krebs Die Bewegungsgruppen finden regelmäßig in Di 17. April 2018 Bregenz, Dornbirn und Rankweil statt. Die Gewalt gegen ältere Menschen in der Familie Teilnahme ist kostenlos, der Einstieg ist jederzeit erkennen und benennen möglich. Information: Lisa Laninschegg, Ulrike Furtenbach | 18.30 Uhr M +43 (0)664 1955727, E-Mail: info@karinos.at | Sozialzentrum St. Vinerius, Sonnenbergstraße 1, Veranstalter: Sportunion und Krebshilfe Nüziders | Freier Eintritt | Veranstalter: connexia Vorarlberg Mi 18. April 2018 Trauercafés Lachen und Atmen – heilsame Kraft Hospiz Vorarlberg berät und begleitet Trauernde. Bettina von Siebenthal | 18.30 Uhr Trauercafés finden regelmäßig in Lochau, Dorn- Im Schützengarten, Lustenaus Treffpunkt birn, Rankweil, Feldkirch, Bludenz, Krumbach für Gesundheit und Soziales, und Riezlern statt. Zusätzlich bieten unsere Hos- Schützengartenstraße 8, Lustenau | pizteams in den Regionen individuelle Beratung Eintritt: € 5 | Veranstalter: connexia und Begleitung für Trauernde an. Information und Veranstalter: Hospiz Vorarlberg Regelmäßige Veranstaltungen Demenzsprechstunden Veranstalter | Kontaktdaten In Bregenz, Dornbirn, Lustenau, Hohenems Bildungshaus Batschuns und Feldkirch finden regelmäßig Demenz- 6835 Zwischenwasser, Kapf 1 sprechstunden statt. | Detaillierte Informationen T +43 (0)5522 44290 finden Sie unter: www.demenzsprechstunde.at | www.bildungshaus-batschuns.at Veranstalter: pro mente Vorarlberg connexia – Gesellschaft für Gesundheit und Pflege 6900 Bregenz, Quellenstraße 16 Gesprächsgruppen für betreuende T +43 (0)5574 48787-0, www.connexia.at und pflegende Angehörige Hospiz Vorarlberg Die Gesprächsgruppen finden an mehreren 6800 Feldkirch, Maria-Mutter-Weg 2 Orten Vorarlbergs statt. Nähere Informationen T +43 (0)5522 200-1100 www.hospiz-vorarlberg.at finden Sie auf der Homepage: Krebshilfe Vorarlberg www.bildungshaus-batschuns.at oder unter 6850 Dornbirn, Rathausplatz 4 T +43 (0)5522 44290-23 T +43 (0)5572 202388, www.krebshilfe-vbg.at TANDEM pro mente 6850 Dornbirn, Färbergasse 17b Begleitung von Kleingruppen, Familien, Einzel- T +43 (0)5572 32421, www.promente-v.at beratungen für Angehörige von Menschen mit 14
Erholungsurlaub für pflegende Angehörige Diese Urlaube bieten pflegenden Ange- hörigen die Möglichkeit, sich seelisch und körperlich zu regenerieren. Darüber hin- aus wird eine psychosoziale Beratung zur Verfügung gestellt und es gibt Raum und Zeit zum Informations- und Erfahrungs- austausch. Auskünfte zu den Voraus- setzungen für die Inanspruchnahme und zu den Kosten erhalten Sie bei den jeweilig anbietenden Institutionen. Hilfe für die Helfenden Gesundheitsaktion „Nach der Pflege“ Erholungsurlaub im Kur- und Gesundheitshotel Die Sozialversicherungsanstalt der Bauern Rossbad in Krumbach bietet mit dieser zweiwöchigen Gesundheits- Das Angebot umfasst den Aufenthalt mit Voll- aktion den betroffenen Personen im ersten Jahr pension im Doppelzimmer oder Einzelzimmer nach dem Tod des Gepflegten die Möglichkeit, (Einzelzimmeraufschlag für Zimmer Rustika 30 sich körperlich und seelisch zu erholen sowie Euro bzw. für Zimmer Flair 60 Euro pro Woche). durch Fachberatung Tipps für eine Neuorien- Außerdem beinhaltet es die Inanspruchnahme tierung zu erhalten. Im Vordergrund steht dabei von Anwendungen und Angeboten im Kneipp- die psychologische Beratung. In Gruppen- und kurhaus nach freier Wahl im Ausmaß von 150 Einzelgesprächen haben persönliche Erfahrungen Euro und die Teilnahme an einem Gruppenabend aus der Pflegetätigkeit, Abschiednehmen, aber mit psychosozialer Beratung. Der Selbstkosten- auch der Blick auf eigene Ressourcen sowie beitrag beträgt 50 Euro. die selbstbestimmte Gestaltung des weiteren Lebens Platz. Termine 1) 21. Januar bis 27. Januar 2018 Weiters wird Wert auf eine aktive Erholung 2) 18. Februar bis 24. Februar 2018 gelegt, bei der auch Bewegung, Entspannung 3) 25. Februar bis 03. März 2018 und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm 4) 15. April bis 21. April 2018 als ganz wesentliche Motivationselemente nicht 5) 22. April bis 28. April 2018 zu kurz kommen werden. 6) 27. Mai bis 02. Juni 2018 7) 01. Juli bis 07. Juli 2018 Termin 8) 26. August bis 01. September 2018 02.10.2018 bis 16.10.2018 9) 02. September bis 08. September 2018 Gasthaus Taube in Bizau 10) 30. September bis 06. Oktober 2018 Information und Anmeldung Kontakt, Information und Anmeldung Sozialversicherungsanstalt der Bauern Bernadette Nußbaumer, Arbeiterkammer Kompetenzzentrum Gesundheitsaktionen Vorarlberg, T +43 (0)50 258-1516 T +43 (0) 7327633-4370 E bernadette.nussbaumer@ak-vorarlberg.at E gesundheitsaktionen@svb.at 15
Ich nehme Hilfe in Anspruch Wir führten Interviews mit vier Personen, die dank der Hilfe von außen zu Hause leben Person 1: 90 Jahre, männlich • Person 2 An den Wochenenden werde ich Person 2: 82 Jahre, weiblich von meiner Tochter und meinem Sohn betreut. Person 3: 79 Jahre, weiblich Unter der Woche bekomme ich Unterstützung Person 4: 84 Jahre, weiblich von einer Mitarbeiterin des Mobilen Hilfsdiens- tes. Ich brauche für ungefähr 3 Stunden Hilfe Welche Unterstützung nehmen Sie in im Haushalt. Was ich auch sehr schätze ist, Anspruch und wie oft? (Hauskrankenpflege, dass mich die MOHI Mitarbeiterin bei Erledi- Mobiler Hilfsdienst, …) gungen außer Haus begleitet. • Person 1 Eine Mitarbeiterin des Mobilen • Person 3 Das Team des Krankenpflegevereins Hilfsdienstes besucht mich dreimal pro Woche kommt dreimal pro Woche zu mir, hauptsäch- und hilft mir im Haushalt, begleitet mich zum lich um den Verband zu wechseln. Den Mobi- Arzt und macht diverse Erledigungen. Am len Hilfsdienst nehme ich einmal pro Woche meisten genieße ich unsere Gespräche und die in Anspruch. Gesellschaft. Die Hauskrankenpflege kommt • Person 4 Ich nehme die Hilfe des Kranken- einmal in der Woche und hilft mir beim Du- pflegevereins und des Mobilen Hilfsdienstes schen, richtet die Medikamente her, kontrolliert in Anspruch und bekomme von Montag bis meinen Blutdruck etc. Freitag das „Essen auf Rädern“. Die Interviews führten Mitarbeitende der Hauskrankenpflegevereine Vorarlbergs 16
Was war ausschlaggebend, dass Sie sich • Person 3 Tätigkeiten, die ich über Jahrzehnte entschlossen haben, jetzt Hilfe in Anspruch selbständig machte, plötzlich abgeben zu zu nehmen? müssen, fiel mir sehr schwer. • Person 1 Meine Sehkraft nahm immer mehr • Person 4 Ich hatte überhaupt kein Problem ab und eine gewisse Unsicherheit kam dazu. damit, Hilfe anzunehmen. Auf Drängen meiner Kinder habe ich schließ- lich eingewilligt, Hilfe von außen anzuneh- Wie geht es Ihnen jetzt mit dieser men. Unterstützung? • Person 2 Nach einem Sturz, bei dem ich mich • Person 1 Mir geht es sehr gut damit. Ich bin zum Glück nur leicht verletzt hatte, war mir sehr froh um diese Hilfe. Sie bereichert meinen klar, dass ich mir Unterstützung holen muss. Alltag und bringt mir Abwechslung. Besonders • Person 3 Ich hatte eine Hüftoperation. Als ich froh bin ich, dass ich mich um meine Medika- nach der Reha nach Hause kam, merkte ich, mente nicht mehr kümmern muss. dass ich ganz alleine nicht mehr zurechtkam. • Person 2 Das klappt ganz toll und ich hoffe, Ich brauchte Hilfe im Haushalt. In medizini- es bleibt noch lange so, wie es derzeit ist. schen Angelegenheiten hole ich mir die • Person 3 Ich bin sehr zufrieden und ich weiß, Unterstützung des Krankenpflegevereins. dass ich ohne diese Unterstützung nicht mehr • Person 4 Mein Gesundheitszustand hat sich in meinen vier Wänden leben könnte. schleichend verschlechtert, dann kam noch ein • Person 4 Seit ich Hilfe annehme, geht es mir Sehnenriss dazu. Ich bin einfach nicht mehr besser. Ich bin sehr zufrieden. alleine zurechtgekommen. Ich musste mich wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden, Was ist Ihrer Ansicht nach ganz wichtig, wenn Hilfe anzunehmen. man auf Unterstützung angewiesen ist? • Person 1 Ich glaube, Offenheit und die Be- Was war für Sie zu Beginn am schwierigsten? reitschaft sich helfen zu lassen sind gute Vor- • Person 1 Zu sehen und zu akzeptieren, dass aussetzungen. Für mich ist es auch gut, dass ich das, was früher so selbstverständlich war, die Mitarbeitenden der Hilfsdienste kommen nicht mehr alleine machen kann. Ich wollte und dann wieder gehen. Mir ist das Alleinsein mir das lange nicht zugestehen. auch wichtig. • Person 2 Als ich erkannte, dass ich Hilfe und • Person 2 Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Unterstützung brauche, war mir klar, dass ich es unumgänglich ist, die schwierigen Fragen eines nicht wollte: einfach auf meine Kinder zu stellen und zu klären. (die ja auch ihre Familie und ihren Beruf ha- • Person 3 Vertrauen finde ich ganz wichtig. ben) „zuzugreifen“. Ich hatte auch das Gefühl, Ich schätze es auch sehr, dass ich mich auf dass ich für sie eine Belastung bin. Darüber alle, die mir helfen, hundertprozentig ver- habe ich mit meinen Kindern ebenfalls gespro- lassen kann. chen. Wir haben dann gemeinsam einen Hil- • Person 4 Mir ist es ganz wichtig, dass ich mit feplan erarbeitet und das dann organisiert. Die den Menschen, die mir helfen und mich un- Offenheit aller – also von mir und von meinen terstützen, gut auskomme. Und dass ich auch Kindern war sehr wichtig. etwas sagen darf! 17
Vom gewollten oder gesollten Leben Wenn Hilfe nicht angenommen wird Ein kleiner Dialog Hilfe zu leisten? Warten auf ein schnelles Ende? Sohn Wie geht es euch? Warten worauf? Wie wichtig ist gesunde Ernäh- Vater Es geht schon. rung im Alter? Sind Butter, Speck und Käse und Sohn Braucht ihr Hilfe? hartes Brot zu einseitig? Sollte das Sortiment Vater Nein, wir kommen schon klar. nicht durch Obst, Joghurt und Avocado ersetzt Sohn Können wir was tun für euch? werden? Ist einmal duschen in der Woche (wenn Vater Nein, wir kommen schon zurecht, wir überhaupt) schon grenzwertig? Ein Grund, den haben es soweit gut miteinander! Arzt einzuschalten? Oder müssen wir bedenken, Sohn Kann man sonst was tun für euch? dass diese Generation noch mit der Waschschüs- Vater und Mutter Nein! sel großgeworden ist und wir vielmehr unsere teils überzogenen Standards hinterfragen sollten? Der Schauplatz Zwei hochbetagte Menschen (Vater 89 und Mut- Dieses Abwägen zwischen Aushalten und Ab- ter 88 Jahre) leben in einem beschaulichen Dorf warten, bis Hilfe gewollt wird, und dem Impuls im Oberland. Sie hatten ein langes und arbeits- Hilfe aufzuzwingen, ist unendlich schwierig. Den reiches Leben, das geprägt war von den Folgen richtigen Weg gibt es anscheinend nicht. Zu ver- des Krieges. Sie hatten kaum Aussicht auf eine schieden sind die Menschen. Eine über 65 Jahre berufliche Bildung, waren aber dennoch erfolg- dauernde Symbiose beeinflussen zu wollen, ist reich, arbeitsam und gläubig. auch in den wenigsten Fällen erfolgreich. Somit bleibt uns nur, demütig und wachsam zu bleiben. Wir Kinder waren oftmals froh über die Hilfe der Eltern, sei es in der Betreuung der Enkel, beim Was tun? Hausbau, bei Holzarbeiten und vielem mehr. Sie Innerhalb der Familie im Kontakt bleiben, dank- waren immer „gebend“, und selten „nehmend“. bar sein, nicht anklagen und versuchen zu Nun wollen wir „geben“ aber Hilfe wird nicht verstehen. Es ist auch sehr hilfreich, sich Rat für nötig erachtet. Das bringt uns Kinder zur bei Profis zu holen und sich mit anderen Verzweiflung. Das ist wahrscheinlich eine Ge- betreuenden Angehörigen auszutauschen. schichte, die sich vielerorts hier im Land abspielt. Was tun? Akzeptieren und abwarten? Gegen den Und letztlich ist es einfach gut, dankbar zu sein Willen vorgehen und Hilfe aufzwingen? Die Eltern für das Geschenk, seine Eltern so lange haben umerziehen, drohen, überzeugen, überreden, oder? zu dürfen und dafür, dass sie uns fünf Kindern Niemand weiß, was richtig ist. Die Mutter ist ver- so viel gegeben haben, viel mehr als wir ihnen gesslich, klagt oft über Schmerzen. Der Vater ist jemals zurückgeben können. Wahrscheinlich von Herzschwäche gekennzeichnet. Langsam sind ist es genau das, wir wollen ihnen gerne, jede sie geworden. Vorbei ist die Zeit des „Schaffens und jeder auf seine Weise, das Gute, das sie uns und Werkelns“. Was bringt das Leben noch? getan haben, vergelten. Doch das ist der kleine aber feine Unterschied: jener zwischen wollen Das Warten und sollen! Warten, bis Hilfe von außen angeordnet werden muss? Warten, bis wir einen Auftrag bekommen, Eines der fünf Kinder Autorin/Autor: anonym 18
Mehr Lebensfreude In unseren Kursen „ALT.JUNG.SEIN. Lebens- zählen. Und wo würden Sie selbst Hilfe benöti- qualität im Alter“ fördern wir die geistigen gen? Schreiben Sie es einfach auf und überlegen und körperlichen Fähigkeiten und stärken sich, wen Sie fragen könnten. Gibt es jemanden die Lebensfreude. Anderen zu helfen und in der Nachbarschaft/Verwandtschaft, der seine auch selbst Hilfe annehmen zu können, handwerklichen oder technischen Fähigkeiten steigert die Lebensfreude, darin sind sich gerne teilt? Oder gibt es in der Wohngemeinde viele Glücksforscher einig. Der Neurobio- eine Seniorenbörse, die bei kleineren Problemen loge Joachim Bauer bestätigt dies: „Der jemanden vorbeischickt? Könnten Sie dort viel- Mensch ist ein Wesen, das auf gelingende leicht auch selbst Ihre Fähigkeiten einbringen? menschliche Beziehungen und Zuwendung ausgerichtet ist. Der Kern aller menschlichen „Lasst uns dankbar sein gegenüber Menschen, Motivation ist es, zwischenmenschliche die uns glücklich machen. Sie sind liebenswerte Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung Gärtner, die unsere Seele zum Blühen bringen.“ und Zuneigung zu finden und zu geben.“ Marcel Proust Folgende zusammengesetzte Wörter beginnen Wenn auch Sie Gärtnerinnen und Gärtner für die alle mit dem ersten Wortteil LEBENS-. Bringen Seele finden wollen, dann kommen Sie doch zu Sie die Buchstaben des zweiten Wortteiles in die den mehrteiligen „ALT.JUNG.SEIN. Lebensqualität richtige Reihenfolge: im Alter“ Kursen. Diese finden in vielen Städten und Gemeinden Vorarlbergs statt. Dort treffen TÄTILAQU Lebens-QUALITÄT sich Menschen im höheren Lebensalter, um beim DREFUE ……….....…………………….......……… humorvollen Gedächtnistraining die kognitiven VERNURENGÄLG ……….....…………………….......……… Leistungen zu erhalten oder zu steigern. Zusätz- FARKT ……….....…………………….......……… lich verbessern leichte Bewegungsübungen die STUL ……….....…………………….......……… Stand- und Trittsicherheit (wichtig für die Sturz- GANFAN ……….....…………………….......……… prävention). Daneben bekommen Sie viele Tipps, EIXIRLE ……….....…………………….......……… wie Sie den Alltag besser bewältigen können, STICHTNAB ……….....…………………….......……… und Sie entdecken vielleicht neue Kraft- und GUNSTLELEIN ……….....…………………….......……… Sinnquellen. Beim gemeinsamen Rätseln und La- RENTARP ……….....…………………….......……… chen lassen sich neue Beziehungen knüpfen und GIERSTE ……….....…………………….......……… Freundschaften können entstehen. REICHSGEVUNR ……….....…………………….......……… Informationen zu den Kursorten und Terminen „Nach «lieben» ist «helfen» das schönste Zeitwort erhalten Sie beim Kath. Bildungswerk Vorarlberg, der Welt“, so ein Zitat von Bertha von Suttner. Dr.in Evelyn Pfanner, Projektleitung, M +43 676 Überlegen Sie sich doch, wem Sie heute eine 832401102 oder unter www.altjungsein.at kleine Freude machen können. Vielleicht ein Te- „ALT.JUNG.SEIN. Jeder Tag – ein guter Tag“: lefonanruf bei einem lange nicht mehr gesehenen Dieses Übungsbuch können Sie zum Preis von Bekannten oder einer Freundin? Eine Einladung 9 Euro beim Kath. Bildungswerk Vorarlberg zum Nachmittagskaffee oder ein Besuch im So- unter der T +43 (0)5522 3485215 oder zialzentrum? Es sind oft die kleinen Dinge, die kbw@kath-kirche-vorarlberg.at bestellen. Lösungen: LEBENS-Freude, -Verlängerung, -Kraft, -Lust, -Anfang, -Elixier, -Abschnitt, -Einstellung, -Partner, -Geister, -Versicherung Dr.in Evelyn Pfanner, Katholisches Bildungswerk Vorarlberg 19
Wenn ich mich verstecken möchte … ... dann brauche ich jemanden, der mir hilft zu spüren, dass ich wieder dazugehöre. Wenn wir uns schämen, würden wir am Liebsten in den Boden versinken. Das ent- spricht auch der Bedeutung der indoger- manischen Wurzeln des Wortes „Scham“: verstecken. Wenn wir Scham empfinden, haben wir das Gefühl nicht mehr dazuzu- gehören. Wir haben etwas gemacht oder an uns ist etwas, das nicht der Norm entspricht. Wir folgern dann oft daraus: „Ich bin nicht okay!“ Hier stellt sich die Frage: Wie können wir, wenn wir uns aus Scham zurückziehen und das auch nicht benennen können, wie- der das Gefühl der Verbundenheit bekom- men? Wichtig ist, dass wir wieder spüren: „Ich bin in Ordnung und habe Würde!“ Ein Mann, etwa ca. 50 Jahre alt, kommt mit genen, schambehafteten Problemen zu reden ein seiner Frau zum Erstgespräch. Gleich nach der Schritt, der eine Schamgrenze überwinden muss. Begrüßung meint er: „Ich bin froh, wenn meine Oft taucht die Scham erst im Laufe eines thera- Frau dabei ist. Sie kann besser reden als ich.“ peutischen Prozesses auf. Wenn die Beziehung be- Seine Frau steigt gleich ein: „Alleine wäre mein reits gefestigt ist und das Vertrauen zur Therapeu- Mann nicht zu Ihnen gekommen. Er glaubt, tin, zum Therapeuten aufgebaut ist. So bei einer dass das nichts bringe und Sie ihm nicht helfen älteren Frau, die wegen Angstzuständen zu mir können.“ Nach und nach erfahre ich, dass der in die Praxis kam. Nach einigen Stunden erzählte Mann seit einigen Jahren impotent ist. Es hat sie vom Hunger während des Krieges und vom lange gedauert, bis er zu einem Arzt ging. Da jähzornigen Vater, der auch tagelang kein Wort keine medizinischen Gründe für die Erektions- sprach. „Er war halt im Krieg!“, lautete immer die störung vorlagen, riet ihm der Urologe zu einer Rechtfertigung der Mutter. Gewohnt hat die Fa- Psychotherapie. Der Mann zieht sich aus der milie mit anderen Familien in einer Barackensied- Gesellschaft immer mehr zurück, Erschöpfungs- lung außerhalb des Dorfes. Die Kinder wurden in zustände gehen mit Schlafstörungen einher. Die der Schule verspottet, weil sie Flüchtlinge waren. Arbeit macht ihm immer weniger Freude. Nach einer Pause im Gespräch meinte sie: „Das habe ich noch nie jemandem erzählt, nicht einmal Das Wesen der Scham ist die Sprachlosigkeit. meinem Mann!“ Die Angstzustände begannen, als Die Scham dieses Mannes ist offensichtlich. Mit die letzte ihrer Schwestern starb. einem Fremden über intime Themen zu sprechen, Schwierigkeiten einzugestehen, das ist nicht leicht. Auf die eigene Lebensgeschichte zurück- Scham macht stumm. Das Wesen der Scham ist zublicken, ist oft mit Scham verbunden. die Sprachlosigkeit. Wie bei diesem Mann ist der Gerade dann, wenn es entwürdigende Erfah- Schritt, jemanden aufzusuchen und von den ei- rungen gab. Sehr schambesetzt sind Erlebnisse Mag. Stefan Schäfer, Psychotherapeut 20
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