PUNCH EUROPÄISCHER VERSICHERUNGEN - Swiss Life WebOffice
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moneyservice US-Amerikaner an der Spitze Niedrigzinsen und Corona-Krise lasten schwer auf der Der mit Abstand größte Versicherungsmarkt der europäischen Versicherungsbranche. Doch wenn eine Welt sind die USA. Es folgen China und Japan, erst danach kommen mit Großbritannien, Frankreich und Gesellschaft dagegenhält und kapitalstark ist, dann gelingt Deutschland einige europäische Länder. der finanzielle Befreiungsschlag – auch für ihre Kunden Versicherungsmärkte nach Beitragsaufkommen weltweiter Anteil in Prozent von WERNER MÜLLER USA 39,1 S China 9,8 Japan 7,3 eit die Europäische Zentralbank mit ihrer Niedrig-, Null- und sogar Minuszinspolitik die Sparer schleichend enteignet, befindet sie sich Großbritannien 5,8 auch mit der Versicherungswirtschaft im Infight. Denn die Zinsex- Frankreich 4,2 perten von Tagesgeldvergleich.net haben einmal nachgerechnet: Die lo- Deutschland 3,9 ckere Geldpolitik der Notenbanken hat seit 2009 die deutschen Verbrau- Südkorea 2,8 cher bis dato schon insgesamt 366 Milliarden Euro gekostet. Fast 100 Milliarden Euro davon sind Zinseinbußen der Kapitalanlagen von Lebens- Quellen: Statista, Swiss Re versicherungen. So wird auch die Assekuranz schwer in Mitleidenschaft gezogen, investiert sie doch traditionell vor allem in festverzinsliche An- leihen. Mit denen sind inzwischen aber kaum noch Erträge zu erzielen. Neue Tiefschläge. Hinzu kommt die Corona-Krise, die die Notenban- Schweizer gehen auf Nummer sicher ken veranlasst hat, mit offenen Geldschleusen und erweiterten Anleihen- Die „Versicherungsdichte“ bezeichnet die durch- käufen noch stärker in die Vollen zu gehen. Das lässt die Renditen der Ver- schnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Versicherungen. sicherungsverträge weiter fallen. Drücken zugleich noch hohe In Europa sichern sich Schweizer am intensivsten ab, Garantieverpflichtungen aus der Vergangenheit, kann es für den einen oder gefolgt von Iren. Deutschland liegt nur im Mittelfeld. anderen Anbieter bald durchaus brenzlig werden. Auch die Versicherungs- aufseher schauen deshalb schon seit geraumer Zeit deutlich genauer hin. Versicherungsdichte in ausgewählten Ländern Gerade erst hat die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA einen neuen eu- Prämien pro Einwohner in US-Dollar ropaweiten Stresstest gestartet. „Ziel ist, die Widerstandsfähigkeit des Ver- Schweiz 6,84 sicherungssektors gegen mögliche negative Entwicklungen zu beurteilen, Irland 5,92 diesmal vor dem besonderen Hintergrund des aktuellen Pandemie-Szena- Luxemburg 5,17 rios“, heißt es dazu. Niederlande 4,82 Dabei sind die zunehmenden Einschläge schon heute in den Bilanzen deutlich abzulesen. „Die Solvenzquoten der Lebensversicherer sind im Co- Großbritannien 4,36 rona-Jahr 2020 zurückgegangen“, schreibt die Rating-Agentur Assekura- Frankreich 3,72 ta. „Zwar fallen sie im Schnitt weiterhin recht hoch aus, aber unterneh- Deutschland 2,93 mensindividuell sind deutliche Unterschiede zu verzeichnen.“ Doch der Quellen: Statista, Swiss Re oberste deutsche Versicherungsaufseher Frank Grund warnt bereits: „Wir erwarten, dass sich die Pandemie 2021 deutlicher auf die Kapitalanlagen auswirken wird als 2020.“ Wenn jetzt auch noch die Inflation anzieht, womöglich dauerhaft, dann wird es für Sparer noch viel bitterer. Denn die Versicherungsverträge lau- Große Branche bei den Briten fen in der Regel über mehrere Jahrzehnte und Kunden sind darauf ange- Unter „Versicherungsdurchdringung“ sind die Prämien- wiesen, dass die Anbieter ihre Gelder sicher und zugleich ertragsstark in- einnahmen der Versicherungswirtschaft in Relation vestieren – damit die Policen gute Gewinne abwerfen und die Beiträge zum Bruttoinlandsprodukt zu verstehen. In Europa ist möglichst stabil bleiben. Großbritannien vorn, Deutschland bleibt Mittelmaß. Nicht das Handtuch werfen. Aber es gibt einen Ausweg: Um sich aus Versicherungsdurchdringung in ausgewählten dem Clinch mit den Notenbanken zu lösen, müssen die Versicherer ihre Ländern Prämien in Prozent des BIP Kapitalanlagepolitik zunehmend ändern und viel mehr auf chancenreiche- Großbritannien 10,3 re Investments setzen. Laut einer Assekurata-Umfrage zählen derzeit Neu- anlagen in Immobilien, Infrastruktur und Private Debt zu den beliebtes- Frankreich 9,2 ten Anlageklassen. Und zur Beruhigung bei solchen alternativen Niederlande 9,2 Kapitalanlagen: „Übermäßige Risiken gehen die Versicherer bislang nicht Schweiz 8,4 ein“, beobachtet die deutsche Versicherungsaufsicht BaFin. So sieht denn Italien 8,3 Assekurata als wichtigste Erfolgsfaktoren beim Umbau der Kapitalanla- gen eine hohe Investmentkompetenz und eine starke Bilanz. Irland 7,5 Daher untersucht FOCUS-MONEY auf Seite 72 erneut die Kapitalkraft der Deutschland 6,3 15 größten europäischen Versicherungsgruppen – damit Kunden keinen Quellen: Statista, Swiss Re Knock-out fürchten müssen. 2 Titelfoto: Depositphotos Composing: FOCUS-MONEY FOCUS-MONEY 31/2021
Solva-II-Quote Note TESTBEWERTUNG ab 280 % 1,00 220–279 % 1,50 Was kapitalkräftige Versicherer ausmacht 160–219 % 2,00 100–159 % 2,50 Die 15 größten Versicherungsgruppen in Eu- quoten nach Solvency II sowie nach dem ropa (ohne Rückversicherungsgruppen) – Swiss Solvency Test (SST), der für die SST-Quote Note ermittelt nach der alljährlichen Studie des Schweizer Versicherungsgruppen gilt. Die ab 190 % 1,00 spanischen Versicherungskonzerns Mapfre Methoden sind etwas unterschiedlich, aber 160–189 % 1,50 – wurden auch dieses Jahr wieder auf ihre grundsätzlich verfolgen beide Aufsichtssys- 130–159 % 2,00 nachhaltige Kapitalkraft getestet. Ziel der teme das gleiche Ziel: die Versicherungs- 100–129 % 2,50 Untersuchung ist es, zu überprüfen, welche kunden möglichst frühzeitig und möglichst Kapitaladäquanz Note Anbieter nach den europäischen Aufsichts- umfassend vor bösen Überraschungen zu AAA 1,00 regeln Solvency II sowie einigen anderen schützen, indem die finanzielle Ausstattung AA 1,50 Bonitätsanforderungen finanziell gut aufge- der Assekuranz laufend überwacht wird und A 2,00 stellt sind und wem Kunden daher ihr Geld die Aufsicht gegebenenfalls aktiv eingreift. ruhigen Gewissens anvertrauen können. Die je Unternehmen ermittelte Solvenzquo- BBB+ 2,50 Denn nur Gesellschaften, die ihre eigenen te wird dazu in Schulnoten übersetzt. BBB 3,00 Finanzen und Risiken gut im Griff haben, Hinzu kommt die von der Rating-Agentur Verschuldungsgrad Note sollten auch für Kundengelder verantwort- Standard & Poor’s (S&P) bewertete Kapital- < 10 % 1,00 lich sein. Ein Aspekt, der durch die weltwei- adäquanz, also das konkrete Ausfallrisiko < 20 % 1,50 te Corona-Krise sicher nochmals stärkere bezüglich der tatsächlichen Risikolage. Zu- < 30 % 2,00 Relevanz erhält. dem wird der individuelle Verschuldungs- < 40 % 2,50 Dabei kommt es zunächst auf die konkre- grad herangezogen. Die Ergebnisse der drei Gesamtnote Kapitalkraft Note te Solvabilität an, also die Eigenmittelaus- Bereiche werden jeweils in Schulnoten über- 1,00–1,49 Extrem Stark stattung in puncto Risikotragfähigkeit. Die- setzt (s. Einzeltabellen links). In die Gesamt- ses freie, unbelastete Vermögen dient dazu, note fließen die Einzelnoten der Solvabilität, 1,50–1,99 Sehr Stark Risiken abzudecken und Kundenansprüche der Kapitaladäquanz und des Verschul- 2,00–2,49 Stark zu sichern. Die Solvabilitätsquote errechnet dungsgrads dann je zu einem Drittel ein. 2,50–2,99 Moderat sich aus dem Vergleich der aufsichtsrecht- Liegt diese Gesamtnote zwischen 1,00 lichen Soll-Anforderungen mit der tatsächli- und 1,49, dann wird der Versicherungsgrup- chen Ist-Solvabilität. Liegen die Quoten un- pe eine „extrem starke Kapitalkraft“ be- ter 100 Prozent, kann es bald schon sehr scheinigt, zwischen 1,50 und 1,99 eine „sehr Quelle: Bloomberg brenzlig werden. Berücksichtigt wurden bei starke Kapitalkraft“, und zwischen 2,00 und BESTE der Solvabilität die gemeldeten Solvenz- 2,49 eine „starke Kapitalkraft“. KAPITALKRAFT Im Test: Die 15 größten euro- päischen Versicherungsgruppen Gute Bonität der Top 15 der europäischen Versicherungsgruppen Gesellschaft Solvency-II- SST-Quote Note Kapitaladäquanz Note Kapital Verschuldungs- Note Verschul- Gesamtnote Bewertung Quote 2020 2020 Solvabilität 2021(S&P) adäquanz grad 2021 (S&P) dungsgrad (Gewichtung je 1/3) 1 Swiss Life 197 % 1,00 AAA (Extrem Stark) 1,00 < 30 % 2,00 1,33 Extrem Stark 2 Prudential 328 % 1,00 AAA (Extrem Stark) 1,00 < 40 % 2,50 1,50 Sehr Stark 3 Talanx 260 % 1,50 AAA (Extrem Stark) 1,00 < 40 % 2,50 1,67 Sehr Stark Zurich 182 % 1,50 AA (Sehr Stark) 1,50 < 30 % 2,00 1,67 Sehr Stark 4 Aegon 196 % 2,00 AA (Sehr Stark) 1,50 < 30 % 2,00 1,83 Sehr Stark Axa 200 % 2,00 AA (Sehr Stark) 1,50 < 30 % 2,00 1,83 Sehr Stark 5 Allianz 207 % 2,00 AA (Sehr Stark) 1,50 < 40 % 2,50 2,00 Stark Aviva 202 % 2,00 AA (Sehr Stark) 1,50 < 40 % 2,50 2,00 Stark CNP 208 % 2,00 AA (Sehr Stark) 1,50 < 40 % 2,50 2,00 Stark Legal & General 177 % 2,00 AA (Sehr Stark) 1,50 < 40 % 2,50 2,00 Stark 6 BNP Paribas Cardif 173 % 2,00 n/a n/a n/a n/a n/a --- Crédit Agricole 227 % 1,50 n/a n/a n/a n/a n/a --- Generali 223 % 1,50 n/a n/a n/a n/a n/a --- Poste Vita 299 % 1,00 n/a n/a n/a n/a n/a --- Sogecap 195 % 2,00 n/a n/a n/a n/a n/a --- Quellen: DFSI nach S&P, Mapfre, Geschäftsberichte Die Inhalte des Sonderdrucks stellen einen Nachdruck des in der FOCUS-MONEY-Ausgabe 31/2021 erschienenen Artikels „Europäischer Punch“ dar. Dieser wur- FOCUS-MONEY 31/2021 de redaktionell unabhängig verfasst. Die SwissLife AG hat nachträglich um einen Sonderdruck gebeten. 3
Xs0022am09-05-2021
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