Briefpreise in Europa 2020 - dnv ONLINE
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1 Zusammenfassung Die Deutsche Post hat zum neunzehnten Mal eine Der europäische Durchschnittspreis beträgt aktuelle Vergleichsstudie zu den Briefpreisen in nominal derzeit 1,12 Euro. In 13 Ländern hat Europa erstellt. Dabei wurden die Preise für sich der Preis für den Europabrief erhöht. Standardbriefe in allen 27 Mitgliedsstaaten der Für einen Brief ins europäische Ausland muss Europäischen Union und zusätzlich in den EFTA- nun im Mittel 1,67 Euro gezahlt werden. Staaten Island, Norwegen und Schweiz sowie Großbritannien in die Betrachtung einbezogen. Eine rein nominale Gegenüberstellung der Briefpreise in den verschiedenen Ländern reicht Auch für das Jahr 2020 wurden die Nominal- für einen aussagekräftigen Vergleich jedoch preise in den unterschiedlichen Ländern gegen- nicht aus. Um zu einem solchen zu gelangen, über gestellt. In 17 der erfassten Staaten wurde berücksichtigt die vorliegende Untersuchung der Preis für den inländischen Standardbrief seit deswegen auch weitere volkswirtschaftliche der letzten Untersuchung angehoben. Kriterien wie Inflation, Arbeitskosten und Kaufkraft sowie die notwendige Arbeitszeit pro Briefpreis.
Briefpreise in Europa 3 In Deutschland beträgt das Porto für einen inländischen Standardbrief nach wie vor 0,80 Euro. Es liegt damit weit unter dem Inhalt nominalen europäischen Durchschnitt. 1 Zusammenfassung 2 Durch den konsolidierten Briefpreisvergleich, 2 Anmerkungen zur Methodik 5 bei dem die Unterschiede bei Arbeitskosten und 3 Betrachtung der Nominalpreise Kaufkraft mit einfließen, wird erneut deutlich, 3.1 Inlandsbrief 6 dass die Deutsche Post damit einen sehr gün 3.2 Preisentwicklungen seit 2015 8 stigen Briefpreis erhebt, der signifikant unter 3.3 Europabrief 10 dem Durchschnitt aller untersuchten Länder 4 Bereinigung um die Inflation seit 2010 12 liegt. Nur in fünf erheblich kleineren Staaten ist 5 Arbeitsminuten pro Briefpreis 14 das Porto günstiger, während die Kunden in 6 Bereinigung um die Arbeitskosten 17 25 Ländern für den Briefversand real mehr 7 Bereinigung um die Kaufkraftunterschiede 20 bezahlen müssen als in Deutschland. 8 Das konsolidierte Ergebnis 22 Die höchsten Preise im konsolidierten Vergleich finden sich in Dänemark und Italien. Am gün stigsten ist der Briefversand wie bisher in Malta. Herausgeber Deutsche Post AG Zentrale Zentralbereich Politik Inflationsbereinigt hat sich der Briefversand in und Regulierungsmanagement Deutschland seit 2010 um knapp dreißig Pro- 53250 Bonn zent verteuert, im europäischen Durchschnitt www.dpdhl.de allerdings um nahezu ein Dreiviertel. Redaktion Regine Stöldt, Alexander Rometsch Auch wenn man die Arbeitszeit betrachtet, Realisation +C Kommunikationsdesign die in den untersuchten Ländern investiert Caroline Gärtner Fotos Deutsche Post DHL Group, werden muss, um den Preis eines Inlandsbriefs Stefan Abtmeyer (Briefe), zu verdienen, schneidet der deutsche Briefpreis An Post, Die Schweizerische Post AG, hervorragend ab. Nur in der Schweiz und in Österreichische Post AG / Christian Stemper, Posten Norge AS, Malta muss noch etwas weniger für das Shutterstock / Chris Dorney , Briefporto gearbeitet werden. viewingmalta.com, wikicommons Stand: März 2020
Briefpreise in Europa 5 2 Anmerkungen zur Methodik Die vorliegende Untersuchung stellt zunächst die Nach der Darstellung der nominalen Briefpreise Briefpreise für den Standardbrief Inland und den sowie der nominalen Preisentwicklung in Europa Europabrief in den 27 Mitgliedstaaten der Euro- in den letzten fünf Jahren wird für die Jahre 2010 päischen Union, Großbritannien und den EFTA- bis 2019 die inflationsbereinigte Briefpreisent- Ländern Island, Norwegen und Schweiz gegen- wicklung aufgezeigt. Anschließend wird unter- über. Berücksichtigt wird beim Inlandsbrief sucht, wie lange ein Arbeitnehmer im verarbei- jeweils das schnellste Briefprodukt, das laut den tenden Gewerbe in den einzelnen Ländern aktuellen Produktbeschreibungen die Zustellung durchschnittlich arbeiten muss, um das Entgelt in der Regel am Tag nach der Einlieferung vorsieht für einen Standardbrief zu verdienen. Schließlich (E + 1). Es handelt sich hier um Leistungen, die werden die Briefpreise der einzelnen untersuchten aufgrund ihrer Qualitätsmerkmale insbesondere Länder um die Einflussfaktoren Arbeitskosten und hinsichtlich der Laufzeit tatsächlich miteinander Kaufkraftunterschiede bereinigt. Dabei werden die vergleichbar sind. entsprechenden Werte für Deutschland und die übrigen Länder zueinander ins Verhältnis gesetzt, Diese Vorgehensweise wird auch bei Ländern wie es die jeweiligen Einflussfaktoren, um die wie Dänemark, Finnland oder Italien angewendet, bereinigt werden soll, erfordern. Die so gewon- die als Reaktion auf substitutionsbedingte Nach- nenen Quotienten werden mit den nominalen fragerückgänge die Preise für Briefe mit einer Briefpreisen der jeweiligen Länder multipliziert Laufzeit von E + 1 gegenüber längeren Laufzeiten und ergeben die bereinigten Briefpreise. stark angehoben haben, teilweise mit zusätz lichen Leistungen wie einer vereinfachten Der vorliegende Vergleich basiert auf den am Sendungsverfolgung. 1. März 2020 in den untersuchten Ländern gülti- gen Briefpreisen bzw. verbindlich angekündigten Beim Europabrief verlangt nur die lettische Post Preisänderungen. Die Angaben zu den einzelnen vier verschiedene nach Zielländern gestaffelte Ländern stammen von Eurostat sowie von Post- Tarife; hier wurde für den nominalen Vergleich der unternehmen in den betrachteten Staaten. Für die für die meisten Länder gültige Tarif ausgewählt. Bereinigung der Briefpreise um die Arbeitskosten wurden diejenigen statistischen Daten verwendet, Bei den Ländern, in denen Mehrwertsteuer auf die dem hier betrachteten Sektor (Post-, Kurier- die in diesem Vergleich betrachteten Briefdienst- und Expressdienste) entsprechen. Für die Ermitt- leistungen erhoben wird, wird der Bruttopreis, lung der „Arbeitsminuten pro Briefpreis“ wurden d. h. der Briefpreis einschließlich Mehrwertsteuer, die vom Institut der Deutschen Wirtschaft zugrunde gelegt. Denn maßgeblich für diesen ermittelten Stundenlöhne eines Arbeitnehmers Vergleich ist die Frage, wie hoch der tatsächlich im verarbeitenden Gewerbe herangezogen. vom Verbraucher zu entrichtende Briefpreis ist. Einen Einfluss auf die dargestellten Briefpreise Die vorliegende Studie berücksichtigt nur den haben ggf. die entsprechenden Wechselkurse. Standardbrief, da dieser immer noch den Löwen- Z. B. ist der Preis für den schweizerischen anteil aller versandten Privatkundenbriefe Inlandsbrief in Euro umgerechnet gestiegen, ausmacht und damit am ehesten das tatsäch obwohl in der Schweiz keine Preiserhöhung liche Nutzerverhalten im Briefmarkt abbildet. stattgefunden hat.
6 Briefpreise in Europa 3 Betrachtung der Nominalpreise umgesetzt. In Frankreich war dies die elfte in 3.1 Inlandsbrief dieser Studie registrierte jährliche Erhöhung in Folge. Anhebungen im zweistelligen Prozent bereich haben etwa in Belgien (von 1,00 auf Ein inländischer Standardbrief kostet in Europa 1,21 Euro), Schweden (von neun auf elf Kronen), derzeit im Durchschnitt 1,12 Euro und damit Tschechien (von 19 auf 26 Kronen) oder Lettland 15 Eurocent mehr als noch in der Studie des Vor- (von 0,57 auf 1,00 Euro) stattgefunden. jahres ausgewiesen. Deutschland liegt mit dem Deutliche Preissteigerungen um mehr als hundert nationalen Standardbrief der Deutschen Post zu Prozent sind hingegen aus Finnland und Grie- einem Preis von 80 Cent sehr deutlich unter dem chenland zu vermelden. In Finnland wurde der Durchschnitt und hat sich um vier Plätze auf Preis von 1,50 auf 3,10 Euro erhöht; inkludiert ist Rang 18 verbessert, gleichauf mit Luxemburg, nun ein Zustellnachweis. In Griechenland kostet Österreich und der Slowakei. der Standardbrief aktuell 1,90 Euro, nach 0,72 Euro im letzten Jahr. Seit der letzten Untersuchung vom Juni 2019 ist der Preis für einen Inlandsbrief in 17 Ländern Wechselkursschwankungen führen mitunter angehoben worden. Erhöhungen von unter zehn dazu, dass der in Euro umgerechnete Nominal- Prozent wurden in Frank- preis von der Angabe im Vorjahr abweicht, obwohl reich, den Niederlanden, der Preis in der jeweiligen Landeswährung stabil Norwegen, Spanien, Groß- geblieben ist. Im Falle der Schweiz führt die britannien und Malta Umrechnung in Euro z. B. zu einer Steigerung um drei Cent, obwohl sich der Briefpreis in Schweizer Franken nominal nicht verändert hat. Der isländi- sche Briefpreis hingegen ist in Euro umgerech- net um elf Cent gesunken, obwohl die isländi- sche Post keine Preissenkung durchgeführt hat.
Briefpreise in Europa 7 Nominalpreis Standardbrief Inland in Euro Dänemark 3,88 Finnland 3,10 Italien 2,80 Griechenland 1,90 Norwegen 1,73 Island 1,42 Belgien 1,21 Frankreich 1,16 Irland 1,10 Schweden 1,04 Tschechien 1,01 Lettland 1,00 Polen 0,95 Niederlande 0,91 Schweiz 0,90 Kroatien 0,88 UK 0,87 Luxemburg 0,80 Österreich 0,80 Deutschland 0,80 Slowakei 0,80 Rumänien 0,78 Estland 0,65 Portugal 0,65 Spanien 0,65 Ungarn 0,57 Bulgarien 0,56 Litauen 0,55 Slowenien 0,48 Zypern 0,41 Malta 0,30 Durchschnitt 1,12 Euro An der Spitze der Liste der inländischen Nominal- preise liegt wie bisher Dänemark mit einem Brief- preis von umgerechnet 3,88 Euro. Neu an zweiter Stelle folgt nun aufgrund der drastischen Preis- steigerung Finnland mit 3,10 Euro. An dritter Stelle findet sich jetzt Italien mit dem für diesen Vergleich betrachteten Standardbrief „Posta 1“ zum Preis von 2,80 Euro; „Posta 1“ bietet eben- falls einen Nachweis für die erfolgte Zustellung. Aufgrund der erheblichen Preiserhöhung hat Drei Länder bieten noch einen Inlands- Griechenland einen großen Sprung nach vorne brief für einen Preis von unter 50 Cent an: getan, von Platz 19 auf Platz 4. Lettland belegt Slowenien mit 0,48, Zypern mit 0,41 und nun Platz zwölf, 13 Stellen höher als noch im Malta mit 0,30 Euro. Malta belegt damit letzten Jahr. Verbessert haben sich etwa Kroa- kontinuierlich seit 2008 den letzten Platz tien von Rang zehn auf Rang 16 oder Polen mit mit dem nominal niedrigsten in dieser einem Sprung von der neunten auf die 13. Stelle. Untersuchung erfassten Inlands-Briefpreis.
8 Briefpreise in Europa 3.2 Preisentwicklungen seit 2015 Über einen Fünf-Jahres-Zeitraum betrachtet ist der Briefpreis in vielen Ländern deutlich ange- stiegen. Im Durchschnitt haben sich die Nominal- preise für den Inlandsbrief in Landeswährung seit 2015 um knapp 62 Prozent erhöht. Diese Entwicklung wird auch bei einem Blick auf die jeweiligen europäischen Durchschnittspreise deutlich: 2015 kostete ein Inlandsbrief in Europa im Mittel noch 66 Eurocent; aktuell beträgt 190 und in Finnland um 182 Prozent. Auch in dieser Wert – wie beschrieben – 1,12 Euro. Griechenland, Rumänien und Tschechien beträgt Dies entspricht einer Steigerung von dieser Wert noch 100 Prozent oder mehr. Am 70 Prozent. anderen Ende der Tabelle finden sich Zypern und die Schweiz, wo der Nominalpreis in den vergan- Die prozentuale Preisentwick- genen fünf Jahren unverändert geblieben ist. lung ist allerdings in den untersuchten Ländern sehr Mit einer nominalen Steigerung des Briefpreises unterschiedlich. In Italien um 29 Prozent beträgt die Preiserhöhung in wurde der Preis seit 2015 Deutschland weniger als die Hälfte des europäi- nominal um 250 Prozent schen Durchschnitts. Der deutsche Briefpreis erhöht, in Dänemark um belegt hier nun Platz 20; in 19 europäischen Staaten ist der Briefpreis also in den letzten fünf Jahren stärker angehoben worden als in Deutschland.
Briefpreise in Europa 9 Entwicklung der Nominalpreise 2015 – 2020 in Prozent Italien 250 Dänemark 190 Finnland 182 Griechenland 164 Rumänien 131 Tschechien 100 Lettland 75 Polen 74 Norwegen 62 Irland 62 Schweden 57 Belgien 57 Spanien 55 Frankreich 53 Kroatien 41 Slowenien 41 Island 34 Luxemburg 33 Niederlande 32 Bulgarien 29 Deutschland 29 Ungarn 28 Slowakei 23 Litauen 22 UK 21 Estland 18 Portugal 18 Österreich 18 Malta 15 Zypern 0 Schweiz 0 Durchschnitt 61,80 Prozent
10 Briefpreise in Europa 3.3 Europabrief Der Preis für den Versand eines Standardbriefes Schwankungen der Wechselkurse führen auch innerhalb Europas ist seit der letzten Untersu- hier zu Sondereffekten: Der Preis für den polni- chung im vergangenen Jahr in 13 von 31 schen Europabrief ist nominal unverändert betrachteten Ländern erhöht geworden. In allen geblieben, umgerechnet in Euro jedoch um einen diesen Ländern haben die Postgesellschaften Cent gesunken. auch gleichzeitig das Inlandsporto angehoben. In vier Staaten wurde ausschließlich der Preis für Der Europabrief kostet in fast allen Ländern mehr den nationalen Briefversand erhöht. In 18 Staaten als der Inlandsbrief. Die Ausnahme bildet Finn- ist der Preis für den Europabrief seit der letzten land, wo der europaweite Versand 1,70 Euro, der Untersuchung unverändert geblieben. nationale Standardbrief (mit Zustellnachweis) jedoch 3,10 Euro kostet. Im Mittel ist jedoch für Der Durchschnittspreis für den Brief- einen europaweiten Versand das 1,7fache des versand innerhalb Europas liegt nun Preises für einen nationalen Standardbrief zu bei 1,67 Euro, neun Eurocent höher als zahlen. In Deutschland ist für den Europabrief im Jahr zuvor. In zwölf Ländern wird ein Porto von 1,10 Euro zu entrichten – der Faktor dieser Durchschnittspreis übertroffen, im Verhältnis zum Inlandsbrief beträgt hier also in 19 liegt er hingegen darunter. nur knapp 1,4. Eine erhebliche Preiserhöhung findet Der höchste Nominalpreis für den Europabrief sich auch hier in Griechenland, wo das wird weiterhin in Dänemark mit umgerechnet Europaporto von 0,90 auf zwei Euro 4,02 Euro verlangt. Italien und Portugal liegen gestiegen ist, rund 120 Prozent. nach wie vor auf dem zweiten und dritten Rang. In Lettland hat eine Erhöhung um Griechenland ist durch die erhebliche Preisanhe- beinahe ein Dreiviertel stattgefunden, bung von Platz 26 auf Platz sieben gesprungen, von 0,78 auf 1,35 Euro. In Ungarn gleichauf mit Ungarn, das im Vorjahr noch auf wurde eine Steigerung um fast die Platz 17 rangierte. Um jeweils zwei Plätze nach Hälfte von 445 auf 650 Forint durchgeführt. unten gerutscht sind Estland (Platz 19) und die Nur geringfügig um wenige Prozent verteuert Slowakei (Platz 24). In beiden Staaten ist der hat sich der Europabrief hingegen zum Beispiel Preis für den Europabrief seit der letzten in Irland, Norwegen oder in den Niederlanden. Untersuchung stabil geblieben. Der deutlich unterdurchschnittliche Preis des Europabriefs der Deutschen Post rangiert weit unten in dieser Tabelle, auf Platz 26. Die Schlussgruppe mit einem Europaporto von weniger als einem Euro setzt sich zusammen aus Österreich, Litauen, Zypern und auf dem letzten Rang Malta mit nur 0,59 Euro.
Briefpreise in Europa 11 Nominalpreis Standardbrief Europa in Euro Dänemark 4,02 Italien 3,50 Portugal 2,80 Norwegen 2,64 Schweden 2,08 Slowenien 2,01 Griechenland 2,00 Ungarn 2,00 Kroatien 1,89 Island 1,82 Irland 1,80 Finnland 1,70 UK 1,62 Belgien 1,61 Tschechien 1,52 Niederlande 1,50 Rumänien 1,48 Spanien 1,45 Estland 1,40 Frankreich 1,40 Polen 1,40 Lettland 1,35 Schweiz 1,35 Slowakei 1,20 Bulgarien 1,18 Deutschland 1,10 Luxemburg 1,05 Österreich 0,90 Litauen 0,81 Zypern 0,64 Malta 0,59 Durchschnitt 1,67 Euro
12 Briefpreise in Europa 4 Bereinigung um die Inflation seit 2010 Für einen aussagekräftigen Vergleich der europäischen Briefpreise ist eine Einbeziehung der jeweiligen Inflationsraten in die Betrach- tung unverzichtbar. Bleibt z. B. der Briefpreis in einem Land nominal unverändert, so steigt oder sinkt er jährlich real um die Inflationsrate. Eine inflationsbereinigte Darstellung der Entwicklung der Briefpreise für die vergangenen zehn Jahre in den 31 untersuchten Ländern ermöglicht somit einen Überblick zu den Auswirkungen der unterschiedlichen Geldwertentwicklung. Im Zeitraum von 2010 bis 2019 betrug die durchschnittliche Inflationsrate in allen unter- suchten europäischen Ländern rund 1,5 Prozent. Die geringsten durchschnittlichen Teuerungs raten von unter einem Prozent finden sich dabei in der Schweiz mit 0,1, in Irland mit 0,4, in Grie- chenland mit 0,8 und in Zypern mit 0,9 Prozent. Am stärksten sind die Preise in Rumänien mit Unter Berücksichtigung der Inflation ist der Preis 2,8, in Estland mit 2,6 sowie in Island und für einen Inlandsbrief in den untersuchten Ungarn mit jeweils 2,5 Prozent gestiegen. Ländern in den letzten zehn Jahren um durch- In Deutschland betrug die Geldentwertung in schnittlich 73,39 Prozent erhöht worden. den letzten zehn Jahren durchschnittlich 1,4 Prozent, in Belgien 1,8 und in Großbritan- Auf den ersten beiden Plätzen dieser Tabelle nien 2,1 Prozent. liegen Italien mit 315,3 Prozent und Finnland mit 260,6 Prozent. Der Spitzenreiter des Vorjahres, Dänemark, ist nun mit einem Wert von 228 Prozent auf Platz drei abgerutscht. Auch in Griechenland auf Rang vier beträgt die inflationsbereinigte Preissteigerung noch fast 200 Prozent. Um fünf Ränge verbessert haben sich in dieser Übersicht die Niederlande, die nun mit gut 75 Prozent den elften Platz belegen. Schweden ist um vier Plätze nach oben gerückt und liegt nun an 13. Stelle. Portugal hat sich hingegen um drei Ränge verbessert und hält nun den Platz 23.
Briefpreise in Europa 13 Inflationsbereinigte Briefpreisänderung 2010 – 2019 in Prozent Italien 315,3 Finnland 260,6 Dänemark 228,0 Griechenland 194,9 Tschechien 126,6 Island 108,1 Irland 94,0 Polen 84,8 Rumänien 83,6 Frankreich 78,5 Niederlande 75,2 Spanien 65,6 Schweden 65,2 Slowenien 59,3 Norwegen 57,2 Lettland 56,5 Estland 47,2 Belgien 44,2 Malta 36,6 UK 34,9 Ungarn 29,9 Deutschland 28,8 Portugal 22,9 Kroatien 21,2 Slowakei 17,3 Luxemburg 13,9 Zypern 11,4 Österreich 8,4 Litauen 4,6 Bulgarien 0,7 Schweiz -0,3 Durchschnitt 73,39 Prozent Bulgarien findet sich auf dem vorletzten Platz, dort hat sich der Briefpreis inflationsbereinigt in den letzten zehn Jahren nur minimal um 0,7 Prozent erhöht. Nur in einem Land, der Schweiz, ist der Briefpreis seit 2010 unter Berücksichtigung der Teuerungsrate gesunken, um 0,3 Prozent. Der deutsche Briefpreis ist seit 2010 inflations- bereinigt um 28,8 Prozent gestiegen, ein Wert deutlich unter dem Durchschnitt. Deutschland rangiert damit aktuell auf Platz 22.
14 Briefpreise in Europa 5 Arbeitsminuten pro Briefpreis Die vorliegende Berechnung beruht auf dem Stundenlohn eines Arbeiters in der Industrie. Dabei wurden erneut die vom Institut der Deut- schen Wirtschaft sowie von den Postgesellschaf- ten mitgeteilten Stundenlöhne für Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe als einheitliche und verlässliche Datenbasis zu Grunde gelegt. Am längsten muss aktuell in Griechenland für den Preis eines Standardbriefes gearbeitet werden, nämlich über neun Minuten. Der Preis der griechi- Die EU-Postdiensterichtlinie sieht vor, dass die schen Post lag in der Vorjahresuntersuchung noch Preise für die Angebote des postalischen an 14. Stelle der entsprechenden Tabelle – hier Universaldienstes in den Mitgliedstaaten macht sich die seitdem erfolgte kräftige Preis der Europäischen Union „erschwinglich“ erhöhung besonders bemerkbar. Die Porto sein sollen. Um diese Erschwinglichkeit in anhebung in Lettland hat dazu geführt, dass der den einzelnen europäischen Ländern beur- lettische Briefpreis nun an zweiter Stelle liegt, teilen zu können, sollten auch die unter- nach Platz acht im Vorjahr. Bulgarien findet sich schiedlichen Lohniveaus berücksichtigt nach wie vor auf Rang drei, vor Italien und Rumä- werden. Dabei erweist sich die nien mit jeweils mehr als acht Minuten Arbeitszeit. Arbeitszeit, die aufgewendet werden muss, um das Äquivalent des jeweili- Durchschnittlich muss ein Arbeiter in Europa gen Briefpreises zu verdienen, als ein aktuell 4,32 Minuten Arbeitszeit investieren, guter Maßstab für diese Betrachtung. um den Geldbetrag für den Briefversand zu ver- dienen. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr markant vergrößert: 2019 waren noch durchschnittlich 3,66 Minuten Arbeitseinsatz
Briefpreise in Europa 15 Arbeitsminuten pro Briefpreis in Minuten Griechenland 9,16 Lettland 8,81 Bulgarien 8,74 Italien 8,37 Rumänien 8,32 Polen 7,67 Tschechien 6,69 Kroatien 6,35 Finnland 6,35 Dänemark 5,87 Slowakei 5,45 Litauen 5,21 Estland 4,51 Ungarn 4,41 Portugal 4,30 Island 3,00 Norwegen 2,72 Frankreich 2,69 Irland 2,47 UK 2,36 Belgien 2,33 Zypern 2,33 Schweden 2,29 Spanien 2,28 Slowenien 1,90 Niederlande 1,85 Österreich 1,70 Luxemburg 1,61 Deutschland 1,48 Malta 1,43 Schweiz 1,35 Durchschnitt 4,32 Minuten dafür erforderlich; dies entspricht einer Steige- rung von 18 Prozent. Nach wie vor am kürzesten muss in der Schweiz für das Porto gearbeitet werden, nämlich nur 1,35 Minuten. Deutschland belegt mit einem sehr niedrigen Wert von 1,48 Minuten Arbeitszeit pro Brief weiterhin den drittletzten Platz dieser Rangliste. Der Briefpreis der Deutschen Post kann also auch nach diesem Kriterium als besonders günstig eingeschätzt werden.
16 Briefpreise in Europa
Briefpreise in Europa 17 6 Bereinigung um die Arbeitskosten Die Briefbeförderung ist bei aller Automatisie- rung nach wie vor durch eine im Vergleich zu anderen Sektoren hohe Personalintensität gekennzeichnet, v.a. im Bereich der Zustellung. Dies wiederum schlägt sich im großen Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten nieder. Allerdings sind die Lohnkostenniveaus in den untersuchten Ländern sehr unterschiedlich. Die einzelnen europäischen Postunternehmen unterliegen somit deutlich abweichenden Belastungen durch die Arbeitskosten. Die Brief- preise in Hochlohnländern wie Deutschland oder der Schweiz können deshalb mit denen in Ländern mit niedrigerem Lohnniveau nur sinn- Arbeitskosten des Sektors Post-, Kurier- und voll miteinander verglichen werden, wenn auch Expressdienste in den untersuchten Ländern eine Betrachtung der Arbeitskosten einfließt. zurückgegriffen. Dabei wird zunächst berücksichtigt, dass die Der nach dieser Methodik ermittelte europäische Personalkosten nur einen bestimmten Anteil an Durchschnittspreis liegt aktuell bei 1,56 Euro, den Gesamtkosten der Briefbeförderung aus- 15 Cent mehr als im Vorjahr und 76 Cent über machen. Folglich wird auch nur dieser Anteil zur dem Briefporto der Deutschen Post. Dieser Bereinigung herangezogen, während der übrige Durchschnittswert wird in dreizehn Ländern Teil unverändert bleibt. übertroffen, in achtzehn Staaten hingegen liegt der um die Arbeitskosten bereinigte Briefpreis Für die Bereinigung wird der Quotient aus den darunter. > Arbeitskosten in Deutschland und den jeweiligen Ländern gebildet und mit dem personalkosten- abhängigen Anteil des Briefpreises multipliziert. Dabei wurde auf statistische Erhebungen zu den
18 Briefpreise in Europa Dänemark mit 3,39 und Finnland mit 3,11 Euro 1,92 auf 1,83 Euro gefallen. Tschechien hingegen führen diese Rangliste an, auch Lettland liegt ist vier Plätze nach vorne gerückt und liegt nun noch über drei Euro und damit an dritter Stelle. auf Rang neun. Der arbeitskostenbereinigte Griechenland hat auch in dieser Übersicht einen Briefpreis beträgt dort aktuell umgerechnet deutlichen Satz nach vorne getan, von Platz 17 1,93 Euro, 46 Cent mehr als noch im letzten Jahr. auf Platz fünf. Deutschland liegt mit dem Briefporto der Verbessert hat sich dagegen Polen, von Rang vier Deutschen Post von 80 Cent nach wie vor auf auf sieben; der um die Arbeitskosten bereinigte einem der hintersten Plätze. Nur in Österreich, Briefpreis hat sich dort um elf Cent auf nun Slowenien, der Schweiz und Malta wird ein 2,43 Euro vergünstigt. Ähnlich liegt der Fall bei unter Berücksichtigung der Arbeitskosten Litauen. Der entsprechende Wert ist dort von günstigerer Briefpreis angeboten.
Briefpreise in Europa 19 Briefpreis um die Arbeitskosten bereinigt in Euro Dänemark 3,39 Finnland 3,11 Lettland 3,03 Italien 2,84 Griechenland 2,55 Bulgarien 2,46 Polen 2,43 Rumänien 2,42 Tschechien 1,93 Litauen 1,83 Slowakei 1,83 Kroatien 1,71 Island 1,58 Estland 1,43 Norwegen 1,37 Ungarn 1,31 Belgien 1,17 Irland 1,09 Frankreich 1,09 Schweden 1,02 Spanien 0,95 Luxemburg 0,94 UK 0,92 Niederlande 0,91 Zypern 0,83 Portugal 0,82 Deutschland 0,80 Österreich 0,72 Slowenien 0,72 Schweiz 0,69 Malta 0,55 Durchschnitt 1,56 Euro
20 Briefpreise in Europa 7 Bereinigung um die Kaufkraftunterschiede Die Unterschiede bei Wohlstand und Einkommen umgerechnet 3,16 Euro. Auch in Italien kostet innerhalb Europas gebieten es, auch den Faktor das Briefporto unter Berücksichtigung der der jeweiligen nationalen Kaufkraft bei einem Kaufkraftunterschiede noch über drei Euro. Vergleich der Briefpreise einzubeziehen. Nur so Polen ist in dieser Übersicht von Finnland und lässt sich die Erschwinglichkeit des Briefpreises Griechenland überholt worden und liegt nun an in den einzelnen Ländern solide beurteilen. fünfter Stelle. Deutlich erhöht hat sich der kauf- kraftbereinigte Briefpreis in Lettland: betrug er Durch die Berücksichtigung der Kaufkraft wird 2019 noch 88 Eurocent, so ergibt sich in dieser den voneinander abweichenden volkswirtschaft- Untersuchung ein Wert von 1,50 Euro. Lettland lichen Rahmenbedingungen in den untersuchten liegt damit aktuell auf Rang acht, nach Rang 18 Ländern Rechnung getragen. Damit werden im Vorjahr. zudem Unterschiede im Preisniveau einzelner Länder rechnerisch ausgeglichen, die durch die Bei einigen Ländern ist aber auch ein gering Umrechnung von Währungen entstehen. fügiges Absinken des kaufkraftbereinigten Um die Kaufkraftunterschiede einzuberechnen werden die Briefpreise durch die auf Deutsch- land bezogene Kaufkraft des jeweiligen Landes geteilt. Dadurch wird der Briefpreis in einem Land mit vergleichsweise hoher Kaufkraft, bezo- gen auf Deutschland, billiger und umgekehrt. Die Bereinigung basiert auf den Kaufkraftparitäten, die vom Europäischen Statistikamt „Eurostat“ herausgegeben werden. Grundlage sind die „Comparative Price Levels“, die den tatsächlichen Preis für einen einheitlichen Waren- und Dienst- leistungskorb in jedem Land in vergleichbarer Briefpreises festzustellen: So ist etwa in Litauen Währungseinheit widerspiegeln. dieser Wert um drei Cent auf nun 0,90 Euro gefallen, in Kroatien und Estland um jeweils Der durchschnittliche um die Kaufkraftunter- zwei Cent auf 1,44 bzw. 0,89 Euro und in Portugal schiede bereinigte Preis für einen inländischen um einen Cent auf nun 0,83 Euro. Standardbrief in den 31 untersuchten europäi- schen Ländern beträgt nun 1,24 Euro, 17 Cent Deutschland bleibt mit dem Porto von 80 Cent mehr als noch 2019. In 21 Ländern liegt der im hinteren Bereich der Tabelle und rutscht von Briefpreis darunter, in zehn darüber. Platz 22 auf 24. Kaufkraftbereinigt befindet sich der Preis für den nationalen Standardbrief der Angeführt wird die Tabelle der kauf- Deutschen Post 44 Cent unter dem europäischen kraftbereinigten Briefpreise Durchschnitt. Weiterhin besonders erschwing- weiterhin von Dänemark mit lich ist das Briefporto in den Inselstaaten Zypern einem Wert von und Malta mit Werten von 50 bzw. 38 Cent.
Briefpreise in Europa 21 Briefpreis um die Kaufkraftunterschiede bereinigt in Euro Dänemark 3,16 Italien 3,04 Finnland 2,68 Griechenland 2,48 Polen 1,72 Rumänien 1,61 Tschechien 1,55 Lettland 1,50 Kroatien 1,44 Norwegien 1,25 Bulgarien 1,18 Slowakei 1,17 Belgien 1,16 Frankreich 1,14 Irland 1,03 Island 0,98 Ungarn 0,97 Litauen 0,90 Schweden 0,89 Estland 0,89 Niederlande 0,86 Portugal 0,83 UK 0,83 Deutschland 0,80 Österreich 0,77 Spanien 0,76 Luxemburg 0,70 Schweiz 0,66 Slowenien 0,62 Zypern 0,50 Malta 0,38 Durchschnitt 1,24 Euro
22 Briefpreise in Europa 8 Das konsolidierte Ergebnis Im letzten Schritt werden die Bereinigungen Im Mittelfeld gibt es im um die makroökonomischen Faktoren Arbeits- Vergleich zum Vorjahr nur kosten und Kaufkraft zu einem Gesamtergebnis geringe Bewegungen: verdichtet. Der so ermittelte Wert bietet eine Island fällt von Rang elf besonders gute Orientierung bei der Einschät- auf 14, der konsolidierte zung der europäischen Briefpreise. Im Durch- Briefpreis ist dort von schnitt liegt der so konsolidierte Briefpreis nun umgerechnet 1,35 auf bei 1,40 Euro, 16 Cent mehr als noch letztes 1,28 Euro gefallen. Jahr. In elf Staaten wird dieser Mittelwert Belgien rückt von Platz 18 übertroffen, 20 liegen darunter. auf 14 vor, das konsolidierte Briefporto hat sich um 20 Cent auf nun 1,17 Euro erhöht. Auch hier finden sich Dänemark und Italien auf den ersten beiden Plätzen. Finnland und Deutschland rangiert weit hinten in dieser Griechenland belegen den dritten und vierten Tabelle auf Platz 26, zwei Stellen tiefer als im Rang. Lettland ist von Platz neun auf Platz fünf Vorjahr. Günstigere konsolidierte Briefpreise vorgerückt, Polen vom dritten auf den sechsten finden sich lediglich in fünf deutlich kleineren Platz gerutscht. Staaten: in Österreich, der Schweiz, Slowenien, Zypern und Malta. In 25 Ländern ist das Porto hingegen weniger erschwinglich als in Deutschland. Die Bereinigung der Preise um die Faktoren Arbeitskosten und Kaufkraft im europäischen Vergleich macht besonders deutlich, dass das Inlandsporto der Deutschen Post ein sehr günstiges Angebot mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt.
Briefpreise in Europa 23 Konsolidiertes Gesamtergebnis in Euro Dänemark 3,28 Italien 2,94 Finnland 2,89 Griechenland 2,52 Lettland 2,27 Polen 2,07 Rumänien 2,02 Bulgarien 1,82 Tschechien 1,74 Kroatien 1,58 Slowakei 1,50 Litauen 1,37 Norwegen 1,31 Island 1,28 Belgien 1,17 Estland 1,16 Ungarn 1,14 Frankreich 1,11 Irland 1,06 Schweden 0,95 Niederlande 0,89 UK 0,87 Spanien 0,86 Portugal 0,83 Luxemburg 0,82 Deutschland 0,80 Österreich 0,75 Schweiz 0,68 Slowenien 0,67 Zypern 0,67 Malta 0,47 Durchschnitt 1,40 Euro
Deutsche Post AG Zentrale Zentralbereich Politik und Regulierungsmanagement 53250 Bonn www.dpdhl.de Stand: März 2020
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