Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen - als Entlastungsleistungen im Sinne des 45 a und b SGB XI Angebote zur Unterstützung im Alltag

 
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Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen - als Entlastungsleistungen im Sinne des 45 a und b SGB XI Angebote zur Unterstützung im Alltag
Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen
als Entlastungsleistungen im Sinne des § 45 a und b SGB XI
Angebote zur Unterstützung im Alltag

SCHULUNGSUNTERLAGENS
Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen - als Entlastungsleistungen im Sinne des 45 a und b SGB XI Angebote zur Unterstützung im Alltag
Inhaltsverzeichnis

Weitere Verzeichnisse
Abkürzungsverzeichnis                                                                 Seite     4
Abbildungsverzeichnis                                                                 Seite     4
Tabellenverzeichnis                                                                   Seite     4
Anlagenverzeichnis                                                                    Seite     4

Zu diesen Schulungsunterlagen                                                        Seite 5

1       Methodisch-didaktische Hinweise für Referierende                             Seite 6
1.1     Didaktische Aufbereitung                                                      Seite     6
1.2     Schulungsbeginn                                                               Seite     6
1.3     Methodische Grundsätze                                                        Seite     6

2       Biografiearbeit und hauswirtschaftliche Betreuung                            Seite 7
2.1     Ausgangspunkt                                                                 Seite     7
2.2     Ziel der Biografiearbeit                                                      Seite     8
2.3     Sinn und Zweck der Biografiearbeit                                            Seite     8
2.4     Alltagskultur als Ausdruck der Persönlichkeit                                 Seite     9
2.5     Datenerhebung                                                                 Seite     9
2.6     Hauswirtschaftliche Betreuungsleistungen                                      Seite 10

3       Grundlagen der Hygiene                                                       Seite 12
3.1     Definitionen                                                                  Seite 12
3.2     Besonders gefährdete Personengruppen (YOPI)                                   Seite 12
3.3     Übertragungswege der Mikroorganismen                                          Seite 13
3.4     Wachstumseinflüsse auf Mikroorganismen und Viren                              Seite 13

4       Hygiene bei Einkauf, Lebensmittellagerung, Speisenzubereitung
        und Vorratshaltung                                             Seite 15
4.1     Küchenhygiene                                                                 Seite 15
4.2     Lebensmittelhygiene                                                           Seite 15
4.3     Vorratsschädlinge im Haushalt                                                 Seite 17

5       Hygiene bei Reinigung und Wäschepflege                                       Seite 19
5.1     Bedeutung des Global Harmonisierten Systems (GHS)                             Seite 19
5.2     Wäschepflege im Privathaushalt                                                Seite 19
5.3     Hygiene bei der Reinigung im Privathaushalt                                   Seite 20

                       Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)      Seite   2
6       Desinfektion im Privathaushalt                                              Seite 22
6.1     Definition und Abgrenzung                                                    Seite 22
6.2     Notwendigkeit der Desinfektion (siehe auch Personalhygiene)                  Seite 22
6.3     Flächendesinfektion                                                          Seite 23

7       Gesundheitsschutz für die Dienstleistungskraft                              Seite 24
7.1     Personalhygiene                                                              Seite 24
7.1.1   Beim Arbeitseinsatz                                                          Seite 24
7.1.2   Hautschutz                                                                   Seite 24
7.1.3   Händewaschen                                                                 Seite 25
7.1.4   Händedesinfektion (siehe auch Desinfektion im Privathaushalt)                Seite 25
7.2     Arbeitsschuhe                                                                Seite 26
7.3     Entspanntes Stehen                                                           Seite 26
7.4     Rückenschonendes Arbeiten                                                    Seite 26
7.5     Ermüdung und Erholung                                                        Seite 27

8       Unfallverhütung für Dienstleistende und Kunden                              Seite 28

9       Reinigung im Privathaushalt                                                 Seite 29
9.1     Grundsätze der Reinigung                                                     Seite 29
9.2     Reinigungsmaterialien                                                        Seite 29
9.3     Inhaltsstoffe von Reinigungsmitteln                                          Seite 30
9.4     Überblick über die wichtigsten Reinigungsmittel im Haushalt                  Seite 31
9.5     Reinigung verschiedener Materialien und Oberflächen                          Seite 32
9.5.1   Bodenbeläge                                                                  Seite 32
9.5.2   Hygienische Reinigung elektronischer Geräte                                  Seite 33

10      Ernährung im Alter                                                          Seite 34
10.1    Veränderungen und Einflussfaktoren                                           Seite 34
10.2    Allgemeine Empfehlungen                                                      Seite 35
10.3    Ernährungsempfehlungen                                                       Seite 35
10.4    Ernährung bei Demenz                                                         Seite 37
10.5    Ernährung bei Kau- und Schluckstörungen                                      Seite 38

11      Quellennachweise                                                            Seite 39
        Auswahl Internetauftritte                                                    Seite 42

12      Anlage                                                                      Seite 43

        Impressum                                                                   Seite 44

                      Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)      Seite   3
Weitere Verzeichnisse

Abkürzungsverzeichnis

AVSG        =   Verordnung zur Ausführung der Sozialgesetze                            www.gesetze-bayern.de

DGE e. V.   =   Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.                                         www.dge.de

DGH e. V.   =   Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V.                                   www.dghev.de

DGUV        =   Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung                                          www.dguv.de

GHS         =	Global Harmonisiertes System. Weltweit einheitliches System
               zur Kennzeichnung und Einstufung von Chemikalien

IfSG        =	Infektionsschutzgesetz: Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung
               von Infektionskrankheiten beim Mensche

SGB         =   Sozialgesetzbuch                                                  www.sozialgesetzbuch-sgb.de

ZBFS        =   Zentrum Bayern Familie und Soziales                                       www.zbfs.bayern.de

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1     Darstellung Bedeutung der Hauswirtschaft im Alltag (eigene Darstellung)               Seite     7
Abbildung 2     Darstellung Alltagskultur als Ausdruck der Persönlichkeit (eigene Darstellung)        Seite     9

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1       Besonders gefährdete Personengruppen                                                  Seite 12
                (eigene Darstellung nach BfR Sicher verpflegt Seite 2)

Tabelle 2       Übersicht Maßnahmen zur Unfallverhütung                                               Seite 28
                K=betrifft Kunden, DL=betrifft Dienstleistende, B=betrifft beide

Tabelle 3       Materialien und ihre Eignung für die Reinigung                                        Seite 29

Tabelle 4       Vorschläge zur Ernährung bei Demenz           Seite 37
                (eigene Darstellung nach DGE-Praxiswissen –
                Essen und Trinken bei Demenz)

Anlagenverzeichnis

Anlage          Auszug aus Neue Gefahrenpiktogramme/Symbole für Gefahrstoffe       Seite 43
                Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 über Einstufung, Kennzeichnung und
                Verpackung von Stoffen und Gemischen („EG-GHS-Verordnung“)
                (eigene Darstellung nach GHS)

                    Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)                         Seite   4
Zu diesen Schulungsunterlagen

Diese Schulungsunterlagen werden herausgegeben vom:

Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Triesdorf, Reitbahn 3
91746 Weidenbach

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat zum 01.01.2019 ein Schulungskonzept zur
Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a und b SGB XI (Angebote zur Unterstützung im Alltag) veröffentlicht:

  Modul 1: Betreuung Pflegebedürftiger

  Modul 2: Kommunikation und Begleitung

  Modul 3: Unterstützung bei der Haushaltsführung

Das Schulungskonzept steht auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege
unter folgendem Link zur Verfügung:
https://www.stmgp.bayern.de/wp-content/uploads/2018/12/schulungskonzept_tagesbetreuung.pdf

Die in Modul 3 geforderten Inhalte entsprechen denen dieser Schulungsunterlagen. Das ausgewählte Grund-
lagenwissen ersetzt kein Fachbuch. Für qualitätsgesichertes haushaltsnahes Dienstleistungsangebot müssen die
Mitarbeitenden kontinuierlich geschult werden. Auch dazu können diese Unterlagen eingesetzt werden.

An der Erstellung dieser Schulungsunterlagen haben mitgewirkt:

  Verena Bertele, Dienstleistungszentrum für haushaltsnahe Angebote Erkheim

  Michaela Braun, Dienstleistungszentrum für haushaltsnahe Angebote Erkheim

  Anja Feuchtenberger, Mehrgenerationenhaus Weidenbach

  Margit Kistner, Mehrgenerationenhaus Weidenbach

  Judith Regler-Keitel, Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Triesdorf

  Michaela Schülein, Fortbildungszentrum Hauswirtschaft Triesdorf

  Karin Strobel, Fortbildungszentrum Hauswirtschaft Triesdorf

Hinweis zum Urheberrecht:
Alle Rechte liegen beim Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Triesdorf. Nachdruck und Vervielfältigung –
auch auszugsweise – sowie Weitergabe mit Zusätzen, Veränderungen, Aufdrucken oder Aufklebern ist nur
mit schriftlicher Genehmigung des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft Triesdorf gestattet.

Hinweis zur gendergerechten Sprache:
Prinzipiell wird auf gendergerechte Sprache zurückgegriffen. Wird an einzelnen Stellen auf eine Form verwiesen,
dient dies der besseren Lesbarkeit. Selbstverständlich ist die jeweils fehlende Form immer mit eingeschlossen.

                     Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)                         Seite    5
1	Methodisch-didaktische Hinweise
   für Referierende

   1.1 Didaktische Aufbereitung

   Das Schulungsprogramm sollte abgeschlossene Themenblöcke enthalten. Niveau und fachliche Tiefe müssen
   sich an den Schulungsteilnehmenden orientieren. Unterlagen sollten verständlich formuliert sein. Eine schriftliche
   Planung der Unterrichtseinheiten zur methodischen Umsetzung macht Sinn.

   1.2 Schulungsbeginn

   Wer eine Schulung leitet, sollte darauf achten, sich vorzustellen, einen Überblick über das Schulungsprogramm zu
   geben und den Teilnehmenden ermöglichen, sich gegenseitig kennenzulernen („Wie heiße ich?“, „Wo komme
   ich her?“, „Welche Erfahrungen mit Haushalten älterer Menschen bringe ich mit?“). Zu Beginn sollte auch der
   Sinn dieser Schulung erklärt werden (fremder Haushalt, Verstehen des alten Menschen, Hygiene enorm wichtig,
   qualitätsgesichertes Arbeiten …).

   1.3 Methodische Grundsätze

   Erwachsene lernen langsamer, aber genauer, sie verfügen über großes Erfahrungswissen und viele Ver-
   knüpfungspunkte, um Neues zu lernen. Wichtig dabei sind folgende Grundsätze bei den Schulungen:

     Lebensnähe
   	Die fachlichen Inhalte können anhand von Beispielen aus der Lebenswelt der Teilnehmenden erläutert werden,
      die Erfahrungen der Teilnehmenden zu den Schulungsthemen sollten erfragt und einbezogen werden.

     Anschaulichkeit
   	Bei vielen Themen bietet sich der Einsatz von Anschauungsmaterial an, z. B. Handschuhe, Reinigungsmittel,
     Tücher, Lebensmittel usw., auch durch Fotos und Videos können Inhalte veranschaulicht werden.

     Angemessenheit
   	Nur „das Wichtigste“ kann in dieser Schulung vermittelt werden. Nicht das gesamte Wissen einer hauswirt-
     schaftlichen Fachkraft kann in diese 20 Unterrichtseinheiten gepackt werden.

     Selbsttätigkeit
   	Mit praktischen Übungen werden Fertigkeiten vermittelt und Wissen in die Praxis umgesetzt, z. B. hygienisches
     Händewaschen, Händedesinfektion, Körperhaltung bei der Fußbodenreinigung, Unfallschutz bei der Fenster-
     reinigung. Kleine Aufträge für Gruppenarbeiten ermöglichen selbstständiges Erarbeiten von Inhalten, Diskussi-
     on verschiedener Themen und intensiven Erfahrungsaustausch.

     Erfolgssicherung
   	Unterlagen zum Nachlesen und das Zusammenfassen der wichtigsten Inhalte am Ende von abgeschlossenen
     Unterrichtseinheiten tragen zur Sicherung des Schulungserfolges bei.

                         Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 1              Seite   6
2	Biografiearbeit und hauswirtschaftliche Betreuung

   2.1 Ausgangspunkt

     Leben in der eigenen Wohnung (im vertrauten Umfeld)

      • gibt Sicherheit und Geborgenheit,
      • ermöglicht Selbstbestimmung, eigene Rituale und Gewohnheiten,
      • ist aus finanzieller Sicht von Vorteil.

   Bedeutung der Hauswirtschaft im Alltag

                                                                             vermittelt Zufriedenheit
                                                                             (Sinnhaftigkeit des Tuns)

                                                                             fördert das Wohlbefinden
                                                                             (Essen, frische Wäsche, Ordnung und Sauberkeit,
                                                                             Wohnatmosphäre)
     Erfahrungen,                       Hauswirt-

     Erwartungen,                      schaftliches
                                                                             ermöglicht Selbstbestimmung
     Gewohnheiten                           Tun                              (Was? Wann? Wie?)

                                                                             prägt den Alltag
                                                                             (z. B. Einkaufen, Kochen, Reinigen, Gestalten)

                                                                             gibt Struktur im Tagesablauf

   Abbildung 1: Darstellung Bedeutung der Hauswirtschaft im Alltag (eigene Darstellung)

     Der Dienstleistungseinsatz in einem Haushalt

      • erfolgt höflich, respektvoll und diskret,
      • die Verschwiegenheit gegenüber Dritten wird gewahrt (Schweigepflicht),
      • die Gewohnheiten und Bedürfnisse der Kundschaft werden berücksichtigt,
      • die Erwartungen und Wünsche der Kundschaft werden erfüllt,
      • auf unvorhersehbare Situationen wird flexibel reagiert.

     Die Kommunikation mit der Kundschaft

      • Gespräche sind die Grundlage für eine positive Beziehung zur Kundschaft.
      • Wichtig dabei sind
       - eine offene, zugewandte Körperhaltung,
       - wertschätzende und respektvolle Gesprächsführung,
       - freundliche Mimik und Blickkontakt während des Gesprächs,

                           Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 2                        Seite   7
- das Beachten der Distanzzone (Abstand von ca. 50–100 cm),
   - Gesprächseinstieg: z. B. Thema „Wetter“, Frage nach dem Befinden,
   - die klare und konkrete Formulierung der Anliegen,
   - das aufmerksame Zuhören und Zusammenfassen der Anliegen.

Hinweis:
Weiterführende Informationen zum Umgang mit Pflegebedürftigen und demenzkranken Menschen
sind Inhalt des 1. Teils der Schulung im Sinne des § 45 b SGB XI (siehe Anlage 2).

2.2 Ziel der Biografiearbeit

„… Unterstützung der Individualität des Pflegebedürftigen durch die Pflegenden. Es werden Informa-
tionen aus der Biografie des zu pflegenden und zu betreuenden Menschen gesammelt, um durch die
Einbeziehung dieser Informationen in den Pflegeprozess eine persönlichkeitsfördernde und individuel-
le Pflege und Betreuung zu ermöglichen …“ (zit. n. Landespflegeausschuss 2006, S.1)

2.3 Sinn und Zweck der Biografiearbeit

  Biografiearbeit v. a. hinsichtlich

  • Ernährung, Wohnen, Kleidung
  • Feste und Feiern im Jahreskreis

  Durch Biografiearbeit verstehe ich den alten Menschen besser

  • Was ist ihm wichtig und warum?
  • Warum verhält er sich so?

  Biografiearbeit übt Einfluss auf die zu erbringende Dienstleistung und die Betroffenen aus

  • Welche Erwartungen haben die Betroffenen?
  • Welche Gewohnheiten und Rituale?

  Durch Biografiearbeit

  • kann an Erfahrungen/Bekanntes angeknüpft werden (gibt Sicherheit),
  • kann Alltagsnormalität vermittelt werden (möglichst wenig Veränderung),
  • können Kompetenzen reaktiviert werden.

   aten aus der Biografiearbeit bilden die Grundlage für
  D
  hauswirtschaftliche Betreuungsleistungen

  • Unterstützung
  • Aktivierung
  • Einbeziehung
  • miteinander arbeiten

                     Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 2   Seite   8
2.4 Alltagskultur als Ausdruck der Persönlichkeit

                                                            Wohnen

                                                                                                                      Kleidung

       Freizeitverhalten

                                                                Persönlich-
                                                                   keit

                                                                                                               Essen und Trinken
                                                    Einkaufsverhalten

                                                                     LADEN

Abbildung 2: Darstellung Alltagskultur als Ausdruck der Persönlichkeit (eigene Darstellung)

2.5 Datenerhebung

   Welche Daten werden erhoben?
(siehe Literaturverzeichnis Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (dgh) Biografiearbeit in der bewohnerorientierten Hauswirtschaft.
Ein Fragebogen zu hauswirtschaftlicher Biografiearbeit)

   • Lebensverhältnisse
   • Wohnumgebung
   • Soziale Kontakte
   • Jahreszeitliche Gewohnheiten, familiäre Feste
   • Tages- und Wochenstruktur
   • Wohnen
   • Reinigung, Wäsche
   • Essen und Trinken

                           Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)      KAPITEL 2                                 Seite    9
Was sollte bei der Datenerhebung beachtet werden?

 • Basis der Biografiearbeit:
  - Vertrauensverhältnis
  - Sensibilität
  - Sorgfalt und Diskretion

 • Informiertes Einverständnis der Betroffenen bzw. der gesetzlich Vertretenden

 • Information hinsichtlich:
  - Freiwilligkeit
  - Sinn und Zweck
  - Dokumentation der Daten (Datenschutz)

 • Biografiearbeit bedeutet, den älteren Menschen zu motivieren, aus seinem Leben zu erzählen.
 • Das Zuhören ist wichtiger als umfangreiche Detailfragen.
 • Der Umfang der Informationserhebung ist individuell auf den Menschen abzustimmen
   (Beachtung der Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit).

2.6 Hauswirtschaftliche Betreuungsleistungen

 Grundlage im SGB XI: § 45 b Entlastungsbetrag

 • Der Betrag ist einzusetzen für „qualitätsgesicherte Leistungen zur Entlastung pflegender
    Angehöriger … sowie zur Förderung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit der Pfle-
    gebedürftigen bei der Gestaltung ihres Alltags“. Er dient der Erstattung von Aufwendungen
    die den Versicherten in Zusammenhang mit Leistungen der nach Landesrecht anerkannten
    Angebote zur Unterstützung im Alltag im Sinne des § 45 a entstehen“ (zit. nach § 45 a,
    b SGB XI).

 Abgrenzung

 • Hauswirtschaftliche Versorgungsleistung bedeutet die Erbringung von Leistungen
     (Reinigung, Wäsche, Verpflegung, Gestaltung).
 • Hauswirtschaftliche Betreuungsleistungen werden gemeinsam mit der zu betreuenden
     Person erbracht zur
  - Unterstützung bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten,
  - Befähigung zur Alltagsbewältigung,
  - Aktivierung und Mobilisierung von Ressourcen,
  - Stärkung der Selbstständigkeit.
 • Hauswirtschaftliche Versorgungs- und Betreuungsleistungen ermöglichen das Leben in
     der eigenen Wohnung im vertrauten Umfeld (siehe Biografiearbeit und hauswirtschaftliche
     Betreuung).

                     Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 2      Seite 10
Beispiele für hauswirtschaftliche Betreuungsleistungen

• Einbeziehen beim Kochen und Backen
• Tisch decken, Servietten falten
• Wäsche legen, einfache Wäscheteile bügeln, Wäsche in den Schrank einräumen
• Zimmer kehren, Staub wischen
• Blumenpflege
• gemeinsame Speisenplanung, Einkaufsplanung
• Gestaltung von Tischschmuck, jahreszeitlicher Dekoration
• einfache Gartenarbeiten, z. B. am Hochbeet
• Kleidung gemeinsam auswählen

Hauswirtschaftliche Betreuungsleistungen – worauf ist zu achten?

• Personenorientierung:
 - Daten aus Biografie-Fragebogen (Erfahrungen, Bedürfnisse, Verhalten, Ressourcen)
 - aktueller körperlicher Zustand
 - positive Haltung gegenüber Klientel
 - Wertschätzung der Selbstbestimmung

• Situationsorientierung:
 - Erfassen von Situationen (Wetter, Besucher, Tagesform, ...)
 - Kommunikation (Was will die Person?)
 - situativ flexible Gestaltung (Was ist wichtig?)

• Wahrung der Privatsphäre und Selbstbestimmung:
- Anbieten der Unterstützung
- Einholen der Erlaubnis („Darf ich, ...“)
- Schweigepflicht
- Diskreter und verantwortungsvoller Umgang mit Gesprächen,
   Briefen, Aufzeichnungen, Geld

                   Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 2   Seite 11
3   Grundlagen der Hygiene

    3.1 Definitionen

       Hygiene ist definiert als die vorbeugende Medizin, d. h. die Gesamtheit aller Bestrebungen
      „
      und Maßnahmen zur Verhütung von Krankheiten und Gesundheitsschäden ...“
      (siehe Literaturverzeichnis Gesundheitsberichterstattung des Bundes ).

      „Mikroorganismen“ – Sammelbegriff für Kleinstlebewesen:

      • Bakterien sind einzellige Lebewesen.
        Beispiele: Listerien, Salmonellen, Colibakterien (z. B. EHEC), Campylobacter, Staphylokokken

      • Pilze vermehren sich durch die Bildung von Sporen oder durch Teilung.
        Beispiele: Schimmelpilze, Hefepilze

      • Viren (infektiöse Partikel) bestehen nicht aus einer eigenen Zelle. Sie dringen in Wirtszellen
        (z. B. rote und weiße Blutkörperchen, Leberzellen oder Muskelzellen) ein und vermehren sich dort.
        Beispiele: Norovirus, Rotavirus

    3.2 Besonders gefährdete Personengruppen (YOPI)
    Zu den besonders gefährdeten Personengruppen gehören:

    Young (jung):	Säuglinge und Kleinkinder bis fünf Jahre sind aufgrund ihres
                                                               noch nicht voll ausgebildeten Immunsystems anfälliger für
                                                               Erkrankungen.

    Old (alt):	Ältere Menschen sind besonders anfällig, wenn ihre Abwehr-
                                                               kräfte geschwächt sind.

    Pregnant (schwanger):	Schwangere Frauen haben durch die Schwangerschaft ein
                                                               erhöhtes Risiko

    Immunosuppressed (immungeschwächt):	Menschen, deren Abwehrkräfte durch Vorerkrankung oder
                                                               Medikamenteneinnahme geschwächt sind, sind ebenfalls
                                                               gefährdet.

    Tabelle 1: Besonders gefährdete Personengruppen (eigene Darstellung nach BfR Sicher verpflegt Seite 2)

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3.3 Übertragungswege der Mikroorganismen

 Tröpfcheninfektion

 • Übertragung der Krankheitserreger durch Niesen, Husten, Sprechen (Speichel-Tröpfchen).
   Die Erreger werden eingeatmet oder über die Hände an die Schleimhäute von Mund, Nase
   oder Augen übertragen.
 • Übertragung v. a. von Viren, die zu grippalen Infekten, echter Grippe, Masern, Windpocken,
   Hirnhautentzündung führen.

 Kontaktinfektion oder Schmierinfektion

 • Übertragung durch „Weiterreichen“ der Erreger durch Berührungen
 • Übertragung durch Gegenstände, an denen Erreger haften (z. B. Armaturen, Türgriff)
 • Übertragungsweg v. a. von Noroviren, Rotaviren, die zu Durchfallerkrankungen führen

 Lebensmittelinfektion

 • Bakterien und Viren haften an Lebensmitteln.
 • Vor allem Bakterien können sich in Lebensmitteln rasch vermehren.
 • Einige Bakterienarten können Giftstoffe (Toxine) im Lebensmittel bilden und eine
    Lebensmittelvergiftung auslösen.
 • Häufige Erkrankungsbilder sind Erbrechen und/oder Durchfall.

3.4 Wachstumseinflüsse auf Mikroorganismen und Viren

 Wasser:

 • Vermehrung von Mikroorganismen, wenn Wasser zur Verfügung steht.
 • Zucker und Salze binden Wasser an sich, sodass Mikroorganismen es nicht zum Wachstum
    nutzen können.

 Nährstoffe:

 • Vermehrung von Mikroorganismen in Lebensmitteln mit hohem Kohlenhydrat- und Eiweißgehalt,
    z. B. Fisch, Fleisch, Geflügel, Speiseeis, Käse, Kartoffelsalat

 Sauerstoff:

 • Je nach Bakteriengruppe unterschiedlich, z. B. können sich Listerien auch in vakuumverpackten
    Lebensmitteln vermehren.

 pH-Wert:

 • Maß für den sauren oder basischen Charakter einer wässrigen Lösung (pH-Wert-Skala 0–14)
 • Die meisten Mikroorganismen vermehren sich im neutralen Bereich (pH-Wert 7), Schimmelpilze,
    Hefen und einige Bakterien können sich auch im sauren Bereich vermehren.

                    Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 3         Seite 13
Temperatur:

• Zwischen 20°C und 40°C vermehren sich Verderbs- und Krankheitserreger am besten, unter 10°C
   vermehren sich die meisten Mikroorganismen nicht mehr, sondern verfallen in einen Ruhezustand.
• Ausnahme: z. B. Listerien, sie vermehren sich auch bei Kühlschranktemperaturen
• Über 70°C werden die meisten Mikroorganismen und Viren abgetötet, vollständige Abtötung durch
   Erhitzen (29 Minuten bei 121°C)
• Kälte tötet die Mikroorganismen meistens nicht ab, sondern hemmt nur ihre Vermehrung. Nach dem
   Auftauen oder Erwärmen setzen sich Wachstum und Vermehrung fort.

Zeit:

• Je länger Mikroorganismen und Viren optimale Bedingungen vorfinden, desto schneller vermehren sie sich:
   z. B. verdoppelt sich das Bakterium „Escherichia coli“ unter optimalen Bedingungen alle 20 Minuten.

                  Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 3           Seite 14
4	Hygiene bei Einkauf, Lebensmittellagerung,
   Speisenzubereitung und Vorratshaltung

   Eine Belehrung der Mitarbeiter nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) ist erforderlich, z. B. durch
   das Gesundheitsamt, falls Tätigkeiten im Bereich Verpflegung/Umgang mit Lebensmitteln
   ausgeübt werden. Eine Folgebelehrung ist alle zwei Jahre nötig.

   4.1 Küchenhygiene

     Küche, Vorratsräume und Arbeitsgeräte sauber halten

     • Abfall am Ort der Entstehung beseitigen, d. h. mit Abfallschüssel arbeiten
     • hygienische Abfallentsorgung sicherstellen (Mülltrennung), Bioabfall täglich leeren
     • beim Arbeiten entstandene Verunreinigungen sofort beseitigen und
        Zwischenreinigungen der Arbeitsflächen durchführen

     J e nach Dienstleistungsvereinbarung: Waren in Küchen- und Vorratsschränken regelmäßig
      kontrollieren (Mindesthaltbarkeitsdatum, Schädlingsbefall) und die Schränke reinigen

     Spül- und Geschirrtücher, Handtücher täglich wechseln, z. B. kann ein unsauberes,
      feuchtes Wischtuch mit 100 Millionen Keimen/cm² besiedelt sein

     Spülbürsten und Edelstahlspiralen 1 x pro Woche im Geschirrspüler reinigen

   4.2 Lebensmittelhygiene

     L ebensmittel nur dann weiterverarbeiten, wenn sie auf ihre einwandfreie Beschaffenheit/
      Schädlingsbefall überprüft wurden.

     Lebensmittel mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum auf Verderb überprüfen:

     • Schimmelbildung, Fäulnis
     • aufgeblähte Packung
     • abweichende Konsistenz/Beschaffenheit
     • untypischer, unangenehmer Geruch

     Aufbewahrung und Lagerung von Lebensmitteln

     • Speisen immer abdecken und kühlstellen, Speisereste im Kühlschrank aufbewahren
     • Warmhalten von Speisen vermeiden, rasch abkühlen (z. B. durch Umfüllen in flache Gefäße)
        und bei Verwendung wieder auf mind. 72°C für 2 Minuten erhitzen
     • Lebensmittel vor Insekten und Schädlingen schützen
     • Lagern der Lebensmittel nach dem Prinzip „First in – first out“, d. h. neue Waren werden
        hinter den älteren Waren einsortiert (siehe auch Hygiene bei Einkauf, Lebensmittellagerung,
        Speisenzubereitung und Vorratshaltung)

                        Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 4       Seite 15
Zubereitung von Lebensmitteln

• Bei Arbeitsplanung beachten: Speisen wie Salate, die nicht mehr erhitzt werden, getrennt von
   rohem Geflügel, Eiern, Fisch, Fleisch und Auftauflüssigkeit zubereiten
• Probierlöffel: Nicht den gleichen Löffel zum Entnehmen und Probieren von Speisen verwenden
• Geschirr-Innenflächen nicht mit der Hand berühren

Umgang mit leichtverderblichen Lebensmitteln

• Tiefgekühltes Geflügel oder Fleisch vor dem Zubereiten vollständig im Kühlschrank auftauen
   lassen (Durchschlagsieb), Auftauflüssigkeit wegschütten, Geschirr und Geräte, die Kontakt mit
   Fleisch oder Flüssigkeit hatten, mit Spülmittel heiß spülen bzw. in der Spülmaschine reinigen
• Fleisch, vor allem Hackfleisch und Geflügel, vollständig durchgaren
• Hackfleisch und Geflügel bei 2°C lagern
• Hackfleisch am Tag des Einkaufs zubereiten
• Bei der Personengruppe der YOPIs wird empfohlen: keine Rohmilch, kein rohes Fleisch oder Roh-
   wurst (Tartar oder Mettwurst), keine rohen Eier (Rühr- und Spiegeleier durchgaren, Frühstücksei
   mind. 7 Min. kochen), Speisereste nur gut durchgegart wieder verzehren

Hygiene beim Einkauf und Transport

• saubere Transportbehälter verwenden
• tiefgefrorene Lebensmittel zum Schluss einkaufen (Kühltasche)
• bei Eiern auf Frische, Sauberkeit, Unversehrtheit und Kennzeichnung achten
• grundsätzlich Mindesthaltbarkeitsdatum- bzw. Verbrauchsdatum beachten
• allgemein auf einwandfreie Ware achten
• Transportzeiten möglichst kurz halten
• leicht verderbliche Lebensmittel (Hackfleisch, Fisch, Geflügel, Speiseeis) immer in Kühltaschen
   transportieren, Kühlkette nicht unterbrechen
• rohes Fleisch, Fisch, Geflügel getrennt von Obst, Gemüse und Brot etc. transportieren
• nach dem Einkauf sofort die Hände waschen

Kontrolle des Lebensmittelvorrates

• Mindesthaltbarkeitsdatum kontrollieren und Lebensmittel rechtzeitig verbrauchen
• wöchentliche Kontrolle der Vorräte, z. B. vor dem Einkauf

Empfehlungen zum Einfrieren

• Speisen sachgemäß vor- und zubereiten, schnell abkühlen lassen
• nur vollständig abgekühlte Speisen einfrieren
• Portionen nicht zu groß wählen (Gemüse, Obst und Speisen max. 1 kg pro Packung, Fleisch bis
   max. 3 kg), flache Verpackung, Lebensmittel möglichst luftdicht verpacken
• Gefriergerät vor dem Einlagern größerer Mengen Lebensmittel (> 25% des Gefriervermögens)
   auf Dauerbetrieb schalten (am nächsten Tag wieder auf Normalbetrieb wechseln)
• Verpackung kennzeichnen mit Inhaltsangabe, Datum des Einlagerungstags, Gewicht

                   Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 4           Seite 16
4.3 Vorratsschädlinge im Haushalt

 Wie werden Vorräte vor Schädlingen geschützt?

 • Vorräte möglichst kühl und trocken lagern
 • Vorratsräume regelmäßig lüften und reinigen
 • Fliegengitter am Fenster anbringen
 • Türen nach außen geschlossen halten
 • Abfälle regelmäßig entleeren
 • neu eingekaufte Produkte genau kontrollieren
 • Lebensmittel in fest verschließbare Dosen, Gläser und Behältnisse füllen
 • Verschüttetes sofort beseitigen
 • Tierfutternäpfe regelmäßig reinigen

 Worauf soll beim Einkauf geachtet werden?

 • Verpackungen besonders an Ecken, Kanten und Falten auf Fraßschäden,
    Beschädigungen oder Gespinste kontrollieren
 • keine Transportkartons aus dem Geschäft mitnehmen

 Beim Öffnen von Verpackungen Ware genau begutachten,

 • ob evtl. Schädlinge bei Lichteinfall schnell in tiefere Schichten eindringen,
 • ob sich an den äußeren Schichten der Ware Raupen erkennen lassen,
 • ob die Ware an der Oberfläche und der Innenseite der Verpackung Spinnfäden enthält.

 Woran ist ein Schädlingsbefall zu erkennen?

 • Vorratsschädlinge sind meist sehr klein, oft lichtscheu, sie leben versteckt
 • Werden bei der Kontrolle der Vorräte bzw. Vorratsräume
   - Häutungsreste
   - versponnene Puppen oder Gespinste in den Lebensmitteln
   - Raupen (z. B. 2 cm große weiß-gelbe Larve der Lebensmittelmotte)
   - herumflatternde Motten oder andere Schädlinge
   - bei Nagetieren (Kot, Haare oder tote Tiere)
   - bei Schaben Häutungsreste oder Kot (schwarze kleine Kügelchen) gefunden,
     sofort Hauptbefallsort suchen!

 Wie werden Vorratsschädlinge im Haushalt bekämpft?

 • befallene Lebensmittel aus Vorratsschrank/Vorratskammer entfernen
 • Schädlinge abtöten – Abtötung erfolgt durch Einfrieren, Erhitzung auf mind. 80°C,
   übergießen mit kochendem Wasser
 • bei Bedarf geeignete Fallen aufstellen
 • anschließend Schränke entleeren

                     Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 4   Seite 17
• Schrankbretter und -wände auf Schädlinge untersuchen
• Schränke und Räume gründlich und sorgfältig reinigen
• alle Ritzen, Bohrungen und sonstigen Verstecke gründlich säubern, möglich auch mit
   Staubsauger
• Staubsaugerbeutel anschließend sofort entsorgen
• unzugängliche Ecken mit einem Haartrockner erhitzen

Worauf muss bei der Schädlingsbekämpfung besonders geachtet werden?

• Chemische und mechanische Maßnahmen der Schädlingsbekämpfung immer mit dem
   Auftraggeber besprechen.
• Chemische Bekämpfungsmittel nur einsetzen, wenn andere Maßnahmen erfolglos
  waren. Beim Einkauf des Präparates ein Beratungsgespräch fordern. Beim Einsatz die
  Hinweise zur Anwendung beachten.
• Bei Verdacht auf Rattenbefall muss eine geprüfte Schädlingsbekämpfungsfirma hinzuge-
   zogen werden.
• Auch bei sehr starkem Schädlingsbefall in mehreren Bereichen sollte eine professionelle
  Schädlingsbekämpfung beauftragt werden.

                   Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 4    Seite 18
5   Hygiene bei Reinigung und Wäschepflege

    5.1 Bedeutung des Global Harmonisierten Systems (GHS)

      Das GHS beschreibt die Umsetzung der neuen Gefahrstoffverordnung.

      Die Gefahrstoffverordnung gilt für alle chemischen Produkte, die im Privathaushalt und im Großhaushalt
       vorhanden sind.

      Das bedeutet: Ist ein Gefahrensymbol auf dem Produkt abgebildet, sind besondere Verhaltensregeln und
       Schutzmaßnahmen zu berücksichtigen. Diese Maßnahmen sind im Sicherheitsdatenblatt beschrieben. Die
       Sicherheitsdatenblätter können bei der Herstellerfirma angefordert werden. Die Herstelleradresse ist auf
       dem Produkt aufgedruckt.

      Für die Dienstleistungserbringung im Privathaushalt empfiehlt es sich daher, möglichst wenige Produkte mit
       einem Gefahrensymbol einzusetzen.

    Hinweis:
    Neue Gefahrensymbole (siehe Anlagenverzeichnis Anlage 1)

    5.2 Wäschepflege im Privathaushalt

      Vor dem Waschprozess:

      • Wäschesortierung entsprechend der Pflegekennzeichnung und nach Farben (weiß - hell - dunkel)
      • neue dunkle Wäschestücke aussortieren, zunächst separat waschen
      • stark verschmutzte Wäsche aussortieren, separat mit Vorwäsche waschen
      • Taschen entleeren und, wenn möglich, Metallteile entfernen
      • Reißverschlüsse und Klettverschlüsse schließen, Bett- und Kissenbezüge zuknöpfen
      • bei folgenden Wäschestücken die Innenseite nach außen wenden: T-Shirts oder Pullover mit Aufdruck,
         dunkle Hosen
      • Wäschesack verwenden für empfindliche Stücke (z. B. Feinstrumpfhosen usw.)
      • kleine und große Wäschestücke möglichst mischen (bessere Waschwirkung und Verteilung
         in der Trommel, v. a. beim Schleudern)
      • Wäsche locker und nicht gefaltet in die Waschtrommel einfüllen
      • Flecken vor dem Waschen vorbehandeln

      Waschmittel

      • Dosierung gemäß Waschmittelhersteller, nach Härtegrad des Wassers , Wäschemenge und
         Verschmutzungsgrad der Wäsche
      • Waschmittel je nach Wäscheart, z. B.
       - Vollwaschmittel (enthält Bleichmittel und optische Aufheller), z. B. für helle Bettwäsche,
         Unterwäsche, Handtücher
       - Colorwaschmittel für bunte Wäsche

                         Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 5             Seite 19
- Feinwaschmittel für Wolle, Seide, Viskose oder Lyocell (enthält keine Enzyme, optische Aufheller,
     Bleichmittel, sodass die Fasern geschont werden)
   - nach Absprache persönliche Produkte des Haushalts verwenden

 Hygienisches Waschen

 • Desinfektionswaschmittel sind für Haushaltswaschmaschinen ungeeignet, da die desinfizierende
    Wirkung nicht unbedingt gegeben ist, z. B. zu kurze Einwirkzeit (Standzeiten), falsches Flottenverhältnis
    (=Verhältnis der Wäschemenge zum Wasservolumen in der Maschine).
 • Im Privathaushalt genügt es, wenn die möglicherweise keimbelastete Wäsche mit Vollwaschmittel in
    Pulverform bei 60°C im Normalprogramm gewaschen wird.
 • Auch bei einem 40°C-Waschprogramm mit Vollwaschmittel wird der Keimgehalt der Wäsche erheblich
    reduziert.
 • Kurzprogramme dürfen bei keimbelasteter Wäsche nicht gewählt werden.
 • Hygienespüler sind grundsätzlich nicht sinnvoll.
 • Hygienespüler können im Einzelfall angewendet werden. Dies ist beispielsweise bei Handwäsche von
    Thrombosestrümpfen der Fall (ausreichende Einwirkzeit beachten).

5.3 Hygiene bei der Reinigung im Privathaushalt

 Reinigen ist das Entfernen

 • von unerwünschten Substanzen, z. B. Lebensmittelresten oder Schmutz,
 • von Oberflächen, Geräten, Vorrichtungen,
 • sowie das Beseitigen von Verschmutzungen in Räumen.

 Allgemeine Grundsätze zur Hygiene bei der Reinigung:

 • saubere und hygienisch einwandfreie Reinigungsutensilien verwenden (Eimer, Mopps, Reinigungstücher, etc.)
 • auf die richtige Dosierung der Reinigungsmittel achten
 • Absprache mit Kundschaft

 Arbeitshandschuhe bei der Reinigung

 • Arbeitshandschuhe müssen für die auszuführende Tätigkeit geeignet sein (Kennzeichnung nach
    DIN EN ISO 374-1: 2016).
 • Für die Handschuhe zur Einmalverwendung werden die Bezeichnungen Einmal-/Einweghandschuh verwen-
    det. Ausschlaggebend für das Einsatzgebiet ist ausschließlich die Kennzeichnung auf der Handschuhpackung.
 • Haushaltshandschuhe können aus Vinyl (preiswert, mechanisch belastbar) oder Nitril (teuer, mechanisch sehr
    gut belastbar, nicht allergen) bestehen.
 • Beim Wechsel der Arbeitsplätze (z. B. Badezimmer - Küche) werden die Einmalhandschuhe entsorgt. Für den
    Küchenbereich sollten separate Handschuhe verwendet werden.
 • Bei stark schwitzenden Händen können zusätzlich Baumwollhandschuhe unter den Arbeitshandschuhen
    getragen werden.

                    Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 5                Seite 20
• Bei Verwendung von Haushaltshandschuhen:
 - Wechsel der Handschuhe beim Verlassen des jeweiligen Bereiches (z. B. Küche – Bad)
 - Nach Abschluss der Reinigung werden die Haushaltshandschuhe gereinigt.
 - Außenreinigung mit Wasser und Seife, ggf. Desinfektionsmittel
 - Innenreinigung: Handschuh auf die linke Seite drehen, regelmäßig abwaschen und trocknen lassen

Reinigungsprozess

• vom weniger verschmutzten zum stärker verschmutzten bzw. keimbelasteten Bereich arbeiten
   (Wohnzimmer, Flur, Küche, Badezimmer, Sanitärräume)
• regelmäßig Hände mit und ohne Handschuhe waschen und ggf. desinfizieren
• Reinigungstücher wechseln – Keimübertragung ausschließen
• Reinigungsflotte (Reinigungswasser) nach Erfordernis wechseln – vor allem nach Reinigung von
   Sanitäranlagen und Toiletten
• Reinigungswasser sollte max. Körpertemperatur haben.

Einsatz der Reinigungstücher und -schwämme nach dem Farbsystem:

• Rot: für das WC, Urinal, Griffbereich um WC, Fliesen im umgebenden Bereich
• Gelb:	für übrige Flächen im Sanitärbereich wie Waschbecken, Fliesen, Ablagen, Armaturen,
         Spiegel, Duschkabine und Badewanne
• Blau:	im Wohnbereich für Einrichtungsgegenstände, wie Schreibtische, Schränke, Stühle,
         Regale, Heizkörper, Türen etc.
• Grün: besondere Bereiche z. B. Küche

Hygiene bei der Sanitärreinigung

• Türklinken und Lichtschalter reinigen, ggf. desinfizieren (bei ansteckenden Krankheiten)
• befüllte Müllbeutel sofort entsorgen
• Mülleimer mit frischem Müllbeutel wieder nachbeschicken, ggf. vorher reinigen
• bei Reinigung von Toiletten Sanitärreiniger oder WC-Reiniger verwenden
• in Haushalten mit hochansteckenden Krankheiten: Einwegschürze und Einweghandschuhe anziehen,
   nach Beendigung der Arbeit Handschuhe und Einwegschürze entsorgen (Desinfektionsreiniger einsetzen)

Nach Beendigung der Reinigung

• Reinigungsmittel fachgerecht verschließen
• In Haushalten mit Kindern bzw. demenziell Erkrankten müssen Reinigungsmittel unzugänglich aufbewahrt
   werden.
• Reinigungstücher in separaten Wäschekorb legen und entweder sofort waschen (bei mind. 60 Grad, Ver-
   wendung von Vollwaschmittel) oder Trocknung ermöglichen und zu einem späteren Zeitpunkt waschen.
• Reinigungseimer reinigen und ggf. bei Erkrankungen, wie z. B. Norovirus, desinfizieren
• Arbeitskleidung ablegen und waschen, ggf. Einwegkleidung entsorgen
• Hände gründlich waschen und ggf. desinfizieren (30 Sekunden)
• Zum Händewaschen kaltes bis lauwarmes Wasser verwenden. Bei heißem Wasser weicht die Haut auf,
   der Säureschutzmantel wird angegriffen und Keime können sich ansiedeln.
• Hautpflegecreme auftragen und einwirken lassen

                   Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 5           Seite 21
6   Desinfektion im Privathaushalt

    6.1 Definition und Abgrenzung

     Reinigung, Desinfektion

     • Reinigung = Schmutz beseitigen, Keimreduzierung um bis zu 80 %
     • Desinfektion = Keimreduzierung um bis zu 99,999 %

     Arten der Desinfektion

     • Flächendesinfektion
     • Hautdesinfektion
     • Wäschedesinfektion

     Chemische Desinfektion von Händen und Oberflächen im Privathaushalt durch:

     • Flüssigkeit: z. B. Alkohole, Aldehyde, Quartäre Ammoniumverbindungen (Quats/QAV)

     Physikalische Desinfektion im Privathaushalt

     • Wärme: Kochen, Behandlung mit Dampf oder Heißluft

    6.2 Notwendigkeit der Desinfektion (siehe auch Personalhygiene)

     Eine prophylaktische (vorbeugende) Desinfektion ist im Privathaushalt nicht erforderlich.
     Desinfektionsmaßnahmen müssen ergriffen werden
     • bei Infektion mit Norovirus oder anderen Magen-Darm-Infektionen
     • bei immungeschwächten Menschen
     • bei krebserkrankten Menschen (Chemo-Therapie)
     • bei Pilzerkrankungen
     • bei Kontakt mit infektiösen Materialien.
     Wichtig: Anweisungen des Hausarztes oder Pflegedienstes beachten.

      eim Wechsel von einem Haushalt in den nächsten müssen die Hände
     B
     desinfiziert werden (vgl. 7.1.4).

                          Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 6   Seite 22
6.3 Flächendesinfektion

 Arten der Flächendesinfektion:

 • Scheuer-Wisch-Desinfektion: mit Reinigungstextilien, Bürsten oder Pads den
    Schmutz und die Keime durch Reiben vom Gegenstand entfernen
 • Wisch-Desinfektion: auf gereinigter und trockener Oberfläche auftragen
 • Sprühdesinfektion: auf gereinigter und trockener Oberfläche flächendeckend
    aufsprühen (nur für kleine, schwer zugängliche Flächen; kann bei Anwen-
    dungsfehlern gesundheitsbelastend sein)

 Einsatzgebiet:
 Oberflächen, Fußböden, Gegenstände von Einrichtungen

 Wirkstoff:
 Alkohole, Aldehyde

 Durchführung:

 • Herstellerhinweise beachten (Anwendung, Dosierung)
 • grobe Verschmutzungen vorab mit Reinigungsmittel entfernen, Lappen
    wechseln, Nachwischen mit klarem Wasser zur Tensid-Entfernung, Lappen
    wechseln, Flächen trocknen lassen
 • kaltes bis handwarmes Wasser zum Ansetzen der Desinfektionslösung ver-
    wenden
 • keine Reiniger hinzugeben
 • auf vollständige Benetzung der Oberfläche achten
 • angegebene Einwirkzeit einhalten
 • bei Wisch-Desinfektion lebensmittelberührende Flächen nach der Einwirkzeit
    gründlich mit Trinkwasser spülen
 • Reinigungsutensilien waschen, sauber und trocken lagern

                   Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 6   Seite 23
7   Gesundheitsschutz für die Dienstleistungskraft

    Gesundheit schließt körperliches und seelisch-psychisches Wohlbefinden ein.

    7.1 Personalhygiene

    7.1.1 Beim Arbeitseinsatz

      • saubere, kurze und unlackierte Fingernägel
      • Handschmuck, Armbänder und Armbanduhren ablegen
      • auf Körperhygiene achten
      • Haare zusammenbinden
      • saubere Arbeitskleidung tragen
      • schmutzige Hände nicht an der Arbeitskleidung abwischen
      • bei der Zubereitung von Mahlzeiten Schürze überziehen
      • offene Wunden oder Verletzungen mit wasserundurchlässigen Verbandsmaterialien
         versorgen
      • nicht in die Hand husten oder niesen, sondern in die Armbeuge bzw. in ein Papier-
         taschentuch (sofortige Entsorgung), anschließend Hände waschen

    7.1.2 Hautschutz

      Arbeitshandschuhe (siehe auch Punkt Hygiene bei der Reinigung im Privathaushalt):

      • Tragen nur bei Arbeiten mit Wasser und Reinigungsmitteln sowie bei Kontakt mit
         infektiösem Material erforderlich
      • Vor dem Anziehen der Arbeitshandschuhe die Hände reinigen und Hautschutzcreme
         (hornhautfestigendes Mittel, erhältlich im Fachhandel) auftragen.
      • Aus Gründen des Umweltschutzes sind die Haushaltshandschuhe den Einmalhand-
         schuhen vorzuziehen. Bei empfindlicher Haut empfiehlt es sich auf Haushaltshand-
         schuhe zurückzugreifen (i. d. R. weniger Latexkontakt).

      Hautgesundheit

      • Tragezeit der Handschuhe kurz halten
      • Nicht routinemäßig, sondern nur in besonderen Ausnahmefällen sollen Hände wa-
         schen und Händedesinfektion miteinander kombiniert werden.
      • Konsequente Hautpflege ist wichtig für eine gesunde Haut: nach den Pausen, vor
         dem Verlassen des Haushalts und nach Arbeitsende Hautpflegecreme verwenden.

                        Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 7   Seite 24
7.1.3 Hände waschen

  Ablauf Hände waschen:

  • Hände unter fließendes Wasser halten (richtige Wassertemperatur kalt bis lauwarm)
  • Einseifen der ganzen Hand, auch Handrücken, Fingerspitzen, Fingernägel, Daumen, Fingerzwischenräume
  • Dauer: 20–30 Sekunden
  • Abspülen der Seifenreste (Test: keine Bläschenbildung bei Abwaschvorgang)
  • möglichst kein erneuter Kontakt der Hände mit dem Hebel der Armatur
  • gründliches Abtrocknen der Hände mit Papiertuch/frischem Textilhandtuch

  Die Hände sollen mit Wasser und Seife gewaschen werden,

  • wenn sie sichtbar verschmutzt sind,
  • nach Arbeitsplatzwechsel (z. B. nach dem Sortieren von Schmutzwäsche, nach Reinigungsarbeiten,
     nach Gartenarbeiten, nach dem Einkauf, …),
  • vor Beginn der Nahrungszubereitung,
  • bei der Zubereitung von rohem Fleisch oder Eiern,
  • vor den Mahlzeiten,
  • nach dem Besuch der Toilette, nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen,
  • nach dem Kontakt mit Kranken,
  • nach dem Kontakt mit Haushaltsabfällen,
  • nach dem Kontakt mit Tieren, Tierfutter oder tierischem Abfall.

7.1.4 Händedesinfektion (siehe auch Desinfektion im Privathaushalt)

  Händedesinfektion bedeutet Keimreduzierung und ausreichende Keimabtötung.

  Händedesinfektion ist notwendig:

  • vor dem Betreten eines neuen Haushaltes mit Kundenkontakt
  • beim Verlassen des Haushalts
  • nach Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien (z. B. infektiöse Exkremente, Blut o. Ä.)
  • bei Kontakt mit erkrankten Personen bzw. immungeschwächten Menschen

  Desinfektion wirkt nur, wenn die Hände keine sichtbare Verschmutzung aufweisen.

  Bei der Händedesinfektion müssen die Hände trocken sein. Die gesamte Haut der Hände muss für
   eine Zeitdauer von 30 Sekunden mit dem Händedesinfektionsmittel befeuchtet sein.

  Voraussetzung für eine wirksame Desinfektion: kurze Fingernägel, keine künstlichen Fingernägel,
   kein Nagellack, keine Ringe oder anderer Schmuck

  Nach Händedesinfektion die Hände erst trocknen lassen, ggf. Hautschutzcreme auftragen,
   bevor Handschuhe angezogen werden.

                     Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 7          Seite 25
7.2 Arbeitsschuhe

Die Schuhe beeinflussen Körperhaltung und die Beanspruchung der Beine und Füße.
  Je nach Arbeitsaufgabe und Umgebung gelten besondere Anforderungen an die Eigenschaften der Schuhe.

  Wählen Sie Ihre Schuhe zuerst nach der Anforderung aus, und erst dann nach dem Aussehen.

  Achten Sie dabei auf die Bodenoberfläche, die typischen Bodenzustände und die Rutschfestigkeit Ihrer Sohlen.
  (siehe Literaturverzeichnis DGUV (2017): Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle – Verhaltensregeln)

7.3 Entspanntes Stehen

  Augen: blicken nach vorne

  Kopf: aufrecht gehalten

  Brustbein: nach vorne oben angehoben

  Schultern: nicht hochgezogen, liegen entspannt auf dem Brustkorb

  Arme: hängen entspannt herunter

  Rücken: gerade

  Bauch- und Gesäßmuskeln: etwas angespannt

  Becken: leicht aufgerichtet

  Hände: weisen zur Körperinnenseite

  Knie: leicht gebeugt

  Füße: stehen leicht versetzt, in Hüftbreite auseinander

7.4 Rückenschonendes Arbeiten

  Möglichst in aufrechter Haltung und mit geradem Rücken arbeiten:

  • Stiele/Rohre der Arbeitsgeräte (Wischgerät, Staubsauger, Besen) müssen lang genug sein,
     d. h. Teleskopstiel, angepasst an Körpergröße, Stiel sollte bis zur Schulter reichen
  • Wischen: Die Wisch-Schwünge gehen von der Mitte aus zur Seite, mit kleinen
     Schritten rückwärtsgehen
  • Staubsaugen: Saugrohr auf Leistenhöhe fassen. Die Saugrohrbewegung wird durch einen Schritt
     in Arbeitsrichtung unterstützt, d.h. mit den Beinen arbeiten und nicht mit Oberkörper und Armen
  • beidseitiges Arbeiten (dynamisches Arbeiten, Vermeidung von statischer Haltearbeit)
  • Beim Arbeiten mit Handfeger und Kehrschaufel, beim Auswringen des Wischmopps oder beim
     Aufheben von Gegenständen vom Boden wird empfohlen, mit geradem Rücken in die Knie zu gehen.
  • Unterseite des Waschbeckens reinigen: in die Hocke gehen, eine Hand reinigt, die andere freie
     Hand dient dem Festhalten und Ausbalancieren des Körpers

                         Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)     KAPITEL 7      Seite 26
 rbeiten in der Hocke: Zum Beispiel vor der zu reinigenden Fläche mit geradem Rücken in die Hocke gehen,
 A
 mit einer Hand abstützen, die Flächen von oben nach unten bearbeiten, die Arbeitshand wechseln, mit der
 linken Hand die linke Seite und der rechten Hand die rechte Seite. Beim Aufstehen sich abstützen.

 Heben schwerer Gegenstände

 • nur zu zweit oder Aufteilung einer großen Last in mehrere kleinere Lasten
 • Körperhaltung: In die Knie gehen und die Last aus den Beinen heraus heben, mit aufrechter Körperhaltung
    und zuvor angespannter Bauchmuskulatur
 • schwere Gegenstände nicht ruckartig anheben

 Transportieren schwerer Gegenstände

 • Wenn möglich, Gegenstände fahren, statt sie zu tragen
 • Gegenstände nah am Körper tragen, möglichst mit beiden Händen
 • Lasten auf beide Hände verteilen
 • Gegenstand nahe an der Körpermitte halten

7.5 Ermüdung und Erholung

 Die Art der Belastung und die Arbeitsgeschwindigkeit beeinflussen, wie schnell die Ermüdung der
   Muskulatur voranschreitet.

 Pausen und Regenerationsphasen sind wichtig, um die Gesundheit nicht zu gefährden.

 Vorbeugende Verhaltensregeln:

 • in gleichmäßigem Tempo arbeiten
 • sich nicht unter Druck setzen (setzen lassen)
 • nach körperlich anstrengender Arbeit eine Pause einlegen
 • nach körperlich schwerer Arbeit leichte Arbeiten erledigen
 • in Kurzpausen Entspannungsübungen machen

                    Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 7          Seite 27
8   Unfallverhütung für Dienstleistende und Kunden

    Übersicht Maßnahmen zur Unfallverhütung
    Tabelle 2: K=betrifft Kunden; DL=betrifft Dienstleistende; B=betrifft beide

     Ort                     Maßnahme(n)                                                               K   DL   B
     Badezimmer              rutschfeste Fußmatten auswählen                                           x
                             nasse Stellen sofort aufwischen                                                    x
                             Duschmatten verwenden                                                     x
                             Haltegriff montieren                                                      x
                             beim Duschen sitzen (vor allem ältere Menschen)                           x
                             elektrische Geräte niemals in Wassernähe benutzen                                  x
                             Heizstrahler nur von Fachpersonal montieren lassen                        x
                             Verschüttetes am Boden sofort aufwischen                                           x
     Küche                   bei Fett/Ölbrand niemals Wasser verwenden; mit Topfdeckel ersticken                x
                             Pfannengriffe seitlich über den Herd drehen                                        x
                             (so kann nicht dagegengestoßen werden)
                             für gut beleuchtete Arbeitsfläche sorgen                                           x
                             keine schadhaften Geräte benutzen                                                  x
                             Krallen- oder Tunnelgriff gegen Schnittverletzungen                                x
                             geschlossene Schuhe mit rutschhemmender Sohle tragen                               x
                             Leitern oder Tritte benutzen (keine Stühle oder Sonstiges)                         x
                             Schubladen und Schranktüren nicht offen stehen lassen                              x
                             keine Gegenstände (Eimer, Kisten, Taschen u.a.) im Weg liegen                      x
                             oder stehen lassen
     Schlaf- und             keine konzentrierten Wischpflege-Produkte oder Wachse, v.a. auf                    x
     Wohnbereich             Treppen auftragen, da Rutschgefahr
                             Teppiche vor Wegrutschen sichern (mit Gummimatten),                                x
                             aufstehende Teppichkanten fixieren
                             lose Kabel fixieren                                                                x
                             Betriebsanleitung elektrischer Geräte genau lesen (evtl. Fachpersonal              x
                             kontaktieren)
                             Heizdecken vor dem Schlafengehen abschalten und vom Stromnetz             x
                             trennen
                             Telefonanschluss neben dem Bett (vor allem für ältere Menschen wichtig)   x
                             Nachtlicht erleichtert die Orientierung z.B. für Toilettenbesuch          x
     Vermeidung von          Medikamente sicher aufbewahren, z.B. in abschließbarem                    x
     Vergiftungs­            Medikamentenschrank
     unfällen                Reinigungsmittel außerhalb der Sicht- und Reichweite von Kindern bzw.              x
                             demenziell Erkrankten und auf keinen Fall neben Lebensmitteln lagern
                             Reinigungsmittel nicht in Getränkeflaschen umfüllen                                x
     Treppen                 Handlauf benutzen                                                                  x
                             Stufenmatten gut fixieren, lose Matten sofort befestigen                           x
                             für gute Beleuchtung der Stufen oder des Treppenhauses sorgen                      x
                             Treppen nicht als Abstellfläche nutzen                                             x
                             beim Tragen von Einkaufskörben darauf achten, dass Sicht auf                       x
                             die Stufen gewährleistet ist
                             rutschige Stufen nicht mit nassen Schuhen betreten                                 x

                            Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 8         Seite 28
9   Reinigung im Privathaushalt

    9.1 Grundsätze der Reinigung

      Arbeitsvorbereitung

      • Orientierung an der vereinbarten Leistungserbringung im Haushalt der Person
      • Erfassen des Verschmutzungsgrades und der Schmutzart, danach Auswahl des
         Reinigungsverfahrens
      • Vorbereiten aller benötigten Geräte, Reinigungstücher und Reinigungsmittel

      Systematisches Arbeiten

      • Reinigen vom weniger verschmutzten zum stärker verschmutzten bzw. keimbelasteten
         Bereich
      • Gleiche Arbeiten immer nach gleichem Muster erledigen, Serienarbeit wo möglich
      • Von oben nach unten
      • Von hinten nach vorne

    9.2 Reinigungsmaterialien

    Materialien und ihre Eignung für die Reinigung (Tabelle 3)

    Baumwolle
    Wofür?              Material für Bodentücher, Spültücher und Geschirrtücher
    Besonderheiten      - sehr gut geeignet zur Reinigung, weil Baumwolle sehr viel Wasser aufsaugen kann
                        - bei 95°C waschbar
    Hinweis             kann flusen

    Leinen/Halbleinen
    Wofür?              Material für besonders hochwertige Geschirrtücher
    Besonderheiten      - Leinen nicht so saugstark wie Tücher aus Halbleinen, aber flusenfreies Trocknen möglich
                        - Geschirrtücher aus Halbleinen: relativ saugstark, hinterlassen kaum Flusen
                        - bei 95°C waschbar

    Leder
    Wofür?              zum Nachpolieren von Fensterscheiben, Spiegeln und verchromten Oberflächen
    Besonderheiten      sehr saugfähig und flusenfrei
    Hinweis             wird mit der Zeit hart

    Viskose-Vliestücher
    Wofür?              universell einsetzbar
    Besonderheiten      - für alle Oberflächen geeignet
                        - saugfähig und weich

                        Qualifizierung für haushaltsnahe Dienstleistungen (02/2019)   KAPITEL 9              Seite 29
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