QUO VADIS, TU FELIX AUSTRIA? - Hanns-Seidel-Stiftung

 
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ANALYSEN

/// Wahlanalyse der Nationalratswahlen

QUO VADIS, TU FELIX AUSTRIA?
THOMAS M. KLOTZ /// Sebastian Kurz gilt als der Hoffnungsträger der Konservativen
in Österreich und weit darüber hinaus. Vor den Nationalratswahlen schaffte es der
31-Jährige, die Österreichische Volkspartei (ÖVP) zu modernisieren und auf sich
zu personalisieren. Als Wahlsieger und neuer Bundeskanzler wird er sich nun daran
messen lassen müssen, wie er mit der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei
Österreichs (FPÖ) zusammenarbeitet und geplante Reformen umsetzt.

              Die Ausgangssituation: Und täglich           ÖVP und SPÖ konnten in den ver-
              grüßt die GroKo                        gangenen Jahrzehnten auf eine große
          Mit der Nationalratswahl 2017 geht ein     Organisationsdichte und großen Ein-
          lange gehegter Wunsch vieler Österrei-     fluss auf die Besetzung von Leitungs-
          cher in Erfüllung: Die „Große Koaliti-     funktionen in Ämtern blicken. Dies
          on“ (GroKo) zwischen ÖVP und SPÖ           ­alles geschah mit großem Zuspruch der
          (Sozialdemokratische Partei Österreichs)    Bevölkerung, lag aber auch an der für
          ist zu Ende. Seit Gründung der Zweiten      lange Zeit in der Öffentlichkeit als rechts-
          Republik hatten vor allem diese beiden      extrem wahrgenommenen FPÖ, die für
          Parteien einen großen Einfluss auf Poli-    viele Wähler keine Alternative darstell-
          tik und Gesellschaft. Insgesamt über 40     te. Dennoch koalierten sowohl die SPÖ
          Jahre lang regierte seit 1949 ein Bünd-     (von 1983 bis 1987) als auch die ÖVP
          nis aus Christ- und Sozialdemokraten,       (von 2000 bis 2007, ab 2005 mit Jörg
          zuletzt unter Bundeskanzler Christian       Haiders BZÖ) mit der FPÖ. Die Öster-
          Kern (SPÖ).                                 reicher ordnen diese, aus heutiger Sicht
                                                      der Politikwissenschaft gemeinhin als
                                                      rechtspopulistisch einzuordnende Par-
                                                      tei, dem deutschnationalen Dritten Lager
                                                      zu.1 Andere Parteien wie beispielsweise
       Über 40 JAHRE lag die Regierungs­              die Grünen und die liberalen NEOS er-
       verantwortung gemeinsam bei den                reichten nie genügend Stimmen, um in
       Christ- und Sozialdemokraten.                  Regierungsverantwortung zu kommen.
                                                           Die schwarz-blaue bzw. schwarz-­
                                                      orange Koalition unter Wolfgang Schüs-
                                                      sel von 2000 bis 2007 hatte beide Lager
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Quelle: HELMUT FOHRINGER/AFP/Getty Images
Geht’s sich aus für Österreich? Kann der „Wunderwuzzi“ Kurz (l.) auf Dauer mit dem R
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Wählerstimmen gekostet. 1999 fuhr die                  maligen Grünen-Parteichef Alexander
FPÖ unter Haider mit 26,9 % ebenso                     Van der Bellen. Dieses Wahlergebnis
viele Stimmen ein wie die ÖVP. 2002                    machte deutlich: Die Österreicher wa-
wählten schließlich 42,3 % der Öster-                  ren sowohl der konservativen als auch
reicher „schwarz“ und nur mehr 10 %                    der sozialdemokratischen politischen
„blau“. Daraufhin verloren die Konserva-               Elite überdrüssig. Der SPÖ-Kandidat
tiven zunehmend an Zuspruch, die FPÖ                   Rudolf Hundstorfer und der ÖVP-Kan-
hingegen konnte, nachdem Heinz-Chris-                  didat Andreas Khol erhielten im ersten
tian „HC“ Strache 2005 Bundespartei-                   Wahlgang jeweils nur etwa 11 %. Damit
obmann wurde, wieder Wähler für sich                   erreichten sie gerade einmal die Plätze
gewinnen. So sind es nun nicht mehr nur                vier und fünf. Lediglich der schillern-
zwei Parteien, die den Nationalrat domi-               de 84-jährige Bauunternehmer Richard
nieren, sondern neben SPÖ und ÖVP                      „Mörtel“ Lugner schnitt noch schlech-
auch die FPÖ.                                          ter ab.
    Ein weiteres Beispiel für die Etablie-                 Die Zeichen für die Nationalratswahl
rung der „Freiheitlichen“ konnte man                   standen also nicht gerade günstig für die
2016 bei den Wahlen zum Bundesprä-                     beiden „großen“ Parteien. SPÖ-Kanzler
sidenten mitverfolgen. Hier unterlag                   Christian Kern, der ohne Nationalrats-
schließlich der FPÖ-Kandidat Norbert                   mandat auf Werner Faymann folgte,
Hofer nur um wenige Prozentpunkte                      vermochte trotz seines medial gewand-
dem als unabhängig angetretenen ehe-                   ten Auftretens die Österreicher nicht so
                                                                                POLITISCHE STUDIEN // 477/2018   57
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          zu überzeugen, wie man es sich in der         Befugnisse des Bundesparteiobmanns.
          SPÖ-Zentrale wünschte. Schließlich            Dieser entscheidet nun alleine über die
          war auch er ein „Kind des Systems“. Er        Zusammenstellung der Wahllisten, hat
          war Vorstandsmitglied der Verbund AG,         freie Hand bei Koalitionsverhandlungen
          ­einem staatlichen Elek­tri­zi­täts­versor­   und gibt die inhaltliche Ausrichtung der
           gungs­unter­neh­men, und Chef der Öster­     Partei vor.2 Genau diese Ausrichtung der
           rei­chi­schen Bundesbahn (ÖBB).              ÖVP auf den 31 Jahre alten Hoffnungs-
                                                        träger war immer wieder Angriffspunkt
                                                        der anderen Parteien. Dabei fiel auf, dass
                                                        die FPÖ in diesem Wahlkampf für eine
                                                        rechtspopulistische Partei relativ zurück-
       Die Bundespräsidentenwahl 2016                   haltend agierte. Sie musste auch gar kei-
       machte schon eine WÄHLERABKEHR                   nen schmutzigen Wahlkampf machen –
       von den beiden „großen“ Parteien                 das übernahm nämlich die SPÖ.
       deutlich.                                             Der israelische Wahlkampfberater
                                                        der Sozialdemokraten, Tal Silberstein,
                                                        hat eine Dirty-Campaining-Affäre zu
                                                        verantworten, die dem Ansehen der
                                                        Partei geschadet hat. Silbersteins Initia-
                                                        tive zielte darauf ab, mit Hilfe von zwei
              Personalisierte Schlamm­                  Facebookseiten potenzielle ÖVP-Wäh-
              schlachten – der Wahlkampf                ler abzuschrecken. Auf der Seite „Die
          In der ÖVP kam es einige Monate vor           Wahrheit über Sebastian Kurz“ wurde
          den Nationalratswahlen zu einem auf-          dem ÖVP-Mann vorgeworfen, zu wenig
          sehenerregenden Führungswechsel. Der          für die Sicherheit und gegen unkontrol-
          ehemalige ÖVP-Bundesparteiobmann              lierte Zuwanderung zu unternehmen;
          und Vizekanzler Reinhold „Django“             auf der Seite „Wir für Sebastian Kurz“
          Mitterlehner legte Mitte Mai sämtliche        hingegen offenbarten sich vermeintliche
          Ämter nieder. Sebastian Kurz wurde            Unterstützer mit teils rechtsextremen Pa-
          designierter Nachfolger als Parteichef,       rolen. Somit sollten sowohl gemäßigtere
          lehnte aber die Vizekanzlerschaft ab. Im      als auch rechtskonservative Wähler von
          Juli wurde schließlich der Außen- und         einer Stimmabgabe für die ÖVP abgehal-
          Integrationsminister, der wegen seines        ten werden. Nach wachsender öffentli-
          jungen Alters und seines politischen Ta-      cher Kritik bezeichnete Bundeskanzler
          lents als „Wunderwuzzi“ betitelt wurde,       Kern, Spitzenkandidat der SPÖ, das En-
          mit knapp 99 % der ÖVP-Delegierten            gagement Silbersteins als „Fehler“ und
          zum Bundesparteiobmann gewählt. Zu-           versprach „volle Aufklärung“.3 Unterdes-
          vor hatte er allerdings einige Bedingun-      sen wird vermutet, dass das Wahlkampf-
          gen an seine Partei gestellt.                 team von Kurz einen „Maulwurf“ in das
              So wurde Kurz fortan selbst zum           Dirty-Campaining-Team von Silberstein
          Programm. Es folgten eine Namensän-           eingeschleust hatte.4 Eine umfassende
          derung („Liste Sebastian Kurz – die           Aufklärung der Affäre steht aus.
          neue Volkspartei“), eine Farbverände-              Ausgelöst durch die starken Persona-
          rung vom gewohnten Schwarz zu einem           lisierungen der Parteien auf Kern, Kurz
          hellen Türkis und eine Erweiterung der        und Strache, kombiniert mit den von ih-
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SPÖ: „Plan a für Austria“
                                                  Das gesamte Programm der Sozialdemo-
Der Wahlkampf zur Nationalrats-                   kraten umfasste 213 Seiten, die Kurz-
wahl 2017 verlief personalisiert                  version 26. Darin werden klassische so-
und SCHMUTZIG.                                    zialdemokratische Themen wie Arbeit,
                                                  Soziales und Steuergerechtigkeit in den
                                                  Vordergrund gerückt. In den sieben
                                                  Koalitionsbedingungen hieß es unter
                                                  anderem, dass es einen steuerbefreiten
                                                  Mindestlohn von monatlich 1.500 Euro
  nen inszenierten Schlammschlachten in           geben solle. Erst jede weitere Einnahme
  den sozialen Medien, traten die jeweiligen      solle versteuert werden müssen. Gleich-
  Wahlprogramme währenddessen in den              zeitig wollte die SPÖ 200.000 neue Ar-
  Hintergrund, wenn auch in den TV-Duel-          beitsplätze bis 2020 durch verschiedene
  len mehr über Inhalte gesprochen wurde          Maßnahmen, etwa durch Förderungen
  als erwartet. Ein Blick in die teils sehr um-   von Forschung und Mobilisierung von
  fangreichen Programme lohnte allemal.           Investitionen, schaffen. Auch in die Bil-
                                                  dung sollte mehr investiert werden, hieß
      Die Wahlprogramme                           es. So sollten 5.000 zusätzliche Lehrer an
  Allen Wahlprogrammen gemein war,                „Schulen mit besonders großen Heraus-
  dass die Parteien eine Veränderung in           forderungen“ angestellt werden. Ebenso
  Österreich herbeiführen wollten. Dabei          wollte die SPÖ mittels mehr finanzieller
  liegt die Alpenrepublik im internationa-        Ausstattung mindestens drei österreichi-
  len Vergleich der lebenswertesten Länder        sche Universitäten unter die TOP 100 der
  auf Platz 10 – drei Plätze vor Deutsch-         besten Hochschulen weltweit bringen.
  land.5 Wien wurde zum achten Mal zur                Das zweite große Thema, Immigra­
  lebenswertesten Stadt der Welt gekürt.6         tion, spielte im „Plan a“8 eine geringe Rol-
  Allerdings gilt es auch zu erwähnen, dass       le. Knapp beschrieb die SPÖ „7 Schritte,
  die wirtschaftliche Performance im inter-       um die Migration in den Griff zu bekom-
  nationalen Vergleich rückläufig ist. Das        men“. Dabei sahen die Sozialdemokraten
  Institute for Management Development            unter anderem eine EU-weite, einheit-
  der Wirtschaftshochschule Lausanne in           liche Neuregelung des Asylsystems als
  der Schweiz sieht Österreich in vielen          notwendig an. Daneben sollte es einen
  Bereichen wie etwa Steuereinnahmen,             Marshall-Plan für Afrika, aber auch ver-
  Organisation der Verwaltung, Sozialbei-         stärkte Rückführungen geben.
  träge und Investitionen in die Telekom-
  munikation auf den letzten Plätzen der
  63 verglichenen Länder.7 Somit spielte
  also nicht nur das Thema Immigrati-
  on, das ÖVP und FPÖ präsent anspra-               Im Wahlprogramm der SPÖ spielte
  chen, sondern auch die wirtschaftliche            das Thema IMMIGRATION nur eine
  Entwicklung eine gewichtige Rolle im              ­geringe Rolle.
  Wahlkampf. Das konnte man auch in
  den Wahlprogrammen der Parteien nach-
  vollziehen.
                                                                       POLITISCHE STUDIEN // 477/2018   59
ANALYSEN

              FPÖ: „Österreicher verdienen             obmanns eine mit 281 Seiten äußerst
              ­Fairness“                               umfangreiche Agenda entworfen, die
          Letzterem würden wohl auch die „Frei-        sich in drei Teile gliedert: Neue Ge-
          heitlichen“ nicht widersprechen. Aller-      rechtigkeit und Verantwortung, Auf-
          dings sahen sie in ihrem Wahlprogramm        bruch und Wohlstand, Ordnung und
          „Österreicher verdienen Fairness“ drasti-    Sicherheit.
          schere Maßnahmen angeraten. Unter der            In „Der neue Weg“11 wurde gefor-
          Überschrift „Unsere Grenzen sichern –        dert, Österreich solle wieder zurück an
          Österreich ist kein Einwanderungsland“       die Spitze gelangen. Hierfür wurden vie-
          hieß es: „Einer ungehinderten und maß-       le Themen aufgegriffen, die sich auch im
          losen Zuwanderung, wie sie in den letz-      FPÖ-Programm fanden, sprich: Stopp
          ten Jahren geschehen ist, muss ein Riegel    der illegalen Zuwanderung, Integra­
          vorgeschoben werden. Wenn die Euro-          tion, ein Kurswechsel der EU, aber auch
          päische Union ihre Außengrenzen nicht        die Kompetenzverteilung in der über­
          schützen kann oder will, hat Österreich      besetzten österreichischen Staatsbüro-
          mit unbefristeten Grenzkontrollen selbst     kratie und mehr direkte Demokratie.
          für seine Sicherheit zu sorgen.“9            Außerdem wollte die Volkspartei die
               Mit insgesamt 100 Forderungen war-      Lohnnebenkosten senken und sprach
          tete die FPÖ in ihrem Wahlprogramm           sich gegen eine Erbschafts- und Vermö-
          auf. Dabei drehten sich viele um die         genssteuer aus.
          Fragen nach Einwanderung, Integrati-
          on und Islam. Aber, wie es für rechts-
          populistische Parteien üblich ist, boten
          die „Blauen“ einen „Gemischt­waren­
          laden“10 an verschiedenen Themen an.           Das Wahlprogramm der ÖVP
          So sprachen sie darüber hinaus Themen          wurde als „Der neue Weg“
          wie Pensionen, bezahlbaren Wohnraum            ­Österreichs zurück an die SPITZE
          und Umweltschutz an. Immerwährender             ­gestaltet.
          Angriffspunkt war die Große Koalition.
          So plakatierte die FPÖ ein Tandemfahr-
          rad, auf dem vorne ein drahtiger, energie-
          geladener Radfahrer sitzt und von einem
          schwarz und rot gekleideten, dicklichen
          Mann gebremst wird. Darüber heißt es:            In seiner Schlussbemerkung schrieb
          „Der rot-schwarze Speck muss weg“.           Kurz: „Wir müssen Österreich in vielen
                                                       Dingen neu ordnen. Das betrifft Zuwan-
              ÖVP: „Der neue Weg. Für Öster-           derungspolitik genauso wie längst fälli-
              reich.“                                  ge Reformen im österreichischen Staats­
          Aufsehen erregte das Wahlprogramm            wesen. Wir müssen den Bürgerinnen und
          der ÖVP nicht zuletzt deswegen, weil es      Bürgern mehr Selbstbestimmung und
          erst wenige Wochen vor der National-         Mitbestimmung ermöglichen. Und wir
          ratswahl ausformuliert wurde. Mehr in        brauchen klare Regeln, an die sich alle
          Gestalt einer Bewegung denn einer Par-       halten. Nur so kann es zu neuer Gerech-
          tei wurde aus zahlreichen „Österreich        tigkeit, Wohlstand und Sicherheit für uns
          Gesprächen“ des neuen Bundespartei-          alle kommen.“12
60   POLITISCHE STUDIEN // 477/2018
NEOS: „Mutig. Innovativ. Freiheits-      Kampf gegen den politischen Islam ein.
    liebend.“                                Die Spitzenkandidatin für Wien, Stepha-
Als radikal liberal könnte man das Wahl-     nie Cox, ist hingegen seit langem in der
programm der NEOS13 beschreiben. Sie         Start-Up-Szene bekannt und setzte sich
wollten die bisherige Parteiendemokratie     für die Themen Bildung und Förderung
umkrempeln und plädierten für mehr           von Unternehmensgründungen ein.
direkte, digitale und offene Demokratie.     Selbstverständlich wurde auch das The-
Freiheit wollen die NEOS dabei nicht nur     ma Umwelt besetzt. Martha Bißmann
den Österreichern, sondern auch Flücht-      etwa forderte einen Totalausstieg aus der
lingen zugestehen. Sie forderten bessere     Nutzung fossiler und atomarer Energie-
Unterbringungsbedingungen, leichteren        träger bis 2030.
Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Bil-
dungsangeboten und eine freiere Wahl             Die Wahl: Konservative und
des Aufenthaltsortes. Damit schlugen             ­Populisten jubeln
die NEOS eine ganz andere Richtung           Die Nationalratswahl 2017 brachte mehr
als SPÖ, ÖVP und FPÖ ein.                    Österreicher an die Wahlurnen als die
    Gleiches gilt für die Bereiche Gesund-   drei vorherigen.14 Die Wahlbeteiligung
heit und Bildung. So sollte zum einen        lag bei 80 % und damit 5,1 % höher als
jedes Kind die Schullaufbahn mit Mittle-     2013. Am 9.11.2017 fand die konstituie-
rer Reife abschließen; Kindergärten und      rende Nationalratssitzung statt. In dieser
Volksschulen sollen sowohl Deutsch als       Legislaturperiode sind fünf Parteien im
auch diejenige Fremdsprache des Kindes       österreichischen Parlament vertreten.
fördern, die es aufgrund seines Migra-       Mit 31,5 % der Stimmen gilt die „Lis-
tionshintergrundes spricht. Zum ande-        te Sebastian Kurz – Die neue Volkspar-
ren sollte der „gesundheitsförderliche       tei“ als Wahlsieger. Platz Zwei ging mit
Lebensstil“, wie es in dem Wahlpro-          26,9 % an die SPÖ, dicht gefolgt von der
gramm heißt, eigenverantwortlich ge-         FPÖ mit 26,0 %. Die Grünen erhielten
staltet werden. Ausdrücklich wurden          lediglich 3,8 % der Wählerstimmen
hier auch Suchtmittel genannt. Es bliebe     und sind somit aufgrund der Vier-Pro-
damit jedem selbst überlassen, welche        zent-Hürde im Nationalrat nicht mehr
Drogen er konsumieren möchte.                vertreten. Stattdessen schaffte die Liste
                                             PILZ mit 4,4 % den Einzug. Die NEOS
    Liste PILZ: Kandidaten sind              kamen auf 5,3 % der Stimmen.
    ­Programm                                     Aus diesen Ergebnissen resultierte
Die Liste von Peter Pilz trat ohne Wahl-     folgende Mandatsverteilung: ÖVP 62,
programm zur Nationalratswahl an.
Nach der Abspaltung von den Grünen
setzte der Frontmann Pilz auf die Per-
sonen, die seine politische Bewegung
unterstützen. Schließlich wollten die          Die KONSERVATIVEN gewannen mit
Politiker der Liste PILZ keine Partei im       Sebastian Kurz die Nationalratswahl
klassischen Sinne bilden. So ergab sich        am 15.10.2017.
ein breites Sammelsurium an Themen.
Pilz selbst setzte sich für mehr parlamen-
tarische Kontrolle, aber auch für den
                                                                 POLITISCHE STUDIEN // 477/2018   61
ANALYSEN

          Diagramm: Wahlergebnisse der im Nationalrat vertretenen Parteien (in %, Anzahl der Mandate)

          Quelle: eigene Darstellung15

          SPÖ 52, FPÖ 51, NEOS 10 und Liste                    Außerdem kommt in Koalitionsver-
          PILZ 8 Sitze. Die türkis-blaue Koalition,        handlungen in Österreich, besonders
          die wenige Tage vor Weihnachten ihren            auf Länderebene, kaum „Ausschließe­
          gemeinsamen Koalitionsvertrag verab-             ritis“ vor. Im Burgenland koalieren
          schiedet hat, hat damit 113 Mandate, die         SPÖ, FPÖ, in Oberösterreich ÖVP und
          Oppo­sitions­parteien haben 70.                  FPÖ. Darüber hinaus gab es bereits Re-
              Einige Medien, insbesondere in               gierungsbeteiligungen der „Blauen“ in
          Deutschland, sahen in diesem Wahler-             Kärnten und Vorarlberg. Dies mag auch
          gebnis einen Rechtsruck der österreichi-         dem Umstand geschuldet sein, dass das
          schen Politik. Doch diese Pauschalisie-          gute Abschneiden der FPÖ bei Wahlen
          rung greift aus verschiedenen Gründen            keine Besonderheit mehr ist. Seit 1990
          zu kurz. Zunächst gilt es festzuhalten,          erzielt die Partei durchweg zweistellige
          dass die politische Mitte Österreichs            Ergebnisse bei Nationalratswahlen (zwi-
          weiter „rechts“ anzusiedeln ist als in           schen 10,01 % 2002 und 26,91 % 1999).
          Deutschland. Patriotismus, Grenzschutz           Ähnlich sieht es auf Landes- und kom-
          usw. sind in Österreich weitaus weni-            munaler Ebene aus.
          ger umstrittene Begriffe als in Deutsch-             Überdies fanden sich viele traditio-
          land. So warb beispielsweise auch der            nell konservative Themen bei der FPÖ
          ehemalige Grünen-Chef Van der Bellen             wieder. Dazu zählten unter anderem
          im Wahlkampf um das Bundespräsi-                 der Grenzschutz, die innere Sicherheit
          dentenamt 2016 offen mit dem Begriff             und die Landwirtschaft. Zupass kam
          „Heimat“.                                        den Freiheitlichen außerdem der Um-
62   POLITISCHE STUDIEN // 477/2018
stand, dass es sich bereits im Wahlkampf      ten 2017 gaben die Koalitionäre bekannt,
  abzeichnete, dass ÖVP und SPÖ keine           dass künftig Heinz-Christian Strache
  Koali­tion anstrebten. So betonte bei-        (FPÖ) Vizekanzler und Minister für Be-
  spielsweise Kurz immer wieder, er wolle       amte und Sport wird. Außerdem wird der
  einen neuen Stil in die Politik bringen und   umstrittene Herbert Kickl (FPÖ), ehema-
  griff damit auch die Zusam­men­arbeit in      liger Redenschreiber Jörg Haiders, In-
  der vorherigen Großen Koalition an. Im-       nenminister. Der FPÖ-Generalsekretär
  mer wieder schossen die Koalitionspart-       sorgte für Aufsehen mit Wahlslogans wie
  ner verbal aufeinander, was zwar in der       „Mehr MUT für unser ‚Wiener Blut‘. Zu
  österreichischen Bevölkerung nicht gut        viel Fremdes tut niemandem gut“. Der
  ankam, aber offensichtlich keinen Ein-        ehemalige FPÖ-Kandidat für das Amt
  fluss auf die Wahlentscheidung hatte.         des Bundespräsidenten, Norbert Hofer,
      Nicht zuletzt wegen der Verbalatta-       wird Infrastrukturminister. Bemerkens-
  cken zwischen SPÖ und ÖVP rechnete            wert ist außerdem, dass kein bisheriger
  sich der FPÖ-Obmann Strache vorab             ÖVP-Minister in der neuen Regierung
  große Chancen aus: „Man kann uns viel-        vertreten sein wird – außer Sebastian
  leicht noch ein bisschen verzögern, aber      Kurz als Bundeskanzler.
  nicht auf Dauer aufhalten.“16 Den „Frei-          Dass die Volkspartei nicht alle pres-
  heitlichen“ spielte ihr Wahlergebnis als      tigeträchtigen Ministerien bekommen
  drittstärkste Kraft in die Hände. Damit       würde, schien ihr von Anfang an klar.
  boten sich zwei mögliche Koalitionskon-       Deswegen plante man eine Aufwertung
  stellationen, mit der SPÖ oder der ÖVP.       des Bundeskanzleramtes. In Österreich
  Denn keine der beiden Parteien – das hat-     ist der Regierungschef, anders als in
  ten sie vorab bekräftigt – wollte sich als    Deutschland, ein „primus inter pares“,
  Juniorpartner der FPÖ anbieten. Zudem         hat also offiziell keine Richtlinienkom-
  hatte Bundespräsident Van der Bellen vor      petenz. Deswegen werden künftig Euro-
  seiner Wahl ins Bundespräsidentenamt          paangelegenheiten nicht wie bisher beim
  betont, er würde eine FPÖ-geführte Re-        Außenministerium, sondern beim Kanz-
  gierung nicht vereidigen.                     leramtsminister angesiedelt sein. Somit
      Durch die inhaltlichen Überschnei-        wird kein euroskeptischer FPÖ-Politiker
  dungen und der Beauftragung des Wahl-         für die Beziehungen zur EU zuständig,
  siegers Kurz mit einer Regierungsbildung      sondern der ÖVP-Mann Gernot Blümel.
  zeigte sich allerdings recht schnell, dass    Dies mag auch der Tatsache geschuldet
  es fortan eine türkis-blaue Regierung         sein, dass Österreich ab Juli 2018 die EU-
  gibt. Am Wochenende vor Weihnach-             Rats­prä­si­dent­schaft übernimmt.
                                                    Die Wahlergebnisse hingegen zeigen
                                                deutlich, dass die Mehrheit der Öster-
                                                reicher überzeugt ist von der europä-
                                                ischen Idee. Die allermeisten Wähler
Die FPÖ wurde als drittstärkste Kraft           stimmten für europafreundliche Par-
KOALITIONSPARTNER der ÖVP-geführ-               teien. Bemerkenswert ist überdies die
ten Regierung.                                  Wählerstromanalyse 2013/2017.17 So
                                                konnte die ÖVP mit Kurz als Zugpferd
                                                viele Wähler anderer Parteien für sich
                                                gewinnen. 26 % derjenigen Wähler, die
                                                                    POLITISCHE STUDIEN // 477/2018   63
ANALYSEN

          Tabelle: Wählerstromanalyse Nationalratswahl 2017 (in %)

                                SPÖ      ÖVP    FPÖ    Grüne         NEOS    PILZ    Sonst.   Nichtw.
                                2017     2017   2017   2017          2017    2017    2017      2017
           SPÖ
                                 76       3     12        0           0       3        1        4
           2013
           ÖVP
                                  1       84     9        0           3       1        1        2
           2013
           FPÖ
                                  1       17    73        0           2       1        1        4
           2013
           Grüne
                                 28       14     4       25           10      11       2        5
           2013
           NEOS
                                  6       26     5        1           43      13       1        5
           2013
           T. Stronach
                                  9       42     36       0           3       3        5        2
           2013
           BZÖ
                                  3       26     57       0           5       3        1        4
           2013
           Sonst.
                                 16       6      7        6           6       21       30       8
           2013
           Nichtw.
                                  9       7      7        2           1       2        2        70
           2013
          Quelle: eigene Darstellung18

          2013 die NEOS wählten, wechselten                       Ausblick
          2017 zur ÖVP. Gleiches gilt für 17 %                „Die österreichische Mentalität ist:
          der FPÖ-Wähler, 43 % der Wähler des                 Wir brauchen Reformen, aber nix darf
          „Team Stronach“ und 57 % der ehema-                 sich ändern.“ Dieses Zitat des ehema-
          ligen BZÖ-Wähler. Die beiden letzteren              ligen österreichischen Bundeskanzlers
          Parteien waren ohnehin nicht mehr zur               Viktor Klima mag auf die vergangenen
          Wahl angetreten.                                    Jahre zugetroffen haben. Doch nun
              Die SPÖ konnte nur 76 % ihrer                   zeichnet sich infolge der Bundespräsi-
          Wähler 2013 zur Wiederwahl bewe-                    denten- und Nationalratswahlen eine
          gen. Dafür gab es mit 28 % ehemaliger               Veränderung ab. Die ewige GroKo ist
          Grünen-Wähler von dieser Seite großen               abgewählt. Nach dem Einzug des ehe-
          Zuwachs – zu Lasten der Grünen. Sie                 maligen Grünen-Chefs Van der Bellen
          konnten lediglich 25 % ihrer Wähler                 in die Hofburg konnten nun ÖVP und
          2013 wieder für sich gewinnen. Dies                 FPÖ mit ihren Reform­bestrebungen bei
          hängt allerdings auch mit der Abspal-               den Wählern punkten. Das zeigt: Die Ös-
          tung der Liste PILZ zusammen. Nach                  terreicher wollen tatsächlich Reformen.
          parteiinternen Querelen um Listenplätze             Fortan wird sich Sebastian Kurz daran
          verabschiedeten sich Pilz und einige Ge-            messen lassen müssen, wie er die FPÖ
          folgsleute von den Grünen. Pilz konnte              im Regierungsalltag zähmen und gleich-
          11 % der Grünen-Wähler von 2013 für                 zeitig einen neuen Stil, wie er im Wahl-
          sich gewinnen. Außerdem wählten 2017                kampf forderte, etablieren kann. Dabei
          besonders viele frühere Nichtwähler die             wird er darauf achten müssen, dass das
          Liste PILZ.                                         Vertrauensverhältnis der Koalitionspar-
64   POLITISCHE STUDIEN // 477/2018
teien nicht so zerrüttet wird, wie es in      National und Geert Wilders von der nie-
  der ersten schwarz-blauen Koalition in        derländischen Partij voor de Vrijheid.
  den 2000er-Jahren geschehen ist. Die          Und während so viel Lob „von rechts“
  „Freiheitlichen“ werden sich hingegen         kommt, äußerten das Rote Kreuz, der
  hüten, die Bühne allein dem eloquenten        Jüdische Weltkongress und italienische
  Bundeskanzler zu überlassen. Auch sie         Spitzenpolitiker Bedenken. Wird Bun-
  haben aus den Erfahrungen unter Wolf-         deskanzler Kurz die FPÖ einbremsen
  gang Schüssel gelernt und werden wohl         können? Wird es zu einem tatsächlichen
  versuchen, Regie­r ungs­erfol­ge für sich     Rechtsruck in der Alpenrepublik kom-
  zu reklamieren, ohne dabei als politisch      men? Wird die Regierung die Reformen
  „kleiner“ Juniorpartner dazustehen. Die       umsetzen, die sie in ihrem Programm
  ersten Veränderungen zeichnen sich be-        „Gemeinsam. Für unser Österreich“19
  reits ab. So wurde eine Diätenerhöhung        ankündigt?
  der Nationalratsmitglieder abgelehnt.            Angesichts der vielen Unwägbarkei-
  Außerdem wird es kein striktes Rauch-         ten ist man geneigt zu fragen: Tu felix
  verbot geben, wie es in der Vorgänger-        Austria, quo vadis? ///
  regierung beschlossen wurde.
      Eine erste große Herausforderung
  dürfte die EU-Ratspräsidentschaft sein.
  Während Kurz sich am Vorbild des
  französischen Präsidenten ­Emmanuel
  Macron orientiert und einen politischen
  Neustart der Europäischen Union vor­
  antreiben will, liebäugeln die FPÖ-
  Poli­ti­ker eher mit einem Erstarken der
  National­staaten und einem Anschluss
  an die Visegrád-Gruppe, die vor allem            /// THOMAS M. KLOTZ,
  wegen ihrer restriktiven Flücht­lings­poli­      DIPL. SC. POL. UNIV.,
  tik von sich reden macht. Die ersten Re-         ist Doktorand an der TUM School of
  aktionen auf die Regierungsbildung in            Gover­nance München und Promotions-
  Österreich ließen schließlich nicht lange        stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung. Er
  auf sich warten. Die rechtspopulistische         war 2016 Praktikant im Bundeskanzler-
  Partei „Wahre Finnen“ jubelte, ebenso            amt Wien und verfasste seine Diplom­
  Marine Le Pen vom französischen Front            arbeit über rechtspopulistische Parteien
                                                   in Europa, u. a. über die FPÖ.

Die EU-Ratspräsidentschaft Öster­               Anmerkungen
reichs 2018 könnte zur e­ rsten                 1	Pelinka, Anton: Das politische System Österreichs,
­ EWÄHRUNGSPROBE einer schwarz-­
B                                                in: Die politischen Systeme Westeuropas, hrsg. von
                                                 Wolfgang Ismayr, Wiesbaden 2009, S. 622-625.
blauen Regierung werden.                        2	http://www.tt.com/politik/innenpolitik/12975837-91/
                                                 die-sieben-bedingungen-des-sebastian-kurz.csp,
                                                 Stand: 6.11.2017.
                                                3	L öwenstein,
                                                              Stephan: SPÖ-Wahlkampfleiter tritt
                                                 zurück, in: FAZ, 2.10.2017, S. 4.

                                                                         POLITISCHE STUDIEN // 477/2018   65
ANALYSEN

           4 h ttps://kurier.at/politik/inland/wahl/dirty-
              campaigning-auf-facebook-was-wir-ueber-die-
              causa-silberstein-wissen/289.605.048 und https://
              www.profil.at/oesterreich/affaere-silberstein-sms-
              nachricht-kurz-sprecher-8353797, Stand: 6.11.2017.
           5	http://reports.weforum.org/inclusive-growth-and-
              development-report-2017/tables-1-to-16/, Stand:
              6.11.2017.
           6	https://diepresse.com/home/panorama/wien/
              5183298/Wien-wird-erneut-zur-lebenswertesten-
              Stadt-der-Welt-gekuert, Stand: 6.11.2017.
           7	https://www.trend.at/wirtschaft/wettbewerbs-
              ranking-oesterreich-8171968, Stand: 6.11.2017.
           8	https://christian-kern.at/wp-content/uploads/2017/09/
              Plan-A_SPOe-Wahlprogramm-2017.pdf, Stand:
              6.11.2017.
           9	F PÖ: Österreicher verdienen Fairness. Freiheitliches
              Wahlprogramm zur Nationalratswahl 2017, S. 4.,
              https://www.fpoe.at/fileadmin/user_upload/www.
              fpoe.at/images/Themen/wahlprogramm_2017/
              Wahlprogramm_8_9_low.pdf, Stand: 6.11.2017.
          10	Bauer, Werner T.: Rechtsextreme und rechtspopu-
              listische Parteien in Europa, Wien 2015, S. 20.
          11	https://secure.sebastian-kurz.at/der-neue-weg/
          12	https://sebastiankurz.at/cache/images/assets.
              contentful.com/i520qwheh9j7/2xLFiGx0vOkSk
              oSU4uQq8y/17d2ac866958896a8ee2e38ed1c7dc
              ca/72_SK_Programm_Teil3_Einzelseiten_WEB.
              pdf, Stand: 6.11.2017.
          13 https://partei.neos.eu/wp-content/uploads/2016/07/
              NEOS-PLAENE-OESTERREICH-2016-Online-
              Einzel.pdf, Stand: 6.11.2017.
          14	Daten und Ergebnisse von: SORA und Institut
              für Strategieanalysen im Auftrag des ORF, http://
              strategieanalysen.at/wp-content/uploads/2017/10/
              ISA-SORA-Wahlanalyse-NRW2017-2.pdf, Stand:
              6.11.2017.
          15	https://wahl17.bmi.gv.at/, Stand: 9.11.2017.
          16	h ttp://diepre sse.com /home/innenpolit i k /
              nationalratswahl/5291003/Strache_Man-kann-die-
              FPOe-verzoegern-aber-nicht-auf-Dauer-aufhalten,
              Stand: 12.11.2017.
          17	SORA und Institut für Strategieanalysen im Auf-
              trag des ORF, http://strategieanalysen.at/wp-
              content/uploads/2017/10/ISA-SORA-Wahlanalyse-
              NRW2017-2.pdf, Stand: 15.11.2017.
          18	Daten vgl. ebd., Stand: 9.11.2017.
          19	http://www.tt.com/politik/innenpolitik/13796470-91/
              soziales-bildung-sicherheit-das-regierungsprogramm-
              im-detail.csp, Stand: 18.12.2017.

66   POLITISCHE STUDIEN // 477/2018
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