Region Frankfurt/Rhein-Main im Herzen des Korridors Rotterdam - Genua
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2 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Inhalt Der Korridor im Überblick · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 4 Frankfurt/Rhein-Main im Korridor · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 6 CODE24: Struktur und Ziele · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 8 CODE24: Ergebnisse für die Region · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 9 Engpässe im Korridor sind Engpässe für die regionale Wirtschaft · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 9 Lösung des Engpasses Frankfurt-Mannheim · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 9 Lärmschutz besser (be)greifen: Werkzeug zur Bewertung von Lärmauswirkungen · · · · · · · · · · 11 Online-Transportbörse: Bessere Auslastung und Wettbewerbsfähigkeit der Schiene · · · · · · · · 11 Entlastung der Region Frankfurt/Rhein-Main durch optimierte Anbindung der Mittelmeerhäfen · · 13 Personenverkehr: Ein Korridor – ein durchgehender Fahrplan · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 13 Zukunft des Korridor-Netzwerks · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 17 Schlussfolgerung · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 18 Literatur · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 19 Impressum · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 20
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 3 Vorwort Die Verlagerung von Straßenverkehr auf die Schiene in dem sogenannten Rhein-Alpen-Korridor hat eine große Bedeutung für viele Kommunen. Lärm- und Schadstoffemissionen können reduziert und die Lebensqualität der Anrainer verbessert werden. Der Regionalverband FrankfurtRheinMain setzt sich deshalb für die Stärkung der Schiene sowohl beim Personen- als auch Güterverkehr ein. Unbestritten dabei ist, dass der Schienenverkehr hier noch viel Potenzial in sich birgt. Aber es gibt Engpässe, wie etwa auf dem Strecken- abschnitt zwischen Frankfurt und Mannheim. Hier sind noch intelligente Lösungen gefragt. In der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main leben rund 3,5 Millionen Menschen im Einzugsbereich dieses viel befahrenen europäischen Verkehrs- korridors zwischen Rotterdam und Genua. Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung hat den Regionalverband damit beauftragt, die Interessen der südhessischen lokalen Gebietskörper- schaften entlang dieses Korridors zu vertreten. Deshalb hat der Verband gerne an dem von der Europäischen Union im Rahmen des Interreg IVB-Programmes Nordwesteuropa geförderten Projekt CODE24 (Corridor 24 Development Rotterdam – Genua) mitgearbeitet. Dieser Bericht fasst wichtige Ergebnisse des Projektes für die Region Frankfurt/ Rhein-Main zusammen. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und freue mich über jedwede Anregung. Birgit Simon Erste Beigeordnete
4 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Der Korridor im Überblick Der Korridor Rotterdam – Genua ist Bestandteil die Region Lombardei. Anrainerstaaten des Korri- des transeuropäischen Verkehrsnetzes der Europä- dors sind Belgien, die Niederlande, Deutschland, ischen Union (TEN-V). Seit Anfang 2014 ist diese Frankreich, die Schweiz und Italien. Die Achse er- Achse unter dem Namen „Rhein-Alpen-Korridor“ schließt im Nordwesten die Seehäfen Zeebrügge, Bestandteil des von der Europäischen Union Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen und im (EU) prioritär auszubauenden transeuropäischen Süden den Hafen Genua. Im Bereich dieser Achse multimodalen Kernnetzes, welches acht weitere leben etwa 70 Millionen Menschen. Jährlich wer- Korridore umfasst (Abbildung 1). Der Rhein- den rund 700 Millionen Tonnen Waren zwischen Alpen-Korridor ist etwa 1.300 Kilometer lang den einzelnen Häfen und Regionen entlang der und verknüpft mehrere starke Wirtschaftsräume Achse transportiert. Dies entspricht zirka 50 % untereinander – wie zum Beispiel die Region des gesamten Nord-Süd-Frachtaufkommens aller Frankfurt/Rhein-Main, das Rhein-Ruhr-Gebiet oder Mitteleuropa durchlaufenden Nord-Süd-Korridore. Verkehrskorridor Rotterdam – Genua Im Jahre 2005 wurde eine Verkehrsleistung in einem Umfang von rund 29 Milliarden Tonnen- kilometer entlang dieser Transversale im Güter- transport erbracht. Prognosen gingen seinerzeit von einer Verdoppelung dieser Verkehrsleistung bis zum Jahr 2020 aus. Durch die krisenbedingten Einbrüche im Güterverkehr in den Jahren 2008 und 2009 kann sich dieses Wachstum möglicherweise verlangsamen. © EU Kommission, TEN-T Core Network Corridors (Regulation(EU)No1316/2013O.J.L348-20/12/2013), Bearbeitung durch Regionalverband Wiesbaden Abbildung 2 verdeutlicht die Dominanz des Kor- ridors Rotterdam-Genua (rot, orange und gelb) für den Warentransport – hier auf der Schiene im Vergleich zu anderen Schienenwegen in Euro- pa. Der besonders hoch belastete Abschnitt im Mittelrheintal, insbesondere zwischen Köln und Koblenz und weiter bis Mainz/Wiesbaden, fällt besonders ins Auge. In der Region Frankfurt/ Rhein-Main stoßen Warenströme aus dem Mit- telrheintal auf Warenströme des übrigen Nord- Süd-Verkehrs sowie der Main-Donau-Achse. Nicht unerheblich sind die Streckenbelastungen bis in den Raum Basel. Quelle: EU-Kommission, TEN-T Core Network Corridors (Regulation(EU)No1316/2013O.J.L348-20/12/2013); Bearbeitung durch Regionalverband Abbildung 1. Rhein-Alpen-Korridor – Zentrale Achse im transeuropäischen Kernnetz
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 5 Ein besonderes Merkmal des Korridors ist der Richtung fast 14 Millionen Tonnen. Von diesen wesentlich stärker ausgeprägte Nord-Süd-Gü- 14 Millionen Tonnen haben 71 Prozent ihr Ziel terstrom als der in umgekehrter Richtung. Am im deutschen Teil des Korridors, zehn Prozent in Beispiel des Hafens Rotterdam zeigt sich dieses Italien, drei Prozent in der Schweiz und weitere Ungleichgewicht exemplarisch: Während im zehn Prozent verbleiben in den Niederlanden. Jahresverlauf vier Millionen Tonnen aus Rich- Die verbleibenden vier Prozent verteilen sich auf tung Süden bis nach Rotterdam auf der Schiene andere Länder wie zum Beispiel Frankreich oder transportiert werden, sind es in umgekehrter Belgien. Korridorverkehr (Quell-, Ziel-, Transitverkehraufkommen) Zusätzliches Verkehrsaufkommen (außerhalb) © ProgTrans, 2013, im Auftrag des Regionalverbandes Abbildung 2. Güterverkehrsströme auf der Schiene
6 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Frankfurt/Rhein-Main im Korridor Die Region Frankfurt/Rhein-Main braucht eine Passiert im Schienennetz nichts, so könnten sich leistungsfähige Schieneninfrastruktur für den im Mittelrheintal oder entlang der Bahnstrecken Personen- und Güterverkehr, um bei der beste- Südhessens die Probleme mit Lärm und Erschüt- henden hohen Nachfrage das Straßennetz zu terungen durch Anstieg der Anzahl der Güterzüge entlasten. Nach langer Zeit der vorrangigen Kon- zukünftig verstärken. Die Nutzungskonflikte mit zentration der Neu- und Ausbaumaßnahmen auf dem regionalen Schienenpersonenverkehr könnten den schnellen Personenfernverkehr mit der Bahn, sich verschärfen und dessen Funktion als Rückgrat gewinnt zunehmend auch der Güterverkehr auf für die Siedlungsentwicklung einschränken. der Schiene an Bedeutung. Abbildung 3. Entwicklung des Schienenverkehrs ohne Beeinträchtigung der Lebensqualität und integrierte Siedlungs- und Verkehrsentwicklung: CODE24. Auf Grund der ansteigenden internationalen „Betuwe-Linie“ für den Güterverkehr von Rotter- Waren- und Personenverkehre ist es von großer dam bis zur deutsch-niederländischen Grenze bei Bedeutung, dass der Ausbau der Schiene vor- Emmerich. Die weiter führende Strecke in Richtung an kommt. Doch während die Kapazitäten der Duisburg ist genauso wenig ausgebaut, wie die für Schiene an vielen Stellen entlang des Korridors unsere Region relevante geplante Neubaustrecke Rotterdam – Genua erhöht werden, verstärken sich Frankfurt-Mannheim oder der Abschnitt durch das damit in anderen Teilen der Strecke die Engpässe. Mittelrheintal. Die Neubaustrecke Köln – Frankfurt Beispiele für umgesetzte Vorhaben sind die beiden kann von Güterzügen nicht befahren werden. Schweizer Alpenbasistunnel Lötschberg-Tunnel Abbildung 4 enthält eine kartografische Übersicht (in Betrieb seit 2007) und Gotthard-Tunnel (In- des Korridors mit den bekannten Neu- und Aus- betriebnahme 2017) sowie die niederländische baumaßnahmen im Schienennetz.
Freiburg Mulhouse Basel Innsbruck Bern Zürich R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 7 Lyon Milano Verona Torino Bologna Genova Roma Corridor 24 new track >200km/h new track >200km/h (operating) (in planning stage) new/upgraded track< 200km/h new/upgraded track 200km/h Other high speed rail lines (under construction) new/upgraded track< 200km/h conventional track (under construction) Amsterdam Rotterdam Utrecht Hannover Amsterdam Rotterdam DortmundHannover Berlin Duisburg Utrecht Antwerpen Essen London Duisburg KölnDortmund Berlin Antwerpen Bruxelles Essen London Lille Köln Frankfurt/M. Bruxelles Mainz Lille Frankfurt/M. Nürnberg Saarbrücken Mainz Mannheim Nürnberg Paris Saarbrücken Karlsruhe Mannheim Stuttgart Paris Strasbourg Karlsruhe Kehl Lahr StuttgartMünchen Strasbourg Kehl Freiburg Mulhouse Lahr München Basel Freiburg Mulhouse Basel Innsbruck Bern Zürich Innsbruck Bern Zürich Lyon Milano Lyon Milano Verona Verona Torino Torino Bologna Bologna Genova Genova Roma Roma Corridor24 Corridor 24 new newtrack track>200km/h >200km/h newnewtracktrack >200km/h >200km/h (operating) (operating) (in planning stage) (in planning stage) new/upgraded track< 200km/h new/upgraded track 200km/h construction) Other high speed rail lines (under construction) new/upgraded track< 200km/h conventional track © ETH Zürich für CODE24 new/upgraded (under track< 200km/h construction) conventional track (under construction) Abbildung 4. Schienenachse Rotterdam-Genua: Bestand und Planung
8 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a CODE24: Struktur und Ziele Das Projekt CODE24 wurde von der Europäischen Italien beteiligt. Partner waren mehrere Regionen, Union im Rahmen des Förderprogramms Städte, Häfen, Industrie- und Handelskammern, Interreg IVB-Nordwesteuropa gefördert. An dem fachliche Experten sowie wissenschaftliche Projekt waren 18 Institutionen aus den Ländern Institutionen (Abbildung 5). Die Federführung lag Niederlande, Deutschland, Frankreich, Schweiz und beim Verband Region Rhein-Neckar. Port of Rotterdam CODE24-Fakten University Utrecht Province of Gelderland University Duisburg-Essen Name Metropole Ruhr Corridor 24 Development Rotterdam-Genoa TransCare Regionalverband FrankfurtRheinMain Laufzeit 2010 bis 2014 Verband Region Rhein-Neckar City of Mannheim Förderkulisse PTV Karlsruhe TechnologyRegion (IHK, RVMO, City of Karlsruhe) EU-Interreg IVB-Programm Port of Strasbourg University of Applied Nordwesteuropa Sciences Kehl Lahr Förderrahmen ETH Zurich 50 Prozent Anzahl Partner 18 Uniontrasporti (clustering Information Italian Chambers of Commerce, Ports and www.code-24.eu SiTI Torino www.egtc-rhine-alpine.eu © ETH Zürich für CODE24 Associations) Port of Genoa www.region-frankfurt.de/Europabüro/ (200km/h) in Planung Europaprojekte/CODE-24 Planungsstadien) entionelle Strecken Abbildung 5. CODE24-Partnerstruktur entlang der Rhein-Alpentransversale CODE24 steht für die Stärkung der Schiene als gionalverband ist es daher wichtig, die Auswir- Rückgrat für die Siedlungsentwicklung und kungen von Infrastrukturkonzeptionen auf die die Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit Region Frankfurt/Rhein-Main zu prüfen und sich gegenüber der Straße. Voraussetzung hierfür ist für den Neu- und Ausbau geeigneter Zulaufstre- die Entwicklung einer leistungsfähigen Schie- cken einzusetzen, ohne dass sich daraus Nachtei- neninfrastruktur, die den regionalen Personen- le für die Entwicklung vor Ort ergeben. Dies gilt und Güterschienenverkehr nicht beeinträchtigt vor allem für die Auswirkungen des Schienen- und die Bevölkerung vor Belastungen schützt. verkehrslärms. Das Besondere an dem Projekt ist Je kürzer der Transportweg auf der Schiene im die Betrachtung des gesamten Korridors, die es Hinterland der Seehäfen ist, desto mehr können in dieser Form und in diesem Umfang bisher in Transitverkehre vermieden werden. Für den Re- Europa selten gegeben hat.
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 9 CODE24: Ergebnisse für die Region Die zentralen Ergebnisse von CODE24 sowie Engpässen im Schienengüterverkehr wurden in einer abgeleitete Forderungen sind in einem Ergebnis- Modell-Simulation für einzelne Regionen unter der bericht sowie einem Positionspapier des Projekt- Annahme steigenden Warentransportes bei gleich konsortiums aufgezeigt. Nachfolgend werden die bleibender Infrastrukturkapazität analysiert. Die für die Region Frankfurt/Rhein-Main zentralen Simulationen führten für einzelne Regionen zu einer Punkte erläutert. Erhöhung der durchschnittlichen Transportkosten um bis zu 30 %. Besonders negativ betroffen sind Regionen, die nicht die Möglichkeit haben, Was- Engpässe im Korridor sind Engpässe serwege, Schiene und Straße kombiniert zu nutzen für die regionale Wirtschaft (Drewello et al., 2015). Im CODE24-Projekt wurden besonders konfliktträchtige Engpässe in vier Regi- Bei der Entwicklung der Strategie für den Korridor onen entlang des Korridors ermittelt. Die Region müssen Engpässe im heutigen oder zukünftigen Frankfurt/Rhein-Main und das Rhein-Neckar-Gebiet Schienennetz berücksichtigt werden. Ein Engpass bilden dabei einen Engpass. ist nicht nur ein Mangel an Kapazität durch feh- lende Verkehrsinfrastruktur, sondern kann auch durch gesetzliche Bestimmungen oder ineffiziente Lösung des Engpasses Frankfurt-Mannheim Logistik ausgelöst werden. Während eine CODE24- Untersuchung der Hochschule Kehl zu dem Ergebnis Die Region Frankfurt/Rhein-Main leidet unter kommt, dass die befragten Logistikunternehmen erheblichen Kapazitätsengpässen sowohl im zahlreiche Engpässe in Deutschland oder der Großraum Frankfurt am Main als auch in Richtung Schweiz sehen, ergab eine Anfrage bei den Netz- Mannheim, Fulda oder Mainz und dem Mittel- werkmanagern der Deutschen Bahn AG am Ober- rheintal. Eine Detailbetrachtung von Herkunft und rhein, dass nicht so viele Engpässe bei der Schienen- Zielen der Güterströme auf der Schiene im Knoten- infrastruktur im Verkehrskorridor Rotterdam-Genua bereich Frankfurt am Main verdeutlicht die Ver- bestünden (Drewello und Grubert, 2013). Eine flechtungen der Güterströme in fast alle Richtun- CODE24-Analyse der Zugzahlen am Oberrhein gen. Aus der Tabelle rechts lassen sich jeweils die zeigte allerdings, dass Kapazitätsgrenzen an den richtungsbezogenen Tonnagen ablesen (Abbildung Tagen Montag bis Freitag überschritten werden 6). Danach lassen sich neben dem dominanten (Drewello et al., 2013). Die Kosten von Infrastruktur- Güterstrom entlang der Rheinschiene auch be- achtliche Mengen vom Rhein nach Osten oder von Kassel/Hannover in Richtung Mannheim ablesen Kassel/Hannover (ProgTrans, 2013). Fulda/ Würzburg Die damit verbundene Problematik wird durch ein hohes Zugaufkommen verschärft. Zudem ist ins- besondere das Mittelrheintal durch eine sehr hohe Belastung mit Schienenlärm geprägt. Lösungs- Köln ansätze sind seit vielen Jahren in der Diskussion; jedoch wurden bisher nur wenige Fortschritte © ProgTrans, 2013, im Auftrag des Regionalverbandes erzielt. Eine vom Bund ursprünglich geplante ausschließliche Hochgeschwindigkeitsstrecke für den Personenfernverkehr zwischen Frankfurt und Mannheim hätte weder die bestehenden Strecken nachhaltig entlastet, noch volkswirtschaftlichen Mannheim Nutzen gebracht. Daher beabsichtigt die seit 2013 laufende Studie des Bundesministeriums Abbildung 6. Quelle („Von“) und Ziel („Nach“) der Güterströme auf der Schiene im Bereich des Knotens für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zur Frankfurt am Main
10 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Neuordnung der Eisenbahninfrastruktur zwischen Köln und Karlsruhe (Mittelrheinstudie) infra- strukturelle Verbesserungen für die von CODE24 betrachteten Räume zu erarbeiten. Parallel zu dieser Studie arbeitete der Regionalver- band gemeinsam mit dem Projektpartner Verband Region-Rhein-Neckar unter Begleitung der ETH Zürich und des Turiner SiTI-Instituts in einem mehrstufigen Prozess an einer alternativen Lösung aus Sicht der regionalen und kommunalen Ebene. Tenor war, dass sowohl die ursprüngliche Planung des Bundes einer reinen Hochgeschwindigkeits- strecke für den Personenfernverkehr im Zuge © ETH Zürich für CODE24, Bearbeitung durch Regionalverband der Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim, noch eine reine Güterverkehrsstrecke die gewünschte NBS Entlastung auf den bestehenden Strecken erzielen würde. Die Verlärmung würde nicht genügend abgebaut und das Ziel einer Siedlungsentwick- lung an der Schiene damit konterkariert. Im Er- gebnis sollte daher eine Neubaustrecke Frankfurt - Mannheim auf jeden Fall rechtsrheinisch geführt werden und mit den Bestandsstrecken verknüpft sein, damit diese Neubaustrecke möglichst viel des oben beschriebenen Güterverkehrs aufneh- Abbildung 7. Code24-Ergebnisse zur möglichen Neubaustrecke (NBS) im men könnte (zum Beispiel Mainz – Groß Gerau – Bereich der Regionen Frankfurt/Rhein-Main und Rhein-Neckar zur Entschärfung der Kapazitätsengpässe Darmstadt (Abbildung 7). Auf Initiative des Regionalverbandes und mit • Nutzung der Neubaustrecke (mit dem dann Unterstützung des Verbandes Region Rhein- hochwertigen Lärmschutz) auch durch den Neckar haben sich zahlreiche Repräsentanten Schienengüterverkehr; beider Regionen im Januar 2014 zu einer Metro- polenkonferenz getroffen, um aufbauend auf den • Wirksamer Lärmschutz auch im Zuge der Schie- CODE24-Ergebnissen eine gemeinsame Positio- nenbestandsstrecken; nen gegenüber dem Bundesverkehrsministerium zu formulieren und so auf die vorab erwähnte • Effiziente Nutzung der Verkehrsinfrastrukturen Korridoruntersuchung des BMVI Einfluss nehmen u. a. durch einen zielgerichteten Ausbau und eine zu können. Diese Position enthält nachfolgende verbesserte Anbindung der Mittelmeerhäfen. Punkte, die in einem Schreiben an Bundesminister Dobrindt adressiert wurden: Das Bundesverkehrsministerium stellte im März 2015 den Regionen und deren Gebietskörper- • Reduktion der Fahrtzeit zwischen Frankfurt und schaften die Ergebnisse der Korridorstudie in Mannheim auf unter 30 Minuten; Frankfurt am Main und Mannheim vor. Dabei zeigt sich, dass viele der obigen Ziele von CODE24 • Optimierung der integralen Vertaktung von verwirklicht werden können; ein Knackpunkt Fernverkehrszügen untereinander, aber auch bleibt jedoch die nachhaltige Entlastung des Mittel- zwischen dem Fern- und Nahverkehr, sowie rheintales. Diese Studie ist nunmehr auf der Inter- die Aufwertung wichtiger Umsteigeknoten zur netseite www.bmvi.de veröffentlicht. Stärkung der Siedlungsentwicklung;
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 11 Lärmschutz besser (be)greifen: Werkzeug zur Bewertung Lärmschutz von Lärmauswirkungen Aktion Bei Neubau und Änderung von Schienenstrecken, Werkzeuge für besseren Lärmschutz aber auch in vielen Bestandssituationen ist (zusätz- licher) Schallschutz erforderlich. Dabei kommt es Federführung auf die richtige Planung an. Dieser Prozess schließt Regionalverband FrankfurtRheinMain nicht nur die fachliche Bewertung und Behandlung und TechnologieRegion Karlsruhe der jeweiligen Situation ein. Ebenso wichtig ist es, Partner die Betroffenen zu informieren und sie an den Pla- Verband Region Rhein-Neckar nungen zu beteiligen. In der Regel werden Auswir- kungen in Form von bunten Karten dargestellt, auf Ergebnisse der die Lärmbelastung für größere Gebiete entlang Auralisationswerkzeug (Prototyp) zur einer Bahnstrecke abgelesen werden können. Unterstützung von Planungsprozessen inklusive Hörbarmachung: Planungsleitfaden für Nur wenige Menschen können jedoch mit diesen Lärmschutz an der Schiene Werten konkrete Hörerfahrungen verbinden. Die Information Meisten können erst nach der Umsetzung von auralisation.ibp.fraunhofer.de/CODE24/de/ Minderungsmaßnahmen ein Urteil abgeben, ob Fraunhofer (2014) ihr Ruhebedürfnis erfüllt ist. Daher wird mittler- weile auch die Hörbarmachung von Umweltlärm und seiner Minderung als Instrument der Bürger- information eingesetzt. Ausgehend vom real auf- genommenen Schall der Geräuschquellen, zum Beispiel Straßen- oder Schienenverkehr, werden die Maßnahmen zur Lärmminderung sowohl be- rechnet als auch hörbar gemacht. Diese Form der Simulation nennt sich „Auralisation“. Statt der Bewertung von Zahlen steht der Höreindruck im Vordergrund. Im Rahmen des Projektes CODE24 wurde ein Prototyp für eine solche Auralisation des Schienenverkehrslärms entwickelt. Eine solche Software kann dann beispielsweise den Planungs- und Bewertungsprozess begleiten und in vielen Fällen zur Versachlichung der Diskussion beitra- gen. Sie ist abrufbar unter http://auralisation. ibp.fraunhofer.de/CODE24/de/ (Installation einer Abbildung 8. Mittelrheintal (hier in Rüdesheim-Assmannshausen): Verkehrli- Ausführungsdatei erfoderlich). ches Nadelöhr mit der Lärmbelastung eines Presslufthammer Online-Transportbörse: Bessere Auslastung und Wettbewerbsfähigkeit der Schiene Unter Federführung des Regionalverbandes und entwickelt. Bundesweit über 370 Eisenbahnunter- der Universität Duisburg-Essen wurde ein Prototyp nehmen im Güterverkehr sprechen für sich. Die für einen internetbasierten „Marktplatz“ zum Anforderungen an eine solche Börse entstammen Austausch von Informationen über bahnseitige unter anderem einer Expertenanhörung beim Laderaumangebote und verladerseitige Nachfrage Regionalverband im März 2011. nach Transportdienstleitungen auf der Schiene
12 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Seit Oktober 2013 sind zwei Akteure erfolg- Online-Transportbörse Schiene reich am Markt und bieten aufbauend auf den CODE24-Erkenntnissen solche Marktplätze für Aktion das Internet europaweit an. Die Börse „Freit-One“ Online-Transportbörse für mehr Transparenz der Firma MWP aus Hamburg nutzt dabei den und Auslastung des Schienengüterverkehrs von CODE24 entwickelten Prototypen. Zugang zur Börse besteht über www.freit-one.com. Die Federführung Xantener Firma Bargelink GmbH, die bereits seit Regionalverband FrankfurtRheinMain und 2001 die gleichnamige Plattform für die Binnen- Universität Duisburg-Essen schifffahrt betreibt (www.bargelink.com), hat den Partner Online-Marktplatz „Railcargo-Online.com“ (www. TransCare AG, Transpetrol GmbH, Klaus railcargo-online.com) entwickelt. Erste Erfahrun- G. Becker Beratung für Schienenlogistik, gen nach einem Jahr Betrieb sind verheißungsvoll. Regionalverband Ruhr, Hafen Genua in Jede Plattform zählt rund 100 Nutzerinnen und Kooperation mit Betreiberfirmen MWP und Nutzer aus etwa 80 Unternehmen, wobei sich Bargelink nur wenige Akteure doppelt registriert haben. Für den Regionalverband bietet die Börse einerseits Ergebnisse die Chance, den Schienengüterverkehr in seiner Marktstudien Schienengüterverkehr, Prototyp Gesamtheit zu stärken und so die Bedienung und Inbetriebnahme durch zwei private der „letzten“ Meile bestenfalls bis zur Rampe Betreiber: zu sichern und andererseits durch die erhöhte MWP. www.freit-one.com Auslastung der vorhandenen Zugangebote die Bargelink: www.railcargo-online.com Akzeptanz bereits verkehrender Güterzüge bei Literatur der Bevölkerung zu verbessern. Endemann und Kaspar (2011). Endemann (2013). Abbildung 9. Optimale Nutzung der vorhandenen Zugkapazitäten: Beispiel Autotransportzüge
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 13 Entlastung der Region Frankfurt/Rhein-Main durch optimierte Anbindung der Mittelmeer- Seehafen-Anbindung Genua häfen Aktion Im CODE24-Projekt wurden spezielle Infrastruk- Optimierte Anbindung des Hinterlandes turerfordernisse im Bereich des Gütertransports des Hafens Genua mit dem Ziel des Abbaus der vorab erwähnten Unpaarigkeiten im Korridor beleuchtet. Durch eine Federführung bessere Anbindung des Korridors von Süden her Uniontrasporti könnten die Transportdistanzen auf dem Landweg Partner und somit auch Transitverkehre durch die Regi- TransCare, Hafen Genua, Hochschule Kehl on Frankfurt/Rhein-Main verringert werden. Ein Ergebnisse Shuttle-Zug vom Hafen Genua und den anderen Potenzialstudie auf Basis von Analysen Häfen Nordwestitaliens bis nach Süddeutschland der Güterströme wäre aus folgenden Gründen vorteilhaft: Literatur • Die Nutzung der neuen Schweizer Alpentunnel Uniontrasporti/TransCare (2013) in beide Richtungen, da Süd-Nord-Verbindun- gen wesentlich geringer ausgelastet sind als umgekehrt und somit Ladekapazitäten vorhan- den sind; • Die italienischen Häfen erschließen über die Schiene bisher nur den italienischen Raum. Personenverkehr: Ein Korridor – Andere Mittelmeerhäfen zeigen, dass mehr ein durchgehender Fahrplan Potenziale im grenzüberschreitenden Verkehr möglich sind; Unter Federführung des Regionalverbandes befasste sich das Teilprojekt „Erhöhung der • Die Andienung des Festlandes über die Mittel- regionalen Erreichbarkeit durch die Integration meerhäfen hat zudem den Vorteil des kürzeren des Hochgeschwindigkeitsverkehres“ mit den Gesamtweges aus Richtung Asien/Afrika mit Chancen des Hochgeschwindigkeitsverkehres für rund 20 Tagen Laufzeit gegenüber 25-27 Tagen die Regionen entlang des Korridors. Die Projekt- bei Andienung über die Nordseehäfen Rotter- kollegen des Turiner SiTI-Instituts haben hierzu dam, Antwerpen oder Amsterdam. die relevanten Personenverkehrsströme entlang des Korridors erfasst. Abbildung 10 verdeutlicht Für die Region Frankfurt/Rhein-Main wäre es daher große Fahrgastströme auf der Schiene innerhalb hilfreich, wenn zügig durch geeignete Maßnahmen der jeweiligen Nationalstaaten und zu einem insbesondere im Großraum Mailand die Engpässe kleineren Teil auch grenzüberschreitend. Dies lässt beseitigt werden und dadurch eine lückenlose sich einerseits aus der großen Binnenorientierung Transportkette möglich würde (Uniontrasporti, von Berufspendlern, Wochenend- oder Geschäfts- TransCare, 2013). reisenden erklären. Auf der anderen Seite ist das grenzüberschreitende Zugangebot mit Ausnahme des Raumes Basel lückenhaft, wie Abbildung 11 verdeutlicht. Das Beispiel Basel zeigt, dass sich bei einem entsprechenden Zugangebot mit Integration in das deutsche und Schweizer Netz beachtliche Fahrgastströme generieren lassen. Daher wird für eine Verbesserung des Taktangebotes auch an den anderen Grenzen plädiert. Die Projektgruppe erarbeitete Eckpunkte für ein Konzept zur besseren
14 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Erschließung im Fernverkehr unter Berücksichti- • Der Hochgeschwindigkeitsverkehr sollte weni- gung der optimalen und lückenlosen Verknüpfung ger auf isolierten Neubaustrecken stattfinden, der jeweiligen Regionen entlang des Korridors. als vielmehr die vorhandenen Knoten wie z. Kernpunkte dieses internationalen integrierten B. Frankfurt, Mannheim, Köln, Utrecht, Mai- Taktfahrplanes sind: land, Zürich, Genua besser verbinden. Einzelne Ergänzungsmaßnahmen wie z. B. die Strecke • Rund 60 % der Nachfrage im bundesdeutschen Frankfurt und Mannheim oder das dritte Gleis Personenfernverkehr auf der Schiene entsteht Oberhausen-Niederlande können trotzdem abseits großer Metropolen (Wewers, 2012). Ein notwendig sein. gut vertaktetes Fernverkehrsnetz mit Sicherung der regionalen Anschlüsse an wichtigen Knoten • Es bedarf nicht zwingend durchgehender wie Frankfurt am Main, Darmstadt, Mann- Zugangebote auf internationalen Relationen, heim oder Mainz verspricht daher wesentlich jedoch guter Übergänge in wichtigen Städten mehr Nachfrage als eine Fokussierung auf die wie beispielsweise Frankfurt, Köln, Basel oder ausschließliche, haltefreie Verbindung großer Mailand. Metropolen. • Auf die Zugfrequenz und Pünktlichkeit kommt • Für den Personenfernverkehr mit der Eisenbahn es an: Ein Stundentakt entlang des Korridors kann wesentlich mehr Nachfrage vom Pkw als ist notwendig, damit bei verpasstem Anschluss vom Flugzeug gewonnen werden. eine Weiterfahrt innerhalb eines überschauba- ren Zeitraums möglich ist. • Schnelle Zugangebote darüber hinaus sind denkbar, sofern sie dem vertakteten Grundan- gebot nicht zu viel Nachfrage wegnehmen und so dessen Existenz gefährden. • Auf Grund zunehmenden Wettbewerbs in Europa ergeben sich unterschiedliche Preise, wie Erfahrungen aus Italien zeigen. Gleichwohl ist es wichtig, dass im Falle einer Verspätung auch Züge anderer Anbieter genutzt werden können. Dies ist beispielweise bei Übergän- gen zwischen den Zügen Thalys und dem ICE derzeit nicht der Fall. © SiTI-Auswertungen für CODE24 aus Basis der Datenbank ETIS+ (Arnone et al., 2015) Zusammenfassend gilt für die Einbindung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs: Weniger Stre- cken für Höchstgeschwindigkeiten trassieren, sondern den Personenverkehr dort beschleuni- gen, wo sich Vorteile für einen guten Takt im Fernverkehr und bei der Vernetzung mit dem Regionalverkehr ergeben. Abbildung 10. Verteilung der Nachfrage im Personenverkehr pro Jahr entlang des Korridors
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 15 Abbildung 11. Personenfernverkehr: Heutiges Fahrplanschema mit Verbesserungspotenzial
16 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Erläuterung zu Abbildung 11: Schematische Darstel- lung des derzeitigen Fahrplanangebotes im Fernver- Hochgeschwindigkeitsverkehr kehr entlang des Korridors mit den Fahrzeiten zwi- schen ausgewählten Bahnhöfen (hellblau) sowie den Aktion Aufenthaltszeiten (ockerfarben) an diesen Stationen. Erhöhung der regionalen Erreichbarkeit Je dicker eine Linie, desto mehr Züge verkehren im durch die Integration des Taktverkehr mit Abfahrtszeiten zur gleichen Minute. Hochgeschwindigkeitsverkehres Es werden zudem mögliche Verbesserungsmaßnah- men entlang der Strecke (rot) sowie in den Bahnhöfen Federführung aufgeführt (gelb). Lesebeispiel: Eine kürzere Fahrzeit Regionalverband FrankfurtRheinMain im Knoten Basel SBB (Schweizer Bahnhof) ist schon Partner heute möglich, würde der Anschluss in Richtung ETH Zürich, Hafen Genua, ILS Dortmund, SiTI Mailand um eine halbe Stunde verlegt werden. Ein Torino, Uniontrasporti, Verband Region Rhein- Beispiel für eine Verbesserung der Streckennutzung Neckar ist die Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, welche Ergebnisse eine entscheidende Steigerung der Kapazität mit sich Nachfragepotenziale des brächte und sich die heutige Fahrzeit von 37 Minuten Hochgeschwindigkeitsverkehres auf rund 30 Minuten verkürzen ließe. In Mannheim Fernverkehrskonzept für den Korridor mit Hbf (Hauptbahnhof) ergeben sich zudem Optimierun- optimaler regionaler Einbindung gen durch eine Aufenthaltszeit, die derzeit bei bis zu 13 Minuten liegt. Information Arnone et al. (2015) Abbildung 12. Durchgehende, grenzüberschreitende Fernzüge wie der TGV Frankfurt-Marseille sind eher die Ausnahme … eine gute Vertaktung des Fernverkehrs wie hier in Basel SBB sorgt jedoch für eine lückenlose Reisekette
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 17 Zukunft des Korridor-Netzwerks © Tobias Schwerdt, Bearbeitung durch Regionalverband Abbildung 13. Unterzeichnung der EVTZ-Absichtserklärung anlässlich der CODE24-Konferenz 2014 in Mannheim Die bewährte grenzüberschreitende Zusammen- entlang des Korridors auf europäischer Ebene arbeit im Projekt CODE24 wird mit dem im Jahr können mehr Gewicht erhalten. 2015 von 14 Institutionen gegründeten „Europäi- schen Verbund zur Territorialen Zusammenarbeit“ Diese interregionale Zusammenarbeit soll verfestigt (EVTZ) mit der Bezeichnung „Interregional Alliance und ausgebaut werden, um optimale Lösungen im for the Rhine-Alpine-Corridor“ fortgesetzt. Ziel Gesamtverkehrssystem und nicht nur isoliert für den solcher Verbünde ist die Förderung der grenz- Fernverkehr zu finden. Hierfür stellt der EVTZ mit überschreitenden Zusammenarbeit von Akteuren. seiner geregelten Zusammenarbeit vieler Regionen Gründungsmitglieder des EVTZ „Interregional und zahlreicher Gebietskörperschaften und weiterer Alliance for the Rhine-Alpine-Corridor“ sind über- Institutionen eine hervorragende Grundlage dar. wiegend Partner des CODE24-Projektes (darunter Vor diesem Hintergrund ist der Beitritt weiterer im der Regionalverband FrankfurtRheinMain) sowie Korridor liegender Institutionen auch aus dem Rhein- weitere Institutionen aus den Ländern Niederlande, Main-Gebiet wünschenswert. Dies stärkt den Einfluss Italien und Deutschland. Weitere Akteure aus den der Region Frankfurt/Rhein-Main und ist zugleich Anrainerstaaten des Korridors haben ihr Interesse auch eine Chance für die beitretenden Institutionen, bekundet, dem EVTZ beizutreten. sich innerhalb des Korridors zu profilieren und eigene Entwicklungschancen zu verbessern. Beitrittsberech- Die kontinuierliche Zusammenarbeit soll dazu tigt sind Gebietskörperschaften von EU-Mitgliedslän- beitragen, regionale Entwicklungspotenziale durch dern sowie öffentliche Unternehmen. den Ausbau der Schienenverkehrsinfrastruktur zu sichern. Überörtliche Infrastrukturprojekte sollen Darüber hinaus sollen durch die EVTZ-Mitglieder durch gemeinsame Positionierungen der Regionen weitere Projekte angestoßen werden, mit denen voran gebracht werden. Damit soll korridorweit der eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Regionalent- Schienengüterverkehr gestärkt und der Straßengü- wicklung in den Regionen gestaltet und regionale terverkehr reduziert bzw. dessen weitere Zunahme Konzepte für Siedlung, Freiraum, Infrastrukturen begrenzt werden. Darüber hinaus kann damit der und Mobilität entwickelt, angepasst und erprobt Zugang der Regionen zu Informationen im Rahmen werden können. Hierzu sollen wenn möglich För- übergeordneter Planungen (Bundesverkehrswege- dermöglichkeiten der Europäischen Union und der planung, Europäische Rahmenplanungen) erleich- nationalen Ebenen genutzt werden. Die Zugäng- tert werden. Regionale und kommunale Interessen lichkeit wird durch den EVTZ verbessert.
18 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Schlussfolgerung Mit der Beteiligung am CODE24-Projekt konnte der verorteter Terminals zur Umladung von der Schiene auf die Regionalverband wesentlich zur Sensibilisierung für Straße zur Feinverteilung können hier Lösungsansätze sein. das Thema Schienengüterverkehr beitragen. Ein Ausbau der Schienenstrecken in Norditalien könnte zu einer besseren Verteilung des Güterverkehrs im Hinterland Die Akzeptanz des Schienengüterverkehrs ließe der Seehäfen führen und unsere Region beträchtlich von sich jedoch steigern, wenn neben Lärm reduzie- Transitverkehr entlasten. renden technischen Maßnahmen, wie zum Beispiel dem sukzessiven Einbau der „Flüsterbremse“, Diese Maßnahmen sowie ein zielgerechter Ausbau des die vorhandenen Kapazitäten besser genutzt und Korridors mit weniger isolierten Strecken für den Hoch- damit Leerfahrten vermieden würden. Hier setzten geschwindigkeitsverkehr können den Korridor wesentlich die beiden Online-Transportbörsen für die Schiene stärken, ohne die Lebensqualität weiter zu beeinträchtigen. an. Die Abwanderung auf die Straße ist auf jeden Der Regionalverband wird an der Entwicklung des Korridors Fall die schlechtere Alternative, da insbesondere weiter teilhaben und wirkt deshalb in der Nachfolgeorganisa- bei der Bedienung der so genannten „letzten tion EVTZ mit. Meile“ sensible Ortslagen besonders vom Stra- ßentransport betroffen sind. Erhalt und Nutzung von Gleisanschlüssen oder das Angebot dezentral
R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a 19 Literatur Arnone, M., Delmastro, T., Endemann, P., Otsuka, N., Pensa, S., Rosa, A. (2015). Towards an Integrated Railway Network Along the Corridor Genoa-Rotterdam, In: Drewello, H. and B. Scholl (Hrsg.): Integrated Spatial and Transport Infrastructure Development on the European North-South Corridor Rotterdam – Genoa, Springer, Heidelberg. Drewello, H., Scholl, B. (Hrsg.) (2015): Integrated spatial and transport infrastructure development on the European North-South Corridor Rotterdam-Genoa. An interdisciplinary and joint attempt for more sustainability and effectiveness in European transport infrastructure development. Springer, Heidelberg. Drewello, H., Huschebeck, M., Schick, N. (2015): Bottlenecks and regional economic impact: Simulations with the CODE24-Transport-Modell, in: Drewello, H., Scholl, B. (2015): Integrated spatial and transport infrastructure development on the European North-South Corridor Rotterdam-Genoa. An interdisciplinary and joint attempt for more sustainability and effectiveness in European transport infrastructure development, Springer, Heidelberg. Drewello, H., Dittrich, I., Gütle, S. (2013): Kapazitätsbelastung der Rheintalbahn – Zugzahlmessung mit Infrarottechnik. Internationales Verkehrswesen, 65 (4), 48-5. Drewello, H., Grubert, U. (2013). Identification of hindrances, bottlenecks and important location factors for logistic companies along the corridor Rotterdam-Genoa. Results of an Internet survey in 2012. Zweiter CODE24-Bericht zur Aktion 9, Mai 2013, Kehl. Endemann, P. (2013). CODE24: ein Korridor – ein transparenter Markt(platz). Güterbahnen 12 (2), 46-48. Endemann, P., Kaspar, T. (2011). Online-Transportbörse soll Schienengüterverkehr stärken – Was braucht die Praxis? Güterbahnen 10 (4), 31-36. Fraunhofer Institut für Bauphysik (2014). CODE24-Auralisationswerkzeug, im Auftrag von Regionalverband FrankfurtRheinMain, TechnologieRegion Karlsruhe und Verband Region- Rhein-Neckar. ProgTrans (2013). Auswertungen der Verkehrsverflechtungen entlang des Korridors Rotterdam – Genua, Studie im Auftrag des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain, Basel. Simon, B. (2012). CODE24 – Eine Hochleistungstrasse, von der auch die Metropolregion Frankfurt RheinMain profitiert, Forum Executive GmbH (Hrsg.) Mobilität & Logistik der Zukunft, Online-Supplement, http://www.faz-forum.com/logistik/index.php. Uniontrasporti, TransCare (2013). Feasibility of a Shuttle-Train Genoa to the Hinterland. Slide Report, Mailand/Wiesbaden. Wewers, B. (2012). Nah-, Fern- und Güterverkehr im Deutschland-Takt, Eisenbahntechnische Rundschau, 61 (7+8), 3.
20 R e g i o n F r a n k f u r t / R h e i n - M a i n i m H e r z e n d e s K o rr i d o r s R o t t e r d a m – G e n u a Impressum Herausgeber Regionalverband FrankfurtRheinMain Der Regionalvorstand Poststraße 16 60329 Frankfurt am Main www.region-frankfurt.de Kontakt Peter Endemann Telefon: +49 69 2577-1588 Telefax: +49 69 2577-1349 E-Mail: endemann@region-frankfurt.de Mitgewirkt haben: Karin Göbel, Beate Huf, Ernst Kleinwächter, Joachim Wempe (Regionalverband), Hansjörg Drewello (Hochschule Kehl), Alessandro Africani, Roberta Delpiano (Uniontrasporti), Johannes Kohlschütter, Andreas Deutsch (TransCare). Stand: März 2015 Fotos: Soweit nicht anders angegeben aus Bildarchiv des Regionalverbandes © 2015 Regionalverband FrankfurtRheinMain Diese Broschüre entstand mit Mitteln des Interreg IVB-NWE-Förderprogramms der EU
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