Rekordschmelze am Dachstein beeinflusst die saubere Stromerzeugung aus Wasserkraft

Die Seite wird erstellt Emil Baumgartner
 
WEITER LESEN
Rekordschmelze am Dachstein beeinflusst die saubere Stromerzeugung aus Wasserkraft
Presseinformation

                                                         Linz, 14.03.2012

Rekordschmelze am Dachstein
beeinflusst die saubere
Stromerzeugung aus Wasserkraft
Seit dem Bestehen der wissenschaftlichen
Untersuchung der Dachsteingletscher, seit fünf
Jahren, ist die Energie AG Oberösterreich Partner
von Blue Sky Wetteranalysen und des Landes
Oberösterreich bei diesen umfassenden
wissenschaftlichen Arbeiten am Dach
Oberösterreichs. Nun liegt ein erstes,
repräsentatives Zwischenergebnis vor:
Oberösterreichs höchster Berg verliert in großem
Tempo Gletschermasse – und zwar 2011 im
Ausmaß von mehr als 6 Millionen Kubikmeter
Wasser pro Jahr. Das ist bisher trauriger Rekord
und der Höhepunkt. Im Vergleich mit den ersten
Untersuchungen von Friedrich Simony um 1840
und den ersten Studien der Energie AG aus den
1950-er Jahren wird ein dramatischer Rückgang
des Gletschers ersichtlich. Setzt sich dieses
Tempo so fort, dann wird der Dachstein-Gletscher
in 20 Jahren verschwunden sein.

Energie AG Generaldirektor Leo Windtner: „Das
Schmelzen des Gletschers reduziert beträchtlich
das Wasservolumen, das hier gespeichert wird.
Das hat auch Auswirkungen auf die
Wasserführung der Traun.“

Umwelt-Landesrat Rudi Anschober: „Gletscher
sind die Fieberthermometer unseres Planeten.“

Die Energie AG Oberösterreich und die Umweltabteilung
des Landes Oberösterreich unterstützen seit 5 Jahren
das wissenschaftliche Projekt „ Untersuchung von Klima
und Massenhaushalt der Dachsteingletscher“. Unter der
Federführung der Universität Innsbruck und „Blue Sky
Rekordschmelze am Dachstein beeinflusst die saubere Stromerzeugung aus Wasserkraft
Wetteranalysen“ in Attnang-Puchheim wurden in den
vergangenen Jahren intensive Untersuchungen
durchgeführt, die Aufschluss über den Zustand des
Gletschers unter den veränderten klimatischen
Bedingungen bringen soll.

Der Dachstein als höchster Berg Oberösterreichs ist
nicht nur die einzige Gletscherfläche Oberösterreichs, er
liegt mit seinem Einzugsgebiet auch am Beginn der
Kraftwerkskette der Energie AG entlang der Traun. Der
Dachsteingletscher ist auch die zentrale Quelle für die
Speisung der Traun-Kraftwerke: Entlang der Traun
nutzen insgesamt 12 Lauf- und 6 Speicherkraftwerke
die Energie des Wassers. Die Stromerzeugung stellt mit
durchschnittlich 675 GWh pro Jahr einen wesentlichen
Bestandteil der Wasserkrafterzeugung des
Unternehmens dar und versorgt rund 600.000
Haushalte jährlich mit elektrischer Energie.

Die Wasserkraft gewinnt darüber hinaus zunehmend an
Bedeutung, da sie die bedeutendste und wichtigste
erneuerbare Form der Energiegewinnung darstellt. Mit
den Veränderungen im Energiesystem unter dem Motto
„Raus aus der Atomkraft, rein in die erneuerbaren
Energien“ fällt der Wasserkraft eine zentrale Rolle in
der Sicherung der Energieversorgung der Zukunft zu.
Deshalb ist die Entwicklung der Gletscherabflüsse ein
wesentliches Thema, das sich aufgrund des von statten
gehenden Klimawandels auch in der
Verteilungsveränderung der Niederschläge
widerspiegelt.

Rekord-Gletscherschmelze 2011
beeinträchtigt die Wasserkrafterzeugung

Die steigenden Temperaturen bewirken seit 30 Jahren
ein stetigen, in den letzten 10 Jahren sogar einen
rasanten Rückgang der Gletscher. Im abgelaufenen
hydrologischen Bilanzjahr 2011 lag das Abschmelzen
des „Wasserreservoirs“ Dachsteingletscher aufgrund
der Wettersituation weit über dem Durchschnitt, muss
angesichts der Realwerte und Untersuchungen sogar als
Rekordwert bezeichnet werden. Einen Teil dazu
beigetragen hat sicherlich der extrem trockene Winter
2010/11, in dem der Gletscher weniger Masse aufbauen
konnte als sonst. Dieses Aufbrauchen der
Gletschermasse hat sich in den Frühjahrs- und
Sommermonaten vorerst noch positiv auf den
Wasserstand der Zubringerflüsse der Traun und die
Traun selbst ausgewirkt.
„Wir haben im Spätsommer und vor allem dann im
extrem trockenen Herbst gemerkt, dass die
Wasserführung spürbar zurückgegangen ist“, sagt
Windtner. Das habe zu einem bestimmten Teil auch
damit zu tun, dass durch die extreme Troclemjeot am
Gletscher keine zusätzlichen Reserven aufgebaut
werden konnten. Mit den Messwerten aus den
Wasserkraftwerken in Einklang gebracht, lassen sich
deutliche wirtschaftliche Rückschlüsse auf die
Leistungsfähigkeit der Kraftwerke ziehen: „Dass die
Erzeugung aus Wasserkraft im abgelaufenen
Geschäftsjahr um rund 20 Prozent unter dem
langjährigen Durchschnitt gelegen hat, hat seine
Ursache in den niederschlagsarmen Herbstmonaten, die
Situation auf dem Dachsteingletscher hat dazu aber
sicher auch ihren Teil beigetragen“, sagt Windtner und
fügt hinzu: „Jeder Kubikmeter Wasser, den wir über die
Turbinen im Verlauf der Traun abarbeiten können, hilft
uns die Stromerzeugung aus umweltfreundlicher,
sauberer Wasserkraft zu sichern!“

Der Dachstein-Gletscher ist
ein großer, natürlicher Speicher

„Der Dachstein ist für die Kraftwerkskette an der Traun
mit einem natürlichen Speicher vergleichbar, der vor
allem in den Sommermonaten durch die natürliche
Eisschmelze die Wasserführung wesentlich beeinflusst",
sagt Windtner.

Großen Anteil an der Stromproduktion hat die
Erzeugung aus der Kraftwerkskette Gosau. Am Fuße
des Dachsteinmassivs gelegen, ist der Gosausee heute
wegen seiner landschaftlichen Schönheit ein beliebtes
Ausflugsziel. Das Naturschauspiel ist jedoch nicht
ausschließlich Natur: Der See in seiner heutigen Form
entstand erst durch den Bau der Stauanlage, die 1911
fertiggestellt wurde. Durch den Staudamm wird der
Wasserspiegel des Sees um rund 15 Meter angehoben -
das bedeutet, dass der See zusätzlich 8,5 Millionen
Kubikmeter Wasser mehr aufnehmen kann. Mit diesem
Fassungsvermögen fängt er einen Teil der
Niederschlags- und Schmelzwässer aus dem Dachstein-
Gebiet und dient der Energie AG damit als
Jahresspeicher für die Kraftwerkskette Gosau, die für
die Spitzenlastabdeckung des Strombedarf von
wesentlicher Bedeutung in der Region ist.

Von diesem generationenübergreifenden Denken bei
der Wasserkraftnutzung profitiert heute ganz
Oberösterreich. „Wasserkraft ist Energie für
Generationen und gelebter Klimaschutz“, sagt
Windtner. Die Leistungen von damals haben noch heute
Bestand und sind mit ihrem Nutzen noch lange nicht
am Ende. Eine Parallele zu diesem Denken und Handeln
über Generationen sieht Windtner auch beim
Engagement der Energie AG im Bereich der
Gletscherforschung, die man aus eigenem Antrieb
schon in den 1950-er Jahren betrieben und jetzt wieder
aufgenommen hat.

Hohes Eigeninteresse an der
Forschungsinitiative des Landes

Auf Initiative von Umwelt-Landesrat Rudi Anschober
und Blue Sky Wetteranalysen wurde die
Gletscherforschung am Dachstein vor fünf Jahren
wieder aufgenommen. Seit 2006 läuft nun das Projekt
„Untersuchung von Klima und Massenhaushalt der
Dachsteingletscher“. Ein Bestandteil der
Bilanzerstellung ist die Erhebung der Schneedecke und
des Niederschlags, diese Messwerte geben auch
Rückschluss auf das zur Verfügungen stehende
Schmelzwasser in den Sommermonaten.

Eine Massenbilanz gibt Aufschluss über das Verhalten
eines Gletschers – ob dieser an Volumen zulegt oder
verliert. Letzteres ist seit beinahe 30 Jahren am
Dachstein der Fall. Waren es in den ersten
Projektjahren rund 2 Millionen Kubikmeter Wasser, die
am Hallstätter Gletscher verloren gingen, so waren es
im Bilanzjahr 2011 rund 6 Millionen Kubikmeter
Wasser. Dieser Werte ist auch im Vergleich mit anderen
Österreichischen Gletschern bemerkenswert zumal der
Dachsteingletscher normalerweise aufgrund der hohen
Niederschlagsmengen hohe Abschmelzraten durch eine
große Schneerücklage kompensieren kann – am
Dachsteingletscher war das im Vorjahr allerdings nicht
der Fall.

Aufgrund der unterdurchschnittlichen Schneemengen
im Winter 2010/11 war die Ausgangsituation bereits im
Frühjahr schlecht, die warmen Sommertemperaturen
mit ergiebigen Regenfällen bis in die Gipfelregionen
haben dann das Abschmelzen der Schneereserven
beschleunigt. Im Mittel über die gesamte Fläche von
3 km2 ergab die in Summe einen Nettoverlust von 200
Zentimetern oder umgerechnet 6,06 Millionen
Kubikmeter Wasser.

Zum ersten Mal seit dem Rekordsommer 2003 war der
Gletscher – abgesehen von einigen kleinen Stellen –
schneefrei. Der starke Massenverlust führte auch zu
starken Veränderungen der Oberflächenstruktur und
brachte durch vermehrte Spaltenbildung sogar
Problemen im touristischen Bereich mit sich.

Abbildung über die Verteilung des Massenverlustes am Hallstätter
Gletscher 2011

Die Gletscherfläche am Dachstein beträgt derzeit noch
rund 5 km2, die Fläche ist also im Vergleich zur
Gesamtfläche des Einzugsgebietes nicht sehr groß. Bei
den großen Niederschlagsmengen im inneren
Salzkammergut stellt der Gletscher ein großes
Niederschlagsreservoir dar.

Veränderung des Gletschers verändert
Wasserhaushalt im Salzkammergut

„Geht die Entwicklung mit der derzeitigen
Geschwindigkeit weiter, ist in einigen Jahren mit einem
spürbaren Nachlassen der Wasserspende im Sommer
zu rechnen“, erklärt Gletscher-Experte und Projektleiter
Klaus Reingruber. Das heißt im Klartext, dass bei
weiterer Erwärmung sich die Menge des
Schmelzwassers und somit der Wasserstand in den
Flüssen verändern und zurückgehen wird. Zudem wird
die Gletscherfläche als Pufferspeicher fehlen und Regen
wird schneller abfließen und ev. Hochwasser
verstärken. Die Veränderung am Dachstein-Gletscher
hat auch Auswirkungen auf den Wasserhaushalt des
inneren Salzkammergutes“, ist Reingruber überzeugt.

Steht das Ablaufdatum
des Gletschers bereits fest?

Im Zuge der Arbeiten wurde am Hallstätter Gletscher
mittels Radar erstmals auch die Eisdicke auf der
gesamten Fläche gemessen. Mit dem Wissen über die
Wasser- und Eisvorräte am Gletscher und den
Ergebnissen der jährlichen Massebilanzmessungen
können die Wissenschaftler nun erstmals ein
„Ablaufdatum“ des Gletschers abschätzen. Würde eine
ähnliche klimatische Situation wie 2011 mehrmals
auftreten so ist eine Abschmelzung eines beträchtlichen
Teils des Gletschers in den nächsten 20 bis 30 Jahren
möglich.

Die aktuelle Wintersaison mit seinen Schneehöhen von
bis zu 5 Meter im Dachsteingebiet gibt aber Anlass zu
Hoffnung dass die Bilanz im laufenden Jahr positiver
ausfällt. Durch die Fortsetzung des Projektes werden
weitere Aufschlüsse über das Verhalten des Gletschers
unter den derzeitigen klimatischen Verhältnisse
erfolgen, vor allem auch wie lange man auf das
Wasserreservoir Dachsteingletscher zählen kann.

Anschober: „Wissenschaftliche
Aufarbeitung des Themas ist notwendig!“

Die Wichtigkeit der Gletscherforschungen streicht auch
Umwelt-Landesrat Rudi Anschober hervor: „Gletscher
sind die Fieberthermometer unseres Planeten, sein
Frühwarnsystem.“ Die durch die Klimakrise steigenden
Temperaturen auf der Erde führen zu einem immer
rascheren Abschmelzen des sogenannten ewigen Eises
in den Gletscherregionen und am Nord- und Südpol. „Es
ist wichtig, dass wir hier wissenschaftliche Erkenntnisse
aus den Beobachtungen bekommen und diese
Veränderungen auch entsprechend dokumentiert
werde. Die Klimakrise wird enorme Kosten
verursachen, wenn wir nicht rechtzeitig gegensteuern“,
sagt Anschober. Die von der Energie AG aufgezeigten
sinkenden Erträge bei der Stromerzeugung durch
Wasserkraft seien nur ein Beispiel von vielen.

Rückfrage:
Michael Frostel MSc
T 05/9000-3993
M 0664/60165-3993
E michael.frostel@energieag.at
Sie können auch lesen