Republik Korea: Wirtschaftsbericht - Switzerland Global Enterprise

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SCHWEIZERISCHE BOTSCHAFT IN DER REPUBLIK KOREA

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     Seoul, 16.07.2019

                               Republik Korea: Wirtschaftsbericht

Zusammenfassung – Executive summary

Südkorea blickt auf eine der grössten Erfolgsgeschichten der Wirtschaftshistorie zurück. Nach dem
Koreakrieg konnte sich das asiatische Land innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten zu einer der führenden
Industrienationen der Welt aufschwingen. Dies reflektiert sich auch in verschiedenen internationalen Ran-
kings. Im Global Competitiveness Index des World Economic Forum (WEF) 2018 belegte Südkorea den
15. Rang von insgesamt 140 untersuchten Ländern. Das makroökonomische Umfeld, die Grösse des Mark-
tes, die Infrastruktur und die Innovationskraft wurden überdurchschnittlich positiv bewertet. Schwächere No-
ten erhielt Südkorea bezüglich der Arbeitsproduktivität und der Entwicklung des Finanzsystems. Im 2019
World Bank Doing Business Ranking belegte Südkorea in der Kategorie «Ease of Doing Business» den
5. Rang (Schweiz Rang 38, Japan Rang 39 und China Rang 46). Einzig in der Unterkategorie «Zugang zu
Krediten» schnitt das Land im Vergleich zur internationalen Konkurrenz schlecht ab.

Die wirtschaftliche Bilanz von Präsident Moon Jae-in nach zwei Jahren im Amt fällt durchzogen aus. Dies
ist einerseits auf äussere Faktoren wie die globale Wirtschaftskonjunkturabschwächung, den Handelskrieg
zwischen den beiden wichtigsten Handelspartnern China und den USA sowie auf die zunehmende Konkur-
renz asiatischer Niedriglohnländern zurückzuführen. Andererseits hat auch eine zu ambitionierte Umsetzung
seiner sozialdemokratisch orientierten wirtschaftspolitischen Neuausrichtung mit einer markanten Anhebung
des Mindestlohns (2018 um 16.4% und 2019 um 10.9% auf ca. 7.– CHF pro Stunde), einer Reduktion der
hohen maximal zulässigen Wochenarbeitszeit (von 68h auf 52h) sowie einer Umwandlung von befristeten
Arbeitsverhältnissen in reguläre Stellen dazu beigetragen. Mit einem von der Bank of Korea ausgewiesenen
Wirtschaftswachstum von 2.7% im Jahr 2018 verzeichnete die viertgrösste Volkswirtschaft Asiens die
tiefste BIP-Entwicklung seit 2012. Das Exportvolumen legte 2018 noch um 4% zu, ist aber in den ersten
beiden Quartalen 2019 rückläufig. Der Arbeitsmarkt bleibt mit einer Arbeitslosenrate von 3.7% und einer
Jugendarbeitslosigkeit von rund 10% im Jahr 2018 für südkoreanische Verhältnisse weiter angespannt. Das
als unattraktiv wahrgenommene Investitionsklima spiegelte sich auch an den südkoreanischen Aktienmärk-
ten wieder, welche einen Nettoabfluss von Auslandskapital in der Höhe von mehreren Milliarden Franken
verzeichneten. Die Zentralbank prognostizierte für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2.6%,
korrigierte dies jedoch kürzlich auf 2.4-2.5%. Gleichzeitig revidierten die Kreditratingagenturen Fitch Ratings
und Standard and Poor’s ihre Prognosen auf 2%.

In den Augen vieler Koreaner hat die Regierung ihr Versprechen nicht eingelöst, eine nachhaltige Verbesse-
rung der Lebenssituation herbeizuführen. Angesichts der wirtschaftlichen Baisse und der sich vergrössern-
den Einkommensunterschiede (Anstieg des Gini-Koeffizienten von 0.375 im ersten Quartal 2017 auf 0.401
in der gleichen Zeitspanne 2018) hat Präsident Moon am 9. November nicht nur seinen Finanzminister und
seinen wirtschaftlichen Chef-Berater ausgewechselt, sondern auch seine sozial-arbeitsrechtlichen Reformen
mit einer Reduzierung der angekündigten Mindestlohnerhöhung und mit grosszügigen Übergangsfristen bei
der maximalen Arbeitszeitreduzierung entschärft. Nichtsdestotrotz gibt es vereinzelte Lichtblicke: Der Pri-
vatkonsum erreichte 2018 den höchsten Wert seit sieben Jahren und das Bruttonationaleinkommen pro
Kopf überschritt mit $31’000 die 30’000-Marke deutlich. Im internationalen Vergleich steht das OECD-Mit-
glied Südkorea immer noch gut da. Mit einer Wirtschaftsleistung von 1.62 Bio. USD1 im Jahr 2018 ist es die
elftgrösste Volkwirtschaft und der fünftgrösste Exporteur der Welt. Die Exportquote von 44% (Exporte
im Verhältnis zum BIP)2 ist zuletzt zwar gesunken, liegt aber immer noch deutlich über derjenigen anderer
OECD-Länder von ähnlicher Grösse. Die fiskalpolitische Ausgangslage gestaltet sich trotz hoher sozialmoti-
vierter Ausgaben weiterhin gut. Die öffentliche Gesamtverschuldung wird in diesem Jahr auf etwas über
40% ansteigen. Dank hohen Devisenreserven von knapp über 400 Mrd. USD3 im September 2018, Kapital-
verkehrskontrollen und einem grossen Leistungsbilanzüberschuss von 5.1% (Ende 2017) ist Korea ver-
gleichsweise gut gerüstet für den Fall weltwirtschaftlicher Verwerfungen. Der grösste Teil der Bevölkerung
und die südkoreanischen Medien schenken diesen Trends, wie auch der Tatsache, dass Südkorea hinsicht-
lich Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit weit besser abschneidet als die meisten anderen OECD-Staa-
ten, jedoch kaum Beachtung.

Präsident Moon wird sich in den verbleibenden drei Jahren seiner Amtszeit auf die Förderung der Wirtschaft
konzentrieren müssen. Die steigenden Produktionskosten müssen durch eine verbesserte Produktivität
und durch Innovation wettgemacht werden. Aus diesem Grund versucht sich Südkorea als Forschungs-
und Entwicklungsstandort sowie als Test- und Referenzmarkt für ganz Asien bei Hightech- oder Lifestyle-
Produkten zu positionieren. Die koreanische Regierung und die Chaebols investieren beachtliche Beträge in
die Forschung in den Bereichen künstliche Intelligenz, Big Data bzw. Digitalisierung, Wasserstofftechnolo-
gien und in erneuerbare Energien.

Die schweizerisch-südkoreanischen Handelsbeziehungen entwickelten sich in den letzten Jahren aus
Sicht der Schweiz insgesamt erfreulich. Das bilaterale Handelsvolumen hat Ende 2018 rekordhohe 4.31 Mia.
CHF erreicht (2017: 3.99 Mia. CHF). Wie bereits 2017 (+12.3%) kam es letztes Jahr erneut zu einer etwas
schwächeren Zunahme der schweizerischen Exporte um 7.9% auf insgesamt 3.52 Mia. CHF. In den Monaten
Januar bis Mai 2019 setzte sich der Abwärtstrend fort. Das Exportwachstum betrug nur noch 4.5%. Der
südkoreanische Markt birgt weiteres Potential für qualitativ hochstehende innovative Produkte insbesondere
in den Bereichen Medtech, Präzisionsmaschinen und Chemie, aber auch für hochstehende Nischen-Kon-
sumgüter sowie Dienstleistungen in den Bereichen ICT und Blockchain.

Südkorea hat in den letzten 15 Jahren ein dichtes Netz von Freihandelsabkommen (FHA) abgeschlossen.
Über Investitionen in Südkorea können mittlerweile gut 70 Prozent der Weltwirtschaft – gemessen am BIP –
zu Präferenzzöllen beliefert werden. Die Regierung strebt – angesichts des Klumpenrisikos mit China (Ten-
denz sinkend aber immer noch knapp 26% des gesamten Aussenhandelsvolumens) – eine Diversifizierung
der Absatzmärkte an und konzentriert sich hauptsächlich auf bevölkerungsreiche Märkte in Eurasien, ASEAN
und Lateinamerika. Die Schweiz möchte das im EFTA-Rahmen mit Korea abgeschlossene FHA von 2006
modernisieren, ein Anliegen, das von Südkorea aufgrund des fehlenden Interesses der eigenen Wirtschaft
auf die lange Bank geschoben wird. Immerhin haben die Schweiz und Südkorea anfangs Juni 2018 eine
Vereinbarung über die gegenseitige Anerkennung der Guten Herstellungspraxis für Arzneimittel paraphiert
(GMP- Agreement). Damit wird das Marktzugangsverfahren für Arzneimittel in das jeweilige Partnerland ver-
einfacht.

1
  2018, World Bank 2019 (https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.MKTP.CD?year_high_desc=true).
2
  2018, World Bank 2019 (https://data.worldbank.org/indicator/NE.EXP.GNFS.ZS).
3
  Per März 2018, Bank of Korea, achtgrösste Reserven weltweit, die Schweiz liegt auf Rang 3.

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Inhaltsverzeichnis

1. WIRTSCHAFTLICHE TRENDS UND HERAUSFORDERUNGEN ......................................................... 4
   1.1.      SINKENDES W IRTSCHAFTSWACHSTUM ................................................................................................ 4
   1.2.      TEURE STAATLICHE MASSNAHMEN GEGEN DIE STEIGENDE ARBEITSLOSIGKEIT ...................................... 4
   1.3.      MASSIVE INVESTITIONEN IN ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN ........................................................................ 5
   1.4.      LIBERALISIERUNG IM FINTECH-BEREICH.............................................................................................. 5
   1.5.      ENERGIEPOLITIK UNTER DEM STERN DES UMWELTSCHUTZES ............................................................... 5
   1.6.      STARTUP HOTSPOT ASIENS? ............................................................................................................. 6
   1.7.      STÄRKUNG DER KMU ALS LANGZEITPROJEKT ..................................................................................... 6
   1.8.      KAMPF GEGEN DIE KORRUPTION UND UNGEBÜHRLICHE EINFLUSSNAHME .............................................. 6
   1.9.      WEITERE HERAUSFORDERUNGEN....................................................................................................... 7
2. INTERNATIONALE UND REGIONALE WIRTSCHAFTSABKOMMEN ................................................. 7
   2.1.      POLITIK UND PRIORITÄTEN ................................................................................................................. 7
   2.2.      EFTA-KOREA FHA: PERSPEKTIVEN FÜR DIE SCHWEIZ ........................................................................ 8
3. AUSSENHANDEL ................................................................................................................................. 8
   3.1. ÜBERBLICK ....................................................................................................................................... 8
     3.1.1. Waren .......................................................................................................................................... 8
     3.1.2. Dienstleistungen ........................................................................................................................... 9
   3.2. BILATERALER HANDEL.................................................................................................................................................... 9
     3.2.1. Warenhandel ................................................................................................................................ 9
     3.2.2. Dienstleistungshandel ................................................................................................................ 10
4. DIREKTINVESTITIONEN .................................................................................................................... 10
   4.1.      ENTWICKLUNG UND ALLGEMEINE AUSSICHTEN .................................................................................. 10
   4.2.      BILATERALE INVESTITIONEN ............................................................................................................. 10
5. HANDELS-, WIRTSCHAFTS- UND TOURISMUSFÖRDERUNG, LANDESWERBUNG ..................... 11
   5.1.      INSTRUMENTE DER AUSSENWIRTSCHAFTSFÖRDERUNG ...................................................................... 11
   5.2.      INTERESSE KOREAS FÜR DIE SCHWEIZ.............................................................................................. 12
6. FAZIT................................................................................................................................................... 12
ANNEX 1 .................................................................................................................................................... 13
ANNEX 2 .................................................................................................................................................... 14
ANNEX 3 .................................................................................................................................................... 15
ANNEX 4 .................................................................................................................................................... 16
ANNEX 5 .................................................................................................................................................... 17

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1.   Wirtschaftliche Trends und Herausforderungen

Das Erfolgsmodell der südkoreanischen Wirtschaft wurde in der Vergangenheit primär von drei Faktoren
geprägt: Der Ausrichtung auf wenige grosse Firmenkonglomerate (Chaebols), der Fokussierung auf Nach-
ahmen und Optimieren bestehender Technologien sowie dem Export dieser Erzeugnisse. Gleichzeitig wurde
eine äusserst effiziente Infrastruktur aufgebaut, die bezüglich Transportleistungen sowie Informations- und
Kommunikationstechnologie höchsten Massstäben genügt. Das Gesundheitssystem gilt als sehr gut und die
innere Sicherheit ist hervorragend.
Das einstige Wachstumsmodell des Fast-Followers hat aber ausgedient. Nachrückende Länder schliessen
die Technologielücke und bieten ähnliche Produkte zu günstigeren Preisen an. Durch eine fokussierte Inno-
vations-, Mittelstands- und Start-up-Förderung soll der Wandel Koreas zum First-Mover endgültig gelingen
und dem Wirtschaftswachstum neue Impulse verleihen.

   1.1. Sinkendes Wirtschaftswachstum
Südkoreas Konjunktur hat letztes Jahr weiter an Dynamik eingebüsst. Im Jahr 2018 konnte die viertgrösste
Volkswirtschaft Asiens ein Wirtschaftswachstum von 2.7% ausweisen (2017: 3.1%), das langsamste Wachs-
tum seit 2012. Während die Bauaktivitäten und die Anlageinvestitionen in den negativen Bereich rutschten,
erholte sich der Privatkonsum schrittweise. Das Wachstum der Staatsausgaben und – wenn auch recht be-
scheiden – der Exporte nahmen zu. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen stiegen im letzten Jahr um
4%, doch seit dem vierten Quartal ist auch in diesem Bereich ein stärkerer Rückgang als erwartet zu ver-
zeichnen. Im Mai 2019 schrumpften Koreas Exporte den sechsten Monat in Folge um 9.4%.
Für das laufende Jahr prognostiziert die koreanische Zentralbank ein Wachstum von 2.4%-2.5%. Angesicht
der anhaltenden Exportschwierigkeiten haben Fitch Ratings und Standard and Poor’s diesen Sommer ihre
Wachstumsprognosen auf 2% korrigiert. Die in Korea eingetretene Konjunkturabschwächung ist auf ein ge-
ringeres Wachstum in China, Koreas wichtigstem Handelspartner, sowie auf den sino-amerikanischen Han-
delskrieg zurückzuführen. Verstärkt wird diese Tendenz von der zunehmenden Konkurrenz asiatischer Nied-
riglohnländer (massive Investitionen südkoreanischer Unternehmen u.a. in Vietnam) und ein Rückgang der
Exporte, insbesondere aufgrund des globalen Abwärtszyklus in der Chipindustrie. Viele Unternehmen – ins-
besondere KMU und Firmen in den traditionellen Branchen wie Schiffbau, Stahl und Kraftfahrzeuge – haben
mit globalen konjunkturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Für 2020 erwarten sowohl die Zentralbank ein
Wirtschaftswachstum von 2.6%, Fitch Ratings prognostiziert 2.6%.

   1.2. Teure staatliche Massnahmen gegen die steigende Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosenquote lag im vergangenen Jahr bei 3.7% und hat sich trotz staatlicher Beschäftigungspro-
gramme 2019 nicht verbessert. Im April 2019 stieg der Arbeitslosenanteil auf 4.4% an und die Jugendar-
beitslosigkeit erreichte ein Rekordhoch von 11.5%. Die Gründe der derzeit hohen Arbeitslosenquote sind
vielschichtig, u.a. aber auf eine globale Konjunkturabschwächung und das neue Arbeitsgesetz4 zurückzufüh-
ren. Insbesondere im Gross- und Detailhandel, in der Gastronomie- und der Beherbergungsbranche, sowie
in vielen arbeitsintensiven Industrien machen Kritiker die bedeutende Anhebung des Mindestlohns – in Kom-
bination mit einer weiterhin tiefen Arbeitsproduktivität – für die steigende Arbeitslosigkeit mitverantwortlich.
Viele Unternehmen befinden sich in einer Restrukturierungsphase, in welcher sie sich von Nicht-Kernberei-
chen trennen, Kosteneinsparungsprogramme einführen und/oder ihre Produktion an kostengünstigere
Standorte verlagern. Die als neue Wachstumssektoren geltenden Industriezweige sind noch nicht so weit
entwickelt, als dass sie die Arbeitsplatzverluste kompensieren können.
Präsident Moon hat deshalb in einem ersten Schritt zur Umsetzung des Fünfjahresplanes, welcher die Schaf-
fung von mehr als 810'000 Arbeitsstellen im öffentlichen Sektor bis 2022 vorsieht, im Juli 2017 ein Zusatz-
budget von 11 Bio. KRW (ca. 9.9 Mia. CHF) genehmigen lassen. Dieses Konjunkturpaket sieht die Erhöhung
der Anzahl der öffentlich Beschäftigten (Schaffung von 86'000 Arbeitsplätzen in der Verwaltung und im Pfle-
gebereich), den Ausbau des Sozialsystems, die finanzielle Unterstützung von Start-Ups und die Subvention
von Beschäftigungen in KMUs vor. Eine fortlaufende Priorität ist zudem die Umwandlung der Verträge vieler
temporär Angestellter in reguläre Arbeitsverhältnisse und ein besserer Schutz der Frauen am Arbeitsplatz.
   4
    Dieses erhöhte den Mindestlohn für 2018 um 16.4% auf 7‘530 KRW pro Stunde und verkürzte die maximale Arbeitszeit von 68 Stunden pro
   Woche auf 52. Der Mindestlohn für 2019 wurde auf 8‘350 KRW angehoben, was einem weiteren Anstieg von 10.9% entspricht. Für 2020 wurde
   ein Anstieg von 2.9% auf 8'590 KRW beschlossen. Die Firmen müssen die neuen Verpflichtungen abhängig von ihrer Grösse zeitlich gestaffelt
   umsetzen. Arbeitgeber mit einer Arbeitnehmerschaft von mehr als 300 Personen und alle öffentlichen Organisationen mussten die neuen Stan-
   dards ab Juli 2018 umsetzen. Arbeitgeber mit einer Belegschaft von 50 bis 299 Personen und 5-49 Personen werden verpflichtet, das neue
   Gesetz ab Januar 2020, bzw. Januar 2021, einzuhalten. Unternehmen befürchten einen weiter zunehmenden Kostendruck infolge „Trickle-up-
   Effekte“ auf höhere Gehaltsgruppen.

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Im Mai 2018 verabschiedete das Parlament ein weiteres Zusatzbudget von 3.8 Bio. KRW (ca. 3.6 Mia. USD),
mit deren Hilfe die Regierung durch finanzielle und steuerliche Anreize die Jugendarbeitslosigkeit bis 2021
auf unter 8% senken und im nächsten Jahr bis zu 220’000 Arbeitsstellen schaffen will.

  1.3. Massive Investitionen in Zukunftstechnologien
Laut dem Bloomberg Innovation Index 2019 hat Korea erneut die innovativste Wirtschaft der Welt. Im Global
Innovation Index 2018 belegt das Land den 12. Rang von 126 untersuchten Ländern. Südkorea schnitt in
jenen Bereichen besonders gut ab, die für die zukünftige Entwicklung eines Landes wichtig sind: Menschli-
ches Kapital, Forschung, Wissen und Technologie, sowie Infrastruktur (vor allem bei Informations- und Kom-
munikationstechnologien). Im Bereich der ICT Adaption des Global Competitiveness Report 2018 sicherte
sich Korea den ersten Rang.
Mit Ausgaben von 4.3% (2017) am BIP für Forschung und Entwicklung liegt Südkorea, zusammen mit Israel,
an der Spitze aller OECD Länder, welche im Schnitt 2.4% des BIP in Forschung und Entwicklung (F&E)
investieren (Schweiz: 3.2%). Im Jahr 2017 betrugen die koreanischen F&E-Ausgaben 73.1 Mia. USD, was
einer 13-prozentigen Erhöhung zum Vorjahr entspricht. Der Grossteil der Forschungstätigkeiten fällt auf die
Privatwirtschaft, während nur etwa 20% der gesamten Forschungsinvestitionen aus dem öffentlichen Sektor
kommen. Die Regierung definierte im August 2018 die Bereiche Big Data, Biotechnologie, künstliche Intelli-
genz sowie Wasserstofftechnologien als die wichtigsten strategischen Investitionsbereiche und erhöhte das
Budget für Koreas «innovatives Wachstum» für das Jahr 2019 um 65% auf 4.4 Milliarden USD. Eine Initiative
zur Förderung des Aufbaus von «intelligenten Fabriken» (smart factories) läuft seit 2015. Ende 2018 wurden
Kernsektoren zur Nutzung von Blockchain-Technologien definiert (u.a. Häfen, Zoll, Immobilientransaktionen
und Wahlverfahren). Ferner hat Korea eine hochmoderne Teststrecke für autonome Fahrzeuge gebaut, auf
welcher demnächst selbstfahrende «5G-Fahrzeuge» getestet werden sollen. Als ein weiterer zukünftiger
Wachstumsmotor gelten die Wasserstofftechnologien, wobei insbesondere die Kommerzialisierung von was-
serstoffbetriebener Fahrzeuge diskutiert wird.

  1.4. Liberalisierung im FinTech-Bereich
Das koreanische Finanzsystem ist im Vergleich zum sonst technologisch fortschrittlichen Südkorea (eine der
höchsten Smartphone-Penetrationsraten der Welt, gehört zu den Top-Nutzern von Kreditkarten sowie Ein-
führung des weltweit ersten 5G-Internets für Smartphones) verblüffend veraltet, da die südkoreanischen Ban-
ker – gezeichnet von zwei Finanzkrisen – als konservativ und zurückhaltend gelten und rigide Gesetzesvor-
schriften jegliche Innovation verhindert haben. Die Regierung hat jedoch die Zeichen der Zeit erkannt: In
diesem Jahr finden in Korea tiefgreifende regulatorische Änderungen für die FinTech-Branche statt, welche
die Regierung als einen der nächsten Motoren für das Wirtschaftswachstum bezeichnet hat. Die südkorea-
nische Finanzdienstleistungskommission (FSC) hat drei Sektoren identifiziert – Zahlungen, Daten und Kre-
dite –, die modernisiert werden sollen, um Kunden einen effizienteren Finanzsektor und durch erhöhten Wett-
bewerb günstigere Kreditzinsen zu bieten, die Innovation im Bereich FinTech zu fördern und letztendlich
Unsicherheiten zu beseitigen, die Investitionen in Korea einschränken könnten. Bis Ende dieses Jahres soll
ein offenes Interbank-Zahlungsnetz (Open Banking) eingerichtet werden, auf das sowohl traditionelle Banken
als auch FinTech-Unternehmen zugreifen können. Bereits vor zwei Jahren wurden zwei reine Internet-Ban-
ken zugelassen. Mit diesen regulatorischen Änderungen, die ein wirtschaftsfreundlicheres Umfeld fördern
sollen, beabsichtigt die Regierung ein günstigeres Investitionsumfeld im Bereich FinTech zu schaffen.

  1.5. Energiepolitik unter dem Stern des Umweltschutzes
Koreas Energiepolitik steht im Zeichen der Emissionsreduzierung. Mit dem aktuellen Energieplan strebt der
viertgrösste Kohleimporteur der Welt an, den Anteil von Gas und erneuerbaren Energien an der gesamten
Energieproduktion bis ins Jahr 2030 auf 19%, bzw. 20%, (von derzeit 17%, bzw. 6%) zu erhöhen und gleich-
zeitig den Anteil von Kohle und Atomkraft auf 36%, bzw. 24%, (von derzeit 45%, bzw. 30%) zu senken. Die
Nutzung von Wind- und Solarenergie soll bei der Neuausrichtung der Energiepolitik eine wichtige Rolle spie-
len. Bis ins Jahr 2040 soll der Anteil erneuerbarer Energien auf bis zu 35% erhöht werden. Ebenso will die
Regierung keine neuen Kernkraftanlagen mehr bauen. Um den Ausstoss von Feinstaub bis 2022 um 30%
zu verringern beschloss das Energieministerium zudem, zehn ältere Kohlekraftwerke stillzulegen und die
Energieproduktion der 42 Kohlekraftwerken im ganzen Land auf 80% der Gesamtkapazität zu begrenzen,
sollte der Feinstaubgehalt in der Atmosphäre auf ein schädliches Niveau ansteigen. Des Weiteren hat die
Regierung im April die Importsteuer auf Kohle um 28% erhöht und jene auf Flüssiggas um 75% gesenkt.

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1.6. Startup Hotspot Asiens?
Südkorea verzeichnete 2018 ein Rekordwachstum von 106% bei den jährlichen Investitionen in Startups.
Das Investitionsvolumen von 4.5 Milliarden CHF ist im internationalen Vergleich aber gering (USA: 99 Milli-
arden CHF / China: 113 Milliarden CHF).
Die bereits unter Park Geun-hye initiierte «Creative Economy» Politik wird durch Präsident Moon Jae-In fort-
gesetzt. Das Ziel dabei ist es, junge, innovative Technologien in Zukunftsbranchen zu fördern. In diesem
Rahmen wurden 18 «Center for Creative Economy & Innovation» im ganzen Land geschaffen. Jedes Zent-
rum wird von einer Leitfirma getragen, welche einen förderlichen Rahmen für Jungunternehmer schaffen soll
und auf einen bestimmten Sektor (wie Biotechnologien und Schönheitspflege, Automobil oder Big Data) spe-
zialisiert ist. Ein weiterer wichtiger Teil der koreanischen Startup-Förderung ist das TIPS Programm (Tech
Incubator Program for Startup). Erfolgsversprechende Jungunternehmen werden von TIPS mit Büroflächen,
Mentoring, F&E-Kapital und weiteren Dienstleistungen unterstützt. Daneben gibt es auch zahlreiche Pro-
gramme, um ausländische Talente anzuziehen. Das Seoul Global Startup Center unterstützt Jungunterneh-
mer in den frühsten Geschäftsphasen, während Initiativen wie «Born2Global» das Ziel verfolgen, Startups in
einem globalen Umfeld zu verankern. Die von Präsident Moon verfolgte Deregulierung scheint mit dem Ent-
wicklungstempo der Jungunternehmerszene aber nur knapp mitzuhalten. Vergangenes Jahr hat sich ein
Schweizer FinTech-Startup in Seoul niedergelassen.

  1.7. Stärkung der KMU als Langzeitprojekt
Die südkoreanische Unternehmenslandschaft ist gezeichnet von wenigen mächtigen, international äusserst
konkurrenzfähigen Konzernen – den Chaebols – und vielen kleinen und mittlere Unternehmen, die in den
Bereichen Produktivität und Innovation nicht nur den Chaebols, sondern auch der internationalen Konkurrenz
ähnlicher Grösse hinterherhinken. Traditionell wird die Wirtschaft von den wenigen Firmenkonzernen domi-
niert. Allein das Unternehmen Samsung ist Schätzungen zufolge für rund 20 Prozent des BIP verantwortlich.
Die grossen Exporterfolge der Konglomerate – die 31 grössten Unternehmen generieren rund zwei Drittel
des koreanischen Exportvolumens – haben lange die strukturellen Probleme der südkoreanischen Wirtschaft
verdeckt; die Chaebols sind ein Teil des Problems geworden. Die Konzerne verfügen über eine immense
Marktmacht, die sie gegenüber ihren Lieferanten in knallharten Preisverhandlungen zu nutzen wissen. In je
mehr Branchen sich die Grossen tummeln, desto schwieriger wird es für kleinere Unternehmen, gegen sie
anzukommen. Die derzeit stagnierende Wirtschaftslage trifft die rund 3.54 Mio. heimischen kleinen und mitt-
leren Unternehmen (KMU), die für 88% der Arbeitsplätze verantwortlich sind, am härtesten. Seit Beginn sei-
ner Amtszeit, und insbesondere angesichts der gegenwärtigen Konjunkturlage, ist die Stärkung der KMU
eine Hauptpriorität des südkoreanischen Präsidenten.
Auch vor dem Hintergrund des starken Einflusses der Inhaberfamilien, welche trotz tiefen Beteiligungen
durch die überproportionale Einsitznahme im Verwaltungsrat die faktische Kontrolle über die Konzerne aus-
üben, und deren Machtmissbrauchsskandale, die in der koreanischen Gesellschaft vermehrt auf Entrüstung
stossen, ist die Regierung bestrebt, die Konglomerate zu restrukturieren. Die angekündigte Chaebol-Reform
konnte die Regierung bislang jedoch nicht umsetzen.
Das im Juli 2017 von Präsident Moon geschaffene Ministry of SMEs and Startups soll ein nachhaltiges
Wachstum kleinerer Wirtschaftsakteure fördern. Die Regierung versucht mit Subventionen und Steueranrei-
zen die KMU wettbewerbsfähiger zu machen. Diese Bemühungen haben bislang aber kaum Früchte getra-
gen. Im Gegenteil: In den vergangenen drei Jahren ist der BIP-Anteil der zehn grössten südkoreanischen
Unternehmen, bereits auf dem hohen Niveau von über 40%, weiter angestiegen. Moons wirtschaftliche Re-
formen zugunsten der KMU – Mindestlohnerhöhungen und Arbeitszeitreduktionen – stellen sich zunehmend
als kontraproduktiv heraus. Infolge ungenügender Modernisierung können die KMU die erhöhten Lohnkosten
häufig nicht mit einer gesteigerten Produktivität wettmachen.

  1.8. Kampf gegen die Korruption und ungebührliche Einflussnahme
Im Corruption Perception Index von Transparency International 2018 lag Südkorea auf dem 45. Rang von
insgesamt 180 analysierten Staaten. Dies ist einer Verbesserung um sechs Plätze gegenüber dem Vorjahr,
entspricht aber lediglich Platz 30 unter den 36 OECD-Ländern. Korea erzielte 57 von 100 Punkten, was von
Transparency International mit dem Verdikt «nicht wirklich korrupt» bewertet wird. Verbesserungen konnten
insbesondere in den Disziplinen für nachhaltige Staatsführung und der Kollusion zwischen Politik und Wirt-
schaft erzielt werden. Die Regierung Moons ist bestrebt, bis 2022 mit bisherigen und weiteren Reformen zur
Korruptionsbekämpfung in die Top-20 der Rangliste vorzustossen.

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Mit seinem Amtsantritt im Mai 2017 hat Präsident Moon Jae-In versprochen, den Kampf gegen die Korruption
und ungebührliche Einflussnahme zu intensivieren. Moons Vorgängerin, Präsidentin Park Geun-Hye, wurde
am 6. April 2018 u.a. wegen Machtmissbrauchs, Bestechung und Veruntreuung zu 24 Jahren Freiheitsentzug
und einer Busse in der Höhe von 18 Mia. KRW (130 Mio. USD) verurteilt.
In Bezug auf die Privatwirtschaft sollen Strafprozesse wie gegen Lee Jae-yong, Erben des Samsung-Impe-
riums, oder Shin Dong-bin, Vorsitzender der Lotte Gruppe, aufzeigen, dass das Gesetz die privilegierten
Schichten nicht verschont. Dennoch sitzen die Chaebols aufgrund ihrer Machtstellung und ihres Einflusses
weiterhin oft am längeren Hebel. Sowohl Lee Jae-yong als auch Shin-Dong-bin wurden dieses Jahr wegen
Bestechung der Regierung Park verurteilt, kamen aber mit Bewährungsstrafen von 2.5 Jahren, bzw. 30 Mo-
naten, glimpflich davon.

      1.9. Weitere Herausforderungen
Südkorea kämpft mit einer niedrigen Arbeitsproduktivität vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen.
Diese erreichte im Jahr 2017 37 USD/Stunde. Der OECD-Schnitt lag im selben Jahr bei 55 USD/Stunde; in
der Schweiz betrug der Wert gar 71.3 USD/Stunde.
Präsident Moon hat sich die Verbesserung der Gleichstellung von Mann und Frau in der Berufswelt auf
die Fahnen geschrieben. 2018 hat sich die Beschäftigungsquote der Frauen auf 50.9% erhöht. Aufgrund der
immer noch gängigen Praxis, dass Frauen sich mit der Geburt eines Kindes aus dem Arbeitsleben zurück-
ziehen, ist die Anzahl weiblicher Führungskräfte aber gering. Zudem erhalten mehr als 35% der Frauen in
Südkorea ein Gehalt welches etwa zwei Drittel des landesweiten Medianlohns beträgt. Mit einer Geburten-
rate von unter 1 im Jahr 2018 ist Korea die am schnellsten alternde Bevölkerung der Welt. Statistics Korea
zählte im vergangenen Jahr mehr Beschäftigte in der Altersgruppe über 60 Jahre als in der Gruppe zwischen
20 und 29 Jahre (16.1%, bzw. 13.8% an der Gesamtbevölkerung).

      2.    Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen

      2.1. Politik und Prioritäten
Südkorea ist in allen wichtigen internationalen und regionalen Wirtschaftsorganisationen wie WTO, OECD,
Weltbank, IWF, G20 (Vorsitz im Jahr 2010), ASEAN+3 und APEC vertreten. In der Asian Infrastructure In-
vestment Bank hält das Land die fünftgrösste Beteiligung (4%), respektive Stimmrecht (3.7%).5
Südkorea verfolgt eine aktive Freihandelspolitik und hat ein dichtes Netz von FHA abgeschlossen. In Süd-
korea ansässige Unternehmen können mittlerweile über 70% der Weltwirtschaft (gemessen am BIP) zu Prä-
ferenzzöllen oder zollfrei beliefen. Die Regierung strebt – angesichts des Klumpenrisikos mit China (Tendenz
sinkend aber immer noch knapp 26% des gesamten Aussenhandelsvolumens) – eine Diversifizierung der
Absatzmärkte an und konzentriert sich hauptsächlich auf bevölkerungsreiche Märkte in Eurasien, ASEAN
und Lateinamerika.
Das FHA mit den USA unterlag seit Juli 2017 konkreten Revisionsbestrebungen. Nach mehreren Verhand-
lungsrunden gelangten die beiden Vertragsparteien Ende März 2018 zu einer «prinzipiellen» Einigung, wel-
che auf südkoreanischer Seite verschiedene Konzessionen beinhaltet. Im Gegenzug erwirkte Südkorea eine
dauerhafte Ausnahmeregelung von den U.S.-amerikanischen Strafzöllen auf Stahl und Aluminium. Korea
ratifizierte das überarbeitete Abkommen im Dezember 2018.
Das Abkommen mit der EU, das seit dem 1. Juli 2011 angewendet wird, hat sowohl seitens der EU als auch
seitens Koreas zu einer Zunahme des Handels geführt. Auf europäischer Seite wurde der Wunsch nach einer
Revision einzelner Aspekte des Abkommens laut, so beispielsweise mit Bezug auf die direct transport clause
(welche europäische Produkte, die via Verteilzentren in Drittstaaten eingeführt werden, vom Anwendungs-
bereich des FHA ausschliesst) und die Erhebung von Zöllen auf die Wiedereinfuhr von im Partnerstaat repa-
rierten Waren. Korea ist ferner an einem Investitionsschutzabkommen mit der EU interessiert. Anlässlich des
Besuchs von EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström in Seoul im April 2019 haben sich die EU und
Südkorea geeinigt, in der zweiten Jahreshälfte technische Gespräche im Hinblick auf eine Modernisierung
des FHA aufzunehmen.
Mit China fand im März 2019 die vierte Verhandlungsrunde statt, um das FHA mit einem Dienstleistungs-
und Investitionskapitel zu ergänzen. Mit Japan sind die Verhandlungen für ein FHA seit November 2004
blockiert. Ein trilaterales Abkommen mit der VR China und Japan steht ebenfalls im Raum und hat mehr

5
    Quelle: Asian Infrastructure Investment Bank (https://www.aiib.org/en/about-aiib/governance/members-of-bank/index.html).

                                                                                                                               7/17
Aussicht auf Realisierung als ein bilaterales Abkommen Korea-Japan. Nach formellem Verhandlungsbeginn
im November 2012 gingen die Verhandlungen im April 2019 in die 15. Runde. Der Wunsch nach einer baldi-
gen Finalisierung des Abkommens wurde auch im Rahmen von trilateralen Gesprächen der Regierungschefs
im Mai 2018 in Tokyo bekräftigt, was sich aber aufgrund erneuter Spannungen zwischen Korea und Japan
mittelfristig kaum realisieren lassen wird.
Die im November 2012 initiierten Verhandlungen zum Regional Comprehensive Economic Partnership
(RCEP), an denen Korea ebenfalls teilnimmt (Partner: ASEAN, VR China, Japan, Indien, Australien und
Neuseeland), gingen im Februar 2019 in die 25. Runde.
Bezüglich des Transpacific Partnerships (TPP) hielt sich Korea lange zurück. Seit Mitte 2013 wurde das
innenpolitische Terrain für eine Beteiligung geebnet, jedoch waren die TPP-Staaten (allen voran die USA)
nicht mehr willens, Korea als Anfangsmitglied zu akzeptieren. Nachdem TPP mit dem Ausscheiden der USA
vorübergehend gescheitert ist, erwägt Südkorea nun, dem durch die verbliebenen elf Partnerstaaten im März
2018 unterzeichneten Abkommen der Comprehensive and Progressive Transpacific Partnership (CPTPP)
beizutreten.
Im Februar 2018 wurde ein FHA zwischen Korea und Zentralamerika (Panama, Costa Rica, Guatemala,
Honduras, El Salvador und Nicaragua) unterzeichnet, welches jedoch noch nicht in Kraft getreten ist. Dane-
ben bestrebt Südkorea aus wirtschaftlichen Gründen ein assoziiertes Mitglied der Pacific Alliance zu werden.
Neben den bereits erwähnten Ländern laufen FHA-Verhandlungen mit Ecuador, Indonesien, Israel, Mercosur
und den Philippinen. In Vorbereitung sind Gespräche mit Malaysia, Mexiko, GCC und der Eurasian Economic
Union.
Am Rande des APEC-Treffens in Chile im November 2016 vereinbarten Chile und Südkorea, ihr FHA zu
revidieren, was bis anhin noch nicht umgesetzt wurde. Auch mit der ASEAN und mit Indien spricht Korea
über eine Revision der FHA.

      2.2. EFTA-Korea FHA: Perspektiven für die Schweiz
Aus Schweizer Sicht ist das FHA ein Erfolg, wenn auch die Umsetzung anfangs nicht in allen Bereichen
reibungslos verlief. Der Warenhandel zwischen der EFTA und Südkorea betrug gut 8 Mia. CHF im Jahr 2018,
fast dreimal höher als im Jahr 2005, als das Handelsvolumen 3 Mia. CHF erreichte. Die koreanische Seite
ist mit dem deutlichen Handelsbilanzüberschuss der EFTA und v.a. der Schweiz unzufrieden.
Die Schweiz bzw. die EFTA fordert seit einiger Zeit vergeblich eine Modernisierung des FHA; Südkorea zeigt
jedoch wenig Interesse an einem solchen Vorhaben. Zentrale Anliegen der EFTA sind ein verbesserter
Marktzugang für landwirtschaftliche Erzeugnisse, eine weitere Öffnung der Finanzdienstleistungsmärkte so-
wie ein weiterer Abbau technischer Handelshemmnisse. Im Zusammenhang mit dem letzten Anliegen wurde
im Rahmen des 5. Treffens des gemeinsamen Ausschusses im Jahr 2016 eine TBT-Arbeitsgruppe gegrün-
det. Anfang Juni 2018 wurde eine Vereinbarung über die gegenseitige Anerkennung der Guten Herstellungs-
praxis für Arzneimittel paraphiert (GMP-Agreement). Ferner sind Gespräche über ein Äquivalenzabkommen
für verarbeitete Bio-Produkte im Gange, die jedoch nur schleppend vorankommen.

      3.    Aussenhandel

      3.1. Überblick

      3.1.1. Waren
Der sekundäre Sektor in Südkorea ist für 39% des BIP verantwortlich (siehe Beilage 1). Südkorea verzeich-
nete 2018 einen Handelsbilanzüberschuss von 70 Mia. USD, 25 Mia. USD weniger als im Vorjahr.6 Der
Rückgang ist auf einen starken Anstieg der Importe (+11.9% gegenüber 2017) zurückzuführen, während die
Exporte nur um 5.4% zunahmen. Der Export verzeichnete 2018 mit 605 Mia. USD einen erneuten Höchst-
wert, verliert seit Jahresende aber deutlich an Dynamik. Im Vergleich zur Vorjahresperiode schrumpfte das
Exportvolumen im ersten Quartal 2019 um 7.1%. Dies entspricht dem stärksten Rückgang innerhalb der G20
Staaten. Der Handelskrieg zwischen den USA und China, wie auch die abflauende Nachfrage nach Halblei-
tern und Elektronikgeräten, machen sich auch in der Importstatistik bemerkbar, welche im gleichen Zeitraum
einen Rückgang von 7.7% ausweist.

6
    Zahlen gemäss KITA (http://www.kita.org/kStat/overview_BalanceOfTrade.do).

                                                                                                         8/17
Korea ist die fünftgrösste Exportnation der Welt. Nach einem vorübergehenden Tief in den Jahren 2015
und 2016 überstieg der gesamte Handel Koreas 2017 mit 1.05 Bio. USD wieder die bereits 2011 erstmals
erreichte 1 Bio. USD-Grenze. Der Gesamthandel 2018 belief sich auf ein Rekordhoch von 1.14 Bio. USD.
China (ohne Hongkong) war im vergangenen Jahr Koreas grösster Exportmarkt (162 Mia. USD, Anteil:
26%), vor den USA (73 Mia. USD, Anteil: 12%) und der EU (58 Mia. USD, Anteil: 9.5%). Erst nach Vietnam
und Hongkong folgt Japan (31 Mia. USD, Anteil: 5%). Die wichtigsten Ausfuhrgüter sind Schiffe, Autos, elekt-
ronische Erzeugnisse, Kunststoffe, Chemikalien, Maschinen und Textilien.
Nicht nur bei den Exporten, sondern auch bei den Importen wird die Bedeutung der asiatischen Handels-
partner für Korea immer grösser. China (106 Mia. USD, Anteil: 20%) führt mit grossem Vorsprung seit dem
Jahr 2007 die Liste der wichtigsten Importeure an, gefolgt von der EU (63 Mia. USD, Anteil: 12%), den USA
(59 Mia. USD, Anteil: 11%) und Japan (55 Mia. USD, Anteil: 10%) (siehe Beilage 3).Die wichtigsten Import-
güter sind Erdöl und -gas, Metalle, Maschinen, elektronische Erzeugnisse, chemische Produkte und Zuliefe-
rungen für die Autoindustrie.
Der innerkoreanische Handel stieg bis 2015 leicht auf 2.71 Mia. USD an, wobei 99.6% des direkten, offizi-
ellen Handels in der nordkoreanischen Sonderwirtschaftszone Kaesong Industrial Complex generiert wurde.
Nach provokativen Raketen- und Nukleartests des Nachbarstaates beschloss Südkoreas Regierung im März
2016 das Ende der Zusammenarbeit in Kaesong. Aufgrund der Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea ist
zurzeit kein Handel mit dem Nachbarland erlaubt.

    3.1.2. Dienstleistungen
Der Dienstleistungssektor generiert fast 60% der koreanischen Wirtschaftsleistung (siehe Beilage 1), leidet
aber mit nur rund 55% des OECD-Durchschnitts an mangelnder Produktivität.7 Korea ist ein Nettobezüger
von grenzüberschreitenden Dienstleistungen. 2018 verzeichnete Südkorea negative Dienstleistungshandels-
bilanz von rund -29.7 Mia. USD (Importe; 128.8 Mia. USD; Exporte: 99.1 Mia. USD).8
Der Finanzsektor leidet darunter, dass der KRW wegen einschneidender Melde- und Bewilligungspflichten
im Kapitalverkehr de facto keine voll konvertierbare Währung ist. Die koreanischen Banken mit Auslandprä-
senz bedienen dort grösstenteils koreanische Kunden. Korea hat sich auch lange, im Gegensatz beispiels-
weise zu Japan und Singapur, kaum um den Handel mit dem chinesischen Yuan bemüht. Inzwischen baut
der koreanische Ableger der Industrial and Commercial Bank of China dieses Geschäft auf. Der Zutritt für
ausländische Institute ist im Finanzsektor aufgrund zahlreicher Sonderregeln schwierig. In den letzten Jahren
haben sich westliche Banken und Wertschriftenhäuser zunehmend zurückgezogen, dafür hat sich die Prä-
senz japanischer und chinesischer Finanzinstitute verstärkt. Seit gut zwei Jahren bemüht ich die südkorea-
nische Regierung im Rahmen der Förderung des FinTech um eine Liberalisierung des Finanzdienstleistungs-
sektors.

    3.2. Bilateraler Handel

    3.2.1. Warenhandel
Die Handelsbeziehungen entwickelten sich in den letzten Jahren aus Sicht der Schweiz insgesamt sehr er-
freulich. Das bilaterale Handelsvolumen lag 2018 bei rekordhohen 4.31 Mia. CHF, womit die 4 Mia.-Grenze
zum ersten Mal überschritten wurde. Die Handelsbilanz mit Südkorea ist seit 1990 mit Ausnahme von 1998
und 1999 positiv. 2018 erreichte der Handelsbilanzüberschuss mit 2.73 Mia. CHF einen neuen Höchstwert.
2018 kam es erneut zu einer deutlichen Zunahme der schweizerischen Exporte um 7.9% auf 3.52 Mia. CHF
(mit Gold). In den Monaten Januar bis Mai 2019 betrug das Exportwachstum nur noch 4.5%. Die wichtigsten
Exportgruppen sind Uhren, Pharmazeutika, Edelmetalle/Bijouterie, Maschinen und optische/medizinische In-
strumente. Die Exportgruppe Edelmetalle/Bijouterie wies im Vergleich zum Vorjahr die höchsten Wachstums-
raten auf, während sich die Maschinenexporte am stärksten rückläufig entwickelten (siehe Beilage 4).
Die Importe aus Südkorea sind seit Jahren volatil, was auch die wichtigsten koreanischen Ausfuhrgruppen
Fahrzeuge sowie Maschinen/Elektronik betrifft. 2018 wiesen die Importe aus Südkorea ein Wachstum von
7.4% auf. Die Importgruppen Uhrmacherwaren, Maschinen, Kunststoffe/Kautschuk und pharmazeutische
Erzeugnisse verzeichneten das grösste Wachstum. Die Einfuhr koreanischer Autos und elektronischer Güter

7
  Basis ist die Wertschöpfung pro Person. Der kombinierte Wert von Industrie und Dienstleistungen beträgt 79.9% des OECD-Durchschnitts. Wird
der Output pro Stunde betrachtet, dann sähe es noch schlechter aus. (2011, Berechnungen von MOTIE und Korea Productivity Center).
8
  Quelle: OECD (https://data.oecd.org/trade/trade-in-services.htm#indicator-chart).

                                                                                                                                          9/17
aus Drittländern (namentlich aus Osteuropa und Vietnam) sind in den erwähnten Statistiken nicht berück-
sichtigt. Auch Schiffslieferungen an schweizerische Reedereien schlagen sich nicht in der Statistik nieder.
Punkto Handelsvolumen nimmt die Schweiz in Südkorea im Vergleich zu anderen Staaten eine bescheidene
Stellung ein. 2018 figurierte unser Land auf Rang 30 der wichtigsten Importeure und bloss auf Rang 71 bei
den wichtigsten Exportdestinationen für koreanische Produkte (siehe Beilage 3). Die Ränge ändern von Jahr
zu Jahr stark. Die koreanischen Zahlen weichen vor allem bei den Exporten von Korea in die Schweiz deutlich
von den Schweizer Zahlen ab.
Ungefähr 100 Schweizer Unternehmen sind in Korea vertreten. Aufgrund der starken Konkurrenz durch
koreanische Konglomerate bewegen sich die Schweizer Unternehmen in einem ausgeprägt kompetitiven
Umfeld. Generell stellt der koreanische Markt hohe Anforderungen an das Management und die Qualität der
Produkte. Der Markt ist jedoch aufgrund der hohen Dynamik und der steigenden Kaufkraft lukrativ. Durch die
wirtschaftspolitische Fokussierung auf wenige Grosskonzerne und Kernsektoren gibt es in Südkorea auch
Bereiche, die technologisch nicht auf allerhöchstem Niveau stehen. Diese Lücken in den Wertschöpfungs-
ketten können Schweizer Unternehmen mit ihren hochspezialisierten Produkten nutzen. Gerade für KMUs
und Hidden Champions kann Südkorea daher ein hochattraktiver Markt sein. Sektoren wie z.B. Medtech,
Präzisionsmaschinen und Chemie sind für Schweizer Firmen besonders interessant, während im Konsum-
güterbereich nur Chancen in Nischen bestehen. In den Bereichen ICT, insbesondere Blockchain-Technolo-
gien, entstehen neue Opportunitäten, die für Schweizer Tech-Unternehmen einiges an Potential bieten.

  3.2.2. Dienstleistungshandel
Zahlen zum bilateralen Dienstleistungshandel waren nicht erhältlich.
Schweizerische Banken sind in Korea vor allem im Wertschriftenbereich und Asset Management präsent.
Von den Versicherungen hat derzeit nur die Swiss Re eine Präsenz vor Ort. Das Retail-Geschäft scheint
nicht besonders lukrativ und ausländische Anbieter haben sich teils zurückgezogen. Als grosses Rohwaren-
importland scheint Korea für die schweizerischen Rohwarenhändler eine gewisse Bedeutung zu haben, wo-
bei die verfügbaren Informationen beschränkt sind.

  4.   Direktinvestitionen

  4.1. Entwicklung und allgemeine Aussichten
In den letzten Jahren stiegen die FDI-Zusagen in Korea kontinuierlich an. 2016 waren es 21.3 Mia. USD,
2017 22.9 Mia. USD und im vergangenen Jahr wurde ein neues Rekordhoch von 26.9 Mia. USD erreicht.
Dies ist im internationalen Vergleich ein durchaus respektables Resultat, sowohl im Vergleich zum Durch-
schnitt der OECD-Mitglieder als auch gegenüber Schwellenländern. Nach Sektoren entfiel mit 15.58 Mia.
USD der grösste Teil der FDI-Zusagen auf Dienstleistungen. Die Zusagen im produktiven Gewerbe beliefen
sich 2018 auf 10.05 Mia. USD, wobei Investitionen als völlig neue Projekte (greenfield investments) 77.4%
der Zusagen ausmachten, während der Rest in Form von Fusionen und Übernahmen erfolgte.
Auch die getätigten Investitionen ausländischer Unternehmen stiegen 2018 um 24.6% auf 17.11 Mia. USD
an. Die EU war mit 5'449 Mio. USD der grösste Investor (an der Spitze lag Malta mit 2'230 Mio. USD), gefolgt
von den USA (3'756 Mio. USD), Australien (2'004 Mio. USD), Hongkong (1'078 Mio. USD) und Japan (1'027
Mio. USD) (siehe Beilage 5). In der jährlichen Betrachtungsweise fluktuieren die Werte stark. Was den ku-
mulierten FDI-Kapitalbestand anbelangt, rangiert die EU ebenfalls an erster Stelle, gefolgt von Japan und
den USA.
In der Gesamtbetrachtung hat Südkorea nicht primär wegen des FDI-Zuflusses Erfolg gehabt, sondern
dank anderer Faktoren. Seit Jahren übertreffen die koreanischen Auslandinvestitionen den Zufluss, was Aus-
druck der Reife der Industrie und der Stärke der eigenen Grossunternehmen ist. Die von koreanischen Un-
ternehmen getätigten Direktinvestitionen im Ausland sind seit 2003 vor allem im Elektronik-, Automobil- und
Bausektor stark angestiegen. China war lange das bevorzugte Investitionsland. Allerdings läuft Südostasien
China diesen Rang zunehmen ab. Beispielsweise soll Samsung für mehr als 20% des vietnamesischen BIP
verantwortlich sein.

  4.2. Bilaterale Investitionen
Nach einer bedeutenden Desinvestition 2016 waren die Schweizer Direktinvestitionsflüsse nach Südkorea
2017 wieder positiv. Der Kapitalbestand der Schweizer Direktinvestitionen per Ende 2017 betrug 3.84 Mia.

                                                                                                        10/17
CHF. Diese Summe entspricht etwa 0.3 % der gesamten Schweizer Direktinvestitionen im Ausland.9 Gemäss
den koreanischen Zahlen lag das kumulierte Schweizer Investitionsvolumen in Korea bei 2.196 Mia. USD für
den Zeitraum 1962-2018 (effektiv getätigte Investitionen).
In der Gegenrichtung ist die Schweiz kein bevorzugtes Investitionsland für südkoreanische Unternehmen10,
die sich in Europa auf die Niederlande, UK, Deutschland, Irland, Norwegen, Polen, die Tschechische Repub-
lik und die Slowakei konzentrieren. Die geringen Investitionen in der Schweiz sind aufgrund des Entwick-
lungsstandes Südkoreas und seiner Präsenz auch in Westeuropa aus Schweizer Sicht nicht zufriedenstel-
lend. In den letzten drei Jahren hat der Swiss Business Hub (SBH) seine Standortförderungstätigkeit inten-
siviert. Die Greater Zurich Area, die St. Gallen Bodensee Area und ab 2019 auch die BaselArea bearbeiteten
den Markt mit eigenen lokalen Repräsentanten. Die Schweiz bietet sich vor allem als Standort für Forschung
und Entwicklung an und möchte koreanische Unternehmen im Umfeld der Universitäten, Hochschulen und
Technologieparks anziehen. Neue Investitionen südkoreanischer Unternehmen in der Schweiz erfolgten im
letzten Jahr durch Korea Re (Rückversicherung), den Game-Entwickler Actoz Soft sowie durch mehrere
Startup-Unternehmen der Life Science-Branche (Noul, Supine).

     5.   Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, Landeswerbung

     5.1. Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung
Angesichts des grossen wirtschaftlichen Potentials Koreas für die Schweiz wurde im November 2010 auf der
Botschaft ein Swiss Business Hub (SBH) eröffnet. Der SBH bezweckt insbesondere, die Aktivitäten von
KMUs vor Ort aktiv zu unterstützen. Neben der Exportförderung ist der SBH im Rahmen des Mandats der
Switzerland Global Enterprise auch aktiv in der Standortförderung. Die «Steuerungsgruppe Landesmarke-
ting» hat entschieden, die Personalressourcen im SBH Korea um 200% für die Standortförderung Schweiz
zu erhöhen.
Korea und die Schweiz haben 2008 ein bilaterales Science and Technology-Abkommen unterzeichnet und
die Schweiz hat gestützt darauf ein Science and Technology Office (STO) an der Botschaft eröffnet, das
insbesondere in den Bereichen Life Science, künstliche Intelligenz und Architektur eng mit den südkoreani-
schen Behörden und den Universitäten und Forschungsinstituten zusammenarbeitet. Im letzten Jahr konnten
SBH und STO sich ergebende Synergien in einigen Projekten zur Förderung der wissenschaftlichen Zusam-
menarbeit und der schweizerischen Wirtschaftsinteressen erfolgreich nutzen. Die Zusammenarbeit wird ins-
besondere bei der Förderung Schweizer Startups fortgesetzt werden.
Die Botschaft unterhält enge Beziehungen zum 1993 gegründeten Swiss Korean Business Council
(SKBC) und hat Einsitz in dessen Vorstand. Der lose Verbund vorwiegend schweizerischer Unternehmen
zählt einen Bestand von etwa 90 Firmen- und Einzelmitgliedern. Der SKBC versteht sich vor allem als «Net-
working»-Vereinigung für seine Mitglieder. Eine enge Zusammenarbeit pflegt die Botschaft auch mit der Eu-
ropean Chamber of Commerce Korea (ECCK) und Korean-German Chamber of Commerce and Industry
(KGCCI). Die Schweizerische Botschaft in Seoul ist Mitglied bei ECCK und KGCCI und nutzt diese aktiv als
Netzwerkplattformen. Zudem wurde im April 2018 ein MOU über eine Zusammenarbeit in der Eventorgani-
sation zwischen SKBC, ECCK und SBH unterzeichnet.
Zu den für die Botschaft wichtigsten Dachverbänden koreanischer Unternehmen gehören Korea Trade In-
vestment Promotion (KOTRA) und Korean Industry and Trade Association (KITA). Letztere ist ein Bin-
deglied zwischen Wirtschaft und Staat und nimmt an Wirtschaftsmissionen teil (z.B. an das WEF). KOTRA
verfügt über eine Niederlassung in Zürich und pflegt den Kontakt mit S-GE (seit 2011 gibt es ein MoU) und
dem Swiss Business Hub Korea.
Internationale Messen, Ausstellungen sowie Kongresse mit einem Schweizer Stand sind rar in Südkorea
(Ausnahme ist die Machine Tool Exhibition SIMTOS). Das Angebot an Messen ist zwar beträchtlich und es
mangelt nicht an grossen Ausstellungszentren (KINTEX, COEX, BEXCO). Einen Überblick über das Messe-
angebot bietet die Korea Exhibition Organizers Association (www.keoa.org). Mit dem sich wandelnden tech-
nologischen Umfeld werden vermehrt auch neue Veranstaltungen wie beispielsweise Bio Korea oder Nano
Korea ins Angebot aufgenommen. Für Aussenstehende ist angesichts des reichen Angebots die richtige
Auswahl jedoch nicht einfach, da manche Veranstaltungen trotz eines vielversprechenden Titels den ge-
weckten Erwartungen nicht gerecht werden.

9
 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Direktinvestitionen 2017 (Dezember 2018).
10
  Der Kapitalbestand per 2018 betrug 738 Mio. USD und das Investitionsvolumen (pledges) erreichte 2018 119 Mio. USD (Quelle: Korea Export
Import Bank 2019, https://stats.koreaexim.go.kr).

                                                                                                                                       11/17
5.2. Interesse Koreas für die Schweiz
Tourismus: Die Schweiz geniesst in Korea als Feriendestination einen ausgezeichneten Ruf. In der Beliebt-
heitsskala belegt unser Land seit Jahren einen der Spitzenplätze. Entsprechend bilden südkoreanische
Staatsangehörige mit 456’250 Übernachtungen in der Schweiz im Jahr 2018 die drittwichtigste Gästegruppe
aus Asien (nach China und Indien).11 Schweiz Tourismus, welche in Seoul eine Zweigstelle unterhält, fördert
mit regelmässigen PR-Auftritten, guter Medienpräsenz und periodischen Journalistenreisen in die Schweiz
das Schweizer Image als attraktives Ferienland.
Korea bekundet ein reges Interesse an einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Beide Staaten haben
2008 ein bilaterales Science and Technology-Abkommen unterzeichnet. Seither hat sich die Zusammenar-
beit des STO mit den koreanischen Partnern in folgenden Bereichen intensiviert: (1) Life Science und Ge-
sundheitswesen (mit Fokus auf Medizinaltechnologien und Digital Health), (2) intelligente Technologien für
eine nachhaltige Entwicklung und (3) Architektur (mit Fokus auf Collective Cities).
Vertreter von schweizerischen Hotelfachschulen und Privatschulen sind in Korea aktiv und finden einen
guten Anklang. Seit Oktober 2008 nimmt die Botschaft an Student Fairs teil, um die Bildungs- und Ausbil-
dungsmöglichkeiten in unserem Land bei koreanischen Eltern, Schulen, Schülern und Studentinnen besser
bekannt zu machen.
Finanzplatz: In interessierten Kreisen geniesst unser Bankenwesen einen guten Ruf.
Mit der Revision des Doppelbesteuerungsabkommens gemäss OECD-Standard (die Unterzeichnung er-
folgte im Dezember 2010, Abschluss der Ratifikationen im Sommer 2012, das Abkommen trat im Januar
2013 in Kraft) wurde die Rechtsgrundlage für die Steueramtshilfe erweitert. In einer weiteren Revision, die
im Mai 2019 in Seoul unterzeichnet wurde, wurden im DBA die neuen BEPS-Standards übernommen.
Ein automatisches Informationsschutzabkommen (AIA) ist seit 2017 zwischen den beiden Staaten in
Kraft. Seit 2018 tauschen Korea und die Schweiz automatisch Kontoinformationen aus.

      6.    Fazit

Schweizerische Unternehmen bewegen sich in Südkorea in einem attraktiven und schwierigen Umfeld zu-
gleich. Der koreanische Markt wird von den hiesigen Chaebols dominiert und es ist schwer, Marktanteile zu
gewinnen. Auch grosse Schweizer Unternehmen haben in der Vergangenheit ihre Präsenz in Korea reduziert,
aufgegeben oder mussten ein Joint-venture mit einem koreanischen Unternehmen eingehen, weil die Ge-
schäfte alleine nicht rentabel waren. Ausländische Anbieter benötigen Top-Produkte mit eigenständigem
Profil, weil koreanische Privat- und Geschäftskunden eine starke «Korea first»-Neigung haben. Trotz allem
agieren viele Schweizer Unternehmen erfolgreich auf dem südkoreanischen Markt. Die schweizerisch-süd-
koreanischen Handelsbeziehungen entwickelten sich in den letzten Jahren aus Sicht der Schweiz insgesamt
erfreulich. Der südkoreanische Markt birgt weiteres Potential für qualitativ hochstehende innovative Produkte
insbesondere in den Bereichen Medtech, Präzisionsmaschinen, ICT, Blockchain und Chemie, aber auch für
hochstehende Nischen-Konsumgüter. Die südkoreanische Regierung und Wirtschaft sind zudem an der
Schweizer Grundlagenforschung und am Schweizer System zur Förderung internationaler KMUs interessiert.
Die umfassende Modernisierung des EFTA-Korea FHA bleibt das Hauptanliegen der Schweiz.

Beilagen:
Annex 1: Structure of the Economy                            Annex 2: Major Economic Indicators
Annex 3: Major Trading Partners                              Annex 4: Commercial Exchanges
Annex 5: Major Investors Annex

11
     Bundesamt für Statistik, Beherbergungsstatistik 2018.

                                                                                                        12/17
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