RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe

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RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
17.
RETAIL REAL
ESTATE REPORT
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In Kooperation mit:
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
HIGHLIGHTS
    2022 | 2023

        Inflation belastet den Einzelhandel                                     Transaktionsvolumen am Investmentmarkt ist rückläufig

        Handel: Steigende Kosten für Beschaffung und Immobilienbewirtschaftung   Investoren wollen tendenziell weiter zukaufen

        Schnelllieferdienste können sich nicht durchsetzen                       Expansionswille des Handels ist ungebrochen

        Diskussion um die zukünftige Energieversorgung ist omnipräsent           Fachmarktzentren und lebensmittelgeankerte Handelsimmobilien
                                                                                 beherrschen Retail-Investmentmarkt
        Lebensmitteleinzelhandel bleibt stabil
                                                                                 ESG ist gekommen, um zu bleiben

2   HIGHLIGHTS 2020 | 2021                                                                                                                      3
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
INHALT

      Vorwort Hahn Gruppe                                                                 6
      Vorwort CBRE                                                                        8
      Vorwort bulwiengesa AG                                                             10

1.0   Wirtschaft und Einzelhandel

      1.1. Auf Corona-Schock folgt Energiepreisschock –
           dunkle konjunkturelle Wolken ziehen auf
                                                                                         12

                                                                                         14
      1.2. Gesamte Einzelhandelsentwicklung                                              20
      1.3. Entwicklung Lebensmitteleinzelhandel und Drogerie                             26
      1.4. Entwicklung Non-Food-Einzelhandel in Deutschland                              46
      1.5. Händlerbefragung 2022                                                         70

2.0   Der Einzelhandelsinvestmentmarkt in Deutschland

      2.1. Nach Umsatzrekord bremsen geopolitische und wirtschaftliche
           Verwerfungen den deutschen Immobilieninvestmentmarkt
                                                                                        82

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      2.2. Rückgang des Handelsimmobilien-Transaktionsvolumens 2021 –
           Einzelhandel aufgrund exogener Schocks weiterhin in unruhigem Fahrwasser      87
      2.3. Limitiertes Angebot an Core-Portfolios im besonders gefragten Segment
           der Lebensmittelmärkte lässt Portfolio-Quote deutlich sinken                  90
      2.4. Fachmarktobjekte mit neuem Rekordanteil – gleichzeitiger Produktmangel
           führt auf Investorenseite zu Ausweichbewegungen                               93
      2.5. Deutsche Investoren nutzten Heimvorteil und dominierten das Marktgeschehen   106
      2.6. Zinswende erhöht Attraktivität von Handelsimmobilien gegenüber
           anderen Assetklassen                                                         109
      2.7. Ausblick                                                                     112
      2.8. EXKURS: Shopping-Center und Fachmarktzentren unter Covid-19-Bedingungen      114
      2.9. Investorenbefragung                                                          122

3.0   ESG – gekommen, um zu bleiben

      3.1. Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel
      3.2. Nachhaltigkeit bei Immobilieninvestoren
                                                                                        132

                                                                                        134
                                                                                        138

      Glossar                                                                           144
      Impressum                                                                         148
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
VORWORT
    HAHN GRUPPE                                                                                                 Daniel Löhken
                                                                                                                Mitglied des Vorstands
                                                                                                                                                 Thomas Kuhlmann
                                                                                                                                                 Vorstandsvorsitzender

    Die wirtschaftliche Situation in Deutschland bleibt   gen vom Non-Food-Einzelhandel aus. 2022 hat sich      befragung, dass die Investoren weiterhin positiv     Immobilien-Investmentmarkt, dem Verhalten der
    herausfordernd. Nachdem der Höhepunkt der             diese Entwicklung im ersten Halbjahr fortgesetzt,     gestimmt sind. An Handelsimmobilien-Investments      Investorengruppen und einer Betrachtung der Be-
    Pandemie nun voraussichtlich hinter uns liegt, sind   wobei der Non-Food-Einzelhandel davon profitierte,    führt bei ihnen kein Weg vorbei. Rund 64 Prozent     sucherfrequenzen im Handel. Gemeinsam blicken
    neue, nicht weniger gravierende Belastungsfaktoren    dass die Vergleichsperiode des Vorjahrs noch durch    wollen tendenziell zukaufen. Gegenüber dem Vor-      zudem CBRE und bulwiengesa auf ESG als Wett-
    hinzugekommen. Die aktuellen Kriegshandlungen,        Schließungsanweisungen beeinträchtigt war.            jahr ist das nur ein geringfügiger Rückgang.         bewerbsfaktor im Handel und der Immobilienwirt-
    Versorgungsengpässe, eine hohe Inflation und das                                                                                                                 schaft.
    stagnierende Bruttoinlandsprodukt ergeben eine        Expansions- und Investitionsneigung von               Im Fokus der Investoren bleiben dabei weiterhin
    Mischung, die besonders in Europa die Stimmung        Handel und Investoren bleibt hoch                     lebensmittelgeankerte Handelsimmobilien, dis-        Ergänzt wird dieser Bericht wieder durch aktuelle
    der Unternehmen und Konsumenten stark beein-                                                                countorientierte Fachmärkte und Baumärkte, denen     Expertenbefragungen der Hahn Gruppe, durchge-
    trächtigt, aber auch weltweit zu Verwerfungen         Im Rahmen unserer Expertenbefragungen benennen        mit ihren tendenziell konjunkturunabhängigen und     führt im Sommer 2022. Zusammen mit dem EHI Re-
    geführt hat.                                          die Einzelhändler zahlreiche Herausforderungen, die   online-resistenten Sortimenten eine besonders        tail Institute haben wir Expansionsverantwortliche
                                                          sich 2022 verschärft haben: Inflation, Konsumstim-    stabile Entwicklung zugetraut wird. Doch nicht       des Einzelhandels zu ihren Erwartungen befragt.
    Der Einzelhandel und die Immobilien-Investment-       mung, Lieferkettenprobleme und hohe Immobilien-       nur der Objekttyp zählt, sondern zunehmend auch      In einer zweiten Umfrage haben wir im Dialog mit
    märkte sind von diesem Umfeld naturgemäß stark        Bewirtschaftungskosten haben den E-Commerce-          Nachhaltigkeitsaspekte, die umfassend in den Ak-     Handelsimmobilien-Investoren und Finanzinstitu-
    betroffen. Doch lohnt es sich, differenziert hinzu-   Wettbewerb als Sorgenkinder abgelöst. Dass viele      quisitions- und Managementprozess der Investoren     ten eine Einschätzung zu den Investmentmärkten
    schauen. Wie gewohnt, wollen wir in diesem Be-        dieser Probleme als temporär eingeschätzt werden,     einbezogen werden.                                   gewonnen.
    richt im Detail untersuchen, wie die Konsumenten      zeigt die kaum gebremste Expansionsneigung der
    sich verhalten, welche Einzelhandelsformate von       Einzelhändler. Rund 50 Prozent beabsichtigen, die     Unsere Partner                                       Dieser Bericht soll allen interessierten Immobilien-
    Resilienz geprägt sind und wo die Handelsimmo­        Anzahl ihrer Standorte in Zukunft auszubauen und                                                           und Handelsakteuren einen umfassenden Markt-
    bilien-Investoren aktuell und in Zukunft ihre In-     insbesondere die Lebensmitteleinzelhändler und        Der HAHN Retail Real Estate Report 2022/2023 ist     einblick geben. Wir hoffen, dass uns dies mit der
    vestitionsschwerpunkte setzen.                        Baumärkte wollen ihre durchschnittliche Verkaufs-     auch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit unse-      diesjährigen Ausgabe des Retail Real Estate Reports
                                                          fläche weiter vergrößern.                             ren Partnern CBRE, bulwiengesa und dem EHI Retail    wieder gelingen wird.
    Erfreulich stimmt, dass der deutsche Einzelhandel                                                           Institute entstanden.
    2021 seinen langjährigen Wachstumstrend fortset-      Der Investitionsstandort Deutschland bleibt für den                                                        Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
    zen konnte. Die Umsatzschwelle von 600 Mrd. Euro      Handel attraktiv und das gilt umso mehr für die       Die Betrachtung der wirtschaftlichen Rahmen-
    rückt damit in greifbare Nähe. Dabei legte der        Immobilieninvestoren. Das Marktumfeld zur Jahres-     bedingungen für den privaten Konsum und die          Thomas Kuhlmann             Daniel Löhken
    Lebensmitteleinzelhandel nach dem Rekordjahr 2020     mitte 2022 hat die Transaktionstätigkeit allerdings   Entwicklung der einzelnen Food- und Non-Food-        Vorstandsvorsitzender       Mitglied des Vorstands
    eine kleine Verschnaufpause ein und konsolidierte     gedämpft und die kurzfristigen Erwartungen            Einzelhandelsbranchen werden von bulwiengesa
    auf hohem Niveau. Stärkere Zuwächse gingen hinge-     eingetrübt. Jedoch zeigt sich in unserer Experten-    durchgeführt. CBRE beschäftigt sich mit dem          HAHN-Immobilien-Beteiligungs AG

6   VORWORT HAHN GRUPPE                                                                                                                                                                                                     7
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
VORWORT
    CBRE
    Während der Einzelhandel noch damit beschäftigt      So ist Konsumverzicht am ehesten bei größeren
    war, die Aus- und Nachwirkungen der sich zu-         Anschaffungen oder bei höherwertigen Konsum-
    sehends abmildernden Coronakrise zu verdauen,        gütern möglich. Beim Grundbedarf hingegen ist
    setzt mit dem Krieg in der Ukraine ein weiterer      ein generelles Verzichten kaum möglich, allenfalls
    exogener Schock den wieder erstarkenden Handel       ein Ausweichen auf preiswertere Produkte (z. B.
    erneut unter Druck. Die geopolitischen Verwer-       Eigenmarken). Entsprechend stehen Lebensmittel-
    fungen sowie die insbesondere durch hohe Ener-       märkte, deren Beliebtheit seit Ausbruch der Coro-
    gie- und Lebensmittelpreise getriebene Inflation     napandemie schon einmal deutlich zulegen konnte,
    belasten sowohl die konjunkturelle Entwicklung der   auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen
    deutschen Wirtschaft als auch das Konsumverhal-      besonders im Fokus des Interesses.
    ten der Bevölkerung. So hat sich die Stimmung der
    Verbraucher erheblich eingetrübt und das Konsum-     Darüber hinaus verfügen Handelsunternehmen mit
    klima über den Sommer immer weiter einbrechen        einer Omnichannel-Strategie – wie schon in den       Prof. Dr. Alexander von Erdély          Dr. Jan Linsin
    lassen.                                              vergangenen Monaten – über die besten Voraus-        CEO Germany                             Head of Research
                                                         setzungen, um im aktuellen Umfeld Kunden zu er-
    Dabei waren die Ausgangsvoraussetzungen zu           reichen und an das eigene Unternehmen zu binden.
    Beginn des Jahres 2022 vielversprechend und          Im Unterschied zu den Entwicklungen infolge der
    ließen nach dem Auslaufen der letzten Schutzmaß-     Coronapandemie gerät aufgrund der Preissensi-
    nahmen auf ein „normales“ Jahr für den Einzel-       bilität der Verbraucher aktuell nämlich auch der
    handel hoffen. Nach zwei Jahren Einkaufen unter      Onlinehandel unter Druck. In margenniedrigen         Erfüllt eine Handelsimmobilie außerdem ESG-Fak-      Es gibt also durchaus Unterschiede. Aber auch
    pandemischen Bedingungen bestand nicht nur die       Segmenten bestehen nur geringe Spielräume für        toren, darf – vor allem im bisher stark im Fokus     mehr als schwarz oder weiß. Der Handel wird auch
    Hoffnung auf ein Anknüpfen an die Zeit vor der       Sortimentsanpassungen hin zu discountorientier-      stehenden Block E – unter den aktuellen makro-       die aktuelle Krise überstehen. Die Selektivität bei
    Pandemie, sondern vielleicht sogar auf eine nach-    ten Angeboten. Auch steigende Liefer- und Ver-       ökonomischen Rahmenbedingungen nicht nur             der Objektauswahl, die Prüfung, Beratung und
    holende Entwicklung.                                 packungskosten werden über kurz oder lang an         ein konkreter Kostenvorteil unterstellt werden,      Entscheidungsfindung dürften allerdings komplexer
                                                         den (preissensiblen) Kunden weitergegeben werden     sondern – so zeigt es unsere Untersuchung – auch     werden.
    Aber ist erneut alles schlecht oder sehen wir nur    müssen.                                              ein generell höheres Investoreninteresse gegenüber
    reflexartig schwarz für den ohnehin gebeutelten                                                           nicht ESG-konformen Immobilien angenommen            Eine bereichernde Lektüre wünschen
    Einzelhandel? Eine Stärke des Einzelhandels ist      Positiv hervorzuheben ist auch unsere Analyse der    werden.
    seine Vielfältigkeit und seine sowohl immanente      Passantenfrequenzen in Fachmarkt- und Einkaufs-                                                           Prof. Dr. Alexander von Erdély    Dr. Jan Linsin
    als auch erzwungene Anpassungsfähigkeit.             zentren (Kap. 2.8.), die belegt, dass die Menschen                                                        CEO Germany                       Head of Research
                                                         – und damit potenzielle Kunden – wieder zurück an
                                                         den Einkaufsstätten vor Ort sind. „Back to normal“
                                                         lautet die vielversprechende Botschaft!                                                                   CBRE GmbH

8   VORWORT HAHN GRUPPE                                                                                                                                                                                                  9
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VORWORT
     BULWIENGESA
     Stellte bereits Corona den Einzelhandel vor noch nie   Und die Verbraucher? Sie reagieren mit Konsumzu-
     da gewesene Herausforderungen, kamen in diesem         rückhaltung. Das GfK-Konsumklima stürzte im Au-
     Jahr bislang kaum vorstellbare neue hinzu.             gust 2022 auf einen neuen Tiefststand, der sogar
                                                            das Rekordtief zu Beginn der Coronapandemie im
     Das Wort „Rezession“ macht in diesem Sommer            Frühjahr 2020 unterschreitet. Der Ukraine-Krieg,
     2022 ganz selbstverständlich die Runde. Denn die       die hohe Inflation durch den Anstieg der Ver-
     erhofften positiven Impulse, die aus einer Locke-      braucherpreise und die galoppierenden Preise für
     rung der pandemiebedingten Beschränkungen              Gas und Strom belasten die Verbraucherstimmung
     folgen sollten, verpufften förmlich aufgrund unter-    zusehends. Die Hoffnung auf eine zügige Erholung
     brochener Lieferketten sowie der Verschärfung          nach Beendigung der meisten pandemiebedingten         Dr. Joseph Frechen                      Ralf-Peter Koschny
     der Sanktionen gegenüber Russland als Folge des        Beschränkungen ist dahin. Statt Ausgabefreudig-       Niederlassungsleiter Hamburg            CRE FRICS Vorstand
     völkerrechtswidrigen Einmarschs Russlands in die       keit regiert Sparneigung, Anschaffungen werden
     Ukraine im Februar des Jahres. Volkswirte führen-      zurückgestellt. Die vielfach erkämpften Lohn- und
     der Wirtschaftseinrichtungen gehen von „schwe-         Einkommenssteigerungen werden aufgezehrt,
     ren Zeiten“ für Unternehmen wie Verbraucher in         reale Kaufkraftverluste zeichnen sich ab.
     Deutschland aus. Denn Deutschland, wie andere
     europäische Staaten auch, erlebt derzeit eine          Für den Einzelhandel insgesamt keine erfreu-          bspw. Self-Scanning, elektronische Regalpreis-       Die Zuversicht, dass das Gros des Einzelhandels
     grundsätzliche Neuausrichtung, die alle vergan-        lichen Rahmenbedingungen und Aussichten. Der          schilder, unternehmenseigene Apps statt Hand-        eine Antwort auf die aktuelle Lage findet, besteht
     genen Herausforderungen zur Krisenbewältigung          Konsumschub zu Beginn des Jahres wurde durch          zettel, bestehen kaum mehr. Vieles wird mit dem      unverändert fort. Der Handel hat das in der Ver-
     übertreffen. Entsprechend groß ist die Verunsiche-     gestörte Lieferketten gebremst. Jetzt stabilisieren   Hinweis auf ökologische Überzeugung, Energiekos-     gangenheit oft genug bewiesen. Zuletzt ist wieder
     rung.                                                  sich die Lieferketten, aber die Nachfrage lahmt.      teneinsparung oder auch als Reaktion auf Fach-       einiges richtig gut verlaufen für den Einzelhandel
                                                            Jedoch ist der deutsche Einzelhandel bislang          kräftemangel umgesetzt.                              und diese jüngsten Entwicklungen stellt der neue
     Mit Beginn der Zwanzigerjahre des neuen Jahrtau-       sämtlichen Herausforderungen und exogenen                                                                  Hahn Report in der bekannten, bewährten Form
     sends schwappt eine große Welle der Unsicherheit       Schocks mit Kreativität und Anpassungsfähigkeit       Natürlich werden wir beobachten müssen, dass         vor. Wie in den Vorjahren wünschen wir Ihnen
     und Unbequemlichkeit über uns herein, mit der wir      begegnet.                                             nicht alle Unternehmen die gegenwärtigen He-         erneut eine gewinnbringende Lektüre. Bleiben wir
     (noch) lernen müssen umzugehen. Die Coronapan-                                                               rausforderungen überstehen werden. Es wird           zuversichtlich.
     demie zwang Politik, Unternehmen und Verbrau-          Schon vor Beginn der Pandemie verschob sich der       erneut Unternehmen und Konzepte geben, die
     cher zu konsequentem und auch improvisiertem           Fokus des Einzelhandels in Richtung digitaler Welt.   die erforderlichen Anpassungen nicht mehr aus        Ralf-Peter Koschny     Dr. Joseph Frechen
     Handeln. Kaum wurde nach knapp zwei Jahren             Was zuvor Planung und Überlegung war, wich der        eigener Kraft stemmen können. Auch gibt es           CRE FRICS Vorstand     Niederlassungsleiter Hamburg
     Pandemie Licht am Ende des Tunnels sichtbar, folgt     zügigen Umsetzung. Der Einzelhandel experimen-        Einzelhandelsbranchen, die unter der aktuellen
     – ohne durchzuatmen – der Ukraine-Krieg. Der           tiert und testet neue Lösungen. Insbesondere der      Konsumzurückhaltung stärker in Mitleidenschaft       bulwiengesa AG
     deutsche Bundeskanzler verkündete u. a. mit der        Lebensmitteleinzelhandel schreitet mutig voran.       gezogen werden als andere. Neu ist, dass der On-
     Neuausrichtung der Energieversorgung in Deutsch-       Neue, kleinflächige Formate, voll automatisiert       line-Kanal ebenso betroffen ist wie das stationäre
     land, dem Schmieden neuer Partnerschaften und          zudem, gewinnen an Kontur und konkreter Um-           Einzelhandelsnetz – der Onlinehandel wird nicht,
     der Abkehr von bisher tolerierten/ignorierten Ab-      setzung. Berührungsängste von Konsumenten wie         wie noch während der Pandemie, der „natürliche“
     hängigkeiten eine Zeitenwende. Es ist eine Zäsur.      Einzelhändlern gegenüber digitalen Lösungen,          Krisengewinner.

10   VORWORT HAHN GRUPPE                                                                                                                                                                                                     11
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
1.0
     WIRTSCHAFT UND
     EINZELHANDEL

     
     Stabile

     

     
             Umsatzentwicklung im Einzelhandel

     Kaufkraft in Deutschland nimmt stetig zu

     Verbrauchermärkte

     
                       gewinnen im Lebensmitteleinzelhandel Marktanteile
                                                                            589 273 2,2
                                                                           Mrd. Euro             Mrd. Euro Umsatz              Prozent E-Commerce-
     Non-Food-Umsätze legen zu
                                                                           Einzelhandelsumsatz   im Lebensmitteleinzelhandel   Anteil im Lebensmittel-
     
     Onlinehandel gewinnt überproportional                                 2021                  2021                          einzelhandel

12                                                                                                                                                   13
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
Der Arbeitsmarkt befindet sich weiterhin in einem
                                                                                                                  Aufwärtstrend. Im Juni hat sich die Zahl der Er-
                                                                                                                  werbstätigen saisonbereinigt um 24.000 Personen
                                                                                                                  erhöht. Bereits in den beiden Vormonaten nahm die
                                                                                                                  Erwerbstätigenzahl um 31.000 im Mai und 40.000
                                                                                                                  im April zu. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig
                                                                                                                  Vollzeitbeschäftigten lag zuletzt um 331.000 oder
                                                                                                                  1,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Der höchste
                                                                                                                  Anstieg an sozialversicherungspflichtig Beschäf-
                                                                                                                  tigten fand im Vorjahresvergleich bis Mai 2022 in
                                                                                                                  Berlin (+4,7 Prozent) und Hamburg (+2,7 Prozent)
     1.1.                                                                                                         statt. Das Gastgewerbe verzeichnet dabei mit einem
                                                                                                                  Zuwachs von +102.000 SVP-Beschäftigten das               Stimmung hat sich bei Wirtschaft und
     AUF CORONA-SCHOCK                                                                                            in absoluten Zahlen größte Wachstum unter den
                                                                                                                  Wirtschaftszweigen. Die Arbeitslosenquote ist in
                                                                                                                                                                           Verbrauchern verschlechtert

     FOLGT ENERGIEPREISSCHOCK –
                                                                                                                  Deutschland im Juli auf 5,4 Prozent angestiegen.         Die Konjunkturerwartungen haben sich in den
                                                                                                                  Damit hat sie sich zum Vormonat um 0,1 Prozent-          letzten Monaten deutlich eingetrübt. Die ifo-
                                                                                                                  punkte erhöht. Maßgebend für den Anstieg war die         Geschäftserwartungen verringerten sich auf einen
     DUNKLE KONJUNKTURELLE                                                                                        ukrainische Fluchtmigration, die das Niveau der
                                                                                                                  Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte erhöht
                                                                                                                                                                           Wert von 80,2. Seit Beginn der Erhebung im Januar
                                                                                                                                                                           1991 waren die Erwartungen lediglich zur Finanz-

     WOLKEN ZIEHEN AUF                                                                                            haben dürfte. Die niedrigsten Arbeitslosenquoten
                                                                                                                  herrschen in Bayern (3,2 Prozent) und Baden-
                                                                                                                  Württemberg (3,6 Prozent), während in Bremen
                                                                                                                                                                           krise 2008 sowie im April 2020 zur COVID-Pan-
                                                                                                                                                                           demie schlechter. Dabei sind die Erwartungen in
                                                                                                                                                                           allen Wirtschaftsbereichen zurückgegangen, wobei
                                                                                                                  (10,3 Prozent) und Berlin (9,0 Prozent) die höchsten     der Einzelhandel besonders pessimistisch in die
                                                                                                                  Quoten zu verzeichnen sind. Trotz der aktuellen          Zukunft blickte. Die aktuelle Lage wird dagegen
                                                                                                                  Unsicherheiten befindet sich die Nachfrage nach          in allen Wirtschaftsbereichen positiv bewertet. Im
                                                                                                                  Mitarbeitern auf einem hohen Niveau. Die Zahl            Verarbeitenden Gewerbe belasten vielmehr Liefer-
     Nach der COVID-Pandemie durchläuft die deutsche      Jahr deutlich zu. Für das laufende Jahr wird nur noch   der gemeldeten Stellen hat sich zuletzt zwar leicht      engpässe ein schnelleres Abarbeiten der hohen
     Wirtschaft aktuell den nächsten Härtetest. Der im    ein Wachstum von 1,4 Prozent erwartet. Im kommen-       verringert, doch mit 881.000 offenen Arbeitsstellen      Auftragsbestände. Lediglich im Handel macht sich
     Februar dieses Jahres begonnene russische Angriff    den Jahr dürfte der Zuwachs auf einem ähnlichen         waren zuletzt 136.000 oder 18,3 Prozent mehr             die hohe Inflation auf die Konsumlaune der Men-
     auf die Ukraine erhöht die Sorge vor Energie-        niedrigen Niveau bei 1,3 Prozent liegen.                Arbeitsstellen gemeldet als im Vorjahr. Die hohe Ar-     schen bereits jetzt bemerkbar, sodass die jetzige
     knappheiten in ganz Europa – insbesondere im von                                                             beitskräftenachfrage spiegelt auch der Stellenindex      Lage bereits pessimistisch eingeschätzt wird. Die
     russischen Gasimporten abhängigen Deutschland.       Im ersten Quartal 2022 konnte die Wirtschaft noch       der Bundesagentur für Arbeit wider. Mit einem Wert       ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich ebenfalls
     Die Sorgen vor einer Rezession nehmen deutlich       um 0,8 Prozent zulegen. Im zweiten Quartal haben        von 134 Punkten war die Nachfrage um 13 Punkte           deutlich verschlechtert. Ähnlich schlecht waren die
     zu. Geldpolitisch ist durch den Kampf der Zentral-   die sich verschlechternden weltwirtschaftlichen         höher als im Vorjahr, wenngleich der Index im Juli       Erwartungen hier nur zur Finanzkrise und für kurze
     bank gegen die breit angelegte Inflation im Euro-    Rahmenbedingungen auch die heimische Konjunktur         um 2 Punkte nachgegeben hat.                             Zeit zum Jahresende 2011 beim erneuten Aufkom-
     raum diesmal mit wenig Unterstützung zu rechnen.     belastet. Am Ende blieb das Bruttoinlandsprodukt                                                                 men der Schuldenkrise in Griechenland. Während
     Fiskalpolitisch verhindern hohe Staatsschulden in    zum Vorquartal konstant. Unterstützend wirkten im                                                                zur Zeit der COVID-Pandemie bei schlechter Ge-
     Südeuropa einen expansiven Kurs der Regierungen.     ersten Halbjahr die Lockerungen im Einzelhandel. Die                                                             schäftslage zumindest die berechtigte Hoffnung auf
                                                          begonnene Normalisierung des Spar- und Ausgabe-                                                                  eine starke konjunkturelle Erholung bei einem Ende
     Nachdem die deutsche Wirtschaft sich 2021 mit        verhaltens der privaten Haushalte wirkte stimulierend                                                            der Kontaktbeschränkungen bestand, sind aktuell
     einem realen Wachstum des Bruttoinlandspro-          auf die Konjunktur. Steigende Verbraucherpreise so-                                                              sowohl die jetzige Lage als auch die zukünftigen Er-
     dukts von 2,6 Prozent von der Pandemie zu erholen    wie ein hoher Anstieg der Energiepreise unterbrachen                                                             wartungen auf ein niedriges Niveau gesunken. Eine
     versuchte, setzen die andauernden Rohstoff- und      jedoch die Konsumlaune vorzeitig und die Konsumen-                                                               technische Rezession, d. h. ein Wirtschaftsrückgang
     Lieferengpässe, Energiepreisanstiege und die Ver-    ten agierten zuletzt zurückhaltender.                                                                            in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen, ist in
     braucherpreisinflation der Konjunktur in diesem                                                                                                                       diesem Jahr nicht mehr auszuschließen.

14   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                                  15
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
Die privaten Konsumausgaben stagnierten im Jahr       Die Konsumenten verzichten dabei aufgrund der In-
     2021. Nach dem Rückgang während der Pandemie          flation nicht auf alle Warengruppen gleichermaßen.
     ist das eine eher enttäuschende Entwicklung. Die      Produkte des täglichen Bedarfs und Genusskatego-
     Bereiche Freizeit, Unterhaltung, Kultur sowie die     rien erleiden die größten Mengenrückgänge. Bei den
     Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen        sogenannten „Fast Moving Consumer Goods“ passen
     konnten nach den zweistelligen prozentualen           Konsumenten ihr Ausgabeverhalten am schnellsten
     Rückgängen im Jahr 2020 bisher keine Erholung         an. Lebensmittel oder Körperpflegeprodukte sowie
     starten. Im ersten Quartal 2022 blieb die Entwick-    Genusskategorien wie Fleisch- und Wurstwaren,
     lung hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück.    Obst und Gemüse zeigen die größten Mengenrück-
     Der Rückgang der Konsumausgaben der privaten          gänge. Die zwei Jahre andauernde Coronapandemie
     Haushalte betrug 4,4 Prozent zum Vorquartal. Zum      hat indessen die Reiselust der Deutschen, trotz
     Vorjahresquartal konnten sich die Konsumausgaben      hoher Preissteigerungen, deutlich beflügelt. Die
     aufgrund schwacher Vorgaben dagegen um 7,7 Pro-       Buchungszahlen der privaten Urlaubsreisen in der
     zent erholen. Aufgrund der aktuell angespannten       aktuellen Sommersaison sind auf dem Niveau von
     Lage bei den Verbrauchern und der anhaltend hohen     2019 und liegen teilweise sogar darüber.
     Inflation werden sich die Konsumausgaben auch in      Die privaten Haushalte erleiden durch die hohen
     diesem Jahr preisbereinigt nur schwach entwickeln.    Verbraucherpreisanstiege einen Kaufkraftverlust, der
     Dies liegt zum einen darin begründet, dass sich die   im laufenden Jahr 2022 nicht durch einen Anstieg
     Bürger mit größeren Anschaffungen zurückhalten,       der Nettolöhne oder eine Zunahme von Transleis-
     und zum anderen bleibt aufgrund der gestiegenen       tungen aufgefangen werden wird. Zwar reduzieren
     Lebenshaltungskosten häufig wenig Geld bei den        die Entlastungspakete der Regierung kurzfristig die
     Menschen übrig. Auch die Angst vor einer zusätz-      Kaufkraftverluste, doch gänzlich aufwiegen können
     lichen Mehrbelastung für Gasverbraucher wird die      sie die Inflation nicht. Im laufenden Jahr wirken
     Haushalte dazu veranlassen, Geld zurückzulegen        Maßnahmen wie der Wegfall der EEG-Umlage, das
     bzw. den aktuellen Konsum einzuschränken bzw.         Neun-Euro-Ticket oder die temporäre Senkung
     anzupassen.                                           der Kraftstoffsteuer preissenkend und damit infla-
                                                           tionsdämpfend, doch der Einfluss bleibt mit etwa
     Einen genaueren Einblick in das aktuelle Verbrau-     0,5 Prozentpunkten auf die Verbraucherpreise letzt-
     cherverhalten der Haushalte liefert das HDE-Kon-      lich eher gering. In den kommenden Jahren sollten
     sumbarometer. Im August 2022 fiel der Index auf       die realen Einkommenseinbußen aus dem Jahr 2022
     86,56 Punkte und damit auf ein neues Allzeit-Tief.    dann schrittweise ausgeglichen werden und teilwei-
     Während die Anschaffungsneigung regelrecht ein-       se wieder in den privaten Konsum fließen.
     brach, stieg die Sparneigung auf ein neues Hoch.
     Kostensteigerungen in unbekannter Höhe lassen
     Verbraucher sehr vorsichtig agieren und der erwar-
     tete Anstieg der Konsumausgaben nach dem Ende
     der COVID-Pandemie fällt in diesem Jahr aus. Kon-
     sumenten reagieren auf die Preiserhöhungen durch
     einen strategischen Einsatz ihres begrenzten Haus-
     haltsbudgets. Bei Warengruppen, in denen einge-
     spart werden kann, bspw. im Bereich Lebensmittel,
     wird dies häufig auch getan. Zwar leiden besonders
     einkommensschwache Haushalte unter steigenden
     Lebensmittelpreisen, aber laut einer aktuellen Um-
     frage der GfK machen sich auch höhere Einkommen
     zunehmend Sorgen über steigende Preise.

16   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                  17
RETAIL REAL ESTATE REPORT 20 22 20 23 - Hahn Gruppe
Neben der zukünftigen Entwicklung der Verbrau-          Restlicher Euroraum erholte sich
     cherpreise und der Lieferkettenproblematik dürfte       2021 schneller                                            [01] E
                                                                                                                             ntwicklung der Konjunktur in Deutschland und im Euroraum
     das größte Risiko für die deutsche Wirtschaft in
     einem Ausbleiben der Gaslieferungen aus Russland        Im Euroraum hat sich die Wirtschaft 2021 deut-                Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
     liegen. Weitere angebotsseitige Beschränkungen          lich kräftiger als in Deutschland erholt. Nach einem
     dürften mit Gewissheit zu einer Rezession führen        Rückgang 2020 von -6,4 Prozent stieg das Brutto-                                                                        2019          2020           2021e         2022e
     und die Inflation weiter anheizen. Auch der künf-       inlandsprodukt im letzten Jahr um 5,4 Prozent an                                                                      2020           2021           2022e         2023e
     tige geldpolitische Kurs der EZB kann das Risiko        [s. Grafik 01]. Frankreich verzeichnete im letzten        BIP (real) Euroraum                                             1,3          -6,7            4,6          4,3
     einer Rezession verschärfen. Bereits in den ver-        Jahr ein Wachstum von 6,8 Prozent, Italien von            BIP (real) Euroraum                                          -6,4           5,4            2,6           1,4
     gangenen Monaten konnte beobachtet werden, wie          6,6 Prozent und Spanien von 5,1 Prozent. Teilweise        BIP (real) Deutschland                                          0,6          -5,1            3,3          4,4
     Marktteilnehmer Gelder aus der Eurozone abzogen         sind die europaweit höheren Wachstumsraten durch          BIP (real) Deutschland                                       -4,1           2,6            1,4           1,3
     und die Kapitalströme Richtung USA lenkten. Die         die stärkeren wirtschaftlichen Einbrüche in den           VPI (Verbraucherpreisindex) Euroraum                            1,2           0,3            1,9          1,4
     Entwicklung des Eurokurses ist bezeichnend für          Ländern 2020 zu erklären. Das Problem der hohen           VPI (Verbraucherpreisindex) Euroraum                          0,3           2,6            7,6           4,0
     die schwache Entwicklung der Wirtschaft in der          Arbeitslosigkeit im Euroraum besteht weiterhin. In        VPI (Verbraucherpreisindex) Deutschland                         1,4           0,4            2,7          1,9
     Eurozone und der relativ stärkeren US-Wirtschaft.       der gesamten Eurozone lag die Arbeitslosenquote           VPI (Verbraucherpreisindex) Deutschland                       0,5           3,1            7,9           4,8
     Während die Federal Reserve die Zinsen nicht nur        im Jahr 2021 bei 7,7 Prozent. Zwar ist sie leicht um      Private Konsumausgaben (real) Deutschland                       1,6          -6,1            1,6          7,2
     früher, sondern auch stärker anheben konnte, bleibt     0,3 Prozentpunkte zum Vorjahr gefallen, doch in süd-      Private Konsumausgaben (real) Deutschland                    -5,9           0,2            3,0           2,0
     das Zinsniveau in der Eurozone auf einem historisch     europäischen Staaten wie Frankreich (7,9 Prozent),        Arbeitslosenquote Deutschland                                   5,0           5,9            5,8          5,2
     niedrigen Niveau. Seit der Finanzkrise 2008 hat der     Italien (9,5 Prozent), Griechenland (14,7 Prozent)        Arbeitslosenquote Deutschland                                 5,9           5,7            5,1           5,1
     Euro über 35 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar       oder Spanien (14,8 Prozent) ist sie weiter sehr hoch
     verloren und erstmalig seit Anfang 2003, also knapp     und gegenüber anderen hoch entwickelten Län-
     20 Jahren, notierte der Euro Mitte Juli zur Parität     dern weltweit ungewöhnlich hoch. Zum Vergleich:                                         Quelle: Statistisches Bundesamt, Eurostat, Prognose: ifo Konjunkturprognose Sommer 2021
     gegenüber dem Dollar. Die Abwertung des Euro ver-       Nach der Berechnungsmethode von Eurostat liegt                                         Quelle: Statistisches Bundesamt, Eurostat, Prognose: Europäische Kommission Sommer 2022
     stärkt die inflationären Effekte der Eurozone zusätz-   die Arbeitslosenquote in Deutschland bei lediglich
     lich, da Güter und Dienstleistungen außerhalb der       5,7 Prozent.
     Eurozone relativ gesehen teurer für die heimischen
     Konsumenten werden. Um die importierte Infla-           Die Inflationsrate im Euroraum steigt weiter an.
     tion aus dem Nicht-Euro-Raum und insbesondere           Zuletzt betrug sie im Juni 8,6 Prozent zum Vorjahres-
     der USA nicht weiter wachsen zu lassen, muss die        monat und liegt damit weit über dem EZB-Mandat
     Europäische Zentralbank dem geldpolitischen Kurs        zur Preisstabilität. Von diesem Anstieg der Ver-
     der großen und gewichtigen Zentralbanken der Welt       braucherpreise sind alle größeren Volkswirtschaften
     folgen und ihre Zinsen in den kommenden Sitzun-         der Eurozone betroffen. Im Juli 2022 betrug die
     gen erhöhen.                                            Inflation in Italien 8,4 Prozent, in Spanien 10,8 Pro-                                                            Die Stimmung in der Wirtschaft, gemessen am von
                                                             zent, in Frankreich 6,8 Prozent und in Deutschland                                                                der Europäischen Kommission veröffentlichten
                                                             8,5 Prozent, wobei sich hier bereits die staatlichen                                                              Economic Sentiment Indicator, hat zuletzt leicht
                                                             Eingriffe in die Begrenzung der Energiepreise be-                                                                 nachgegeben. Mit einem Indexwert von 97,6 Punk-
                                                             merkbar machten. Damit wird den Verbrauchern zwar                                                                 ten hat sich die Stimmung bereits den fünften
                                                             vorübergehend auf Kosten steigender Staatsschulden                                                                Monat in Folge verschlechtert. Besonders die Kon-
                                                             Linderung verschafft, aber das stellt keine langfristig                                                           sumenten blicken pessimistisch auf die Lage. Selbst
                                                             tragfähige Lösung für starke Preissteigerungen dar.                                                               während der COVID-Pandemie waren Konsumenten
                                                             Vielmehr geht durch den Eingriff in den Preismecha-                                                               nicht so pessimistisch wie im Juli 2022.
                                                             nismus seine Lenkungsfunktion verloren, sodass das
                                                             Problem der Angebotsknappheit noch verschärft wird.                                                               Vor einem Jahr lag der Index noch bei seinem
                                                             Im dritten Quartal 2022 sollte die Verbraucherpreis-                                                              höchsten Stand seit 1985 mit einem Wert von
                                                             inflation in der Eurozone ihren Höhepunkt erreichen                                                               116,1 Punkten. Das Verarbeitende Gewerbe sowie
                                                             und anschließend aufgrund nachlassender Dynamik                                                                   der Dienstleistungssektor blicken zwar weiter
                                                             der Energiepreise und sich auflösender Lieferketten-                                                              optimistisch auf die Situation, doch im Einzelhandel
                                                             problematiken leicht nachlassen.                                                                                  und im Baugewerbe ist die Lage pessimistischer.

18   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                                               19
ersten Coronajahr 2020. Gemäß Statistischem
                                                                                                                  Bundesamt stiegen die Umsätze mit Lebensmit-
                                                                                                                  teln nominal um 0,8 Prozent im Jahr 2021, nach
                                                                                                                                                                                            „      Trotz der nominal
                                                                                                                                                                                                   stattlichen Umsatz-
                                                                                                                  8,1 Prozent im Vorjahr. Einrichtungsgegenstände,
                                                                                                                  Haushaltswaren und Baubedarf, mit +5,9 Prozent                                   entwicklung für das
                                                                                                                  eine der „Gewinnerbranchen“ im Coronajahr 2020,
                                                                                                                  verloren kräftig um 6,8 Prozent gegenüber dem                                    Jahr 2021 fällt das
                                                                                                                  Vorjahr und auch die im Jahr 2020 schwer be-
                                                                                                                  troffene Textil- und Bekleidungsbranche musste                                   reale Umsatzwachstum
                                                                                                                  mit -5 Prozent erneut Umsatzverluste verbuchen,
                                                                                                                  wenn auch nicht mehr so dramatisch wie im Jahr                                   des deutschen Einzel-
                                                                                                                  2020. Erneut konnte der Distanzhandel die größte
                                                                                                                  Umsatzdynamik erzielen. Die pandemiebedingte                                     handels erstmals seit
                                                                                                                  Beeinträchtigung des stationären Handels mit
                                                                                                                  ihren saisonal und regional sehr unterschiedlichen                               2013 geringer als
     1.2.                                                                                                                                                                                          ein Prozent aus.
                                                                                                                  Ausprägungen ermöglichte weitere signifikante
                                                                                                                  Marktanteilsgewinne. Sein Anteil am gesamten
                                                                                                                  Einzelhandelsumsatz in Deutschland legte um mehr
     GESAMTE EINZELHANDELS-                                                                                       als zwei Prozentpunkte auf 14,7 Prozent zu.

     ENTWICKLUNG                                                                                                  [02] Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes 2000 bis 2022*

                                                                                                                                                                                                                                                                            6
                                                                                                                                                                                                                                                                    607,1
                                                                                                                                                                                                                                                      577,4 589,4           5
     Einzelhandelsumsatz nimmt 600 Mrd. Euro                                                                                                                                                                                                  546,2
     Jahresumsatz ins Visier                                                                                                                                                                                                    514,4 527,8                                 4
                                                                                                                                                                                                                        493,2
                                                                                                                                                                                                                477,8
                                                                                                                                                                                                  450,9 458,0
                                                                                                                                                                                          445,4                                                                             3
     Der deutsche Einzelhandel hat das Jahr 2021 er-        Einzelhandelsumsatz die 500-Mrd.-Euro-Werte, denn     428,3 432,2 423,1 417,2 426,3 430,2 432,7 427,6 432,3 418,9 427,2 437,9
     neut mit einem Umsatzrekord beendet. Stationärer       im Jahr 2016 setzte der Einzelhandel in Deutschland                                                                                                                                                             2
     Einzelhandel und Distanzhandel haben zusammen          noch 493,2 Mrd. Euro (netto) um.
                                                                                                                                                                                                                                                                            1
     589,4 Mrd. Euro umgesetzt, nach 577,4 Mrd. Euro im
     Jahr 2020 [s. Grafik 02]. Das nominale Umsatzplus      Der verhaltene Start ins Jahr 2021 aufgrund des                                                                                                                                                                 0
     beträgt 2,1 Prozent. Es schmilzt jedoch inflations-    pandemiebedingten Lockdowns des stationären Ein-
                                                                                                                                                                                                                                                                            -1
     bedingt auf ein reales Umsatzplus von 0,9 Prozent.     zelhandels sowie der anschließenden (Teil-)Öffnung
     Trotz der nominal stattlichen Umsatzentwicklung        unter strengen Auflagen – bspw. Beachtung der                                                                                                                                                                   -2
     für das Jahr 2021 fällt das reale Umsatzwachstum       maximal zulässigen Kundenanzahl im Ladengeschäft,
                                                                                                                                                                                                                                                                            -3
     des deutschen Einzelhandels damit erstmals seit        teilweise persönliche Anmeldung des Ladenbesuchs –
     2013 geringer als ein Prozent aus. Für das Jahr 2022   hat in der Gesamtumsatzbilanz bzw. Umsatzdynamik                                                                                                                                                                -4
     prognostiziert der HDE ein reales Umsatzminus von      keine erkennbaren Spuren hinterlassen.                2000         2002        2004       2006          2008     2010         2012       2014          2016            2018          2020           2022*
     -2 Prozent, das in einen nominalen Umsatzanstieg
     von 3 Prozent mündet und den Einzelhandelsumsatz       Jedoch haben sich einzelne Branchen erneut höchst                                                                                                                                           *2022 Prognose
     auf 607,3 Mrd. Euro (netto) katapultieren würde.       unterschiedlich entwickelt, wenngleich die Unter-            Gesamtumsatz p. a. (Mrd. Euro, netto)                      Quelle: Statistisches Bundesamt, *HDE-Prognose 2022; ohne Umsatzsteuer;
     Innerhalb von lediglich sechs Jahren durcheilte der    schiede nicht mehr so stark zutage traten wie im             reale Veränderung zum Vorjahr in Prozent               vorläufige Daten; Einzelhandel ohne Kfz, Tankstellen, Brennstoffe, Apotheken

20   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                                                                                 21
Kaufkraftwachstum in Deutschland bleibt                                                                     [03] Kaufkraft in Deutschland 2022 –
     zunächst noch bestehen                                                                                            regionale Verteilung
     MB Research stellt jeweils Anfang eines Jahres        Top-20-Landkreise stammen entweder aus Bayern
     seine Vorausberechnungen für die Kaufkraftdaten       (elf), Baden-Württemberg (fünf), Hessen (zwei) oder   Kaufkraftkennziffer 2022
     der privaten Haushalte vor. Für das Jahr 2022 wird    Nordrhein-Westfalen (einer). Damit verstärkt sich     (Index BRD=100)
     ein weiterer, nomineller Anstieg um 4,6 Prozent auf   das seit Jahren zu beobachtende Süd-Nord-Gefälle
     25.331 Euro je Einwohner erwartet, nach +2,6 Pro-     weiter. In etwa auf dem Niveau des bundesdeut-
                                                                                                                        unter 91,1                                                                      ROSTOCK
     zent im Vorjahr. In diesen Daten schlagen sich        schen Durchschnitts von 25.331 Euro je Einwohner
     der kräftige Anstieg der Energiepreise infolge der    rangieren die Landkreise Solingen (25.322 Euro je            91,1 bis 99,2
     russischen Invasion in die Ukraine und die daraus     Einwohner), Potsdam (25.313 Euro je Einwohner)
                                                                                                                        99,2 bis 108,3                                            HAMBURG
     resultierende hohe Inflation nicht nieder, da diese   und die kreisfreie Stadt Straubing (25.374 Euro
     zum einen zum Zeitpunkt der Vorausberechnung          je Einwohner). Am unteren Ende der Rangreihung               108,3 bis 122,5
     noch nicht in der tatsächlich eingetretenen Höhe      liegen erneut drei westdeutsche Landkreise. Wie im                                                     BREMEN
                                                                                                                        über 122,5
     erwartet werden konnten und zum anderen hier          Vorjahr befinden sich hier in unveränderter Reihen-
     eine nominale und keine reale Kaufkraft je Einwoh-    folge die Stadtkreise Gelsenkirchen (19.901 Euro je
     ner abgebildet wird. Für das Jahr 2022 ebenso wie     Einwohner), Bremerhaven (20.098 Euro je Einwoh-                                                                                                             BERLIN

     für das Jahr 2023 wird jedoch ein realer Kaufkraft-   ner) und Duisburg (20.600 Euro je Einwohner).                                                                     HANNOVER

     verlust erwartet.                                                                                                                                                                               MAGDEBURG
                                                           Die Kaufkraftdisparitäten in Deutschland sind nach                                       MÜNSTER
     Für alle sechszehn Bundesländer werden Kauf-          wie vor erheblich. Während in Baden-Württemberg
     kraftsteigerungen zwischen nominal 4,4 Prozent        von 44 Landkreisen 37, das sind 84 Prozent aller
                                                                                                                                                   DORTMUND
     und 5,1 Prozent bei der Kaufkraft je Einwoh-          Landkreise oder kreisfreien Städte, eine Kaufkraft-                                                                                               LEIPZIG
     ner ausgewiesen. Dabei ist jedoch zu beachten,        kennziffer von über 100 erreichen, erzielt in den                             DÜSSELDORF
                                                                                                                                                                                                                            DRESDEN
     dass das Statistische Bundesamt für Juni 2022         ostdeutschen Bundesländern lediglich der Land-                                                                                   ERFURT
                                                                                                                                          KÖLN
     eine Inflationsrate von 7,6 Prozent angibt und        kreis Potsdam-Mittelmark eine Kaufkraftkennziffer
                                                                                                                                            BONN
     von 7,9 Prozent für das Jahr 2022 erwartet, sodass    von über 100. Die ostdeutschen Metropolen wie
     2022 ein realer Kaufkraftverlust eintritt. Erneut     bspw. Stadt Leipzig (87,4 Kaufkraftkennziffer),
     wird die Rangfolge der Landkreise mit der höchs-      Stadt Dresden (91,2) oder Stadt Potsdam (99,9)
     ten nominalen Kaufkraft je Einwohner bestätigt:       und auch die Hauptstadt Berlin (92,0) bleiben hin-                                                     FRANKFURT/MAIN
     Der Landkreis Starnberg nimmt mit 37.705 Euro         ter dem Bundesdurchschnitt zurück. Signifikante
     je Einwohner erneut den Spitzenplatz ein, gefolgt     Verwerfungen bzw. Steigerungen in der Kaufkraft
     vom Hochtaunuskreis mit 35.539 Euro je Einwohner      sind im Jahr 2021/22 ausgeblieben. Die sichel-                                                      MANNHEIM                      NÜRNBERG
     und dem Landkreis München mit 34.833 Euro je          förmige Verteilung der höchsten Kaufkraft von
     Einwohner [s. Grafik 03]. Der südlich an Hamburg      Hamburg über die Rheinschiene und das Rhein-
     angrenzende Landkreis Harburg rangiert mit einer      Main-Gebiet bis Stuttgart bzw. München bleibt                                                      KARLSRUHE

     Kaufkraft von 29.222 Euro je Einwohner als nörd-      unverändert bestehen, obwohl die Stadt- und                                                                STUTTGART
     lichster Landkreis unter den zwanzig kaufkraft-       Landkreise der östlichen Bundesländer sukzessive
     stärksten Landkreisen Deutschlands. Alle weiteren     an Kaufkraft hinzugewonnen haben.
                                                                                                                                                                                                      MÜNCHEN

                                                                                                                 Quelle: MB Research

22   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                                      23
[04] Umsatzentwicklung im Onlinehandel 2007 bis 2022                                                                              Erneut kräftiges Umsatzwachstum
                                                                                                                                        im Onlinehandel
             Angaben in Mrd. Euro
                                                                                                                                        Für den Onlinehandel hat sich die Covid-19-Pande-    markieren. Die prognostizierte Wachstumsrate von
                                                                                                                                  16    mie im zweiten Jahr in Folge als Wachstumstreiber    12,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 bleibt wei-
                                                                                                                         97,4           erwiesen. Stieg der Umsatz im Jahr 2020 um be-       terhin beachtlich, sie entspricht der durchschnitt-
                                                                                                                                        achtliche 23 Prozent bzw. 13,6 Mrd. Euro (netto),    lichen jährlichen Wachstumsrate im Onlinehandel
                                                                                                                 86,7             14    wurde im Jahr 2021 das Wachstum in absoluten         der Jahre 2010 bis 2019, damals jedoch auf jeweils
                                                                                                                                        Umsatzzahlen übertroffen [s. Grafik 04]. Er stieg    niedrigerer Umsatzbasis.
                                                                                                                                        um 13,9 Mrd. Euro (netto) bzw. 19,1 Prozent auf
                                                                                                         72,8                     12    86,7 Mrd. Euro (netto) an. Diverse Marktbeobach-     Nach wie vor erzielt der Onlinehandel seine größte
                                                                                                                                        ter sind sich darin einig, dass dieses hohe Wachs-   Durchdringung vor allem im Non-Food-Segment.
                                                                                                 59,2                                   tumstempo nicht linear fortgeschrieben werden        Von 384 Mrd. Euro (netto) Umsatz der Non-Food-
                                                                                                                                  10
                                                                                                                                        kann, jedoch ein weiterer Anstieg des Onlinehan-     Branchen, entfallen beachtliche 21,1 Prozent auf
                                                                                          53,3
                                                                                                                                        delsumsatzes zu erwarten sei. So geht der im Mai     den Online-Kanal, während im Food-Segment,
                                                                                   48,9
                                                                                                                                        2022 vorgestellte HDE Online-Monitor 2022 zwar       inkl. Getränke und Tabakwaren, bei einem Jah-
                                                                            44,2                                                   8
                                                                                                                                        von einer reduzierten Wachstumsdynamik aus, aber     resumsatz von 204 Mrd. Euro (netto) lediglich
                                                                    39,9                                                                mit einem prognostizierten Umsatzzuwachs von         2,7 Prozent auf den Onlinehandel entfallen. Das
                                                            35,6                                                                        rd. 10,7 Mrd. Euro auf dann 97,4 Mrd. Euro (netto)   größte absolute Umsatzwachstum entfiel gem.
                                                     32,0                                                                          6
                                                                                                                                        zum Jahresende würde das Jahr 2022 nach abso-        HDE Online-Monitor mit +3,2 Mrd. Euro auf Texti­
                                             28,0                                                                                       luten Umsatzzahlen immer noch das drittstärkste      lien und Mode sowie Unterhaltungselektronik/
                                     24,4                                                                                               Wachstumsjahr des Onlinehandels in Deutschland       Technik mit 2,9 Mrd. Euro.
                                                                                                                                   4
                             20,2
                      15,6
               12,6

                                                                                                                                                        86,7
      10,4                                                                                                                         2                                                         Mrd. Euro Umsatz
                                                                                                                                                                                             im Onlinehandel 2021
                                                                                                                                   0
      2007     2008   2009   2010    2011   2012    2013    2014    2015   2016    2017   2018   2019   2020    2021     2022*

        B2C-E-Commerce nach HDE                                                                                        *2022 Prognose
        Anteil B2B-E-Commerce am Einzelhandelsumsatz in Prozent (rechte Skala)                    Quelle: HDE inkl. Prognose für 2022

24   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                                                   25
kosten haben bei den Verbrauchern zu einer Zurück-   Besonders positiv hat sich der Umsatz der Ver-
                                                                                                               haltung bei den Konsumausgaben geführt. Dennoch      brauchermärkte entwickelt. Ihr Umsatz stieg um
                                                                                                               ist davon auszugehen, dass der Online-Umsatz         rd. 3,0 Prozent, wodurch ihr Marktanteil jetzt
                                                                                                               mit Lebensmitteln und Drogeriewaren tendenziell      24,3 Prozent beträgt [s. Grafik 06]. Umsatzzuwäch-
                                                                                                               weiter steigen wird. Die hohen Wachstumsraten der    se erreichten zudem die Drogeriemärkte mit einem
                                                                                                               vergangenen beiden Jahre, in denen die pandemie-     Umsatzanteil von jetzt 9,5 Prozent. Die Supermärkte
                                                                                                               bedingten Einschränkungen wesentliche Umsatz-        erhöhten ihren Umsatzanteil auf 15,3 Prozent, nach
                                                                                                               treiber waren, werden aber voraussichtlich nicht     15,2 Prozent im Vorjahr. Den höchsten Umsatzrück-
                                                                                                               mehr erreicht werden.                                gang hatten mit 2,6 Prozent hingegen die SB-Wa-
                                                                                                                                                                    renhäuser zu verzeichnen. Ihr Umsatzanteil an den
                                                                                                               Verbrauchermärkte mit deutlichem                     Betriebstypen hat sich weiter verringert, nunmehr
                                                                                                               Umsatzwachstum                                       beträgt dieser nur noch 9,9 Prozent. Leicht rückläu-
                                                                                                                                                                    fig entwickelt hat sich aber auch der Umsatzanteil
                                                                                                               Aufgrund der andauernden Coronapandemie, mit         der Discounter. Dieser beträgt jetzt 41 Prozent.

     1.3.
                                                                                                               der zeitweisen Schließung der Gastronomie und        Dabei wurde gleichzeitig ein marginaler Umsatzan-
                                                                                                               dem anhaltend hohen Anteil an Homeoffice-Aktivi-     stieg gegenüber dem Vorjahr erzielt.
                                                                                                               täten, konnte der Lebensmitteleinzelhandel sein im
     ENTWICKLUNG LEBENSMITTEL-                                                                                 Jahr 2020 erzieltes hohes Umsatzniveau im letzten
                                                                                                               Jahr bestätigen. Über alle betrachteten Betriebs-
                                                                                                                                                                    Stabile Gesamtzahl der Lebensmittel-
                                                                                                                                                                    und Drogeriemärkte

     EINZELHANDEL UND DROGERIE                                                                                 typen hinweg wurde sogar ein geringer Umsatzan-
                                                                                                               stieg von rd. 1,5 Prozent erzielt.                   Im Jahr 2021 hat sich die Anzahl der Lebensmittel-
                                                                                                                                                                    und Drogeriemärkte von insgesamt 41.731 kaum
                                                                                                                                                                    verändert (Vorjahr: 41.738) [s. Grafik 07]. Nach
                                                                                                                                                                    Betriebstypen aufgeschlüsselt zeichnet sich aller-
                                                                                                                                                                    dings ein sehr differenziertes Bild ab. Die Anzahl der
                                                                                                                                                                    Discounter hat sich im Gegensatz zum Vorjahr um
     Umsätze blieben 2021 auf hohem Niveau                Online-Anteile haben sich seit 2019                  [05] U
                                                                                                                     msatzanteil Onlinehandel                      28 Filialen auf 15.908 erhöht. Ebenfalls und sogar
                                                          verdoppelt                                                                                                deutlich angestiegen ist die Zahl der Verbraucher-
     Nach den Berechnungen des Statistischen Bundes-                                                                Angaben in Prozent                              märkte mit einem Zuwachs um 157 Objekte auf
     amtes sind die Umsätze im Lebensmitteleinzel-        Der Online-Anteil bei Lebensmitteln hat sich                                                              jetzt 4.432 Märkte. Demgegenüber war die Anzahl
     handel im Jahr 2021 nahezu stabil geblieben. Real    im letzten Jahr weiter auf 2,2 Prozent erhöht                                                             der SB-Warenhäuser weiter rückläufig, was u. a.
     sind sie indes um -1,9 Prozent gesunken. Insgesamt   [s. Grafik 05]. Dies entspricht einem Anstieg um                Lebensmittel        Drogeriewaren         auf die Schließung zahlreicher real Märkte zu-
     konnte somit das hohe Umsatzniveau des Jahres        0,6 Prozentpunkte ggü. dem Vorjahr. Gegenüber                                                             rückzuführen ist, aber auch auf die Verkleinerung
     2020 in etwa gehalten werden. Den bulwiengesa-       2019, dem Vor-Coronajahr, hat sich der Umsatz-                                                            bestehender SB-Warenhäuser und die Umstellung
                                                                                                               2019                  1,1                    1,7
     Berechnungen zufolge beliefen sich die Ausgaben      anteil sogar verdoppelt. Die gleiche Entwicklung                                                          auf das flächenmäßig kleinere Betriebskonzept Ver-
     für Lebensmittel und Drogeriewaren (inkl. Güter      zeichnet sich auch bei den Drogeriewaren ab. Ihr                                                          brauchermarkt. Die Zahl der Supermärkte hat sich
     für die Haushaltsführung) im Jahr 2021 auf rd.       Anteil am Gesamtmarkt stieg im Jahr 2021 auf         2020                  1,6                    2,3     im letzten Jahr auf 15.689 Märkte verringert, das
     273 Mrd. Euro und haben sich damit marginal um       3,4 Prozent an und hat sich damit in den vergange-                                                        sind 219 Objekte weniger als im Vorjahr. Demgegen-
     rd. 0,3 Prozent erhöht gegenüber dem Vorjahr.        nen beiden Jahren ebenfalls verdoppelt. Insbeson-    2021                  2,2                    3,4     über hat sich die Anzahl der Drogeriemärkte um
                                                          dere im letzten Jahr konnte der Umsatz um knapp                                                           55 Objekte erhöht. Allerdings verlief die Expansion
                                                          50 Prozent gesteigert werden.                                                                             gedrosselt im Vergleich zu 2020 und den Jahren vor
                                                                                                                                 Quelle: HDE Monitor 2022, S. 21    der Coronapandemie, als noch ein überaus dyna-
                                                          Die Wachstumsaussichten haben sich jedoch zuletzt                                                         misches Filialwachstum von durchschnittlich 100
                                                          deutlich eingetrübt, was sich auch an den jüngsten                                                        neuen Filialen jährlich zu verzeichnen war.
                                                          Entwicklungen der Lieferdienste ablesen lässt. Die
                                                          hohe Inflation und die stark gestiegenen Energie-

26   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                             27
[06] U
           msatzanteile im Lebensmitteleinzelhandel                                                   [08] V
                                                                                                             erkaufsflächen anteilig

          Angaben in Prozent                                                                                Angaben in Prozent

                               2017     2018     2019     2020       2021                                                        2017       2018        2019            2020             2021

     SB-Warenhaus               11,0     10,8     10,6     10,3      9,9                               SB-Warenhaus               12,6       12,4        12,1             11,9            11,2
     Verbraucher-                                                                                      Verbraucher-
                                22,4     22,6     22,9     23,5     24,3                                                          25,6       25,8        26,3            26,4             27,1
     markt                                                                                             markt
     Supermarkt                 16,0     15,5     15,2     15,2     15,3                               Supermarkt                 19,1       18,8        18,5            18,1             18,0

     Discounter                 41,2     41,5     41,6     41,4     41,0                               Discounter                 34,2       34,3        34,2            34,4             34,6

     Drogeriemarkt               9,4      9,6      9,8      9,1      9,5                               Drogeriemarkt               8,4        8,7            8,9           9,1             9,1     Quelle: bulwiengesa,
                                                                            Quelle: bulwiengesa nach                                                                                               TradeDimensions,
     Gesamt                    100,0    100,0    100,0    100,0    100,0    TradeDimensions, Daten                                                                                                 Datenupdate Drogeriemärkte
                                                                                                       Gesamt                    100,0      100,0       100,0           100,0           100,0
                                                                            2020 teils revidiert                                                                                                   ab 2017

     [07] Anzahl Filialen nach Betriebsform

          Anzahl Märkte

                                                                                                       Die Verkaufsfläche hat auch 2021 weiter zugelegt,           249.000 m² abgenommen. Damit hat das SB-Wa-
                                                                                                       um rd. 224.000 m² auf 38,7 Mio. m². Das stärkste            renhaus allein im letzten Jahr mehr als 5 Prozent
                               2017     2018     2019     2020       2021                              Verkaufsflächenwachstum erreichten die Ver-                 seiner Verkaufsfläche eingebüßt. Der Anteil an allen
                                                                                                       brauchermärkte (+ rd. 317.600 m² Verkaufsfläche),           Betriebstypen hat sich um 0,7 Prozent auf 11,2 Pro-
                                                                                                       deren Anteil an der Gesamtverkaufsfläche jetzt              zent sehr deutlich verringert. Danach folgen die
     Discounter            16.005      15.940   15.910   15.880   15.908
                                                                                                       bei 27,1 Prozent liegt [s. Grafik 08]. Hier kamen           Supermärkte, deren Verkaufsflächenanteil 2021 auf
                                                                                                       verschiedene Entwicklungen zum Tragen: Neben                18 Prozent gesunken ist.
     Supermarkt            16.329      16.194   16.150   15.908   15.689                               Neueröffnungen wurden auch bestehende Super-
                                                                                                       märkte zu Verbrauchermärkten erweitert und einige           Höhenflug der Vollsortimenter gestoppt;
     Verbraucher-                                                                                      SB-Warenhäuser zu Verbrauchermärkten umgebaut               Lebensmitteldiscounter mit Rückenwind
                               3.991    4.080    4.235    4.275    4.432
     markt                                                                                             und verkleinert. Ebenfalls an Verkaufsfläche hinzu-
                                                                                                       gewonnen haben die Discounter (+ rd. 155.200                Das Jahr 2022 sollte nach den beiden Coronajahren
     SB-Warenhaus               642      637      634      627      599
                                                                                                       m² Verkaufsfläche). Ihr Anteil an den Verkaufs-             die Rückkehr in die „Normalität“ bringen. Der
                                                                                                       flächen lag bei 34,6 Prozent. Nur leicht gestiegen          Krieg in Europa, pandemiebedingte Lockdowns in
     Drogeriemarkt             4.765    4.879    4.977    5.048    5.103                               ist hingegen die Verkaufsfläche der Drogeriemärkte          China, Lieferkettenprobleme, hohe Inflation und
                                                                                                       (+23.300 m² Verkaufsfläche) bei einem konstanten            Zinssteigerungen haben hingegen die Konsumaus-
     Gesamt                41.732      41.730   41.906   41.738   41.731    Quelle: bulwiengesa        Verkaufsflächenanteil von 9,1 Prozent. Aber nicht           sichten erheblich eingetrübt und sich auch un-
                                                                            nach TradeDimensions       alle Betriebstypen verzeichneten ein Wachstum.              mittelbar auf das Konsumenteneinkaufsverhalten
                                                                                                       Die Verkaufsfläche der SB-Warenhäuser hat um rd.            niedergeschlagen.

28   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                           29
Im erfolgsverwöhnten Lebensmittelvollsortiment ist
     das veränderte Einkaufsverhalten bereits angekom-
     men. Mehrere Ursachen wirken zusammen:
                                                            über die notwendige finanzielle Stärke, um diese
                                                            Belastungen kompensieren zu können.
                                                                                                                    Nahkauf, eröffnet, der 24 Stunden geöffnet hat
                                                                                                                    und auf Self-Scanning und bargeldloses Bezahlen
                                                                                                                    setzt. Das Konzept ist insbesondere für ländliche
                                                                                                                                                                            „      Die Konzepte Tiny und
                                                                                                                                                                                   Smart Stores können
                                                            Auf das veränderte Konsumverhalten haben die            Räume und kleine Ortschaften gedacht. Über die
         Mit dem Abflachen der Corona-Infektionszah-        Lebensmittelvollsortimenter bereits reagiert. Die       Convenience-Tochter Lekkerland expandiert REWE                 vor allem in ländlichen
         len und Lockerungen vormaliger Restriktionen       Vollsortimenter stellen verstärkt ihre Preisein-        mit dem Konzept REWE To Go, das vier verschiedene
         wandert Umsatz aus dem Einzelhandel wieder         stiegs- und Handelsmarken in den Vordergrund ihrer      Konzepttypen vorsieht. In Köln besteht seit Herbst             Gebieten eine Versor-
         in die Gastronomie zurück.                         Werbeaktionen. REWE und EDEKA, aber auch Tegut          2021 ein 200 m² großer REWE City-Markt, in dem
         Der Homeoffice-Anteil verringert sich wieder,      überarbeiten und ergänzen ihre Preiseinstiegs- und      der Kunde dank Videotechnik und Computer-Vi-                   gungslücke schließen.
         die Rückkehr in die Büros wurde vielfach wie-      Handelsmarken. In der Werbung kommt das ent-            sion ohne die Ware zu scannen den Markt wieder
         der angeordnet bzw. der Präsenzanteil signi-       sprechend deutlich zum Ausdruck. So wirbt EDEKA         verlassen kann. Voraussetzung ist auch hier die
         fikant erhöht.                                     seit Mitte des Jahres 2022 mit dem Slogan „In           Aktivierung der entsprechenden REWE App auf dem
         Lieferengpässe und gestiegene Produktions-         jedem EDEKA steckt ein Discounter.“                     Kunden-Smartphone.
         kosten verursachen deutliche Preisanstiege
         im Lebensmitteleinzelhandel, die sämtliche         Ob die Veränderung des Einkaufsverhaltens von           Die Konzepte Tiny und Smart Stores können vor
         Warengruppen erfassen.                             Dauer ist und in welchem Umfang sich dies tat-          allem in ländlichen Gebieten eine Versorgungslü-
         Wirtschaftliche Verunsicherung der Konsu-          sächlich auswirken wird, ist keineswegs absehbar.       cke schließen. Hier ist großes Potenzial vorhanden,
         menten durch die hohe Inflation und die stark      Die trotz derzeitiger Kaufzurückhaltung mittel- bis     sodass davon auszugehen ist, dass die Anzahl der
         gestiegenen Energiekosten führten zu einer         langfristig weiter an Bedeutung gewinnenden             Tiny-Märkte deutlich steigen wird.
         Verringerung bzw. Verlagerung von Konsum-          Produktgruppen Frischwaren/regionale Produkte,
         ausgaben.                                          Bioartikel oder vegane Ernährung können Discoun-        Lieferdienste konsolidieren und bleiben
                                                            ter anders als ein gut sortierter Vollsortimenter mit   unprofitabel
     Viele Konsumenten weichen, um ihre Ausgaben            ihrem Sortiment nämlich nur eingeschränkt ab-
     angesichts der hohen Inflation und der gestiegenen     decken.                                                 Die Rahmenbedingungen für Schnelllieferdienste         So ist EDEKA an Picnic aus den Niederlanden be-
     Energiekosten zu reduzieren, auf preisgünstigere                                                               haben sich erheblich verschlechtert: Steigende         teiligt und kooperiert im Warenbereich mit dem
     Produkte und Handelsmarken aus und kaufen ver-         Tiny-Konzepte und Smart Stores                          Kapitalmarktzinsen, risikoaverse Investoren, hohe      E-Food-Anbieter. Er erreicht in einem bislang auf
     stärkt bei Lebensmitteldiscountern ein. Vor allem      auf dem Vormarsch                                       Inflation und sinkende Konsumlaune schränken das       Nordrhein-Westfalen konzentrierten Marktgebiet
     bei Marken- und Bioartikeln sowie frischen Waren                                                               Marktwachstum deutlich ein. Da viele Investoren        einen E-Food-Marktanteil von 10 Prozent (laut LZ,
     wird gespart und weniger gekauft. Dieses Verhalten     Seit der Eröffnung des ersten, von Tegut entwickel-     zögern, fehlt vor allem Startups das notwendige        24.06.2022). Dabei profitiert Picnic auch von der
     spiegelt sich auch in Befragungen der GfK wider.       ten Tegut...teo-Tiny-Marktes (Verkaufsflächen im        frische Kapital. Grovy aus Frankfurt hat bereits       Ergänzung des Sortimentes um Eigenmarken von
     Aktuell ist für 36 Prozent der Deutschen der Preis     Regelfall um 50 m²) in Holzbauweise mit Gründach        Insolvenz angemeldet, ebenso wie Kurando und           EDEKA und bietet zudem ein attraktives Preisein-
     das wichtigste Kriterium bei der Kaufentscheidung.     wurden auch von anderen Unternehmen ähnliche            Frischepost. Auch der Berliner Schnelllieferdienst     stiegssortiment an. Entgegen dem derzeitigen Trend
     Entsprechend sind günstige Handelsmarken, die          Konzepte entwickelt.                                    Bring.de zieht sich aus Deutschland zurück, Getir      zur Straffung des Liefergebietes anderer Online-
     2020 und 2021 an Umsatz eingebüßt haben, derzeit                                                               und vor allem Gorillas verkleinern und straffen ihr    Anbieter ist sogar eine Ausweitung nach Berlin,
     deutlich im Aufwind. Potenzielle Regallücken auf-      In der Regel kommen die Kleinflächenkonzepte            Vertriebsgebiet und setzen Mitarbeiter frei. Der       Hamburg und Frankfurt geplant. In Berlin soll ab
     grund von Lieferkettenproblemen stellen die Einzel-    ohne Personal aus, haben 24/7 (auch sonntags und        Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas will seine   März 2023 die Belieferung erfolgen.
     händler ebenfalls vor große Herausforderungen.         nachts) geöffnet und bieten das Bezahlen entweder       Einnahmen durch den Verkauf von Werbeflächen,
     Gleichzeitig steigen im Einzelhandel die Kosten für    per Self-Scan oder vollautomatisiert mittels App        Produktplatzierungen und Datenanalysen an Kon-         Das Startup Flink, an dem REWE beteiligt ist, hat
     Miete, Personal und vor allem für Energie. Weiterhin   an. Neben Tegut betreiben Tante M mit nahezu 20         sumgüterhersteller erhöhen und sieht darin in Zu-      vereinzelt Standorte (u. a. Oberhausen, Bremerha-
     werden auf den Handel höhere Mieten zukommen,          Standorten sowie Emmas Tag und Nacht Markt              kunft einen wichtigen Erlösstrom. Auch Amazon hat      ven) geschlossen, präsentiert sich aber weitgehend
     da durch die hohe Inflationsdynamik nach vielen        (Zutritt mit Kundenkarte) ähnliche Tiny-Konzep-         mit seinem Lieferdienst Fresh bisher nur mäßigen       stabil. Ein Grund dafür dürfte bei Flink – anders
     Jahren erstmals wieder die in den Mietverträgen        te. EDEKA hat einen Mini-Store in Hohenwacht            Erfolg. Demgegenüber expandieren die etablierten       als bei Mitbewerbern, die zeitgleich in mehreren
     verankerte Indexregelungen (üblicherweise ge-          und einen Testmarkt in Renningen eröffnet. Auch         stationären Einzelhändler REWE und EDEKA weiter        Ländern aktiv wurden – die Konzentration auf
     koppelt an den Verbraucherpreisindex) greifen.         REWE investiert verstärkt in unterschiedliche           und stehen beim E-Food in der ersten Reihe.            wenige Kernmärkte sein. Zudem verfügt Flink mit
     Allerdings hat der Lebensmittelhandel, insbesondere    Smart-Store-Formate. Die Pläne sind auch Teil einer                                                            REWE über einen sehr starken Handelspartner, über
     das Lebensmittelvollsortiment, in den letzten beiden   größeren Kassenlos-Offensive der REWE Group.                                                                   den insbesondere die Warenbeschaffung erfolgt und
     Jahren stabile Erträge erwirtschaftet und verfügt      In Oberfranken wurde vor Kurzem Josefs BOX, ein                                                                sichergestellt wird.

30   WIRTSCHAFT UND EINZELHANDEL                                                                                                                                                                                                31
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