RISIKOFAKTOREN IN DER IMPLANTOLOGIE: RAUCHEN - Was für Auswirkungen hat Rauchen auf Implantate?

Die Seite wird erstellt Christian Heß
 
WEITER LESEN
RISIKOFAKTOREN IN DER IMPLANTOLOGIE: RAUCHEN - Was für Auswirkungen hat Rauchen auf Implantate?
I REVIEW I

       RISIKOFAKTOREN IN
      DER IMPLANTOLOGIE:
            RAUCHEN
                   Was für Auswirkungen hat Rauchen auf Implantate?

                                         Prof. Dr. Dr. Christian Walter

                                     Zusammenfassung: Trotz sinkender             (Abb. 1 und 2). Diese Verhaltensänderung
                                     Raucherzahlen in Deutschland steigen         wird für ökonomisch entwickelte Länder in
                                     noch die Zahlen an Patienten mit Erkran-     4 Phasen eingeteilt [14, 24]. In der Phase
                                     kungen, die durch das Rauchen verur-         1 zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren
     → Warum Sie diesen              sacht werden. Veränderungen in der           es zunächst privilegierte Männer, die
      Beitrag lesen sollten?         Mundhöhle reichen von einfachen Verfär-      rauchten. In der Phase 2 der folgenden
 Zigarettenkonsum führt über aus     bungen der Zähne bis zur Entwicklung         Jahrzehnte wurde es auch in anderen Be-
 der Zigarette freigesetzte Stoffe   maligner Tumore. Auch für die Implantolo-    völkerungsschichten populär zu rauchen;
 und partiell durch die thermische   gie stellt das Rauchen einen Risikofaktor    zunächst unter Männern und dann ab Mit-
Belastung über unterschiedlichste    dar. Ein wichtiger Faktor ist unter ande-    te des vergangenen Jahrhunderts auch
 Mechanismen zu einer Affektion      rem, wie viel der Patient raucht. Es kommt   unter Frauen, sodass die Prozentzahlen
    der menschlichen Gewebe.         zu vermehrten Wundheilungsstörungen          der rauchenden Bevölkerung deutlich stie-
Hierdurch werden Veränderungen       unmittelbar nach Operation bis hin zu er-    gen. Seit den 1970er Jahren, Phase 3, sta-
in den Geweben und Krankheiten       höhten späten Implantatverlusten im Ver-     gnierte der Zuwachs und die Zahlen redu-
    verursacht oder der Verlauf      gleich zu Nichtrauchern. Zu E-Zigaretten     zierten sich zunächst für Männer, sodass
   anderer Krankheiten negativ       und Wasserpfeifen gibt es bisher noch kei-   sich die Prozentzahlen zwischen den Ge-
      beeinflusst. Auch in der       ne belastbaren Daten.                        schlechtern etwas anglichen. In Phase 4
  Zahnmedizin begleitet uns das                                                   steigen trotz der weiter fallenden Raucher-
 Thema Rauchen u.a. im Bereich       Schlüsselwörter: Raucherzahlen; Rau-         zahlen leider noch immer die durchs Rau-
      der Implantologie durch        cher; Todesfälle; Nichtraucher; Risikofak-   chen bedingten Todesfälle.
beispielsweise erhöhte Implantat-    tor Rauchen; Implantologie                       Weltweit rauchen aktuell ca. 25 % der
verlustraten. Der folgende Beitrag   Zitierweise: Walter CW: Risikofaktoren in    Männer und 5,4 % der Frauen [10]. Diesel-
  nimmt sich dieser Thematik an.     der Implantologie: Rauchen. Z Zahnärztl      be Autorengruppe gibt für Deutschland
                                     Implantol 2021; 37: 142−146                  Prozentzahlen von 25,2 % für Männer und
                                     DOI.org/10.3238/ZZI.2021.0142−0146           19,4 % für Frauen an [10].
                                                                                      Das Statistische Bundesamt in
                                     EPIDEMIOLOGIE                                Deutschland ermittelte aus dem Mikrozen-
                                     DEUTSCHLAND                                  sus 2017 für Männer, dass 22,4 % der
                                     Das Rauchverhalten hat sich über die         über 15-jährigen Bevölkerung in Deutsch-
                                     Jahrzehnte in Deutschland verändert          land rauchten, 3,7 % gelegentlich und

                                                     - 142 -                           Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 03
I REVIEW I

18,8 % regelmäßig. 18,6 % der Frauen
rauchten zu diesem Zeitpunkt, 3,3 % gele-
gentlich und 15,3 % regelmäßig. Unter

                                                                                                                                                   Quelle: Leicht modifiziert nach [21] am 02.06.2021
den 77,6 % der nichtrauchenden Bevölke-
rung befanden sich 19,4 % ehemalige
Raucher [21].

HISTORIE DES RAUCHENS
Das Rauchen gehört zu den „Umweltgif-
ten“, denen der Mensch mit am häufigsten
ausgesetzt ist [8, 18]. Durch Christoph Ko-
lumbus wurde der Tabak von der Neuen in
die Alte Welt gebracht. In der Neuen Welt
als Rauschmittel für kultische Zwecke ge-
nutzt entdeckte Europa den Tabak als Ge-       Abb. 1: Rauchverhalten in Deutschland gestaffelt nach Altersgruppen für die letzten drei Dekaden
nussmittel. Es gab aber auch eine breite
medizinische Anwendung. Jean Nicot, ein
französischer Diplomat am portugiesi-
schen Hof, beschäftigte sich mit den ver-
meintlich heilenden Wirkungen der Tabak-
pflanze. 1828 wurde das Alkaloid „Nicotin“
erstmalig durch die beiden Heidelberger
Chemiker Karl Ludwig Reimann und
Christian Wilhelm Posselt isoliert. Sie be-
nannten den Wirkstoff zu Ehren Jean Ni-

                                                                                                                                                   Quelle: Leicht modifiziert nach [5, 8, 22]
cots „Nikotin“ [9].

WAS PASSIERT
BEIM RAUCHEN?
Die Vorgänge sollen an einer Zigarette er-
läutert werden, treffen prinzipiell aber
auch für Zigarre und Pfeife zu. Während
des Ziehens an der Zigarette entstehen in
der Glutzone (Abb. 3) Temperaturen von         Abb. 2: Absatz an Zigaretten von 1979 bis 2019 in Deutschland
900 °C. Durch den herrschenden Sauer-
stoffmangel werden die organischen und
anorganischen Komponenten der Zigaret-         somit einen deutlichen Unterschied, wie           Leber, Penis und Rektum [20]. Raucher
te thermisch zersetzt unter Entwicklung        weit eine Zigarette bis zum Ende geraucht         haben häufiger Erkrankungen der Gefä-
eines Gases. Dieses gelangt in die Destil-     wird.                                             ße: KHK, Myokardinfarkte, Schlaganfall,
lationszone und vermischt sich dort mit             Interessant ist auch, dass der Neben-        periphere Gefäßerkrankungen, Aortena-
Stoffen, die durch den frei werdenden          strom von der Zusammensetzung deutlich            neurysmen. Hinzu kommen Erkrankungen
Wasserdampf abdestillieren, wie auch mit       mehr Nikotin enthält als der Hauptstrom.          der Lunge wie chronische Bronchitis,
dem Nikotin.                                   Durch die niedrigeren Temperaturen beim           chronisch obstruktive Lungenerkrankung
    Unmittelbar danach bildet sich durch       Glimmen der Zigarette wird weniger Mate-          oder Lungenemphysem. Während der
Abkühlung ein Aerosol. Teile dieses Aero-      rial verbrannt und mehr abdestilliert. Ins-       Schwangerschaft kann es häufiger zu Pro-
sols schlagen sich mit abnehmender Tem-        gesamt wurden mehr als tausend Stoffe             blemen kommen mit u.a. Wachstumsstö-
peratur dann wieder im Restteil der Ziga-      im Tabakrauch identifiziert. Darunter auch        rungen des ungeborenen Kindes. Die hier
rette nieder. Die sich nicht abschlagenden     kanzerogene Stoffe wie Benzpyren, poly-           aufgeführte Liste erhebt keinen Anspruch
Teile verbleiben im Hauptstrom und wer-        zyklische aromatische Kohlenwasserstof-           auf Vollständigkeit. Bei einer PubMed-Ab-
den inhaliert. Durch das erneute Ziehen an     fe, Nitrosamine und Schwermetalle [6, 7].         frage am 08.06.2021 erscheinen unter
der Zigarette werden die Destillate, die                                                         dem Schlagwort „smoking“ immerhin
sich abgesetzt haben, erneut wieder frei-      EFFEKTE AUF DIE GESUNDHEIT                        326.370 Treffer.
gesetzt, sodass es subsumierend zu einer       Die Liste der mit dem Rauchen assoziier-              Hoch problematisch ist das Abhängig-
Anreicherung der Stoffe in Richtung            ten Erkrankungen ist relativ lang: Tumore         keitspotenzial beim Rauchen. Ein Lancet-
Mundende der Zigarette kommt. Aus phar-        von Lunge, Oropharynx, Larynx, Blase,             Artikel vergleicht unterschiedliche legale
makologisch-toxologischer Sicht macht es       Nierenbecken, Pankreas, Magen, Zervix,            und illegale Drogen hinsichtlich des Ab-

Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 03                     - 143 -
I REVIEW I

                                                                                                                               schrieben, systematische Reviewarbeiten
                                                                                                                               folgten dann nach dem Jahr 2000. Darun-
                                                                                                                               ter war im Jahr 2007 eine systematische
                                                                                                                               Arbeit aus Berlin [23]. Von 139 identifizier-
                                                                                                                               ten Artikeln wurden 29 für eine Metaanaly-
                                                                                                                               se und 35 für ein systematisches Review
                                                                                                                               herangezogen. Das Risiko eines Implan-

                                                                                         Quelle: Leicht modifiziert nach [7]
                                                                                                                               tatverlusts auf Implantatbasis bei einem
                                                                                                                               Raucher im Vergleich zu Nichtrauchern
                                                                                                                               wurde hier mit einem Faktor von 2,25 er-
                                                                                                                               mittelt (CI : 1,96–2,59). Bei gleichzeiti-
                                                                                                                                          95%
                                                                                                                               gem Knochenaufbau wurde das Risiko ei-
                                                                                                                               nes Implantatverlusts mit dem Faktor 3,61
                                                                                                                               berechnet (CI : 2,26–5,77).
                                                                                                                                               95%
Abb.3: Schematische Darstellung einer Zigarette                                                                                    Eine Reviewarbeit, die letztes Jahr neu
                                                                                                                               erschienen ist, schloss nur Arbeiten ein,
                                                                                                                               bei denen eine quantitative Aussage zum
hängigkeitspotenzials [16]. Vier Beispiele        tikel stammen aus Anfang der 1990er                                          Rauchen vorlag, d.h. wie viele Zigaretten
daraus sind in Tabelle 1 dargestellt.             Jahre.                                                                       pro Tag durch die Patienten konsumiert
                                                      Beispielsweise wurde 1992 in einer                                       wurden [15]. In die Analyse flossen so 23
EFFEKTE AUF DIE                                   kleinen retrospektiven Studie an Patien-                                     Artikel von initial 2782 ein. Es wurden 4
ORALE GESUNDHEIT                                  ten, die einen Knochenaufbau und eine                                        Subgruppen gebildet in Abhängigkeit vom
Eine Abfrage in PubMed, ebenfalls am              Implantation erhielten, aufgezeigt, dass 4                                   Rauchverhalten. Verglichen wurden u.a.
08.06.2021, generiert dazu 21.057 Tref-           von 5 Rauchern Wundheilungsstörungen                                         Nichtraucher gegenüber Patienten, die
fer. In der Mundhöhle werden durch das            entwickelten, wohingegen nur einer von                                       weniger als 10, weniger als 15, weniger als
Rauchen multiple Veränderungen hervor-            10 Nichtrauchern eine Wundheilungsstö-                                       20 und mehr als 20 Zigaretten pro Tag
gerufen. Es fängt an mit einfachen Verfär-        rung aufwies. Als Wundheilungsstörun-                                        rauchten. Hier zeigten sich auf Implantat-
bungen an Zähnen und Füllungen, Verän-            gen wurden Dehiszenzen, Knochen- oder                                        basis relative Risiken von 1,28; 1,29; 1,46
derungen von Geruchs- und Ge-                     Implantatverlust gewertet [12].                                              und 2,48; sodass hier sehr schön gezeigt
schmackssinn. Veränderungen an den                    Eine größere Untersuchung folgte                                         werden konnte, dass (a) Rauchen per se
Schleimhäuten können die Rauchermela-             1993, in der 2194 durch einen Operateur                                      mit einem erhöhten Risiko eines Implan-
nose, das Raucherleuködem, die Rau-               gesetzte Implantate bei 540 Patienten in-                                    tatverlusts einhergeht und (b) auch die Do-
cherleukokeratose oder das oben bereits           nerhalb eines 6-Jahres-Zeitraumes nach-                                      sis das Gift macht. Das entsprechend kal-
erwähnte Plattenepithelkarzinom sein.             untersucht wurden. Die Implantatversa-                                       kulierte relative Risiko auf Patientenbasis
    Ebenfalls häufig publiziert sind Frage-       gensrate wurde mit 5,92 % beschrieben.                                       kann Tabelle 2 entnommen werden.
stellungen zum Rauchen und dessen Ein-            Definiert wurde das Implantatversagen als                                        Sieht man sich die Verläufe von Ka-
fluss auf die Parodontitis. PubMed liefert        Verlust des Implantats oder über einen ra-                                   plan-Meier-Kurven an, so kann man er-
dazu knapp 5000 Treffer.                          diologisch detektierten Knochenabbau                                         kennen, dass die Kurven bezüglich des
                                                  von mehr als 50 % des Implantatteils, der                                    Implantatverlusts für Raucher und Nicht-
WAS PASSIERT                                      hätte im Knochen stehen sollen. 390 Im-                                      raucher relativ lange parallel verlaufen, bis
BEIM IMPLANTAT?                                   plantate wurden bei Rauchern und die                                         dann nach ca. 50 Monaten die Implantat-
Erwähnt werden sollte, dass bereits 1761          1804 Implantate bei Nichtrauchern inse-                                      verlustraten bei Rauchern extrem stark
ein englischer Arzt namens John Hill einen        riert. Unter Rauchern versagten 11,28 %                                      ansteigen, wohingegen sie bei Nichtrau-
Zusammenhang zwischen Tabak und der               der Implantate, bei Nichtrauchern mit                                        chern relativ stabil bleiben [13].
Tumorentstehung herstellte [9]. In den            4,76 % deutlich weniger (p < 0,001) [2].                                         Aber auch in der Frühphase kommt es
1970er Jahren sah man einen Zusam-                    Viele weitere Studien folgten, die den                                   häufiger bei Rauchern zum Implantatver-
menhang zwischen einer gestörten Wund-            erhöhten Implantatverlust auf Patienten-                                     lust. In einer Studie mit 22 Patienten, bei
heilung und dem Rauchen, wobei man da-            und Implantatbasis bestätigten [11]. Unter                                   denen temporäre Mikroimplantate gesetzt
bei zunächst von einem rein vasokonstrin-         2066 Implantaten bei 310 Patienten lagen                                     wurden, die nach 8 Wochen wieder ent-
gierenden Effekt durch das Nikotin aus-           die Raten des Implantatverlusts bei Rau-                                     fernt wurden, waren 2 Implantate bei den
ging [4]. Es dauerte dann noch einige Zeit,       chern versus Nichtrauchern auf Patienten-                                    Nichtrauchern nicht osseointegriert, es
bis schließlich u.a. Schädigungen an den          basis bei 21,95 % respektive 8,77 % und                                      gab vermehrt periimplantären Knochen-
Gefäßen entdeckt wurden [12, 18].                 auf Implantatbasis 6,50 % respektive                                         verlust und mehr Bindegewebe um die Im-
    Unter der Abfrage „Rauchen und                3,30 % [11].                                                                 plantate als bei den Nichtrauchern, bei de-
dentales Implantat“ finden sich knapp                 Ebenfalls in den 1990er Jahren wur-                                      nen in Gewindenähe dichterer Knochen
1000 Artikel. Erste PubMed gelistete Ar-          den erste Reviews zu dieser Thematik ge-                                     vermerkt wurde [3].

                                                                  - 144 -                                                           Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 03
I REVIEW I

 Abhängigkeitspotenzial von unterschiedlichen Stoffen                                                                              Relative Risiken

             Physischer Schaden                                  Abhängigkeit                                                      Vergleich            RR          CI 95%

             mean        akut        chron.        i.v.          mean           gefallen   psych.          phys.                   None vs < 10         0,99        0,63–1,56

 Alkohol     1,4         1,9         2,4           /             1,93           2,3        1,9             1,6                     None vs > 10         1,56        1,18–2,06

 Cannabis    0,99        0,9         2,1           0             1,51           1,9        1,7             0,8                      10          1,44        0,87–2,36

 Kokain      2,33        2,0         2,0           3,0           2,39           3,0        2,8             1,3                     None vs < 15         1,64        0,78–3,46

 Tabak       1,24        0,9         2,9           0             2,21           2,3        2,6             1,8                     None vs > 15         2,73        1,42–5,24

Tab. 1: Zur Erklärung: mean = Durchschnitt, chron. = chronisch, i.v. = intravenös,                                                  15          1,65        0,66–4,12
psych. = psychologisch, phys. = physiologisch. „gefallen“ inkludiert den unmittelbaren Effekt
                                                                                                                                   None vs  20         4           2,72–5,89

                                                                                                                                    20          1,35        0,88–2,09

                                                                                                                                  Tab. 2: Auszug der relativen Risiken aus der
    Vor dem Implantatverlust steht meist                       Bei Wasserpfeifen gibt es noch weni-
                                                                                                                                  Arbeit von R. Naseri et al. aus dem Jahr 2020
die Periimplantitis, auf Basis derer die Im-               ger Daten. Aber auch hier scheint das
                                                                                                                                  [15]. Zur Erklärung: RR = relatives Risiko, CI =
plantate verloren gehen. Die Datenlage zu                  Rauchen einen negativen Effekt auf die                                 Konfidenzintervall, None = Nichtraucher, vs =
dieser Thematik ist interessanterweise                     Implantate zu haben. Dies betrifft auch                                versus, < 10 = weniger als 10 Zigaretten am
schwach. Mehrere Reviewarbeiten, die                       wieder den Knochenverlust und die Son-                                 Tag. Fett gedruckt sind alle statistisch
sich des Themas angenommen hatten,                         dierungstiefen [1].                                                    signifikanten Werte.
konnten durch das Rauchen entweder nur                                                                                            (Quelle: entnommen aus [15])
einen schwachen oder gar keinen Effekt                     DISKUSSION
auf die Periimplantitis nachweisen. Ein                    Es ist keine Überraschung, dass Rauchen
Review konnte auf Implantatbasis (RR:                      einen negativen Einfluss auf das Implan-
2,1; CI: 1,34–3,29, p = 0,001), aber nicht                 tatüberleben hat. Überraschend ist jedoch                              plantitis. Bezüglich weiterer Rauchge-
auf Patientenbasis (RR: 1,17; CI:                          die relativ schlechte Datenlage zur Periim-                            wohnheiten, wie der Wasserpfeife oder
0,78–1,75; p = 0,46) einen Effekt zeigen                                                                                          auch der E-Zigarette, wird die Zukunft die
[19].                                                                                                                             Datenbasis sicherlich untermauern. Wie
    Obwohl der Benefit des Rauchenauf-                                                                                            immer ist es schwierig, den Patienten da-
gebens auf die Gesundheit gut belegt ist,                                                                                         von zu überzeugen das Rauchen einzu-
gibt es keine Daten zu einem Benefit auf                                                                                          stellen. Es ist aus Erfahrung des Autors
das Implantatüberleben [25].                                                                                                      sogar bei Patienten mit Plattenepithelkar-
    Zu Wasserpfeifen und E-Zigaretten ist                                                                                         zinom schwierig, hier ein offenes Ohr zu
die Datenlage noch nicht sehr stabil. Si-                                                                                         finden. Zum Abhängigkeitspotenzial sei
cherlich kann man konstatieren, dass                                                                                              nochmals an Tabelle 1 erinnert. Und an
auch E-Zigaretten schaden. Eine Review-                                                                                           das berühmte Zitat des US-Schriftstellers
Arbeit aus 2019 konnte aufzeigen, dass                                                                                            Mark Twain (1835–1910): „Mit dem Rau-
                                                                                                                   Foto: privat

sowohl Plaque-Index, klinischer Attach-                                                                                           chen aufzuhören ist kinderleicht. Ich habe
mentverlust, Sondierungstiefen, periim-                                                                                           es schon hundertmal geschafft.“
plantärer und radiologischer Knochenver-
lust unter E-Zigaretten und konventionel-                                                                                         Interessenkonflikte: Der Autor gibt au-
                                                              → PROF. DR. DR. CHRISTIAN WALTER
len Rauchern höher sind im Vergleich zu                     MKG-Chirurgie, Mediplus MVZ GmbH, Mainz                               ßerhalb der eingereichten Arbeit an: Ho-
einer nichtrauchenden Kontrolle [17].                               walter@mainz-mkg.de                                           norar für Vorträge von Straumann.     ■

Literatur:                                     Int J Oral Maxillofac Implants                    mediation of smoking-associated                 6 _ Etscorn F: Transcutaneous appli-
                                               1993; 8: 609–615                                  hemodynamic           and        metabolic          cation of nicotine. United States
1 _ Akram Z, Javed F, Vohra F: Effect      3 _ Bezerra Ferreira JD, Rodrigues                    events. N Engl J Med 1976; 295:                     Patent 1986
    of waterpipe smoking on peri-im-           JA, Piattelli A et al.: The effect of ci-         573–577                                         7 _ Forth W, Henschler D, Rummel W,
    plant health: A systematic review          garette smoking on early osseoin-
                                                                                           5 _ Deutscher           Zigarettenverbund                 Starke K: Allgemeine und spezielle
    and meta-analysis. J Investig Clin         tegration of dental implants: a pro-
                                                                                                 (2021): Deutschland: Zigarette.                     Pharmakologie f. Mannheim: Wis-
                                               spective controlled study. Clin Oral
    Dent 201; 10: e12403                                                                         https://www.zigarettenverband.de/                   senschaftsverlag, 1993
                                               Implants Res 2016; 27:1123–1128
2 _ Bain CA, Moy PK: The associati-        4 _ Cryer PE, Haymond MW, Santiago                    wp-content/uploads/Tab_Ab-                      8 _ Freissmuth M, Offermanns S,
    on between the failure of dental           JV et al.: Norepinephrine and epi-                satz_Umsatz_Steuer_2019.pdf,                        Böhm S: Pharmakologie und Toxi-
    implants and cigarette smoking.            nephrine release and adrenergic                   letzter Zugriff 02.06.2021                          kologie. Berlin: Springer, 2016

Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 03                                          - 145 -
I REVIEW I

9 _ Garcia Jorda E: Tobacco, 500 ye-             fac Surg 1992; 50: 237–239; dis-            oral cavity: A systematic review. J         Relevantes-Verhalten/Tabellen/
    ars of smoke. Clin Transl Oncol              cussion 239–240                             Evid Based Dent Pract 2019; 19:             liste-rauchverhalten.html, letzter
    2006; 8: 66–67                           13 _Levin L, Ofec R, Grossmann Y et             101318                                      Zugriff 02.06.2021
10 _GBD Tobacco Collaborators.                   al.: Periodontal disease as a risk      18 _Riefkohl R, Wolfe JA, Cox EB et al.:    22 _Statistisches Bundesamt (2020):
    Smoking prevalence and attribu-              for dental implant failure over time:       Association between cutaneous               Pressemitteilung Nr. 016 vom 15.
    table disease burden in 195                  a long-term historical cohort study.        occlusive vascular disease, ciga-           Januar 2020, https://www.destatis.
    countries       and       territories,       J Clin Periodontol 2011; 38:                rette smoking, and skin slough af-          de/DE/Presse/Pressemitteilun-
    1990–2015: a systematic analy-               732–737                                     ter rhytidectomy. Plast Reconstr            gen/
    sis from the Global Burden of            14 _Lopez AD, Collishaw NE, Piha T: A           Surg 1986; 77: 592–595                      2020/01/PD20_016_799.html,
    Disease Study 2015. Lancet                   descriptive model of the cigarette      19 _Sgolastra F, Petrucci A, Severino           letzter Zugriff 02.06.2021
                                                 epidemic in developed countries.            M et al.: Smoking and the risk of       23 _Strietzel FP, Reichart PA, Kale A et
    2017; 389: 1885–1906
                                                                                             peri-implantitis. A systematic re-          al.: Smoking interferes with the
11 _Gorman LM, Lambert PM, Morris                Tobacco Control 1994; 3: 242–247
                                             15 _Naseri R, Yaghini J, Feizi A: Levels        view and meta-analysis. Clin Oral           prognosis of dental implant treat-
    HF et al.: The effect of smoking on
                                                 of smoking and dental implants fai-         Implants Res 2015; 26: e62-e67              ment: a systematic review and me-
    implant survival at second-stage
                                                 lure: A systematic review and me-       20 _Sherman CB: Health effects of ci-           ta-analysis. J Clin Periodontol
    surgery: DICRG Interim Report No.
                                                 ta-analysis. J Clin Periodontol             garette smoking. Clin Chest Med             2007; 34: 523–544
    5. Dental Implant CLinical Re-                                                           1991; 12: 643–658                       24 _Thun M, Peto R, Boreham J et al.:
                                                 2020; 47: 518–528
    search Group. Implant Dent 1994;                                                     21 _Statistisches Bundesamt (2017):             Stages of the cigarette epidemic on
                                             16 _Nutt D, King LA, Saulsbury W et al.:
    3: 165–168                                                                               Gesundheitszustand und -relevan-            entering its second century. Tob
                                                 Development of a rational scale to
12 _Jones JK, Triplett RG: The relati-           assess the harm of drugs of poten-          tes Verhalten – Rauchgewohnhei-             Control 2012; 21: 96–101
    onship of cigarette smoking to im-           tial misuse. Lancet 2007; 369:              ten nach Altersgruppen und Ge-          25 _Warnakulasuriya S, Dietrich T,
    paired intraoral wound healing: a            1047–1053                                   schlecht, https://www.destatis.de/          Bornstein MM et al.: Oral health
    review of evidence and implicati-        17 _Ralho A, Coelho A, Ribeiro M et al.:        DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/              risks of tobacco use and effects of
    ons for patient care. J Oral Maxillo-        Effects of electronic cigarettes on         Gesundheit/Gesundheitszustand-              cessation. Int Dent J 2010; 60: 7–3

                                                                                  - 146 -                                     Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 03
Sie können auch lesen