ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien

Die Seite wird erstellt Hortensia-Antonia Förster
 
WEITER LESEN
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
Begleitmaterial zur Vorstellung

ROMEO & JULIA — WTF?!

                                                                            © ALICE Ensemble

Alice Ensemble
Schauspiel | 90 Min. | 13-20 Jahre

Begleitinformationen erstellt von: Caroline Weber

Kartenreservierungen für pädagogische Institutionen: +43 1 522 07 20 18 |
paedagogik@dschungelwien.at
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
KULTURVERMITTLUNG
Vorbereitender Workshop
Auf Anfrage kommen wir gerne vor Ihrem Theaterbesuch an Ihre Schule, stimmen die Klasse
auf das Thema ein und bereiten Sie und Ihre Schüler*innen auf das Medium
„zeitgenössisches Theater“ vor – mit Gesprächen und kreativen Übungen aus dem Tanz-,
Performance- und Schauspielbereich.

Dauer: 2 Schulstunden
Kosten: € 130,00 pro Klasse
Ort: Fest- oder Turnsaal an Ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich.

Publikumsgespräch
Sehr gerne können Sie sich für ein kostenloses Publikumsgespräch direkt im Anschluss an die
Vorstellung anmelden. Im Publikumsgespräch können die Kinder und Jugendlichen relevante
Themen des Stückes bearbeiten, Fragen stellen und ihren ersten Eindrücken Ausdruck
verleihen. Unterschiedliche Formate passend zu Inhalt und Zielgruppe – zum Teil mit
interaktiven Elementen – bieten den geeigneten Rahmen für direkten Austausch und
ermöglichen neue Zugänge zur darstellenden Kunst.

Bitte geben Sie bei der Reservierung bekannt, ob Sie ein Publikumsgespräch wünschen.

Nachbereitender Workshop
Vor allem bei theatererfahrenen Klassen kann es sinnvoll sein, statt des vorbereitenden
Workshops eine Nachbereitung zu buchen. Hier verarbeiten die Schüler*innen das gesehene
Stück in Gesprächen und durch eigenes kreatives Schaffen.

Dauer: 2 Schulstunden
Kosten: € 130,00 pro Klasse
Ort: Fest- oder Turnsaal an ihrer Schule, ev. auch in einem größeren Klassenzimmer möglich.

Ansprechperson für weitere Information und Beratung:
Judit Abegg | +43 1 522 07 20-18
j.abegg@dschungelwien.at

                                             II
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
Inhaltsverzeichnis
1. ZUR PRODUKTION                                1
 1.1   Inhalt                                     2
 1.2   Idee/Konzept                               3
 1.3   Zum Entstehungs- und Probenprozess         5
 1.4   Textauszug                                 7
 1.5   Das Team                                   9
 1.6   Im Gespräch mit …                         12

2. HINTERGRUNDINFORMATIONEN UND WEITERFÜHRENDE
   EMPFEHLUNGEN                                  14

3. IDEEN FÜR DIE VOR- UND NACHBEREITUNG          16

4. KONTAKT                                       23

                                  III
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
1. Zur Produktion

Romeo & Julia - WTF?!
ALICE Ensemble

Premiere
Schauspiel | 90 Min. | Ab 13 Jahren

Vorstellungstermine im Dschungel Wien:

MI     17.03.21      11:00 + 19:30        Premiere
DO     18.03.21      11:00 + 19:30
FR     19.03.21      11:00 + 19:30
SA     20.03.21      19:30

Team

Regie: ALICE Ensemble in Zusammenarbeit mit Richard Schmetterer
Musik: Victor Weiss
Choreographie: Till Frühwald
Schauspielerinnen: Sophie Isermann, Denise Neckam, Lisa Neumaier, Leonie Reiss, Iris
Schmid und Caroline Weber

                                            1
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
1.1 Inhalt

                                                                                        © ALICE Ensemble
Zur Inszenierung gelangt eines der wohl bekanntesten Stücke Shakespeares: Romeo und
Julia. Die weltberühmte Liebesgeschichte der zwei Liebenden, die sich durch den Streit ihrer
Familien nicht trennen lassen, dient als Grundlage für unsere Inszenierung, die wir im März
2021 im Theaterhaus für junges Publikum, dem Dschungel Wien, auf die Bühne bringen.

Im Vordergrund steht für uns die Fehde zwischen den zwei verfeindeten Clans und deren
Auswirkungen auf das Gruppengefüge. Die zentrale Fragestellung des Stückes lautet
demnach: Wie entsteht Aufhetzung zweier Gruppen gegeneinander?

So wie Shakespeares Capulets und Montagues einen schier unendlichen und schon immer
dagewesenen Streit führen, bekriegen sich auch unsere verfeindeten Clans, ohne einen
handfesten oder von außen ersichtlichen Grund.

Austragungsort der Fehde ist das fiktive Schulgebäude eines Internats, in der die Banden
immer wieder aufeinanderprallen. Der losgelöste Raum, in dem die Geschichte spielt,
suggeriert Zeitlosigkeit: Eine Spirale der Gewalt, die sich aus dem althergebrachten Hass der
beiden Parteien entwickelt hat, und übertragbar in jede Epoche und Kultur zu sein scheint.

                                             2
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
1.2 Idee/Konzept

Die Idee des Stückes ist es, mithilfe des Klassikers das Konzept der Gruppenbildung zu
erforschen. Die Absurdität, dass Menschen andere in “Verbündete” und “Feinde” einteilen,
um ihre eigene Position und Identität zu stärken, gilt es zu hinterfragen. Besonders in der
heutigen Zeit der Digitalisierung, Globalisierung und multikulturellen Gesellschaften scheint
das Bedürfnis, sich von anderen zu unterscheiden, von zentraler Bedeutung.

So wie die Charaktere des Stückes, sehen sich auch Jugendliche mit diesen Fragen
konfrontiert und müssen den oftmals steinigen Weg der Identitätskonstruktion gehen.

Auch wenn wir selbst entscheiden, wer wir sein wollen und welcher Gruppe wir uns
anschließen, werden wir doch durch die Gesellschaft, in der wir aufwachsen und leben,
geprägt. Viele Werte und Einstellungen werden uns von Kindesbeinen an tief in unser
Bewusstsein eingebrannt und scheinen nur schwer veränderbar zu sein.

                                                                                            © ALICE Ensemble

Kollektive Feindseligkeit entsteht durch Idealisierung der eigenen und Entwertung anderer
Kulturen und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die Eigendynamik von
Gruppengefügen ist schleichend und unpolitisch und zeigt, dass jeder Mensch das Bedürfnis
nach Zugehörigkeit hat.

Auch in unserer Inszenierung von “Romeo und Julia” weist die gesellschaftliche Ordnung, aus
der die Jugendlichen stammen, keine sozialen oder wirtschaftlichen Probleme auf. Die
Schüler*innen gehören einer elitären Gesellschaftsschicht an mit vermeintlich liberalem
Gedankengut. Dennoch existieren zwei verfeindete Gruppen und jede Seite besteht darauf,
sich klar von der “anderen” zu unterscheiden.

                                             3
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
Fakt ist, jeder Mensch möchte einer Gruppe angehören und wir haben uns die Aufgabe
gestellt, dieses Gefühl nach Zugehörigkeit aufzugreifen und in der Inszenierung zu
hinterfragen. Mit Hilfe der Geschichte von Romeo und Julia soll die absurde Konstruktion
“Feindbild” demonstriert und kritisch hinterfragt werden.

Die spezielle Ästhetik auf die wir unser Stück zuschneiden, deckt sich mit unserem gängigen
Sehverhalten. Im aktuellen Jahrzehnt hat ein Phänomen besondere Popularität erlangt, die
Serie. Netflix, Amazon Prime und Co. erleichtern nicht nur den Zugang, sondern fördern
durch das Durchlaufen von Staffeln auch den Konsum von Serien. Man lässt sich nur allzu
leicht von “Die nächste Folge startet in 15, 14, 13…Sekunden” zu binge-watching verleiten.
Serien haben sich zu einer Beschäftigung mit kollektivem Wert entwickelt. Während man
früher mit seinen Freunden über Filme oder Bands diskutierte sind es heute Serien, die
Gesprächsrunden dominieren. Ihre Darsteller werden als Stars gefeiert, Hacker leaken
Staffel-Fortsetzungen und endet eine Serie, bricht für viele eine geliebte Welt zusammen.
Eines wird hier deutlich, Zuschauer*innen verfolgen nicht nur eine Serie, sie tauchen in eine
Geschichte ein und werden so selbst ein Teil dessen, was die Serienwelt ausmacht.
Aufgrund dieser Tatsache wird Romeo und Julia in Serien-Ästhetik gehalten.

                                             4
ROMEO & JULIA - WTF?! - Dschungel Wien
1.3 Zum Entstehungs- und Probenprozess

Da wir mit Klassiker-Inszenierungen bereits erfolgreiche Erfahrungen sammeln konnten, fiel
unsere Entscheidung auch aufgrund der stets aktuellen Thematik auf Shakespeares „Romeo
& Julia“. Dabei ist es uns wichtig, diesen Klassiker leicht und verständlich vor allem an junges
Publikum heranzutragen.
Dabei stand für uns schnell fest, dass wir den Schauplatz an eine Schule verlegen, da wir hier
das Konfliktpotential und den Zugang für Schüler*innen am besten erkennen konnten.

Wiens Schulen sind ein Brennpunkt, in dem Kämpfe zwischen Jugendlichen ausgetragen
werden. Diese reichen von kulturellen Konflikten bis hin zu Mobbing. Die aktuelle Lage der
Nation, eine Gesellschaft die sich in zwei Lager zu spalten droht, spiegelt sich auch bei
unseren Jugendlichen wieder.

Wir denken, dass es besonders in jungen Jahren wichtig ist, nicht in die kontraproduktive
Falle von „Wir“ versus „sie“ zu geraten, denn dieses erlernte Denken ist wohl nur schwer
wieder abzulegen. Eine verallgemeinernde, “schwarz-weiße” Sichtweise unterbindet
Solidarität, sie treibt Spaltung voran, statt wichtige Brücken zu bauen. Je früher man lernt,
Problemen und Herausforderungen von „Unterschiedlichkeit“ und daraus entstehenden
Reibungsflächen konstruktiv begegnen zu können, desto einfacher die Umsetzung. Deshalb
möchten wir mit dieser Produktion, besonders aber nicht ausschließlich, unserem jungen
Publikum die Augen öffnen. Indem wir, nicht zuletzt durch einen Schockeffekt, die
zerstörerischen Kräfte von Gruppenbildung, Ausgrenzung und einem trügerischen “Wir”
Gefühl auf der Bühne versinnbildlichen.

Für “Romeo und Julia – WTF?!” ist die reine Besetzung mit Frauen insofern förderlich, als
sich das Stück intensiv mit Gruppenbildung – Was trennt uns und was verbindet uns? –
beschäftigt. Hierbei ist es essentiell, keine offensichtlichen Anhaltspunkte für die
Gruppenbildung zu liefern. Uns verbinden Geschlecht, Hautfarbe, Muttersprache und
Vaterland. Was ist es also, das uns trennt? Diese Frage soll innerhalb des Stückes
aufgearbeitet und durch die homogene Besetzung, die Absurdität der Gruppenbildung als
generelles Konstrukt unterstrichen werden. Die Ähnlichkeit der Darstellerinnen betont, dass
Grenzen zwischen Menschen lediglich aus einem selbst auferlegten/gelernten Weltbild
entstehen und zweifelt dieses durch die Übertreibung der Prämisse an.
Für uns als Schauspielerinnen ist die Besetzung zusätzlich eine Auflehnung gegen das
klassische “Rollenfach”. Zwar wird, vor allem in Theaterkreisen oftmals betont, dass eine
Besetzung nach Typ nicht mehr stattfindet, jedoch haben viele Theaterschaffende immer
noch mit klischeehafter Rollenverteilung zu kämpfen. Besonders im filmischen Bereich ist
eine Besetzung nach Typ kein Geheimnis. 1952 kritisierte Bertolt Brecht diese
Vorgehensweise: “Man besetzt die Rollen falsch und gedankenlos. Als ob alle Köche dick, alle
Bauern ohne Nerven, alle Staatsmänner stattlich wären. Als ob alle, die lieben, und alle, die
geliebt werden, schön wären!”

Wir schließen uns dieser Kritik an und besetzen untypisch, um die immer noch steifen
Vorstellungen von Rollen zu lockern und die Möglichkeiten und Besonderheiten, die sich
durch Umdenken erschließen, aufzuzeigen.

                                               5
Im gemeinsamen Probenprozess mit unserem Regisseur Richard Schmetterer, halten wir uns
zwar stark an Shakespeares Sprache – gehen damit jedoch sehr unkonventionell um. In
gemeinsamer Tischarbeit haben wir uns das Stück „spielgerecht“ gemacht und einiges
gekürzt bzw. zusammengefasst. Dadurch entstand ein kurzweiliger Klassiker, der alle
wichtigen Aspekte der Storyline beinhaltet und nichts auslässt. Auch die Musik wird eigens
für das Stück komponiert und entsteht in enger Zusammenarbeit mit Victor Weiss. Für die
Kampfchoreographien steht uns Till Frühwald zur Seite, mit dem wir gemeinsam alle Kämpfe
erarbeiten, die das vorherrschende Klima an der Schule und die Spannung zwischen den
beiden verfeindeten Gruppen spürbar darstellen.

                                            6
1.4 Textauszug

Am Schulhof des Escalus Internats.
Simson und Gregorio verbringen die Pause am Schulhof und unterhalten sich über die
gestrige Party.

SIMSON.       Ich schlage geschwind zu, wenn ich aufgebracht bin.
GREGORIO.     Aber du wirst nicht geschwind aufgebracht.
SIMSON.       Ein Hund aus Montagues Hause bringt mich schon auf.
GREGORIO.     Einen aufbringen heißt: ihn von der Stelle schaffen. Um tapfer zu sein, muss
              man standhalten. Wenn du dich also aufbringen lässt, so läufst du davon.
SIMSON.       Ein Hund aus dem Hause bringt mich zum Standhalten. Mit jedem Montague
              und sei es ein Mädchen, will ich es aufnehmen.

MERCUTIO tritt auf.

GREGORIO.     Zieh' nur gleich dein Werkzeug: da kommen Montagues.
SIMSON.       Hier! Fang' nur Händel an, ich will dir den Rücken decken.
GREGORIO.     Den Rücken? Willst du Reißaus nehmen?
SIMSON.       Fürchte nichts von mir! (Ich bin ein Ehrenmann.)
GREGORIO.     Ne, wahrhaftig! Ich dich fürchten?
SIMSON.       Laß uns das Recht auf unsrer Seite behalten, laß sie anfangen!
GREGORIO.     Ich will ihnen im Vorbeigehn ein Gesicht ziehen, sie mögen's nehmen, wie sie
              wollen.
SIMSON.       Sucht Ihr Händel, mein Herr?
MERCUTIO.     Nein. (zieht sein Werkzeug)

Simson und Gregorio ziehen ebenfalls ihr Werkzeug. Sie kämpfen.

BENVOLIO tritt auf.

BENVOLIO.     Ihr Narren, fort! Steckt eure Waffen ein; Ihr wisst nicht, was ihr tut.
SIMSON.       Was? Lebst du unter den verzagten Knechten? Hierher, Benvolio! Biete die
              Stirn dem Tode!
BENVOLIO.     Ich stifte Frieden, steck' deine Waffe nur ein!
SIMSON.       Was? Ziehn und Friede rufen? Wie die Hölle hass' ich das Wort, wie alle
              Montagues und dich! Wehr' dich, du Memme!

Sie kämpfen.
Der Kampf wird durch eine Lautsprecheransage des Direktors unterbrochen.

DIREKTOR.     Aufrührische Vasallen! Friedensfeinde,
              Die ihr den Stahl mit Nachbarsblut entweiht! –
              Wollt ihr nicht hören? – Männer! Wilde Tiere!
              Die ihr die Flammen eurer schnöden Wut
              aus euren Adern löscht!

                                             7
Zu Boden werft, bei Buß' an Leib und Leben,
              Die missgestählte Wehr aus blut'ger Hand!
              Drei Zwiste haben dreimal nun
              Aus einem luft'gen Wort von euch erzeugt,
              Capulets und Montagues,
              Den Frieden unsrer Schule schon gebrochen.
              Lernt dem Hasse, der euch nagt, zu widerstehn.
              Verstört ihr jemals wieder unsren Schulfrieden,
              So beendige ich euren Aufenthalt!
              Für jetzt begebt euch, alle weg!

Kurze Pause. Einige gehen ab, Andere bleiben.

              Bei Arrest sag' ich: alle fort!
              Alle ab.

                                                8
1.5 Das Team

Das ALICE Ensemble

Das Wiener Ensemble wurde im November 2015 gegründet. Das Ziel: Als reines
Frauenensemble dem Ungleichgewicht der Geschlechter im Theater entgegenwirken.
Seitdem hat das Ensemble kollektiv und eigenverantwortlich vier Produktionen verwirklicht,
die nach der Premiere in Wien in den Bundesländern, Salzburg, Oberösterreich und Tirol
gespielt wurden. Dem Ziel – mehr Frauen im Theater – ist ALICE treu geblieben und arbeitet
kontinuierlich daran das Ensemble zu vergrößern. Die ursprünglichen fünf Gründerinnen
werden mittlerweile von drei weiteren Schauspielerinnen, einer Musikerin und einer fixen
Bühnen- und Kostümbildnerin verstärkt. Ihr Repertoire reicht von modernen über
selbstgeschriebene Stücke sowie Lesungen bis hin zu Klassikern – with a twist.
Alle bisherigen Produktionen wurden unter Eigenregie erarbeitet.

Schauspielerinnen:

                                  Sophie Isermann
                                  Die in Wien geborene und aufgewachsene Deutsche begann
                                  schon in jungen Jahren ihrer Leidenschaft nachzugehen.
                                  Bereits mit sechzehn begann sie ihre Schauspielausbildung
                                  an der Filmacademy, welche sie 2015 inklusive
                                  Bühnenreifeprüfung abschloss. Seither ist sie in der freien
                                  Künstler*innenszene und im tänzerischen Bereich tätig.

                © Andrea Peller

                                  Denise Neckam
                                  Schon mit 12 Jahren stand die gebürtige Wienerin das erste
                                  Mal in einem Kindermusical auf der Bühne. Direkt nach der
                                  Matura schloss sie 2015 das bilinguale Schauspielstudium an
                                  der Filmacademy ab. Seit 9 Jahren ist sie auch fixes Mitglied
                                  der Tanzcompany “Sophisticated Showstars”, mit denen sie
                                  unzählige Tanzauftritte, sowie auch Teilnahmen an diversen
                                  Staats- und Europameisterschaften hatte. Neben kleineren
                                  Film- und Theaterprojekten, ist sie derzeit als Statistin in “All
                                  about Eve” in den Kammerspielen und ab September in “Die
                                  Reise der Verlorenen” im Theater der Josefstadt zu sehen.

                © Andrea Peller
                                                9
Lisa Neumaier
                                     Die Salzburgerin lebt mittlerweile seit 9 Jahren in Wien. 2015
                                     hat sie ihre Ausbildung an der Filmacademy inklusive der
                                     paritätischen Bühnenreifeprüfung abgeschlossen. Seitdem ist
                                     sie in freien Theaterproduktionen, Werbespots, Kurzfilmen
                                     und Musikvideos zu sehen. Zusätzlich ist sie als Autorin tätig,
                                     hat Schreibkurse an der Oxford University belegt und ein
                                     Theaterstück für das ALICE Ensemble geschrieben.

© Andrea Peller

                                     Leonie Reiss
                                     Nach der Matura am BORG für Musik und Kunst, tritt Leonie
                                     das bilinguale Schauspielstudium an der Filmacademy an.
                                     Dieses schließt sie mit ausgezeichnetem Erfolg ab und
                                     absolviert daraufhin die paritätische Bühnenreifeprüfung.
                                     Neben einigen Kurzfilm-Projekten und Musikvideos war sie
                                     unter anderem bereits in den Theaterstücken "Dracula",
                                     „Jedermann", "Ein seltsames Paar", "Boeing Boeing" und
                                     "Winnetou" zu sehen.

                  © Andrea Peller

                                    Iris Schmid
                                    Nach Abschluss einer Musicalausbildung beendete die
                                    gebürtige Tirolerin 2017 ihre Schauspielausbildung in Wien.
                                    Seither spielt sie u.a. im Dschungel Wien („Alice im
                                    Wunderland“) oder in den Roigk-Hallen in Wiener Neustadt
                                    („Die letzten Tage der Menschheit“ und „Alma“). Derzeit ist sie
                                    als Gast am Burgtheater in „Wie versteckt man einen
                                    Elefanten“ zu sehen.

                  © Julien Linder
                                                   10
Caroline Weber
                                 Die gebürtige Vorarlbergerin zog 2006 nach Wien, um sich
                                 ganz dem Leistungssport zu widmen. Bereits neben dem
                                 Sport begann sie Theater-, Film und Medienwissenschaften
                                 an der Universität Wien zu studieren. Nach zahlreichen
                                 Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften sowie zwei
                                 Olympischen Spielen entschloss sie sich für das
                                 Schauspielstudium an der Filmacademy Wien. Seit dem ist sie
                                 in der freien Wiener Theaterszene unter anderem im
                                 Dschungel Wien in Schauspiel- und Tanztheater-
                                 Produktionen zu sehen.

              © Andrea Peller

ALICE Ensemble in Zusammenarbeit mit Richard Schmetterer

                                                  Richard Schmetterer studierte Musiktheater-
                                                  regie,    Modern      Theater    Dance      und
                                                  musikalisches Unterhaltungstheater in Wien
                                                  und Amsterdam. Seitdem ist er interessiert an
                                                  allem, wo Musik, Theater und Bewegung
                                                  aufeinander treffen. Seit 2016 ist er
                                                  künstlerischer Leiter von Theater foXXfire!, wo
                                                  er als Regisseur und Produzent Theaterstücke
                                                  für junges Publikum entwickelt. Als Dramaturg
                                                  berät er den mit dem Deutschen Tanzpreis
                                                  ausgezeichneten Choreo-graphen Andrey
                                                  Kaydanovskiy. Weiters inszeniert er Musicals
                                                  und Operetten u.A. beim Schlossfestival
                                                  Wilfersdorf, auf der Burgarena Reinsberg, im
                                                  Klangraum Krems und im Wiener Musikverein.
                                © Andrea Peller

                                                  11
1.6 Im Gespräch mit …

…Richard Schmetterer, Till Frühwald und den Schauspielerinnen des
ALICE Ensemble über „Romeo & Julia – WTF?!“

„Romeo & Julia“ ist ein bereits oft inszenierter Klassiker, der auf vielen Bühnen weltweit rauf
und runter gespielt wurde. Was hat euch dennoch dazu bewegt, ihn zu inszenieren?

Richard: Wir möchten Romeo und Julia vor allem einem jungen Publikum näherbringen und das
Ganze auf eine sehr unkonventionelle Weise auf die Bühne bringen. Die Liebesgeschichte ist
natürlich das, woran alle bei Romeo und Julia denken. Für mich liegt das Potenzial aber in der
Auseinandersetzung zwischen den zwei Familien, in unserer Inszenierung den zwei Gruppen
innerhalb der Schule.

Lisa: Genau, ich finde das Thema ist wirklich aktuell und lässt sich gut in unsere Zeit versetzen. In
vielen Schulen gibt es solche Kämpfe zwischen Gruppen oder man wird gemobbt, wenn man
nicht zu einer Gruppe dazu gehört. Da hilft das Stück meiner Meinung nach, darüber zu
reflektieren und eine Sicht von außen darauf zu bekommen.

Was waren eure Eindrücke, als ihr das Stück zum ersten Mal gelesen habt?

Sophie: Puh, ich glaub, das hab ich bereits in der Unterstufe gelesen. Generell lese ich gerne
Klassiker und tu mir da sehr einfach. Ich mochte das Stück immer schon, es ist einfach ein
Klassiker, den man mal gelesen haben muss.

Leonie: Ich liebe dieses Stück, deshalb ist meine Wahl gleich darauf gefallen. Obwohl ich zugeben
muss, dass Shakespeare am Anfang sehr schwer zu lesen ist. Das braucht schon ein bisschen
Übung. Erst in der Schauspielschule hab ich dann gelernt, wie ich man so ein Stück richtig liest
und interpretiert. Da hätte ich mir auch in der Schule ein Theaterbesuch gewünscht, der mir so
einen Klassiker verständlich rüberbringt.

Könnt ihr euch noch an euren ersten Theaterbesuch mit der Schule erinnern? Wie war das
damals für euch?

Lisa: Oh ja, das war ein Weihnachtsstück. Ich hab zwar damals nicht alles verstanden, aber es
war toll. Gerade als Kind oder Teenager vergisst man so etwas nie.

Caro: Ich bin in Vorarlberg aufgewachsen und ich kann mich vage an einen einzigen
Theaterbesuch erinnern. Das ist in Wien schon anders, da hat man so viele Möglichkeiten
verschiedene Theateraufführungen für Kinder und Jugendliche zu besuchen. Der Dschungel
Wien bietet zum Beispiel ein extrem weites Spektrum an Stücken für jedes Alter an. Das fehlt ein
bisschen in anderen Bundesländern, finde ich.

                                                 12
Wie hilft eure Inszenierung von Romeo und Julia, dass Schüler*innen das Stück besser
verstehen können?

Lisa: Wir haben bereits Erfahrungen mit Klassiker-Inszenierungen. Bei einer unserer
Produktionen haben wir z.B. „Penthesilea“ von Kleist gespielt. Das Stück gilt eigentlich als
unspielbar, weil auf der Bühne nicht viel passiert und es auch unglaublich viele Rollen hat.
Obwohl wir sprachlich bei Kleist geblieben sind (und das echt anspruchsvoll ist) haben wir
daraus ein modernes Stück mit viel Humor und Message gemacht. Wir orientieren uns da
auch ein bisschen an aktuellen Serien und Filmen bzw. was gerade so auf Social Media „in“
ist. Da kann man gut Referenzen ziehen und gerade junges Publikum miteinbeziehen.

Ihr seid ja ein reines Frauenensemble und inszeniert ein Stück bei dem auch einige
männliche Charaktere vorkommen. Da kommen ja ganz schön viele Kampfszenen mit
Schlägereien vor. Ihr hättet ja auch die männlichen Rollen in weibliche umschreiben
können. Wie kann man sich das bei der Umsetzung vorstellen?

Caro: Wir sind der Meinung, das Theater genau das kann. Egal welches Geschlecht wir
haben, wir spielen verschiedene Rollen und jede*r kann sich Romeo vorstellen, ob er nun
von einer Frau gespielt wird oder nicht. Wir möchten diese stereotypen Rollenbesetzungen
aufbrechen und sie damit auch hinterfragen. Ich kann mir ja auch eine Schule oder ein
Klassenzimmer vorstellen, obwohl da nicht wirklich eines steht.

Till: Ja, es ist untypisch Romeo und Julia nur von Frauen spielen zu lassen. Aber genau das
macht es ja aus. Dass man sich dann bei dem Stück auf die Nase „haut“, ist einfach eine
Notwendigkeit.

Habt ihr selbst Erfahrungen mit Gewalt an Schulen bzw. Gruppenkämpfen und Mobbing
erlebt?

Leo: Mit Gewalt nicht direkt. Aber Mobbing war auch bei uns in der Klasse ein Thema.
Obwohl ich persönlich nicht betroffen war, bekommt man es natürlich mit. Aber erst wenn
man älter wird, realisiert man, was da eigentlich passiert ist.

Caro: Bei mir gab´s auch Situationen, die ich im Nachhinein als Mobbing bzw. als einen
gewissen Gruppenzwang einstufen würde. Damals war mir das nicht so bewusst, man wollte
einfach irgendwo dazu gehören und hat mitgemacht bzw. war ich teilweise auch selbst
davon betroffen und hab mich dann irgendwie angepasst.

                                            13
2. Hintergrundinformationen und weiterführende Empfehlungen

Hier an paar Artikel zum Thema „Gewalt an Schulen“ mit Hintergrundinformationen, die für
die Erarbeitung des Stückes hilfreich waren:

●      Bei Gewalt an Schulen ist laut aktuellen Zahlen des Bildungsministeriums Wien der
Hotspot: Von österreichweit 857 Polizeieinsätzen und 847 Anzeigen im vorigen Schuljahr gab
es die meisten Anzeigen (312) in Wien

https://diepresse.com/home/bildung/schule/5514907/Wien-ist-Hotspot-bei-Gewalt-an-
Schulen

●      Bei einem Großteil der Anzeigen handelte es sich um Gewaltdelikte. Die Mehrheit der
Betroffenen sind Jugendliche zwischen 12 bis 15 Jahren.

https://wien.orf.at/news/stories/2941979/

●      Eine Wiener Lehrerin, Susanne Wiesinger sorgte 2018 für Schlagzeilen. In ihrem Buch
“Kulturkampf im Klassenzimmer: Wie der Islam die Schulen verändert.” berichtet die
Lehrerin über ihre Erfahrungen mit kulturell motivierten Konflikten in der Schule.

https://derstandard.at/2000087743296/Zukunftschancen-statt-Kulturkampf

●      Mobbing an Schulen ist zu einem Massenphänomen geworden. Die Gewalt reicht von
Beschimpfen bis hin zum Erpressen, Schlagen und Treten. Laut einer Pisa-Sonderauswertung
aus dem Jahr 2015 werden in Österreich 19 Prozent der 15-Jährigen zumindest ein paar Mal
pro Monat in der Schule gemobbt. Vier Prozent gaben sogar an, sie würden häufig
geschlagen oder geschubst.

https://www.planet-
wissen.de/gesellschaft/kommunikation/konflikte/pwiemobbinginderschule100.html

https://www.falter.at/archiv/wp/mobbing-in-der-schule

                                             14
Literaturempfehlungen:

Shakespeare, William, „Romeo und Julia“, Reclam Verlag, 2002.

Weitere Empfehlung: Die antike Sage „Pyramus und Thisbe“, zu finden in den

Verwandlungssagen von Ovids Epos mit dem Titel „Metamorphosen“

Filmempfehlungen:

Luhrmann, Baz,“William Shakespeares Romeo & Julia“, USA: 1996.

Zeffirelli, Franco, „Romeo und Julia“, Großbritannien/Italien: 1967.

Wise, Robert, „West Side Story“, USA: 1962.

Gansel, Dennis, „Die Welle“, Deutschland: 2008.

Montero Carlos, „Élite“ (Netflix Serie), Spanien: 2018.

                                              15
3. Ideen für die Vor- und Nachbereitung

SPECIAL: QUIZ

Zur Ergänzung und als Begleitmaterial zum Stück erstellen wir ein Quiz, das für die
Schüler*innen via QR Code oder Link schnell und einfach zugänglich ist. So kann ein
interaktiver Austausch und Lernprozess in Gang gesetzt werden, mit dem etwa im Unterricht
ergänzend zum Stück Fragen beantwortet werden können. Vor allem für Lehrer*innen soll
dadurch ein online Lerntool zur Verfügung gestellt werden, mit dem sie die Thematik des
Stückes spielerisch im Unterricht erarbeiten können. Aber auch für nicht-schulische
Zuschauer*innen kann das Quiz eine zusätzliche Auseinandersetzung mit der Thematik
darstellen. Das Quiz behandelt nicht nur den Stückinhalt, sondern auch pädagogische
Inhalte, wie etwa die Entstehung von Gruppenbildung. Die Fragen werden dann über die
Plattform Kahoot zur Verfügung gestellt (https://kahoot.com/).

SPIELIDEEN ZUR VOR- und NACHBEREITUNG

Anmerkung: Beachten Sie bei der Auswahl und konkreten Ausgestaltung der Spiele auf die
aktuell an Ihrer Schule geltenden Abstands- und Hygieneregeln.

Fallen und aufgefangen werden

Dauer: ca. 5-10 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Gruppengröße: 8-12 Personen
Vorbereitung: keine
Material: keines

Spielbeschreibung
Ein*e freiwillige*r Mitspieler*in macht seinen*ihren gesamten Körper ganz fest, stellt sich in
die Mitte, verschränkt die Arme, schließt die Augen und lässt sich vorsichtig fallen. Die
anderen Gruppenmitglieder fangen ihn*sie auf und lassen ihn*sie wie einen Kegel im Kreis
umherkreisen. Der Kreis um die Person in der Mitte muss dabei sehr eng sein.

                                             16
Gruppe und Außenseiter

Dauer: ca. 10-15 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Gruppengröße: ab 8 Personen
Vorbereitung: keine
Material: keines

Spielbeschreibung
Es wird ein Mitglied aus der Gruppe ausgewählt, das über ein ausgeprägtes Selbstvertrauen
verfügt. Diese Person übernimmt freiwillig die Rolle des "Außenseiters". Der Rest der Gruppe
spielt: "Treffen, Begrüßen, Unterhalten". Alle Gruppenmitglieder laufen dabei durch den
Raum, (schütteln sich die Hände), begrüßen, (umarmen) und unterhalten sich. Die
Außenseiterperson geht ebenfalls durch den Raum und versucht, mit den anderen in Kontakt
zu kommen. Die Gruppenmitglieder wehren jeden Kontaktversuch ab und weichen der
Außenseiterperson aus. Die Außenseiterrolle kann einige Male gewechselt werden.

Besonderer Hinweis: In der Gruppe sollte ein hohes Maß an Vertrautheit vorhanden sein.

Auswertung:
Im Anschluss an das Spiel wird darüber gesprochen, wie sich die Außenseiterperson gefühlt
hat, wie die anderen die Kontaktversuche abgewehrt und wie sie sich dabei gefühlt haben.
Ziel sollte sein, dass die Gruppe lernt, dass auch Außenseiter zur Gemeinschaft gehören und
Kontaktversuche nicht abgeblockt werden dürfen.

Und das bin ich

Dauer: ca. 20 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Gruppengröße: ab 10 Personen
Vorbereitung: keine
Material: A5 Papier, Schreibunterlage

Spielbeschreibung
Alle sitzen im Stuhlkreis. Jede*r überlegt für sich, was ihn*sie ausmacht. Das kann ganz
unterschiedlich sein, z.B.: Ich liebe HipHop. Ich fahre gern Fahrrad. Ich spiele besonders gern
Basketball. Ich hasse langweilige Deutschstunden. Ich habe oft gute Laune.

Jede*r schreibt nun eine Sache auf ein Blatt, die etwas mit seiner*ihrer Person zu tun hat
und legt es verdeckt in die Kreismitte. Wenn alle Blätter liegen, werden sie umgedreht.
Immer jeweils eine Person nimmt ein Blatt auf und liest vor, was darauf steht. Die anderen
erraten, zu wem die Äußerung gehört. Drei oder vier Schüler*innen sagen ihre Meinung,
bevor sich die betreffende Person zu erkennen gibt. Er*sie steht für einen Moment auf.

Auswertung:
Möchtest du etwas zu der Übung sagen? Fiel es dir schwer, etwas über dich zu sagen?
Was hast du Neues über die anderen erfahren?

                                              17
Ausgeschlossen – Eingeschlossen

Dauer: ca. 25 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Gruppengröße: ab 10 Personen
Vorbereitung: keine
Material: keines

Spielbeschreibung
Fast alle Schüler*innen stehen im Kreis nebeneinander, ohne sich anzufassen. Fünf
Schüler*innen stehen außerhalb und versuchen sich so einzugliedern, dass sie damit
zufrieden sind. Sie dürfen dabei unterschiedliche Strategien einsetzen, dürfen aber
niemanden verletzen. Die im Kreis Stehenden halten grundsätzlich zusammen, dürfen jedoch
nicht miteinander sprechen.

Alle Beteiligten sollen bei dieser Übung vor allem auf ihre Gefühle achten.
Nach dem ersten Schritt wird über die Gefühle gesprochen.

Es folgt der 2. Schritt: Fünf im Kreis Eingeschlossene versuchen aus ihm herauszukommen.

Wieder wird im Anschluss über die Gefühle der Beteiligten gesprochen.

Kulturblume

Dauer: ca. 30 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Gruppengröße: ab 8 Personen
Vorbereitung: keine
Material: A4 Papier, Schreibmaterial

Spielbeschreibung
Die Teilnehmer*innen gestalten ein Arbeitsblatt, mit dem sie sich den anderen – auch in
Bezug auf die eigene Kultur und eigene Rolle – vorstellen. Jede*r Teilnehmer*in präsentiert
das eigene Arbeitsblatt und hängt es an eine Wand des Raumes. Danach gehen alle
Teilnehmer*innen und haben Zeit, in persönlichen Gesprächen genauer nachzufragen und
weitere Informationen über die anderen zu erfahren.

So entsteht aus allen Arbeitsblättern als „Blütenblättern“ eine Kulturblume, die die
unterschiedlichen Kulturen repräsentieren.

Die Übung zeigt die Individualität und Vielfalt der Teilnehmenden und man kann zusätzlich
im Gespräch noch nachfragen. So ergeben sich Unterhaltungen zu eventuellen kulturellen
Gemeinsamkeiten und Diversitäten.

                                              18
Stühle Spiel

Dauer: ca. 20 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Gruppengröße: ab 12 Personen
Vorbereitung: keine
Material: Stühle

Spielbeschreibung
Beim Stühle-Spiel bekommen drei Gruppen drei gegensätzliche Aufgaben gestellt, was sie
mit den Stühlen im Raum tun sollen, um so Konflikte und Probleme in interkulturellen
Begegnungen zu simulieren.

Die Teilnehmer*innen werden in drei Gruppen eingeteilt. Jede Kleingruppe bekommt auf
einem Zettel eine eigene Aufgabe gestellt:

Gruppe 1: Tragt alle Stühle des Raums so schnell wie möglich vor die Tür.
Gruppe 2: Stellt alle Stühle des Raums so schnell wie möglich in einem Kreis auf.
Gruppe 3: Tragt alle Stühle des Raums so schnell wie möglich zum Fenster.

Die Teilnehmenden haben nun 15 Minuten Zeit, diese Aufgaben schweigend durchzuführen.

Nach 15 Minuten werden folgende Fragen im Plenum diskutiert:

Welche Aufgaben hatten die anderen Gruppen?
Wie war die Zusammenarbeit innerhalb der eigenen Gruppe?
Wie war das Verhältnis zu den anderen Gruppen?
Wie hat sich deine Stimmung während des Spiels verändert?
Habt ihr euch tatsächlich als Gruppe gefühlt, die mit anderen in Konflikt steht?
Welche Maßnahmen habt ihr zur Austragung dieses Konflikts gesetzt?
Wie hast du auf den Konflikt reagiert?
Wer hat sich wie für eine Konfliktlösung engagiert?
Wer hat sich ausgeklinkt? Warum?
Gab es Unterschiede im Verhalten von Frauen und Männern?
Wie war der Umgang mit Gewalt?
Hätte es eine optimale Lösung geben können, die alle Interessen integriert und
berücksichtigt?

Durch diese Übung sollen die Teilnehmer*innen die Auswirkungen des Aufeinandertreffens
verschiedener Kulturen mit verschiedenen Interessen erleben. Wichtig ist dabei, dass das
eigene Verhalten gut reflektiert wird und so erkannt wird, wie interkulturelle Konflikte
entstehen und dass auch ein Kompromiss zu einer gemeinsamen Lösung geführt hätte.

                                              19
Punkte-Übung

Dauer: ca. 30-45 Minuten
Alter: ab 13 Jahren
Gruppengröße: ab 10 Personen
Vorbereitung: keine
Material: selbstklebende Punkte in unterschiedlichen Farben und Größen

Spielbeschreibung
In dieser Übung geht es darum zu erkennen, wie anhand von relativ willkürlich ausgewählten
äußerlichen Merkmalen schnell Gruppen gebildet werden können. Die Übung will auch dafür
sensibilisieren, dass solche Gruppenbildungen mit Ein- und Ausschlussmechanismen
einhergehen können.

Markieren Sie die Teilnehmer*innen jeweils mit einem Klebepunkt auf der Stirn. Die
Klebepunkte haben unterschiedliche Formen, Farben, Muster bzw. sind aus
unterschiedlichem Material, sodass sich alle voneinander unterscheiden. Damit die
Teilnehmer*innen nicht schon vorher wissen, worin die eigene Markierung besteht,
schließen sie die Augen, während Sie ihnen die Punkte auf die Stirn kleben. Zwei der
Teilnehmer*innen erhalten keine Markierung (bei kleineren Gruppen nur ein*e
Teilnehmer*in). Jetzt wird die folgende Aufgabe gestellt: Ohne miteinander zu sprechen,
sollen die Teilnehmer*innen innerhalb der nächsten 10 Minuten selbstständig und ohne
Regelvorgaben Gruppen bilden. Wenn die Zeit um und der Prozess der wortlosen
Gruppenbildung abgeschlossen ist, setzen sich die Teilnehmer*innen in ihren jeweiligen
Gruppen zusammen.

Zur Auswertung der Übung setzen sich alle in einem Stuhlkreis zusammen. Im gemeinsamen
Gespräch reflektieren und analysieren die Teilnehmer*innen, wie sich der
Gruppenbildungsprozess vollzogen hat. Dabei wird herausgearbeitet, in welchem Maße
äußerliche Merkmale oder bloße Zuschreibungen über Zugehörigkeit oder Ausschluss
bestimmen. Ausgehend von ihren in der Übung gemachten Erfahrungen werden die
Teilnehmer*innen dann nach vergleichbaren Beispielen aus ihrem Alltag befragt.

Folgende Fragen können bei der Auswertung hilfreich sein:

• Was macht Sie zu einer Gruppe?

• Welche Rolle spielten dabei die Klebepunkte?

• Wie verlief der Prozess der Gruppenbildung, also was ist passiert, bis Sie zu einer

 Gruppe geworden sind?
• War Ihnen sofort klar, warum Sie sich zu einer Gruppe zusammentun?

• Haben Sie sich in der Gruppe willkommen, nur geduldet oder sogar ausgegrenzt

 gefühlt?
• Wer hat bestimmt, ob Sie der jeweiligen Gruppe zugeordnet wurden?

                                              20
• Welche Rolle haben die Klebepunkte bei der Gruppenzuordnung gespielt? Falls die

 Klebepunkte eine Rolle gespielt haben: Was passierte mit den Personen, die nicht das
 gemeinsame Merkmal der eigenen Gruppe hatten?
• Wie haben sich diese Personen gefühlt?

• Fallen Ihnen noch weitere Merkmale ein, die Sie zu einer Gruppe machen könnten?

• Kennen Sie andere Beispiele dafür, dass Menschen aufgrund von einfachen Merkmalen

ausgeschlossen wurden oder sich zusammengefunden haben?
• Fallen Ihnen Beispiele dafür ein, dass Menschen einer bestimmten Gruppe zugeteilt

wurden, obwohl sie sich dieser gar nicht zugehörig fühlten?

Varianten

A) Sie können vor der gemeinsamen Auswertung im Stuhlkreis einen individuell zu
bearbeitenden Arbeitsschritt einbauen. Alle erhalten einen Stift, ein Blatt Papier und 5
Minuten Zeit, um sich jede*r für sich stichpunktartig die Antworten auf folgende Frage zu
notieren: Welche Merkmale haben uns zu einer Gruppe gemacht?

B) Sie können nach der Auswertung den in der Übung erfahrenen Zusammenhang von
willkürlichen (äußerlichen) Merkmalen, Gruppenbildung und Ausschlussmechanismen
mithilfe einer Visualisierung veranschaulichen.

                                             21
FRAGEN FÜR DAS NACHGESPRÄCH

Um das gemeinsam gesehene Stück aufzuarbeiten, ist es wichtig über die Inhalte und
Themen zu sprechen bzw. Unklarheiten und Zusammenhänge herauszufinden. Zu Beginn des
Gespräches eignen sich besonders „offene“ Fragen, um eine Diskussion in Gang zu setzen. Im
weiteren Verlauf helfen „geschlossene Fragen“ den Fokus auf bestimmte Aspekte zu setzen.

Mögliche Fragen zur Gesprächseröffnung:

• Was ist im Theaterstück passiert?
• Habt ihr Fragen zum Inhalt, zur Geschichte?
• War euch die Geschichte vorher schon bekannt? Wenn ja, hat euch etwas überrascht?
• Habt ihr etwas nicht verstanden? Was war unklar?
• Was hat euch besonders gut gefallen?
• Gab es einen Moment den ihr besonders spannend/lustig/langweilig fandet?
• Welche Szene ist euch besonders in Erinnerung geblieben und warum?

Fragen zu Inszenierungselementen:

• Wie hat euch das Bühnenbild gefallen? War es klar, an welchem Ort das Geschehen
stattfindet?
• Sind euch die Kostüme in Erinnerung geblieben? Was ist euch dabei aufgefallen?
• Ist euch etwas Besonderes an der Musik aufgefallen?
• Hat euch die Einteilung der Akte gefallen? Was hat nicht gepasst?

Fragen zu den Figuren:

• Welche Figuren sind euch in Erinnerung geblieben?
• In welchen Beziehungen standen die Figuren zueinander?
• Welche der beiden Gruppen war euch sympathischer? Welche unsympathisch und warum?
• Welche Charaktereigenschaften hatten die einzelnen Figuren? Hatten auch die Gruppen
spezielle Eigenschaften?
• In welchen Situationen haben sich diese Eigenschaften deutlich gezeigt?
• Hätten die Figuren bzw. Gruppen Möglichkeiten gehabt anders zu handeln? Wenn ja,
welche?

Fragen zum Stückende:

• Hättet ihr euch ein anderes Ende gewünscht? Wenn ja, wie hätte so ein Ende ausschauen
können?
• Wie, glaubt ihr, geht die Geschichte weiter?

                                           22
4. Kontakt

ALICE Ensemble

Mail: alice.ensemble@gmail.com
Website: www.aliceensemble.com
Facebook: ALICE Ensemble
Instagram: alice.ensemble

                                 23
Sie können auch lesen