Sanierung Hagneckkanal Aufwertung des Gewässer-lebensraums - Landschaftswerk
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
awa fakten Sanierung Hagneckkanal Aufwertung des Gewässer- lebensraums Juragewässerkorrektion (JGK) AWA Amt für Wasser und Abfall Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern AWA Amt für Wasser und Abfall 1
awa fakten Impressum Sanierung Hagneckkanal, Aufwertung des Gewässerlebensraums Mai 2013 Herausgeber: AWA Amt für Wasser und Abfall Reiterstrasse 11, 3011 Bern Telefon 031 633 38 11 FAX 031 633 38 50 E-Mail info.awa@bve.be.ch Internet www.be.ch/awa Autor: Christoph Iseli, Forstingenieur, Projektleiter Ökologie bei der Sanierung des Hagneckkanals Gestaltung und Ausführung: AWA, Fachbereich Kommunikation und Dokumentation, Hanspeter Tschopp Publikation: Diese Broschüre ist nur als PDF verfügbar und kann unter folgendem Link heruntergela- den werden: www.be.ch/awa und www.be.ch/hagneckkanal DMS 376695 2 Sanierung Hagneckkanal, Aufwertung des Gewässerlebensraums
Die laufende Sanierung des Hagneck- kanals soll nicht nur den Hochwas- serschutz optimieren, sondern das künstliche Gerinne auch ökologisch aufwerten und besser mit der Umge- bung vernetzen. Allein dafür setzt der Kanton Bern als Bauherr fast 5 Millio- nen Franken ein. In seiner Funktion als Projektleiter Ökologie informiert der Bie- ler Forstingenieur Christoph Iseli über die Möglichkeiten und Grenzen dieser Landschaftsumgestaltung. Seit 2011 laufen die noch bis 2015 dauern- Ausgestaltung eines den Bauarbeiten für eine umfassende Sa- Flachufers für neue nierung des Hagneckkanals. Mit dem gut Riedwiesen am sanierten 42 Millionen Franken teuren Vorhaben will Hagneckkanal der Kanton Bern in erster Linie die Hoch- wassersicherheit im Grossen Moos wieder- herstellen. Denn die extremen Abflussmen- gen im August 2005 und 2007 haben das über 130-jährige Schlüsselbauwerk der Ju- ragewässerkorrektion stark beansprucht und seine Mängel offenbart. Altersbedingt sind die Dämme durchlässig und instabil geworden. Zudem haben sie sich teilwei- se um über 1 Meter gesetzt und sind nicht mehr überall hoch genug, um Schutz vor Überflutungen zu bieten. Eine zusätzliche Gefahr bildet die instabile Felsböschung im Hagneckeinschnitt, wo der Kanal den Seerücken durchquert. Durch Hangrutsche drohte hier die Gefahr von Abflussbehinde- rungen, welche zu Überschwemmungen hätten führen können. Aufwertung als wichtiges Teilziel Die Besonderheit des Kanals liegt dar- in, dass er nicht durch eine ursprüngliche Flusslandschaft führt, sondern die Aare in einem künstlichen Gerinne von ihrem ur- Durch die Aufwertung sprünglichen Lauf ableitet. Deshalb lässt der Dammböschungen sich das Fliessgewässer nicht im herkömm- mit Gehölzgruppen und lichen Sinne renaturieren. Das kantonale Steinlinsen entstehen neue Wasserbaugesetz verlangt aber auch in Lebensräume für Kleitiere solchen Fällen eine naturnahe Gestaltung, wobei dieses Teilziel gleichwertig mit der Gefahrenbewältigung gewichtet wird. AWA Amt für Wasser und Abfall 3
awa fakten Die Herleitung der ökologischen Aufwer- tungsmassnahmen für das Sanierungspro- jekt erfolgte auf der Grundlage von syste- matisch definierten Projektzielen. Dabei galt es, in ständiger gegenseitiger Abwägung gleichzeitig die gesetzlichen Anforderungen sowie die technische und finanzielle Mach- barkeit zu berücksichtigen. Grosse ökologische Defizite Der Gewässerraum der Aare weist im Be- reich des Hagneckkanals erhebliche ökolo- gische Defizite auf, wie die durchgeführten Zustandserhebungen zeigen: • Mit Ausnahme der Fische ist die Arten- vielfalt als mittel bis gering einzustufen. • Die Entwicklung der Artenvielfalt und Lebensraumqualität war in den vergan- genen Jahrzehnten rückläufig. Bauarbeiten für ein • Zahlreiche der erfassten Arten weisen neues Seitengewässer im nur noch isolierte und verletzliche Klein- Espenmoos vorkommen auf. • Das grösste Defizit besteht bei gewäs- sertypischen Auenlebensräumen. • Durch das Fehlen ausreichender und geeigneter Strukturen ausserhalb des Kanalbereichs sind die grossräu- migen Vernetzungsfunktionen stark eingeschränkt. Planungsgrundsätze und Projektzie- le als Richtschnur Aufgrund der festgestellten Defizite hat man die Planungsgrundsätze für die öko- logische Aufwertung erarbeitet: Sie sehen vor, dass bestehende, wertvolle Bereiche möglichst geschont werden. Die geplan- ten Massnahmen sind auf die spezifische Förderung von gefährdeten Zielarten aus- gerichtet. In erster Priorität prüft man ökologische Aufwertungen innerhalb des Kanalprofils. Zusätzlich sollen lokale Ge- wässeraufweitungen neue Auenbereiche und Überflutungszonen schaffen. Weitere Neue Buchten und auenbegleitende Lebensräume – wie etwa Flachufer erhöhen die Amphibiengewässer – sollen ausserhalb Strukturvielfalt des Kanalprofils entstehen. Ziel ist eine gute Vernetzung mit naturnahen Objekten in der Umgebung. Die Flächen für neue Lebensräume sind möglichst wirkungsvoll anzulegen und die ökologischen Massnah- men mit anderen Nutzungsansprüchen – 4 Sanierung Hagneckkanal, Aufwertung des Gewässerlebensraums
Aufbruch zu neuen Ufern wie Landwirtschaft, Grundwassernutzung Handlungsschwerpunkte und oder Erholung – abzustimmen. Schliesslich Massnahmen sollen die Qualität und Langlebigkeit der Bei der Umsetzung der ökologischen ökologischen Massnahmen mit einem in- Massnahmen ist darauf geachtet worden, tegralen Gewässerpflege- und Unterhalts- dass bereits bestehende geschützte Le- plan sowie einer Wirkungskontrolle langfris- bensräume erhalten bleiben und dass in tig sichergestellt werden. diesen Gebieten keine baulichen Eingriffe erfolgen. Der Gesamtaufwand für die Auf- Gestützt auf diese Planungsgrundsätze hat wertung des Gewässers und für eine bes- man die Entwicklungsziele bestimmt und sere Vernetzung beläuft sich auf 4,7 Mil- festgelegt, dass es für den Gewässerraum lionen Franken, was rund 11 Prozent der künftig genügend grosse, naturnahe und Gesamtkosten entspricht. vielfältige Lebensräume mit stärker struk- turierten Ufern sowie unterschiedlichen Strömungsverhältnissen braucht. Die öko- logische Funktionsfähigkeit soll durch eine genügende Längsvernetzung innerhalb des gesamten Gewässerraumes und durch eine verbesserte seitliche Vernetzung mit bestehenden Lebensräumen in der Region sichergestellt werden. AWA Amt für Wasser und Abfall 5
awa fakten Strukturierung der Ufer und Rahmen der Erfolgskontrolle zu begleiten. Vorländer Weitere Massnahmen können periodisch Ziel bei der Ausgestaltung der Ufer und im Rahmen des Gewässerunterhalts um- Vorländer ist eine hohe morphologische gesetzt werden. und hydraulische Variabilität und eine gro- sse Strukturvielfalt. Die monotonen Ufer des Kanals werden durch Abschnitte mit Ökologisch wertvolle Buchten und Flachufern strukturiert. Auf Dammböschungen den Vorländern entstehen durch die ab- Durch die Erhöhung und Verbreiterung der schnittsweise Absenkung der Terrainhöhen Dämme entstehen rund 9 Hektaren neue verschiedene Lebensräume wie Feucht- Dammböschungen. Diese werden mit wiesen, Riedwiesen oder Flachwasser- standorttypischen Saatgutmischungen be- zonen. Die hydraulischen Modellrechnun- grünt. Im oberen Bereich sollen möglichst gen haben jedoch gezeigt, dass mit einer artenreiche Trocken- und Halbtrockenwie- deutlichen Verlandungstendenz zu rechnen sen entstehen und im unteren Teil Wiesen ist. Aufgrund dieser prognostizierten ein- eher feuchter Ausprägung. Geplant ist zu- schränkenden hydraulischen Bedingungen dem eine Ergänzung der Böschungen mit will man in einer ersten Etappe nur einzel- Strukturelementen wie Gehölzgruppen und ne und einfache Massnahmen umsetzen. Steinlinsen, die zum Beispiel Reptilien als Sie sind als Versuche anzulegen und im Lebensraum dienen. Im Bereich des Rutsch- gebiets am rechten Ufer vor der Mündung des Hagneckkanals in den See entsteht ein Pionierstandort 6 Sanierung Hagneckkanal, Aufwertung des Gewässerlebensraums
Gerinneaufweitung mit Seitenarm im Epsemoos Die bedeutendste ökologische Massnahme wird im Epsemoos durch eine Erweiterung des Flussraums um 5,5 Hektaren realisiert. Dazu erfolgt zuerst der Bau eines neuen Hochwasserschutzdamms vom bestehen- den Damm bis zum Hangfuss des Beich- walds. Parallel zum Aarekanal wird auf einer Länge von rund 600 Metern ein ganzjährig wasserführender Seitenarm ausgehoben. Auf der angrenzenden Fläche entstehen an den tiefsten Stellen Auenlebensräume und dem Gelände folgend Feuchtgebiete bis zu Trockenstandorten am Waldrand. Auf der Dammaussenseite werden Amphibien- laichgewässer angelegt. Ökologische Nischen im Hagneckeinschnitt Durch die Abtragung des rutschgefährde- ten Hangs auf der rechten Uferseite ent- steht ein rund 3 Hektaren grosser Pionier- standort eher trockener Ausprägung. Das austretende Hangwasser speist zudem offene Gräben und Kleintümpel für Amphi- bien. Am Ufer werden einzelne Flachwas- serbuchten gestaltet. Vernetzung Entlang der sanierten Dämme sowie des neuen Dammes im Epsemoos wird land- seitig ein offener Entwässerungsgraben an- gelegt. Er bietet unter anderem Amphibien, Reptilien und Heuschrecken die Möglich- keit, entlang des Grabens zu wandern. Der südöstliche Waldrand im Beich eignet sich ideal als vernetzendes Element für Reptilien. Im Planiwald erfüllt die geplante Dammer- höhung am südlichen Waldrand eine ähn- liche Funktion. Zusätzlich entsteht ein zirka 1 Hektare grosses Vernetzungselement im Hagnimoos, das auch die Querverbindung mit den angrenzenden Gebieten verbes- sert. Neue Buchten und Flachufer erhöhen die Strukturvielfalt. AWA Amt für Wasser und Abfall 7
awa fakten Rettung des Moorbläulings Am Hagneckkanal beobachtete man 2007 im Rahmen der Zustandserhebungen einzelne Exemplare des Dunklen Moor- bläulings. Dieser Schmetterling gilt in der Schweiz als stark gefährdet. Durch die geplante Erhöhung der Dämme werden jedoch einzelne Lebensräume des Moor- bläulings zerstört. Deshalb leitete man be- reits ab 2009 Schritte zu seiner Rettung ein – insbesondere Anpassungen des Un- terhaltsregimes. Während der Bauphase werden die Vorkommen des geschützten Schmetterlings zusätzlich mit besonderen Massnahmen geschont und die Unter- haltsanpassungen weitergeführt. Ziel ist die möglichst rasche Schaffung von Ersatzle- bensräumen für den Dunklen Moorbläuling, der auf das Vorkommen des Grossen Wie- Riedwiesen im Flachuferbe- senknopfs und der Roten Gartenameise reich leisten einen Beitrag angewiesen ist. zur Artenvielfalt Unterhalt und Pflege Das Projekt strebt an, die neu entstehen- den Flächen landwirtschaftlich extensiv zu nutzen. Spezielle ökologische Nutzungs- auflagen werden vertraglich geregelt. Auf diese Weise will man den Pflegeaufwand zugunsten der landwirtschaftlichen Nut- zung minimieren und die Stoffkreisläufe schliessen. Erfolgskontrolle Zur langfristigen Sicherung der ökologi- schen Qualität ist eine Wirkungskontrolle geplant. Damit lässt sich beurteilen, ob die verschiedenen ökologischen Projektziele mit den gewählten Massnahmen erreicht werden. Solche Kontrollen sind auch nach Fertigstellung des Bauwerks vorgesehen, um allfällige Mängel bei der Konzeption oder Projektausführung, unerwartete Aus- wirkungen des Eingriffs oder weiterhin be- stehende Defizite im Gewässerraum aufzu- decken. Das Ziel besteht darin, festgestellte Mängel nach Möglichkeit zu beheben. Weil der Hagneckkanal ein künstliches Ge- wässer ist, wird sich hier keine natürliche Dynamik entwickeln. Umso wichtiger er- scheint es deshalb, die Ziele der ökologi- schen Gewässeraufwertung mit einer ent- sprechenden Bewirtschaftung und Pflege langfristig zu verfolgen. 8 Sanierung Hagneckkanal, Aufwertung des Gewässerlebensraums
Projektbeteiligte Bauherrschaft Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Berni AWA Amt für Wasser und Abfalli Projektierung und Bauleitung Geoplan Team Hutzli + Kluser, Nidaui Iseli & Bösiger, Bieli alnus AG, Insi Geotest AG, Zollikofeni Niederer + Pozzi, Uznachi Ausführung ARGE SAHA Marti/Jetzeri Controlling / Qualitätsmanagement ADWEMUE GmbH, Berni Umweltbaubegleitung Sigmaplan AG, Berni Projektpartner Bundeamt für Umwelt BAFU Renaturierungsfonds Ökofonds BKW AWA Amt für Wasser und Abfall 9
Juragewässerkorrektion (JGK) AWA Amt für Wasser und Abfall Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern
Sie können auch lesen