Sauna-Meister (IST) Leseprobe - Anatomie und Physiologie
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Leseprobe Sauna-Meister (IST) Studienheft Anatomie und Physiologie Autoren Dr. med. Ulrich Maschke Angelika Görs (Diplom-Sportlehrerin) Überarbeitet von Stephanie Staks (Diplom-Sportwissenschaftlerin) Vanessa Paetke (Diplom-Sportwissenschaftlerin)
Auszug aus dem Studienheft 2 1. Grundlagen der Anatomie 1.2.2 Histologie Die Histologie (griech. histós = Gewebe) beschäftigt sich mit den verschie- denen Geweben von Lebewesen. Gewebe Wie bereits erwähnt, ist „Gewebe“ als ein Zusammenschluss oder Verbund gleichartig differenzierter Zellen definiert, die gemeinsame Aufgaben erfül- len. Gewebetypen Beim Menschen finden sich vier große Gruppen von Geweben, die sich hinsichtlich ihrer Entwicklungsgeschichte, Struktur und Funktion vonei- nander unterscheiden: Epithel- oder Deckgewebe Binde- und Stützgewebe Muskelgewebe Nervengewebe Abbildung 6: Gewebetypen (MENCHE 2007, S. 54) © 02/2012 – IST-Studieninstitut 20 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
3 1. Grundlagen der Anatomie 1.2.2.1 Epithelgewebe Zum Epithelgewebe zählen ca. zwei Drittel aller Zellen. Die Zellen liegen hierbei eng und flächenhaft beieinander. Charakteristisch ist zum einen, dass sie keine Blut- und Lymphgefäße besitzen, sondern durch das tiefer befindliche Bindewebe mit Nährstoffen versorgt werden, und zum zwei- ten, dass sie einer dünnen Glashaut, der Basalmembran, aufsitzen, die sie vom Bindegewebe trennt. Man unterteilt das Epithelgewebe aufgrund seiner Funktion in drei Gruppen: a) oberflächenbildende Epithelien b) Drüsenepithelien c) Sinnesepithelien a) Oberflächenepithelien (Deckepithelien) Oberflächenbildende Epithelien bedecken äußere und innere Körper- oberflächen, wie z. B. die Haut, den Magen-Darm-Trakt, die Gallen- und Harnblase oder die Herzinnenräume. Sie bilden auch Haare und Nägel. Die Oberflächenepithelien dienen zum Stoffaustausch und üben eine Schutz- funktion aus. So schützt das Ephitelgewebe der Haut den Körper vor Was- serverlust oder Umwelteinflüssen. Man unterscheidet nach der Form der Zellen plattes, kubisches (oder iso- prismatisches) und hochprismatisches Epithel. Nach der Zahl der Zellla- gen differenziert man einschichtiges, mehrschichtiges und mehrreihiges Epithel. Aufgrund der Beschaffenheit der obersten Zelllage spricht man noch von unverhorntem und verhorntem Epithel, z. B. die oberste Hautschicht. Manche Epithelgewebe sind mit eigenbeweglichen Flimmerhärchen (= Kinozilien), z. B. in den Atemwegen, oder fingerförmigen Zellausstül- pungen (= Mikrovilli), z. B. im Dünndarm, ausgestattet, die zur Oberflä- chenvergrößerung dienen. © 02/2012 – IST-Studieninstitut 21 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
4 1. Grundlagen der Anatomie Verschiedene Epithelarten Lungenbläschen, Einschichtiges Brust-, Bauchfell, Plattenepithel Endothel Einschichtiges Drüsenausführungsgänge isoprismatisches Epithel Einschichtiges Ohne Flimmerhärchen: hochprismatisches Epithel, Gallenblase, Darmkanal; links Flimmerepithel mit Flimmerhärchen: Atemwege Mehrreihiges Mit Flimmerhärchen: hochprismatisches Epithel, Nasenschleimhaut links Flimmerepithel Mehrschichtiges Umschlagfalten hochprismatisches Epithel, der Konjunktiva, (selten) Nasenvorhof Mehrschichtiges Harnblase, Übergangsepithel Harnleiter, Nierenbecken Mehrschichtiges Mundhöhle, unverhorntes Epithel Speiseröhre, Vaginalschleimhaut Mehrschichtiges Äußere Haut verhorntes Plattenepithel Abbildung 7: Verschiedene Epithelarten (MENCHE 2007, S. 55) © 02/2012 – IST-Studieninstitut 22 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
5 1. Grundlagen der Anatomie b) Drüsenepithelien Drüsen (lat. = Glandulae) werden aus spezialisierten Epithelzellen geformt und dienen der Bildung und Abgabe von Sekreten. Es gibt exokrine und endokrine Drüsen. Exokrine Drüsen haben meist einen Ausführungsgang und geben dar- über ihr Sekret an die äußere Oberfläche von Haut und Schleimhäuten oder in innere Hohlräume ab. Zu den exokrinen Drüsen zählen z. B. die Schweiß-, Tränen-, Talg- und Verdauungsdrüsen. Bei endokrinen Drüsen (oder auch Hormondrüsen) findet man keinen Ausführungsgang. Ihre Sekrete, die Hormone, gelangen direkt ins Blut oder die Lymphbahnen. Schilddrüse und Nebenniere sind Beispiele für endokrine Drüsen. Exokrine Drüse Endokrine Drüse Endokrine Drüse mit Follikelbildung ohne Follikelbildung Abbildung 8: Verschiedene Drüsen (MENCHE 2007, S. 56) c) Sinnesepithelien Sinnesepithelien sind hochspezialisiert und dienen der Reizaufnahme und -weiterleitung an spezielle Nervenzellen. Die Netzhaut des Auges enthält beispielsweise Sinnesepithelien (die lichtaufnehmenden Stäbchen und Zapfen), ebenso das Ohr und die Zunge (Sinnesepithelien für den Geschmackssinn). © 02/2012 – IST-Studieninstitut 23 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
6 1. Grundlagen der Anatomie 1.2.2.2 Binde- und Stützgewebe lockeres kollagenes Fettgewebe Knochengewebe Bindegewebe Abbildung 9: Binde-, Stütz- und Muskelgewebe (110 Overheadfolien 2000, Folie 4B) Zum Bindegewebe zählen u. a. das Fettgewebe, Sehnen und elastische Bänder, zum Stützgewebe gehören Knochen und Bänder. Beiden Gewe- ben ist gemein, dass sie sich aus embryonalem Bindegewebe entwickeln und sowohl aus Zellen als auch aus sehr viel Interzellularsubstanz, einer zwischen den Zellen befindlichen, je nach Funktion flüssigen, halbfesten oder festen Substanz bestehen. Diese Interzellularsubstanz setzt sich aus einer ungeformten Grundsubstanz und geformten Fasern zusammen. Fasertypen Bei den Fasern unterscheidet man drei Fasertypen: Die kollagenen Fasern (kollagen = leimartig), die sich überall im Körper finden, wegen ihrer großen Zugfestigkeit aber vor allem an Seh- nen und Gelenkbändern. Die kollagenen Fasern bestehen aus parallel angeordneten Fibrillen. Die retikulären Fasern (reticulär = netz- oder gitterartig), die dehn- bare dreidimensionale Fasergerüste aufspannen und sowohl in verschie- denen Organen, z. B. in Lymphknoten, Leber und Milz, als auch in Muskeln und in der Basalmembran (siehe Epithelgewebe) vorkommen. Die elastischen Fasern, die ca. auf das 1,5-fache ihrer Ausgangslänge dehnbar sind und z. B. die Blutgefäße, die Lunge oder die Haut elastisch machen. © 02/2012 – IST-Studieninstitut 24 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
7 1. Grundlagen der Anatomie Bindegewebe übernimmt Binde- und Stoffwechselfunktionen, es umgibt Bindegewebe Organe, füllt Zwischenräume im Körper und verbindet so Gewebe und Organe. Bindegewebe ist gut durchblutet. Über die Interzellularsubstanz gelangen Stoffe vom Blut zu den Zellen und umgekehrt. Des Weiteren spei- chert das Bindegewebe Gewebswasser und bildet sich verstärkt bei Wund- heilung in Form von Granulationsgewebe (Granulation = Körnelung), das später zu härterem Narbengewebe umgewandelt wird. Spezialisierte Binde- gewebszellen, z. B. die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), übernehmen die Abwehr von Fremdkörpern und Krankheitserregern. Das Bindegewebe des Erwachsenen lässt sich in lockeres faserarmes, straffes faserreiches, retikuläres Gewebe und das Fettgewebe unterteilen. Das Fettgewebe ist eine Sonderform des retikulären Bindegewebes. Unter- Fettgewebe schieden werden weißes und braunes Fettgewebe. Das weiße Fettgewebe hat seinen Namen durch die weiß-gelbe Farbe des Fetttropfens, der in den meisten Fettzellen eines Erwachsenen enthalten ist. Weißes Fettgewebe wird weiterhin unterteilt in Baufett und Speicherfett. Baufett findet sich in mechanisch beanspruchten Körperregionen wie z. B. in den Fußsohlen und hält Organe in ihrer Position (z. B. die Niere). Speicherfettzellen haben dagegen die Fähigkeit, über die Nahrung aufgenommene Fette in körper- eigene Fettdepots umzuwandeln, sodass fast der gesamte Energievorrat des Körpers hier gehortet wird. Das Gesamtkörperfett ist abhängig vom Alter und Geschlecht eines Menschen. So liegt der Körperfettanteil von Männern bei etwa 15 % und bei Frauen etwa bei 25 %. Früher ging man davon aus, dass Fettgewebe lediglich ein träger Speicher- ort ist und dass Fettzellen bei Gewichtsabnahme nicht absterben, sondern nur in ihrer Größe abnehmen. Heute weiß man dagegen, dass Fettgewebe sehr wohl metabolisch aktiv ist und Fettzellen unter Hungerzuständen auch absterben können (Aopoptose). Braunes Fettgewebe findet sich nur bei Säuglingen. Braune Fettzellen haben einen kleineren Durchmesser und viele kleine Fetttröpfchen. Das braune Fettgewebe dient der zitterfreien Wärmebildung. Stützgewebe umfasst das Knorpel- und Knochengewebe, zusätzlich das Stützgewebe Zahngewebe. Knorpelgewebe besteht aus abgerundeten Knorpelzellen und Fasern, Knorpelgewebe die von einer Knorpelgrundsubstanz umgeben sind. Der Knorpel ist nicht durchblutet, d. h. gefäß- und nervenfrei. Er wird durch die Knorpelhaut oder die Gelenkflüssigkeit mittels Diffusion ernährt. Knorpelgewebe ist sehr druck- und zugfest, findet sich im Körper überwiegend im Skelett und dient u. a. als Schutz vor Reibung. Verletzter oder zerstörter Knorpel ist nur bedingt regenerationsfähig. © 02/2012 – IST-Studieninstitut 25 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
8 1. Grundlagen der Anatomie Aufgrund unterschiedlicher Faserarten und Fasermengen werden drei Knorpelarten unterschieden: Hyaliner Knorpel Elastischer Knorpel Faserknorpel Hyaliner Knorpel Hyaliner Knorpel (hyalin = durchscheinend, glasartig) ist die häufigste Knorpelart im menschlichen Körper. Rippenknorpel, das Kehlkopfgerüst, die Spangen der Luftröhre und der Bronchien sowie die Gelenkknorpel werden aus hyalinem Knorpel gebildet. Mit Ausnahme der Gelenkknor- peln ist der hyaline Knorpel von der oben erwähnten Knorpelhaut über- zogen. Da die Ernährung des hyalinen Knorpels durch die Knorpelhaut erfolgt, kann zerstörter Gelenkknorpel, der ja keine Knorpelhaut mehr besitzt, nicht wiederhergestellt werden. Bei Kindern und Jugendlichen findet sich hyaliner Knorpel auch in den Wachstumsfugen der Röhrenknochen und wird im Laufe der Zeit von Knochengewebe verdrängt. Elastischer Knorpel Elastischer Knorpel enthält mehr elastische Fasern und Fasernetze als hyaliner Knorpel und ist sehr biegsam. Die Ohrmuschel, die Ohrtrompete, der Kehldeckel und ein Teil des Kehlkopfskelettes werden aus elastischem Knorpel gebildet. Faserknorpel Faserknorpel ist ein Gemisch aus kollagenen Bindegewebsfasern und hyalinem Knorpel und stellt die Basis für Bandscheiben, Menisci und Disci (Gelenkzwischenscheiben) dar. Der Faserknorpel ist sehr zug- und druckfest und meist mit dem Knochen verhaftet. So sind z. B. die Band- scheiben der Wirbelsäule und die Knorpelscheiben des Kniegelenkes aus Fasernknorpeln gebildet. Knochengewebe Knochengewebe als das am meisten differenzierte und härteste Gewebe des menschlichen Körpers ist aufgrund seiner Struktur extrem widerstands- fähig gegen Druck, Zug, Biegung und Drehung. Knochengewebe besteht zum einen aus der Interzellularsubstanz, hier Knochenmatrix genannt, die neben kollagenen Fasern und Wasser reichlich Kalzium, Phosphat und weitere anorganische Kalksalze enthält. Zum anderen aus den Knochen- zellen (Osteozyten), die durch lange dünne Fortsätze netzartig verbunden und von der Knochenmatrix umgeben sind. Das Knochengewebe ist gut durchblutet, die Verbindung zu den Blutgefäßen erfolgt über die Zellfort- sätze. Zudem wachsen von außen durch die Knochenhaut (Periost) kleine Blutgefäße ein, die die Nährstoffversorgung sichern. Knochengewebe ist trotz der Härte eine lebende Verbindung, die sich ständig auf- und abbaut und sich geänderten statischen Bedingungen und Belastungen anpassen kann. © 02/2012 – IST-Studieninstitut 26 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
9 1. Grundlagen der Anatomie Es gibt zwei verschiedene Arten von Knochengewebe: Geflechtknochen, der vorwiegend bei der embryonalen Entwicklung und während der Wachstumsphase vorkommt und der feiner aufgebaute Lamellenknochen, der das Skelett des Erwach- senen bildet und sich aus dem Geflechtknochen entwickelt. 1.2.2.3 Muskelgewebe Im menschlichen Körper gibt es drei verschiedene Arten von Muskelge- webe, die nach funktionellen und anatomischen Gesichtspunkten unter- schieden werden: die quer gestreifte, willkürliche Skelettmuskulatur die glatte, unwillkürliche (Eingeweide-)Muskulatur die quer gestreifte, unwillkürliche Herzmuskulatur glatte quer gestreifte quer gestreifte Muskelfasern Skelettmuskelfasern Herzmuskelfasern Abbildung 10: Muskelgewebe (110 Overheadfolien 2000, Folie 4B) Die quergestreifte Skelettmuskulatur Der kleinste Baustein des Skelettmuskels ist die Muskelzelle. Jede einzel- Muskelfaser ne Zelle besitzt zahlreiche (oft mehr als 1 000) Zellkerne, die sich am Rand unterhalb der Zellmembran befinden. Die Muskelzellen sind ca. 10–50 µm dick und können bis zu 15 cm lang sein, weswegen man sie meist als Muskelfaser bezeichnet. Hauptbestandteil jeder Muskelfaser sind die Myofibrillen (griech. myós, Myo = Muskel; Fibrille = kleine Faser), fadenförmige Eiweißstrukturen, die parallel in Längsrichtung der Fasern liegen und sich kontrahieren (= zusammenziehen) können. © 02/2012 – IST-Studieninstitut 27 Leseprobe Sauna-Meister (IST)
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