Immunonkologie & Körperpflege - Ein Leitfaden für Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal in der Onkologie - Pflege Onkologie

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Immunonkologie & Körperpflege - Ein Leitfaden für Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal in der Onkologie - Pflege Onkologie
Immunonkologie
& Körperpflege
Ein Leitfaden für Pflegekräfte und
medizinisches Fachpersonal in der Onkologie
Immunonkologie & Körperpflege - Ein Leitfaden für Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal in der Onkologie - Pflege Onkologie
Das kleine ABC der Immunonkologie

Wie Immunzellen Tumoren bekämpfen1, 2
Das Immunsystem umfasst ein Netzwerk unterschiedlicher Zellen, Gewebe und Organe. Dessen Hauptaufgabe
ist es, Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu erkennen und zu beseitigen oder unter Kontrolle zu halten.
Darüber hinaus ist das Immunsystem in der Lage, Tumorzellen gezielt zu zerstören. Hierbei reagiert es auf die
fremden Strukturen auf den veränderten Zellen, die als Tumorantigene bezeichnet werden. In einem ersten
Schritt präsentieren spezialisierte Immunzellen solche Tumorantigene den Hauptakteuren der Immunantwort,
den T- und B-Zellen.
Damit lernen sie, Tumorzellen von gesunden Zellen zu unterscheiden. In einem zweiten Schritt erkennen T
                                                                                                      ­ -Zellen
anti­gen­tragende Tumor­zellen und vernichten sie.

     Tumor:
     Freisetzung von
   1 Tumorantigenen

          Tumorzelle

               Tumorantigene
                                                              Erkennung von
                                                              Tumorantigenen
                                                              durch T-Zellen
                           Antigen-präsentierende Zelle
                                                              4
                                      Aktive T-Zelle

                       2
    Präsentation von
       Tumorantigen
      gegenüber der
              T-Zelle                                     3
                                     T-Zell-Aktivierung
                                     und -Proliferation

                                                                               5 Zerstörung
                                                                                 des Tumors
                                                                                 durch T-Zellen

Abb. 1: T-Zellen erkennen Tumorantigene, die ihnen von antigen­­präsentierenden Zellen gezeigt werden.
Treffen T-Zellen auf Tumorzellen, die diese Antigene tragen, vermehren sich die T-Zellen und zerstören den Tumor.

Tumoren bremsen das ­Immunsystem aus1, 2
Tumorzellen nutzen Möglichkeiten aus, die das Immunsystem bietet, um ihrer Zerstörung zu entgehen (Immun-
Escape). Häufig liegt eine Hemmung der T-Zellen vor, die durch die Aktivierung „bremsender“ Schaltstellen im
Immunsystem verursacht wird. Bei diesen Immuncheckpoints handelt es sich um Rezeptoren auf der Ober­
fläche von T-Zellen. Eine dieser Schaltstellen ist CTLA-4. Es verhindert, dass T-Zellen auf das präsentierte
Tumor­antigen mit einer starken Immunantwort reagieren; eine andere Schaltstelle ist PD-1, über das Tumorzel-
len direkt die Aktivität der T-Zellen drosseln (Abb. 2).

Immunonkologische Therapie1, 2
Bei der immunonkologischen Therapie wird das körpereigene Immunsystem aktiviert und seine Fähigkeiten
werden gezielt zur Erkennung und Bekämpfung entarteter Zellen genutzt. Somit wird der Tumor indirekt
angegriffen, im Gegensatz zur direkten Behandlung wie bei einer Operation oder Strahlentherapie.
Bereits seit mehreren Jahren werden sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren erfolgreich bei der Behandlung
von Tumoren eingesetzt. Diese Medikamente beenden die Aktivierung der „bremsenden“ Schaltstellen. Somit
können die T-Zellen wieder Tumorzellen erkennen und zerstören (Abb. 3). Immuncheckpoint-Inhibitoren sind
therapeutische Antikörper, die biotechnologisch hergestellt und als intra­venöse Infusion verabreicht werden.
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1. Über CTLA-4 wird der
   B7-Rezeptor blockiert.
                             2. Das kostimulierende
   1. Über CTLA-4 wird der                                        5. Inaktivierung der T-Zelle
                           Signal wird abgeschaltet.
   B7-Rezeptor blockiert.
                                2. Das kostimulierende                       TCR
                             MHC              TCR
                              Signal wird abgeschaltet.                                 MHC
                                                                  5. Inaktivierung der T-Zelle

                                                                             TCR
                             MHC              TCR                           PD-1       MHC
                                                                                      PD-L1
                                          CD28

                       B7               CTLA-4
                                                                            PD-1
                                                                            PD-1      PD-L1
                                                                                      PD-L2
                                         CD28

                       B7               CTLA-4
                                                                            PD-1      PD-L2
                                                                        4. Bindung des Liganden PD-L1/2 der Tumorzelle an
                                   3. Inaktivierung der T-Zelle         den PD-1-Rezeptor der T-Zelle

                                                                        4. Bindung des Liganden PD-L1/2 der Tumorzelle an
                                   3. Inaktivierung der T-Zelle         den PD-1-Rezeptor der T-Zelle

Abb. 2: Während CTLA-4 die Präsentation von Tumorantigen im Lymphknoten und damit den Beginn der Immunantwort
beeinflusst, hemmt PD-1 die Wechselwirkung von T-Zellen mit Tumorzellen im Tumor selbst.

                                    2. Mobilisierung                   4. T-Zell-Reaktivierung
                                        der T-Zellen

                             MHC 2. Mobilisierung
                                             TCR                      4. T-Zell-Reaktivierung
                                                                          TCR          MHC
                                     der T-Zellen

                             MHC              TCR
                             B7           CD28                            TCR
                                                                  Anti-PD-L1               MHC     PD-L1

                             B7          CD28                                       PD-1
                                                                                   PD-L1
                                      CTLA-4                                                       PD-L2
                                                                            PD-1
                                                                     PD-1
                                        Anti-CTLA-4
                                     CTLA-4                                            Anti-PD-1
                                                                         PD-1
                                                                                                           5. Tumorzelltod
                                                                                       PD-L2
1. Aufhebung der Blockade des                                                3. Inhibition des
kostimulierenden Signals                 Anti-CTLA-4                         PD-1-Immun-Checkpoint
                                           3. Inhibition des                            Anti-PD-1         5. Tumorzelltod
1. Aufhebung   der Blockade des
Abb. 3: Immuncheckpoint-Inhibitoren bindenPD-1-Immun-Checkpoint
                                            an die Schaltstellen CTLA-4 und PD-1 und wirken so der Drosselung der Immun­
kostimulierenden
aktivität entgegen.Signals
                    Das Immunsystem ist wieder voll funktionsfähig und kann Krebszellen angreifen.

CTLA: Cytotoxic T-Lymphocyte-Associated Protein; MHC: Major histocompatibility complex = Haupthistokompatibilitätskom-
plex; PD-L1, PD-L2: Programmed cell death-ligand 1 und 2; TCR: T cell receptor = T-Zell-Rezeptor
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Im Fokus: Haut bei Krebspatienten

Bei der Behandlung von Krebs­erkrankungen leiden Haut,
­Schleimhäute, Haare und Nägel
Alle Krebsbehandlungen können die Haut von Krebspatienten in Mitleidenschaft ziehen. Wunden, Narben,
entzündete oder juckende Haut können die Lebensqualität oft deutlich beeinträchtigen. Gerade weil die Haut
für andere so gut sichtbar ist, empfinden Krebspatienten Hautveränderungen oft als belastend.3

„Stahl und Strahl“ schädigen die Haut
Chirurgische Eingriffe hinterlassen Wunden und es können sich Narben bilden. Auch die Strahlentherapie
schadet der Haut: Sonnenbrandähnliche Rötungen, Schälen, Pigmentveränderungen und eine Rückbildung der
Schweißdrüsen sind möglich.3 Die Kombination von Bestrahlung und bestimmten zielgerichteten Medikamen-
ten kann zusätzlich typische Hautausschläge hervorrufen.4

Hautveränderungen sind bei Krebsmedikamenten häufig
 Chemotherapie-Medikamente (Zytostatika) wirken allgemein vor allem auf Zellen, die sich schnell teilen. Sie
 unterscheiden dabei aber nicht zwischen Krebszellen und anderen Zellen, wie z. B. Haut- und Schleimhautzellen
 oder Zellen der Haarwurzeln.3
Als Folge werden Haut und Schleimhäute, vor allem die Schleimhäute im Verdauungstrakt und im Genital­
bereich, empfindlicher und anfälliger für kleinste Verletzungen. Die Barriere-Funktion gegen das Eindringen
von Infektionserregern ist herabgesetzt. Die Sonnenempfindlichkeit kann erhöht sein und Haarverlust ist
­möglich. 3 Entzündungen der Mundschleimhaut machen das Essen zur Qual.
Manche Zytostatika verursachen direkt Hautveränderungen: trockene, schuppende und teilweise juckende
Hautverdickungen, Rötungen, Pigment- und Nagelveränderungen sowie allergische Reaktionen mit juckenden
Knötchen oder Quaddeln. Möglich ist auch das Hand-Fuß-Syndrom mit Rötung der Hand- und Fußflächen mit
Kribbeln und Empfindungsstörungen.3
Zielgerichtete Krebstherapien, sogenannte „targeted therapies“, richten sich im Gegensatz zu Chemothera­
pien nicht gegen alle Zellen, sondern gegen bestimmte Merkmale auf der Oberfläche oder im Inneren von
­Zellen. Vor allem finden sich diese Merkmale auf Tumorzellen, aber leider nicht ausschließlich. Deswegen
 können die neuen Wirkstoffe ebenfalls zu Nebenwirkungen führen. Relativ typisch für zielgerichtete
 Krebsmedikamente sind Veränderungen der Haut und der Nägel. Anfangs kann man sie leicht
 mit anderen Erkrankungen, z. B. mit Akne, schuppenden Hauterkrankungen bzw. mit
 einem Nagelpilz oder mit Nagelwachstumsstörungen aufgrund anderer Ursachen
 verwechseln.3
Auch ein Hand-Fuß-Syndrom, das sich von dem Hand-Fuß-Syndrom bei
Chemotherapien unterscheidet, kann im Zusammenhang mit bestimmten
zielgerichteten Krebsmedikamenten auftreten. Es betrifft hauptsächlich
die Handflächen und Fußsohlen mit schmerzhaften starken Verhornun-
gen, teilweise auch mit Blasenbildung und Entzündungen, an mecha-
nisch belasteten Stellen.5
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Immunonkologische Medikamente: Hautveränderungen als häufigste Symptome
Da immunonkologische Medikamente das Immunsystem nicht unterdrücken, sondern aktivieren, treten unter
der Behandlung auch Nebenwirkungen auf, die auf eine vermehrte Immunaktivität zurückzuführen sind und
jedes Organ/Organsystem betreffen können.6
Die wichtigsten Hautreaktionen bei dieser Behandlungsform sind immunvermittelte Nebenwirkungen in Form
von autoimmun bedingten Entzündungen5, d. h. das Abwehrsystem des Körpers richtet sich gegen körpereigene
Strukturen. Sie zeigen sich meist als Ausschlag („Rash“) und Juckreiz5 unterschiedlichen Schweregrades sowie
als Depigmentierung der Haut (Weißfleckenkrankheit)7. Typischerweise sind sie mild ausgeprägt8, jedoch wurden
auch seltene schwerwiegende Hautreaktionen, die lebensbedrohliche Folgen haben können, beschrieben.6,8,9

Wie häufig sind immunvermittelte Nebenwirkungen der Haut bei immunonkologischen
­Therapien?

Häufigkeit           Ausgewählte Nebenwirkungena

Sehr häufig          Hautausschlag, Juckreiz

Häufig               Weißfleckenkrankheit, trockene Haut, Hautrötung, Haarausfall, Nesselsucht

Gelegentlich         Schuppenflechte

Selten               Toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom

sehr häufig ≥ 10%; häufig ≥ 1% bis < 10%; gelegentlich ≥ 0,1% bis < 1%; selten ≥ 0,01% bis
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Weitere immunvermittelte Nebenwirkungen
Die immunvermittelten Nebenwirkungen, die bei der Behandlung mit immunonkologischen Medikamenten
auf­treten können, betreffen neben Haut und Schleimhäuten den Verdauungstrakt oder die Lunge, weniger oft
kommt es zu Entzündungen von endokrinen Organen, Leber und Nieren. Weitere Nebenwirkungen, wie z.B. Fie-
ber und Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Müdigkeit, ähneln denen anderer Tumor­therapien.

Nervensystem                                                                        Endokrines System
Nervenschädigung mit                                                               Unterfunktion der Schilddrüse:
 Empfindungsstörungen und/oder                                                      Schwäche, Antriebslosigkeit,
 Lähmungs­erscheinungen (häufig)                                                    Verstopfung, leichtes Frieren (häufig)
 ntzündung von Hirn und/oder
E                                                                                   Überfunktion der Schilddrüse:
Hirnhäuten (selten)                                                                 Unruhe, Nervosität, Schwitzen,
                                                                                    Gewichtsabnahme, Durchfall,
                                                                                    Tachykardie (häufig)
Lunge
Lungenentzündung (Pneumonitis)                                                      Hypophysitis: z. B. starkes Durst­
mit Husten und Atemnot (häufig)                                                     gefühl und vermehrtes Wasserlassen,
                                                                                    Libidominderung, Impotenz, Hitze­
                                                                                    wallungen (gelegentlich)
Herz und Kreislauf
                                                                                    Nebennierenrindenunterfunktion:
Herzrhythmusstörungen:                                                               starke Müdigkeit, sehr niedriger
Vorhofflimmern, Tachykardie,                                                         ­Blutdruck, Schwindel, niedrige Blut­
ventrikuläre Rhythmusstörungen                                                        zuckerwerte (gelegentlich)
(gelegentlich)
                                                                                    Diabetes mellitus: Zeichen der
Myokarditis: eingeschränkte                                                         ­Überzuckerung wie vermehrtes
Herzfunktion (selten)                                                                ­Wasserlassen, Müdigkeit (selten)

Leber                                                                               Magen-Darm-Trakt
Hepatitis: eingeschränkte                                                          Übelkeit, Durchfall (sehr häufig)
 Leberfunktion (gelegentlich)
                                                                                    Erbrechen, Bauchschmerzen
                                                                                    (häufig)
Niere
                                                                                    Kolitis mit Blut im Stuhl
Nephritis: Ödeme, verringerte                                                       (gelegentlich)
Harnmenge (gelegentlich)
                                                                                    Schleimhautulcera im gesamten
                                                                                    Gastrointestinaltrakt möglich
Haut und Haare                                                                      (selten)
Haarausfall, Vitiligo (häufig)
 autausschlag (sehr häufig) bis hin
H                                                                                   Bewegungsapparat
zur großflächigen Hautabschälung                                                    Schmerzen und Entzündungen
und Blasenbildung (selten)                                                          von Knochen, Gelenken und Muskeln,
                                                                                    im gesamten Körper möglich (häufig)

               Seien Sie aufmerksam!
               Achten Sie bei immunonkologisch behandelten Patienten auf neu oder verstärkt auftretende
               Symptome wie Hautausschläge, Juckreiz, Haarausfall, Entzündungen der Haut oder andere Be-
               schwerden. Geben Sie diese Information an die behandelnden Ärzte weiter. Es könnte sich um eine
               immunvermittelte Nebenwirkung handeln, die eines sofortigen ärztlichen Eingreifens bedarf.

Immunvermittelte Nebenwirkungen unter OPDIVO®-Monotherapie: sehr häufig ≥ 10%; häufig ≥ 1% bis < 10%;
gelegentlich ≥ 0,1% bis < 1%; selten ≥ 0,01% bis
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Maßnahmen zur schonenden
Haut- und Körperpflege

Während es eine Vielzahl von Empfehlungen für das ärztliche Management von Hautnebenwirkungen bei
Krebstherapien gibt, existieren für die tägliche Pflege der Haut von Krebspatienten deutlich weniger Hand-
lungsanweisungen.
Im Folgenden finden Sie Maßnahmen zur schonenden Haut- und Körperpflege zusammengestellt, die Sie bei
der Beratung von Krebspatienten ansprechen können. Die genannten Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlun-
gen gelten entsprechend auch für Physiotherapie, Massagen, Maniküre/Pediküre, Kosmetikbehandlungen und
Wellnessanwendungen.

Allgemeinmaßnahmen für Patienten mit Hautveränderungen
So können Sie den Patienten zur Haut-
und Körperpflege beraten
   flegen Sie Operationswunden und kontrollieren
  P
  Sie sie auf Anzeichen einer Entzündung.
   rläutern Sie die Hintergrundinformationen
  E
  zu ­Haut­reaktionen.
  Geben Sie Tipps zum hautschonenden Alltag.
   rklären Sie dem Patienten die Grundsätze
  E
  ­schonender Haut- und Körperpflege.

             Tipp
                Die meisten Hautveränderungen bilden sich nach dem Ende der Behandlung zurück.

             Wichtig! Nicht abwarten!
                itte informieren Sie bei jeder Hautveränderung, die Sie bei einem Patienten wahrnehmen
               B
               oder über die er Ihnen berichtet, den behandelnden Onkologen!
               Manche Hautveränderungen erfordern ein schnelles und entschlossenes ärztliches Eingreifen
               und möglicherweise sofortiges Absetzen des Krebsmedikaments.
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Hautschonendes Verhalten im Alltag
Die intakte Haut stellt eine wichtige Barriere zum Schutz
vor Krankheitserregern dar. Patienten, die mit Krebsmedika-
menten behandelt werden, sollen ihre Haut schützen und sie
keinen weiteren Reizen aussetzen. Das bedeutet, mechani-
sche und chemische Reize, die zu kleinen Verletzungen der
Haut führen können, zu vermeiden, eine reizarme Basispflege
zu verwenden und die Haut vor UV-Strahlung zu schützen10.
Einzelheiten dazu finden Sie im Folgenden ausgeführt.

Die Haut vor Verletzungen schützen
Besprechen Sie mit den Patienten, wie sie im Alltag ihre
Haut vor Verletzungen schützen können:
• Auf (Nass-)Rasur und Epilation möglichst verzichten, ­
  ebenso auf Peelings3
• Keine am Körper scheuernde Kleidung und enge Schuhe tragen3
• Schwitzen vermeiden
• Im Haushalt und im Garten Schutzhandschuhe tragen3
• Vorsichtige Nagelpflege3 mit absolut sauberen Geräten:
  Nägel kurz halten, die Nägel eckig, nicht rund schneiden und die Nagelhaut nicht schneiden
• Vorsicht bei kosmetischen Behandlungen: keine Manipulation an der Haut (z. B. Pickel ausdrücken);
  es dürfen nur absolut saubere Geräte verwendet werden
• Möglichst nicht kratzen, Vorsicht bei Insektenstichen

Die tägliche Pflege – sanft und reizarm
Hautpflege mit Feuchtigkeitscremes, nicht-reizender Reinigung und Make-up verbessert den Feuchtigkeits­
gehalt der Haut und kontrolliert bzw. kaschiert manche Hautreaktionen11.
Erklären Sie den Patienten, wie sie die tägliche Hautpflege ausführen sollen und welche Hautpflegemittel
geeignet sind:
• Vorsichtiges Waschen mit lauwarmem Wasser und einer milden seifenfreien Waschlösung3, pH 5,511
• Nicht unnötig lang duschen oder baden3
• Weiche Waschlappen und Handtücher verwenden und häufig (evtl. bei jeder Wäsche frisch) wechseln
  oder Einmalwaschlappen verwenden3
• Zum Abtrocknen vorsichtig abtupfen, nicht trocken reiben3
• Feuchtigkeitsbindende, evtl. rückfettende Lotionen und Cremes verwenden:
  Öl-in-Wasser-Formulierungen, eventuell mit Harnstoffzusatz
• Keine Pflegemittel und Kosmetika mit reizenden Inhaltsstoffen verwenden11
• Keine Kosmetika mit Duft- und Farbstoffen verwenden
• Lieber auf Naturkosmetik verzichten, denn auch ätherische Öle können die Haut reizen3

              Tipp
                Im Interesse des Wohlbefindens des Patienten können Deodorants und nicht reizende Parfums
                verwendet werden.11
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Hand-Fuß-Syndrom
Empfehlen Sie den Patienten
• Vermeidung mechanischer Belastungen, z. B. durch enge Schuhe (Druck, Reibung, Hitze)10
• Vermeidung chemischer Noxen wie z. B. längerer Kontakt mit Wasser und Reinigungsmitteln10
• Vorerkrankungen behandeln zu lassen: z. B. Entzündungen in den Zehen- und Fingerzwischenräumen,
  Pilz­erkrankungen, übermäßige Verhornung10

Konsequent vor UV-Strahlung schützen
Raten Sie den Patienten zu
• Sonnencreme oder Lotion mit hohem Lichtschutzfaktor3
• lockerer, den Körper bedeckender Kleidung3,4
• Sonnenbrille

Verzicht auf den Besuch von Solarien,
Schwimmen und Wellness: ­Vorher den Arzt fragen!
Erklären Sie Ihren Patienten,
• dass längere Aufenthalte im Wasser die Haut aufweichen können12
• dass Salzwasser und Zusätze wie Mineralsalze, ätherische Öle,
  Moorschlamm und andere Packungen oder Peelings und
  Massagen die Haut reizen können12
Darüber hinaus kann in Schwimmbädern oder
Wellness-Einrichtungen die Keimbelastung hoch sein.
Dies kann möglicherweise die durch die Krebstherapie
geschwächte körpereigene Abwehr überfordern.12
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Schleimhäute pflegen – vor Infektionen schützen
Weisen Sie die Patienten auf die Bedeutung einer sehr guten Mundhygiene hin, um die Schädigung von Zähnen
und Zahnfleisch so gering wie möglich zu halten und Infektionen zu verhindern13.
• Die Zahnbürste sollte weich sein und häufig gewechselt werden
• Die Zahncreme sollte mild sein und keine ätherischen Öle wie z. B. Menthol enthalten
• Empfehlen Sie eventuell ein alkoholfreies Mundwasser oder Mundspülungen mit Salbeitee
• Nicht rauchen und keinen Alkohol trinken
• Raten Sie zum Verzicht auf harte, heiße, saure, scharfe Lebensmittel und kohlensäurehaltige Getränke
• Patienten sollten weiche, feuchte und leicht zu schluckende Lebensmittel bevorzugen
• Im Fall von Erbrechen sollten Patienten zur Neutralisierung umgehend den Mund spülen
• Beraten Sie die Patienten zur Anwendung von Mundspüllösungen, speziellen schmerzstillenden Gels oder Medikamenten
• Bei Mundtrockenheit sollten die Patienten viel trinken, den Mund spülen und eventuell künstlichen Speichel verwenden
Bei starker Ausprägung der Beschwerden wird der Arzt Lokalanästhetika und Schmerzmittel bis hin zu Opioiden ver-
ordnen. Sogar eine Sondenernährung kann erforderlich sein.

             Wichtig!
             Fragen Sie bei jedem Patientenkontakt gezielt nach Beschwerden im Mundbereich, z. B.

                trockenem Mund                                    Wunden im Mund und an den Lippen
                Belägen im Mund                                   Schmerzen beim Essen
                Schluckbeschwerden                                Geschmacksveränderungen

             Der Zahnarztbesuch
             Informieren Sie Ihre Patienten darüber,
                möglichst vor Behandlungsbeginn zum Zahnarzt zu gehen
                den Zahnarzt über die Krebstherapie und die verordneten Medikamente in Kenntnis zu setzen
                während der Krebsbehandlung keine Zahnreinigungsbehandlungen durchführen zu lassen
                nach dem Ende der Krebsbehandlung einen Kontrolltermin beim Zahnarzt zu vereinbaren
             Das Faltblatt „Als Krebspatient zum Zahnarzt“, das gemeinsam von vom Krebsinformations-
             dienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK)
             und der kassenzahnärztlichen Vereinigung herausgegeben wird, können Sie z. B. hier bestellen:
             https://www.krebsinformationsdienst.de/bestellformular.php
Ein wichtiges Thema:
Aussehen, Selbstwertgefühl und seelische B
                                         ­ elastung
Eine Krebsdiagnose stellt für die Patienten eine extreme Situation dar. Nichts bleibt, wie es war. Wenn dazu
noch sichtbare Veränderungen der Haut und/oder Haarausfall kommen, fühlen sich viele Patienten stigmati-
siert, ihr Selbstwertgefühl leidet und sie ziehen sich sogar zurück. Die meisten Veränderungen verschwinden
nach Behandlungsende wieder, manche bleiben jedoch bestehen, wie die pigmentlosen Flecken bei der Weiß-
fleckenkrankheit (Vitiligo).
Sprechen Sie mit Ihren Patienten über Möglichkeiten, sich auch mit den sichtbaren Zeichen der Erkrankung
attraktiv zu fühlen.

Gut aussehen trotz Krebsbehandlung – Kosmetik trägt zum Wohl­befinden bei
Informieren Sie Patientinnen und Patienten über Möglichkeiten, trotz der Krebsbehandlung gut aussehen zu
können.
• Weisen Sie auf Initiativen und Angebote für spezielle Kosmetik- und Haar-Workshops für Krebspatientin-
  nen hin3, beispielsweise DKMS life (www.dkms-life.de). Dort wird gezeigt, wie sich Hautveränderungen und
  Haarverlust – auch der Augenbrauen und Wimpern – so kaschieren lassen, dass Selbstwertgefühl und Lebens­
  qualität steigen.
• Narben und bleibende Hautveränderungen können mit Spezialkosmetik (Camouflage) fast unsichtbar werden3.
• Erklären Sie den Patienten, dass noch nicht vollständig abgeheilte Operationsnarben, wunde oder entzünde-
  te Hautpartien, infizierte oder frisch bestrahlte Hautareale, neu diagnostizierte Hauttumoren oder Haut­
  metastasen jedoch nicht mit Kosmetika abgedeckt werden dürfen3.

Veränderte Nägel: Vorsicht mit Nagellack
Verständlicherweise möchten viele Patienten die Veränderungen ihrer Finger- und Fußnägel mit Nagellack
unsichtbar machen. Weisen Sie die Patienten jedoch unbedingt darauf hin, dass Finger- und Fußnägel nur nach
Rücksprache mit dem Arzt lackiert werden dürfen. Erklären Sie,
• dass Nagellack Entzündungen in der Umgebung des Nagels, wie sie bei zielgerichteten Therapien auftreten
  können, verschlimmern kann3
• dass Lack auf den Nägeln die Diagnose von Nagelschäden und die Beurteilung des Gesundheitszustands
  der Patienten erschwert3

Haarverlust – ein sensibles Thema
Vielen Patientinnen und Patienten macht die
ungewohnte Kahlköpfigkeit sehr zu schaffen –
auch wenn diese Nebenwirkung oft nur
vorübergehend ist14.
• Bereiten Sie die Patienten frühzeitig auf
  einen möglichen Haarverlust vor10.
• Informieren Sie die Patienten über die
  verschiedenen Möglichkeiten des
  Haarersatzes: Perücken, Tücher
  oder Mützen14.
Nah am Patienten.
                                                  ­Mitten im Team.
                                                  Nützliche Informationen, aktuelle Hinweise und
                                                  ­Hilfestellungen für Klinik und Praxis.

                                                  www.pflege-onkologie.de
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Literatur
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    immunsystem.php; abgerufen am 13.12.2017.

                                                                                                                                © Bristol-Myers Squibb, 03/2018. IODE1801005-01 Art. 6163
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    logischen PatientInnen – Langversion 1.1, 2017, AWMF Registernummer: 032/054OL, http://leitlinienprogramm-onkolo-
    gie.de/Supportive-Therapie.95.0.html; abgerufen am 26.01.2018.
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13. www.krebsinformationsdienst.de/leben/haare-haut-zaehne/mund-und-zahnpflege.php; abgerufen am 08.02.2018.
14. www.krebsinformationsdienst.de/leben /haare-haut-zaehne/haarausfall.php; abgerufen am 28.01.2018.

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Arnulfstraße 29
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