Immunonkologie & Körperpflege - Ein Leitfaden für Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal in der Onkologie - Pflege Onkologie
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Immunonkologie & Körperpflege Ein Leitfaden für Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal in der Onkologie
Das kleine ABC der Immunonkologie Wie Immunzellen Tumoren bekämpfen1, 2 Das Immunsystem umfasst ein Netzwerk unterschiedlicher Zellen, Gewebe und Organe. Dessen Hauptaufgabe ist es, Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu erkennen und zu beseitigen oder unter Kontrolle zu halten. Darüber hinaus ist das Immunsystem in der Lage, Tumorzellen gezielt zu zerstören. Hierbei reagiert es auf die fremden Strukturen auf den veränderten Zellen, die als Tumorantigene bezeichnet werden. In einem ersten Schritt präsentieren spezialisierte Immunzellen solche Tumorantigene den Hauptakteuren der Immunantwort, den T- und B-Zellen. Damit lernen sie, Tumorzellen von gesunden Zellen zu unterscheiden. In einem zweiten Schritt erkennen T -Zellen antigentragende Tumorzellen und vernichten sie. Tumor: Freisetzung von 1 Tumorantigenen Tumorzelle Tumorantigene Erkennung von Tumorantigenen durch T-Zellen Antigen-präsentierende Zelle 4 Aktive T-Zelle 2 Präsentation von Tumorantigen gegenüber der T-Zelle 3 T-Zell-Aktivierung und -Proliferation 5 Zerstörung des Tumors durch T-Zellen Abb. 1: T-Zellen erkennen Tumorantigene, die ihnen von antigenpräsentierenden Zellen gezeigt werden. Treffen T-Zellen auf Tumorzellen, die diese Antigene tragen, vermehren sich die T-Zellen und zerstören den Tumor. Tumoren bremsen das Immunsystem aus1, 2 Tumorzellen nutzen Möglichkeiten aus, die das Immunsystem bietet, um ihrer Zerstörung zu entgehen (Immun- Escape). Häufig liegt eine Hemmung der T-Zellen vor, die durch die Aktivierung „bremsender“ Schaltstellen im Immunsystem verursacht wird. Bei diesen Immuncheckpoints handelt es sich um Rezeptoren auf der Ober fläche von T-Zellen. Eine dieser Schaltstellen ist CTLA-4. Es verhindert, dass T-Zellen auf das präsentierte Tumorantigen mit einer starken Immunantwort reagieren; eine andere Schaltstelle ist PD-1, über das Tumorzel- len direkt die Aktivität der T-Zellen drosseln (Abb. 2). Immunonkologische Therapie1, 2 Bei der immunonkologischen Therapie wird das körpereigene Immunsystem aktiviert und seine Fähigkeiten werden gezielt zur Erkennung und Bekämpfung entarteter Zellen genutzt. Somit wird der Tumor indirekt angegriffen, im Gegensatz zur direkten Behandlung wie bei einer Operation oder Strahlentherapie. Bereits seit mehreren Jahren werden sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren erfolgreich bei der Behandlung von Tumoren eingesetzt. Diese Medikamente beenden die Aktivierung der „bremsenden“ Schaltstellen. Somit können die T-Zellen wieder Tumorzellen erkennen und zerstören (Abb. 3). Immuncheckpoint-Inhibitoren sind therapeutische Antikörper, die biotechnologisch hergestellt und als intravenöse Infusion verabreicht werden.
1. Über CTLA-4 wird der B7-Rezeptor blockiert. 2. Das kostimulierende 1. Über CTLA-4 wird der 5. Inaktivierung der T-Zelle Signal wird abgeschaltet. B7-Rezeptor blockiert. 2. Das kostimulierende TCR MHC TCR Signal wird abgeschaltet. MHC 5. Inaktivierung der T-Zelle TCR MHC TCR PD-1 MHC PD-L1 CD28 B7 CTLA-4 PD-1 PD-1 PD-L1 PD-L2 CD28 B7 CTLA-4 PD-1 PD-L2 4. Bindung des Liganden PD-L1/2 der Tumorzelle an 3. Inaktivierung der T-Zelle den PD-1-Rezeptor der T-Zelle 4. Bindung des Liganden PD-L1/2 der Tumorzelle an 3. Inaktivierung der T-Zelle den PD-1-Rezeptor der T-Zelle Abb. 2: Während CTLA-4 die Präsentation von Tumorantigen im Lymphknoten und damit den Beginn der Immunantwort beeinflusst, hemmt PD-1 die Wechselwirkung von T-Zellen mit Tumorzellen im Tumor selbst. 2. Mobilisierung 4. T-Zell-Reaktivierung der T-Zellen MHC 2. Mobilisierung TCR 4. T-Zell-Reaktivierung TCR MHC der T-Zellen MHC TCR B7 CD28 TCR Anti-PD-L1 MHC PD-L1 B7 CD28 PD-1 PD-L1 CTLA-4 PD-L2 PD-1 PD-1 Anti-CTLA-4 CTLA-4 Anti-PD-1 PD-1 5. Tumorzelltod PD-L2 1. Aufhebung der Blockade des 3. Inhibition des kostimulierenden Signals Anti-CTLA-4 PD-1-Immun-Checkpoint 3. Inhibition des Anti-PD-1 5. Tumorzelltod 1. Aufhebung der Blockade des Abb. 3: Immuncheckpoint-Inhibitoren bindenPD-1-Immun-Checkpoint an die Schaltstellen CTLA-4 und PD-1 und wirken so der Drosselung der Immun kostimulierenden aktivität entgegen.Signals Das Immunsystem ist wieder voll funktionsfähig und kann Krebszellen angreifen. CTLA: Cytotoxic T-Lymphocyte-Associated Protein; MHC: Major histocompatibility complex = Haupthistokompatibilitätskom- plex; PD-L1, PD-L2: Programmed cell death-ligand 1 und 2; TCR: T cell receptor = T-Zell-Rezeptor
Im Fokus: Haut bei Krebspatienten Bei der Behandlung von Krebserkrankungen leiden Haut, Schleimhäute, Haare und Nägel Alle Krebsbehandlungen können die Haut von Krebspatienten in Mitleidenschaft ziehen. Wunden, Narben, entzündete oder juckende Haut können die Lebensqualität oft deutlich beeinträchtigen. Gerade weil die Haut für andere so gut sichtbar ist, empfinden Krebspatienten Hautveränderungen oft als belastend.3 „Stahl und Strahl“ schädigen die Haut Chirurgische Eingriffe hinterlassen Wunden und es können sich Narben bilden. Auch die Strahlentherapie schadet der Haut: Sonnenbrandähnliche Rötungen, Schälen, Pigmentveränderungen und eine Rückbildung der Schweißdrüsen sind möglich.3 Die Kombination von Bestrahlung und bestimmten zielgerichteten Medikamen- ten kann zusätzlich typische Hautausschläge hervorrufen.4 Hautveränderungen sind bei Krebsmedikamenten häufig Chemotherapie-Medikamente (Zytostatika) wirken allgemein vor allem auf Zellen, die sich schnell teilen. Sie unterscheiden dabei aber nicht zwischen Krebszellen und anderen Zellen, wie z. B. Haut- und Schleimhautzellen oder Zellen der Haarwurzeln.3 Als Folge werden Haut und Schleimhäute, vor allem die Schleimhäute im Verdauungstrakt und im Genital bereich, empfindlicher und anfälliger für kleinste Verletzungen. Die Barriere-Funktion gegen das Eindringen von Infektionserregern ist herabgesetzt. Die Sonnenempfindlichkeit kann erhöht sein und Haarverlust ist möglich. 3 Entzündungen der Mundschleimhaut machen das Essen zur Qual. Manche Zytostatika verursachen direkt Hautveränderungen: trockene, schuppende und teilweise juckende Hautverdickungen, Rötungen, Pigment- und Nagelveränderungen sowie allergische Reaktionen mit juckenden Knötchen oder Quaddeln. Möglich ist auch das Hand-Fuß-Syndrom mit Rötung der Hand- und Fußflächen mit Kribbeln und Empfindungsstörungen.3 Zielgerichtete Krebstherapien, sogenannte „targeted therapies“, richten sich im Gegensatz zu Chemothera pien nicht gegen alle Zellen, sondern gegen bestimmte Merkmale auf der Oberfläche oder im Inneren von Zellen. Vor allem finden sich diese Merkmale auf Tumorzellen, aber leider nicht ausschließlich. Deswegen können die neuen Wirkstoffe ebenfalls zu Nebenwirkungen führen. Relativ typisch für zielgerichtete Krebsmedikamente sind Veränderungen der Haut und der Nägel. Anfangs kann man sie leicht mit anderen Erkrankungen, z. B. mit Akne, schuppenden Hauterkrankungen bzw. mit einem Nagelpilz oder mit Nagelwachstumsstörungen aufgrund anderer Ursachen verwechseln.3 Auch ein Hand-Fuß-Syndrom, das sich von dem Hand-Fuß-Syndrom bei Chemotherapien unterscheidet, kann im Zusammenhang mit bestimmten zielgerichteten Krebsmedikamenten auftreten. Es betrifft hauptsächlich die Handflächen und Fußsohlen mit schmerzhaften starken Verhornun- gen, teilweise auch mit Blasenbildung und Entzündungen, an mecha- nisch belasteten Stellen.5
Immunonkologische Medikamente: Hautveränderungen als häufigste Symptome Da immunonkologische Medikamente das Immunsystem nicht unterdrücken, sondern aktivieren, treten unter der Behandlung auch Nebenwirkungen auf, die auf eine vermehrte Immunaktivität zurückzuführen sind und jedes Organ/Organsystem betreffen können.6 Die wichtigsten Hautreaktionen bei dieser Behandlungsform sind immunvermittelte Nebenwirkungen in Form von autoimmun bedingten Entzündungen5, d. h. das Abwehrsystem des Körpers richtet sich gegen körpereigene Strukturen. Sie zeigen sich meist als Ausschlag („Rash“) und Juckreiz5 unterschiedlichen Schweregrades sowie als Depigmentierung der Haut (Weißfleckenkrankheit)7. Typischerweise sind sie mild ausgeprägt8, jedoch wurden auch seltene schwerwiegende Hautreaktionen, die lebensbedrohliche Folgen haben können, beschrieben.6,8,9 Wie häufig sind immunvermittelte Nebenwirkungen der Haut bei immunonkologischen Therapien? Häufigkeit Ausgewählte Nebenwirkungena Sehr häufig Hautausschlag, Juckreiz Häufig Weißfleckenkrankheit, trockene Haut, Hautrötung, Haarausfall, Nesselsucht Gelegentlich Schuppenflechte Selten Toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom sehr häufig ≥ 10%; häufig ≥ 1% bis < 10%; gelegentlich ≥ 0,1% bis < 1%; selten ≥ 0,01% bis
Weitere immunvermittelte Nebenwirkungen Die immunvermittelten Nebenwirkungen, die bei der Behandlung mit immunonkologischen Medikamenten auftreten können, betreffen neben Haut und Schleimhäuten den Verdauungstrakt oder die Lunge, weniger oft kommt es zu Entzündungen von endokrinen Organen, Leber und Nieren. Weitere Nebenwirkungen, wie z.B. Fie- ber und Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Müdigkeit, ähneln denen anderer Tumortherapien. Nervensystem Endokrines System Nervenschädigung mit Unterfunktion der Schilddrüse: Empfindungsstörungen und/oder Schwäche, Antriebslosigkeit, Lähmungserscheinungen (häufig) Verstopfung, leichtes Frieren (häufig) ntzündung von Hirn und/oder E Überfunktion der Schilddrüse: Hirnhäuten (selten) Unruhe, Nervosität, Schwitzen, Gewichtsabnahme, Durchfall, Tachykardie (häufig) Lunge Lungenentzündung (Pneumonitis) Hypophysitis: z. B. starkes Durst mit Husten und Atemnot (häufig) gefühl und vermehrtes Wasserlassen, Libidominderung, Impotenz, Hitze wallungen (gelegentlich) Herz und Kreislauf Nebennierenrindenunterfunktion: Herzrhythmusstörungen: starke Müdigkeit, sehr niedriger Vorhofflimmern, Tachykardie, Blutdruck, Schwindel, niedrige Blut ventrikuläre Rhythmusstörungen zuckerwerte (gelegentlich) (gelegentlich) Diabetes mellitus: Zeichen der Myokarditis: eingeschränkte Überzuckerung wie vermehrtes Herzfunktion (selten) Wasserlassen, Müdigkeit (selten) Leber Magen-Darm-Trakt Hepatitis: eingeschränkte Übelkeit, Durchfall (sehr häufig) Leberfunktion (gelegentlich) Erbrechen, Bauchschmerzen (häufig) Niere Kolitis mit Blut im Stuhl Nephritis: Ödeme, verringerte (gelegentlich) Harnmenge (gelegentlich) Schleimhautulcera im gesamten Gastrointestinaltrakt möglich Haut und Haare (selten) Haarausfall, Vitiligo (häufig) autausschlag (sehr häufig) bis hin H Bewegungsapparat zur großflächigen Hautabschälung Schmerzen und Entzündungen und Blasenbildung (selten) von Knochen, Gelenken und Muskeln, im gesamten Körper möglich (häufig) Seien Sie aufmerksam! Achten Sie bei immunonkologisch behandelten Patienten auf neu oder verstärkt auftretende Symptome wie Hautausschläge, Juckreiz, Haarausfall, Entzündungen der Haut oder andere Be- schwerden. Geben Sie diese Information an die behandelnden Ärzte weiter. Es könnte sich um eine immunvermittelte Nebenwirkung handeln, die eines sofortigen ärztlichen Eingreifens bedarf. Immunvermittelte Nebenwirkungen unter OPDIVO®-Monotherapie: sehr häufig ≥ 10%; häufig ≥ 1% bis < 10%; gelegentlich ≥ 0,1% bis < 1%; selten ≥ 0,01% bis
Maßnahmen zur schonenden Haut- und Körperpflege Während es eine Vielzahl von Empfehlungen für das ärztliche Management von Hautnebenwirkungen bei Krebstherapien gibt, existieren für die tägliche Pflege der Haut von Krebspatienten deutlich weniger Hand- lungsanweisungen. Im Folgenden finden Sie Maßnahmen zur schonenden Haut- und Körperpflege zusammengestellt, die Sie bei der Beratung von Krebspatienten ansprechen können. Die genannten Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlun- gen gelten entsprechend auch für Physiotherapie, Massagen, Maniküre/Pediküre, Kosmetikbehandlungen und Wellnessanwendungen. Allgemeinmaßnahmen für Patienten mit Hautveränderungen So können Sie den Patienten zur Haut- und Körperpflege beraten flegen Sie Operationswunden und kontrollieren P Sie sie auf Anzeichen einer Entzündung. rläutern Sie die Hintergrundinformationen E zu Hautreaktionen. Geben Sie Tipps zum hautschonenden Alltag. rklären Sie dem Patienten die Grundsätze E schonender Haut- und Körperpflege. Tipp Die meisten Hautveränderungen bilden sich nach dem Ende der Behandlung zurück. Wichtig! Nicht abwarten! itte informieren Sie bei jeder Hautveränderung, die Sie bei einem Patienten wahrnehmen B oder über die er Ihnen berichtet, den behandelnden Onkologen! Manche Hautveränderungen erfordern ein schnelles und entschlossenes ärztliches Eingreifen und möglicherweise sofortiges Absetzen des Krebsmedikaments.
Hautschonendes Verhalten im Alltag Die intakte Haut stellt eine wichtige Barriere zum Schutz vor Krankheitserregern dar. Patienten, die mit Krebsmedika- menten behandelt werden, sollen ihre Haut schützen und sie keinen weiteren Reizen aussetzen. Das bedeutet, mechani- sche und chemische Reize, die zu kleinen Verletzungen der Haut führen können, zu vermeiden, eine reizarme Basispflege zu verwenden und die Haut vor UV-Strahlung zu schützen10. Einzelheiten dazu finden Sie im Folgenden ausgeführt. Die Haut vor Verletzungen schützen Besprechen Sie mit den Patienten, wie sie im Alltag ihre Haut vor Verletzungen schützen können: • Auf (Nass-)Rasur und Epilation möglichst verzichten, ebenso auf Peelings3 • Keine am Körper scheuernde Kleidung und enge Schuhe tragen3 • Schwitzen vermeiden • Im Haushalt und im Garten Schutzhandschuhe tragen3 • Vorsichtige Nagelpflege3 mit absolut sauberen Geräten: Nägel kurz halten, die Nägel eckig, nicht rund schneiden und die Nagelhaut nicht schneiden • Vorsicht bei kosmetischen Behandlungen: keine Manipulation an der Haut (z. B. Pickel ausdrücken); es dürfen nur absolut saubere Geräte verwendet werden • Möglichst nicht kratzen, Vorsicht bei Insektenstichen Die tägliche Pflege – sanft und reizarm Hautpflege mit Feuchtigkeitscremes, nicht-reizender Reinigung und Make-up verbessert den Feuchtigkeits gehalt der Haut und kontrolliert bzw. kaschiert manche Hautreaktionen11. Erklären Sie den Patienten, wie sie die tägliche Hautpflege ausführen sollen und welche Hautpflegemittel geeignet sind: • Vorsichtiges Waschen mit lauwarmem Wasser und einer milden seifenfreien Waschlösung3, pH 5,511 • Nicht unnötig lang duschen oder baden3 • Weiche Waschlappen und Handtücher verwenden und häufig (evtl. bei jeder Wäsche frisch) wechseln oder Einmalwaschlappen verwenden3 • Zum Abtrocknen vorsichtig abtupfen, nicht trocken reiben3 • Feuchtigkeitsbindende, evtl. rückfettende Lotionen und Cremes verwenden: Öl-in-Wasser-Formulierungen, eventuell mit Harnstoffzusatz • Keine Pflegemittel und Kosmetika mit reizenden Inhaltsstoffen verwenden11 • Keine Kosmetika mit Duft- und Farbstoffen verwenden • Lieber auf Naturkosmetik verzichten, denn auch ätherische Öle können die Haut reizen3 Tipp Im Interesse des Wohlbefindens des Patienten können Deodorants und nicht reizende Parfums verwendet werden.11
Hand-Fuß-Syndrom Empfehlen Sie den Patienten • Vermeidung mechanischer Belastungen, z. B. durch enge Schuhe (Druck, Reibung, Hitze)10 • Vermeidung chemischer Noxen wie z. B. längerer Kontakt mit Wasser und Reinigungsmitteln10 • Vorerkrankungen behandeln zu lassen: z. B. Entzündungen in den Zehen- und Fingerzwischenräumen, Pilzerkrankungen, übermäßige Verhornung10 Konsequent vor UV-Strahlung schützen Raten Sie den Patienten zu • Sonnencreme oder Lotion mit hohem Lichtschutzfaktor3 • lockerer, den Körper bedeckender Kleidung3,4 • Sonnenbrille Verzicht auf den Besuch von Solarien, Schwimmen und Wellness: Vorher den Arzt fragen! Erklären Sie Ihren Patienten, • dass längere Aufenthalte im Wasser die Haut aufweichen können12 • dass Salzwasser und Zusätze wie Mineralsalze, ätherische Öle, Moorschlamm und andere Packungen oder Peelings und Massagen die Haut reizen können12 Darüber hinaus kann in Schwimmbädern oder Wellness-Einrichtungen die Keimbelastung hoch sein. Dies kann möglicherweise die durch die Krebstherapie geschwächte körpereigene Abwehr überfordern.12
Schleimhäute pflegen – vor Infektionen schützen Weisen Sie die Patienten auf die Bedeutung einer sehr guten Mundhygiene hin, um die Schädigung von Zähnen und Zahnfleisch so gering wie möglich zu halten und Infektionen zu verhindern13. • Die Zahnbürste sollte weich sein und häufig gewechselt werden • Die Zahncreme sollte mild sein und keine ätherischen Öle wie z. B. Menthol enthalten • Empfehlen Sie eventuell ein alkoholfreies Mundwasser oder Mundspülungen mit Salbeitee • Nicht rauchen und keinen Alkohol trinken • Raten Sie zum Verzicht auf harte, heiße, saure, scharfe Lebensmittel und kohlensäurehaltige Getränke • Patienten sollten weiche, feuchte und leicht zu schluckende Lebensmittel bevorzugen • Im Fall von Erbrechen sollten Patienten zur Neutralisierung umgehend den Mund spülen • Beraten Sie die Patienten zur Anwendung von Mundspüllösungen, speziellen schmerzstillenden Gels oder Medikamenten • Bei Mundtrockenheit sollten die Patienten viel trinken, den Mund spülen und eventuell künstlichen Speichel verwenden Bei starker Ausprägung der Beschwerden wird der Arzt Lokalanästhetika und Schmerzmittel bis hin zu Opioiden ver- ordnen. Sogar eine Sondenernährung kann erforderlich sein. Wichtig! Fragen Sie bei jedem Patientenkontakt gezielt nach Beschwerden im Mundbereich, z. B. trockenem Mund Wunden im Mund und an den Lippen Belägen im Mund Schmerzen beim Essen Schluckbeschwerden Geschmacksveränderungen Der Zahnarztbesuch Informieren Sie Ihre Patienten darüber, möglichst vor Behandlungsbeginn zum Zahnarzt zu gehen den Zahnarzt über die Krebstherapie und die verordneten Medikamente in Kenntnis zu setzen während der Krebsbehandlung keine Zahnreinigungsbehandlungen durchführen zu lassen nach dem Ende der Krebsbehandlung einen Kontrolltermin beim Zahnarzt zu vereinbaren Das Faltblatt „Als Krebspatient zum Zahnarzt“, das gemeinsam von vom Krebsinformations- dienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der kassenzahnärztlichen Vereinigung herausgegeben wird, können Sie z. B. hier bestellen: https://www.krebsinformationsdienst.de/bestellformular.php
Ein wichtiges Thema: Aussehen, Selbstwertgefühl und seelische B elastung Eine Krebsdiagnose stellt für die Patienten eine extreme Situation dar. Nichts bleibt, wie es war. Wenn dazu noch sichtbare Veränderungen der Haut und/oder Haarausfall kommen, fühlen sich viele Patienten stigmati- siert, ihr Selbstwertgefühl leidet und sie ziehen sich sogar zurück. Die meisten Veränderungen verschwinden nach Behandlungsende wieder, manche bleiben jedoch bestehen, wie die pigmentlosen Flecken bei der Weiß- fleckenkrankheit (Vitiligo). Sprechen Sie mit Ihren Patienten über Möglichkeiten, sich auch mit den sichtbaren Zeichen der Erkrankung attraktiv zu fühlen. Gut aussehen trotz Krebsbehandlung – Kosmetik trägt zum Wohlbefinden bei Informieren Sie Patientinnen und Patienten über Möglichkeiten, trotz der Krebsbehandlung gut aussehen zu können. • Weisen Sie auf Initiativen und Angebote für spezielle Kosmetik- und Haar-Workshops für Krebspatientin- nen hin3, beispielsweise DKMS life (www.dkms-life.de). Dort wird gezeigt, wie sich Hautveränderungen und Haarverlust – auch der Augenbrauen und Wimpern – so kaschieren lassen, dass Selbstwertgefühl und Lebens qualität steigen. • Narben und bleibende Hautveränderungen können mit Spezialkosmetik (Camouflage) fast unsichtbar werden3. • Erklären Sie den Patienten, dass noch nicht vollständig abgeheilte Operationsnarben, wunde oder entzünde- te Hautpartien, infizierte oder frisch bestrahlte Hautareale, neu diagnostizierte Hauttumoren oder Haut metastasen jedoch nicht mit Kosmetika abgedeckt werden dürfen3. Veränderte Nägel: Vorsicht mit Nagellack Verständlicherweise möchten viele Patienten die Veränderungen ihrer Finger- und Fußnägel mit Nagellack unsichtbar machen. Weisen Sie die Patienten jedoch unbedingt darauf hin, dass Finger- und Fußnägel nur nach Rücksprache mit dem Arzt lackiert werden dürfen. Erklären Sie, • dass Nagellack Entzündungen in der Umgebung des Nagels, wie sie bei zielgerichteten Therapien auftreten können, verschlimmern kann3 • dass Lack auf den Nägeln die Diagnose von Nagelschäden und die Beurteilung des Gesundheitszustands der Patienten erschwert3 Haarverlust – ein sensibles Thema Vielen Patientinnen und Patienten macht die ungewohnte Kahlköpfigkeit sehr zu schaffen – auch wenn diese Nebenwirkung oft nur vorübergehend ist14. • Bereiten Sie die Patienten frühzeitig auf einen möglichen Haarverlust vor10. • Informieren Sie die Patienten über die verschiedenen Möglichkeiten des Haarersatzes: Perücken, Tücher oder Mützen14.
Nah am Patienten. Mitten im Team. Nützliche Informationen, aktuelle Hinweise und Hilfestellungen für Klinik und Praxis. www.pflege-onkologie.de Ihre Seiten für Pflege- und Fachkräfte in der Onkologie. QR-Code scannen und mehr wissen! Literatur 1. Krebsinformationsdienst. Immunsystem: Bedeutung bei Krebs. https://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/ immunsystem.php; abgerufen am 13.12.2017. © Bristol-Myers Squibb, 03/2018. IODE1801005-01 Art. 6163 2. Rubin KM. Understanding Immune Checkpoint Inhibitors for Effective Patient Care. Clin J Oncol Nurs 2015; 19: 709 – 717 3. www.krebsinformationsdienst.de/leben/haare-haut-zaehne/hautprobleme.php. 4. Bernier J et al. Consensus guidelines for the management of radiation dermatitis and coexisting acne-like rash in patients receiving radiotherapy plus EGFR inhibitors for the treatment of squamous cell carcinoma of the head and neck. Ann Oncol 2008;19: 142–149. 5. Gutzmer R et al. Kutane Nebenwirkungen von neuen medikamentösen Tumortherapien: Klinik und Managenment. Dtsch Ärztebl Int 2012; 109: 133 – 140. 6. Fay AP et al. The management of immune-related adverse events associated with immune checkpoint blockade. Expert Review of Quality of Life in Cancer Care 2016; 1: 89 – 97. 7. Fluri S et al. Nebenwirkungsmanagement bei Immunonkologika. Pflegerische Aspekte bei Patienten mit Hauttumoren. Onkologische Pflege 2017, 4: 19–22c. 8. Davies M., Duffield E.A. Safety of checkpoint inhibitors for cancer treatment: strategies for patient monitoring and ma- nagement of immune-mediated adverse events. ImmunoTargets and Therapy 2017; 6: 51 – 71 9. Gautschi O. et al. Immunvermittelte Nebenwirkungen von onkologischen Immuntherapien. Swiss Medical Forum – Schwei- zerisches Medizin-Forum 2016;16(40):836 – 841. 10. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onko- logischen PatientInnen – Langversion 1.1, 2017, AWMF Registernummer: 032/054OL, http://leitlinienprogramm-onkolo- gie.de/Supportive-Therapie.95.0.html; abgerufen am 26.01.2018. 11. Dreno B et al. Algorithm for dermocosmetic use in the management of cutaneous side-effects associated with targeted therapy in oncology. J Eur Academy Dermatol Venerol 2013; 1071 – 1080. 12. www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/thermalkuren-massage-sauna.php; abgerufen am 08.02.2018. 13. www.krebsinformationsdienst.de/leben/haare-haut-zaehne/mund-und-zahnpflege.php; abgerufen am 08.02.2018. 14. www.krebsinformationsdienst.de/leben /haare-haut-zaehne/haarausfall.php; abgerufen am 28.01.2018. Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA Arnulfstraße 29 80636 München www.b-ms.de
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