M. Richter "Schmerzen verstehen" in der Praxis

Die Seite wird erstellt Fritz Hartung
 
WEITER LESEN
M. Richter "Schmerzen verstehen" in der Praxis
„Schmerzen verstehen“ in der Praxis

M. Richter

Manuelle Medizin
Chirotherapie, Manuelle Therapie

ISSN 0025-2514

Manuelle Medizin
DOI 10.1007/s00337-017-0300-6

                                   1 23
M. Richter "Schmerzen verstehen" in der Praxis
Your article is protected by copyright and
all rights are held exclusively by Springer
Medizin Verlag GmbH. This e-offprint is for
personal use only and shall not be self-
archived in electronic repositories. If you wish
to self-archive your article, please use the
accepted manuscript version for posting on
your own website. You may further deposit
the accepted manuscript version in any
repository, provided it is only made publicly
available 12 months after official publication
or later and provided acknowledgement is
given to the original source of publication
and a link is inserted to the published article
on Springer's website. The link must be
accompanied by the following text: "The final
publication is available at link.springer.com”.

1 23
M. Richter "Schmerzen verstehen" in der Praxis
Author's personal copy
 Übersichten

Manuelle Medizin                                  M. Richter
DOI 10.1007/s00337-017-0300-6                     Rückenzentrum Am Michel, Physiotherapie Am Michel GmbH, Hamburg, Deutschland

© Springer Medizin Verlag GmbH 2017

                                                  „Schmerzen verstehen“ in der
                                                  Praxis
                                                  Inhalte und klinische Anwendung

Verstehen Patienten die ihrem Schmerz            -verarbeitung zu vermitteln [20]. In dem         sprünglichen Konzeptes zu vermarkten.
zugrunde liegenden neurophysiologi-              Werk von Jull et al. [8] findet sich fol-         Allen Ansätzen unterliegt die Motivati-
schen und -biologischen Mechanismen,             gender Bezug zu SV:                              on, dem Lernenden die Mechanismen
dann profitieren sie davon. Die interna-                                                           der Schmerzentstehung nahezubringen.“
                                                 Auf kommunikativer Ebene können The-
tionale Literatur belegt diese Erkenntnis                                                         Der historische Ursprung des Konzepts
                                                 rapeuten ihren Patienten neurowissen-
[2, 11, 13, 20]. Louw et al. [13] pos-                                                            in der internationalen, wissenschaftli-
                                                 schaftliche Schmerzmechanismen erklä-
tulieren, dass bei reduziertem Schmerz                                                            chen Gemeinschaft findet sich auf dem
                                                 ren. Diese Intervention nennt sich SV und
Alltagsfunktionen und Beweglichkeit                                                               Kongress der internationalen Schmerz-
                                                 zielt darauf ab, die Schmerzmatrix zu be-
des Patienten verbessert werden kön-                                                              vereinigung (International Association
                                                 einflussen. Wichtig ist, dass die Patienten
nen. „Schmerzen verstehen“ (SV) beein-                                                            for the Study of Pain, IASP) 1999. Dort
                                                 durch die Edukation auf eine moderne
flusst negative (z. B. katastrophisierende                                                         präsentierten Louis Gifford und Hea-
                                                 neurowissenschaftlich fundierte Physio-
Gedanken) und maladaptive, krank-                                                                 ther Muncey den Vortrag „Explaining
                                                 therapie vorbereitet werden können, die
heitsbezogene Überzeugungen positiv.                                                              pain“ [14]. Gifford beschäftigte sich
                                                 anteilig manuelle Therapie, aktive Übun-
Untersuchungen zeigen, dass mithilfe des                                                          zuvor ausgiebig mit der Thematik der
                                                 gen und verhaltenstherapeutische Inter-
SV eine zentrale Sensibilisierung (ZS)1                                                           Schmerzedukation und unterrichtete
                                                 ventionen beinhaltet. (S. 16, Übersetzung:
reduziert wird und somit auf die Ver-                                                             schon Mitte der 1990er-Jahre Kurse mit
                                                 Michael Richter)
arbeitung von Nozizeption eingewirkt                                                              dem Titel „Clinical biology of aches
werden kann [12].                                Im deutschsprachigen Raum gibt es                and pains“ [11]. Seine Motivation ba-
                                                 bisher keinen feststehenden Begriff für           sierte auf der limitierten Möglichkeit,
„Schmerzen verstehen“                            SV; die Bezeichnung „Schmerzen ver-              komplexe, anhaltende Schmerzen mit
                                                 stehen“ scheint sich zu etablieren. Hier-        biomedizinischen Modellen erklären zu
Entwicklung des Konzepts                         bei wird der Bezug zu der deutschen              können. Der Wunsch nach innovativen
                                                 Übersetzung des Buchs Explain pain               Behandlungsansätzen brachte damals
„Schmerzen verstehen“ ist eine kogni-            [2] hergestellt. Dieses Buch ist erstmals        die Neurodynamik hervor, die allerdings
tiv-edukative Intervention mit dem Ziel,         2005 in deutscher Sprache erschienen             aus Giffords Sicht lediglich eine manuelle
Patienten ein wissenschaftlich fundiertes        und stellt ein Standardwerk dar [3].             Intervention an einem anderen Gewe-
und zeitgemäßes Verständnis bezüglich            Es bildet zudem die inhaltliche Basis            be darstellte. Die fachliche Inspiration
der Funktion von Schmerz sowie den zu-           für zahlreiche Forschungsarbeiten, die           durch den Schmerzwissenschaftler Dr.
grunde liegenden neurophysiologischen            sich mit dem Thema Schmerzedukation              Patrick Wall, den Biologen Steven Rose
Prozessen der Schmerzentstehung und              befassen. Louw et al. [14] propagie-             und den intensiven Austausch mit Pati-
                                                 ren, den Begriff neurowissenschaftliche           enten führte zur Entstehung der zuvor
                                                 Schmerzedukation („pain neuroscience             genannten Kursreihe. Ende der 1990er-
1 Die zentrale Sensibilisierung (ZS) ist ein
                                                 education“) zu nutzen. In der Literatur          Jahre besuchte Lorimer Moseley diesen
neurophysiologischer Prozess, bei dem die        existieren zahlreiche Namen für dieselbe         Kurs und entwickelte sich von da an bis
generalisierte Übererregung des somatosen-
sorischen Systems charakteristisch ist. Nach     Intervention, z. B. Schmerzen verste-            heute zu einem der wichtigsten Schmerz-
Woolf (in Nijs et al. [23]) äußert sich ZS       hen, therapeutische Schmerzedukation,            forscher. Moseleys erste randomisierte
in einer verstärkten neuronalen Aktivität im     biologische Schmerzedukation und neu-            kontrollierte Studie zum Thema [18] folg-
Zentralnervensystem und führt zur Schmerz-       rowissenschaftliche Schmerzedukation.            te nicht lange nach seinem Erstkontakt
hypersensibilität. Die ZS spiegelt sich in der   Moseley und Butler [20] kommentieren             mit der Thematik. In den vergangenen
gesteigerten Aktivität schmerzerregender Bah-
nen und einer Malfunktion der absteigenden       diesen Konflikt, wie folgt: „Es existie-          15 Jahren wurde SV in unterschiedlichen
Schmerzhemmung. Hieraus resultiert eine          ren unterschiedliche Namen für SV,               Patientenpopulationen untersucht und
Dysfunktion der endogenen Analgesie.             fraglich, um leichte Variationen des ur-         zeigt sowohl als alleinige Intervention,

                                                                                                                            Manuelle Medizin
Author's personal copy
 Übersichten

                                                                                         Erinnerungen und   Erwartungen und          Stimmung
                                                                                          Vorerfahrungen     Aufmerksamkeit    (Niedergeschlagenheit,
                                                                         Maladaptive                                          Depression, Sorge, Angst)
                                                                        Überzeugungen
                                                                        und Gedanken                  Schmerz-
                                                                                                                           Strukturelle und
                                                                                                      erfahrung
                                                                                                                           neurochemische
                                                                                Umgebung:                                  Veränderungen
                                                                               Arbeit, Familie,
                                                                            Freunde, Kulturkreis                                Genetik

                                                                Absteigende,                                                 Sensibilisierung
                                                                „Top-down"-                                               (zentral und peripher)
                                                                Modulation
                                                                Aufsteigende,
                                                                "Bottom-up"-
                                                                Afferenz/
                                                                Information

                                                                                     Schädlicher
                                                                                        Reiz
   a                                                                   b

Abb. 1a,b 8 Schmerzverständnis im Wandel der Zeit

Abb. 2 8 Die kognitiven Anteile von „Schmerzen verstehen“ beeinflussen die Schmerzmatrix und die Schmerzverarbeitung;
die manuelle Therapie kann die lokalen Gewebemechanismen positiv beeinflussen. (Mod. nach Richter aus Puentedura und
Flynn [24]; mit freundl. Genehmigung M. Richter)

aber insbesondere in Kombination mit             Patienten, Ärzte, Psychologen und The-                werden. Zudem konnte in derselben
manueller Therapie, Wirbelsäulenstabi-           rapeuten Wissenslücken im Bereich der                 Untersuchung gezeigt werden, dass die
lisationsübungen, Herz-Kreislauf-Trai-           Schmerzphysiologie aufweisen. Durch                   Fähigkeit von Patienten, die Schmerz-
ning exzellente Ergebnisse. Moseley [19]         eine einmalige Einheit von 3 Stunden                  neurophysiologie zu verstehen, gegeben
konnte in einer bedeutenden Grund-               konnte das vorhandene Wissen vertieft                 ist, diese aber von Fachkräften unter-
lagenarbeit zum Thema belegen, dass              und Wissensdefizite konnten behoben                    schätzt wird. Obwohl die Inhalte von

 Manuelle Medizin
Author's personal copy
                                              Zusammenfassung · Abstract

SV klar vorgegeben sind und seit 2011         Manuelle Medizin DOI 10.1007/s00337-017-0300-6
eine publizierte Handlungsanweisung           © Springer Medizin Verlag GmbH 2017
[22] existiert, postulieren Moseley und
Butler [20] in ihrem kritischen Review        M. Richter
zahlreiche Fehleinschätzungen und -in-        „Schmerzen verstehen“ in der Praxis. Inhalte und klinische
terpretationen von SV. Exemplarisch           Anwendung
werden die folgenden 3 falschen Inter-
pretationen genannt:                          Zusammenfassung
                                              „Schmerzen verstehen“ (SV) ist eine               einen bedeutenden Stellenwert, da die
4 „Schmerzen verstehen“ empfiehlt Be-
                                              Maßnahme, die Patienten ein aktuelles und         bei Schmerzchronifizierung vorhandenen
   wegung und Training trotz Schmer-          fundiertes Konzept über Schmerzbiologie           Belastungsfaktoren reduziert und bei einer
   zen.                                       und -neurophysiologie vermittelt. Zu diesem       akuten Präsentation vermieden werden
   Korrekt: „Schmerzen verstehen“             Thema sind in den letzten 15 Jahren zahlrei-      können. „Schmerzen verstehen“ ist eine
   vermittelt Wissen über Sensibilisie-       che Studien publiziert und die Wirksamkeit ist    Herausforderung für Therapeuten, Ärzte
                                              nachgewiesen worden. Schmerz, Funktion,           und andere Berufsgruppen, da traditionelle
   rungsprozesse, die zu einer maladap-
                                              Beweglichkeit, psychosoziale Faktoren wie         Überzeugungen und Therapieansätze
   tiven und übermäßig protektiven            z. B. Angst und Katastrophisierung können         hinterfragt werden. Es ist die Aufgabe aller
   Schmerzentstehung führen. Dies             positiv beeinflusst werden. Die Arbeit gibt        an der Patientenversorgung beteiligten
   impliziert, dass Schmerzprovokation        einen Überblick über Inhalte, Herkunft und        Personen, das eigene Verständnis zum Thema
   bei Training und Bewegung nicht per        Anwendung von SV. In der thematischen             Schmerz zu hinterfragen und anzupassen.
                                              Übersicht wird mithilfe der aktuellen             Die Ergebnisse der Wissenschaft sprechen
   se vermieden werden muss.
                                              Literatur ein Verständnis für SV und dessen       für sich, und somit ist SV eine Intervention,
4 „Schmerzen verstehen“ bezieht                                                                 die im besten Sinne der Patienten zeitnah
                                              Sinnhaftigkeit im Patientenmanagement
   sich ausschließlich auf chronische         vermittelt. Die Inhalte von SV sind klar          implementiert werden sollte.
   Schmerzen.                                 definiert und vorgegeben. „Schmerzen
   Korrekt: „Schmerzen verstehen“             verstehen“ sollte in Kombination mit anderen      Schlüsselwörter
                                              Interventionen im 1:1-Modus appliziert            Neurophysiologie · Edukation · Phy-
   bezieht sich auf Schmerzentstehung
                                              werden, um beste Ergebnisse zu erreichen.         siotherapie · Schmerzmanagement ·
   und -verarbeitung allgemein.               Im Rahmen der pragmatischen Umsetzung             Nozizeption
4 „Schmerzen verstehen“ lehnt biome-          eines biopsychosozialen Modells erhält SV
   dizinische und biologische Modelle
   ab und fokussiert lediglich auf psy-
   chosoziale Modelle des Schmerzma-          Explaining pain in the clinical practice. Content and clinical
   nagements.                                 application
   Korrekt: „Schmerzen verstehen“ ver-
   folgt die pragmatische Umsetzung           Abstract
                                              Explaining pain (EP) is an educational            capacity to reduce psychosocial factors often
   eines biopsychosozialen Gedanken-                                                            seen in chronicity and also the ability to avoid
                                              intervention to teach patients an evidence-
   modells, das periphere und zentrale        based understanding of pain biology and           chronicity in the acute patient presentation.
   Komponenten der Schmerzentste-             neurophysiology. Multiple research papers         Healthcare practitioners will feel challenged
   hung berücksichtigt.                       have been published over the last decade          in their beliefs and therapeutic traditions but
                                              and the effectiveness has been proven in           will question the correctness of their own
                                              several outcome parameters. Pain, function,       pain beliefs and attitudes. There is a great
Diese Fehlinterpretationen konnten sich                                                         body of scientific knowledge supporting
                                              disability, movement and psychosocial
basierend auf den Annahmen entwi-             factors, such as anxiety and catastrophizing      EP and it is therefore an intervention which
ckeln, dass nur „mit den Patienten reden“     can be positively influenced. This article         should be implemented in a timely way in the
auch schon hilft, oder aber, dass eine        gives an overview of the content, heritage        best interests of patients.
wertschätzende Auseinandersetzung mit         and application of EP. Based on the scientific
                                              literature the patient centeredness of the EP     Keywords
der Thematik bisher unzureichend statt-                                                         Neurophysiology · Education · Physical
                                              intervention is emphasized. It is a defined
gefunden hat. Während die Patienten           intervention and is best delivered in a one-      therapy specialty · Pain management ·
SV als hilfreiche Information wahrneh-        on-one situation and in combination with          Nociception
men und Bedarf für diese Informationen        other treatment modalities. It has the strong
haben [11], betont Gifford, dass die grö-
ßere berufliche Herausforderung für ihn
die ausgeprägte biomedizinische Über-       zutage über Schmerzen wissen bzw.                  Zentralnervensystems (ZNS), und es tut
zeugung therapeutischer und ärztlicher      wissen sollten, sondern sich weiterhin             weh (. Abb. 1).
Kollegen war und nicht die Verände-         auf das Schmerzentstehungsmodell von                  Dieses Modell berücksichtigt nicht die
rungsbereitschaft der Patienten. Moseley    René Descartes’ Traite de l’homme aus              entscheidenden Mechanismen zentraler
postuliert im Vorwort des Werks von         dem Jahr 1664 [5] beruft. In diesem                Modulation nozizeptiver Afferenzen, ge-
Wilgen et al. [26], dass sich das heutige   Modell leitet eine Schmerzfaser einen              schweige denn die Fähigkeit eines nozi-
Wissen und der Umgang mit Schmerz           Schmerzreiz in das Schmerzzentrum des              zeptiven Output ohne vorliegende Gewe-
wenig an dem orientiert, was wir heut-

                                                                                                                           Manuelle Medizin
Author's personal copy
 Übersichten

Tab. 1    Exemplarische, empfohlene Fragebogen [22, 25] zum psychosozialen Assessment        maladaptive Überzeugungen und Krank-
Name                                         Funktion                                        heitsverständnis und ermöglichen somit
 Fear Avoidance and Beliefs Questionnaire    Angstüberzeugungen                              z. B. vermehrte absteigende, nozizeptive
 Pain Coping Questionnaire                   Umgang mit Schmerz
                                                                                             Hemmung und auch die Motivation zu
                                                                                             adaptiver und normaler Bewegung und
 Tampa Scale of Kinesiophobia                Angst vor Bewegungen
                                                                                             Aktivität.
 Illness Perception-Questionnaire            Krankheitsüberzeugungen
 Pain Attitudes and Beliefs Scale            Schmerzverständnis
                                                                                             Inhalt und Ablauf therapeutischer
 Pain Self-Efficacy Questionnaire              Selbstwirksamkeit
                                                                                             Schmerzedukation
 Neurophysiology of Pain Questionnaire       Wissen über Schmerzneurophysiologie
                                                                                             Die Inhalte von SV sind vorgegeben und
                                                                                             finden sich in verschiedenen Publikatio-
beschädigung, und sollte somit als Erklä-       dernen Schmerzmanagements, in dem            nen wieder [2, 3, 10, 11, 21, 22, 26]. Ins-
rungsmodell nicht mehr genutzt werden.          die Schmerzedukation, die Fokussie-          besondere ist parallel die Nutzung von
                                                rung von Funktion und Partizipation          Assessment und Fragebogen angeraten,
Herausforderung nicht nur für                   anstelle des Schmerzes und auch die          um die Inhalte der SV-Einheiten nach
Patienten                                       Verbesserung der patientenspezifischen        bester Möglichkeit auf den individuellen
                                                Selbstwirksamkeit führende Rollen über-      Patienten anzupassen [25]. Exemplari-
„Schmerzen verstehen“ stellt für Thera-         nehmen sowie passive Techniken in den        sche Fragebogen finden sich in . Tab. 1.
peuten und Ärzte eine kognitive und             Hintergrund treten. Traditionelle, bio-         Die psychometrischen Daten und
professionelle Herausforderung dar, da          medizinische Sozialisierung im Rahmen        die Verfügbarkeit der Fragebogen im
etablierte Überzeugungen z. B. zur Ent-         der Aus- und Fortbildung von Therapeu-       deutschsprachigen Raum sind nicht
stehung von Schmerzen herausgefordert           ten und Ärzten trifft auf wissenschaftlich   Bestandteil dieser Übersichtsarbeit. Ba-
werden. „Schmerzfaser“ und „Schmerz-            fundierte Versorgungsempfehlungen, die       sierend auf der Annahme, dass Über-
zentrum“ sind Begriffe, die durchaus wei-        sich im Zeitalter der evidenzbasierten       zeugungen, Gedanken und Sorgen von
terhin Verwendung finden, aber nicht             Medizin entwickelten. Dieses Thema           Patienten auf einem Schmerzkonzept
sollten.                                        wird in einer Publikation von Puentedu-      beruhen, das ausgedient hat, bildet der
   Chronische oder rezidivierende mus-          ra und Flynn [24] aufgegriffen, die eine      essenzielle Inhalt von SV nicht die Auf-
kuloskeletale Dysfunktionen dürfen              bestmögliche Fusion von „Hands-on“-          klärung überdie Rolle derpsychosozialen
nicht mehr alleinig aus biomechani-             Techniken im Bereich muskuloskeletaler       Belastungen, sondern die Rekonzeptio-
scher oder pathoanatomischer Sicht              Gewebe sowie „Hands-off “-Techniken           nalisierung des Schmerzverständnisses
betrachtet werden, sondern können oh-           durch SV und eigenständige Übungen           der Patienten. Hierfür sind explizite,
ne Weiteres im Kontext eines modernen           propagiert. Sie weisen explizit darauf       neurophysiologische Inhalte gefordert.
Schmerzverständnisses erklärt werden,           hin, dass in dem Übersichtsbeitrag von       Inhalte von SV [11] sind:
das emotionale, kognitive, neurophy-            Louw et al. [13] 13 Studien berücksichtigt   4 Physiologie des nozizeptiven Systems,
siologische und periphere Mechanismen           werden konnten, von denen die meis-          4 neuronale Verschaltungen innerhalb
inkludiert. Dies impliziertzum eineneine        ten SV nicht als isolierte Intervention         des nozizeptiven Systems,
Chance für Patienten, da sie im Rahmen          anwandten, sondern in Kombination            4 Aufbau einer Nervenzelle,
der Therapie nun mit modernen und               mit Bewegung, Training und/oder ma-          4 Aufbau einer Synapse,
zielführenden Informationen versorgt            nueller Therapie. Somit kann die gute        4 Erklärung eines Aktionspotenzials,
werden können, die u. a. ein fundiertes         Ergebnislage der Schmerzedukation un-        4 ab- und aufsteigende Erregung und
Erklärungsmodell für wiederkehren-              terstützend dadurch erreicht werden,            Hemmung,
de Blockierungen, Verspannungen und             dass multimodal interveniert wurde.          4 periphere und zentrale Sensibilisie-
andere diffuse Symptome wie Missemp-             Dies ist auch der primäre Gedanke von           rung,
findungen liefern. Zum anderen stellt            Moseley und Butler – die Integration         4 Plastizität des neuralen Systems,
dies eine Herausforderung dar, denn             der Edukation zum Thema Schmerz              4 kein Bezug zu Anatomie und Patho-
die individuelle Rekonzeptionalisierung         in ein ganzheitliches biopsychosoziales         logie,
im Einklang mit modernen Schmer-                Management, um die besten Ergebnisse         4 psychologische Belastungsfaktoren
zwissenschaften [17] kommt nicht bei            für die Patienten zu erreichen (. Abb. 2).      sollten nicht Bestandteil der edukati-
der breiten Masse an Therapeuten und               Manuelle Techniken beeinflussen lo-           ven Anteile sein.
Behandlern an – hierin birgt sich ein           kale Durchblutung und z. B. Mobilität;
Risiko. Die fortwährende Diskussion             dies bewirkt einerseits eine reduzierte      Die elementare Botschaft von SV an den
um eine patientenangepasste Mischung            nozizeptive Afferenz und erfüllt auf der      jeweiligen Patienten ist, dass Schmerz
aus „hands on/hands off “ findet ge-              anderen Seite die häufige Erwartung von       und Nozizeption nicht identisch sind
wiss nicht zuletzt ihren Ursprung in            Patienten. Edukative Anteile beeinflus-       und Schmerz nicht identisch ist mit
den Neuerungen im Bereich des mo-               sen Kognitionen wie Gedanken, Angst,         einem vorhandenen Gewebeschaden.

 Manuelle Medizin
Author's personal copy

                                                                                          teln. Untersuchungen, bei denen die In-
                                                                                          halte per E-Mail, Informationsbroschü-
                                                                                          ren, multimedial (TV und Video) oder
                                                                                          auch eine Mischung aus den genannten
                                                                                          Möglichkeiten vermittelt wurden, waren
                                                                                          ebenfalls erfolgreich.

                                                                                          Wirksamkeit

                                                                  Abb. 3 9 Exem-          In ihrem 2016 publizierten Review-
                                                                  plarische handge-       Update postulieren Louw et al. [13],
                                                                  fertigte Zeichnung      dass die Qualität der wissenschaftlichen
                                                                  der nozizeptiven        Arbeiten und die Zahl an Studien, die
                                                                  Verschaltung. (Mit      das Thema SV bearbeiten, gestiegen
                                                                  freundl. Geneh-
                                                                  migung M. Egan          ist. Für den genannten Review konn-
                                                                  Moog)                   ten 13 „randomized controlled trials“
                                                                                          (RCT) mit 734 Patienten identifiziert
                                                                                          werden. Aufgrund der Heterogenität der
Diese Erkenntnis wird u. a. Angst vor        in der Nationalen Versorgungsleitlinie       Intervention und Assessments ist eine
Schmerz und Verletzung sowie mit dem         Kreuzschmerz [7].                            Metaanalyse nicht möglich. „Schmer-
Schmerz assoziierte katastrophisierende          Auch wenn der zeitliche Umfang im        zen verstehen“ zeigt relevante Effekte auf
Gedanken reduzieren. „SV hilft, Schmerz      Rahmen von wissenschaftlichen Unter-         Schmerzstärke, Funktion, Beweglichkeit,
und Einschränkungen im Alltag zu re-         suchungen zwischen insgesamt 8 h und         psychosoziale Faktoren und Inanspruch-
duzieren, indem den Betroffenen ein           60 min variiert, beträgt der Durchschnitt    nahme des Gesundheitswesens (Kosten).
vermehrtes Verständnis der Biologie          2,5–4 h. Die veröffentlichten klinischen      Schlussfolgernd formulieren Louw et al.,
und Physiologie ihrer Schmerzerfah-          Handlungsempfehlungen [22] sind kla-         dass SV als Ergänzung zu anderen Maß-
rung vermittelt wird. SV unterscheidet       rer und geben eine Zeit von 2-mal 30 min     nahmen wie z. B. Stabilisationstraining,
sich insofern von traditionellen Aufklä-     vor, wobei in den folgenden Einheiten        Wassergymnastik, „dry needling“, Aus-
rungen, da nicht auf Anatomie und Bio-       maladaptive Überzeugungen und Kogni-         dauertraining u. a. wirksamer ist als die
mechanik fokussiert wird, sondern auf        tionen weiterthematisiert werden müs-        alleinstehende Intervention. Die Effekt-
Neurophysiologie, Neurobiologie, Ver-        sen. Die spezifische Vorgehensweise ist       stärke, psychosoziale Belastungen zu
arbeitung und Bedeutung von Schmerz“         weniger klar definiert als die Inhalte.       reduzieren, impliziert zum einen, dass
[4]. Die Patienten sind nach der Edu-        Es wird empfohlen, verschiedenste di-        diese initial gemessen werden müssen,
kation eher dazu bereit, sich von der        daktische Methoden einzusetzen sowie         und zum anderen, dass diese Faktoren
Physiotherapie aktivieren zu lassen bzw.     z. B. handgefertigte Zeichnungen, mög-       eine starke Korrelation mit Beweglichkeit
an aktiven Übungen teilzunehmen [13].        lichst viele Beispiele und Methapern [16],   und Funktion haben sowie signifikant
Während Louw und Puentedura [11]             Handbücher [6] und vorgefertigte Gra-        durch SV beeinflusst werden können.
die genannten Faktoren für die SV-In-        fiken und Bilder zu nutzen (. Abb. 3).
halte proklamieren, werden diese von             Die Frequenz des SV variiert ebenfalls   Patientenklientel und Indikationen
Nijs et al. [22] ergänzt durch die In-       [11]; die häufigste Frequenz umfasst eine
tegration psychologischer Faktoren wie       edukative Einheit pro Woche. Der Autor       „Schmerzen verstehen“ ist für alle Men-
z. B. Emotionen, Stress, Krankheitsüber-     empfiehlt, sich an die publizierten Vor-      schen, die Schmerzen haben, sinnvoll.
zeugungen, Schmerzverhalten. Moseley         gaben zu halten ([22]; . Abb. 4).            Insbesondere ist die Intervention nutz-
und Butler [21], Nijs et al. [22] und auch       In dem aktuell erschienen Buch Ex-       bar bei Patienten mit muskuloskeletalen
Louw und Puentedura [11] empfehlen           plain pain supercharged. The clinician’s     Beschwerden, z. B. chronischen und
zudem, die Schmerzmatrixtheorie [15]         handbook [21] werden die den Inhalten        akuten Kreuzschmerzen, whiplash as-
zu erklären. Spätestens zu diesem Zeit-      von SV zugrunde liegenden Konzepte           sociated disorder (WAD), chronischer
punkt müssen potenzielle psychosoziale       präsentiert, die die Basis zur Rekonzep-     Erschöpfung und nach Lendenwirbel-
Belastungsfaktoren Erwähnung finden           tionalisierung des Schmerzverständnis-       säulenoperationen [4]. Ist die klinische
und beim individuellen Patienten adres-      ses von Patienten bilden (. Tab. 2).         Entscheidungsfindung eines Therapeu-
siert werden. Hierzu liegen ebenfalls                                                     ten pragmatisch biopsychosozial, wird
relevante Handlungsempfehlungen vor          Edukation                                    die Edukation, d. h. die Vermittlung
[25], wobei auch im deutschsprachigen                                                     hilfreicher Informationen per se, eine
Raum explizit das Screening psycho-          Die Studienlage belegt, dass eine 1:1-Edu-   relevante Rolle in der Behandlung spie-
sozialer Faktoren empfohlen ist, z. B.       kation die zielführendste und effektivste     len. „Schmerzen verstehen“ stellt eine
                                             Art ist, die Inhalte von SV zu vermit-       evidenzbasierte Maßnahme dar, die er-

                                                                                                                 Manuelle Medizin
Author's personal copy
 Übersichten

                         • Schmerzneurophysiologie (vom Rezeptor über das Rückenmark zum ZNS und zurück)
                         • Zentrale Sensibilisierung, Schmerzmatrixtheorie
                         • Erhaltende Faktoren: Stress, Emoonen, Krankheitsüberzeugungen und -verhalten
                         • Aushändigung eines Informaonshees (basierend auf den Inhalten „Schmerzen verstehen“, Kap. 1-4), das die
       1. Einheit          vermielten Inhalte wiedergibt und des Schmerzneurophysiologietestsa

                         • Kontrolle des Verständnisses durch den Schmerzneurophysiologietesta
                         • Klärung offener Fragen von der letzten Einheit und dem Informaonshe
                         • Tieferer Einblick in die Rolle der psychosozialen Kontexaktoren
                         • Bereitscha zur Veränderung besprechen und konkrete, individualisierte Tips geben, für einen adäquaten, neuen Umgang
      2. Einheit           mit den Schmerzen

                         • Regelmäßige, posive Bestärkung einer erfolgreichen Rekonzeponalisierung des Schmerzverständnisses
                         • Integraon in die weiterführende Behandlung
                         • Fokus sollte insbesondere auf kardiovaskulärem Training und körperlicher Bewegung liegen
                         • „Acvity pacing“, langsame Belastbarkeitssteigerung, integrieren, um bewegungsassoziierte Angstvermeidung abzubauen
           ....          • Wechselhae Schmerzverläufe mithilfe der zentralen Sensibilisierung erläutern, um Selbstwirksamkeit zu stärken

Abb. 4 8 Durchführung von „Schmerzen verstehen“ im klinischen Kontext. ZNS Zentralnervensystem. aFragebogen befindet
sich im deutsch-transkulturellen Prozess (NPQ-D, Michael Richter). (Adaptiert nach Nijs et al. [22])

lernbar und im Interesse der Patienten            enten mit führender ZS erhalten jeweils             dass das Wissen zum Thema Schmerz
ist. Es gibt ausreichend Gründe und Be-           sinnvolle Variationen des SV, um dem                zu gering ist.
lege dafür, Patienten mit Schmerzen mit           Entstehen maladaptiver Kognitionen
akkuraten Informationen zum Thema                 und Verhaltensweisen bestmöglich ent-               Kernaussagen
Schmerz zu versorgen.                             gegenzuwirken bzw. diese zu reduzieren.
    Insbesondere spielt SV eine Rolle bei             In der perioperativen Versorgung                4 „Schmerzen verstehen“ ist ein wis-
der ZS, die bei zahlreichen Krankheits-           spielt SV eine wichtige Rolle. Kognitio-              senschaftlich fundiertes Konzept,
bildern vorliegt kann. Nijs et al. [23]           nen wie Angst und Katastrophisierung                  das sich seit Mitte der 1990er-Jah-
beschreiben diese Krankheitsbilder in             stellen Faktoren für schlechte Operati-               re im Bereich der internationalen
ihrer Übersichtsarbeit. So wird sich ein          onsergebnisse dar und können durch SV                 Physiotherapie entwickelt hat.
bedeutender Anteil der Patienten mit              positiv beeinflusst werden. Postoperativ             4 Es existieren zahlreiche wissenschaft-
persistierenden Nacken-, Becken- und              kann SV die Bedeutung eines adapti-                   liche Belege für die Wirksamkeit in
Kreuzschmerzen, Fibromyalgie, sub-                ven Verhaltens fördern. Es bedarf nicht               unterschiedlichsten Patientenpopula-
akromialem Impingement, chronischer               notwendigerweise komplexer, chronifi-                  tionen.
Erschöpfung, Spannungskopfschmer-                 zierter Krankheitsverläufe, um SV zu                4 Die Integration von SV in den klini-
zen, Arthrose, rheumatoider Arthritis,            nutzen, sondern die vielseitigen Inhalte              schen Alltag impliziert pragmatische
Tennisellbogen, unspezifischen Arm-                werden den individuellen Präsentatio-                 Anwendung eines biopsychosozialen
schmerzen und Patellatendinopathie mit            nen der Patienten angepasst. Eine weitere             Modells im Patientenmanagement.
ZS präsentieren. Bei einigen Krankheits-          Indikation besteht bei Personen, die an             4 Die Inhalte sind publiziert und ste-
bildern (Fibromyalgie, WAD, Reizdarm-             der Patientenversorgung beteiligt sind,               hen somit der wissenschaftlichen
syndrom und chronische Erschöpfung)               z. B. Ärzten, Schmerzmedizinern, Psy-                 Gemeinschaft zur Verfügung. Die
ist ZS die führende Charakteristik. Wij-          chologen, Physiotherapeuten. Wissen                   Inhalte sind zudem für jeden (Thera-
ma et al. [25] empfehlen, SV basierend            in diesen Berufsgruppen zum Thema                     peuten, Ärzte, Patienten) verständlich
auf dem zugrunde liegenden Schmerz-               Schmerz bildet die fundamentale Ba-                   und leicht zu erlernen.
mechanismus zu applizieren, d. h. Pa-             sis zur Anwendung eines umfassenden
tienten mit peripher nozizeptiven oder            Krankheitsverständnisses, und in einer
neuropathischen Schmerzen sowie Pati-             aktuellen Untersuchung wurde belegt [1],

 Manuelle Medizin
Author's personal copy

Tab. 2 Zielkonzepte mit Erläuterung von „Schmerzen verstehen“. (Aus Moseley und Butler [21])           4 Psychosoziale Assessments sind
Zielkonzeption                     Erklärung                                                              notwendig, um SV umfassend in
Schmerz ist normal; eine persönli-    Alle Schmerzerfahrungen sind normal und sind eine exzel-            der Anwendung am Patienten zu
che Erfahrung und immer real          lente Antwort, auch wenn unangenehm, des Gehirns auf                individualisieren.
                                      eine empfundene Bedrohung. Jede individuelle Schmerz-
                                      erfahrung ist real
Es gibt keine Sensoren für            Es existieren keine Schmerzbahnen, Schmerzrezeptoren
Schmerz, sondern lediglich für        oder freie Schmerznervenenden                                    Korrespondenzadresse
Gefahr
Nur selten besteht ein Zusammen-      Schmerz ist kein verlässlicher Indikator, weder für einen                            M. Richter, M.Sc., B.Sc.
hang zwischen Gewebeschaden           Gewebeschaden noch für dessen Ausprägung. Gewebe-                                    Rückenzentrum Am Michel,
und Schmerzempfinden                   schaden und Schmerz können unabhängig voneinander                                    Physiotherapie Am Michel
                                      bestehen                                                                             GmbH
Schmerz basiert auf der Abwägung Schmerz wird empfunden, wenn das Gehirn entscheidet,                                      Erste Brunnenstr. 1,
von Sicherheit und Gefahr        dass für den Körper und sein Überleben mehr Gefahr als                                    20459 Hamburg, Deutschland
                                 Sicherheit besteht. Schmerz schützt                                                       m.richter@
                                                                                                                           ruecken-zentrum.de
Aktivität in unterschiedlichen        Es gibt kein Schmerzzentrum im Gehirn; Schmerz ist eine
Arealen des ZNS ist zur Schmerz-      bewusste Erfahrung und involviert verschiedenste Areale
entstehung notwendig
                                                                                                       Einhaltung ethischer Richtlinien
Schmerz ist abhängig vom Kontext      Schmerz kann beeinflusst werden durch
                                      – Dinge, die
                                      – Du siehst, hörst, riechst, schmeckst, berührst                 Interessenkonflikt. M. Richter gibt an, dass kein
                                      – Du sagst                                                       Interessenkonflikt besteht.
                                      – Du denkst und glaubst
                                                                                                       Dieser Beitrag beinhaltet keine vom Autor durchge-
                                      – Du tust
                                                                                                       führten Studien an Menschen oder Tieren.
                                      – im Körper passieren sowie
                                      – Orte, an denen Du Dich befindest
                                      – Menschen, mit denen Du zusammen bist
Schmerz ist eine von vielen schüt-    In Bedrohungssituationen können zahlreiche schützende
                                                                                                       Literatur
zenden Leistungen des Gehirns         Systeme im menschlichen Organismus aktiviert werden:              1. Adillón C et al (2015) Comparison of pain
                                      Immunsystem, endokrines, motorisches, autonomes, ko-                 neurophysiology knowledge among health
                                      gnitives, respiratorisches, emotionales und nozizeptives             science students: a cross-sectional study. BMC Res
                                      System. Alle Systeme können übermäßig protektiv sein                 Notes 8:592
Unser Organismus ist bioplastisch     Sämtliche schützende Systeme im Körper können übermä-             2. Butler DS, Moseley GL (2013) Explain pain: revised
                                                                                                           and updated. Noigroup Publications, Adelaide
                                      ßig aktiviert sein. Die Plastizität des Organismus impliziert,
                                                                                                        3. Butler DS, Moseley GL (2016) Schmerzen verste-
                                      dass auch übermäßig aktivierte Schutzmechanismen sich                hen. Springer, Berlin Heidelberg
                                      wieder erholen können. Es ist aus diesen biologischen             4. Cox T et al (2017) An abbreviated therapeutic
                                      Gründen nicht ersichtlich, warum nicht auch chronische               neuroscience education session improves pain
                                      Schmerzen vergehen können                                            knowledge in first-year physical therapy students
SV ist von individuellem und ge-      SV ist Therapie. Wenn man versteht, warum etwas                      but does not change attitudes or beliefs. J Man
                                                                                                           Manip Ther 25:11–21
sellschaftlichem Nutzen               schmerzt, dann schmerzt es weniger. Solltest Du unter
                                                                                                        5. Descartes R (1664) Traité de l´homme
                                      einem anhaltenden Schmerz leiden, dann bist Du nicht              6. Gallagher L, McAuley J, Moseley GL (2013) A
                                      allein. Millionen Menschen haben chronische Schmerzen.               randomized-controlled trial of using a book of
                                      Glücklicherweise gibt es jede Menge Wissenschaftler und              metaphors to reconceptualize pain and decrease
                                      Kliniker, die sich täglich mit den Möglichkeiten beschäfti-          catastrophizing in people with chronic pain. Clin J
                                      gen, Dir helfen zu können                                            Pain 29:20–25
                                                                                                        7. http://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/
Aktive Behandlungsansätze unter-      Wenn Du Deinen Schmerz verstehst, dann kannst Du be-
                                                                                                           kreuzschmerz/kreuzschmerz-2aufl-vers1-lang.
stützen die Genesung                  ginnen, Pläne zu schmieden. Erkunde, welche Bewegun-                 pdf. Zugegriffen: 4. Juni 2017
                                      gen Dir Freude bereiten, wie Du Deine Fitness verbessern          8. Jull G et al (2015) Grieves modern musculoskeletal
                                      kannst, wie Du besser essen und schlafen kannst. Steigere            physiotherapy, 4. Aufl. Elsevier, Amsterdam
                                      Dich Schritt für Schritt. Lösche DiM und fördere SiM              9. Louw A (2016) If we’re so good, then why are
                                                                                                           our patients so bad? Pain and rehabilitation.
 DiM „danger in me“, SiM „safety in me“, SV „Schmerzen verstehen“, ZNS Zentralnervensystem
                                                                                                           J Physiother Pain Assoc 41:3–4
                                                                                                       10. Louw A, Diener I et al (2011) The Effect of thera-
                                                                                                           peutic neuroscience education on pain, disability,
                                                                                                           anxiety, andstressinchronicmusculoskeletalpain.
Handlungsanweisungen                                  tieft und erneut aufgegriffen werden                  Arch Phys Med Rehabil 92(12):2041–2056
                                                      können.                                          11. Louw A, Puentedura E (2013) Therapeutic
4 Die standardisierte Applikation von               4 Praktiker müssen ihr Konzept der                     neuroscience education. Teaching patients about
                                                                                                           pain. OPTP Publications, Minneapolis
   SV besteht aus 2-mal 30 min eduka-                 Schmerzentstehung kritisch hinter-               12. Louw A, Puentedura EJ, Diener I, Peoples RR (2015)
   tiver Intervention, wobei die Inhalte              fragen und bei Bedarf den aktuellen                  Preoperative therapeutic neuroscience education
   im Verlauf der weiteren Therapie ver-              Erkenntnissen anpassen.                              for lumbar radiculopathy: a single-case fMRI
                                                                                                           report. Physiother Theory Pract 31:496–508

                                                                                                                                      Manuelle Medizin
Author's personal copy
  Übersichten

13. Louw A, Zimney K, Puentedura EJ, Diener I (2016)
    The efficacy of pain neuroscience education on
    musculoskeletal pain: a systematic review of the
    literature. Physiother Theory Pract 32:332–355
14. Louw A, Puentedura E, Louie J, Zimney K (2016)
    Teaching patients about pain: It works, but
    what should we call it? Physiother Theory Pract
    32:328–331
15. Melzack R (2001) Pain and the neuromatrix in the
    brain. J Dent Educ 65:1378–1382
16. Moseley GL (2007) Painful yarns: metaphors &
    stories to help understand the biology of pain.
    OPTP Publications, Minneapolis
17. Moseley GL (2007) Reconceptualising pain
    according to modern pain science. Phys Ther Rev
    12:169–178
18. Moseley L (2002) Combined physiotherapy and
    education is efficacious for chronic low back pain.
    Aust J Physiother 48:297–302
19. Moseley L (2003) Unraveling the barriers to
    reconceptualization of the problem in chronic
    pain: the actual and perceived ability of patients
    and health professionals to understand the
    neurophysiology. J Pain 4:184–189
20. Moseley GL, Butler DS (2015) Fifteen years of
    explainingpain: thepast, present, andfuture. JPain
    16:807–813
21. Moseley GL, Butler DS (2017) Explain pain
    supercharged. The clinician’s handbook. Noigroup
    Publications, Adelaide
22. Nijs J, Van Wilgen CP, Van Oosterwijck J, van
    Ittersum M, Meeus M (2011) How to explain central
    sensitization to patients with „unexplained“
    chronic musculoskeletal pain: practice guidelines.
    Man Ther 16:413–418
23. Nijs J, Torres-Cueco R, van Wilgen P, Lluch Girbés E,
    Struyf F, Roussel N, Van Oosterwijck J, Daenen L,
    Kuppens K, Vanderweeën L et al (2014) Applying
    modern pain neuroscience in clinical practice:
    criteria for the classification of central sensitization
    pain. Pain Physician 17:447–457
24. Puentedura EJ, Flynn T (2016) Combining manual
    therapy with pain neuroscience education in the
    treatment of chronic low back pain: a narrative
    review of the literature. Physiother Theory Pract
    32:408–414
25. Wijma JW et al (2016) Clinical biopsychosocial
    physiotherapyassessmentofpatientswithchronic
    pain: the first step in pain neuroscience education.
    Physiother Theory Pract 32:368–384
26. Wilgen P, Nijs J (2007) Pijneducatie: Een Praktische
    Handleiding Voor (Para) Medici. Bohn Stafleu van
    Loghum, Uitgeverij

  Manuelle Medizin
Sie können auch lesen