Schrifttheoretische Überlegungen zu nicht-lexikalischen Inschriften aus dem südgermanischen Runenkorpus

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Schrifttheoretische Überlegungen zu
 nicht-lexikalischen Inschriften aus
dem südgermanischen Runenkorpus
                                  Martin Hannes Graf

  Abstract
  This article presents an overview of non-lexical inscriptions in the South
  Germanic runic corpus. Illustrative objects exhibiting signs or groups of signs
  with predominantly ornamental, symbolic or imitative function, as well as cross-
  shaped runic monograms and futhark inscriptions, are analysed and presented.
  Based on a typology of these inscriptions, it is shown that for largely illiterate
  societies the role that script plays must be assessed with great caution and not
  simply compared to the role of script in contemporary literate societies. The results
  of the analysis in many cases imply that the medium itself takes precedence over
  the actual message and that meaning is conveyed by the combination of medium
  and script in an integrated visual manner.
  Keywords: runic literacy, script culture, non-lexical inscriptions, South Germanic,
  ornament, symbol, rune-like sign, script imitation

                                      Einleitendes

D     ie Runenforschung registriert seit ihren Anfängen immer wieder das
      Phänomen, dass Inschriften gelegentlich Zeichen enthalten, die dem
bekannten Inventar fehlen und den Entzifferungs- und Leseprozess so be­
ein­trächtigen oder verunmöglichen (vgl. Oehrl 2011b, 367, mit wei­terer Lite­
ratur). Dazu kommen Fälle, wo die Zeichen selbst zwar dem bekannten
Runen­typen-Inventar entsprechen, sie jedoch in einer Weise ange­ordnet
sind, dass sie ebenfalls nicht als Wörter im eigentlichen Sinne inter­pretiert
werden können. Ferner kennt man Inschriften, die zwar mehr oder weniger
problem­los lesbar sind, in ihrer unmittel­baren Umgebung jedoch Zeichen oder

                 Graf, Martin Hannes. “Schrifttheoretische Überlegungen
       zu nicht-lexikalischen Inschriften aus dem südgermanischen Runenkorpus.”
       Futhark: International Journal of Runic Studies 2 (2011, publ. 2012), 103–22.

                                       © 2012 Martin Hannes Graf.
                     This is an open-access article distributed under the terms of the
            Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Unported License.
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                            nicht-lexikalische Inschriften
                            oder Inschriftenbestandteile

    Einzelzeichen dem                                        Einzelzeichen nicht dem
 runischen Typen-Inventar                                       runischen Typen-
        entnommen                                             Inventar entnommen

                                     Ornamente
   • Runenkreuze                                             • Symbole/Sinnzeichen
   • Futhark-Inschriften                                     • paraschriftliche Zeichen
                                                             • Schriftimitate
Abb. 1. Zeichen und Zeichenkomplexe, geordnet nach Zuordenbarkeit zum runischen
Typeninventar

Zeichen­gruppen enthalten, deren Zusammen­hang mit der Inschrift unklar ist.
Dabei handelt es sich nicht zwingend um geheim­schriftliche Praktiken, wie
sie vor allem aus späterer Zeit bekannt sind (vgl. dazu McKinnell, Simek und
Düwel 2004, 26–30, sowie vor allem Niever­gelt 2009, 11–28 und passim). Solche
jüngeren, vor allem in der Buch­kultur begeg­nenden Phänomene stehen meist
im Zusammen­hang mit einem zusätz­lichen, voll ausgebildeten Schrift­system
und reflektieren dabei einen spiele­rischen oder gelehrten Umgang mit Schrift.
In der runischen Schrift­kultur des älteren Futhark auf dem Kontinent hin­gegen
scheinen andere Motive ausschlag­gebend zu sein; sie gilt es im Folgenden zu
erfassen und, wo es möglich ist, auf dem Hinter­grund eines früh­geschicht­
lichen Schrift­ver­ständnisses zu interpretieren. Im Fokus stehen die soge­
nannten „süd­ger­manischen Inschriften“ des 6. und 7. Jahr­hunderts aus dem
heute süd­deutschen Raum, die ein relativ klar fassbares Korpus darstellen. Die
Ver­gleich­barkeit mit dem nord­germanischen Korpus wird relativ kontrovers
be­urteilt; während Bernard Mees (2011, 480) eher die Unterschiede betont, sieht
Sol­veig Möllen­berg (2011, 15–17) im Kultur- oder „Symbol­raum“, der den süd­
deutschen mit dem angel­sächsischen und skandi­navischen Raum verbindet,
durch­aus Gemein­samkeiten. Da sich diese aber weniger auf das spezifisch
Runische beziehen, mögen hier die skandi­navischen und angel­sächsischen In­
schriften nur gelegentlich und zur Illustration heran­gezogen werden.
   Die Forschung hat die in Frage stehenden Zeichen und Zeichenkomplexe
bisher terminologisch nicht systematisch erfasst, weshalb individuelle Be­
griffs­prägungen ebenso zu registrieren sind wie in bestimmten Forschungs­

Futhark 2 (2011)
Schrifttheoretische Überlegungen • 105

   Schrift
     Schriftimitate                                                                                   Ornament
                      Futhark-Inschr.

                                        Runenkreuze

                                                      Symbole

                                                                Ornamental
                                                                verwendete
                                                                    Schrift

                                                                              Paraschriftliche
                                                                                     Zeichen

                                                                                                        Ornamente
Abb. 2. Zeichen und Zeichenkomplexe, geordnet nach dem Grad der Schrifthaftigkeit

tradi­tionen relativ breit anerkannte termini technici. Es soll hier jedoch
keine Termi­nologie-Diskussion eröffnet werden, sondern es soll vor allem
gezeigt werden, dass früh­geschichtliche Konzepte von Schrift­lichkeit nicht
zwingend darauf abzielen, dass Schrift sprachlich verschlüsselte „Bot­
schaften“ transportiert, sondern dass die epigraphische Schrift­kultur der
Runen oft ganz eigene, heute fremdartige Motive der Schrift­ver­wendung
kennt. Im Folgenden möchte ich versuchen, eine Systemati­sierung des
Problem­komplexes nach dem Grad der Schrift­haftigkeit derartiger Phäno­
mene zu skizzieren. Den Begriff „nicht-lexikalisch“ fasse ich absicht­lich
weit und verstehe darunter epigraphische Phänomene, deren Analyse
keine lexi­kalischen Einheiten, also Wörter, zutage fördern kann. Es sind Er­
schei­nungen, die eine strukturelle Ähnlichkeit mit Schrift (oder mit Text)
haben, aber in der Produktion wie in der Perzeption anders funktionieren.
Be­trachtet werden sollen insbesondere Schrift­imitationen, Symbole (Sinn­
bilder) und para­schriftliche Zeichen, zu Andreas­kreuzen gruppierte Runen­
zeichen (sogenannte Runen­kreuze; für die süd­ger­ma­nischen Ver­treter — die
In­schriften von Soest und Schretzheim — hat sich dieser Terminus etabliert,
vgl. Düwel 2008, 60 f.), ornament­nahe Beschrift­ungen sowie Futhark-In­
schriften. Während ich in einer größeren Unter­suchung (Graf 2010) „para­
schrift­liche Zeichen“ als Ober­begriff für die meisten der hier zu disku­
tierenden Phäno­mene verwendet habe, soll der Begriff hier als eigene
Kate­gorie unter anderen gelten, gewissermaßen als Sonder­fall der Symbole.
    Bewertet man die fraglichen Phänomene nach dem Kriterium der Zu­
orden­barkeit der Zeichen zum bekannten runischen Typeninventar, so lässt
sich dies mit dem Schema in Abbildung 1 vereinfacht darstellen.
    Freilich lässt das Schema außer acht, dass die Zuordenbarkeit graduell
variiert, was besonders im Fall der Ornamente von einiger Tragweite ist.
Ordnet man die Phänomene stattdessen auf einer Skala ein, die den Grad
der Schrifthaftigkeit zum Maßstab macht, lässt sich die Ausgangslage wie in
Abbildung 2 darstellen.

                                                                                                 Futhark 2 (2011)
106 • Martin Hannes Graf

   Eine solche abstrakte Systematisierung darf freilich den konkreten Einzel­
fall und dessen Analyse nicht ersetzen. Da aber gerade das süd­germanische
Material nicht wenige Belege für die zu beschreibenden Erscheinungen
abgibt (mit Ausnahme der Runenkreuze), ist vielleicht eine typologische
Schematisierung auch nicht von Nachteil. So hat jüngst auch Marco Bianchi
(2010) anhand eines umfangreichen Korpus allgemeingültige Aussagen zu den
von ihm untersuchten Inschriften machen können und die Schrift­kultur der
wikingerzeitlichen Inschriften in Uppland und Söder­manland in einem ganz
neuen Licht erscheinen lassen. Dabei hat sich als wesentlich herausgestellt,
dass runische Hinter­lassen­schaften als multi­modale Phänomene betrachtet
werden müssen, in denen ein „Text“ samt nicht-lexikalischen Inschriften­
einheiten einen semiotischen Raum bildet, der „Teil einer Interaktionskette
und einer jener zugrundeliegenden sozialen Praxis ist“ (Bianchi 2010, 230).
Dass in dieser Praxis moderne Schrift­ver­wendungsweisen nicht ausschließlich
vorgesehen sind, ist auch die grundlegende Erkenntnis­voraussetzung für die
Analyse der süd­ger­manischen Literalität.
   Es ist hier nicht der Ort, die großräumigen schriftgeschichtlichen Kontexte,
in denen die skizzierten Erscheinungen begegnen, neu nachzuzeichnen.
Wahr­scheinlich ist indes, dass sie Kennzeichen einer jungen Schriftkultur
und einer Schriftkultur im Kontakt mit einer anderen Schriftkultur sind.
Im Hinblick auf die paraschriftlichen Zeichen in den südger­manischen
Inschriften habe ich die These geäußert, dass sie Ausdruck einer Kultur seien,
die über einen bestimmten Grad von Schriftwissen sowie ein bestimmtes
Repertoire von sinnhaften Zeichen verfüge, und die im Kontakt mit dem
römisch-lateinischen Schriftsystem einerseits und dem nordischen runischen
andererseits eine Zeichensprache entwickelt habe, die Elemente beider
Ausdrucksweisen vereine (Graf 2010, 164). Inzwischen hat Solveig Möllenberg
(2011) mit ihrem Konzept des „Symbolraums“ auch das angelsächsische
Element stärker in die Diskussion miteinbezogen und herausgearbeitet, dass
„England eventuell eine Vermittlerrolle“ gespielt haben könnte (Möllenberg
2011, 158), jedenfalls soweit diese an der Grab- und Beigabensitte im 6.
Jahrhundert abzulesen ist. Zudem soll sich die runische Schriftkultur des
6. Jahrhunderts im Rahmen einer Art überregionalen sozialen Identität
bestimmen lassen (Möllenberg 2011, 169). Der kulturelle Druck „to appear
,Nordic‘“, wie dies Svante Fischer (2005, 164) in seiner Dissertation mit
annehm­baren Gründen herausgestellt hat, ist damit freilich nicht aus dem
Spiel, sondern lediglich anders akzentuiert. Der Kontakt mit dem römisch-
lateinischen Schriftsystem liegt dabei in lokalen Gegebenheiten begründet, in
der Tradition, die das lateinische Schriftsystem im transalpinen Europa (und
auf den britischen Inseln) epigraphisch mindestens seit dem 1. Jahrhundert

Futhark 2 (2011)
Schrifttheoretische Überlegungen • 107

besaß, zunehmend jedoch auch im Kontakt mit der bürokratischen, prag­
matischen, administrativen und literarischen Schriftlichkeit der spät­
römischen und fränkischen Administration, der Aristokratie, des Militärs
und der Geist­lichkeit. Konkrete Kontakte der Schriftkulturen, die etwa eine
gleich­zeitige Verwendung von Runen- und Lateinschrift auf Gegen­ständen
zeigte, sind allerdings äußerst selten (vgl. Düwel 2008, 69). Außerdem
weisen latein­schriftliche wie runen­epigraphische Zeugnisse erhebliche text­
sorten­spezifische Unterschiede auf (Düwel 1994, 295 f.; Graf 2011, 214–216).
Gleichwohl gibt es eine Reihe von Schriftdenkmälern, die das runische
wie das latein­schriftliche System zugunsten einer oberflächlichen Trug­
schriftlichkeit aufgeben und Schrift stattdessen nur noch der äußeren
Form nach ostendieren und dabei die Materialität von Schrift in den
Vordergrund rücken (vgl. Graf 2011, 233 f. und passim). Selbst wenn etwa
„Texte“ wie diejenigen von Pfronstetten-Fützen, Jengen, Mindelheim und
Gammertingen (s. u.), bei denen nicht entschieden werden kann, ob das
runische oder das lateinschriftliche Element im Vordergrund stand, als
minderwertige oder misslungene Schriftzeugnisse taxiert werden: es bleiben
Schriftzeugnisse, und als solche wurden sie ganz offensichtlich im Rahmen
eines je spezifischen semiotischen Kontexts wahrgenommen. Vergleichbar
ist ein solches Schriftverständnis mit den sogenannten voces magicae der
(früh)mittel­alterlichen Zaubersprüche — nur in einem anderen Medium:
Während die Zaubersprüche Paraverbales benutzen (z. B. Olimpeo · Ansa
· amur · hus · theus · Mon usw. im Cod. Bonn 218 aus dem 11. Jh.; vgl.
Haeseli 2011, 137), „das sich zwar an semantische Sprache anlehnt und
Bedeutung suggeriert, letztlich aber keine eindeutige Referenz herstellt“
(Haeseli 2011, 199), nutzen die Runeninschriften Paraschriftliches, das sich
an graphemische Sprache anlehnt, aber keine Referenz zu Lexemen herstellt.
   Im Hinblick auf Schriftfunktionen in der hier zu betrachtenden literalen
Kultur im Süden der Germania ist der Zusammenhang zwischen Schrift
und Schriftträger wesentlich. Primärfunktion von Schrift auf Fibeln, Waffen,
Ringen und anderen Schriftträgern, die nicht originär und ihrem Wesen nach
als Trägermedien sprachlicher Botschaften dienen (wie etwa die römischen
Wachstäfelchen), kann daher nicht immer die Aufzeichnung mündlicher
Sprache zwecks Weitervermittlung gewesen sein, wenngleich in einigen
Fällen das spezifisch kommunikative Element sicherlich angenommen
werden darf. Vielmehr scheinen selbstreferenzielle Aspekte wichtig zu sein,
indem Gegenstand, Beschriftung und bildliche Darstellungen (vgl. zu diesem
Phänomen Oehrl 2011a, 74) immer wieder auf sich selbst, „nach innen“, auf
das Gegenständliche weisen, selten hingegen „nach außen“ kommunizieren.
Bei Münzen und Brakteaten jedenfalls gehört der Schriftgebrauch im

                                                             Futhark 2 (2011)
108 • Martin Hannes Graf

Zusammen­spiel mit ikonographischen Komponenten (vgl. Nowak 2003, 671)
immer zur ursprünglichen Konzeption. Welche Anschauungen im einzelnen
solchen Schriftverwendungen zugrunde liegen können, möge im Folgenden
angedeutet werden.

                       Schrift oder Ornament?
Von ornamentaler Verwendung von Schriftzeichen kann gesprochen
werden, wenn die Oberfläche eines Objekts für den Betrachter grund­sätzlich
ornamentiert erscheint, die Ornamentik jedoch in ihrer Mikro­struktur in
Elemente segmentiert werden kann, die formal auch Schrift­zeichen sein
können. Zunächst fallen hierunter Zeichenkomplexe, denen der Schrift­
charakter vielleicht nur per Zufall zukommt. Im Hinblick auf die Runen
sind dies haupt­sächlich Zeichen, die symmetrisch verwendbar sind, etwa
i-, d-, ñ-, o-, t-, und s-Runen, allenfalls weitere. Sie sind sinnvoller­weise
als „runengleiche Zeichen“ (Oehrl 2011a, 63) anzusprechen. Bei den s-Runen
etwa kann die Mehrfach­ver­wendung den Bestandteilen eines klassischen
Stufen- oder Haken­mäanders ähneln (oder auch einfach ein solches sein!),
man vergleiche etwa die Vorderseite der Fibel von Szabadbattyán (KJ 167).
s-Zeichen dieses Typs (oder eben Mäander­ornamente) begegnen aber auch
an den Längsseiten des Beschlags der Runenschnalle von Pforzen oder
auf dem Lanzen­blatt von Wurmlingen, wo sie an der Stelle der stärksten
Taillierung in Pfeilformation angeordnet sind (Arntz und Zeiss 1939, Taf.
36, Abb. 40b). Erscheinen Schriftzeichen explizit in die ornamentierende
Oberflächengestaltung eines Gegenstands eingeflochten, kann von Schrift
als Ornament gesprochen werden und damit von einer Schriftfunktion,
die primär einen ästhetischen Gestaltungswillen dokumentiert (vgl. zur
ästhetischen Funktion von Runeninschriften auf Alltags­gegen­ständen
allgemein Möllen­berg 2011, 163 f.). Umgekehrt kann aber auch gesagt
werden: Da Schrift und einzelne Schriftzeichen prinzipiell an bestimmte
Funktionen und Bedeutungen gekoppelt sind, die über sich selbst hinaus­
weisen, kann die gleichzeitige Verbindung von Schrift und Ornament auch
einen bestimmten Mehrwert erzeugen. Vergleichbar ist dies vielleicht
mit der Kombination figürlicher und abstrakter Elemente im Tierstil, wo
beide Darstellungsweisen in enger Vergesellschaftung auftreten können.
Schließlich kann aber auch reine Kalligraphie vorliegen, die spielerische
Dekorations- und vielleicht Repräsentationsziele verfolgt. Einen besonderen
Status besitzt diesbezüglich offenbar die d-Rune bzw. das Zeichen, das in

Futhark 2 (2011)
Schrifttheoretische Überlegungen • 109

runenepigraphischem Kontext als d-Rune aufgefasst wird. So ähnelt der
Ritzkomplex auf der Dachfußfibel (vgl. zum Terminus Möllenberg 2011, 27 f.)
von Aschheim einer dreifachen d-Binderune („Aschheim I“; vgl. Düwel 2003,
11, Abbildung ebd. sowie bei Martin 2004, 177; s. auch Möllenberg 2011, 173).
Welche Ziele der Ritzer oder die Ritzerin des Komplexes verfolgt hatte, lässt
sich freilich nicht feststellen, eines ist aber klar: Technisch gehört das Gebilde
in den Bereich der Kleinritzungen, die typisch sind für die zeitgleichen
süd­germanischen Runeninschriften. Und es hebt sich sehr deutlich von
den künstlerischen Gestaltungen der Vorderseiten zeitgenössischer Fibeln
ab. Die Autopsie zahlreicher Runeninschriften aus dem südgermanischen
Raum (vgl. Graf und Waldispühl, in Vorbereitung) hat jedenfalls insgesamt
ergeben, dass Runeninschriften fast immer technisch identisch (d. h. mit
demselben Ritzinstrument) und wohl im gleichen Arbeitsgang wie die
nicht-runischen Ritzungen ausgeführt wurden. Genau gleich verhält es
sich mit dem geo­metrischen, d-runenartigen Ritzkomplex unterhalb der
buirso-Inschrift der Bügelfibel von Beuchte (KJ 8), mit der Binderunen-An­
ordnung auf dem Halbkügelchen von Stetten (MacLeod 2002, 69; Nedoma
2004b, 182–184) und auf dem Sieblöffel von Oberflacht (MacLeod 2002, 69)
sowie mit der ganzen und der unvollständigen d-Rune auf der Scheibenfibel
von Soest (KJ 140). Nicht in den südgermanischen Bereich gehört die Fibel
von Harford Farm (Bammesberger 2003; Looijenga 2003, Tafel 20), aber sie
sei hier erwähnt, weil sie technisch (was die Runeninschrift angeht) und
aufgrund ihrer Zeitstellung mit den südgermanischen Denkmälern gut zu
vergleichen ist (vgl. auch Möllenberg 2011, 107): Sie weist auf ihrer Rückseite
eine filigrane Ritzverzierung auf, darunter ein an einem Teil des Randes
entlang verlaufendes fischgratähnliches Muster, in welches eine d-Rune
(bzw. ein Zeichen, das einer d-Rune formal entspricht) eingebettet ist.
Weitere d-Runen sind ebenfalls am Rand eingeritzt.
   Es besteht kein zwingender Anlass, diese einzelnen oder kombinierten
Zeichen auf den erwähnten Gegenständen nach ihrem mut­maß­lichen
Begriffs­wert (*dagaz) zu interpretieren — bis heute bleibt ein solcher
Deutungs­modus für die älteren Inschriften ohne jede Beweiskraft. Eben­so­
wenig ist aber auch überhaupt zwingend mit einem graphe­mischen Wert bei
einzelnen oder gebundenen d-Runen zu rechnen: Wie die weiteren formal
symmet­rischen Zeichen ist Schrifthaftigkeit nur dort zu erweisen, wo sie aus
technisch-typo­logischen Gründen (Anbringungsart, -ort und -kontext), wie
bei den erwähnten Beispielen, wahrscheinlich ist.

                                                                 Futhark 2 (2011)
110 • Martin Hannes Graf

              Symbole und paraschriftliche Zeichen
Um Zeichen im Umkreis von Runeninschriften als „symbolisch“ werten zu
dürfen, muss ihnen entweder allgemeine Bekanntheit, etablierte Verwendung
oder mindestens wiederholtes Auftreten nachgewiesen werden können.
Symbole sind „Erkennungszeichen für einen Sinngehalt oder einen Komplex
von Sinnbezügen“ (Martini 2003, 325). Das unterscheidet sie wesentlich von
den Schriftimitaten (s. u.) sowie von anderen Zeichen, die eindeutig als nicht-
graphemisch eingestuft werden können, aber im Runenkontext auftreten. Als
„paraschriftlich“ bezeichne ich Zeichen, die in einem Schriftzusammenhang
auftreten und wohl meist ebenfalls einen Sinngehalt transportieren. Als
klassische symbolische Zeichen sind etwa Swastiken, Triskelen, Fulmina
oder die bekannten brakteatischen Punktkreise zu verstehen, daneben
jedoch wohl auch das „Stimmgabel“-Signum der Lanzenspitze von
Wurmlingen (Graf 2010, 71–87; vgl. auch Oehrl 2011b, 370–372). Dieses
erscheint in Wiederholung und Variation nicht nur auf der Lanzenspitze
selbst, sondern in ungezählter Wiederkehr auf zahlreichen Denkmälern
außerhalb des Runenhorizonts, jedoch in mehr oder minder derselben
Zeitstufe, d. h. im 6. und 7. Jahrhundert (Dannheimer 1974). Es ist Teil einer
Symbolsprache der alamannischen Adelssphäre und als Herrschaftszeichen,
Schicksalszeichen, Apotropaion o. ä. zu deuten, wobei die genaue Bedeutung
in diesem Fall weniger wichtig ist als die Tatsache, dass es wohl etwas
bedeutet hat (Graf 2010, 84). Und für den Runenkontext ist von Belang, dass
Zeichen dieses Typs tatsächlich problemlos in den graphemischen Kontext
eingepasst werden konnten. Ähnliches muss für Swastiken angenommen
werden, deren Funktion oder Bedeutung unterschiedlich sein mag, denen
man aber sicherlich eine bestimmte Bedeutungshaftigkeit beigemessen
hat, und die ob dieser Tatsache auch mit Schrift in Kombination auftreten
konnten. Man vergleiche zum Beispiel die (allerdings unsicher als solche zu
wertende) Inschrift von Szabadbattyán (KJ 167), die an ihrem Ende ein etwas
verbogenes Hakenkreuz trägt. Eine klare Tendenz zum Symbolhaften kann
in den beiden zeilenabschließenden und damit paraschriftlichen Ritzungen
der Gürtelschnalle von Pforzen vermutet werden (Graf 2010, 98). Ähnlich zu
werten ist das kammartige Zeichen am Ende der dritten Zeile der Inschrift
auf der Scheibenfibel von Bülach (KJ 165; Beschreibung auch bei Graf 2010,
146–148). Es ist ebenfalls eindeutig als paraschriftlich zu werten, da es den
Runentext begleitet (und abschließt); sein Sinn entzieht sich jedoch einer
Beurteilung und Deutung.
   Es bietet sich an, an dieser Stelle auch auf die Zeugnisse hinzuweisen,
die nicht aus dem südgermanischen Raum stammen. Ob die nord- und

Futhark 2 (2011)
Schrifttheoretische Überlegungen • 111

ostgermanischen Zeugnisse von mit Runen vergesellschafteten Symbolen
analog den südgermanischen zu deuten sind, ist schwer zu beurteilen, zumal
ja auch letztere im einzelnen durchaus rätselhaft sind. Immerhin sind sie aber
strukturell vergleichbar: Nordgermanisch ist die Spange von Værløse (KJ 11),
deren Inschrift alugod von einer Swastika abgeschlossen wird. Zwar sind
Inschrift und Swastika unterschiedlichen Beschriftungsakten zuzuschreiben,
doch ist das offenbare Nebeneinander auffällig genug, dass wenigstens für
den Betrachter eine Art Einheit von Inschrift und Symbol entsteht. Die
brakteatischen Hakenkreuzzeugnisse erscheinen vielfach außerhalb des
engeren runischen Kontexts. Wo sie aber dennoch in runische Sequenzen
eingebettet erscheinen — etwa auf dem Mauland-Brakteaten (IK 124; vgl.
auch MacLeod und Mees 2006, 86) — rücken sie in Schriftnähe und ordnen
sich einem Systemgedanken unter. Dieser musste wohl nicht zwingend
linear gedacht sein, aber Genaueres entzieht sich unserer Kenntnis. Zeichen
von symbolhaftem Charakter dürfen wohl auch auf den als ostgermanisch
geltenden Lanzenblättern von Dahmsdorf, Mos (mutmaßlich), Rozwadów
und Kowel (Nedoma 2010, 11–24) vermutet werden, wobei hier Runenschrift
und para­schriftliche Zeichen („sarmatische Zeichen“, vgl. Hachmann
1993, 373–385) unterschiedlichen kulturellen Kontexten entstammen (Grün­
zweig 2004, 23; Hachmann 1993, 386). In ihrem Zusammenwirken dürfte
der ange­nommene Prestige- und Repräsentationscharakter wechselseitig
durch Schrift und Paraschrift zum Ausdruck gebracht worden sein — analog
der Vergesellschaftung von Runen und Beizeichen auf den Goldbrakteaten
(Behr 1991, 222). Jüngst hat auch Sigmund Oehrl zeigen können, wie stark
symbolartige Piktogramme, Runeninschriften und einfache figürliche
Darstellungen „der polymedialen Vergegenwärtigung“ (Oehrl 2011a, 75)
eines Gegenstands dienen konnten. Etwas ferner stehen Steininschriften
mit paraschriftlichen Zeichen, etwa das sternartige Zeichen in der Inschrift
auf dem Stein von Skåäng (KJ 85) oder das aus zwei Winkeln bestehende,
die Inschrift auf der Seite A abschließende Zeichen auf dem Bildstein von
Krogsta (KJ 100). Beide Inschriften werden sehr kontrovers gedeutet (vgl. die
entsprechenden Einträge in der Datenbank des Kieler Runenprojekts, http://
www.runenprojekt-kiel.de), und es mangelt auch nicht an Versuchen, die
Zeichen als Grapheme zu interpretieren.
   Für einen Vergleich mit den südgermanischen Vertretern in dieser
Gruppe eignen sich vielleicht am besten die erwähnten ostgermanischen
Lanzenspitzen: Beide vertreten eine im Entstehen begriffene Schriftkultur,
die archaische Züge trägt und Schrift in einer Weise zur Anwendung gelangen
lässt, die uns heute völlig fremd ist. Die Verwendung von Symbolen reicht
weit in die urgeschichtliche, vor-schriftliche Zeit hinauf; dass beim Kontakt

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112 • Martin Hannes Graf

einer so alten, traditionellen Konvention mit einem neuen, abstrakten
medialen System wie der Lautschrift gelegentlich hybride Spielformen
auftreten konnten (also Schrift und „Paraschrift“), ist wenig erstaunlich.

                              Schriftimitate
Unter den nicht-lexikalischen Inschriften am häufigsten und für die Bewer­
tung einer jungen Schriftkultur besonders aussagekräftig sind Schrift­
imitate. Schrift­imitation (Schriftnachahmung) dokumentiert grund­sätzlich
zweierlei: erstens, dass die Kultur, in der Schrift­imitation auftaucht, Schrift
als Medium kennt, und zweitens, dass die Person, die Schrift imitiert, eben­
falls vom grund­sätzlichen Wert von Schrift weiß, diesen jedoch nicht an
ihrem logo- oder phono­graphischen Charakter festmacht. Über die Motivik
schrift­imita­tiver Praktiken ist, wenn man von kindlichen Schreibversuchen
absieht, wenig Konkretes bekannt. Man greift wohl noch zu wenig weit,
wenn man Schriftimitate des älteren Futhark mit modernen, schrift­erwerbs­
theoretischen Motiven (Lüthi 2006) zu ergründen versucht (vgl. auch Oehrl
2011b, 369). Was man jedoch relativ genau weiß, ist, dass (a) schriftliche
Hinter­lassenschaften ihre Motivik in manchen Fällen prozessualen oder
perfor­mativen Aspekten verdanken (Hartung 1993, 115; Schwab 1998, 419;
Düwel und Heizmann 2006, 23–30; zur Performativität: Haeseli 2011, 25),
und dass (b) ein visueller Gesamteindruck von Geschriebenem wichtiger
sein konnte als die Aussage des Geschriebenen (vgl. Schwab 1998, 426:
„[M]an fragt sich, warum [die Runen] überhaupt (noch) gebraucht wurden?
Wohl nur um der Schrift selbst willen.“). Epigraphische Schriftverwendung
in frühen Schriftkulturen dient also vielfach nicht der einmaligen, codierten
Aufzeichnung von Rede, sondern sie war in solchen Fällen Teil einer
Handlung und Teil eines semiotischen Kontexts. Als zentral kann daher die
Handlung selbst (das „Schreiben“) angesehen werden, nicht das Resultat oder
allenfalls das Weiterwirken. Dass in solchen Fällen von Ritualhaftigkeit die
überprüfbare „Richtigkeit“ des Geschrie­benen sekundär war, ist einsehbar.
Dies führt zu einem weiteren Punkt: Eine Gesellschaft, die Schrift in solchen
Zusammenhängen kennt und pflegt, ist einem „offenen Verständnis“ von
Schreiben und Schrift gegenüber toleranter als eine Gesellschaft, die Schrift
in modernen Zusammen­hängen verwendet. Man bedenke auch, dass
Literalität und der Grad der Alphabeti­sierung im untersuchten Zeitraum
noch um ein Vielfaches geringer war als dies nur wenige Jahrhunderte
später (etwa im Hochmittelalter) der Fall war. Ein solches Schrift­verständnis
ist dann natürlich auch nicht gefeit gegen Scharlatanerie, Übertreibung,
Missbrauch und eben Imitation. In den merowinger­zeitlichen Inschriften der

Futhark 2 (2011)
Schrifttheoretische Überlegungen • 113

Alamannia sind denn auch im wesentlichen drei Typen von Schriftimitation
zu unterscheiden.
   Typ 1 zeichnet sich dadurch aus, dass die Schrift-Erzeugnisse übermäßig
komplex sind, dass Einzelzeichen und Zeichengruppen nicht mehr trennbar
sind und keine auflösbare Struktur mehr besitzen. Ein Muster­beispiel für
eine solche Art der Schriftverwendung ist die Inschrift auf dem Scheiden­
mundblech von Eichstetten (vgl. Looijenga 2003, 238 f.; Grünzweig 2004, 133–
135; Birkmann und Dieke 2005, 19 f.; Graf 2010, 156–162): Auf dem Stück
lassen sich zwei runen­schriftliche Sequenzen isolieren; die eine befindet sich
rechts der überkragend verlöteten Nahtstelle, die andere links davon. In der
rechts der Nahtstelle befindlichen Sequenz lassen sich mehrere diagnostische
Runen­zeichen identifizieren (n, u und zweimal w), die links der Nahtstelle
stehende Sequenz enthält hingegen keine einzige zweifelsfrei erkennbare
Rune. Maßgeblich ist hier der Umstand, dass die zweite Sequenz (links) ein
kontinuierliches Durcheinander von Strichen enthält, ohne dass irgendwo
ein Abstand zwischen Einzelzeichen auszumachen wäre. Überhaupt ist
dieser Bereich des Scheidenmundblechs so komplex beritzt, dass der Schluss
naheliegt, dass hier jemand den rechten Teil fortsetzen wollte, aber nicht
verstand, worin das Wesen jenes Teils besteht, nämlich in klar abgrenzbaren
Einzelzeichen. Unter schriftlich­keits­typologischer Perspektive gilt für die
runische wie für andere Schriftkulturen, dass weitgehend illiterate Gesell­
schaften das Wesen von Schrift im allgemeinen an Komplexität, nicht an
Distinktion festmachen (Geier 1994, 681).
   Bei genügender, jedoch noch immer nur oberflächlicher Kenntnis vom
Wesen und Funktionieren eines Schriftsystems tritt gelegentlich auch Typ 2
auf: Schriftnachahmung, die mit unterscheidbaren Zeichenformen operiert.
In Inschriften des hier interessierenden Zeitrahmens sind erstaunlich viele
Denkmäler von Typ 2 überliefert. Sie weisen alle eine außerordentlich
elaborierte Zeichenverwendung auf. Typisch für solche Zeichen ist, dass sie
etablierten, bekannten Schriftzeichen aus dem runischen oder lateinischen
Inventar ähneln, jedoch in bestimmten diagnostischen Merkmalen von
jenen abweichen. Kronzeuge für diesen Inschriftentyp ist die Zeichen­
sequenz auf der Scheibenfibel von Peigen (Graf 2010, 124–127). Sie enthält
zwei annähernd gleichartige h-runenartige Zeichen, ein k-runenartiges
Zeichen, ein sichelartiges Zeichen, eine d-Rune mit verlängerten Außen­
stäben, eine Art lateinisches Majuskel-M sowie Punkte, Striche und Kratzer,
die möglicherweise nicht dem Schrift-Komplex zuzurechnen sind. Weiters
zu nennen ist in diesem Kontext die bronzene, wohl nord­französische
merowingische Riemenzunge aus der Sammlung Diergardt, die in einem
Zeichenfries mit zwei nacheinanderstehenden alphabetiformen Sequenzen

                                                               Futhark 2 (2011)
114 • Martin Hannes Graf

Latein- und mutmaßlich Runenschriftliches zu einem bemerkenswerten
schrift­imitativen Ensemble vereint (Joffroy 1978).
   Da dieser Inschriftentyp im südgermanischen Raum eine größere geo­
graphische Verbreitung hat als die Runenschrift, scheint das imitative Moment
besonders der lateinischen Schrift verpflichtet zu sein. Ich rechne diesem
Bereich etwa die Inschriften von Pfronstetten-Fützen, Jengen, Mindelheim
und Gammertingen zu (dazu: Haseloff 1975, 60 f.; Schwab 1998, 388 f.);
auch wären etwa die burgundischen Daniel-Schnallen zu nennen (Tischler
1982, 117, 121 f.), denen man in der Regel handwerkliches Ungeschick oder
fehlerhaftes Kopieren unterstellt (Tischler 1982, 117, nennt sie „ornamentale
Trugschriften“), bei denen aber auch beachtet werden muss, dass Schrift
offenbar erwartet wurde. Die häufig nicht mögliche Unterscheidbarkeit
(oder auch Vermischung) von runischen, lateinischen und phantastischen
Zeichen macht deutlich, in welchem schriftgeschichtlichen Kontext man sich
hier bewegt: In einer Gesellschaft, für die Schrift als Schrift etwas galt, nicht
als System, und unabhängig davon, ob es sich um lateinische, runische oder
eine andere Schrift handelte.
   Entfernt vergleichbar ist möglicherweise die jüngst von Marco Bianchi
(2010, 165–222) untersuchte Reihe wikingerzeitlicher Inschriften aus dem
schwedischen Uppland und Södermanland: Bild- und Schriftkomplexe auf
Runensteinen, die zwar mit durchaus distinkten Zeichenformen operieren,
aber ganz offensichtlich Graphem-unabhängigen visuellen Perzeptions- und
Deutungsmustern und -erwartungen untergeordnet waren.
   Typ 3 von Schriftimitation ist schließlich in Zeichensequenzen zu er­kennen,
die „richtige“ Runenzeichen aufweisen, die ihrerseits jedoch in einer Weise
mit­ei­nander verknüpft sind, dass sie unmöglich lexikalische Ein­heiten wider­
spiegeln können. Sie weisen also nicht zwingend „falsche“ oder hyper­komplexe
Einzelzeichen auf, sondern spiegeln die Verknüpfung der Zeichen zu einem
„Text“ lediglich vor. Dieser Typ ist sicherlich am schwierigsten zu erweisen,
da (a) vielleicht unsere Kenntnis der Ver­schrif­tungs­techniken jener Zeit noch
zu gering ist, und (b) die Über­lie­ferungs­bedingungen vielfach schlecht sind
und die Schrift­denkmäler nur trümmer­haft auf uns gekommen sind. Denn:
Bei strenger Auslegung hätte man unter Typ 3 all jene Inschriften zu fassen,
denen man bei allem Scharfsinn der Forschung bis heute keinen „Sinn“
abzuge­winnen vermag. Es kann hier keine vollständige Aufzählung derartiger
Inschriften folgen; genannt seien wenigstens ein paar Beispiele: Die Bügel­fibel
von Aschheim (Asch­heim I; vgl. Nedoma 2004b, 271 f.) mit ihrer zwei­zeiligen
Inschrift I →}dd£d, II →oo£od, die Scheibenfibel von Aschheim (Asch­heim II; vgl.
Nedoma 2004b, 271) mit der Runenfolge →£kahi, die Scheiben­fibel von Balingen
(Looijenga 2003, 229; Nedoma 2004b, 184–189, 273–276) mit der umstrittenen

Futhark 2 (2011)
Schrifttheoretische Überlegungen • 115

(links­läufigen) In­schrift ←?£uz" dnloam!ilu?, schließ­lich die Scheiben­fibel von
Goma­dingen (Nedoma 2004b, 345; Looijenga 2003, 345) mit der Folge →g iglug
oder →g iglun. Sie alle — und viele mehr — sind bis heute nicht befrie­digend
gedeutet, und ich möchte diesbezüglich einfach die vorsichtige These äußern,
dass es sich vielleicht tatsächlich nur um Fälle von Schrift- oder besser: Text­
imitation handelt. Dass man mit solchen Praktiken auch außerhalb der Runen­
schrift­lichkeit zu rechnen hat, macht zum Beispiel die Fibel von Wittis­lingen
deutlich. Wenn­gleich sie eindeutig keine Runen trägt, stammt sie aus einem
Raum und aus einer Zeit, die dem „konti­nen­tal­ger­ma­nischen Runen­horizont“
(also im wesentlichen dem mero­wingischen Franken­reich) ent­spricht. Sie zeigt
eindrücklich, welchen Status Schrift in dieser Zeit hatte: Nebst einer Künstler­
signatur und einer christlichen Grab­inschrift (!) weist sie nämlich auch Buch­
staben­häufungen auf, die sich nicht zu über­zeugenden Wort­formen ordnen
lassen (Werner 1950, 71). Offen­sichtlich hatten also auch in latein­schrift­lichem
Kontext nachahmende Tendenzen von unserem Typ 3 ihren Platz. Schließlich
sei auch noch auf den nord­germanischen Raum hinge­wiesen: „Inschriften
ohne erkenn­baren sprachlichen Inhalt“ finden sich auch auf Brakteaten, die
Nowak (2003, 331) bei aller Vorsicht sehr treffend und scharf­sinnig dahin­gehend
charakterisiert, dass „bei einem großen Teil des Korpus andere Kriterien als die
Verständ­lichkeit an die Inschriften ange­legt“ worden seien.
   Dieser Typ 3 zeigt Berührungspunkte mit den Inschriftentypen, die im
folgenden, letzten kurzen Absatz anzusprechen sind.

               Futhark-Inschriften und Runenkreuze
Die in diesem Abschnitt zu betrachtenden Inschriftentypen entziehen
sich einer herkömmlichen Entzifferung in dem Sinne, dass eine Wort-für-
Wort-Lektüre (oder auch nur eine Einzelwort-Analyse) eine semantisch
ein­deutige Aussage erlaubte. Die beiden Typen gehören daher ebenso
in den Bereich der hier zu besprechenden Phänomene. Zwar mangelt es
nicht an Versuchen, die beiden kontinentalgermanischen Runenkreuze von
Schretz­heim und Soest zu lexikalischen Einheiten zu rekonstruieren (vgl.
etwa Schwab 1998, 378–383 und passim, mit weiterer Literatur), doch Fakt
ist: Es fehlen den um ein kreuzartiges Zeichen gruppierten Runenzeichen
Grenzsignale, die es ermöglichen würden, einen Anfang und ein Ende eines
Worts zu bestimmen. Das Kreuz von Schretzheim etwa weist die Runen a,
r (oder u), a und b auf, wobei der senkrechte Hauptstab jeweils gleichzeitig
einen der Kreuzbalken ausmacht. Dabei ist neben dem fehlenden klaren
Inschriften­beginn auch unklar, ob möglicherweise das Achsenkreuz selbst
als Rune (g) aufzufassen ist.

                                                                  Futhark 2 (2011)
116 • Martin Hannes Graf

   Ebensowenig lassen die Futhark-Inschriften eine lexikalisch-analy­sierende
Lese­weise zu, denn es gibt für sie „keine semantisch-grammatische Kontroll­
möglich­keit“ (Düwel und Heizmann 2006, 45). Beiden Inschriften­typen ist
jedoch gemeinsam, dass sie eine je eigene Textsorte konstituieren, die mit
Bedacht zur Anwendung gebracht wurde. Dies allein schon lässt den Schluss
zu, dass Schrift in einer solchen Verwendungsweise anderen Zwecken diente
als der Wort-für-Wort-Aufzeichnung einer sprach­lichen Botschaft. Damit ist
freilich nicht ausgeschlossen, dass eine Botschaft vermittelt werden sollte,
doch erreichte sie den Empfänger über ein anderes Decodierungs­system.
Dieses dürfte eher visuell-perzeptiv ausgerichtet gewesen sein. Es ist anzu­
nehmen, dass die Schrift­komplexe jeweils als ganze wahr­genommen wurden
und mit der für den Empfänger relevanten Bedeutung versehen waren. Dass
uns heute der Schlüssel für eine eindeutige Decodierung fehlt, ist bedauerlich.
Aber es ist immerhin leicht aufzuzeigen, dass beide Typen nicht ganz isoliert
in der Schriftgeschichte sind. In Kreuzform ver­wendete Schrift wie Alphabet­
inschriften sind nämlich keine Erfindungen der runischen Schrift­kultur.
Bei den Runen­kreuzen handelt es sich wohl um ein Konvergieren zweier
vorrunischer Verwendungs­weisen (vgl. Graf 2010, 118 f.): einerseits der
römischen decuriae, die ursprünglich Zehner­abteilungen, Zehnergruppen,
dann Eigentums­markierungen, schließ­lich in der Urkunden­tradition auch
Beglau­bigungs­marken waren; andererseits der spätantik-christlichen Mono­
gramme, die ebenso beglaubigenden Charakter hatten. Dass diese Funktion
auch auf die Runenkreuze zutrifft, ist immerhin recht wahrscheinlich, wobei
neben dem beglaubigenden auch das individualisierende und vielleicht
ästhetische Moment mitzubedenken ist (vgl. zur Deutungsproblematik bei
derartigen Inschriften Düwel 2008, 61 f.). In jedem Fall sind die Runen­kreuze
zu den abkürzenden Zeichen zu rechnen. Sie verdichten einen Sach­verhalt
zu einem augenfälligen pseudo­sprachlichen Merkzeichen, dessen Inhalt
sicherlich nur Einge­weihten zugänglich war.
   Futhark-Inschriften auf der anderen Seite setzen wohl die antiken Alpha­
bet­inschriften fort. Aus dem kontinentalen Raum bekannt sind folgende
Vertreter: die Bügelfibel von Aquincum, die Bügelfibel von Beuchte, die
Kalksteinsäule von Breza, die Bügelfibel von Charnay und der Holzstuhl
von Trossingen. Nur unsicher als Futhark-Inschrift zu klassifizieren ist die
Runenfolge fþae auf der Bügelfibel von Herbrechtingen (Nedoma und
Theune-Groß­kopf 2006, 50 Anm. 26). Die Inschriften haben abkürzen­
den und ordnenden Charakter, repräsentieren also „Vollständigkeit und
Ordnung“ (Düwel und Heizmann 2006, 43; McKinnell, Simek und Düwel
2004, 85; vgl. auch Schulte 2007, 75; ferner auch Schulz 2000, 203 f. sowie 382).
Nach land­läufiger Sicht geben sie eine Kurzform dessen ab, was mit Schrift

Futhark 2 (2011)
Schrifttheoretische Überlegungen • 117

prinzipiell machbar und möglich ist (zu diesem Komplex maßgeblich: Düwel
und Heizmann 2006 mit weiterer Literatur). Dass die Futhark-Inschriften
indes meist unvollständig sind (vgl. zur Übersicht Düwel 2008, 24 f.; Düwel
und Heizmann 2006, 4–14 sowie 43 f.), ist dabei von geringerer Tragweite.
Wenn mit den ersten Elementen der Runenreihe bereits die prinzipiellen
Möglichkeiten von Schrift angedeutet sind, so ist die Vervollständigung
der Reihe ein mentaler Akt, der wenig Aufwand erfordert. Für die nahezu
vollständige Runenreihe auf der Bügelfibel von Charnay schlug jüngst
Robert Nedoma (2010, 41) ein „indexikalisches Incipit“ vor, das den weiteren
Text als spezifisch runenschriftlich indiziert — eine Interpretation, die jedoch
möglicherweise auch auf die anderen unvollständigen Futhark-Inschriften
zutreffen könnte.

                                      Fazit
Inschriften des älteren Futhark aus dem südgermanischen Raum zeigen oft
die klassischen Merkmale einer jungen Schriftkultur. Sie dokumentieren
Verwendungsweisen von Schrift, die zunächst fremd anmuten. Aspekte
jenes Fremden scheinen auf im dekorativ-ornamentalen, symbolischen
(ideographischen), nachahmenden und im abkürzenden (verdichtenden)
Schriftzeichengebrauch. Dazu scheint Schrift in diesem Kontext eher das
Prozesshafte und Wirkungsorientierte sowie das Visuell-Perzeptive vor
dem Festhaltend-Kommunikativen zu betonen — ein Umstand, den bereits
Roland Barthes (2006, 30) im Hinblick auf die Geschichte der chinesischen
Schrift betont hatte:
  [C]ette écriture a dʼabord été esthéthique et/ou rituelle (servant à sʼadresser aux
  dieux) et ensuite fonctionnelle (servant à communiquer, à enregistrer); la fonction
  de communication, dont nos linguistes font une tarte à la crème, est postérieure,
  dérivée, secondaire ; lʼécriture chinoise nʼa donc pu être au départ un décalque
  de la parole et nos transcriptionnistes (qui voient dans lʼécriture une simple
  transcription du langage) en sont ici pour leurs frais. Non, il ne va pas de soi que
  lʼécriture serve à communiquer; cʼest par un abus de notre ethnocentrisme que
  nous attribuons à lʼécriture des fonctions purement pratiques de comptabilité, de
  communication, dʼenregistrement et que nous censurons le symbolisme qui meut
  le signe écrit.

Zweifellos ist die hier betrachtete Schriftkultur in dem Kontext zu verorten,
dem auch die römisch-lateinische und die griechisch-byzantinische Schrift­
kultur angehören und wo die beschriebenen Phänomene auch bekannt
sind. Die betrachteten Phänomene sind damit wohl auch als Reflexe eines

                                                                    Futhark 2 (2011)
118 • Martin Hannes Graf

Kultur­kontakts zu werten oder, wie es Bernard Mees (2011, 475) anhand der
süd­germanischen leub-Inschriften überzeugend gezeigt hat: „no inscription
is an island, but instead reflects broader discourse.“ Freilich dürfen die
Phänomene nicht überbewertet werden, kennt die runische Epigraphik
ja auch Schriftver­wendungs­weisen, die typologisch (aus einer modernen
Warte) nicht markiert sind: Zeichengruppen von ganz unproble­ma­tischer
Anord­nung — unproble­matisch natürlich unter der Berück­sichtigung der
graphisch-phonologischen bzw. ortho­graphischen Regeln, wie sie die
jüngere Forschung überzeugend heraus­gearbeitet hat (vgl. etwa Grønviks
Substitu­tions­regel [Grønvik 1985, 186, 191 f.; ferner Nedoma 2004a, 352]; vgl.
für die ostger­manischen Inschriften nun Nedoma 2010, 8 f.). Was die über­
lieferten Textsorten angeht, so fällt dennoch das Fehlen von Geschäfts- oder
einfacher Alltags­schriftlichkeit auf, die zu einer funktionierenden Schrift­
kultur gehören müsste wie zahlreiche weitere Textsorten, die man im
älteren Futhark vermisst (vgl. Hartung 1993, 113; Graf 2011, 214–216). Aus
diesem ex negativo-Befund zu folgern, die ältere runische Schriftkultur
hätte keine weiteren Textsorten als die überlieferten gekannt, ginge wohl
zu weit. Dennoch kann der Überlieferungs­befund vorderhand dahingehend
interpretiert werden, dass alternative Schrift­konzepte existiert haben müssen.
Diese tendieren hin zu einer Schrift­verwendung, die das rein Visuelle dem
Kommu­nikativen überordnet und die Schrift bisweilen als Ergänzung oder
Teil des Objekts versteht.

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