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European Journal of Turkish Studies Social Sciences on Contemporary Turkey 27 | 2018 Religion as a Foreign Policy Tool Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich Diyanet and its politico-theological activities in Austria Ednan Aslan Electronic version URL: http://journals.openedition.org/ejts/6010 DOI: 10.4000/ejts.6010 ISSN: 1773-0546 Publisher EJTS Electronic reference Ednan Aslan, « Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich », European Journal of Turkish Studies [Online], 27 | 2018, Online erschienen am: 17 Januar 2019, abgerufen am 16 Februar 2020. URL : http://journals.openedition.org/ejts/6010 ; DOI : 10.4000/ejts.6010 This text was automatically generated on 16 février 2020. © Some rights reserved / Creative Commons license
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 1 Diyanet und ihre politisch- theologischen Aktivitäten in Österreich Diyanet and its politico-theological activities in Austria Ednan Aslan Einführung 1 In Österreich leben ca. 700.000 Muslime (Aslan et al. 2017), deren Zahl mit der neuen Zuwanderung durch Flüchtlinge vor allem im Jahre 2015 eine unerwartete Höhe erreicht hat. 2 Mit diesem Zuwachs an Muslimen steht ein kleines Land vor großen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen. Das ist wahrscheinlich u.a. der Grund dafür, dass die letzte Flüchtlingswelle aus Syrien, Afghanistan und dem Irak entscheidend das Wahlverhalten der Bevölkerung im Jahr 2017 geprägt hat, so dass über 30% der Wahlberechtigten eine sehr rechtsorientierte Partei an die Regierung gebracht haben. 3 Neben diesen innenpolitischen Entwicklungen gestaltet sich das Land durch die wachsende Zahl an Muslimen, deren überwiegender Anteil von Muslimen aus der Türkei und dem Balkan gestellt wird, für ausländische Staaten wie die Türkei, Saudi- Arabien oder Ägypten immer interessanter (Schwaiger 28.1.2015). 4 Durch die Anerkennung des Islam als Körperschaft des öffentlichen Rechts vor über 100 Jahren bekamen die Muslime in Österreich eine besondere Stellung, so dass sie verhältnismäßig über Rechte verfügen, die in vielen anderen ost- und westeuropäischen Staaten unvorstellbar wären. Die Gründung von islamischen Schulen, Kindergärten und Hochschulen, die staatliche Förderung von Schulbüchern, Erteilung von Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, Besoldung der European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 2 Religionslehrerinnen und -lehrer durch den Staat und öffentliche Seelsorgedienste in staatlichen Einrichtungen sind nur einige Privilegien der Muslime in Österreich. 5 Von dieser Situation profitiert nicht nur die IGGiÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) als offizielle Vertretung der Muslime Österreichs, sondern auch die Vereine und Verbände, die unter der Obhut der IGGiÖ unabhängig ihre Aktivitäten in verschiedenen ethnischen Gruppen durchführen dürfen. Trotz dieser Möglichkeiten kann immer noch nicht davon gesprochen werden, dass all diese Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Beheimatung und Verselbständigung dieser ethnischen Organisationen geleistet haben. Immer noch sind diese Organisationen kulturell, religiös und politisch von ihren Herkunftsländern abhängig (vgl. Aslan et al. 2018). Diese Abhängigkeit wird von bestimmten Staaten wie der Türkei, Ägypten oder Bosnien-Herzegowina für verschiedene Interessen in Anspruch genommen. Diese Inanspruchnahme beschränkt sich nicht nur auf den Bereich des kulturellen und religiösen Schutzes dieser Minderheiten in Österreich durch ihre Herkunftsländer, sondern erstreckt sich auch auf eine gewisse politische Instrumentalisierung dieser ethnisch-religiösen Gruppen für parteipolitische Interessen der Herkunftsländer. 6 Die Wahlbeteiligung der türkischen Muslime in Österreich an den letzten Wahlen in der Türkei zeigt auch, dass vor allem die Politik der AKP-Regierung verglichen mit anderen europäischen Staaten in Österreich besondere Anerkennung findet. Die Hintergründe dieser Anerkennung könnten unterschiedlich sein und eine zielgerichtete Forschung zum Wahlverhalten der Türken in Österreich notwendig machen. Auf der anderen Seite ist es jedoch für ausländische politische Parteien sehr einfach, unter den gut organisierten ethnisch-religiösen Vereinen ihre Zielgruppe auf einfache Weise zu erreichen. Abb. 1 Fast 70% der Türken in Österreich stimmten für die AKP. Auf die HDP entfielen 13%, auf die CHP 9,7% und auf die MHP 6,3%. Die Presse 2/11/2015 European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 3 7 Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich ist, erreichte die AKP bei den Parlamentswahlen 2015 69,0% der abgegebenen Stimmen der in Österreich lebenden türkischstämmigen Wahlberechtigten, obwohl die AKP in der Türkei unter 50% blieb. 8 Bei der türkischen Präsidentenwahl 2018 erzielte Recep Tayyip Erdoğan in Österreich ein weiteres Mal ein besseres Ergebnis als zu Hause in der Türkei: In Österreich lag die Zustimmung für Erdoğan bei 72%. Hier muss man jedoch erwähnen, dass von 106.657 stimmberechtigten Türken nur 50% bei der Präsidentenwahl 2018 wählen gingen; von diesen gaben 72% ihre Stimme Erdoğan (Habertürk 2018). 9 Auch wenn es uns in diesem Artikel nicht so sehr beschäftigen wird, muss man noch erwähnen, dass sich weitere Staaten – wie Saudi-Arabien, Ägypten, aber auch die bosnische Religionsbehörde (Rijaset) – durch verschiedene Organisationen, aber öfters auch durch ihre Auslandsvertretungen ebenfalls sehr aktiv in die Angelegenheiten der Muslime in Österreich einmischen (vgl. Aslan et al. 2018: 73-74). 10 Die türkische Regierung hat diesen Erfolg vor allem der ATIB zu verdanken, weil die ATIB mit ihren über 65 Moscheen die breite Mehrheit der türkischen Muslime in Österreich erreicht und für die Parteiaktivitäten der AKP eine sehr gute Infrastruktur bietet. Die meisten AKP-Aktivitäten werden zwar über die UETD organisiert, aber faktisch von der ATIB getragen, weil bei der UETD eine solche Infrastruktur fehlt. Wie auch dem folgenden Beispiel zu entnehmen ist, bieten die Räumlichkeiten der ATIB- Vereine ein gutes Forum für die politischen Aktivitäten der AKP-Abgeordneten. Darüber hinaus ist es für die Regierungspartei sehr einfach, die Imame der ATIB- Vereine, die als Beamte der türkischen Regierung in Österreich arbeiten, für ihre Interessen zu mobilisieren. Abb. 2 In der Sonnleithnergasse 20 befindet sich die zentrale Moschee von ATIB in Österreich. https://twitter.com/vienna_54/media 2016 European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 4 11 Die österreichischen Behörden, die den Belangen der Muslime nicht mit besonderen Integrationsmaßnahmen begegneten und sie lange Zeit nicht als eine innenpolitische Aufgabe wahrnahmen, stehen nun vor Aufgaben, die sie aus ihrer eigenen religiösen, kulturellen und rechtlichen Geschichte nicht kennen. Nun rücken die Muslime immer mehr ins Zentrum politischer Debatten und fordern die Politik heraus, auf diese Situation mit wirksamen Maßnahmen zu reagieren. 12 Unter den muslimischen Vereinen und Verbänden stellt die ATIB mit ihren besonderen Organisationsstrukturen für die neue österreichische Integrationspolitik eine besondere Herausforderung dar, weil sie nämlich als mitgliedsstärkste türkisch- islamische Organisation personell, politisch und wirtschaftlich aus der Türkei gesteuert wird. In diesem Artikel wird die besondere Situation der ATIB-Vereine und die damit verbundenen politischen Debatten in Österreich dargestellt (Ekici 2007). ATIB: Türkisch-islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich 13 Diyanet betreibt in Österreich ihre religiösen und politischen Aktivitäten mittels des Vereins Türkisch-islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich unter dem Kürzel „ATIB“. Die ATIB-Union ist nicht zu verwechseln mit der Avrupa Türk- İslam Birliği (ATİB), die ihren Sitz in Deutschland hat. Bei der ATİΒ in Deutschland handelt es sich um einen Dachverband, der als Abspaltung des in Deutschland organisierten Dachverbandes der „Idealistenvereine“ entstanden war. 14 ATIB ist die mitgliedsstärkste islamische Organisation in Österreich und hat im Jahre 1990 ihre Aktivitäten als Verein aufgenommen. Zum Zeitpunkt ihrer Gründung bestand sie aus 31 Mitgliedsvereinen; heute hat sich diese Zahl auf 65 erhöht. Die Mitgliedsvereine sind juristisch und finanziell unabhängig wie auch rechtsfähig (Casassas Canals 2007: 31). Wenn auch immer wieder von genauen Zahlen, wie z.B. von 100.000 Mitgliedern, die Rede ist, ist die eigentliche Mitgliederzahl der ATIB nicht bekannt (Kurier 18.4.2018). 15 Nach dem Islamgesetz hat ATIB neben diesen Vereinen auch sechs Kultusgemeinden eintragen lassen, die aus 63 Vereinen bestehen (http://www.derislam.at/). Die Mitgliedschaft dieser Kultusgemeinden ist viel geringer als ihre angegebene Mitgliederzahl. Diese unüberprüfbare Mitgliederzahl wird je nach Situation unterschiedlich angegeben. Aufgrund dieser Stärke gelang es der ATIB, einen Präsidenten der IGGiÖ aus ihren Reihen, nämlich den ehemaligen ATIB-Imam in Wien, Ibrahim Olgun, wählen zu lassen. Wenn auch der neugewählte Präsident der IGGiÖ (seit Dezember 2018), der Jurist Ümit Vural, aus den Reihen von Milli Görüş stammt, bleibt die Stärke der ATIB im Vorstand der IGGiÖ weiterhin erhalten (vgl. http:// www.derislam.at/). 16 Die ATIB hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie sich als Außenstelle der türkischen Diyanet und als religiöse Vertretung der türkischen Muslime sieht, die in Österreich die gleichen politischen und ideologischen Richtlinien wie Diyanet in der Türkei vertritt und auch von der österreichischen Politik so wahrgenommen werden möchte (Aslan 2015; Ekici 2007). European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 5 Religiöse Orientierung von ATIB 17 Die ATIB vertritt die gleiche religiöse und politische Orientierung wie die türkische Diyanet in der Türkei, weil alle ihre Imame ohne Ausnahme von der Diyanet in Ankara bestellt und kontrolliert werden. ATİB ist formal vereinsrechtlich legitimiert, stellt jedoch, was ihre Belegschaft und Tätigkeiten betrifft, eine Vertretung des türkischen staatlichen Präsidiums für Religionsangelegenheiten [Diyanet İşleri Başkanlıgı] dar, kurz Diyanet, das dem Ministerpräsidenten direkt untersteht. Das Diyanet entsendet einen Vertreter als ‚Religionsattaché‘ oder als ‚Religionsberater‘ [din hizmetleri müşaviri] in Österreich an die türkische Botschaft Wien. ATİB ist eine staatliche Behörde der Türkei, die selbstverständlich im Rahmen der österreichischen Gesetze agiert, aber dennoch in ihrer internen Organisation und Zielsetzung vor [sic] dem türkischen Staat und der türkisch-muslimischen Gemeinde in Österreich verpflichtet ist (Kroissenbrunner 2001: 23) 18 Aufgrund dieser Abhängigkeit wird in der Öffentlichkeit immer wieder in Frage gestellt, ob man hier wirklich von einem österreichischen Verein sprechen kann. Die offizielle Vertretung von ATIB versucht diesen öffentlichen Eindruck mit Argumenten zu entkräften, die belegen sollen, dass die ATIB nur ein Verein aus Österreich ist: Der Vorsitzende der türkisch-muslimischen Union ATİB, Seyfi Bozkus, sieht keinen Einfluss der türkischen Regierung auf seine Organisation. „Das ist nur eine Behauptung“, wehrt er sich im Interview mit der APA gegen Aussagen, ATİB könnte etwa durch die türkische Regierungspartei gelenkt werden. (…) Dass die türkische Regierung großen Einfluss auf seinen Verein haben könnte – so werden nach wie vor die Religionsbeauftragten aus der Türkei entsandt – ist für Bozkus eine grundlose Behauptung. „Wir sind seit 20 Jahren hier in Österreich. In dieser Zeit sind in der Türkei unterschiedliche Regierungen gekommen und gegangen, von rechter und von linker Seite.“ In dieser Zeit habe sich auch die Mission von ATİB nicht geändert: „Wir arbeiten immer offen und transparent.“ (Der Standard 5.3.2011) 19 Wenn auch die Vertreter der ATIB diesen Einfluss immer wieder in Frage stellen, hat ATIB ohne den Einfluss der türkischen Diyanet keine Existenzgrundlage mehr in Österreich. Auf der anderen Seite steht ATIB in Österreich wegen dieser Abhängigkeit unter enormem öffentlichem Druck, weil sie zunehmend nicht mehr als religiöse, sondern als politische Organisation betrachtet wird. Aus diesem Grund hat die ATIB im letzten Jahr ihre Satzung geändert, aus welcher nun nicht mehr sichtbar hervorgeht, dass sie unter dem organisatorischen Einfluss der Türkei steht. In der neuen Satzung wird der Kulturattaché der türkischen Botschaft nicht mehr wie zuvor selbstverständlich und bedenkenlos als Kontrollorgan angegeben (vgl. https://atib.at/). ATIB-Aktivitäten in Österreich 20 Eine Betrachtung der Aktivitäten von Diyanet in Österreich muss in zwei Phasen unterteilt werden – vor und nach dem Antritt der AKP-Regierung in der Türkei – weil in diesen beiden Phasen gravierende Unterschiede in den Aktivitäten von Diyanet zu beobachten sind. 21 In der vor-AKP-Phase war ATIB eine geschlossene Organisation, die sich ausschließlich mit türkischen Moscheebesuchern und -besucherinnen beschäftigte und jeglichen Kontakt nicht nur mit österreichischen Organisationen, sondern auch mit muslimischen Organisationen vermied. Ein Gespräch zwischen einem Imam von ATIB European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 6 mit einem Imam von Milli Görüş wäre ein Grund für die Kündigung des Ersteren gewesen. Aber auch das Verhältnis zur IGGiÖ war von Misstrauen und Ablehnung geprägt. ATIB versuchte die Arbeit von IGGiÖ als offizielle Vertretung der Muslime mit allen Mitteln zu bekämpfen und die Teilnahme türkisch-muslimischer Kinder am Islamunterricht an den staatlichen Schulen zu verhindern, weil ATIB sich selbst als alleinige religiös-nationale Vertretung der türkischen Muslime betrachtete (Ekici 2007: 277). 22 Nach der Intensivierung der Auslandsaktivitäten der AKP-Regierung beobachten wir einen sowohl sichtbaren als auch wirkungsvollen Wandel: Die ATIB will nicht mehr als offizielle Vertretung der Muslime die IGGiÖ bekämpfen, sondern durch strategische Kooperation mit anderen türkischen Organisationen wie Milli Görüş oder der Türkischen Föderation die theologischen und politischen Ziele von Diyanet bei der IGGiÖ durchsetzen, um dadurch die österreichische Politik von ihrer Macht zu überzeugen. Nach den Präsidentenwahlen bei der IGGiÖ in den Jahren 2015 und 2018 gelang es der ATIB, die Organisationsstrukturen der offiziellen Vertretung der Muslime entscheidend zu Gunsten ihrer eigenen Politik zu prägen. Zurzeit hat ATIB einen großen Einfluss auf die Aktivitäten der IGGiÖ in Österreich (Aslan et al. 2018: 25, Aslan et al. 2015: 62f). 23 Das zeigte sich auch darin, dass die ATIB ihre ablehnende Haltung der IGGiÖ gegenüber ablegte und im Jahre 2010 an deren Wahlen teilnahm. Ihr Ziel, den Einfluss auf die IGGiÖ zu erhöhen, erreichte die ATIB mit der Wahl bei der IGGiÖ im Jahre 2015: Ihr Imam Ibrahim Olgun aus der Zentralmoschee von ATIB in Wien wurde Präsident der IGGiÖ in Österreich. 24 Unter diesen Umständen handelt die IGGiÖ nicht mehr als eine österreichische Organisation, sondern eher wie eine Außenstelle der türkischen Botschaft in Österreich. Ein Beispiel dazu ist die Organisation einer groß angelegten Demonstration durch ATIB-Vereine gegen die Erklärung des österreichischen Nationalrats zum Völkermord an den Armeniern 1915 (vgl. ORF 24.4.2015). Das Verhältnis zwischen ATIB und Österreich war schon zuvor durch das neue Islamgesetz von 2015 belastet gewesen, weil die Türkei dieses Gesetz als einen Akt der Feindseligkeit gegenüber der türkischen Regierung wahrnahm und Österreich immer wieder wegen seiner Islamfeindlichkeit verurteilte, weil das neue Islamgesetz die Finanzierung der Imame aus dem Ausland verbietet und damit die Zukunft der ATIB-Imame gefährdete. Nach diesem neuen Gesetz dürfen die ATIB-Imame als Beamte der türkischen Regierung nicht mehr in Österreich arbeiten. Darin sah auch der damalige Präsident von Diyanet, Dr. Görmez, Islamfeindlichkeit (Habertürk 26.2.2015). 25 Der wachsende Einfluss der Diyanet auf die IGGiÖ ist auch der Unterstützung von verschiedenen arabischen und türkischen Organisationen zu verdanken. Die neue türkische Religionspolitik brachte nämlich die Muslimbruderschaft, Milli Görüş und weitere nationalistische Organisationen unter dem Einfluss Erdoğans sehr eng zusammen (Vidino 2017). Es ist auch kein Geheimnis, dass Diyanet mit Rijaset (der offiziellen Vertretung der Muslime in Bosnien-Herzegowina) in Sarajevo intensive Gespräche über ein gemeinsames Vorgehen in Bezug auf die Wahlen bei der IGGiÖ geführt hat. Diese Zusammenarbeit führte auch dazu, dass die türkischen und bosnischen Organisationen sich auf eine gemeinsame Liste für die Präsidentenwahlen 2015 und 2018 bei der IGGiÖ einigen konnten (siehe dazu Diyanet TV 28.6.2017, Tabaković-Halilović und Dedić 2012: 123). European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 7 26 Neben verschiedenen integrationshemmenden Aktivitäten von ATIB wie der Förderung des türkischen Nationalismus in ihren Einrichtungen waren die politischen Aktivitäten in den Moscheen auch immer ein Grund für Diskussionen in der Öffentlichkeit. Zuletzt hat das militärisch anmutende Exerzieren von Kindern in den ATIB-Moscheen öffentliche Aufregung verursacht. Es war nicht primär der Umstand, dass die Türkei dabei eine bestimmte Außenpolitik verfolgt, der für öffentliche Aufregung sorgte, sondern die Instrumentalisierung der ATIB-Moscheen für die politischen und militärischen Interessen der türkischen Regierung. 27 Der Kinder- und Jugendanwalt Nik Nafs kritisierte diese Entwicklung in den ATIB- Moscheen und warnte vor der Instrumentalisierung der Moscheen für politische Zwecke: Meinen Beobachtungen nach handelt es sich keineswegs um einen Einzelfall. Wir wissen aus vielen Moscheen, dass es immer wieder zu Gebeten und anderen Inszenierungen kommt, in denen Märtyrertum und Krieg verherrlicht werden. Da werden Kinder eingespannt, um – wie bei Atib – die historische Schlacht von Gallipoli nachzustellen oder – wie in anderen Moscheen – Schwüre auf das heilige Buch und Schwert abzulegen, ihr Vaterland gegen Kommunisten, Zionisten und wenn [sic] auch immer bis auf den letzten Blutstropfen zu verteidigen. Hier instrumentalisiert ein autoritärer Staat Institutionen in Österreich, um Kriegshetze zu betreiben. (John 15.5.2018) Abb. 3 «Erdoğans Kindersoldaten exerzieren in Moschee» Kronen Zeitung 17.4.2018 28 Die Gründung der Imam-Hatip-Schule in Wien durch Milli Görüş mit finanzieller Förderung aus der Türkei kann ebenfalls als Beispiel dafür angesehen werden, wie die türkische Regierung religiöse Aktivitäten im Ausland immer enger unter den türkischen Organisationen vernetzt (Konya Yenigün 6.11.2014). Die Gründung der Imam- Hatip-Schule in Wien geht auf einen Beschluss des türkischen Kultusministeriums von 2013 zurück, dem zufolge die Türkei die Gründung weiterer Imam-Hatip-Schulen in Straßburg, Wien und New Jersey plante. Die Imam-Hatip-Schule in Wien wurde zwar im Jahre 2017 gegründet, aber kurz danach wegen ihrer illegalen Aktivitäten verboten (Kurier 10.1.2018). Milli Görüş benutzt dieses Gebäude jedoch weiterhin für die Ausbildung türkischer Kinder, die nach Abschluss dieser Ausbildung ihre Zeugnisse aus European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 8 der Türkei erhalten. Diese Schule wird finanziell und personell vollständig von der Türkei unterhalten. Abb. 4 Bericht der türkischen Regierung zur Gründung der Imam-Hatip-Schulen in Wien, Straßburg und New Jersey Abb. 5 Türkische Schulbücher in der Imam-Hatip-Schule Wien 29 Nach dem Putschversuch in der Türkei 2016 hat die Spannung zwischen den Behörden in Österreich und Diyanet eine neue Dimension erreicht. Der Aufruf von Diyanet, Gülen-Mitglieder zu denunzieren und deren Einrichtungen zu boykottieren, hat für Empörung bei den Parteien und Sicherheitsbehörden gesorgt. Gegen dieses illegale Vorgehen der ATIB läuft immer noch ein Ermittlungsverfahren durch die österreichische Staatsanwaltschaft, das klären soll, ob Imame von Diyanet als Agenten der türkischen Regierung arbeiten (Delcheva 15.2.2017). Abb. 6 Diyanet informiert die türkischen Behörden über Aktivitäten der Gülenbewegung in Österreich. European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 9 Aus diesem Schreiben geht hervor, dass der Religionsattaché der türkischen Botschaft in Wien, Fatih Mehmet Karadaş, das Zentrum des Präsidiums der Religionsbehörde in Ankara [Diyanet İşleri Başkanlığı] in einem Bericht über die Aktivitäten und Funktionäre der Gülen-Bewegung in Österreich informiert. 30 Dazu sagte der damalige Grünen-Abgeordnete Pilz folgendes: Pilz wiederholte am Dienstag die von ihm bereits vergangenen Freitag erhobenen Vorwürfe in Richtung ATIB. Der türkische Staat verfolge demnach mutmaßliche Oppositionelle auch in Österreich – und zwar zum Teil über die Aktivitäten der Moscheevereine der Türkisch-Islamischen Union (ATIB). Auch wirft Pilz dem Verein nachrichtendienstlichen Aktivitäten vor. Der ATIB Dachverband sei ein Instrument “harter und rücksichtsloser und (…) rechtlich indiskutabler türkischer Regierungspolitik in Österreich”, sagte Pilz bei der Pressekonferenz, die wie schon vergangene Woche von starker Polizeipräsenz begleitet wurde. ATIB werde direkt von der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara aus gesteuert. Alle wichtigen Organe des ATIB Dachverbandes seien “fest in türkischer Hand”, so Pilz. ATIB selbst hatte die Vorwürfe vergangenen Freitag allesamt zurückgewiesen. (Voralberg 14.2.2017) 31 Darüber hinaus agieren die Moscheen von Diyanet immer mehr als Propagandazentren für eine bestimmte Politik und tragen sehr dazu bei, die muslimische Bevölkerung in Österreich für diese Zwecke zu motivieren. Resümee 32 Die ATIB als mitgliedsstärkste der islamischen Organisationen in Österreich hat ihre Rolle in der muslimischen Community nach Antritt der AKP-Regierung völlig neu konzipiert. Nach dieser Konzeption werden die Grenzen zwischen theologischen und politischen Interessen immer dünner. UETD zeigt sich in diesem Prozess als European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 10 zuverlässiger Partner der Diyanet im Ausland und nimmt gerne die Infrastruktur der ATIB-Vereine in Österreich in Anspruch. 33 Dabei wird die Stellung der ATIB-Vereine in Österreich immer wieder zum Thema politischer Debatten in Österreich darüber, ob man diese Vereine weiterhin als religiöse Vereine in Österreich anerkennen darf, ob die Besoldung der Imame aus der Türkei geduldet werden sollte, usw. Zurzeit läuft sogar ein Auflösungsverfahren gegen die ATIB-Moscheen in Österreich, und die Imame, die aus dem Ausland besoldet werden, bekommen keine Aufenthaltsgenehmigung mehr. 34 All diese Entwicklungen zeigen, dass die ATIB als mitgliedsstärkste türkisch-islamische Organisation in Österreich ihre Stellung völlig neu überdenken muss, so dass sie durch die Öffentlichkeit und Politik als eine unabhängige österreichische Organisation angenommen werden kann. BIBLIOGRAPHY Literaturverzeichnis Aslan, Ednan; Ersan-Akkilic, Evrim; Hämmerle, Maximilian (2018). Islamistische Radikalisierung, Wiesbaden, Springer. Aslan, Ednan; Kolb, Jonas; Yildiz, Erol (2017). Muslimische Diversität. Ein Kompass zur religiösen Alltagspraxis in Österreich, Wiesbaden, Springer. Aslan, Ednan (2016). „Evaluierung ausgewählter Islamischer Kindergärten und -gruppen in Wien. Tendenzen und Empfehlungen.“ Universität Wien, Institut für Islamische Studien. URL: https:// iits.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_iits/Dateien/ Abschlussbericht__Vorstudie_Islamische_Kindergarten_Wien_final.pdf. Aslan, Ednan; Ersan-Akkilic, Evrim; Kolb, Jonas (2015). Imame und Integration, Wiesbaden, Springer. Aydin, Hayrettin; Halm, Dirk; Şen, Faruk (2003). „Euro-Islam“: Das neue Islamverständnis der Muslime in der Migration, Essen, Institut an der Universität Duisburg-Essen. Casassas Canals, Xavier (2007). Islam im Internet (Islamische Webpräsenzen aus Österreich 2004-2007), Universität Salzburg. http://www.arabic-islamic.org/biblioteca/cyberislam/ cyberislam.html. Ekici, Sirvan (2007). „Die Organisationsstruktur der Muslime in Österreich.“ In Andreas Khol, Günther Ofner, Dietmar Halper, Stefan Karner, Alfred Stirnemann (Hrsg.), Österreichisches Jahrbuch für Politik, Wien, Politische Akademie der ÖVP, S. 273-280. http://www.jahrbuch- politik.at/wp-content/uploads/Sirvan-Ekici-Die-Organisationsstruktur-der-Muslime-in- O%CC%88sterreich.pdf. Ertugrul, Sinan (2011). Identität und Integration – eine Analyse der türkischen Vereine in Österreich, Wien, Universität Wien. European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
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Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich 13 activities. Under the umbrella organization of IGGiÖ as the official representative of Muslim organizations, various ethnic-religious societies and associations have established mosques as well as other institutions, such as schools and kindergartens, mainly for their ethnic-religious groups. In recent years, the integration of these ethnic-religious groups has increasingly become the focus of Austria’s integration policy. Among these societies and associations, ATIB, with its dependence on the Bureau of the Turkish Religious Directorate [Diyanet İşleri Başkanlığı], has in recent years been seen as a particular challenge for the settlement of Islamic organizations in Austria. This contribution deals with Diyanet’s political and religious influence on the political and religious affairs of the Turkish population in Austria through the ATIB mosques and the related political consequences. INDEX Keywords: Diyanet, Islam, Austria, IGGiOe, AKP Schlüsselwörter: Diyanet, Islam, Österreich, IGGiOe, AKP AUTHOR EDNAN ASLAN Universität Wien Institut für Islamisch-Theologische Studien European Journal of Turkish Studies, 27 | 2018
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