Seminarunterlagen Grundlagen der Evaluation und Evaluationsinstrumente bei Organisationsreformen - Peters & Co. GmbH ...

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Grundlagen der
Evaluation und Evaluationsinstrumente bei
Organisationsreformen

Seminarunterlagen

Hamburg, am 8. Dezember 2009
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Inhaltsverzeichnis

0. Zentrale Elemente der Bezirksverwaltungsreform
1. Grundlagen und Grundbegriffe
2. Ziele der Evaluation von Reformvorhaben
3. Phasen einer Evaluation
4. Kriterien, Indikatoren und Kennzahlen für Evaluationen
5. Instrumente zur Durchführung von Evaluationen
6. Literaturhinweise
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0. Zentrale Elemente der Bezirksverwaltungsreform
Entsprechend den Senatsdrucksachen 18/2498 und 18/5011 beinhaltet die Bezirksverwaltungsreform
(Beschlussfassung im Juni 2005) die folgenden zentralen Elemente:

             Einführung eines konsequent 2-stufigen Verwaltungsaufbaus mit ministeriell-steuernden Aufgaben in
     den Fachbehörden und bürgerorientierten Durchführungsaufgaben in den Bezirksämtern oder betrieblichen
     Einheiten. Ausdruck dessen sind 20 Entflechtungsvorhaben. (Wie am Beispiel der
             Naturschutzreferate)

            Optimierung und Standardisierung kundenorientierter Verwaltungsprozesse mit Einführung von Fall- oder
            Verfahrensmanagern und Einsatz von E-Government.

            Umfassender Verwaltungsstrukturreform mit einheitlicher Organisation (U.a. neue Dezernatsstruktur und
            Schaffung von Dienstleistungszentren).

            Anforderungsgerechte Ressourcenverteilung, größerer finanzieller Handlungsspielraum der Bezirke sowie
            ein darauf aufbauendes bezirkliches Benchmarking.

            Ein professionelles Controlling und eine Evaluation der Umsetzung ist gemäß dieser Drucksachen
            notwendig wegen der hohen Erwartungen in Politik und Öffentlichkeit und wegen der hohen
            Anfangsinvestitionen.
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1. Grundlagen und Grundbegriffe
Insbesondere wenn Reformvorhaben mit erheblichen Investitionen ( sowohl an finanziellen als auch an
personellen Mitteln) verbunden sind, und wenn diese Mittel durch die Gemeinschaft aufgebracht wurden, ist
eine Auswertung des Erfolges dieser Vorhaben dringend erforderlich. Die Auftraggeber wollen erfahren, ob die
Mittel und die Anstrengungen zielführend waren und ob sich die Investitionen insofern „gelohnt“ haben.

Je nachdem

             welche zentralen Zielsetzung die Reform verfolgt (Kostensenkung, Prozessqualität, Veränderung des
             Selbstverständnisses als Dienstleister, Verlagerung von Aufgaben etc.)

             um welchen Reformgegenstand es geht (Personalentwicklung , Organisationsumbau, Kostenstruktur etc.)

              Welche zeitbezogenen Intentionen in der Auswertung verfolgt werden ( Zeitpunkt, Zeitraum oder       ein
      kontinuierlich währender Prozess etc. )

             Welche Kategorien von Kriterien zur Bewertung der Ergebnisse der Reformvorhaben herangezogen werden
             sollen (Kennzahlen, Indikatoren, Meinungen, Beweise, etc.)

und nicht zuletzt welchen fachlichen Hintergrund der Auftraggeber, die Durchführenden und die Betroffenen einer
Auswertungsprojektes haben, werden unterschiedliche Ansätze verfolgt und Begriffe verwendet.
Zentrale Begriffe wie Evaluation, Controlling, Monitoring und Balanced Scorecard sind zu unterscheiden.
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1. Grundlagen und Grundbegriffe
  Evaluation

  Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Bereich der Bewertung von
  Personalentwicklungsmaßnahmen – insbesondere Bildungs- und sozialer
  Maßnahmen und –einrichtungen sowie aus dem Feld von
  Folgeabschätzungen des Einsatzes sozialer oder arbeitsmarktpolitischer
  Instrumente.

  Evaluation bezeichnet die Summe systematischer Untersuchungen auf
  Basis empirischer Informationen, die ermöglichen, den Wert eines
  Evaluationsgegenstandes einzuschätzen.

  Die Evaluationskriterien und Maßstäbe können vielschichtig sein. Sie
  können sich – müssen sich aber nicht zwingend in der Bewertung von
  Kennzahlen ausdrücken.
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1. Grundlagen und Grundbegriffe

   Controlling

   Der Begriff wird vor allem verwendet im Bereich der Steuerung von
   betriebswirtschaftlichen oder physikalischen Prozessen, die sich in Form
   von Kennzahlen darstellen lassen.

   Im Bereich des Controlling von Reorganisationsprojekten wird
   vorwiegend unterschieden in Wertziele ( wie Budgets, Umsätze, Kosten,
   Wachstum), Leistungsziele (wie Fallzahlen, Kunden, Qualitäts- oder
   Fehlerkennzahlen und Auslastungsgrade) und Akzeptanzziele (
   Sozialplan, FoBi-Stunden, Neueinstellungen, Fluktuation). Dabei können
   die Ziele Abbau- Umbau oder Aufbauziele sein.

   Quelle: Organisationscontrolling, Prof. Dr. Axel Werder, Gabler 2006
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1. Grundlagen und Grundbegriffe

   Monitoring

   Systematische, fortgesetzte Beobachtung und Dokumentation all
   dessen, was sich mit ausgewählten Bereichen verbindet.
   „Monitoring ist nichts Unanständiges, sondern essentieller Bestandteil
   eines jeglichen Wissensmanagements“.

   W+D Wissenschaft + Dokumentation GmbH,

   Gemälde von Ferdinand G. Waldmüller, "Das belauschte Liebespaar".
   Titelbild des Kataloges der Ausstellung der Sammlung Georg Schäfer,
   Schweinfurt, 1978
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1. Grundlagen und Grundbegriffe
  Balanced Scorecard BSC (nach Kaplan und Norton)
  Perspektiven und Elemente

                                                       Finanzperspektive
                                        Welche Ziel-     strat. Mess- Maß- Ziel-
                                        setzungen leiten Ziel größe nahme wert
                                        sich aus den
                                        finanziellen
                                        Erwartungen
                                        unserer Kapital-
                                        geber ab?

                   Kundenperspektive                                                        Prozessperspektive
   Welche Ziele sind strat. Mess- Maß- Ziel-                                Welche Ziele sind strat. Mess- Maß- Ziel-
   hinsichtl. Struktur Ziel größe nahme wert             Vision             hinsichtl. unserer Ziel größe nahme wert
   u. Anforderungen                                       und               Prozesse zu
   unserer Kunden                                       Strategie           setzen, um die
   zu setzen, um die                                                        Finanz- und Kun-
   finanziellen Ziele                                                       denziele erfüllen
   zu erreichen?                                                            zu können?

                                        Welche Ziele sindPotenzialperspektive
                                        hinsichtl. unserer strat. Mess- Maß- Ziel-
                                        Potenziale zu      Ziel größe nahme wert
                                        setzen, um den
                                        aktuellen u. zu-
                                        künftigen Heraus-
                                        forderungen ge-
                                        wachsen zu sein
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1. Grundlagen und Grundbegriffe
  Balanced Scorecard (nach Kaplan und Norton)
  Phasen der Entwicklung einer BSC
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2. Ziele der Evaluation von Reformvorhaben
Die Ziele einer Evaluation von Reformvorhaben können sehr unterschiedlich sein. Sie können
offen und präzise bis verdeckt und vage ausgedrückt sein. In der Regel verfolgen Evaluationen
nicht nur ein Ziel. Die Ziele haben maßgeblichen Einfluss auf die Auswahl von Erfolgskriterien
und Evaluationsinstrumenten.
Ziele einer Evaluation kann es z.B. sein zu den folgenden Fragen Erkenntnisse zu gewinnen:

1.   Sind bestimmte Ziele der Reform erreicht?
2.   Gestaltete sich die Leistungserstellung besser als vorher oder als bei Vergleichsobjekten?
3.   Sind Mittel für die Reform effizient eingesetzt?
4.   Ist der Nutzen bei den Abnehmern größer geworden?
5.   Sind mit der Reform bestehende Engpässe oder Probleme gelöst worden?
6.   Sind Arbeits- und Verhaltensweisen Strategie-konform geändert worden?
7.   Ist die Arbeitszufriedenheit größer als vorher?
8.   Wie zufriedenstellend war der Reformprozess selbst?

Ganz gleich welche inhaltliche Ausrichtung die Ziele haben. Sie müssen möglichst konkret und
beweisbar – am besten messbar sein. Sie müssen möglichst eindeutig Ursache-
Wirkungsbeziehungen abbilden.
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3. Phasen einer Evaluation

       Phasen

  1.   Präzisieren der Auftrags-Ziele und des Gegenstandes der Evaluation

  2.   Festlegen von Kriterienfeldern, Indikatoren und Kennzahlen

  3.   Auswahl der unterschiedlichen Erhebungsinstrumente

  4.   Planen und Durchführen der Erhebungen

  5.   Zusammenfassen der Erhebungsergebnisse

  6.   Bewerten der Evaluationsergebnisse

  7.   Erarbeiten und Abstimmen des Evaluationsberichtes
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4. Kriterien, Indikatoren und Kennzahlen für Evaluationen
▪   Die Kunst besteht darin, passend zu den Zielen der Reform
    möglichst exakt zu formulieren, worin die Erfolgskriterien des
    Reformvorhabens bestehen.
▪   Diese Erfolgskriterien sollten
     ▪ Klar und eindeutig und auch von unabhängiger Stelle nachvollziehbar
        sein.
     ▪ Sie sollten dokumentierbar sein.
     ▪ Sie sollten erhebbar sein. (Mit vertretbarem Aufwand)
     ▪ Ursache-Wirkungszusammenhänge sollten möglichst klar und
        eindeutig sein.
▪   Über die Erfolgskriterien ist möglichst vor Umsetzung des
    Reformvorhabens - zwingend jedoch vor Beginn der Evaluation
    Klarheit zu schaffen.
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4. Kriterien, Indikatoren und Kennzahlen (Beispiele)

 Nr.   Reform-Ziel                       Erfolgskriterium
 1.    Leistungserstellung effizienter   Stückkosten geringer
 2.    Klare Schnittstellen              Keine Doppelarbeiten
 3.    Kundenfreundlicher arbeiten       Wartezeiten geringer
 4.    Kundenfreundlicher arbeiten       Durchlaufzeiten geringer
 5.    Freundlichere Beratung            Positives Kunden-Feedback
 6.    Ganzheitlichere Bearbeitung       Arbeitsinhalte und –zeitanteile
 7.    Zufriedenere Mitarbeiter          Positives Mitarbeiter-Feedback
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5. Instrumente zur Durchführung von Evaluationen
  Zu den Evaluationsinstrumenten gehören sowohl die Methoden der
  empirischen Sozialforschung als auch statistische Verfahren zur
  Erhebung und Auswertung von Daten und betriebswirtschaftliche
  Ansätze zur Kennzahlenermittlung .
  Es gibt eine vielseitige Menge an Analysewerkzeugen, Instrumenten und
  Methoden, die in Hinblick auf Ziele, Art und Umfang der Durchführung
  und Auswertung auf Nützlichkeit geprüft werden müssen.
  Die „Königsmethode“ gibt es nicht. Meist ist ein Methoden-Mix sinnvoll.
  Alle Vorgehensweisen haben spezifische Vor- und Nachteile, die nur vor
  dem Hintergrund der jeweiligen Fragestellung einander gegenübergestellt
  und bewertet werden können.
  In die Überlegungen muss mit einbezogen werden, ob der Einsatz intern
  erfolgen kann oder ob externe Untersuchungsleiter hinzu kommen sollen.
  Jedes gewählte Instrument muss auch unter Datenschutzaspekten
  betrachtet werden und gegebenenfalls mit den Personalvertretungen
  abgestimmt sein.
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5. Instrumente zur Durchführung von Evaluation

Die folgenden Gruppen von Evaluationsinstrumenten lassen sich grob
unterscheiden:

1.   Datenerhebungen
2.   Dokumentenanalyse
3.   Schriftliche oder mündliche Befragung (strukturiert)
4.   Schriftliche oder mündliche Befragungen (qualitativ, offen)
5.   Dialogische Rückmeldeverfahren mit Einzelpersonen (Interviews)
6.   Dialogische Rückmeldeverfahren mit Gruppen
7.   Neutrale Beobachtungen
8.   Kreative, expressive Verfahren
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        5.1 Datenerhebungen

Volkszählung zu Bethlehem 1566
Musees Royaux des Artes, Brüssel
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5.1 Datenerhebungen

   Begriffsbestimmung
Daten sind mit Hilfe vereinbarter Zeichen dargestellte Informationen. Sie
sind an bestimmte Trägermedien gebunden. (Kostendaten, Mengendaten,
Zeitdaten, Fehlerdaten etc.)

Datenerhebung als Evaluationsinstrument bedeutet, die für einen
Evaluationszweck nützlichen Daten in einem angemessenen Zeitraum zu
erheben. Dies kann prinzipiell durch automatische Auswertung des
Workflow, durch digitale oder manuelle Aufschreibungen geschehen. Die
Methoden der Erhebung können exakt (Messungen) , grob oder
qualifiziert geschätzt sein.
    Beispiele
Selbstaufschreibung von Zeiten und Mengen, neutrale Zeitaufnahmen
17

5.1 Datenerhebungen

   Einsatzmöglichkeiten

Eine Datenerhebung wird eingesetzt, wenn die Erfolgskriterien in Form
klassischer Kennzahlen festgelegt wurden.

Je nach Genauigkeitsanforderung der Auftraggeber werden Mess- oder
Schätzverfahren eingesetzt.
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5.2 Dokumentenanalyse

   Begriffsbestimmung
Die Dokumentenanalyse ist eine Erhebungstechnik, um Informationen zu
erschließen, die bereits in unterschiedlichen Informationsquellen als
Dokumente vorliegen. Dies können sämtliche Arten von Unterlagen sein.
Aus diesen Quellen werden jene Informationen entnommen, die für die
vorliegende Fragestellung von Bedeutung sind.

    Beispiele
- Anforderungsprofile
- Stellenbeschreibungen
- Statistiken
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5.2 Dokumentenanalyse

   Einsatzmöglichkeiten

Eine Dokumentenanalyse wird bevorzugt eingesetzt, um entweder eine
Grundlage für weitere Datenerhebungen zu schaffen
(z.B. Ausgangslagenbeschreibung, Ressourceneinsatz)
oder erhobene Daten zu untermauern
(z.B. erhöhtes Überstundenaufkommen/
Krankenstand).

Außerdem wird sie eingesetzt um zu
prüfen, inwieweit geplante Ver-
Änderungen in den neuen Vorgaben,
Anweisungen etc. umgesetzt sind.
20

5.3 Schriftliche oder mündliche Befragung (strukturiert)

   Begriffsbestimmung
Unter strukturierten schriftlichen oder mündlichen Befragungen versteht
man eine Datenerhebung auf der Grundlage eines Fragebogens. Die
Fragen sind in der Regel geschlossene Fragen, d.h. die
Antwortmöglichkeiten beschränken sich auf ja/nein oder die Auswahl
einer Skalierungsmarke (z.B. triff voll zu, trifft zu, trifft nicht zu).
Die Fragebögen werden einem unter Repräsentationsgesichtspunkten
ausgewählten Personenkreis vorgelegt.

   Beispiele
- elektronische Fragebögen
- Fragebögen, die von einer Mittelsperson ausgefüllt werden
21

5.3 Schriftliche/mündliche Befragung (strukturiert)

   Einsatzmöglichkeiten
Fragebögen sind gut geeignet, um sich ein Bild von Mitarbeiter- oder
Kundenmeinungen zu bestimmten Themen und Prozessen zu machen.
Für eine Mitarbeiterbefragung empfiehlt es sich, den Fragebogen in
elektronischer Form vorzulegen, um das Auslesen der Daten zu
vereinfachen.
Kundenbefragungen finden hohe Akzeptanz,
wenn eine Mittelsperson die Befragten durch
den Fragebogen führt und diesen
auch ausfüllt.
Ergebnisse strukturierter Befragungen
lassen sich gut vergleichen oder sogar in
Kennzahlen auswertbar machen. (Beispiel:
Ermitteln der durchschnittlichen Kundenzufriedenheit).
22

5.4 Schriftliche/mündliche Befragung (qualitativ, offen)
   Begriffsbestimmung
Unter offenen schriftlichen oder mündlichen Befragungen versteht man
eine Informationserhebung auf der Grundlage eines thematischen
Rahmens. In der Interviewsituation ist der Interviewer frei bei der
Formulierung und Reihenfolge der Fragen, und er kann – je nach Antwort
des Interviewpartners – auch weiterführende, nicht vor-definierte Fragen
stellen.
Die Fragen sind offene Fragen, d.h. die Antwortmöglichkeiten sind nicht
durch eine Skalierung vorgegeben. Auch hier gibt es die Möglichkeit, den
Befragten auf Grundlage eines thematischen Rahmens um schriftliche
Aussagen zu bitten.

   Beispiele
- Interviews zur Vorbereitung von standardisierten Befragungen
- Interviews zu schwierigen Themen, die sich schlecht skalieren lassen
23

5.4 Schriftliche/mündliche Befragung (qualitativ, offen)

   Einsatzmöglichkeiten
Reine offene, nicht standardisierte Befragungen/Interviews
kommen eher selten zum Einsatz, denn die Auswertung ist
mühsam und zeitaufwendig.
Sie sind u. U. sinnvoll, um sich einen ersten Überblick über
ein komplexes Thema zu verschaffen (z.B. um einen standardisierten
Fragebogen zu entwickeln) oder wenn es bei der Befragung um sehr
sensible Themen geht.
Häufiger werden einem standardisierten Fragebogen einige offene
Fragen beigemischt, die nicht auf der Hauptziellinie liegen, aber von
deren Beantwortung man sich eine gute Ergänzung, neue Aspekte oder
subjektive Einschätzungen zu den evaluierten Punkten erhofft.
24

5.5 Dialogische Rückmeldeverfahren (Einzelpersonen)

   Begriffsbestimmung
Es handelt sich hierbei um Interviewtechniken, bei denen bewusst aus der
Beantwortung ausgewählter Fragen oder Wertungen ergänzende
Äußerungen der interviewten Personen erbeten werden. Mit diesen
Rückmeldungen wird dann im Interview gezielt weiter gearbeitet.

   Beispiele
Problemorientierte Interviews, die zunächst den Grad der
Übereinstimmung mit qualitativen Wertungen z.B. zum Thema „Qualität
der Führung“ beginnen.

   Einsatzmöglichkeiten
Interviews zu Qualität der Einbeziehung von Mitarbeitern in einen
Prozess.
25

5.6 Dialogische Rückmeldeverfahren mit Gruppen
   Begriffsbestimmung
Das dialogische Rückmeldeverfahren mit Gruppen stellt hohe
Anforderungen an den Interviewer/Übungsleiter, bringt aber – bei
optimaler Zusammensetzung der Gruppe bzw. des Workshops - sehr
wertvolle Ergebnisse, die weit über Erkenntnisse aus Einzelinterviews
hinaus gehen.
Der Moderator führt das Interviews anhand von Leitfragen, die einerseits
dem Gespräch ein Gerüst verleihen und sicherstellen, dass kein wichtiger
Aspekt in der Hitze der Diskussion vergessen wird, andererseits aber
genügend Spielraum für spontan aus der Interviewsituation heraus
entstehende Fragen geben.
   Beispiele:
- Moderierte Workshops
- Interviewrunden
26

5.6 Dialogische Rückmeldeverfahren mit Gruppen

    Einsatzmöglichkeiten
Dialogische Rückmeldeverfahren mit Gruppen eignen sich besonders um
Standards zu entwickeln, zur Verdeutlichung von vermutlich kontroversen
Sichtweisen oder um unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen aus
verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Die Dynamik einer Diskussion
wird hierbei ebenso genutzt wie die Gesprächsanreize durch die
Meinung/Aussage anderer.
Experteninterviews, Interviews mit Schnittstellenpartnern
oder moderierte Workshops zum Thema Schnittstellen
sind sinnvollen Einsatzmöglichkeiten, um einen
Reformprozess zu evaluieren.
27

5.7 Neutrale Beobachtung

   Begriffsbestimmung
Eine neutrale zielgerichtete Beobachtung liefert Informationen, die durch
eine instruierte Person erhoben werden. Die Informationen können dabei
in Form von Protokollen oder Notizen oder aber als Ton- oder
Videoaufzeichnung vorliegen. Beobachter sollten geschult sein und
wissen, wie sie den Einfluss ihrer eigenen Sichtweise auf die Dinge, die
sie beobachten, reduzieren.

   Beispiele
Teilnehmende bzw. nicht-teilnehmende Beobachtung (Beobachter wird
aktiver Bestandteil des Geschehens bzw. „blickt“ von außen). Offene oder
verdeckte Beobachtung von Arbeitsprozessen.
28

5.7 Neutrale Beobachtung

   Einsatzmöglichkeit
Die neutrale Beobachtung kann in der Regel nur sinnvoll bei kleineren
Beobachtungseinheiten eingesetzt werden, z.B. zur Erfassung von
Handhabungsproblemen oder zur Erfassung von Vorgehensweisen.
Sonderfall: Beobachtung von Sitzungsverläufen etc.
29

5.8 Kreative, expressive Verfahren

   Begriffsbestimmung
Bei kreativen, expressive Verfahren nähert man sich einem Problem,
indem logisch-rationale Erwägungen zur Fragestellung bewusst in den
Hintergrund treten, um Raum zu schaffen für eine spielerische Näherung
an das Problem/die Fragestellung.

   Beispiele
- Rollenspiele
- Systemische Aufstellungen
30

5.8 Kreative, expressive Verfahren

   Einsatzmöglichkeiten
Kreative, expressive Verfahren eignen sich nur für den Einsatz in einer
kleinen Gruppe; sie werden in der Regel im Rahmen von Seminaren oder
Workshops eingesetzt, für einen „isolierten“ Einsatz sind sie eher
ungeeignet. Gut geeignet sind einige dieser Verfahren, um
Beziehungsgeflechte in einer Abteilung, wirkliche oder empfundene
Hierarchien und Abhängigkeiten zu verdeutlichen.
Ein erfahrener Übungsleiter ist von großer Bedeutung, damit die
„Spielereien“ nicht solche bleiben, sondern zu dem gewünschten Erfolg
führen.
31

5.9 Eignung von Instrumenten (1)
Datenerhebungen
Vorteil             Nachteil         Ressourcenaufwand      Geeignet

Hohe Akzeptanz der Widerstand        Gering, wenn Daten     Bei Durchlaufzeiten,
Ergebnisse           wegen Angst vor digital bereitstehen   Bearbeitungszeiten,
                     Kontrolle                              Fallzahlen etc. als
                     möglich                                Erfolgskriterien
Hohe
Vergleichbarkeit der
Ergebnisse
32

5.9 Eignung nach Evaluationsfragestellungen (2)
Dokumentanalyse
 Vorteil            Nachteil         Ressourcenaufwand     Geeignet

 Geringer Aufwand   Möglicherweise  Abhängig vom Umfang    Ausgangslagen-
 bei der            geringe         zu analysierende       beschreibung
 Datenerhebung      Aktualität      Materials und der
                                    Datenpflege im
                                    Untersuchungsbereich
 Unabhängig von     Unterlagen sind Entwicklung eines      Übersicht
 Erreichbarkeit/    möglicherweise Auswertungsschemas      Leistungsspektrum
 Teilnehmen         unvollständig
 bestimmter         oder für die
 Personen           Untersuchung
                    nicht passend
 Betriebsablauf                                            Ressourceneinsatz
 bleibt ungestört
33

5.9 Eignung von Instrumenten (3)
Schriftliche/mündliche Befragung (strukturiert)
 Vorteil             Nachteil              Ressourcenaufwand          Geeignet
 Viele Personen      Rücklauf oft          Die Entwicklung der        Mitarbeiterbefragung
 können gleichzeitig gering, wenn          „richtigen“ Fragen
 befragt werden      freiwillig und ohne   erfordert Zeit und
                     Anreiz                Erfahrung
 Akzeptanz von       Die Bedingungen,      Fragebögen sind eine       Kundenbefragung
 schriftlichen       unter denen der       effiziente Methode.
 Befragungen ist in Bogen ausgefüllt       (Insbesondere Online-
 der Regel hoch      wird, sind nicht      Fragebögen)
                     kontrollierbar
 Kundenfragebogen                          Kundenfragebogen mit
 mit Interviewer:                          Interviewer:
 Unklarheiten                              Hoher Personalbedarf
 können sofort                             für die Befrager, langer
 beseitigt werden                          Befragungszeitraum
34

5.9 Eignung von Instrumenten (4)
Schriftliche/mündliche Befragung (qualitativ, offen)
Vorteil                Nachteil           Ressourcenaufwand        Geeignet
Keine                  Schlecht           Erfahrener Interviewer ist Um Überblick über
vorformulierten        strukturierte      unverzichtbar              komplexe Themen
Fragen –               Interviewpartner   Dokumentation über         zu bekommen
Möglichkeit spontan    bringen wenig      Protokollant oder
zu fragen              Zielführendes      Bandmitschnitt
Interviewter hat das                                                 Als Basis zur
Gefühl „alles                                                        Entwicklung
sagen“ zu können.                                                    strukturierter
Hohe Motivation                                                      Interviews
                                          Dokumentation und          Bei sensiblen
                                          Auswertung sind            Themen
                                          aufwendig
35

5.9 Eignung von Instrumenten (5)
Dialogische Rückmeldeverfahren mit Einzelpersonen

Vorteil           Nachteil           Ressourcenaufwand        Geeignet
Jede einzelne     Anschließendes    Dokumentationen sind      Führungskräfte-
Meinung wird      Feedback über die wichtig und kosten viel   Interviews zur
berücksichtigt.   Ergebnisse ist    Zeit.                     Prozessqualität
                  nötig
36

5.9 Eignung von Instrumenten (6)
Dialogische Rückmeldeverfahren mit Gruppen
Vorteil             Nachteil            Ressourcenaufwand        Geeignet
Die Dynamik einer   Bei ungünstiger     Das Zusammenstellen      Interviews mit
Diskussion wird     Gruppenzusam-       der Gruppe/n erfordert   Schnittstellen-
genutzt             mensetzung evtl.    Zeit und Fachkenntnis    partnern
                    Hemmungen
                    etwas zu äußern
Die Meinung         Alle Eingeladenen   Dokumentation und        Interviews mit
anderer kann direkt müssen zu einem     Auswertung sind          internen oder
mit der eigenen     gemeinsamen         aufwendig                externen Experten
abgeglichen         Termin finden.
werden

                                                                 Moderierte
                                                                 Workshops
37

5.9 Eignung von Instrumenten (7)
Neutrale Beobachtung
Vorteil                Nachteil             Ressourcenaufwand     Geeignet
Relevante              Das Verhalten von    Hängt von der Zahl der Erfassung von
Informationen, die     Beobachteten ist     Beobachtungen ab       Handhabungs-
den Beobachteten       evtl. nicht                                 problemen
nicht bewusst sind,    authentisch
können evtl.
gewonnen werden
Bewusste oder          Die Subjektivität    Vor- und              Erfassung von
unbewusste             des Beobachters      Nachbereitung sind    Vorgehensweisen
Falschinformationen    ist nicht komplett   aufwendig
können in einigen      auszuschalten
Bereichen korrigiert
werden
38

5.9 Eignung von Instrumenten (8)
Kreative, expressive Verfahren
 Vorteil                  Nachteil            Ressourcenaufwand Geeignet
 Durch den                Nicht für jeden     Übungsleiter braucht     Um Führungspro-
 spielerischen Umgang     geeignet.           viel Erfahrung           bleme oder
 mit Problem-             Teilnehmende                                 Probleme mit der
 fragestellung oft gute   müssen sich auf das                          Leitung
 Ergebnisse               Verfahren einlassen                          aufzudecken
                          wollen.
 Den Teilnehmenden                            Finden in der Regel im
 werden zum Teil                              Rahmen von
 Dinge klar, die sie                          Seminaren bzw.
 vorher nicht so                              Workshops statt
 gesehen haben –
 nicht so sehen
 konnten
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5. Instrumente zur Durchführung einer Evaluation
   (am Beispiel Dienstleistungszentren)

   Nr.   Erhebungsinstrument              Inhaltliche Schwerpunkte
   1.    Ausgangslagenbeschreibung        Übersicht über Leistungsspektrum, Öffnungszeiten
                                          Arbeitsteilung und Ressourceneinsatz
   2.    Quantitative Datenerhebung       Übersicht der Kundenzahlen, Anliegen, Warte- und
         (Kunden-Tool)                    Bearbeitungszeiten in den Eingangsbereichen
   3.    Direkte, strukturierte           Kundenerfahrungen, Kundenzufriedenheit,
         Kundenbefragung (Interviews)     Wartezeiten und Erreichbarkeit
   4.    Qualitative Befragung externer   Überblick zur Entwicklung der Kundenzufriedenheit
         Experten (Repräsentanten)        mit dem neuen DLZ-Konzept insgesamt
   5.    Schriftliche Mitarbeiter-        Mitarbeiterzufriedenheit mit Arbeit und Prozessen
         Befragung im Eingangsbereich     im DLZ-Eingangsbereich
   6.    Qualitative Prozess-             Indizien zur Reibungslosigkeit der Prozesse
         Workshops in jedem DLZ mit       zwischen Eingangsbereichen und Büro-/Back-
         internen Prozess-Experten        Office-Bereichen feststellen
   7.    Ausgewählte                      Erfassen der Erfahrungen und subjektiven
         problemorientierte               Einschätzungen von Führungskräften zu
         Themenrunden in den WBZ          ausgewählten Problemen
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6. Literaturhinweise

   J. Bortz, N. Döring, Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und
   Sozialwissenschaftler, 3., überarbeitete Auflage, Heidelberg 2005

   H. Holling (Hrsg.), Grundlagen und statistische Methoden der Evaluationsforschung,
   Göttingen 2009

   K. Schedler, I. Proeller, New Public Management, 2. Auflage, Bern, Stuttgart, Wien 2003

   James R. Sanders (Hrsg.) Handbuch der Evaluationsstandards

   DeGEval e.V., Empfehlungen für Auftraggebende von Evaluationen

   Organisationscontrolling, Konzepte und Praxisbeispiele, Axel v. Werder u.a. , Gabler 2006

   Evaluationsbericht Dienstleistungszentren der Hamburger Bezirksverwaltung, 2009 (N/DLZ)
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