Strategie Europa 2020 - Auswirkungen auf die Zukunft der Kohäsionspolitik am Beispiel des Europäischen Sozialfonds in Rheinland-Pfalz - ESF ...
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EUROPÄISCHE UNION Europäischer Sozialfonds Strategie Europa 2020 - Auswirkungen auf die Zukunft der Kohäsionspolitik am Beispiel des Europäischen Sozialfonds in Rheinland-Pfalz Ralf Escher M.A., Mag.rer.publ. 21.10.2011
Gliederung I. Die Strategie Europa 2020 1. Von der Lissabon-Strategie zu Europa 2020 2. Aufbau und Ziele der Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung II. Auswirkungen auf den ESF ab 2014 1. Überblick über den ESF in Rheinland-Pfalz 2. Strategische und programmatische Ausrichtung 3. Inhaltliche Ausrichtung III. Fazit und Ausblick
I. Die Strategie Europa 2020 1. Von der Lissabon-Strategie zu Europa 2020 „Die Union hat sich heute ein neues strategisches Ziel für das kommende Jahrzehnt gesetzt: das Ziel, die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen […], der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen.“ (Europäischer Rat, März 2000, Lissabon) „Wie die weltweiten Folgen der Finanzkrise gezeigt haben, verändert sich die wirtschaftliche Wirklichkeit schneller als die politische. Wir können nicht umhin anzuerkennen, dass die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung auch nach einer entschlosseneren und kohärenteren Antwort der Politik verlangt.“ (J. M. Barroso, März 2010)
I. Die Strategie Europa 2020 1. Von der Lissabon-Strategie zu Europa 2020 1.1. Das (relative) Scheitern der Lissabon-Strategie Negative Feststellungen: • Die Ziele waren zu ambitioniert und wurden nicht erreicht • Die strategische Ausrichtung war zu breitgefächert • Mangelnde Kopplung an andere Instrumente und Initiativen • Reformen wurden nur langsam und uneinheitlich umgesetzt • Kritik an der offenen Methode der Koordinierung (OMK)
I. Die Strategie Europa 2020 1. Von der Lissabon-Strategie zu Europa 2020 1.1. Das (relative) Scheitern der Lissabon-Strategie Positive Feststellungen: • Fortschritte bei der Beschäftigungsquote • Beitrag zu Konsens über die notwendigen Reformen in der EU • Strukturreformen wurden angegangen • Fortschritte beim Politischen Lernprozess / Best Practice • Stärkung des Partnerschaftsprinzips
I. Die Strategie Europa 2020 1. Von der Lissabon-Strategie zu Europa 2020 1.2 Forderungen an den Post-Lissabon-Prozess • Konzentration auf wenige und erreichbare Ziele • Strategie soll mehrjährig und sektorenübergreifend sein • Stärkung der sozialen und ökologischen Dimension • Stärkere Kopplung aller Politiken und Initiativen an die Strategie • Mehr Eigenverantwortlichkeit der Mitgliedstaaten (ownership) • Stärkere Verbindlichkeit der Koordinierungsprozesse • Wirtschaftspolitische Steuerung
I. Die Strategie Europa 2020 2. Aufbau und Ziele der Strategie Europa 2020 2.1 Drei Politische Prioritäten • Intelligentes Wachstum: Die Entwicklung einer auf Wissen und Innovation gestützten Wirtschaft • Nachhaltiges Wachstum: Die Förderung der Ressourcen schonenden, umweltfreundlichen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft • Integratives Wachstum: Die Förderung einer beschäftigungsintensiven Wirtschaft mit starkem sozialen und territorialen Zusammenhalt
I. Die Strategie Europa 2020 2. Aufbau und Ziele der Strategie Europa 2020 2.2 Fünf Kernziele • Beschäftigungsziel: Erhöhung der Beschäftigungsquote von 69% auf 75% • FuE-Ziel: Erhöhung FuE-Investitionen von 1,9% auf 3% des BIP • Klimaziel: 20/20/20 (Treibhausgasreduktion, Steigerung Anteil Erneuerbare Energien, Steigerung der Energieeffizienz in %) • Bildungsziel: Reduzierung der Schulabbrecherquoten von 15% auf 10 % und Erhöhung des Anteils der Hochschulabsolventen (30-34 Jahre) von 31% auf mind. 40% • Armutsziel: Reduzierung der Anzahl der von Armut bedrohten Menschen um 20 Mio.
I. Die Strategie Europa 2020 2. Aufbau und Ziele der Strategie Europa 2020 2.3 Sieben Leitinitiativen • Handlungsrahmen für Einzelmaßnahmen und Aktionsprogramme Leitinitiative Politische Priorität Innovationsunion Intelligentes Wachstum Jugend in Bewegung Intelligentes Wachstum Digitale Agenda für Europa Intelligentes Wachstum Ressourcenschonendes Europa Nachhaltiges Wachstum Industriepolitik i. d. Globalisierung Nachhaltiges Wachstum Agenda für neue Kompetenzen Integratives Wachstum EU-Plattform Armutsbekämpfung Integratives Wachstum
I. Die Strategie Europa 2020 2. Aufbau und Ziele der Strategie Europa 2020 2.4 Zehn „Integrierte Leitlinien“ • Konkretisieren die Strategie Europa 2020 und geben Rahmen für die Umsetzung in den Mitgliedstaaten vor Wirtschaftspolitische Beschäftigungspolitische Leitlinien Leitlinien 1. Öffentliche Finanzen 7. Beschäftigungsquote 2. Makroökonom. Ungleichgewichte 8. Qualifizierung von Arbeitskräften 3. Ungleichgewichte in Eurozone 9. Bildungssysteme 4. FuE und digitale Wirtschaft 10. Armutsbekämpfung 5. Ressourceneffizienz und CO² 6. Rahmen Unternehmen / Industrie
I. Die Strategie Europa 2020 2. Aufbau und Ziele der Strategie Europa 2020 Politische Prioritäten Thematischer Ansatz Kernziele Leitinitiativen Berichterstattung Integrierte Leitlinien / Makroökonomische Überwachung
I. Die Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung „Alle politischen, gesetzgeberischen und finanziellen Instrumente der EU sollten für die Ziele der Strategie mobilisiert werden.“ (Kommission 2010) „Das Fundament der Strategie sollen ein thematischer Ansatz und eine zielgerichtete Überwachung der einzelnen Länder bilden; hierbei wird auf bereits vorhandene wirksame Koordinierungsinstrumente zurückgegriffen.“ (Kommission 2010)
I. Die Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung 3.1 Das Europäische Semester • Governance-Mechanismus zur Strategie-Umsetzung: „Neue EU-Ordnungspolitik“ • Makroökonomischer Monitoring- und Koordinierungszyklus • Ex-ante-Koordinierung der nationalen Wirtschafts- und Haushaltspolitiken im ersten Halbjahr • Nationale Reformprogramme (NRP) und Stabilitäts- und Konvergenzprogramme (SKP) werden aufeinander abgestimmt • Europäischer Rat leitet „länderspezifische Empfehlungen“ ab • Umsetzung der Empfehlungen im zweiten Halbjahr (Überwachung)
I. Die Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung 3.1 Das Europäische Semester • Januar: Vorlage des Jahreswachstumsberichts mit Vorschlägen für wirtschaftspolitische Prioritäten durch die Kommission • März: Annahme der Vorschläge durch den Europäischen Rat • April: Annahme NRP und SKP • Juni: Ableitung von „länderspezifischen Empfehlungen“ durch die Kommission und Annahme durch den Europäischen Rat • Juli-Dezember: Umsetzung der Empfehlungen in den MS • Januar: Bewertung der Umsetzung im Jahreswachstumsbericht
I. Die Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung 3.1 Das Europäische Semester 5 Kernziele Integrierte Leitlinien Stabilitäts- und Wachstumspakt Makroökonomische Thematische Fiskalische Überwachung Koordinierung Überwachung Nationale Stabilitäts- und Reformprogramme Konvergenzprogramme
I. Die Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung 3.2 Das Nationale Reformprogramm Deutschlands • Handlungsgerüst für Verwirklichung der Europa 2020-Strategie in den Mitgliedstaaten auf Grundlage der Integrierten Leitlinien • Übersetzung der Kernziele in nationale Ziele • Übersicht über politische Maßnahmen von Bund und Ländern zur Umsetzung der politischen Prioritäten und Kernziele • Novum: 2011 erstmals strukturierte Beteiligung der Länder über Fachministerkonferenzen und MPK • Ergebnis: Länderbeiträge finden kaum Berücksichtigung; Kommission nur teilweise zufrieden mit NRP Deutschland; EU-weit werden die Kernziele bis 2020 nur teilweise erreicht
I. Die Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung 3.2 Das Nationale Reformprogramm Deutschlands Indikator Lissabon Europa 2020 NRP (D) Stand ‘10 (D) Beschäftigungs- 70 % (15-64 J.) 75 % (20-64 J.) 77 % (20-64 J.) 74,9 % (20-64 J.) quote gesamt Beschäftigungs- 60 % (15-64 J.) k. A. 73 % (20-64 J.) 69.6 % (20-64 J.) quote Frauen Beschäftigungs- 50 % k. A. 60 % 57 % quote Ältere Akademiker- k. A. 40 % 42 % 40,8 % (29,4 %) quote (30-34 J.) Schulabbrecher- k. A. 10 % 10 % 11,1 % quote Armutsziel k. A. - 20 Mio. - 660.000 16,2 Mio. ( - 330.00)
I. Die Strategie Europa 2020 3. Instrumente der Umsetzung 3.3 Länderspezifische Empfehlungen • Die Empfehlungen werden auf Grundlage sämtlicher im Rahmen des Europäischen Semesters vorliegenden Informationen über die Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Sozialpolitik verfasst • Die Empfehlungen konzentrieren sich auf eine begrenzte Anzahl von Schlüsselreformen • Die Empfehlungen sind präzise formuliert (Anspruch) • Umsetzungsfristen • Verwarnung bei Nichtumsetzung (Art. 121 Abs. 4 AEUV)
II. Auswirkungen auf den ESF 1. Die Kohäsionspolitik in der FP 2007-2013 • Politik zur Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts • Umsetzungsinstrument EU-Strukturfonds: 347 Mrd. Euro, EFRE 201 Mrd., ESF 76 Mrd., Kohäsionsfonds 70 Mrd. Ziel 3 Ziel 2 Ziel 1
II. Auswirkungen auf den ESF 1. Die Kohäsionspolitik in der FP 2007-2013 • Ziel 1 Konvergenz (rot): Pro-Kopf-BIP < 75 % • Ziel 2 RWB (blau) • Phasing-out / Phasing-in (hellrot)
II. Auswirkungen auf den ESF 2. Der ESF in Rheinland-Pfalz (2007-2013) • 113,7 Mio. Euro zur Förderung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (Ziel 2) • Jährlich rund 300 arbeitsmarktpolitische Projekte mit rund 40.000 Teilnehmenden • Steigerung der Anpassungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Beschäftigten und Unternehmen (24 Mio.) • Verbesserung des Humanvermögens (40 Mio.) • Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung sowie der sozialen Eingliederung von benachteiligten Personen (45 Mio.) • Querschnittsziele Chancengleichheit, Nachhaltigkeit und Transnationale Zusammenarbeit
II. Auswirkungen auf den ESF 3. Strategische u. programmatische Auswirkungen „Behörden können nicht länger erwarten, dass sie die ihnen zugesprochenen Mittel nach eigenem Gutdünken ausgeben können. Jeder Förderantrag muss jetzt eine eindeutige Verbindung zu den gemeinsam vereinbarten Zielen und Prioritäten aufweisen. Damit wird jeder einzelne ausgegebene Euro zu einem Mehrzweck-Instrument. Ein Euro kann gleichzeitig den Zusammenhalt stärken, die Energieeffizienz fördern, die Bewältigung des Klimawandels erleichtern und soziale verfolgen.“ (J. M. Barroso, 2011)
II. Auswirkungen auf den ESF 3. Strategische u. programmatische Auswirkungen • Integrierter Ansatz: RahmenVO für KF, EFRE, ESF, ELER, EMF • Einführung neuer Instrumente und Mechanismen zur Verbesserung der Ergebnisorientierung und Überwachung • Stärkung der strategischen Programmplanung: Investitions- partnerschaft zwischen EU und MS mit Zielvereinbarungen • Stärkung der Leistungsfähigkeit durch Konditionalität (ex ante und ex post, Verknüpfung mit Stabilitäts- und Wachstumspakt) und Anreize (Leistungsreserve von 5 %) • Verbesserung der Wirksamkeit durch thematische Konzentration • Ergebnisorientierung: gemeinsame Output- / Ergebnisindikatoren • Stärkere Einbindung von Sozialpartnern und Stakeholdern
II. Auswirkungen auf den ESF 3. Strategische u. programmatische Auswirkungen Strukturfondsverordnungen FP 2014-2020 FP 2007-2013 Gem. Strategischer Rahmen Kommission Nationaler Strateg. Rahmenplan Mitgliedstaat Partnerschaftsvereinbarung Kommission – Mitgliedstaat Operationelle Programme Operationelle Programme Mitgliedstaaten und Regionen Mitgliedstaaten und Regionen
II. Auswirkungen auf den ESF 4. Inhaltliche Auswirkungen • Orientierung der Strukturfonds an den Kernzielen, Leitinitiativen und Integrierten Leitlinien • Weniger nationale bzw. regionale Spielräume bei der inhaltlichen Ausrichtung der operationellen Programme • Konzentration von 80 % der Mittel (bzw. 70 % und 60%) auf bis zu vier von achtzehn Investitionsprioritäten • Mindestens 20% der Mittel sind für das thematische Ziel „Förderung der sozialen Eingliederung und Bekämpfung der Armut“ vorzusehen • Erhöhung des Finanzierungssatzes um 10 % bei Prioritätsachsen für soziale Innovation oder transnationale Zusammenarbeit
III. Fazit und Ausblick • Kontinuität: wesentliche Inhalte und Strukturen der Lissabon- Strategie bleiben in Europa 2020 erhalten • Europa 2020 ist klarer strukturiert und verbindlicher • Wesentliche Neuerungen: verstärkte Überwachung, Sanktions- mechanismen (Verwarnungen, Konditionalität), wirtschafts- politische Steuerung im Rahmen des Europäischen Semesters • Die Prozesssteuerung ist das Ziel • Europäisches Semester ist verfahrensmäßig verbesserungswürdig • Einbußen an nationaler Souveränität • Strukturfonds sind wichtige Instrumente zur Strategie-Umsetzung • ESF erhält neue Interventionsbereiche bzw. –schwerpunkte • Konditionalität führt nicht zur Vereinfachung der ESF-Umsetzung
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