Sicher auf dem Rad? - Augenfällig Hannover und Utrecht im Vergleich ADFC-Jubiläum Viel getan - noch viel zu tun - HannoRad
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| 2020
Die Fahrrad-Zeitschrift des ADFC
3
für die Region Hannover | November bis Februar
Sicher auf
dem Rad?
❚ Augenfällig
Hannover und Utrecht
im Vergleich
❚ ADFC-Jubiläum
Viel getan –
noch viel zu tun
2 HannoRad 3. 2020 | AUS DEM REGIONSVERBAND/LESERFORUM
Einladung
++++++ LESERFORUM +++++ zur Mitgliederversammlung des Allgemeinen
Deutschen Fahrradclubs Region Hannover e.V.
am Freitag, den 19. Februar 2021 um 18 Uhr im Freizeitheim Vahren-
Denglisch wald (großer Saal), Vahrenwalder Straße 92, Hannover
Ich bitte Sie um eine Übersetzung ins Deutsche bzw. eine Beschreibung der
Bedeutung für die folgenden Begriffe aus der aktuellen HannoRad Zeit- Tagesordnung:
schrift: „Pop-up-Bike-Lanes” und „Dooring-Zone”. 1. Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit
Siegfried Fritzsche 2. Genehmigung der Tagesordnung
3. Wahl eines Versammlungsleiters
4. Vortrag/Referat
Antwort der Redaktion:
5. Bericht des Vorstands
Wir werden uns bessern. Die sogenannte „Dooring-Zone“ ist der Platz,
6. Bericht der Kassenprüfer
den eine geöffnete Autotür benötigt. „Pop-up-Bike-Lanes“: Es handelt
7. Aussprache über den Bericht des Vorstands und Entlastung
sich um einen kurzfristig installierten Radweg, der in der Regel durch des Vorstands
die Umwidmung des rechten Fahrstreifens oder eines bisherigen Park- 8. Vorstellung und Verabschiedung des Haushaltsplans 2021
streifens entsteht, meist mit Baken und Linien abgegrenzt. 9. Wahl der Delegierten zur Landesversammlung
10. Anträge (Eingangsfrist beim Vorstand: 12. Februar 2021)
Dank an die Redaktion 11. Verschiedenes
Ich möchte mich hiermit für dieses Heft voller sinnvoller Informationen be-
danken. Das beste Heft der letzten 30 Jahre. Danke. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen.
Friedrich Bertram Das Vorstandsteam des ADFC Region Hannover
Anmerkung: Zur Einhaltung der pandemieüblichen Abstandsregeln
Mediales Ablenkungsmanöver
haben wir für diese Mitgliederversammlung den großen Saal im
In der Hannorad 2/20 werden Beispiele für sog. Pop-up-Radwege in Han-
Freizeitheim reserviert.
nover genannt. Das sind aber allesamt Straßen mit vorhandenen wenn
auch teils als unzureichend empfundenen Radverkehrsanlagen. Warum
denkt denn niemand an die Göttinger Straße in Linden-Süd, die stadtein-
wärts keinen Radweg hat, dafür eine überbreite zweispurige Fahrbahn?
Seit Jahren wird das bemängelt und nichts wird getan! Dabei ist das Rad-
Potenzial durch die Einzelhandels- und Firmenansiedlungen eigentlich kehr hat – und der blieb natürlich erlaubt. … Eine coronare Volksverdum-
enorm. Auf der Hanomag-Seite ist immerhin ein Kombiweg vorhanden. mung, so ehrlich sollte man sein!
Gegenüber kann man es in der provisorischen Berliner Form testen. Andreas Domberg
Zu einem weiteren Thema: „Bescheidener Erfolg: Zwei Straßen Antwort der Redaktion:
wurden am Wochenende gesperrt . . .“ Sende uns ein Foto von der Situation, das vermittelt, dass auch dort ein
Ist eigentlich niemand aufgefallen, was das für ein mediales Ablenkungs- Pop-up-Radweg sehr angebracht wäre. Wir haben uns verschiedentlich
manöver der Stadtoberen war? etwa für Pop-up-Radspuren auf der Hildesheimer Straße eingesetzt. Und
Die Waldchaussee ist eine nicht gewidmete Straße, die jedes Wochenende dazu u.a. im Rahmen von www.umsteigen/aufsteigen.de einen Workshop
zeitweise gesperrt ist, diese Zeiten wurden nur leicht erweitert. Die Straße angeboten, der sich mit der Umgestaltung befasste. Es ist gut, wenn du wie
Am Großen Garten ist eine lange Sackgasse, die ohnehin nur Anliegerver- viele andere dabei mitwirkst.
Und hier das Foto
von Andreas
Domberg, das die
Situation an der
Göttinger Straße
zeigt: Fahrbahn-
breite 7,4 Meter.
FOTO: ANDREAS DOMBERG
INHALT | HannoRad 3. 2020 3
Inhalt
Einladung zur Mitgliederversammlung.............................................................. 2
Leserforum...................................................................................................................... 2
Editorial............................................................................................................................. 3
Impressum....................................................................................................................... 3
SCHWERPUNKT – SICHER RADFAHREN
Sicher und entspannt – Radeln in Utrecht....................................................4–6
Nur für Unerschrockene – Radfahren in Hannover .................................. 7–8
Dafür tritt der ADFC Stadt Hannover ein ........................................................... 9
Liebe Leserinnen und Leser, Tipps zum sicheren Radfahren ............................................................................... 9
Überholen ist nicht möglich – gemeinsame Aktion von ADFC
H annover sieht sich selbst gern als fahrradfreundliche Stadt. Beim
Fahrradklimatest 2018 belegte die Stadt den 2. Platz von 14 Groß-
städten über 250.000 Einwohner. Alles in Ordnung also? Weit gefehlt!
und Polizei Hannover................................................................................................10
Bei Verkehrsunfällen getötete Radfahrende...................................................10
Was gilt? Die neue StVO........................................................................................... 11
Sie erreichte gerade mal die Note 3,77 – unter den Blinden ist der Einäu-
gige König. Sogar bei einem Radwegetest des Autoclub ADAC landete ZEHN JAHRE ADFC STADT HANNOVER
Hannover kürzlich an vorletzter Stelle. Noch bis Ende November läuft Startschuss................................................................................................................... 12
der neue ADFC-Fahrradklimatest. Machen Sie mit, wir sind gespannt, Aufstieg..........................................................................................................................13
wie das Urteil dieses Mal ausfällt. Teamarbeit....................................................................................................................14
Wer in Hannover unterwegs ist weiß: Radfahren in Niedersachsens Offensive................................................................................................................ 15–17
Landeshauptstadt ist etwas für Unerschrockene. Ganz neidisch macht
hingegen der Blick über die Grenze. Eine Exkursion ins niederländische AUS STADT UND LAND
Utrecht hat noch einmal vor Augen geführt, wie Sicherheit und Komfort Nachrichten aus den ADFC-Gliederungen................................................18–20
für Radfahrerinnen und Radfahrer aussehen können. Lesen Sie unsere Plus + Minus...........................................................................................................22–23
Eindrücke im direkten Vergleich.
Ansporn genug für den ADFC Stadt Hannover, sich weiter für einen bes- DIE LETZTE SEITE
seren Radverkehr zu engagieren. Das macht er mittlerweile seit zehn Fahrradklimatest gestartet.................................................................................... 24
Jahren: mit Gesprächen und Kontakten zu Verwaltung, Politik und Poli- Grandiose Mitgliederentwicklung des ADFC Stadt Hannover ............... 24
zei, mit Aktionen und nicht zuletzt mit eigenen verkehrspolitischen Kon-
zepten und Angeboten. Offenbar der richtige Weg, wie der steile Anstieg
der Mitgliederzahlen zeigt.
In dieser HannoRad dreht sich zwar vieles um Hannover, aber wie im-
mer waren und sind der Regionsverband und der ADFC in den Umland-
kommunen aktiv. Coronabedingt müssen wir in dieser Ausgabe noch Sie sind begeisterte Fotografin oder Foto-
einmal auf den einen oder anderen Bericht, die Terminvorschau und graf, interessieren sich für Illustration
Kontaktübersicht verzichten. Bitte nutzen Sie dafür die Angebote unter oder können zeichnen? Das HannoRad-Team
www.adfc-hannover.de. sucht Unterstützung bei der Bildgestaltung. Bei Interesse
Kommen Sie gut durch den Herbst und Winter, und bleiben Sie gesund! schreiben Sie an redaktion@adfc-hannover.de
Annette Rexing
Impressum
Heft 3 | 2020 · Auflage: 5500
Fahrradzeitschrift des ADFC für die Region Hannover. Für die in
diesem Gebiet wohnenden ADFC-Mitglieder ist der Bezug im
Redaktionsanschrift
siehe Herausgeber
Beiträge für die HannoRad
Jahresbeitrag enthalten. redaktion@adfc-hannover.de bitte an:
Layout, Produktion und Druck redaktion@adfc-hannover.de
Herausgeber Andreas Beichler
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Region Hannover e. V., QUBUS media GmbH
Hausmannstraße 9–10, 30159 Hannover, Beckstraße 10, 30457 Hannover Termine bitte an:
Telefon 05 11 1 64 03-12, Fax 05 11 1 64 03-91,
region@adfc-hannover.de Titelfoto termine@adfc-hannover.de
Olaf Kantorek
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Andreas Sylvester, Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung
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Herausgebers bzw. der Redaktion wieder. Die Redaktion behält
Redaktion sich vor, Beiträge zu kürzen. Außerdem weist sie darauf hin,
Annette Rexing (verantwortlich i. S. d. P.), Harald Hogrefe, dass kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit Redaktionsschluss für
Olaf Kantorek, Jürgen Niehoff, Eberhard Röhrig-van der Meer
und Annette Teuber.
erhoben werden kann. Somit können Rechtsansprüche
(jeglicher Art) aus dem Inhalt gegenüber dem Herausgeber HannoRad 1 | 2021: 15. 01. 2021
nicht abgeleitet werden.
Termine
Martha Priesemann, Michael Reigrotzki Gedruckt auf Enviro Top aus 100 % Recyclingpapier.
4 HannoRad 3. 2020 | SCHWERPUNKT – SICHER RADFAHREN
Sicher und entspannt – Radeln in Utrecht
I
m August 2020 habe ich an einer Exkursion
des ADFC Hannover nach Utrecht teilge-
nommen. Mein erster Eindruck mitten in
der sehr belebten City von Utrecht: Wie an-
genehm ruhig es überall ist. Utrecht hat die
Innenstadt konsequent autofrei gemacht und
setzt stattdessen auf Radverkehr und öffent-
liche Verkehrsmittel. Durch Elektroantrieb
sind selbst die Busse leise. Es gäbe noch eine
Menge mehr zu berichten (eine sechsspurige
Durchgangsstraße wurde wieder durch die
früher vorhandene Gracht ersetzt; Geschäfts-
leute plädieren für den Wegfall von Parkplät-
zen in ihrer Straße; das größte Fahrradpark-
haus der Welt . . .), aber ich möchte mich hier
auf den Aspekt der Sicherheit für Radfahrende Die 312 m lange Rad- und Fußgängerbrücke „Moreelsebrug“ über die Schienen am
konzentrieren. Denn der Unterschied zu der Bahnhof macht Radfahren in Utrecht nicht nur schnell und sicher, sondern auch extrem
Situation bei uns ist wirklich eklatant. komfortabel.
In Deutschland gibt es für Radfahrende objek-
tive, durch Unfallzahlen belegte Gefahren – in ebenerdig auf einem Hochbord geführt, der die Straße queren möchte. Das macht Ver-
erster Linie jegliche Abbiegesituation, bei der Verkehr aus den Seitenstraßen sieht also nicht kehrssituationen deutlich übersichtlicher und
Autoverkehr den Radweg kreuzt, aber auch nur die Zähne, sondern muss auch einen daher sicherer. Das Gleiche gilt für den ab-
Unfälle durch das unachtsame Öffnen von Höhenunterschied überwinden. Das nimmt biegenden Autoverkehr: Das Auto schwenkt
Autotüren (Dooring). Daneben gibt es subjek- erstens Geschwindigkeit heraus und erhöht in diese Wartezone ein und der Radweg ist
tiv als gefährlich oder mindestens als unange- die Aufmerksamkeit für den Rad- und Fuß- damit gut einsehbar. Auch in diesem Fall kann
nehm empfundene Situationen: Autos, die zu weg und ist zweitens für Radfahrende kom- sich der Autofahrende erst auf die Querung
eng überholen oder die Vorfahrt missachten, fortabel, da sie an den Einmündungen keine der Kfz-Spur und dann auf die Querung des
indem sie aus Seitenstraßen bis zur Kfz-Spur holperigen Gossen überwinden müssen. Und Radweges konzentrieren.
durchfahren, aber auch Radfahrende, die den nebenbei sind fehlende Bordsteinabsenkun- Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sichtbar-
(zu engen) Radweg in falscher Richtung be- gen für Menschen mit Rollstuhl, Kinderwagen keit! Radwege in den Niederlanden sind über-
fahren. oder Rollator dort auch kein Thema. all in rotem Asphalt ausgeführt, egal ob es sich
Zwei-Richtungs-Radverkehr (auch dort, wo Zwischen Radweg und Kfz-Spur ist immer um einen „einfachen“ Radweg oder um eine
er durch Beschilderung erlaubt ist) ist bei uns eine Haltezone für einen Pkw vorgesehen. Fahrradstraße handelt. Durch die Farbe sind
immer gefährlich, nicht nur, weil Autofahren- Das heißt, der aus der Seitenstraße kommen- sie für alle Beteiligten eindeutig erkennbar.
de nicht damit rechnen, sondern auch, weil es de Verkehr muss zuerst nur auf den Radweg Der rote Asphalt ist nicht teurer als der graue
an irgendeiner Stelle immer zu komplizierten achten, danach kann er sich auf die Kfz-Spur und nutzt sich im Gegensatz zu separat aufge-
Begegnungs- und Kreuzungssituationen mit konzentrieren – egal, ob man einbiegen oder tragener Farbe nicht ab.
anderen Radfahrenden kommt.
Wie war es in Utrecht?
Wir fuhren hinter unserem Stadtführer her
und mussten beim ersten kreuzenden Rad-
weg erst mal klären, wer hat denn hier jetzt
Vorfahrt? In den Niederlanden ganz einfach:
Zeigt dir der Weg die Zähne, musst du auf-
passen. Das gilt für alle Verkehrsteilnehmer
gleichermaßen.
Gefahrenquelle Kreuzungs-
FOTOS (3): ADFC
und Abbiegesituationen
Fuß- und Radwege entlang von Hauptver-
kehrsstraßen werden an Einmündungen oft Eindeutige Kennzeichnung am Radweg: Zeigt dir der Weg die Zähne, heißt es aufpassen.
20 SCHWERPUNKT – SICHER RADFAHREN | HannoRad 3. 2020
HannoRad 1. 2020 | MUSTERTHEMA 5
Gefahrenquelle Zwei- Ampeln zeigen separate Signale, wie lange
man noch warten muss – ein Kreis von Lich-
Richtungs-Verkehr
tern, die nach und nach erlöschen. Ach ja,
In den Niederlanden werden die Ampeln außerdem können Radfahrende an Ampeln
für einzelne Fahrtrichtungen reihum grün, immer ohne Halt nach rechts abbiegen.
dadurch erhalten nach links abbiegende Ra-
delnde auch sofort wieder grün. Das fördert
das richtungstreue Fahren, ich muss mit dem Verzicht auf Ampel-
Fahrrad nicht im Zickzack über die Kreuzung,
anlagen
um sie einigermaßen zügig passieren zu kön-
nen. (Wer schon mal an der Kreuzung Hildes- Grundsätzlich ist man in den Niederlanden
heimer Straße/Südschnellweg links abbie- bemüht, Ampelanlagen verzichtbar zu ma-
gen wollte, weiß was ich meine.) Wenn es in chen. „Ampelanlagen brauche ich nur für den
den Niederlanden Zwei-Richtungs-Radwege Autoverkehr, wenn ich den reduziere, kann
gibt, dann sind sie extra breit und durch eine ich auf Ampeln verzichten“, erklärte uns Her-
durchbrochene Mittellinie markiert. Damit ist bert Tiemens, Stadtplaner aus Utrecht. An
deutlich signalisiert, dass mit Gegenverkehr Kreiseln wird der Radverkehr bevorrechtigt
auf dem Radweg zu rechnen ist. Kommt kein geführt. Auch die sind so gebaut, dass beim
Gegenverkehr, kann ich die Linie aber über- Ein- und Ausfahren aus dem Kreisel jeweils
fahren, zum Beispiel zum Überholen. Für die eine Wartezone für ein Auto vorgesehen
Begegnung mit dem Autoverkehr gilt das zu- ist, man sich also immer nur auf den Ver-
vor Beschriebene: Die im Kreuzungsbereich kehr auf einer Fahrspur konzentrieren muss.
baulich angelegten „Wartezonen“ machen die Das kann auch bei größerem Verkehrsaufkom-
Verkehrssituation eindeutig übersichtlicher. men funktionieren. Wir sahen die Kreuzung
einer vorfahrtberechtigen Hauptverkehrsstra-
ße mit einer ebenfalls verkehrsreichen inner-
Gefahrenquelle Rotlicht- städtischen Verbindungsstraße, die zu einer
Art „länglichem Kreisel“ umgebaut wurde, der
verstoß
die Ampelanlage ersetzt.
Mir fiel auf, dass die Ampelphasen in Utrecht Auch hier ist das Prinzip der „Wartezo-
deutlich kürzer waren als bei uns, es gab im- nen“ eingehalten, so dass alle Verkehrs-
mer recht schnell grün – damit muss niemand teilnehmende immer nur auf eine kreu-
aus Ungeduld das Rotlicht missachten. Es zende Fahrspur achten müssen und dann
wurde aber auch schnell wieder rot und da- wieder warten und schauen können.
mit grün für andere. Möglich wird das durch An sehr großen Straßen oder dort, wo Schnell-
die getrennte Signalisierung für Fuß- und wege kreuzen werden Unterführungen und
Radverkehr, die beide getrennt grün für sich Brücken für den Radverkehr gebaut – sehr breit Eine echte Fahrrad-
anfordern müssen. (Ich habe nirgendwo kom- und mit fahrradverträglichen Steigungen. Wir straße, auf der das
binierte Signale für Fuß- und Radverkehr ge- konnten auch ein paar Runden in einem Krei- Auto nur „Gast” ist.
sehen.) Sind keine Fußgänger da, gelten ent- sel nur für Radfahrende drehen – unterhalb der
sprechend kürzere Räumzeiten. Ein weiteres Autokreuzung.
Mittel, die Ungeduld zu zügeln: An manchen
Räder – Ser vice – Sachverstand Wir beraten Sie
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Fahrrad- und Fuß-
gängerbrücke über
den Amsterdam-
Rhein-Kanal
in Utrecht.
FOTOS (3): ADFC
Gefahrenquelle Am Bahnhof von Utrecht ist das größte
Fahrradparkhaus weltweit entstanden.
Geschwindigkeit
Auf drei Geschossen können 12.500 Fahr-
Prinzipiell ist es in den Niederlanden wie räder parken.
bei uns: Innerorts gilt Tempo 50, in Wohn-
gebieten vielfach Tempo 30. Aber die
Kommunen haben – anders als bei uns
– deutlich mehr Spielraum und können
auch flächendeckend Tempo 30 anord-
nen, was bei uns bislang nicht erlaubt ist.
Fazit
Utrecht möchte seine Bürger in Bewe-
Aus Sicherheitsgründen gilt daher in vie-
gung bringen, sie sollen aus gesund-
len Gemeinden komplett Tempo 30 innerorts.
heitlichen Gründen zu Fuß gehen oder
von der Ringstraße aus in die jeweiligen Vier-
mit dem Rad fahren. Das sei gut für die
tel fahren, muss aber auf dem gleichen Weg
Gesundheit, gut fürs Klima und mache
„Vision Zero“: keine Ver- auch wieder hinaus, eine Querung des Zent-
eine Stadt lebenswerter, wurde uns er-
rums und der Weg in ein anderes Stadtviertel
letzten und keine Toten läutert. Der Ausbau des Radverkehrs sei
ist nur zu Fuß und per Fahrrad möglich. In der
durch Verkehrsunfälle – in Folge wuchs Houten so stark, dass man im
bei allen politischen Parteien Konsens.
Der Autoverkehr soll möglichst auf den
Houten schon erreicht Süden neue Wohnviertel nach dem gleichen äußeren Ring (ein Autobahn-Netz rund
Konzept baute, so dass die für den Autover- um Utrecht) verlagert werden, der inne-
Wir besuchten auch die von Utrecht nur we- kehr geplante Ringstraße nun eine Acht dar- re Ring wird auf eine Spur zurückgebaut.
nige Kilometer entfernte Gemeinde Houten, stellt. Der Erfolg dieses Verkehrskonzeptes: In Wir haben gelernt: Sicheren Radverkehr
ein Ort mit 50.000 Einwohnern, der in den Houten gab es in den letzten Jahren keinerlei erreicht man durch ausreichend dimen-
1970er-Jahren errichtet wurde. Dabei wurde Verkehrsunfälle mit Ver- sionierte Radwege (man kann zu zweit
ein Verkehrskonzept angewandt, bei dem das letzten oder Toten mehr! nebeneinander fahren), mit Abstand zum
Zentrum und die einzelnen Stadtviertel durch Weitere Informationen Kfz-Verkehr geführt, mit Querungen/
vorfahrtsberechtigte Fahrradwege unterein- unter dem QR-Code. Kreuzungen wie oben beschrieben oder
ander verbunden sind. Der Autoverkehr kann https://bit.ly/34nWB5r gleich mit separaten Unterführungen oder
Brücken, so dass es keinerlei Berührungs-
punkte mit dem Autoverkehr gibt. Wichtig
ist eine eindeutige Wegeführung, einfach
gestaltet, so dass jeder Verkehrsteilneh-
mer weiß, wo er fahren soll. Aber auch die
direkte Wegeführung ist entscheidend,
wobei die Niederländer darunter auch
den Verzicht auf Ampelstopps verstehen.
Was schon sehr auffällig war: Außer
Radsportler und (manchmal) kleine
Kinder sah ich niemanden mit Fahrrad-
helm. Das ist in meinen Augen ein Hin-
weis darauf, dass sich die Radfahrenden
auf ihren Wegen sehr sicher fühlen.
Wer mehr darüber wissen will, wie sicherer
Radverkehr gestaltet werden kann, dem
sei ein Video von Bicycle Dutch empfoh-
len, zu sehen auf www.hannover-bewegt-
Wo kein Platz ist, wird Platz fürs Rad geschaffen: Ein Radweg direkt auf dem Wasser als sich.de/mit-sicherheit-mehr-radverkehr.
langgezogener Steg entlang der Wohnhäuser. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Annette Teuber
SCHWERPUNKT – SICHER RADFAHREN | HannoRad 3. 2020 7
Nur für Unerschrockene – Radfahren in Hannover
S icherer Radverkehr heißt ausreichend dimensionierte Radwege,
getrennt vom Autoverkehr, aber auch mit ausreichendem Ab-
stand zum Fußverkehr, damit nicht ein unbedachter Schritt zur Seite
zur Kollision führt. Nicht erst seit Corona brauchen wir insgesamt
mehr Platz für Menschen.
Wo ist der Radweg?
Eindeutige Erkennbarkeit der Radwege ist ein Thema, bei dem in Han-
nover deutlich Luft nach oben ist. Vor dem Rathaus und der Nord LB,
FOTO: ADFC
aber auch vor dem Sprengelmuseum wurde die Erkennbarkeit der
Radwege zugunsten anderer Gestaltungsfragen völlig ignoriert. Am
Klagesmarkt gibt es eine breite Radspur mit Mittellinie komplett in
schwarz gepflastert – das erkennen nur Eingeweihte. In Grünzügen Selbst in Fahrradstraßen (hier die Bürgermeister-Fink-Straße) ist
gibt es oft getrennte Wege für Rad- und Fußverkehr, am Anfang noch es viel zu eng für ausreichenden Abstand zwischen Autos und
durch entsprechende Schilder gekennzeichnet, die aber an der nächs- Fahrrädern.
ten Wegekreuzung fehlen. Dann weiß schon niemand mehr, wo er hin-
gehört. Auch wenn es zwischen Fuß- und Radverkehr selten schwere
Unfälle gibt, ist es doch für alle Beteiligten unangenehm und nervig, Warum so riskant?
wenn man sich in die Quere kommt.
Fahren auf der falschen Fahrbahnseite ist gefährlich, denn Autofahren-
de rechnen nicht damit, dass von dieser Seite jemand kommt. Da die
Wer sieht mich? Radwege in Hannover meist recht schmal sind, ist Fahren auf der lin-
ken Fahrbahnseite auch für Radfahrende häufig ein Ärgernis, das hören
Zu den wirklich gefährlichen Situationen kommt es regelmäßig in Ab- wir immer wieder. Bei den Schwerpunktkontrollen der Polizei ist dies
biegesituationen an Ampelkreuzungen. Nur wer bereits an der Ampel auch ein Thema, das regelmäßig in den Medien zu finden ist. Warum
steht, wenn sie grün wird, wird gesehen. Diejenigen, die mit Abstand machen die Leute das – sind die blöd, ignorant, gemein? Der Versuch
zum Pulk von hinten kommen, werden häufig übersehen oder igno- einer Erklärung.
riert. So wie die Kreuzungen bei uns gestaltet sind, bin ich als Radfah- Theorie A: Es gibt so viele Radwege in Hannover, auf denen das Fahren
rende oft entweder im toten Winkel des Spiegels oder beim Blick über in beiden Richtungen erlaubt ist – da blickt doch keiner mehr durch.
die Schulter verdeckt durch die Verstrebung des Autos zwischen den Ein Stück ist für beide Richtungen freigegeben, das nächste dann wie-
Türen. Rechtsabbieger an Ampelkreuzungen separat zu signalisieren der nicht (gefunden zum Beispiel am Altenbekener Damm, an der Sall-
verspricht mehr Sicherheit. Aber in den meisten Fällen (zum Beispiel straße, an der Marienstraße). Für alle diese Beispiele gibt es gute Grün-
vom Königsworther Platz in die Schloßwender Straße) wird die separat de, manchmal soll Schülern der direkte Weg zur Schule ermöglicht
signalisierte Abbiegespur zusätzlich noch mit dem geradeausfahren- werden, manchmal allen der Weg bis zur nächsten Ampelquerung.
den Verkehr grün geschaltet; das hat also keinerlei positiven Effekt für Theorie B: Lange Wartezeiten an Ampelkreuzungen – wenn ich als
den Radverkehr. Radfahrende nach links abbiegen will, muss ich doppelt so lange war-
Zurzeit wird versucht, mit zusätzlichen Spiegeln an Ampeln für mehr ten. Und das womöglich, um kurz danach zum Abbiegen schon wieder
Sicherheit zu sorgen, ob das Erfolg verspricht, bleibt abzuwarten. die Straße queren zu müssen.
Wie viel Abstand ist möglich?
Gesetzlich sind innerorts 1,50 Meter Abstand zwischen Kfz und Fahrrad
vorgeschrieben und zwei Meter außerorts. Wenn ich diesen Abstand
zu Radfahrenden nicht einhalten kann, darf ich nicht überholen und
muss dahinter bleiben. Wie bei einer Präventionsaktion mit Polizei und Unsere Leistung:
ADFC an der Podbielskistraße deutlich wurde, ist innerorts vielfach
Kompetente Beratung
ein regelkonformes Überholen nicht möglich. Nicht nur dort, auch in Probefahren
den vielen Tempo-30-Zonen sind die Verkehrsräume durch (beidseitig) Finanzkauf
parkende Autos viel zu eng. Fahrradstraßen sind davon nicht ausge- Schnelle Ersatzteil-
versorgung
nommen. Halteverbote mit einer klaren Ausweisung von Parkflächen Liefer- und Abholservice
würden helfen. Inzahlungnahme Ihres
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8 HannoRad 3. 2020 | SCHWERPUNKT – SICHER RADFAHREN
Lavesstraße – Hier kommen Radfahrende in Versuchung, falsch Auch die Verkehrsführung an der Geibelstraße verleitet
zu fahren. zum Falschfahren.
Beispiele: weg erkennt man leider nicht auf Anhieb. Und wenn ich sehe, dass
Königsworther Straße vom Königsworther Platz kommend ist die der die Berliner Allee querende Verkehr gerade grün hat, ist die
„falsche“ Seite die logische Fortsetzung der Radfurt über den Kö- Versuchung groß. (An dieser Ecke kommt einem dann auch schon
nigsworther Platz. Eine Querung auf der anderen Seite ist nicht vor- mal ein Falschfahrer auf dem Schutzstreifen entgegen.)
gesehen. Gerade wer nach links in die Hartwig- oder Gerberstraße Kreuzung Geibelstraße/Sallstraße: Um aus der Geibelstraße kom-
will, bleibt also gleich dort. mend weiter Richtung Geibelplatz zu kommen, muss ich mich über
Ich bin auf der Berliner Allee und möchte nach Süden zur Sall- den linksseitigen Fußweg durchschlängeln – auch hier probierten
straße. Hinter dem Schiffgraben ist der Fuß- und Radweg wegen schon manche, den schmalen Schutzstreifen in Gegenrichtung zu
einer Baustelle schon seit fast einem Jahr gesperrt. Der Radverkehr befahren.
wird auf die linke Fahrbahnseite verwiesen. Damit sind hier schon Wenn ich aus der Culemannstraße vom Maschsee kommend in
mal zwei (lange) Ampelphasen abzuwarten. Dann komme ich zur Richtung Leibnizufer fahren möchte, muss ich in drei Schritten
Kreuzung Marienstraße/Berliner Allee, da muss ich wieder queren. über die Kreuzung, denn eine Ampel geradeaus ist für den Rad-
Hier gibt es zusätzlich einen sogenannten freien Rechtsabbieger, verkehr nicht vorgesehen. Wer den Schleichweg durch die Unter-
der separat geschaltet ist. Habe ich diese Fahrspur gequert, stehe führung kennt, kann die Kreuzung umfahren. Die anderen versu-
ich wieder vor einer roten Ampel. Und dann das Ganze noch mal, chen es dann vom Friederikenplatz aus linksseitig, wobei die erste
um endlich in die Sallstraße zu kommen. In jeder Richtung stehe Radfahrerfurt gefährlich und nicht erlaubt ist, denn auch da gibt
ich mindestens eine Minute, da für den Autoverkehr ja auch immer es kein Ampelsignal. Nimmt man die zweite Querung mit Ampel,
noch eine Linksabbiege-Phase geschaltet ist. muss man auf die Fußgängerfurt ausweichen, sonst kommt man
Möchte ich aus der Georgstraße in die Marienstraße weiterfahren, den Radfahrenden vom Leibnizufer in die Quere. Um auf die „rich-
werde ich auf die linke Straßenseite zum Ampelüberweg geführt. tige“ Seite des Leibnizufers zu kommen, muss ich übrigens wieder
Um mich regelkonform zu verhalten, müsste ich jetzt erneut que- drei separat geschaltete Ampeln abwarten.
ren, um auf der rechten Straßenseite weiterzufahren.
Ähnlich ist es an der Lavesstraße Richtung Berliner Allee: Es ist nicht Alle diese Beispiele haben gemeinsam, dass Radfahrende zu Umwegen
möglich, auf der rechten Seite fahrend die Berliner Allee zu queren. und langen Wartezeiten gezwungen sind, weil die Verkehrsführung
Ich muss an einer Ampel erst nach links auf die andere Fahrbahn- komplett auf den Autoverkehr ausgerichtet ist und diesen bevorzugt.
seite und kann dann erst queren. Den dafür extra angelegten Rad- Da sucht dann jeder für sich nach einem etwas schnelleren Weg.
Zeitungsberichten zufolge bekommt Hannover nun einen
neuen Verkehrsrechner, damit sollen die Ampelschaltungen
weiter optimiert werden, damit „Autofahrer möglichst we-
nig anhalten müssen“. Was dann ja logischerweise bedeutet,
dass alle anderen Verkehrsteilnehmer noch länger warten
müssen!
Fazit:
Der Vergleich mit Utrecht spricht für sich. Was lernen wir
daraus? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Annette Teuber
FOTOS (3): ADFC
Am Friederikenplatz wird es für Radfahrende kompliziert. Wer hier
Richtung Leibnizufer will, darf den rot markierten Weg nicht nutzen.
SCHWERPUNKT – SICHER RADFAHREN | HannoRad 3. 2020 9
Tipps zum sicheren
Auch dafür tritt der ADFC Radfahren
Stadt Hannover ein
Vorausschauend und eindeutig fahren
Abbiegeunfälle vermeiden – berechenbar für andere. Handzei-
Um die Verkehrssicherheit bei Abbiegesituationen zu erhöhen, können chen schafft Klarheit.
entkoppelte Ampelschaltungen und spezielle Spiegel sinnvoll sein. Viel Blickkontakt zu andern Verkehrsteilneh-
wichtiger ist aber ein Paradigmenwechsel weg von der autogerechten mern suchen.
Stadt hin zu einer Stadt, in der die Menschen, die Lebensqualität und die Bei abbiegenden Autos erhöhte Auf-
Sicherheit der ungeschützten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteil- merksamkeit – insbesondere bei Lkw.
nehmer im Mittelpunkt stehen. Dazu gehört: den öffentlichen Raum neu Sei kein Geisterfahrer: Radwege nur bei
verteilen, den Kfz-Verkehr verlangsamen und die Bedingungen für Rad- entsprechender Beschilderung in zwei
und Fußverkehr explizit fördern. Richtungen befahren – mit besonderer
Vorsicht an Einmündungen.
Zweirichtungsradwege zulassen Fahren auf der Fahrbahn:
In 29 Straßen hat die Stadt Hannover die beidseitige Benutzungspflicht – ausreichend Abstand halten, zum
und -berechtigung gemäß einer Anweisung aus dem Niedersächsischen rechten Fahrbahnrand mindestens
Verkehrsministerium aufgehoben, die formalrechtlich begründet ist. Zum 50 cm, zu parkenden Autos
zügigen und sicheren Fahren zählt nach unserer Auffassung auch, unnö- 75–125 cm,
tige Querungen zu vermeiden und stattdessen Teilstrecken auf der lin- – geradeaus fahren, nicht in Lücken
ken Straßenseite zurückzulegen. Dieses eingeübte Fahrverhalten werden einscheren.
Radfahrende nicht einfach wegen eines abgenommenen Schildes verän- Rücksicht nehmen: auf Gehwegen nur
dern. Die Vorgabe des Verkehrsministeriums gefährdet folglich eher Rad- fahren, wenn durch Zusatzschild erlaubt,
fahrende, deren Wege nicht mehr durch Hinweise gekennzeichnet sind, dann mit Schrittgeschwindigkeit.
als dass es die Verkehrssicherheit erhöht. Roland Huhn, Rechtsreferent Du kannst dich doch sehen lassen: bei
des ADFC Bundesverbandes widerspricht zudem der Rechtsauffassung Dunkelheit ausreichend Beleuchtung
des Landes: Die Kombination von benutzungspflichtigem Radweg auf der und reflektierende Kleidung.
einen und „Radverkehr frei“ auf der anderen Straßenseite sei eine sinnvol- Keine Ablenkung – kein Handy!
le und rechtlich zulässige Lösung, die in § 2 Abs. 4 StVO ausdrücklich vor- Ein Helm verhindert keinen Unfall. Aber
gesehen sei. Der Rat der Stadt Hannover hat auf Initiative des ADFC 2019 die moderne Medizin kann eine Menge
das Land aufgefordert, Zweirichtungsradwege wieder zuzulassen und will reparieren, nur den Kopf nicht!
über den Deutschen Städtetag eine Änderung der Empfehlungen des
Bundesverkehrsministeriums erreichen. Nach außen selbstbewusst, aber innerlich
defensiv fahren.
Eberhard Röhrig-van der Meer
Annette Teuber
10 HannoRad 3. 2020 | SCHWERPUNKT – SICHER RADFAHREN
FOTO: POLIZEIINSPEKTION HANNOVER
Eine gemeinsame Aktion von ADFC und Polizei Hannover Ende PI Hannover sprachen bei der Aktion Autofahrende an, die Fahr-
August veranschaulichte: In vielen Straßen kommen sich Fahr- räder ohne Mindestabstand überholten, und klärten sie unter
räder und Autos viel zu nahe. Die gesetzlich vorgeschriebenen anderem über die Rechtslage und die Folgen ihres Handelns
1,50 Meter Abstand sind nicht möglich. auf. Insgesamt wurden bei der etwa einstündigen Präventions-
Mit einer Poolnudel als Abstandshalter ausgestattet, radelten aktion 34 Gespräche durchgeführt, die meisten Autofahrenden
die ADFC-Mitglieder auf einem markierten Schutzstreifen die zeigten sich einsichtig.
Podbielskistraße entlang. Polizeibeamtinnen und -beamte der
Bei Verkehrsunfällen getötete
Radfahrende in Niedersachsen
80 ■ gesamt
■ davon mit Pedelecs
70 73
Aus der Polizeilichen Verkehrsunfallstatistik Niedersachsen 2019
60
60
50 55 Niedersachsenweit gab es 2019 im Ver-
50 kehr zwar weniger leicht- und schwerver-
48
40 letzte Radfahrende, aber deutlich mehr,
1,7% die einen Unfall mit dem Leben bezahlten
+2 (+ 21,7 %), darunter waren 30 mit Pedelecs
30 unterwegs. 51 der 73 Toten waren älter als
30 65 Jahre. Erfasst wurde ein Lkw-Abbiege-
20 unfall.
Im Jahr 2020 soll laut Polizeilicher
19 Verkehrsunfallstatistik Niedersachsen von
10 13 2019 der Fokus der Verkehrssicherheits-
11 arbeit auf dem Radverkehr, inklusive der
5 Pedelecs liegen.
0
2015 2016 2017 2018 2019MUSTERTHEMA | HannoRad 3. 2020 11
Was gilt? Die neue StVO
Im April 2020 trat eine fahrradfreundliche Novelle des Straßenver-
kehrsrechts in Kraft, dann kam es zur Debatte um einen Formfeh-
ler, und die neuen Regelungen wurden teilweise für unwirksam er-
klärt. Dabei geht es um den Bußgeldkatalog sowie die Fahrverbote
bei Geschwindigkeitsüberschreitungen. Die meisten Bundeslän-
der wenden hier nun wieder den alten Bußgeldkatalog an – auch
Niedersachsen. Das betrifft unter anderem die Bußgelder, die für
gefährdendes Verhalten gegenüber Radfahrenden angehoben
wurden.
Folgende neue Regeln gelten nach wie vor:
• Kfz müssen einen festgeschriebenen Mindestüberhol-
abstand von 1,5 m innerorts und 2,0 m außerorts beim Über-
holen von Radfahrenden einhalten.
• Das Halten auf Radschutzstreifen ist verboten. Damit entfällt
das bisher erlaubte Halten von bis zu drei Minuten.
• Das Parkverbot vor Kreuzungen und Einmündungsbereichen
wurde neben Radwegen auf acht Meter ausgeweitet.
• Lkw dürfen nur noch mit Schrittgeschwindigkeit rechts abbie-
gen, schneller nur dann, „wenn nicht mit Radverkehr zu rech-
nen ist“.
• Das Nebeneinanderfahren von Radfahrenden ist ausdrücklich
erlaubt
• Ein spezielles Verkehrszeichen erlaubt das Rechtsabbiegen bei
roter Ampel nur für Radfahrende, nach vorherigem Anhalten.
Der Grünpfeil für den Kfz-Verkehr gilt nun auch für Radfahre-
nde.
• Mit einem neuen Verkehrszeichen können größere zusammen-
hängende Bereiche nach den Regeln für Fahrradstraßen einge-
richtet werden.
• Auch Menschen jenseits des Kindesalters dürfen auf Fahrrädern
mitgenommen werden, die auch zur Personenbeförderung ge-
baut und eingerichtet sind.
• Die Beschilderung von Fahrradstraßen in Tempo-30-Zonen WERTGARANTIE Komplettschutz
wurde vereinfacht. Eine weiße Fahrstreifenbegrenzung links
und rechts macht Radwege außerorts besser erkennbar. Ihre Reparaturkosten?
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ZEHN JAHRE ADFC STADT HANNOVER | HannoRad 3. 2020 13
Aufstieg
D
ie Gründung einer eigenen Ortsgrup-
pe, wie damals noch die Bezeichnung
für örtliche Gliederungen im ADFC
lautete, führte zu einem Aufschwung: mehr
beteiligte Mitglieder, zunehmende Aktionen,
mehr Zusammenkünfte, mehr Koordination.
Dafür reichten die Verhältnisse in dem kleinen
Ladenlokal in der Oststädter Rambergstraße
immer weniger aus.
2012 ergriff ich deshalb mit meinen Vor- ADFC-Anfänge in einem Ladenlokal in der Seit 2013 ADFC-Heimat: das Umwelt-
standskolleginnen und -kollegen die Initiati- Rambergstraße zentrum in der Hausmannstraße
ve, und wir entwickelten ein Konzept für eine
hauptamtliche „Koordinatorenstelle Radver-
kehrsentwicklung und -sicherheit“ sowie bes-
sere räumliche Bedingungen für die intensiver
gewordene Arbeit. Zur Finanzierung stellten
wir bei der Stadt Hannover einen „Beihilfean-
trag“. In Gesprächen mit den Ratsfraktionen
und dem Bau- und Verkehrsdezernenten er-
läuterten wir unsere Vorhaben. Dabei nahmen
wir Bezug auf das 2009 vom Rat beschlossene
„Leitbild Radverkehr“, das eine Steigerung des
Radverkehrsanteils bis 2025 auf 25 Prozent
vorsieht. Wir hatten Erfolg, und der ADFC
Hannover erhält seit 2013 „für eine aktive Be-
teiligung im Sinne eines bürgerschaftlichen
FOTOS (4): ADFC
Engagements zur positiven Gestaltung der
Radverkehrsentwicklung“ eine jährliche städ-
tische Zuwendung für Personal, Miete und
Kampagnen.
Mit dieser Finanzierungszusage konnte der Im Erdgeschoss des Umweltzentrums in der Hausmannstraße konnte der ADFC seine
ADFC das Angebot des Umweltzentrums an- Arbeit deutlich ausbauen.
nehmen, der örtlichen wie der regionalen
Gliederung gemeinsam einen großen Raum Region Hannover ebenfalls eine regelmäßige teil: Wir haben die neuen Bedingungen gut
im Erdgeschoss zur Verfügung zu stellen, Zuwendung bewilligt bekommen. Wichtig genutzt und sind mit vielen ungewöhnlichen
verbunden mit Räumen für Werkstatt, Lager, zu wissen ist, dass Stadt und Region Hanno- Vorhaben selbst politisch aktiv geworden, die
Tagungen und so weiter. Damit war die Mög- ver ihre Zuwendungen nicht mit politischen konsequent an der Steigerung des Radver-
lichkeit geschaffen, Arbeitsplätze für feste Auflagen versehen haben. Dem ADFC wurde kehrs und der Verkehrswende orientiert sind.
Mitarbeitende einzurichten. Wir schrieben und wird kein Maulkorb verpasst, im Gegen- Eberhard Röhrig-van der Meer
eine unbefristete Teilzeitstelle öffentlich aus,
erhielten Bewerbungen aus dem gesamten
Bundesgebiet und entschieden uns für Swant-
je Michaelsen, die bis heute für uns tätig ist.
Es gab damals ADFC-Mitglieder, die mit der
Rambergstraße eng verbunden waren und
die lieber im vertrauten Handlungsrahmen
geblieben wären. Es ist unter anderem Jürgen
Niehoff zu verdanken, dass viele von ihnen
den Weg dennoch mitgegangen sind. Er, der
seit der Gründung vor 40 Jahren im ADFC ak-
tiv ist, trat dafür ein, dass die geplanten Ver-
änderungen für die Entwicklung des ADFC in
Hannover ausgesprochen zukunftsweisend
und notwendig sind.
Unser ADFC-Regionsverband (der offizielle
„Kreisverband“) hat sich dem Ortswechsel
angeschlossen und zwei Jahre später von der14 HannoRad 3. 2020 | ZEHN JAHRE ADFC STADT HANNOVER
Teamarbeit – Diese Fünf bilden den aktuellen Platz im Verkehrsgeschehen eingeräumt wird.
Vorstand des ADFC Stadt Hannover Und das macht in einem Team mit vielen en-
gagierten Menschen umso mehr Spaß.
Stephanie Gudat Harald Hogrefe
Ich engagiere mich im ADFC, weil ich das Rad- Ich bin seit zehn
fahren insbesondere in der Stadt als das be- Jahren im Vorstand Eberhard Röhrig-van der Meer
vorzugte Verkehrsmittel nach vorne bringen der Gliederung Han- Ich engagiere mich
möchte, für den Klimaschutz und für lebens- nover. Es hat sich im ADFC-Vorstand
werte Städte. Dafür müssen insbesondere die einiges zum Positi- Hannover gerne,
Infrastruktur sicher ven verändert für • weil in Hannover
FOTOS (5): PRIVAT
und fahrradgerecht die Radfahrenden in die Stimme des
ausgebaut und das Hannover, aber es gibt noch sooooo viel zu ADFC gehört
Bewusstsein verän- tun, wenn ich die Verkehrswende hin zu einer wird und wir mit
dert werden. Beides urbanen, lebenswerten Stadt noch erleben dem ADFC viel
möchte ich durch will. Daran will ich weiter mitarbeiten. im Sinne einer Verkehrswende bewegen
mein Engagement und mitgestalten können, jedoch lange
im ADFC erreichen. Dirk Hillbrecht nicht alles,
In einer autolosen • weil uns der ADFC auf Bundesebene mit
Familie war das Fahr- aktiver Verkehrspolitik sehr gute Unter-
Jürgen Niehoff rad für mich schon stützung gibt,
Ich bin Radfahrer aus früh das Hauptver- • weil wir als Vorstand mit unserer Ge-
Überzeugung und kehrsmittel. Daran schäftsstellenleiterin ein super zusammen
ADFC-Aktivist von hat sich bis heute arbeitendes Team sind und die Arbeit
der ersten Stunde an. nichts geändert. Mit Spaß macht und
Meine Vorliebe sind meiner Arbeit im ADFC möchte ich dazu bei- • weil wir richtig viele Mitglieder haben, die
öffentlichkeitswirk- tragen, dass dem Fahrrad als extrem flexib- sich aktiv an unserer Arbeit, unseren Ak-
same Aktionen für lem, ressourcensparendem und gesundheits- tionen beteiligen und weil unsere Mitglie-
den Radverkehr. förderndem Verkehrsmittel ein viel größerer derzahlen deutlich steigen.
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Offensive
FOTO: DIRK HILLBRECHT
B
eim Rückblick auf die letzten zehn Jah-
re fällt vor allem eins auf – wir haben
unsere Arbeit beständig entwickelt und
erweitert. Waren die ersten Jahre geprägt da-
von, die Ressourcen zu verstärken und den
ADFC durch eine neue, vernetzte Geschäfts-
stelle und eine Mitarbeiterinnen-Stelle für Kommunikation
neue Anforderungen aufzustellen, ging es ohne Barrieren: Ein
ab 2013 um die Entwicklung unserer Öffent- Lastenrad, das als
lichkeitsarbeit, Verbandsentwicklung und Infostand ausge-
Verkehrspolitik. Dafür haben wir gemeinsam stattet ist.
mit erfahrenen und neuen Leuten Erprobtes
evaluiert und angepasst und neues entwi-
ckelt.
Mittelpunkt unserer Stände – sondern ins Ge- die Straße – und wurde sofort super ange-
Wir haben Gesprächsfäden zu vielen ver- spräch kommen, Menschen einladen. nommen. Den Start feierten wir am ersten
schiedenen Akteurinnen und Akteuren Hannah-Standort – bei Getränke-Kult am
in Sachen Verkehrspolitik aufgenommen Lichtenbergkreisel – mit hohem Besuch: Bür-
und stabilisiert, wie Verwaltung, Parteien, Fair im Verkehr germeister Thomas Herrmann weihte Hannah
Polizei und City-Gemeinschaft. ein. Anfangs zog Hannah noch alle zwei Wo-
Wir haben uns in der Presse bekannt ge- Eigene Themen setzen und diese in die Öf- chen an einen neuen Standort, damit mög-
macht und Aktionen, Themen aber auch fentlichkeit tragen – erste Erfahrungen sam- lichst viele Menschen mal in den Genuss einer
mal Hintergrundinformationen geliefert. melten wir 2014 mit unserer Kampagne „Fair Hannah in der Nähe kamen. Und viel schnel-
Wir haben den Kontakt zu anderen Ver- im Verkehr“. Übers Jahr verteilt haben wir ler als geplant wuchs die Hannah-Familie um
bänden aus dem Verkehrs- und Umwelt- im Stadtraum das Gespräch mit Menschen weitere Räder in Stadt und Umland an. Dass
bereich ausgebaut und Verbündete ken- gesucht und uns mit ihnen darüber ausge- wir 2020 bei fast 40 Hannahs stehen würden,
nengelernt. tauscht, welche Bedürfnisse verschiedene hätte 2015 wohl kaum jemand für möglich ge-
Wir haben in Hannover ein freies Lasten- Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteil- halten.
rad gestartet und einen Teil dazu beige- nehmer haben und was es braucht, damit alle
tragen, dass es hier inzwischen so viele sicher ans Ziel kommen. Und wir haben uns in
Lastenräder gibt wie in kaum einer ande- der Stadt bekannt gemacht, mit der Verwal- Netzwerk HannovAIR
ren deutschen Stadt. tung und der Polizei Kontakt aufgenommen.
Connection
Wir haben eigene Veranstaltungen und
Kampagnen durchgeführt oder uns an Gemeinsam statt gegeneinander – deshalb
denen von anderen beteiligt. Hannah – Lastenräder für haben wir uns 2017 an der Gründung des han-
Und nicht zuletzt haben wir neue Leute noverschen Netzwerks HannovAIR Connec-
Hannover. Eine Initiative von
für unseren Vorstand und etliche neue tion beteiligt. Ein Netzwerk, mit dem wir uns
Mitglieder und Aktive gewonnen, neue ADFC und Velogold. gemeinsam mit vielen anderen Verbänden
Formate ausprobiert und etabliert sowie Eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andau- und Einzelpersonen für saubere Luft in Han-
die Beteiligung vieler im ADFC ausgebaut. ert. Die erste Hannah kam im März 2015 auf nover stark machen.
Ein paar Highlights rufen wir hier nochmal in
Erinnerung.
Neues Infomobil – offene
Kommunikation
Mit der Entwicklung und Anschaffung eines
Lastenrads, das als Infostand ausgestattet ist,
wollten wir für die Öffentlichkeitsarbeit neue
Kommunikationsmöglichkeiten schaffen. Das
Lastenrad ist nicht nur ein Hingucker, son-
dern ermöglicht uns bei Veranstaltungen auf
der Straße oder bei Stadtteilfesten eine offe-
ne Kommunikation. Nicht mehr der Verkauf
von Karten oder Tourenbroschüren steht im16 HannoRad 3. 2020 | ZEHN JAHRE ADFC STADT HANNOVER
Werbung für Fairness im Verkehr auf dem Bahnhofsvorplatz. Großer Publikumszulauf bei der StadtMensch&Fahrrad auf dem Opernplatz.
StadtMensch&FahrRad Velorouten – ein Netz für arbeiten und die Veloroute 03 als Pilotroute
auszubauen. In diesem Jahr hat der Oberbür-
Hannover
Eine Erlebnisausstellung rund um Alltags- germeister persönlich dieses Veloroutenkon-
mobilität – mit dieser Idee haben wir im Jahr Schon 2015 haben wir diese alte Forderung zept präsentiert.
2015 gemeinsam mit dem Umweltzentrum aufgegriffen – und in Arbeitsgruppen und
Hannover die StadtMensch&FahrRad entwi- Workshops Standards und Routen entwickelt.
ckelt. Mit abwechslungsreicher Ausstellungs- Die Idee: Zwölf Routen führen aus den Stadt- Neue Ideen für die
meile, einer großen Testfläche zum (Lasten) bezirken in die City und münden auf den Ci-
Schmiedestraße – Lebens-
Räder-Ausprobieren und einem bunten Mit- ty-Radring, sodass man von allen Stellen der
mach-Programm lockte die erste Stadt- Stadt schnell eine Veloroute erreichen kann qualität in der City stärken
Mensch&FahrRad mehr als 2.000 Menschen und auf dieser sicher, schnell und komfortabel Als wir hörten, dass die Schmiedestraße für
an die Goseriede. In den folgenden Jahren in die City kommt. Dabei sollen die Velorouten eine Sanierung anstand, haben wir das The-
zog sie auf den Opernplatz um und wurde Teil alle Menschen zum Radfahren einladen – und ma auf unsere Agenda gesetzt – denn die
des Stadtradeln-Auftakts. Und dann kam 2020 müssen dafür auf gesamter Länge so ausge- Schmiedestraße ist als Teil des City-Radrings
– Großveranstaltungen waren nicht möglich baut werden, dass sich zehnjährige Kinder, für den Radverkehr von großem Interesse. In
und die StadtMensch&FahrRad fand stattdes- unsichere und schnelle Radfahrerinnen und zwei Workshop haben wir Ende 2018 Ideen
sen online statt: von Mitmach-Aktionen über Radfahrer, neue Radelnde oder ältere Men- gesammelt und formuliert, wie wir uns die
Unterhaltungs-Videos, Tourentipps, Emp- schen auf ihnen sicher fühlen. Diese Idee ha- Schmiedestraße der Zukunft vorstellen. He-
fehlungen von Händlerinnen und Händlern, ben wir 2018 Verwaltung und Rat vorgestellt raus kam die Initialidee für die autofreie City:
Interviews mit Frauen und Männern, die den und so viel Zustimmung bekommen, dass die Wir schlugen vor, die Schmiedestraße im Be-
Verkehr in Hannover gestalten und beeinflus- Ratsfraktionen aktiv geworden sind: Sie ha- reich um die Marktkirche für den Autoverkehr
sen sowie einer Challenge mit tollen Gewin- ben die Verwaltung zum Haushalt 2019/2020 zu sperren. Dieser städtebaulich eigentlich
nen war alles dabei. beauftragt, ein Konzept für Velorouten zu er- sehr attraktive Bereich wird nämlich durch
die viel befahrene Schmiedestraße nicht nur
unwirtlich, sondern trennt auch City und Alt-
stadt auf sehr unschöne Weise. Unsere Idee
fand viel Gehör – und die Schmiedestraßen-
planung wird aktuell neu gemacht.
Poolnudelaktion
Verkehrssicherheit – ein leidiges und leider
immer aktuelles Thema. Im Herbst 2018 ha-
ben wir mit Poolnudeln für mehr Abstand ge-
worben. .
Podiumsdiskussion zur
Oberbürgermeisterwahl
2019 war das Jahr der Oberbürgermeister-
wahl – und Mobilität war eins der zentralen
Der ADFC fühlt den Oberbürgermeister-Kandidatinnen und -Kandidaten auf den Zahn. Wahlkampfthemen. Wir haben fünf OB-Kan-ZEHN JAHRE ADFC STADT HANNOVER | HannoRad 3. 2020 17
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ADFC Stadt Hannover
Tausende Falschparker auf Geh- und
Radwegen erwischt
K rasses, gefährdendes Falschparken in
mehreren verdichteten Wohnquartieren
hatte den ADFC veranlasst, sich im vorigen
fährden. Eine erschreckend hohe Zahl. Wer
Straßenecken und die dort befindlichen
Bordsteinabsenkungen oder den Radweg zu-
wichtig, öffentlich auf die Problematik und auf
Alternativen zum eignen Pkw wie Car-Sharing,
Bus und Bahn oder das Fahrrad aufmerksam
Jahr an den hannoverschen Ordnungsdezer- parkt, behindert und gefährdet viele andere zu machen. Es braucht insbesondere in der
nenten, Axel von der Ohe, zu wenden. Jetzt Verkehrsteilnehmende, waren sich Eberhard Südstadt und in Teilen von Linden mehr An-
legte der Dezernent Ergebnisse der in diesem Röhrig-van der Meer, Vorsitzender des ADFC gebote für Stadtteilgaragen – eine Aufgabe
Jahr erstmals durchgeführten Schwerpunkt- Hannover, und von der Ohe einig. Ein beson- für den neuen Baudezernenten.
kontrollen vor und erörterte mit dem ADFC deres Sicherheitsrisiko haben die Kleinsten im Von der Ohe kündigte die Fortsetzung der
sinnvolle weitere Maßnahmen. Verkehr: Sowohl begleitete wie unbegleitete Kontrollen an und stellte eine vernetzte Ak-
Von Februar bis August 2020 wurden in sechs Kinder benötigen an den Straßenkreuzungen tion mit mehreren Beteiligten, darunter dem
Stadtbezirken fast 4.000 Verstöße zur Anzei- einen freien Blick, um sicher queren zu kön- ADFC, in Aussicht. Wir werden in der Hanno-
ge gebracht, die insbesondere Radfahrende nen und um selbst gut gesehen zu werden. Rad darüber weiter berichten.
und zu Fuß Gehende behindern bzw. ge- Neben verstärkten Kontrollen ist es deshalb Eberhard Röhrig-van der Meer
Anwohner-Fahrradgarage
I n Hannover gibt es seit Ende Mai eine neue
Fahrradgarage auf öffentlichem Grund. Mehr
als vier Jahre hat ADFC-Mitglied Olaf Bus-
Abstellmöglichkeit. Einen barriere-
freien Hinterhof gibt es oft nicht,
im Hausflur stellt das Rad ein Hin-
acker gebraucht, um von der Stadt eine Ge- dernis dar, und der Keller ist meist
nehmigung für die Unterstellmöglichkeit im schlecht zugänglich. So entstan-
Wittekamp in der List zu erhalten. Der ADFC den in vielen Städten Fahrradgara-
Stadt Hannover hat das Verfahren begleitet gen im öffentlichen Raum.
FOTO: ADFC
und unterstützt. Daraus ist jetzt immerhin ein Auf Basis eines Stadtratsbeschluss
Standardverfahren geworden, über das mehr aus dem Jahre 2017 ist dieses Pilot-
Menschen die Genehmigung für eine solche projekt von Ökostadt e. V. sowie
Garage bekommen können. vom ADFC unterstützt und privat
Woher kommt die Idee für die Fahrrad- realisiert worden. Es stellt einen Teil der städti- Wie wird die Fahrradgarage finanziert?
garage? schen Mobilitätswende dar. Ziel ist es, die Auto- Durch die Nutzer der Fahrradgarage, die sich
Vor allem in der Innenstadt ist das Fahrrad das fahrten auf das Fahrrad zu verlegen und letzt- die Kosten teilen.
ideale Verkehrsmittel – doch häufig fehlt eine endlich die Pkw-Anzahl in der Stadt zu redu- Wer betreibt die Fahrradgarage?
wetter-, diebstahl und vandalismussichere zieren. Die Anwohner, die die Garage nutzen.
Was kostet ein Stellplatz?
Einmalig 1.190 Euro plus 20 Euro im Jahr.
Warum an diesem Platz?
Die Initiative kommt von den Anwohnern, und
mit dem Tiefbauamt wurde entsprechend der
Umgebung ein geeigneter Platz abgestimmt.
Wie kann ich auch eine Fahrradgarage be-
kommen?
Das Pilotprojekt umfasst insgesamt zehn Fahr-
WIR SIND DIE, DIE MIT radgaragen, deren Beantragungen von Öko-
DEM RAD LIEFERN stadt e. V. koordiniert werden.
dienstags bis samstags ab 7 Uhr Erste Informationen im Internet nachzulesen
unter:
www.oekostadt.de/projekte/fahrradgaragen
Fragen und Kontakt per
WWW.BACKWERK.BIO
E-Mail an: fahrradgaragen@oekostadt.de
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