Ecke köpenicker nr. 5- nov/dez 2021 - BV Nördliche Luisenstadt Berlin
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ecke nr. 5 – nov /dez 2021 köpenicker Zeitung für das Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt Erscheint sechsmal im Jahr kostenlos. Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Ch. Eckelt
2 —— E CKE KÖP ENIC KER AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 3 W E LC H E E C K E ? ———————————————————— I N H A LT ————— Liebe Lesis! Seite 3 In eigener Sache: Wir gendern! Wir gendern in dieser Ausgabe Seite 4 Nachrichten testhalber mit dem »kleinen i« Seite 5 Räumung des Wagenplatzes in der Köpenicker Straße Seite 6 Radwegeplanung für die Nördliche Luisenstadt Seite 7 Geplanter Grünzug Michaelkirchstraße Das Gendern in Texten sorgt nach wie vor für Debatten, doch eine verbindliche einheitliche Regelung gibt es nicht. Seite 8 Wiedereröffnung des Köllnischen Parks Wir haben uns dazu entschieden, in dieser Ausgabe Seite 9 Erinnerungsorte: Heinrich Heine sprachliche Geschlechtsneutralität mit Hilfe eines verein- Ch. Eckelt Ch. Eckelt fachten Neutrums durch das »kleine i« herzustellen. Diese Seite 10 Historische Kolumne Form des Genderns ist noch nicht weit verbreitet, deshalb wollen wir sie hier begründen und kurz erklären. Aus dem Bezirk Mitte: Die Luisenstadt hat ja bekanntlich viele schöne Ecken. Aber wo wurde diese • Seite 11 Easy Rider Road Show: Zur sprachlichen Geschlechtsneutralität ist unser Heraus- Unser vereinfachtes Neutrum könnte man dagegen pro- Ecke aufgenommen? Wenn Sie den Ort wissen, schreiben Sie uns die Lösung Eine Ausstellung geber, das Bezirksamt Mitte, gesetzlich verpflichtet. Wir blemlos schon in der Grundschule erlernen, es funktio- und vergessen bitte auch nicht Ihre Post-Adresse! Denn unter allen richtigen sind ihr bislang meist in einer traditionellen Form nachge- niert immer und ist kurz und platzsparend. Statt des gene- • Seite 12 / 13 Wahlen im Bezirk Mitte Einsendungen verlosen wir wieder einen Büchergutschein der Buchhandlung kommen (»Liebe Leserinnen und Leser«). Das ist jedoch rischen Maskulinums im klassischen Deutsch (»Liebe Le- am Moritzplatz. • Seite 14 Wie die Nördliche Luisenstadt sehr umständlich und verbraucht auf Dauer kostbaren wie ser«) führen wir da, wo es unterschiedliche männliche und Schicken Sie uns Ihre Antwort per Post an: Ulrike Steglich c/o Ecke Köpenicker, gewählt hat knappen Zeitungsplatz. weibliche Geschlechter eines personenbeschreibenden Elisabethkirchstr. 21, 10115 Berlin oder per Mail an: ecke.koepenicker@gmx.net Die Doppelnennung folgt noch weitgehend den Regeln un- Hauptwortes gibt, eine grammatisch neutrale Form ein. Seite 15 Gebietsplan und Adressen Der Einsendeschluss ist Montag, der 6. Dezember 2021. Unser letztes Bilderrät- serer Alltagssprache. Andere Konstruktionen dagegen Und zwar nur dort, wo es notwendig ist. Dann wird der sel zeigte die Rückseite der Eisfabrik. Seite 16 Eckensteher funktionieren nur in der Schriftsprache und kaum münd- Wortstamm durch ein »i« (Einzahl) oder ein »is« (Mehr- lich, etwa das »Große I« (LeserInnen), das Sternchen oder zahl) ergänzt: »Liebes Lesi, liebe Lesis«. Deklinieren kön- der Doppelpunkt (Leser*innen, Leser:innen) oder der nen wir unser vereinfachtes Neutrum genauso wie neutra- ——————————————————— I M P R E S S U M —— Schräg- bzw. Unterstrich (Leser /innen, Leser_innen). Im le Substantive sonst auch. Mündlichen muss dann eine Kunstpause, der sogenannte Die Methode ist also ziemlich einfach und kann auch von täglich von 8–20 Uhr unter der Tele- Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, »Glottisschlag«, das Sternchen bzw. den Unterstrich erset- Kindern oder Deutsch lernenden Nichtdeutschen sehr Keine Corona-Hotline mehr im fon-Nummer (030) 90 28 28 28 kon- Stadtentwicklungsamt zen. schnell begriffen werden. Sie ist ökonomisch und verlangt Gesundheitsamt Berlin Mitte taktiert werden. Redaktion: Christof Schaffelder, Die gesetzten Sonderzeichen stoppen aber unweigerlich keine langen Ergänzungsworte, ist also auch digital, etwa Die Corona-Hotline des Gesundheits- Für Themen, die den Bezirk Mitte be- Ulrike Steglich den Lesefluss, und es gibt keine einheitliche Regelung da- in Chats, gut zu gebrauchen. Zudem vereinfacht sie Wort- amts Mitte ist seit dem 11.10.2021 ein- treffen, muss aufgrund von Personal- Redaktionsadresse: »Ecke Köpenicker«, für, geschweige denn eine einheitliche Handhabung in den zusammensetzungen (»Lesibrief«). gestellt. Viele Fragen, die bislang an engpässen sowie wegen der steigen- c /o Ulrike Steglich, Elisabethkirchstraße 21, Schulen. Etliche Menschen können sich mit den als sehr Die Chance unseres vereinfachten Neutrums, sich in der die Hotline des Gesundheitsamtes den Fallzahlen auf Mailkommuni 10115 Berlin, Tel (030) 283 31 27, akademisch empfundenen Gendervarianten nicht anfreun- breiten Alltagssprache durchzusetzen, ist deutlich größer Mitte gerichtet wurden, können leicht kation umgestiegen werden. Bürgis ecke.koepenicker@gmx.net den, aus Gründen der Lesbarkeit oder weil sie überhaupt als die der besprochenen Alternativen. Es ist dabei nicht im Internet, durch den Chatbot oder können dem Gesundheitsamt Berlin Fotoredaktion: bezweifeln, dass sich auf diesem Wege Geschlechterge- einmal neu. Wir haben die Idee bei dem deutsch-brasiliani- die Hotline des Landes beantwortet Mitte gerne weiterhin eine E-Mail Christoph Eckelt, eckelt@bildmitte.de rechtigkeit herstellen ließe. Und nicht wenige befürchten schen Schriftsteller Zé do Rock entdeckt, der sie schon werden. Den Chatbot des Gesundheits an Corona@ba-mitte.berlin.de sen- Entwurf und Gestaltung: sogar, dass im Bemühen um Geschlechtergerechtigkeit ge- Mitte der 1990er Jahre in seiner Kunstsprache »Ultra- amts Berlin Mitte erreichen Sie hier: den. Diese wird zeitnah beantwortet. capa, Anke Fesel, www.capadesign.de rade eine neue soziale Barriere in unsere Sprache eingezo- doitsh« anwendete. Warum diese Variante in den öffentli- www.chatbot-mitte.de. Meldungen von COVID-19-Fällen und Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, gen wird. chen Debatten um eine geschlechtergerechte Sprache bis- Für allgemeine Beratungen kann die deren engen Kontaktpersonen wer- www.berliner-zeitungsdruck.de lang kaum eine Rolle spielte, wissen wir nicht. Wir werden Hotline der Senatsverwaltung für Ge- den an die zuständigen Sachbearbeitis V.i.S.d.P.: Ulrike Steglich Alternativen wie eine neutralisierende Substantivierung sie jedenfalls in dieser Ausgabe testen. sundheit, Pflege und Gleichstellung weitergeleitet. Für den Inhalt der Zeitung zeichnet nicht der des Partizips I (»Liebe Lesende«) empfinden wir als Herausgeber, sondern die Redaktion verant- schlechtes Deutsch. Zum einen führen sie zum grammati- Ulrike Steglich, Christof Schaffelder, Redakteuris wortlich. schen Paradoxon des »schiebenden Radfahrenden«. Zum anderen konstruieren sie die zu neutralisierenden Begriffe Wie gefällt Ihnen diese Variante? Schreiben Sie uns! gleich doppelt als Mittelwort: ein Verb (lesen) wird zu- Per Mail an postmaster@berliner-ecken.com oder nächst zum Adjektiv (lesend) umgeformt und anschlie- per Post an: Ecke-Redaktion c/o Ulrike Steglich, Die nächste Ausgabe Elektronischer Versand Ecken im Web ßend im Plural zum Substantiv (die Lesenden) verarbeitet. Elisabethkirchstraße 21, 10115 Berlin der Ecke Köpenicker erscheint Mitte Sie möchten die aktuelle Zeitung als Sämtliche Ausgaben der »Ecke Köpenicker« sind Zudem funktioniert die Methode nur in der Mehrzahl und Dezember 2021. PDF erhalten? Schreiben Sie uns eine als PDF archiviert und abrufbar unter: nur, wenn das zu neutralisierende Substantiv von einem kurze E-Mail! www.luisenstadt-mitte.de sowie auf der Verb abgeleitet ist. Oftmals funktioniert es nicht: »Eigen- Website des Bürgervereins Luisenstadt: tümer«, »Rassist« oder »Autor« zum Beispiel lassen sich www.buergerverein-luisenstadt.de auf diese Weise nicht neutralisieren. Bei anderen Worten beginnt sich das Hirn zu verknoten, probieren Sie bitte mal, »Schuster« auf diese Weise zu neutralisieren!
4 —— EC K E KÖP ENIC KER E CKE KÖPE NI CKE R—— 5 Bezirksamtsbeschluss zur Sicherung des Teepeelands 3500 Beamtis, Auf Ersuchen der Bezirksverordnetenversammlung hat das Bezirksamt nun einen Beschluss zur Sicherung des Teepee- 32 Bewohnis lands für die nächsten Jahre gefasst. Dabei unterscheidet es jedoch zwei Phasen. Am 15. Oktober wurde der Wagen In Phase 1 geht es um die Einrichtung des provisorischen platz Køpi unter einem enormen Spreeuferwegs. Hierzu heißt es im BA-Beschluss: »Das Be- zirksamt und seine Beauftragten haben in den letzten 10 Polizeiaufgebot geräumt Ch. Eckelt (2) Jahren sämtliche zur Herstellung erforderlichen Flächen entlang der Spree erwerben oder dauerhafte Nutzungs- Spätestens ab dem 14. Oktober, dem Tag vor der angekün- rechte sichern können. Da die wasserbaulichen Maßnah- digten Räumung des Wagenplatzes Køpi, dürften sich die men (…) kostspielig und vom Planungsprozess aufwändig Bewohnis des Melchiorblocks und angrenzender Straßen- sind, wurde entschieden, den Spreeuferweg provisorisch züge wie im Krisengebiet gefühlt haben. Systematisch wur- herzustellen. Hierzu wurde das Freiraumplanungsbüro den die Straßenzüge rund um das autonome Zentrum ab- Gruppe F beauftragt, eine Planung zu erarbeiten, die die geriegelt, nur Anwohnis durften noch passieren, selbst der vorhandenen Nutzungen, die topographischen Gegeben- Weg entlang des Spreeufers war gesperrt. Am Tag der Räu- heiten und die denkmalwürdigen Relikte der Grenzsiche- mung füllte sich allein die Melchiorstraße mit zahllosen rung mit umfassender Partizipation der Betroffenen sensi- Mannschaftswagen, Räumfahrzeugen und weiterem bel berücksichtigt. Diese Planung umfasst die Sicherung schweren Gerät. Im Zeitraum vom 14. bis 16. Oktober wa- Ch. Eckelt von Teepeeland am bisherigen Standort. Die Stadtentwick- ren wegen der Räumung insgesamt 3500 Polizeibeamtis lung wird eine Vereinbarung mit Teepeeland schließen, die »rund um die Uhr im Wechsel« im Einsatz. Zur Verstär- diese Absicherung beinhaltet.« kung der Berliner Polizei wurden Einsatzkräfte aus acht Als Phase 2 nennt das Bezirksamt den Gestaltungswett erhaft nur einem Nutzenden zur Verfügung gestellt wer- weiteren Bundesländern – Brandenburg, Bayern, Hessen, bewerb, den es irgendwann geben soll, und die darauffol- den können. Dies würde dem Grundsatz des öffentlichen Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen gende Umsetzung einer endgültigen Gestaltungslösung. Guts ›Öffentliches Straßenland‹ widersprechen. Natürlich und Bremen – sowie Bundespolizei zusammengezogen. Ab Dazu wird mitgeteilt: »Die Zur-Verfügung-Stellung von ist es grundsätzlich denkbar, solche Flächen zeitweise ca. 10.30 Uhr wurde dann am Freitag, dem 15. Oktober ge- Optionsflächen kann sich nur aus dem Planungswett durch die bereits ansässigen Initiativen bespielen zu las- räumt: mit mehreren Anläufen unter Einsatz von Räum- bewerb ergeben und nicht pauschal garantiert werden. sen.« Der Wettbewerb solle »zutage fördern, welche Nut- panzern, Hebebühnen und anderem schweren Gerät und Grundsätzlich sind Optionalflächen eine gute Idee, um zungen wo untergebracht werden.« unter der Gegenwehr der Personen auf dem Areal. Zum flexibel auf Ansprüche der Stadtbevölkerung reagieren zu Doch Provisorien können in Berlin bekanntlich sehr lange Zeitpunkt der Räumung lebten noch 32 Menschen auf dem können, jedoch ist ausgeschlossen, dass diese Flächen dau- dauern … us Wagenplatz. Ohnehin deutet vieles darauf hin, dass auf dem nun herme- Das Gelände an der Köpenicker Straße 133 bis 138 war im tisch abgeriegelten Grundstück so bald nichts gebaut wer- Februar 1990 besetzt worden. Hierzu zählten der Wagen- den wird. Dafür deutet manches daraufhin, dass hier mit platz sowie das Hinterhaus der Köpenicker Straße 137. 1991 Amtshilfe lediglich mehr »Beinfreiheit« für Grundstücks- Kiezblockinitiativen … Solche Konzepte werden in anderen Städten bereits prakti- ziert. Die Berliner Kiezblocks orientieren sich dabei laut erhielten die Hausbewohnis Mietverträge. Nach diversen Verkäufen konnten sie im Jahr 2008 einen Mietvertrag spekulation geschaffen wurde. Nachverfolgen lässt sich, dass die Køpi seit einer Versteigerung 2007 zum undurch- »Changing Cities« vor allem am Vorbild der Superblocks in über 30 Jahre für das Haus aushandeln, demzufolge blieb schaubaren Firmengeflecht der Sanus AG des Immobilien- … nun auch für die Nördliche Luisenstadt Barcelona, kombiniert mit Ansätzen der niederländischen es von der Räumung verschont. unternehmers Siegfried Nehls gehört. Seitdem wechselten »Kompartments«. Das bedeute, Mischnutzungsflächen in- Zwangsvollstreckt wurde am 15. Oktober ein Räumungs die Besitzis mehrfach, waren aber immer Teil des Sanus- Die bereits bestehenden Initiativen »Kiezblock Alte Jakob« nerhalb eines Kiezblocks zu definieren – für Radfahris, titel, den der Eigentümer des Grundstücks vor Gericht er- Geflechts. Seit 2013 tritt die Briefkastenfirma »Startezia und »Engelbecken« haben sich im Oktober zur gemeinsa- Fußgängis und die Wiederbelebung der Straßenräume. Der wirkt hatte, mit Verweis auf eine Baugenehmigung aus dem GmbH« als Eigentümerin auf, so auch im Prozess im Juni men Initiative »Kiezblock Nördliche Luisenstadt« zusam- Kfz-Durchgangsverkehr hingegen verläuft auf den dafür Jahr 2015. Diese wäre nur noch bis zum November dieses dieses Jahres. Auch sie gehört zum Sanus-Firmennetz. mengeschlossen, um besser die gemeinsamen Ziele zu ver- vorgesehenen Hauptstraßen. Jahres gültig gewesen und erloschen, wenn nicht bis dahin Siegfried Nehls ist dabei kein Unbekannter, auch mit der folgen und Ansprechpartni für alle Einwohnis der Nörd Die Kiezblockinitiative Nördliche Luisenstadt will dem sofort und unverzüglich mit »bauvorbereitenden Maß Justiz hatte er des Öfteren zu tun: 2007 etwa war gegen ihn lichen Luisenstadt zu sein. Durchgangs- und Schleichverkehr insbesondere in Anlie- nahmen« begonnen würde. Ein Eilantrag der Køpi gegen ermittelt worden, 2015 stand er wegen Missbrauchs von Aber was sind überhaupt »Kiezblocks«, von denen jetzt in ger- und Nebenstraßen des Gebiets den Kampf ansagen. die Zwangsräumung war vom Gericht abgelehnt worden. Titeln und Urkundenfälschung vor Gericht, und in Zossen Berlin so viel die Rede ist? »Changing cities« definiert sie Sie strebt Maßnahmen sowohl zur Erhöhung der Lebens- Zuvor hatten sich sowohl das Bezirksamt Mitte als auch ist man spätestens seit 2019 nicht gut auf Nehls zu spre- so: »Ein Kiezblock ist ein städtisches Quartier ohne Kfz- qualität als auch der Schulwegsicherheit im Kiez durch mehrheitlich die BVV Mitte für den Erhalt der Wagenburg chen, weil die Stadt einigen Sanus-Firmen vorwirft, Ge- Durchgangsverkehr. Die Straßen im Kiezblock gehören Verkehrsberuhigung und geänderte Verkehrsführungen ausgesprochen. Und bis zuletzt gab es Versuche, die ver- werbesteuern in Millionenhöhe nicht gezahlt zu haben. dem Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr; das Auto ist an: »Vernetzt mit dem angrenzenden Kiezblock ›Kreuzber- zwickte Lage doch noch anders zu lösen und die Räumung Die zahlreichen dubiosen Ungereimtheiten rund um die nur zu Gast. Alle Gebäude im Kiezblock sind trotzdem für ger Luisenstadt‹ wollen wir damit den Durchgangsverkehr abzuwenden. Laut Linksfraktion im Berliner Abgeordne- Sanus AG und Siegfried Nehls wurden auch auf der Web Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr, Lieferverkehr etc. erreich- zu den Spreebrücken und die davon ausgehenden Gefah- tenhaus hatte der Eigentümer das 2600 Quadratmeter gro- site zur Køpi ausführlich dokumentiert. bar, nur eine durchgängige Querung mit dem Kfz ist nicht ren im Kiez deutlich reduzieren. Abschnittweise wird dazu ße Grundstück über Makler zum Verkauf angeboten und Natürlich lässt sich ein beräumtes Grundstück besser ver- mehr möglich. Die übrigen (Wohn-)Straßen werden zu ein Kiezkonzept erarbeitet und in Kooperation mit den sich in Verhandlungen auch bereit gezeigt, es an eine lan- kaufen als ein besetztes. Insofern darf man wirklich ge- Grünflächen, Fußgängerzonen oder mit Radwegen und entsprechenden Verwaltungsebenen und der BVV umge- deseigene Wohnungsbaugesellschaft zu verkaufen. Kauf- spannt sein, was sich in der nächsten Zeit auf dem Areal Straßenmöbeln versehen. Damit der Kfz-Verkehr nicht ein- setzt.« us preis, Kaufvertrag und Notartermin hätten bereits festge- tun wird – oder eben auch nicht. Möglicherweise wird sich fach auf den Nachbarkiez ausweicht, ist es entscheidend, standen. »Dann ließ der Eigentümer die Verhandlungen der Innensenator dann einige unangenehme Fragen gefal- angrenzende Quartiere bei der Gestaltung von Kiezblocks Kontakt: kiezblock-luisenstadt@gmx.de platzen«, hieß es in einer Mitteilung der Linken vom 14. len lassen müssen zu diesem millionenschweren Einsatz. zu berücksichtigen und in die Planung miteinzubeziehen.« www.kiezblocks.de /noerdliche-luisenstadt Oktober. us
6 —— E CKE KÖP ENIC KER E CKE KÖPE NI CKE R—— 7 Ohne Strategie für die Fahrtrichtung kann man den benötigen Raum für den mo- torisierten Verkehr dort nicht verringern und Parkplätze Zugleich wurden die Ergebnisse einer Untersuchung des Baumbestandes vorgestellt. Untersucht wurden auch Rah- zum Abbauen gibt es keine. Die im »Radvorrangnetz« (auf menbedingungen wie Brandschutz, Entwässerung, Vegeta- Brückenstraße der Karte in roter Farbe markiert) vorgegebene Breite der tion und bauliche Gegebenheiten. Radverkehrsanlagen von 2,50 Metern ohne Markierungs- In der Präsentation werden Zielbilder definiert, die sich an Senat veröffentlicht Entwurf für ein streifen ist hier also beim besten Willen nicht zu erreichen. wesentlichen Aspekten orientieren: Zum einen die Erfor- künftiges Radverkehrsnetz Jedenfalls nicht, wenn auch noch Fußgängis Platz finden dernisse an Straßen als städtische Freiräume im Zuge der sollen. Schon jetzt passieren aber täglich oftmals 15.000 Mobilitätswende und eine Neuverteilung der Verkehrsflä- und mehr Radfahris die Jannowitzbrücke, wie die Zählstel- chen, die die Bedürfnisse von Fußgängis und Radfahris Kurz vor der Wahl beschloss der Senat einen Entwurfsplan le dort registriert. stärker in den Fokus rückt. Zum zweiten die Berücksichti- für ein umfassendes Berliner Radverkehrsnetz. Darauf hat- In der Praxis heißt das, dass sich zu Stoßzeiten nach jeder gung des Klimawandels und eine nachhaltige, klimage- ten die Verkehrsinitiativen der Stadt lange gewartet. Jetzt Ampelumschaltung von der Kreuzung Köpenicker Straße rechte Umgestaltung. Zum dritten mehr Aufenthaltsquali- werden sie ihn gründlich unter die Lupe nehmen. aus schon mal eine lange Schlange aus zwei Dutzend Fahr- tät und Raum für diverse Freizeitaktivitäten. Und schließ- rädern hintereinander in die Brückenstraße schiebt. Wenn lich auch die Berücksichtigung historischer Bezüge, etwa Eigentlich hätte man erwarten können, dass die Nördliche daraus eines Tages vier, fünf Dutzend werden sollten, wäre zur Michaelkirche oder zu dem geplanten Gedenkort für Ch. Eckelt Luisenstadt vorbildlich in das Radverkehrsnetz integriert die Kreuzung für andere Verkehrsteilnehmis vollends blo Gustav und Otto Lilienthal (siehe auch S. 10). sein müsste. Denn Am Köllnischen Park 3 ist ja schließlich ckiert. Möchte man das verhindern, müsste man jetzt Die vier räumlichen Schwerpunkte werden im Konzept de- die Dienstadresse der zuständigen Senatsverwaltung für Alternativen bedenken – zum Beispiel eine attraktive Fahr- finiert als: Kirchplatz, Michaelpromenade, »Michaelgar- Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Und wenn die bisheri- radroute über die wiederaufzubauende Waisenbrücke. Lei- ten« sowie »Lilienthalplatz Gustav + Otto«. Für jeden die- ge Senatorin und ihr für Verkehr zuständige Staatssekretär, die Abteilungsleitis und Referentis öfter mal mit dem Rad der findet sich aber im Senatsentwurf kein Hinweis darauf. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man stattdessen, Weniger Autoverkehr, ser Orte werden feste Zielvorgaben definiert. So wird etwa für den Michaelkirchplatz die Schließung der Melchior- unterwegs sein sollten, dann müssten sie eigentlich den grau eingezeichnet, andere mögliche Brückenanlagen. straße für den motorisierten Verkehr und die Öffnung für kritischen Blick für die Situation vor Ort schon selbst ent- Eine führt vom alten Widerlager an der Littenstraße diago- mehr Aufenthaltsqualität vielfältige Nutzungen, für den Aufenthalt und zum Spielen wickelt haben. nal über die Spree zur Brückenstraße und würde der Eng- angestrebt. Die historischen »grünen Dreiecke« sollen stelle sogar noch zusätzlichen Verkehr zuführen. Eine an- Zur Gestaltung des geplanten Grünzugs Michael wiederhergestellt werden, durch die Aufgabe der Park Leider merkt man das dem Planungsentwurf nicht an. dere überbrückt die Spree auf Höhe der Schleuse zwischen kirchstraße fand Ende Oktober ein Workshop statt plätze an diesem Ort soll eine Versickerung des anfallen- Denn es fehlen irgendwelche Hinweise auf eine Strategie Kloster- und Inselstraße. den Regenwassers ermöglicht werden. Für den künftigen zum Umgang mit der lokalen Problemzone, der Engstelle Lilienthalplatz »Gustav + Otto« an der Einmündung zur Brückenstraße. Die ist nämlich jetzt schon zu schmal, um Ist die Waisenbrücke damit vom Tisch? Warten wir mal ab. Schon seit längerem verfolgt der Bezirk Mitte das Ziel, Köpenicker Straße wird eine Verschmälerung der Fahr- sowohl den Autoverkehr als auch den übergeordneten Rad- Eine zusätzliche Radroute vom Alexanderplatz über die dem Raum zwischen Michaelkirchplatz und Michaelkirch- bahn von 9 auf 6 Meter angestrebt. Geplant sind informa- verkehr aufzunehmen. Auf weniger als eine Fahrspur pro Klosterstraße und eine neue Brücke zur Insel- und Köpe- straße Ecke Köpenicker mehr Aufenthaltsqualität zu ver- tive Ausstellungsflächen zu den Namensgebern des Plat- nicker Straße hätte natürlich auch Vorteile. Dazu müsste leihen. So empfiehlt das bezirkliche Verkehrskonzept den zes. Für Radfahris soll es farbige Markierungen im Kreu- jedoch die Situation am Alexanderplatz geklärt sein, über Umbau der Michaelkirchstraße als einen Maßnahmen- zungsbereich geben. Das Regenwasser soll über Vege die der Plan keine Auskunft gibt (»Detailuntersuchungen schwerpunkt. tationsflächen versickern. noch durchzuführen«). Und sinnvoll wäre es darüber hin- Der südliche Abschnitt der Straße soll verkehrsberuhigt Für den »Michaelgarten«, den Grünraum entlang der aus, dann auch Insel- und Köpenicker Straße ins Vorrang- und der Grünraum in Verbindung mit dem Straßenraum Straße, wird eine naturnahe Gestaltung mit Blühsträu- netz zu übernehmen. Derzeit sind diese in dem Plan nur aufgewertet werden. Dazu hat das Bezirksamt ein Pla- chern und artenreicher Wiese favorisiert. Flächen für gelb markiert. Entlang der Köpenicker Straße erstreckt nungskonzept in Auftrag gegeben, mit der Erarbeitung gemeinschaftliches Gärtnern, wie von vielen Anwohnis sich aber der Südteil der »Mediaspree« mit ihren vielen wurden das Landschaftsarchitekturbüro bgmr und das gewünscht, tragen zur Stärkung von Nachbarschaften bei. tausend Arbeitsplätzen im IT- und Medienbereich. Die Büro Gruppe Planwerk beauftragt. Die »Michaelpromenade« soll an den Klimawandel ange- jungen Mitarbeitis dieser Firmen nutzen extrem häufig das Bereits Ende April hatte ein Kiezspaziergang stattgefun- passt sowie zur Stärkung des Fuß- und Radverkehrs als ver- Rad. Zwar wurde auf der anderen Seite des Flusses entlang den, um gemeinsam mit den Anwohnis eine Bestandsauf- kehrsberuhigter Bereich ausgewiesen werden. Der überdi- der Holzmarktstraße gerade ein geschützter Super-Radweg nahme der Stärken und der Schwachpunkte zu machen. mensionierte Straßenraum kann um drei Meter in der eingerichtet. Den nutzt aber nur, wer ohnehin auf die Dabei wurden die von den Bürgeris angesprochenen Kri- Breite reduziert werden, Parkplätze werden zugunsten von Friedrichshainer Seite der Spree wechseln will. Südlich da- tikpunkte und Stärken des Orts, ihre Wünsche und Vorstel- breiteren Gehwegen reduziert. von fehlt in der Planung ganz offensichtlich eine überge- lungen für eine künftige Gestaltung aufgenommen. Für jeden dieser Orte wurden auf dem Workshop mit den ordnete Ost-West-Radverbindung durch Kreuzberg. Um die Ziele des Umbaus grundlegend zu klären, entwickel Anwohnis zusätzliche Angebote und Gestaltungsmöglich- ten die Büros nun im zweiten Schritt drei Planungsvarian- keiten diskutiert. Zum Schluss auch mal was Positives: Der geplante Spree- ten, die den Bürgis im Rahmen eines Workshops am 26. Doch bevor weitere Detailplanungen beginnen können, uferweg und der Mauerradweg sind nicht Bestandteile des Oktober (also bereits nach Redaktionsschluss) präsentiert muss zunächst die Finanzierung des Projekts geklärt und Radverkehrsnetzes. Das ist gut. Denn am Spreeufer ist und zur Diskussion gestellt wurden. Wer nicht daran teil- gesichert werden und die detaillierte Abstimmung mit der kaum Platz für Radfahris und das Erkunden des einstigen nehmen konnte, hat nun die Möglichkeit, auf der Online- Verwaltung erfolgen. us Mauerverlaufs sollte dann besser vorrangig für die Fußgän- Beteiligungsplattform meinberlin.de die Vorschläge einzu- gis möglich sein. Dorthin müssen wir nicht zusätzlich sehen und Kommentare dazu abzugeben. Die komplette Planung ist noch bis zum 10. November auf auch noch Radfahris lotsen. cs Definiert werden vier räumliche Schwerpunkte: der Micha der Plattform meinberlin.de /projekte einzusehen, hier elkirchplatz, die Grünfläche entlang der Michaelkirchstra- besteht zudem die Möglichkeit, sich dazu zu äußern und Radvorrangnetz, prioritäre Umsetzung, Breite RVA: 2,50 Meter Im Internet findet sich der Entwurf des Berliner Radverkehrs- ße, der Verkehrsbereich der Straße sowie der Einmün- sich mit Ideen in die Planung einzubringen. Ergänzungsnetz, Mindestbreite RVA: 2 Meter planes unter: www.berlin.de /sen /uvk /verkehr/verkehrs dungsbereich der Köpenicker Straße. Die beim Spazier- Hauptverkehrstraße, Mindestbreite RVA: 2 Meter planung /radverkehr/radverkehrsnetz gang geäußerten Wünsche und Vorschläge der Anwohnis (grün gepunktet) Detailuntersuchungen noch durchzuführen zu den einzelnen Orten wurden in der Präsentation noch- RVA= Radverkehrsanlage mals aufgelistet.
8 —— E CKE KÖP ENIC KER E CKE KÖPE NI CKE R—— 9 Heine-Forum, Auch Paul Spies, Vorstand und Direktor des Stadtmuseums wird die Gegend kaum erwähnt, nur einmal könnte er hier Ch. Eckelt Berlin, würdigte die Leistung aller Beteiligten und entwarf durchgeeilt sein, nämlich auf der Flucht vor einem damali- die Zukunftsvision eines vitalen Kultur- und Kreativquar- gen Ohrwurm, was er einem Freund so schildert: »Haben tiers mit dem Stadtmuseum und dem Köllnischen Park samt Bärenzwinger, mit dem Marinehaus und hoffentlich auch bald einer neuen Waisenbrücke. Und vielleicht, so ohne Heine Sie noch nicht Maria von Weber’s ›Freischütz‹ gehört? Nein? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenig- stens aus dieser Oper ›Das Lied der Brautjungfern‹ oder Spies’ Wunsch, könne man in diesem Zusammenhang auch ›den Jungfernkranz‹ gehört? Nein? Glücklicher Mann! – gleich die kleine Straße Am Köllnischen Park (die Haus- Wenn Sie vom Hallischen- nach dem Oranienburger-Thore, adresse der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Wer in Berlin nach Heinrich Heines Spuren sucht, dem und vom Brandenburger- nach dem Königs-Thore, ja selbst, Klimaschutz) für den motorisierten Verkehr sperren, um wird die Sache nicht gerade leicht gemacht. Zwar lebte er wenn Sie vom Unterbaum nach dem Köpniker-Thore ge- sie ebenfalls zum nutzbaren Teil des Kreativquartiers um- von 1821 bis 1823 in Berlin, das er als Jurastudent Harry hen, hören Sie jetzt immer und ewig dieselbe Melodie, das zugestalten. Heine betrat und als Dichter, scharfzüngiger Satiriker und Lied aller Lieder – den ›Jungfernkranz‹. (…)« Heine fühlt Auch Ephraim Gothe hatte zuvor in seiner Rede noch ein- politischer Journalist Heinrich Heine gut zwei Jahre später sich von dem Lied, das nun alle Damen intonierten, regel- mal das Ziel eines möglichst zügigen Neubaus der Waisen- wieder verließ. Dennoch: Füttert man heute eine Suchma- recht verfolgt, sogar bei dem »Fräulein ***li«: »›Ich will brücke betont, um das Museumsquartier besser an das his schine mit den Begriffen »Erinnerungsorte + Heinrich noch einmal von vorne anfangen‹, lispelt die Gütige, und torische Stadtzentrum auf der anderen Spreeseite anzubin- Heine + Berlin«, kommen zunächst mal allerhand Verwei- sie windet wieder ihren Jungfernkranz, und windet, und den. se auf die Berliner Mauer, die nun allerdings mit dem 1856 windet, bis ich selbst vor unsäglichen Qualen wie ein in Paris verstorbenen Dichter so gar nichts zu tun hatte, Wurm mich winde …« Die Erneuerung des Köllnischen Parks hatte lange auf sich nur eben, dass einer ihrer Grenzübergänge Heinrich- warten lassen. Bereits vor fünf Jahren hatten die Pläne für Heine-Straße hieß. Das war’s dann aber auch schon. Keine Rede ist von der den Umbau vorgelegen – doch dann hatte der damalige Annenstraße, wo man (gleich neben der heutigen überdi- Rundumerneuert Stadtentwicklungssenator Michael Müller die Maßnahme auf der Prioritätenliste nach hinten rutschen lassen. Erst im Jahr 2018 konnte das Verfahren wieder aufgenommen Doch hätte der Dichter wohl hier kaum anders gespottet als über die Kontrollen beim Grenzübertritt, als er von sei- nem Pariser Exil aus 1843 eine Deutschlandreise antrat: mensionierten wie atemberaubend langweiligen Heine- Magistrale) eine Lorelei aufgestellt hat – ach ja, die hat er ja auch bedichtet. Nun steht sie hier anmutig und ein we- Nach umfassender denkmal werden. »(…) ward von den preußischen Douanièrs / Mein Koffer nig unglücklich vor einer Kaufhalle herum, und an ihrem gerechter Sanierung wurde Im Sommer 2020 begannen im Auftrag des Bezirksamts visitiret. / Beschnüffelten Alles, kramten herum / In Hem- Sockel werden im typischen Berliner Pragmatismus Gemü- die Erneuerungsarbeiten am Gartendenkmal Köllnischer den, Hosen, Schnupftüchern; / Sie suchten nach Spitzen, se- und sonstige Kisten geparkt. Ende Oktober der Köllnische Park, auch die Obere und die Untere Denkmalschutzbe- nach Bijouterien, / Auch nach verbotenen Büchern. / Ihr Nach nur wenigen Schritten (sie führten an diesem Okto- Park feierlich wiedereröffnet hörde waren bei der Planung und Realisierung einbezogen. Thoren, die Ihr im Koffer sucht! / Hier werdet Ihr nichts bermorgen über eine tote Ratte auf dem Gehweg) steht Alle Wege und Vegetationsflächen wurden erneuert und entdecken! / Die Contrebande, die mit mir reist, / Die hab’ man dann am heutigen ganz und gar unspektakulären neue Bäume rund um den Bärenzwinger gepflanzt sowie ich im Kopfe stecken. / Und viele Bücher trag’ ich im Kopf! Heinrich-Heine-Platz vor einer klassizistischen Fassade, ein Trompetenbaum am Eingangsbereich. Der Eingangs- / Ich darf es Euch versichern, / Mein Kopf ist ein zwit- über der »Heinrich-Heine-Forum« steht. Das Gebäude platz an der Wallstraße um das Zilledenkmal wurde nach scherndes Vogelnest / Von konfiszirlichen Büchern.« (Aus: wurde um 1830 erbaut – natürlich nicht als Forum für den Am Ende wurde der Park sogar selbst zum Kunstwerk: Dem historischem Vorbild neu gepflastert. Gut zur Geltung Deutschland. Ein Wintermärchen) damals in Deutschland bereits heftig angefeindeten Dich- Zauber der eindrucksvollen Illuminierung – einer Licht- kommt nun die Skulpturenterrasse am Märkischen Muse- Vom einstigen Übergang ist es nicht weit zur Heinrich- ter, sondern als Exerzierhaus des Kaiser-Franz-Grenadier- und Klanginstallation der »LICHTPiRATEN«, die Farbspiele um mit neu verlegtem historischen Granitgroßsteinpfla- Heine-Straße und dem gleichnamigen Plattenbauviertel, Garde-Regiments Nr. 2. »Heinrich-Heine-Forum« heißt es auf Bäume und Bauten malte – konnte sich kaum jemand ster und Beeten. Zudem ist die Terrasse jetzt auch barriere- wobei man nicht recht weiß, was die Ostberliner Behörden erst seit 1998, als nämlich ein Investor drumherum ein entziehen. frei zu erreichen. Die im Park stehenden Skulpturen und in den 1960er Jahren veranlasst haben mag, ausgerechnet paar Neubauten mit Apartments, Büros und einer Tiefgara- Spolien (Reste alter Fassaden oder Skulpturen), der Brun- dieses Quartier nach dem Dichter zu benennen. In Heines ge errichten ließ und noch einen griffigen Namen für das Zuvor aber war am 20. Oktober der Köllnische Park am nen sowie der Eiskeller wurden restauriert und Bänke re- witzigen und brillant geschriebenen »Berliner Briefen« Ganze suchte. Heute befindet sich lediglich ein ALDI- Märkischen Museum vor einem großen Publikum feierlich pariert. Zum Schutz vor Vandalismus wird der Terrassen- Markt im einstigen Exerzierhaus, und an der Rückseite kle- eröffnet worden. Viele Menschen waren eigens gekom- bereich mittels einer Einzäunung nachts geschlossen. ben die landesüblichen Schilder, auf denen säuberlich auf- men, darunter etliche Mitarbeitis des Bezirksamts Mitte, Last but not least wurde auch der angrenzende Spielplatz geführt wird, was im Hinterhof alles verboten ist: Spielen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, in die Erneuerungsmaßnahmen mit einbezogen. Er erhielt zum Beispiel. Oder das Abstellen von Fahrrädern. des Märkischen Museums sowie aus dem Nachbargebäude, zwei neue Spielgeräte. Als der Park um 17 Uhr feierlich der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klima- wiedereröffnet wurde, war der Spielplatz noch überaus be- Keine Frage: Wer auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet schutz. Viele der Gäste hatten mit ihrer Arbeit dazu beige- lebt, viele Kinder tummelten sich an den neuen Geräten. diese groteske Kreuzung eines Denkmals preußischen Mi- tragen, dass der Köllnische Park nun rundumerneuert wie- Als er selbst in den 90ern in der Senatsverwaltung für litärgeistes mit einem Billig-Discounter auf den Namen der der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Stadtentwicklung gleich neben dem Köllnischen Park ar- »Heinrich-Heine-Forum« zu taufen, muss gewaltig was an Ihre Arbeit würdigten auch die politischen Vertretis in den beitete, sagte Ephraim Gothe, habe es den Spielplatz auch der Waffel gehabt haben. Der spottlustige Satiriker und An- Eröffnungsreden, gleich drei waren erschienen: Regine schon gegeben. »Aber längst nicht so viele Kinder.« Auch timilitarist Heine hätte seine helle Freude gehabt. Günther, die scheidende Senatorin für Umwelt, Verkehr das sei ein Beispiel positiver Entwicklungen in der Nördli- Wie wohl auch an der Posse um das Heinrich-Heine-Denk- und Klimaschutz, Mittes Bezirksbürgermeister Stephan chen Luisenstadt. us mal, das in den 1950er Jahren in Ostberlin an prominen- von Dassel und Ephraim Gothe, Stadtrat für Stadtentwick- tem Ort aufgestellt werden sollte. Aber dazu mehr in der lung in Mitte. Sie alle dankten den Mitarbeitis, die maß- nächsten Ausgabe. us geblich zur Realisierung der Parkerneuerung beitrugen, und das auch noch zügig innerhalb eines ziemlich engen Zeitrahmens – was in Berlin ja bekanntlich nicht selbstver- Ch. Eckelt ständlich ist.
10 —— EC KE KÖP ENIC KER AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 11 Cooler Typ wird Was der Verein in dieser Richtung erreicht hat, ist für mich es, Jugendliche von Drogen und Gewalt fernzuhalten und das erfreulichste Fazit der Freiraum-Werkstatt, die Anfang zum akrobatischen Radeln zu motivieren. Adam Corbett Oktober zum Neubauvorhaben Köpenicker Straße 104–114 hat den wilden Stil des Londoner Fahrradlebens dokumen- Pate stattfand. Das Architekturbüro LOVE und die WBM hatten Nachbarn, Betroffene und Interessierte zur Debatte in die Wallstraße 32 eingeladen. tiert. Der Chilangos Low Bike Club zeigt eine eigene Rad-Ästhe- tik. Die mexikanischen US-Einwanderis bauen ihre Fahr In der Köpenicker Straße 104–114 Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen, als ich erfuhr, räder zu verchromten, tiefergelegten »Lowriders« um. Aus dass die WBM gleich den ganzen Neubauriegel »Quartier den Armenvierteln von Mexiko-Stadt stammend, lehnen wird verdichtet und dabei an Lilienthal« nennen will. Eine Fläche darin könne vom Bür- Chilangos Kriminalität und Drogen ab. Sonntags fahren sie Lilienthal gedacht gerverein für ein Denkmal angemietet werden. Die Ideen als Gruppe durch die Stadt – und gegen das Stereotyp an, am Workshop-Tisch sprudelten: »Ein Themenspielplatz alle Menschen der Viertel seien kriminell. Der französi- Otto Lilienthal, damit die Kleinen beflügelt werden: Lili- sche Fotograf Jeoffrey Guillemard hat die Clubmitglieder enthal war schon ein cooler Typ!« Für die Bürgerbeteili- auch im Alltag begleitet. Nicht jeder Traum sollte sich erfüllen in unserer an Alp- gung lagen sogar kleine Aufkleber mit verschiedenen Sym- träumen aller Art so reichen Welt. Ob es gut war, dass sich bolen bereit. Die konnten in Pläne der Neubauten einge- Die Sonderausstellung im Märkischen Museum wird be- T. Seelie der Traum vom Fliegen erfüllt hat? Aber wahrscheinlich klebt werden. Auf einem war Lilienthals Gleiter abgebildet. gleitet von Filmvorführungen und Diskussionsveranstal- wird auch der Traum von einem schönen Denkmal für die Wahrscheinlich wäre es den Bewohnern am liebsten, wenn tungen. Zur Ausstellung ist außerdem eine Zeitung er- Flugpioniere Otto und Gustav Lilienthal wahr. gar nicht gebaut würde, denn abgesehen von dem unver- schienen, die während des Ausstellungszeitraums umsonst Seit vielen Jahren sehe ich, wenn ich in der Köpenicker meidlichen Lärm und Staub müssen auch eine ganze Men- verteilt wird. Straße an der grauen Stele vorbeiradle, die an die erste ge Bäume gefällt werden. Andererseits beschatten diese Flugzeugfabrik der Welt erinnert, in Gedanken ein ange- messenes Denkmal. Ich sehe zum Beispiel einen Lilien Bäume seit Jahrzehnten ausschließlich einen riesigen Park platz, und dass Wohnungen wichtiger sind als Parkplätze, Das Fahrrad als Utopie thal-Gleiter über der Straße schweben und stelle mir vor, wie viel eindrucksvoller so ein Erinnerungszeichen wäre. das ist Konsens in der Berliner Stadtplanung. Mein Eindruck ist ein bester. Lilienthal wird nicht verges- Die Easy Rider Show – nun als Ausstellung Aufruf des Stadt im Märkischen Museum Als ich im Jahr 2016 in dieser Kolumne an die Fabrik erin- nerte und um Gleichgesinnte warb, kam ich erstmalig per- sen, im Gegenteil. Über 500 Jahre ist es her, seit Leonardo da Vinci eine Vision hatte: »Es wird seinen ersten Flug museums: Berlin jetzt! sönlich in Kontakt mit dem Bürgerverein Luisenstadt. Ich nehmen der große Vogel, vom Rücken des Hügels aus. Das Gegenwart sammeln für das Stadt wollte anregen, dass beim geplanten Neubau Lilienthals Universum mit Verblüffung, alle Schriften mit seinem Fabrik berücksichtigt wird. Ruhm füllend. Und ewige Glorie wird dem Ort wo er gebo- Nachdem die Easy Rider Road Show im Sommer als mobile museum der Zukunft Ausstellung auf fünf umgebauten Lastenrädern in ganz Ber- Was Engagement von Bewohnern und Bürgern erreichen ren.« Otto Lilienthal ist in Anklam geboren und niemand lin unterwegs war und an unterschiedlichen Orten der Begleitend zur Easy Rider Road Show sammelt das Stadt- kann, ist eindrucksvoll in der Luisenstadt zu sehen. Ohne macht der Stadt diesen Ruhm streitig. Das Otto-Lilienthal- Stadt Station machte, gibt es nun als krönenden Abschluss museum Berlin Ihre Fotografien, Objekte und Geschichten den Bürgerverein wäre das Engelbecken kein so schöner Museum dort hat ein Duplikat der Berliner Fabrikeinrich- eine Ausstellung im Märkischen Museum. Dort ist die Road zum Fahrradfahren in Berlin. Park zur Erholung, gäbe es keine Gedenktafel für die Ma- tung in Aussicht gestellt. Für ein Museum steht aber leider Show vom 13. November 2021 bis Ende März 2022 zu se- Rund 80 Prozent der Berlinis besitzen ein Fahrrad. Es ist schinenstürmer auf der Adalbertstraße und auch nicht die keine Finanzierung in Aussicht. hen. Es ist eine gemeinsame Veranstaltung von musuku – ein Teil der Stadtentwicklung. Immer mehr Menschen nut- Stele für die Prominenten der Sebastiankirche im Luisen- Trotzdem könnte also im Erdgeschoss die »Otto Lilienthal Museum der Subkulturen und dem Stadtmuseum Berlin. zen es für Arbeit und Freizeit – auch wenn das in einer städtischen Kirchpark. Maschinenfabrik Berlin« der Köpenicker Straße 110 nach- verkehrsreichen Stadt wie Berlin nicht immer ungefähr- Ich fand eine Gruppe mit Interesse für die Historie dieses gebaut werden. Dort wurden ein »gefahrloser Dampfkessel Die Easy Rider Road Show widmet sich dem Fahrrad als lich ist. Mit Pop-up-Radwegen hat der Senat auf die Zunah- zentralen Berliner Viertels, die sich selbst schon lange für aus Schlangenrohr-Elementen«, Dampfmaschinen, Hei- einem Phänomen der Subkultur, als Vehikel eines Frei- me des Radverkehrs in Corona-Zeiten reagiert, und auch Lilienthal einsetzte und bei der ich also offene Türen ein- zungen, Transmissionen und schmiedeeiserne Riemen- heitsversprechens, Glücksbringer und Utopie. Die zweitei- im 2018 in Kraft getretenen Mobilitätsgesetz nimmt das rannte. scheiben gebaut. Otto Lilienthals Dreiklang-Signalhörner lige Ausstellung zeigt fotografische Projekte internationa- Fahrrad eine wichtige Rolle ein. Mit dem Aufruf Berlin mit ihren Akkord-Ton garantierten Schiffen im Nebel eine ler Fotografis. jetzt! möchte das Stadtmuseum von Ihnen wissen: Wie sichere Navigation. Hier wurde erstmalig in der Geschichte kann das Rad Berlin verändern? ein Flugzeug in Serie gebaut: der »Normalsegelapparat«. Die Fotoprojekte Egal ob Sie viel, wenig oder gar nicht mit dem Fahrrad un- Über der Straße kann ein solcher Lilienthal-Gleiter nicht terwegs sind: Gesammelt werden Ihre Erlebnisse und fliegen, das ist aus Baurechtsgründen ausgeschlossen. Aber Tod Seelie fotografiert seit dem ersten New Yorker »Bike Wünsche zum Radverkehr in Berlin. Welche Erfahrungen auf dem Gelände selbst, vielleicht über dem Spielplatz als Kill« im Jahr 2002 die Wettkämpfe, bei denen Punks auf machen Sie mit dem Rad oder mit Radfahris im Straßen- Sonnensegel schwebend, befestigt an den Dächern der selbstgebauten Fahrrad-Konstruktionen gegeneinander an- verkehr? Wie stellen Sie sich die Radwege der Zukunft vor? Neubauten. treten. Selbst ein leidenschaftlicher Radfahrer, ist Seelie in Gibt es etwas, das für Sie unbedingt zum Fahrrad(fahren) Dieser Platz soll Otto heißen und der Platz an der Ecke zur der Ausstellung mit einer weiteren Serie über gemein dazugehört? Und welche Bilder von heute sollten für die Michaelkirchstraße Gustav, um auch den vergessenen Bru- sames Radfahren und den Kubaner Félix Ramón Guirola nächsten Generationen festgehalten werden? Mit dem der zu würdigen, der großen Anteil hatte an den ersten Cepero vertreten, der rekordverdächtige Hochräder baut. Aufruf »Berlin jetzt!« bietet das Stadtmuseum Ihnen eine Luftfahrten der Menschheit. Falko Hennig Julie Glassberg hat mehrere Jahre lang die Mitglieder des öffentliche Plattform: Im Rahmen der »Sammlung online« Black Label Bike Club begleitet. Sie fotografierte die ei- des Stadtmuseums Berlin wird Ihr Beitrag sichtbar. Der Autor lädt täglich zu Fahrten oder Spaziergängen gentlich medienscheue Gruppe auch abseits der Straße. Und so sind Sie dabei: Machen Sie einfach ein Foto von »Engel, Flieger & Genossen« durch die Luisenstadt und Bei den in Berlin-Kreuzberg stattfindenden »Bike Wars«, sich und Ihrem Fahrrad, von Ihrem Radweg, oder etwas an- den schmalsten Park Berlins ein, täglich 15 Uhr, 2h /12,– eine Art Pogo auf dem Rad, bleibt am Ende eines Turniers derem, das Ihnen wichtig erscheint. Schicken Sie das Bild Archiv F. Hennig min. 5 Teilnehmer, Anmeldung erforderlich (0176) 20 21 53 39. nur eine Person im Sattel, weil die Räder der Mitstreitis zusammen mit dem ausgefüllten Formular (herunterzula- nicht mehr fahren. Christophe Gateau hat sie fotografiert. den auf der Website www.stadtmuseum.de / berlin-jetzt) Bei den Londoner »BikeStormz« fahren Tausende junger, per E-Mail an: berlinjetzt@stadtmuseum.de. meist männlicher Teilnehmis mit. Ziel der Bewegung ist Das Quartier Lilienthal im Modell
12 —— AU S D EM BEZ IRK MIT T E AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 13 Für die neue Bezirksverordnetenversammlung spielt das keine Rolle. Hier stellt sich zunächst die Frage, wen die Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung 2021 Berlin-Mitte vier berechtigten Parteien für das Bezirksamt vorschlagen. Relativ sicher werden das die Spitzenkandidatis sein, die Amtliches Endergebnis: auf den Wahlplakaten zu sehen waren: Der Grüne Stephan Grüne: 18 von Dassel als Bezirksbürgermeister, Ephraim Gothe für Partei Anzahl Anteil (Vgl. 2016) Sitze (Vgl. 2016) CDU: 8 die SPD und Carsten Spallek für die CDU sind wohl weiter- Grüne 44.653 28,5 % (+4,6 %) 18 (+4) Die Linke: 10 hin gesetzt. Für die Linke wird Christoph Keller statt SPD 28.997 18,5 % (-5,3 %) 12 (-2) Ramona Reiser ins Bezirksamt einziehen. Bei Redaktions- Die Linke 26.256 16,8 % (-1,1 %) 10 (+/-0) Sitzverteilung in der neuen BVV Mitte schluss war noch nicht entschieden, wen die Grünen für CDU 20.088 12,8 % (-0,7 %) 8 (+1) AfD: 3 An den Grünen kommt in der BVV keiner vorbei. die weiteren zwei Stadräti-Posten vorschlagen: Sabine FDP 10.419 6,7 % (+0,6 %) 4 (+1) SPD: 12 Mit ihren 18 Sitzen können sie sich aussuchen, Weißler, bislang zuständig für Kultur sowie das Straßen- AfD 7.565 4,8 % (-5,1 %) 3 (-2) mit wem sie die absolute Mehrheit bilden wollen: und Grünflächenamt, geht in den Ruhestand. Die beiden Volt 3.668 2,3 % (+2,3 %) 55 Sitze FDP: 4 Für die dazu notwendigen 28 Sitze reichen sowohl Stellen wurden vom grünen Kreisverband öffentlich ausge- Tierschutzpartei 3.410 2,2 % (+2,2 %) die 10 der Linken als auch die 12 der SPD. schrieben. Eine Mitgliedschaft wurde dabei nicht voraus- Die PARTEI 3.358 2,1 % (+2,1 %) gesetzt, dafür aber die Bereitschaft, einen Teil der Amtsbe- sonstige 8.042 5,1 % (+0,2 %) (-2) züge an den Kreisverband weiterzuleiten. Durchmarsch Die SPD im Bezirk Mitte wird sich dennoch fragen, wo sie diese Stimmen liegen gelassen hat. Denn in ganz Berlin verlor sie bei den BVV-Wahlen im Schnitt nur 1,8 % im Ver- Die konstituierende Sitzung der neuen BVV Mitte kann frühestens am 3. November stattfinden, weil sie erst nach der ersten Zusammenkunft des neuen Abgeordneten Wahlberechtigte Wählis Ungültige Stimmen 247.338 157.840 1.384 63,8 % 0,9 % (+10 %) (-0,5 %) der Grünen gleich zu 2016, in Mitte aber 5,3 %, also dreimal so viel. Und mit dem gleichen Ergebnis wie bei der Wahl zum Ab- hauses stattfinden darf. Die Wahl des neuen Bezirksamtes kann aber auch noch später erfolgen. Es bleibt also Zeit Gültige Stimmen 156.456 99,1 % (+0,5 %) geordnetenhaus hätten die Sozialdemokratis den Grünen zum Verhandeln. Geklärt werden muss z.B. die Verteilung Ein Drittel der BVV-Sitze reicht den dritten Sitz im Bezirksamt locker abgenommen. Bei der einzelnen Ressorts auf die Stadträtis. Das Bezirksamt gleich verteilt sein. In der abgelaufenen Periode unterstan- für Mehrheit im Bezirksamt der BVV-Wahl, bei der auch 16-Jährige und EU-Ausländis darf aber keine Miniatur-Geschäftsbereiche bilden und un- den beispielsweise Ephraim Gothe von der SPD gleich drei wahlberechtigt waren, bekamen die Grünen in Mitte aber geliebten Bezirksamtskollegis zuschustern. Im Bezirksver- Ämter (Stadtentwicklung, Soziales sowie Gesundheit), gut 5.500 mehr Stimmen als bei der Abgeordnetenhaus- waltungsgesetz sind die Strukturen der zehn Ämter in den während Carsten Spallek von der CDU nur dem Schul- und wahl, die SPD nur etwa 1000. Die 4.500 Stimmen Unter- Bezirken inzwischen festgelegt. Die können aber auch un- Sportamt vorstand. cs Die Grünen haben bei der BVV-Wahl 2021 im Bezirk Mitte schied gaben den Ausschlag. gesiegt. Sie besetzen künftig drei von sechs Sitzen im Be- Wahrscheinlich wollten etliche Wählis den Grünen im Se- zirksamt, darunter höchstwahrscheinlich auch den des Be- nat einen Denkzettel mitgeben, zum Beispiel wegen der zirksbürgermeistis. Und weil die Stimme des Bürgermeistis ihrer Meinung nach unzureichenden Fortschritte in der in Pattsituationen den Ausschlag gibt, kommt den Grünen Verkehrspolitik, und wählten fürs Abgeordnetenhaus eine in den kommenden fünf Jahren die entscheidende Rolle in andere Partei. Das zeigt auch der Vergleich mit dem Zweit- der Bezirkspolitik zu. stimmenergebnis der Bundestagswahl: Fürs Abgeordneten Ch. Eckelt haus bekamen die Grünen in Mitte einen mit 4,5 % deut- Volksentscheid: Mitte stimmt »Ja« Schon bei der vorherigen BVV-Wahl im Jahr 2016 war es lich niedrigeren Stimmenanteil als für den Bundestag, sie Beim Volksentscheid »Deutsche Wohnen & Co enteignen!« den Grünen gelungen, den letzten vergebenden Sitz im erreichten hier nur 26,2 %, da aber stolze 30,7 %. Und auch stimmte eine Zweidrittelmehrheit der Wählis im Bezirk höchsten Entscheidungsgremium des Bezirks zu ergattern. die SPD schnitt bei den Bundestagswahlen um etwa 2,6 % Mitte mit »Ja«. Besonders hoch war die Zustimmung im Damals schlugen sie die SPD um nur 159 Stimmen (ein besser ab – für den zweiten Bezirksamtssitz hätte ein Er- Wedding: Im Soldiner Kiez und im Gebiet um die Bad Promille) und sicherten sich damit neben einem zweiten gebnis wie dieses sogar knapp gereicht. Die FDP lag beim straße überschritt sie in einigen Stimmbezirken sogar die Sitz im Bezirksamt auch zusätzlich das Recht, das Bezirks- Bundestag um etwa 1,7 % besser. Baerbock zog in unserem 80 %-Grenze, am deutlichsten mit 83,6 % im Stimmbezirk bürgermeisti vorzuschlagen. Zwar hätte die SPD in einer Bezirk eindeutig stärker als Jarrasch, Scholz stärker als Mitte 615 mit Wahllokal im Diesterweg-Gymnasium (Ecke Zählgemeinschaft mit anderen Fraktionen die Grünen Giffey und Lindner stärker als Czaja. Weniger Stimmen für Pank- und Böttgerstraße). Weniger als die Hälfte der Wäh- noch überflügeln können, sie verzichtete aber damals auf den Bundestag als fürs Abgeordnetenhaus sammelten da- lis stimmten dagegen in einigen Stimmbezirken von Alt- eine solche Kampfansage. Ihr Stadtrat wurde dafür mit der gegen die sonstigen Parteien (-4,1%), die Linke (-3,8 %) und Mitte für die Enteignung, etwa an der Chausseestraße, im Leitung von drei der insgesamt zehn Ämter belohnt. Dies- die CDU (-1,1 %). Gebiet rund ums Kanzleramt und um die Heinrich-Heine- mal ist ein offener Konflikt noch unwahrscheinlicher, denn Straße (mit Wahllokal in der City-Grundschule Singer die Grünen gewannen deutlich mit einem Abstand von staße). Die wenigsten Stimmen sammelte das Volksbegeh- Ch. Eckelt 15.600 Stimmen oder zehn Prozent. ren mit 44,6 % im Stimmbezirk 204 im Gebiet um den Obwohl sie weniger als ein Drittel der BVV-Mandate besit- Axel-Springer-Verlag. zen, stellen die Grünen künftig die Hälfte des neuen Be- Im Wahlatlas der Landeswahlleiterin ist der Stimmbezirk zirksamts. Sie profitieren dabei von einer Änderung des gegenüber dem Volkspark Humboldthain an der Brunnen- Bezirksverwaltungsgesetzes, die im August in Kraft trat: straße mit nur 17,1 % eingetragen. Dabei handelt es sich Danach hat ein Bezirksamt in Berlin künftig sechs Mitglie- offensichtlich um einen Zahlendreher, denn sämtliche um- der: ein Bürgermeisti und fünf statt bisher vier Stadträtis. gebenden Stimmbezirke im Brunnenviertel verzeichnen Und dabei haben auch diesmal die Grünen wieder das Werte von um die 70 %. Doch wegen dieses Fehlers muss Glück, den zusätzlichen Stadtratiposten beanspruchen zu die Abstimmung wohl nicht wiederholt werden … cs dürfen. Ganz so knapp wie 2016 ist es nicht: Der SPD fehl- ten diesmal 772 Stimmen (fünf Promille), um den Grünen dieses Recht streitig machen zu können.
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